eine leseprobe - Bouvier Verlag
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eine leseprobe - Bouvier Verlag
ISBN 978-3-416-03231-5 Irene Haberland • Das Rheintal von Köln bis Mainz / The Rhine Valley from Cologne to Mainz Köln • Brühl • Bonn • Schwarzrheindorf Bad Godesberg • Siebengebirge • Drachenfels Kloster Heisterbach • Schloß Drachenburg Rolandsbogen • Nonnenwerth • Rhöndorf Schloß Marienfels • Unkel • Remagen • Sinzig Linz • Maria Laach • Andernach • Namedy • Sayn Koblenz • Stolzenfels • Rhens • Oberlahnstein Marksburg • Boppard • Kamp Bornhofen St. Goar • Lorelei • Oberwesel • Kaub Pfalzgrafenstein • Bacharach • Burg Rheinstein Mäuseturm b. Bingen • Niederwald • Bingen Rochuskapelle • Rüdesheim • Geisenheim Winkel • Eltville • Biebrich • Mainz Irene Haberland Das Rheintal The Rhine Valley von Köln bis Mainz from Cologne to Mainz BOUVIER Inhalt Köln Brühl Bonn Schwarzrheindorf Bad Godesberg Siebengebirge Drachenfels Kloster Heisterbach Schloß Drachenburg Rolandsbogen Nonnenwerth Rhöndorf Schloß Marienfels Unkel Remagen Sinzig Linz Maria Laach Andernach Namedy Sayn Koblenz Stolzenfels Rhens Oberlahnstein Marksburg Boppard Kamp Bornhofen St. Goar Lorelei Oberwesel Kaub Pfalzgrafenstein Bacharach Burg Rheinstein Mäuseturm b. Bingen Niederwald Bingen Rochuskapelle Rüdesheim Geisenheim Winkel Eltville Biebrich Mainz 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 31 32 34 40 42 44 46 48 50 52 58 60 62 64 5 66 68 70 72 74 78 80 82 86 88 90 94 96 98 100 102 104 106 108 Einführung „Der Rhein von Köln bis Mainz“ – mit diesem geografischen Begriff ist eine europäische Kulturlandschaft umfaßt, deren südlicher Abschnitt – von Koblenz bis Rüdesheim – seit 2002 den Rang eines Weltkulturerbes besitzt. In keinem europäischen Land findet sich eine vergleichbare Dichte von Burgen, Stadtbefestigungen und alten Ortsbildern, wie sie bis heute am Rhein anzutreffen ist. Wohl kein anderer Strom wurde so oft von Dichtern beschrieben und seit dem 17. Jahrhundert so häufig in Bildern festgehalten: die faszinierende Einheit von großartiger Natur und beeindruckender Baukunst zieht bis heute zahlreiche Touristen aus der ganze Welt an. Der vorliegende Band soll einen Einblick in diese einzigartige Kulturlandschaft geben, deren nördlichster Punkt mit dem Kölner Dom, der drittgrößten gotischen Kathedrale der Welt, definiert ist. Das Siebengebirge mit dem Drachenfels leitet über in das dichterische Rheinland. Zahlreiche Burgen und Schlösser – Sayn, Stolzenfels, die beiden Burgen Sterrenberg und Liebenstein, die sogenannten ‚feindlichen Brüder’ bis hin zur Lorelei bestimmen das von Sagen und Legenden geprägte Landschaftsbild. Der vorliegende Band dokumentiert die Fülle der kulturellen Denkmäler durch zeitgenössische Fotografien, denen historische Gemälde aus dem 19. und 20. Jahrhundert aus dem Besitz der Bonner ‚Sammlung RheinRomantik’ gegenübergestellt sind. Neben der künstlerischen Dokumentation durch die Maler steht die Veränderung dieser Landschaft, die dennoch durch ihre Vielfalt und ihren Abwechslungsreichtum bis heute unverwechselbar ist. Ausschnitt aus „Delkeskamp‘s neue Panorama des Rheins von Mainz bis Coeln“, Frankfurt 1839 6 Introduction „The Rhine Valley from Cologne to Mainz” – this geografic definition refers to a European cultural landscape, which since 2002 belongs to the world cultural heritage. No other European country boasts of a similar density of castles, town walls and fortifications like the Rhine area, no European river has found so many poets and artists to proclaim its legendary fame. The fascinating unity of nature and culture, of mountains and castles, legends and myths still attracts thousands of tourists every year. This book gives an impression of this unique culture landscape: Cologne Cathedrale - the third-largest Gothic Cathedrale of the world - defines its northern limits. The Siebengebirge (The ‘Seven Hills’) with its famous Drachenfels introduces the Rhine Valley of the poets. Numerous castles like Stolzenfels, Sterrenberg and Liebenstein (The ‘Hostile Brothers’) or even the legendary Loreley refer to the various myths and tales woven around the river Rhine and its mountains. Contemporary photos as well as historic landscape paintings – from the Bonn ‘Collection RheinRomantik’ – reveal the cultural heritage of the Rhine, they document the changes of the past centuries as well as illustrate the distinctive variety and diversity of the river Rhine landscape. Part of „Delkeskamp‘s neue Panorama des Rheins von Mainz bis Coeln“, Frankfurt 1839 7 James Webb, Ansicht von Köln mit dem unvollendeten Kölner Dom und Groß St. Martin vom Deutzer Ufer aus, 1870. Öl / Lw., 183 x 275 cm. (Privatbesitz) James Webb, View of Cologne with the unfinished Cathedral of Cologne and the Church of St. Martin from the Deutz shore, 1870. Oil / canv., 183 x 275 cm.(private property) Köln Die Stadt Köln blickt auf eine 2000jährige Geschichte zurück, der heutige Name spiegelt noch die lateinische Bezeichnung ‚colonia agrippina’ wieder. Heute gehört Köln zu den größten Städten Deutschlands und ist neben einem wichtigen Handelszentrum auch von herausragender kultureller Bedeutung. Der Kölner Dom, nach über 600-jähriger Bauzeit erst 1880 fertiggestellt, prägt bis heute die Kölner Rheinsilhouette und wurde 1996 in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. 8 Der Kölner Dom, Groß St. Martin und St. Agnes bei Nacht Cologne Cathedral and the Churches of St. Martin and St. Agnes at night Cologne The city of Cologne looks back on 2000 years of history, its name still reflects the former Latin word ‘Colonia Agrippina’. Today Cologne belongs to the largest cities of Germany, it is of both immense economic and cultural importance to the region. Cologne Cathedral was finally completed in 1880 after 600 years of various periods of construction; its architecture still dominates the city-silhouette of Cologne. Since 1996 it is listed as a Unesco World Heritage building. 9 Haupteingang von Schloß Brühl Main entrance of Bruhl Castle Schloß Falkenlust bei Brühl Die kurfürstliche Anlage von Schloß Augustusburg bei Brühl, auf halber Strecke zwischen Köln und Bonn gelegen, umfaßte auf dem großzügigen Gartengelände auch mehrere Gartenbauten, von denen das Jagdschloß Falkenlust heute das einzige noch erhaltene ist. Das Schlößchen wurde 1729 – 40 nach Plänen des bayerischen Hofarchitekten François de Cuvilliés errichtet. Die Lage des Schlosses, das zu den Kostbarkeiten des deutschen Rokoko gehört, wurde durch die Jagdleidenschaft des Kölner Erzbischofs und Kurfürsten Clemens August (1700 - 1761) bestimmt, der als begeisterter Falkenjäger von hier aus auf die Jagd ging. Falkenlust Castle at Brühl The extensive electoral park of Augustusburg Castle, situated exactly between Cologne and Bonn, also included several garden buildings in the extensive gardens, of which the hunting lodge Falkenlust is the only one that has been preserved. The little castle was built from 1729-40 following the plans of the Bavarian court architect François de Cuvilliés. The location of the castle which belongs to the treasure of German Rokoko, was determined by the passion for hunting of the archbishop and Elector of Cologne Clemens August (1700 - 1761), who started hunting from here as an enthusiastic hawk hunter. 10 Eingangstor von Schloß Falkenlust mit den Initialen CA des Kurfürsten Clemens August. Entrance gate of Falkenlust Castle with the initials CA referring to the Elector Clemens August. 11 Christian Georg Schütz d.J., Ansicht von Oberwinter und dem Drachenfels, 1799. Öl / Lw., 42,4 x 71 cm. (© Sammlung RheinRomantik, Bonn) Christian Georg Schütz the Younger, View of Oberwinter and the Drachenfels, 1799. Oil / canv., 42,4 x 71 cm. (© Collection RheinRomantik, Bonn) 21 Blick ins Rheintal von der Löwenburg View on the Rhine-Valley from the Löwenburg Kloster Heisterbach Das ehemalige Kloster Heisterbach, in einem idyllischen Tal nordöstlich von Königswinter im Siebengebirge gelegen, gehörte zu einer der frühen Klostergründungen der Zisterzienser im Rheinland. Der gewaltige Kirchenbau entstand in nur kurzer Bauzeit, 1202 erfolgte die Grundsteinlegung, 1237 bereits die Weihe der Kirche. Nach 600jährigem Bestehen wurde das Kloster 1803 säkularisiert und die Bauwerke auf Abbruch verkauft – ein Teil der Steine wurde u.a. zum Wiederaufbau der preußischen Festung Ehrenbreitstein in Koblenz verwendet. Einzig die Chorruine blieb erhalten, sie wurde relativ rasch zu einer romantischen Kulisse innerhalb eines englischen Landschaftsparkes, der hier im frühen 19. Jahrhundert angelegt wurde. Die einzigartige Landschaft und die Einbettung der Ruine in die Umgebung machte den Ort zu einem beliebten Ausflugsziel für Touristen: Ende des 19. Jahrhunderts wurde ein Hotel- und Gaststättenbetrieb auf dem Gelände eingerichtet. Abbey of Heisterbach The former Abbey of Heisterbach, situated in an idyllic valley northeast of Königswinter in the Siebengebirge, belonged to the early Cistercian monasteries in the Rhineland. The huge church was built within a very short time, the cornerstone ceremony was in 1202, already in 1237 the church was consecrated. After 600 years, the monastery was secularised in 1803, and the buildings were sold after demolition – part of the stones was used for the reconstruction of the Prussian fortress of Ehrenbreitstein in Koblenz. Only the ruin of the abbey’s choir has been preserved, very soon it became a romantic setting within an English landscape park, which was laid out in the early 19th century. The unique landscape and the embedding of the ruin in the environment made the location a favoured tourist attraction: at the end of the 19th century, a hotel with restaurant was built in this area. 22 Chorruine Heisterbach Ruin of the choir of Heisterbach 23 Schloß Drachenburg mit südlichem Park Drachenburg Castle with southern park Schloß Drachenburg Das unterhalb des Drachenfelses gelegene Schloß Drachenburg wurde 1882 von Baron Stephan von Sarter geplant und als repräsentativer Wohnsitz errichtet, der Sohn eines Bonner Gastwirtes bewohnte das Schloß jedoch nie selbst. Nach einer wechselvollen Geschichte im 20. Jahrhundert, u. a. auch als Adolf-Hitler-Schule im 2. Weltkrieg, wurde es 1971 von privater Hand erworben. Der neue Besitzer Paul Spinat begann eine umfangreiche Instandsetzung und rettete so das Anwesen vor dem Abriß. Heute gehört das Schloß samt Parkanlagen dem Land Nordrhein-Westfalen. Seit 1995 werden umfangreiche, sehr behutsame Restaurierungen von der NRW-Stiftung in enger Kooperation mit der Stadt Königswinter durchgeführt, die das Schloß wieder so weit wie möglich in den ursprünglichen Zustand versetzen sollen. 24 Die ‚Lange Galerie’ in Schloß Drachenburg The ‚Long Gallery’ in Drachenburg Castle Drachenburg Castle Drachenburg Castle, situated beneath the Drachenfels was planned by the baron Stephan von Sarter in 1882 and built as a prestigious domicile, yet the son of a Bonn innkeeper never lived in the castle himself. Following a varying history in the 20th century, among others as a Adolf-Hitler School during World War II, it was acquired by private proprietors in 1971. The new owner Paul Spinat started a considerable restoration and thus protected the castle from being demolished. Today, the castle with its parks belongs North Rhine-Westphalia. Since 1995 the North Rhine-Westphalia Foundation has realised considerable, very careful restoration works in close cooperation with the city of Königswinter in order to reconstruct the castle as far as possible. 25 Der Rolandsbogen Rolandsbogen und Drachenfels gehören zu den typischen Charakteristiken der Rheinlandschaft, hier werden Mythen und Legendenwelt der Sagen zusammengeführt. Der Rolandsbogen ist der einzig verbleibende Teil einer Burg, die im 12. Jahrhundert als kölnische Feste durch den Kölner Erzbischof Friedrich I. errichtet wurde. Im 15. Jahrhundert während des burgundischen Krieges zerstört, diente sie später als Steinbruch für den Bau des Klosters Nonnenwerth. Der letzte verbleibende Fensterbogen stürzte 1839 ein; auf Initiative des Dichters Ferdinand Freiligrath, der 1839 – 1841 in Unkel wohnte, erfolgte ein Spendenaufruf in der Kölnischen Zeitung, der zum Wiederaufbau des Rolandsbogens führte. Der Kölner Dombaumeister E. F. Zwirner leitete die Rekonstruktion. 26 Oberlahnstein Das rechtsrheinische Oberlahnstein gegenüber von Stolzenfels an der Lahnmündung weist gleich zwei Burgen auf: unmittelbar am Rheinufer liegt die alte kurmainzische Mar-tinsburg, oben auf der Höhe die aus dem 13. Jahrhundert stammende Burg Lahneck. Während die obere Burg Lahneck auch heute noch besucht werden kann – sie wurde im 19. Jahrhundert umfangreich restauriert – befinden sich heute in der Martinsburg Verwaltungsräume, Wohnungen und das Lahnsteiner Fastnachtsmuseum. Die Burg Lahnstein erlangte im 19. Jahrhundert traurige Berühmtheit durch das Schicksal einer jungen schottischen Touristin: Idilia Dubb besuchte 1851 den Turm, um von dort aus Skizzen der Umgebung anzufertigen. Auf dem Turm angelangt, brach jedoch die Holztreppe hinter ihr ein, so daß sie den Bergfried nicht mehr verlassen konnte. Trotz zahlreicher Suchaktionen in der Umgebung von Lahnstein wurde sie nicht gefunden, erst 1863 entdeckten Bauarbeiter ein Skelett auf dem Turm, das durch ein ebenfalls dort gefundenes Tagebuch als das der 17-jährigen Idilia Dubb identifiziert werden konnte. Oberlahnstein Oberlahnstein, situated on the right side of the Rhine opposite to Stolzenfels close to the river Lahn, has two castles: immediately on the Rhine shore is the old Martinsburg of the Electorate of Mainz, at the top of the hill you find Lahneck Castle from the 13th century. While the upper Lahneck Castle can be visited even today – it was considerably restored in the 19th century – the Martinsburg today houses administration offices, flats and the Carnival Museum. Lahneck Castle gained notoriety because of the destiny of a young Scottish tourist: Idilia Dubb visited the tower in 1851 in order to take sketches of the environment. Arrived on top of the tower, the wooden stairs broke down behind her so that she could not leave the donjon. Despite numerous searching operations within the Lahnstein region she could not be found. In 1863, building workers discovered a skeleton in the tower which was identified as the skeleton of the 17 years old Idilia Dubb with the help of her diary which was found close to her. 62 Johann Jakob Dietzler, Niederlahnstein und KappellenStolzenfels, 1830. Öl/Holz, 33 x 57 cm. (© Sammlung RheinRomantik, Bonn) Johannes Jakob Dietzler, Niederlahnstein and Kapellen-Stolzenfels, 1830. Oil / wood, 33 x 57 cm. (© Collection RheinRomantik, Bonn) Die Rheinfront der Martinsburg in Oberlahnstein The Rhine front of the Martinsburg in Oberlahnstein 63 Marksburg Die rechtsrheinische Marksburg, oberhalb von Braubach, gehört neben der Burg Eltz an der Mosel zu den wenigen unzerstörten Höhenburgen im Rheinland. Ihre Bedeutung liegt in der nahezu kompletten Erhaltung als mittelalterliche Wehranlage mit Bergfried, Zwingern und Bastionen, im Inneren sind noch Küche, Kemenate, Kapelle, Weinkeller, Rüstkammer und Rittersaal in den ursprünglichen Räumen erhalten. Die Inneneinrichtung der Burg ist zum Teil rekonstruiert, bzw. durch Ankäufe ergänzt worden: so befindet sich in der Rüstkammer heute die ‚Gimbelsche Sammlung’, eine Zusammenstellung von 12 lebensgroßen Figuren von 1880, die die Entwicklung der Rüstung von der Antike bis zum Mittelalter veranschaulichen. Heute ist auf der Marksburg auch der Sitz der Deutschen Burgenvereinigung e.V., der ältesten überregional tätigen Denkmalschutzinitiative in Deutschland. Die Rüstkammer auf der Martinsburg / The armory of the Marksburg 64 Marksburg The Marksburg, situated on the right sight of the Rhine, belongs – next to Eltz Castle on the Moselle - to the few hilltop castles in the Rhineland which were not destroyed during the past centuries. Its importance lies in the almost complete conservation as medieval fortification system with donjon, kennels and bastion. Within the castle kitchen, bower, chapel, armory and knight´s hall are preserved in the original rooms. The interior fitting of the castle was partly reconstructed or completed through later purchases: in the armory there is the ´Gimbel collection´ today, a composition of 12 lifesize figures of 1880 illustrating the development of the suit of armor from the ancient world until the Middle Ages. Today, the domicile of the German Castle Association e.V. - one of the oldest national monument protection initiatives in Germany – has its domicile on the Marksburg. Ansicht der Martinsburg von Süden View of the Marksburg from the south 65 George Clarkson Stanfield, Rheinfels von St. Goarshausen aus, 1872. Öl/Lw., 49 x 76 cm (© Sammlung RheinRomantik, Bonn) George Clarkson Stanfield, Rheinfels seen from St. Goarshausen, 1872. Oil/Canv. 49 x 76 cm (© Collection RheinRomantik, Bonn) St. Goar und Ruine Rheinfels Die Gründung des linksrheinischen St. Goar geht bis in die römische Zeit zurück. Seinen Namen erhielt der Ort durch den aus der Auvergne stammenden Mönch St. Goar, der sich hier in der Mitte des 6. Jahrhunderts niederließ. Bereits kurz nach seinem Tod begann seine Heiligenverehrung. Die ehemalige Stiftskirche St. Goar, heute evangelische Pfarrkirche gehört zu den wichtigen spätgotischen Bauten am Mittelrhein, die dreischiffige Kirche weist wie die Liebfrauenkirche in Oberwesel ein spätgotisches Langhaus auf, das Mitte des 15. Jahrhunderts fertiggestellt wurde. Oberhalb von St. Goar liegt die Festung Rheinfels, die ursprünglich zu den größten Festungsanlagen im Rheintal gehörte. Die Anfänge der heutigen Burganlage wurden 1245 unter Graf Diether von Katzenelnbogen begonnen, bereits 1255/56 konnte die Anlage einer einjährigen Belagerung durch den Rheinischen Bund standhalten. Die eigentliche Kernburg diente im 15. Jahrhundert den Landgrafen von Hessen-Kassel als Residenz, im 17./18. Jahrhundert wurden umfangreiche Festungsanlagen auch auf dem westlichen Bergrücken angelegt. Heute ist die Burg städtischer Besitz; die gesamte Burganlage kann ebenso wie die unterirdischen Kasematten und Gänge besichtigt werden. 70 Ostseite der Festung Rheinfels / Eastern part of the fortress of Rheinfels Inneres der Stiftskirche St. Goar Interior of the collegiate church of St. Goar St. Goar and Rheinfels Castle The foundation of St. Goar, situated on the left side of the Rhine, traces back to Roman Times. Later the town got its name from the monk St. Goar coming from the French Auvergne who settled here in the middle of the 6th century. Already shortly after his death his veneration as a saint began. The former collegiate church of St. Goar, today Protestant parish church, belongs to the most important late-Gothic buildings on the Middle Rhine. The church with one central nave and two side aisles has a late-Gothic nave like the Liebfrauenkirche in Oberwesel which was completed in the middle of the 15th century. Above St. Goar lays the fortress of Rheinfels, which originally belonged to the largest fortress complexes in the Rhine Valley. The beginnings of the castle complex were made in 1245 under Graf Diether von Katzenelnbogen, already in 1255/56 the complex could resist a one yearlong siege of the Rheinische Bund. The main castle served as residence for the Landgraf of Hessen-Kassel in the 15th century, during the 17th and 18th centuries considerable fortifications were built even on the western ridge. Today, the castle belongs to the city; the overall castle complex can be visited as well as the subterraneous casemates and channels. 71 Lorelei Christian Eduard Boettcher, Überfahrt an der Lorelei, 1880. Öl / Lw., 75 x 125 cm (© Sammlung RheinRomantik, Bonn Christian Eduard Boettcher, The crossing at the Loreley, 1880. Oil/Canv. 75 x 125 cm (© Collection RheinRomantik, Bonn) Der Lorelei-Felsen gehört heute zu den bekanntesten Orten am Mittelrhein, sagenumwoben und neben dem Drachenfels mit am häufigsten dargestellt. Eigentlich ist die Lorelei nur ein massiver, vom Taunus aus in den Rheinlauf ragender Schieferfelsen, der den Rhein an dieser Stelle auf gerade mal 113 Meter Breite verringert: die Lorelei-Passage gehört für die Schiffahrt neben dem Binger Loch zu den gefährlichsten Stellen am Mittelrhein. 1801 verfaßte der Dichter Clemens Brentano seinen Roman ‚Godwi’, in dem zum ersten Mal die Figur der Lorelei auftrat – allgemein gilt daher auch das Jahr 1801 als der Beginn der literarischen Rheinromantik. Der Sage nach war die Lorelei eine Nixe, die auf dem gleichnamigen Felsen saß und mit ihrer Stimme die Rheinschiffer anlockte, die wegen ihres faszinierend schönen Gesangs die gefährliche Strömung und die Felsenriffe nicht beachteten und mit ihren Schifferbooten an den Felsen und am Ufer zerschellten.In der Nähe der Lorelei liegt eine von 1934 – 39 unter den Nationalsozialisten errichtete arenaförmige ‚Thing-Stätte’, in den Jahren 1952 bis 1967 fanden hier jährliche Festspiele statt. Heute wird die Anlage noch für Großveranstaltungen (Konzerte u.a.) genutzt. 72 Aalschokker vor der Lorelei / Fishing boat in front of the Loreley Loreley Today, the Loreley Rock belongs to the most famous places on the Middle Rhine, it is as legendary and illustrated as often as the Drachenfels. Actually, the Loreley is just a massive slate rock extending into the Rhine from the Taunus, reducing the Rhine to 113 meters width at this point: For the navigation, the Loreley passage is one of the most dangerous places in the Middle Rhine next to the Binger Loch. In 1801, the poet Clemens Brentano wrote his novel ‚Godwi’, where the figure Loreley was mentioned for the first time – this is why in general, the year 1801 is considered as the beginning of the literary Rhine Romantic. Legend has it that Loreley was a mermaid sitting on a rock and attracting Rhine skippers with her voice, who then did not pay attention to the dangerous current because of her fascinatingly beautiful song and who shattered with their riverboats on the rocks and on the shore. Near the Loreley, there is an arena-shaped ‚Thing-Place’, built from 1934 – 39 under the National Socialists. In the years 1952 to 1967, festivals took place here every year. Today, the complex still serves as place for major events (concerts etc.). 73 Ochsenturm und Liebfrauenkirche in Oberwesel Ochsenturm and Liebfrauenkirche in Oberwesel Die Schönburg in Oberwesel Schönburg Castle in Oberwesel Oberwesel and Schönburg Castle The city of Oberwesel, situated on the left side of the Rhine, also traces back to Roman times, just like almost all Middle Rhenish cities. In the Middle Ages, the city was counted among the rich cities, its economic importance already becomes apparent in its two main churches (Liebfrauen and St. Martin), it has two monasteries and one Beguine court. Additionally, nine monasteries kept their own domains here. In the south of Oberwesel, Schönburg Castle is located on a steep and precipitous ridge. This castle is considered as one of the most impressive castles on the Middle Rhine. Built in the early 12th century, it was destroyed during the Palatine War of Succession like many Rhenish castles; it was only at the beginning of the 20th century that it was reconstructed by its new American owner. Today, it is in possession of the city of Oberwesel. Especially remarkable is the characteristic shield wall, the so-called ‚High Coat’, protecting the castle to the vulnerable southern side. 74 Gesamtansicht von Oberwesel von Norden / Overall view of Oberwesel from the north Oberwesel und die Schönburg Die linksrheinische Stadt Oberwesel geht ebenfalls wie fast alle mittelrheinischen Ortschaften bis in die Römerzeit zurück. Im Mittelalter zählte sie zu den wohlhabenden Städten, ihre wirtschaftliche Bedeutung wird schon dadurch deutlich, daß sie zwei große Stifte (Liebfrauen und St. Martin), zwei Klöster und einen Beginenhof aufwies. Darüber hinaus unterhielten hier neun Klöster eigene Hofgüter. Südlich von Oberwesel liegt auf einem nach drei Seiten steil abfallenden Bergrücken die Schönburg, die als eine der eindrucksvollsten Burgen am Mittelrhein gilt. Im frühen 12. Jahrhundert erbaut, wurde sie wie viele rheinischen Burgen im Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstört; erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde sie durch den Amerikaner Rhinelander wieder instandgesetzt. Heute gehört sie der Stadt Oberwesel. Auffallend ist besonders die markante Schildmauer, der sog. ‚Hohe Mantel’, die die Burg zur verwundbaren südlichen Seite hin schützt. 75