fit in e-business - Zum iaw
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Institut Arbeit und Wirtschaft Universität / Arbeitnehmerkammer Bremen Forschungseinheit: Qualifikationsforschung und Kompetenzerwerb fit in e-business Zertifiziert nach DIN EN ISO 9001:2000 Charlotte Dorn, Brigitte Fietz, Elisabeth Rupprecht (Hrsg.) Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit Dokumentation eines Werkstattgesprächs Gefördert von: Bundesministerium für Bildung und Forschung Der Senator für Bildung und Wissenschaft Freie Hansestadt Bremen Förderung und Laufzeit des Projekts „fit in e-business“ Bundesministerium für Bildung und Forschung Projektträger Chancengleichheit/Genderforschung PT-DLR Senator für Bildung und Wissenschaft Bremen Arbeitnehmerkammer Bremen Laufzeit: 01. 02. 2002 – 31. 03. 2005 Projektleitung Dr. Charlotte Dorn IAW - Universität Bremen FVG-Mitte Postfach 330 440 28334 Bremen Tel. ++49 | 421 | 218 - 43 87 Fax ++49 | 421 | 218 - 45 60 [email protected] www.iaw.uni-bremen.de Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit Werkstattgespräch Inhaltsverzeichnis Vorwort 5 Brigitte Fietz, Institut Arbeit und Wirtschaft IAW Bremen „fit in e-business“ – ein E-Learning-Angebot zum Thema E-Business für Berufsschullehrerinnen und Ausbilderinnen im Einzelhandel 7 Regina Eichen, Karin Renges, Schulen ans Netz e.V. Bonn „LeaNet“ und „LizzyNet“ – virtuelle Lernorte für Lehrerinnen und Schülerinnen 27 Dr. Ellen Sessar Karpp, INET e.V. Großpösna (Landkreis Leipzig) „IT- Weiterbildung für Multiplikatorinnen in den neuen Bundesländern“ und „webucation-for-women.net“ 35 Statement zu den Leitfragen 52 Dr. Susann Kluge, gesche.online Bremen Gendergerechte Website- Gestaltung bei „gesche.online“ – Bremer Landesportal und Internet-Magazin für Frauen 55 Sabine Mellies, Kompetenzzentrum Frauen in Informationsgesellschaft und Technologie, Bielefeld “Girl’s Day” und “idee_it” 71 Cornelia Lins, Frauen geben Technik neue Impulse e.V./ Frauen ans Netz, Bielefeld Statement zu den Leitfragen 89 Programm des Werkstattgesprächs am 28.10.2004 in Bremen 97 3 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit Genderkompetenz musikalisch untermalt 4 Werkstattgespräch Vorwort Vorwort Auf Initiative der Projekte „fit in e-business“ und „LeaNet“ haben sich im Herbst 2004 Expertinnen aus Bremen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen zu einem Werkstattgespräch über genderorientierte Mediendidaktik getroffen. Beteiligt waren die Projekte „fit in e-business“ – ein E-Learning-Angebot zum Thema E-Business für Berufsschullehrerinnen und Ausbilderinnen im Einzelhandel aus Bremen „LeaNet“ – eine Diskussions- und Lernplattform für Frauen in Schule und Bildung aus Bonn „LizzyNet“ – eine Online-Community für Mädchen aus Bonn „IT-Weiterbildung für Multiplikatorinnen in den neuen Bundesländern“ und „webucation-for-women.net“ – ein IT-Weiterbildungsportal aus Großpösna bei Leipzig „gesche.online“ – das Bremer Landesportal für Frauen „Girls’Day“ – Mädchen Zukunftstag aus Bielefeld „idee_it“ – ein Ausbildungsprojekt für Mädchen und Frauen aus Bielefeld. Trotz recht unterschiedlicher Arbeitszusammenhänge hatten sich alle Projekte mit einem gemeinsamen Thema befasst: der Analyse und Beurteilung der Lernzugänge und der Nutzung moderner Medien von und durch Frauen. Wie Frauen lernen, an welchen Inhalten sie interessiert sind und wie diese Inhalte in Sachen Technik und Design aufbereitet werden, welchen Stellenwert Einzel- und Gruppenlernen und Kommunikation beim Lernen von Frauen haben – all dies sind Fragen, die in der alltäglichen Arbeit dieser Projekte zu beantworten sind. Dementsprechend stehen alle Projekte vor der Herausforderung, einen genderorientierten mediendidaktischen Ansatz zu entwickeln, der praxisnah die Aus- und Fortbildung von Mädchen und Frauen in der Nutzung der neuen Medien verbessern hilft. Erklärtes Anliegen der Expertinnen war es, ihre jeweiligen methodisch-didaktischen Ansätze zu diskutieren und v.a. ihre Erfahrungen darüber auszutauschen, wie diese Konzepte in der Praxis umgesetzt werden können. Dabei war allen Beteiligten klar, dass keines der Projekte mit einem endgültig fertigen Konzept aufwarten konnte. Nicht umsonst wurde das Forum für die Gesprächsrunde als „Werkstatt“ bezeichnet, die üblicherweise dann aufgesucht wird, wenn „etwas“ nicht störungsfrei funktioniert oder wenn es Bedarf an Beratung oder gar Reparatur gibt. In diesem Sinne ging es den Expertinnen um eine gemeinsame konstruktive Reflexion von Anspruch und Wirklichkeit ihrer Konzepte und dem damit verbundenen Ziel, über den Erfahrungsaustausch aus unterschiedlichen Arbeitszusammenhängen Erkenntnisse und Fortschritte für die eigene Praxis zu gewinnen. 5 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit Werkstattgespräch In der Präsentation ihrer jeweiligen Projekte haben sich die Referentinnen an Leitfragen orientiert, die von den Veranstalterinnen vorgegeben worden waren: • Welche Unterschiede gibt es zwischen Frauen und Männern beim Zugang zu und der Nutzung der neuen Medien? Gibt es sie auch zwischen Frauen in geschlechtshomogenen und –inhomogenen Gruppen? • Welche unterschiedliche Lernstrategien verfolgen Frauen und Männer? Haben sie unterschiedliche Lern- und Kommunikationsstile? • Worin liegen die Gründe für eine noch zu geringe Lernkultur im Netz? Liegt es an den Zielgruppen? Liegt es an der „Architektur“ der Lernangebote? Liegt es an der Lernberatung bzw. Lernwegbegleitung? Sind Frauen davon anders betroffen als Männer? • Wie kann man bei der Feststellung von Unterschieden in Zugangsweisen, Nutzer/Innenverhalten, Lernstrategien, Lern- und Kommunikationsstilen u.ä. geschlechtsstereotypische Festschreibungen (die Frauen, die Männer) vermeiden helfen? • Wie werden diese Unterschiede in den jeweiligen Projekten methodischdidaktisch berücksichtigt? • Worin besteht die Besonderheit des jeweiligen methodisch-didaktischen Ansatzes – auch unter dem Aspekt von Gemeinsamkeiten/Verschiedenheit zu anderen Ansätzen? • Lassen sich aus den verschiedenen Ansätzen Empfehlungen für eine genderorientierte Methodik-Didaktik formulieren? Zwei Referentinnen haben ergänzend zu den Projektpräsentationen detaillierte Ausführungen zu den Leitfragen formuliert. Diese Statements nehmen wir exemplarisch in diese Dokumentation mit auf, weil sie unserer Einschätzung nach die Diskussion aus dem jeweiligen praktischen Erfahrungshintergrund bereichern und richtungweisend sein können für die Entwicklung von Checklisten und Handreichungen zur Umsetzung genderorientierter mediendidaktischer Konzepte. Denn auch in dieser Runde wurde deutlich, dass hier kein „fertiges“ Konzept zu verabschieden war, auf das sich alle Beteiligten einigen konnten. Wesentliches Resultat dieses Werkstattgesprächs war es vielmehr, dass ein erster Schritt getan wurde, den Erfahrungsaustausch von Praktikerinnen und Wissenschaftlerinnen auf eine breitere Basis zu stellen und dass die Entscheidung getroffen wurde, aus dieser Runde der Fachfrauen heraus weitere Schritte für eine kontinuierliche Zusammenarbeit folgen zu lassen. Bremen im März 2005 Dr. Charlotte Dorn Institut Arbeit und Wirtschaft IAW Forschungseinheit „Qualifikationsforschung und Kompetenzerwerb“ 6 „fit in e-business“ ������� ���������� Brigitte Fietz Universität Bremen Institut Arbeit und Wirtschaft IAW „fit in e-business“ – ein E-Learning Angebot zum Thema E-Business für Berufsschullehrerinnen und Ausbilderinnen im Einzelhandel Zielsetzung des Projekts „fit in e-business“ Das Projekt „fit in e-business“ startete Anfang 2002 (Laufzeit 01.02.2002 – 31.03.2005). Es wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, vom Senator für Bildung und Wissenschaft, Bremen und der Arbeitnehmerkammer Bremen gefördert. Aufgabe des Projekts ist es, für Berufsschullehrerinnen und Ausbilderinnen im Einzelhandel ein internetgestütztes Fortbildungsangebot zum Thema Electronic Business zu entwickeln, zu erproben und zu evaluieren. Das Projektangebot versteht sich als Beitrag zur Qualifizierung des weiblichen Lehrund Ausbildungspersonals des Dualen Systems. Die Qualifizierung im Themenfeld Electronic Business, konzipiert als Blended Learning-Angebot, will Grundlagen ver7 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit Werkstattgespräch mitteln für neue Aufgaben, vor die sich Berufsschullehrer/innen und Ausbilder/innen in der Ausbildung von Kaufleuten im Einzelhandel gestellt sehen: Die Abwicklung von Geschäftsprozessen via Internet – zusammengefasst unter dem Begriff „Electronic Business“ - stellt veränderte qualifikatorische Anforderungen an das Lehr- und Ausbildungspersonal und den kaufmännischen Nachwuchs. Es geht also zum einen um die Vermittlung und Aneignung von fachlichen Kenntnissen darüber, wie und in welcher Weise die Nutzung des Internet kaufmännische Aufgabenfelder im Einzelhandel verändert; zum anderen geht es darum, zur Vermittlung und Aneignung dieser Fachkenntnisse gleichfalls das Internet zu nutzen und die Berufsschullehrerinnen und Ausbilderinnen mit der Lehr-/Lernform des E-Learning vertraut zu machen, ihre Medienkompetenzen zu fördern und auszubauen. Um diese Aufgaben zielgruppengerecht zu gestalten, bedurfte es der Entwicklung gendergerechter methodisch-didaktischer Kriterien. Denn noch zum Zeitpunkt des Projektstarts standen bei der Entwicklung von E-Learning-Angeboten weder die Orientierung an methodisch-didaktische Kriterien im Vordergrund noch waren die Lerninteressen und –bedarfe von Frauen angemessen berücksichtigt worden. Allerdings begann mit der Diskussion um die Verankerung des Gender Mainstreaming in die verschiedenen gesellschaftlichen Sphären auch die Debatte, wie netzgestützte Bildungsangebote gestaltet sein müssen, damit Frauen ein gleichberechtigter Zugang ermöglicht wird. Die Realisierung der Projektziele erfolgt in Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis: Der Durchführungsträger, das Arbeiter-Bildungs-Centrum der Arbeitnehmerkammer Bremen, steht im Projekt für den Aufbau der Lernplattform, die Entwicklung von Fortbildungsmodulen zum „Electronic Business“ und die Verknüpfung des ELearning-Angebots mit konventionellen Lernformen, die Organisation des E-Learning als Blended Learning und die Erprobung von Lernplattform und Modulen. Das Institut Arbeit und Wirtschaft IAW ist mit der Erhebung der Qualifikationsbedarfe in Betrieben der Einzelhandelsbranche (vgl. Dorn et al. 2002) und bei den Zielgruppen befasst sowie mit der Entwicklung gender-orientierter Kriterien und Empfehlungen für die lernförderliche, didaktische Ausgestaltung des E-Learning-Angebots. Neben der wissenschaftlichen Begleitung hat das IAW die Evaluation des Lernangebots übernommen. An der Erprobung des Fortbildungsangebots waren 10 Lehrerinnen aus Bremer Berufsschulen für den Einzelhandel und 10 Ausbilderinnen aus Klein- und Mittelbetrieben des Bremer Einzelhandels beteiligt. Die einzelnen Phasen wie auch die verschiedenen Bausteine des Projekts wurden prozessbegleitend evaluiert, so dass im Laufe der Entwicklung des Projekts die durch die beteiligten Berufsschullehrerinnen und Ausbilderinnen formulierten Veränderungswünsche eingearbeitet werden konnten. Nach Ende des Projekts wird das Lernangebot bundesweit Instituten der Aus- und Fortbildung von Berufsschullehrern und -lehrerinnen, Weiterbildungseinrichtungen des Einzelhandels sowie anderen Interessierten zur Verfügung gestellt werden. 8 „fit in e-business“ Bei der Projektentwicklung waren zwei Diskussionsstränge zu berücksichtigen, deren Resultate es zu verbinden galt: Die Diskussion um die didaktische Gestaltung des ELearning und die Diskussion um die Berücksichtigung der Geschlechterperspektive bei der Entwicklung von netzgestützten Medienangeboten. Wie bereits eingangs erwähnt, waren im allgemeinen didaktisch-methodische Überlegungen bei der Entwicklung von netzgestützem E-Learning nicht maßgeblich leitend. Angesichts der relativen Erfolglosigkeit des E-Learning – die Verbreitung blieb weit hinter den prognostizierten Zahlen zurück – wurde die Forderung nach veränderten Maßstäben laut, die an die Konzepte des netzgestützen Lernens anzulegen seien. Nicht das, was technisch machbar ist, sollte zentral die Qualität eines Angebots bestimmen, sondern vielmehr eine mediale Ausgestaltung von Lernangeboten, die inhaltlich, methodisch und situativ an den Lernenden und an ihren Lernbedürfnissen orientiert ist (vgl. Ehlers 2003, S. 21). Damit wurde auch für das elektronische Lernen die „alte“ pädagogische Frage neu belebt, welche Bedingungen berücksichtigt werden müssen, damit Individuen – sei es in der Schule, in der beruflichen Aus- und Weiterbildung oder an Universitäten – lernen und wie sie das am effektivsten tun (vgl. Kerres 1999, S. 9-21). In diesem Sinne fragt die Mediendidaktik als Teil der allgemeinen Didaktik nach den Möglichkeiten, die der Einsatz von Medien für die Optimierung von Lernprozessen bieten kann; und sie befasst sich dementsprechend mit der Gestaltung medialer Lernangebote, die das Lernen von Individuen ermöglichen und fördern. Diese Forderungen nach einer zielgruppenadäquaten Gestaltung netzbasierter Lernangebote wurde im Zusammenhang mit der Etablierung des Gender Mainstreaming durch den Gesichtspunkt erweitert, didaktische Gestaltungskriterien darauf hin 9 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit Werkstattgespräch zu überprüfen, ob sie den Lernbedürfnissen von Frauen und Männern gleichermaßen gerecht werden. Es gibt eine Reihe empirischer Daten, die belegen, dass Frauen weniger Zugang zum Internet haben als Männer. Es gibt auf der anderen Seite Erfahrungen, die in Seminaren, Weiterbildungsangeboten, Projekten etc., gesammelt wurden, die darauf hinweisen, dass es unterschiedliche Herangehensweisen und Lernpräferenzen auch im Hinblick auf das Lernen mit den neuen Technologien zwischen Frauen und Männern gibt: Dennoch kann es u.E. bei einer Didaktik des E-Learning unter Gender-Aspekten für die berufliche Fort- und Weiterbildung nicht darum gehen, eine „weibliche Didaktik“ zu fordern (vgl. Schinzel o.J., ohne Seitenangaben, Kapitel 4). Wurde dies noch aus dem differenztheoretischen Ansatz hergeleitet, wird in der Gender-Forschung heute zurecht problematisiert, dass in der Betonung einer grundsätzlich „besonderen“, „anderen“ Herangehensweise von Frauen an die neuen Technologien die Gefahr einer weiteren Polarisierung zwischen den Geschlechtern liegt (vgl. Faulstich-Wieland 2002, S.10). Um nicht erneut Ausgrenzungsmechanismen in Gang zu setzen, sind demgegenüber vielfältige Interessen und Voraussetzungen bei Frauen und Männern im Umgang mit den neuen Medien – zusammengefasst im Begriff „Diversity“ - zu berücksichtigen: 10 „fit in e-business“ Für den methodisch-didaktischen Ansatz des monoedukativ durchgeführten Projekts „fit in e-business“ haben wir aus der Diskussion der Mediendidaktik wie der Frauenbzw. Genderforschung und auf der Grundlage unser eigenen Erfahrungen in der Ausund Weiterbildung von Frauen und Männern den Schluss gezogen, dass im Ausgangspunkt die Medienbiografien, Lernstile, Voraussetzungen und Bedarfe, die die Zielgruppen mitbringen, betrachtet und in die Projektentwicklung eingebracht werden müssen. Anstatt also Geschlechterstereotypen fortzuschreiben – Frauen lernen auf diese, Männer auf jene Weise – werden die Bedarfe und Voraussetzungen erhoben und entsprechend berücksichtigt. In diesem Sinne haben wir u.a. die in den Projekten des BMBF-Programms Neue Medien in der Bildung (vgl. Portal zur BMBF-Förderung Neue Medien in der Bildung, o.J.) wie auch in seinen verschiedenen Begleitprogrammen zum Gender Mainstreaming (vgl.Wiesner et al. 2003; vgl. Wählisch und Kollatz, Berlin 2003) getroffenen Aussagen zu einer gender-orientierten Gestaltung der neuen Medien analysiert. Es wird zwar betont, dass „fertige Vorgehensmodelle“ noch nicht vorliegen (vgl. FaulstichWieland 2002, S. 10), aus den formulierten Vorschlägen und Diskussionsansätzen lassen sich jedoch richtungsweisende Kriterien für eine gender-orientierte Mediendidaktik entwickeln, wie wir sie für das Projekt „fit in e-business“ erarbeitet und realisiert haben. In folgenden wird an einigen Punkten dargestellt, wie diese Kriterien für eine gender-orientierte Methodik-Didaktik im Projekt umgesetzt worden sind und wo es Nachbesserungsbedarf gegeben hat. 11 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit Werkstattgespräch Die beiden an der Erprobung beteiligten Zielgruppen – Berufsschullehrerinnen und Ausbilderinnen – brachten sehr unterschiedliche Voraussetzungen mit. Aber auch innerhalb der Zielgruppe der Berufsschullehrerinnen wie auch in der der Ausbilderinnen zeigten sich Differenzen, die hier an einigen ausgewählten Befragungspunkten aufgezeigt werden: 1. Lernfeld „E-Business“ Insgesamt verfügten die Berufsschullehrerinnen über ein breiteres Spektrum an Vorkenntnissen im Lernfeld. Diese waren vor allem durch Mitwirkung in schulischen Projekten erworben worden. Bei der isolierten Betrachtung der Zielgruppe der Lehrerinnen zeigten sich allerdings auch hier wiederum erhebliche Unterschiede ebenso wie bei den beteiligten Ausbilderinnen. 2. Medienbiografien Hier ergibt sich ein ähnliches Bild: Die Berufsschullehrerinnen insgesamt gesehen verfügten bereits über ein höheres Maß an Computer- und Internetkompetenzen als die Ausbilderinnen aus den KMU des Einzelhandels. Die Gruppe der Lehrerinnen isoliert betrachtet, ergibt aber wiederum ein differenzierteres Bild: In dieser Gruppe gab es beispielsweise auch Lehrkräfte der Datenverarbeitung mit Programmiererfahrungen, um nur einen Aspekt zu nennen. Dem gegenüber stehen wiederum Frauen, die bislang nur sehr geringfügig mit dem Internet in Berührung gekommen sind. In der Gruppe der Ausbilderinnen gab es einige Frauen, die keinerlei Interneterfahrung mitbrachten. Gemeinsam war allen Frauen, dass sie noch nie eine Weiterbildung mittels E-Learning ausprobiert hatten. 12 „fit in e-business“ 3. Einstellungen zu den Neuen Medien Diejenigen Frauen, die das Internet und seine Dienste bereits nutzen, beurteilen es positiv: Sie betrachten das Internet als Arbeitsmittel, das zweckgerichtet dann genutzt wird, wenn es gebraucht wird. Spielerische Aspekte oder abendfüllendes Tummeln im Netz waren allen Frauen unbekannt (keine Zeit!). Skepsis gegenüber der Nutzung des Internet zeigte sich bei denjenigen, deren Kompetenzen noch weniger ausgeprägt oder noch nicht vorhanden waren. Es ist zu beobachten, dass eine positive Einstellung zum Internet und seinem Nutzen für das berufliche und private Leben mit der vorhandenen Kompetenz, dieses Medium als Informations- und Kommunikationsmittel nutzen zu können, wächst. 4. IT-Austattung Der Zugang zum Internet stellte sich in Berufsschulen und Betrieben unterschiedlich dar. Für die beteiligten Berufsschullehrerinnen existiert die Möglichkeit, auch an ihrem Arbeitsplatz (in Freistunden) zu lernen. Die beteiligten Berufsschulen verfügen über eine gute IT-Ausstattung. Für die Ausbilderinnen hingegen existierte diese Möglichkeit kaum. Zwar gibt es in ihren Betrieben in der Regel Zugänge zum Internet, sie sind jedoch nur für berufliche Tätigkeiten im engeren Sinne zu nutzen. Im übrigen ist die Internetnutzung nach Aussagen der beteiligten Frauen aus den Klein- und Mittelbetrieben weitgehend „Männersache“. Bis auf eine Frau verfügten alle Teilnehmer/innen in ihren privaten Haushalten über einen Internet-Zugang. In verschiedenen Fällen wurde dieser bisher allerdings nur vom Partner genutzt. 5. Zeitkontingente Vor allem die Ausbilderinnen verfügten über ein sehr geringes Zeitbudget, das sie für Weiterbildung nutzen konnten. Die hohe Arbeitsintensität im Einzelhandel gestattete es darüber hinaus nicht, die mit der netzbasierten Lernform gegebene Möglichkeit, auch am Arbeitplatz zu lernen, zu nutzen. Die Berufsschullehrerinnen konnten in Freistunden oder nach dem Unterricht in den Schulen die Lernplattform nutzen. 6. Lernstrategien Hier soll besonders der Wunsch nach kooperierendem Lernen hervorgehoben werden: Der Großteil der an der Erprobung beteiligten Frauen sahen in der netzgestützten Lernform für sich eine Chance, trotz vielerlei beruflicher und privater Verpflichtungen an einer Fortbildung teilnehmen zu können, ohne zeitlich festgelegte wöchentliche Präsenztermine wahrnehmen zu müssen. Andererseits wurde die Befürchtung geäußert, dass der Aspekt des gemeinsamen Lernens und des fachlichen Austauschs in der Gruppe verloren gehe. Und darauf legte die Mehrheit der Frauen großen Wert. Es wurde deutlich, dass die Kommunikation über e-Mail oder das kooperative Lernen über das in die Lernplattform integrierte Forum für die meisten der Frauen keinen Ersatz für das gemeinsame Lernen in Präsenz darstellte. Von ihnen wurde deutlich gemacht, dass E-Learning für sie nur im Zusammenspiel mit Präsenztreffen infrage kommt. Einige Frauen betonten demgegenüber, dass für sie die Kooperation beim Lernen eine nebengeordnete Rolle spiele. 13 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit Werkstattgespräch 7. Genderkompetenzen In den Berufsschulen, vor allem aber in den Klein- und Mittelbetrieben war zum Zeitpunkt der Befragung das Thema Gender Mainstreaming mit seinen Zielen nahezu unbekannt. Diese hier skizzierten Voraussetzungen der beiden Zielgruppen, ihre Medienbiografien, Kenntnisse im Lernfeld wie auch ihre Lernstrategien zeigen ein inhomogenes Bild. Im folgenden wird dargestellt, wie bei der Konzeptentwicklung die unterschiedlichen Voraussetzungen der Zielgruppen berücksichtigt worden sind. • Internetkurs im Vorfeld der Erprobung Nicht alle Teilnehmerinnen verfügten bereits im Ausgangspunkt über die Internetkenntnisse, die ein erfolgreiches E-Learning voraussetzt. Deshalb wurde ein Präsenzkurs „Einführung ins Internet“ im Vorfeld der Erprobungsphase angeboten, der von den Frauen ohne Vorkenntnisse gut angenommen wurde. • Inhaltlicher Zuschnitt des Lernstoffs auf die Lernbedarfe der Teilnehmerinnen aus Berufsschulen und Betrieben Wie eingangs bereits festgehalten, geht es beim Projekt „fit in e-business“ um die Qualifizierung des Lehr- und Ausbildungspersonals des Dualen Systems. Es werden Grundlagen im Themenfeld „E-Business“ vermittelt, die für veränderte inhaltliche Anforderungen in der Lehr- und Ausbilderinnenfunktion nutzbar gemacht werden können. 14 „fit in e-business“ Um dieses Ziel zu erreichen, musste das umfangreiche Themenfeld E-Business mit seinen unterschiedlichen Aspekten so eingegrenzt und aufbereitet werden, dass es für die beiden Zielgruppen mit ihren je spezifischen Aufgabenstellungen in der beruflichen Ausbildung von Einzelhandelskaufleuten brauchbar wird. Um an den beruflichen Bedarfen anzusetzen, wurde für die inhaltliche Entwicklung der Lernmodule ein Abgleich mit den Lernfeldern der Rahmenlehr- und Ausbildungsrahmenpläne für das Berufsbild Kaufmann/-kauffrau im Einzelhandel vorgenommen. Die dort festgehaltenen Themenbereiche wurden auf die Abwicklung im Internet übertragen. Der Schwerpunkt der Module ist demnach auf die Internetnutzung für betriebliche Zwecke im Einzelhandel gerichtet und beinhaltet die Kernsegmente der Geschäftsprozesse Business-to-Business und Business-to-Consumer. • Modularisierte Aufbereitung des Lerninhaltes Auf die unterschiedlichen Vorkenntnisse der Zielgruppen wurde durch die Splittung des Lernfelds in Module Bezug genommen. Die modularisierte Aufbereitung ermöglicht es den Lernenden, selbstbestimmt zu entscheiden, mit welchem Thema des Lernangebots sie sich in welcher Intensität befassen wollen, sich also an ihren individuellen Vorkenntnissen, aktuellen Lernbedarfen und ihrem Zeitbudget zu orientieren. Des weiteren wird im Bereich „Bibliothek“ der Lernplattform zusätzlich Vertiefungsmaterial angeboten. Dadurch werden den Nutzerinnen, die in dem einen oder anderen Themenbereich bereits Vorkenntnisse mitbringen, Angebote gemacht, sich vertiefend mit diesen Themen zu befassen. • Der Aufbau der Module Alle Module sind nach dem gleichen Schema gegliedert: Sie beginnen mit einer Zusammenfassung des zu erwartenden Lernstoffs (Abstract), der Formulierung der Lernziele und einer Gliederung mit aussagekräftigen Überschriften. Sie stellen thematisch geschlossene Lerneinheiten dar. Die Module sind in sich noch einmal in Lerneinheiten unterteilt. Sie enthalten Grafiken und Anschauungsmaterial, die die textlich dargebotenen Fachinhalte in anderer Darstellungsform präsentieren und deren Verständnis somit unterstützen. In die einzelnen Abschnitte sind Verlinkungen integriert. Diese Links bieten praktisches Anschauungsmaterial zu den einzelnen Themen. Gleichzeitig geben sie Anregungen zur Nutzung des Internet. Mit den Links werden den Nutzerinnen Vorschläge gemacht und Wege aufgezeigt, sich Informationen im Internet zu erschließen und diese für die individuelle Wissenskonstruktion zu nutzen. In den Präsenzveranstaltungen wurden einzelne Links kritisch nach ihrem Informationsgehalt und im Hinblick auf ihre Benutzungsfreundlichkeit diskutiert. Hier gab es Nachbesserungsbedarf! Rückmeldungen der Nutzerinnen ergaben, dass die Gliederung der Module als zu großmaschig empfunden wurde. Die Module wurden überarbeitet und in noch kleinteiligere Segmente untergliedert. 15 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit Werkstattgespräch Die Erarbeitung der Lerneinheiten schließt jeweils mit einem Multiple Choice Test ab. In den individuellen E-Learning-Phasen ist die unmittelbare Rückmeldung zum Stand des Lernerfolgs – durch eine Moderatorin oder eine Lehrerin - nicht gegeben. Das kann zu Demotiviation und in der Folge zu Abbrüchen führen. Regelmäßige Auskünfte über den Lernerfolg sind geeignet, das Selbstbewusstsein und damit die Motivation zu steigern; darüber hinaus geben sie den Lernenden wichtige Anhaltspunkte, ob und inwieweit sie ihre Lernstrategien optimieren oder verändern müssen, um zu einem gewünschten Lernergebnis zu kommen. Damit diese Wirkungen erzielt werden können, sind zeitnahe Rückmeldungen erforderlich. Neben den Multiple Choice Test wurden für verschiedene Module praxisbezogene handlungsorientierte Lernaufgaben entwickelt. Die Bearbeitung solcher „Fallbeispiele“ ist geeignet, mit dem Lernstoff zu operieren und mit ihm Lösungen für beruflicher Aufgabenstellungen zu entwickeln. Die Aufgaben wurden von den Teilnehmerinnen in Kleingruppen bearbeitet, die sich darüber per e-Mail verständigten. Die Arbeitsergebnisse wurden in das Forum eingestellt und so für die jeweils anderen Gruppen sichtbar gemacht. Abschließend wurden die Lösungen in den Präsenzseminaren diskutiert. Dieses im Projekt gewählte Verfahren der virtuellen Gruppenarbeit - e-Mail-Kommunikation plus Nutzung des Forums plus abschließender Bearbeitung in Präsenzseminaren – führt auch Nutzerinnen an die virtuelle Kommunikation und Kooperation heran, die bisher keine oder nur geringe Erfahrungen im Umgang mit dem Internet und den Internetdiensten haben und trägt dem Bedürfnis eines großen Teils der am Projekt beteiligten Frauen nach Phasen gemeinsamen Lernens innerhalb des E-Learning Rechnung. Hier gab es Nachbesserungsbedarf! Das in die Lernplattform integrierte Forum war als Ort der Kommunikation und Auseinandersetzung zwischen den Nutzerinnen konzipiert worden. Als solches wurde es nicht angenommen. In der Folge wurde das Forum – wie oben geschildert – dazu genutzt, Resultate der Gruppenarbeit für die Gesamtgruppe zugänglich zu machen. Die Modul-Ersteller/innen waren angehalten, die Lerneinheiten sprachlich so einfach wie möglich zu halten. Die Fachbegriffe des Lernthemas E-Business sind in aller Regel englischsprachig, was bereits einen Schwierigkeitsgrad für das Verständnis bedeuten kann. Hinzu kommen notwendigerweise viele betriebswirtschaftliche Fachbegriffe. Um den Nutzerinnen das Verständnis zu erleichtern, wurden die Fachbegriffe in einem Glossar erläutert. Hier gab es Nachbesserungsbedarf! Die Nutzerinnen bewerteten das Glossar als sehr hilfreich zum Verständnis der Fachsprache. Sie bemängelten jedoch, dass darüber hinaus zu viele unnötige Fremdwörter in den Texten enthalten waren, die das Verständnis der Texte erschwerten. Die Lerneinheiten wurden daraufhin noch einmal überarbeitet. 16 „fit in e-business“ An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Benutzung einer geschlechtergerechten Sprache bei der Aufbereitung eines betriebswirtschaftlichen Lerngegenstands wie E-Business einen „Kraftakt“ bedeutet. Hier wurde deutlich, wie die sprachliche Ausgrenzung von Frauen in den kaufmännischen Bereichen, des Steuerrechts, des Bürgerlichen Gesetzbuchs, des Gesellschaftsrechts etc. etc. manifest ist: Dort existieren ausschließlich „Käufer“, „Unternehmer“, „Schuldner“, „Vertragspartner“ und so weiter. • Blended Learning: Verknüpfung des individuellen, netzgestützten Lernens mit Präsenzseminaren E-Learning gestattet es den Nutzerinnen und Nutzern, individuell zu entscheiden, an welchem Lernort, zu welcher Zeit und in welcher Intensität sie sich mit dem Lernstoff befassen wollen. Darin besteht das Plus des E-Learning gegenüber konventionellen seminaristischen Fortbildungsangeboten. In der neueren Diskussion um das E-Learning wird jedoch auch hervorgehoben, dass diese individualisierte Form des Lernens nicht allen Lernbedürfnissen entspricht, was durch den angemeldeten Bedarf der Zielgruppen nach Präsenzveranstaltungen bestätigt wurde. „fit in e-business“ hat deshalb in die Phasen des individuellen und kooperativen netzbasierten Lernens Präsenzseminare integriert. In den Seminaren wurden – insbesondere zu Beginn der Erprobung - technische und organisatorische Fragen besprochen. Den Schwerpunkt bildete jedoch in der Folge die Bearbeitung themenbezogener Fragenstellungen. Um die Praxisnähe des Lernangebots zu intensivieren, kamen in den Präsenzseminaren Fachleute des E-Business zu Wort. Beispielsweise waren Online-Shop-Betreiber/innen eingeladen, die aus der Praxis des E-Business in Klein- und Mittelbetrieben berichteten oder auch Experten, die das „Banking via Internet“ beleuchteten. Das Feedback zu diesen Seminaren durch die Teilnehmerinnen bestätigen die in vielen anderen E-Learning-Angeboten gemachten Erfahrungen: Der soziale und fachliche Austausch in Präsenz ist sehr gut geeignet, die individuellen netzgestützen Lernphasen zu befördern. Die Teilnehmerinnen motivieren sich gegenseitig und der Methodenwechsel trägt zu Lernerfolgen bei. Verstärkt wurden diese Effekte durch den Austausch quasi zwischen „Theorie und Praxis“: Die beteiligten Ausbilderinnen betonten Aspekte des E-Business aus der betrieblichen Praxis, die Berufsschullehrerinnen beleuchteten ein gegebenes Thema aus Sicht des Unterrichts. 17 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit • Werkstattgespräch Lernbegleitung durch eine Tutorin In den verschiedenen Leitfäden und Checklisten (Jelitto 2003, S. 20) für ein genderorientiertes E-Learning wird auf die Bedeutung einer personalen Betreuung für ein produktives selbstgesteuertes Lernen hingewiesen: „Die Betreuung der (virtuellen) Teilnehmer ist das A und O eines Angebots (umfasst u.a.: Klarheit des Angebots und der Zielerreichung, Moderation, technische Unterstützung, Motivationshilfen), daher didaktischer Aufwand erheblich höher als bei traditionellen Angeboten“. (Schinzel und Ruiz Ben 2002, S. 36) Dies gilt unseres Erachtens besonders dann, wenn die Zielgruppen in einem ersten Schritt an das internetgestützte Lernen herangeführt werden. Im Projekt „fit in e-business“ moderierte die Tutorin die Präsenzveranstaltungen, über sie erfolgte das Feedback zu den Multiple Choice Tests sowie zu den Lernaufgaben. Darüber hinaus stand sie den Teilnehmerinnen für Fragen technischer wie inhaltlicher Art und für die unterstütztende Beratung zur Verfügung. Die Tutorin war für die Teilnehmerinnen innerhalb des E-Learning-Angebots über ein in die Plattform integriertes e-Mail-Formular erreichbar. Sehr günstig erscheint uns das Zusammenspiel von fachlichen und methodischen Kompetenzen für die tutorielle Arbeit, da dadurch eine Vorbildfunktion zum Tragen kommt, die sich positiv auf die Motivation und damit den Lernerfolg auswirkt. Um die Teilnehmerinnen zu motivieren, ihre Fragen zu formulieren, ist im Rahmen der Kursorganisation auch die zeitliche Erreichbarkeit der Tutorin deutlich zu machen und verbindliche Auskunft darüber zu geben, in welcher Zeit mit einer (e-Mail-)Antwort 18 „fit in e-business“ gerechnet werden kann. Unsicherheiten in dieser Hinsicht wirken sich demotivierend aus. Die Teilnehmerinnen sollten nach der Devise „dumme Fragen gibt es nicht“ anregt werden, ohne Ängste oder Vorbehalte alle Fragen auf den Tisch zu bringen. Nach unseren Erfahrungen erzeugt ein solches Vorgehen durch die Tutorin ein sehr gutes, produktives Arbeitsklima und motiviert auch eher zurückhaltende Teilnehmerinnen, ihre offenen Fragen zu formulieren und damit einer Klärung zuzuführen. • Informationen zum Gender Mainstreaming Berufsschullehrerinnen und Ausbilderinnen können in ihren Funktionen in der Berufsausbildung als Multiplikatorinnen wirken, in Berufsschulen und Betrieben die Anliegen des Gender Mainstreaming zu verbreiten und zu realisieren. Um darüber zu informieren und sich mit der Thematik auseinander zu setzen, wurden deshalb im Projekt deshalb verschiedene Angebote gemacht: In Zusammenarbeit mit den Projekten MultiQua (http://www.multiqua.de) und LeaNet (http://www.leanet.de) wurde der zielgruppenorientierter Workshop „Gender Mainstreaming in der beruflichen Bildung“ durchgeführt. Hier wurden Aspekte des Einsatzes neuer Medien im Unterricht unter dem Blickwinkel des Gender Mainstreaming diskutiert sowie Möglichkeiten ausgelotet, die Ziele des Gender Mainstreaming in die betriebliche Ausbildung einzubringen. Des weiteren wurden in den für die am Projekt beteiligten Frauen herausgegebenen Newsletter auf interessante Links und Veröffentlichungen zum Thema aufmerksam gemacht. Außerdem ist im Projekt die Veröffentlichung „Gender Mainstreaming – ein Beitrag zum Erwerb von Gender Kompetenz“ (Dorn et al. 2003) entstanden, die im Hinblick auf die Zielgruppen des Projekts konzipiert worden ist. • Die Gestaltung der Lernplattform unter dem Aspekt der Nutzerinnenfreundlichkeit Im folgenden wollen wir anhand einiger Seiten aus der Lernplattform aufzeigen, wie die hier dargestellten Bausteine im Lernangebot realisiert wurden und dabei auf Aspekte der Nutzungsfreundlichkeit eingehen. » Der Einstieg in die Lernplattform Über die Eingabe der URL-Adresse, dem Einloggen per Benutzerinnen-Name und Kennwort öffnet sich nach einer kurzen Ladezeit (spart Zeit und Kosten!) die Startseite des Lernangebots. Hinweispfeile führen in den Lernbereich. Nach dem Eintritt in die Lernplattform werden die Nutzerinnen über die zur Verfügung stehenden drei Bereiche „Bibliothek“, „Lernmodule“ und „Kommunikation“ informiert. Diese Bereiche werden durch Anklicken aktiviert und geöffnet. 19 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit Werkstattgespräch Die Seite ist wie alle folgenden klar und übersichtlich gestaltet. Auch noch ungeübte Nutzerinnen können sich aufgrund der gegebenen Informationen und Navigationsmöglichkeiten schnell zurechtfinden. » Der Bereich „Lernmodule“ Unit 03: Geschäftsmodelle im e-business – Ein Überblick 20 „fit in e-business“ Die Lernmodule sind – wie oben ausgeführt – nach den Themenschwerpunkten der Lehr- und Ausbildungsrahmenpläne gegliedert. Sie sind den Nutzerinnen aus ihrem beruflichen Zusammenhang als Lehrerinnen und Ausbilderinnen bekannt. Sie werden in dem linken Navigationsframe abgebildet. Die Zuweisung zu den diesen Themen entsprechenden Modulthemen des E-Business wird beim Überfahren der Themenschwerpunkte mit dem Mauszeiger in eigenen Popup-Fenstern angezeigt. Dieser Aufbau gestattet eine sichere, problemlose Orientierung; die Nutzerinnen navigieren sich über bekannte Informationen in die entsprechenden neuen Themenbereiche der Module. Nach dem Öffnen eines Lernmoduls erscheint zunächst eine Zusammenfassung des zu erwartenden Inhalts. Darüber hinaus informiert diese Seite über alle Dateien, die in einem Modul enthalten sind: 21 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit Werkstattgespräch Jedes Modul enthält folgende Dateien: Das Lernmodul: Es liegt im Dateiformat HTML vor und wird in einer eigenen Browserinstanz geöffnet. Somit können auch mehrere Lernmodule parallel bearbeitet bzw. unterstützend geöffnet werden. Eine Druckversion: Das entspricht den Usability Kritieren und auch dem Wunsch der an der Erprobung beteiligten Frauen. Dabei spielen die Kosten für die Internetnutzung ebenso eine Rolle wie das Bedürfnis, auch bei einer Unterbrechung der Online-Bearbeitung auf die Modulinhalte zugreifen zu können. Die Checkups (Multiple-Choice): Sie werden über ein Internet-Formular an die Tutorin gesandt. Von der Tutorin erhalten die Teilnehmerinnen die Rückmeldung zum Lernstand. Das Internet-Formular für die Multiple-Choice-Tests wird in verschiedenen Dateiformaten angeboten, um die IT-Ausstattung der Teilnehmerinnen zu berücksichtigen. Die handlungsorientierten Aufgaben (Fallbeispiele: Sie werden in Kleingruppen erarbeitet (Kommunikation über e-Mail). Die Resultate werden von den Teilnehmerinnen ins Forum eingestellt. Die einzelnen Module sind identisch im Aufbau, so dass die Lernenden sich nicht von Seite zu Seite in eine neue Systematik einarbeiten müssen: Die Module enthalten die Lernziele (Extra-Fenster), eine Zusammenfassung der Lerneinheit und informieren in einer Gliederung über die einzelnen Abschnitte der Lerneinheit. Die Schriftgröße ist gut lesbar, die farbliche Gestaltung harmonisch. Beides wurde mit den Teilnehmerinnen abgestimmt. 22 „fit in e-business“ Auf jeder geöffneten Seite werden in der oberen Navigationsleiste die Gliederungspunkte angezeigt, die die Lerneinheit umfasst. Durch die farbliche Hervorhebung wird verdeutlicht, in welcher Lerneinheit und in welchem Abschnitt der Einheit sich die Nutzerinnen befinden. Von hier aus können sie sich auch zwischen den einzelnen Lerneinheiten und deren Kapiteln bewegen: Im Glossar werden betriebswirtschaftliche sowie Begriffe des E-Business erläutert. Sie sind im Text blau unterlegt, das Glossar öffnet sich beim Anklicken in einem ExtraFenster: 23 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit Werkstattgespräch » Der Bereich „Bibliothek“ Im Bereich „Bibliothek“ sind Hintergrundmaterialien hinterlegt. Sie enthalten vertiefendes Informationmaterial zu den jeweiligen Modulthemen, die den Nutzerinnen auf der linken Navigationsleiste angezeigt werden. Sie werden durch das Überfahren mit dem Curser und das Anklicken aktiviert. Die Bibliothek stellt außerdem eine Internet-Suchfunktion zur Verfügung, so dass die Nutzerinnen sich weitere Informationen im Internet erschließen können, ohne die Plattform verlassen zu müssen. » Der Bereich Kommunikation In diesem Bereich können die Teilnehmerinnen Kontakt zur Tutorin über ein e-MailFormular aufnehmen. Außerdem steht hier das Forum zur Verfügung, das im Projekt für die virtuelle Gruppenarbeit genutzt wurde. Kontakt: Brigitte Fietz www.iaw.uni-bremen.de bfi[email protected] [email protected] 24 „fit in e-business“ Literatur BMBF-Portal o.J. Portal zur BMBF-Förderung Neue Medien in der Bildung – Gender Mainstreaming. URL http://www.medien-bildung.net/gender_mainstreaming/ Dorn et al. 2002 Dorn, Lothar und Hellweg, Ilona und Schekerka, Hartmut: Weiterbildungsbedarf im stationären Einzelhandel im Land Bremen. Bremen 2002 Dorn und Fietz und Rupprecht 2003 Dorn, Charlotte und Fietz, Brigitte und Rupprecht, Elisabeth: Gender Mainstreaming – ein Beitrag zum Erwerb von Gender-Kompetenz. Bremen 2003, URL http://www.fit-in-e-business.de Ehlers 2003 Ehlers, Ulf: Qualität beim E-Learning – Der Lernende als Grundkategorie der Qualitätssicherung. In: Jürgen Kutscha, (Hrsg.): E-Learning – Die Anwender bestimmen die Qualität. Bielefeld 2003 Faulstich-Wieland 2002 Faulstich-Wieland, Hannelore: Gender Mainstreaming in der Bildung. In: Dokumentation. Workshop: Geschlechtssensible Gestaltung von Lernumgebungen und Lernmedien am 25.04.2002 in Berlin. Begleitprojekt Gender Mainstreaming im BMBFProgramm Neue Medien in der Bildung. Ergolog (Hrsg.), Berlin 2003, URL http://www.frauen-ans-Netz.de/article/articleprint/385/-1/25/ Jelitto 2003 Jelitto, Marc: Digitale Medien in der Hochschullehre: Gender Mainstreaming und Evaluation, Forschungsberichte des Fachbereichs Elektrotechnik, Prof. Dr. Ing. B. Krämer (Hrsg.), Hagen 2003 URL http://www.et-online.fernuni-hagen.de/Forschung Kerres 1999 Kerres, Michael: Didaktische Konzeption multimedialer und telemedialer Lernumgebungen. In: HDM – Praxis der Wirtschaftsinformatik, Heft 205/1999 Projekt „MultiQuA“ Multimediale Qualifizierung des betrieblichen Ausbildungspersonals unter Einbezug der Leitlinien des Gender Mainsteaming“, Bildungszentrum der Wirtschaft im Unterwesergebiet e.V. BWU, Bremen, URL: http://www.multiqua.de Projekt „LeaNet“ Informationsplattform und Online-Netzwerk zur Unterstützung von GM in Schule und Bildung, URL http://www.leanet.de Schinzel o.J. Schinzel, Britta: e-learning für alle, Gendersensitive Mediendidaktik, Freiburg o.J. URL.http://www.ubik.ac.at/ leitung/fem/nmtagung/a_aufsatz_schinzel.htm 25 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit Werkstattgespräch Schinzel und Ruiz Ben 2002 Schinzel, Britta und Ruiz Ben, Esther: Gendersensitive Gestaltung von Lernmedien und Mediendidaktik: Von den Ursachen für ihre Notwendigkeit zu konkreten Checklisten. BMBF-Workshop Berlin zu „Gender Mainstreaming in der beruflichen Bildung: Anforderungen an Medienpädagogik und Medienentwicklung“. Institut für Informatik und Gesellschaft der Universität Freiburg. Freiburg 2002 Wählisch und Kollatz 2003 Wählisch, Birgitt und Kollatz, Heidemarie: Checkliste zur Berücksichtigung von Genderperspektiven bei der Entwicklung neuer Lernsoftware. Begleitprojekt Gender Mainstreaming. BMBF-Programm: Neue Medien in der Bildung – Schule und Berufliche Bildung. ERGOLOG (Hrsg.). Berlin 2003 Wiesner und Kamphaus und Schelhowe et al. 2004 Wiesner,Heike und Kamphaus, Marion und Schelhowe, Heidi: Leitfaden zur Umsetzung des Gender Mainstreamining in den „Neuen Medien in der Bildung – Förderbereich Hochschule“. Bremen/Dortmund, Stand 21.07.2004 URL http://www.medien-bildung.net/pdf/themen_seiten/GMLeitfaden21072004.pdf 26 „Leanet“ und „Lizzynet“ Regina Eichen, Karin Renges Schulen ans Netz e.V. LeaNet und LizzyNet – virtuelle Lernorte für Lehrerinnen und Schülerinnen Um dem selbst gesteckten Ziel, Internet- und Medieneinsatz zum Unterrichtsalltag in unseren Schulen werden zu lassen, näher zu kommen, hat Schulen ans Netz e.V. es sich zur Aufgabe gemacht, Angebote und Methoden zu entwickeln, die Schülerinnen und Lehrerinnen zur Mediennutzung und -gestaltung motivieren.1 Vor dem Hintergrund der geringen Beteiligung von Lehrerinnen am Prozess der Implementierung des Internet in Schulen werden bei Schulen ans Netz e.V. seit 1999 Aktionen und Maßnahmen geplant und durchgeführt, die deren Bedürfnissen und Anforderungen an Inhalte und Strukturen von Online-Angeboten gerecht werden. 1999 ging mit LeaNet das erste (und bis heute einzige) Online-Netzwerk für Lehrerinnen als Interaktions-, Lern- und Arbeitsplattform ans Netz, gefolgt von LizzyNet (April 2000), der Online-Community für Mädchen. Beide Angebote beheimaten heute mehrere Tausend Mitglieder aus der ganzen Bundesrepublik, wurden zu virtuellen Treffpunkten rund um die Themen Bildung, Frauen/Mädchen und Medien. So konnte Schulen ans Netz e.V. in den vergangenen Jahren für diese Zielgruppen adäquate Online-Umgebungen zur selbstständigen Aneignung und Interaktion entwickeln, konnte Konzepte erproben, um die Entwicklung von Medienkompetenz zielgerichtet und bedarfsgerecht über unterschiedliche Modelle mediengestützter Fortbildung zu fördern. Im Rahmen von LeaNet.de2 wurden in den vergangenen Jahren ein weites Spektrum von Kurstypen entwickelt und getestet, von der klassischen Präsenz-Veranstaltung (mit Partnereinrichtungen) über tutoriell betreute Online-Kurse bis zum reinen Selbstlernkurs auf der Plattform. In Hinblick auf die Herausarbeitung genderrelevanter Elemente sind die Ergebnisse der betreuten Online-Kurse besonders aufschlussreich. Hier werden Wünsche und Bedarfe der Frauen an eine Online-Umgebung und die damit verbunden Lehr- und Lernmöglichkeiten artikuliert bzw. deutliche Hinweise darauf werden offensichtlich. Im folgenden wird daher diese Art des Lernens im Kontext LeaNet vorgestellt und ausgewertet. 27 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit Werkstattgespräch Lehrerinnen lernen – online und kooperativ „Wie geht Onlinelernen? Das hört sich nach viel Technik an, kann ich das als Lehrerin? Wofür soll ich mich damit überhaupt beschäftigen?“ Fragen, die so manche – nicht nur Lehrerinnen – davon abhalten, sich mit den Möglichkeiten der digitalen Medien vertraut zu machen. Aber es geht bei dieser Berufsgruppe nicht allein um die eigene Medienkompetenz. Sondern um mehr: 1. Lehrerinnen und Lehrer tragen Verantwortung und haben jeweils eine Vorbildrolle, was die Nutzung digitaler Medien angeht. 2. Lehrkräfte müssen Onlinelernen / Lernen mit digtalen Medien selbsttätig erfahren und reflektieren, damit sie im Anschluß diese Lernformen in ihre pädagogische Praxis einbinden können (Medienkompetenz und medienpädagogische Kompetenz). 3. Lehrkräfte müssen gendersensibel konzipierte Lernangebote kennenlernen, wenn sie diese Aspekte in ihren Lernszenarien mit digitalen Medien berücksichtigen sollen. 28 „Leanet“ und „Lizzynet“ Angebot und Erfahrungen LeaNet konzipiert und führt modellhaft Onlinefortbildungen mit tutorieller Begleitung für Lehrerinnen durch. Bereits erprobte Fortbildungsthemen sind z. B. „Kreative (Unterrichts-) Methoden mit neuen Medien“ und „Mit Mädchen das WWW entdecken“. Detailierte Informationen zu den Onlinefortbildungen finden Sie unter http://www.leanet.de/dyn/47448.asp Lehrerinnen und Pädagoginnen, die ihre eigenen Erfahrungen mit tutoriell begleiteten Onlinefortbildungen machen möchten, äußern an erster Stelle ein inhaltliches Interesse. Das heißt, die Themen sind für die Fortbildungsinteressierten zentral. Die Form des Lernens ist eine attraktive Möglichkeit, zum überwiegenden Teil erstmalig, digitale Medien in diesem Lernkontext zu nutzen. An den LeaNet-Onlinefortbildungen nahmen im Jahr 2004 78 Pädagoginnen teil - außerschulische und schulische - aus unterschiedlichen (Bundes-) Ländern, Schultypen und Schulstufen, sowie mit unterschiedlichen Fächerkombinationen. Aufgrund der begrenzten Teilnehmerinnenzahl je Fortbildung konnten nicht alle Interessierte berücksichtigt werden. Das Feedback zu den Onlinefortbildungen zeigt, was Lehrerinnen wichtig ist – unabhängig von den jeweiligen Vorkenntnissen: • Praxisbezug des Themas • Ergebnisorientierung der Aufgabenstellungen/Fragestellungen • Überschaubares Kursmaterial - überschaubarer Zeitaufwand • Kombination von selbstgesteuertem und kooperativem Lernen – Schwerpunkt jedoch auf kooperativem Lernen und dabei besonders vielfältige Möglichkeiten zur Kommunikation • Rückmeldung zu Lern-/Aufgabenergebnissen durch die Kolleginnen in der Fortbildung und durch die Tutorinnen • Zulassen von fragendem Lernen • Einfache Handhabung der Lernplattform / Technologie • Zuverlässige und kompetente Betreuung durch die Tutorin • Absolvierung der Fortbildung von zuhause aus Ergebnisse der Onlinefortbildungen Die Ergebnisse der Onlinefortbildungen lassen sich auf unterschiedlichen Ebenen beschreiben. Für die Teilnehmerinnen sind es neben den thematisch bezogenen neuen Kenntnissen ganz besonders die praktisch erprobten Fähigkeiten. Sie beschäftigen sich z. B. theoretisch mit Fragen zum Urheberrecht, während sie eine konkrete Homepage erstellen. Oder sie erschließen sich in Gruppenarbeit eine kreative Unter- 29 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit Werkstattgespräch richtsmethode für den schulischen Einsatz digitaler Medien anhand einer kreativen Methode, die sie mit Hilfe der Fortbildungsmaterialien kennengelernt haben. Entscheidend sind zudem die Kenntnisse, die die Teilnehmerinnen in Bezug auf das Lernen mit / auf der Online-Lernplattform erwerben. Im Feedback auf die Fortbildungen wird gerade dieses eigene „Erleben des Online-Lernens“ hervorgehoben. Eine Lehrerin beschreibt zudem, dass es für sie als Teilnehmerin aufschlussreich ist, selbstgesteuertes, eigenverantwortliches Lernen wieder einmal erleben zu können, das Verständnis für SchülerInnen und andere Lernende sehr fördert. Neben den Vorzügen des überwiegend zeit- und ortsunabhängigen Lernens wird das über (Bundes-) Ländergrenzen hinweg, kooperative Lernen mit Kolleginnen als positiv erlebt. Kriterien gendersensibler Onlinefortbildung Das Angebot gendersensibler Onlinefortbildungen von LeaNet läßt sich anhand folgender Kriterien beschreiben: • Technologie und Design Leichte Handhabung und sich selbsterklärende Oberfläche, ermöglicht netzbasiertes kooperatives Lernen, mit normalem Webbrowser zu nutzen • Rahmenbedingungen Online Lernen: Orts- und überwiegend zeitunabhängig, in die Arbeit/Vorbereitung am eigenen Schreibtisch integrierbar; angepasste Dauer der Fortbildung; Uhrzeiten der Onlinetermine an Lebensbedingungen der Zielgruppe orientiert; Angebot des Austauschs unter Kolleginnen auch außerhalb der Fortbildung nutzbar • Lehr- und Lerninhalte Themen und Fragestellungen aus der beruflichen Praxis der Zielgruppen; Stärkung der Medienkompetenz und Erwerb medienpädagogischer Kompetenz; geschlechtergerechte Sprache • Didaktik Handlungs- und Ergebnisorientierung, Subjektorientierung, ganzheitliches Lernen, kooperatives Lernen; dialogische Lernformen; Teamteaching; gendergerechte Sprache; Tutorinnen als Vorbild im Umgang mit den technischen Gegebenheiten • Methoden Berücksichtigung verschiedener Kommunikations- und Interaktionsweisen: synchron & asynchron, individuelle Ansprache und Motivation; Methodenwechsel (Einzel- , Tandem- und Gruppenarbeit); kreative Methoden; Lernen durch Fragen Materialien Fachbegriffe werden erklärt, Umfang ist überschaubar, Anregung und Anleitung zur eigenständigen, weiterführenden / vertiefenden Recherche • 30 „Leanet“ und „Lizzynet“ Als Folge der Fortbildungen konnte eine regere Teilnahme der Pädagoginnen am Community-Geschehen verzeichnet werden, da sie nun mit den Kommunikationswerkzeugen vertraut sind. Ein erstes direkt sichtbares Ergebnis praktizierter Medienkompetenz. 1 Ca. 65 % der Lehrkräfte an allgemeinbildenden deutschen Schulen sind Frauen. Ohne ihre aktive Beteiligung an der schulischen Mediennutzung kann dieses Ziel nicht erreicht werden. 2 Die Schülerinnen-Plattform LizzyNet.de enthält im Bereich „knowhow“ eine Reihe innovativer und sehr unterschiedlicher Lernangebote für Mädchen. Tutoriell betreute Kurse finden dort jedoch bislang nicht statt. 31 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit 32 Werkstattgespräch „Leanet“ und „Lizzynet“ Fortsetzung der Präsentation nächste Seite 33 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit Kontakt: Regina Eichen und Karin Renges, Schulen ans Netz e.V. www.schulen-ans-netz.de [email protected] [email protected] 34 Werkstattgespräch INET e.V und „webucation-for-women.net“ Dr. Ellen Seßar-Karpp INET e.V. Das Modellprojekt „IT-Weiterbildung für Multiplikatorinnen in den neuen Bundesländern“ Das Modellprojekt „IT-Weiterbildung für Multiplikatorinnen in den neuen Bundesländern“ startete 2002 und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, vom Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds, der Agentur für Arbeit Leipzig sowie regionalen Partnern gefördert. Das Modellprojekt ist Teil der Gemeinschaftsinitiative EQUAL „Chancengleichheit von Frauen und Männern am Medienstandort Leipzig“. Inhalt des Projektes ist der Aufbau des IT-Weiterbildungsportals „webucation-forwomen.net“ mit der Entwicklung gendersensitiver, webbasierter Contents sowie eines modularen Weiterbildungsangebotes mit zertifiziertem Abschluss. Weiter geht es um den Transfer des Know-hows an Multiplikatorinnen in den neuen Bundesländern sowie um die Sicherung der Nachhaltigkeit durch den Aufbau eines IT-Servicecenters. Die Besonderheit des Modellprojektes liegt in seinem gendersensitiven Ansatz: Alle Contents werden nach gendersensitiven Qualitätskriterien entwickelt. Dieser Ansatz wird auch durch Öffentlichkeitsarbeit, Fachveranstaltungen und eine Publikation zum Thema „Genderkompetenz – ein Reader für die Praxis“ (Hg.: INET e.V., erscheint Ende 2004) bekannt gemacht. Im Projekt wurden seit 2002 sieben Kompaktcontents mit einem Gesamtvolumen von 75 Lerneinheiten und 550 Online-Stunden neu entwickelt. Sie beziehen sich auf die Themenbereiche gendersensitive Mediendidaktik, IT-Kompetenzen und Zusatzqualifikationen. Seit September 2004 stehen die berufsbegleitenden Qualifizierungen „Genderkompetenz im IT-Bereich“ und „IT-Kompetenzen – Kommunikation und Präsentation“ zur Verfügung, sie wurden durch die Zentralstelle für Fernunterricht (ZfU), Köln, zertifiziert und sind u. a. über das Weiterbildungsportal www.webucationfor-women.net oder auch über die Weiterbildungsdatenbank des Bundesinstituts für Berufsbildung www.eldoc.info erreichbar. In Vorbereitung sind englische Module, um die Besonderheit gendersensitiver Contents auch dem europäischen Markt anbieten zu können. Britta Schinzel, Professorin in Freiburg/Br. und Expertin in Fragen gendersensitiver Mediendidaktik, fasst zusammen, wie sich Gendering in den neuen Medien in Inhalt/ 35 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit Werkstattgespräch Content und Design darstellt (vgl. B. Schinzel: Gendersensitive Mediendidaktik, in: Genderkompetenz – ein Reader für die Praxis, a.a.O.): • Inhalte, Sprache, Inhaltsrepräsentation und -organisation (Farbe, Text, Schrift, Ton, Bilder, Visualisierungen, Kartographierungen mit normierenden Eigenschaften) • Paradigmen und Sprache, Metaphern, Leitbilder • Ästhetisierungen, Metaphorik der Icons, Symbole • Lernplattform- oder Groupwaredesign für Annotation, Interaktion, Kommunikation und Kooperation • Design von Benutzung, Hypertextorganisation, Navigation und Funktionalität Weiter stellt sie allgemeine Forderungen für eine gendersensitive Mediendidaktik auf: 1. „Was“ Lernen Anforderungen bezüglich der Inhaltsebene: • Gendersensitives Unterrichtsmaterial • Auswahl und Zusammenstellung des Lehrstoffs, kommentierende Bewertung, praktische Beispiele, realistische Aufgaben mit mehreren Lösungswegen und möglichen Ergebnissen, Kontexte, Nutzungsbezug • Repräsentationen der Inhalte: keine Normierungen, androzentrischen Standardisierungen, Übergeneralisierung, Dekontextualisierung • anstatt kanonischer Lehrbuchinformation offene Lernsituationen Die impliziten Inhalte sollten nicht androzentrisch sein bezüglich Sprache, Vokabular und Metaphern. Semantische und pragmatische Entmutigungen sind zu vermeiden, verwendete Leitbilder nicht gendered. Verwendete Beispiele sollten das reale Leben z. B. mit sozialen und ökologischen Zielen widerspiegeln, keine Darstellung von Krieg, Sport, Gewalt, Action/adventure- oder Kampfspiele. Es soll kein separiertes, sondern verbundenes Wissen (persönliche Erfahrungen) vermittelt werden. Mit vergrößerter Bandbreite und verbesserten multimedialen Technologien wie streaming audio werden multiple Darstellungen von Information und inklusive Designlösungen möglich, so multimodale Designs, die graphische und dynamische Repräsentationen enthalten. 36 INET e.V und „webucation-for-women.net“ Nicht nur die Information selbst ist in diversifizierter Beschreibung darzustellen, sondern auch der entsprechende Inhalt von verschiedenen Perspektiven zu beleuchten und die Repräsentation von alledem in einer Diversität von Formen anzubieten. Alternative Darstellungen durch linking von verbaler, visueller und auditiver Information für diverse Lernstile, Vorlieben und Erfahrungen. (Idiosynkrasien vermeiden!) 2. „Wie“ Lernen • Instruktionsebene: Festlegung der Reihenfolge der Bearbeitung, Mechanismen der Rückmeldung, Lernerfolgskontrolle, Implementierung von Vermittlungs- und Übungskonzepten • Kooperationsebene: Einbettung der Kooperation in Lernprozesse, Regeln zur Abstimmungs- und Entscheidungsunterstützung, Diskursverfahren und Rollenspiele (Kommunikationstools, geteilte Anwendungen, geteilter Arbeitsraum) (Britta Schinzel, a.a.O.. Weiter dazu auch B. Schinzel u.a. (Hrsg.): „Empfehlungen zum Gender Mainstreaming in Projekten zu Neuen Medien in der Bildung“ in: E-Learning im Hochschulverbund. Wiesbaden 2004) Bei der Erarbeitung der Contents wurden diese Anforderungen berücksichtigt. Da alle Contents von Frauen inhaltlich und technisch entwickelt wurden, kann man davon ausgehen, dass das „doing gender“ hier zugunsten der Interessen von Frauen verläuft. Zur Überprüfung der Akzeptanz virtueller Lernformen in der Weiterbildung allgemein und der entwickelten Contents im Besonderen wurde in fünf Transferpoints (Berlin, Erfurt, Leipzig, Potsdam und Erfurt) eine Evaluation der entwickelten Module zu den Bereichen Inhalt, Technik und Design, Kommunikation und Kursorganisation durchgeführt. Dabei zeigten sich folgende Ergebnisse bei der Befragung von 36 Teilnehmerinnen: Inhalt Die Lernenden anerkennen positiv die Eindeutigkeit der Lernziele, die Klarheit der Gliederung und die sprachliche Darstellung. Zur gendersensitiven Sprache äußern sie sich mehrheitlich zustimmend, einige geben an, dass sie ihnen nicht aufgefallen sei. Weiterführende Texte, die in Form von Dokumentenboxen verfügbar sind, verstehen sie als wichtige schriftliche Ergänzung zum virtuellen Lernen und drucken sie häufig für sich aus (zwei Drittel der Befragten). Multiple Choice Tests werden unter den Aspekten Aufbau und Funktion der Tests und Schwierigkeitsgrad (im Fragebogen als offene Frage dargestellt) beurteilt. Die 37 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit Werkstattgespräch meisten Befragten äußern sich positiv, allerdings reichen die Angaben zum Schwierigkeitsgrad von „manchmal zu einfach“ bis zu „schwer“. Dies deutet auf unterschiedliche Eingangsvoraussetzungen der Teilnehmerinnen hin. Technik und Design Navigation und Bedienungshilfe werden gut angenommen. Ebenso finden die farbliche Gestaltung und der Einsatz grafischer Elemente große Zustimmung. Der Wunsch nach mehr Fotos wird von einigen geäußert. Auffallend ist das fast einstimmige Ergebnis zur Erweiterung des Angebots von Links: hieran besteht keinerlei Interesse. Kommunikation Ein virtual guide, eine sprechender Begleiter, gibt in den Lerneinheiten Erläuterungen. Die Hälfte der Befragten findet ihn hilfreich oder angenehm, die andere Hälfte lehnt ihn als störend ab (er kann im Programm auch ausgeschaltet werden, was möglicherweise nicht hinreichend bekannt war). Ein Mehr an multimedialer Auflockerung wünschen die meisten Lernenden nicht, weder mehr musikalische Untermalung, Chats, gesprochene Texte noch Kontakte zu anderen Lernenden. Kursorganisation Die Befragten betonen den Vorteil der selbst bestimmten Zeit- und Ortseinteilung. Nur wenige schließen sich der Lerngruppe an, die allermeisten lernen allein zuhause. Die Lerndauer liegt zwischen 20 Minuten und 120 Minuten, im Durchschnitt bei 45 Minuten. Etwas mehr als ein Drittel lernen am Morgen, weitere 20 % abends. Nahezu alle Befragten geben an, dass sich ihre Selbstlernkompetenz durch das virtuelle Lernen erheblich gesteigert hat. Sie sind überwiegend mit ihrem Lernerfolg zufrieden und würden den Kurs weiterempfehlen. Die Mehrheit der Befragten wurde an die Online-Angebote über Präsenzveranstaltungen im Rahmen von Blended Learning-Angeboten herangeführt. Die Transferpoints machten dabei unterschiedliche Angebote: Alle führten eine Einführungsveranstaltung durch, bei der die Teilnehmerinnen Grundsätzliches zum Online-Lernen erfuhren, eine Einführung in die Plattform bekamen, den virtuellen Zugang erhielten und ihre technischen Fragen abklären konnten. In einigen Transferpoints bestand während der Kursdauer die Möglichkeit, ein- oder zweimal wöchentlich sich mit der Kursleiterin zu treffen, Fragen aufzuarbeiten und die Aufgaben durchzusprechen. Interessanterweise belegt unsere Befragung kein großes Interesse an den Präsenzveranstaltungen. Dies steht im Widerspruch zu den aktuellen Trends, die Blended Learning, also eine Kombination von Präsenz- und Online-Lernen empfehlen. Offensichtlich haben unsere Befragten (Frauen) nach der einführenden Präsenzveranstaltung die Chancen und Vorteile des neuen Lernparadigmas, gekennzeichnet durch Virtualität und Selbststeuerung, in vollem Umfang für sich erkannt. 38 INET e.V und „webucation-for-women.net“ 39 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit 40 Werkstattgespräch INET e.V und „webucation-for-women.net“ 41 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit 42 Werkstattgespräch INET e.V und „webucation-for-women.net“ 43 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit 44 Werkstattgespräch INET e.V und „webucation-for-women.net“ 45 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit 46 Werkstattgespräch INET e.V und „webucation-for-women.net“ 47 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit 48 Werkstattgespräch INET e.V und „webucation-for-women.net“ 49 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit 50 Werkstattgespräch INET e.V und „webucation-for-women.net“ 51 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit Werkstattgespräch Beitrag zu den Leitfragen: (Erfahrungen aus unseren Online-Kursen) 1. Welche Unterschiede gibt es zwischen Frauen und Männern beim Zugang zu und der Nutzung der neuen Medien? Gibt es sie auch zwischen Frauen in geschlechtshomogenen und –inhomogenen Gruppen? Selbstvertrauen im Umgang mit Technik ist oft eingeschränkt. Wenig spielerisches Herangehen, Technik muss funktionieren, wenig originäres Interesse an Technik an sich, Zeitmangel vieler Frauen. In Lerngruppen: Es gibt für Online-Lernen geeignete und weniger geeignete Teilnehmer/innen: Geeignet sind solche, die von ihrer Persönlichkeit her selbstständig sind, selbstbestimmt mit sich umgehen. Weniger geeignet sind Personen, die viel Anleitung brauchen, oft unsicher nachfragen, viel Lob und Ermutigung benötigen. Die ersteren kommen nur wenig zu Präsenzphasen, die anderen regelmäßig. 2. Welche unterschiedlichen Lernstrategien verfolgen Frauen und Männer? Haben sie unterschiedliche Lern- und Kommunikationsstile? In den Gruppen tauschen sich Frauen viel aus, ermutigen und bestätigen sich gegenseitig. Den Chat nehmen sie am Anfang – für konkrete Fragen – gern an, dann nutzen sie im Laufe des Kurses dieses Medium immer weniger. Frauen in unseren Online-Kursen nutzen begleitend gern Textmaterial und drucken es sich aus. Schwierige Inhalte drucken sie sich ebenfalls aus. Chats werden genutzt für Wissensfragen, sonst wird zum Austausch mit anderen Lernenden auch gern das Telefon genutzt. Die einführende Präsenzveranstaltung (erste und zweite) ist sehr wichtig ( technisch-inhaltliches Heranführen an Modul und Umgang mit der Plattform, Kennenlernen der Lerngruppe und der Tutorin, Festlegen des Lernverfahrens), die weiteren Präsenzangebote werden weniger genutzt, vorwiegend von Frauen, die weniger selbstbestimmt lernen und eher ängstlich sind. (s. unter 1.) 3. Worin liegen Gründe für eine noch zu geringe Lernkultur im Netz? Liegt es an den Zielgruppen? Liegt es an der „Architektur“ der Lernangebote? Liegt es an der Lernberatung bzw. Lernwegbegleitung? Sind Frauen davon anders betroffen als Männer? Je komplizierter das Programm/Modul aufgebaut ist, umso eher wirkt es entmutigend und wird nicht genutzt. Am Anfang sollte das Lernen einfach sein. Die Technik muss funktionieren! Es besteht oft Angst vor Neuem. Es gibt nicht genug gendersensitive Angebote im Netz. Alles muss kostengünstig sein! Frauen haben oft weniger Zeit und Geld, evtl. auch geringere technische Vorkenntnisse und eingeschränkten Zugang. 52 INET e.V und „webucation-for-women.net“ Modularer, kleinteiliger Aufbau und Tests nach jedem Abschnitt haben sich bewährt. Eine klare Struktur, Übersichtlichkeit, eindeutiges Kursprocedere sind wichtig, um Frauen zu ermutigen. 4. Wie kann man bei der Feststellung von Unterschieden in Zugangsweisen, Nutzer/Innenverhalten, Lernstrategien, Lern- und Kommunikationsstilen u.ä. geschlechtsstereotypische Festschreibungen (die Frauen, die Männer) vermeiden helfen? Der Diversity-Ansatz, der auf die Vielfalt in Verhalten, Lernstilen etc. abhebt, wirkt einer Geschlechterstereotypisierung entgegen. Es wären mehr Forschungen nötig, die die tatsächlichen Unterschiede (zwischen Frauen und Männern und innerhalb geschlechtergetrennten Gruppen) aufzeigen. 5. Wie werden diese Unterschiede in den jeweiligen Projekten methodischdidaktisch berücksichtigt? Wir nutzen einen gemäßigt konstruktivistischen Ansatz. Damit wird die Selbstlernkompetenz gefördert, aber die Lernenden erhalten auch Orientierung. Es gibt eine Kontaktperson (Tutorin) und das Arbeiten in der Gruppe wird unterstützt. Kooperatives und kollaboratives Lernen wird ermöglicht. Präsenzangebote werden geboten. In der einführenden Veranstaltung (Präsenz) werden Vorkenntnisse angesprochen, technische Fragen geklärt. Sie dient der Motivierung, Gruppenbildung und dem Aufbau des Selbstvertrauens. 6. Worin besteht die Besonderheit des jeweiligen methodisch-didaktischen Ansatzes – auch unter dem Aspekt von Gemeinsamkeiten/Verschiedenheiten zu anderen Ansätzen? Die Besonderheit unserer Angebote besteht in der Gendersensitivität. Die Evaluation in den Transferpoints zeigt, dass die Contents sehr gut angenommen werden. Bei allen gendersensitiven Qualitätskriterien, die die Contents durchziehen, erscheint am wichtigsten, dass Frauen selbst (Ingenieurinnen und Quereinsteigerinnen) die Module entwickeln und damit automatisch Inhalt und Design so gestalten, dass sie viele Frauen ansprechen und sie leicht damit arbeiten können. 7. Lassen sich aus den verschiedenen Ansätzen Empfehlungen für eine genderorientierte Methodik-Didaktik formulieren? Eine genderorientierte Mediendidaktik sollte ganzheitlich sein und sich an den Vorkenntnissen und Interessen von Männern und Frauen orientieren. Die sprachliche Gleichbehandlung sollte selbstverständlich sein. 53 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit Werkstattgespräch Weiter sind folgende Faktoren zu berücksichtigen: Lernziel Klare und zielgruppenorientierte Fomulierung Lehrstrategie Gemäßigt konstruktivistisches Lehr-/Lernparadigma Lernformen Blended Learning-Angebote, vielfältige Gruppenlernangebote (kooperative und kollaborative Angebote, Chats, Foren, virtuelle Meetings), vertiefendes Textmaterial zum Ausdrucken, tutorielle Kursbegleitung (gern von Frauen) Übersichtlichkeit der Navigationselemente, kein Schnickschnack Lerninhalte Anwendungsbezogen und problemorientiert, ganzheitlich, praxisbezogen und handlungsorientiert, vorurteilsfreie Sprache und Übungsbeispiele, vielfältig Lernkontrolle Unterschiedliche Aufgabenarten mit verschiedenen Antwortmöglichkeiten, zeitnahes Feedback, Abschlusszertifikat Sonstiges Kostengünstige Angebote Auf unserer Plattform http://www.webucation-for-women.net wird in Kürze das Modul „Gendersensitive Mediendidaktik als Qualitätsfaktor“ verfügbar sein, das weitere Informationen dazu enthält. Kontakt: Dr. Ellen Seßar-Karpp www.webucation-for-women.net [email protected] 54 „gesche-online“ Dr. Susann Kluge gesche.online Bremer Landesportal für Frauen/ Bremische Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau (ZGF) Gendergerechte Website-Gestaltung bei gesche.online – Bremer Landesportal und Internet-Magazin für Frauen – 1. Das Projekt: gesche.online gesche.online, das Bremer Landesportal und aktuelle Magazin für Frauen im Internet, ist seit Mai 2003 im Netz. Es ist ein virtueller und realer regionaler Lernort, den Frauen im Land Bremen sowohl inhaltlich als auch in der technischen Umsetzung selbst gestalten. Seit dem Relaunch im Mai 2003 steigen die Seitenzugriffe kontinuierlich und liegen zurzeit bei rund 30.000 Zugriffen pro Monat (Stand: November 2004). Damit hat sich das Portal als Informationsmedium für Frauen in Bremen, Bremerhaven und umzu etabliert und zählt bundesweit zu den erfolgreichsten Frauenportalen. In enger Verzahnung mit dem Stadtinformationssystem bremen.de und dessen Datenbank bietet es Frauen einen schnellen Zugriff auf Bremer Einrichtungen und ermöglicht eine komfortable Suche nach Veranstaltungen, Tipps und vielem mehr. Frauen können jedoch nicht nur Informationen abrufen, sondern sich auch aktiv an der Gestaltung des Portals beteiligen, indem sie selbst Artikel, Veranstaltungen, Adressen etc. eingeben und veröffentlichen. Interessierte Frauen treffen sich regelmäßig im „Offenen Redaktionstreff“. Im Rahmen der freiwilligen Mitarbeit bietet gesche.online Frauen Schulungen an, um ihre Medienkompetenz zu erhöhen. Das Portal bietet Frauen somit die Chance miteinander zu lernen, das Internet für ihre Zwecke zu gestalten und zu nutzen. Der Erwerb von Medienkompetenz ist ein Schlüssel-Anliegen des Projektes. Mit der Website soll sowohl die Lust auf das Internet geweckt als auch die Medienkompetenz von Frauen gestärkt werden, um die Teilhabe von Frauen an den neuen Medien zu fördern. Frauenthemen sollen sichtbar gemacht und der Männerzentrierung des Internets entgegengewirkt werden. Außerdem soll die Vernetzung und politische Beteiligung von Frauen gefördert werden, indem ihnen Möglichkeiten für eine eigene Beteiligung gegeben werden. Insgesamt soll das Internet mit niedrigschwelligen Angeboten, einer erhöhten Benutzungsfreundlichkeit und Übersichtlichkeit verbessert werden. gesche.online will auf diese Weise einen Beitrag zur gleichberechtigten Teilhabe von Frauen an den Neuen Medien, sei es in beruflicher, politischer oder persönlicher Hinsicht, leisten. Trägerin des Projektes ist die Bremische Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau (ZGF). Um die Teilhabe von Frauen am Internet sowie ihre Kompetenz im Umgang mit den neuen Medien zu verbessern, wird gesche.online mit einer Anschubfinanzierung durch das Landesprogramm „Bremen in t.i.m.e.“ für 55 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit Werkstattgespräch zwei Jahre gefördert. Zwei Online-Redakteurinnen sowie eine Informatikerin haben das Projekt aufgebaut, organisieren und betreuen es. Im März 2004 wurde gesche.online für die Entwicklung innovativer Ansätze in der Erwachsenenbildungsarbeit der Bremer Weiterbildungspreis des Senators für Bildung und Wissenschaft verliehen. Bevor im vierten Abschnitt gezeigt wird, welche Elemente der Website von gesche. online einer gendergerechten Gestaltung entsprechen, werden zuvor kurz der Hintergrund des Projektes erläutert und die Angebote von gesche.online vorgestellt. Der Beitrag schließt mit einem Resümee. 2. Der Hintergrund: Frauen lernen anders Neue Technologien wie das Internet stellen einen zukunftsweisenden Bereich gesellschaftlicher Entwicklung dar. Sie bieten nicht nur eine wichtige Basis für breite Informationsmöglichkeiten sondern auch für neue Modelle der Zusammenarbeit. Da Frauen jedoch noch immer unterdurchschnittlich an den Möglichkeiten, die diese Technologien bieten, partizipieren, muss die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen an der aktiven Nutzung und Gestaltung dieser Medien unbedingt vorangetrieben werden. Viele Studien und Erfahrungen von Fachfrauen zeigen, dass Frauen einen anderen Zugang zu und Umgang mit Computern und Internet haben als Männer. In Deutschland verfügen mittlerweile 45,6 % der Frauen über einen Internet-Zugang (60,3 % der Männer). In Bremen ist die Quote der Internet-Nutzerinnen im Vergleich zum Vorjahr erheblich gestiegen. 2003 bildete Bremen – zusammen mit Meckenburg-Vorpommern – noch das Schlusslicht bei der Internet-Nutzung von Frauen, weil lediglich 36 % der Frauen im Land Bremen online waren (und 58 % der Männer). 2004 sind nun 44,6 % der Frauen (und nur noch 52,3 % der Männer) im Netz. Trotz dieser erfreulichen Entwicklung für Bremen verbringen Frauen insgesamt immer noch weniger Zeit im Internet und nutzen auch einen vorhandenen Internet-Zugang deutlich seltener als Männer (siehe (N)Onliner-Atlas 2003 und (N)Onliner-Atlas 2004 von Emnid1, Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen 20032). Offliner, also Nicht-Nutzende des Internets, sind deutlich älter und überwiegend weiblich. Sie verfügen über ein formal niedriges Bildungsniveau und ein deutlich niedrigeres Einkommen. Noch immer sind gut zwei Drittel der Frauen, die sich in schwierigen sozialen Lebenssituationen befinden (Hauptschulabschluss, keine Ausbildung, allein erziehend, erwerbslos), zu 82 % offline. Darüber hinaus haben Frauen andere Ansprüche an die Informationen, die sie im Internet suchen und finden wollen. Sie gehen zielgerichtet und nutzungsorientiert ins Netz. So achten Sie mehr als Männer auf die Navigation und weniger auf Bilder und bewegte Elemente3. Das Internet ist jedoch in Struktur und Inhalt immer noch eher auf männliche Nutzer ausgerichtet. So lehnen zum Beispiel Suchmaschinen wie Google zum Teil immer noch weibliche Formen von Suchbegriffen – wie Unternehmerin – ab und frau erhält stattdessen die Nachfrage, ob „Unternehmer“ gemeint sei4. Ein weiteres Beispiel: Bei der Suche nach „Frauen in Osteuropa“ erhält die Userin reihenweise Hinweise auf Sexangebote. 56 „gesche-online“ Eine weitere Ursache für die nur langsam steigende Netzbeteiligung von Frauen liegt also in Angeboten, die inhaltlich nicht interessant und zu wenig nutzungsorientiert sind. Es ist daher sinnvoll und notwendig, das Internet für Frauen attraktiver zu gestalten und die Medienkompetenz von Frauen zu erhöhen – und genau das ist das Ziel von gesche.online. Auf der Website sollen Frauen nicht nur interessante Inhalte geboten werden, sie können sich vielmehr selbst an der inhaltlichen und technischen Gestaltung beteiligen und dabei Medienkompetenz erwerben. 3. Die Angebote von gesche.online gesche.online bietet außer seiner Funktion als Internetportal für Frauen im Land Bremen ein sehr umfangreiches Online-Magazin. Dabei können sich die Nutzerinnen nicht nur – passiv – informieren, sondern sich auch aktiv an der inhaltlichen und technischen Gestaltung beteiligen. Rein formal lassen sich drei Bereiche bei gesche. online unterscheiden, die sich in der Praxis überschneiden: Information, Online-Magazin und Interaktion. Abb. 1: Die Startseite von gesche.online 3.1 Information Auf der Internetseite des Bremer Frauenportals gesche.online wird eine große Palette an Informationen bereitgehalten: • Der Veranstaltungskalender wird täglich mit neuen Terminen gefüllt und ist chronologisch sortiert. • Eine Such-Option ermöglicht nicht nur die gezielte Suche nach bestimmten Veranstaltungsthemen, sondern auch das schnelle Finden der Adressen 57 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit Werkstattgespräch von Frauengruppen und Einrichtungen aus Bremen, Bremerhaven und dem Umland mit Angeboten, die für Frauen interessant sind. Vor allem die enge Zusammenarbeit mit dem Stadtinformationssystem bremen.de erlaubt viele weitere Suchmöglichkeiten. Recherchiert werden kann aber nicht nur nach Veranstaltungen und Einrichtungen in Bremen und der Region, sondern auch zu den Themen im Magazinteil. • Ergänzt werden die Veranstaltungen und Adressen von Einrichtungen durch eine Sammlung ausgewählter Links, die mit einem kurzen Kommentar versehen sind, um sich schnell informieren zu können (zu finden sind die Links zurzeit unter dem Menüpunkt „Service“). Diese Links verweisen nicht nur auf andere Frauenportale und Online-Magazine. Es finden sich dort neben nationalen auch internationale Internet-Adressen von Berufsnetzwerken, Datenbanken für Frauen sowie weiterführende Linklisten und Suchmaschinen. Außerdem ist eine umfangreiche Liste mit Internetseiten für Einsteigerinnen zusammengestellt worden. • Mittlerweile beziehen circa 800 Interessentinnen und Interessenten den monatlichen Newsletter, der die neuesten Informationen enthält und auf wichtige Termine, Diskussionen und Artikel hinweist. Auch der Newsletter ist direkt über die Startseite von gesche.online – mit einem Klick auf die Option „Newsletter“ in der roten Menüleiste – zu erreichen. 3.2 Online-Magazin Die Verbindung des Bremer Landesportals für Frauen mit einem Internet-Magazin ist in Deutschland bisher einmalig: 58 • Auf der Startseite von gesche.online erscheinen automatisch die letzten sechs Artikel, die eingegeben wurden. Auf diese Weise erhalten die Leserinnen und Leser sofort einen Überblick über die aktuellen Themen. • Jeder Artikel wird zudem einem von neun Themenbereichen zugeordnet, die die wichtigsten Bereiche für Frauen abdecken: Beruf und Bildung, Finanzen, Gesellschaft und Politik, Multimedia und Technik, Gesundheit, Kultur, Sport und Freizeit, Leben mit Kindern, Lebenskunst. Die Zuordnung der Artikel zu den verschiedenen Themenbereichen erleichtert die inhaltliche Recherche. • Artikel werden – mit Links zu verwandten Artikeln auf gesche.online und zu weiterführenden Websites – kontinuierlich ins Netz gestellt. • Alle drei Monate erscheint zusätzlich ein Schwerpunktthema mit zahlreichen Beiträgen zu einem bestimmten thematischen Schwerpunkt. Themen waren bisher: Vorbilder, Existenzgründung, Gesundheitswirtschaft, „Frau.Macht. Geld“, „Frauen finden Kultur“, „Frauen in Bewegung“ sowie „Die Europa“ mit Artikel über Frauen in und aus den neuen zehn EU-Ländern. „gesche-online“ 3.3 Interaktion Der interaktive Charakter der Website ermöglicht Frauen viele Beteiligungen: Sie können selbst auf Veranstaltungen hinweisen, als freiwillige Redakteurin eigene Beiträge verfassen oder im Bereich „Forum“ auf dem „Schwarzen Brett“ oder in der Rubrik „Leserinnenbriefe“ mit anderen Frauen Informationen und Meinungen austauschen oder einfach Tipps weitergeben. • Mit Hilfe einfacher Eingabemasken können interessierte Frauen selbst Veranstaltungen, Einrichtungen und Artikel, die sie geschrieben haben, auf der gesche.online-Seite eingeben und auf diese Weise die Inhalte selber bestimmen (siehe Abb. 2). Abb. 2: Eingabemaske für Artikel • Fast 200 freiwillige Redakteurinnen beteiligen sich zurzeit an den Offenen Redaktionstreffen, die einmal monatlich stattfinden, oder stehen mit Artikeln, Anregungen und Fragen in regelmäßigem Kontakt mit der gesche.onlineRedaktion. • Die offenen und geschlossenen Foren laden zur Diskussion und zum Austausch ein. Sie dienen der politischen Partizipation, Meinungsbildung und Vernetzung. Dabei bieten sie verschiedene Möglichkeiten, miteinander in direkten Kontakt zu treten. Im offenen Diskussionsforum zur „familienfreundlichen Stadt“ können alle interessierten Frauen Fragen einbringen, Ideen 59 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit Werkstattgespräch äußern, gemeinsam Rahmenbedingungen erörtern und Lösungswege entwickeln. Auf Anfrage können auch geschlossene Foren – wie zum Beispiel für den Arbeitskreis Frauengesundheit – eingerichtet werden. Hier haben Frauen nur Zugang, wenn sie sich zuvor für dieses Forum angemeldet haben. Im Forum „Tipps zu Computer und Internet“ unterstützen sich Rat suchende Frauen gegenseitig bei den unterschiedlichsten PC-Problemen. Und auf dem „Schwarzen Brett“ können Interessierte sowohl Reisepartnerinnen als auch eine neue Wohnung suchen oder in der „Bücherecke“ Lesetipps austauschen. Der Einrichtung weiterer Foren sind hier kaum Grenzen gesetzt, wenn ein entsprechendes Interesse vorliegt. Forengestaltung und -betreuung erfordern dabei die aktive Beteiligung einzelner Frauen. • In Online-Workshops und Schulungen, die von gesche.online-Mitarbeiterinnen durchgeführt werden, können Frauen ihre Medienkompetenz erweitern. Dabei gibt es sowohl Angebote für Einsteigerinnen (zum Beispiel in Bildbearbeitungsprogramme) als auch für Fortgeschrittene. Interessierte werden zum Beispiel in so genannten Backend-Schulungen im Content Management System „SixCMS“ geschult, mit dem alle Daten der gesche.online-Seite verwaltet werden. 4. Gendergerechte Website-Gestaltung von gesche.online Die wichtigsten Kriterien für eine gendergerechte Website-Gestaltung sind 2003 von eResult® in der Studie „Woman Online II – Auf die Usability kommt es an!“ in einer umfangreichen Befragung von 429 Männern und Frauen ermittelt worden5. Anhand dieser Kriterien soll im Folgenden gezeigt werden, in welchen Punkten gesche.online bereits einer gendergerechten Website-Gestaltung entspricht – und wo noch Verbesserungsbedarf besteht. Die AutorInnen der Studie weisen ausdrücklich auf die speziellen Anforderungen der weiblichen Nutzerschaft hin: So sollte grundsätzlich berücksichtigt werden, dass Frauen andere Erwartungen an die formale Gestaltung haben und eine geringere Webkompetenz aufweisen, weil sie sich seltener und kürzer im Netz aufhalten. Sie haben eine andere Einstellung zur und andere Erwartungen an die Internetnutzung, denn es geht ihnen vor allem um Zeitgewinn sowie eine Reduktion der Alltagskomplexität. Außerdem weisen Frauen eine geringere „Computerselbstwirksamkeit“ auf, weil sie glauben, dass sie weniger gut mit dem Computer umgehen können als Männer. Insgesamt wird der Nutzungskomfort von ihnen negativer wahrgenommen. Was wiederum nicht überrascht, weil Frauen sehr großen Wert auf Benutzungsfreundlichkeit legen. Grundsätzlich erwartet jede Internet-Nutzerin und jeder Internet-User eine möglichst hohe Benutzungsfreundlichkeit, die den Umgang mit dem Medium nicht nur erleichtert und Zeit spart, sondern auch Spaß macht. Viele Kriterien für eine gendergerechte Website-Gestaltung sind deshalb auch Männern wichtig – wie die Übersichtlichkeit und Verständlichkeit der Website, die Aktualität der Informationen, eine schnelle und einfache Zugänglichkeit der Informationen, eine korrekte Verlinkung oder eine Suchfunktion. Eine ganze Reihe von Gestaltungselementen besitzt jedoch für Frauen eine größere Bedeutung als für Männer: 60 „gesche-online“ 1. schnelle Ladezeiten (sehr wichtig) 2. eine übersichtliche Startseite (sehr wichtig) mit vielen Auswahlmöglichkeiten 3. ein umfangreiches Informationsangebot 4. Aktualität der Informationen 5. eine schnelle Kontaktaufnahme zur Sitebetreiberin 6. ein schneller und einfacher Zugang zu Informationen 7. bei der Navigationsgestaltung: eindeutige Rubrikenbezeichnung, Anwesenheit einer Sitemap, Darstellung eines Nutzungspfades 8. bei der Contentgestaltung: gut lesbare Schriftgrößen, aussagekräftige Überschriften, Erklärung von Fachbegriffen gesche.online verfolgt darüber hinaus zwei weitere wichtige Ziele: 9. Die Internetseite soll Internet-Einsteigerinnen ermutigen, sich mehr mit diesem Medium zu befassen, und deshalb ein möglichst niedrigschwelliges Angebot darstellen. 10. Das Portal soll den Frauen zahlreiche Möglichkeiten zur Interaktion bieten, um zum einen die politische und gesellschaftliche Beteiligung von Frauen zu fördern und zum anderen die Medienkompetenz durch eigene Aktivitäten zu verbessern. 4.1 Schnelle Ladezeiten: „Zeit ist Geld“ Will man Zeit sparen, müssen nicht nur die Internet-Seiten schnell geladen werden, sondern die Informationen müssen auch schnell gefunden werden können. Für beide Anforderungen ist es wichtig, dass die Internet-Seiten nicht mit zu vielen Informationen „überfrachtet“ werden. Die Seiten müssen vielmehr übersichtlich gestaltet werden, damit Informationen schnell gefunden werden können (siehe hierzu auch den nächsten Punkt). Und sie müssen wenig Bilder und Elemente enthalten, die viel Speicherplatz erfordern. Auf den gesche.online-Seiten werden daher nur Fotos und Bilder mit möglichst kleinen Speicherkapazitäten veröffentlicht – auch wenn die Qualität eventuell leidet. 4.2 Übersichtliche Startseite mit vielen Auswahlmöglichkeiten Bei der Startseite von gesche.online ist sehr großer Wert auf eine gute Übersichtlichkeit gelegt worden (siehe Abb. 1): • Auf der Navigationsleiste am linken Rand und unterhalb des Kopfbereichs befinden sich die beiden Menüleisten, die jeweils nur wenige Menüpunkte 61 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit Werkstattgespräch enthalten. Die obere Menüleiste, die Optionen zur Interaktion enthält, ist zudem in roter Farbe gestaltet und dadurch sehr auffällig. Hier gelangt die Userin über „Mitmachen“ zu den Formularen, um eigene Artikel und Veranstaltungen einzugeben, sowie zu den verschiedenen Foren. Zurzeit gibt es noch zwei Pop-Up-Menüs (bei „Themen“ und „Mitmachen“), die jedoch noch verändert werden, wenn die barrierefreie Version der gesche.online-Seite installiert wird. • In der linken oberen Ecke – zwischen den beiden Menüleisten – findet die gesche.online-Userin das Feld mit der Suche-Funktion. • Die gesche.online-Einstiegshilfe wird in naher Zukunft sowohl über die Figur im rechten Kopfbereich der Website als auch über die Option in der roten Menüleiste zu erreichen sein6. Hier erhalten vor allem Internet-Einsteigerinnen sowie Nutzerinnen, die das erste Mal auf den gesche.online-Seiten sind, Informationen und Hinweise zu den wichtigsten Angeboten der Website (siehe Abb. 3). Abb. 3: Die Einstiegshilfe von gesche.online Alle wichtigen Funktionen (Menüleisten, Suche sowie Einstiegshilfe) befinden sich also im linken und oberen Bereich der Website, der unter dem Namen „gesche.online“ liegt und daher gleich ins Auge fällt, wenn die Internet-Nutzerin die Seite aufruft. • 62 Im Contentbereich, der in der Mitte der Website liegt, findet die gesche.onlineBesucherin auf der Startseite sofort die aktuellen Artikel, die bei gesche. online veröffentlicht worden sind. Werden verschiedene Menüoptionen aufgerufen – wie zum Beispiel der Veranstaltungskalender, der Schwerpunkt „gesche-online“ oder verschiedene Themenbereiche –, so erscheinen die Inhalte in diesem Bereich. • Abgerundet wird die Gestaltung der Website durch weitere aktuelle Informationen in der Spalte auf der rechten Seite. Hier finden sich zum Beispiel Hinweise auf den neuen Schwerpunkt, auf Sonderaktionen wie die „Virtuelle Kunstausstellung“, auf die elektronischen E-Cards oder die „Angebote rund ums Buch“. Alle diese Angebote können mit einem Mausklick erreicht werden. 4.3 Umfangreiches Informationsangebot Im dritten Abschnitt wurden bereits die verschiedenen Angebote von gesche.online vorgestellt. Jeder Bereich wächst kontinuierlich: Zurzeit befinden sich über 600 Artikel und sieben Schwerpunkte zu den unterschiedlichsten Themenbereichen in der Datenbank und können abgerufen werden. Bis zu 200 Veranstaltungen werden angekündigt, wenn im Herbst und Frühjahr die neuen Bildungsprogramme erscheinen. Seit dem Relaunch im Mai 2003 wurden insgesamt bereits über 1.200 Veranstaltungen veröffentlicht (bis Anfang Dezember 2004). Von über 500 Einrichtungen, Organisationen, Gruppen und Vereinen können Informationen abgerufen werden. Fast 800 Links können unter dem Menüpunkt „Service“ sowie bei den Artikeln und Veranstaltungen angeklickt werden. Auf der Foren-Seite stehen den gesche.onlineLeserinnen zurzeit acht offene Foren zur Verfügung. Zwei geschlossene Foren sind nur nach vorheriger Anmeldung zugänglich. – Darüber hinaus werden bei allen Artikeln und Veranstaltungen Links zu themenverwandten Artikeln, Veranstaltungen, Websites und Einrichtungen gesetzt. 4.4 Aktualität der Informationen Artikel und Veranstaltungen werden nicht nur von der gesche.online-Redaktion kontinuierlich auf der Website veröffentlicht. Auch die gesche.online-Leserinnen können jederzeit Artikel und Veranstaltungen über die Eingabemasken an die Redaktion schicken. Viele freiwillige Mitarbeiterinnen unterstützen die Redaktion dabei, auch Veranstaltungsankündigungen und Artikel, die gesche.online per E-Mail oder Flyer erreichen, möglichst schnell auf der gesche.online-Seite zu veröffentlichen. Wie schon erwähnt, erscheinen außerdem die letzten sechs Artikel – und damit die aktuellsten – immer sofort im Contentbereich der Startseite, so dass sich diese jeden Tag verändert. Zusätzlich wird in der rechten Spalte der Website auf besondere Aktionen verwiesen, die mit einem Mausklick direkt erreicht werden können. 4.5 Schnelle Kontaktaufnahme zur Sitebetreiberin Über die Option „Kontakt“ in der roten Menüleiste gelangt frau mit einem Mausklick zu den Adressen der Redaktion – sei es per Post, Telefon oder E-Mail. Außerdem befindet sich hier eine übersichtliche Eingabemaske, mit deren Hilfe eine Nachricht an die Redaktion eingegeben und sofort abgeschicken werden kann. Sie wird per E-Mail an die Redaktion weitergeleitet. 63 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit Werkstattgespräch 4.6 Schneller und einfacher Zugang zu den Informationen Wie bereits bei den ersten beiden Kriterien – schnelle Ladezeiten, übersichtliche Startseite mit vielen Auswahlmöglichkeiten (4.1 und 4.2) – dargestellt, soll die übersichtliche Gestaltung der Website mit zwei Menüleisten, der Suche-Option, der Einstiegshilfe und den aktuellen Artikeln im Content-Bereich, den gesche.online-Leserinnen einen schnellen und einfachen Zugang zu allen Informationen ermöglichen. Vor allem die Suche-Option erleichtert den Zugang erheblich. Bei der Eingabe eines Suchbegriffes werden die gefundenen Informationen nach den verschiedenen Bereichen – Seite, Schwerpunktthema, Forum, Artikel, Veranstaltungen und Adressen – getrennt im Content-Bereich angezeigt. In jedem Bereich werden zunächst die ersten vier Treffer angezeigt. Mit einem Klick gelangt frau zu den einzelnen Beiträgen oder kann sich alle Treffer eines Bereichs anzeigen lassen (siehe das Beispiel in Abb. 4, bei dem nicht mehr die Angabe zu sehen ist, dass außerdem noch 86 Adressen gefunden worden sind). Abb. 4: Ergebnisse bei der Suche nach dem Thema „Gesundheit“ 4.7 Navigation: Eindeutige Rubrikenbezeichnung, Sitemap, Nutzungspfad Auf gesche.online wird begrifflich klar zwischen den verschiedenen Bereichen der Website getrennt. Es gibt: Veranstaltungen, Artikel – die verschiedenen Themen oder Schwerpunkten zugeordnet sind –, Adressen der Einrichtungen und Foren. Während eine Sitemap zurzeit noch nicht zur Verfügung steht, werden die Nutzungspfade im oberen Teil des Content-Bereichs angegeben. Bei Artikeln ist zum Beispiel auf diese Weise erkennbar, welchem Themenbereich oder Schwerpunkt sie zugeordnet worden sind. Ist ein Artikel überschrieben mit „Thema: 64 „gesche-online“ Beruf & Bildung“, befindet sich dieser Beitrag im Themenbereich „Beruf & Bildung“. Artikel, die einem Schwerpunktthema zugeordnet worden sind, werden ebenfalls mit den entsprechenden Zuordnungen überschrieben, zum Beispiel „Schwerpunkt ‚Die Europa’, Politisch“. 4.8 Contentgestaltung: gut lesbare Schriftgrößen, aussagekräftige Überschriften, Erklärung von Fachbegriffen Die Schriftgrößen auf den gesche.online-Seiten sind grundsätzlich so eingestellt, dass die Schrift gut lesbar ist. Die Schriftgröße kann zusätzlich über jeden Browser individuell auf spezielle Bedürfnisse eingestellt werden. Darüber hinaus bemühen sich die gesche.online-Redakteurinnen um aussagekräftige Überschriften – die bei den Artikeln durch Dachzeilen und einen Vorspann ergänzt werden – sowie die Erläuterung von Fachbegriffen. 4.9 Niedrigschwelliges Angebot für Internet-Einsteigerinnen Bei der Gestaltung der gesche.online-Seiten standen die Internet-Einsteigerinnen im Fokus der Aufmerksamkeit. Denn ein sehr wichtiges Ziel von gesche.online ist es, die Medienkompetenz von Frauen zu erhöhen und mehr Frauen an das Medium Internet heranzuführen. Natürlich sind die übersichtliche Gestaltung der Website (zwei Menüleisten, Suche-Option etc.) und die Einstiegshilfe auch für Frauen hilfreich, die mit dem Internet vertraut sind und sich „nur“ einen schnellen Überblick und Einstieg in gesche.online verschaffen wollen. Diese beiden Elemente sollen jedoch vor allem Neulingen den Einstieg ins Internet sowie auf die gesche.online-Seiten erleichtern. Alle Eingabe-Formulare sind deshalb bewusst übersichtlich gestaltet worden und sollen die Frauen ermutigen, aktiv mit dem Medium umzugehen. Die Redakteurinnen stehen darüber hinaus per E-Mail (Option „Kontakt“ in der roten Menüleiste“) und Telefon jederzeit für Fragen zur Verfügung und bieten verschiedene Offline-Angebote. So wird über verschiedene Netzwerke bewusst der Kontakt zu medienfernen Gruppen (in Mütterzentren, Ausbildungszentren für Migrantinnen etc.) gesucht, um vor Ort gesche.online vorzustellen. Außerdem stehen in den Redaktionsräumen zwei Computer zur Verfügung, an denen Frauen sich in Ruhe und unabhängig vom gesche.online-Team im Schreiben, im Online-Setzen von Artikeln, im Bilder einscannen etc. üben können. Die Computer sind während der üblichen Bürozeiten nach einer kurzen Anmeldung bei der Redaktion zugänglich. (Zur Bedeutung von Offline-Angeboten siehe auch den fünften Abschnitt.) 4.10 Interaktion: inter/aktive Beteiligung der gesche.online-Leserinnen Die rote Menüleiste soll durch ihre Farbe den Besucherinnen und Besuchern der gesche.online-Seite besonders ins Auge fallen, da sie verschiedene Optionen zur aktiven und interaktiven Beteiligung an gesche.online bietet. So können über die Option „Mitmachen“ eigene Veranstaltungen, Artikel und Einrichtungen in den sehr übersichtlich und klar gestalteten Formularen eingegeben und an die Redaktion geschickt werden (siehe Abb. 2). Die gesche.online-Einstiegshilfe (siehe Abb. 3) sowie die Eingabe-Masken enthalten bei den einzelnen Feldern weitere Hinweise zur Eingabe. So wird auch Internet-Einsteigerinnen ein niedrigschwel65 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit Werkstattgespräch liger Zugang ermöglicht. Die Beiträge werden direkt in die Datenbank von gesche. online geleitet. Dort werden sie nach einer (meist) kurzen redaktionellen Bearbeitung – es werden zum Beispiel Schlagworte und Links zugeordnet – von den zuständigen Redakteurinnen für die Veröffentlichung auf der Website „frei geschaltet“. Im Bereich „Foren“ stehen zurzeit acht offene Foren für Diskussion, Meinungsaustausch, Tipps, die Suche und das Anbieten verschiedenster Sachen etc. zur Verfügung. Die zwei geschlossenen Foren sind nach vorheriger Anmeldung zugänglich. Auf jeder Seite der Foren und am Ende jedes einzelnen Beitrages steht ein übersichtliches Eingabeformular zur Verfügung, in dem jede Besucherin und jeder Besucher einen Beitrag eingeben und abschicken kann. Diese Beiträge erscheinen sofort in dem Forum, in dem sie eingegeben worden sind, bzw. unterhalb des Beitrages, zu dem sie eine Antwort darstellen. – Darüber hinaus sind Chats auf der gesche.onlineSeite in Planung. Die Option „Kontakt“ in der roten Menüleiste ermöglicht – wie bereits unter 4.5 dargestellt – den schnellen Kontakt zu den Sitebetreiberinnen per E-Mail über ein kleines Eingabeformular. Der Newsletter – ebenfalls über die rote Menüleiste abrufbar – informiert monatlich über Neuigkeiten aus der Redaktion sowie die neuesten Artikel und Einrichtungen auf der Website. 5. Resümee und Ausblick Abschließend werden verschiedene Erfahrungen – vor allem mit den Offline-Angeboten von gesche.online – resümiert und ein Ausblick gegeben. 5.1 Blended Learning: Offline-Angebote von gesche.online Nach der ersten Begeisterung über die Möglichkeiten des eLearning, haben zahlreiche Erfahrungen gezeigt, dass reines online-Lernen nicht alle Interessen und Bedürfnisse der Lernenden abdecken kann. Zwar sind die Lernenden beim eLearning zeitlich und räumlich flexibler und können sich an ihrem eigenen Lerntempo orientieren. Es fehlen jedoch soziale und persönliche Begegnungen, der Erfahrungsaustausch und die gegenseitige Motivation. Deshalb wird heute das integrierte Lernkonzept des „Blended Learning“ angewandt, bei dem computergestützte und internet-basierte Elemente mit klassischen Lernformen wie Workshops, Teamarbeit oder Gruppenschulungen kombiniert werden. So können die Vorteile beider Lernwege ergänzt werden, um einen größtmöglichen Lernerfolg zu erzielen. Auch in der Arbeit mit den gesche.online-Leserinnen und -Redakteurinnen ist schnell deutlich geworden, dass neben der Internet-Präsenz ein direkter und persönlicher Kontakt notwendig ist. Er wird über verschiedene Wege ermöglicht: 66 „gesche-online“ 5.1.1. Rückfragen per E-Mail oder Telefon Die Redaktion steht zu den üblichen Öffnungszeiten allen gesche.online-Leserinnen und -Lesern für Rückfragen per E-Mail oder Telefon zur Verfügung. 5.1.2. Offener Redaktionstreff und Freiwilligentreff Die Freiwilligen Redakteurinnen treffen sich bereits seit Beginn des Projektes einmal pro Monat im so genannten „Offenen Redaktionstreff“. Gemeinsam werden vor allem die Themen und Artikel für die Schwerpunkte besprochen und Erfahrungen und Tipps für das Online-Schreiben ausgetauscht. Dazu liefern die Profi-Frauen eine kurze Einführung und je nach Thema auch kurze schriftliche Anleitungen zum Mitnehmen. Neben den redaktionell-inhaltlichen Aspekten geht es aber auch um Technik wie den Gebrauch der Digitalkamera und die Bildbearbeitung, das Scannen, das Einbinden von Video- und Audiodateien oder das Anfertigen online-gerechter Texte. Mit den freiwilligen Mitarbeiterinnen, die gesche.online bei der Veranstaltungspflege unterstützen, das Bildarchiv verwalten etc., findet seit kurzem ebenfalls ein monatlicher Freiwilligen-Treff statt, bei dem sich die Frauen über ihre Erfahrungen in den verschiedenen Arbeitsbereichen austauschen und unter anderem Ideen zur Verbesserung der gesche.online-Seiten diskutieren. 5.1.3. Schulungen Das Schulungskonzept hat sich seit dem Beginn des Projekts weiterentwickelt. Zu Beginn des Projektes wurden alle Interessierten, die für gesche.online schreiben und Veranstaltungen ankündigen wollten, in dem Content Management-System „SixCMS“ geschult – dem Datenbanksystem, das alle Daten der gesche.online-Seiten enthält. Es zeigte sich aber, dass viele Frauen nur Veranstaltungen oder Artikel veröffentlichen oder sich an einem Forum beteiligen möchten. Dafür benötigen sie nur Basiskenntnisse für die Eingabe und nur wenig EDV-Kenntnisse. Für diese Zielgruppe wurden die Eingabenmasken unter der Option „Mitmachen“ entwickelt. Weitergehende Schulungen in „SixCMS“ bieten wir den freiwilligen Mitarbeiterinnen und Redakteurinnen an, die an einer regelmäßigen Mitarbeit interessiert sind und direkt mit dem Datenbanksystem arbeiten,, um die Redaktion bei der Eingabe und Bearbeitung der Daten zu unterstützen. Sie erhalten einen eigenen passwortgeschützten Zugang zum System. Je nach Bedarf werden darüber hinaus interessierte Frauen nicht nur individuell, sondern auch in verschiedenen Kursen und Workshops geschult. Themen sind unter anderem: Bildbearbeitung (Paint Shop Pro), Scannen, Umgang mit der Digital-Kamera und dem Aufnahmegerät, Online-Schreiben etc. 5.1.4. Redaktionsraum mit frei zugänglichen Computern In einem separaten Redaktionsraum stehen interessierten Frauen zwei Computer mit Scanner und Drucker zur Verfügung. Hier kann jede für sich üben und schreiben. Von der Redaktion werden noch Freiwillige gesucht, die den Frauen direkt vor Ort Tipps geben und sie zum Beispiel in Word und dem Umgang mit dem Internet schulen 67 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit Werkstattgespräch können. Im separaten Redaktionsraum arbeiten auch viele der freiwilligen Mitarbeiterinnen, die den Veranstaltungskalender und die verschiedenen Archivbereiche (Bild, Text, Linksammlung) betreuen. 5.1.5. Präsentionen von gesche.online Um Multiplikatorinnen der Frauenbildung zu erreichen, wird gesche.online bei Projekten und Initiativen im Lande Bremen vorgestellt. Bei den Präsentationen wird Wert darauf gelegt, die Möglichkeiten des Portals durch Demonstrationen der Artikeleingabe, der Suche, des Veranstaltungskalenders etc. aufzuzeigen. Dabei wird auch auf Fragen der Interessentinnen zur allgemeinen Funktionsweise des Internets eingegangen. 5.1.6. Resümee zu den Offline-Angeboten Die Offline-Angebote erfordern viel Zeit und Energie. Folgende Punkte sollten bedacht werden: • Workshops müssen immer wieder angeboten und entsprechend vorbereitet werden: ein Termin muss festgelegt, ein Seminarort mit vielen Computern organisiert und Interessierte angefragt werden. • Es ist sehr aufwändig, Freiwillige ins Boot zu holen und auf Dauer zu halten. Vor allem die Fachfrauen sind beruflich meist sehr stark eingebunden und haben nur wenig Zeit, um sich aktiv an der inhaltlichen Gestaltung der Website zu beteiligen oder in Netzwerken mitzuarbeiten. • Viele Freiwillige, die sich engagieren wollen, schauen sich verschiedene Projekte an und entscheiden erst nach ein paar Wochen, ob sie langfristig dabei bleiben. In dieser Zeit werden sie jedoch in verschiedene Aufgaben eingearbeitet – was Arbeitszeit kostet. Je deutlicher den Interessierten daher zu Beginn erklärt wird, was sie erwartet, umso besser können sie prüfen, ob sie langfristig an der Mitarbeit interessiert sind. • Die Freiwilligen müssen regelmäßig (auch vor Ort) betreut werden und das Projekt muss immer wieder offen sein für Neue und bereit sein, ihnen das Projekt und die Arbeiten zu erklären. • Da mit gesche.online möglichst viele Frauen angesprochen und erreicht werden sollen, ist die Nutzerinnengruppe sehr heterogen und reicht von der Internet-Anfängerin bis zur Expertin. Es müssen also sowohl Neulinge gewonnen als auch Interessierte weiter gefördert werden. 5.2 Ausblick: kontinuierliche Weiterentwicklung Die Redaktion sieht gesche.online im Kontext von Projekten, die dazu beitragen, den Medienstandort Bremen mit seinen innovativen Entwicklungen auch in die Tiefe und Breite der Bevölkerung zu verankern. Neue Medien benötigen eine solche Verankerung und ständige „Überprüfung“ ihrer Alltagstauglichkeit, damit sie Breitenwirkung entfalten können. Seit Beginn des Projektes wird daher der intensive Kontakt und Aus68 „gesche-online“ tausch mit den Website-Nutzerinnen gesucht, damit gesche.online ihren Wünschen und Bedürfnissen entspricht. Dabei wurden bereits wichtige Erfahrungen gewonnen und umgesetzt. Dies soll kurz an zwei Beispielen verdeutlicht werden. Zu Beginn wurden alle Frauen, die Artikel oder Veranstaltungsankündigungen auf gesche.online veröffentlichen wollten, sehr aufwändig und komplex in SixCMS geschult. Viele Frauen benötigten jedoch diese umfangreichen Kenntnisse nicht, weil sie lediglich Veranstaltungen ankündigen oder Artikel veröffentlichen wollten. Es wurden deshalb die Eingabemasken entwickelt, die nun allen Nutzerinnen eine komfortable Möglichkeit der Mitarbeit bieten. Anfangs wurden die geschlossenen Foren nicht auf der Forenseite veröffentlicht, weil sie nicht für alle Frauen zugänglich sind. Die Leserinnen sollten dadurch nicht das Gefühl bekommen, von einzelnen Bereichen ausgeschlossen zu sein. Dadurch waren diese Arbeitsgruppen aber auch nicht sichtbar. Zudem war es für die Frauen der geschlossenen Foren aufwändiger zu ihrem Forum zu gelangen. Sie mussten immer eine lange, komplexe Adresse eingeben, wenn sie nicht fortwährend am gleichen Computer arbeiten konnten, um einen Favoriten einzurichten. Auf der ForenSeite sind nun auch die geschlossenen Foren für die jeweiligen Mitfrauen der Foren schnell zugänglich und zudem für weitere Interessentinnen sichtbar. Und es wird weiterhin Veränderungen auf gesche.online geben, um den Bedürfnissen der Website-Besucherinnen und -Besuchern gerecht zu werden. Auf dem aktuellen Arbeitsplan stehen noch einige Aufgaben, mit denen die gesche.online-Seiten verbessert werden sollen: • Für die Eingabemasken wird noch – wie bei den E-Cards – eine VorschauFunktion programmiert, damit die Nutzerinnen ihre Eingaben überprüfen und bei Bedarf korrigieren können. • Am Ende der Formulare für die Eingabe eigener Artikel und Veranstaltungen sollen noch weitere Hilfen für die Eingabe gegeben werden. • Seit längerem arbeitet das gesche.online-Team bereits an der Gestaltung so genannter Lernwelten, die Lernmodule zu verschiedenen Internet-Themen wie die Programmierung mit html oder die Gestaltung eigener Websites beinhalten. • Außerdem sollen Chats den Foren-Bereich auf gesche.online demnächst ergänzen. Die rasante Entwicklung der IT-Technologie wird sicherlich noch viele weitere Optionen eröffnen, die das gesche.online-Team seinen Leserinnen und Lesern nicht vorenthalten will. Aber das Projekt wird stets prüfen, inwiefern diese Angebote einer gendergerechten Website-Gestaltung entsprechen und für die besonderen Wünsche und Bedürfnisse von Frauen überarbeiten. 69 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit 1 Werkstattgespräch www.nonliner-atlas.de/ 2 www.fgw-online.de/Ergebnisse/Strukturdaten_Internet/Strukturdaten_2003-10.pdf 3 Media Analyzer 2002, Studie der Zeitschrift „Werben und Verkaufen“ zur Wahrnehmung von WebSeiten 4 www.brigitte.de/frau/gesellschaft/frauen_google/index.html 5 eResult®: „Woman Online II – Auf die Usability kommt es an! Wichtigkeit von Website-Gestaltungselementen – Männer und Frauen im Vergleich“, Göttingen, August 2003, www.eresult.de 6 Zurzeit ist die gesche.online-Einstiegshilfe noch über die Figur zu erreichen, die im Content-Bereich nach dem Aufrufen des roten Menüpunktes „Mitmachen“ erscheint. Kontakt: www.gesche-online.de [email protected] 70 „Girls’ Day“ und „Idee_it“ Sabine Mellies Kompetenzzentrum Frauen in Informationsgesellschaft und Technologie, Projekt Girls’ Day Girls’ Day – Mädchen-Zukunftstag Projektbeschreibung: Am vierten Donnerstag im April jeden Jahres öffnen vor allem technische Unternehmen, Betriebe mit technischen Abteilungen und Ausbildungen, Hochschulen und Forschungszentren ihre Türen für Mädchen der Schulklassen 5 bis 10, um ihnen durch vielfältige Veranstaltungen Einblicke in die Arbeitswelt zu geben und eine frühzeitige Kontaktaufnahme zu Praktikums- und Personalverantwortlichen zu ermöglichen. Im Jahr 2005 findet der Aktionstag am 28. April statt. Durch die Beteiligung des gesamten Umfeldes der Mädchen am Girls’ Day – Schule, Familie, Medien und Arbeit - geber/innen – werden alle Instanzen, die für die Berufswahlentscheidung eine wichtige Rolle spielen, mit einbezogen. Zielgruppenspezifische Informations- und Aktionsmaterialien und ein umfassendes, interaktives Internetportal sowie ein individuelles Beratungsangebot unterstützen die Umsetzung des Aktionstages. Die Aktion wird wissenschaftlich begleitet. Projektziele: Die Mädchen sollen durch ihre aktive Teilnahme am Girls’ Day motiviert und ermutigt werden, ihre Wahlmöglichkeiten wahrzunehmen und sich für eine qualifizierte Berufsausbildung oder ein Studium und eine spätere Berufstätigkeit auch in derzeit »frauenuntypischen« Berufsfeldern zu entscheiden. Durch die bundesweite Ausrichtung und das einheitliche Datum soll der Girls’ Day regional begrenzte Einzelinitiativen bündeln und eine bislang einmalige Breitenwirkung erzielen. Projekthintergrund: Seit rund 20 Jahren werden Modellprojekte und Kampagnen gestartet, um das Berufswahlverhalten von Mädchen und jungen Frauen zu verändern und ihr Berufswahlspektrum zu erweitern. Dennoch entscheiden sich Mädchen im Rahmen ihrer Ausbildungs- und Studienwahl überproportional häufig für »typische weibliche« Berufsfelder oder tudienfächer. Damit schöpfen sie ihre Berufsmöglichkeiten nicht voll aus, andererseits fehlt den Betrieben gerade in technischen Bereichen zunehmend der qualifizierte Nachwuchs. Unternehmen, die erfolgreich spezielle »Mädchen-Technik-Tage« durchgeführt haben, verzeichnen einen steigenden Anteil junger Frauen in technischen und techniknahen Berufen. 71 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit Werkstattgespräch Förderung: Das Projekt »Girls’ Day – Mädchen-Zukunftstag« wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds. Kooperationspartner/innen: Das Projekt wird von einem breiten Aktionsbündnis, bestehend aus dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), der Bundesagentur für Arbeit (BA), dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK), dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) und der Initiative D21, getragen und unterstützt. Vertreter/ innen der Aktionspartner begleiten das Projekt inhaltlich und organisatorisch in einer Lenkungsgruppe. KMK = Kultusministerkonferenz | GFMK = Gleichstellungs- und Frauenministerkonferenz Lenkungsgruppe BMBF BDA DGB DIHK BMFSFJ ZDH BA Initiative D 21 FÖRDERER AKTIONSPARTNER BDI KMK Kompetenzzentrum GFMK MULTIPLIKATORINNEN KOORDINATION Kompetenzzentrum Frauen in Informationsgesellschaft und Technologie, Projekt Girls‘ Day – Mädchen-Zukunftstag, Stand Dezember 2004 © Frauen geben Technik neue Impulse Homepage: www.girls-day.de Zielgruppen: Mädchen der Schulklassen 5 bis 10, Lehrkräfte, Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, Eltern, Beschäftigte, Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, Medien. Schwerpunkte: Aktionslandkarte zu den Girls’ Day -Veranstaltungen, bundesweite Datenbank Berufs- & Studienorientierungstage für Schülerinnen, Übersicht über regionale Arbeitskreise zum Girls’ Day, zielgruppenspezifische Infos zum Girls’ Day und Berufsinformationen, Diskussionsforum, Geschicklichkeitsund Wissensspiel für Mädchen. Zugriffe: 113,5 Millionen (März 2001 bis einschl. November 2004), davon allein im März und April 2004 mehr als 40 Millionen Newsletter: wird monatlich an mehr als 2476 Abonnentinnen und Abonnenten verschickt. 72 „Girls’ Day“ und „Idee_it“ Aktionsstart 2001: Aktionsorte: • 39 Veranstaltungen mit Angeboten für über 1.800 Mädchen wurden auf der Aktionslandkarte des Internetauftritts eingetragen, zusätzlich zahlreiche weitere Veranstaltungen ohne Anmeldung auf der Website. Aktion 2002: Aktionsorte: • 1.267 Veranstaltungen mit Angeboten für über 42.500 Mädchen mit Eintrag auf der Aktionslandkarte des Internetauftritts, zusätzlich zahlreiche weitere Veranstaltungen ohne Anmeldung auf der Website. • 83 regionale Arbeitskreise unterstützten aktiv auf Länder- und regionaler Ebene die Umsetzung des Konzeptes. Medienspiegel: • über 3.400 Artikel in regionalen und überregionalen Printmedien • 162 TV-Sendeberichte (Sendezeit: 6,5 Stunden, 23 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer) • 78 Rundfunkbeiträge • über 350 Meldungen in Online-Medien Aktion 2003: Aktionsorte: • 3.905 Unternehmen und Organisationen mit Angeboten für über 101.000 Mädchen sowie 173 regionale • Girls’Day-Arbeitskreise haben sich auf der Aktionslandkarte und der Arbeitskreiskarte unter www.girlsday.de eingetragen. Medienspiegel: • über 5.000 Artikel in regionalen und überregionalen Printmedien • 205 TV-Sendeberichte (Sendezeit: 8,75 Stunden, 41,6 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer) • 141 Rundfunkbeiträge (9 Stunden 29 Minut en) • über 1.600 Meldungen in Online-Medien Aktion 2004: Aktionsorte: • 5.303 Unternehmen und Organisationen mit Angeboten für 114.063 Mädchen sowie 210 regionale Girls’ Day-Arbeitskreise haben sich auf der Aktionslandkarte und der Arbeitskreiskarte unter www.girlsday.de eingetragen Medienspiegel: • über 7.900 Artikel in regionalen und überregionalen Printmedien • 225 TV-Sendeberichte (Sendezeit: mehr als 7 Stunden 50 Minuten, 59,81 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer) • 204 Rundfunkbeiträge (Sendezeit: mehr als 12 Stunden 10 Minuten) • über 1.800 Meldungen in Online-Medien 73 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit Werkstattgespräch Evaluation: • Veröffentlichung der Evaluationsergebnisse 2002 und 2003 im wbvVerlag, Girls’ Day – Mädchen-Zukunftstag. Berufsorientierung aus Sicht von Mädchen, Schulen und Betrieben/Institutionen (Evaluationsergebnisse 2002), Girls’ Day – Mädchen-Zukunftstag. Erweiterung des Berufswahlspektrums von Mä dchen (Evaluationsergebnisse 2003), Befragung von 5.350 Organisator/innen des Girls’ Day, 3.200 Schulen, 30.000 Mädchen zum Girls’ Day 2004. Kontakt: Sabine Mellies Projekt Girls’ Day – Mädchen Zukunftstag www.girls-day.de [email protected] 74 „Girls’ Day“ und „Idee_it“ 75 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit Werkstattgespräch Fortsetzung der Präsentation nächste Seite 76 „Girls’ Day“ und „Idee_it“ 77 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit Werkstattgespräch Fortsetzung der Präsentation nächste Seite 78 „Girls’ Day“ und „Idee_it“ 79 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit Werkstattgespräch Fortsetzung der Präsentation nächste Seite 80 „Girls’ Day“ und „Idee_it“ 81 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit Werkstattgespräch Sabine Mellies Kompetenzzentrum Frauen in Informationsgesellschaft und Technologie, Projekt Girl’s Day Das Projekt idee-it Projektbeschreibung »idee_it« ist ein bundesweites Ausbildungsprojekt in Private-Public-Partnership mit dem vorrangigen Ziel, mehr Mädchen und junge Frauen für eine Ausbildung in den ITund Medienberufen zu gewinnen. Durchgeführt wird das Projekt in Kooperation mit Wirtschaftsunternehmen, Kammern, Fachverbänden und Einzelpartnern. »idee_it« wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Die Koordination liegt beim Kompetenzzentrum Frauen in Informationsgesellschaft und Technologie, Bielefeld, und erfolgt in Kooperation mit der Initiative D21, dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK), dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) sowie dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). Die Laufzeit des Projekts ist vom 01. April 2000 bis zum 31. März 2005. Projektziele Entwicklung sowie Umsetzung und Durchführung innovativer Strategien, um junge Frauen für die zukunftsweisenden IT-Berufe zu begeistern, ihre Anzahl in der Ausbildung zu erhöhen und ihren Verbleib in Ausbildung und Beruf zu stärken. Projekthintergrund Der Anteil von Mädchen und jungen Frauen in den IT- und Medienausbildungen ist von 748 im Jahre 1997 auf 14.538 in 2003 angestiegen. Trotz dieser erheblichen Steigerung der absoluten Zahlen von Mädchen in IT- und Medienausbildungen beträgt ihr Anteil seit In-Kraft-Treten der neuen Ausbildungsberufe im Jahre 1997 mit 21,5 % weniger als ein Viertel der Auszubildenden. Gerade den zukunftsweisenden ITBerufen geht damit eine große und leistungsfähige Ressource verloren, denn Mädchen und junge Frauen sind heute hoch qualifiziert und haben sehr gute schulische Abschlüsse. Mit entsprechenden Impulsen und Strategien unterstützt »idee_it« ausbildende Unternehmen, Institutionen und Organisationen, dieses Potenzial für ihre Interessen zu gewinnen. Aktuelle Projekterfolge Über 6.500 Mädchen bei zwölf »idee_it« Kick-Off Berufsinformationsveranstaltungen 2001 - 2004 Mehr als 6.500 Mädchen nahmen von 2001 – 2004 an zwölf »idee_it« Kick-Off-Veranstaltungen bundesweit teil. »idee_it« hat mit den Kick-Offs ein eigenes Veranstaltungsformat entwickelt, das mit einem Mix aus Information, Event, Beratung 82 „Girls’ Day“ und „Idee_it“ und Aktivitäten die Interessen der Mädchen besonders gut trifft. Am 30 September 2004 fand das letzte, sehr erfolgreiche »idee_it« Kick-Off in Frankfurt/Main an der Fachhochschule mit über 500 Schülerinnen statt. Datenbank mit über 1.100 Ausbildungsmöglichkeiten auf der Homepage [www.idee-it.de] Ein besonderes Angebot auf der Homepage »www.idee-it.de« ist das „Sprungbrett“, eine Datenbank mit über 1.100 Ausbildungsmöglichkeiten zu IT- und Medienberufen (einschließlich detaillierter Suchfunktion). »idee_it« Partner werden mit ihren Ausbildungs- und Praktikumsangeboten in die Datenbank aufgenommen. Die Homepage informiert darüber hinaus zielgruppengerecht über die Ausbildung in den neuen ITund Medienberufen, Verdienstmöglichkeiten und Berufschancen sowie Bewerbungen und bietet einen interaktiven Austausch mit IT-Fachleuten. »idee_it« Begleitforschung: 2. Erhebungsrunde mit großer Resonanz abgeschlossen Die zweite Befragungsrunde der wissenschaftlichen Begleitforschung wurde vom 01. Nov. 2003 – 15. Jan. 2004 mit großer Resonanz durchgeführt. 2.000 Auszubildende sowie Absolventinnen und Absolventen der IT-Berufe aus 540 ausbildenden Unternehmen und Institutionen beteiligten sich an der Online-Erhebung. Bereits an der ersten Befragungsrunde 2002 nahmen 700 weibliche und männliche IT-Auszubildende teil. Die Untersuchung wird von 2002 – 2004 zum Thema »Frauen und Männer in IT-Ausbildung und -Beruf« durchgeführt. Die Studien mit den Ergebnissen 2002 und 2003 stehen unter www.idee-it.de/begleitforschung zum Download zur Verfügung. Fünf Train-the-Trainer-Workshops in 2003 für IT-Ausbilder/innen Die Erkenntnisse der Begleitforschung stehen den Ausbilderinnen und Ausbildern der teilnehmenden Unternehmen und Institutionen jährlich exklusiv zur Verfügung. 2003 realisierte »idee_it« fünf Train-the-Trainer-Workshops „Gendersensibilisierung in der IT-Ausbildungspraxis“ in Berlin, Bonn und Stuttgart mit insgesamt über 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Es wurden die Befragungsergebnisse diskutiert, Handlungskonzepte zur Umsetzung der Erkenntnisse erarbeitet sowie Best-Practice-Beispiele und innovative Ansätze in der Ausbildung vorgestellt. 162 Kooperationspartnerschaften Als Partner beteiligen sich bei »idee_it« insgesamt 128 Unternehmen und 34 Kammern. Seit Juli 2004 wurden 21 neue »idee_it« Partner gewonnen: Baumgärtel Seminare; Berufskolleg Bergkloster Bestwig; Bundesinstitut für Berufsbildung; Deutsche Bahn AG Ausbildungsservice Frankfurt am Main; Fernuni Hagen; Fraport AG; Fraunhofer Institut Sichere Telekooperation - SIT; Handwerkskammer Rhein-Main; Initiative Neue Medien in TWS e.V. HELLWEG online; is:energy GmbH (ausbildender Betrieb der E.ON Energie AG); Kompetenz für Frauen e.V., München – IT-Clubs für Mädchen; Landkreis Nienburg/Weser; networker Medienfabrik GmbH; Phoenix Contact GmbH & Co. KG; Provadis GmbH; rentconcept GmbH; SIGNUM IT; Stadtwerke Kiel AG; TU Kaiserlautern – Ada Lovelace Projekt; Universität Koblenz – Ada Lovelace Projekt; Universität Trier – Ada Lovelace Projekt; versiko AG 83 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit 84 Werkstattgespräch „Girls’ Day“ und „Idee_it“ Fortsetzung der Präsentation nächste Seite 85 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit 86 Werkstattgespräch „Girls’ Day“ und „Idee_it“ Fortsetzung der Präsentation nächste Seite 87 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit Kontakt: Christina Mersch Ulrike Struwe Projekt idee_it Kompetenzzentrum Frauen in Informationsgesellschaft und Technologie www.idee-it.de [email protected] [email protected] 88 Werkstattgespräch Frauen ans Netz e. V. Cornelia Lins „Frauen geben Technik neue Impulse e. V.“ Statement zu den Leitfragen 1. Welche Unterschiede gibt es zwischen Frauen und Männern beim Zugang zu und der Nutzung der neuen Medien? Gibt es sie auch zwischen Frauen in geschlechtshomogenen und inhomogenen Gruppen? Unterschiede lassen sich bei den Vorerfahrungen, im computerbezogenen Verhalten, bei der Einstellung und Einschätzung der eigenen Kompetenz im Umgang mit dem Computer sowie bei Lernstrategien und im Lernprozess feststellen. Bei den Vorerfahrungen weisen Männer häufig eine intensivere Nutzung des Computers auf als Frauen. Männliche Personen haben durch den Beruf einen früheren Einstieg in die Welt der Computer als Frauen und beschäftigen sich somit häufig schon längere Zeit mit dem neuen Medium. Die Einstellung zum Computer, so haben verschiedene Studien herausgefunden, ist abhängig von der Dauer der gesammelten Erfahrungen. Die von Dickhäuser (Dickhäuser 2001: 13 ff) bewerteten Studien wurden danach befragt, wie die Einstellungen gegenüber der Computernutzung sind. Folgende Dimensionen wurden betrachtet: • Affekt (emotionale Reaktion auf Computer) • Überzeugungen hinsichtlich Implikationen von Computern (z.B. Annahme über negative soziale Auswirkungen), • wahrgenommene eigene Fähigkeiten (Kompetenzen) und • Stereotypisierung (z. B. die Annahme, dass Männer eher geeignet seien für den Umgang mit Technik) Auch wenn auf dem ersten Blick der Eindruck gewonnen werden kann, dass sich die Geschlechter bei beinahe allen berücksichtigten Dimensionen und Kategorien des Technologiebezugs unterscheiden, so lassen sich jedoch das Ausmaß der Geschlechtsunterschiede gemessen an den Effektstärken als mäßig bis gering einstufen. Die größten Unterschiede bestehen bei den Einstellungen, bei der Geschlechtstypisierungen von Computern und beim Selbstkonzept eigener Fähigkeiten (Thoma, 2004: 61). Bei der Geschlechtstypisierungen ist interessant, dass eher Männer computerbezogene Aktivitäten als maskulin wahrnehmen als dies Frauen tun. 89 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit Werkstattgespräch Unterschiede bei der Einschätzung der eigenen Kompetenz im Umgang mit den neuen Medien werden von der Wissenschaft als auch aus der Praxis bestätigt. Dickhäuser hat dies sehr schön an dem Beispiel der sich nicht öffnenden Diskette beschrieben. Männliche Personen vermuteten als Ursache, dass die Diskette defekt ist, wogegen weibliche Personen, die Ursache „mangelnder Kenntnis“ zuordneten. Ergebnisse der Ausbildungsbegleitforschung des Projekts idee-it zeigen, dass 40 Prozent der Frauen, aber nur ca. 13 Prozent der Männer Bedenken äußerten, sich für eine Ausbildung in den neuen Berufen zu entscheiden. In der geringen Selbsteinschätzung wird mit ein Grund für die geringe Beteiligung der Frauen an den neuen IT-Berufen gesehen (vgl. Frauen geben Technik neue Impulse 2003: 76). Eine weitere Ursachen sind in unterschiedliche Bekräftigungen durch Sozialisationspersonen als Ursache für computerbezogenen Einstellungen zu sehen. Aus der Weiterbildungspraxis wird berichtet, dass die Frauen ihre Kenntnisse und Fähigkeiten im Umgang mit dem Computer häufig geringer einschätzen als dies Männer tun, auch bei einem besserem Kenntnisstand. Es gibt weitere Faktoren, die im Umgang mit den neuen Medien eine wichtige Rolle spielen und die Polarisierung der Geschlechter aufheben: Alter, Bildungshintergrund sowie berufliche Erfahrung mit Computern und Einkommen. Beispielsweise spielt das Alter beim Zugang zum Internet eine entscheidende Rolle. Beim Zugang zum weltweiten Netz schneiden die jungen Frauen laut (N)ONLINER Atlas 2004 bis 19 Jahren sogar besser ab als die jungen Männer. In dieser Altersstufe nutzen 82,9 % der Frauen und 82,4 % der Männer das Internet. Doch mit zunehmendem Alter nimmt die Internetbeteiligung ab und die Schere zwischen den Geschlechtern wird größer. Insgesamt sind 50,4 % online, 42 % Frauen und 60 % Männer. Der Unterschied bei den Frauen und Männern zwischen 50 und 59 beträgt 18,4 Prozentpunkte. Auch in den höheren Altersklassen nimmt der Anteil der männlichen und weiblichen Onliner dramatisch ab, wobei die Frauen stärker davon betroffen sind. 2. Welche unterschiedlichen Lernstrategien verfolgen Frauen und Männer? Haben sie unterschiedliche Lern- und Kommunikationsstile? Ausgehend vom Konzept des selbstgesteuerten Lernens wird das Lernen grundsätzlich nur durch das einzelne Individuum selbst vollzogen, wobei die Lernenden ihre biographischen Erfahrungen sowie ihren lebensweltlichen Kontext einbringen. Frauen und Männer bringen unterschiedliche Erfahrungen aus unterschiedlichen Lebenszusammenhänge mit. Wie oben schon erwähnt gibt es einige Unterschiede, die in den Lernprozess einwirken wie z.B. die eigene Kompetenzeinschätzung. Auch in der Motivation, eine Weiterbildungen zu machen, kann es Unterschiede geben. Berufliche Weiterbildungen werden für Frauen häufig nicht nur für das Fortkommen im beruflichen Kontext gesehen, sondern eher ganzheitlich als Persönlichkeitsentwicklung, die auch für den privaten Bereich von Bedeutung ist. Frauen möchten keinen Unterricht, in dem die Technik im Mittelpunkt steht. Sie möchten wissen, welchen Gebrauchswert die Technik für sie hat. Sie möchten gezielt an das Medium herangeführt werden. 90 Frauen ans Netz e. V. Männliche Lernkultur Weibliche Lernkultur • Tendenz zu dominantem Verhalten im Unterricht • Tendenz zu kooperativer Orientierung • Häufigere Übernahme der Steuerung von Gesprächsthemen • Kürzere Redebeiträge • Eher Übernahme der Gesprächsarbeit • Offenheit für andere Vorschläge und größere Kooperationsbereitschaft • Häufigere und längere Redebeiträge • Häufigeres Entwickeln von Durchsetzungsstrategien • Imponiergehabe und Konkurrenzverhalten • Diskussionsbereitschaft, Hilfestellung für andere • Aufbau und Pflege von Konkurrenzbeziehungen • Achten auf gerechte Verteilung von Aufgaben, Bevorzugung von Gruppenarbeit Tab. Lernkultur vgl. Derichs-Kunstmann et al. 1999:184 3. Worin liegen die Gründe für eine noch zu geringe Lernkultur im Netz? Liegt es an den Zielgruppen? Liegt es an der „Architektur“ der Lernangebote? Liegt es an der Lernberatung bzw. Lernwegbegleitung? Sind Frauen davon anders betroffen als Männer? Frauen und nicht wenige Männer stehen einem subjektorientierten Lernprozess offener gegenüber, in dem Lerninhalte und Lernstrategien in einem Erfahrungsaustausch mit Gleichgesinnten und Lehrenden durch einen interaktiven Prozess vermittelt werden. Die Lernkultur und Architektur von E-Learning-Angeboten hat sich in den Anfängen sehr am technisch Machbaren orientiert und weniger an neueren pädagogischen Ansätzen, die neben kognitiven auch metakognitive und motivationale Aspekte zum Grundsatz für selbstgesteuertes Lernen in einer Gesellschaft des lebensbegleitenden Lernens hervorheben. Vielfach wurde in der wissenschaftlichen und auch ExpertInnen- Diskussion das Vorhandensein von ELearning-Angeboten als Form des selbstgesteuerten Lernens betrachtet, da sich für die Lernenden die Möglichkeit eröffnet, sich on demand nach eigenen zeitlichen Bedürfnissen Lerninhalte anzueignen. Diese Sichtweise ist aber wesentlich zu kurz gegriffen, da die Architektur der E-Learning-Angebote häufig auf ein mechanistisches Verständnis des Lehr-Lern-Prozesses aufbauen, dass die Lernenden den vorgegebenen Lernstoff nach dem Prinzip des Nürnberger Trichters einfach in sich aufnehmen. Die Konzeption des selbstgesteuerten Lernen basiert demgegenüber auf die Eigenverantwortung und aktive Gestaltung des Subjekts für den eigenen Lernprozess. Selbstgesteuertes Lernen kann nur dann gelingen, wenn die Lernenden ihr Lernverhalten, ihre Lernstrategien und ihren Lernbedarf kennen. Diese Fähigkeit zum selbstgesteuerten Lernen ist per se aber nicht vorhanden, sondern 91 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit Werkstattgespräch ist ein Lernprozess, indem insbesondere durch Anleitung zur Metakognition, eine Selbstwahrnehmung erlernt wird, die zum Beobachten und Nachdenken der individuellen Lernkompetenz und Motivation anregen. Eine solche Selbstwahrnehmung zu erlernen, erfordert in der Regel die Mithilfe aufmerksamer Mentorinnen und Mentoren. Die Begleitung des Lernprozesses muss also vielmehr in den Vordergrund geschoben werden. Blended Learning-Ansätze können in die richtige Richtung weisen, wenn das Subjekt im Lernprozess stärker in den Blick rückt. 4. Wie kann man bei der Feststellung von Unterschieden in Zugangsweisen, Nutzer/Innenverhalten, Lernstrategien, Lern- und Kommunikationsstilen u.ä. geschlechtsstereotypische Festschreibungen (die Frauen, die Männer) vermeiden helfen? Leitmotiv für die Bildungsarbeit ist das Potenziale-Konzept, das von Metz-Göckel und Roloff entwickelt wurde. Das Potenziale-Konzept geht davon aus, dass Frauen und Männer prinzipiell über die gleichen Potenziale verfügen, jedoch die Potenzialentfaltung durch soziale Einflüsse und strukturelle Rahmenbedingungen bedingt wird. Geschlechtszugehörigkeit besitzt frau oder mann nicht per se, sondern Geschlechtszugehörigkeit wird in Interaktionsprozesse immer wieder hergestellt. Dieser Prozess wird durch den Doing-Gender-Ansatz erklärt: Das Geschlechterverhältnis wird als ein interaktiver Prozess der wechselseitigen Herstellung oder Konstruktion von Geschlecht in der Alltagswelt gesehen. Konkrete Handlungsleitlinien sind: • Bewusster Umgang mit Geschlechterrollenstereotypen als wichtige Qualifikation für Trainer und Trainerinnen, um Stereotypen aufzubrechen • Sichtbarmachen von weiblichen Lebensweisen in der Bildung. Dies sollte in Lerninhalten, in einer gendergerechten Sprache, in Bildern und in Beispielen einfließen. 5. Wie werden diese Unterschiede in den jeweiligen Projekten methodischdidaktisch berücksichtigt? Frauen ans Netz macht die Unterschiede nicht zum Thema des Kursangebots, sondern bietet ein didaktisches Konzept für Weiterbildungseinrichtungen an, das auf die Lernbedürfnissen der Frauen konzipiert ist. 6. Worin besteht die Besonderheit des jeweiligen methodisch-didaktischen Ansatzes – auch unter dem Aspekt von Gemeinsamkeiten/Verschiedenheit zu anderen Ansätzen? Der dreistündige Einführungskurs Frauen ans Netz ist ein niedrigschwelliges Angebot für Frauen, damit sie ihre Ängste im Umgang mit dem Internet verlieren können. Sie erfahren, wie das neue Medium ihren Alltag unterstützen kann und dass die Welt des Internets durch den Weg der kleinen Schritte erlernbar ist. 92 Frauen ans Netz e. V. Frauen ans Netz baut auf folgende methodisch-didaktische Grundsätze: • Kursangebot von Frauen für Frauen anbieten: Trainerinnen als Vorbildfunktion • Entwicklung von Qualitätskriterien, die kleine Kursgruppen von 8 bis höchsten 10 Teilnehmerinnen garantieren und garantiert, dass jede Teilnehmerin einen eigenen PC mit aktueller Technikausstattung erhält. • In dem dreistündigen Basiskurs werden bei der Vermittlung von Medienkompetenz vornehmlich die Dimensionen Struktur- und Orientierungswissen sowie Mediennutzung behandelt. • Die Trainerinnen werden aufgefordert, für eine angenehme, angstfreie und motivierende Lernatmosphäre zu sorgen, in denen auch „dumme Fragen“ gestellt werden können. • Die Lerninhalte werden in Bezug zur Lebenspraxis gestellt. Der Nutzen des neuen Mediums für den Alltag wird klar in den Vordergrund gestellt. • Die Theorie wird nur soweit wie nötig eingeführt, technische Begriffe nicht vorausgesetzt und Erklärungen werden, wenn möglich, aus der Lebenswelt der Lernerinnen erklärt. • Die Trainerinnen werden motiviert auf die Lernbedürfnisse und das Tempo der Teilnehmerinnen einzugehen. Die Devise gilt: weniger Lehrstoff ist mehr Lernstoff. • Transparenter Lernprozess durch Vorstellung des Kurskonzepts zu Beginn der Veranstaltung als auch durch den modularen Aufbau, der sich auf den für den Kurs entwickelten Online-Kursseiten wiederspiegelt. • Nach einem Lerninhalt folgt eine Übungssequenz, in der das Erlernte selbst ausprobiert und erfahren werden kann. • Öffentliche Räume für Frauen werden durch den FaN-Club geöffnet, in denen sie sich vorher nicht getraut haben (z. B. in die Internetcafes der Bibliotheken). • Nach Beendigung des Kurses werden die Teilnehmerinnen aufgefordert an einer Online-Befragung teilzunehmen. Die Evaluation fragt die Teilnehmerinnen, ob sie zufrieden waren mit dem Kurs, und nach den Bedürfnissen und zukünftigen Interessen für das Medium Internet. 93 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit Werkstattgespräch 7. Lassen sich aus den verschiedenen Ansätzen Empfehlungen für eine genderorientierte Methodik-Didaktik formulieren? • Geschlechterstereotypen aufbrechen und Bildungskonzepte entwickeln, in denen Frauen und Männer gleichermaßen ihre Kompetenzen und Bedürfnisse entwickeln können. • Bei der Auswahl der Lerninhalte, Themen und Beispiele die Lebensrealitäten und Interessen von Frauen und Männern einbeziehen. • Neben dem Geschlecht auch Kategorien wie das Alter, Bildungshintergrund, Lebensformen und ethnische Herkunft einbeziehen. • Geschlechtergerechte Sprache, Bilder, Beispiele. • Nicht die Technik in den Vordergrund rücken, sondern den Nutzen und das Wissen für die konkrete Alltagstagsbewältigung zur Verfügung stellen. • Sensibilität der Unterrichtenden für eigene geschlechtsbezogene Einstellungen und Verhaltensweisen. • Rahmenbedingungen an die Lebensrealitäten von Frauen und Männern anpassen: Auswahl des Veranstaltungsort (Erreichbarkeit), zeitliche Rahmen, räumliche Ausstattung und Zusatzangebote Literatur: Thoma, Susanne (2004): Geschlechterperspektive bei der Vermittlung von Computer- und Internetkompetenz. Eine Bestandsaufnahme von Forschungsergebnissen: Hrsg: Frauen geben Technik neue Impulse e.V. Wirkstoff Verlag. Frauen geben Technik neue Impulse e.V. (Hrsg.) (2003): Frauen und Männer in der IT-Ausbildung. Bielefeld. Derichs-Kunstmann, Karin. Auszra, Susanne, Mütihing, Brigitte (1999): Von der Inszenierung des Geschlechterverhältnisses zur geschlechtsgerechten Didaktik: Konstitution und Reproduktion des Geschlechterverhältnisses in der Erwachsenenbildung. Bielefeld Dickhäuser, Oliver (2001): Computernutzung und Geschlecht. Münster Berlin. (N)ONLINER Atlas 2004. Eine Topographie des digitalen Grabens durch Deutschland. Hrsg. TNS Emnid in Zusammenarbeit mit der Initiative D21. 94 Frauen ans Netz e. V. Kontakt: Cornelia Lins „Frauen geben Technik neue Impulse e.V.“ www.frauen-technik-impulse.de [email protected] 95 Gender Mainstreaming und Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit Werkstattgespräch Werkstattgespräch Genderorientierte Mediendidaktik – Anspruch und Wirklichkeit Veranstalter/-innen: Universität Bremen, Institut Arbeit und Wirtschaft IAW, Projekt „fit in e-business“ LeaNet – für Frauen in Schule und Bildung, LeaNet ist ein Projekt von „Schulen ans Netz e.V.“ Moderation: Elisabeth Rupprecht, IAW Tagesordnung Datum: 28.10.2004 Zeit: 10.00 – 17.00 Uhr Ort: Bremische Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau ZGF Knochenhauer Str. 20-25, 28195 Bremen, 2. Etage, Sitzungszimmer 10.00 h Begrüßung Dr. Charlotte Dorn, Universität Bremen, Institut Arbeit und Wirtschaft IAW, Leiterin der Forschungseinheit Qualifikationsforschung und Kompetenzerwerb Regina Eichen, Schulen ans Netz e.V., Projektleiterin LeaNet und LizzyNet Vorstellungsrunde Projektpräsentationen Didaktische Ansätze – Ziele – Umsetzung – Diskussionspunkte 96 10.15 – 10.45 h „fit in e-business“ - ein virtuelles Fortbildungsangebot in e-Business für Berufsschullehrerinnen und Ausbilderinnen im Einzelhandel; www.fit-in-e-business.de Brigitte Fietz, Universität Bremen, Institut Arbeit und Wirtschaft IAW, Bremen 10.45 – 11.00 h Nachfragen – Kurzdiskussion Tagesordnung 11.00 – 11.30 h LeaNet – für Frauen in Schule und Bildung; www.leanet.de Regina Eichen, Karin Renges, Schulen ans Netz e.V., Bonn 11.30 – 11.45 h Nachfragen – Kurzdiskussion 11.45 – 12.15 h IT-Weiterbildung für Multiplikatorinnen in den neuen Bundesländern; www.frauen-lernen-im-web.de und www.webucation-for-women.net Dr. Ellen Sessar-Karpp, INET e.V., Großpösna (Landkreis Leipzig) 12.15 – 12.30 h Nachfragen – Kurzdiskussion 12.30 – 14.00 h Mittagesssen Fortsetzung der Präsentationen 14.00 – 14.30 h Gesche.online, Bremer Landesportal für Frauen; www.gesche.bremen.de Dr. Susanne Kluge, Christel Schütte; Bremen 14.30 – 14.45 h Nachfragen – Kurzdiskussion 14.45 – 15.15 h Projekte Girls’ Day und idee_it; www.girls-day.de und www.idee-it.de Sabine Mellies, Kompetenzzentrum Frauen in Informationsgesellschaft und Technologie, Bielefeld 15.15 – 15.30 h Nachfragen – Kurzdiskussion 15.30 - 15.45 h Kaffeepause 15.45 – 16.45 h Diskussion der methodisch-didaktischen Projektansätze und –erfahrungen 16.45 – 17.00 h Zusammenfassung – Festhalten von Resultaten zu Kriterien einer gender-orientierten Mediendidaktik 97