Pflanzenöl als Krafstoff
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Pflanzenöl als Krafstoff
Pflanzenöl als Kraftstoff Stefan Ludwig Produktmanagement (MVD-VLP) MAN Nutzfahrzeuge Vertrieb GmbH Dachauerstrasse 667 80995 München 089-24202-7563 [email protected] www.man-trucks.com MAN Nutzfahrzeuge Gruppe MVD Produkt Management Pflanzenöl als Kraftstoff (2.1) 16.03.2006 1 Pflanzenöl als Kraftstoff Inhalt Allgemeine Informationen zum Betrieb mit Pflanzenöl als Kraftstoff Norm und Qualität Vergleich Pflanzenöl/ Biodiesel/ Diesel Wesentliche Eigenschafts-Unterschiede technische Lösung/ Umbausatz (Beispiel) technische Probleme Standpunkt MAN/ Zusammenfassung weiterführende Informationen/ Links oft gestellte Fragen MAN Nutzfahrzeuge Gruppe MVD Produkt Management Pflanzenöl als Kraftstoff (2.1) 16.03.2006 2 Pflanzenöl als Kraftstoff Norm und Qualität • Weihenstephaner Standard (freiwillig definierter Qualitätsstandard) • keine Norm (DIN oder EN) existent MAN Nutzfahrzeuge Gruppe MVD Produkt Management Pflanzenöl als Kraftstoff (2.1) 16.03.2006 3 Pflanzenöl als Kraftstoff Norm und Qualität • Planungen für eine Norm laufen (DIN V 51605) unvollständiger Entwurf einer Vornorm liegt vor Planungen sind aber noch nicht abgeschlossen (z.B. keine Definition für Kältestabilität) • keine Norm (DIN oder EN) existent wenn es eine Norm gäbe: • Ölmühlen müssten Qualität kontinuierlich kontrollieren und sicherstellen • dazu müssen täglich Ölproben chemisch analysiert werden (pro Ölanalyse ca. ½ Tag Arbeit) • dazu ist ein eigenes Ölanalyselabor erforderlich (Kosten min. 2 Mio. € + Personal) • Bis heute stellen diese Qualität nur wenige große Ölmühlen sicher MAN Nutzfahrzeuge Gruppe MVD Produkt Management Pflanzenöl als Kraftstoff (2.1) 16.03.2006 4 Pflanzenöl als Kraftstoff Norm und Qualität •Unterscheidung zwischen kaltgepresstem Pflanzenöl und Vollraffinat • kaltgepresstes Pflanzenöl Gewinnung direkt aus der Pflanze durch Auspressen • enthält damit alle Stoffe, die beim Pressvorgang aus der Pflanze extrahiert werden • konstante Qualität ist damit nicht gewährleistet • Vollraffinat Gewinnung direkt aus der Pflanze durch Auspressen und Auswaschen des Öls durch Lösungsmittel, anschließende Weiterbehandlung (Verfahrensschritte zur Reduzierung unerwünschter Begleitstoffe und Feststoffe, dazu zählen Entschleimen, Entsäuern, Bleichen und Dämpfen • gleichbleibende Qualität kann garantiert werden (industrieller Prozess) • keine unerwünschten Inhaltsstoffe mehr Fazit: Zur Verbrennung ist ausschließlich Vollraffinat zu verwenden MAN Nutzfahrzeuge Gruppe MVD Produkt Management Pflanzenöl als Kraftstoff (2.1) 16.03.2006 5 Pflanzenöl als Kraftstoff Vergleich Pflanzenöl/ Biodiesel/ Diesel Wesentliche Eigenschafts-Unterschiede Eigenschaften Dichte @ 15°C Kinematische Viskosität @ 40° C Flammpunkt (Pensky Martens) Siedebeginn CFPP 15.04. bis 30.09. 01.10. bis 15.11. 16.11. bis Ende Februar 01.03. bis 14.04. Schwefelgehalt Conradson Koksrückstand Heizwert Cetanzahl Wassergehalt Neutralisationszahl Gesamtglycerin Freies Glycerin Phosphor Methanol MAN Nutzfahrzeuge Gruppe Einheit g/ml mm2/s °C °C Fossiler Dieselkraftstoff gem. DIN EN 590 min. 0,82 2,00 55 160 max. 0,86 4,50 °C °C °C °C mg/kg % MJ/kg MJ/l mg/kg mg KOH/g % % mg/kg % Biodiesel (FAME) gem. DIN EN 14214 min. 0,875 3,5 110 200 0 -10 -20 -10 10,00 0,05 36,4 32,4 49 200 MVD Produkt Management min. 0,9 max. 0,930 38,0 220 300 0 -10 -20 -10 10 (von 10% Destillationsrückstand) 0,30 ca. 42 ca. 35,3 49 max. 0,900 5,0 Rapsöl 300 0,5 0,250 0,020 10 0,300 nicht festgelegt • deutlich höhere Viskosität • höherer Flammpunkt • höherer Siedebeginn • keine Frostsicherheit 10 0,40 38,2 35,1 38 1000 1,5 • niedrigere Cetanzahl • höherer Wassergehalt • höherer Phosphoranteil 15 Pflanzenöl als Kraftstoff (2.1) 16.03.2006 6 Pflanzenöl als Kraftstoff Vergleich Pflanzenöl/ Biodiesel/ Diesel Wesentliche Eigenschafts-Unterschiede • deutlich höhere Viskosität • bedeutet zähflüssiger trotz Vorwärmung des Kraftstoffes beibt dieser zäher als Diesel und belastet damit das Kraftstoffsystem wesentlich höher • höherer Flammpunkt • steht in Verbindung mit der Cetanzahl die Selbstentzündung des Kraftstoff-Luftgemisches erfolgt später und zögerlicher als mit Diesel - damit ist der Verbrennungsprozess anders als konstruktiv vorgesehen • höherer Siedebeginn • dadurch kann der Kraftstoff, der in das Motoröl gelangt nicht verdampfen und bleibt damit vollständig im Motoröl - man spricht von Ölverdünnung • keine Frostsicherheit • reines Pflanzenöl kann, je nach Ausgangsprodukt (Rapsart, Soja, andere Pflanzen) bereits über 0 °C ausflocken und fest werden da keine Norm existiert, kann keine Kältestabilität durch Zugabe von Additiven (Fließverbesserern) garantiert werden • niedrigere Cetanzahl • steht in Verbindung mit dem Flammpunkt verändertes Verbrennungsverhalten • höherer Wassergehalt • Im Kraftstoff gebundenes Wasser bietet Mikroorganismen eine Lebensgrundlage. Diese können die Kraftstofffilter dann schnell verstopfen • höherer Phosphoranteil • Phosphor gilt als "Katalysatorgift" und schädigt Katalysatoren in Abgasnachbehandlungssystemen (PM-Kat®, SCR-Kat) MAN Nutzfahrzeuge Gruppe MVD Produkt Management Pflanzenöl als Kraftstoff (2.1) 16.03.2006 7 Pflanzenöl als Kraftstoff technische Lösung (schematisch) Funktionsweise: Einspritzpumpe Steuereinheit, Ventile und Temp.kontrolle Zusätzlich zur normalen Kraftstoffversorgung wird eine 2. Versorgung incl. 2. Tank installiert. Motor Bedien-/ Anzeigeeinheit beim Fahrer Vorförderpumpe und Wärmetauscher Pflanzenöltank Dieseltank Damit das Pflanzenöl in der Viskosität verbessert wird, wird dieses über kühlwasserbetriebene Wärmetauscher angewärmt und gelangt über einen Kraftstoff-Vorfilter und den Kraftstoffsteuerungsventilen zur Einspritzpumpe. Für Kaltstart, Abstellen und Schwachlast ist der Betrieb mit mineralischem Diesel erforderlich. Dazu wird eine Steuereinheit installiert, die im Pflanzenölbetrieb eine Mindesttemperatur für das Pflanzenöl sicherstellt und abhängig davon automatisch zwischen Diesel- und Pflanzenölbetrieb umschaltet. Zum Abstellen des Fahrzeugs muss rechtzeitig vor Fahrtende manuell auf Dieselbetrieb zurückgeschaltet werden. Kosten: MAN Nutzfahrzeuge Gruppe MVD Produkt Management ca. 3.500,- bis 5.000,Pflanzenöl als Kraftstoff (2.1) 16.03.2006 8 Pflanzenöl als Kraftstoff technische Probleme • Verkokungen an Ventilen • Verkokungen an Einspritzdüsen • Verkokungen an Kolben und Kolbenringnuten • erhöhte Abnutzung der oberen Kolbenringe • durch höhere Viskosität stärkere Beanspruchung der Kraftstoffanlage • starke Ölverdünnung mit Pflanzenöl (mineralischer Diesel verdampft größtenteils wieder wegen niedrigerem Siedepunkt) teilweise Polymerisation des Motoröls (Auflösung) Motorprüflauf mit RapsölDiesel-Mischungen Hinweis: Zur Verwendung kamen ausschließlich technisch unveränderte Motoren ohne zusätzlicher Kraftstoffaufbereitung Die Prüfläufe wurden mit Rapsöl Diesel - Mischungen im Verhältnis 1:3 (25%) und 1:1 (50%) durchgeführt Quelle: Universität Hohenheim, Dipl.-Ing. K. Maurer , 09/2003 MAN Nutzfahrzeuge Gruppe MVD Produkt Management Pflanzenöl als Kraftstoff (2.1) 16.03.2006 9 Pflanzenöl als Kraftstoff technische Probleme • Verkokungen an Ventilen Ablagerungen an den Ein- und Auslassventilen können das Ventilgewicht erhöhen und damit zu unkontrollierten Ventilbewegungen führen. In der Folge können Ventile mit dem Kolben kollidieren, wodurch sowohl der Zylinderkopf als auch der Motor start beschädigt werden kann. • Verkokungen an Einspritzdüsen Ablagerungen an den Einspritzdüsen können das Einspritzbild stark stören und damit zu Tröpfchenbildung führen. In der Folge können Temperaturspitzen in der Kolbenmulde entstehen, die auf Dauer sogar Löcher in den Kolben brennen können. • Verkokungen an Kolben und Kolbenringnuten Ablagerungen in den Kolbenringnuten behindern die Freigängigkeit der Kolbenringe und können damit zu Kolbenklemmern, gebrochene Kolbenringe sogar zu Kolbenfressern führen. Ablagerungen an den Kolben können direkt zu Kolbenklemmern führen. • erhöhte Abnutzung der oberen Kolbenringe Ablagerungen auch an den Zylinderflächen belasten die oberen Kolbenringe zusätzlich. Durch diese stärkere Abnutzung ist früher mit Kolbenringschäden zu rechnen. • durch höhere Viskosität stärkere Beanspruchung der Kraftstoffanlage Die höhere Viskosität sorgt für größere Druckspitzen innerhalb der Kraftstoffanlage. Dadurch werden alle Bauteile, insbesondere die Kraftstoffpumpe, stärker belastet. • starke Ölverdünnung mit Pflanzenöl (mineralischer Diesel verdampft größtenteils wieder wegen niedrigerem Siedepunkt) teilweise Polymerisation des Motoröls (Auflösung) Da das eingetragene Pflanzenöl nahezu vollständig im Motoröl verbleibt werden die Schmiereigenschaften ständig verschlechtert. Dadurch erhöht sich das Risiko von Schmierfilmabrissen und in der Folge von Motorschäden. Ebenso kann das Pflanzenöl mit mineralischem Motoröl chemisch reagieren (Polymerisation). Die Folge ist eine Verschlammung des Motoröls, der Ausfall der Motorschmierung und ein Motorschaden. MAN Nutzfahrzeuge Gruppe MVD Produkt Management Pflanzenöl als Kraftstoff (2.1) 16.03.2006 10 Pflanzenöl als Kraftstoff technische Probleme Motorprüflauf mit Rapsöl-Diesel-Mischungen Schlussbericht Auftraggeber: Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe e.V., Hofplatz 1, 18276 Gülzow Zur Verwendung kamen ausschließlich technisch unveränderte Motoren ohne zusätzlicher Kraftstoffaufbereitung Die Prüfläufe wurden mit Rapsöl - Diesel - Mischungen im Verhältnis 1:3 (25%) und 1:1 (50%) durchgeführt Hinweis: Auszug: „Die Prüfläufe geben Anlass zu der Feststellung, dass mit dem Einsatz von Rapsöl – Diesel - Mischungen ein erhöhter Motorverschleiß verbunden ist und sicher mit einem vorzeitigen, möglicherweise sehr frühen Versagen des Motors zu rechnen ist. Dies ist von der Motorbauart, dem Rapsölanteil im Kraftstoff, der Rapsölqualität und den Einsatzbedingungen des Motors mit abhängig. Für den untersuchten Motor in COM2 - Ausführung sind bei einer Motorbeanspruchung entsprechend dem 8-Punkte-Test ein störungsfreier Motorbetrieb von 1000 bis 1500 Stunden eine eher optimistische Einschätzung. Motoren der neuen Generation, welche die verschärften Emissionsnormen erfüllen, sind als besonders störanfällig bei der Verwendung von Rapsöl – Diesel - Mischungen anzusehen.“ Quelle: Universität Hohenheim, Dipl.-Ing. K. Maurer , 09/2003 MAN Nutzfahrzeuge Gruppe MVD Produkt Management Pflanzenöl als Kraftstoff (2.1) 16.03.2006 11 Pflanzenöl als Kraftstoff Standpunkt MAN / Zusammenfassung Der Betrieb mit Pflanzenölen als Kraftstoff kann nicht freigegeben werden. Damit: Ausschluss von Gewährleistungsansprüchen auf Schäden, die auf den Betrieb mit Pflanzenöl als Kraftstoff zurückzuführen sind. Damit auch Ausschluss von Produkthaftungsansprüchen an die MAN. Gründe: • keine Norm für Pflanzenöl als Kraftstoff (damit keine garantierte Qualität) • Einfluss des Fahrers (manuelles Umschalten auf Dieselbetrieb zum Abstellen) kann nicht kontrolliert und sichergestellt werden • unterschiedliche Eigenschaften von Pflanzenöl zu Diesel • bekannte Schadensbilder von untersuchten Motoren (ohne oder mit unzureichender Pflanzenöltechnik) • keine positiven Langzeiterfahrungen >800.000 km • Ergebnisse von neutralen Untersuchungen (Bsp. Abschlussbericht Universität Hohenheim, 100-Schlepper-Programm gefördert durch das Landwirtschaftministerium, BMVEL) MAN Nutzfahrzeuge Gruppe MVD Produkt Management Pflanzenöl als Kraftstoff (2.1) 16.03.2006 12 Pflanzenöl als Kraftstoff Standpunkt MAN / Zusammenfassung • Es muss eine 2-Tank-Anlage, die den wahlweisen Betrieb mit Pflanzenöl und mineralischem Diesel ermöglicht verbaut werden. Sog. Eintank-Anlagen (z.B. EOil) sind ausgeschlossen • Der Einbau der Pflanzenölanlage und alternativer Kraftstoffbehälter muss gemäß gültiger MANAufbaurichtlinien erfolgen • Die Anlage muss im Pflanzenölbetrieb eine Kraftstofftemperatur von 70°C an den Injektoren gewährleisten. Wird diese Temperatur nicht erreicht, muss automatisch auf Dieselbetrieb umgeschaltet werden • Wird das Fahrzeug abgestellt (solange, dass der Motor abkühlt), muss die Kraftstoffanlage vorher durch Umschalten auf Dieselbetrieb mit Diesel gespült werden, um das Anspringen des kalten Motors sicher zu stellen • Ausschließlich der Betrieb mit Vollraffinat (nach Vornorm DIN V 51605, wenigstens jedoch Weihenstephaner Standard) ist zulässig • Pflanzenöl darf in keinem Fall in den Dieseltank gelangen, um die Kaltstartfähigkeit sicher zu stellen Hinweis: Alle europäischen Wettbewerber dulden den Betrieb mit reinem Pflanzenöl lediglich und übernehmen keinerlei Hersteller-Gewährleistung. Am Markt werden sog. Maschinenbruchversicherungen angeboten. Diese decken das Risiko von Motorschäden, die durch den Wegfall der Gewährleistungsansprüche an MAN nicht mehr gedeckt sind, ab. Achtung: Kann das Einhalten der beschriebenen Bedienung der Pflanzenölanlage nicht nachgewiesen werden, besteht möglicherweise kein Versicherungsschutz. Kosten: Zwischen 10% und 30% der zu versichernden Maschine pro Jahr. Damit ergeben sich ca. € 1.500,- bis 4.500,-. Maschinenbruchversicherungen sind bei den großen Versicherungsanbietern im Angebot MAN Nutzfahrzeuge Gruppe MVD Produkt Management Pflanzenöl als Kraftstoff (2.1) 16.03.2006 13 Pflanzenöl als Kraftstoff weiterführende Informationen / Links Untersuchungsberichte: Abschlussbericht Universität Hohenheim: 2. Statusseminar 100-Schlepper-Programm: www.fnr-server.de/cms35/fileadmin/biz/pdf/aktuelles/SchlussberichtMotorprueflauf.pdf www.fnr.de/100schlepper/ Allgemeine Informationen: http://www.biodiesel.de/index.php3?hid=010143 http://www.ufop.de/2_2_2_1.html http://www.fnr.de/ http://www.umweltbundesamt.de/verkehr/index-emissionen.htm Hersteller (soweit bisher bekannt, kein Anspruch auf Vollständigkeit): http://www.3e-pflanzenoeltechnik.de/Eingang/eingang.htm http://www.diesel-therm.de/index.htm http://www.elsbett.com/ http://www.heipro.de/index.html http://www.pflanzenoel-traktor.de/ http://www.pflanzenoeltechnik-nord.de/index.html http://www.pflanzenoel-motor.de/ http://www.rapsoel-umruestung.de/ http://www.eoil.de/index.php?width=1400&height=1050 http://www.glorygreen.com/index.html http://www.rapidoil.de http://www.innomobil.de http://www.bioltec.de http://www.schertler-rutherm.de http://www.spar-mit-raps.de/ MAN Nutzfahrzeuge Gruppe MVD Produkt Management Pflanzenöl als Kraftstoff (2.1) 16.03.2006 14 Pflanzenöl als Kraftstoff oft gestellte Fragen Wie funktioniert der Betrieb mit Pflanzenöl? Zusätzlich zur normalen Kraftstoffversorgung wird eine 2. Versorgung incl. 2. Tank installiert. Damit das Pflanzenöl in der Viskosität verbessert wird, wird dieses über einen kühlwasserbetriebenen Wärmetauscher angewärmt und gelangt über einen Kraftstoff-Vorfilter und den Kraftstoffsteuerungsventilen zur Einspritzpumpe. Für Kaltstart, Abstellen und Schwachlast ist der Betrieb mit mineralischem Diesel erforderlich. Dazu wird eine Steuereinheit installiert, die im Pflanzenölbetrieb eine Mindesttemperatur für das Pflanzenöl sicherstellt und abhängig davon automatisch zwischen Diesel- und Pflanzenölbetrieb umschaltet. Zum Abstellen des Fahrzeugs muss rechtzeitig vor Fahrtende manuell auf Dieselbetrieb zurückgeschaltet werden. Wie viel kostet die Umrüstung auf Pflanzenölbetrieb? Die uns derzeit bekannten Umrüstsätze incl. Einbau liegen zwischen 3.500,- und 5.000,- €, gegebenenfalls zzgl. 2. kleinen Tank für Dieselbetrieb. Unterliegt reines Pflanzenöl einer Qualitätsnorm? Nein. Für reines Pflanzenöl existiert bis dato noch keine Qualitätsnorm. Lediglich ein freiwilliger Standard ("Weihenstephaner Standard") existiert. Eine Norm wird erarbeitet und liegt derzeit als unvollständiger Entwurf der Vornorm DIN V 51605 vor, ein Termin dafür steht aber noch nicht in Aussicht. Was unterscheidet reines Pflanzenöl von Biodiesel und Diesel? Auch wenn sich die Hersteller an den Weihenstephaner Standard halten bestehen Unterschiede: Reines Pflanzenöl ist im Gegensatz zu Biodiesel nicht chemisch durch Verestherung aufbereitet. Dadurch ist reines Pflanzenöl wesentlich zähflüssiger als Biodiesel und Diesel und belastet damit das Einspritzsystem deutlich höher. Auch in anderen Eigenschaften bestehen deutliche Unterschiede. Diese sind: höherer Flammpunkt, höherer Sidepunkt, keine Frostsicherheit, niedrigere Cetanzahl, höherer Wassergehalt, höherer Phosphoranteil. MAN Nutzfahrzeuge Gruppe MVD Produkt Management Pflanzenöl als Kraftstoff (2.1) 16.03.2006 15 Pflanzenöl als Kraftstoff oft gestellte Fragen Was bedeutet Kraftstoffqualität? Heutige moderne Motoren, die strenge Abgasvorschriften einhalten müssen, benötigen dafür auch entsprechend hochwertige Kraftstoffe. Bestimmte Bestandteile von Kraftstoffen, wie z.B. Schwefel oder Verunreinigungen, tragen z.B. zur Partikelemmision bei und dürfen nur in geringstem Maße vorkommen. Andere Bestandteile, wie z.B. Phosphor, Kalium oder Natrium schädigen Katalysatoren in Abgasnachbehandlungssystemen (PM-Kat®, SCR-Kat). Da diese Stoffe in kaltgepresstem Pflanzenöl vorkommen können, ist ausschließlich die Verwendung von Vollraffinat zu empfehlen. Warum müssen Kraftstoffe genormt sein? Damit Motorenhersteller überhaupt eine Gewährleistung geben können, muss die Qualität der einzusetzenden Kraftstoffe, auf die die Motoren konstruktiv ausgelegt sind, sichergestellt sein. Nur eine verbindliche Norm gibt dafür die Grundlage. Können Pflanzenölhersteller gleich bleibende Kraftstoffqualität garantieren? Nein, wenn dann nur große Ölmühlen, die den Kraftstoff industriell herstellen. Um gleich bleibende Qualität zu garantieren muss der Produktionsprozess kontinuierlich überwacht werden. Dazu sind regelmäßige chemische Analysen incl. Dokumentation des hergestellten Öls notwendig. Pflanzenöle werden aber meist regional durch kleinere Ölmühlen vertrieben. Diese sind aber finanziell und personell kaum in der Lage ein eigenes Öllabor mit Personal zu unterhalten (nach Informationen der AGQM kostet ein einfaches Öllabor ca. 2 Mio. €, die Untersuchung einer Ölprobe erfordert ca. 5 Std. chemische Analyse). Warum muss vor Abstellen des Motors manuell auf Dieselbetrieb umgeschaltet werden? Das Einspritzsystem muss zum Abstellen des Motors von Pflanzenöl befreit werden. Pflanzenöl würde beim Erkalten zähflüssig, kann sogar verharzen und würde das Einspritzsystem allmählich zusetzen bzw. sogar direkt verstopfen. Da kein System erkennen kann wann das Fahrziel erreicht ist, muss der Fahrer manuell auf Dieselbetrieb umschalten. MAN Nutzfahrzeuge Gruppe MVD Produkt Management Pflanzenöl als Kraftstoff (2.1) 16.03.2006 16 Pflanzenöl als Kraftstoff oft gestellte Fragen Warum muss für den Kaltstart auf Dieselbetrieb umgeschaltet werden? Da sich beim Einspritzen immer auch Kraftstoff an der Zylinderwand niederschlägt, der bei kaltem Motor dort nicht sofort verdampft, gerät im kalten Zustand besonders viel Kraftstoff an den Kolbenringen vorbei in das Motoröl und verdünnt dieses. Pflanzenöl kann über die Ölverdünnung hinaus chemisch mit dem Motoröl reagieren und dieses zersetzen (Polymerisation). Durch den wesentlich höheren Siedepunkt von Pflanzenöl bleibt dieses vollständig im Motoröl, während Diesel bei normalen Betriebstemperaturen wieder weitestgehend verdampft. Im warmen Zustand gerät zwar immer noch Kraftstoff in das Motoröl, aber der Eintrag ist dann nicht mehr so hoch. Trotzdem muss der Ölstand und die Ölqualität beim Pflanzenölbetrieb regelmäßig kontrolliert werden. Ebenso müssen die Wartungsintervalle deutlich gesenkt werden (mindestens analog Biodieselbetrieb). Welche Probleme können beim Betrieb mit Pflanzenöl auftreten? Die unterschiedlichen Eigenschaften von Pflanzenöl wirken sich negativ auf den Verbrennungsprozess aus. Es können Verkokungen (Rückstände von unverbrannten Kraftstoffteilen) an Einspritzventilen, Kolben Kolbenringnuten, Zylinderlaufflächen und Ventilen auftreten, die den Verbrennungsprozess zusätzlich stören. Im fortgeschrittenen Stadium kann das zu festsitzenden Kolbenringen oder unkontrollierter Verbrennung und in der Folge zum kapitalen Motorschaden führen. Warum können Nutzfahrzeughersteller den Betrieb mit Pflanzenöl nicht freigeben? Zum einen existiert keine verbindliche Qualitätsnorm für Pflanzenöl als Kraftstoff, auf die sich eine Freigabe stützen könnte. Ebenso muss für bestimmte Betriebszustände vom Fahrer manuell auf Dieselbetrieb umgeschaltet werden. Dies ist für Nutzfahrzeughersteller nicht kontrollierbar. Darüber hinaus lassen die bisher bekannten Schadensbilder keine Freigabe zu. Erlischt mit dem Umbau auf Pflanzenölbetrieb die Betriebserlaubnis? Nach aktuellem Kenntnisstand ist die Betriebserlaubnis nicht betroffen, wenn keine Serienteile verändert werden. MAN Nutzfahrzeuge Gruppe MVD Produkt Management Pflanzenöl als Kraftstoff (2.1) 16.03.2006 17 Pflanzenöl als Kraftstoff Vielen Dank für Ihr Interesse Stefan Ludwig Produktmanagement (MVD-VLP) MAN Nutzfahrzeuge Vertrieb GmbH Dachauerstrasse 667 80995 München 089-24202-7563 [email protected] www.man-trucks.com MAN Nutzfahrzeuge Gruppe MVD Produkt Management Pflanzenöl als Kraftstoff (2.1) 16.03.2006 18 Pflanzenöl als Kraftstoff Weihenstephaner Standard MAN Nutzfahrzeuge Gruppe MVD Produkt Management Pflanzenöl als Kraftstoff (2.1) 16.03.2006 19 Pflanzenöl als Kraftstoff Vornorm DIN V 51605 MAN Nutzfahrzeuge Gruppe MVD Produkt Management Pflanzenöl als Kraftstoff (2.1) 16.03.2006 20 Pflanzenöl als Kraftstoff Viskosität Diesel/ Pflanzenöl MAN Nutzfahrzeuge Gruppe MVD Produkt Management Pflanzenöl als Kraftstoff (2.1) 16.03.2006 21 Pflanzenöl als Kraftstoff Grenzwerte: Euro 4 / Euro 5 und COM1 / 2 Start * Typprüfung/ Serie CO g/kWh HC g/kWh Nox g/kWh PM g/kWh Rauch m-1 Euro 0 1988 12,3 2,6 15,8 - - Euro 1 1992/ 93 4,5/ 4,9 1,1/ 1,23 8,0/ 9,0 0,36/ 0,4 - Euro 2 1996/ 97 4,0 1,1 7,0 0,15 - Euro 3 2000/ 01 2,1 0,7 5,0 0,10 0,8 Euro 4 2005/ 06 1,5 0,5 3,5 0,02 0,5 Euro 5 2008/ 09 1,5 0.5 2,0 0,02 0,5 2000 1,5 0,3 2,0 0,02 0,15 COM1 >130 kW 5 1,3 9,2 0,54 COM2 >130 kW 3,5 1,0 6,0 0,2 Stufe EEV * Typprüfung = Einführungsjahr neu entwickelte Fahrzeuge, Serie = Einführungsjahr für bereits produzierte Serienfahrzeuge MAN Nutzfahrzeuge Gruppe MVD Produkt Management Pflanzenöl als Kraftstoff (2.1) 16.03.2006 22