Projektarbeit - Rhein-Erft

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Projektarbeit - Rhein-Erft
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises –
Standortanalyse und Entwicklungschancen
von
Uwe Dornieden
Eva Einsiedel
Monir El Boujaddaini
Alexander Götz
Thomas Peters
Ellen Schiffer
Natalia Schlidt
Marc Steven
Christoph Wagner
Sandra Wolf
Unter Leitung von
Dr. Coerw Krüger (Dozent der FHöV NRW)
Projektbetreuung durch
Renate Könen (Rhein-Erft-Kreis)
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Vorwort / Dank
Im
Rahmen
der
Ausbildung
zum
gehobenen
nichttechnischen
Verwaltungsdienst an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NordrheinWestfalen (FHöV NRW), Abteilung Köln, wurde für den Einstellungsjahrgang
2004 ein Projekt angeboten, das mit dem Titel „Zukunftsfähigkeit des RheinErft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen“ ein aktuelles Thema
in der Öffentlichkeit des Rhein-Erft-Kreises aufgreift. Die Erarbeitung erfolgte
durch die Projektgruppe in regelmäßig stattfindenden Projekttreffen. Außerhalb
dieser
Projekttreffen
Veranstaltungen
fanden
statt,
je
individuelle
nach
Absprachen,
bestehendem
Treffen
und
Abstimmungs-
und
Informationsbedarf. Eine Dokumentation hierüber können Sie der Anlage 1 –
dem Projektauftrag mit dem Verlaufsplan zum Projekt – und der Anlagen 2 bis
11 – dem Berichtswesen zum Projekt entnehmen.
Die Leser bzw. den Leser erwarten eine Projektarbeit mit einem ausgereiften
Ablauf, von der Ursachenforschung und bestehender Ist-Erhebungen bis zu
Lösungsansätzen in Form von Handlungsalternativen. Die analytische Arbeit,
die
sich
mit
dem
Rhein-Erft-Kreis
in
den
Fragen
demographische,
wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung auseinandersetzt, steht als IstBetrachtung am Anfang der Arbeit. Darüber hinaus bietet die Arbeit
Vergleichsindikatoren zu anderen Kreisen und Regionen in Deutschland und
gibt schließlich eine Perspektive für den Rhein-Erft-Kreis bis ins Jahr 2020 mit
entsprechenden Handlungsfeldern für die Entscheidungsträger in Bund, Land,
Kreis und Gemeinden/Städten.
Dabei versteht die Projektgruppe ihre Arbeit weniger als abschließendes
Ergebnis, sondern als Diskussionsgrundlage für die politische Arbeit der
regionalen und überregionalen Entscheidungsträger über ein Rahmenkonzept
zur
Bewältigung
von
Problemen
und
Herausforderungen
durch
den
demographischen Wandel im Rhein-Erft-Kreis.
Dabei gilt unser Dank allen Beteiligten, die diese Projektarbeit im Rahmen
unserer Ausbildung möglich gemacht haben – allen voran den Landrat des
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Rhein-Erft-Kreises, Herrn Werner Stump – und die uns in unserer Arbeit
unterstützt haben.
Zunächst möchten wir an dieser Stelle unseren Dank den jeweiligen
öffentlichen Stellen aussprechen – wie einzelnen Ämtern in den Verwaltungen
der jeweiligen Kommunen und der Kreisverwaltung – der Wirtschaftsförderung
Rhein-Erft GmbH – allen voran Herrn Bernhard Keppeler – dem Rhein-ErftTourismus e.V., den Wirtschaftsjunioren Köln – allen voran Herrn Thomas Lierz
– sowie den ungenannten Personen und Institutionen für weitreichende
Informationen zum Thema.
Wir bedanken uns außerdem bei Frau Renate Könen, die die Projektbetreuung
für die Fachpraxis beim Rhein-Erft-Kreis übernommen hat und natürlich bei
unserem Projektleiter seitens der FHöV NRW, Abteilung Köln, Herr Dr. Coerw
Krüger, für deren Unterstützung. Schließlich bedanken wir uns beim Rhein-ErftKreis für die Bereitstellung der Räumlichkeiten und Medien zur Präsentation
unserer Projektarbeit.
Projektgruppe, im Dezember 2006
Abb. 1 – Studierendengruppe und Lenkungsteam
Obere Reihe von links nach rechts – Christoph
Wagner, Alexander Götz, Dr. Coerw Krüger, Thomas Peters, Hildegard Jansen
Mittlere Reihe von links nach rechts –
Untere Reihe von links nach rechts –
Sandra Wolf, Marc Steven, Eva Einsiedel
Renate Könen, Monir El Boujaddaini, Natalia Schlidt, Ellen Schiffer, Uwe Dornieden
Nicht auf dem Bild –
Bernhard Keppeler, Thomas Lierz
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Inhaltsverzeichnis
1
Demographischer Wandel als gesamtgesellschaftliche Herausforderung
– ein Problemaufriss ................................................................................................... 1
2
Einleitung ..................................................................................................................... 3
Thema 2 wurde durch Monir El Boujaddaini bearbeitet und beinhaltet:
2.1
2.2
2.3
3
Demographischer Wandel in Deutschland....................................................................... 3
Das Projekt..................................................................................................................... 13
Der Rhein-Erft-Kreis ....................................................................................................... 16
Metropolregionen und regionale Cluster in Deutschland..................................... 21
Thema 3 wurde durch Alexander Götz bearbeitet und beinhaltet:
3.1
3.2
3.3
3.4
3.5
4
Metropolregionen in Deutschland .................................................................................. 21
Zukunftsregionen – Auswahl der Vergleichskreise ........................................................ 25
Metropolregion Rhein-Ruhr ............................................................................................ 27
Metropolregion Stuttgart................................................................................................. 28
Regionale Clusterpolitik ................................................................................................. 29
Bevölkerungsentwicklung des Rhein-Erft-Kreises zwischen 1995 und 2005..... 30
Thema 4 wurde durch Thomas Peters bearbeitet und beinhaltet:
4.1
4.2
4.3
4.4
4.5
4.6
4.7
4.8
4.9
4.10
4.11
4.12
4.13
4.14
5
Geburten und Verstorbene............................................................................................. 31
Zu- und Abwanderung aus dem Kreisgebiet.................................................................. 33
Bedburg.......................................................................................................................... 33
Bergheim ........................................................................................................................ 34
Brühl ............................................................................................................................... 36
Elsdorf ............................................................................................................................ 37
Erftstadt .......................................................................................................................... 38
Frechen .......................................................................................................................... 39
Hürth............................................................................................................................... 40
Kerpen............................................................................................................................ 41
Pulheim .......................................................................................................................... 42
Wesseling....................................................................................................................... 43
Bevölkerungsdichte ........................................................................................................ 44
Altersstruktur im Rhein-Erft-Kreis................................................................................... 44
Bevölkerungsprognose für den Rhein-Erft-Kreis bis 2020................................... 52
Thema 5 wurde durch Eva Einsiedel bearbeitet und beinhaltet:
5.1
5.2
5.3
Entwicklung der Bevölkerung 2005 bis 2020 nach Altersgruppen................................. 54
Bevölkerungsentwicklung in den Kreisen und kreisfreien Städten 2002 bis 2020 ........ 55
Mietspiegel des Rhein-Erft-Kreises................................................................................ 56
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
5.4
5.5
5.6
6
Ursachen und Folgen des demographischen Wandels ................................................. 57
Maßnahmen um dem demographischen Wandel entgegenzuwirken............................ 65
Fazit................................................................................................................................ 67
Vergleich der demographischen Entwicklung in den Zukunftsregionen............ 68
Thema 6 wurde durch Alexander Götz bearbeitet und beinhaltet:
6.1
6.2
6.3
6.4
6.5
7
Region: Rhein-Erft-Kreis ................................................................................................ 68
Region: Rhein-Kreis Neuss............................................................................................ 69
Region: Landkreis Böblingen ......................................................................................... 70
Fazit der demographischen Entwicklung ....................................................................... 71
Benotung der demographischen Entwicklung................................................................ 72
Standortanalyse ........................................................................................................ 73
Thema 7 wurde durch Marc Steven bearbeitet und beinhaltet:
7.1
7.2
7.3
8
Verkehrsinfrastruktur ...................................................................................................... 73
Beschäftigungsstruktur................................................................................................... 79
Wirtschaftsstruktur und Profil des Rhein-Erft-Kreises.................................................... 85
Vergleich der wirtschaftlichen Entwicklung in den Zukunftsregionen ............... 95
Thema 8 wurde durch Alexander Götz bearbeitet und beinhaltet:
8.1
8.2
8.3
8.4
8.5
9
Region: Rhein-Erft-Kreis ................................................................................................ 95
Region: Rhein-Kreis Neuss............................................................................................ 98
Region: Landkreis Böblingen ....................................................................................... 101
Fazit der wirtschaftlichen Entwicklung ......................................................................... 103
Benotung der wirtschaftlichen Entwicklung.................................................................. 104
Tourismus im Rhein-Erft-Kreis .............................................................................. 106
Thema 9 wurde durch Natalia Schlidt bearbeitet und beinhaltet:
9.1
9.2
9.3
9.4
9.5
10
Begriff und Entwicklung des Tourismus....................................................................... 106
Sehenswürdigkeiten und Attraktionen im Rhein-Erft-Kreis .......................................... 107
Beherbergungsstruktur................................................................................................. 112
Projekte zur Förderung des Tourismus........................................................................ 115
Handlungsanregungen für die Zukunft......................................................................... 125
Gesellschaftspolitische Entwicklung des Rhein-Erft-Kreises............................ 130
Thema 10 wurde durch Ellen Schiffer bearbeitet und beinhaltet:
10.1
10.2
10.3
10.4
10.5
10.6
Statistik, Szenarien der Geburtenentwicklung ............................................................. 132
Familienpolitik unter Bezugnahme des Elterngeldes ................................................... 134
Familie und Beruf - Standortanalyse im Rhein-Erft-Kreis ............................................ 137
Handlungsansätze durch das Land, Bund und EU ...................................................... 149
Handlungsansätze durch Stiftungen ............................................................................ 153
Befragungsbogen / Meinungen von Bürgerinnen mit Kindern im Rhein-Erft-Kreis ..... 158
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
10.7 Stadt der Zukunft = Stadt der Kinder / Kinder- und familienfreundliche
Stadtentwicklung und Stadtplanung............................................................................. 160
10.8 Niedersachsen - Vergleich zu einem anderen Bundesland ......................................... 161
10.9 Ein kurzer Blick über die Landesgrenzen hinaus?....................................................... 162
10.10 Fazit.............................................................................................................................. 164
11
Regionen 2020 – Ausblick auf die Zukunftsfähigkeit .......................................... 166
Thema 11 wurde durch Alexander Götz bearbeitet und beinhaltet:
11.1 Zufriedenheits-Ranking des Internetportals „meinestadt.de“ ....................................... 166
11.2 Beurteilung der Zukunftsfähigkeit durch das Berlin-Institut für Weltbevölkerung und
globale Entwicklung ..................................................................................................... 167
11.3 Wirtschafts- und Kreisranking der Zeitschrift „FOCUS Money“ ................................... 169
11.4 Zukunfts- und Kreisranking 2004 und 2006 der Prognos AG ...................................... 170
11.5 Zukunfts- und Kreisranking der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft...................... 175
12
Handlungsfelder und –optionen ............................................................................ 179
Thema 12.1 wurde durch Christoph Wagner bearbeitet und beinhaltet:
12.1 Regionalentwicklung durch Maßnahmen der Entscheidungsträger im Land NordrheinWestfalen und in der Bundesrepublik Deutschland ..................................................... 179
Thema 12.2 wurde durch Uwe Dornieden bearbeitet und beinhaltet:
12.2 Handlungsfelder und –optionen der kommunalen Entscheidungsträger (Teil 1)......... 193
Thema 12.3 wurde durch Sandra Wolf bearbeitet und beinhaltet:
12.3 Handlungsfelder und –optionen der kommunalen Entscheidungsträger (Teil 2)......... 211
13
Resümee .................................................................................................................. 233
14
Literaturverzeichnis ................................................................................................ 239
14.1
14.2
14.3
14.4
Internetquellen.............................................................................................................. 239
Interviews ..................................................................................................................... 242
Schriftliche Literatur (Broschüren, Magazine & Zeitungen) ......................................... 243
Bücher .......................................................................................................................... 244
15
Erklärung.................................................................................................................. 245
16
Anlagen .................................................................................................................... 246
16.1
16.2
16.3
16.4
16.5
16.6
16.7
Zielvereinbarung – Projektauftrag ................................................................................ 246
Protokoll über die 2. Sitzung der Studierenden ........................................................... 253
Protokoll über die 3. Sitzung der Studierenden ........................................................... 254
Protokoll über die 4. Sitzung der Studierenden ........................................................... 255
Protokoll über die 5. Sitzung der Studierenden ........................................................... 256
Protokoll über die 6. Sitzung der Studierenden ........................................................... 258
Protokoll über die 7. Sitzung der Studierenden ........................................................... 260
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
16.8 Protokoll über die 8. Sitzung der Studierenden ........................................................... 261
16.9 Protokoll über die 9. Sitzung der Studierenden ........................................................... 262
16.10 Protokoll über die 10. Sitzung der Studierenden ......................................................... 264
16.11 Protokoll über die 11. Sitzung der Studierenden ......................................................... 265
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
1 Demographischer Wandel als
gesamtgesellschaftliche Herausforderung – ein
Problemaufriss
Wie nahezu alle westlichen Industriestaaten, so verzeichnet auch die
Bundesrepublik Deutschland seit Langem gravierende Veränderungen im
Bevölkerungsaufbau. Im Wesentlichen zeichnen sich zwei miteinander
zusammenhängende Trends ab. Zum einen schrumpft die Bevölkerung in Folge
eines drastischen Geburtenrückrangs. Betrachtet man rückblickend die
Entwicklung in der bundesrepublikanischen Nachkriegszeit, lassen sich vier
demographische Phasen erkennen. Die erste Phase (1946 – 1964) markiert die
Zeit der geburtenstarken Jahrgänge (Babyboom-Phase). Nicht nur stieg die
Zahl der Lebendgeborenen rasant an, sondern sie lag auch deutlich über der
nur leicht ansteigenden Zahl der Gestorbenen. Nach dem bislang höchsten
Geburtenrekord im Jahre 1964 leitete ein rapider Abfall der Geburtenzahlen ab
Mitte der 1960er Jahre eine zweite demographische Phase ein, in deren Verlauf
die Geburtenfälle Anfang der 1970er Jahre unter die Sterbezahlen fiel. Mit dem
Erreichen eines vorläufigen Geburtentiefstands 1975 folgte ab Mitte der 1970er
Jahre eine dritte Phase, die durch einen leichten Anstieg der Geburten bis etwa
Ende der 1980er Jahre bei einem leichten Rückgang der Sterbefälle
gekennzeichnet war. Seit 1990 dauert nun eine vierte Phase an, in deren
bisheriger Verlauf die Zahl der Lebendgeborenen kontinuierlich weiter
zurückgegangen ist und 2003 sogar den Geburtentiefstand von 1975
unterschritt. Politik und Wissenschaft führen unterschiedliche Erklärungen für
den Geburtenrückgang an. So ist etwa von Veränderungen in den Einstellungen
zu Kindern bei Teilen der Bevölkerung die Rede. Auch das stärkere Eindringen
der Frauen in das Erwerbsleben, verbunden mit unzureichenden Möglichkeiten
Beruf und Familie miteinander zu verbinden, wird als eine Ursache genannt.
Ebenso
auch
die
unsichere
Zukunft
vor
dem
Hintergrund
von
Massenarbeitslosigkeit, die einen beachtlichen Teil der Bevölkerung davon
abhält, ihren Kinderwunsch zu verwirklichen.
1
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Zum anderen wird die deutsche Bevölkerung wegen der gestiegenen
Lebenserwartung immer älter. Wie einschlägige Bevölkerungsstatistiken
belegen, nimmt der Anteil der Menschen im Alter von über 60 Jahren zu,
darunter auch der Anteil der so genannten Hochbetagten (Menschen im Alter
von über 80 Jahren). Vom jetzigen Zeitpunkt an bis zum Jahre 2050 wird
dagegen der Anteil der jüngeren Altergruppen (Menschen unter 35 Jahren)
weiter zurückgehen. Die Lebenserwartung für die heute Geborenen liegt für
beide Geschlechter bei deutlich über 80 Jahren. In den demographischen
Standarddiagrammen für die Bundesrepublik Deutschland (Lebensbäume,
Alterpyramiden) drückt sich dieser Trend in einer Verjüngung des unteren
Alterssegments aus. Über die Ursachen für die andauernde Überalterung der
deutschen Bevölkerung ist in der Politik und in der Wissenschaft ebenfalls viel
und kontrovers diskutiert worden. Der hohe
materielle Lebensstandard, die
flächendeckende und qualitativ hochwertige medizinische Versorgung der
Bevölkerung und die Inanpruchnahme von medizinischen Vorsorgemaßnahmen
sind nur einige der angeführten Ursachenfaktoren, die in der öffentlichen
Debatte immer wieder auftauchen.
Welches Gewicht den verschiedenen genannten Faktoren auch für die
Erklärung der Schrumpfung und die Überalterung der Bevölkerung auch
zukommt, fest steht, dass auf die Gesellschaft große Herausforderungen
zukommen, die nicht allein von der Politik bewältigt werden können. Ob es sich
um die Erhaltung der sozialen Sicherungssysteme, der Betreuung von Senioren
oder um die Auswirkungen auf die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit von Bund,
Ländern und Kommunen handelt, es bedarf gemeinsamer gesellschaftlicher
Kraftanstrengungen,
die
mit
den
demographischen
Veränderungen
verbundenen Probleme und Herausforderungen zu meistern. Diese Aspekte
stehen im Blickpunkt der vorliegenden Projektarbeit, in der die hier nur knapp
angedeuteten Entwicklungen und Probleme eingehender untersucht werden
und für einzelne Problembereiche auch Handlungsperspektiven für politische
Entscheidungsträger, insbesondere für die Kommunen, aufgezeigt werden.
2
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
2 Einleitung
Die folgende Projektarbeit beschäftigt sich mit der Zukunftsfähigkeit des RheinErft-Kreises. Eine Gruppe von 10 Studenten der Fachhochschule für öffentliche
Verwaltung (FHöV), Abt. Köln hat sich innerhalb Ihres Projektstudiums für den
Vorschlag des Landrats des Rhein-Erft-Kreises, Herrn Werner Stump,
entschieden und erstellt eine Projektarbeit mit dem Titel „Zukunftsfähigkeit des
Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und Entwicklungschancen“.
Begleitet wird die Gruppe vom Projektleiter Herrn Dr. Coerw Krüger (FHöV),
ihm
zur
Seite
steht
Frau
Renate
Könen
(Rhein-Erft-Kreis),
die
als
Projektbetreuerin innerhalb der Gruppe tätig ist. Des Weiteren gehören Herr
Thomas
Lierz
(Wirtschaftsjunioren
(Wirtschaftsförderung
Rhein-Erft
Köln),
GmbH)
Herr
und
Frau
Bernhard
Hildegard
Keppeler
Jansen
(Ausbildungsleitung des Rhein-Erft-Kreises) dem Lenkungsteam an.
Folgende Studenten gehören der Projektgruppe an:
Uwe Dornieden (Stadt Düren)
Eva Einsiedel (Stadt Köln)
Monir El Boujaddaini (Stadt Köln)
Alexander Götz (Stadt Bedburg)
Thomas Peters (Stadt Köln)
Ellen Schiffer (Stadt Frechen)
Natalia Schlidt (Stadt Köln)
Marc Steven (Rhein-Erft-Kreis)
Christoph Wagner (Stadt Kerpen)
Sandra Wolf (Rhein-Erft-Kreis)
2.1 Demographischer Wandel in Deutschland
2.1.1 Demographie
2.1.1.1 Definition Bevölkerung
Als Bevölkerung wird die Summe der Einwohner eines Gebietes, einer
Ortschaft, eines Kontinentes oder Landes bezeichnet. Erfasst wird dabei die
Eigenschaft wie z.B. das Alter, das Geschlecht usw. aber nicht die
Staatsangehörigkeit, Rasse oder Volksangehörigkeit. Die Bevölkerung eines
3
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Gebietes wird durch sog. Volkszählungen ermittelt und dann fortgeschrieben.
Es gibt vier Faktoren die dazu führen, dass eine Bevölkerung sich ändert. Die
Geburten, die Sterbefälle, die Auswanderungen und die Einwanderungen
haben Einfluss auf die Größe einer Bevölkerung.
2.1.1.2 Definition Demographie
„Demographie, auch Bevölkerungslehre genannt, ist eine Wissenschaft, die sich
mit der menschlichen Bevölkerung befasst. Untersucht werden dabei die
Ursachen und Folgen von Bevölkerungsveränderungen. Gegenstand der
Demographie sind unter anderem die Bevölkerungsstruktur in Bezug auf Alter,
Geschlecht, Nationalität, Haushaltsstruktur, Lebendgeburten, Lebenserwartung
usw. ebenso wie die Bevölkerungsbewegung.“1
Die Demographie verwertet zur Erstellung ihrer Prognosen statistisch erhobene
Daten. Dabei spielen für die Bevölkerungsvorausberechnung stets vier Größen
eine Hauptrolle; die Geburten- und Sterberate sowie die Einwanderungs- und
Auswanderungszahlen. Man unterscheidet hier die Bevölkerungsprojektion, die
Bevölkerungsprognose und die Modellrechnung, je nach Annahme für die
kommende
Entwicklung.
Bei
der
Bevölkerungsprojektion
werden
unterschiedliche Annahmen formuliert (z. B. eine niedrige, mittlere und hohe
Geburtenrate). Bei der Bevölkerungsprognose wird aus den verschiedenen
Annahmen die ausgewählt, die mit der größten Wahrscheinlichkeit eintreffen
wird. Bei der Modellrechnung werden Annahmen beliebig formuliert.
2.1.2 Der demographische Wandel
Der demographische Wandel spielt in der aktuellen politischen Diskussion
immer wieder eine große Rolle. Beinahe täglich wird dieses Thema in den
Medien angesprochen.
Der Bundespräsident fragte kürzlich in einer Rede: „Was bedeutet es für unser
Land, für unsere Gesellschaft, wenn immer weniger jungen Menschen immer
mehr Alte gegenüberstehen?“2
Der Demographische Wandel beschreibt den Wandel der Gesellschaft, der in
Zukunft bevorsteht. Das Modell des demographischen Übergangs bzw. des
1
2
Knaurs Lexikon 1974, S.1170
http://www.bundespraesident.de/-,2.634393/Grusswort-von-Bundespraesident.htm
4
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
demographischen Wandels ist im wissenschaftlichen Sinn keine Theorie,
sondern eine modellhafte Beschreibung des Übergangs von hohen zu niedrigen
Sterbe- und Geburtenraten und dem daraus resultierenden veränderten
natürlichen Bevölkerungswachstum.3
Das Problem, das seit Jahren besteht ist, dass die Lebenserwartung der
Menschen stetig zunimmt, gleichzeitig jedoch werden immer weniger Kinder
geboren. Immer weniger junge Frauen und Männer entscheiden sich, eine
Familie zu gründen.
Daraus resultierend ist mit starken sozialen, politischen, und wirtschaftlichen
Auswirkungen zu rechnen. Die Auswirkungen treffen so deshalb nicht nur die
Gesellschaft als Ganzes sondern auch jeden Einzelnen. Allein die Frage, ob die
eigene Rente gesichert ist, beschäftigt angesichts des bevorstehenden
Wandels viele Menschen.
Es ist ebenfalls damit zu rechnen, dass die Regionen in Deutschland
verschiedenerweise vom demographischen Wandel betroffen sein werden. Es
wird stark schrumpfende, stagnierende und auch Wachstumsregionen geben.
Um nun die Zukunftschancen einer Region oder wie in diesem Fall eines
Kreises beurteilen zu können, ist es unbedingt notwendig, sich mit dem Thema
zu befassen.
2.1.2.1 Ansätze zur Erklärung des Demographischen Wandels
Es gibt verschiedene Ansätze, die versuchen zu erklären, wie es zum
demographischen Wandel kommen konnte.
Ein großer Punkt ist natürlich die verbesserte medizinische Versorgung und die
daraus entstandene höhere Lebenserwartung der Menschen. Jedoch ist dies
nicht der einzige Einflussfaktor, der den demographischen Wandel beeinflusst
hat. Die Geburtenrate hat auch im Laufe der Jahre stetig abgenommen.
Ein weltweit beobachtetes Phänomen ist der Zusammenhang zwischen dem
materiellen
Lebensniveau
und
der
Geburtenrate.
Umso
besser
das
Lebensniveau in einem Land geworden ist desto kleiner wurde die
Geburtenrate.
3
http://de.wikipedia.org/wiki/Demographischer_Wandel
5
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Als Grund für die sinkenden Geburtenraten kann natürlich die Veränderung des
Kosten-Nutzen-Faktors angesehen werden. Mit dem Übergang von der Agrarzur Industriegesellschaft sind Kinder nicht mehr notwendige Arbeitskräfte. Nach
dem Ausbau staatlicher Rentenversorgung sind sie auch nicht mehr alleine für
die Alterssicherung der Eltern zuständig. Zugleich wachsen die Kosten für
Erziehung und Ausbildung.
Ein weiterer Erklärungsansatz dieses Phänomens ist die „Theorie der
Opportunitätskosten“.
Als
Opportunitätskosten
werden
die
entgangenen
Gewinne, die durch die Geburt eines Kindes entstehen, angesehen. Die
direkten Kosten, die ein Kind verursacht, werden hier nicht betrachtet.
Bei der Geburt eines Kindes ist es nämlich notwendig, dass aufgrund des nicht
ausreichenden Betreuungsangebots, ein Elterteil sich der Erziehung der Kinder
widmet und nicht mehr arbeiten gehen kann. Dadurch fehlt der Familie plötzlich
ein Einkommen, das für Konsumzwecke verwendet wurde so sinkt zwangsläufig
das eigene Lebensniveau. Das ist einer der Gründe warum viele junge Leute
nicht mehr bereit sind Kinder zu bekommen, weil sie darin gleich auch einen
wirtschaftlichen Verzicht sehen.4
Ein weiterer Grund für den Geburtenrückgang liegt auf dem Wertewandel zu
Individualismus und Liberalisierung der Lebensformen. In der Gesellschaft wird
es immer wichtiger was der einzelne erreicht und welche Statussymbole er
erlangen kann, da werden Kinder nur als Hindernis angesehen. Wichtigstes
Indiz ist die sinkende Bedeutung der Ehe.
2.1.2.2 Kritik an der aktuellen Diskussion zum demographischen Wandel
Ein großer Kritikpunkt ist die Unberechenbarkeit der erstellten Prognosen. Es
wird immer wieder darauf hingewiesen, dass Ereignisse, die in Zukunft
erscheinen könnten, alle Prognosen auf den Kopf stellen könnten. „50-JahresPrognosen sind moderne Kaffeesatzleserei“, sagt z.B. der Statistik-Professor
Dr.
Gerd
Bosbach.
Er
weist
darauf
hin,
dass
eine
Bevölkerungsvorausschätzung im Jahre 1950 für das Jahr 2000 unter anderem
die Verbreitung moderner Verhütungsmittel, die Anwerbung von Arbeitnehmern
aus dem Ausland und den Zuzug von Spätaussiedlern aus Osteuropa nach
4
Herwig Birg; Historische Entwicklung der Weltbevölkerung. In; Informationen zur politischen Bildung Nr. 282/2004
6
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
1989 hätte voraussehen müssen. Eine Prognose im Jahr 1900 für 1950 hätte
gar zwei Weltkriege ins Kalkül ziehen müssen, um nah an der Wirklichkeit zu
liegen. Die letzten neun Bevölkerungsvorausschätzungen brachten es nur auf
eine Lebensdauer von durchschnittlich vier Jahren. Jedoch bedenken diese
Kritiker nicht, dass die Prognosen eine entscheidende Hilfe darstellen, um sich
auf die bevorstehenden Probleme frühzeitig einstellen zu können.
Der demographische Wandel wird in der aktuellen Diskussion immer wieder als
Problem dargestellt, dabei birgt er auch eine Menge Chancen etwas zu
verändern. Es gilt sich nur darauf einzustellen, dazu sind aber die Wirtschaft
und die Politik gefordert. Wenn man sich gezielt auf die neuen Begebenheiten
einlässt, kann man neue Ressourcen finden und nutzen. Es wird z.B. immer nur
davon geredet, dass die Bevölkerung altert, es wird jedoch selten davon
gesprochen, dass die ältere Bevölkerung auch genutzt werden kann. Man kann
ihnen wertvolle Aufgaben geben, z.B. kann man sie nutzen, um der fehlenden
Kinderbetreuung entgegenzuwirken.
In Deutschland gibt es auch vorhandene Ressourcen, die bisher zu schlecht
genutzt werden, wie z.B. die Bildung. Der demographische Wandel kann dazu
führen, dass der Politik keine andere Chance bleibt als diese Ressourcen durch
Reformen zu nutzen. Durch bessere Bildung kann die Produktivität des
einzelnen gesteigert werden und so evtl. das Sozialsystem aufrechterhalten
werden.
2.1.3 Auswirkungen des Demographischen Wandels
2.1.3.1 Auswirkungen auf die Gesellschaft
Die Gesellschaft wird sich durch den demographischen Wandel erheblich
verändern. Die Bevölkerung in Deutschland nimmt nicht nur ab, sie wird auch
älter. Dieser Alterungsprozess der Gesellschaft wird sich fortsetzen. Da
Deutschland schon heute ein niedriges Geburtenniveau hat, werden auch in 20
bis 30 Jahren weniger Kinder zur Welt kommen. Immer weniger jungen
Menschen werden immer mehr alte Menschen gegenüberstehen. Mehr als ein
Drittel aller Einwohner Deutschlands werden im Jahr 2050 älter als 60 Jahre
sein. Dies wird neue Probleme hervorrufen. Vor allen Dingen der sog.
„Generationenvertrag“ könnte hierbei zu Konflikten führen. Auf die jungen Leute
7
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
kommt eine sehr hohe Belastung zu, es bleibt die Frage, ob sie diese Belastung
auch tragen können und wollen. Die Älteren werden jedoch auf ihre Ansprüche
beharren, weil auch sie während ihrer Arbeitszeit in die Kassen eingezahlt
haben und sie dadurch einen Anspruch haben.
Die Alten jedoch werden auch von den Jungen gebraucht. Ihr Know-how und
ihre Erfahrung können auch wichtige Beiträge für die Gesellschaft liefern.
Wie sich der demographische Wandel auf die Gesellschaft auswirkt ist nur
schwer zu sagen. Man kann sich zwar ausmalen wie die Altersstruktur der
Gesellschaft aussehen wird, die Beziehung zwischen den Generationen ist
jedoch nur sehr schwer auszumachen. Im Zusammenleben der Generationen
werden
bürgerschaftliches
und
nachbarschaftliches
Engagement
immer
wichtiger. Dazu ist ein Dialog zwischen den Generationen notwendig.
Im optimalen Fall werden sich die Älteren, besonders nach Erreichen des
Rentenalters, weiterhin engagieren. Ihnen könnte besonders bei sozialen
Einrichtungen eine wichtige Rolle zukommen.
2.1.3.2 Auswirkungen in Bezug auf ein vereintes Europa und dem Thema
Migration
Die Frage ob man mit Zuwanderung dem bevorstehenden demographischen
Wandel entgegensteuern kann ist eine sehr umstrittene. Häufig wird dabei
argumentiert, dass man am Beispiel der Gastarbeiter gesehen hat, dass die
Zuwanderung keine Lösung ist. Jedoch steht fest: „Wie stark die Einwohnerzahl
Deutschlands sinken wird, hängt hauptsächlich von der Höhe der Zuwanderung
ab.“
Sie
bietet
eine
Möglichkeit,
dem
demographischen
Wandel
entgegenzuwirken. Es bleibt die Frage ob die Politik diese Zuwanderung
zulässt oder nicht. Wünschenswert wäre natürlich eine gezielte Zuwanderung
von fehlenden Fachkräften, jedoch ist dies nicht so leicht. Die Gewinne der
Migration
hängen
entscheidend
von
der Struktur der zugewanderten
Arbeitskräfte ab. Wichtig dabei ist, dass die Zuwanderer das gleiche
Ausbildungsniveau oder ein besseres als die inländischen Arbeitskräfte haben.
Nur dann können Zuwanderer mindestens eins zu eins den Rückgang des
Erwerbspersonenpotenzials ausgleichen.
8
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Die Größenordnung der Zuwanderungen wird beeinflusst von politischen und
wirtschaftlichen Faktoren, von der Attraktivität des Standortes und von der
Integrationsbereitschaft der Migranten wie der Einheimischen. Man wird sich
jedoch angesichts der demographischen Lage nicht der erhöhten Zuwanderung
verschließen können, wenn man seine Wirtschaftskraft beibehalten will. Dies
wird dazu führen, dass die Gesellschaft multikultureller wird und sich dadurch
ebenfalls eine neue Situation für die Gesellschaft ergibt. Die Migranten aus der
Gastarbeitergeneration haben in der Vergangenheit schon mehr Kinder gezeugt
als die Deutschen. So ist zu beobachten, dass es in manchen Schulen in
Deutschland schon jetzt mehr Kinder mit Migrationshintergrund gibt als
deutsche Kinder. Dieser Trend wird sich dann durch die erhöhte Zuwanderung
weiter fortsetzen.
Es bleibt zu sagen, dass man sich der Zuwanderung nicht verschließen kann,
da dieses Szenario dazu führen würde, dass Deutschland die volle Wucht der
Überalterung zu spüren bekommt.
Einwanderung
dazu
zu
nutzen,
dem
Problem
der
demographischen
Entwicklung entgegenzuwirken, ist jedoch auch keine Lösung. Die Probleme
des demographischen Wandels würden zwar abgemildert werden, jedoch ist zu
befürchten, dass die gleichen Probleme Jahre später wieder auftreten.
Außerdem hätte dieses Szenario zur Folge, dass die deutsche Bevölkerung
zwangsläufig irgendwann ausstirbt und durch eine neue multikulturelle
Gesellschaft ersetzt wird.
Des Weiteren stellt sich die Frage in wieweit es in Deutschland zu
Auswanderungen
ins
Ausland
kommt.
In
Zukunft
könnten
die
Auswanderungen, die in den letzten Jahren stetig zugenommen haben, die
Bevölkerungsstruktur auch verändern. Durch die Verschlechterung der
Sozialsysteme und die fehlende Sicherung der Altersvorsorge kann es auch
dazu kommen, dass die Leute in andere Länder mit besseren Chancen
auswandern.
Die mit Wirkung vom 01. Januar 2007 abgeschlossene EU-Osterweiterung –
letzte Erweiterung durch Rumänien und Bulgarien – stellt eine weitere
politische, soziale, ökonomische und ökologische Herausforderung für die
gegenwärtigen EU-Mitgliedsstaaten dar. Die künftige Zuwanderung aus den
9
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
EU-Beitrittsstaaten, insbesondere aus Tschechien und Polen, ist ein sehr
wichtiger
Einflussfaktor
auf
die
Bevölkerungsentwicklung.
Die
zehn
osteuropäischen Beitrittsländer stellen für die bisherigen EU-Länder aufgrund
ihrer demographischen Strukturen und wegen des starken ökonomischen
Gefälles zunächst ein bedeutsames Wanderungspotenzial dar, das sich
allerdings aus demographischen Gründen rasch verringern wird. Diese Staaten
befinden sich in einer demographischen Umbruchphase (Geburtenrückgang,
Abwanderung,
Alterung),
Bevölkerungsrückgang
welche
führt.
Der
langfristig
Anteil
zu
der
einem
beschleunigten
Jugendlichen
wird
stark
zurückgehen
und demnach das Wanderungspotenzial überproportional
abschwächen,
da
internationale
Wanderungen
verstärkt
von
jungen
Erwerbspersonen durchgeführt werden.
Es besteht jedoch die Gefahr, dass die alten Menschen aus den EU-OstStaaten zuwandern. Da die Versorgung der älteren Menschen in diesen
Ländern schlechter ist als in Deutschland, könnte dies genutzt werden um das
deutsche Sozialsystem zu nutzen. Ob dies jedoch geschieht ist sehr fraglich,
da eine Auswanderung im hohen Alter sehr selten ist.
Ob es eine hohe Einwanderungsrate geben wird, hängt auch von der
wirtschaftlichen Entwicklung der osteuropäischen Länder ab. Man kann keine
klare Aussage darüber treffen. Es bleibt zu sagen, dass die Osteuropäischen
Staaten ebenfalls vom demographischen Wandel betroffen sein werden. Dies
verringert die Wahrscheinlichkeit, dass es zu großen Einwanderungen aus den
Oststaaten kommt.
2.1.3.3 Auswirkungen auf die Politik
Der Politik stehen auch einige Probleme aufgrund der demographischen
Entwicklung bevor. Sie wird mehr denn je gefordert sein, Lösungen zu finden
um den Umbruch möglichst erfolgreich zu überstehen. Es gilt Wege zu finden,
die Geburtenrate zu steigern und das Gründen einer Familie wieder attraktiver
zu machen und gleichzeitig gilt es auch Wege zu finden, mit der alternden
Gesellschaft
umzugehen.
Es
sollte
eine
vorausschauende
und
verantwortungsbewusste Politik gemacht werden, die auch über das Ende von
Legislaturperioden hinausgehen sollte. Ein Problem, das der Politik in Zukunft
10
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
bevorsteht, ist die gealterte Gesellschaft.
Die alten Menschen stellen die
Mehrheit der Bevölkerung dar, also stellen sie auch die Mehrheit der
Wählerstimmen dar. Die Politik sollte sich deshalb bei der Gestaltung der Politik
nicht nur von der Mehrheit der Wählerstimmen leiten lassen. Es muss ein
vernünftiger Konsens gefunden werden, um die Bedürfnisse der Alten zu
erfüllen und die Jugend zu fördern, denn der Jugend gehört die Zukunft.
Die Politik ist daher gefordert, das Problembewusstsein in der Gesellschaft
dafür zu schärfen und die Anpassungsbereitschaft zu schaffen.
Denn zu Veränderungen wird es kommen müssen, das steht fest. Die
Veränderungen werden wahrscheinlich für den einzelnen nicht positiv ausfallen,
jedoch sind sie dringend erforderlich um gesamtwirtschaftlich weiterzukommen.
Das größte Problem stellt sich hier bei der gerechten Versorgung der
Bevölkerung. Die alte Generation im Rentenalter durch das Einkommen der
jungen
Generation
mitzuzahlen,
erscheint
bei
der
Verschiebung
der
Altersstruktur als gänzlich unmöglich. Hierfür muss ein Weg gefunden werden,
mit dem alle gut leben können.
Die Politik steht vor einer riesigen Herausforderung, der sie sich stellen sollte.
Der demographische Wandel wirkt sich jetzt schon auf die Politik aus, da durch
sie die Weichen gestellt werden sollten, um in eine gesunde Zukunft zu gehen.
Es müssen wichtige Entscheidungen getroffen und auch jetzt schon umgesetzt
werden. Dass der Bevölkerungsumbruch erfolgen wird, ist jedem klar, jetzt gilt
es für die Politik eine Marschroute einzuschlagen und diese dann zu verfolgen.
2.1.3.4 Auswirkungen auf die Wirtschaft
Der demographische Wandel in der deutschen Gesellschaft hat auch
Auswirkungen für die Unternehmen und die Wirtschaft. Auf dem Arbeitsmarkt
werden immer weniger und vor allem immer weniger jüngere Mitarbeiter zur
Verfügung stehen und allein deswegen wird der Anteil der älteren Mitarbeiter
steigen. Darauf sollten sich die Unternehmen einstellen und die nötigen
Maßnahmen umsetzen. Daher ist es notwendig, dass die Unternehmen lernen,
das Potential ihrer älteren Arbeitnehmer besser zu nutzen. Dazu gehört auch
eine bessere Eingliederung älterer Arbeitnehmer in den Produktionsprozess.
11
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Insgesamt gesehen wird auch die Gesamtzahl der Erwerbstätigen zwangsläufig
in den nächsten Jahren sinken. Daher kommt es zu einem erheblichen Mangel
an qualifizierten Arbeitskräften. Dies hätte sehr schlechte Auswirkungen auf die
Gesamtwirtschaft in Deutschland. Die zentrale Frage für Unternehmen am
Standort Deutschland lautet: „Wie bleiben wir mit einer älter werdenden
Belegschaft
wettbewerbsfähig?
Wie
erschließen
wir
die
notwendigen
Potenziale, um trotz des absehbaren Mangels an Fachkräften leistungsfähig
und innovationsfähig zu sein?“5
Der demographische Wandel bietet den Unternehmen aber auch viele
Chancen. Es gilt nur, sich rechtzeitig auf die neue Marktsituation einzustellen
und zu reagieren. Es wird zahlreiche neue Märkte geben mit großen
Wachstumspotenzialen.
Entwicklung
der
Grosse
Wachstumspotenziale
Gesundheitswirtschaft,
bietet
hauptsächlich
z.B.
auch
die
der
Gesundheitsmärkte in Bereichen wie Prävention, Wellness und Anti-Ageing.
Gesundheit
und
Alter
wirken
schon
seit
einigen
Jahren
als
große
Anschubkräfte für Innovationen in der Biomedizin, der Medizintechnik und der
Gehirnforschung. Für die Immobilienwirtschaft bieten sich Chancen für die
Entwicklung
neuer
Produkte,
die
mit
Immobilien
auch
ein
ganzes
Dienstleistungspaket anbieten6
Die große Kaufkraft geht in Zukunft von den Senioren aus. Es gilt nun, diese
Kaufkraft an sich zu binden. Es muss erforscht werden, welche spezifischen
Produkte und Dienstleistungen künftig nachgefragt werden und wie man
regionale
Wirtschaftsstrukturen
an
demographisch
veränderte
Konsumentenstrukturen anpassen kann.
2.1.3.5 Auswirkungen auf Kommunen
Der demographische Wandel wird die Regionen in 3 Gruppen aufteilen, die
Wachstums-, die Stagnations- und die schrumpfenden Regionen. Es wird einen
Konkurrenzkampf zwischen den Kommunen geben. Um zu bestehen ist es
notwendig mit anderen Kommunen zusammen zu arbeiten und als eine Region
aufzutreten
5
6
und
so
auch
Synergieeffekte
nutzen
zu
können.
Der
http://www.7-forum.com/news/Ernst-Baumann-zum-Thema-Demographischer-921.html
http://www.iatge.de/aktuell/veroeff/2005/lehner02.pdf
12
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
interkommunalen Zusammenarbeit wird ein sehr hoher Stellenwert zukommen.
Es wird wichtig, ein positives Image nach außen zu tragen, die Kommunen
müssen im Wettbewerb durch Besonderheiten herausstechen. Der Wettbewerb
zwischen den Kommunen ist ähnlich wie der in der Privatwirtschaft zu
betrachten, so dass z.B. Medieneinsatz und Werbung im Kampf um Einwohner
bedeutend werden.
Besonders
der
Bereich
der
kommunalen
Daseinsvorsorge
wird
vom
demographischen Wandel betroffen sein. Die Versorgung der Einwohner ist ein
wichtiger Punkt zum Erhalt der eigenen Einwohner. Die Finanzierung der
Daseinsvorsorge stellt die Kommunen aber vor ein großes Problem ,das es gilt
zu lösen.
Die Kommunen sollten sich ebenso wie die Wirtschaft auf die neue Situation
einstellen. Mit der Veränderung der Bevölkerungsstruktur verändern sich auch
die Anforderungen an das Angebot der Kommunen. Es wird notwendig, die
Infrastruktur der neuen Situation gerecht anzupassen. Es wird Veränderungen
im Angebot von Bildungs- und Pflegeanstalten geben. Die Pflegeeinrichtungen
müssen ausgebaut werden, während die Schulen drohen leer zu stehen.
Deshalb gilt es Lösungen zu erarbeiten, das Bildungsangebot qualtitativ zu
verändern.
Die Kommunen sollten versuchen Familien anzuziehen, dies kann besonders
durch die Ansiedlung von großen Firmen geschehen. Die Kommunen sollten
innerhalb ihrer Möglichkeiten Wege finden dies zu realisieren.
Die Lebensqualität einer Kommune wird so zu einem sehr wichtigen Punkt,
beim bevorstehenden demographischen Wandel.
2.2 Das Projekt
2.2.1 Die Ausgangslage
Verschiedene Prognosen prophezeien einen deutlichen Bevölkerungsrückgang,
da die Geburtenrate bei weitem nicht ausreicht, um die Schrumpfung zu
verhindern.
Dies wird dazu führen, dass die meisten Kreise und Städte an Bevölkerung
verlieren werden. Dadurch entsteht zwangsläufig ein Wettbewerb der Regionen
innerhalb Deutschlands und Europas. Die Regionen werden gezwungen sein,
13
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
sich im Kampf mit den Konkurrenzregionen durchzusetzen. Dies kann nur
geschehen, wenn der Rhein-Erft-Kreis den bevorstehenden Problemen ins
Auge sieht und sich an die neuen Anforderungen anpasst. Der Kreis muss mit
den Gemeinden zusammenarbeiten, um der vorhandenen Bevölkerung keinen
Grund zu geben diese Region zu verlassen und neuer Bevölkerung den Anreiz
bieten, sich für den Rhein-Erft-Kreis zu entscheiden. In Zukunft ist jedem klar,
dass die Bevölkerung des Kreises sich fast nur noch durch Zuwanderungen und
Abwanderungen verändert und man durch bestimmte Maßnahmen erreichen
muss, besonders junge Familien in den Kreis zu locken, um der alternden
Gesellschaft entgegenzuwirken. Man muss einen Weg finden, den Kreis
wirtschaftlich attraktiv zu machen.
Dies muss das Ziel des Kreises und der kreisangehörigen Gemeinden sein.
Dazu ist es zwingend erforderlich, dass der Rhein-Erft-Kreis sich als eine
Region ansieht und es keine Konkurrenz innerhalb dieser Region, zwischen
den Gemeinden, gibt.
2.2.2 Ziele des Projektes
Das Ziel der Projektgruppe ist es, die verschiedenen relevanten Themen zur
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreis zu untersuchen und zu beurteilen.
Um die Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises beurteilen zu können, ist es
zwingend notwendig, die verschiedenen Themen einzeln zu beleuchten und zu
beurteilen.
Es soll ein allgemeiner Überblick über das Thema „Demographischer Wandel“
gegeben werden, in dem das Problem allgemein angesprochen wird.
Zusätzlich soll das Thema Metropolregionen angesprochen werden. Die
Metropolregionen werden in Zukunft immer mehr an Relevanz gewinnen. Der
Rhein-Erft-Kreis
wird
aufgrund
seiner
Nähe
zu
Köln
ebenfalls
als
Metropolregion angesehen.
Um dann speziell auf den Rhein-Erft-Kreis zu kommen, will die Projektgruppe
die demographische Entwicklung im Rhein-Erft-Kreis aufzeigen. Der Ist-Zustand
der Bevölkerung wir aufgezeigt und analysiert und es wird aufgezeigt, wie sich
die Bevölkerung zusammensetzt. Im nächsten Schritt soll anhand der erzielten
Ergebnisse eine Bevölkerungsprognose stattfinden.
14
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Des Weiteren ist es ist es Ziel der Gruppe, auf den wirtschaftlichen Aspekt
einzugehen. Dazu wird eine Standortanalyse vorgenommen, in der die
vorhandenen Ressourcen des Rhein-Erft-Kreises aufgezeigt werden. Da der
Tourismus auch ein wichtiges Handlungsfeld bei einer Beurteilung der
Zukunftsfähigkeit ist, wird dieser Punkt separat betrachtet und gründlich
begutachtet.
Ebenfalls ein Ziel der Gruppe ist es, auf den Punkt der Familienpolitik
einzugehen. Dieser Punkt wird als sehr wichtig betrachtet, da sich der Kreis
aufgrund des demographischen Wandels Gedanken machen muss, wie er das
Leben für Familien einfacher machen kann und vor allen Dingen welche
Angebote vorhanden sein müssen, um wieder mehr Familien anzusiedeln.
Dazu wird eine Analyse der jetzigen Situation für Familien gemacht, um Defizite
und vorhandene Möglichkeiten aufzuzeigen.
Um den Stand des Rhein-Erft-Kreises aufzuzeigen, wird ein Vergleich zu
anderen Kreisen durchgeführt. Der Rhein-Erft-Kreis wird mit anderen
Zukunftsregionen verglichen. Dies geschieht, um zu sehen wie der Status des
Rhein-Erft-Kreises im bundesweiten Vergleich liegt.
Anschließend sollen dem Kreis, den kreisanghörigen Kommunen, Unternehmen
und weiteren Akteuren Handlungsfelder aufgezeigt werden, in denen man tätig
werden könnte. Es sollen Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie sich der Kreis
an Maßnahmen des Landes beteiligen und von ihnen profitieren kann.
Ebenso sollen Handlungsfelder auf kommunaler Ebene aufgezeigt werden. Zu
den Handlungsfeldern eines Kreises bzw. einer Kommune gehören u.a. die
Gewerbestandsförderung, die Ansiedlung von Gewerbe, die Abgabenpolitik auf
kommunaler
Ebene,
interkommunale
eine
kundenfreundliche
Zusammenarbeit.
In
Verwaltung
diesem
Bereich
und
die
sollen
Handlungsempfehlungen erarbeitet werden.
Als Abschluss der Arbeit wird ein Resümee vorgelegt, in dem abschließend alle
Erkenntnisse der verschiedenen Themenbereiche zusammengefasst werden.
Es soll dem Kreis dienen, neue Ideen und neue Chancen zu erkennen, um sich
im Wettbewerb der Regionen besser zu positionieren. Die Arbeit soll einen
Ausblick in die Zukunft des Kreises schaffen und dementsprechend soll die
15
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Arbeit aufzeigen wo noch Handlungsbedarf
besteht, um sich auf die neue
Bevölkerungssituation einstellen zu können.
Die Arbeit zeigt jedoch nur grobe Ideen und Ansätze, die Umsetzung und die
Richtung, in die der Kreis letztendlich schreitet, bleibt abzuwarten. Man ist sich
natürlich bewusst, dass allein schon wegen der angespannten finanziellen
Situation, nicht alles umgesetzt werden kann, jedoch sollten die Erkenntnisse
dieser Arbeit als Anregung verstanden werden.
Der demographische Wandel steht in naher Zukunft an. Ziel der Arbeit ist es,
die verantwortlichen Stellen des Rhein-Erft-Kreises dazu zu bringen, sich mit
diesem Problem zu beschäftigen und zu agieren. Wenn man früh genug dieses
Problem anpackt, gibt es Wege dies zu bewältigen.
2.3 Der Rhein-Erft-Kreis
2.3.1 Profil des Rhein-Erft-Kreises
Der Rhein-Erft-Kreis ist ein Kreis im Westen von NordrheinWestfalen. Er besteht aus 9 Städten und einer Gemeinde.
Die Gesamtfläche des Kreises beträgt ca. 705 km², wobei
mehr als die Hälfte der Fläche landwirtschaftlich genutzt wird.
Der Rhein-Erft-Kreis hat ca. 450.000 Einwohner. Die
Bewohner
des
Kreises
sind
größtenteils
in
den
Branchen
Handel,
verarbeitendes Gewerbe, Dienstleistung und Verkehr tätig.
Entstanden ist der Rhein-Erft-Kreis aus den Kreisen Köln, Bergheim und Teilen
des Kreises Euskirchen im Rahmen der kommunalen Neugliederung im Jahre
1975.
Der Rhein-Erft-Kreis zeichnet sich besonders durch seine hervorragende Lage
aus. Er grenzt direkt an das Stadtgebiet von Köln und gehört zur Region
Köln/Bonn.7
Die Nachbarkreise sind im Norden der Rhein-Kreis Neuss, im Süden der RheinSieg-Kreis, im Westen der Kreis Düren und im Osten die kreisfreie Stadt Köln.8
Wirtschaftlich gehört der Kreis zu den starken Kreisen in NRW und konnte sich
vor allem in der Vergangenheit durch sein Braunkohlevorkommen als
7
8
http://www.wfg-rhein-erft.de/cms/startordner/deutsch/standort/1477.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Rhein-Erft-Kreis
16
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Energiekreis auszeichnen. Heutzutage sind verschiedenste Branchen im RheinErft-Kreis beheimatet, besonders die Wirtschaftszweige Informations- und
Kommunikationstechnologie, Medien, Biotechnologie, Umwelttechnologie und
Logistik haben sich zur Kompensation der alten Wirtschaftszweige hervorgetan.
Abb. 2 - Rhein-Erft-Kreis
2.3.2 Die kreisangehörigen Städte und Gemeinden
2.3.2.1 Stadt Bedburg
Die Stadt Bedburg hat ca. 24.900 Einwohner, und besteht
aus
11
Stadtteilen.
historische
Bauwerke
Bedburg
und
verfügt
erweitert
über
sein
mehrere
Stadtgebiet
gleichzeitig auch durch neue Wohngebiete. Die Infrastruktur
in Bedburg ist hervorragend, besonders zeichnet sie sich
durch ihr ausgezeichnetes Schulangebot aus. Die Stadt Bedburg bietet
innerhalb ihres Stadtgebietes jede Schulform an. Des Weiteren verfügt Bedburg
über
ein
Krankenhaus,
ein
Erlebnisbad
und
diverse
Senioren-
und
Pflegeeinrichtungen.
2.3.2.2 Stadt Bergheim
Die Stadt Bergheim ist die Kreisstadt des Rhein-ErftKreises. Dadurch haben die wichtigsten Institutionen des
Kreises ihren Sitz in Bergheim und machen es zum Zentrum
des Kreises. Mit ca. 63.000 Einwohnern gehört Bergheim zu
den größten Städten des Rhein-Erft-Kreises und gewinnt
durch ihre spezielle Lage inmitten des Städtedreiecks Köln-Aachen-Düsseldorf
an Bedeutung. Bergheim hat sich auch über die Grenzen des Rhein-Erft-
17
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Kreises
als
Energiestandort
„Braunkohlekraftwerk
mit
etabliert.
optimierter
Die
Stadt
verfügt
mit
dem
Anlagentechnik
(BoA)“,
über
das
modernste Kraftwerk der Welt.
2.3.2.3 Stadt Brühl
Brühl liegt im Süden des Rhein-Erft-Kreises und verfügt über
ca. 46.000 Einwohner. Flächenmäßig gehört Brühl zu den
kleineren Kommunen des Rhein-Erft-Kreises. Die Wirtschaft
der Stadt stützt sich auf die zahlreichen Industrie- und
Handwerksbetriebe und auch auf den Tourismus, der einen
wesentlichen Wirtschaftsfaktor darstellt. Brühl verfügt mit den
Schlössern Augustusburg und Falkenlust sowie mit der barocken Gartenanlage
über drei Sehenswürdigkeiten, die als Weltkulturerbe in die Unesco- Liste
aufgenommen wurden. Des Weiteren verfügt Brühl über den gut besuchten
Freizeitpark Phantasialand.
2.3.2.4 Gemeinde Elsdorf
Elsdorf ist die einzige Gemeinde des Kreises, sie gehört zu
den eher ländlichen Gemeinden. Sie wird nördlich und östlich
von Tagebauen, Kraftwerken und Brikettfabriken umrahmt.
Elsdorf war damals um 1800 eine kleine Gemeinde mit rund
500 Einwohnern, dies änderte sich durch die Ansiedlung der
Zuckerfabrik der Firma Pfeifer & Langen. Die Bevölkerung
des Ortes hat sich seitdem bedeutend vergrößert. Die Einwohnerzahl der
Gemeinde liegt heute bei ca. 21.600 Einwohnern. Der Siedlungsschwerpunkt
liegt zurzeit hauptsächlich auf dem Gemeindezentrum Elsdorf und dem
Gemeindeteil Berrendorf. In Elsdorf finden sich auch das Rathaus und weitere
öffentliche und private Versorgungseinrichtungen wieder.
18
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
2.3.2.5 Stadt Erftstadt
Flächenmäßig ist die Stadt Erftstadt die größte des Rhein-ErftKreises, jedoch sind nur rund 20% des Stadtgebietes bebaut.
In Erftstadt leben ca. 51.000 Einwohner. Zurzeit entsteht am
südlichen Ortsrand des Stadtteils Lechenich ein großes
Gewerbegebiet, das sich durch seine besondere Bauweise
und Qualität von anderen Gewerbegebieten im Kreis unterscheiden soll. Ein
besonderes Augenmerk legt die Stadt auf die Ansiedlung von Pendlern. Den
Pendlern soll der Anreiz geboten werden, in einem eher ländlichen Gebiet zu
wohnen und trotzdem eine hervorragende Anbindung durch den Bahnhof Liblar
an Köln zu haben. Besonders bekannt ist in Erftstadt das Schloss Gymnich, das
in der Zeit von 1971 bis 1990 als Gästehaus der Bundesregierung genutzt
wurde und viele prominente Persönlichkeiten beherbergte.
2.3.2.6 Stadt Frechen
Frechen ist eine Stadt, die den Strukturwandel von der Brikettund Steinzeugindustrie zu einem Dienstleistungszentrum
erfolgreich vollbracht hat. Durch seine hervorragende Lage,
direkt am Autobahnkreuz Köln-West siedelten sich über die
Jahre mehrere Logistik-Unternehmen an. Auch das Kölner
Briefverteilzentrum siedelte sich im Frechener Gewerbegebiet, dem „Europark“,
an. Heute leben ca. 49.000 Menschen in Frechen. Die Stadt verfügt zudem
über die weltweit einzigartige Produktion von Steinzeugrohren mit einer
Lichtweite von bis zu 1.400 mm. Zudem ist Frechen für seine Keramik bekannt,
was sich auch durch das Keramikmuseum widerspiegelt. Frechen ist eine aus
Tradition
heraus
gewachsene
Töpferstadt,
was
sich
sogar
mit
dem
Bartmannkrug im Wappen wiedergibt.
19
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
2.3.2.7 Stadt Hürth
Die
Stadt
Hürth
zählt
zurzeit
ca.
57.000
Einwohner.
Wirtschaftlich zeichnet sich die Stadt besonders durch ihren
Chemiepark Knapsack und ihre Medienindustrie aus. Hürth
verfügt
über
den
europaweit
größten
Standort
für
Fernsehproduktionen, was natürlich den Bekanntheitsgrad der
Stadt in die Höhe steigen lässt. Durch das „Hürth-Park-Einkaufszentrum“
verfügt Hürth über eine hervorragende Einkaufsmöglichkeit für seine Bürger
und natürlich auch für alle Bürger des Kreises. Politisch gesehen ist Hürth das
Zentrum für die südlich gelegenen Städte des Kreises. Hier finden sich z.B. die
Nebenstellen des Straßenverkehrs- und des Gesundheitsamts wieder. Darüber
hinaus befindet sich das Bundessprachenamt, die Deutschlandzentrale des
Lazarus Hilfswerks und das türkische Generalkonsulat in Hürth.
2.3.2.8 Stadt Kerpen
Kerpen
ist
mit
ca.
63.000
Einwohnern,
die
bevölkerungsreichste Stadt im Rhein-Erft-Kreis und verfügt mit
dem Bahnhof über eine ausgezeichnete Anbindung an das
Bahnnetz der Deutschen Bahn. Die Stadt verfügt auch über
eine direkte Anbindung zur Autobahn an dem wichtigen
Verkehrsknotenpunkt dem „Kerpener Kreuz“. Die berühmten Persönlichkeiten
der Stadt sind ganz klar zum einen Adolph Kolping, dessen Geburtshaus in
Kerpen steht, und natürlich die Familie Schumacher. Die Familie Schumacher
hat auch ein Kart-Center mit Schumacher-Museum in Kerpen errichtet, was
Besucher aus der Region anzieht. Des Weiteren stehen in Kerpen die
Europazentrale der Autozubehörfirma Visteon und teilweise der NatoMilitärflugplatz Nörvenich.
20
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
2.3.2.9 Stadt Pulheim
Pulheim ist eine Stadt mit einer hohen Lebensqualität. Das
Stadtgebiet ist von Freiflächen durchzogen und von Wäldern
umgeben. Auch das Angebot an öffentlichen Einrichtungen in
Pulheim ist beachtlich. So gibt es z.B. zwei Gymnasien und
zwei Realschulen. Soziale Einrichtungen sind auch reichlich
vorhanden, es gibt u.a. Seniorenwohnheime, Behinderteneinrichtungen und
Büchereien. Von großer Bedeutung für die Stadt sind die Benediktinerabtei und
die romanische Kirche in Brauweiler. Der Sport wird in Pulheim ebenfalls groß
geschrieben. Einmal jährlich finden hier die Linde-German-Masters, das
bedeutendste Golfturnier in Deutschland, statt. Mit dem FFC PulheimBrauweiler hat auch ein Bundesligist im Frauenfußball seinen Sitz in Pulheim.
2.3.2.10
Stadt Wesseling
Wesseling liegt genau zwischen Köln und Bonn. Dadurch hat
die
Stadt eine
besondere
Rolle
in
der Metropolregion
Köln/Bonn. Keine andere Stadt des Kreises verfügt über so
einen hohen Anteil an Arbeitsplätzen im verarbeitenden
Gewerbe wie Wesseling. Selbst im Kammerbezirk der IHK Köln
hat Wesseling den größten prozentualen Anteil an Gewerbeflächen. Vor allem
die chemische Industrie ist dafür verantwortlich. Auf dem Stadtgebiet befinden
sich die Betriebe Degussa, Basell und ein Raffineriebetrieb der Shell. Die
Raffinerie ist über eine Pipeline mit Wilhelmshaven und Rotterdam verbunden,
von wo sie ihr Rohöl bezieht. In Wesseling leben ca.36.000 Einwohner.
3 Metropolregionen und regionale Cluster in Deutschland
3.1 Metropolregionen in Deutschland
Zukunftsregionen und vernetzte Metropolregionen sind im 21. Jahrhundert die
Basis und die Antwort auf den stetig zunehmenden Wettbewerb in der
globalisierten Welt. Sie vereinen wirtschaftliche Regionen und Räume, die
zuvor in Verwaltungseinheiten wie Kreise und kreisfreie Städte alleine für die
Zukunft kaum überlebensfähig waren. Vielmehr kann man heute – unter dem
21
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Druck des Standortwettbewerbs – nur gemeinsam als Region an Lösungen und
Konzepten für eine Standortsicherung arbeiten.
Landrat Werner Stump führte dazu richtig aus: „Im Standortwettbewerb mit
anderen Kreisen muss sich auch der Rhein-Erft-Kreis messen. Indikatoren wie
Lage,
Verfügbarkeit
qualifizierter
Arbeitskräfte,
Verkehrsanbindung,
Bildungsangebot und Lebensqualität spielen u.a. eine entscheidende Rolle.
Entwicklungstendenzen frühzeitig erkennen, beleuchten und durchdenken, um
sie langfristigen und nachhaltigen Lösungen zuzuführen – und das bei äußerst
knappen Haushaltsmitteln.“
Der Standortwettbewerb spielt seit der Wiedervereinigung Deutschlands und
dem Scheitern des Sozialismus im Ostblock – Wegfall des Dualismus der
beiden politischen Systeme und Gesellschaften – eine entscheidende Rolle für
die Zukunftsfähigkeit eines Kreises/einer Region. „Lokales“ Denken und
Handeln – um die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen Regionen zu
halten – ist heute gleichzeitig „globales“ Denken und Handeln. Dazu ist es
entscheidend, dass man sich in wirtschaftspolitischer Sicht sehr gut aufstellt
und beste Standortfaktoren für Neuansiedlungen von Unternehmen – wie auch
für die bestehenden Unternehmen – bietet. Ein Kreis oder eine kreisfreie Stadt
kann dabei nicht alleine seine Zukunft bestreiten. Vielmehr geschieht das im
Austausch mit benachbarten Kreisen/kreisfreien Städten oder Großstädten. Als
gutes Beispiel geht die Region Köln/Bonn voran. Die Stadt Köln bietet – als
Anziehungspunkt für Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung
– viele
Arbeitsplätze für Menschen aus den benachbarten Städten und Gemeinden des
Rhein-Erft-Kreises. Gleichzeitig profitiert der Rhein-Erft-Kreis durch die
Anziehungskraft der Stadt Köln ganz entscheidend von Zuwanderung aus
anderen Regionen Deutschlands. Somit profitieren Köln und der Rhein-ErftKreis von ihrer regionalen Verbindung. Diesbezüglich soll dieser Teil der Arbeit
der Projektgruppe dem Wettbewerb der Zukunftsregionen gewidmet sein.
Hierbei soll der Rhein-Erft-Kreis mit dem benachbarten Rhein-Kreis Neuss und
dem Landkreis Böblingen auf demographische und wirtschaftliche Indikatoren
verglichen werden, um in der Schlussfolgerung die Zukunftsfähigkeit der Region
Rhein-Erft gegenüber den anderen beiden Kreisen zu beurteilen.
22
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Grundsätzlich ist eine Metropolregion eine stark verdichtete Großstadtregion
von hoher internationaler Bedeutung. Metropolregionen werden als Motoren der
sozialen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung einer Region und
eines Landes betrachtet.
Europäische Metropolregionen (EMR) – die speziell in Deutschland eingeteilt
werden – besitzen zudem auf Europa bezogen Schlüsselrollen für eben diese
Entwicklung. Sie werden seit 1995 auf Bundesebene definiert, ausgewiesen
und gefördert.
Im Gegensatz zu einer Agglomeration, die aus einer Kernstadt und ihrem
suburbanen, dicht bebauten Vorortbereich (Speckgürtel) besteht, ist der Begriff
der Metropolregion weiter gefasst und schließt auch große ländliche Gebiete
mit
ein,
die
mit
den
Oberzentren
der
Region
durch
wirtschaftliche
Verflechtungen oder Pendlerströme in enger Verbindung stehen.
In Deutschland hat die Ministerkonferenz für Raumordnung (MKRO)9 mit ihrem
Beschluss zum
„Raumordnungspolitischen
Handlungsrahmen“
1995
die
Bedeutung der Metropolregionen in Deutschland unterstrichen: „Als Motoren
der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Entwicklung
sollen sie die Leistungs- und Konkurrenzfähigkeit Deutschlands und Europas
erhalten.“
Die MKRO definierte für Deutschland elf Europäische Metropolregionen. Diese
wurden nicht nach raumstrukturellen Realitäten, sondern normativ festgelegt
und abgegrenzt, wobei vor allem die Großzügigkeit der Abgrenzung erhebliche
methodische Unterschiede aufweist. Die Einwohnerzahlen sind deshalb nur
sehr bedingt vergleichbar. Manche EMR, etwa Hannover-BraunschweigGöttingen, enthalten sehr große ländliche Gebiete und weit auseinander
liegende Kernstädte, während andere, etwa die EMR München, deutlich
knapper zugeschnitten wurden. Seit der Ausweisung der „kleineren“ EMR 2005
ist jede deutsche Stadt mit über 400.000 Einwohnern Kernstadt einer
„Metropolregion“.
9
Quelle: www.wikipedia.de
23
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Folgende Europäische Metropolregionen befinden sich in Deutschland:
Abb. 3 - Europäische Metropolregionen in Deutschland
1.
Berlin-Brandenburg
2.
Bremen-Oldenburg
3.
Frankfurt Rhein-Main
4.
Hamburg
5.
Hannover-Braunschweig-Göttingen
6.
München
7.
Nürnberg
8.
Rhein-Neckar-Dreieck
9.
Rhein-Ruhr
10.
Sachsendreieck
11.
Stuttgart
24
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
3.2 Zukunftsregionen – Auswahl der Vergleichskreise
Um die Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises zu beurteilen, sollte er mit zwei
anderen deutschen Kreisen in der demographischen und wirtschaftlichen
Entwicklung verglichen werden. Um eine objektive Vergleichsgrundlage zu
haben, stand der Auswahl der Vergleichskreise ein Benchmarking10 vor, um
durch konkrete Metriken und Messdaten die Leistung des Rhein-Erft-Kreises zu
analysieren um danach geeignete Vergleichsobjekte zu finden. Darüber hinaus
sollte eine Grundlage sein, dass der Rhein-Erft-Kreis mit einem benachbarten
Kreis verglichen wird und mit einem anderen deutschen Kreis, der eine weitere
Entfernung zum Rhein-Erft-Kreis, der Region Köln/Bonn und der Metropolregion
Rhein-Ruhr aufweist. Dabei spielten in der Auswahl der Vergleichskreise
folgende Indikatoren eine Rolle:
-
Lage in einer Metropolregion
-
Nähe zu einer Großstadt / Oberzentrum
-
Annähernd vergleichbare Einwohnerzahl
-
Annähernd vergleichbare Fläche
-
Annähernd vergleichbare Bevölkerungsdichte
-
Annähernd vergleichbare kommunale Struktur (Anzahl und Größe der
Städte und Gemeinden)
-
Annähernd vergleichbare Wirtschaftsstruktur
-
Annähernd vergleichbare wirtschaftliche Entwicklung
10
Der Begriff Benchmark (= Maßstab) bzw. Benchmarking (= Maßstäbe setzen) bezeichnet ein formalisiertes
Konzept, um Verbesserungsmöglichkeiten durch den Vergleich von Leistungsmerkmalen mehrerer
vergleichbarer Objekte, Prozesse oder Programme zu finden.
Phasen des Benchmarking
1. Zielsetzungs-/Vorbereitungsphase:
à Festlegung des Benchmarking-Objektes
2. Vergleichsphase:
à Festlegung von Messdaten zur Leistungsermittlung
à Festlegung von Metriken zur Beurteilung erhobener Daten
à Ermittlung von Best-Practice-Beispielen
à Ermittlung und Analyse der Leistungslücke
3. Umsetzungsphase:
à Definition von Zielen und Strategien zur Lückenschließung
à Festlegung von Aktionsplänen zur Umsetzung
4. Kontrollphase:
à Ergebnis- und Fortschrittskontrolle
(Quelle: www.wikipedia.de)
25
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Nach dem Benennen der Kriterien zur Auswahl der beiden Vergleichskreise
deutete sich gleich an, dass als benachbarter Kreis nur der Rhein-Sieg-Kreis
oder der Rhein-Kreis Neuss in Frage kamen. Durch die höhere Einwohnerzahl,
der größeren Fläche und der höheren Anzahl von Städten und Gemeinden fiel
der Rhein-Sieg-Kreis durch das Auswahlraster, so dass der Rhein-Kreis Neuss
als Nachbarkreis der erste Vergleichskreis wurde.
Die Auswahl des zweiten Vergleichskreises gestaltete sich schwieriger. In
Frage kamen hierbei Kreise in den Metropolregionen Hamburg, Frankfurt
Rhein-Main, Stuttgart und München. Da die Bundesländer Schleswig-Holstein
und Niedersachsen (EMR Hamburg) sowie Hessen (EMR Frankfurt RheinMain)
und
Bayern
(EMR
München)
kleinere
kommunale
Kreis-
und
Gemeindestrukturen haben, blieb zur Auswahl nur ein Kreis in der
Metropolregion Stuttgart (Baden-Württemberg). Daran anschließend konnten
durch ihre hohe Einwohnerzahl und der daraus resultierenden hohen
Bevölkerungsdichte
die
Landkreise
Esslingen
und
Ludwigsburg
als
Vergleichskreise ausgeschlossen werden, so dass am Ende der Landkreis
Böblingen als Vergleichskreis gegenüber den Rhein-Erft-Kreis und dem RheinKreis Neuss übrig blieb.
Folgende Abbildung stellt die Kreise und die
Indikatoren gegenüber:
Rhein-Erft-
Rhein-Kreis
Landkreis
Kreis
Neuss
Böblingen
(BM)
(NE)
(BB)
teilweise
Metropolregion
teilweise Rhein/Ruhr
Großstadt / Oberzentrum
Köln
Fläche in km2
704,7
576,0
618,0
462.862
445.255
372.155
657
775
603
10 Gemeinden
8 Gemeinden
26 Gemeinden
(darunter 9 Städte)
(darunter 7 Städte)
(darunter 8 Städte)
Einwohner
(Stand: 31.12.2005)
Bevölkerungsdichte
in Einwohner je km2
Kommunale Struktur
Rhein/Ruhr
Düsseldorf /
Mönchengladbach
Stuttgart
Stuttgart
Abb. 4 Auswahlindikatoren und Vergleichskreise
26
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
In den nachfolgenden Bereichen der demographischen und wirtschaftlichen
Entwicklung soll der Rhein-Erft-Kreis zusammen mit dem Rhein-Kreis Neuss
aus der Metropoloregion Rhein-Ruhr und dem Landkreis Böblingen aus der
Metropolregion Stuttgart verglichen und bewertet werden.
3.3 Metropolregion Rhein-Ruhr
Die Europäische Metropolregion Rhein-Ruhr ist eine Wirtschaftsregion und ein
städtischer Ballungsraum im Westen Deutschlands. Er zählt zu den größten
Verdichtungsräumen in Europa und ist der größte in Deutschland. Das Gebiet
der Metropolregion umfasst eine Fläche von fast 10.000 km² mit 10.233.678
Einwohnern (Stand: 31. Dezember 2004).
Die Metropolregion Rhein-Ruhr bezeichnet in der Regel einen Bereich von
Hamm im Osten bis nach Mönchengladbach im Westen sowie von Bonn im
Süden nach Wesel im Norden, mit fließenden Grenzen im Bergischen Land,
Sauerland und Münsterland.
3.3.1 Region: Rhein-Erft-Kreis
Der Rhein-Erft-Kreis ist Teil der Metropolregion Rhein-Ruhr sowie der Region
Köln/Bonn. Auf die Vorstellung des Rhein-Erft-Kreises wird an dieser Stelle
verwiesen.
3.3.2 Region: Rhein-Kreis Neuss
Der
Rhein-Kreis
Neuss
ist
ein
Kreis
in
Nordrhein-Westfalen
im
Regierungsbezirk Düsseldorf und hat eine Fläche von 576 km² sowie eine
Einwohnerzahl von 445.255 (Stand: 31. Dezember 2005).
Der Kreis Neuss – gebildet am 01. Januar 1975 aus dem Kreis Grevenbroich
und der kreisfreien Stadt Neuss und am 1. Juli 2003 in „Rhein-Kreis Neuss“
umbenannt – grenzt im Norden an den Kreis Viersen und an die kreisfreien
Städte Krefeld und Duisburg, im Osten an die kreisfreie Stadt Düsseldorf und
den Kreis Mettmann, im Süden an die kreisfreie Stadt Köln und den Rhein-ErftKreis, im Westen an die Kreise Düren und Heinsberg sowie die kreisfreie Stadt
27
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Mönchengladbach. Zum Kreisgebiet gehören acht Gemeinden, darunter sechs
Städte.
Der Kreissitz befindet sich in Neuss, jedoch sind bedeutende Teile der
Kreisverwaltung nicht in Neuss, sondern in Grevenbroich angesiedelt. Die
größte Stadt ist Neuss.
3.4 Metropolregion Stuttgart
Die Metropolregion Stuttgart ist eine von 11 Europäischen Metropolregionen in
Deutschland und wurde 1995 durch die Ministerkonferenz für Raumordnung
(MKRO) festgelegt.
Die Region Stuttgart – eine von zwölf Regionen in Baden-Württemberg – ist
gleichzeitig die innere Metropolregion Stuttgart. Sie besitzt eine Fläche von
3.654 Quadratkilometern und hat 2,66 Millionen Einwohner (Stand: 31. März
2005). Zur inneren Metropolregion gehören die Landeshauptstadt Stuttgart, der
Landkreis Ludwigsburg, der Rems-Murr-Kreis, der Landkreis Esslingen, der
Landkreis Göppingen sowie der Landkreis Böblingen.
Zur äußeren Metropolregion Stuttgart zählen noch weitere Städte und
Landkreise, wie Stadt und Landkreis Heilbronn, Landkreis Reutlingen,
Landkreis Tübingen und weitere zur Randzone gehörende Gebiete. Die
gesamte Metropolregion (äußere und innere Region) kommt dabei auf eine
Einwohnerzahl von knapp 4,5 Millionen.
3.4.1 Region: Landkreis Böblingen
Der Landkreis Böblingen ist ein Landkreis in Baden-Württemberg. Er gehört zur
Region Stuttgart – damit zur Metropolregion Stuttgart – im Regierungsbezirk
Stuttgart. Der Landkreis Böblingen grenzt im Norden an den Landkreis
Ludwigsburg, im Osten an die kreisfreie Stadt Stuttgart und an den Landkreis
Esslingen, im Südosten an den Landkreis Reutlingen, im Süden an den
Landkreis Tübingen, im Westen an den Landkreis Calw und im Nordwesten an
den Enzkreis.
Der Landkreis Böblingen ist aus der Kreisreform in Baden-Württemberg vom
01. Januar 1973 hervorgegangen und hat heute eine Fläche von 617,83 km²
sowie eine Einwohnerzahl von 372.155 (Stand: 31. Dezember 2005). Dem
28
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Landkreis gehören dabei 26 Gemeinden an, darunter acht Städte – hiervon
wiederum vier „Große Kreisstädte“ in Form der Städte Böblingen, Herrenberg,
Leonberg und Sindelfingen. Sitz der Kreisverwaltung ist Böblingen. Die größte
Stadt des Landkreises ist allerdings Sindelfingen.
3.5 Regionale Clusterpolitik
Eine weitere wichtige Säule der Wirtschaftspolitik in den nächsten Jahren wird
die Entwicklung von regionalen Clustern11 sein. Diese zielen auf Verbund- und
Synergieeffekte ab und erhöhen so die Bindewirkung der Unternehmen in einer
Region.
Cluster
werden
als
Katalysator
für
einen
erfolgreichen
Wirtschaftsstandort betrachtet, denn sie bündeln nicht nur Kompetenz
–
Vernetzung der regionalen Bildungslandschaft mit Wissenschaft und Forschung
sowie den produzierenden und forschenden Unternehmen – sie tragen auch zur
Entwicklung von Kompetenz bei. Dabei bilden selbst traditionelle Industrien
erfolgreiche und dynamische Cluster. Grundlage dafür ist die technologische
Ausrichtung auf weltweite Spitzentechnologien, die einen zentralen Beitrag zur
innovativen und wettbewerbsfähigen Wirtschaftsentwicklung leisten und dabei
die Vernetzung von Unternehmen und Forschungsträgern forciert.
„Ein Cluster entsteht, wenn sich eine kritische Masse von Firmen in räumlicher
Nähe zueinander befindet, deren Aktivitäten sich entlang einer oder mehrerer
Wertschöpfungsketten ergänzen oder miteinander verwandt sind. Erst unter
dieser Bedingung kann ein Wachstumsmittelpunkt entstehen, der auch
Zulieferer und spezialisierte Dienstleistungen anzieht und Wettbewerbsvorteile
für alle beteiligten Firmen schafft.“12 Damit entsteht aus der Anhäufung einer
bestimmten
Anzahl
von
Unternehmen
und
deren
Ausrichtung
ein
Anziehungspunkt für weitere Unternehmen und Institutionen. Erfolgreichstes
Beispiel ist Silicon Valley in den USA aber auch die Automobilproduktion in und
um Detroit sowie in Baden-Württemberg. Mithin kann die Ansiedlung des BMWWerkes in Leipzig als Wachstumsmotor für die Region Halle/Leipzig betrachtet
werden.
11
Ein Cluster (englisch: Schwarm, Gruppe) ist ein Verbund von Unternehmen, Forschungs- und
Bildungseinrichtungen, deren insgesamt hohes Entwicklungspotenzial auf ihrer engen und vielfältigen Vernetzung
basiert.
12
http://de.wikipedia.org/wiki/Hauptseite à Cluster (Wirtschaft)
29
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
4 Bevölkerungsentwicklung des Rhein-Erft-Kreises
zwischen 1995 und 2005
Die Einwohnerzahlen im Rhein-Erft-Kreis sind im Zeitraum von 1995 bis 2004
stetig um insgesamt 20.506 gestiegen. Dies entspricht einem prozentualen
Anstieg um 4,64 %. Hierbei profitiert der Rhein-Erft-Kreis von der Nähe zur
Großstadt Köln.
Im Jahr 1998 ist eine reduzierte Steigerung zu verzeichnen. Seit 2005 ist der
Bevölkerungszuwachs im Rhein-Erft-Kreis zum erliegen gekommen. Es gilt nun
zu beobachten, ob die Bevölkerung im Jahre 2006 wieder ansteigt bzw. ob evtl.
die Bevölkerungszahlen erstmals wieder sinken.
465000
460000
455000
450000
445000
440000
435000
Rhein-Erft-Kreis
430000
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
Abb. 5 - Bevölkerungsentwicklung Rhein-Erft-Kreis 1995 bis 2005
In Zahlen stellen sich die Bevölkerungszahlen im Rhein-Erft-Kreis und in den
einzelnen Kommunen folgendermaßen dar:
Bedburg
Bergheim
Brühl
Elsdorf
Erftstadt
Frechen
Hürth
Kerpen
Pulheim
Wesseling
Rhein-Erft-Kreis
1995
23.219
60.610
43.653
21.343
48.717
45.583
52.351
61.998
51.365
33.517
442.356
1996
23.646
60.986
43.521
21.592
49.009
45.919
52.724
62.178
51.536
33.767
444.878
1997
23.885
61.530
43.540
21.629
49.488
46.203
52.973
62.435
51.945
34.182
447.810
1998
24.061
61.943
43.626
21.675
49.854
46.208
53.124
62.574
52.035
34.546
449.646
1999
24.190
62.661
43.849
21.767
50.298
46.524
53.128
62.608
52.764
34.714
452.503
2000
24.237
63.526
43.839
21.692
50.689
47.019
53.261
63.135
53.158
34.931
455.487
30
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Bedburg
Bergheim
Brühl
Elsdorf
Erftstadt
Frechen
Hürth
Kerpen
Pulheim
Wesseling
Rhein-Erft-Kreis
2001
24.457
63.591
43.850
21.740
50.998
47.382
54.095
63.652
53.441
35.224
458.430
2002
24.712
63.728
44.101
21.784
51.185
47.652
54.471
63.992
53.692
35.577
460.894
2003
24.821
63.625
44.115
21.873
51.184
48.199
54.568
64.095
53.719
35.611
461.810
2004
24.861
63.509
44.010
21.799
51.201
48.654
55.001
64.095
53.884
35.859
462.873
2005
24.937
63.015
44.349
21.674
51.122
48.965
55.169
64.348
53.694
35.589
462.862
Die Bevölkerungsveränderung wird von 4 Faktoren beeinflusst:
è Geburten
è Verstorbenen
è Zuzüge
è Fortzügen
Die Höhe der Geburten ist abhängig von der Anzahl junger Familien, da gerade
Ehepaare bis zum 40. Lebensjahr die meisten Geburten zu verzeichnen haben.
Die Anzahl der Verstorbenen wird stark beeinflusst von der Zahl der
Einrichtungen für Senioren in einer Stadt. Sind in einer Stadt viele
Seniorenheime vorhanden, so ist auch die Sterberate in dieser Kommune höher
als in Kommunen mit wenigen entsprechenden Einrichtungen.
Zuzüge spiegeln die Attraktivität des Kreises bzw. der Kommunen wider. Ist der
Kreis bzw. die Kommune in Konkurrenz zu anderen umliegenden Kreisen und
Städten attraktiv, so kann man eine große Zuwanderung beobachten.
Abwanderung spiegelt hingegen eine geringe Attraktivität wider. Sowohl bei der
Zuwanderung als auch bei der Abwanderung spielen vielfältige soziale und
wirtschaftliche Aspekte eine Rolle.
4.1 Geburten und Verstorbene
Im Rhein-Erft-Kreis sind bis zum Jahr 2000 die Anzahl der Geburten größer als
die Anzahl der Verstorbenen. Erst ab 2001 hat sich dieses Verhältnis zu
ungunsten der Geburten entwickelt. Der negative Saldo prägt sich hierbei
immer stärker aus. Aus der Sicht der Kommunen besitzen die Kommunen
Kerpen (+985), Wesseling (+709), Pulheim (+654), Elsdorf (+72) und Bergheim
31
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
(+16) einen positiven Saldo zwischen Geburten und Verstorbenen. Die
Kommunen Bedburg (-150), Frechen (-380), Erftstadt (-416), Hürth (-920) und
Brühl (-1137) weisen hingegen einen negativen Saldo auf. Die Veränderung
bezieht sich hierbei auf den Zeitraum 1995 bis 2005.
Rhei n-Er f t-Kr ei s; -567
Ker pen; 985
Wessel i ng; 709
Pul hei m; 654
El sdor f ; 72
Rhei n-Er f t-Kr ei s
Ber ghei m; 16
Ker pen
Wessel i ng
Bedbur g; -150
Pul hei m
Fr echen; -380
El sdor f
Ber ghei m
Er f tstadt; -416
Bedbur g
Fr echen
Hür th; -920
Er f tstadt
Br ühl ; -1137
-1500
Hür th
-1000
-500
0
500
Br ühl
1500
1000
Abb. 6 – Saldo Geburten und Verstorbene 1995-2005
Betrachtet man den Saldo aus 2005 ergibt sich folgendes Bild:
Rhei n-Er f t-Kr ei s; -577
Pul hei m; 27
Ker pen; 7
Fr echen; -1
Wessel i ng; -43
Rhei n-Er f t-Kr ei s
Hür th; -47
Pul hei m
Ker pen
Ber ghei m; -55
Fr echen
Wessel i ng
Br ühl ; -77
Hür th
Bedbur g; -104
Ber ghei m
Br ühl
Er f tstadt; -120
Bedbur g
Er f tstadt
El sdor f ; -164
-700
-600
-500
-400
-300
-200
El sdor f
-100
0
100
Abb. 7 – Saldo Geburten und Verstorbene 2004 -2005
Hierbei ist zu erkennen, dass sich im Jahr 2005 ein schlechteres Bild für den
Rhein-Erft-Kreis und die Kommunen ergibt. Nur die Kommunen Pulheim und
Kerpen können noch einen positiven Saldo erzielen. Alle anderen Kommunen
haben teilweise unter beträchtlichen Einbrüchen zu leiden. Dieser Trend kann
32
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
nur durch Ansiedlung junger Familien eingedämmt werden, welche die
Geburten in den einzelnen Kommunen wieder erhöhen könnte.
4.2 Zu- und Abwanderung aus dem Kreisgebiet
Der Saldo zwischen Zu- und Abwanderungen in das bzw. aus dem Kreisgebiet
sind im Zeitraum 1995 und 2005 durchweg positiv. Der Saldo ist jedoch
rückläufig. Im Jahr 2005 konnte der Rhein-Erft-Kreis nur noch einen
Überschuss der Zuwanderung gegenüber der Abwanderung von 562 Personen
erzielen. Grund hierfür ist ein Rückgang der Zuwanderungszahlen. Die Anzahl
der Abwanderungen bleibt seit 2003 nahezu konstant.
4000
3500
3000
2500
Saldo
2000
Linear (Saldo)
1500
1000
500
0
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
Abb. 8 - Saldo Zuwanderung und Abwanderung 1995 - 2005
Seit 2005 kann der positive Saldo aus Zu- und Abwanderung nicht mehr den
negativen Saldo aus Geburten und Verstorbenen abfangen. Hieraus resultiert
ein Bevölkerungsrückgang im Rhein-Erft-Kreis.
4.3 Bedburg
Betrachtet man die einzelnen Kommunen im Rhein-Erft-Kreis, so ergibt sich für
den Zeitraum zwischen 1995 und 2005 für Bedburg ein Bevölkerungswachstum
von 1.718 Einwohnern. Bedburg liegt somit auf dem 8. Platz im Rhein-ErftKreis. Betrachtet man jedoch die prozentuale Entwicklung, besitzt hier Bedburg
33
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
den zweithöchsten Zuwachs im Rhein-Erft-Kreis. Bedburg weist bis zum Jahr
2000 einen positiven Saldo zwischen Geburten und Sterbefällen auf. Seit 2001
liegt hier jedoch ein negativer Saldo vor. Diese Entwicklung beruht einerseits
auf einer rückläufigen Geburtenrate in Bedburg, zum anderen ist die Sterberate
in Bedburg seit 2001 deutlich angestiegen. Betrachtet man nur die Geburten
und Verstorbenen in Bedburg, so erreicht Bedburg für 2005 einen negativen
Saldo von -77 Einwohnern.
Diese negative Entwicklung wird durch den Saldo von Zugezogenen und
Fortgezogenen aufgefangen. Bedburg verfügt im Zeitraum von 1995 bis 2005
immer über einen positiven Saldo. Selbst einen enormen Anstieg der Fortzüge
ab 2003 konnte Bedburg überstehen und hat seit dieser Zeit einen Zuwachs der
Zuzüge aufzuweisen. Im Jahr 2005 lag der Saldo zwischen Zuzügen und
Fortzügen bei 153 Einwohnern, Tendenz steigend.
Lässt man alle Faktoren einfließen, so konnte Bedburg im Jahr 1996 den
größten Zuwachs verzeichnen. Im Jahr 2005 lag der Zuwachs zwar nur noch
bei 76 Einwohnern, jedoch ist in den folgenden Jahren eine Zunahme zu
erwarten.
1600
1400
1200
1000
Geburten
800
Sterbefälle
Zuwanderung
Abwanderung
600
400
200
0
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Abb. 9 - Bevölkerungsveränderungen in Bedburg 1995 - 2005
4.4 Bergheim
Die Kommune Bergheim befindet sich mit ihrem Zuwachs im Mittelfeld des
Rhein-Erft-Kreises.
Zwischen
1995
und
2005
hatte
Bergheim
einen
34
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Bevölkerungszuwachs
von
2.405
Einwohnern.
Dies
entspricht
einem
prozentualen Anstieg um 3,97 %. Auffällig für Bergheim ist die sinkende
Bevölkerung seit 2003. Bergheim konnte seit dieser Zeit keinen Zuwachs mehr
erzielen. Im Jahr 2005 hatte die Kommune mit -494 Einwohnern den höchsten
Bevölkerungsrückgang im Rhein-Erft-Kreis.
Die Geburten in Bergheim laufen über den gesamten Zeitraum in der Höhe der
Verstorbenen. Hierbei war die größte Differenz im Jahre 1997 mit 62 Geburten
über der Verstorbenenrate. Seit 2002 sind die Anzahl der Verstorbenen höher
als die Anzahl der Geburten. Besorgniserregend ist diese Entwicklung nicht, da
beide Kurven nahe beisammen verlaufen.
Schwerwiegender hingegen ist das Verhältnis zwischen Zuzügen und
Fortzügen zu werten. Hierbei erreicht Bergheim seit 2003 einen negativen
Saldo. Die Anzahl der Fortzüge steigt dabei rapide an, wohingegen die Anzahl
der Zuzüge abnimmt. Der negative Saldo von Zuwanderung und Abwanderung
steigt aus diesem Grund stark an. In 2005 weist Bergheim einen negativen
Saldo in Höhe von -447 auf. Im Verhältnis zu 2004 von einem Saldo in Höhe
von -84 entspricht dies einem rapiden Anstieg. Gelingt es Bergheim nicht, die
Zuzüge zu steigern oder die Abwanderung zu bremsen, wird in den nächsten
Jahren ein noch stärkerer Rückgang der Bevölkerung bevorstehen.
5000
4500
4000
3500
3000
Geburten
Sterbefälle
2500
Zuwanderung
Abwanderung
2000
1500
1000
500
0
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Abb. 10 - Bevölkerungsveränderungen in Bergheim 1995 – 2005
35
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
4.5 Brühl
Brühl ist mit einem Bevölkerungszuwachs von 696 Einwohnern oder 1,59 % die
Kommune mit dem zweitniedrigsten Wachstum im Rhein-Erft-Kreis. Dieses
geringe Wachstum erstreckt sich über den gesamten betrachteten Zeitraum.
Lediglich die Jahre 1995, 1999, 2002 und 2005 können ein größeres Wachstum
verzeichnen. Im Jahr 2005 erreichte Brühl mit einem Zuwachs von 339
Einwohnern das größte Wachstum im betrachteten Zeitraum. Dies entspricht
einem Prozentsatz von 0,77 %.
Die Geburten im betrachteten Zeitraum lagen in Brühl permanent deutlich unter
der Anzahl der Verstorbenen. In 2005 lag der Saldo zwischen Geburten und
Verstorbenen bei -120. Ein Anstieg der Geburten oder Verstorbenen ist nicht zu
erkennen. Solange in Brühl eine hohe Anzahl an Seniorenheimen vorhanden
sind, lässt sich die Sterberate nicht verändern. Brühl kann jedoch versuchen,
auch junge Familien anzulocken. Dies würde durch zunehmende Geburten
einen Ausgleich der hohen Sterberate herbeiführen.
Die Zuwanderung in Brühl ist durchaus positiv gestaltet. Brühl verfügt seit 1997
über eine höhere Zuwanderungsrate als Abwanderungsrate. Seit 2005 steigt
die Zuwanderungsrate deutlich, wohingegen die Abwanderungsrate deutlich
sinkt. In 2005 betrug der Saldo aus Zuwanderung und Abwanderung 459, ein
Spitzenwert im gesamten Rhein-Erft-Kreis. Diese Umstände führen zu einer
sehr guten Prognose für die Kommune Brühl.
3000
2500
2000
Gebur ten
Ster bef äl l e
1500
Zuwander ung
Abwander ung
1000
500
0
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Abb. 11 - Bevölkerungsveränderungen in Brühl 1995 - 2005
36
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
4.6 Elsdorf
Elsdorf verzeichnet einen Anstieg um 331 Einwohner. Dies entspricht einer
prozentualen Veränderung von 1,55 % für diesen Zeitraum. Elsdorf weist somit
den geringsten Bevölkerungszuwachs für diese Zeit auf. Die Kommune Elsdorf
hat im gesamten betrachteten Zeitraum nur geringe Zuwächse zu verzeichnen,
in einigen Jahren sogar eine Reduzierung der Bevölkerung aufzuweisen.
Elsdorf
weist
über
den
gesamten
Beobachtungszeitraum
eine
leicht
abnehmende Geburten- und Sterberate auf. Für die Bevölkerungsentwicklung
sind beide Kurven zu vernachlässigen, da sie seit 1995 nahezu auf gleicher
Höhe verlaufen. In 2005 war der Saldo mit -1 Einwohner fast ausgeglichen.
Auch in den vorangegangenen Jahren schwankte der Saldo nur gering und
zwar zwischen -15 in 2002 und + 51 in 1999.
Interessanter ist die Betrachtung der Zu- und Abwanderung in Elsdorf. Elsdorf
konnte
im
Zeitraum
von
1996
bis
2003
durchweg
einen
Zuwanderungsüberschuss verzeichnen. Ausnahme war das Jahr 2000, in dem
die Zuwanderungsrate unter der Abwanderungsrate lag. Seit 2004 beobachtet
man
eine
zunehmende
Abwanderungsrate
und
eine
abnehmende
Zuwanderungsrate. Der negative Saldo dieser zwei Kurven steigt seit 2004
stark an.
Der Grund hierfür liegt in der Umsiedlung von Etzweiler aufgrund des
Voranschreitens des Tagebaues Hambach. Hier wurde ab ca. 1995 mit der
Umsiedlung begonnen. Die meisten Umsiedlungen erfolgten ab 2003. Einige
Bewohner zogen in den Umsiedlungsort Neu-Etzweiler (Gemeinde Elsdorf),
viele jedoch auch in andere Kommunen des Rhein-Erft-Kreises. Nicht nur die
Umsiedlung von
Etzweiler,
sondern
auch
die
drohenden Lärm- und
Schmutzbelästigungen sorgten in der Vergangenheit für einen Rückgang der
Bevölkerungszahlen in Elsdorf.
37
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
1800
1600
1400
1200
1000
Gebur ten
Ster bef äl l e
800
Zuwander ung
Abwander ung
600
400
200
0
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Abb. 12 - Bevölkerungsveränderungen in Elsdorf 1995 - 2005
4.7 Erftstadt
In der Kommune Erftstadt stieg die Bevölkerung zwischen 1995 und 2005 um
2.405 Einwohner, entsprechend 4,94 %, an. Hier ist die Situation ähnlich der
Situation
in
Bergheim.
Bis
2002
konnte
hier
ein
deutlicher
Bevölkerungszuwachs verzeichnet werden. Zwischen 2003 und 2004 blieb die
Bevölkerungszahl
nahezu
konstant.
Im
Jahr
2005
wurde
ein
Bevölkerungsrückgang um -79 Einwohner verzeichnet. Dies entspricht einem
Prozentsatz von -0,15 %.
Die Geburtenrate in Erftstadt liegt bis 1998 nahezu auf gleicher Höhe wie die
Sterberate. Seit 1999 ist eine Zunahme der Sterberate und eine Abnahme der
Geburten zu beobachten. In 2005 weist Erftstadt den bisher größten negativen
Saldo im beobachteten Zeitraum auf. Hier lag der Saldo bei -104 Einwohnern.
Erftstadt konnte bis 2004 diese Zunahme des negativen Saldos durch einen
starken Überschuss an Zuwanderung gegenüber Abwanderung kompensieren.
Die Zuwanderung ist jedoch seit 2000 stark rückläufig. Im gleichen Zeitraum ist
die Abwanderung in Erftstadt angestiegen. Konnte Erftstadt in den Jahren 1997
bis 2000 noch einen Zuwanderungsüberschuss von rund 460 Einwohnern
verzeichnen, so ist dieser Überschuss in 2005 auf 25 Einwohner geschrumpft.
Gelingt es Erftstadt nicht, attraktiver zu werden, so wird die Bevölkerung in
Erftstadt in den nächsten Jahren immer stärker schrumpfen.
38
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
3000
2500
2000
Gebur ten
1500
Ster bef äl l e
Zuwander ung
Abwander ung
1000
500
0
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Abb. 13 - Bevölkerungsveränderungen in Erftstadt 1995 - 2005
4.8 Frechen
Die Kommune Frechen besitzt das größte Wachstum im Rhein-Erft-Kreis. Mit
3.382 Einwohnern Zuwachs, entsprechend 7,42 %, ist Frechen mit Abstand
Spitzenreiter. Neben einem schwachen Wachstum im Jahre 1998 weist die
Stadt Frechen durchweg eine sehr positive Wachstumsrate aus. Spitzenreiter
war das Jahr 2003 mit 547 Einwohnern Zuwachs. 2005 erreichte Frechen einen
Zuwachs von 311 Einwohnern, entsprechend 0,64 %. Als Gründe für das
überaus gute Wachstum sind die Nähe, sowie die Anbindung an die Großstadt
Köln zu sehen.
Die Geburten- und Sterberate lag in Frechen bis zum Jahre 2000 auf gleicher
Höhe. Seit 2001 liegt die Sterberate dauerhaft über der Geburtenrate. Dieser
Saldo ist jedoch nur gering. Er wird vom Saldo der Zu- und Abwanderung
aufgefangen. Hierbei weist Frechen über den gesamten Zeitraum einen
positiven Saldo auf. Einen erneuten Schub erkennt man seit 2002/2003. In
diesem Zeitraum wurde die S-Bahn Anbindung an Köln fertig gestellt, von der
Frechen profitieren konnte. Falls Frechen den enormen Überschuss der
Zuwanderung halten kann, ist die Zukunft für Frechen sehr positiv zu sehen.
39
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
3500
3000
2500
Geburten
2000
Sterbefälle
Zuwanderung
1500
Abwanderung
1000
500
0
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Abb. 14 - Bevölkerungsveränderungen in Frechen 1995 - 2005
4.9 Hürth
Hürth besitzt im Rhein-Erft-Kreis das zweithöchste Wachstum. Grund hierfür ist
ebenfalls die unmittelbare Nähe zu Köln und profitiert hierbei von der
Suburbanisierung der Großstädte. Die Stadt Hürth weist eine durchweg positive
Bilanz in den Bevölkerungszahlen auf. Lediglich die Jahre 1995 und 1999
wiesen eine gleich bleibende Bevölkerungszahl auf. 2001 hatte die Stadt Hürth
das größte Wachstum mit 834 Einwohnern zu verzeichnen. 2005 stieg die Zahl
der Einwohner um 168, was einem prozentualen Anstieg von 0,31 % entspricht.
Betrachtet man die einzelnen Einflussfaktoren für Hürth, so ist auffällig, dass
Hürth einen durchweg negativen Saldo zwischen Geburten und Verstorbenen
aufweist. Die Geburten blieben im gesamten Zeitraum fast konstant. Ebenso
weist die Zahl der Verstorbenen auch konstante Werte auf. Lediglich ab 2005
ist ein Anstieg der Verstorbenen zu verzeichnen.
Kompensiert wird dieser negative Trend durch eine überaus positive Bilanz in
der Zuwanderungsstatistik. Hürth verzeichnet hier seit vielen Jahren einen
deutlichen Zuwanderungsüberschuss. Gerade in den Jahren 2001 und 2004
konnte Hürth hierdurch einen großen Zuwachs erfahren. Spitzenwert im Saldo
zwischen Zuwanderung und Abwanderung liegt im Jahr 2001 mit + 940
Einwohnern. Die Stadt Hürth ist eine der wenigen Kommunen, die über den
40
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
gesamten
Zeitraum
eine
durchweg
positive
Bilanz
aufweist.
Die
Zukunftsaussichten für Hürth sind demnach äußerst gut.
5000
4500
4000
3500
3000
Gebur ten
2500
Ster bef äl l e
Zuwander ung
2000
Abwander ung
1500
1000
500
0
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Abb. 15 - Bevölkerungsveränderungen in Hürth 1995 - 2005
4.10 Kerpen
Die Stadt Kerpen ist mit 64.348 Einwohnern die größte Kommune im RheinErft-Kreis. Das Wachstum von 1995 bis 2005 ist mit 2.350 Einwohnern im
Mittelfeld angesiedelt. Die Stadt Kerpen weist ebenso wie die Städte Frechen
und Hürth ein durchweg positives Wachstum auf. Das geringste Wachstum
verzeichnete die Stadt im Jahr 2004, in welchem ein Stillstand zu verzeichnen
war. Der Spitzenwert wurde im Jahr 1995 mit 947 Einwohnern Zuwachs
verzeichnet. Im Jahr 2005 stieg die Bevölkerungszahl um 253 Einwohner an.
Dies
entspricht
Verkehrsanbindung
0,39
zur
%.
Auch
Großstadt
Kerpen
Köln
profitiert
und
den
von
damit
der
guten
verbunden
Abwanderungen aus Köln.
Kerpen verfügt als eine der wenigen Kommunen im Rhein-Erft-Kreis über einen
durchweg positiven Saldo zwischen Geburten und Verstorbenen. Die
Entwicklung der letzten Jahre zeigt jedoch auch, dass in den nächsten Jahren
eine Wende eintreten wird und der Saldo erstmals negativ ausfallen könnte.
Betrachtet man die Zu- und Abwanderung, so konnte Kerpen in den Jahren
2000 bis 2002 einen großen Zuwanderungsüberschuss erreichen. Seit 2003 ist
diese Entwicklung rückläufig und wurde 2004 erstmals negativ. In 2005 konnte
41
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Kerpen jedoch wieder eine Steigerung der Zuwanderung und eine Reduzierung
der Abwanderung herbeiführen. Sollte es Kerpen gelingen, diesen Trend
fortzusetzen, so sähe die Zukunft durchaus positiv aus.
4500
4000
3500
3000
2500
Gebur ten
Ster bef äl l e
2000
Zuwander ung
Abwander ung
1500
1000
500
0
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Abb. 16 - Bevölkerungsveränderungen in Kerpen 1995 - 2005
4.11 Pulheim
Die Stadt Pulheim besitzt eine unmittelbare Angrenzung an Köln. Dies spiegelt
sich ebenfalls in der Bevölkerungszunahme von 2.329 Einwohnern im Zeitraum
1995 bis 2005 wieder. Pulheim weist jedoch im Jahr 2005 erstmals einen
Bevölkerungsrückgang von -190 Einwohner auf. Somit folgt Pulheim nicht dem
Trend
der
Kommunen
Frechen,
Kerpen
und
Hürth.
Grund
für
die
Bevölkerungsabnahme war ein Einbruch der Zuwanderungsrate und die
gleichzeitige Zunahme der Abwanderungsrate. Pulheim konnte bis 2004 über
einen deutlichen Überschuss der Zuwanderung im Verhältnis zur Abwanderung
verfügen. Der Einbruch der Zuwanderungsrate ist deutlich erkennbar. Sollte es
Pulheim nicht gelingen, diesen Trend abzuwenden, wird die Bevölkerung
deutlich abnehmen.
42
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
3500
3000
2500
2000
Gebur t en
St er bef äl l e
1500
Zuw ander ung
A bw ander ung
1000
500
0
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Abb. 17 - Bevölkerungsveränderungen in Pulheim 1995 - 2005
4.12 Wesseling
Die Kommune Wesseling verhält sich analog zu Pulheim. Auch hier befindet
sich eine unmittelbare Anbindung an die Großstadt Köln. Ebenfalls weist
Wesseling einen Bevölkerungsrückgang von -270 Einwohnern im Jahr 2005
auf. Der Anstieg im betrachten Zeitraum von 1995 bis 2005 lag in Wesseling bei
2.072, entsprechend 6,18 %. Spitzenwert war das Jahr 1995 mit einem
Zuwachs von 592. Wesseling weist im beobachteten Zeitraum eine ähnliche
Entwicklung wie Pulheim auf. Auch hier ist ein deutlicher Einbruch der
Zuwanderungszahlen zu verzeichnen. Die Abwanderungszahlen haben von
2004 auf 2005 deutlich zugelegt. Der Saldo fällt deshalb in 2005, genauso wie
in Pulheim, erstmals negativ aus. Sollte es Wesseling nicht gelingen, dem
Trend entgegenzuwirken, so ist auch hier in den nächsten Jahren ein
Bevölkerungsrückgang zu befürchten.
43
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
2500
2000
1500
Gebur ten
Ster bef äl l e
Zuwander ung
1000
Abwander ung
500
0
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Abb. 18 - Bevölkerungsveränderungen in Wesseling 1995 - 2005
4.13 Bevölkerungsdichte
In den Städten Wesseling (1522 EW/qkm), Brühl (1227 EW/qkm), Frechen
(1085 EW/qkm) und Hürth (1078 EW/qkm) erkennt man eine deutlich höhere
Bevölkerungsdichte als in den übrigen Kommunen. Ursache hierfür ist die Nähe
zu Köln und die mit Köln verbundene Suburbanisierung. In der nächsten Stufe
folgen die etwas entfernteren Städte Pulheim (744 EW/qkm), Bergheim (654
EW/qkm), Kerpen (564 EW/qkm) und Erftstadt (426 EW/qkm). Als letzte Stufe
folgen die Kommunen Elsdorf (327 EW/qkm) und Bedburg (310 EW/qkm), die
am weitesten von Köln entfernt liegen und somit nur gering durch Köln
beeinflusst sind.
4.14 Altersstruktur im Rhein-Erft-Kreis
4.14.1 Bedburg
Betrachtet man die Alterstruktur in Bedburg (blau) und vergleicht diese mit der
Alterstruktur des Rhein-Erft-Kreises (rot), so erkennt man eine Abweichung in
den Altersklassen 5 – 25 Jahre. In diesem Bereich liegt Bedburg über dem
Durchschnitt des Rhein-Erft-Kreises. Eine stärkere Abweichung ist jedoch erst
in den Altersschichten 35 – 60 Jahre zu erkennen. Hier hebt sich Bedburg
deutlich vom Durchschnitt im Rhein-Erft-Kreis ab. Bedburg verfügt über den
höchsten prozentualen Anteil der Altersschichten 40 – 60 Jahre im gesamten
44
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Rhein-Erft-Kreis. In den Altersschichten von 60 – 75 Jahren unterschreitet
Bedburg den Durchschnitt im Rhein-Erft-Kreis.
Rhein-Erft-Kreis
10,00%
Bedburg
9,00%
8,00%
7,00%
6,00%
5,00%
4,00%
3,00%
2,00%
1,00%
Rhein-Erft-Kreis
90 Jahre und mehr
85 bis unter 90 Jahre
80 bis unter 85 Jahre
75 bis unter 80 Jahre
70 bis unter 75 Jahre
65 bis unter 70 Jahre
60 bis unter 65 Jahre
55 bis unter 60 Jahre
50 bis unter 55 Jahre
45 bis unter 50 Jahre
40 bis unter 45 Jahre
35 bis unter 40 Jahre
30 bis unter 35 Jahre
25 bis unter 30 Jahre
20 bis unter 25 Jahre
15 bis unter 20 Jahre
10 bis unter 15 Jahre
5 bis unter 10 Jahre
unter 5 Jahre
0,00%
Abb. 19 - Altersstruktur in Bedburg 2005
4.14.2 Bergheim
Bergheim weicht vom Durchschnitt im Rhein-Erft-Kreis in drei Altersgruppen ab.
In der Altersgruppe 10 – 30 Jahre überschreitet Bergheim den Durchschnitt.
Bergheim verfügt demnach über eine höhere Anzahl an junger Bevölkerung.
Hier ist es Bergheim gelungen junge Familien in Bergheim anzusiedeln. In der
Altergruppe 45 – 65 Jahre überschreitet Bergheim den Kreisdurchschnitt
geringfügig. Des weiteren weicht Bergheim in der Altersgruppe von 65 – 90
Jahre vom Kreisschnitt nach unten ab. In Bergheim befindet sich eine nur
geringe Anzahl an Senioreneinrichtungen. Die Senioren konzentrieren sich auf
andere Kommunen.
45
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Rhein-Erft-Kreis
10,00%
9,00%
Bergheim
8,00%
7,00%
6,00%
5,00%
4,00%
3,00%
2,00%
1,00%
90 Jahre und mehr
85 bis unter 90 Jahre
80 bis unter 85 Jahre
75 bis unter 80 Jahre
70 bis unter 75 Jahre
65 bis unter 70 Jahre
60 bis unter 65 Jahre
55 bis unter 60 Jahre
50 bis unter 55 Jahre
45 bis unter 50 Jahre
40 bis unter 45 Jahre
35 bis unter 40 Jahre
30 bis unter 35 Jahre
25 bis unter 30 Jahre
20 bis unter 25 Jahre
15 bis unter 20 Jahre
10 bis unter 15 Jahre
5 bis unter 10 Jahre
Rhein-Erft-Kreis
unter 5 Jahre
0,00%
Abb. 20 - Altersstruktur in Bergheim 2005
4.14.3 Brühl
Brühl weicht in der Altersgruppe der 40 – 60 Jährigen nach unten vom
Kreisdurchschnitt ab. In der Altergruppe der 65 – 90 Jährigen weicht Brühl
jedoch deutlich nach oben ab. Dies liegt insbesondere an der hohen Zahl der
Senioreneinrichtungen. Verfügt Brühl einerseits über eine hohe Zahl Senioren,
so herrscht in Brühl ein Mangel an junger Bevölkerung. Hier sollte Brühl in
Zukunft handeln und Brühl für junge Familien attraktiver gestalten.
46
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
10,00%
9,00%
Rhein-Erft-Kreis
8,00%
Brühl
7,00%
6,00%
5,00%
4,00%
3,00%
2,00%
1,00%
Rhein- Er f t - Kr eis
0,00%
Abb. 21 - Altersstruktur in Brühl 2005
4.14.4 Elsdorf
Elsdorf folgt in der Altersstruktur größtenteils dem Kreisdurchschnitt. Lediglich
die Altersgruppen 0 – 25, 35 – 60 und 60 – 85 weichen geringfügig ab. Die
Gruppe der 0 – 25 Jährigen weicht nach oben vom Kreisschnitt ab. Hierdurch
verfügt Elsdorf über eine gute Zukunftsprognose, da es der Kommune an
jungen Menschen nicht fehlt. Die Gruppe der 35 – 60 Jährigen ist geringfügig
erhöht.
Erst die Gruppe der 60 – 85 Jährigen weicht nach unten vom
Durchschnitt des Rhein-Erft-Kreises ab. Auch hier ist das Angebot für Senioren
gering ausgeprägt.
47
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
10,00%
Rhein-Erft-Kreis
9,00%
Elsdorf
8,00%
7,00%
6,00%
5,00%
4,00%
3,00%
2,00%
1,00%
Rhein- Er f t - Kr eis
0,00%
Abb. 22 - Altersstruktur in Elsdorf 2005
4.14.5 Erftstadt
Erftstadt weicht in den Altersgruppen 20 – 35 und 50 – 75 vom Durchschnitt des
Rhein-Erft-Kreises ab. Die Altergruppe 20 – 35 liegt deutlich unter der des
Kreises. Die Gruppe der 60 – 75 Jährigen liegt hingegen über der des Kreises.
Somit sollte sich Erftstadt auf die zukünftigen Senioren bereits heute einstellen.
Rhein-Erft-Kreis
10,00%
Erftstadt
9,00%
8,00%
7,00%
6,00%
5,00%
4,00%
3,00%
2,00%
1,00%
Rhein-Erft-Kreis
90 Jahre und mehr
85 bis unter 90 Jahre
80 bis unter 85 Jahre
75 bis unter 80 Jahre
70 bis unter 75 Jahre
65 bis unter 70 Jahre
60 bis unter 65 Jahre
55 bis unter 60 Jahre
50 bis unter 55 Jahre
45 bis unter 50 Jahre
40 bis unter 45 Jahre
35 bis unter 40 Jahre
30 bis unter 35 Jahre
25 bis unter 30 Jahre
20 bis unter 25 Jahre
15 bis unter 20 Jahre
10 bis unter 15 Jahre
5 bis unter 10 Jahre
unter 5 Jahre
0,00%
Abb. 23 - Altersstruktur in Erftstadt 2005
48
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
4.14.6 Frechen
In Frechen weicht der Anteil der 5 – 25 Jährigen geringfügig vom Anteil des
Kreises nach unten ab. Ziel für Frechen sollte es sein, mehr junge Familien
nach Frechen zu locken, um die Geburtenrate und junge Bevölkerung zu
erhöhen. Der Anteil der 40 – 60 Jährigen ist hingegen geringer. Frechen folgt
jedoch sehr dem Kreisdurchschnitt und ist eher unauffällig.
10,00%
9,00%
Rhein-Erft-Kreis
8,00%
Frechen
7,00%
6,00%
5,00%
4,00%
3,00%
2,00%
1,00%
0,00%
Rhein- Er f t - Kr eis
Abb. 24 - Altersstruktur in Frechen 2005
4.14.7 Hürth
Hürth weicht in der Altergruppe von 5 – 20 Jahren vom Durchschnitt des
Kreises ab. Durch die eher schwache Ausprägung der Jugendlichen wird in den
nächsten Jahren die Anzahl der jungen Familien ebenfalls geringer ausfallen.
Die Altersgruppe der 25 – 35 Jährigen liegt hingegen deutlich oberhalb des
Durchschnittes. Hier besteht die Chance für Hürth, die Anzahl der Kinder in den
nächsten Jahren zu steigern und somit dem momentanen eher schlechten
Trend in Bezug auf die Jugendlichen entgegenzuwirken.
49
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
9,00%
Rhein-Erft-Kreis
8,00%
Hürth
7,00%
6,00%
5,00%
4,00%
3,00%
2,00%
1,00%
Rhein- Er f t - Kr eis
0,00%
Abb. 25 - Altersstruktur in Hürth 2005
4.14.8 Kerpen
Kerpen weicht lediglich geringfügig vom Kreisdurchschnitt ab. Die Gruppe der 5
– 35 Jährigen weicht etwas nach oben ab, die Gruppe der 70 – 90 Jährigen
nach unten ab. Insgesamt betrachtet folgt Kerpen dem Kreisschnitt und ist
unauffällig.
10,00%
Rhein-Erft-Kreis
9,00%
Kerpen
8,00%
7,00%
6,00%
5,00%
4,00%
3,00%
2,00%
1,00%
Rhein- Er f t - Kr eis
0,00%
Abb. 26 - Altersstruktur in Kerpen 2005
50
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
4.14.9 Pulheim
In Pulheim sind Abweichungen deutlicher ausgeprägt als in Kerpen. Die
Altergruppe der 50 – 75 Jährigen ist in Pulheim deutlich stärker ausgeprägt als
im Rhein-Erft-Kreis. Auch Pulheim sollte sich bereits jetzt auf die relativ hohe
Anzahl an Senioren in den nächsten Jahren einstellen. In den sonstigen
Alterschichten folgt Pulheim fast genau dem Kreisdurchschnitt.
Rhein-Erft-Kreis
10,00%
Pulheim
9,00%
8,00%
7,00%
6,00%
5,00%
4,00%
3,00%
2,00%
1,00%
Rhein- Er f t - Kr eis
0,00%
Abb. 27 - Altersstruktur in Pulheim 2005
4.14.10
Wesseling
Wesseling weicht besonders in der Altergruppe der 0 – 30 Jährigen vom
Durchschnitt im Rhein-Erft-Kreis ab. Hier verfügt Wesseling über einen
ungewöhnlich
hohen
Anteil
an
junger
Bevölkerung.
Somit
ist
die
Zukunftsprognose für Wesseling positiv gestaltet.
51
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
9,00%
Rhein-Erft-Kreis
8,00%
Wesseling
7,00%
6,00%
5,00%
4,00%
3,00%
2,00%
1,00%
0,00%
Rhein- Er f t - Kr eis
Abb. 28 - Altersstruktur in Wesseling 2005
5 Bevölkerungsprognose für den Rhein-Erft-Kreis bis
2020
Bevölkerung
am
31.12.2005
462.862
Veränderung vom 31.12.2005 bis 1.1.2020
insgesamt
+2,8%
Geburten (+)
Überschuss der
bzw. Sterbefall-
Zu- (+) bzw.
überschuss (-)
Fortzüge (-)
-4,5%
+8,2%
Bevölkerung
am
01.01.2020
475.700
Abb. 29 - LDS NRW 2004
Die Bevölkerung im Rhein-Erft-Kreis wächst weiterhin, nur in einem geringeren
Maße als in den vergangenen Jahren. Im Jahre 2020 wird man im Verhältnis
zum Jahr 2005 nur ein Bevölkerungsplus von +2,2% verzeichnen können.
Durch das Wachstum der Wirtschaftsbetriebe im Rheinland, insbesondere
durch die chemische Industrie mit mehr als 400 Betrieben, ist das Rheinland
zum neuen Wirtschaftszentrum herangewachsen und hat somit dem Ruhrgebiet
den Rang abgelaufen. Gleich zwei weltweit agierende Konzerne haben ihren
Hauptsitz am Rhein: Bayer in Leverkusen und Henkel in Düsseldorf.
52
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Düsseldorf gilt außerdem als deutscher Spitzenstandort für Werbung, Mode,
Telekommunikation und Unternehmensberatung. Des weitern ist Düsseldorf
nach Frankfurt Deutschlands zweitgrößte Börsen- und Bankenstadt.
Westlich des Rhein-Erft-Kreises verfügt Köln mit den Autobauern Ford und
Citroën über zwei große Unternehmen. Trotz der konjunktursensiblen
Automobilbranche gehören Ford und Citroën mit zu den größten Arbeitgebern
in Köln und Umgebung.
Überdies hat sich Köln zu einem der wichtigsten Medienstandorte Deutschlands
entwickelt. Der Kölner Medienstandort verfügt insgesamt über 14.000
Arbeitsplätze. Die Privatsendergruppe RTL / RTL II vergrößert sich stetig in und
um Köln und baut zurzeit die alten Messehallen zu modernen TV Studios um.
Daneben besitzt die RTL / RTL II Gruppe mehrere Außenstudios. Das größte
Außenstudio befindet sich in Hürth-Kalscheuren im Rhein-Erft-Kreis. Dort haben
sich bereits auch schon andere große Medienunternehmen angesiedelt, z.B.
die MMC-Studios und Action-conzept.
Die direkte Nähe zu Köln machte den Rhein-Erft-Kreis gerade für die
Ansiedelung von Medienunternehmen/-produktionen interessant, womit auch
wieder Arbeitsplätze geschaffen werden. Durch die guten Verkehrsanbindungen
nach Köln und Düsseldorf zieht es immer mehr Arbeitnehmer aus den
Großstädten in den Rhein-Erft-Kreis, denn hier sind die Mieten im Vergleich zu
den beiden Großenstädten noch bezahlbar.
Insbesondere junge Familien zieht es aus den Großstädten in die umliegenden
Kreise. Die direkte Nähe zu Köln und Düsseldorf, ebenso wie die ruhige
ländliche Lage und die gute Infrastruktur machen den Rhein-Erft-Kreis für diese
Familien sehr attraktiv.
53
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
5.1 Entwicklung der Bevölkerung 2005 bis 2020 nach
Altersgruppen
Bevölkerungsentwicklung im Rhein-Erft-Kreis
Jahr
davon im Alter von … bis unter … Jahren
insgesamt
Unter 19
2005
464.100
91.400
2010
470.600
2015
2020
19 - 40
40 -60
60 - 75
Über 75
125.700 136.200
78.100
32.700
87.000
116.200 149.000
79.600
38.800
474.600
83.300
116.500 147.500
79.100
48.200
475.700
80.200
119.400 140.600
82.100
53.400
Abb. 30 - LDS NRW
119400
140600
unter 19
19 - 40
82100
40 - 60
60 - 75
über 75
53400
48200
79100
80200
116500
32700
38800
40000
20000
83300
79600
60000
87000
80000
78100
100000
91400
Bevölkerung
120000
116200
125700
136200
140000
147500
149000
160000
0
2005
2010
2015
2020
Jahr
Abb. 31
Diese Grafik zeigt deutlich, dass die Anzahl der alten Menschen „über 75“
zunimmt und die Anzahl der Jüngeren abnimmt. Die niedrige Geburtenrate und
die steigende Lebenserwartung sind die Hauptgründe, warum bald eine kleine
Anzahl Erwerbstätiger einer großen Anzahl von Rentnern gegenüberstehen
wird. Demzufolge wird der Altersquotient in den nächsten Jahren beträchtlich
steigen.
54
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
6,40%
8,00%
4,00%
Kreise
2,00%
0,00%
NRW
Köln
Düsseldorf
Regierungsbezirk
-2,30%
-2,00%
kreisfreie
Städte
0,20%
6,00%
3,60%
-4,00%
-6,00%
-9%
-8,00%
-6,50%
Bevölkerungszunahme/-abnahme in %
5.2 Bevölkerungsentwicklung in den Kreisen und kreisfreien
Städten 2002 bis 2020
-10,00%
Abb. 32 - LDS NRW
In den größeren Städten wird die Bevölkerung abnehmen. Die Bevölkerung
zieht es in die umliegenden Kreise, da die Wohnqualität deutlich besser ist als
in den Innenstädten. Gerade Familien mit Kindern bieten die Innenstädte keinen
geeigneten Entfaltungsraum. Der Platz in der Stadt ist gering, dort gibt es
wenige Möglichkeiten zum Bauen von Spielplätzen und verkehrsberuhigten
Straßen, wo Kinder gefahrlos spielen können.
Diese Familien zieht es in die umliegenden Kreise. Dort kann man noch die
grüne Natur genießen, ebenso bietet sich viel Platz zum Spielen für die Kinder.
Der Erholungsfaktor ist einfach höher als das stressige, laute Leben in der
Großstadt, in der niemals Ruhe einkehrt.
Der Rhein-Erft-Kreis bietet durch seine ruhige Lage mit den großen
Naturflächen und einer sehr guten Infrastruktur den jungen Familien eine sehr
gute Lebensgrundlage. Hier liegt die Chance des Rhein-Erft-Kreises, sich zu
einem
kinderfreundlichen
Kreis
mit
einem
großen
Angebot
von
Kindertageseinrichtungen zu entwickeln.
Durch eine Vielzahl an Fachhochschulen und Universitäten in Köln und
Düsseldorf ziehen auch sehr viele junge Menschen zum Studieren aus ganz
Deutschland an den Rhein. Der Rhein-Erft-Kreis ist besonders beliebt bei den
55
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Studenten, da die Mieten im Vergleich günstiger sind und die gute Infrastruktur
nach Köln und Düsseldorf eine gute Basis bilden, um ein Studium erfolgreich zu
absolvieren.
5.3 Mietspiegel des Rhein-Erft-Kreises
Diese Tabelle vergleicht die Nettokaltmiete pro Quadratmeter einer
mittelgroßen Wohnung (ca. drei Zimmer, ca. 70 Quadratmeter). Als Ergebnis
erhalten Sie drei Werte, zwei für Altbauten – hier entscheidet das Baujahr – und
einen für Neubau und Erstbezug.
Altbau
ab 1949
4,80 Euro
Neubau
Bedburg
Altbau
bis einschl. 1948
4,20 Euro
Bergheim
4,20 Euro
4,95 Euro
6,10 Euro
Brühl
5,00 Euro
5,50 Euro
8,00 Euro
Elsdorf
4,05 Euro
4,55 Euro
5,90 Euro
Erftstadt
4,50 Euro
4,50 Euro
6,00 Euro
Frechen
5,00 Euro
6,50 Euro
7,50 Euro
Hürth
5,50 Euro
5,50 Euro
7,00 Euro
Pulheim
6,50 Euro
6,50 Euro
7,00 Euro
Stadt
6,10 Euro
Abb. 33 - www.focus-online.de
Im Vergleich hierzu der Mietspiegel von den umliegenden Städten:
Altbau
ab 1949
7,35 Euro
Neubau
Köln
Altbau
bis einschl. 1948
6,35 Euro
Bonn
6,65 Euro
7,30 Euro
8,00 Euro
Düsseldorf
6,50 Euro
7,00 Euro
9,00 Euro
Stadt
9,00 Euro
Abb. 34 - www.focus-online.de
56
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Die Mietspiegeltabellen zeigen deutlich, dass die Mieten im Rhein-Erft-Kreis
deutlich günstiger sind als in den Großstädten. Dies fördert natürlich in
Verbindung mit der guten Infrastruktur die Attraktivität des Kreises.
Des weitern finden sich zahlreiche Freizeitangebote im Rhein-Erft-Kreis, was
das Leben dort, insbesondere für junge Familien ebenso wie für Studenten,
attraktiv macht:
•
Phantasialand in Brühl
•
Erholungsbad De Bütt in Hürth
•
Naherholungszentrum Otto-Maigler-See in Hürth
•
usw.
Auch bei den über 60-Jährigen ist der Rhein-Erft-Kreis sehr beliebt, da dort sehr
viele gut ausgestattete Seniorenresidenzen und (Fach-)Klinken angesiedelt sind
und
auch
viele
neue
Seniorenheime
in
Planung
sind.
Die
vielen
Naherholungszentren laden Jung und Alt zu vielen Ausflügen ein.
5.4 Ursachen und Folgen des demographischen Wandels
5.4.1 Ursachen
5.4.1.1 Geburtenrückgang
Die Geburtenrate ist gesunken und bewegt sich seit drei Jahrzehnten auf
niedrigem Niveau. Folglich nimmt die einheimische Bevölkerung ab.
Durch den Funktions- und Strukturwandel der Familie nimmt die Zahl der
kinderlosen Paare seit Jahrzehnten stetig zu.
Dies liegt einerseits an der zunehmenden gesellschaftlichen Akzeptanz von
Kinderlosigkeit und andererseits an einem gestiegenen Lebensstil der
„Kinderlosen“, der diese Paare kinderlos bleiben lässt.
Auch ist zu beobachten, dass Frauen mit einem hohen Bildungsstand eher
kinderlos bleiben und Karriere machen, als ein Kind zu gebären. Ein
Hauptgrund ist das schlechte Netz der Kinderbetreuung in Deutschland, so
dass es sehr schwer ist, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen.
57
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Bevölkerungsentwicklung im Rhein-Erft-Kreis
Jahr
„unter 19 Jahren“
2005
91.400
2010
87.000
2015
83.300
2020
80.200
Abb. 35 - LDS NRW
Entwicklung der Altersgruppe „unter 19 Jahren“ in Prozent vom Basiswert 2005
im Rhein-Erft-Kreis
0,00%
2015
2020
Jahr
-2,00%
-4,00%
-6,00%
-4,81%
-8,00%
-10,00%
-8,86%
-12,00%
-12,25%
Bevölkerungsabnahme in %
2010
-14,00%
Abb. 36
Aus dieser Grafik ist ersichtlich, dass die Altersgruppe „unter 19 Jahren“ bis
2020 deutlich sinken wird. Dies ist das Resultat der niedrigen Geburtenrate.
Die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau betrug im Jahr 2003 im Rhein-ErftKreis zwischen 1,31 bis 1,4 Kinder. Die ist deutlich geringer als jene 2,1 Kinder
die notwendig wären, um die Bevölkerungszahl stabil zu halten.
Da die Geburtenziffer schon seit drei Jahrzehnten auf so einem niedrigen
Niveau stagniert, ist seitdem jede Kindergeneration um ein Drittel kleiner, als
die Elterngeneration.
Lange konnte dieser Schwund durch Zuwanderer aus dem Ausland und dem
Überschuss an Sterbefällen aufgefangen werden. Doch seit dem Jahre 2003
nimmt die Bevölkerung ab.
58
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
5.4.1.2 Lebenserwartung
Der Anteil der alten Menschen an der Gesamtbevölkerung nimmt zu, der der
Jüngeren nimmt ab.
Einerseits ist dies auf die niedrige Geburtenrate zurückzuführen und
andererseits
auf
die
gestiegene
Lebenserwartung.
Die
gestiegene
Lebenserwartung resultiert aus den großen Fortschritten in der Medizin.
Insgesamt ist die medizinische Versorgung optimiert worden, einerseits durch
medizinische
Vorsorgeuntersuchungen
und
andererseits
durch
das
gesundheitsbewusste Leben der Bevölkerung ist unsere Lebenserwartung um
ein vielfaches gestiegen.
Nach dem Statistischen Bundesamt liegt die Lebenserwartung für heute
geborene Mädchen bei 80 Jahren und für Jungen bei 75 Jahren. Es ist aber
anzunehmen, dass die Lebenserwartung in Zukunft weiter ansteigt.
86
85
80
77
79
80
79
81
83
85
75
75
Männer
Frauen
73
Lebenserwartung in Jahren
90
70
65
2000
2010
2030
2040
2050
Jahr
Abb. 37 - Statistisches Bundesamt
In der heutigen Zeit gibt es so viele jung gebliebene 50 - 65jährige wie nie
zuvor. Leider wird das Potential dieser Altersgruppe kaum genutzt. Die
Arbeitslosenquote in dieser Altersklasse liegt bei fast 30 Prozent, obwohl viele
gerne weiter arbeiten möchten, stellt weniger als die Hälfte aller deutschen
Betriebe Personen über 50 Jahre ein.
59
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Durch die gestiegene Lebenserwartung wird der Altersquotient in den nächsten
Jahren beträchtlich steigen. Deshalb ist es wichtig, auf die gestiegenen
Bedürfnisse der Senioren einzugehen.
Als Altersquotient wird das Zahlenverhältnis über 60jähriger Personen zu
Personen zwischen 19 und 60 Jahren bezeichnet, also der Rentner und
Pensionäre
(bei
heutigem
Renteneintrittsalter)
zu
den
potentiell
Erwerbsfähigen. Für den Rhein-Erft-Kreis ergeben sich folgende Zahlen:
Altersquotient 2005 =
(78100 + 32700)
* 100 = 42,306%
(125700 + 136200)
Altersquotient 2020 =
(82100 + 53400)
* 100 = 52,115%
(119400 + 140600)
(Quelle: LDS NRW, eigene Berechnungen)
Der steigende Altersquotient zeigt deutlich, dass die Bevölkerung im Rhein-ErftKreis altert. Eines der Hauptprobleme ist, dass zu wenige Kinder geboren
werden, um diesen Alterungsprozess auszugleichen.
100%
90%
Bevölkerung in %
80%
70%
über 75
60%
60 - 75
50%
40 - 60
40%
19 - 40
unter 19
30%
20%
10%
0%
2005
2010
2015
2020
Jahr
Abb. 38 - LDS NRW
60
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Wanderung
Die Differenz aus den Zu- und Fortgezogenen nennt man Nettozuwanderung
(Wanderungssaldo).
Es gibt viele Ursachen, weshalb Menschen aus ihrer Region fortziehen. Vielen
Menschen bleibt aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage in ihrer Region
keine andere Wahl, als in einen Region zu ziehen, in der die wirtschaftliche
Entwicklung deutlich besser ist.
Gerade Mitbürger aus den neuen Bundesländern suchen in Westdeutschland
ihre Chance, da dort die wirtschaftliche Lage am Arbeitsmarkt besser ist als in
Ostdeutschland.
Besonders negative demographische und wirtschaftliche Trends:
Stadt / Kreis
Bundesland
Coburg, Lk
Bayern
Hof, Lk
Bayern
Elbe-Elster
Brandenburg
Spree-Meiße
Brandenburg
Uecker-Randow
Mecklenburg-Vorpommern
Muldentalkreis
Sachsen
Köthen
Sachsen-Anhalt
Merseburg-Querfurth
Sachsen-Anhalt
Nordhausen
Thüringen
Kyffhäuserkreis
Thüringen
Sömmerda
Thüringen
Ilm-Kreis
Thüringen
Altenburger Land
Thüringen
(Quelle: Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung (2006): Die
demografische Lage der Nation)
Das große Problem ist, dass gerade in wirtschaftlich schlechten Regionen die
Bevölkerung vergreist, da sich dort durch die schlechten Zukunftsaussichten
61
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
keine jungen Menschen ansiedeln wollen, weil die Chance auf einen
Arbeitsplatz zu klein ist.
Diese Menschen zieht es in die großen Städte, wo die wirtschaftliche Lage am
Arbeitsmarkt besser ist.
Besonders positive demographische und wirtschaftliche Trends können
folgende Städte verzeichnen:
Stadt
Bundesland
Stuttgart
Baden-Württemberg
Karlsruhe
Baden-Württemberg
Ingolstadt
Bayern
Schweinfurth
Bayern
Kempten (Allgäu)
Bayern
Frankfurt a. M.
Hessen
Düsseldorf
Nordrhein-Westfalen
(Quelle: Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung (2006): Die
demografische Lage der Nation)
Durch die Wirtschaftsstärke dieser Städte werden viele Menschen aus den
wirtschaftlich schlechten Regionen in die so genannten Boomregionen
zuwandern, weil dort die Chance auf einen Arbeitsplatz wesentlich besser ist.
Die Nettozuwanderung im Rhein-Erft-Kreis wird +8,2% zwischen dem 1.1.2002
und dem 1.1.2020 betragen. Das bedeutet, dass mehr Menschen in den Kreis
ziehen, als wegziehen. Die Lage des Rhein-Erft-Kreises, genau an Köln und
Düsseldorf, mit einer sehr guten Infrastruktur auch nach Frankfurt a. M. sind
Vorzüge, die das Leben im Rhein-Erft-Kreis sehr attraktiv machen. Durch die
zentrale Lage werden Menschen gerade aus den wirtschaftlich schwachen
Regionen angezogen. Die schöne Lage und die bezahlbaren Mieten machen
den Rhein-Erft-Kreis auch sehr attraktiv für Familien mit Kindern. Diese Punkte
tragen dazu bei, dass der Rhein-Erft-Kreis in den nächsten Jahren zusätzlich an
Bevölkerung gewinnen wird.
62
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
5.4.2 Folgen
5.4.2.1 Folgen für den Arbeitsmarkt
Die Zahl der Erwerbspersonen wird ab dem Jahr 2015/20 deutlich sinken. Im
Jahre 2015 werden die Geburtenjahrgänge aus der Baby-Boomzeit um 1965 in
Rente gehen.
Ab 1973 sank die Geburtenrate und bewegt sich seitdem auf einem niedrigen
Niveau. Die Generation der Geburtenjahrgänge 1973 und jünger sind deutlich
kleiner als die Generation der Baby-Boomzeit.
Die Erwerbszahl wird bis zum Jahr 2015 relativ stabil bleiben und dann, wenn
die Geburtenjahrgänge 1973 und älter in Rente gehen, deutlich sinken.
Der Regierungsbezirk Köln ist einzige in Nordrhein-Westfalen, der den kleinsten
Rückgang verzeichnen kann, weil sich der Arbeitsmarkt im Regierungsbezirk
Köln in der Zukunft besonders positiv entwickeln wird.
Da der Rhein-Erft-Kreis im Regierungsbezirk Köln liegt wird auch dieser von der
positiven wirtschaftlichen Lage am Arbeitsmarkt profitieren. Dieser positive
Trend führt zu einer gesteigerten Attraktivität des Rhein-Erft-Kreises, um
Arbeitskräfte und große Unternehmen in den Kreis zu locken.
Abb. 39 - LDS NRW
Ferner wird der Anteil der weiblichen Erwerbstätigen steigen, da die Zahl der
Frauen, die Karriere machen möchten, deutlich zugenommen hat.
63
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Die Zeit, in der Frauen auf die Kinder aufgepasst haben, ist längst vorbei und
viele
suchen
heutzutage
ihren
Erfolg
im
Berufsleben.
Die
sinkende
Geburtenrate deutet schon auf diesen Trend hin.
Somit wird zwar der Rückgang der Erwerbstätigen ein bisschen gebremst, doch
in der Summe nimmt die Zahl der Erwerbstätigen ab.
Zusätzlich wird das Alter der Erwerbstätigen steigen, so dass in den
kommenden Jahren die Anzahl der Erwerbspersonen über 50 Jahren deutlich
ansteigen wird.
Es wird länger gearbeitet werden müssen, da unser Arbeitskräftepotential sonst
nicht ausreicht, um alle offenen Arbeitsplätze zu besetzten. Problematisch ist
vor allem der Abbau von Stellen, die nur eine geringe Qualifikation verlangen.
Solche Stellen werden häufig ins Ausland verlagert, da dort billiger produziert
werden kann.
Schlussendlich werden höher qualifizierte Arbeitsplätze nicht besetzt werden
können, da wir dafür kein ausreichend geschultes Personal bereitstellen
können. Das Personal muss also gezielt ausgewählt und ausgebildet werden,
um diese Arbeitsplätze besetzen zu können. Zusätzlich wird evtl. Personal aus
dem Ausland angeworben werden müssen, um diese höher qualifizierten
Arbeiten auszuführen.
5.4.2.2 Folgen für das Sozialsystem
Da jede Generation nicht ihre eigene Rente finanziert, sondern die Rente ihrer
Eltern und Großeltern, wird es bald zu großen finanziellen Problemen im
Sozialsystem
der
Bundesrepublik
sozialversicherungsplichtigen
kommen.
Beschäftigten
steht
Eine
eine
kleine
große
Zahl
von
Zahl
von
Rentenempfängern gegenüber. Da auch die Lebenserwartung der Bevölkerung
zunimmt, wird die Rentenkasse mehr beansprucht werden als in den
vergangenen Jahren. Ältere Menschen, die keine Kinder haben und evtl.
pflegebedürftig werden, müssen aus den Rentenkassen mit finanziert werden,
da keine anderen Angehörigen da sind, die sie pflegen würden bzw. für sie in
die Renten-/Pflegekasse einzahlen. Folglich wäre es sinnvoll, die kinderlosen
64
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Paare stärker zur Finanzierung des Sozialsystems heranzuziehen, um eine
Gleichbehandlung von Eltern und kinderlosen Paaren zu gewährleisten.
Eine weitere Möglichkeit wäre, das Renteneintrittsalter zu erhöhen, um die
Rentenkassen weiter zu entlasten.
Außerdem ist darüber nachzudenken, ob man lieber von Beitrags- auf
Steuerfinanzierung umstellen sollte oder evtl. sogar lieber in eine private
Renten- und Pflegeversicherung einzahlen sollte. Die Grafik zeigt, dass im
Jahre 2005 einem Rentner 2,36 Erwerbstätige gegenüberstehen und es im
Jahre 2020 nur noch 1,92 Erwerbstätige sein werden. Dieser Trend wird sich
weiter fortsetzten.
260000
264000
261900
200000
19 - 60
135500
127300
100000
118400
150000
110800
Bevölkerung
250000
265200
300000
über 60
50000
0
2005
2010
2015
2020
Jahr
Abb. 40 - LDS NRW
5.5 Maßnahmen um dem demographischen Wandel
entgegenzuwirken
5.5.1 Geburtenrate erhöhen
Es müsste eine ganztägige Kinderbetreuung gesichert werden, speziell für
Kinder unter 3 Jahren, so ist sichergestellt, dass die Frauen direkt nach dem
Mutterschutz wieder arbeiten können und so nicht den Anschluss im Beruf
verlieren. Ferner muss mehr Betreuung im Bereich Schule angeboten werden
z.B. (Hausaufgaben-)Betreuung der Kinder bis nachmittags. Somit kann Familie
und Beruf vereinbar gemacht werden, ohne dass Kinder die Karriere der Mütter
behindern oder als Schlüsselkinder aufwachsen.
65
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Es wäre außerdem sinnvoll, wenn in den großen Unternehmen flexiblere
Arbeitszeiten eingeführt würden. So könnte man sich als Eltern die Betreuung
der Kinder sinnvoller teilen. Auch müssten Familien mit kinderlosen Paaren
finanziell
gleichgestellt
werden,
da
trotz
Kindergeld
und
sonstigen
Sozialleistungen Familien mit Kindern häufig schlechter dastehen als kinderlose
Paare. Es wäre ebenfalls wünschenswert, das Kindergeld zu erhöhen, da viele
Paare trotz Kindergeld sich Kinder nicht leisten können, obwohl beide arbeiten
gehen, aber die Angst da ist, dass sie dem Kind nichts bieten können. Nur
wenn die finanzielle Absicherung der Kinder und der Eltern stimmt, werden
Kinder geboren werden, da in schlechte Zeiten aufgrund von hohen
Arbeitslosenzahlen viele Paare keine Kinder bekommen wollen, weil die Sorge
um den Arbeitsplatz viel größer ist.
5.5.2 Zuwanderung erhöhen
Um die Bevölkerung auf einem stabilen Niveau zu halten wäre es außerdem
denkbar, die Zuwanderungen aus anderen Ländern zu erhöhen, um den
Arbeitskräftemangel zu beheben. Es ist wichtig, dass die ausländischen
Zuwanderer gut integriert werden, um ihr Arbeitskräftepotential optimal zu
nutzen. Die Ausbildung der ausländischen Bevölkerung muss deutlich
verbessert werden, damit sie gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben.
Der
Ausländeranteil
im
Rhein-Erft-Kreis
liegt
zurzeit
bei
11%
der
Gesamtbevölkerung. Von diesen 11% Ausländern sind 22,1% arbeitslos. Die
Kinder der Zugewanderten haben meistens nur einen schlechten bis gar keinen
Schulabschluss.
Im
Rhein-Erft-Kreis
liegt
der
Anteil
ausländischer
Schulabgänger ohne Abschluss bei 20,1% (Quelle: Statistische Landesämter),
so dass sie nach der Schule direkt in die Arbeitslosigkeit abrutschen, weil sie
keinen Ausbildungsplatz finden.
Den ausländischen Einwanderern müssen dieselben Bildungschancen, wie der
einheimischen
Bevölkerung
zustehen.
Insbesondere
müssen
die
Sprachschwierigkeiten durch spezielle Kurse behoben werden, nur so können
die Kinder an der Bildung teilnehmen und später einen guten Schulabschluss
erreichen. Außerdem muss die Akzeptanz sowohl auf der Seite der Ausländer,
wie auf der Seite der Deutschen gefördert werden. Dies ist am Besten mit dem
66
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Besuch von Sportvereinen, Nachbarschaftsinitiativen und Schulen zu fördern.
Nur so kann eine gute Integration stattfinden. Somit wird sich die
monoethnische Gesellschaft nach und nach in eine multiethische Gesellschaft
entwickeln.
5.5.3 Renteneintrittsalter erhöhen
Die steigende Lebenserwartung und der Kindermangel in Deutschland hat die
Folge, dass das Land langsam vergreist. Die Altergruppe „über 75 Jahre“ wird
in den nächsten Jahren stark ansteigen. Trotz des steigenden Alters genießen
wir die gewonnenen Jahre bei sehr guter Gesundheit.
Es ist wichtig, dass gerade das Potential der älteren Menschen genutzt wird
und diese nicht in so früh in Rente gehen bzw. ab 50 Jahre keine Anstellung
mehr finden, da viele Betriebe sich scheuen, ältere Mitarbeiter einzustellen. Nur
durch
die
Erhöhung
des
Renteneintrittsalters
ist
es
möglich,
den
Arbeitskräftebedarf auch in Zukunft zu sichern.
Das Schlagwort heißt „Lebenslanges Lernen“. Es ist unheimlich wichtig, dass
Betriebe in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investieren, um auch die älteren
Mitarbeiter immer auf dem neusten Stand der Technik zu halten und somit das
Potential jedes Mitarbeiters voll ausschöpfen.
Da Großfamilien immer seltener werden, ist es sinnvoll, das Zusammenleben
der Generationen zu fördern z.B. durch Mehrgenerationsprojekte. Zum einen
sind ältere Menschen auf die Hilfe der Jüngeren angewiesen und andererseits
benötigen junge Familien Hilfe bei der Kinderbereuung. Somit werden auch die
Senioren in eine „intakte Familie“ integriert und fühlen sich nicht „aussortiert“.
5.6 Fazit
Es
ist
jetzt
schon
fast
zu
spät,
dem
demographischen
Wandel
entgegenzuwirken. Im Jahre 2050 wird es nach den Bevölkerungsprognosen
doppelt so viele 60jährige geben wie Neugeborene. Die Bevölkerung wird bis
2050 weiter schrumpfen. Bei der mittleren Berechnungsvariante der Experten
aus Wiesbaden wird es im Jahre 2050 nur noch knapp 69 Millionen Einwohner
in der Bundesrepublik geben. Die Entwicklung hängt von drei Faktoren ab. Die
Geburtenrate, die Lebenserwartung und der Zu- und Fortzüge.
67
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
1) Da die Geburtenrate weiter bei 1,4 Kindern stagnieren wird, werden die
nächsten
Generationen
immer
um
ein
Drittel
kleiner
sein
als
die
Elterngeneration.
2) Die Lebenserwartung wird weiterhin steigen, so dass es bald mehr 60jährige
geben wird, wie Neugeborene.
3) Die Zu- und Fortzüge werden konstant bleiben.
Zwar werden die jungen Leute im Jahre 2050 gute Jobchancen haben, doch
diese müssen die große Last der Renten- und Pflegekassen tragen und werden
evtl. auswandern, da die Belastung extrem hoch sein wird.
Selbst wenn man jetzt noch die Geburtenzahl erhöht, wird dies ebenfalls zu
spät kommen. Den Kranken- und Pflegekassen droht der Zusammenbruch, da
wenige Erwerbstätige vielen Rentenempfängern gegenüberstehen. Hier ist die
Politik gefragt, durch sinnvolle Entscheidungen im Bereich familienfreundliche
Maßnahmen und Altersversorgung dem sonst entstehenden großen Kollaps
entgegenzuwirken.
6 Vergleich der demographischen Entwicklung in den
Zukunftsregionen
6.1 Region: Rhein-Erft-Kreis
Der
Rhein-Erft-Kreis
hatte
am
31.12.1995
442.356
Einwohner.
Im
Betrachtungszeitraum bis zum 31.12.2005 stieg die Einwohnerzahl auf 462.862
Einwohner. Somit veränderte sich der Bevölkerungsstand in absoluten Zahlen
um 20.506 Einwohner – nominal gesehen um 4,64 %. Mit der Steigerung des
gesamten Bevölkerungsstandes verringerte sich im Betrachtungszeitraum der
Anteil der Ausländer absolut und nominal an der Gesamtbevölkerung. Gab es
im Rhein-Erft-Kreis am 31.12.1995 49.426 Ausländer – prozentualer Anteil 11,2
% – lebten am 31.12.2005 49.037 Ausländer im Kreis. Damit verringerte sich
68
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
die
Zahl
der
Ausländer
um
389
–
bei
gleichzeitigem
Anstieg
der
Kreisbevölkerung. Heute beträgt der Anteil der Ausländer 10,6 % an der
Gesamtbevölkerung.
Der Rhein-Erft-Kreis hatte im Zeitraum 1995 – 2005 jedes Jahr eine deutlich
höhere
Zahl
an
Zugezogenen
als
an
Fortgezogenen.
Der
jährliche
Wanderungsüberschuss betrug bis zum 31.12.2004 meist mehr als 1.500
Menschen. Der Überschuss von Zugezogenen über Fortgezogene schrumpfte
im Jahr 2005 auf 562.
Vom 31.12.1995 bis 31.12.2000 wies der Rhein-Erft-Kreis auch in der
natürlichen Bevölkerungsbewegung einen positiven Saldo zwischen Geborenen
und Gestorbenen auf. Dieses Bild drehte sich im Jahr 2001. Seit 2001 liegen
die Zahlen der Gestorbenen deutlich über den Geborenen, so dass sich jährlich
ein Defizit von 400 bis 500 Personen in der natürlichen Bevölkerungsbewegung
ausmachen lässt. Dadurch kann sich der Rhein-Erft-Kreis in der Zukunft nicht
mehr durch Geburtenüberschüsse selbst erhalten und ist wie schon ab 2001
auch weiterhin auf Zuwanderung aus anderen Regionen, Kreisen und Städten
angewiesen.
Für den 01.01.2020 wird eine Bevölkerung von 472.962 Einwohnern für den
Rhein-Erft-Kreis
prognostiziert.
Dies
bedeutet
ein
weiteres
Bevölkerungswachstum um nominal 10.100 Einwohner – prozentual 2,2 % –
bezogen auf den 31.12.2005.
6.2 Region: Rhein-Kreis Neuss
Der Rhein-Kreis Neuss hatte am 31.12.1995 435.656 Einwohner. Im
Betrachtungszeitraum bis zum 31.12.2005 stieg die Einwohnerzahl auf 445.255
Einwohner. Somit veränderte sich der Bevölkerungsstand in absoluten Zahlen
um 9.599 Einwohner – nominal gesehen um 2,20 %. Mit der Steigerung des
gesamten Bevölkerungsstandes verringerte sich im Betrachtungszeitraum der
Anteil der Ausländer absolut und nominal an der Gesamtbevölkerung. Gab es
im Rhein-Kreis Neuss am 31.12.1995 49.626 Ausländer – prozentualer Anteil
11,4 % – lebten am 31.12.2005 45.387 Ausländer im Kreis. Damit verringerte
sich die Zahl der Ausländer um 4.239 – bei gleichzeitigem Anstieg der
69
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Kreisbevölkerung. Heute beträgt der Anteil der Ausländer 10,2 % an der
Gesamtbevölkerung.
Der Rhein-Kreis Neuss hatte im Zeitraum 1995 – 2002 jedes Jahr eine deutlich
höhere
Zahl
an
Zugezogenen
als
an
Fortgezogenen.
Der
jährliche
Wanderungsüberschuss betrug bis zum 31.12.2002 meist mehr als 1.000
Menschen. Im Jahr 2003 drehte sich das Bild und der Kreis hatte eine höhere
Zahl an Fortgezogenen als an Zugezogenen. Das Jahr 2004 beendete der
Kreis wiederum mit einem positiven Wanderungssaldo, der im Jahr 2005 aber
wieder in eine deutlich negative Richtung drehte.
Vom 31.12.1995 bis 31.12.2002 wies der Rhein-Kreis Neuss auch in der
natürlichen Bevölkerungsbewegung einen positiven Saldo zwischen Geborenen
und Gestorbenen auf. Dieses Bild drehte sich im Jahr 2003. Seit 2003 liegen
die Zahlen der Gestorbenen deutlich über den Geborenen, so dass sich jährlich
ein
Defizit
von
200
bis
400
Menschen
in
der
natürlichen
Bevölkerungsbewegung ausmachen lässt. Dadurch kann sich der Rhein-Kreis
Neuss in der Zukunft nicht mehr durch Geburtenüberschüsse selbst erhalten
und ist wie schon ab 2003 auch weiterhin auf Zuwanderung aus anderen
Regionen, Kreisen und Städten angewiesen.
Für den 01.01.2020 wird eine Bevölkerung von 437.158 Einwohnern für den
Rhein-Kreis Neuss prognostiziert. Dies bedeutet einen Rückgang der
Bevölkerung um nominal 8.097 Einwohner – prozentual 1,8 % – bezogen auf
den 31.12.2005.
6.3 Region: Landkreis Böblingen
Der Landkreis Böblingen hatte am 31.12.1995 351.027 Einwohner. Im
Betrachtungszeitraum bis zum 31.12.2005 stieg die Einwohnerzahl auf 372.155.
Somit veränderte sich der Bevölkerungsstand in absoluten Zahlen um 21.128
Einwohner – nominal gesehen um 6,02 %. Mit der Steigerung des gesamten
Bevölkerungsstandes verringerte sich im Betrachtungszeitraum der Anteil der
Ausländer absolut und nominal an der Gesamtbevölkerung. Gab es im
Landkreis Böblingen am 31.12.1995 57.954 Ausländer – prozentualer Anteil
16,5 % – lebten am 31.12.2005 56.406 Ausländer im Kreis. Damit verringerte
sich die Zahl der Ausländer um 1.548 – bei gleichzeitigem Anstieg der
70
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Kreisbevölkerung. Heute beträgt der Anteil der Ausländer 15,2 % an der
Gesamtbevölkerung.
Der Landkreis Böblingen hatte im Zeitraum 1995 – 2005 jedes Jahr eine
deutlich höhere Zahl an Zugezogenen als an Fortgezogenen. Der jährliche
Wanderungsüberschuss betrug bis zum 31.12.2005 meist zwischen 150 und
2300 Menschen. Allerdings schrumpfte der Überschuss von Zugezogenen über
Fortgezogene im Jahr 2005 auf 43.
Anders als der Rhein-Erft-Kreis und der Rhein-Kreis Neuss hat der Landkreis
Böblingen
einen
deutlichen
positiven
Saldo
in
der
natürlichen
Bevölkerungsbewegung. Zwar verringerte sich der Geburtenüberschuss vom im
Zeitraum 1995 – 2005 liegenden Höchststand im Jahr 1997 bis 2005 von 1.437
auf
551.
Doch
kann
der
Landkreis
Böblingen
durch
natürliche
Bevölkerungsbewegung und Wanderung wachsen. Das unterscheidet ihn in
seinem demographischen Wachstumspotenzial entscheidend von den beiden in
NRW gelegenen Kreisen.
Für den 01.01.2020 wird eine Bevölkerung von 387.657 Einwohnern für den
Landkreis Böblingen prognostiziert. Dies bedeutet ein weiteres
Bevölkerungswachstum um nominal 15.502 Einwohner – prozentual 4,2 % –
bezogen auf den 31.12.2005.
6.4 Fazit der demographischen Entwicklung
Der Rhein-Erft-Kreis hatte im Zeitraum 1995 bis 2005 einen hohen
Wanderungsüberschuss von 21.151. Dieser Überschuss ist im Vergleich mit
den beiden weiteren Zukunftsregionen Rhein-Kreis Neuss (8.089) und
Landkreis Böblingen (9.956) der beste Wert.
Allerdings
sieht
das
Bild
in
der
natürlichen
Bevölkerungsentwicklung
differenzierter aus. Der Landkreis Böblingen verbuchte im Zeitraum 1995 –
2005 einen Geburtenüberschuss von 11.196. Im gleichen Zeitraum hatte der
Rhein-Kreis Neuss einen Geburtenüberschuss von 1.500, der Rhein-Erft-Kreis
gar einen Gestorbenenüberschuss von 653.
Addiert man den Wanderungs- ,Geburten- und/oder Gestorbenüberschuss, so
erhält man das gesamte Bevölkerungswachstum. Der Rhein-Erft-Kreis wuchs
im entsprechenden Zeitraum um insgesamt 20.506, der Rhein-Kreis Neuss um
71
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
9.599 und der Landkreis Böblingen um 21.128. Damit hatte der Landkreis
Böblingen das höchste Bevölkerungswachstum aller drei Zukunftsregionen und
liegt in der demographischen Entwicklung – Zeitraum 1995 bis 2005 – an erster
Stelle.
Den Spitzenplatz in den prognostizierten Werten für den Bevölkerungsstand im
Jahr 2020 kann der Landkreis Böblingen mit einem zu erwartenden
Bevölkerungswachstum von 4,2 % auch erreichen. Gefolgt vom Rhein-ErftKreis mit einem Wachstum der Bevölkerung um 2,2 % und dem Rhein-Kreis
Neuss mit einem Rückgang der Bevölkerung um 1,8 %.
6.5 Benotung der demographischen Entwicklung
Das Benotungssystem basiert auf entsprechende Klassifizierungen in den
Bereichen Wanderungsbilanz, Bilanz der natürlichen Bevölkerungsbewegung
und der Bilanz des gesamten Bevölkerungswachstums. Zusammengezogen
ergeben die drei Teilnoten die Gesamtnote „Demographie.“
Rhein-Erft-Kreis
Rhein-Kreis Neuss
Landkreis Böblingen
(BM)
(NE)
(BB)
1
3
3
14
4
3
1
15
1
3
1
2
4
1
13
Wanderungsbilanz
Bilanz der natürlichen
Bevölkerungsbewegung
Bilanz des gesamten
Bevölkerungswachstums
Prognose des gesamten
13
Note der Wanderungsbilanz:
über 15.000
1
10.000 bis 15.000
2
0 bis 10.000
3
-10.000 bis 0
4
-15.000 bis -10.000
5
über -15.000
6
14
Note der Bilanz der natürlichen Bevölkerungsbewegung:
über 5.000
1
2.500 bis 5.000
2
0 bis 2.500
3
-2.500 bis 0
4
-5.000 bis -2.500
5
über -5.000
6
15
Note der Bilanz des gesamten Bevölkerungswachstums:
über 20.000
1
10.000 bis 20.000
2
0 bis 10.000
3
-10.000 bis 0
4
-20.000 bis -10.000
5
über -20.000
6
72
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Bevölkerungswachstums
2005 – 2020
16
Demographienote
2,0
3,3
1,5
Damit hat der Landkreis Böblingen auch in der Benotung der demographischen
Entwicklung den Spitzenplatz in der Gesamtentwicklung der hier beurteilten
Kreise einnehmen können.
7 Standortanalyse
7.1 Verkehrsinfrastruktur
7.1.1 Lage im Raum und Straßennetze
Der Rhein-Erft-Kreis liegt im direkten Einzugsgebiet der Großstädte Köln,
Düsseldorf, Bonn und Aachen, in relativer Nähe des Ruhrgebietes und der
niederländischen und belgischen Grenze. Folgende Abbildung soll schon
einmal schematisch die Lage des Rhein-Erft-Kreises im Raum darstellen und
die
im
Folgenden
näher
beschriebenen
Straßen,
Wasserwege
und
Luftfahrtverbindungen aufzeigen.
16
Note der Prognose des gesamten Bevölkerungswachstums 2005 – 2020:
über +4 %
1
+2 bis +4 %
2
0 bis +2 %
3
-2 bis 0 %
4
-4 bis -2 %
5
über -4 %
6
73
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Abb. 41 - WFG Rhein-Erft
Durch die Nähe zu den oben genannten Oberzentren gibt es ein hohes Maß an
Pendlerverkehr aus und in den Rhein-Erft-Kreis. Besonderen Bezug bietet
dabei die Stadt Köln allein durch ihre Größe und die geographische Nähe.
Dieses Pendlerverkehrsaufkommen wird in der Zukunft durch steigende
Mobilität und der Lage des Rhein-Erft-Kreises in der Ballungsrandzone von
Köln noch stärkere Bedeutung bekommen.
Außerdem gibt es starken Durchgangsverkehr durch den Rhein-Erft-Kreis
aufgrund der günstigen Lage zwischen den Großstädten. Vor allem die durch
den Kreis verlaufenden Autobahnen werden dadurch sehr stark beansprucht,
wobei diese Trassen besonders vermehrt von internationalen Verkehren
befahren werden. Auf dem Kreisgebiet gibt es folgende Autobahnen:
A1 (Dortmund – Euskirchen):
Die Nord-West-Verbindung führt direkt an den
Süd- und Ostrand des Ruhrgebietes und
schneidet den Rhein-Erft-Kreis in den Städten
Hürth, Frechen und Erftstadt.
A4 (Aachen – Köln):
Die Ost-West-Verbindung von Maastricht nach
Köln
schneidet
Frechen,
die
Städte
bedeutende
Kerpen
und
europäische
Fernverkehrsstrasse.
74
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
A61 (Venlo – Koblenz):
Sie führt von Westen direkt bis in den Süden
Deutschlands in den Ballungsraum RheinMain-Neckar. Sie schneidet Bedburg, Elsdorf,
Bergheim
und
Erftstadt.
Bedeutende
Fernverkehrsstraße.
A555 (Köln – Bonn):
Die
Rheinuferautobahn
verbindet
die
Oberzentren Köln und Bonn und schneidet
Wesseling.
Sie
ist
Deutschlands
älteste
Autobahnstrecke.
A553 (Brühl – Bliesheim):
Diese Autobahn führt ausschließlich durch den
Rhein-Erft-Kreis und verbindet Brühl mit dem
Kreuz Bliesheim (Erftstadt).
Ingesamt verfügt der Rhein-Erft-Kreis über 17 Autobahnanschlussstellen. Die
meisten haben die Städte Hürth und Kerpen mit je 3 Anschlussstellen. Pulheim
hat als einzige Stadt des Rhein-Erft-Kreises keine direkte Autobahnanbindung.
Mittlerweile verfügt der Rhein-Erft-Kreis über eine Länge des Autobahnnetzes
von 127 km. Des Weiteren gibt es sechs Bundesstraßen und vier
Landesstraßen mit einer Länge von 125 km und 306 km. Die Straßen sind
großteilig auf das nahe liegende Oberzentrum Köln ausgerichtet. Das Netz der
Kreis- und Gemeindestraßen hat eine Gesamtlänge von 260 km.
Damit beträgt die gesamte Länge des Straßennetzes im Rhein-Erft-Kreis 817
km. Im letzten Verkehrsentwicklungsplan von 1993 hatte es noch eine Länge
von 786 km. Also 31 km weniger. Allerdings zeigt dies auch, dass die
Erweiterungskapazität
der
Verkehrsinfrastruktur
durch
die
enge
Siedlungsstruktur und das bereits gut ausgebaute Straßennetz begrenzt ist. Auf
der anderen Seite nimmt die Verkehrsbelastung durch steigende Mobilität
immer weiter zu, was zu Überlastungen der Straßen führt.
Infrastrukturell enorm wichtig war in diesem Zusammenhang die Fertigstellung
des 6spurigen Ausbaus der A4 zwischen den Autobahnkreuzen Kerpen und
Köln-West und der 6spurige Ausbau der A1 zwischen dem Autobahndreieck
Erfttal und dem Kreuz Bliesheim. Diese sind mit ca. 75000 und über 80000 Kfz
am Tag die am höchsten belasteten Straßen des Rhein-Erft-Kreises.
75
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Nimmt man diese beiden Trassen als Maßgabe, ist das Verkehrsaufkommen im
Rhein-Erft-Kreis seit 1993 um mindestens 5 % gestiegen.
Eine sehr wichtige Rolle bei der hohen Belastung der Straßen spielt der hohe
Anteil des Binnenverkehrs. Besonders die A1, A4 und die A61 sind wichtige
internationale Fernverkehrswege, die überdurchschnittlich hohe Anteile an
Durchgangsverkehr aufweisen. 17
Bis 2015 wurde laut Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis die Prognose
gestellt, dass das Gesamtverkehrsaufkommen um ca. 14 % steigt. Das
Durchgangsverkehrsaufkommen soll sogar um bis zu 20 % steigen.
Auch eine Zunahme des regionalen Verkehrs vor allem in Richtung Köln wurde
prognostiziert. Dabei sind aus Sicht der Einzelkommunen vor allem die Nähe zu
Köln und das Angebot des ÖPNV ausschlaggebend. Bei Städten, die näher an
Köln liegen und ein gutes ÖPNV Angebot aufweisen, wird sich der regionale
Verkehr deutlich weniger erhöhen als bei Kommunen, die weiter weg liegen und
wo die Anbindung an Köln mit öffentlichen Verkehrsmitteln entsprechend
aufwändiger wäre.
7.1.2 ÖPNV
Aufgrund seiner relativen Bevölkerungsdichte müsste der Rhein-Erft-Kreis ein
besonders gut ausgebautes ÖPNV-Netz haben und dieses müsste auch von
der Bevölkerung angenommen werden.
Elsdorf und Wesseling sind die einzigen beiden Kommunen des Rhein-ErftKreises, die nicht an das Schienennetz der Deutschen Bahn angeschlossen
sind. Erftstadt, Hürth und Brühl haben Haltestellen entlang der Strecken KölnBonn-Koblenz und Köln-Trier. Frechen hat eine S-Bahnhaltestelle entlang der
Trasse Köln-Düren. Der Bahnhof in Pulheim liegt an der Strecke KölnMönchengladbach. Von Bergheim erreicht man im Stundentakt die Großstädte
Köln und Düsseldorf nach je einer halben bzw. dreiviertel Stunde Fahrzeit. Die
gleiche Strecke verbindet auch Bedburg mit den genannten Oberzentren. Über
die beste Bahnanbindung im Kreis verfügt jedoch die Stadt Kerpen. Die SBahnhaltestellen Buir und Sindorf liegen auf der S-Bahnstrecke Köln-Düren.
Der Stadtteil Horrem hat sogar Anschluss zum Regionalverkehr auf der Strecke
17
Quelle: Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis 2006
76
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Köln-Aachen. Mit dem Regionalexpress kommt man bis nach Gießen bzw.
Hamm in Westfalen. Von Köln Hauptbahnhof erreicht man dann per IC, ICE, EC
oder Thalys alle wichtigen Bahnhöfe Europas.
Einige Kommunen des Rhein-Erft-Kreises haben auch Anschluss an die
Stadtbahn der KVB. Wesseling wird durch die Linie 16 berührt, die zwischen
Köln und Bonn verkehrt. Hürth und Brühl werden von der Linie 18 geschnitten
und Frechen ist Anfangs- und Endpunkt der Linie 7.
Der
Rhein-Erft-Kreis
verfügt
außerdem
über
ein
dichtes
Netz
von
Busverbindungen zwischen den Gemeinden und der Stadt Köln. Der regionale
Busverkehr wird von der Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft (REVG) angeboten.
Im
Jahr
2005
fuhren
im
Rhein-Erft-Kreis
27
Buslinien
und
8
Anrufsammeltaxikonzessionen. Die REVG bedient im Kreis 1.620 Haltestellen.
Darunter sind 1.040 Bushaltestellen und 580 AST-Abfahrtsstellen. Ingesamt
werden an einem normalen Betriebstag laut Fahrplan 1.500 Fahrten geleistet.
Das Hauptliniennetz umfasste eine Länge von 627 km und es wurden 2005
insgesamt 9,85 Mio. Fahrgäste befördert. 18
Die Zahl der Fahrten pro Tag hat sich seit 2001 um ca. 300 verringert, während
die Zahl der Fahrgäste in etwa gleich blieb. Dies könnte bedeuten, dass in den
letzten Jahren die Fahrtenintensität an das Bedürfnis der Bevölkerung
angepasst wurde.
Vor allem die Querverbindung zwischen den einzelnen Gemeinden ist durch die
sternförmige Ausrichtung der Verbindungen nach Köln nicht besonders gut. Für
einen entsprechenden Ausbau der interkommunalen Buslinien fehlt allerdings
der Bedarf.
7.1.3 Sonstige bedeutende Verkehrsinfrastruktur
Im direkten Einzugsgebiet des Rhein-Erft-Kreises befinden drei Flughäfen. Der
Regionalflughafen
Mönchengladbach
sowie
die
beiden
internationalen
Flughäfen Köln/Bonn und Düsseldorf. Der Flughafen Köln/Bonn ist vom RheinErft-Kreis mit dem Auto innerhalb von einer halben Stunde zu erreichen. Auch
eine direkte S-Bahn Verbindung von Horrem aus existiert mittlerweile. Die
18
Quelle: www.revg.de
77
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Anreise mit der Bahn dauert ca. 35 Minuten. Den Flughafen Düsseldorf
International erreicht man mit dem Auto dank der seit kurzem fertig gestellten
direkten Autobahnanbindung in ca. 40 Minuten. Auch nach dort existiert eine
direkte Eisenbahnverbindung vom Bahnhof Horrem mit dem RE1. Die Fahrzeit
beträgt ungefähr eine Stunde.
Mit dem Flughafen Köln/Bonn befindet sich der zweitgrößte Frachtflughafen
Deutschlands
in
unmittelbarer
Reichweite.
Neben
der
vorgenannten
Eigenschaft als Frachtflughafen hat er sich in den letzten Jahren vor allem
durch die Ansiedlung von so genannten „Billigfluglinien“ vermehrt als
Personenflughafen etabliert. Diese Fluglinien bieten mittlerweile auch ein
breites Spektrum an außerdeutschen Flügen an und das Angebot wird,
verbunden mit dem Wachstum des Flughafens und dem Erfolg dieser Airlines,
immer breiter. Seit diesem Jahr gibt es ab Köln/Bonn auch die erste
interkontinentale Verbindung nach Rio de Janeiro. Der Flughafen Düsseldorf
International ist schon seit längerem als Personenflughafen für internationale
und interkontinentale Flüge bekannt. Über die inzwischen fertig gestellte ICETrasse
Köln-Frankfurt
ist
auch
der
Frankfurter
Flughafen
per
Hochgeschwindigkeitszug in ca. einer Stunde erreichbar.
Des Weiteren hat der Rhein-Erft-Kreis auch Anschluss an die bedeutendste
deutsche Wasserstrasse, den Rhein. Der tangiert den Kreis zwar nur an einer
Kommune (Wesseling), aber direkt an der Stadtgrenze Wesselings liegt der
Rheinhafen Godorf, der eine direkte Verbindung des Rhein-Erft-Kreises nach
Duisburg und Rotterdam und somit zu den größten Binnenhäfen Europas
garantiert. Auch der Rheinhafen Niehl, der größte der insgesamt 6 Kölner Häfen
ist vom Rhein-Erft-Kreis aus gut erreichbar. Betreiber dieser Häfen ist die Häfen
und Güterverkehr Köln AG (HGK). Die HGK betreibt nicht nur 6 Häfen in Köln
sondern verfügt auch noch über einen großen Fuhrpark für Schienenlogistik.
19
Auch von großer Bedeutung ist der Güterbahnhof Eifeltor in Hürth. Er ist einer
von Deutschlands ältesten Güterbahnhöfen und liegt sehr günstig auf der NordSüd Schiene. Mittlerweile hat er sich zu einem Güterbahnhof innerhalb Europas
entwickelt, der mit die höchste Umschlagsstärke hat.
19
Quelle: www.hgk.de
78
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
7.1.4 Fazit
Zusammenfassend kann man sagen, dass der Rhein-Erft-Kreis eine gute Lage
im Raum hat und über eine gut ausgebaute, wenn auch häufig überlastete
Infrastruktur verfügt. In der jüngeren Vergangenheit wurde vor allem der
Überbelastung der wichtigen Autobahnen entgegengewirkt, indem sie 6spurig
ausgebaut wurden. Außerdem wurden die Verkehrsströme in und aus dem
Europapark Frechen durch die neue Anschlussstelle Frechen-Nord zweigeteilt.
Des Weiteren ist auch zur Entlastung des Kreuzes Kerpen eine weitere
Anschlussstelle Geilrath geplant. Diese wird voraussichtlich allerdings erst mit
Umleitung der A4 eingerichtet.
Besondere Bedeutung haben auch der Umschlagbahnhof Eifeltor als größter
Bahnhof Deutschlands für kombinierten Ladungsverkehr, der Rheinhafen
Godorf, der in naher Zukunft erweitert werden soll und der Flughafen
Köln/Bonn,
der
sich
durch
enormes
Wachstum
stetig
mehr
für
Personenfugverkehr etabliert.
Das Angebot des ÖPNV entspricht momentan dem Bedarf. Es ist nicht sehr gut
ausgebaut, soll aber in naher Zukunft stetig verbessert werden, um der
Überbelastung der Strassen im Kreis entgegenzuwirken, indem man den
Bürgern den ÖPNV schmackhafter macht.
7.2 Beschäftigungsstruktur
7.2.1 Arbeitslose und Arbeitslosenquote
Zunächst blicken wir einmal auf die Arbeitslosenquote im Rhein-Erft-Kreis, die
im Oktober 2006 10,4 % betrug. Die Arbeitslosenquote ist damit seit 2002 um 3
Prozentpunkte gestiegen. Damals betrug sie nur 7,4 %. Der Kreis liegt mit 10,4
% noch unter dem aktuellen NRW Durchschnitt mit 10,6 % und nur knapp über
dem Bundesdurchschnitt mit 9,8 %. Die nachfolgende Abbildung zeigt, dass der
Rhein-Erft-Kreis im Bundesranking der Arbeitslosigkeit im Mittelfeld liegt, aber
höhere Arbeitslosenzahlen aufweist als andere Landkreise in der Region
Köln/Bonn.
79
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Arbeitslosenquote im Deutschlandvergleich
1.
23,8 %
Kreis Demmin
126.
12,4 %
Kreisfreie Stadt Köln
168.
10,5 %
Kreis Düren
173.
10,4 %
Rhein-Erft-Kreis
249.
7,9 %
Kreis Neuss
274.
7,5 %
Kreis Euskirchen
274.
7,5 %
Rhein-Sieg-Kreis
439.
2,5 %
Kreis Eichstätt
Durchschnitt Nordrhein-Westfalen: 10,6 %
Durchschnitt Deutschland:
9,8 %
Quelle: www.meinestadt.de
Auch der Rheinisch-Bergische Kreis und der Oberbergische Kreis liegen mit
Arbeitslosenquoten von 9,1 % bzw. 8,6 % unter dem Rhein-Erft-Kreis. 20
Die höchste Arbeitslosenquote im Rhein-Erft-Kreis hat Bergheim mit 14,8 %
(Stand 12/2004). Danach folgen die Kommunen Bedburg, Elsdorf, Kerpen und
Wesseling mit einer Arbeitslosenquote zwischen 12 % und 13 %. Die deutlich
niedrigste Arbeitslosenquote hatte die Stadt Pulheim im Jahr 2004 mit nur 8,9
%. Auf dem zweiten Platz dieser Statistik steht die Stadt Erftstadt mit 10,5 %
gefolgt von Hürth und Frechen mit 11 % bzw. 11,6 %.
Bei der Veränderung der Arbeitslosenquoten zwischen Dezember 2001 und
Dezember 2004 haben die Kommunen Bergheim, Wesseling und Hürth mit
jeweils
ca.
32
%
die
höchsten
Veränderungsraten.
Die
niedrigste
Veränderungsrate hat die Stadt Pulheim mit 15,92 %. Ebenfalls gut in dieser
Statistik
stehen
Städte
Bedburg,
Erftstadt
und
Kerpen,
die
eine
Veränderungsrate von rund 20 % aufweisen.
20
Quelle: IHK Köln: Arbeitsmarkt.pdf
80
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Abb. 42 - Quelle: Jahresbericht WfG Kerpen 2004
Die meisten Arbeitslosen im Kreis haben die Kommunen Bergheim und Kerpen,
die auch die bevölkerungsstärksten sind. Die Zuwächse der Arbeitslosen von
2003 bis 2005 halten sich bei den meisten Kommunen zwischen 500 und 900.
Auffällig ist hier die Stadt Bergheim, wo die Arbeitslosenzahl in den letzten 3
Jahren um ca. 1.400 Erwerbslose gestiegen ist. Leicht nach unten weicht die
Gemeinde Elsdorf ab, die allerdings auch als kleinste Kommune des Kreises
die wenigsten Beschäftigten hat. Die Zahl der Erwerbslosen stieg hier nur um
ca. 300. Die Stadt Pulheim hatte von 2003 auf 2004 einen geringen Rückgang
der absoluten Arbeitslosenzahlen. Von 2004 auf 2005 stieg die Zahl dann
allerdings deutlich an um ca. 600 Erwerbslose. 21
7.2.2 Entwicklung Sozialversicherungspflichtige Beschäftigtung
Der Stand der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort RheinErft-Kreis bewegte sich zwischen 1995 und 2005 immer im Bereich von
110.000 bis 120.000. Bis zum Jahr 2002 stieg diese Zahl kontinuierlich an und
ab 2003 sank sie kontinuierlich, so dass diese Zahl im Jahr 2005 bei 111.488
lag. Den Höchstwert
der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am
Arbeitsort im Untersuchungszeitraum gab es im Jahr 2002 mit 118.017.
Die folgende Abbildung zeigt die Entwicklung der sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten im Rhein-Erft-Kreis von 1987 bis 2004 nach dem Indexverfahren.
21
Quelle: IHK Köln Gemeindeprofile
81
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Abb. 43 - Quelle: IHK Köln
Auffällig beim Rhein-Erft-Kreis ist auch die hohe Beschäftigtenzahl nach dem so
genannten
Wohnortprinzip.
Sozialversicherungspflichtige
Das
im
heißt,
Rhein-Erft-Kreis
Sozialversicherungspflichtige am Wohnort
es
wohnen
als
dort
mehr
arbeiten.
Rhein-Erft-Kreis gab es im Jahr
2002 151.373. Laut der Regionomica Studie lag der Kreis bereits im Jahr 2000
mit 150.204 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten am Wohnort auf Platz
9 des bundesweiten Vergleichs.
Wenn man sich genauer mit der Zahl der sozialversicherungspflichtigen
Beschäftigten im Rhein-Erft-Kreis auseinandersetzt, fällt auf, dass der RheinErft-Kreis ein negatives Pendlersaldo hat. Dies bedeutet, dass mehr
Beschäftigte zum Arbeiten aus dem Rhein-Erft-Kreis herausfahren als zum
Arbeiten hereinkommen.
82
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Pendlersaldo des Rhein-Erft-Kreises von 1997 - 2002
-32000
1997 1998 1999 2000 2001 2002
-32500
-33000
-33500
Pendlersaldo
-34000
-34500
-35000
Abb. 44 - Quelle: IHK Köln, eigene Darstellung
Die oben dargestellte Abbildung zeigt, dass von 1997 bis 2002 immer zwischen
33.000 und 35.000 Menschen weniger zum Arbeiten in den Rhein-Erft-Kreis
kommen als dort wohnen und außerhalb Arbeit gefunden haben.
Bei der Zahl der Auspendler hat besonders die Stadt Köln eine tragende Rolle.
Ein Großteil der Auspendler aus dem Rhein-Erft-Kreis arbeitet dort. Im Jahr
2001 lag der Anteil der Auspendler in die Stadt Köln bei 53.939. Auf der
anderen Seite lag die Zahl der Einpendler aus der Stadt Köln in den Rhein-ErftKreis bei 15.281. Demnach besteht die wichtigste Pendlerbeziehung mit der
Stadt Köln. Allerdings kommen auch viele Einpendler aus den Kreisen Düren,
Euskirchen und Rhein-Sieg. Im Jahr 2001 waren es zwischen 4.200 und 5.200.
Die Zahl der Auspendler in die Stadt Köln lässt einerseits vermuten, dass die
Stadt Köln ein wichtiger Arbeitsstandort ist, aber auch, dass der Rhein-ErftKreis als Wohnort attraktiv ist. Allerdings nur im Vergleich zur Stadt Köln. Im
Vergleich mit den umliegenden Landkreisen hat der Rhein-Erft-Kreis positive
Pendlersalden. Dies spricht in diesem Vergleich im Umkehrschluss auch für die
Attraktivität des Kreises als wichtiger Arbeitsort neben der Stadt Köln.
Herkunft/ Ziel
Kreis Euskirchen
Einpendler am Arbeitsort
Auspendler vom Wohnort
Rhein-Erft-Kreis
Rhein-Erft-Kreis
4709
1503
Stadt Köln
15281
53939
Stadt Bonn
1589
2727
83
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Kreis Aachen
1497
939
Kreis Düren
4231
2282
Rhein-Sieg-Kreis
5207
1991
Rheinland Pfalz
1545
578
Übrige
44456
47658
Pendler insgesamt
78515
111617
117.631
150733
66,75
74,05
Beschäftigte
Pendleranteil
an Beschäftigten in %
Quelle: Regionomica.; Standortanalyse Rhein-Erft; Daten von Mai 2002
Die obige Statistik zeigt ebenfalls, dass ein reger Austausch zwischen den
Beschäftigten der umliegenden Kreise und Städte stattfindet. In den Rhein-ErftKreis hinein pendeln täglich 78.515 Beschäftigte also ca. 67 % aller
Beschäftigten, während sogar ca. 74 % aller Beschäftigten, die im Rhein-ErftKreis wohnen, hinauspendeln. Wenn man dies mit den durchschnittlichen
Pendlerbewegungen in ganz Nordrhein-Westfalen vergleicht fällt auf, dass in
den Rhein-Erft-Kreis und aus ihm heraus überdurchschnittliche große
Pendlerströmungen herrschen.
7.2.3 Fazit
Nach eingehender Betrachtung des Rhein-Erft-Kreises kann man sagen, dass
die Beschäftigungsstruktur im Vergleich in Ordnung ist. Die Zahl der
sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten ist überdurchschnittlich hoch.
Dabei fällt besonders die Zahl der Beschäftigten nach dem Wohnortprinzip auf.
Dies deutet eine vergleichsweise Attraktivität des Rhein-Erft-Kreises als
Wohnort an.
Die Zahl der Beschäftigten blieb im Zehnjahresdurchschnitt in etwa konstant.
Dabei gab es kurz nach der Jahrtausendwende einen Zuwachs an
Beschäftigten, der ab 2003 wieder zurückging.
Im Rhein-Erft-Kreis gibt es überdurchschnittlich hohe Pendlerbeziehungen mit
den umliegenden Städten und Gemeinden. Eine besondere Stellung nimmt
dabei die Stadt Köln ein. Nach Köln pendeln mehr Menschen aus dem Kreis
hinein als hinaus, während die Pendlerbeziehung zu den umliegenden
84
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Ladkreisen umgekehrt ist. Dies könnte bedeuten, dass der Rhein-Erft-Kreis als
Arbeitsort sowie auch als Wohnort attraktiv ist.
Bei der Arbeitslosenquote liegt der Rhein-Erft-Kreis mit 10,4 % knapp unter
dem NRW-Durchschnitt und knapp über dem Bundesdurchschnitt. Allerdings
hat er eine höhere Arbeitslosenquote als die umliegenden Landkreise.
7.3 Wirtschaftsstruktur und Profil des Rhein-Erft-Kreises
7.3.1 Gewerbestruktur
Der Rhein-Erft-Kreis gehörte über Jahrzehnte zum Energiezentrum Europas.
Hier lagerten die größten Braunkohlevorkommen Europas. Nachdem die
Tagebaue im Süden des Kreises schon seit längerem ausgekohlt sind und auch
die Tagebaue Fortuna-Garsdorf und Bergheim seit kurzem wieder rekultiviert
werden, gibt es im Kreisgebiet nur noch den Tagebau Hambach II, der die
Gemeinde Elsdorf und die Stadt Kerpen berührt. Die beiden anderen großen
Tagebaue
der Region,
Garzweiler
und Inden,
liegen
außerhalb
des
Kreisgebietes. Allerdings bleibt die Braunkohlegewinnung, und vor allem die
Braunkohlestromgewinnung, weiterhin ein wichtiger Wirtschaftszweig im RheinErft-Kreis. Neben der Verarbeitung einer der Hauptarbeitgeber im Kreis die
RWE Power AG leben auch zahlreiche Zulieferer und Zuarbeiterbetriebe von
der Braunkohle.
Der Rhein-Erft-Kreis ist auch insgesamt ein sehr von traditionellen Industrien
geprägter Raum. So gibt es im Süden des Kreises auch noch große
Vorkommen der chemischen und petrochemischen Industrie. Dies schlägt sich
auch in den Wirtschaftsstrukturdaten und der Stärke des produzierenden
Gewerbes nieder. Im Juni 2006 lag der Anteil der sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten, die im produzierenden Gewerbe tätig waren bei 32,6 %.
Demnach ist der Anteil der Beschäftigten im produzierenden Gewerbe im
Rhein-Erft-Kreis seit 2001 um 3,2 % gesunken. Damit bleibt der Anteil im
Bereich des Landesdurchschnitts von Nordrhein-Westfalen und insgesamt ist
im Rhein-Erft-Kreis immer noch knapp ein Drittel der Beschäftigten im
produzierenden Gewerbe tätig.
85
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Der primäre Sektor ist wie überall nur noch sporadisch mit 1 % der
Beschäftigten vertreten. Der größte Anteil der sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten im Rhein-Erft-Kreis ist im tertiären Sektor mit 66,4 % tätig. Das
sind in Zahlen ungefähr 74.000 Erwerbstätige.
Insgesamt gab es laut der IHK Köln im März 2006 rund 26670 Unternehmen im
Rhein-Erft-Kreis. Davon sind die meisten Betriebe im Bereich der allgemeinen
Dienstleistungen (10.878) und des Einzelhandels (5.253) angesiedelt. Im
Bereich des verarbeitenden Gewerbes gibt es hingegen nur 897 Betriebe,
allerdings stellt diese Branche mit über 22.000 Beschäftigten ca. 20 % der
Gesamtbeschäftigten.
Danach
folgen
erst
allgemeine
Dienstleistungsunternehmen und der Einzelhandel.
Dies lässt erkennen, dass im verarbeitenden Gewerbe hauptsächlich Mittel- und
Großbetriebe angesiedelt sind, da in einer relativ geringen Zahl der
Unternehmen ca. ein fünftel der Beschäftigten arbeiten, während im
Einzelhandel
oder
in
allgemeinen
Dienstleistungssektor
eher
kleinere
Unternehmen vorherrschen. Dies erkennt man daran, dass es eine relativ große
Anzahl an Unternehmen gibt, jedoch ist die Beschäftigtenquote in diesen
Bereichen niedriger als im verarbeitenden Gewerbe.
7.3.2 Bruttowertschöpfung
Die Bruttowertschöpfung im Rhein-Erft-Kreis stieg von 1996 bis 1998 um ca.
500 Millionen € von 9,558 Mrd. € auf 10,049 Mrd. €. Damit war die Steigerung
der Bruttowertschöpfung über dem Landes- und Bundesdurchschnitt. Im Jahr
1999 fiel die Bruttowertschöpfung allerdings mehr als sie zuvor gestiegen war.
Nach diesem konjunkturellen „Einbruch“ wurde in den folgenden Jahren die
positive Entwicklung der letzten Jahre fortgesetzt. Im Jahr 2003 lag die
Bruttowerschöpfung im Rhein-Erft-Kreis wieder bei 10,016 Mrd. €. Dabei ist es
auch interessant, die Bruttowertschöpfung nach Wirtschaftsbereichen zu
betrachten.
Der
Anteil
des
produzierenden
Gewerbes
an
der
Bruttowertschöpfung lag im Jahr 2000 prozentual unter dem Anteil der
Beschäftigten. Das heißt, dass viele Beschäftigte weniger Bruttowertschöpfung
erwirtschafteten. Im Bundesdurchschnitt hingegen waren beide Zahlen in
diesem Zeitraum in etwa identisch. Genau andersherum zeigte sich das
86
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Verhältnis im Dienstleistungssektor. Dort war der Anteil der Beschäftigten
niedriger als der Anteil an der Bruttowertschöpfung. Dass wiederum heißt, dass
wenige Beschäftigte viel erwirtschaften. Auch in diesem Fall waren die Zahlen
für den Bundesdurchschnitt in etwa identisch. 22
7.3.3 Kaufkraftniveau
Wie schon erwähnt, ist der Handel im Rhein-Erft-Kreis ein bedeutender
Wirtschaftszweig.
Im
Jahr
2005
wurden
im
Rhein-Erft-Kreis
5.247
Einzelhandelsunternehmen gezählt. 2002 waren es erst 4.656. Diese
erwirtschafteten in 2005 einen Umsatz von 8.581,4 Mio. €. Das sind 18.582 €
Kaufkraft je Einwohner. In Relation zu anderen Vergleichsgebieten wird die
Kaufkraft der Bevölkerung in Kaufkraftkennziffern nach dem Indexverfahren
gemessen. Hierbei ist der Index 100 der Bundesdurchschnitt. Der Durchschnitt
für Nordrhein-Westfalen liegt bei 103,7. Im Einzugsgebiet der IHK Köln liegt der
Rhein-Erft-Kreis mit 108,8 hinter den Städten Köln und Leverkusen und hinter
dem Rheinisch-Bergischen-Kreis, der mit 121,1 die höchste Kaufkraft aufweist,
aber noch vor dem Oberbergischen Kreis. Außerdem ist zu erkennen, dass die
Kaufkraft
des
Rhein-Erft-Kreises
über
dem
Bundes-
und
über
dem
Landesdurchschnitt liegt.
Im Rhein-Erft-Kreis hat die Stadt Pulheim mit Abstand die höchste Kaufkraft mit
126,1. Das bedeutet, dass jeder Einwohner Pulheims über 21.691 € Kaufkraft
pro Jahr verfügt. Danach folgt erst mit größerem Abstand die Stadt Erftstadt mit
113,8 und einer Kaufkraft pro Jahr und pro Einwohner von 19.444 €. An letzter
Stelle stehen die Gemeinde Elsdorf mit 100,4 und die Stadt Bedburg mit 97,3.
Damit hat jeder Bürger der Stadt Bedburg im Durchschnitt 5.000 € weniger an
Kaufkraft pro Jahr als ein Bürger der Stadt Pulheim. Außerdem ist Bedburg die
einzige Kommune des Rhein-Erft-Kreises, die unter dem Bundesdurchschnitt
liegt. 23
22
23
Quelle: IHK Köln Bruttowertschöpfung.pdf
Quelle IHK Köln; Tab_Kaufkraftkennziffern1.pdf
87
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
7.3.4 Profil der einzelnen Kommunen
Nun kommen wir zu den einzelnen Kommunen als Wirtschafsstandorte.
Aufgrund der großen interkommunalen Unterschiede ist es sinnvoll, diese
getrennt zu betrachten.
Stadt Bedburg: In Bedburg befindet sich der Industrie- und Gewerbepark
Mühlenerft mit 27 Unternehmen auf einer Fläche von 50,2 ha, das
Gewerbegebiet Silverberg mit 3,2 ha und das Gewerbegebiet Otto-Hahn-Straße
mit 0,73 ha. Die Stadt Bedburg verfügt über einen ausgewogenen Gewerbemix.
Die
Unternehmen
sind
Kunststoffverarbeitung,
zum
Beispiel
Dienstleistung
und
aus
den
Bereichen
Logistik.
Der
Metall-,
Gewerbepark
Mühlenerft wird von der Stadt Bedburg und der RWE Power AG vermarktet.
Allerdings herrschte hier, trotz der günstigen Lage direkt an der A61 und ca. 10
Minuten von der A46 entfernt, in den letzten Jahren weitestgehend Stillstand.
Es konnten kaum neue Unternehmen angezogen werden.
Gemeinde Elsdorf: In Elsdorf befindet sich das Gewerbegebiet Oststraße mit
einer Fläche von 80.000 qm und 15 ansässigen Betrieben. Hier existiert ein
Gewerbemix aus produzierenden Firmen, Handel und Dienstleistung. Ein
weiterer wichtiger Arbeitgeber, der aber nicht im Gewerbegebiet ansässig ist, ist
die Zuckerfabrik Pfeifer & Langen. Diese war über Jahrzehnte der
Hauptarbeitgeber der Gemeinde. Durch die geplante Verlagerung der
Hauptproduktion ab 2007 werden allerdings hier wichtige Arbeitsplätze verloren
gehen.
Die
zweitwichtigsten
Arbeitgeber
in
der
Gemeinde
sind
die
Matratzenfabrik Bettina und die Bäckerei Schneider.
Die Gemeinde Elsdorf ist in der schwierigen Lage. Durch das Abraumgebiet des
Tagebaues Hambach II wird die Gemeindefläche sehr stark verkleinert. So
bleiben kaum Flächen für neue Gewerbeansiedlungen. Eine Erweiterung des
Gewerbegebietes „Oststr.“ ist für die Projektgruppe aber vorstellbar.
Stadt Bergheim: Die Stadt Bergheim ist und wird auch für längere Zeit in der
Zukunft noch von der Braunkohle geprägt sein. Das RWE Kraftwerk in
Niederaußem wurde im Jahr 2002 mit neuer verbesserter Anlagentechnik
88
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
erweitert.
Dies
war
2002
die
größte
Einzelinvestition
mit
einem
Investitionsvolumen von 1,2 Milliarden €. Die Martinswerk GmbH hat sich auf
die Herstellung chemischer Produkte auf Basis von Aluminiumhydroxid und
Magnesiumhydroxid spezialisiert. Produkte sind unter anderem Kunststoff,
Papier und Zahnpasta. Das Unternehmen umfasst heute 540 Mitarbeiter und
gehört zu den wichtigsten Arbeitgebern der Stadt.
Des Weiteren verfügt die Stadt Bergheim noch über zwei Gewerbegebiete. Das
Gewerbegebiet Bergheim liegt zwischen B55 und A61 und hat eine
Gesamtfläche von 68,81 ha, von denen 33 ha genutzt werden. Auch dieses
Gewerbegebiet füllte sich schnell, seit einigen Jahren ist aber weitgehende
Stagnation zu verzeichnen. Es sind insgesamt ca. 75 Betriebe angesiedelt, die
ca. 1200 Mitarbeiter beschäftigen. Es existiert ein Branchenmix aus Handel,
Handwerk und Dienstleistung. Das Gewerbegebiet Niederaußem liegt in
unmittelbarer Nähe des Braunkohlekraftwerks. Es hat eine Gesamtgröße von
33,5 ha, von denen 7,5 ha derzeit genutzt werden. Dort sind 35 Kleinbetriebe
ansässig mit insgesamt ca. 140 Mitarbeitern. Der Branchenmix besteht aus
Handel und Handwerk. Der Standort erscheint besonders geeignet für Zulieferund Zuarbeiterbetriebe des Kraftwerks.
Stadt Pulheim: Die Stadt Pulheim verfügt über zwei Gewerbegebiete. Das
Gewerbegebiet Pulheim verfügt über eine Gesamtfläche von 127,25 ha, von
denen noch 80,3 ha frei verfügbar sind. Das Gewerbegebiet Brauweiler verfügt
über eine Fläche von 85,43 ha, von denen lediglich noch ca. 4 ha frei sind.
In
Pulheim
sind
Energiegewinnung,
Betriebe
Elektro-,
aus
folgenden
Baugewerbe,
Bereichen
ansässig:
Kosmetikherstellung,
Telekommunikation und Medien. Pulheim zeichnet sich durch die Vielfalt der
Branchen und vor allem durch eines der höchsten Kaufkraftniveaus in der
Region aus. Die Ansiedlungen von Wirtschaftsunternehmen kamen in der
Vergangenheit weitestgehend von selbst durch die günstige Lage der Stadt
Pulheim im unmittelbaren Speckgürtel von Köln. Durch relativ niedrige
Steuerhebesätze wurden Unternehmen aus Köln in den Speckgürtel angelockt.
Das führt dazu, dass Pulheim, obwohl nur sehr begrenztes Standortmarketing
betrieben wird, die höchsten Gewerbesteuereinnahmen im Kreis hat.
89
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Stadt Kerpen: Kerpen verfügt mit 4 über die höchste Anzahl an Gewerbe- und
Industriegebieten im Rhein-Erft-Kreis. Das Industriegebiet Geilrather Feld
verfügt über eine Gesamtnutzungsfläche von 17,82 ha, von denen noch 7,8 ha
verfügbar sind. Das Gewerbegebiet Dickenbuschfeld-West verfügt über eine
Fläche von 17 ha. Davon sind noch 6,52 frei verfügbar. Dazu das
Gewerbegebiet Hahner Äcker mit insgesamt rund 62 ha Gesamtgröße und
einer
noch
verfügbaren
Fläche
von
ungefähr
10
ha.
Das
größte
zusammenhängende Gebiet ist das Gewerbe- und Industriegebiet Türnich 3 mit
ca. 88 ha. Unbenutzt sind davon noch ca. 15 ha.
Die Stadt Kerpen hat ihre Branchenschwerpunkte im Bereich Logistik, Kfz und
Handel und
zeichnet
sich durch eine besonders gute überregionale
Verkehranbindung an einem der wichtigsten deutschen Verkehrsknotenpunkte
aus. Dies veranlasste zahlreiche, zum Teil auch überregional bedeutende
Unternehmen aus den verschiedensten Branchen, sich in Kerpen anzusiedeln
(zum Beispiel Visteon Deutschland, Computacenter oder Beers Deutschland).
Durch die Imagewirkung als Geburtsort der Gebrüder Schumacher ist Kerpen
als einzige Kommune des Rhein-Erft-Kreises auch international bekannt.
Außerdem gibt es in Kerpen mit dem Schumacher Sportmuseum und der
Michael
Schumacher
Kartbahn
noch
zwei
Einrichtungen,
die
diese
überregionale Ausstrahlung tragen.
Die Stadt Kerpen zeichnet sich zudem durch gute Vermarktung der Flächen
aus. Diese füllen sich zunehmend und schaffen immer mehr Arbeitsplätze.
Stadt Frechen: Die Stadt Frechen war lange Zeit sehr vom sekundären Sektor
besonders von Braunkohle, Quarzsand und Tonindustrie geprägt. Seit einigen
Jahren hat Frechen nun den Wandel zu einer Gewerbestadt mit den
Schwerpunkten Logistik und Handel geschafft. Es gibt Untermnehmen aus den
verschiedensten Branchen in Frechen zum Beispiel Automobil-, Pharma-,
Logistik-, High-Tech-, EDV- und Medienbranche. Darüber hinaus befindet sich
der Hauptsitz von Lekkerland-Tobaccoland in Frechen. Dieses Unternehmen
vertreibt Convenience-Produkte und gehört zu den größten Unternehmen
Nordrhein-Westfalens.
90
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Frechen hat nur ein einziges Gewerbegebiet. Den Europapark mit einer
Gesamtfläche von 28,3 ha. Das Gewerbegebiet besticht durch seine exzellente
Lage am direkten Stadtrand von Köln und der direkten Anbindung an das
Autobahnkreuz Köln-West und damit an die A1 und A4 sowie kurze Wege zum
Güterbahnhof Eifeltor und zum Flughafen Köln/Bonn.
Durch die exzellente Lage ergeben sich auch keine Probleme bei der
Vermarktung der Flächen im Europapark. Die Flächen sind nahezu vollständig
vergeben und durch eine Fremdfirma vermarktet.
Allerdings ergeben sind durch die Ansiedlung von Einzelhandelsbetrieben im
Gewerbepark zunehmende Probleme für die Frechener Innenstadt. Der
Gewerbepark wird für Einzelhändler immer attraktiver und diese ziehen aus der
Innenstadt ab. Darunter leidet die Attraktivität der Innenstadt als Einkaufsgebiet.
Stadt Hürth: Früher stark von Braunkohleabbau geprägt, ist Hürth heute ein
bedeutender Standort für chemische Großindustrie. Im Chemiepark Knapsack
arbeiten internationale Unternehmen auf 160 ha Fläche und sind mit rund 3.000
Beschäftigten der größte Arbeitgeber der Stadt. Bis 1998 war hier auch ein
großes Werk der Hoechst AG vertreten, deren Produktion wurde jedoch nach
1998 in zehn eigenständige kleinere Unternehmen ausgelagert.
Durch eine Clusterbildung im Bereich der chemischen Industrie im Kölner Raum
stehen die Chancen für den Chemiepark Knapsack, auch in Zukunft zu
bestehen, sehr gut. In 2007 soll im Chemiepark Knapsack ein Dampfkraftwerk
entstehen, dass mit 4 -5 Mio. Kilowattstunden Strom pro Jahr schon bald den
Chemiepark versorgen wird.
Ein zweites Standbein hat sich die Stadt Hürth seit dem Jahr 1991 mit den TVStudios in Hürth-Kalscheuren aufgebaut. Mittlerweile ist es der größte
Fernsehproduktionsstandort in Nordrhein-Westfalen. Dort sind etwa 60
Medienunternehmen ansässig, die über 3000 Menschen beschäftigen. In den
über 30 TV-Studios werden jährlich ca. 3500 Sendungen für das private und
öffentlich-rechtliche Fernsehen produziert. Die bekanntesten sind „Wer wird
Millionär?“ und „Big Brother“.
Bedeutend für den Einzelhandel in Hürth ist der in den 70er Jahren gegründete
Hürth-Park. Auf 7,6 ha gibt es 150 Fachgeschäfte, Banken, Apotheken etc.
91
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Täglich lockt das Einkaufszentrum ca. 30.000 Besucher durch die Passagen.
Zusätzlich wurde im Hürth-Park 1990 das größte Kino im Rhein-Erft-Kreis
eröffnet.
Durch seine optimale Lage im Verkehrsnetz profiliert sich Hürth auch als
Logistikstandort. Bedeutende Standortfaktoren sind etwa der ContainerBahnhof Eifeltor auf dem Stadtgebiet, direkte Anbindungen an die A1, A4 und
A61und die relative Nähe zum Rheinhafen Godorf.
Stadt
Brühl:
Das
Stadtleitbild
sieht
Brühl
eher
als
Familien-
und
Freizeitstandort denn als Wirtschaftsstandort. Mit zahlreichen touristischen
Angeboten wie den Schlössern, Teilen des Naherholungsgebietes Naturpark
Rheinland oder dem Erlebnispark Phantasialand wird dies unterstrichen.
Bedeutende industrielle Unternehmen in Brühl sind das Eisenwerk und das
Renault-Nissan Werk, die der Kommunalpolitik der Freizeitstadt eher kritisch
gegenüber stehen.
Auf dem Gelände der ehemaligen Gieslerbrauerei wurde im Jahr 2006 ein
neues Einkaufszentrum eröffnet, welches so den Einzelhandel in der Innenstadt
binden soll und die Attraktivität dieser steigern soll. In der „Giesler-Galerie“
wurden
ca.
350
Arbeitsplätze
geschaffen
und
zahlreiche
bekannte
Einzelhandelsfirmen siedelten sich dort an.
Stadt Erftstadt: Erftstadt verfügt über zwei Gewerbegebiete in Lechenich und
Gymnich mit einer Fläche von 6,5 ha und 8,5 ha. Der Wirtschaftspark Erftstadt
am Rand von Lechenich liegt sehr günstig im Verkehrsnetz. Über die B265 ist
innerhalb von wenigen Minuten die Autobahnanschlussstelle Erftstadt zu
erreichen. Von dort kann man der A1 oder der A61 folgen. Allerdings gibt es
Schwierigkeiten bei der Belegung der Flächen. Ein Grund dafür könnte die zu
enge Auslegung des Konzeptes sein.
Des Weiteren ist Erftstadt von kleinen und mittelständischen Unternehmen
geprägt. Es existiert ein breit gefächerter Branchenmix
mit einem leichten
Schwerpunkt im Bereich der Dienstleitungen. Potenziale werden in Erftstadt vor
allem
in
den
Bereichen
Aus-
und
Weiterbildung,
Gastgewerbe
und
Technologiegewerbe gesehen.
92
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Stadt Wesseling: In Wesseling gibt es das Gewerbegebiet Rheinbogen, das
von der Firma Shell und der Stadt Wesseling zusammen vermarktet wird. Es
hat
eine
Gesamtfläche
von
16,2
ha
und
soll
zukunftsorientierten
mittelständischen Unternehmen Platz bieten.
Wesseling ist schon seit längerem ein gefestigter Standort für Unternehmen der
chemischen und petrochemischen Industrie. Von 7.851 Arbeitplätze entfallen
alleine über 6.000 auf den Bereich des produzierenden Gewerbes. Bedeutende
Arbeitgeber sind die Firmen Shell, Basell, Degussa und das Köln-WesselingerEisenwerk.
Wesseling
hat
durch
die
vorhandenen
Unternehmen
enorme
Gewerbesteuereinnahmen. Weiteres besonderes Standortmarketing ist durch
Wesselings Status als gefestigter Standort und auch durch die gute Anbindung
an das Verkehrsnetz und speziell den Rheinhafen Godorf am Rande des
Stadtgebiets nicht erforderlich. 24
7.3.5 Fazit
Nach Analyse des Standortprofils des Rhein-Erft-Kreises gelangt man zu dem
Schluss, dass die Stärken des Rhein-Erft-Kreises in der Ausgewogenheit und
der Vielfalt der Wirtschaft liegt. Es gibt kein einheitliches Profil in den einzelnen
Kommunen. Jede Kommune hat Ihre eigenen Stärken und Schwächen.
Auffällig ist, dass Kommunen, die direkt an der Kölner Stadtgrenze liegen,
weniger Probleme mit der Vermarktung von Flächen haben, da sie im so
genannten Speckgürtel der Großstadt liegen. Firmen, die dort hinziehen, wollen
den Standort Köln aufgrund der hohen Preise meiden, aber die direkte
Verbindung zu ihm nicht aufgeben. Von ihrer Lage profitieren vor allem die
Kommunen Pulheim, Frechen und Hürth. Hürth etabliert sich allerdings
mittlerweile auch als Chemie- und Medienstandort und setzt dort Schwerpunkte.
Pulheim hat keine besonderen Schwerpunkte sondern setzt eher auf einen
ausgewogenen Gewerbemix. Brühl möchte nach eigenem Konzept eher eine
Familien- und Freizeitstadt sein und legt daher wenig Wert auf die Ansiedlung
neuer
24
Industrien.
Allerdings
versucht
man
Einzelhandelsunternehmen
Quellen für die Größe, Lage und Belegung der Gewerbegebiete waren die Internetauftritte der einzelnen Kommunen.
93
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
anzuziehen wie etwa mit der Giesler-Galerie, um die Attraktivität der Innenstadt
zu wahren. Wesseling ist seit geraumer Zeit ein gefestigter Standort für Chemie
und Öl. Kerpen und Frechen profitieren von ihrer extrem günstigen Lage an den
Kreuzungen
zweier
bedeutender
Fernverkehrsstraßen
und
setzen
wirtschaftliche Schwerpunkte, vor allem in den Bereichen Logistik und Handel.
Elsdorf, Bedburg, Bergheim und Erftstadt sind mittelständisch geprägte
Kommunen. Besonders die Kommunen im Norden des Rhein-Erft-Kreises sind
noch stark von der Braunkohle geprägt. Bergheim durch das RWE Power
Kraftwerk in Niederaußem. Elsdorf durch den Tagebau Hambach auf dem
Gemeindegebiet und Bedburg durch den angrenzenden Tagebau Garzweiler
und durch das große Arbeitsplatzangebot, was von der Braunkohle in der
direkten Umgebung von Bedburg ausgeht. Zum Beispiel in der Nachbarstadt
Grevenbroich.
Somit ist der Rhein-Erft-Kreis ein sehr abwechslungsreicher Standort. Hier sind
traditionelle Industrien wie Energie noch stark vertreten und haben auch noch
einige Jahre Potential für die Zukunft.
Hinzu kommt der Chemiestandort Rhein-Erft-Kreis in der Clusterregion Köln.
Der Ballungsraum Köln ist einer der führenden Chemiestandorte Europas mit
rund 70.000 Beschäftigten und knapp 30 % der deutschen chemischen
Industrie. Hier ist also auch die hervorragende Lage entscheidend für einen
Schwerpunkt.
Des Weiteren
ist
der
Rhein-Erft-Kreis
ein
bedeutender
Standort
für
Logistikunternehmen. Die Anbindung an drei bedeutende nationale und
internationale Fernverkehrswege, sowie die direkte Nähe zum Ballungsraum
Köln/Bonn und dem Ruhrgebiet machen den Rhein-Erft-Kreis attraktiv.
Außerdem ist die Verbindung nach Europa sehr gut. Innerhalb kurzer Zeit ist
man in den Benelux Staaten, in England oder Frankreich. Abseits der Straßen
hat man den Frachtflughafen Köln/Bonn in direkter Umgebung, die Kölner
Rheinhäfen und das Güterverkehrszentrum Eifeltor auf dem Kreisgebiet.
Inzwischen haben sich schon über 400 Logistikunternehmen für den Rhein-ErftKreis entschieden und die Tendenz ist steigend.
Zukunftsträchtige Bereiche sind im Rhein-Erft-Kreis vor allem die Medien- und
die IT-Branche – beispielsweise die Ansiedlung der Medienbranche in der Stadt
94
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Hürth mit den TV Studios in Kalscheuren. Daraus könnten in Zukunft weitere
Synergien erzeugt werden um den Rhein-Erft-Kreis als Medienstandort zu
etablieren. In der IT-Branche gibt es viele innovative mittelständische
Unternehmen. Mit Hilfe des Rhein-Erft-IT Netzwerks sollen auch hier Synergien
erzeugt werden.
Alles in allem liegen die Stärken und vielleicht auch die Schwächen des RheinErft-Kreises in seiner Ausgewogenheit. Es gibt einige Schwerpunkte im Bereich
Chemie und Logistik, aber ansonsten ist der Kreis eher von mittelständischer
Wirtschaft geprägt. Vorzüge sind vor allem die günstige Lage im Raum und die
hervorragende Verkehrsanbindung.
8 Vergleich der wirtschaftlichen Entwicklung in den
Zukunftsregionen
8.1 Region: Rhein-Erft-Kreis
8.1.1 Standortfaktoren – Infrastruktur
Der Rhein-Erft-Kreis liegt verkehrsgünstig in der Metropolregion Rhein-Ruhr –
Region Köln/Bonn. Durch die Autobahnen A1 und A61 ist der Kreis an die
nördlichen und südlichen Regionen Deutschlands und Europas angeschlossen.
Darüber hinaus durchquert die Autobahn A4 den Kreis – eine wichtige
Verkehrsverbindung in West-Ost-Richtung sowie die A555 als wichtige
Autobahnverbindung zwischen den Großstädten Köln und Bonn.
Durch die gute infrastrukturelle Anbindung des Kreises, S-Bahn und
Allgemeiner Schienenverkehr – nur die Gemeinde Elsdorf ist nicht an den
Schienenverkehr angeschlossen – besteht überregionaler Anschluss an den
Fernverkehr der Deutschen Bahn über den Kölner Hauptbahnhof, den
Köln/Bonner Flughafen sowie dem Güterverkehrszentrum Eifeltor.
Die kreisangehörigen Gemeinden und Städte bieten zusammen mit dem Kreis
eine weitreichende Bildungslandschaft, vielmehr sind in den letzten Jahren
bedeutende Wohnsiedlungen (Bedburg-Kaster, Frechen-Grube Carl, KerpenSindorf) geschaffen worden, die besonders junge Familien anzieht.
Im Kreisgebiet befinden sich wichtige Industriezentren, wie in Hürth-Knapsack –
Containerterminal und Chemiepark – und in Wesseling – Rheinhafen
95
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Wesseling-Godorf. In der Vergangenheit war der Rhein-Erft-Kreis Mittelpunkt
der Energiegewinnung (Kohleabbau) und Energieerzeugung in Deutschland.
Durch das Auskohlen der Tagebaue hat sich der strukturelle Wandel in der
Wirtschaft
des
Kreises
ebenfalls
durchgesetzt.
So
gibt
es
heute
hochtechnologische Betriebe im Kreis, die sich in neuen und großen
Gewerbegebieten
ansiedelten.
Hier
sind
besonders
die
erfolgreichen
Gewerbegebiete in Frechen (Europaallee) und in Bergheim (Gewerbepark) zu
erwähnen. Größter Arbeitgeber ist die RWE Power AG, die im gesamten
Kreisgebiet entweder Braunkohle fördert (Tagebau Hambach), Kraftwerke
(Bergheim-Niederaußem) betreibt oder Forschungszentren (Frechen) unterhält.
Darüber hinaus gibt es noch weitere bedeutende Großansiedlungen im Kreis,
darunter
finden
sich
folgende
Arbeitgeber:
Martinswerk
in
Bergheim,
Logistikunternehmen in Frechen, Visteon Europazentrale in Kerpen, NATOMilitärflugplatz in Nörvenich, Degussa, Bassell und Shell in Wesseling,
Zuckerfabrik Pfeifer & Langen in Elsdorf und die Medienindustrie in Hürth.
Großes Standbein des Kreises bildet allerdings die Beschäftigung durch die
mittelständische Wirtschaft.
8.1.2 Bruttoinlandsprodukt, Bruttowertschöpfung –
Wirtschaftsstruktur
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Rhein-Erft-Kreises hatte 1991 eine Höhe
von 7,688 Mrd. Euro. Im Jahr 2003 betrug es 10,772 Mrd. Euro. Dies bedeutet
eine Zunahme des BIP in 12 Jahren um 40,1 % oder eine durchschnittliche
Zunahme pro Jahr von 2,9 %. Das BIP je Erwerbstätiger stieg im gleichen
Zeitraum von 51.625 Euro im Jahr 1991 auf 63.882 Euro im Jahr 2003. Dies
bedeutet eine Zunahme von 23,7 % oder durchschnittlich 1,8 % pro Jahr.
Die Bruttowertschöpfung des Kreises lag 1991 bei 7,238 Mrd. Euro. Im Jahr
2003 betrug die Bruttowertschöpfung 10,016 Mrd. Euro. Der Anteil des
primären Sektors an der Erwirtschaftung der Bruttowertschöpfung betrug 1991
0,8 % und 2003 0,7 %. Der sekundäre Sektor war 1991 mit 36,9 % und 2003
mit 31,3 % an der Wertschöpfung beteiligt. Größter Wachstumssektor ist
allerdings der tertiäre Sektor mit einem Anteil 1991 von 62,3 % und 2003 von
68,0 %.
96
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
8.1.3 Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung
Im
Ausgangsjahr
1995
hatte
der
Rhein-Erft-Kreis
110.864
sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisses vorzuweisen. 2005
lag die Anzahl bei 111.488. Dies bedeutet eine Steigerung in 10 Jahren von 0,6
%. Dabei stieg die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung bis ins Jahr
2002 auf 118.017 und fällt seit diesem Jahr kontinuierlich. Dagegen ist die
Entwicklung der Erwerbstätigen besser verlaufen. Im Jahr 1991 hatte der
Rhein-Erft-Kreis durchschnittlich 148.900, im Jahr 2003 durchschnittlich
168.900 Erwerbstätige. Dies entspricht einer Steigerung von 13,2 % und ist
maßgeblich auf die Zuwanderung gut ausgebildeter Menschen zurückzuführen.
8.1.4 Entwicklung der Arbeitslosigkeit
Im Betrachtungszeitraum 1995 bis 2005 veränderte sich die Quote der
Arbeitslosigkeit entscheidend. Gab es Ende 1995 eine Arbeitslosenquote von
8,3 % so lag diese Mitte des Jahres 2005 bei 12,2 %. Feststellbar ist, dass es
mit der Reform des Arbeitsmarktes – Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe
und der Sozialhilfe zum Arbeitslosengeld II – zum 01.01.2005 einen
sprunghaften Anstieg von 8,9 % (Durchschnitt 2004) auf 11,1 % (Durchschnitt
2005) gab. Weiterhin sank die Arbeitslosigkeit im Zeitraum 1995 – 2001 von 8,3
% auf 7,3 % (Ende 2001). Durch die negative wirtschaftliche Entwicklung stieg
besonders in den Jahren 2003 und 2004 die Arbeitslosigkeit. Mit den Reformen
der Arbeitsmarktgesetze wurde dann auch die verdeckte Arbeitslosigkeit
sichtbar gemacht – dies macht die letzte Steigerung der Arbeitslosigkeit aus.
Mit der konjunkturellen Erholung im Jahr 2006 sank die Arbeitslosigkeit im
Oktober auf 10,4 %, liegt aber weiterhin für einen wirtschaftlich starken Kreis in
hohen Regionen.
8.1.5 Kaufkraft
Die Kaufkraft je Einwohner lag in der Entwicklung 1997 – 2003 und darüber
hinaus immer über den entsprechenden Werten des Landes NordrheinWestfalen – deutlicher noch über dem Wert der Bundesrepublik Deutschland.
Hatte der Rhein-Erft-Kreis 1997 eine Kaufkraft je Einwohner von 16.133 Euro
so stieg diese bis ins Jahr 2003 auf 18.112 Euro je Einwohner. Gleichzeitig
97
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
stiegen die entsprechenden Werte des Landes von 15.209 Euro auf 17.266
Euro und des Bundes von 14.636 Euro auf 16.606 Euro. Die höchste
Kaufkraftkennziffer weist die Stadt Pulheim auf (im Jahr 2003: 20.671 Euro).
Die niedrigste Kaufkraftkennziffer ist bei der Stadt Bedburg zu finden (im Jahr
2003: 16.170 Euro).
8.2 Region: Rhein-Kreis Neuss
8.2.1 Standortfaktoren – Infrastruktur
Der Rhein-Kreis Neuss liegt verkehrsgünstig in der Metropolregion Rhein-Ruhr
– Region Düsseldorf. Durch die Autobahnen A44 und A57 ist der Kreis an die
nördlichen und südlichen Regionen Deutschlands und Europas angeschlossen.
Darüber hinaus durchqueren die Autobahnen A48 und A52 den Kreis – wichtige
Verkehrsverbindungen in West-Ost-Richtung und sind dabei die Verbindungen
nach Düsseldorf und dem Ruhrgebiet.
Durch die gute infrastrukturelle Anbindung des Kreises, S-Bahn und
Allgemeiner Schienenverkehr besteht überregionaler Anschluss an den
Fernverkehr der Deutschen Bahn über den Düsseldorfer Hauptbahnhof, den
Düsseldorfer Flughafen, dem Verkehrslandeplatz Mönchengladbach sowie dem
Rheinhafen in Neuss.
Die kreisangehörigen Gemeinden und Städte bieten zusammen mit dem Kreis
eine weitreichende Bildungslandschaft.
Im Kreisgebiet befinden sich wichtige Industriezentren, wie in Dormagen –
Chemiepark – und in Neuss – Rheinhafen Neuss mit einem Güterumschlag von
ca. 5 Millionen Tonnen pro Jahr ist der südlichste Rheinhafen, der nicht nur von
Binnenschiffen, sondern auch von Küstenmotorschiffen angelaufen werden
kann. In der Vergangenheit war der südliche Teil des Rhein-Kreises Neuss um
Grevenbroich wie der Rhein-Erft-Kreis Mittelpunkt der Energiegewinnung
(Kohleabbau) und Energieerzeugung in Deutschland. Noch heute befinden sich
entsprechende Kraftwerke im Kreis – nicht umsonst wird die Stadt
Grevenbroich als „Bundeshauptstadt der Energie“ betrachtet. Durch das
Auskohlen der Tagebaue hat sich der strukturelle Wandel in der Wirtschaft des
Kreises ebenfalls durchgesetzt. So gibt es heute hochtechnologische Betriebe
im Kreis, die sich in neuen und großen Gewerbegebieten ansiedelten. Hier sind
98
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
besonders die erfolgreichen Gewerbegebiete in Neuss (Hammfeld und Südteil
der Stadt) und in Dormagen (Gewerbegebiete St. Peter, in Delrath, in
Hackenbroich, an der Roseller Straße und im Top West) zu erwähnen. Es gibt
mehrere Firmen die große Arbeitgeber im Kreis sind. Dazu gehören RWE
Power AG, INEOS, Bayer AG, Lanxess, Bolten-Brauerei, Mexx Deutschland
GmbH, Epson und Kyocera Mita. Großes Standbein des Kreises bildet
allerdings auch die Beschäftigung durch die mittelständische Wirtschaft,
besonders in den kleineren Kommunen wie Korschenbroich, Kaarst und
Meerbusch. Der Kreis ist landwirtschaftlich (Zuckerrüben und Kartoffeln) wie
auch in der Dienstleistung stark vertreten. Die Wirtschaft des Kreises ist sehr
abwechslungsreich und ausgeglichen gestaltet und für eine zukünftige positive
Entwicklung gut gerüstet. Indikatoren für eine positive Entwicklung sind trotz
des Festhaltens an der Kohleenergie die Forschung in regenerativen Energien
– so in Grevenbroich mit der „Frimmersdorfer Höhe“ – Europas bedeutendes
Testfeld für Windkraftanlagen – und mit dem Gebiet „Am Neurather See“ –
Photovoltaikanlage.
8.2.2 Bruttoinlandsprodukt, Bruttowertschöpfung –
Wirtschaftsstruktur
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Rhein-Kreises Neuss hatte 1991 eine Höhe
von 7,085 Mrd. Euro. Im Jahr 2003 betrug es 10,172 Mrd. Euro. Dies bedeutet
eine Zunahme des BIP in 12 Jahren um 43,6 % oder eine durchschnittliche
Zunahme pro Jahr von 3,1 %. Das BIP je Erwerbstätiger stieg im gleichen
Zeitraum von 51.133 Euro im Jahr 1991 auf 76.139 Euro im Jahr 2003. Dies
bedeutet eine Zunahme von 48,9 % oder durchschnittlich 3,4 % pro Jahr.
Die Bruttowertschöpfung des Kreises lag 1991 bei 7,696 Mrd. Euro. Im Jahr
2003 betrug die Bruttowertschöpfung 12,412 Mrd. Euro. Der Anteil des
primären Sektors an der Erwirtschaftung der Bruttowertschöpfung betrug 1991
0,9 % und 2003 0,7 %. Der sekundäre Sektor war 1991 mit 43,0 % und 2003
mit 30,7 % an der Wertschöpfung beteiligt. Größter Wachstumssektor ist auch
im Rhein-Kreis Neuss der tertiäre Sektor mit einem Anteil 1991 von 56,1 % und
2003 von 68,7 %.
99
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
8.2.3 Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung
Im
Ausgangsjahr
1995
hatte
der
Rhein-Kreis
Neuss
126.382
sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisses vorzuweisen. 2005
lag die Anzahl bei 120.960. Dies bedeutet ein Rückgang der Beschäftigung in
10
Jahren
von
4,2
%.
Dabei
stieg
die
sozialversicherungspflichtige
Beschäftigung bis ins Jahr 2002 auf 126.931 und fiel seit der negativen
wirtschaftlichen Entwicklung dieser Zeit entsprechend. Mittlerweile lässt sich
aber eine deutliche Belebung der Wirtschaft feststellen, das findet sich auch in
der Anzahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten wieder. Am
30.09.2005
hatte
der
Rhein-Kreis
Neuss
122.566
Menschen
in
sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung – am 30.06.2005 waren es
120.960 Menschen und damit der vorläufige Tiefststand der letzten Jahre.
8.2.4 Entwicklung der Arbeitslosigkeit
Im Betrachtungszeitraum 1995 bis 2005 veränderte sich die Quote der
Arbeitslosigkeit entscheidend. Gab es Ende 1995 eine Arbeitslosenquote von
8,7 % so lag diese Mitte des Jahres 2005 bei 10,1 %. Feststellbar ist, dass es
mit der Reform des Arbeitsmarktes – Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe
und der Sozialhilfe zum Arbeitslosengeld II – zum 01.01.2005 einen
sprunghaften Anstieg von 8,1 % (Durchschnitt 2004) auf 9,0 % (Durchschnitt
2005) gab. Weiterhin sank die Arbeitslosigkeit im Zeitraum 1997 – 2001 von 9,7
% auf 7,4 % (Ende 2001). Durch die negative wirtschaftliche Entwicklung stieg
besonders in den Jahren 2003 und 2004 die Arbeitslosigkeit. Mit den Reformen
der Arbeitsmarktgesetze wurde dann auch die verdeckte Arbeitslosigkeit
sichtbar gemacht – dies macht die letzte Steigerung der Arbeitslosigkeit aus.
Mit der konjunkturellen Erholung im Jahr 2006 sank die Arbeitslosigkeit im
Oktober auf 7,9 %.
8.2.5 Kaufkraft
Die Kaufkraft je Einwohner liegt im Jahr 2005 und darüber hinaus immer über
den entsprechenden Werten des Landes Nordrhein-Westfalen – deutlicher noch
über dem Wert der Bundesrepublik Deutschland. So hatte der Rhein-Kreis
Neuss eine Kaufkraft von 20.049 Euro je Einwohner im Jahr 2005. Die höchste
100
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Kaufkraft innerhalb des Kreises hatte die Stadt Meerbusch mit 24.916 Euro je
Einwohner. Die kreisweit niedrigste Kaufkraft je Einwohner ist in der Gemeinde
Jüchen mit 17.917 Euro festzustellen.
8.3 Region: Landkreis Böblingen
8.3.1 Standortfaktoren – Infrastruktur
Der Landkreis Böblingen liegt verkehrsgünstig in der Metropolregion Stuttgart –
Baden-Württemberg. Durch die Autobahn A81 ist der Kreis an die nördlichen
und südlichen Regionen Deutschlands und Europas angeschlossen –
Verbindung
zur
Metropolregion
Frankfurt/Rhein-Main.
Darüber
hinaus
durchquert die Autobahn A8 das Kreisgebiet – wichtige Verkehrsverbindung in
West-Ost-Richtung – und ist dabei die Verbindung nach Österreich über
München in östlicher Richtung und nach Frankreich und Luxemburg über
Saarbrücken in westlicher Richtung.
Durch die gute infrastrukturelle Anbindung des Kreises, S-Bahn und
Allgemeiner Schienenverkehr besteht überregionaler Anschluss an den
Fernverkehr der Deutschen Bahn über den Stuttgarter Hauptbahnhof und den
Stuttgarter Flughafen.
Die kreisangehörigen Gemeinden und Städte bieten zusammen mit dem Kreis
eine weitreichende Bildungslandschaft.
Im Kreisgebiet befinden sich wichtige Industrie- und Dienstleistungszentren, wie
in Sindelfingen – größtes Automobilwerk der Welt – Leonberg und Böblingen.
So gibt es heute hochtechnologische Betriebe im Kreis, wie die PC-Industrie,
die Luft- und Raumfahrtindustrie aber auch Medienunternehmen und Firmen
der Finanzdienstleistung. Allen voran finden sich viele große Firmen im Kreis
wieder. In Sindelfingen mit der Mercedes Car Group die Daimler Chrysler AG,
in
Renningen
die
Autoschmiede
Pininfarina,
in
Waldenbuch
die
Schokoladenproduktion der Alfred Ritter GmbH & Co. KG, in Leonberg
Softwarefirmen und das Verwaltungs- und Entwicklungszentrum der Robert
Bosch GmbH, in Holzgelingen die Hermes Logistik Gruppe und besonders
mittelständische Unternehmen im Industriegebiet Buch, in Herrenberg vor allem
mittelständische
Unternehmen
in
den
Bereichen
Elektrotechnik,
Arzneimittelherstellung und der Möbelindustrie wie auch Global Player IBM,
101
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Hewlett Packard und Glaxo Smith Kline. IBM und HP finden sich auch in der
Kreisstadt Böblingen wie aber auch Siemens und Philipps.
8.3.2 Bruttoinlandsprodukt, Bruttowertschöpfung –
Wirtschaftsstruktur
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Landkreises Böblingen hatte 1991 eine
Höhe von 10,278 Mrd. Euro. Im Jahr 2003 betrug es 14,219 Mrd. Euro. Dies
bedeutet eine Zunahme des BIP in 12 Jahren um 38,3 %. Das BIP je
Erwerbstätiger stieg im gleichen Zeitraum von 53.986 Euro im Jahr 1991 auf
67.457 Euro im Jahr 2003. Dies bedeutet eine Zunahme von 25,0 %.
Die Bruttowertschöpfung des Kreises lag 1991 bei 9,676 Mrd. Euro. Im Jahr
2003 betrug die Bruttowertschöpfung 13,221 Mrd. Euro. Der Anteil des
primären Sektors an der Erwirtschaftung der Bruttowertschöpfung betrug 1991
0,9 % und 2003 0,2 %. Der sekundäre Sektor war 1991 mit 62,2 % und 2003
mit 51,0 % an der Wertschöpfung beteiligt. Größter Wachstumssektor ist auch
im Landkreis Böblingen der tertiäre Sektor mit einem Anteil 1991 von 37,5 %
und 2003 von 48,8 %.
8.3.3 Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung
Im
Ausgangsjahr
1995
hatte
der
Landkreis
Böblingen
143.659
sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisses vorzuweisen. 2005
lag die Anzahl bei 154.077. Dies bedeutet ein Anstieg der Beschäftigung in 10
Jahren von 7,3 %. Dabei sank die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung
von 1995 bis 1997. Der Tiefststand der Anzahl sozialversicherungspflichtiger
Beschäftigungsverhältnisses gab es im Jahr 1997 mit 142.288 Menschen. Ab
1998 stieg die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung von 142.288 (1997)
auf ihren Höchststand im Jahr 2002 mit 160.908 Menschen. Danach setzte
unter Einsetzen einer negativen wirtschaftlichen Entwicklung ein weiterer
Rückgang – wie schon in der Zeit 1995 bis 1997 – ein.
8.3.4 Entwicklung der Arbeitslosigkeit
Im Betrachtungszeitraum 1995 bis 2005 verringerte sich die Quote der
Arbeitslosigkeit. Gab es Ende 1995 eine Arbeitslosenquote von 7,9 %, so lag
102
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
diese im Durchschnitt des Jahres 2005 bei 6,2 %. Feststellbar ist auch, dass mit
der Reform des Arbeitsmarktes – Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe und
der Sozialhilfe zum Arbeitslosengeld II – zum 01.01.2005 kein sprunghafter
Anstieg der Arbeitslosigkeit wie in den Vergleichskreisen stattfand. Lag die
Arbeitslosenquote im IV. Quartal 2004 bei 6,0 %, so betrug sie im I. Quartal
2005 lediglich 6,9 %. Weiterhin sank die Arbeitslosigkeit im Zeitraum 1995 –
2001 von 8,0 % (I. Quartal 1995) auf 4,7 % (II. Quartal 2001). Durch die
negative wirtschaftliche Entwicklung stieg die Arbeitslosenquote in den Jahren
2003 und 2004 leicht an. Mit den Reformen der Arbeitsmarktgesetze wurde
dann auch die verdeckte Arbeitslosigkeit sichtbar gemacht – dies macht die
letzte Steigerung der Arbeitslosigkeit aus. Mit der konjunkturellen Erholung im
Jahr 2006 sank die Arbeitslosigkeit im Oktober auf 5,4 %, liegt damit weit unter
den Arbeitslosenzahlen des Rhein-Erft-Kreises und des Rhein-Kreises Neuss.
8.3.5 Kaufkraft
Die Kaufkraft je Einwohner liegt im Jahr 2004 und darüber hinaus immer über
den entsprechenden Werten des Landes Baden-Württemberg – deutlicher noch
über dem Wert der Bundesrepublik Deutschland. So hatte der Landkreis
Böblingen eine Kaufkraft von 27.786 Euro je Einwohner im Jahr 2004. Das
Land Baden-Württemberg hatte im gleichen Jahr eine Kaufkraft von 24. 860
Euro je Einwohner. Damit liegt die Kaufkraft des Landkreises Böblingen auch
deutlich über der Kaufkraft der Vergleichskreise.
8.4 Fazit der wirtschaftlichen Entwicklung
Der Rhein-Erft-Kreis ist, wie auch der Rhein-Kreis Neuss und der Landkreis
Böblingen, infrastrukturell sehr gut aufgestellt. Autobahn-, Schienen- und
Flughafenanbindung sind in allen drei Vergleichskreisen vorhanden.
Fast identisch ist auch die Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes (BIP) seit
1991. Im Rhein-Kreis Neuss stieg es um 43,6 %, im Rhein-Erft-Kreis um 40,1 %
und im Landkreis Böblingen um 38,3 %. Dabei verzeichnet der Landkreis
Böblingen 1991 wie 2003 das höchste BIP mit 10,278 Mrd. Euro (1991) und
14,219 Mrd. Euro (2003).
103
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Ein ganzes anderes Bild bei der Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen
Beschäftigung. Der Rhein-Erft-Kreis verbuchte im Zeitraum von 1995 bis 2005
ein leichtes Wachstum um 0,6 %, der Rhein-Kreis Neuss eine deutliche
Abnahme um 4,2 % und der Landkreis Böblingen eine deutliche Zunahme
sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungsverhältnisse um 7,3 %. Dabei
hatte der Rhein-Erft-Kreis im Jahr 2005 111.488, der Rhein-Kreis Neuss
120.960 und der Landkreis Böblingen 154.077 sozialversicherungspflichtige
Beschäftigte am Arbeitsort vorzuweisen.
Im Bereich der Arbeitslosigkeit entwickelten sich der Landkreis Böblingen und
der Rhein-Kreis Neuss sehr gut. So konnte die Arbeitslosenquote – auch nach
der Arbeitsmarktreform in 2005 – von 7,9 % (Ende 1995) auf 5,4 % (Oktober
2006) fallen. Der Rhein-Kreis Neuss hatte Ende 1995 eine Arbeitslosenquote
von 8,7 % aufzuweisen. Im Oktober 2006 lag die Arbeitslosigkeit bei 7,9 %.
Einzig der Rhein-Erft-Kreis entwickelte sich gegen den Trend der anderen
beiden Kreise und verbuchte im Oktober 2006 mit 10,4 % mehr Arbeitslose als
noch Ende 1995 (8,3 %).
Auch bei der Betrachtung der Kaufkraft je Einwohner lassen sich die drei Kreise
differenzieren. Die höchste Kaufkraftkennziffer besitzt der Landkreis Böblingen
mit 27.786 Euro. Der Rhein-Kreis Neuss folgt mit 20.049 Euro. Der Rhein-ErftKreis belegt den dritten Platz mit 18.112 Euro. Damit liegt die Kaufkraft in den
drei Vergleichskreisen immer höher als in ihrem Landesdurchschnitt und höher
als der Bundesdurchschnitt.
8.5 Benotung der wirtschaftlichen Entwicklung
Das Benotungssystem basiert auf entsprechende Klassifizierungen in den
Bereichen
Infrastruktur,
Bruttoinlandsprodukt
(BIP),
sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, Arbeitslosigkeit und Kaufkraft. Das
BIP, die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung und die Arbeitslosigkeit
werden in zwei Noten bewertet – einmal für den Stand in der zeitnahen
Gegenwart und der Entwicklung der Kennzahl in den letzten Jahren.
Zusammengezogen ergeben die acht Teilnoten die Gesamtnote „Wirtschaft.“
104
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Rhein-Erft-
Rhein-Kreis
Landkreis
Kreis
Neuss
Böblingen
(BM)
(NE)
(BB)
1
1
1
3
3
1
1
1
2
28
2
2
1
sozialversicherungspflichtigen
3
4
2
3
2
2
6
3
1
Infrastruktur
25
BIP im Jahr 2005
26
Entwicklung BIP27
Sozialversicherungspflichtige
Beschäftigung im Jahr 2005
Entwicklung der
Beschäftigung
29
Arbeitslosenquote in
10/2006
30
Entwicklung der
31
Arbeitslosigkeit
25
Der Bereich Infrastruktur wurde pauschal mit der Note 1 bewertet, da die drei Vergleichskreise sehr ähnliche
Anbindungen an regionale und überregionale Verkehrsnetze haben zudem auch weitere infrastrukturelle Dinge
gleichwertig vorhanden sind.
26
Der Bereich Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2005 wurde mit folgender Abstufung bewertet:
14,0 Mrd. Euro und mehr
1
11,0 Mrd. Euro bis 13,99 Mrd. Euro
2
8,0 Mrd. Euro bis 10,99 Mrd. Euro
3
5,0 Mrd. Euro bis 7,99 Mrd. Euro
4
2,0 Mrd. Euro bis 4,99 Mrd. Euro
5
0 Mrd. Euro bis 1,99 Mrd. Euro
6
27
Der Bereich Entwicklung BIP wurde mit folgender Abstufung bewertet:
40,00% und mehr
1
20,00% bis 39,99%
2
0% bis 19,99%
3
-19,99% bis 0%
4
-39,99% bis -20,00%
5
-40,00% und mehr
6
28
Der Bereich Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im Jahr 2005 wurde mit folgender Abstufung bewertet:
125.000 und mehr
1
100.000 bis 124.999
2
75.000 bis 99.999
3
50.000 bis 74.999
4
25.000 bis 49.999
5
0 bis 24.999
6
29
Der Bereich Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung wurde mit folgender Abstufung
bewertet:
10,00% und mehr
1
5,00% bis 9,99%
2
0% bis 4,99%
3
-4,99% bis 0%
4
-9,99% bis -5,00%
5
-10,00% und mehr
6
30
Der Bereich Arbeitslosenquote in 10/2006 wurde mit folgender Abstufung bewertet:
0,00% bis 3,99%
1
4,00% bis 7,99%
2
8,00% bis 11,99%
3
12,00% bis 15,99%
4
16,00% bis 19,99%
5
20,00% und mehr
6
105
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Kaufkraftkennziffer in 2005
32
Wirtschaftsnote
3
2
1
2,8
2,3
1,4
Damit hat der Landkreis Böblingen auch in der Benotung der wirtschaftlichen
Situation den Spitzenplatz in der Gesamtentwicklung einnehmen können.
9 Tourismus im Rhein-Erft-Kreis
9.1 Begriff und Entwicklung des Tourismus
Der Begriff „Tourismus“, der erst im Jahre 1830 in die deutsche Sprache
aufgenommen wurde, stammt vom dem französischen Wort „le tour“ ab,
welches für Reise, Rundgang und Spaziergang steht und umfasst im
Allgemeinen alle durchgeführten Reisen. 33
In früheren Zeiten war das Reisen zu Erholungs- und Freizeitzwecken für einen
Großteil der Bevölkerung auf Grund der finanziellen und sozialen Verhältnisse
nicht möglich. Lediglich der Adel und das gehobene Bürgertum konnten sich
derartigen Luxus erlauben. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts nahm das Reisen
in der Mittelschicht langsam Gestalt an. Doch zu dem Tourismus in der
heutigen Größe kam es erst nach dem rasanten Anstieg in den letzten 30
Jahren. Dieser Zuwachs hat zur Folge, dass der Tourismus eine bedeutende
wirtschaftliche Größe geworden ist und bei der Zukunftsanalyse unbedingt
miteinbezogen werden muss. Da er auch als weicher Standortfaktor bei der
Standortwahl immer mehr in Erscheinung tritt, und somit für die Ansiedelung
31
32
33
Der Bereich Entwicklung der Arbeitslosigkeit wurde mit folgender Abstufung bewertet:
-20,00% und mehr
1
-10,00% bis -19,99%
2
0% bis -9,99%
3
0% bis 9,99%
4
10,00% bis 19,99%
5
20,00% und mehr
6
Der Bereich Kaufkraftkennziffer in 2005 wurde mit folgender Abstufung bewertet:
24.000 Euro und mehr
1
18.000 Euro bis 23.999 Euro
2
14.000 Euro bis 17.999 Euro
3
10.000 Euro bis 13.999 Euro
4
6.000 Euro bis 9.999 Euro
5
0 Euro bis 5.999 Euro
6
http://de.wikipedia.org/wiki/Tourismus
106
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
neuer Unternehmen ausschlaggebend ist, gilt es, das Erholungs-, Kultur- und
Freizeitangebot einer Region näher zu betrachten.
Bezogen auf die touristische Entwicklung in ganz Deutschland kann man
feststellen, dass sich Deutschland als Reiseziel weltweit behauptet und als
Standort festigt. Das Angebot Deutschlands erstreckt sich über historische
Städte, Schlösser und Burgen, einer vielfältigen Naturlandschaft mit Meer und
Alpen, einer ausgebauten Beherbergungsstruktur und rund 2,5 Millionen
Großveranstaltungen im Bereich Musik, Tanz, Kunst und Kultur.34
Der Rhein-Erft-Kreis dagegen ist momentan national und international als
klassischer Tourismusstandort nicht besonders bekannt. Auch bezüglich der
Anzahl der Beherbergungsbetriebe, Ankünfte und Übernachtungen gehört er im
bundesweiten Vergleich aller Landkreise zu der unteren Hälfte.35 Doch genauer
betrachtet hat auch der Rhein-Erft-Kreis für Touristen einiges zu bieten. Um
eine Aussage darüber treffen zu können, inwieweit der Rhein-Erft-Kreis im
touristischen Sektor zukunfts- und wettbewerbsfähig ist, wird im Folgenden
zunächst eine Ist-Analyse des bestehenden Angebots des Kreises, sowie
einzelner Projekte zur Steigerung der Attraktivität vorgenommen.
9.2 Sehenswürdigkeiten und Attraktionen im Rhein-Erft-Kreis
Der Rhein-Erft-Kreis birgt eine Vielzahl von bedeutenden Sehenswürdigkeiten
und touristischen Attraktionen für die meisten Interessengruppen jeglichen
Alters. Fahrrad-, Natur-, Kultur-, Medien-, Spaß- und Industrieinteressierte
finden sich hier wieder. Das Angebot erstreckt sich von Schlössern, Burgen,
Museen, über sportliche Aktivitäten, bis hin zu Freizeitparks und Badeseen.
9.2.1 Schlösser und Burgen
Bekannt ist der Rhein-Erft-Kreis vor allen Dingen für seine insgesamt 53
Schlösser, Burgen und Herrensitze.36 Viele der Schlösser und Burgen zählen zu
den schönsten und prächtigsten Bauwerken der früheren Zeitepochen.
34
http://www.germany-extranet.net/pages/11775_12329_DEU_HTML.htm
Regionomica, 2003, S. 50 f.
36
Regionomica, 2003, S.50
35
107
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Die Schlösser Augustusburg und Falkenlust in Brühl sind die wohl
bedeutendsten Schlösser des Kreises. Schloss Augustusburg ist eines der
ersten
Bauwerke
der
Rokokostilrichtung
in
Deutschland.
Auch
der
dazugehörige Schlossgarten genießt einen international anerkannten Rang als
Denkmal der Gartenkunst. Im Jahre 1984 wurden sowohl die beiden Schlösser
als auch der Schlossgarten von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes
der Menschheit aufgenommen.37 Zurzeit sind die Schlösser Besitztümer des
Landes Nordrhein-Westfalen und für die Öffentlichkeit zugänglich. Die
Räumlichkeiten des Schlosses Augustusburg werden neben den üblichen
Führungen und Besichtigungen für die Brühler Schlosskonzerte genutzt und in
dem Schloss Falkenlust wurde ein Falkenmuseum errichtet.
Doch
auch
einige
andere
Schlösser
ziehen
durch
ihre
jeweiligen
Besonderheiten zahlreiche Touristen an. So wurde beispielsweise in dem
Wasserschloss Paffenburg in Bergheim von der RWE Power AG ein
Informations- und Veranstaltungszentrum zum Thema „Rheinische Braunkohle“
errichtet. In dem Kerpener Schloss Loersfeld dagegen betreibt der Pächter des
Schlosses ein exzellentes Gourmet-Restaurant, das zu den besten 100
Häusern dieser Art in Deutschland gehört.38 Auch in den Räumlichkeiten des
Schlosses Gymnich in Erftstadt wurde ein Hotel- und Gastronomiebetrieb
eröffnet. Schloss Gymnich genießt einen Bekanntheitsgrad, der weit über die
Grenzen des Rhein-Erft-Kreises hinausgeht. Zum einen, da es viele Jahre als
Gästehaus der Bundesregierung diente, und zum anderen, da es ab 1998 in
den Besitz der Kelly Family überging und für etliche Zeit von ihnen bewohnt
wurde.39 Erwähnenswert ist auch das Schloss Gracht, da es seit dem Jahre
1973 in Besitz des Vereins zur Förderung des Universitätsseminars der
Wirtschaft e.V. (USW) steht, welcher in den Räumlichkeiten des Schlosses die
European School of Management und Technology (ESMT) errichtete.40
37
http://www.schlossbruehl.de/deu/augustusburg/
http://www.schlossloersfeld.de/
39
http://www.rhein-erft-tourismus.de/cms/startordner/deutsch/attraktionen/1613.html
40
http://www.schlossgracht.de/geschichte_deutsch.htm
38
108
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Neben diesen bekannten Schlössern des Kreises gibt es noch eine Vielzahl
weiterer Schlösser und Burgen, die den touristischen Wert des Kreises
ausmachen. Dazu zählt die Kommandeursburg, die Schlösser Bedburg, Türnich
und Frens sowie die Wasserburgen Geretzhoven und Konradsheim und noch
einige andere. Die meisten Schlösser werden im Rahmen von Ausstellungen,
Führungen, Konzerten und Museen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Auch stehen viele der Räumlichkeiten für Tagungen, Seminare, anderweitige
Firmen-Events und Familienfeiern zur Verfügung.
9.2.2 Museen
Die Schlösser und Burgen sind wohl die bedeutendsten kulturellen Attraktionen
des Rhein-Erft-Kreises, jedoch auch die Museenlandschaft des Kreises birgt
einige international anerkannte Objekte. In Frechen beispielsweise befindet sich
das Keramion, ein Museum zur rheinischen Keramik- und Tongeschichte, mit
einer der größten deutschen Privatsammlungen von insgesamt 5.000 Werken.41
Zu den größeren Museen zählt auch das jüngst im September 2005 eröffnete
Max Ernst Museum in Brühl. Wie der Name bereits sagt, ist dieses Museum
dem bedeutenden surrealistischen Maler, Bildhauer, Zeichner und Dichter Max
Ernst gewidmet. Es beherbergt den einzigartigen Bestand von Skulpturen aus
der privaten Sammlung von Max Ernst und Dorothea Tanning sowie weitere
skulpturale Werke aus dem Zeitraum vom Ende der 20iger Jahre bis hin zu den
letzten Werken aus 1974.42
Weitere interessante Museen sind das Haus für Kunst und Geschichte, das
Rosengart-Museum, welches die Geschichte und Technik des Automobils
darstellt, das Adolph-Kolping-Museum, das sich in dem Geburtshaus des
Geistlichen befindet und Gegenstände aus seinem Leben ausstellt, das
Pfeifenmuseum
Chateau
Rennsportgeschichte,
die
Henri,
das
Villa
finanzgeschichtliche
Trips
Museum
Sammlung
für
der
Bundesfinanzakademie und die Brühler Museumsinsel mit dem KeramikMuseum und dem Museum für Alltagsgeschichte, welches den Besuchern das
41
42
http://www.keramion.de/
http://www.maxernstmuseum.de/FachThema/Deutsch/Sammlung/
109
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Leben der einfachen Menschen aus den vergangenen Jahrhunderten näher
bringt.
9.2.3 Natur erleben im Rhein-Erft-Kreis
Auch die Freizeitgestaltung in der Natur ist auf vielerlei Art möglich. Besonders
der Naturpark Rheinland, mit seiner landschaftlichen Vielfalt, macht die Region
zu einem sehr beliebten Naherholungsgebiet. Er erstreckt sich über ein 1.045
km² großes Gebiet zwischen Rhein und Eifel, westlich der Städte Köln und
Bonn und umfasst rekultivierte Teile des Rheinischen Braunkohlereviers, wie
z.B. die Ville-Seenplatte mit 40 Seen, den 50 km langen Höhenzug der Ville,
sowie ausgedehnte Flussauen und Wälder.43 Des Weiteren bietet er ein
breitgefächertes Sport-, Freizeit- und Erholungsprogramm an. Die Seen können
zum Baden, Angeln, Tauchen und Erholen genutzt werden, die hügelige
Vulkanlandschaft bietet optimale Wandermöglichkeiten, und auch für Radfahrer,
Jogger, Skater und Wassersportler gibt es einiges zu erleben.
Im Bereich des Fahrradtourismus ist der Rhein-Erft-Kreis sehr bekannt, er
genießt bundesweit einen Ruf als besonders fahrradfreundliche Region und
wurde vor mehreren Jahren als erster Kreis in ganz Nordrhein-Westfalen mit
diesem Prädikat gekürt.44 Er verfügt über ein hervorragend ausgebautes Netz
an Radwegen, das sich über die gesamte Rhein-Erft Region erstreckt und
mehrere Fahrraderlebnisrouten beinhaltet. Aus einem Gemeinschaftsprojekt
des Rhein-Erft-Kreises und der RWE Power AG entstand vor einiger Zeit die
Themenroute „Straße der Energie“. Sie bietet den Radfahrern die Möglichkeit,
den Tagebau, seine Rekultivierung, die Braunkohleveredlung und die
Stromerzeugung aus Braunkohle, Wind und Sonne kennen zu lernen.
9.2.4 Fun und Entertainment
In diesem Bereich ist in erster Linie das Phantasialand in Brühl zu nennen. Der,
in einem ehemaligen Braunkohletagebaugebiet errichtete Park, bietet auf einer
Gesamtfläche von 28 Hektar mehr als 100 Attraktionen und Shows.45 Des
43
http://de.wikipedia.org/wiki/Naturpark_Rheinland
http://www.rhein-erft-tourismus.de/cms/startordner/deutsch/attraktionen/1613.html
45
http://de.wikipedia.org/wiki/Phantasialand
44
110
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Weiteren verfügt er über einige Übernachtungsmöglichkeiten, wie das
Smokey’s Digger Camp, in welchem man wie die früheren Indianer in
Rundzelten übernachten kann, das Garni-Hotel Berggeist und das erst in 2003
eröffnete und in chinesischem Stil erbaute Hotel Phantasia. Das Phantasialand
wurde vom ADAC als „Bester Freizeitpark Deutschlands“ gekürt und von der
Verbraucher-Organisation „Test-Achats“ als „Europas bester EntertainmentPark“ ausgezeichnet.46
Mit der Bronx Rock Kletterhalle in Wesseling, der größten Kletterhalle
Deutschlands, bietet der Rhein-Erft-Kreis auch im Bereich der sportlichen
Möglichkeiten einen Anreiz. Auf einer Kletterfläche von circa 2.500 m², einer
Wandhöhe von 16,5 m und rund 300 verschiedenen Routen bietet sie ein
attraktives und umfangreiches Angebot für Sportkletterer, Familien, Schulen
und Firmen.47 Auch die in Frechen gelegene Kletterhalle chimpanzoDrome zählt
zu den größten Kletterhallen in Deutschland. Ein weiteres Highlight des RheinErft-Kreises ist das Michael Schumacher Kart und Event Center in Kerpen. Auf
Grund der in Kerpen aufgewachsenen Rennsportbrüder Michael und Ralf
Schumacher ist die Kartbahn weit über die Grenzen des Kreises hinaus
bekannt.
Für Medieninteressierte sind die in Hürth beheimateten Filmstudios NOB und
MMC von hoher Relevanz. Die NOB Studios haben dank guter Logistik und
modernster Technik bekannte Produktionen wie z.B. „Stern TV“ oder „Wer wird
Millionär?“ nach Hürth geholt. Sie gelten auch als Marktführer bei der
technischen Verwirklichung und Konzeption von Real-Life-Formaten wie „Big
Brother“ oder „Die Casting-Agentur“.48
Die MMC Studios, die aus dem Campus Hürth, dem Coloneum in Köln und den
MMC Ateliers bestehen, sind mit insgesamt 450.000 m² Gewerbefläche und 38
Studios, sowie weiteren Eventlocations und einer Open-Air-Bühne Europas
größtes Medien- und Eventzentrum.49 Besucher haben die Möglichkeit, in
46
http://www.phantasialand.de/phantasialand.html
http://www.bronxrock.de/homepage
48
http://www.nob.de/index2.html
49
http://www.mmc-studios.de/index.php?id=159
47
111
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
beiden Filmstudios eine Führung zu erhalten, die ihnen einen Einblick in die
Entwicklung und technische Realisation von Fernsehprogrammen gewährt.
Neben diesen großen Highlights gibt es eine Vielzahl weiterer Attraktionen, die
zu dem touristischen Erlebniswert des Kreises beitragen. Hierzu zählen unter
anderem die Erlebnisbäder FreshOpen, Erftlagune, DeBütt und die sieben
hervorragenden Golfanlagen, wobei mit dem Golf Club Gut Lärchenhof auch
einer der besten Golfanlagen Europas in dem Kreis wieder zu finden ist.50
9.3 Beherbergungsstruktur
9.3.1 Übernachten und Tagen im Rhein-Erft-Kreis
Die direkte Nähe des Rhein-Erft-Kreises zu den Städten Köln, Bonn und
Aachen, die verkehrsgünstige Lage zu einigen großen Autobahnen und zu dem
Flughafen Köln/Bonn, sowie das gut ausgebaute Liniennetz machen ihn nicht
nur für Touristen, sondern auch für viele Geschäfts- und Messereisende zu
einer interessanten Übernachtungsalternative.
Zu den insgesamt 119 Hotels im Kreis zählen reine Stadt- und Businesshotels,
kleine
gemütliche
Landhotels,
imposante
Schlosshotels
und
typische
Touristenhotels. Da der Rhein-Erft-Kreis als fahrradfreundliche Region bekannt
und auch sehr nachgefragt ist, gibt es auch einige Hotels, die sich nur auf den
Fahrradtourismus spezialisiert haben. Die einzigen Hotelkategorien, die dem
Kreis fehlen sind fünf Sterne Häuser und klassische Wellnesshotels. Des
Weiteren gibt es noch circa 50 Pensionen und Privatvermieter, zahlreiche
Ferienwohnungen sowie einige Jugendherbergen und Campingplätze. Auch im
Bereich des Tagungsgeschäftes gibt es mehr als 50 unterschiedliche
Möglichkeiten.51 Die Räumlichkeiten, die zu Tagungszwecken angemietet
werden können, sind teilweise sehr ausgefallen und bieten ein eigenes und
besonderes Ambiente, wie z.B. die Bronx Rock Kletterhalle, das Phantasialand,
das Max Ernst Museum, sowie eine Vielzahl von Schlössern und Burgen.
50
51
http://www.rhein-erft-tourismus.de/cms/startordner/deutsch/attraktionen/1613.html
Tagen und Übernachten im Rhein-Erft-Kreis 2006/7, Rhein-Erft Tourismus e.V., 2006
112
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
9.3.2 Entwicklung der Ankünfte und Übernachtungen
Betrachtet man die Zahlen der Ankünfte und Übernachtungen der letzten zehn
Jahre im Rhein-Erft-Kreis, so lässt sich feststellen, dass die Ankünfte und
Übernachtungen aller Gäste stetig gestiegen sind.
800000
700000
600000
500000
400000
300000
200000
100000
0
1995
1996 1997
1998 1999
Ankünfte
2000
2001 2002
2003 2004
2005
Übernachtungen
Abb. 45 - Ankünfte und Übernachtungen im Rhein-Erft-Kreis, 1995-200552
Besonders markant ist der Zuwachs im Jahr 2004 mit einer Veränderungsrate
bei den Ankünften von + 19,1 % von 268.289 Gästen im Jahr 2003 auf 319.590
Gästen in 2004 und bei den Übernachtungen sogar um + 29,4 %. Dieser hohe
Anstieg ist zum einen auf die Gründung des Vereins Rhein-Erft Tourismus e.V.
im Oktober 2003 und das von ihm erstellte Hotelreservierungssystem und die
jährliche Broschüre „Tagen und Übernachten im Rhein-Erft-Kreis“, welche ein
aktuelles Verzeichnis der Unterkünfte und Tagungsmöglichkeiten beinhaltet,
zurück zu führen. Dadurch wurden besonders ausländische Gäste auf den
Rhein-Erft-Kreis als Übernachtungsalternative aufmerksam gemacht. Bezieht
man die Veränderungsrate der Stadt Brühl von +102,7 % in 2004 mit ein, so
lässt sich der hohe Anstieg auf Kreisebene zum anderen auch aus der
Eröffnung des chinesischen 4-Sterne Hotels Phantasia im Phantasialand in
2003 ableiten. Insofern kann man sagen, dass sich die Arbeit und die
52
http://www.lds.nrw.de/statistik/datenangebot/Regionen/index.html
113
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Investitionen in den Touristikbereich bezahlt machen und für hohen Zuwachs
sorgen.
Der erneute starke Anstieg in 2005 auf insgesamt 367.335 Ankünfte mit einer
Veränderungsrate von + 14,9 % zu 2004 ist zweifelsfrei auf den Weltjugendtag
in Köln, und vor Allem auf den Abschlussgottesdienst auf dem Marienfeld in
Kerpen zurück zu führen. Auch sind die steigenden Ankunftszahlen der
Zusammenarbeit des Rhein-Erft Tourismus e.V. und der Köln Tourismus GmbH
zu verdanken, da Ende 2004 im Hinblick auf den Weltjugendtag und die
Fußballweltmeisterschaft das Kölner Hotelreservierungssystem auch für den
Rhein-Erft-Kreis freigeschaltet wurde.53 Somit wurde das Umland den Kölner
Gästen nähergebracht und interessant gemacht.
Festzustellen für den Zeitraum von 1995 bis 2005 ist auch, dass sich die
jährliche durchschnittliche Aufenthaltsdauer aller Gäste kaum verändert hat, sie
beträgt im Durchschnitt aller zehn Jahre 2,3 Tage. Dies macht deutlich, dass
der Rhein-Erft-Kreis nur als Kurzurlaubsziel wahrgenommen wird.54
9.3.3 Vergleich: Rhein-Erft-Kreis - Rhein-Kreis-Neuss – NRW
In Abbildung 44 ist die Veränderungsrate der Ankünfte im Rhein-Erft-Kreis mit
den Veränderungsraten im Rhein-Kreis-Neuss und im gesamtem Bundesland
Nordrhein-Westfalen im Vergleich zu sehen. Die Veränderungsraten drücken
die Veränderung gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum in Prozent
aus.
53
54
http://www.koeln.de/tourismus/koelntourismus/cms/artikel.php/13/516/artikel.html
http://www.lds.nrw.de/statistik/datenangebot/Regionen/index.html
114
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
VR Rhein-Erft-Kreis
VR Rhein-Kreis-Neuss
VR NRW
%
25
20
15
10
5
0
-5
-10
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
Abb. 46 - Veränderungsraten Rhein-Erft-Kreis – Rhein-Kreis Neuss - Nordrhein-Westfalen, 1995-200555
Aus der Entwicklung der drei Veränderungsraten im Rückblick der letzten zehn
Jahre kann man entnehmen, dass bis auf ein paar Ausnahmen in den Jahren
1997 und 1998 die Zunahme der Ankünfte aller Gäste im Rhein-Erft-Kreis stets
höher ist, als die im Rhein-Kreis-Neuss und in Nordrhein Westfalen. Der
Vergleich zeigt deutlich, dass der Rhein-Erft-Kreis doch beachtlich an
Attraktivität zugenommen hat, und im gesamten Bundesland zunehmend von
touristischer und wirtschaftlicher Bedeutung ist. Da die Zunahme der Gäste
NRW-weit jährlich stets unter der Zunahme des Rhein-Erft-Kreises liegt, kann
man annehmen, dass sich eine Verlagerung der touristischen Standorte
zugunsten des Kreises vollzogen hat.
9.4 Projekte zur Förderung des Tourismus
Noch vor wenigen Jahren wurde das Thema „Tourismus im Rhein-Erft-Kreis“
auf Kreisebene eher unterschwellig behandelt. Dies war auch der Grund dafür,
dass der Rhein-Erft-Kreis im touristischen Bereich bundesweit, bis auf einige
Ausnahmen wie das Phantasialand oder das Schloss Augustusburg als
unbekanntes Terrain galt und nicht besonders nachgefragt war. Doch in den
letzten Jahren hat ein Umdenken in den Köpfen der kreisangehörigen
Kommunen und der Kreisverwaltung selbst stattgefunden. Man erkannte, dass
auch in dem Rhein-Erft-Kreis touristisches Potential vorhanden ist, welches es
55
http://www.lds.nrw.de/statistik/datenangebot/Regionen/index.html
115
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
auszubauen und zu vermarkten gilt. Insofern wurden in jüngster Vergangenheit
eine Vielzahl von Projekten, Plänen und Konzepten ins Leben gerufen, um den
Rhein-Erft-Kreis als Tourismusstandort bekannt und wettbewerbsfähig zu
machen. Im Folgenden werden nur einige der Projekte vorgestellt, da die
Auflistung aller Maßnahmen den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde.
9.4.1 Rhein-Erft Tourismus e.V.
Ein großer, und der wohl bedeutendste und prägendste Schritt für die
Verbesserung der touristischen Situation im Rhein-Erft-Kreis stellt die Gründung
des Vereins Rhein-Erft Tourismus e.V. dar. In der Zeit davor wurde auf
Kreisebene nicht viel für die Vermarktung der gesamten Region getan. Deshalb
wurde auf Initiative des Landrates und der Wirtschaftsförderung Rhein-Erft
GmbH hin, welche beide das Problem erkannten, der Verein am 8. Oktober
2002 ins Leben gerufen. Mit Hilfe des Vereins sollen die touristischen Aufgaben
im Rhein-Erft-Kreis intensiviert und ausgeweitet werden. Der Verein verfolgt die
Ziele, den Tourismus im Vereinsgebiet zu fördern, den Rhein-Erft-Kreis als
Reiseziel
und
Naherholungsregion
bekannter
zu
machen
und
damit
Arbeitsplätze und Einkommen zu sichern und zu schaffen.56 Zu den neun
Gründungsmitgliedern zählen der Rhein-Erft-Kreis, die Städte Bergheim und
Pulheim, die Wirtschaftsförderung Rhein-Erft GmbH, die Restaurants RamadaTreff-Hotel Hürth Köln und Treffpunkt Paula in Hürth, sowie die Hotels
Bedburger Mühle, Ramada-Treff-Hotel Brühl Köln und Landhaus Danielshof. In
den letzten drei Jahren ist die Mitgliederzahl jedoch deutlich gestiegen.
Mittlerweile
verzeichnet
der
Verein
rund
62
Mitglieder
aus
den
unterschiedlichsten Branchen. Vertreten sind Hotel- und Gastronomiebetriebe,
Verbände, Kammern und Körperschaften des öffentlichen Rechts, Vereine und
sonstige Wirtschaftsunternehmen und Dienstleister mit touristischen Interessen,
wie z.B. das Phantasialand oder die Kölner Autorundfahrt Colonia GmbH. Als
Fördermitglied gilt die RWE Power AG Forstamt Rheinbraun.57 Für den Verein
wurde eine Vollzeitkraft eingestellt, die sich mit der Erarbeitung von
Informationsbroschüren, der Erstellung von Leistungsarrangements, sowie mit
56
57
Rhein-Erft Tourismus e.V. Satzung, 2003, S. 2
http://www.rhein-erft-tourismus.de/cms/startordner/deutsch/tourismus/1601.html
116
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
der telefonischen Touristenbetreuung befasst. Zur Realisierung der gesteckten
Ziele konzentriert sich der Verein überwiegend auf den Aufbau und die
Entwicklung eines eigenständigen touristischen Profils der Region zwischen
Rhein und Erft, die Herstellung und den Vertrieb von Informations- und
Werbematerialien, sowie die Abwicklung von Anfragen nach Prospekten und
Informationen.
Weitere
wichtige
Aufgaben
sind
die
Marketing-
und
Werbeaktivitäten, die Öffentlichkeitsarbeit, die Kooperation mit anderen
touristischen
Organisationen,
die
Zusammenstellung
von
Leistungsarrangements und die elektronische Ticket- und Hotelreservierung. 58
Die einzelnen Maßnahmen und Projekte des Vereins sind darauf ausgerichtet,
die Produkte der Mitgliedsbetriebe und –einrichtungen hervorzuheben und
bekannt zu machen. Insofern profitieren die Mitglieder von dem Verein, da sie
als Einzelunternehmer nicht dazu in der Lage wären, derartige Werbestrategien
und Produktkombinationen zu errichten. Im Zuge dieser Maßnahmen entstehen
auch die sogenannten Leistungsarrangements. Hierbei handelt es sich um
Angebotspakete der unterschiedlichsten Art, in welchen die verschiedenen
Sehenswürdigkeiten des Kreises mit Dienstleistungsangeboten der einzelnen
Betriebe verbunden werden. Um die Arbeit des Vereins zu protokollieren und zu
planen, wird jedes Jahr ein Maßnahmenplan erstellt, der einen Überblick über
alle Aktivitäten des Vereins liefert. Die Schwerpunkte des Jahres 2006 lagen
vor allen Dingen in der Vorbereitung zur Fußballweltmeisterschaft und in der
Entwicklung neuer Pauschalangebote in den Bereichen der Kunst und Kultur,
sowie im Wandern und Radfahren. Des Weiteren enthält der Maßnahmenplan
eine
Auflistung
aller
geplanten
Broschüren,
Anzeigekampagnen
und
Messebesuche, sowie alle Maßnahmen der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.59
9.4.2 Kerpen-Touristik e.V.
Ein gutes Beispiel dafür, dass auch private Unternehmer und Dienstleister
gemeinsam daran arbeiten können, die Attraktivität des Rhein-Erft-Kreises oder
einzelner Städte zu steigern, stellt die Gründung des Vereins Kerpen-Touristik
58
59
http://www.rhein-erft-tourismus.de/cms/startordner/deutsch/tourismus/1601.html
Interview: Frau Litto, Ansprechpartnerin, Rhein-Erft Tourismus e.V., 15.11.2006, 10:00 Uhr
117
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
e.V. am 19. Juni 2006 dar. Der Kerpen-Touristik e.V., welcher größtenteils aus
Hoteliers und Gastronomen, aber auch aus anderen Dienstleistern, wie z.B.
Autoreinigungsfirmen oder Fahrradverleihen, besteht, hat sich zum Ziel gesetzt,
den Besucher-, Geschäfts- und Fremdenverkehr in Kerpen zu fördern und zu
verbessern. Des Weiteren soll die Stadt Kerpen für Unternehmungen im RheinErft-Kreis sowie in der Großregion Köln-Bonn-Aachen-Düsseldorf als idealer
Standort vermarktet und attraktiv gemacht werden.60
Das Handeln des Vereins orientiert sich an dem Gedanken: „Mit den
vorhandenen Ressourcen etwas zu schaffen bzw. zu bieten, was andere nicht
haben!“. Um dieses Angebot bekannt zu machen, nimmt der Verein gemeinsam
mit dem Rhein-Erft Tourismus e.V. an Reisemessen teil, verteilt und verschickt
viele Broschüren. Ähnlich wie der Rhein-Erft Tourismus e.V. hat auch der
Kerpen Touristik e.V. Leistungsarrangements rund um Kerpen erstellt. Die für
dieses Jahr größten angedachten Projekte des Vereins stellen die Erarbeitung
einer Kerpen-Touristik Card, die für Hotelgäste auf bestimmte Leistungen bei
anderen Mitgliedern Ermäßigungen gewährt, und die Aufstellung von PlexiglasStändern mit Visitenkarten aller Mitglieder in ihren Räumlichkeiten dar. Man
erhofft sich durch die Aufstellung der Visitenkartenständer eine Steigerung des
Bekanntheitsgrades und des Umsatzes.61
9.4.3 Familienbad De Bütt
Das Familienbad De Bütt war bis Ende 2005 ein gewöhnliches Hallenbad, in
welchem über Jahre hinweg nichts verändert oder erneuert wurde, was sich
ganz deutlich in den Besucherzahlen niederschlägt. Wie man Abbildung 47
entnehmen kann, nehmen die jährlichen Besucherzahlen des Bades, bis auf
eine Ausnahme im Jahr 2003, stetig ab.
60
61
Daten und Fakten, Kerpen-Touristik e.V. 2006, S. 3 ff.
Interview: Herr Tost, Vorstandsvorsitzender, Kerpen-Touristik e.V., 11.11.2006, 14:30 Uhr
118
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
261610
265000
260000
253886
253537
255000
250000
242474
245000
236990
240000
235000
230000
225000
220000
2001
2002
2003
2004
2005
Anzahl der Besucher
Abb. 47 - jährliche Besucherzahlen des DeBütt-Bades
62
Ausgehend von diesen Daten beschloss die Stadt Hürth, den sinkenden
Besucherzahlen entgegen zu wirken und in das Bad zu investieren, um
zukünftig wieder Marktpräsenz zu genießen. Zunächst wurde eine Analyse und
Besucherumfrage in Auftrag gegeben, um die bestehende Nachfrage zu
ermitteln und eine eventuelle Marktlücke offen zulegen. Die Analyse liefert
Ergebnisse, die den Trend des gesamten Rhein-Erft-Kreises wiedespiegeln,
nämlich dass die Altersgruppe der über 50 jährigen die Hauptzielgruppe
darstellt.
Anknüpfend an diese Befunde begann die Stadt ein Sanierungs- und
Erweiterungskonzept für das Bad zu erstellen, welches sich ganz konkret an
den Bedürfnissen der über 50 Jährigen orientiert. Abgesehen davon ist das Ziel
der Umbaumaßnahme, laut der Betriebsleiterin Dorothea Hürth, jedoch, ein
Freizeitangebot zu schaffen, dass von einer Familie mit allen Generationen
wahrgenommen werden kann. Ein Besuch des neuen Bades soll den
Wünschen der Kleinsten und Ältesten entsprechen. Basierend auf diesen
Überlegungen wurde ein Konzept entwickelt, das eine Erweiterung des
Badebereiches um ein Erlebnis- und Solebecken, sowie eines Ruheraumes
62
Interview: Frau Hürth, Betriebsleiterin Familienbad „De Bütt“, Stadt Hürth, 5.12.2006, 14:00 Uhr (Werksausschuss –
Unterlagen für Sitzungen/ Statistiken/Besucherzahlen bad Vergleich 5 Jahre)
119
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
vorsah.63 Aus der obengenannten Studie ging zudem hervor, dass bisher eine
Sauna im römischen Stil im gesamten Kreisgebiet nicht zu finden ist. Deshalb
beschloss man, diese Nische einzunehmen, um sich kreisweit von den Saunen
der anderen Betriebe abzuheben. Mit der Umbaumaßnahme, in welche
insgesamt 9,7 Millionen Euro investiert worden sind und die voraussichtlich bis
März 2007 komplett abgeschlossen sein wird, werden jährlich an die 335.000
Besucher erhofft. 64
9.4.4 Schloss Augustusburg
Ein Beispiel dafür, wie man auch historische Sehenswürdigkeiten stets
interessant und attraktiv halten kann, zeigt die Schlossverwaltung des
Schlosses Augustusburg. Sie hat sich seit einigen Jahren zum Ziel gesetzt,
sowohl neue Touristen anzulocken, als auch durch stets neue Aktionen und
Ausstellungen bisherige Besucher zu einem erneuten Besuch zu gewinnen. In
diesem Rahmen konzentrierte man sich darauf, das Schloss nicht als statisches
Museum, sondern viel mehr als transparente und thematische Erlebniswelt zu
präsentieren.
angeboten,
Hierfür
wurden
Erlebnistische
spezielle
aufgebaut
Themenund
und
Kinderführungen
verschiedene
Ausstellungen
entwickelt. Dass dieses Konzept Anklang in der Bevölkerung findet, zeigen die
Besucherzahlen der vergangenen Jahre, die von 2004 auf 2006 um 23 % auf
insgesamt 80.000 Besucher gestiegen sind.65 Diese Zahl umfasst allerdings nur
die zahlenden Besucher, die an einer Führung oder Besichtigung teilgenommen
haben. Parkbesucher werden in der Statistik leider nicht berücksichtigt, würden
die Gesamtzahl aber um einiges erhöhen.
Die Verwalter des Schlosses wollen zukünftig die Besucherzahlen noch weiter
erhöhen, in dem sie ganz gezielt auf die Wünsche und Bedürfnisse der
Besucher
eingehen.
Zu
diesem
Zweck
wurde
im
Jahr
2006
eine
Besucherumfrage gestartet, in welcher die Besucher unter anderem das
Schloss, den Garten, die Führungen und den Kundenservice beurteilen und
Anregungen und Verbesserungsvorschläge äußern können. Auch dient die
63
http://www.familienbad.com/index.php
Interview: Frau Hürth, Betriebsleiterin Familienbad „De Bütt“, Stadt Hürth, 5.12.2006, 14:00 Uhr
65
Interview: Herr Tepner, Schlossverwaltung Augustusburg, 8.12.2006, 9:00 Uhr
64
120
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Umfrage der Erfassung der Altersstruktur und des Einzugsgebietes der
Besucher. Die Fragebögen werden zwar derzeit noch ausgewertet, aber nach
Angaben des Leiters der Schlossverwaltung kann bereits nach einigen
Vorergebnissen
angenommen
werden,
dass sich die Besucherstruktur
zunehmend auf Senioren und Familien fokussiert. Die Auswertungen und
Ergebnisse der Besucherumfrage sollen als Basis in der Planung des
Programms für die nächste Saison berücksichtigt werden. Demnach soll
besonders das Familien- und Seniorenangebot ausgebaut werden. Darunter
fällt z.B., dass ein Kindermuseumsführer erstellt wird oder spezielle
Themenführungen für Senioren ausgearbeitet werden, die sich durch
altersgerechte Maßnahmen von den anderen Führungen unterscheiden.
9.4.5 Projekt „RegioGrün“
Das Projekt „RegioGrün“ ist ein
Vorhaben der Regionale 2010, an
welchem
die
Städte
Bergheim,
Brühl, Erftstadt, Frechen, Hürth,
Kerpen, Pulheim, Wesseling und
Köln,
der
Rhein-Erft-Kreis,
der
Erftverband, das Forstamt Bonn,
der Naturpark Rheinland und das
Rheinische
Amt
für
Bodendenkmalkunde beteiligt sind.
Ziel und Inhalt des Projekts ist die
Schaffung und Verbesserung der
Abb. 48 - Vernetzung der Grünflächen
Freiraumqualität und Naherholungsnutzung der Großstadtregion zwischen Rhein und Erft durch die Entwicklung
eines Netzwerks aus Grüngürteln, -achsen und -routen.66 Auf gemeinsame
Initiative der Stadt Köln und des Rhein-Erft-Kreises hin, sollen insgesamt drei
Grünachsen geschaffen werden, die die beiden Grüngürtel der Stadt Köln mit
dem als dritten Grüngürtel angesehenen Naturpark Rheinland durch die
Entwicklung und Ausweisung von Grünachsen vernetzen, und somit eine
66
http://www.regionale2010.de/de/projekte/grun/projekte_grun/weitere_projektansatze/regio_grun_rhein_erft/index.html
121
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
durchgängige Grünverbindung vom Rhein bis zur Erft schaffen. Schwerpunkt
des Projekts ist die Erarbeitung von Fahrradwegen und -routen, die sich durch
den gesamten Grünbereich ziehen. Des Weiteren sollen auf den Routen
Erlebnisstationen
an
historisch,
naturgeschichtlich,
kulturell
und
landschaftsästhetisch bedeutsamen Punkten, wie z.B. Aussichtsplattformen
und Gipfelkreuzen, errichtet werden.67 Das Netz der Stationen und Routen soll
in seiner Gesamtheit die strukturelle Vielfältigkeit der Region repräsentieren.
Das
Konzept
des
Projekts
„RegioGrün“
basiert
auf
vielen
kleinen
Einzelprojekten der teilnehmenden Städte und Organisationen. Konkrete
Einzelmaßnahmen sind beispielsweise Aufforstung, Errichtungen von Parks
und Grünflächen oder Routenmarkierungen. Im Rahmen dieses Projekts soll
sich unter anderem der Rhein-Erft-Kreis zu einem langfristig bekannten
Erholungsziel der Großstädte entwickeln.
9.4.6 Erweiterung Phantasialand
Das Phantasialand ist zurzeit mit circa 2,2 bis 2,5 Millionen Besuchern pro Jahr
einer der bedeutendsten und besucherstärksten Freizeitparks in ganz
Deutschland.68 Es ist zudem auch wohl die bekannteste touristische Attraktion
des Rhein-Erft-Kreises. Um weiterhin seine Marktposition zu wahren und
wettbewerbsfähig zu bleiben, strebt der Direktor des Phantasialands, RalfRichard Kenter, schon seit mehreren Jahren eine Vergrößerung des Parks an.
Verglichen mit seinen beiden größten Konkurrenten, dem Europa-Park Rust,
mit einer Gesamtfläche von 70 Hektar und dem Heidepark Soltau mit sogar 85
Hektar, ist die Fläche des Phantasialands von 28 Hektar doch sehr
bescheiden.69 Die beiden genannten Parks erweitern kontinuierlich ihre Flächen
und ihr Angebot und werden somit zunehmend attraktiver und nachgefragter.
Um dem mithalten zu können, strebt das Phantasialand zum Jahre 2012 eine
Gesamtfläche von 60 ha an.70 Die neuen Flächen sollen dazu dienen, so viele
Attraktionen zu schaffen, die nicht an einem Tag wahrgenommen werden
können und das Phantasialand somit zu einem Kurz- und Wochenendreiseziel
67
http://www.regiogruenrheinerft.de/stationen/index.html
http://www.ksta.de/html/artikel/1112721233826.shtml
69
http://de.wikipedia.org/wiki/Europapark
70
http://www.ksta.de/html/artikel/1112721233826.shtml
68
122
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
machen. Nach Kenter würde ein Verzicht auf eine Erweiterung in absehbarer
Zeit die Schließung des Phantasialands zur Folge haben. Die Stadt Brühl hat
die Notwendigkeit erkannt und ist gewillt, etwas dafür zu tun. Jedoch ist der
Park sehr zentral gelegen und deshalb ist das Flächenangebot sehr gering. Für
die Ausweitung bedarf es der Änderung des Gebietsentwicklungsplanes für die
geforderten Flächen in weitere allgemeine Siedlungsbereiche (ASB) für
zweckgebundene Nutzung Brühl/Phantasialand.71 Die Stadt Brühl und die
Bezirksplanungsbehörde erstellten verschiedene Erweiterungsalternativen, die
jedoch viele Konflikte mit sich ziehen würden, da es sich bei den gewünschten
Flächen um Teile des im Landesentwicklungsplans NRW beschriebene
wertvolle Kulturlandschaften handelt, deren Zerstörung rechtlich verboten ist.
Eine Inanspruchnahme ist nur möglich, wenn sie unbedingt erforderlich und an
einer anderen Stelle nicht realisierbar ist.72 Um die am besten geeignete
Variante zu ermitteln, wurde vom Regionalrat ein Umweltbericht in Auftrag
gegeben,
der die Verträglichkeit
des Erweiterungsvorhabens mit
den
Schutzgütern Mensch, Tiere und Pflanzen, Boden, Wasser, Luft und Klima,
Landschaft und Landschaftsbild, Kultur und sonstige Sachgüter für alle
festgelegten Planungsalternativen analysiert. Derzeit wertet der Regionalrat die
Ergebnisse des Umweltberichtes aus. Mit einer Entscheidung ist voraussichtlich
erst im Jahr 2007 zurechnen.
9.4.7 Skicenter Kerpen
Das Bauvorhaben „Skicenter Kerpen“ ist das derzeit größte Projekt im RheinErft-Kreis, das im Gespräch ist. Geplant ist ein großzügiger Sport- und
Freizeitpark am Rande des Sindorfer Gewerbegebiets, in dessen Mittelpunkt
eine Skihalle, mit dazugehörigem Skiverleih und –verkauf, stehen soll. Weitere
angedachte
Attraktionen
sind
eine
Wasserskibahn,
Windsurfing,
eine
Tauchschule, eine Kletterwand, ein Badesee mit Sandstrand und BeachVolleyballplätzen, eine Kinderwelt, sowie ein großer Entertainmentbereich und
einige Tagungsräume. Auch sollen angrenzende Übernachtungsmöglichkeiten
geschaffen werden, wie ein Campingplatz und ein 4-Sterne Sporthotel mit
71
http://www.bezreg-koeln.nrw.de/html/gremien/regionalplanung/koeln/aenddar/08/text/anlage.pdf, S.4
http://www.bezregkoeln.nrw.de/html/gremien/regionalplanung/koeln/aenddar/08/text/verfahrensunterlage.pdf, S.6 ff.
72
123
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Wellnessbereich. Nach jetzigem Stand soll die Gesamtfläche der Freizeitanlage
18 Hektar und ein Investitionsvolumen von 60 Millionen Euro betragen. Es wird
damit gerechnet, dass die Realisierung des Projektes insgesamt 150 neue
Arbeitsplätze schaffen und große Touristenströme in die Region lenken wird.73
Welche Financiers und Investoren hinter dieser Sache stehen, wird der
Öffentlichkeit derzeit noch vorenthalten. Im Moment ist auch noch nicht klar, ob
die Umsetzung der geplanten Konzeption tatsächlich erfolgen soll. Theoretisch
wäre dies möglich, da der Bebauungsplan keine Schwierigkeiten bereiten
würde, weil es sich bei der betroffenen Fläche um ein ausgewiesenes
Gewerbegebiet handelt. Da derzeit keine konkreten Informationen veröffentlicht
werden, bleibt eine eventuelle Umsetzung abzuwarten.
9.4.8 Mehrzweckhalle Hürth
Neben dem Projekt „Skicenter Kerpen“ gibt es in ähnlicher Größenordnung
noch den Bau der Sporthalle in Hürth. Allerdings liegen hierzu schon konkrete
Informationen vor und mit dem Bau soll bereits im Frühjahr 2007 begonnen
werden.
Bei der Sporthalle handelt
es sich
hauptsächlich um eine
Basketballhalle für die Heimspiele des deutschen Meisters RheinEnergie Köln.
Sie soll aber auch für weitere Sportveranstaltungen, Kongresse und Konzerte
jeglicher Art zur Verfügung stehen. Die Halle entsteht auf dem 32.000 m²
großen Gelände der ehemaligen Druckereihalle des Greven-Verlags an der
Luxemburger Straße in dem Stadtteil Hürth-Efferen.
Die Kaufverträge wurden bereits am 1.12.2006 notariell besiegelt, so dass dem
Baubeginn derzeit nichts im Wege steht.74 Bei den Investoren handelt es sich
vordergründig um den Ex-BAP-Keyboarder und jetzigen Manager des Kölner EWerks und Palladiums Bernd Odenthal und den RheinEnergie Geschäftsführer
Walter Pütz. Die Halle schließt die Lücke zwischen dem Palladium mit 4.000
Besucherplätzen
und
der
Köln
Arena
mit
20.000,
für
mittelgroße
Veranstaltungen im Raum Köln/Bonn mit einem Fassungsvermögen von circa
7.000 Zuschauern. Die voraussichtlichen Kosten für den Bau der Halle belaufen
73
74
http://www.skicenterkerpen.de/13729.html
http://www.huerth.de/rathaus/presse/sporthalle.php
124
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
sich auf rund 30 Millionen Euro, welche jedoch bei 80 Veranstaltungen pro Jahr
wieder amortisiert wären.75 Der Bau der Halle soll den Bekanntheitsgrad der
Stadt Hürth erheblich steigern und die Wirtschaft ankurbeln. Da es bisher keine
Halle
in
dieser
Größenkategorie
gibt,
sie
gut
mit
den
öffentlichen
Verkehrsmitteln zu erreichen und auch unweit der NOB-Fernsehstudios liegt,
kann man davon ausgehen, dass sie bei gutem Angebot stets ausgebucht sein
wird und viele Touristen in die Stadt ziehen wird.
9.5 Handlungsanregungen für die Zukunft
Abschließend zu den vorhergehenden Ausführungen gilt es zu sagen, dass die
Ist-Analyse des Tourismus im Rhein-Erft-Kreis, sowohl auf die vorhandenen
Sehenswürdigkeiten, Attraktivitäten und Beherbergungsmöglichkeiten, als auch
auf die bereits durchgeführten und angedachten Projekte bezogen, relativ
positive und repräsentative Ergebnisse liefert. Der Rhein-Erft-Kreis ist auf
einem guten Weg, eine bekannte und beliebte Naherholungsregion mit vielen
touristischen Highlights zu werden. Es ist klar festzustellen, dass sich ein
Sinneswechsel vollzogen hat und der Tourismus als Wirtschaftkraft erkannt und
ausgebaut wird.
9.5.1 Tourismusstandort: Rhein-Erft-Kreis
Was
dem
Rhein-Erft-Kreis
in
diesem
Sinne
jedoch
fehlt,
ist
ein
flächendeckendes Netzwerk bzw. eine flächendeckende Kooperation aller
Institutionen, die unmittelbar, aber auch mittelbar mit dem Touristikbereich
verbunden sind. Im Moment findet man nur wenige Organisationen, die sich
zusammenschließen bzw. zusammenarbeiten. Sinnvoll wäre es, auf Kreisebene
ein Netzwerk zu errichten, in welchem sich die einzelnen Anbieter gegenseitig
bewerben und auf einander aufmerksam machen. Als Beispiel im kleineren Stil
könnte hierzu die bereits oben erwähnte Idee des Kerpen-Touristik e.V. mit den
Visitenkarten aufgegriffen werden. Es sollte erkannt werden, dass man nicht nur
als Konkurrenten, sondern viel mehr als Verbündete in einer Sache, nämlich
der Vermarktung der eigenen Region, auftritt. Ein weiteres Defizit ist vor allen
Dingen auch darin zu sehen, dass wenig Engagement von Seiten der
75
http://www.ksta.de/html/artikel/1162473133625.shtml
125
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
kreisangehörigen Kommunen gezeigt wird. Dies kann man unter anderem
daran festmachen, dass nur einige von den Städten Mitglieder im Rhein-Erft
Tourismus e.V. sind, dessen Marketingarbeit allerdings von enormer Bedeutung
für den Kreis, aber auch für die einzelnen Kommunen, ist.76
Wie bereits oben genannt, wäre es von Vorteil, wenn daran gearbeitet würde,
die Rhein-Erft-Region auf dem Markt als ein Ganzes zu präsentieren, denn nur
so hat sie eine Chance, national und eventuell auch international bekannt zu
werden. Bisher hat sich jede Stadt oder größere Organisation hauptsächlich auf
die eigene Werbung und Verbesserung konzentriert, doch als einzelne kleinere
Stadt geht man in dem bundesweit vielfältigen Angebot unter. Das Handeln,
bzw. alle Maßnahmen und Projekte sollten also darauf abzielen, sich nach
außen hin als ein großer Tourismusstandort zu bewerben und zu vermarkten.
Gleichzeitig sollte aber auch jede Organisation daran arbeiten, touristisch
attraktiv zu bleiben, zukunftsorientierte Strategien zu entwickeln und sich
keinesfalls nur auf die kreisweite Arbeit zu verlassen. Bezogen auf kreisweite
Tätigkeiten kann klar festgestellt werden, dass eine Veränderung der bisherigen
Denkweise erfolgt ist. Besonders das Wirken des Rhein-Erft Tourismus e.V.
zeigt, dass viel an der Vermarktung und Bewerbung des ganzen Kreises als
eine Region gearbeitet wird.
Sicherlich sollte man sich darüber im Klaren sein, dass der Rhein-Erft-Kreis sich
nicht zu der angesagtesten Tourismusregion Deutschlands entwickeln kann, da
ihm dazu einfach die natürlichen Begebenheiten, wie z.B. eine Küsten- oder
Berglandschaft, fehlen. Allerdings hat der Kreis gute Chancen, sich weiterhin
als beliebtes Tages- und Kurzreiseziel zu profilieren. Dem zu gute kommt, dass
Nordrhein Westfallen bundesweit in dem letzten Jahr die größte Anzahl an
Tagestouristen zu verzeichnen hatte.77 Ein weiterer Vorteil zu Gunsten des
Rhein-Erft-Kreises stellt die Tatsache dar, dass sich der Trend vom klassischen
2-Wochen-Urlaub zu den zwei- bis viertägigen Kurzreisen hin entwickelt.
Betrachtet man allein die Zahlen der letzten drei Jahre, so stellt man fest, dass
76
77
http://www.rhein-erft-tourismus.de/cms/startordner/deutsch/tourismus/1601.html
http://www.deutschertourismusverband.de/content/files/zdf2005.pdf, S.6
126
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
die Zahl der Kurzurlaube in Deutschland von 42,7 Millionen in 2003 und 43,1
Millionen in 2004 auf 48,5 Millionen in 2005 angestiegen ist.78 Sicherlich ist
dieser enorme Anstieg zum Teil auf den Weltjugendtag zurückzuführen, die
steigende Tendenz in diesem Sektor kann jedoch trotzdem festgelegt werden.
Auch im Bereich des Radtourismus hat sich bundesweit viel getan. Allein im
Jahr 2005 wurde festgestellt, dass rund 45,4 % aller Deutschen das Fahrrad im
Urlaub nutzen und circa zwei Millionen Deutsche in den nächsten drei Jahren
„ziemlich
sicher“
mindestens
eine
Radreise
mit
wenigstens
vier
Übernachtungen planen.79 Insofern stehen die Rahmenbedingungen und
Entwicklungsvorgänge für den Rhein-Erft-Kreis sehr gut. Da er auch tatsächlich
touristisch einiges zu bieten hat, müsste er sich lediglich als Anziehungspunkt
und Standort mit vielen Vorteilen, sei es die gute Verkehrsanbindung oder die
Großstadtnähe, behaupten und bekannt machen. Vor allen Dingen kann er sich
die steigende Beliebtheit des Fahrradurlaubes zu nutzen machen, da er bereits
einen Ruf als fahrradfreundliche Region besitzt, den es nur noch auszubauen
und zu erweitern gilt. Dies könnte man beispielsweise durch weitere
Fahrradwege
und
neue
thematische
Routen
mit
Erlebnis-
und
Betätigungsstationen erreichen.
9.5.2 Realisierung: Skicenter Kerpen
Würde man es sich tatsächlich zum Ziel setzen, den Rhein-Erft-Kreis
Freizeit-
und
Erholungsregion
mit
kulturellen
und
als
historischen
Sehenswürdigkeiten zu vermarkten, so wäre dafür die Realisierung des
Projektes „Skicenter Kerpen“ ein optimaler Ansatzpunkt. Sicher hat der Kreis
auch
ohne
diesen
Freizeitpark
genügend
Attraktionen,
die
Touristen
ansprechen, jedoch wäre eine Freizeitanlage derartiger Größe und mit dem
vielfältigen Angebot ein unvergleichliches touristisches Highlight. Die Skihalle
Neuss
beispielsweise
ist
überall
bekannt,
obwohl
sie
„nur“
für
Wintersportbegeisterte in Betracht kommt. Somit würde auch das Skicenter,
dass man aber besser Ski-, Sport- und Freizeitcenter nennen sollte, um es von
den Skihallen in Neuss und Bottrop abzuheben, dem Rhein-Erft-Kreis einen
78
79
http://www.deutschertourismusverband.de/content/files/zdf2005.pdf, S.9
http://www.deutschertourismusverband.de/content/files/zdf2005.pdf, S.18
127
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
hohen Bekanntheitsgrad verleihen. Es wäre sinnvoller, den Mittelpunkt des
Freizeitparks nicht auf die Skipiste zu legen, sondern auf eine andere sportliche
Attraktion, da es, wie bereits erwähnt, zwei Skihallen in der näheren Umgebung
gibt. Ein Pluspunkt des Freizeitparks besteht auch darin, dass mit dem
geplanten Angebot so gut wie jede Zielgruppe angesprochen wird, da er für
Sportler, Erholungssuchende, Abenteurer und Familien mindestens eine
Attraktion bietet.80 Es wäre auch denkbar, das Angebot um eine ausgiebige
Beauty- und Wellnessfarm zu erweitern. Diese könnte man in das Sporthotel
integrieren, welches sowieso schon einen begrenzten Wellnessbereich vorsieht.
Da es in der gesamten Rhein-Erft Region noch kein einziges Hotel dieser Art
gibt, wäre es sicherlich von Vorteil, das Sporthotel mit einem Wellnesshotel zu
kombinieren.
Sollte es zu einer Realisierung dieses Projekts kommen, so wäre es sinnvoll,
gezielt darauf zu achten, dass nicht die Stadt Kerpen, sondern der gesamte
Rhein-Erft-Kreis in den Vordergrund gestellt und bekannt gemacht wird. Dies
könnte man z.B. dadurch erreichen, in dem man den Besuchern des Skicenters
oder den Gästen des Sporthotels, ermäßigte Eintrittspreise in anderen
Institutionen gewährt, oder ihnen vor Ort Führungen und Besichtigungen der
Schlösser oder des Tagebaus anbietet.
9.5.3 Rhein-Erft bei Nacht
Um den Bekanntheitsgrad des Rhein-Erft-Kreises zu steigern, könnte man auch
zwei Konzepte einführen bzw. ausweiten, die es in dieser Art kreisweit noch
nicht bzw. nur bedingt gibt. Dies wäre einmal die Einführung einer jährlichen
Veranstaltungsnacht, die man z.B. „Rhein-Erft bei Nacht“ nennen könnte.
Darüber hinaus erscheint die Erstellung eines Gutscheinheftes für die
Attraktionen der Region sinnvoll. In eingeschränkter Form – vorwiegend
beteiligen sich Restaurants – sind Gutscheinhefte für den Nord- bzw. Südkreis
bereits erhältlich.
Der Idee der Einführung „Rhein-Erft bei Nacht“ liegt zu Grunde, dass zu einem
einzigen Termin alle Sehenswürdigkeiten und Attraktionen die Möglichkeit
haben, sich zu präsentieren und unvergesslich zu machen. Die Vielfalt des
80
http://www.skicenterkerpen.de/index2.html
128
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Angebots, sowie die besonderen und eher ungewöhnlichen Umstände, nämlich
die Durchführung bei Nacht, würden sicherlich viele Touristen und auch die
einheimische Bevölkerung dazu anregen, an einer derartigen Veranstaltung
teilzunehmen. In Rahmen dessen wäre es auch von Vorteil, wenn sich die
einzelnen Anbieter besondere Aktionen, Ausstellungen und Programmeinlagen
für diese Nacht vorbehalten würden, um es von dem üblichen Angebot
abzuheben. Bei der technischen Umsetzung müssten geeignete Konzepte
entwickelt werden, die die doch zum Teil großen Entfernungen der einzelnen
Sehenswürdigkeiten voneinander überbrücken. Als Hilfestellung könnte die
Organisation der „Nacht der Kölner Museen“ dienen, die schon seit einigen
Jahren sehr erfolgreich durchgeführt wird.81
9.5.4 Einführung eines Gutscheinheftes
Ein weiterer Vorschlag zur Steigerung der Attraktivität wäre die Erstellung eines
Gutscheinheftes,
an
welchem
sich
interessierte
Unternehmer
und
Organisationen im Kreisgebiet beteiligen können. Die Konzeption des
Gutscheinhefts könnte sich an dem bereits für einzelne Städte bestehenden
„City for Two“-Heft orientieren. Dieses kann man für einen Betrag von ungefähr
35 Euro erwerben, und zahlt anschließend für die darin enthaltenen Angebote
nach dem Prinzip „zwei für eins“ für zwei Personen nur einen Preis.82 Das
Angebot erstreckt sich in der Regel über Restaurants, Hotels, Museen,
Schwimmbäder und andere Freizeiteinrichtungen.
Man kann zwar nicht immer voraussetzen, dass der Umsatz und die Nachfrage
mit Hilfe der Gutscheine auf Anhieb steigen, es ist aber zu erwarten, dass sich
der Kundenstamm durch neue Gäste erweitert, die ohne das Gutscheinbuch
vielleicht nie gekommen wären. Es ist anzunehmen, dass ein solches
Gutscheinbuch gut angenommen wird, da es relativ unverbindlich ist und man
bereits nach drei bis vier Besuchen den Preis des Buches wieder amortisiert
hat. Vor allen Dingen aber eignet es sich hervorragend zum Verschenken. Des
Weiteren würde ein Gutscheinbuch Anreiz bieten, neue Sachen auszuprobieren
81
82
http://www.museumsnacht-koeln.de/
http://www.cityfortwo.com/index_konzept.htm
129
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
und noch nicht bekannte Orte des Rhein-Erft-Kreises kennen zu lernen. Dass
dieses Konzept aufgeht, zeigen bekannte und erfolgreiche Gutscheinbücher wie
z.B. „Schlemmerreise mit dem Gutscheinbuch“, „City for Two“ oder „Super Spar
Buch“.83 Im Gegenzug zu dem Projekt „Skicenter Kerpen“ sind die
vorangehenden
Vorschläge
nach
dem
Prinzip
abgeleitet,
aus
bereits
Vorhandenem das Beste zu machen. Verbunden mit dem Gedanken, den
Rhein-Erft-Kreis als einen großen Tourismusstandort zu vermarkten, sollte dies
das Oberziel für die Zukunft sein.
10 Gesellschaftspolitische Entwicklung des Rhein-ErftKreises
Standortanalyse und Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – in diesem Teil
der Projektarbeit wird die gesellschaftspolitische Entwicklung dargestellt.
Aufgrund der Vielzahl
an möglichen Themen wird das Thema Familie und
Beruf näher ausgeführt.
Dieser
Teil
der
Projektarbeit
stellt
einige
aktuelle
Meinungen
und
Gegebenheiten der Gesellschaft dar und zielt auf eine eigenverantwortliche
Meinungsbildung ab. Des Weiteren sollen Leser von der Ideenvielfalt der
Fachleute und Institutionen inspiriert werden.
„Die noch junge öffentliche Diskussion dreht sich im Wesentlichen um vier
Fragen, die jedoch zumeist isoliert betrachtet werden:
-
Wie sichern wir die Renten?
-
Brauchen wir Zuwanderung von Ausländern?
-
Wie fördern wir die Lust auf Kinder?
-
Wie gehen wir mit den Alten in unserer Gesellschaft um?“84
Die dem Grunde nach wesentlichste Frage in Bezug auf den demographischen
Wandel dürfte die Frage nach den Kindern und den Familien sein.
Der demographische Wandel ist jedoch so tiefgreifend, dass tatsächlich alle
Lebensbereiche von ihm betroffen sind. Wenn, unter anderem, in der deutschen
Gesellschaft eine relative Überalterung fortschreitet und eine absolute
Unterjüngung weitergeht, um den Bestand der Kernbevölkerung zu halten oder
83
84
http://www.wdr.de/tv/service/kostprobe/inhalt/20050307/b_2.phtml
Berhard Frevel, Herausforderung demografischer Wandel, S.7
130
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
zu vergrößern, werden in den sozialen Systemen Wirtschaft, Politik,
Gesellschaft und Kultur nachhaltige Umbrüche einsetzen.
Diese Umbrüche sollten nicht nur als Risiken eingeschätzt werden, sondern
auch als Chancen. Wenn die Gesellschaft / Bevölkerung schrumpft, altert und
heterogener
wird,
dann
werden
sich
die
Anforderungen
an
die
Lebensgestaltung verändern. Die soziale Infrastruktur, also die Bereitstellung
von Kinderbetreuung, Beratungsdiensten, Pflegeheimen und Tagesstätten, wird
ihre Schwerpunkte anders setzen müssen, um den Bedürfnissen der
Gesellschaft zu entsprechen.85 Demographischer Wandel ist kein Schicksal. Er
kann es jedoch werden, wenn er zu lange von der Gesellschaft, der Politik und
der Wirtschaft ignoriert oder tabuisiert wird. Insofern ist der aktuelle Prozess vor
allem auch als Chance zu sehen, die gesellschaftlichen Strukturen zu
überdenken. Denn Gesellschaft ist das, was die Bevölkerung aus ihr macht –
aber „machen“ muss sie die Bevölkerung selbst.
Familien sind mit dem demographischen Wandel originär verbunden. Durch ihre
Familienbildungsprozesse sind sie direkte Auslöser und Motoren des
demographischen Wandels. Art und Zeitpunkt der Gründung einer Familie, ihre
Größe oder der Verzicht auf eine eigene Familiengründung sind Faktoren, die
die Geburten- und Bevölkerungsentwicklung maßgeblich beeinflussen. Der
Trend ist entweder ganz auf Kinder zu verzichten, oder mindestens zwei Kinder
zu bekommen. Der Geburtenrückgang generell korrespondiert mit der Zunahme
der so genannten „späten Mutterschaft“, die wegen der verlängerten Bildungsund Ausbildungszeiten und dem Wunsch, vor der Elternschaft erste
Berufserfahrungen zu machen, einhergeht.
Weitere Trends spielen hier eine große Rolle:
-
Funktions- und Strukturwandel der Familie (Mithilfe der Kinder in
der Familienwirtschaft)
85
-
Emanzipation und Enthäuslichung der Frau
-
Die mangelnde Versorgung mit Kinderbetreuungsplätzen
-
Konsumdenken und anspruchsvoller Lebensstil
-
Strukturelle Rücksichtslosigkeit gegenüber der Familie
Bernhard Frevel, S.11
131
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Im 11. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung findet man einen
entsprechenden Hinweis: Das Aufwachsen der Kinder geschieht danach immer
mehr in öffentlicher Verantwortung. Die Grundlage der Sozialisation setzt wohl
die Familie selbst. Jedoch steht nicht wie vielfach festgestellt, die Familie vor
der
Auflösung.
Die
Familie
hat
sich
lediglich
gewandelt.
Öffentliche
Einrichtungen, wie Kindergärten, Schulen und Ganztagesbetreuungen haben
für die Sozialisation an Bedeutung zugenommen. Daneben sind auch die
Peergroups86 und Medien heute mitverantwortlich für das Zurückdrängen der
Familie im Prozess der Sozialisation. Die Anforderung an die öffentlichen
Einrichtungen wächst über die eher eigentliche Unterstützung hinaus, die
Familie dort zu entlasten, wo sie die Anforderungen nicht mehr erfüllen kann.
Mit dem Unterstützen der Sozialisationsprozesse durch die öffentliche Hand
können die Kinder und Jugendlichen andere „Normalitäten“ wahrnehmen. Sie
haben dadurch wahrscheinlich erstmals die Gelegenheit, zwischen der eigenen
Normalität und der Normalität des Anderen zu vergleichen. Diesen Wandel
innerhalb der Familien und die demographischen Veränderungen gilt es zu
untersuchen. Es stellt sich die Frage, wie die mit Kindern betrauten Personen
und Einrichtungen in Zukunft agieren könnten und ob- und inwieweit die
Einrichtungen derzeit und für die Zukunft dafür vorbereitet sind.
à Fazit: Ein Wandel in der Demographie und in den Familien selbst findet statt!
10.1 Statistik, Szenarien der Geburtenentwicklung
Eine Bevölkerungsvorausberechnung des Institutes für Bevölkerungsforschung
und Sozialpolitik (IBS) sagt für 2010 insgesamt 82,0 Mio Menschen in
Deutschland, für 2030 insgesamt 77,5 Mio und für 2050 insgesamt 68,- Mio
86
Def. Wikipedia Peer Group bedeutet "Gruppe von Gleichaltrigen" oder "Gruppe von Gleichgestellten". Dieser
Fachbegriff aus der Soziologie und Pädagogik geht zurück auf Charles H. Cooley (1864-1929). Der Begriff fasst die
Beobachtungen zusammen, dass besonders im Kinder- und Jugendalter die Orientierung der Individuen an
Gruppenstandards stärker an Menschen ähnlichen Alters als an den eigenen Eltern stattfindet und dass auch später die
Ansichten eines Menschen häufig von den Menschen der unmittelbaren Umgebung geprägt werden. Peer Groups
übernehmen bei Kindern und Jugendlichen wichtige Sozialisationsfunktion und dienen zur Emanzipation vom
Elternhaus. Die Jugendlichen "üben" soziale Muster gemeinsam mit ihren Freunden, die meist aus der
Gleichaltrigengruppe stammen, erproben untereinander soziale Verhaltensweisen. Peers sind sozusagen ein Spielfeld,
auf dem es möglich ist, eigene Grenzen auszutesten, den Umgang mit anderen zu lernen, den Übergang ins
Erwachsenensein zunächst im geschützten Raum der Gleichaltrigen zu erfahren.
132
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Menschen in Deutschland voraus. Daraus ergibt sich ein langfristiger Rückgang
der Bevölkerung in Deutschland.87
Eine weiterschreitende Schrumpfung der Bevölkerung hätte einen negativen
Effekt auf das wirtschaftliche Wachstum. Mehr Kinder als zukünftige
Erwerbstätige hätten das Gegenteil zum Ziel.
Mehrere Szenarien, wie das Vorziehen der Geburten, die Summe der Geburten
erhöhen, das Vorziehen des Geburtenalters, das Durchschnittsalter der
werdenden Mütter reduzieren, oder die Kopplung einzelner Szenarien, könnten
als Maßnahmen der Familienpolitik nur in Kombination aller eine Veränderung
bewirken. Also eine integrative Konzeption könnte unter Anderem dazu
beitragen, dass man sich dem europäischen Durchschnitt annähert.88
10.1.1
Mutter- Vater- Kinder-Los, Eine Analyse des
Geburtenrückgangs aus der Geschlechterperspektive von
Barbara Stiegler
In der Analyse wird deutlich, dass das in der Gesellschaft vorherrschende Bild,
die Enthäuslichung und Emanzipation der Frauen der Hauptgrund des
Geburtenrückgangs sei. Jedoch wiederlegen Trends, dass auch Männer
wesentlich zum Geburtenrückgang beitragen. Insbesondere im Westen
Deutschlands ist der Verbleib von jungen Männern im Elternhaus über eine
lange Zeitspanne zu beobachten. Sie ziehen später von zu Hause aus und
wohnen in der anschließenden Lebensphase zu größeren Teilen als die Frauen
alleine. Der lange Verbleib von jungen Männern im „Hotel Mama“ bewirkt, dass
sie in dieser Lebensphase auch nicht gewollt Vater werden. Eine Konsequenz
ist, dass Männern weitaus mehr als Frauen die Erfahrung fehlt, mit Kindern zu
leben. In der sogenannten familienintensivsten Phase, zwischen 35 und 45
Jahren, leben 74 % aller Frauen, aber nur 58 % aller Männer in einem Haushalt
mit mindestens einem Kind.
Der Anteil der kinderlosen Männer an allen Männern ist höher als der Anteil der
kinderlosen Frauen an allen Frauen (Winkelmann 2005). Hinzu kommen 44 %
der kinderlosen Frauen, die als Grund angeben, dass Ihnen der richtige Partner
87
Bevölkerungsentwicklung , Information 282 zur politischen Bildung, Herwig Birg, S. 21
Zeit, Infrastruktur und Geld: Familienpolitik als Zukunftspolitik, Hans Bertram, Wibke Rösler, Nancy Ehlert,S.7 APuZ
23-24/2005
88
133
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
fehlt - Partner/Männer die keine Kinder wollen, oder die die traditionellen Rollen
von Frauen erwarten.
Außerdem fürchten Männer vor allen Dingen eine Einschränkung ihrer
persönlichen Freiheit durch ein Kind, Frauen hingegen befürchten berufliche
Probleme und sehen ihre berufliche Weiterentwicklung in Frage gestellt.
Die praktischen Befürchtungen einer Frau lassen sich durch Maßnahmen
aller/einzelner Gegebenheiten in Sachen Vereinbarkeit Familie und Beruf
ändern, die persönlichen Befürchtungen des Freiheitsverlustes der Männer eher
schwer!
Das Berliner Institut für Bevölkerung und Entwicklung kommt in einer Analyse
der unterschiedlichen Kinderzahlen in den Ländern Europas zu dem Ergebnis:
„Insgesamt lässt sich sagen, dass die Kinderzahlen dort hoch liegen, wo nicht
nur die Frauen emanzipiert sind, sondern die ganze Gesellschaft es ist. Wo
nämlich die Berufstätigkeit von Frauen akzeptiert wird, wo sich auch Väter um
Kleinkinder kümmern, wo Beziehungen ohne Trauschein und außereheliche
Kinder als normal gelten.“ Damit wird deutlich, dass gesellschaftliche
Strukturen, Leitbilder und Familienbegriffe auf der einen Seite das Leben als
Mann oder Frau prägen, andererseits aber einen Bezug zur Kinderzahl haben.
à Fazit - Die Bevölkerung nimmt langfristig ab, und nur ein Polit-Mix in den
Kommunen kann dem entgegenwirken!
- Eine Erweiterung des Familienbildes und Veränderung des Vater- und
Mutterbildes, die gesellschaftliche Verantwortung für Erziehung und Bildung der
Kinder, aber auch eine Veränderung von Arbeitsanforderungen bei Vater- und
Mutterschaft sowie gesicherte Existenzmöglichkeiten für Väter und Mütter sind
Orientierungen, die zu einer höheren Bereitschaft führen können, sich für ein
Kind zu entscheiden.
- Umdenken im Ansehen der Frauenförderung/Frauenarbeit.
10.2 Familienpolitik unter Bezugnahme des Elterngeldes
Um die „Nachfrage nach Kindern“ und damit die Fertilitätsraten zu erhöhen,
müssen unter Anderem die Opportunitätskosten von Kindern verringert werden.
134
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Der Leitgedanke einer nachhaltigen Familienpolitik besteht darin, den
Einkommensverlust in der Familiengründungsphase abzumildern.89 Dieser
Leitgedanke wurde von der Bundesregierung entwickelt.
10.2.1
Auszug aus der Pressemitteilung vom 14.06.06 aus
www.bmfsfj.de Bundesfamilienministerin von der Leyen
begrüßt Kabinettsbeschluss zum Elterngeld: "1:0 für die
Familien, das Elterngeld kommt!"
Bundesfamilienministerin
Ursula
von
der
Leyen
freut
sich
über
die
Entscheidung des Bundeskabinetts, das heute den Gesetzentwurf zur
Einführung eines Elterngeldes beschlossen hat. "Es steht 1:0 für Familien, das
Elterngeld kommt!", sagt von der Leyen. Das Bundeskabinett habe mit dem
Beschluss deutlich gemacht, dass es der Bundesregierung nicht gleichgültig ist,
ob sich junge Menschen für ein Kind entscheiden. In den vergangenen Wochen
war die Ressortabstimmung erfolgt sowie Länder und Verbände waren
angehört worden. "Wir haben Anregungen angenommen, an der großen Linie
des Elterngeldes wurde jedoch nichts mehr verändert", so von der Leyen. Auf
Wunsch der Länder wird einheitlich für alle Eltern ein Zwölfmonatszeitraum bei
der Einkommensermittlung berücksichtigt. Das Elterngeld gibt jungen Müttern
und Vätern einen Schonraum, sich ohne finanziellen Druck Zeit für ihr
Neugeborenes zu nehmen", so von der Leyen. "Die meisten jungen Familien
brauchen und wollen heutzutage dauerhaft zwei Einkommen. Die Konzentration
auf 14 Monate zeigt auch, dass es akzeptiert ist, bald wieder Kontakt zum Beruf
zu haben und soll dazu beitragen, dass Mütter und Väter den Lebensunterhalt
ihrer Kinder selbst sichern können", sagt die Bundesministerin. Von der Leyen
sieht das Elterngeld als eine von drei tragenden Säulen in der Familienpolitik.
"Das Elterngeld steht nicht für sich allein. Mindestens so wichtig sind der
weitere Ausbau der Kinderbetreuung und kinderbewusste Strukturen in der
Arbeitswelt, damit Familien auch über das erste Lebensjahr des Kindes hinaus
planen können", hebt die Bundesministerin hervor. Wie sieht das Elterngeld im
Gesetzentwurf aus? Das Elterngeld wird im Kernzeitraum zwölf Monate gezahlt.
Zwei zusätzliche Partnermonate kommen hinzu, wenn sich der jeweils andere
Partner Zeit für das Kind nimmt und im Beruf kürzer tritt. Die insgesamt 14
89
Nachhaltige Familienpolitik, Essay, Sandra Gruescu und Bert Rürup, S.5 APuZ 23-24/2005
135
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Monate können somit frei zwischen Vater und Mutter aufgeteilt werden,
mindestens zwei Monate sind allein für den Vater oder die Mutter reserviert.
•
Elterngeld gibt es für Erwerbstätige, Beamte, Selbstständige und
erwerbslose Elternteile, Studierende und Auszubildende.
•
67 % des wegfallenden Einkommens, mindestens 300 Euro maximal
1800 Euro werden ersetzt, wenn die Arbeitszeit auf maximal 30 Std. pro
Woche reduziert wird.
•
Nimmt der Vater oder die Mutter die zwei Partnermonate nicht in
Anspruch, so wird für diese zwei Monate kein Elterngeld, auch kein
Mindestelterngeld, gezahlt.
•
Das Mindestelterngeld in Höhe von 300 Euro wird im Kernzeitraum von
zwölf Monaten immer gezahlt, wenn ein Elternteil das Kind betreut,
unabhängig davon, ob der Elternteil vorher erwerbstätig war. Das betrifft
Transferempfänger ebenso wie Einverdienerfamilien.
•
Das Mindestelterngeld in Höhe von 300 Euro wird während der Kernzeit
von zwölf Monaten nicht als Einkommen auf andere Sozialleistungen
oder Wohngeld angerechnet.
•
Alleinerziehende, die vor der Geburt des Kindes erwerbstätig waren,
erhalten das Elterngeld 14 Monate, da sie Vater- und Muttermonate
erfüllen.
•
Bei der Geburt eines weiteren Kindes innerhalb von 24 Monaten wird
zusätzlich zum neuen Elterngeld ein Geschwisterbonus gezahlt. Er
errechnet sich aus der Hälfte der Differenz der höchstmöglichen
Elterngelder für beide Kinder.
•
Für Geringverdiener gibt es ein erhöhtes Elterngeld. Ist das zugrunde
liegende Nettoeinkommen geringer als 1000 Euro monatlich, wächst der
Einkommensersatz bis zu 100 Prozent. Je 20 Euro geringerem
Einkommen erhöht sich die Ersatzrate um jeweils ein Prozent.
•
Das Elterngeld kann bei gleichem Gesamtbudget auch auf den
doppelten Zeitraum (auf bis zu 28 Monate) gestreckt werden, dann
werden die halben Monatsbeträge gezahlt.
136
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
•
Maßgeblich
für
die
Berechnung
des
Elterngeldes
ist
der
Durchschnittsbetrag aus dem Einkommen der vergangenen zwölf
Kalendermonate vor der Geburt des Kindes bzw. vor der in Anspruch
genommenen Mutterschutzfrist. So wird sichergestellt, dass auch
befristet
Beschäftigte
und
Selbstständige
mit
unregelmäßiger
Auftragslage angemessen berücksichtigt werden.
•
Das Gesetz zum Elterngeld ist mit Wirkung vom 1. Januar 2007 in
Kraft getreten.
Deutlich in dieser Pressemitteilung wird, dass die Problematik des
demographischen Wandels von der Bundesregierung durch die Schaffung
der neuen Regelung - Erziehungsgeld und seine möglichen Konsequenzen
keineswegs missachtet werden. Sollte es sich in der heutigen Gesellschaft
tatsächlich nur um den finanziellen Aspekt handeln, ob Kinder geboren
werden
oder
nicht,
ist
dieser
Unsicherheitsfaktor
für
die
Entscheidungsfindung ausgeräumt worden.
à Fazit: Das Elterngeld könnte wirken. Damit dies den gewünschten Erfolg
hat, muss es mit eltern- und kindgerechter Infrastruktur in Form von guter
und gut ausgebauter Kinderbetreuung und flexible, d.h. familienorientierten
(Arbeits)/Zeiten unterstützt werden.
10.3 Familie und Beruf - Standortanalyse im Rhein-Erft-Kreis
Die Lebenswünsche der Menschen, gesellschaftliche und ökonomische
Erfordernisse zielen einvernehmlich auf mehr Kinder und ihre frühe Förderung
sowie eine stärkere Erwerbsbeteiligung von Frauen. Kinder und Beruf lassen
sich in Deutschland jedoch nur schwer in Einklang bringen. Deutschland
zukunftsfähig zu machen bedeutet auch, Frauen und Männern bessere
Möglichkeiten für eine persönliche Balance zwischen Familie und Arbeitswelt zu
eröffnen.90
Wichtige Eckpfeiler einer städtischen Entwicklung sollten unter Anderem die
Berufswahlorientierung, der berufliche Wiedereinstieg, die Karriereförderung,
90
Bertelsmann Stiftung, Kommunen schaffen Zukunft, S.22
137
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
und die Existenzgründung einer Frau sein. Siehe zu diesem Hinweis auch die
Erläuterungen weiter unten dieser Projektarbeit (Optima).
Eine schriftliche Abfrage aller zehn Kommunen im Rhein-Erft-Kreis war
Informationsgrundlage für folgende Tabellen und Ergebnisse. Hier wurde die
Betreuung von Kindern in Kindertageseinrichtungen unter drei Jahren, über drei
Jahren und die Betreuung von Schülern im Rhein-Erft-Kreis untersucht.
Ein Fragenkatalog wurde jeweils für das Jugendamt, das Schulverwaltungsamt
und die Personalabteilung erstellt und an alle Kommunen im Rhein-Erft-Kreis
versandt. Die Ergebnisse sind von 9.4 dargestellt.
10.3.1
Kinderbetreuung (inkl. unter 3 Jährige und Tagesmütter)
Im Tagesbetreuungsausbaugesetz (TAG) wird die Verpflichtung für Kommunen
konkretisiert, für Kinder im Alter von unter 3 Jahren eine dem Bedarf
entsprechende
Anzahl
an
Plätzen
in
Tagesbetreuungseinrichtungen
vorzuhalten, sodass eine vielfältige und ausreichende Versorgungsstruktur
gesichert
ist.
Insgesamt
soll
der
Kinderbetreuung
ein
höherer
bildungsspezifischer Stellenwert zugebilligt werden.
Vom Kindergarten zum Familienzentrum – diesen Weg will die Landesregierung
gehen und die frühe Förderung von Kindern zu einem Schwerpunkt ihrer Arbeit
machen. Kindertageseinrichtungen sind sowohl der Elementarbereich des
Bildungswesens als auch der Ort für Eltern, die in Fragen der Erziehung und
Förderung ihrer Kinder nach Unterstützung suchen. Das Gesetz über die
Tageseinrichtungen für Kinder bildet die Grundlage für die pädagogische Arbeit.
Ziel der Landesregierung ist, die Tageseinrichtungen zu Familienzentren weiter
zu
entwickeln.
Damit
soll
der
Bildungsauftrag
verbessert
und
die
Sprachförderung intensiviert sowie die Plätze der unter 3 Jährigen ausgebaut
werden.
138
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Abb. 49 - Quelle: Meldebögen für Tageseinrichtungen /Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und
Integration des Landes NRW
Tagesmütter müssen seit Januar 2006 neben der persönlichen Eignung auch
fachliche Qualifizierung, kindgerechte Räumlichkeiten und Kenntnisse über die
Anforderung der Kindertagespflege nachweisen. Noch bis Ende 2007 können
europäische Fördermittel von maximal 400 Euro im Monat abgerufen werden.
Die Informationen dazu könnten als Vermittler alle Jugendämter im Rhein-ErftKreis an junge Mütter weiterleiten. Das Tagesbetreuungsausbaugesetz (seit
dem 01.01.2005 in Kraft getreten) legt fest, dass zum 01.10.2010 gemäß § 24a
SGB VIII ein bedarfsgerechtes Angebot auch für Kinder unter drei Jahren
vorzuhalten
ist.
Alle
Kommunen
im
Rhein-Erf-Kreis
planen
bereits
dementsprechend. Viele unter 3 Jährige werden bei möglichen Kapazitäten im
Rhein-Erft-Kreis bereits betreut! In nachfolgender Tabelle soll der derzeitige
Betreuungsstand zum Informieren und Vergleichen dienen.
Stand November 2006
Jugendämter
Bedburg
Kindertageseinrichtungen
15
Kinderbetreuungsplätze
in % von
Einwohnergesamtzahl
LDS Stand 30.06.06
Monatl. Elternbeitrag
Beispiel einer Staffel
bei einem
Einkommen von
25.000 €
100% Betreuung
800 Plätze
von 24.922 Einwohner
= 3,2 %
44,48 €
139
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Bergheim
35
1.995 Plätze
von 63.148 Einwohner
= 3,2 %
44,48 €
Brühl
25
1.348 Plätze
von 44.424 Einwohner
= 3,0 %
45,07€
Elsdorf
12
690 Plätze
von 21.575 Einwohner
= 3,2 %
44,48 €
Erftstadt
27
1.540 Plätze
von 51.034 Einwohner
= 3,0 %
44,48 €
Frechen
25
1.589 Plätze
von 48.957 Einwohner
= 3,3 %
44,48 €
Hürth
25
1.588 Plätze
von 55.501 Einwohner
= 2,9 %
45,00 €
Kerpen
31
2245 Plätze
von 64.323 Einwohner
= 3,5 %
33,87 €
Pulheim
27
1.618 Plätze
von 53.666 Einwohner
= 3,0 %
40,00 €
Wesseling
21
1.299 Plätze
von 35.560 Einwohner
= 3,7 %
44,48 €
Die Kinderbetreuung im Rhein-Erft-Kreis ist flächendeckend gut ausgebaut.
Plätze, die in den letzten Jahren für die 3-Jährigen geschaffen wurden, werden
bei Umschulung des Personals sukzessive für die unter 3 – Jährigen
ausgebaut. Die Beiträge können durch Satzungen der Kommunen seit kurzer
Zeit selbst festgelegt werden.
140
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
10.3.2
Schülerbetreuung
Mit den Programmen "Schule von acht bis eins"91, "Dreizehn Plus"92 fördert die
Landesregierung schon seit einigen Jahren die Einrichtung von verlässlichen
Ganztagsangeboten für Kinder und Jugendliche an nordrhein-westfälischen
Schulen. Mit der "offenen Ganztagsschule im Primarbereich" (OGS) geht die
Landesregierung
einen
neuen
Weg,
um
unseren
Kindern
mehr
Bildungschancen zu eröffnen und Eltern die Vereinbarkeit von Familie und
Beruf zu erleichtern. Die offene Ganztagsschule - zumeist Grundschulen - ist
dabei mehr als Unterricht. Um dem ganzheitlichen Förderauftrag entsprechen
zu können, sollen unterschiedliche Professionen zusammen wirken und ein
breites Angebot an Förderkursen, Sport, Kultur und Freizeit bereithalten. Die
Zusammenarbeit von Schule, Jugendhilfe, Sportvereinen und Organisationen
der Kultur sind Voraussetzung für das Gelingen. Das Land leistet Zuschüsse zu
den Kosten der Ganztagsangebote und setzt durch Richtlinien in Schule und
Jugendhilfe Rahmenbedingungen. Vor Ort planen und gestalten Schule,
Jugendhilfe und Kommune selbstständig und selbstverantwortlich die konkreten
Angebote. Das Land unterstützt derzeit aktuell die ganztägige Bildung,
Erziehung, Betreuung und Förderung von Schulkindern im Primarbereich über
die offene Ganztagsschule, die drei Ziele verfolgt:
•
Verbesserung der Bildungsqualität und mehr individuelle Förderung,
•
bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und
•
Ganztagsangebote aus einer Hand unter dem Dach der Schule.
Deshalb werden vorhandene Ganztagsangebote aus Kinder- und Jugendhilfe
und
Schule
zu
einem
Gesamtsystem
zusammengeführt.
Die
Gesamtverantwortung hat der Schulträger im Rahmen einer gemeinsamen
Schulentwicklungs- und Jugendhilfeplanung. Die Kooperation der Schulen mit
Partnern aus Kinder- und Jugendhilfe, Kultur und Sport ist eine zentrale
Grundlage der offenen Ganztagsschule. Land, Kommunen und freie Träger
91
„Schule von 8-1“ ist unter Einschluss der Unterrichtszeit bis mind.13 Uhr in der Regel an allen Unterrichtstagen
Betreuung gewährleistet. Ein vor dem Unterricht bestehender Aufsichtsbedarf ist ab 07.30 Uhr bis zum tatsächlichen
Unterrichtsbeginn durch die Schule sichergestellt.
92
Bei „13plus“ beginnt die Betreuungsmaßnahme nach Schulschluss; in der Regel 13 Uhr (diese Maßnahme wird ab
2008 nicht mehr gefördert!)
141
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
sorgen
gemeinsam
Qualitätsentwicklung.
für
Für
eine
Eltern,
verlässliche
die
und
lediglich
anspruchsvolle
eine
Vor-
oder
Übermittagsbetreuung brauchen, gibt es darüber hinaus, wie oben bereits
erwähnt, das Angebot der Schule von acht bis eins.
In ganz NRW bieten seit dem 01. August 2006 insgesamt 342 Gemeinden
Ganztagsplätze in der Primarstufe, der Sekundarstufe I (Sek I) und dem
Förderschulbereich für insgesamt 115.700 Schüler an. Rund 66 % der
Grundschulen bieten eine Ganztagsbetreuung in NRW an. Somit erreicht das
Angebot etwa 15 % der Grundschüler, das sind ca. 17.355 Grundschüler
innerhalb der OGS-Betreuung in NRW, denn laut LDS-Statistik vom 30.06.2006
werden in Nordrhein-Westfalen insgesamt 757.935 Grundschüler beschult;
prozentual gesehen sind das rund 2,3 % Grundschüler in OGS-Betreuung
landesweit. Im Vergleich dazu wurde innerhalb dieser Projektarbeit eine
Standortanalyse
im
Rhein-Erft-Kreis
durchgeführt.
Bei
allen
zehn
Schulverwaltungsämtern innerhalb des REK wurden schriftlich mehrere Daten
abgefragt und eine Tabelle mit den einzelnen Ergebnissen erstellt.
Um die Vielzahl der Daten vergleichen zu können, wurden die Anzahl der OGS
an den Grundschulen, die Anzahl der Grundschulen, die beschulten
Grundschüler insgesamt und die Anzahl der betreuten OGS-Schüler abgefragt.
Somit kann eine Aussage getroffen werden, wie viel Schüler eine Betreuung an
den OGS-Grundschulen prozentual zu den Grundschulen gesamt besuchen.
Bei der Staffel der Elternbeiträge gab es leider Klassenendbetragsunterschiede
bei den Beitragstabellen der Städte und Gemeinden im REK, deshalb wurde ein
mögliches Einkommen von 25.000 € als Beispiel ausgewählt, um explizit eine
Betragshöhe darstellen zu können.
Bei der Mehrzahl der Schulverwaltungsämter sind bereits Erweiterungen der
OGS für das nächste Schuljahr (2007/2008) geplant und bewilligt, so dass der
Ausbau des Betreuungsnetzes im Rhein-Erft-Kreis gesichert ist.
142
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Stand November 2006
Schulverwaltungsämter
Grundschulen mit
Betreuung
(OGS) in % von
Grundschulen
insgesamt
Schüler in Betreuung OGS
in % von
Grundschülergesamtzahl
Schulstatistik 15.10.06
Höhe Elternbeitrag
1.Kind
bei einem
Einkommen von
25.000€
Bedburg
4 OGS von 4 GS
= 100 %
90 von 1.107 Schülern
= 8,1 %
57,00 €
Bergheim
6 OGS von 12 GS
= 50 %
224 von 2.716 Schülern
= 8,3 %
45,00 €
Brühl
4 OGS von 8 GS
= 50 %
185 von 1.775 Schülern
= 10,4 %
60,00-80,00 €
unterschiedl. pro GS
Elsdorf
0 OGS von 3 GS
=0%
0 von 965 Schüler
=0%
-
Erftstadt
7 OGS v. 7 GS
= 100 %
327 von 2.138 Schülern
= 15,3 %
60,00 €
Frechen
2 OGS v.7 GS
= 29 %
125 von 1.900 Schülern
= 6,6%
25,00 €
Hürth
10 OGS v. 10 GS
= 100 %
454 von 2.027 Schülern
= 22,4 %
55,00 €
Kerpen
3 OGS v. 12 GS
= 25 %
143 von 2.925 Schülern
= 4,9 %
40,00€
Pulheim
7 OGS v.9 GS
= 78%
575 von 2298 Schülern
= 25 %
40,00€
Wesseling
2 OGS v.7 GS
= 29%
135 von 1.719 Schülern
= 7,85%
38,00€
Das Ganztagsbetreuungsangebot im Primarbereich an Grundschulen des
Rhein-Erft-Kreises mit durchschnittlich 62 % (ohne Elsdorf und 56 % mit
Elsdorf) kommt dem landesweiten Durchschnitt von 66 % nah. Die
Grundschüler in Ganztagsbetreuung im Rhein-Erft-Kreis stehen somit mit
143
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
durchschnittlich 10,9 % (von 10 Kommunen) deutlich über dem Landeswert von
2,3 % - Anmeldungen an der Offenen Ganztagsgrundschule. Dieses Ergebnis
ist ein positives und besagt, dass diese Richtung weiter ausgebaut und stetig
kontrolliert werden sollte. Die Elternbeiträge sind lediglich aus informativen
Zwecken dargestellt und könnten eventuell aus Beratungszwecken für
Neuregelungen von Satzungen dienen. In allen Grundschulen im Rhein-ErftKreis wird die Betreuungsmaßnahme „Schule von acht bis eins“ angeboten und
von durchschnittlich 21,2 % der Primarschüler genutzt.
10.3.3
Kommunen als Arbeitgeber in Bezug auf
Arbeitszeitmodelle
Die Balance von Familie und Arbeitsleben ist sowohl für Sozialpolitik,
Kommunen und Träger als auch für die Personalpolitik in Unternehmen eine
zentrale Herausforderung der nächsten Jahre. Um eine schlüssig verzahnte
Betreuung zu gewährleisten, hilft es wenig, wenn die Modernisierungsideen der
Betreuung, wie bereits erwähnt, nur durch Schulen und Kindergärten
wahrgenommen werden. Auch die flexiblen Arbeitszeiten der Eltern gehören zu
einer vernetzten Betreuung dazu. Die Arbeitgeber sollten hier auch innovativ
und
unter
Ausschöpfung
ihrer
ganzen
Potenziale
voran
gehen.
Mitarbeiterbindung, Senkung von Fehlzeiten, Steigerung der Motivation,
Gewinnung von Personal sind nur einige Faktoren, die sich auch in Zahlen als
betriebswirtschaftlicher Erfolg rechnen lassen.
Die Arbeitsanforderungen an Wissen und Qualifikationen ändern sich
heutzutage rasend schnell; Wiedereinstiegskosten bei einer dreijährigen
Elternzeit belaufen sich auf 75 % einer Neueinstellung; bei einer Verkürzung
der Elternzeit auf lediglich 6 Monate sind es nur 15%!93
Zusätzlich sollten die Kommunen mit ansässigen Unternehmen ins Gespräch
kommen
und
individuelle
Betriebskindergärten,
Arbeitszeitmodelle
finanzielle
ausarbeiten;
Unterstützungsmodelle
an
Ziele
sollten
vorhandene
Tageseinrichtungen, Heimarbeit, abgesicherte Zeiten über die gesetzliche
Erziehungszeit hinaus etc. sein. Die Kommunen sollten jedoch mit gutem
93
Familienorientierte Personalpolitik aus Unternehmersicht“ Ludwig Georg Braun in Familie bringt Gewinn 2004
144
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Beispiel voran gehen und auch Modelle erarbeiten und erproben, die über
gesetzliche Standards hinausgehen.
Erfahrungen zeigen, dass Mitarbeiter/Innen (MA) von Unternehmen/Betrieben,
die familienorientierte Maßnahmen umgesetzt haben, eine hohe Identifikation
mit ihrem Betrieb zeigen; das Arbeitsklima verbessert sich auf verschiedenen
Ebenen.
Bei der Abfrage an die Personalämter der zehn Rhein-Erft-Kreis-Kommunen
wurde die Anzahl der MA in der Kommune, die Anzahl der sich in Abwesenheit
befindlichen MA, und die (besonderen) Arbeitszeitmodelle der Kommunen,
abgefragt.
Personalämter
Anzahl der
Mitarbeiter
MA in Arbeitszeitmodellen
in % von der Gesamtzahl
der Kommune
Welche besonderen Modelle
gibt es? /
Gibt es besondere Modelle?
Bedburg
169
4, keine Männer
= 2,7 % in
Erziehungsurlaub
Teilzeit, flexibel u.
individuell/
keine besonderen Modelle
Bergheim
831
25, keine Männer
= 3,0 % in
Erziehungsurlaub
Teilzeit, flexibel u.
individuell/
keine besonderen Modelle
Brühl
660
18, keine Männer
= 2,7 % in
Erziehungsurlaub
Teilzeit, flexibel u.
individuell/
keine besonderen Modelle
Elsdorf
210
7, keine Männer
= 3,3 % in
Erziehungsurlaub
Teilzeit, flexibel u.
individuell/
keine besonderen Modelle
Erftstadt
614
31 , keine Männer
= 5,1 % in
Erziehungsurlaub
Teilzeit, flexibel u.
individuell/
keine besonderen Modelle
Frechen
650
8, davon 1 Mann
= 1,2 % in
Erziehungsurlaub
Teilzeit, flexibel u.
individuell/
keine besonderen Modelle
Hürth
630
23, davon 1 Mann
= 3,7 % in
Erziehungsurlaub
Teilzeit, flexibel u.
individuell/
keine besonderen Modelle
145
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Kerpen
818
12, keine Männer
= 1,5 % in
Erziehungsurlaub
Teilzeit, flexibel u.
individuell/ Heimarbeitsplätze (max.
60% der gesamt zu
leistenden Arbeitszeit)
Pulheim
533
13, davon 1 Mann
= 2,4 % in
Erziehungsurlaub
Teilzeit, flexibel u.
individuell/
keine besonderen Modelle
Wesseling
400
20, keine Männer
= 5,0 % in
Erziehungsurlaub
Teilzeit, flexibel u.
individuell/
keine besonderen Modelle
Rhein-Erft-Kreis
997
28, keine Männer
= 2,8 % in
Erziehungsurlaub
Teilzeit, flexibel u.
individuell/
teilweise Heimarbeitsplätze
Die Ergebnisse der Personalämter haben größtenteils informativen Charakter.
Um aber einen Vergleich bzw. einen möglichen Zusammenhang annähernd zu
einem familienfreundlichen Personalmanagement deutlich zu machen, ist
folgendes Zahlenbeispiel richtungsweisend.
Die Firmenich GmbH aus Kerpen hat einen Beschäftigtenstand von 95
Mitarbeitern. Davon waren acht in Erziehungsurlaub; dies sind 8,4 %. Vergleicht
man die Zahlen, obwohl es ein Betrieb in der freien Wirtschaft ist, und
unabhängig von der Frauenquote, weist kein kommunaler Arbeitgeber einen
Prozentsatz in dieser Höhe aus. Ziel einer Kommune könnte sein, Kennziffern
festzulegen mit denen Familienfreundlichkeit anhand der in Erziehungsurlaub
befindlichen Mitarbeiter, gemessen wird. Letztendlich entscheiden sich
Beschäftige, die hier aus Arbeitnehmersicht gesehen werden, für Kinder, die ein
familienfreundliches Personalmanagement bei ihrem Arbeitgeber angeboten
bekommen.
Anhand der abgefragten Daten bezüglich der Arbeitszeitmodelle bieten die
Städte und Gemeinden noch zu wenig besondere Arbeitszeitmodelle an, die es
ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ermöglichen, Familie und Beruf besser
zu verbinden.
Nachfolgend werden einige Möglichkeiten beschrieben, die dazu beitragen
einen Betrieb bzw. eine Kommune familienfreundlicher zu gestalten.
146
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
10.3.4
Modelle und Beispiele betrieblich unterstützter
Kinderbetreuung
Den Kopf frei haben für den Arbeitsplatz- das ist nicht immer leicht. Vor allem,
wenn Eltern sich Sorgen machen, ob ihre Kinder wohl gut betreut und versorgt
sind. Selten passen Arbeitszeiten und Öffnungszeiten von Kindergarten und
Schule zueinander. Gleichzeitig stoßen bei aller privater Kreativität auch die
Lösungen im sozialen Netz an ihre Grenzen. Nachbarn, Freunde und
Großeltern helfen vielleicht, sind aber auch erwerbstätig oder selber
hilfebedürftig und nicht so einplanbar, wie sie gebraucht werden.
Eine Möglichkeit der betrieblich unterstützten Kinderbetreuung ist der
Kinderbetreuungskostenzuschuss;
dieser
ist
nach
§
3
Nr.
33
Einkommenssteuergesetz (EStG) steuer- und sozialversicherungsfrei, wenn er,
beispielsweise
anstelle
einer
Lohnerhöhung
oder
bei
einer
Vertragsveränderung (z.B. Teilzeit nach Elternzeit), zusätzlich zum Gehalt
ausgezahlt wird. Die folgenden Voraussetzungen müssen jedoch erfüllt sein:
-
tatsächliche Kosten der Kinderbetreuung müssen nachgewiesen
werden
-
das Kind noch nicht schulpflichtig ist und/oder noch keine 6 Jahre
alt ist
-
die Betreuung nicht im eigenen Haushalt stattfindet
-
und der Zuschuss ausschließlich für die Betreuung verwendet
wird
Anhand folgender Modellrechnung (Steuerklasse 3…) wird der Vorteil deutlich:
Bruttolohn alt
Gehaltserhöhung
Kinderbetreuungs-
€
Zuschuss €
2.500
2.500
200
-
2.700
2.500
Lohnsteuer/Soli
184
136
Sozialversicherung AN-Anteil
584
541
Gehaltserhöhung
Bruttolohn neu
147
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Sozialversicherung AG-Anteil
567
525
Kinderbetreuungszuschuss
-
200
Personalaufwand AG
3.267
3.225
Netto AN (inkl. Zuschuss)
1.931
2.023
Vorteil AN
-
92
Vorteil AG
-
42
Quelle: “Steuerliche Vorteile für dem familienfreundlichen Betrieb“ Steuerberatung Sabine Schwarz, Köln April
2006
Die Firmenich GmbH in Kerpen als tatsächliches Beispiel ist ein internationales
Unternehmen im Bereich der Produktion von Duft- und Aromastoffen mit 95
Beschäftigen und einer Frauenquote von 70%. 2005 waren 8 Beschäftige in
Elternzeit. Unter Anderem zahlt die Firma Firmenich den bereits erwähnten
Kinderbetreuungszuschuss. Des Weiteren befindet sich in der Nähe des
Unternehmens eine private Kinderkrippe94, mit der das Unternehmen Firmenich
in gutem Kontakt steht. Der Nutzen der Unternehmen ist schlagwortartig
gesagt – Expertinnenwissen halten – Ausfallzeiten verkürzen. Die positive
Reaktion der Beschäftigen - Die MA fühlen sich bei ihren Problemen zur
Vereinbarkeit von Beruf und Familie wahr- und ernst genommen.
Eine weitere Möglichkeit der Unternehmen ist, Belegrechte in vorhandenen
Einrichtungen zu sichern. In diesem Modell geht das Unternehmen eine
Kooperation
mit
dem
Träger
der
Einrichtung
ein.
Betriebliches
Ferienprogramm; dies könnte eine weitere Möglichkeit sein, die Behörde oder
den Betrieb
in Punkto
Familienfreundlichkeit
zu modernisieren.
Denn
Kindertageseinrichtungen oder Schulen, die ferienbedingt geschlossen sind,
könnten eine Betreuung selbst organisieren, organisieren lassen oder sich in
bestehende Angebote einkaufen. Beratungs- und Vermittlungsservice; man
könnte den Beschäftigen einen Service anbieten, der sie in Fragen der
Kinderbetreuung berät und wichtige Adressen vermittelt. Inhouse-Betreuung,
Kinder werden gelegentlich, z.B. bei Ausfall von Schulstunden, mit in die
Firma/die Behörde gebracht – dies kann auf verschiedene Arten und mit
unterschiedlich hohem Aufwand optimiert werden (verbindliche Regelung)
94
bis zu 8 Kinder im Alter von 4 Monate bis 3 Jahre von Erzieherinnen betreut und aus Elterninitiativen heraus
entstanden
148
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
à Fazit: - Der Rhein-Erft-Kreis hat ein gut ausgebautes Betreuungsnetz der
Kindergärten und Schulen. Fraglich ist eine Einführung einer einheitlichen
Beitragsgröße für alle Betreuungsplätze in einer Region.
-
Fördermöglichkeiten
im
Rahmen
der
Tagesmütterbetreuung
durch
Jugendämter bekannt geben.
- Personalmanagements in Kommunen könnten gesetzliche Standards
erweitern und für die Mitarbeiter in verlässlichen Dienstvereinbarungen regeln.
- An betrieblich unterstützter Kinderbetreuung für Kommunen und Behörden
sollten die Potenziale mehr genutzt bzw. weiter ausgebaut werden.
10.4 Handlungsansätze durch das Land, Bund und EU
Das Land, der Bund und die Europäische Union bieten eine Vielzahl von
Handlungsansätzen, Informationen und Projekten zum Thema Familie und
Beruf an. Einige von einzelner Trägerschaft, andere in Kooperation. Auch in der
Region Köln/Rhein-Erft ist ein solches Projekt ins Leben gerufen worden.
10.4.1
Kooperationsprojekt„Optima“- ein Projekt des
Landesministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW
und der Europäischen Union für die Region Köln
„Regionen Stärken Frauen“ – dies ist eine Initiative des Ministeriums für Arbeit,
Gesundheit und Soziales des Landes NRW und des Europäischen Sozialfonds.
Ein Team kooperierender Träger [Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Rhein-Erft
e.V. (AWO), Bildungsinstitut der Rheinischen Wirtschaft GmbH Bergheim
(BRW),
Gesellschaft
für
berufliche
Bildung
Köln
(gbb),
IPEC
Unternehmensberatung Köln, Internationaler Bund (IB) Gesellschaft für
Beschäftigung, Bildung und soziale Dienste mbH Frechen] hat sich erneut
zusammen geschlossen, um die berufliche Förderung von Frauen in der Region
Rhein-Erft-Kreis, Köln und Leverkusen voranzutreiben.
Mit „Optima“ werden 7 neue Qualifizierungsprojekte für Frauen angeboten.
Hierbei streben alle Kooperationspartner die Zusammenarbeit mit engagierten
Unternehmen
durch Unternehmenspatenschaften
an.
Die
vorgenannten
Projekte sind:
149
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
- „Karriereforum Optima“, richtet sich an Frauen, die in Führung gehen
wollen. Die Teilnehmerinnen stehen mit ihren Plänen, Ressourcen und
Potenzialen
im
Mittelpunkt
der
einjährigen
Begleitung.
Es
finden
branchenspezifische Beratungen in Einzel- und Gruppencoachings statt.
- „Alle Pänz optimal versorgt“, qualifizierte und zertifizierte Ausbildung zur
Tagesmutter. Das Projekt schließt damit einen Teil der Lücke der Betreuung.
-
„MOSAIK
kaufmännische
–
Qualifizierter
Berufe“,
ist
Wiedereinstieg
ein
Modulares
in
technische
Schulungs-
und
Angebot
in
Informations- und Kommunikationstechnologien. Es unterstützt gut ausgebildete
Frauen bei einem qualifizierten Wiedereinstieg. E-learning, als zeit- und
ortsunabhängiges Lernen, ermöglicht eine ideale Vereinbarkeit von Familie,
Beruf und Weiterbildung. Im Vordergrund steht die Steigerung der IT- und
Wirtschaftskompetenz.
- „Gründerinnenschmiede“ – Existenzgründungskurse für Frauen
-
„Seniorenbetreuerin
-
Alltagsbegleitung
–
Demenzbetreuung
–
Altenpflege“, die Zunahme an hochbetagten Menschen bringt einen
wachsenden Bedarf an qualifizierten Pflegekräften mit sich. Das Projekt richtet
sich an Frauen, die Pflegeerfahrungen der Familienphase beruflich nutzen
wollen
- „FIT in LOR“, Arbeitsmarktorientierung, Bewerbungstraining, EDV-Schulung
im Wellness- und Fitnessbereich bis zur Palliativmedizin95
- „Miqua – Migrantinnen qualifizieren für die Arbeitsaufnahme“, unterstützt
Migrantinnen
ohne
Berufsabschluss
auf
dem
Weg
in
ein
Beschäftigungsverhältnis.
Alle Kurse sind kostengering und zuschussfähig und zielen gleichzeitig auf die
Eckpfeiler Familie und Beruf ab. So schließt sich der Kreis auch für die
vorgenannten
Problemfelder,
qualifiziertes
Personal
auszubilden
und
vorzuhalten.
95
Nach den Definitionen der Weltgesundheitsorganisation und der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin ist
Palliativmedizin „die aktive, ganzheitliche Behandlung von Patienten mit einer voranschreitenden, weit fortgeschrittenen
Erkrankung und einer begrenzten Lebenserwartung zu der Zeit, in der die Erkrankung nicht mehr auf eine kurative
Behandlung anspricht und die Beherrschung von Schmerzen, anderen Krankheitsbeschwerden, psychologischen,
sozialen und spirituellen Problemen höchste Priorität besitzt“. Nicht die Verlängerung der Überlebenszeit um jeden
Preis, sondern die Lebensqualität, also die Wünsche, Ziele und das Befinden des Patienten stehen im Vordergrund der
Behandlung.
150
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
10.4.2
Lokale Bündnisse für Familie - eine Initiative des
Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
und der Europäischen Union
Die Initiative Lokale Bündnisse für Familie zielt darauf ab, im lokalen und
regionalen Umfeld bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen für Familien zu
schaffen. Ansatzpunkte hierfür sind der bedarfsgerechte Ausbau bzw. der
Erhalt von Kinderbetreuungseinrichtungen, die Beratung und Information von
Eltern,
die
Stärkung
der
Erziehungskompetenz,
die
Schaffung
eines
familienfreundlichen Wohnumfeldes und viele Maßnahmen mehr.
Bündnisarbeit
lohnt
sich
für
Kommunen,
Kindergärten,
Kirchengemeinden,
Kammern,
Gewerkschaften,
Vereine,
Elterninitiativen,
Behörden,
Gemeinderäte, Unternehmen und freie Träger. Sie nützt der gesamten Region,
die durch Familienfreundlichkeit Wachstums- und Beschäftigungseffekte erzielt.
Durch
das
Zusammenspiel
Erfahrungshorizonte
können
der
unterschiedlichen
Angebote
Interessenlagen
bedarfsgerechter
und
und
effizienter
erbracht werden. Doppelstrukturen können vermieden und neue Ressourcen
erschlossen werden. Die Initiative entfaltet ihre Stärke gerade in der Flexibilität
und Vielfältigkeit der Gestaltungsmöglichkeiten. Den Akteuren der Bündnisse
bietet die Initiative die Chance, das Bündnis den eigenen Zielen und den
spezifischen
Herausforderungen
ihrer
Region
anzupassen.
Denn
die
Zukunftsfähigkeit vieler Gemeinden wird davon abhängen, inwieweit es gelingt,
junge Menschen und Familien vor Ort zu halten und neue hinzu zu gewinnen.
Längst ist deshalb das Thema der Kinder- und Familienfreundlichkeit zu einem
wichtigen Standortfaktor geworden. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund
hat diese Thematik mit folgenden sehr informativen Dokumentationen
aufgegriffen:
-
DStGB Dokumentation Nr.20, Mit Familien die Zukunft gewinnen
(2001)
-
DStGB Dokumentation Nr.47, Gemeinden sagen Ja zu Kindern
(2005)
-
DStGB Dokumentation Nr.65, Gemeinden und Unternehmen
sagen Ja zu Kindern (2006)
151
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Folgend Beispiele für Bündnisse für Familien:
Praxisbeispiel Nürnberg: Mit den fünf Handlungsfeldern „Familie und
Arbeitswelt“, Förderung der Familie“, „Erziehung“, „Bildung“, „Kultur“ und „Die
Stadt als Lebensraum für Familie“ hat das 2000 gegründete Bündnis alle
wichtigen Themen lokaler Familienfreundlichkeit abgedeckt. Die heimischen
Unternehmen haben sich eigenverantwortlich in Arbeitsgruppen organisiert und
so ein Netzwerk gebildet.
Praxisbeispiel Metropolregion Rhein-Neckar: Hier haben drei Bundesländer:
Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz ein Bündnis geschlossen.
Das Bündnis entwickelt zukunftsfähige Konzepte für eine gute Vereinbarkeit
von Familie und Beruf, um die Metropolregion Rhein-Neckar zu einem
attraktiven Standort zu entwickeln und Fachkräfte für die Region zu gewinnen.
Rund einhundert verschiedene Akteure, darunter Unternehmen wie BASF,
SAP, IKEA oder John Deere Werke Mannheim, mehrere Stadtverwaltungen,
kommunale
und
ehrenamtliche
Einrichtungen
sowie
wissenschaftliche
Institutionen, wirken derzeit in dem Bündnis mit. Handlungsfelder sind die
Kinderbetreuung, Vereinbarkeit Familie und Beruf und die Qualifizierung von
Tagesmüttern.
Praxisbeispiel Eschborn (Region Main-Taunus): Mit den Handlungsfeldern
Bürgerschaftliches
Engagement,
Familienfreundliches
Erziehungsverantwortung
Lebensumfeld,
wahrnehmen,
Generationsübergreifende
Zusammenarbeit, Gesundheit und Pflege, Kinderbetreuung und Vereinbarkeit
von Familie und Beruf haben sich die vier Kommunen Bad Soden, Eschborn,
Schwalbach, Sulzbach und Eppstein sowie die dort ansässigen Firmen und
freien
Träger
zu
einem
„Regionalen
Netzwerk
für
Familie“
zusammengeschlossen.
à Fazit: Netzwerke bilden – einzelne Ressourcen zu Gemeinsamen machen
und voneinander profitieren!
152
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Angebote, ob finanziell unterstützt oder nicht, abklopfen und Beteiligungen
prüfen, kommunale Entscheidungsträger anregen und überzeugen!
10.5 Handlungsansätze durch Stiftungen
Diverse Stiftungen tragen in Deutschland dazu bei, durch „know-how“,
Erfahrungen und Anreize durch Wettbewerbe, dass Kommunen, Arbeitgeber
und die Bevölkerung Mut entwickeln, neue Wege zu gehen. Genauso wichtig
sind Meinungen der Bevölkerung, denn worum geht es genau, und was muss
sich ändern? Hier nur einige wenige Stiftungsideen zur Veranschaulichung und
Nachahme.
10.5.1
Im
Bertelsmann Stiftung
„Wegweiser
Demographischer
Wandel
2020,
Analysen
und
Handlungskonzepte für Städte und Gemeinden“ der Bertelsmann Stiftung ist
unter Anderem der Standortfaktor Kinder- und Familienfreundlichkeit eine
Aufgabe für die ganze Bürgergesellschaft. Diese sind:
à sich ernsthaft und gemeinsam beraten, ob sich um das Thema gekümmert
werden will
à die Vermarktung vorhandener Angebote für Kinder und Familien in Städten
und Gemeinden
à enge Zusammenarbeit der Träger von Betreuungseinrichtungen mit den
Eltern
à Bildungs- und Betreuungsangebote enger vernetzen
à Veröffentlichung guter und schlechter Meinungen der Eltern in Form einer
Familienberichterstattung
à Sozial benachteiligte Kinder und Familien fördern
à
Kinder
und
Jugendliche
an
politischen
und
stadtplanerischen
Entwicklungsprozessen beteiligen
à Wohn- und Lebensräume für Familien schaffen
à Die Wirtschaft einbeziehen und in Angebote für Kinder und Familien
investieren
153
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
10.5.2
Hertie – Stiftung „audit Beruf und Familie“ / Auditorin
Barbara Locher-Otto
Für die Region Köln hat die B/L/O Unternehmensentwicklung Barbara LocherOtto im Rahmen des Projektes „ Pro FIT – Starke Region Köln – Vereinbarkeit
Beruf und Familie – ein Wettbewerbsvorteil für Unternehmen in der Region Köln
einen Ratgeber entwickelt, die Balance von Familie und Arbeitsleben
herzustellen.
(Anfragen
bei
Informationsbedarf
an
die
B/L/O
Unternehmensentwicklung, Barbara Locher-Otto e.K., Heinrichstr.3, 50999
Köln, Tel: 02236-967666 ).
Zahlreiche
Kommunalverwaltungen
haben
das
audit
„berufundfamilie“ zur Verbesserung ihrer familienbewussten
Personalpolitik
eingesetzt:
Stadtverwaltung
Darmstadt,
Stadtverwaltung
Kreisverwaltung
Hanau,
Simmern,
Stadtverwaltung Velbert. Das audit berufundfamilie® der Stadt Velbert als
Zielbeispiel: Diese wurde als erste Kommune in Nordrhein-Westfalen und als
zweite in der Bundesrepublik mit dem Zertifikat audit berufundfamilie® für eine
familienbewusste Arbeitswelt ausgezeichnet.
141 Unternehmen und Institutionen aus dem gesamten Bundesgebiet haben
am 14. Juni 2006 für ihr Engagement für familiengerechte Arbeitsbedingungen
Zertifikate zum audit berufundfamilie® der Hertie-Stiftung erhalten. Die
Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Ursula von der
Leyen, und der Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, Michael Glos,
die gemeinsam die Schirmherrschaft des audits tragen, überreichten in Berlin
die Auszeichnungen. Das audit berufundfamilie® ist ein strategisches
Managementinstrument zur Förderung familienbewusster Personalpolitik, das
Arbeitgeber darin unterstützt, Unternehmensziele und Mitarbeiterinteressen in
eine tragfähige, wirtschaftlich attraktive Balance zu bringen. „Das audit ist
bereits jetzt zu einem Gütesiegel für Familienbewusstsein im Unternehmen
geworden“, so Dr. Michael Endres, Vorstandsvorsitzender der Gemeinnützigen
Hertie-Stiftung. Die Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen betonte:
„Familienbewusste Unternehmen sind Vorreiter: Sie haben mehr motivierte und
leistungsfähige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auditierte Unternehmen zeigen
allen
Vorurteilen
zum
Trotz,
dass
familienbewusste
Maßnahmen
im
154
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Unternehmen praktikabel sind und funktionieren. Gemeinsam setzen wir uns
dafür ein, dass Familienfreundlichkeit gelebter Alltag in möglichst vielen
Unternehmen in Deutschland wird“.
Die Stadtverwaltung Velbert hatte sich bereits im Jahr 2003 als erste Kommune
in NRW dem Grund-Zertifizierungsprozess des audits berufundfamilie® gestellt.
Nach einem dreijährigen Prozess wurde nunmehr überprüft, inwieweit die
Umsetzung der damaligen Zielvorgaben erfolgt ist. Dazu zählen zum Beispiel
Maßnahmen der betrieblichen Gesundheits- und Suchtvorsorge, Ausbau von
Telearbeitsplätzen und die Einführung eines Vorschlagswesens. Am Ende
dieser Re-Auditierung konnte Velberts Bürgermeister Stefan Freitag nunmehr
das endgültige Zertifikat von der Bundesministerin und dem Bundesminister in
Empfang nehmen. Die Stadtverwaltung war damit eines der 12 Zertifikatsträger
(129 Unternehmen erhielten das Grundzertifikat) und ist wiederum die erste
Kommune in NRW und die zweite Kommunalverwaltung in Deutschland, die mit
dem audit berufundfamilie® ausgezeichnet wurde. Inzwischen haben 280
Unternehmen, Institutionen und Hochschulen mit insgesamt rund 550.000
Beschäftigten das audit durchlaufen.
Abb. 50 - Gruppenfoto aller Grundzertifikats- und Zertifikatsempfänger
Es werden bereits umgesetzte familiengerechte Maßnahmen begutachtet sowie
Potenziale aufgezeigt und konkrete Zielvereinbarungen getroffen, die auf die
jeweiligen Rahmenbedingungen des Betriebs zugeschnitten sind. Für den
Beginn dieses Prozesses erhalten die Unternehmen und Institutionen das
"Grundzertifikat". Nach drei Jahren wird im Rahmen einer Re-Auditierung das
Erreichte ausgewertet und neue Impulse für eine Weiterentwicklung der
jeweiligen familiengerechten Personalstrategien gesetzt. Dafür vergibt die
Hertie-Stiftung – wie auch der Stadtverwaltung Velbert - das "Zertifikat zum
155
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
audit berufundfamilie® ". Lokale Bündnisse für Familie sollen für mehr
Familienfreundlichkeit in Städten und Gemeinden sorgen. In der Initiative, die
bundesweit gestartet wurde, engagieren sich Vertreterinnen und Vertreter von
Unternehmen,
Kommunen,
Kammern,
Verbänden,
Kirchen,
freien
Wohlfahrtsverbänden – und auch die Gemeinnützige Hertie-Stiftung. Ziel ist es,
durch die Gründung einer Vielzahl von lokalen Bündnissen zu einem
familienfreundlichen Klima beizutragen. Die neuartige Initiative richtet sich an
alle
gesellschaftlichen
und
politischen
Gruppen.
Dr.
Michael
Endres,
Vorstandsvorsitzender der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung: "Die Hertie-Stiftung
setzt sich seit vielen Jahren für eine familiengerechte Arbeitswelt ein. Mit dem
audit berufundfamilie haben wir ein Instrument geschaffen, das Unternehmen
die Möglichkeit bietet, ihre familienbewussten Personalmaßnahmen nachhaltig
zu verbessern. Aus unseren Erfahrungen wissen wir: Wenn unternehmerische
Maßnahmen und kommunale Angebote gezielt miteinander verbunden werden,
wird der betriebswirtschaftliche Nutzen der Unternehmen erheblich gesteigert
und die Attraktivität der Kommunen spürbar gestärkt. Damit maßgeschneiderte
Lösungsansätze im lokalen und betrieblichen Alltag der Unternehmen und
Familien verankert werden, unterstützt die Hertie-Stiftung die Initiative 'Lokale
Bündnisse für Familie'."
10.5.3
Robert Bosch Stiftung „Kinderwünsche in Deutschland“
/ Warum sind wir in Deutschland so kinderarm und wie sehen
die Wünsche nach Unterstützung durch die Familienpolitik aus
Die Robert-Bosch-Stiftung weist ausdrücklich darauf hin, dass es bei
familienpolitischen Überlegungen nicht nur darum gehen kann, Kinder als Mittel
zum gesellschaftlichen Zweck, etwa der Sicherung der Renten, zu sehen, weil
die
eigentliche
Rechtfertigung
der
Familienpolitik
sich
nicht
aus
demographischen Notwendigkeiten ableitet, sondern aus Grundsätzen der
Gerechtigkeit und aus dem Verfassungsauftrag des Art. 6 Grundgesetz (GG),
der Ehe und Familie unter den besonderen Schutz des Staates stellt. Daraus
ergibt sich folglich, dass wer Familien schützen, stützen und fördern will, muss
soziale, wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen entsprechend
gestalten.
Und
zwar
in
solch
einer
Weise,
die
unterschiedliche
156
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Familienkonstellationen und Lebensentwürfe berücksichtigt. Die Ergebnisse der
Robert-Bosch-Stiftung basieren auf einer Bevölkerungsumfrage der TNS
Infratest (München) von rund 10.000 Personen, darunter rund 5.500 Frauen
und Männer zw. 20 und 49 Jahren, die im Frühjahr 2005 in Deutschland
durchgeführt wurde. Zielgruppe waren 18- bis 79 Jährige. Die Frauen in
Deutschland wünschen sich im Durchschnitt nur noch 1,75 Kinder. Im
europäischen Vergleich sind die Deutschen besonders kinderfern. Der
Kinderwunsch ist so gering wie in keinem anderen Land. Insbesondere Männer
erreichen mit 1,59 gewünschten Kindern ein einmalig niedriges Niveau. Die
Geburtenziffer
bewegt
sich
seit
Jahrzehnten
unter
den
europäischen
Durchschnitt. 2004 lag sie bei 1,37 Kindern je Frau. Bei uns leben mehr
kinderlose
Frauen
Wiedervereinigung
als
gab
in
es
anderen
einen
europäischen
dramatischen
Ländern.
Nach
Geburtenrückgang
der
in
Ostdeutschland. Mittlerweile gleicht sich die Geburtenziffer dem Westniveau an.
Jeder vierte Mann und jede siebte Frau in Deutschland wollen kinderlos
bleiben. In den alten Bundesländern ist der Wunsch nach Kinderlosigkeit sehr
viel stärker ausgeprägt als in den neuen. Im Osten wünschen sich nur jeder
fünfte Mann und jede siebzehnte Frau keine Kinder. Kinder werden in der
allgemeinen Wahrnehmung eher mit Belastung als mit einer Bereicherung des
Lebens verbunden – die meisten Befragten glauben, dass (weitere) Kinder in
ihrem Leben nichts verändern würden. Wer doch mit Veränderungen rechnet,
erwartet eher Verschlechterungen. Oft genießen Familien wenig Ansehen. Ob
man in einer Familie mit Kindern lebt oder nicht, hat nach Ansicht der Befragten
kaum Einfluss auf das Ansehen bei Freunden und Nachbarn. Nur ein Teil der
Kinderreichen meint, dass ein weiteres Kind ihr Ansehen verändern würde –
und zwar zum Schlechteren. Gegen Kinder spricht für viele Befragte, dass sie
finanziellen Spielraum, Beschäftigungschancen und persönliche Freiheit
einschränken; vor allem Frauen erwarten solche Einschränkungen in hohem
Maße. Am häufigsten und quer durch alle Bevölkerungsgruppen wünschen sich
die Befragten flexiblere Arbeitszeiten. Umfassende Unterstützung für Familien
in allen drei Bereichenà Geld –finanzielle Hilfen, àZeit – flexiblere
Arbeitszeiten, und à Infrastruktur –Kinderbetreuung wünschen sich: mehr
157
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Frauen als Männer, mehr Menschen in den neuen Bundesländern als in den
alten, mehr allein erziehende als gemeinsam erziehende Eltern!
à Fazit: - Ideen von Fachleuten, Bündnisse und/oder Titelverleihungen sind
Anreize für alle Akteure tätig zu werden - Mehr Männer als Frauen wollen
kinderlos bleiben
10.6 Befragungsbogen / Meinungen von Bürgerinnen mit
Kindern im Rhein-Erft-Kreis
Um die Standortanalyse zu untermauern und dieser ein wirkliches Gesicht einer
reellen Region, hier die Meinung des Rhein-Erft-Kreises, wurde aufgrund der
Kürze der Zeit nur eine stichprobenartige Befragung an 12 Mütter mittels eines
Fragebogens durchgeführt. Dieser Fragebogen beinhaltete folgende Fragen:
•
Wie viel Kinder haben Sie?
•
Wie alt sind Ihre Kinder?
•
Was sind Sie von Beruf?
•
Möchten Sie zurück in den Beruf?
•
bzw. wenn Sie bereits arbeiten, gehen Sie ruhigen Gewissens wieder
arbeiten? Was ist der Grund der Beunruhigung?
•
Sind Sie mit den Arbeitszeitmodellen in Ihrem Betrieb zufrieden, was
wäre besser?
•
Sind Sie mit der Betreuung ihrer Kinder in Kindertageseinrichtungen
zufrieden? Wenn nein, warum?
•
Sind Sie mit der Betreuung ihrer Kinder in Schulen zufrieden? Wenn
nein, warum?
•
Was würden Sie ändern, damit Sie zufrieden wären?
•
Wie sehe für Sie eine perfekte Stadtpolitik aus?
•
In
der
Regel
werden
Verbesserungsvorschläge
an
Träger
der
Betreuungseinrichtungen, Arbeitgeber und an die Politiker gerichtet.
Gäbe es Ihrer Meinung nach auch Verbesserungsvorschläge an Ihre
Mitmenschen oder an sich selbst?
Die befragten Mütter haben Kinder im Kleinkindalter: 1 Monat bis 3 Jahren,
Kinder im Alter von 3 – 6 Jahren und schulpflichtige Kinder im Alter von 7 – 14
158
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Jahren. Dementsprechend war der eher „kleine Befragungskreis der Mütter,
doch ein weitgefächerter, ein Klientel mit Betreuungsbedarf innerhalb
Kindergärten und Schulen. Die Befragung ergab, dass wenn sich Mütter in
einem Arbeitnehmer /Arbeitgeber-Verhältnis befanden, mit den unflexiblen
Öffnungszeiten der Kindergärten und ihrer eigenen Arbeitsstätte nicht zufrieden
waren. Dies war auch in der von der Robert-Bosch-Stiftung durchgeführten
Umfrage Hauptbeschwerdegrund. Ein weiterer Beschwerdegrund waren die
fehlenden Arbeitszeitmodelle in den Betrieben. Inhaltliche Beschwerden zu den
Kinderbetreuungseinrichtungen gab es keine. Wenn die befragten Mütter im
Rhein-Erft-Kreis selbstständig waren, dadurch bereits flexible Arbeitszeiten
hatten, bemängelten sie nichts an den Öffnungszeiten, lediglich die Meinung
über
berufstätige
Mütter,
die
weitestgehend
in
der
Gesellschaft
als
„Rabenmütter“ gesehen werden, war hier Grund für Unzufriedenheit.
Bei der Frage über die Betreuung in den Schulen sagten einige, dass sie durch
die Abschaffung der Horte in den Schulen befürchten, Einbußen hinsichtlich der
Qualität des Personals in der OGS hinnehmen zu müssen. Zu der Frage,
Verbesserungsvorschläge an sich selbst oder an Mitmenschen zu richten,
(denn auch hier wären durchaus Potenziale gewesen), wurden kaum
Beantwortungen geliefert. Zwei Antworten zielten hier auf mehr Verständnis für
berufstätige Mütter und mehr Verständnis für alte Menschen ab. Fragt man
ältere Frauen, deren Kinder bereits berufstätig sind oder eigene Familien
haben, wäre ein Verbesserungswunsch an sie selbst und an die Mitmenschen
gewesen, auch wieder einen großen Teil der eigenverantwortlichen Erziehung
an den Kindern selbst übernehmen zu wollen und nicht an Erzieher und
Pädagogen abzugeben und das Geschlechterbild besser zu verteilen.
Wenn man sich ein persönliches Argument erlauben darf, wäre auch ein
Verbesserungsvorschlag
Beschwerdegründe
an
an
die
sich
selbst
Politik,
und
seine
Arbeitgeber
Mitbürger,
oder
Träger
dass
mit
Hilfestellungen/Lösungsbeispielen abgegeben werden, bzw. und man sich
selbst und andere wieder motiviert, ehrenamtlich tätig zu werden.
159
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
à Fazit:- Das Ansehen von berufstätigen Müttern bei Vorgesetzten und im
gesellschaftlichen Umfeld ist teilweise ein Negatives. Somit fällt die Motivation
der Mütter im Beruf.
- Die Öffnungszeiten in Betreuungseinrichtungen sollten erweitert werden.
- Einführung/Erweiterung von flexiblen Anfangs- und Endzeiten in Verwaltungen
und Betrieben in der gesamten Region
- Verantwortungsbewusstsein der Eltern stärken
- Beteiligung der Bürger an der Gesellschaft in der Region stärken und fördern
10.7 Stadt der Zukunft = Stadt der Kinder / Kinder- und
familienfreundliche Stadtentwicklung und Stadtplanung
Richtungsweisend war die Fachtagung in Gelsenkirchen am 20.11.2006. Viele
Städte und Gemeinden haben Ratsbeschlüsse zur Verankerung von Leitbildern
einer kinder- und familienfreundlichen Stadtentwicklung gefasst. Was aktuell
jedoch fehlt, sind Strategien zur Umsetzung. Eine Strategie der Umsetzung ist
die Spielleitplanung. Deutlich wird hier, dass Nachbarregionen sich durchaus
konkret
mit
dem
Thema
des
demographischen
Wandels
befassen.
Beteiligungen an Wettbewerben halten so eine Kommune innovativ, frisch und
zukunftsfähig. Denn nur wer umdenkt und aus alten Mustern steigt ist frei für
Neues.
Das Land Rheinland-Pfalz hat 1999 begonnen, mit der Spielleitplanung ein
neues Planungsinstrument zu entwickeln, das die Interessen von Kindern und
Jugendlichen strukturell und langfristig auf der Ebene der Stadt- und
Dorfentwicklung
verankert.
Das
Land
Rheinland-Pfalz
definiert
die
Spielleitplanung wie folgt: „Die Spielleitplanung ist eine nachhaltige und
umweltgerechte Entwicklungsplanung für Städte und Gemeinden, die sich an
den Bedürfnissen und Sichtweisen von Kindern und Jugendlichen orientiert. Sie
ist ein Verfahren zur Erhaltung und Verbesserung des Lebensumfeldes von
Kindern
und
Jugendlichen.
Ein
zentraler
Bestandteil
aller
Planungs-,
Entscheidungs- und Umsetzungsschritte ist die Beteiligung von Mädchen und
Jungen. Aus der Verzahnung von räumlicher Planung und Beteiligung ergibt
sich die besondere Qualität der Spielleitplanung.“
160
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Die Spielleitplanung erfasst, bewertet und berücksichtigt also nicht nur
Spielplätze, sondern alle Freiräume, in denen sich Kinder und Jugendliche
aufhalten und aktiv werden, z.B. Brachen, Siedlungsränder, Baulücken,
Grünanlagen, Straßen, Hauseingangsbereiche oder Plätze. Man weiß seit
langem, dass Kinder und Jugendliche, die ohne geeignete Spielräume im
Freien aufwachsen, Defizite in ihrer körperlichen, geistigen und seelischen
Entwicklung aufweisen.96
à Fazit: Von der verinselten zur konzentrischen Raumplanung unter
Beteiligung
von
Kindern
und
Jugendlichen.
Anregungen
unter:
www.spielleitplanung.de
10.8 Niedersachsen - Vergleich zu einem anderen Bundesland
In Niedersachsen wurde eine gemeinsame Zusammenarbeit mit kommunalen
Gleichstellungsbeauftragten und dem Sozialministerium ins Leben gerufen. Die
Maßnahmen und Projekte konzentrieren sich auf drei Bereiche im Themenfeld
Balance - Familie – Beruf: -Öffentlichkeitsarbeit - Koordinierung und
Zusammenarbeit von Institutionen und aktiv Handelnden sowie Durchführen
von Diskursprojekten -Entwicklung von Konzepten für Maßnahmen, die Balance
von Beruf und Familie in den Kommunen befördern und Familien entlasten.
Unter Anderem wird eine Umfrage bezüglich der Kinderbetreuung durchgeführt,
die dann auch ergebnisnah umgesetzt werden. Zeittakte von Bus und Bahnen
werden unter die Lupe genommen und auf Pendlerinnen und Pendler
abgestimmt. Ein Großelterndienst wird eingerichtet, um Eltern zu entlasten. Das
mit Interessanteste ist das Erstellen einer Broschüre, in der das ganze
Spektrum
inkl.
der
Informationsstellen
rund
um
die
Kinderbetreuung
zusammengestellt wird.
à
Fazit:
Vernetzungen
der
Akteure
mit
den
kommunalen
Gleichstellungsstellen, die einen Ausbau der Gleichstellungsstellen in den
Kommunen beinhaltet. Gleichstellungsstellen haben bereits Vernetzungen
geschaffen und verfügen über ein weitgefächertes
96
Spielleitplanung Peter Apel, Dagmar Brüggemann Dipl. Ingeneure Raumplanung
161
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
„Know-how“ in Sachen Frauen und Beruf.
- Überlegungen zu Umfragen in der Region anstellen.
- ÖPNV-Beauftragte in Planungen miteinbeziehen, Zeittakte an großen
Sammelstellen überprüfen und regelmäßig mit den ortsansässigen Firmen
abgleichen.
- Infobroschüren für Eltern
10.9 Ein kurzer Blick über die Landesgrenzen hinaus?
Zum Beispiel Frankreich wird zusammen mit den Ländern Skandinaviens als
das EU-Mitgliedsland bezeichnet, in dem sich der Staat und die öffentliche
Hand am stärksten familienpolitisch engagieren. Familienpolitik gilt als
Angelegenheit des Staates (L'affaire d'Etat). Diese Ansicht wird nicht nur in
Politik und Wissenschaft vertreten, sondern auch von gesellschaftlichen
Einstellungen getragen, was aus den jährlich durchgeführten Umfragen des
Meinungsforschungsinstituts CREDOC hervorgeht und auch in jüngster Zeit von
einer EU-weit durchgeführten Umfrage noch einmal bestätigt worden ist. Nach
dieser Untersuchung wird die Qualität öffentlicher Familienpolitik in Frankreich
vor allem danach bemessen, welchen Beitrag sie zur Vereinbarkeit von Beruf
und Familie leistet. Gewünscht wird eine Familienpolitik, die das Alltagsleben
durch Kinderbetreuung, Einrichtungen für Jugendliche usw. erleichtern hilft. In
jüngster Zeit hat sich die gesellschaftliche Perspektive auf Familienpolitik
geändert,
weg
von
der
traditionell
verankerten
geburtenfördernden
Familienpolitik - einer Politik des dritten Kindes - hin zu einer Politik der
Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Frankreich ist das Land in der EU, das die
größte
Vielfalt
Wahlmöglichkeiten
an
geförderten
für
Eltern
Betreuungsmöglichkeiten
anbietet.
Wesentlicher
und
Akteur
damit
ist
die
Familienkasse. Leistungen, die von den Familienkassen finanziert werden:
Leistungen zum Kindesunterhalt:
- Kindergeld ab dem zweiten Kind, gestaffelt nach der Kinderzahl, mit
Aufstockungsbeträgen bei niedrigen Haushaltsnettoeinkommen;
-
Beihilfen
zum
Schulbeginn,
vom
6.
bis
zum
16.
Lebensjahr,
einkommensabhängig;
162
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
- Familienergänzungsbeihilfe für Familien mit drei und mehr Kindern, wenn
diese älter als drei und unter 21 Jahre alt sind, einkommensabhängig.
Leistungen, die an die Geburt und Erziehung von Kindern geknüpft sind:
- Kleinkindbeihilfe für Kinder unter drei Jahren;
- Beihilfe zur häuslichen Kinderbetreuung für Kinder unter sechs Jahren;
- Beihilfe zur Beschäftigung einer Tagesmutter im Haushalt, für Kinder unter
sechs Jahren;
- Erziehungsgeld, eine einkommensabhängige Beihilfe für denjenigen Elternteil,
der nach der Geburt des zweiten Kindes für die Kindererziehung eine
Erwerbstätigkeit unter- bzw. abbricht.
Für Alleinerziehende:
- Beihilfe für Alleinerziehende, nach Kinderzahl gestaffeltes Grundeinkommen,
maximal bis zum 3.Lebensjahr des jüngsten Kindes, in Abhängigkeit vom
Haushaltseinkommen, Wohnbeihilfen, bei Invalidität
Zur Absicherung von Arbeitsmarktrisiken:
- eine allen bedürftigen Arbeitslosen ab dem 25. Lebensjahr zustehende
Grundsicherung, verbunden mit beruflichen Eingliederungshilfen.
Die wichtigsten Leistungen sind
- das Kindergeld. Denn Kindergeld wird im Regelfall erst ab dem zweiten Kind
gewährt, was einmalig in Europa ist.
- die Beihilfe zur häuslichen Kinderbetreuung für die Betreuung im eigenen
Haushalt, auch Familienkrippe genannt: Sind beide Eltern erwerbstätig, dann
übernimmt die Familienkasse die Kosten der Sozialversicherungsbeiträge für
die Betreuungsperson - in Abhängigkeit vom Haushaltseinkommen und dem
Alter der Kinder. Diese Form wird vor allem von Beschäftigten in
Führungspositionen und Freiberuflern bevorzugt, da sie am leichtesten mit ihren
langen und flexiblen Arbeitszeiten, eventuell auch am Wochenende, zu
kombinieren
sind.
Die
Hilfen
belaufen
sich
auf
40
Prozent
der
Betreuungskosten.
- die Beihilfe zur Beschäftigung einer Tagesmutter im Haushalt. Auch hier
übernimmt
die
Familienkasse
die
Beitragszahlungen
für
die
Sozialversicherungen und zahlt, je nach Haushaltseinkommen, eventuell noch
163
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
eine pauschalierte Beihilfe. Die Betreuungszeiten der Tagesmütter sind
reglementierter, weniger flexibel, dafür sind die Kosten geringer.
-
das
Erziehungsgeld,
Betreuungshilfen
den
das
anders
als
(vorübergehenden)
die
beiden
vorgenannten
Berufsausstieg
oder
die
Arbeitszeitreduzierung von Eltern - sprich Frauen - fördert. Über 90 Prozent des
Erziehungsgeldes geht an Frauen, vor allem an arbeitslose Frauen und an
Frauen mit geringem Einkommen (das Erziehungsgeld beträgt monatlich knapp
470 EUR [2000] und wird max. drei Jahre gewährt). Diese Regelung trägt,
anders als die früheren, geschlechtsspezifischen Züge, sie verdrängt Frauen
vom Arbeitsmarkt und verleiht der Vereinbarkeit von Mutterschaft und
Erwerbstätigkeit eine für Frankreich neue Perspektive. Wie immer dies zu
bewerten ist, das Mitte der achtziger Jahre eingeführte Erziehungsgeld hat zur
Diversifizierung der Angebote in der Kleinkindbetreuung beigetragen und die
Wahlfreiheit der Eltern vergrößert.97
à Fazit: Ein weiter Blick über die Landesgrenzen hinaus, könnte zu positiven
Weichenänderungen in der Familienpolitik für Deutschland führen.
10.10Fazit
Die
Standortanalyse
des
Rhein-Erft-Kreises
bezüglich
der
Betreuungsmöglichkeiten der Kinder jeder Altersklassen wurde in diesem Teil
der Projektarbeit dargestellt. Des Weiteren wurden die vielen Möglichkeiten der
Informationsquellen bei Problemfällen, Hilfen und Förderungen aufgezeigt. Das
Ergebnis ist ein Gutes. Ziel sollte dennoch sein, um sich auch in Zukunft
innovativ und am Problem orientiert zu entwickeln, der Bevölkerung die
Möglichkeiten zu erleichtern, sich wieder für Kinder zu entscheiden. Diese sind
tatsächlich
unsere
Zukunft.
Unter
vielen
wichtigen
Aspekten
der
Entwicklungschancen einer Region ist das Thema Familie und Beruf im
demographischen Wandel eins der Wichtigsten, denn die Schrumpfung der
Bevölkerung kann nur durch nachwachsende Generationen gestoppt werden.
Hierfür sollten der Bevölkerung von den Kommunen die besten Möglichkeiten
97
Bildungszentrale für politische Bildung, Kinderbetreuungs-Kulturen in Europa, Mechthild Veil (B44/2003)
164
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
dargeboten werden. Die Bevölkerung wird sich nur für Kinder entscheiden,
wenn die Rahmenbedingungen dem Lauf der modernen Zeit angepasst sind.
Blitzlichter für Handlungsansätze könnten sein:
-
Thema „familienfreundliche Stadt“ - dies sollte Ziel einer
Kommune sein, um dem Wettbewerb Stand zu halten.
-
Netzwerke schaffen zwischen Kindertageseinrichtungen, Schulen,
Unternehmen,
Regionen,
Trägern,
speziell
Stadtverwaltungen
die
und
Zusammenarbeit
anderen
zwischen
Kindertageseinrichtungen und Schulen
-
Stärkung der Jugendhilfe, Einbeziehung der Jugend in die
Stadtplanung
-
Flexiblere Arbeitszeiten
-
Erweiterung der Öffnungszeiten der Kindertageseinrichtungen,
ohne
Kostenaufwand,
denn
durch
Einführung,
eventueller
Schichtzeiten der Erzieherinnen und eventueller Schließdienste
der Gebäude , brauchen keine Überstunden der Hausmeister
gezahlt
werden
und
kein
zusätzliches
Erziehungspersonal
eingestellt werden.
-
Intensivierung der Ausbildung von Betreuungspersonal
-
Schaffung von Stellen /Halbtagsstellen im Betreuungsbereich
-
Verknüpfung der Netzwerke Betriebe und Kommunen in Sachen
Kinderbetreuung
-
Verantwortungsbewusstsein der Kinder und Jugendlichen durch
Eltern stärken
-
Infobroschüren erstellen
-
Überlegung in Standesämtern, die Eltern von Neugeborenen mit
diesen Infobroschüren auf sämtliche Betreuungsmöglichkeiten,
sonstigen Informationen und Förderungen hinzuweisen
-
Aufgabenerweiterung in Behörden, bestehende Projekte zu
lokalisieren und eine tatsächliche Teilnahme zu prüfen –
„Unternehmensberatung“ für Behörden
165
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Umfragen durchführen - nur wenn ausgesprochen wird, was „nicht gut ist“ kann
daran gearbeitet werden und eine Besserung eintreten.
11 Regionen 2020 – Ausblick auf die Zukunftsfähigkeit
11.1 Zufriedenheits-Ranking des Internetportals
„meinestadt.de“
Das Internetportal meinestadt.de führte eine Online-Umfrage durch, die mit der
Fragestellung über die „Lebensqualität in Ihrem Wohnort“ keine wirtschaftliche
oder demographische Entwicklung in einem Ranking darstellt, sondern die
Beurteilung
der
Lebensqualität
eines
Kreises/einer
Großstadt/eines
Bundeslandes durch das Bewerten ihrer Städte und Gemeinden wiederspiegelt.
Sieger des Rankings der Kreise und kreisfreien Städte – an dem etwa 100.000
Menschen teilgenommen haben – wurde der Kreis Aschaffenburg (Bayern) mit
der Note 2,1. Verlierer des Kreisrankings ist die kreisfreie Stadt Pirmasens
(Rheinland-Pfalz) mit der Note 4,4. Beim Großstadt-Ranking setzte sich die
Stadt Freiburg im Breisgau (Baden-Württemberg) mit der Note 2,3 an der Spitze
durch. Verlierer ist hier die Stadt Gelsenkirchen (Nordrhein-Westfalen) mit der
Note 4,0. Im Ranking der Bundesländer belegt die Freie und Hansestadt
Hamburg mit der Note 2,4 den ersten Platz. Schlusslichter sind die Länder
Brandenburg und Sachsen-Anhalt mit der Note 3,3.
In der Fragestellung des Online-Portals gingen die Indikatoren Arbeit – also die
Lage auf dem lokalen Arbeitsmarkt – das Freizeitangebot vor Ort, die aktuelle
Wohnungssituation,
die
Schulsituation,
Natur
und
die
Vielfalt
der
Einkaufsmöglichkeiten ein. Dabei forderte das Städteportal seine Nutzer auf,
ihren Wohnort anhand des Schulnotensystems zu bewerten. Der Landkreis
Böblingen landete mit der Note 2,6 auf dem 36. Platz. Der Rhein-Erft-Kreis
konnte immerhin den 95. Platz erreichen – Note 2,8. Die schlechteste
Platzierung unter den drei Vergleichskreisen erreichte der Rhein-Kreis Neuss
mit dem 131. Platz und der Note 2,9. Allerdings liegt die Spanne von 2,6 bis 2,9
dicht beieinander, so dass die abschließende Bewertung es zulässt, allen drei
Kreisen ein befriedigendes Ergebnis zu attestieren, mit dem keiner der drei
Kreise wirklich sensationell gut oder schlecht liegt.
166
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
11.2 Beurteilung der Zukunftsfähigkeit durch das Berlin-Institut
für Weltbevölkerung und globale Entwicklung
Das Berlin-Institut für Weltbevölkerung und globale Entwicklung veröffentlichte
bereits seit mehreren Jahren Berichte über den demographischen Zustand der
deutschen Nation – Deutschland 2020. Die Autoren der Studie untersuchten im
Jahr 2004 und 2006 440 bzw. 439 Kreise und kreisfreie Städte auf ihre
Zukunftsfähigkeit. Dabei spielten verschiedenste Indikatoren eine Rolle. Die
Indikatoren wurden mit Hilfe des Schulnotensystems sicht- und erfassbar
gemacht, so dass eine Notenbewertung in den Bereichen Demographie,
Wirtschaft, Integration, Bildung und Familienfreundlichkeit erfolgte.
Ergebnis ist eine Gesamtnote, die dann ein Ranking der Kreise und kreisfreien
Städte ergibt und ihre eigentliche Leistungsfähigkeit im gesamten Spektrum
darstellt – aber auch die Einzelergebnisse wurden dargestellt, so dass jedem
ersichtlich wird, inwieweit welcher Kreis in welchen Punkten Schwächen und
Stärken aufweist.
Im Jahr 2006 wurde das Gutachten nochmalig überarbeitet und einige
Kennzahlen neu aufgenommen und andere Kennzahlen gestrichen. Ich habe
versucht, aus beiden Gutachten die gesamte Palette der Indikatoren
darzustellen, damit in allen Bereichen eine Bewertung der Zukunftsfähigkeit der
drei Vergleichskreise möglich ist. Gesamtsieger des Rankings im Jahr 2006 ist
der Landkreis Biberach (Baden-Württemberg) mit der Gesamtnote 2,66. Im
Bereich Demographie schaffte der Landkreis Freising (Bayern) mit der Note 1,7
den ersten Platz. Der Landkreis Ludwigsburg (Baden-Württemberg) konnte im
Bereich Wirtschaft die höchste Wertung erlangen – Note 2,0.
Vergleichskreise
–
Rhein-Erft-Kreis,
Rhein-Kreis
Neuss
Für die drei
und
Landkreis
Böblingen – ergibt sich aus den Indikatoren der Gutachten aus den Jahren
2004 und 2006 die folgende Bewertung:
167
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Rhein-Erft-
Rhein-Kreis
Landkreis
Kreis
Neuss
Böblingen
(BM)
(NE)
(BB)
Demographie
Kinderzahl
5
4
4
Unter 20-Jährige
4
4
4
Unter 35-Jährige
4
4
2
Über 75-Jährige
3
3
3
Frauenanteil
1
1
1
Wanderung
2
2
2
Natürlicher Saldo
5
4
3
Prognose 2020
2
3
2
Zwischennote
3,4
3,1
2,6
Trend
3,4
3,0
3,4
Wirtschaft
Verfüg. Einkommen
1
1
1
Kaufkraft
2
1
2
Bruttoinlandsprodukt
2
1
1
Gestaltungsquote /
3
5
2
Erwerbstätigkeit
4
3
1
Erwerbstätigkeit / Frauen
5
4
3
Erwerbstätigkeit / Ältere
6
5
3
Arbeitsl. + Sozialh.
3
2
2
Fremdenverkehr
5
5
5
Wohnungsbau
4
3
3
Zwischennote
3,5
3,0
2,3
Trend
3,1
2,9
2,0
Kommunale Schulden
Integration
Bildungschancen
5
4
5
Ausländer / Arbeitsl.
4
4
5
Zwischennote
4,5
4,0
5,0
168
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Bildung
Ohne Abschluss
2
2
3
Ausbildungsplätze
2
3
1
Jugendarbeitslosigkeit
2
2
1
Hochqualifizierte
4
4
1
Zwischennote
2,5
2,8
1,5
Familienfreundlichkeit
Personen je Wohnung
4
4
4
Singlehaushalte
3
2
3
Kindergärten
6
6
4
Baulandpreise
5
5
6
Freifläche
5
6
5
Zwischennote
4,6
4,6
4,4
Gesamtnote
3,55
3,35
2,83
Beim Vergleich der durch die Projektgruppe definierten und beispielhaft
festgelegten Zukunftsregionen belegt der Landkreis Böblingen den ersten Platz
mit der guten Gesamtnote 2,83. Der Rhein-Kreis Neuss folgt mit der Note 3,35,
der Rhein-Erft-Kreis mit der Note 3,55.
11.3 Wirtschafts- und Kreisranking der Zeitschrift „FOCUS
Money“
Die Zeitschrift FOCUS Money stellte Ende 2005 ein Ranking der Landkreise,
Kreise und kreisfreien Städte auf. Die Basis sind die jeweils aktuellsten Daten
der Statistischen Landesämter für sieben Kennzeichen der Wirtschaftskraft
einer Region.
Indikatoren der FOCUS Money waren:
-
die durchschnittliche jährliche Arbeitslosenquote
-
die Veränderung des Bruttoinlandsprodukts (in jeweiligen Preisen)
-
Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigen
-
das verfügbare Einkommen privater Haushalte je Einwohner
-
die Veränderung der Erwerbstätigenzahl zum Vorjahr
-
die Investitionen im verarbeitenden Gewerbe je Beschäftigten
169
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
-
die Veränderung der Bevölkerung zum Vorjahr
Das Gesamtranking ergibt sich aus der Summe der Platzierungen jedes
Landkreises, Kreises und kreisfreien Stadt in den jeweiligen Ranglisten für die
einzelnen Faktoren. Sieger ist folglich der Kreis mit der niedrigsten Punktzahl.
Der Landkreis Böblingen landete im Gesamtranking mit einer Punktezahl von
570 auf Rang 11. Der Rhein-Erft-Kreis folgte mit 641 Punkten auf Rang 19, der
Rein-Kreis Neuss mit 807 Punkten auf Rang 38. Auffällig ist, dass keiner der
drei Vergleichskreise in den Einzelkategorien in den TOP 10 – also in den
oberen zehn Positionen – zu finden ist. Dies lässt auf einen ausgewogenen Mix
an Handel, Industrie und Landwirtschaft schließen, so dass kaum feststellbar
ist, welcher Kreis, in welchem Bereich, besser abschneidet. So dann lässt das
auf eine positive Entwicklung für die Zukunft schließen, denn nicht nur
Spitzenreiter können gewinnen, sondern auch die Regionen mit Vernetzung,
Innovation und dem richtigen Mix an Branchen.
11.4 Zukunfts- und Kreisranking 2004 und 2006 der Prognos AG
Die Prognos AG unterstützt Unternehmen und Institutionen bei der Analyse,
Bewertung und Entwicklung von Zukunftsoptionen und veröffentlichte im Jahr
2004
einen
„Zukunftsatlas“
–
der
mit
Aussagen
über
Demographie,
Arbeitsmarkt, Wettbewerb und Innovation alle 439 Kreise und kreisfreien Städte
im Vergleich betrachtete.
Im Jahr 2005 folgte in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend und der Zeitung „Die Zeit“ die Erstellung eines
„Familienatlas“ – der auch wieder die Kreise und kreisfreien Städte in den
Bereichen Demographie, Betreuungsinfrastruktur, Familie & Beruf, Bildung &
Arbeitsmarkt
sowie
Sicherheit
&
Wohlstand
betrachtete
und
so
in
Regionengruppen darstellte. Der Familienatlas wird an dieser Stelle in den
Vergleich der drei Kreise nicht mit einbezogen.
Im Jahr 2006 erfolgte die erneute Veröffentlichung eines „Zukunftsatlas“ –
diesmal unter dem Aspekt und der Frage: „Branchen im Fokus – Wer verfügt
über Kompetenzen und Clusterpotenziale?“ Dabei betrachtet der Zukunftsatlas
2006 die im europäischen Vergleich 14 Leit- und Wachstumsbranchen
Deutschlands. Wiederum für alle 439 Kreise und kreisfreien Städte wurden
170
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
branchenspezifische
Wachstumschancen
und
Entwicklungspotenziale
analysiert.
Anhand der beiden Zukunftsatlanten aus den Jahren 2004 und 2006 sollen der
Rhein-Erft-Kreis, der Rhein-Kreis Neuss und der Landkreis Böblingen
untersucht, analysiert und verglichen werden.
Der Zukunftsatlas 2004 hat im Ergebnis einen Zukunftsindex (Gesamtranking),
der aus insgesamt 29 Indikatoren gebildet wurde. Zur Vereinfachung und
besseren Differenzierung des Rankings sollen nur die zwei Dimensionen
„Stärke“ (Status quo) und „Dynamik“ (Dynamik der Region in den letzten fünf
Jahren) beleuchtet werden. Im Endergebnis gibt der Zukunftsatlas zwar ein
Ranking aus, definiert aber gleichzeitig auch durch eine Clusteranalyse
bestimmte Regionen für die regionale Standortpolitik – da wie einleitend in der
Projektarbeit beschrieben in der Zukunft für Standortsicherung und –
Wettbewerb vordergründig der Verbund von Kreisen und kreisfreien Städten zu
regionalen Clustern und Entwicklungsregionen den entsprechenden Erfolg
gegenüber anderen Regionen erbringen wird.
Der Rhein-Erft-Kreis belegt im Gesamtranking mit 44,8 Punkten den 95. Platz.
Die wesentliche Stärke des Rhein-Erft-Kreis ist die jetzt vorhandene
Wirtschaftskraft und -leistung. So belegt der Kreis im Bereich „Stärke“ mit 28,1
Punkten den 89. Platz. Weiterhin ermittelte die Prognos AG für den Rhein-ErftKreis im Bereich „Demographie“ den 206. Platz, „Soziale Lage / Wohlstand“ den
126. Platz, „Arbeitsmarkt“ den 151. Platz, „Wettbewerbsfähigkeit / Innovation“
den 100. Platz und im Teilindex „Dynamik“ belegt der Kreis mit 16,7 Punkten
den 141. Platz.
Der Rhein-Kreis Neuss belegt im Gesamtranking mit 45,8 Punkten den 71.
Platz. Die wesentliche Stärke des Rhein-Kreises Neuss ist die jetzt vorhandene
Wirtschaftskraft und -leistung. So belegt der Kreis im Bereich „Stärke“ mit 28,7
Punkten
den
68.
Platz.
Sodann
kann
der
Kreis
auch
im
Bereich
„Wettbewerbsfähigkeit / Innovation“ mit dem 46. Platz im vorderen Feld landen.
Weiterhin ermittelte die Prognos AG für den Rhein-Kreis Neuss im Bereich
„Demographie“ den 258. Platz, „Soziale Lage / Wohlstand“ den 190. Platz,
171
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
„Arbeitsmarkt“ den 109. Platz und im Teilindex „Dynamik“ belegt der Kreis mit
17,1 Punkten den 105. Platz.
Rhein-Erft-Kreis und Rhein-Kreis Neuss werden durch Erreichen des 89. bzw.
71. Platzes im Gesamtranking als Kreise mit Zukunftschancen betrachtet.
Der Landkreis Böblingen belegt im Gesamtranking mit 42,7 Punkten den 12.
Platz. Die wesentliche Stärke des Landkreises Böblingen ist der Indikator
„Soziale Lage / Wohlstand“ mit einem 4. Platz im Ranking. Weiterhin belegt der
Kreis im Bereich „Stärke“ mit 33,0 Punkten und im Bereich „Dynamik“ mit 19,7
Punkten jeweils den 14. Platz. Sodann kann der Kreis auch im Bereich
„Arbeitsmarkt“ einen guten 19. Platz erreichen. Weiterhin ermittelte die Prognos
AG für den Landkreis Böblingen im Bereich „Demographie“ den 46. Platz und
im „Wettbewerbsfähigkeit / Innovation“ den 33. Platz.
Der Landkreis Böblingen kann durch Erreichen des 12. Platzes im
Gesamtranking als Kreis mit sehr hohen Zukunftschancen betrachten werden.
Die sich daran anschließende Clusteranalyse ergab ein noch differenzierteres
Bild. So kann der Landkreis Böblingen dem Regionstyp A zugeordnet werden,
da
er
stark
überdurchschnittliche
Ergebnisse
in
den
vier
Bereichen
(Demographie, Arbeitsmarkt, Wettbewerb & Innovation, Wohlstand & Soziale
Lage) erreicht. Die umliegenden Nachbarkreise, die Landkreise Esslingen,
Ludwigsburg, Göppingen, Tübingen und die Landeshauptstadt Stuttgart
erreichen in den vier Bereichen ebenfalls stark überdurchschnittliche Werte und
bilden somit einen regionalen Cluster mit dem Landkreis Böblingen.
Der Rhein-Erft-Kreis erreicht im Bereich Demographie und Wohlstand & Soziale
Lage stark überdurchschnittliche Ergebnisse. Die Ergebnisse im Bereich
Arbeitsmarkt und Wettbewerb & Innovation sind durchschnittlich. So kann der
Rhein-Erft-Kreis dem Regionstyp C zugeordnet werden. Die umliegenden
Nachbarkreise, der Rhein-Sieg-Kreis und der Oberbergische Kreis erreichen
annähernd die gleichen Ergebnisse (die Städte Köln und Bonn werden dem
172
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Regionstyp B zugeordnet) und bilden somit einen regionalen Cluster mit dem
Rhein-Erft-Kreis.
Der Rhein-Kreis Neuss erreicht im Bereich „Demographie“ und „Wohlstand &
Soziale Lage“ überdurchschnittliche Ergebnisse. Das Ergebnis im Bereich
Arbeitsmarkt ist durchschnittlich. Unterdurchschnittlich wird der Bereich
„Wettbewerb & Innovation“ bewertet. So kann der Rhein-Kreis Neuss dem
Regionstyp D zugeordnet werden. Die umliegenden Nachbarkreise, die Kreise
Viersen, Heinsberg, Aachen und Mettmann erreichen annähernd die gleichen
Ergebnisse (die Stadt Düsseldorf wird dem Regionstyp B und die Stadt
Mönchengladbach dem Regionstyp E zugeordnet) und bilden somit einen
regionalen Cluster mit dem Rhein-Kreis Neuss.
Nachfolgend geht es um die dritte Studie der Prognos AG, dem „Zukunftsatlas
2006 – Branchen im Fokus.“ Der Zukunftsatlas 2006 vergleicht dabei die im
europäischen
Vergleich
wichtigsten
14
Leit-
und
Wachstumsbrachen
Deutschlands. Wie im vorangegangen Zukunftsatlas werden auch diesmal für
alle 439 deutschen Kreise und kreisfreien Städte branchenspezifische
Wachstumschancen und Entwicklungspotenziale analysiert. Im Ergebnis wird
ein Clusterindex berechnet, der regionalspezifische Branchenkompetenzen und
Clusterpotenziale der einzelnen Regionen / Kreise / kreisfreien Städte ermittelt.
Auch diesmal sind die „Stärke“ und die „Dynamik“ einer Region sowie die
„Spezialisierung der Kreise“ in den Branchen entscheidende Kriterien, die in
insgesamt drei Karten (Stärke, Dynamik, TOP 25) dargestellt werden.
Deutschlands Leitbranchen sind:
1. Maschinenbau
2. Metallindustrie
3. Automobilbau
4. Chemische Industrie
5. Elektrotechnik
6. Medizintechnik/Mess-, Steuer-, Regeltechnik/Optik
7. Kunststoffindustrie
8. Papier-, Druck- und Verlagswesen
173
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Deutschlands Wachstumsbranchen sind:
1. Sonstiger Fahrzeugbau
2. Recycling
3. Logistik
4. IT
5. Forschung & Entwicklung
6. Unternehmens-Dienstleistungen
Im
Bereich
„Stärke“
hat
unter
Betrachtung
der
14
Leit-
und
Wachstumsbranchen die kreisfreie Stadt Wolfsburg mit dem Wert 2,23 den
Spitzenplatz und liegt damit deutlich über dem Bundesdurchschnitt und kann in
den entsprechenden Branchen eine Zahl in sozialversicherungspflichtiger
Beschäftigung von mehr als 50.000 Menschen vorzeigen. Allerdings kann das
Land Berlin die größte Anzahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung
in den 14 Leit- und Wachstumsbranchen mit mehr als 315.000 Beschäftigten
ausmachen. Der Rhein-Erft-Kreis liegt im Bereich „Stärke“ mit weniger als 0,90
unter dem Bundesdurchschnitt und kann eine Beschäftigtenzahl von bis zu
50.000 in den entsprechenden Branchen vorweisen. Der Rhein-Kreis Neuss
liegt in der Spanne 0,90 bis 1,10 und damit im Bundesdurchschnitt und kann
ebenfalls wie der Rhein-Erft-Kreis eine Beschäftigtenzahl von bis zu 50.000
Menschen in den 14 Branchen vorzeigen. Der Landkreis Böblingen liegt über
dem Niveau von 1,10 und damit über dem Bundesdurchschnitt. Gleichzeitig
kann
er
in
den
14
Leit-
und
Wachstumsbrachen
eine
Zahl
der
sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung über 50.000 Personen vorweisen.
Damit kann der Landkreis Böblingen im Bereich „Stärke“ die beiden nordrheinwestfälischen Kreise auf die Plätze 2 und 3 verweisen.
Im
Bereich
„Dynamik“
hat
unter
Betrachtung
der
14
Leit-
und
Wachstumsbranchen der Landkreis Neuburg-Schönhausen mit dem Wert 140,1
den Spitzenplatz – liegt damit deutlich über dem Bundesdurchschnitt und kann
in
den
entsprechenden
sozialversicherungspflichtigen
Branchen
eine
Beschäftigung
enorme
im
Steigerung
Zeitraum
der
2000-2004
vorweisen. Der Rhein-Erft-Kreis und der Rhein-Kreis Neuss liegen, wie viele
174
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
andere Kreise in Nordrhein-Westfalen und der Metropolregion Rhein-Ruhr, in
der
Spanne
unter
100,0
Bundesdurchschnitts.
und
damit
Schlussfolgernd
unter
bedeutet
der
Entwicklung
das,
dass
des
die
sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im Zeitraum 2000 bis 2004 negativ
verlief – entsprechende Zahlen in der Standortanalyse beschreiben dies
ebenfalls. Beide Kreise können in den 14 Leit- und Wachstumsbranchen keine
„Dynamik“ vorweisen. Der Landkreis Böblingen liegt in der Spanne 105,0 bis
110,0 und damit leicht über dem Bundesdurchschnitt. Dies bedeutet, dass im
Zeitraum 2000 bis 2004 die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung leicht
angestiegen ist und der Landkreis damit im Bereich „Dynamik“ in den 14 Leitund Wachstumsbranchen ein gutes Potenzial für eine weitere erfreuliche
Entwicklung besitzt und somit auch in diesem Bereich die beiden nordrheinwestfälischen Kreise auf die Plätze 2 und 3 verweist.
Im
Bereich
„Top
25“
hat
unter
Betrachtung
der
14
Leit-
und
Wachstumsbranchen das Land Berlin, die Freie und Hansestadt Hamburg, die
Freie Hansestadt Bremen, die Landeshauptstadt München, der Landkreis
München und der Landkreis Esslingen mit jeweils 6 – 8 Branchen in den Top 25
die besten Werte vorzuweisen. Dies bedeutet, dass die genannten Kreise und
kreisfreien Städte in 6 – 8 der 14 untersuchten Leit- und Wachstumsbranchen
einen Spitzenplatz in Deutschland einnehmen und über hohe Potenziale für
eine erfolgreiche Clusterentwicklung in diesen Branchen verfügen, soll heißen,
dass diese Regionen die eigentlichen Zukunftsregionen Deutschlands sind,
denn sie erreichen Wachstum in den entsprechenden Zukunftsfeldern. Die drei
Vergleichskreise schneiden etwas schlechter ab. Der Rhein-Erft-Kreis und der
Rhein-Kreis Neuss können jeweils eine Branche in den Top 25 vorweisen. Der
Landkreis Böblingen kann hier nur 2 – 3 Branchen vorweisen und erreicht den
Spitzenplatz unter den drei Vergleichskreisen auf niedrigem Niveau.
11.5 Zukunfts- und Kreisranking der Initiative Neue Soziale
Marktwirtschaft
Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft hat 435 Kreise und kreisfreie Städte
in der Bundesrepublik Deutschland wissenschaftlich untersuchen lassen und
präsentiert mit ihrer Studie nun ein weiteres bundesweites Regionalranking. Die
175
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
INSM-Studie berücksichtigt dabei insgesamt knapp 50 ökonomische und
strukturelle
Indikatoren
wie
Altersstruktur,
Ausbildungsplatzdichte,
Arbeitseinkommen, Produktivität.
Der Rhein-Erft-Kreis erreichte im Ranking mit 52,8 Punkten den 146. Platz.
Innerhalb des Landes Nordrhein-Westfalen belegt der Kreis Platz 12. Dabei
zählen zu den wesentlichen Stärken des Rhein-Erft-Kreises vor allem die
überdurchschnittliche Produktivität. Ein Erwerbstätiger hier erbrachte im Jahr
2004
im
Schnitt
eine
Wirtschaftsleistung
von
65.798
Euro.
Der
Bundesdurchschnitt liegt bei 53.331 Euro – Platz 25 in dieser Wertung. Recht
hoch sind im Kreis auch die Einkommen. So lag die Bruttolohnsumme am
Arbeitsort
im
Jahr
2005
bei
29.713
Euro
je
Beschäftigten.
Der
Bundesdurchschnitt liegt bei 25.822 Euro – Platz 54 in dieser Wertung.
Weiterhin hat der Rhein-Erft-Kreis eine recht gute Ausbildungsplatzdichte. Im
Jahr 2003 standen 100 Bewerbern statistisch 102 Ausbildungsplätze zur
Verfügung. Der Bundesdurchschnitt war hier bei 96,8 Lehrstellen auf 100
Bewerber – Platz 57 in dieser Wertung. Über dem Bundesniveau liegt auch die
Einkommensteuerkraft. Der Gemeindeanteil an der Einkommenssteuer belief
sich im Jahr 2004 im Rhein-Erft-Kreis auf 311 Euro je Einwohner. Der
Bundesdurchschnitt war hier 216 Euro – Platz 58 in dieser Wertung.
Die wesentliche Schwäche des Rhein-Erft-Kreises sind die Arbeitskosten je
Beschäftigten. Im Jahr 2004 betrugen diese 34.365 Euro je Beschäftigten
(Bundesdurchschnitt: 30.561 Euro) – Platz 371 in dieser Wertung. Darüber
hinaus weist der Kreis eine der niedrigsten Altersbeschäftigungsquoten im
bundesweiten Vergleich auf. So hatten im Jahr 2005 nur 27,7 % der 55-65
Jahre alten Menschen im Kreis einen Arbeitsplatz (Bundesdurchschnitt: 29,4 %)
– Platz 321 in dieser Wertung. Unter dem Bundesniveau bewegt sich auch die
Gründungsdynamik (Gewerbebetriebe) im Rhein-Erft-Kreis. Der Saldo der
Gewerbeanmeldungen zu den Gewerbeabmeldungen lag hier im Jahr 2004 nur
bei 2,8 je 1.000 Einwohner (Bundesdurchschnitt: 3,3 je 1.000 Einwohner) –
Platz
307
in
dieser
Wertung.
Schließlich
ist
auch
die
kommunale
176
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Investitionsquote98 im Kreis eine der niedrigsten Quoten in Deutschland. Im
Mittel der Jahre 2002 – 2004 betrug diese 8,2 % (Bundesdurchschnitt: 12,1 %)
– Platz 333 in dieser Wertung.
Der Rhein-Kreis Neuss erreichte im Ranking mit 56,2 Punkten den 72. Platz.
Innerhalb des Landes Nordrhein-Westfalen belegt der Kreis Platz 2. Dabei
zählen zu den wesentlichen Stärken des Rhein-Kreises Neuss vor allem die
überdurchschnittliche Produktivität. Ein Erwerbstätiger hier erbrachte im Jahr
2004
im
Schnitt
eine
Wirtschaftsleistung
von
77.730
Euro.
Der
Bundesdurchschnitt liegt bei 53.331 Euro – Platz 6 in dieser Wertung. Recht
hoch sind im Kreis auch die Einkommen. So lag die Bruttolohnsumme am
Arbeitsort
im
Jahr
2005
bei
31.371
Euro
je
Beschäftigten.
Der
Bundesdurchschnitt liegt bei 25.822 Euro – Platz 30 in dieser Wertung. Über
dem Bundesniveau liegt auch die Einkommensteuerkraft. Der Gemeindeanteil
an der Einkommensteuer belief sich im Jahr 2004 im Rhein-Kreis Neuss auf
339 Euro je Einwohner. Der Bundesdurchschnitt war hier 216 Euro – Platz 33 in
dieser Wertung. Überdurchschnittlich hoch ist mit 10.356 Euro auch die
Kaufkraft je Einwohner im Rhein-Kreis Neuss. Der Bundesdurchschnitt war hier
8.523 Euro je Einwohner – Platz 47 deutschlandweit und Platz 2 in NRW in
dieser Wertung.
Die wesentliche Schwäche des Rhein-Kreises Neuss sind die Schulden der
Gemeinden und Gemeindeverbände im Kreis. Im Jahr 2004 beliefen sich diese
auf 2.266 Euro je Einwohner (Bundesdurchschnitt: 1.438 Euro je Einwohner) –
Platz 395 in dieser Wertung. Darüber hinaus hat der Rhein-Kreis Neuss wie der
Rhein-Erft-Kreis überdurchschnittlich hohe Arbeitskosten im bundesweiten
Vergleich. So lagen diese im Jahr 2004 bei 35.398 Euro (Bundesdurchschnitt:
30.561 Euro) – Platz 389 in dieser Wertung. Unter dem Bundesniveau bewegt
sich auch die Gründungsdynamik (Gewerbebetriebe) im Rhein-Kreis Neuss.
Der Saldo der Gewerbeanmeldungen zu den Gewerbeabmeldungen lag hier im
Jahr 2004 nur bei 2,5 je 1.000 Einwohner (Bundesdurchschnitt: 3,3 je 1.000
Einwohner) – Platz 344 in dieser Wertung. Schließlich ist auch die kommunale
98
Jährliche kommunale Investitionen in Prozent der Gesamtausgaben
177
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Investitionsquote99 im Kreis eine der niedrigsten Quoten in Deutschland. Im
Mittel der Jahre 2002 – 2004 betrug diese 8,5 % (Bundesdurchschnitt: 12,1 %)
– Platz 323 in dieser Wertung.
Der Landkreis Böblingen erreichte im Ranking mit 63,2 Punkten den 6. Platz.
Innerhalb des Landes Baden-Württemberg belegt der Kreis Platz 1. Dabei
zählen zu den wesentlichen Stärken des Landkreises in der Region Stuttgart
vor allem die überdurchschnittliche Kaufkraft. Je Einwohner lag diese im Schnitt
bei 12.475 Euro. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 8.523 Euro – bundesweit
Platz 3 im Ländle sogar Platz 1 in dieser Wertung. Hoch sind im Landkreis
Böblingen auch die Einkommen. So lag die Bruttolohnsumme am Arbeitsort im
Jahr 2005 bei 36.404 Euro je Beschäftigten. Der Bundesdurchschnitt liegt bei
25.822 Euro – bundesweit Platz 6 und im Ländle sogar Platz 1 in dieser
Wertung. Über dem Bundesniveau liegt auch die Einkommensteuerkraft. Der
Gemeindeanteil an der Einkommensteuer belief sich im Jahr 2004 im Landkreis
auf 391 Euro je Einwohner. Der Bundesdurchschnitt war hier 216 Euro –
bundesweit Platz 10 und im Ländle sogar Platz 1 in dieser Wertung.
Überdurchschnittlich hoch ist auch der Demographieindex mit 135,7 Punkten.
Der
Demographieindex
bildet
dabei
einen
Sammelindikator,
der
die
Altersstruktur der Bevölkerung beschreibt – zum Beispiel das Verhältnis von
Jung und Alt heute und in der Zukunft. Der Bundesdurchschnitt war hier 100,0
Punkte – bundesweit Platz 22 und Platz 8 in Baden-Württemberg in dieser
Wertung.
Die wesentliche Schwäche des Landkreises Böblingen sind die Arbeitskosten je
Beschäftigten. Im Jahr 2004 betrugen diese 43.3382 Euro je Beschäftigten
(Bundesdurchschnitt: 30.561 Euro) – bundesweit Platz 432 und letzter Platz im
Ländle
in
dieser
Wertung.
Nur
mäßig
ist
auch
der
Saldo
der
Gewerbeanmeldungen und Gewerbeabmeldungen und spiegelt die geringe
Gründungsdynamik (Gewerbebetriebe) wieder. Dieser lag hier im Jahr 2004 nur
bei 2,0 je 1.000 Einwohner (Bundesdurchschnitt: 3,3 je 1.000 Einwohner) –
Platz 408 in dieser Wertung. Darüber hinaus hat der Landkreis Böblingen
überdurchschnittlich viele öffentlich Beschäftigte im bundesweiten Vergleich. So
99
Jährliche kommunale Investitionen in Prozent der Gesamtausgaben
178
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
gab es im Jahr 2004 1,93 öffentlich Beschäftigte je 100 Einwohner
(Bundesdurchschnitt: 1,5 öffentlich Beschäftigte je 100 Einwohner) – Platz 364
in dieser Wertung. Im Mittelfeld landet der Kreis bei der kommunalen
Investitionsquote100. Im Mittel der Jahre 2002 – 2004 betrug diese 12,2 %
(Bundesdurchschnitt: 12,1 %) – Platz 214 in dieser Wertung.
Damit liegt der Landkreis Böblingen auch in diesem Gutachten vor dem RheinKreis Neuss und dem Rhein-Erft-Kreis. Durch die oben genannten Defizite
landet der Rhein-Erft-Kreis in abschließender Betrachtung im bundesweiten
Vergleich mit dem 146. Platz im Mittelfeld und beim Vergleich der drei
Zukunftsregionen auf dem dritten und letzten Platz.
12 Handlungsfelder und –optionen
12.1 Regionalentwicklung durch Maßnahmen der
Entscheidungsträger im Land Nordrhein-Westfalen und in
der Bundesrepublik Deutschland
Bevor man sich mit konkreten Maßnahmen der Bundes- bzw. Landesregierung
auseinandersetzt, muss abgewogen werden, in welchem Maße in die
kommunale Politik eingegriffen werden sollte.
Vornehmlich wird in dieser Arbeit auf die Leitlinien der Landesregierung NRW
eingegangen. Diese wiederum wird durch die grundsätzliche Politik der
Bundesregierung geprägt.
Ein wesentliches Ziel der Landespolitik besteht darin, die Selbstverwaltung der
Kommunen, welche durch das Grundgesetz festgelegt ist, zu erhalten und
möglichst zu stärken.
So sollen durch das Land initiierte Maßnahmen nicht die Kommunalpolitik
bestimmen, sondern einen unterstützenden und rahmengebenden Charakter
erhalten. Die Entscheidungskompetenz verbleibt in den Entscheidungsgremien
der Kreise, Städte und Gemeinden. Diese Art und Weise des Handelns kann
man als “ergänzende Politik” bezeichnen.
Die
Position
der
Landesregierung
NRW
lässt
sich
anhand
ihrer
Aufgabenstellung charakterisieren:
100
Jährliche kommunale Investitionen in Prozent der Gesamtausgaben
179
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
-
Rahmenbedingungen setzen
-
Unterstützungsleistungen anbieten
-
Initiierung interkommunaler Kooperationsprozesse
Allerdings werden die Aufgaben der Landesregierung NRW immer anhand
einer im Vordergrund stehenden Frage wahrgenommen:
“In welchem Zeithorizont, sind welche Maßnahmen, wo erforderlich?”
Drei immanent wichtige Faktoren werden in dieser Frage behandelt:
12.1.1
Zeithorizont
In welchem zeitlichen Rahmen sollten Maßnahmen initiiert werden und wie
lange müsste ihre Dauer bemessen sein? Fraglich ist, ob bei gewissen
Maßnahmen eine Vorlaufphase bzw. Vorbereitungsphase mit eingeplant
werden sollte. Auch muss abgewogen werden, wie schnell der sichtbare Erfolg
der Maßnahme herbeigeführt werden soll. Dies ist deshalb fraglich, weil oftmals
erfolgversprechende Maßnahmen schon vor dem eigentlichen Zeitpunkt der
Wirkungsentfaltung wieder gestoppt werden. Dieser Punkt wird von uns aus
einem wichtigen Grund hier aufgeführt:
Die Politik sollte in der Lage sein, auch bei Maßnahmen, die nicht den
sofortigen Erfolg versprechen, sondern auf eine gewisse Dauer ausgelegt sind,
den nötigen Willen demonstrieren, diesen Zeitrahmen auch durchzuhalten.
Viele Ideen, Verordnungen und Maßnahmen konnten sich in der Vergangenheit
auf Grund dieser Tatsache nicht durchsetzen.
Wir möchten lediglich darauf hinweisen, dass der demographische Wandel eine
Veränderung ist, die über Jahrzehnte vonstatten geht und auch in Zukunft
weitergehen wird. Maßnahmen, die zum jetzigen Zeitpunkt beschlossen
werden, werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine
ebensolch lange Zeit brauchen, ihren vollen Wirkungsumfang zu erreichen.
12.1.2
Maßnahmen/Empfehlungen
Der zweite Faktor der vordergründig zu behandelnden Frage ist, welche Ideen
oder Maßnahmen konkret weiterentwickelt oder gar initiiert werden sollten.
180
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Hierbei ist zu beachten, wie weitgreifend die Maßnahmen sein sollen und
welche politischen Ebenen durch diese tangiert werden.
Des Weiteren steht zur Diskussion, in welchem Rahmen auch die Europäische
Union Einfluss auf die kommunale Politik haben kann bzw. haben darf.
Der Rhein-Erft-Kreis ist geographisch gesehen ein wirtschaftlicher Mittelpunkt
Europas und jedwede Empfehlung wie auch Maßnahme sollte darauf abzielen,
diese Lage optimal zu nutzen und einen Vorteil daraus zu ziehen.
12.1.3
Ansatzpunkte der Empfehlungen
Der dritte Faktor, der nur kurz zu skizzieren ist, behandelt nach dem „wann“ und
dem „was“ auch das „wo“.
Wo
sollte
die
Politik
ansetzen,
um
dem
demographischen
Wandel
entgegenzuwirken? Sollte die Politik überhaupt versuchen, Maßnahmen und
Verordnungen gegen den Wandel zu initiieren oder sollte die Politik eher
versuchen, einen Nutzen aus dem demographischen Wandel zu ziehen? Und
wenn dies der Fall sein sollte, worin könnte dieser Nutzen sein?
Die Studierenden haben versucht, alle diese oben genannten Faktoren in ihre
Überlegungen einfließen zu lassen und in die daraus resultierenden
Empfehlungen einzuarbeiten.
12.1.4
Handlungsempfehlungen
12.1.4.1
Maßnahmen und Förderungen durch die Europäische Union
Der Rhein-Erft-Kreis liegt, geographisch gesehen, im Herzen Europas sowie
wirtschaftlich betrachtet in einem industriellen Ballungsgebiet und bildet durch
die hervorragenden Verkehrsstrukturen eine wichtige Verbindung des Handels
zwischen Deutschland und den benachbarten Staaten Frankreich, Belgien und
den Niederlanden.
Fraglich ist nun, ob aus dieser Situation heraus die Europäische Union ein
Interesse daran hat, diese Region zu fördern und zu stärken.
Zunächst einmal sollte eräutert werden, was die Förderung des Rhein-ErftKreises durch die Europäische Union mit dem demographischen Wandel zu tun
hat.
181
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Es ist eine Tatsache, dass, unter dem Druck des demographischen Wandels,
die zur Zeit bestehenden Strukturen des Rhein-Erft-Kreises in dieser Form
keinen weiteren Bestand haben können. Hiermit ist gemeint, dass in den
nächsten Jahren bzw. Jahrzehnten die Politik neue Schwerpunkte setzen muss.
Man sollte sich bewusst werden, dass mittelfristig gesehen die Interessen der
älteren bzw. alternden Bevölkerung eine größere Gewichtung in der regionalen
Strukturpolitik bekommen muss. Fraglich ist nun, inwiefern die Europäische
Union Einfluss auf die Politik nehmen kann bzw. sollte und welche konkreten
Maßnahmen
mit
Förderungscharakter
den
Rhein-Erft-Kreis
bei
seiner
Neuorientierung unterstützen könnten.
Da die Europäische Union im Laufe ihres Bestehens eine Vielzahl von
Maßnahmen, Verordnungen und Empfehlungen beschlossen hat, soll hier nur
kurz skizziert werden, was eine grobe Prüfung derselben ergab.
Die Europäische Union hat es sich zum Ziel gemacht, hauptsächlich
strukturschwache und wirtschaftlich rückständische Regionen zu fördern.
Um eine gezielte Förderung zu ermöglichen, wurde von Seiten der
Europäischen Union eine Art Kriterienkatalog erstellt, der zur Überprüfung einer
eventuell zu fördernden Region angewandt wird.
Dieser Katalog beinhaltet je nach Charakteristikum der einzelnen, zu
fördernden Maßnahme zum Beispiel
Ÿ
die Erfassung des aktuellen regionalen Entwicklungsrückstandes
Ÿ
Durchschnittliches Pro-Kopf-BIP
Ÿ
Ländliche Gebiete mit rückläufiger Entwicklung (Wirtschaftlicher Wandel)
Ÿ
Arbeitslosenquote
Ÿ
Generelle Infrastruktur
Um eine Förderung sicherzustellen, werden durch die Europäische Union meist
sogenannte Struktur- bzw. Förderungsfonds eingerichtet.
Diese Strukturfonds haben das Ziel, innerhalb Europas vergleichbare
Lebensbedingungen zu schaffen und Entwicklungsunterschiede abzubauen.
182
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Einige der bekannteren Strukturfonds sollen hier erwähnt werden:
Ÿ
EFRE
Der Europäische Fonds für regionale Entwicklung
Ÿ
ESF
Der Europäische Sozialfonds
Ÿ
EAGFL
Der Europäische Ausrichtungs- und Garantiefonds für die Landwirtschaft
Wenn man nun den Rhein-Erft-Kreis auf die zu erfüllenden Voraussetzungen
hin überprüft, um eine Europäische Förderung zu erhalten, kommt man zu
folgendem Ergebnis:
Der Rhein-Erft-Kreis ist nach grober Prüfung der wichtigsten Kriterien der
verschiedenen Strukturfonds nicht förderungswürdig.
Dies ist allerdings nicht verwunderlich, besitzt der Rhein-Erft-Kreis doch ein
durchaus vielversprechendes wirtschaftliches Profil mit einem gewissen
Potential, das noch abgerufen werden kann.
Allerdings bedeutet dies auch, dass der Rhein-Erft-Kreis im Hinblick auf die
Veränderung, die mit dem demographischen Wandel einhergeht, von Seiten der
Europäischen Union keinerlei Unterstützung erhält, da die Überprüfung wie
bereits erwähnt ergeben hat, dass der Rhein-Erft-Kreis das Potential hat, um
die Herausforderung des demographischen Wandels selbst zu bewältigen.
An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass es in der Region durchaus
Beispiele gibt, wo die Europäische Union unterstützend tätig wird.
So werden zum Beispiel der benachbarte Kreis Euskirchen, aber auch der Kreis
Heinsberg durch die Europäische Union als förderwürdig charakterisiert und
eingestuft. Sie erhalten im Rahmen des sogenannten „Ziel 2-Programm“
Förderungen, die die Ziele verfolgen, die Schaffung neuer und Sicherung
bestehender Arbeitsplätze, insbesondere in kleinen und mittleren Unternehmen
herbeizuführen. Hierdurch soll eine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der
Region erreicht werden.
183
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
12.1.4.2
Optimierung bestehender Maßnahmen und Verordnungen
Der demographische Wandel stellt aus Sicht der Landesregierung NRW die
Flexibilität und Reformbereitschaft der einzelnen Kommunen auf die Probe.
Durch die Kürze der Zeit, in der schon heute Entscheidungen für die
mittelfristige Zukunft getroffen werden müssen, ist jede Gemeinde, jede Stadt,
aber auch jeder Kreis gefordert, seine Politik den gegebenen Umständen
anzupassen.
Problematisch wird es allerdings, wenn zu schnell und zu groß angelegte
Reformen initiiert werden, die in ihrer Planung und Durchführung meist die
zeitlichen und finanziellen Ressourcen stark belasten sowie gegebenenfalls
nicht den gewünschten Effekt herbeiführen bzw. ihre erhoffte Wirkung nicht
entfalten und somit die eingesetzten Mittel nicht rechtfertigen.
Dies bedeutet konkret für den Rhein-Erft-Kreis, trotz des dringenden
Reformbedarfs nicht voreilig Verordnungen zu erlassen, sondern vielmehr die
bereits vorhandenen Maßnahmen zu analysieren und gegebenenfalls auf die zu
erwartenden
Veränderungen,
die
mit
dem
demographischen
Wandel
einhergehen, besser abzustimmen.
Dies hätte zur Folge, dass nicht noch mehr Bürokratie durch weitere
Verordnungen geschaffen wird, sondern diesem Effekt vorgebeugt wird.
Da zum jetzigen Zeitpunkt keine absolut präzise Aussage zum weiteren Verlauf
des demographischen Wandels getroffen werden kann, ist es aus unserer Sicht
empfehlenswert,
dass
der
Rhein-Erft-Kreis
mittelfristig
in
seinem
Entscheidungsrahmen flexibel bleibt. So kann er bestens auf Veränderungen
reagieren, die ein schnelles politisches Handeln erfordern.
Eine Überschneidung von Verordnungen kann so entgegengewirkt werden.
12.1.4.3
Profilgebung des Rhein-Erft-Kreises
Die Folgen des demographischen Wandels für die einzelnen kreisangehörigen
Kommunen und folglich für den Kreis selber sind keine Unbekannten:
Die Bevölkerung altert. In naher Zukunft wird der Altersdurchschnitt im Kreis,
wie auch im gesamten Bundesdurchschnitt, deutlich ansteigen.
Auch wird es im Laufe der Zeit immer weniger junge Paare bzw. junge Familien
mit Kindern geben. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist heute bereits
184
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
wichtiges Kriterium, wenn es darauf ankommt, einen geeigneten Lebensraum
für sich zu finden. Mit Lebensraum ist nicht nur der Bedarf an Wohnungen und
Häusern gemeint, sondern auch primär das Angebot an Arbeitsplätzen, sowie
die
Möglichkeit,
seine
Freizeit
zu
gestalten
bzw.
familienfreundliche
Bedingungen vorzufinden.
Der Kreis sollte, mittelfristig bis langfristig gesehen, seinen Einwohnern einen
attraktiven Lebensraum bieten, der darüber hinaus auch den Zuzug weiterer
Bevölkerung sicherstellen kann.
Diesen Ansprüchen könnte der Rhein-Erft-Kreis gerecht werden, indem er sich
seiner Rolle im Vergleich zu den benachbarten Kreisen in der Region bewusst
wird.
Daher empfehlen wir ein sogenanntes Profiling des Kreises.
Ziel dieses Profiling ist es, sich seiner Stärken und Vorzüge, aber auch des zur
Verfügung stehenden Potentials bewusst zu werden und dieses bei Bedarf
abzurufen.
Ebenso sollte ein Zielsetzungskonzept erarbeitet werden:
Welches Bild möchte der Kreis nach Aussen hin darstellen? Möchte der
Rhein-Erft-Kreis in Zukunft als Industriestandort gesehen werden, oder soll
primär der Zuzug von jungen Singles, Paaren und Familien gefördert werden,
damit man noch stärker als Umland und Pendlerkreis im Bezug auf die Stadt
Köln darsteht?
Bei diesen Überlegungen ist allerdings etwas grundsätzliches festzuhalten:
Wenn der Rhein-Erft-Kreis sich ein neues Profil geben sollte, muss deutlich
werden, welche Aufgaben den einzelnen kreisangehörigen Kommunen zuteil
kommen. Sicherlich ist ein gesunder Wettbewerb der einzelnen Kommunen auf
wirtschaftlicher Ebene immer zu begrüßen. Allerdings ist dieser aus unserer
Sicht mit großer Wahrscheinlichkeit hinderlich, wenn sich die einzelnen
Kommunen im Wettbewerb um den Zuzug von z.B. Unternehmensansiedlungen
gegenseitig unterbieten. Denn Ziel des Profiling sollte nicht sein, den
Konkurrenzkampf der einzelnen Kommunen, der derzeit herrscht, weiter zu
185
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
fördern, sondern ihn eher zu hemmen. Eine Art Gemeinschaftsgefühl und
stärkerer Zusammenhalt soll gefördert werden. So soll zum Beispiel jede
Kommune von der Eröffnung eines Gewerbeparks profitieren. Auch jene, auf
deren Gemeindegebiet kein Gewerbepark entsteht. Eine Solidarisierung der
Städte und Gemeinden des Rhein-Erft-Kreises sollte oberstes Ziel sein.
Selbstverständlich ist es mit dem bloßen Gedanken an einen stärkeren
Zusammenhalt nicht getan. Wird diese Solidarisierung nicht erreicht, kann das
Entwicklungspotential nicht voll abgerufen werden.
Der
Kreis
muss
hierbei
auf
ein
Gleichgewicht
der
Rollen
seiner
kreisangehörigen Kommunen achten. Jede Stadt und Gemeinde muss vorher
auf die wirtschaftlichen, aber auch infrastrukturellen Stärken und Schwächen
eingehend überprüft werden. So wäre es nicht als sinnvoll zu erachten, eine
Kommune, deren Verkehrsinfrastruktur als ungeeignet für den Fern- und
Lieferverkehr eingestuft wird, als internen Wirtschaftsstandort des Kreises zu
fördern.
Dort sollte man dann eventuell den Schwerpunkt der Förderung eher auf die
Bereiche Wohnungsbau oder Landwirtschaft legen.
Dem entgegen sollte eine Kommune, deren Infrastruktur gänzlich oder gar
vollständig entwickelt ist,
eher als wirtschaftlicher Standort des Kreises
gefördert werden.
Für den Rhein-Erft-Kreis bedeutet dies im Detail, dass der wirtschaftlich starke
und industriell besser entwickelte Süden des Kreises, gemeint sind die Städte
Wesseling, Hürth, Frechen, Erftstadt, Brühl und Kerpen, auf Grund der
verkehrsstrukturellen Lage dafür prädestiniert ist, im Bereich der kreisinternen
Wirtschaftsförderung noch wettbewerbsfähiger gemacht zu werden. Dabei sollte
man sich auch auf den unmittelbaren Konkurrenzdruck der benachbarten
Kreise gezielt einlassen.
Die Städte Bergheim, Bedburg, Pulheim und die Gemeinde Elsdorf sind auf
Grund ihrer geografischen Lage im Rhein-Erft-Kreis weniger als die oben
genannten Kommunen für eine Förderung als primärer Wirtschaftsstandort
geeignet.
Vielmehr liegen ihre Stärken in dem Potential, Wohnraum und Lebensqualität
für die Bevölkerung zu schaffen. In diesen kreisangehörigen Kommunen sollte
186
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
also stärker als in den restlichen Kommunen das Profil in Richtung
Lebensqualität angelegt werden.
Ein weiteres wichtiges Kriterium im Rahmen dieses Profiling ist außerdem, dass
auch aus der Kommunalpolitik der Konkurrenzdruck genommen wird. Die
jetzige Situation stellt sich so dar, dass jede einzelne Kommune im direkten
Konkurrenzkampf mit den anderen Kommunen des Kreises steht.
Dies ist natürlich bei der Neuorientierung des Kreises nicht hilfreich und steht
entgegen den Erwartungen, die an die Kommunen gerichtet werden.
Ziel muss es sein, auch auf der Ebene der Politik diesen Druck zu nehmen.
Wie bereits oben ausgeführt, muss das politische Ziel die Solidarisierung und
Abstimmung der Kreispolitik bzw. die Abstimmung der Politik der einzelnen
Kommunen sein.
Der Kreis an sich sollte dabei eine federführende Position einnehmen und die
Politik zu einem gewissen Teil steuern.
Dieses Vorgehen soll nicht als Bevormundung von einzelnen Kommunen
verstanden werden, sondern vielmehr als Optimierung der Politik, um das volle
Potential jeder kreisangehörigen Stadt und Gemeinde abzurufen.
Es ist darauf hinzuweisen, dass dieser Vorgang ohne Beachtung der politischen
Gesinnung vollzogen werden sollte, mit auch aus dem Grund, den politischen
Konkurrenzkampf zu entschärfen.
Natürlich kann auf diese Art und Weise nicht gewährleistet werden, dass alles
konkurrierende Denken aus dem Profiling genommen werden kann. Es kann
aber dadurch versucht werden, dieses auf Kreisebene zu fokussieren. Das
bedeutet, dass der Druck von den einzelnen kreisangehörigen Städten und
Gemeinden genommen wird und stattdessen auf die Konkurrenz an den
Kreisgrenzen gerichtet wird.
12.1.4.4
Finanzierung des Profiling
Natürlich bedeutet ein solches Profiling auch ein Umdenken nicht nur auf
kommunalpolitischer Ebene, sondern auch auf finanzieller.
Wie bereits ausgeführt, entsteht auf den ersten Blick eine Art Ungleichgewicht
im Kreis, was die Einnahmen- und Ausgabenseite betrifft.
187
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Durch die einzelnen Umstrukturierungen kann es sein, dass einige Kommunen
auf Grund des stetigen Gewerbezuwachses in den groß angelegten
Gewerbeparks ein gewisses Plus im Bereich der Einnahmen verzeichnen
werden.
Diesem wiederum stehen die Kommunen gegenüber, die durch den Verzicht
auf große Gewerbeflächen mindere Einnahmen verzeichnen. Diese Kommunen
sind es auch, die auf Grund ihrer Infrastruktur, die sie der Bevölkerung bieten,
höhere Ausgaben zu verzeichnen haben.
Diesem Ungleichgewicht sollte durch einen neuen Finanzverteilerschlüssel im
Kreis entgegengewirkt werden, auch wenn eine solche Neuorganisation eine
der Empfehlungen ist, die sicherlich mit am schwierigsten Umzusetzen sein
dürfte.
Die Kosten, die dem Kreis durch den demographischen Wandel bevorstehen
sind noch nicht bemessbar, doch sicherlich ist es ratsam, bereits jetzt die
politische Weichenstellung hierfür vorzunehmen.
Dabei ist festzuhalten, dass die Umverteilung der Einnahmen im Kreis allen zu
Gute kommen soll. So profitiert die wirtschaftlich starke Kommune primär durch
die hohen Gewerbeeinnahmen. Von diesen Einnahmen profitiert aber auch die
Kommune, die nicht das wirtschaftliche Potential zur Verfügung hat. Sie stellt
dafür den günstigeren Wohnraum für die Bevölkerung zur Verfügung, die in den
Gewerbeparks der anderen kreisangehörigen Kommunen ihren Arbeitsplatz
hat. Somit profitiert wiederum die wirtschaftlich starke Kommune von den
Arbeitskräften, die keine langen Pendelwege in Kauf nehmen müssen, um den
Arbeitsplatz zu erreichen.
12.1.4.5
Einzelne Empfehlungen für die Kreispolitik
Doch was bedeutet dies für die einzelnen Tätigkeitsfelder des Kreises?
Inwieweit kann und sollte der Kreis eingreifen, um die Politik auf den
demographischen Wandel vorzubereiten?
Auf Grund der Vielzahl der Tätigkeitsfelder soll hier nur eine Auswahl an
Möglichkeiten aufgezeigt werden:
188
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Migration und Integration
Auf Grund der sinkenden Geburtenraten und der Alterung der Bevölkerung ist
fraglich, inwiefern man diesem Trend entgegenwirken kann. Ebenso ist fraglich,
wie der negative Trend im Bereich der Erwerbspersonenzahl umgekehrt werden
kann.
Ein wichtiger Bestandteil bei der Lösung dieses Problems sollte die Migration
und Integration ausländischer Einwohner sein. Sie sind es, die den Ausgleich
zu den fehlenden Erwerbspersonen schaffen können und, für sich betrachtet,
auf Grund der stetig hohen Geburtenrate den Geburtenrückgang bei Personen
ohne Migrationhintergrund zum Großteil kompensieren könnten.
Durch
fehlende
Integration
kann
nicht
das
volle
Potential
dieses
Personenkreises abgerufen werden. Folglich werden in naher Zukunft
vermutlich zu wenige Fach- bzw. Arbeitskräfte dem Arbeitsmarkt zur Verfügung
stehen.
Für den Kreis ist es empfehlenswert, seine Bemühungen dahingehend zu
verstärken, diese Personen gezielter zu fördern bzw. Möglichkeiten zu schaffen,
eine Förderung und Integration durchzuführen.
Dies bedeutet im Hinblick auf den demographischen Wandel folgendes:
Zur Zeit bestehende Schulzentren im Kreisgebiet werden in naher Zukunft mit
sinkenden Schülerzahlen konfrontiert werden. Es ist dann zu prüfen, ob es aus
finanzpolitischer Sicht als sinnvoll erachtet werden kann, diese Vielzahl von
Schulen weiterhin aufrechtzuerhalten oder ob es, der Situation entsprechend,
sinnvoller wäre, Schulen auf Grund der hohen Kosten zusammenzulegen.
Leere Schulräume könnten dann aber durchaus einen anderen Zweck haben:
Sie könnten für Integrationsarbeit genutzt werden, indem in ihnen zum Beispiel
Unterrichtseinheiten im Rahmen von Integrationsmaßnahmen durchgeführt
werden könnten.
Des Weiteren sollten bereits schulisch gebildete Migranten durch Maßnahmen
des Kreises auf die Anforderungen des Arbeitsmarktes vorbereitet werden.
Diese Personen sind es, die in naher Zukunft die Anzahl der Erwerbspersonen
erhöhen und sicherstellen, dass es keinen Mangel an Fach- bzw. Arbeitskräften
geben wird.
189
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Die Förderungswürdigkeit solcher Projekte und Maßnahmen durch die
Landesregierung NRW sollte geprüft werden.
Wohnungspolitik
Wie bereits ausgeführt, könnte eine Folge des Profiling sein, dass manche
kreisangehörige Kommunen verstärkter auf den Zuzug von Bevölkerung setzen
als andere. Dies erfordert selbstverständlich eine größere Anzahl an
ausgewiesenen Wohngebieten, die erschlossen werden müssen. Dabei sollte
darauf geachtet werden, den Wohnraum relativ günstig zu gestalten, um einen
Zuzug zu gewährleisten. Allerdings ist es unerlässlich vorher festzulegen,
welche Art von Zuzug gefördert werden soll.
So suchen Singles oder junge kinderlose Familien günstigen, nicht allzu großen
Wohnraum und haben daher weniger Interesse an Wohnbaugebieten, die für
Einfamilienhäuser ausgeschrieben sind.
Daher wird empfohlen, verstärkt solchen Wohnraum in naher Zukunft zur
Verfügung zu stellen. Die Bevölkerung, die sich in diesen Wohngebieten
ansiedelt,
ist
es dann
auch,
die
zu
den
Gewerbegebieten
in
den
kreisangehörigen Kommunen pendelt bzw. zu den Arbeitsplätzen in der
benachbarten Stadt Köln.
Der Kreis sollte die Ausschreibung solcher Wohngebiete koordinieren, um
einem Überangebot an Wohnraum entgegenzuwirken und gezielter auf die
Bedürfnisse der Bevölkerung einzugehen. Damit ist die Infrastruktur in
klassischen Sinne gemeint:
- Ausbau der Kreisstrassen
- Sicherstellung der Ansiedlung von Geschäften
- Bereitstellung und Ausweisung von Naherholungsgebieten
Dies sind nur einige wenige von sehr vielen Schwerpunkten, die der Rhein-ErftKreis sicherstellen sollte, um den Standart der Lebensqualität weiterhin hoch zu
halten und gegebenenfalls noch zu erhöhen, denn dadurch kann der weitere
Zuzug von Bevölkerung sichergestellt werden.
190
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Wirtschaftspolitik
Durch das vorher durchgeführte Profiling werden vor allem in den wirtschaftlich
starken kreisangehörigen Kommunen eine Vielzahl von Gewerbeparks
entstehen
und
eine
gewisse
Anzahl
von
günstigen
Gewerbeflächen
ausgeschrieben werden. Der Vorteil, den der Rhein-Erft-Kreis gegenüber den
anderen benachbarten Kreisen in der Region allerdings hat, sind die
günstigeren Gewerbesteuerhebesätze. Durch diese kann der Kreis, in
Verbindung mit der verkehrsstrukturellen Lage, sehr wahrscheinlich eine hohe
Anzahl von Unternehmen zur Investition auf Kreisgebiet bewegen. Die daraus
resultierenden Einnahmen können dann, unter zu Hilfenahme des neuen
Finanzverteilerschlüssels auf die übrigen kreisangehörigen Kommunen verteilt
werden, so dass diese einen ausgeglichen Finanzhaushalt sicherstellen
können. Dadurch wird ebenso gewährleistet, dass der Kreis seinen sonstigen
Aufgaben auch weiterhin nachkommen kann.
Eine genauere und tiefergreifende Ausführung, welche konkreten Maßnahmen
der
Kreis
ergreifen
sollte,
wird
im
nachfolgenden
Projektkapitel
„Handlungsfelder der kommunalen Ebene“ detaillierter dargestellt.
12.1.4.6
Vernetzung der Kommunen und der Kreise
Ein Problemfeld, welches sich durch unsere Analysen der derzeitigen Situation
des Rhein-Erft-Kreises aufgetan hat, ist mit dem Begriff des mangelnden
Informationsaustausches zu umschreiben.
Es wurde festgestellt, dass die kreisangehörigen Städte und Gemeinden im
Kreisgebiet dem Austausch von Informationen untereinander einen zu geringen
Stellenwert zukommen lassen. Oftmals plant eine einzelne Kommune im
Rahmen ihrer Stadtentwicklung zu große Gewerbegebiete bzw. Wohngebiete
zu erschliessen, ohne dabei darauf zu achten, dass eventuell eine benachbarte
Kommune genau in die selbe Richtung plant.
Im Rahmen des Profiling wird deshalb von unserer Seite empfohlen, eine
stärkere Vernetzung der einzelnen kreisangehörigen Städte und Gemeinden zu
fördern. Die daraus resultierende Informationsplattform kann genutzt werden,
um zum Beispiel die Ausweisung von Gewerbe- und Wohngebieten kreisweit
191
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
dem derzeitigen bzw. mittelfristigen Bedarf anzupassen. Kosten könnten
dadurch minimiert und eingesparte Finanzmittel zum Schuldenabbau oder aber
zu Neuinvestitionen, z.B. auf dem Gebiet der Infrastruktur, genutzt werden.
Ein weiterer Nutzen, der aus dieser Art der Vernetzung gezogen werden kann,
ist, dass die Kommunen sich schneller auf verändernde Rahmenbedingungen
einstellen können. Sollte der demographische Wandel sich in stärkerem
Umfang als eigentlich gedacht vollziehen und somit ein schnelleres Handeln
von Seiten der Verwaltung des Kreises erforderlich machen, könnten die
Informationen über die Neuausrichtung schneller die einzelnen Kommunen und
deren Verwaltungen erreichen. Das daraus folgende schnellere und effektivere
Handeln wäre begrüßenswert.
Ein weiterer Effekt der Vernetzung der Kommunen könnte die Förderung der
Solidarität der Städte und Gemeinden untereinander sein.
Das oben beschriebene Konkurrenzdenken innerhalb des Kreises könnte nun
auf Kreisebene fokussiert werden, was bedeutet, dass nicht mehr die
Kommunen
untereinander
um
die
Ansiedlung
von
Bevölkerung
und
Unternehmen konkurrieren, sondern der Rhein-Erft-Kreis eine Einheit bildet und
nun mit den benachbarten Kreisen, wie z.B. dem Rhein-Sieg-Kreis in direkter
Konkurrenz steht.
Auch die Landesregierung NRW erwägt ein solches Vorgehen.
Ein bereits in Ansätzen erarbeitetes Konzept erwägt, die Kreise im Rheinland
stärker
zu
vernetzen
und
diese
Vernetzung
federführend
durch
die
Landesregierung NRW durchzuführen.
Angedacht ist, dass die Kreise des Regierungsbezirks Köln unter der Leitung
der Bezirksregierung Köln eine Vernetzung untereinander vollziehen und auf
diese Art und Weise den Informationsaustausch fördern.
Die Folge könnte die Schaffung einer sogenannten Metropolregion sein, die
neben den Städten Köln und Bonn auch die sich im Rheinland befindlichen
Kreise einbezieht. Eine solche Vernetzung könnte die Konkurrenzfähigkeit
gegenüber anderen Regionen, wie dem Ruhrgebiet, deutlich erhöhen und damit
auch die Position des Rhein-Erft-Kreises verbessern.
192
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
12.1.4.7
Fazit
Die Empfehlungen der Landesregierung NRW und die Empfehlungen der
Studentinnen und Studenten der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung
NRW, Abteilung Köln, stellen hier nur einige von vielen Ansätzen dar, auf den
anstehenden demographischen Wandel zu reagieren.
Die hier vorgestellten Lösungsvorschläge sollen dazu führen, dass sich die
Verwaltungen der kreisangehörigen Kommunen sowie die Verwaltung des
Rhein-Erft-Kreises sich intensiver mit dem demographischen Wandel befassen.
Die hier vorgestellten Handlungsempfehlungen zielen auf folgende Bereiche ab:
Ÿ
Förderung von Maßnahmen durch die Europäische Union
Ÿ
Optimierung und Anpassung der derzeitigen Verordnungen
Ÿ
Neuausrichtung
des Kreises
und
der kreisangehörigen
Kommunen
(Profiling)
Ÿ
Vernetzung der Kommunen
Auf Grund der derzeitigen Beschaffenheit des Rhein-Erft-Kreises kann eine
Förderung durch die Europäische Union in weiten Teilen ausgeschlossen
werden.
Allerdings sollte der Kreis sich zunächst auf die Stärken, die aus dieser
Beschaffenheit
dahingehend
resultieren,
ausschöpfen,
konzentrieren
die
und
bestehenden
seinen
Handlungsrahmen
Verordnungen
auf
die
anstehenden Veränderungen, welche mit dem demographischen Wandel
einhergehen, zu optimieren und anzupassen.
Die Folge daraus könnte eine Neuausrichtung des Kreises und der
kreisangehörigen Kommunen sein, welche durch ein sogenanntes Profiling in
Verbindung mit einer umfassenden Vernetzung der einzelnen Städte und
Gemeinden sichergestellt werden könnte.
12.2 Handlungsfelder und –optionen der kommunalen
Entscheidungsträger (Teil 1)
Die
Problematik
geänderter
Rahmenbedingungen
aufgrund
von
demographischen Effekten, aber auch das Phänomen der Globalisierung
193
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
eröffnet über die bisher geschilderten Handlungsfelder im Bereich Kinder,
Familie und Senioren hinaus weiteren Handlungsbedarf für kommunale
Akteure.
Die
nachfolgende
Arbeit
setzt
ihren
Focus
auf
die
Wirtschaftsförderung, den Menschen im Berufsleben und die Möglichkeiten,
den Folgen des demographischen Wandels mit stadtplanerischen Maßnahmen
zu begegnen. Ausgewählte zukünftige Problemfelder werden thematisiert und
mögliche kommunale Handlungsfelder vorgestellt.
12.2.1
Wirtschaftsförderung – Ein neues Gewerbegebiet allein
reicht nicht
Bisher agierten gerade viele kleinere Kommunen nach dem Prinzip „Ich weise
Fläche als Gewerbegebiet aus, baue eine Straße dorthin und setze den
Gewerbesteuersatz unter den meiner Nachbargemeinde - dann kommen die
Unternehmer schon.“ Einige dieser Kommunen wundern sich wahrscheinlich bis
heute über ein hohes Maß an Freiflächen in den Gewerbegebieten.
Unternehmen, die sich ansiedeln, erschaffen kaum Arbeitsplätze und erzielen
geringe Gewinne. Somit sind die von der Kommune zu realisierenden
Einnahmen der Gewerbesteuer deren Berechnungsgrundlage der Ertrag ist,
ebenfalls gering. Die wirklich „guten“ Unternehmen sitzen woanders - Warum?
Bloßes Schaffen von Gewerbegebieten mit günstigen Preisen und Hebesätzen
reicht schon heute und erst recht zukünftig nicht mehr aus, um eine Gemeinde,
einen Kreis oder eine ganze Wirtschaftsregion erfolgreich für die Zukunft zu
positionieren, lukrative Unternehmen langfristig anzusiedeln und diese an die
Region zu binden. Vielmehr muss der Unternehmer als Kunde gesehen und
gezielt beworben werden. Ein erfolgreiches Unternehmen ist für die Kommune,
einen Kreis oder sogar eine gesamte Region ein immens wichtiger Schlüssel,
um das Tor in eine prosperierende Zukunft zu öffnen.
Es sind Unternehmen, die Arbeitsplätze schaffen. Arbeitsplätze halten Familien
am Ort und bewegen potentielle Arbeitnehmer zum Zuzug in den Ort. Heute
und noch viel mehr in der Zukunft wachsen die Regionen, die gerade Familien
ein gutes Auskommen bieten können. Viele Menschen ziehen dorthin, wo sie
194
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
arbeiten können. Ihren Verdienst geben diese Menschen zu einem Großteil dort
aus, wo sie leben. Das wiederum heißt Wachstum für Unternehmen und für die
Kommunen.
Um von diesem Wachstum als Kommune, Kreis oder Region profitieren zu
können, müssen jedoch zunächst die Voraussetzungen für die Ansiedlung
erfolgreicher Unternehmen geschaffen werden. Ein Gewerbegebiet alleine
reicht nicht. Zukünftig wird nur die Region erfolgreiche und lukrative
Unternehmen zu sich holen und an sich binden können, die ein gelungenes
ganzheitliches Konzept aus weichen und harten Standortfaktoren bieten kann.
Vielversprechend wäre ein ausgewogener Mix aus akzeptablen Preisen, guter
Infrastruktur, motivierten, fachlich hochwertig ausgebildeten Arbeitskräften,
einer
geeigneten
und
solventen
Käuferzielgruppe
im
Umkreis
sowie
unkomplizierten, transparenten Verwaltungswegen. Abgerundet werden könnte
der Mix durch ein überlegtes und gutes Standortmarketing, welches einen
positiven und gewinnbringenden Ruf des Kreises bzw. der Region vermittelt
und zudem bei den Unternehmen das Gefühl erzeugt, dass diese Institutionen
für sie da sind.
Notwendig ist hierzu eine Wirtschaftsförderung, die nicht mit der „Gießkanne“,
sprich nur mit besonders günstigen Steuer- und Hebesätzen erfolgt, sondern
flexible Instrumente, die individuell an die Bedürfnisse der jeweiligen
Unternehmen angepasst werden können, bereithält. Ziele sollten nicht nur
gesteckt werden. Es ist ratsam, ihr Erreichen und den Weg dorthin permanent
zu überprüfen. Deshalb müsste eine wirkungsorientierte Steuerung sowie die
Möglichkeit, Förderungsmaßnahmen für ein Maximum an Effektivität im
Einzelfall anpassen zu können in das Angebot der Wirtschaftsförderung
implementiert werden. Nach außen hin sollte ein gezieltes Standortmarketing
erfolgen.
Enorm wichtig, besonders für die Außenwirkung, ist die Interaktion zwischen
den Kommunen und Kreisen. Es muss ein strategisches, langfristiges und
195
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
nachhaltiges Konzept zur Positionierung des Kreises geschaffen werden. Um
Authentizität und Verlässlichkeit besser vermitteln zu können, sollte bei der
Positionierung nicht kurzfristigen Trends gefolgt werden. Bestenfalls steht der
Kreis irgendwann für eine Sparte wie zum Beispiel Energie, Chemie oder
Logistik, so dass jeder, der an die Sparte denkt, auch an den Kreis denkt.
Zusätzlich muss durch eine Vernetzung die Abstimmung aller Aktivitäten
gesichert werden, um ein homogenes, gesundes Bild der Region und somit ein
positives Image nach Außen zu schaffen. Hierdurch wird potentiellen Investoren
ein geeignetes Umfeld geboten. Zudem wird durch Homogenität vermittelt, dass
die Region in sich stimmt, ihre Kraft nicht in Klein- und Konkurrenzkämpfe
untereinander verschwendet, sondern für die Belange der Unternehmen und
seiner Mitarbeiter da ist. Das wirkt überzeugend auf solvente regionfremde,
ebenso wie ausländische Investoren. Für große und erfolgreiche Unternehmen
sind und werden alle genannten Facetten, zusammen mit einer kompetenten
und effektiven Wirtschaftsförderung mehr denn je ein entscheidender
Standortfaktor.
Diese Unternehmen bringen letztendlich nicht nur der Kommune, in der sie sich
ansiedeln etwas, sondern nutzen allen Akteuren in einer Region. Die
Beschäftigten leben nicht zwangsläufig in derselben Stadt, in der das
Unternehmen seinen Standort hat. Ebenso ziehen viele größere Unternehmen
mit ihrer Ansiedlung andere, wie zum Beispiel Zulieferer, artverwandte
Unternehmen, die auf Synergieeffekte bauen oder auch Dienstleister nach sich.
Sie siedeln sich oft im Umland an.
Daher ist es vorteilhaft, Wirtschaftsförderung über größere Einheiten wie Kreise
und Regionen zu realisieren. So kann bei guter Vernetzung und Abstimmung,
mit Rücksicht auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Akteurs, effizient, erfolgreich
und nachhaltig für die gesamte Region agiert werden.
Hier richtet der Rhein-Erft-Kreis seinen Blick schwerpunktmäßig auf den
Großraum Köln. Allerdings scheint eine zusätzliche Orientierung in Richtung
des Nachbarkreises Düren, zum Großraum Aachen und der Euregio-Maaß-
196
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Rhein durchaus vielversprechend. Schließlich versuchen Institutionen wie die
Euregios schon heute, ein Stück vereintes Europa vorzuleben. Sie sind es, die
Wissen voneinander vermitteln und Verständnis füreinander fördern.101 Hieran
teilzuhaben kann für die Zukunft nur Gewinn bringen.
12.2.2
Die Kommune als Sprungbrett in den Beruf
Unternehmen brauchen neue Ideen und neue Impulse. Diese bezogen sie
bisher in einem großen Maß durch Nachwuchskräfte. Die demographische
Entwicklung verlangt jedoch nach neuen Wegen. Schon in naher Zukunft wird
die Zahl junger Menschen, die den Start ins Berufsleben begehen sinken.
Dieser Trend wird sich langfristig weiter fortsetzen, da die Generation der
potentiellen Eltern immer kleiner und die Geburtenrate nicht höher wird. Schon
bald werden Unternehmen nach geeigneten Auszubildenden suchen. Hinzu
kommt, dass es eine Diskrepanz zwischen dem Wissensprofil, das von einem
Auszubildenden gefordert wird und dem, was bei vielen jungen Menschen an
Schulwissen vorhanden ist, gibt.
Dies führt schon heute dazu, dass Unternehmen gezielt Patenschaften über
Kindergärten und Schulen übernehmen, um schon frühzeitig geeigneten
Nachwuchs finden und fördern zu können. Hier können die Kommunen und
Kreise als Akteure des politischen Lebens unterstützen. Zukünftig werden
aufgrund rückläufiger Schülerzahlen mehr Ressourcen im Bereich Bildung frei
werden.
Durch
enge
Zusammenarbeit
mit
Wirtschaftsverbänden
und
Unternehmen kann gezielt ermittelt werden, welche besonderen Anforderungen
an Auszubildende in der Region gestellt werden. Im Zuge eines AusbildungsCoachings können Schüler dann schon frühzeitig neben dem normalen
Unterricht speziell gefördert werden, um beste Voraussetzungen für einen
erfolgreichen Start ins Berufsleben zu erlangen. Die Qualität der Schulbildung
würde gesteigert werden und auch in überregionalen Vergleichen wäre dies für
die Region vorteilhaft. Das Modell einer offenen Ganztagsschule bietet eine
gute Plattform für solche Maßnahmen. Unternehmen werden gerne bereit sein,
101
Reef, Johannes: Euregionale, grenzüberschreitende Zusammenarbeit an der niederländisch-nordrheinwestfälischen Grenze. In: Kämpfer, Thomas (Hrsg.): Interkommunale Zusammenarbeit, Münster 1997, S. 310
197
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
solche Vorhaben finanziell zu unterstützen, schließlich profitieren sie, aber
besonders die zukünftigen Auszubildenden von den erlangten Kenntnissen.
12.2.3
Arbeitskräftepotential Migranten - wertvoll und ein
Gewinn für alle
Ein Weg der Vergreisung der Gesellschaft entgegen zu wirken ist es, auf
Einwanderung zu setzen. In den 50er und 60er-Jahren des vorigen
Jahrhunderts hat man aufgrund von Arbeitskräftemangel gezielt Gastarbeiter
geworben.
Die
demographische
Entwicklung
wird
ebenso
einen
Arbeitskräftemangel nach sich ziehen. Speziell Facharbeiter, aber auch
angelernte Kräfte werden schon heute dringend gesucht. Dieses wird sich in
Zukunft auf weit mehr Facetten des Arbeitsmarktes ausweiten.
Die Gastarbeiter von damals sind keine Gäste geblieben, sondern sie und ihre
Nachfahren leben noch heute in Deutschland. Der eigentliche Plan der
damaligen Regierungen, die Gastarbeiter irgendwann in ihre Heimatländer
rückzuführen scheiterte. Die Menschen wollten überhaupt nicht zurück. Mit
gezielten
Integrationsmaßnahmen
wurde
jedoch
erst
Jahrzehnte
nach
Einwanderung begonnen. So hat diese Bevölkerungsgruppe, wie auch neu
Zugewanderte oftmals einen schweren Stand. Bis heute fühlen sich viele der
Menschen, ihre Kinder und Enkel hier nicht heimisch. Viele neu Zugewanderte
müssen zudem gesetzliche Schranken überwinden, um überhaupt arbeiten und
sich eine Existenz aufbauen zu können.
Sprachliche und gesetzliche Barrieren, Vorbehalte und fehlende Integration
verhindern häufig eine gute Bildung und Ausbildung, aber auch die Tätigkeit in
einem anspruchsvollen Beruf und damit ein genügendes Auskommen. Aus Lust
wird dann häufig Frust gegenüber der Gesellschaft. Das Potential der
Menschen
ist
jedoch
vorhanden,
nur
muss
es erschlossen
werden.
„Investitionen in die Ausbildung der Zuwanderinnen und Zuwanderer sind ohne
Alternative.“102 Hier können Unternehmen und Kommunen gemeinsam handeln.
102
Landesregierung NRW: Den demographischen Wandel in Nordrhein-Westfalen gestalten, Düsseldorf 2005, S. 21
198
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Welche Maßnahme dabei auch immer gewählt wird, wichtig bei der Zielgruppe
der Menschen mit Migrationshintergrund ist eine für den Zugewanderten
einfache, transparente und problemlose Hilfe. So wäre eine ganzheitliche
Betreuung
in
administrativen
Dingen,
wie
zum
Beispiel
ein
fester
Ansprechpartner, beziehungsweise ein fester Anlaufpunkt im Bereich der
Verwaltung stark vertrauensbildend und einfacher für die Menschen, als mit
vielen verschiedenen, fremden Ansprechpartnern zu tun zu haben. In der
Verwaltung würde dies viele interne Wege und Kommunikation ersparen und
zudem ein umfassenderes Bild des Menschen, seiner Möglichkeiten und seines
Umfelds geben.
In Unternehmen mit hohem Migrantenanteil wäre ein Mitarbeiter, der sich
zentral um die speziellen Belange der Menschen kümmert ebenso ein Gewinn
und würde durch das Gefühl, nicht alleine gelassen zu werden eine Integration
der Zugewanderten wesentlich erleichtern. Darüber hinaus könnten diese Ihre
Energie ohne Sorgen komplett in Ihre Tätigkeit setzen und noch bessere
Ergebnisse erzielen.
Die Realität heute sieht oftmals so aus, dass Kinder von Migranten nicht den
Hauptschulabschluss schaffen. Dies verwehrt ihnen dann den Weg in eine
Ausbildung und schließlich den Zugang zum ersten Arbeitsmarkt. Sprachliche
Mankos machen zudem auch eine Beschäftigung im zweiten Arbeitsmarkt
problematisch. Das Ergebnis ist das Gefühl, von der Gesellschaft nicht
anerkannt und verstoßen worden zu sein. Dies wiederum kann eine Unlust, sich
überhaupt für eine Gesellschaft einzubringen erzeugen, unter Umständen auch
eine Öffnung zu radikalen Organisationen begünstigen.
Die gezielte Förderung von Migranten auch nach der Schulzeit ist ein Gewinn
sowohl für den Menschen selbst, aber auch für die Kommune und die
Unternehmen. Den Menschen wird es ermöglicht, eine Arbeit aufzunehmen,
selbstständig für sich zu sorgen und Anerkennung in Beruf und Gesellschaft zu
finden.
199
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Der Gewinn für die Kommunen ist eine bessere Möglichkeit der Integration
durch die Arbeit. Denn wer Arbeit hat, wird eher anerkannt und wer selbst
anerkannt wird, erkennt auch die Kultur und die Menschen des Landes eher an.
Unter Umständen wird der Mensch die Anerkennung in seinen Kulturkreis und
seine private Umgebung hineintragen und so für die Kommune positive Effekte
erzielen können. Zudem könnte eine beträchtliche Summe an Sozialleistungen
gespart werden, wenn gerade Menschen aus sozialen Problembereichen es
schaffen, selbstständig durch Arbeit für sich zu sorgen.
Die
Unternehmen
hätten
die
Möglichkeit,
den
gerade
bei
jüngeren
Arbeitnehmern unumstößlich bevorstehenden Arbeitskräftemangel zu mildern.
Zudem bringen Menschen von außen neue Ideen in das Unternehmen.
Zusätzlich kann ein Unternehmen, welches selbst viele Menschen mit
Migrationshintergrund beschäftigt, eher Zugang zu den Menschen dieser
Kulturkreise finden und somit neue Märkte erschließen.
12.2.4
Wissen ist wertvoll und macht stark
Aufgrund der demographischen Entwicklung verringert sich zukünftig die Zahl
der Beschäftigten in Deutschland. Dieser Trend wird sich, auch unter
Berücksichtung
etwaiger
Zuwanderungen,
ab
dem
Jahr
2020
stark
intensivieren.103 Der Rhein-Erft-Kreis wird von diesem Phänomen ebenso
unmittelbar betroffen sein. Der Faktor Arbeit im Wirtschaftsgefüge wird knapper
und somit im Prinzip jeder einzelne Arbeitnehmer wertvoller für die Wirtschaft.
Durch gezielte Weiterbildungsmaßnahmen kann diese „Wertsteigerung“ noch
weiter verstärkt werden und profitabel nicht nur für Unternehmer und die
Mitarbeiter, sondern auch für die betroffene Wirtschaftsregion sein.
Schafft es eine Region, die Qualität des beruflich verwendbaren Wissens ihrer
erwerbsfähigen Bürger zu steigern, ist dies besonders zukünftig ein
bedeutender Standortvorteil. Viele Unternehmen, die im letzten Jahrzehnt aus
Kostengründen Arbeitsplätze ins Ausland verlagert haben, kehren inzwischen
wieder zurück, weil das Weniger an Qualität die Kostenersparnis nicht aufwiegt.
103
vgl. Roloff, Juliane: Demographischer Faktor, Hamburg 2003, S. 27 ff.
200
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Die Verfügbarkeit qualifizierten Personals spielt bei der Rückverlagerung für
mehr als 20 % der Unternehmen eine entscheidende Rolle. Insbesondere die
chemische Industrie, welche im Rhein-Erft-Kreis stark vertreten ist, zählt zu den
stark
rückverlagernden
Unternehmen.104
Doch
nicht
nur
bei
Rückverlagerungen, sondern bei generellen Standortentscheidungen, wird eine
höhere Qualität der Arbeitskräfte aufgrund der zukünftigen Verknappung
entscheidend sein.
Kommunen und Kreise sollten daher in Zusammenarbeit mit Unternehmen
Strategien entwickeln, Menschen im Berufsleben zu fördern, ihr Potential zu
steigern und wenn möglich, gezielt an die Schwerpunktbedürfnisse der
Unternehmen in der Region anzupassen. Sind zum Beispiel in einer Region wie
der Euregio viele grenzüberschreitende Kontakte notwendig, wäre eine
fremdsprachliche Schulung von Bürgern über die Volkshochschule denkbar.
Gezielte
und
sinnvolle
Bildungsmaßnahmen
hinterlassen
Motivation,
Engagement und aktive Arbeitnehmer. Sie eröffnen dem Einzelnen größere
Chancen auf dem Arbeitsmarkt und in einem zweiten Schritt die Möglichkeit,
hochwertigere Stellen zu besetzen und besser zu verdienen.
Lebenslanges Lernen hält den Geist jung und lässt einen Menschen auch im
fortgeschrittenen Alter offen werden für Neues. Gerade dies ist für
Unternehmen wichtig, müssen aufgrund der fehlenden Nachwuchskräfte und
der längeren Lebensarbeitszeit Innovationspotentiale, die bislang insbesondere
über jüngere Beschäftigte erschlossen wurden, zukünftig mehr denn je auch
von älteren Mitarbeitern bereit gestellt werden.105 Ebenso Verwaltungen, die
aufgrund schrumpfender Bevölkerungszahlen mit noch weniger finanziellen
Mitteln rechnen können, profitieren von einer höheren Wissensqualität ihrer
Beschäftigten, der mit Weiterbildung einhergehenden Offenheit für Neues und
der
dann
größeren
Bereitschaft
der
Mitarbeiter,
kontinuierliche
Verbesserungsprozesse zu gestalten.
104
vgl. Dr. Kinkel, Steffen, Dr. Lay, Gunter, Spomenka, Maloca: Produktionsverlagerungen ins Ausland und
Rückverlagerungen, Karlsruhe 2004, S. 27 ff.
105
vgl. Landesregierung NRW: a.a.O., S. 31
201
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Unternehmen werden sinnvolle und gezielte Bildungsmaßnahmen gerne
unterstützen, ziehen diese doch eine Steigerung des „Wertes“ ihres
Arbeitskräftepotentials
nach
sich.
Das
öffentliche
Angebot
von
Bildungsmaßnahmen müsste so zugeschnitten sein, dass mit kommerziellen
Anbietern keine Konkurrenzsituation entsteht. Aufgrund der wesentlich breiteren
Zielgruppe ist dies jedoch realisierbar.
Wichtig ist jedoch die Sensibilisierung der Menschen für lebensbegleitendes
Lernen. Bisher ist der Prozess des Lernens für viele Arbeitnehmer mit
Abschluss einer Berufsausbildung beendet. Dieses Klischee aus den 60er- und
70er-Jahren des letzten Jahrhunderts ist aber in einer schnelllebigen,
globalisierten Welt nicht mehr tragbar. Bildungs-Marketing, ein sinnvolles,
nachfrageorientiertes
Bildungsangebot
sowie
noch
flexiblere
Unterrichtsgestaltung (z. B. auch übers Internet) und -zeiten können
festgefahrene Einstellungen ändern und erzeugen Lust auf Weiterbildung.
Erfolgreiches lebensbegleitendes Lernen mehrt nicht nur das berufliche Wissen,
sondern gibt darüber hinaus Selbstbestätigung und zeigt dem Einzelnen,
welches Potential in ihm vorhanden ist. Dies kann Motivation sein, sich noch
mehr in einen Lernprozess einzubringen, der über den Nutzen für den Beruf
hinaus auch für die Gesellschaft wertvoll sein kann. Ehrenamtliches
Engagement wird für ein stetiges, gutes Funktionieren der Abläufe innerhalb der
zukünftigen Gesellschaft immer wichtiger werden. Menschen, die die Erfahrung
gemacht haben, dass Lernen einem vieles geben kann, werden sich dieser
Herausforderung gerne stellen.
Weiterhin kann Bildungsförderung auch einen Zuzug von Menschen in die
Region nach sich ziehen. Engagement im Bereich Bildung suggeriert ein
prosperierendes Umfeld, Bedarf nach Arbeitskräften und das Gefühl, dass für
den Einzelnen „etwas getan wird“.
202
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
12.2.5
Potentiale bewahren - Die notwendige Erkenntnis, dass
alt nicht gleich jung ist
Die Verlängerung der Lebensarbeitszeit zeigt, wohin die Zukunft führt. Auch
Menschen, die das fünfzigste, ja sogar das sechzigste Lebensjahr vollendet
haben, werden zukünftig mehr denn je im Arbeitsleben und in der Gesellschaft
gebraucht. Der Fortschritt in der Medizin und eine mangelfreie Ernährung sind
nur zwei Aspekte, die die Lebenserwartung für Neugeborene innerhalb der
letzten 100 Jahre um mehr als 30 Jahre steigen ließen.106 Gesundheit ist
heutzutage nicht mehr nur ein zeitweiliger Sieg über Krankheit und Leid,
sondern bedeutet immer mehr auch Steigerung der Lebensqualität. Der
Prävention von Krankheiten wird immer höherer Stellenwert beigemessen. „Die
Investition in die eigene Leistungsfähigkeit und die möglichst lang anhaltende
Jugendlichkeit wird immer beliebter.“107 Das hat zur Folge, dass derjenige, der
heutzutage ein fortgeschrittenes Alter aufweist, sich sowohl psychisch weniger
alt fühlt, aber auch physisch im Allgemeinen leistungsfähiger ist, als die
Menschen im selben Alter ein oder zwei Generationen zuvor.
Trotzdem haben ältere Menschen der heutigen, aber auch zukünftiger
Generationen andere Bedürfnisse als die junge Generation von gestern.
Ein Anstieg des durchschnittlichen Alters der Belegschaft birgt enormen
Handlungsbedarf für Unternehmer ebenso, wie für Kommunen und Kreise als
öffentliche Arbeitgeber. Um Mitarbeiter zukünftig nicht vor dem regulären
Einstieg in die Rente wegen gesundheitlicher Probleme zu verlieren, muss
gezielt auf ihre Bedürfnisse eingegangen werden. Natürlich haben Ältere rein
körperlich oftmals nicht mehr das Leistungsvermögen Jüngerer. Arbeitsplätze
und -abläufe müssen an die Menschen angepasst werden. So können zum
Beispiel in altersgemischten Teams Ältere ihre Erfahrung einbringen und
Jüngere die Spitzen körperlicher Belastung abfedern. Der Nebeneffekt ist dabei
ein kontinuierlicher Wissenstransfer zwischen alt und jung. Die Jüngeren
profitieren von der Erfahrung und dem Wissen Älterer, die Älteren von eventuell
106
107
vgl. Roloff, Juliane: a.a.O., S. 15
Tichy, Roland & Andrea: Die Pyramide steht Kopf, München 2001, S. 91
203
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
neuerem Wissen Jüngerer108. Gleichzeitig wird das Verständnis für die jeweils
andere Generation erhöht.
Gerade Arbeitserfahrung ist etwas, was niemand lernen kann. Schon heute
suchen viele Unternehmen, die im Jugendwahn vielleicht zu schnell Abschied
von erfahrenen Mitarbeitern genommen haben, dringend nach diesem
Erfahrungsschatz und müssen ihn zuweilen teuer einkaufen. Zudem wird die
menschliche Komponente älterer, langjähriger und erfahrener Mitarbeiter für ein
positives Betriebsklima und das intakte Gefüge innerhalb der Belegschaft
immer mehr geschätzt.
Neue Denkweisen in Bezug auf die Arbeitsleistung Älterer sind notwendig. Das
Pressen ihrer Arbeitsmenge in ein enges Zeitschema führt bei älteren
Menschen zu viel höherem Leistungsdruck als bei jungen Menschen. Ältere
wollen und können autonom entscheiden, welche Leistung sie in welcher Zeit
bringen. Dies muss weder negative Auswirkungen auf die Arbeitsmenge noch
auf die Arbeitsqualität haben, sondern wirkt viel mehr als zusätzlicher Motivator
und vermittelt Vertrauen von Seiten des Arbeitgebers hin zum Arbeitnehmer.
Individuelle Arbeitszeitmodelle sind ein weiteres Instrument, bewusst auf die
Bedürfnisse des Mitarbeiters einzugehen. Jedes Mehr an Individualität dem
Beschäftigten gegenüber stärkt zudem die Bindung an das Unternehmen, da
von diesem dann Dinge geboten werden, die eben nicht ohne weiteres jedes
andere Unternehmen bieten kann. Schon heute deutet vieles darauf hin, dass
die Zukunft von starren Modellen wie Vollzeit- oder Teilzeitarbeit abrückt und
ein ganzheitliches Konzept zur Vereinbarkeit von „Arbeit“ und „Leben“
vielfältigere und flexiblere Lösungsansätze für den Arbeitsmarkt bereithalten
wird.109
108
vgl. Prof. Dr. Hentze, Henner, Dipl.-Betriebswirtin Hinkelmann, Doris: Alternde Belegschaften - Herausforderung für
die betriebliche Personalpolitik der Zukunft, Münster 2005, S. 3
109
vgl. Auth, Diana: Die alternde Gesellschaft: Bessere Arbeitsmarktperspektiven für Frauen?. In: Breit, Gotthard
(Hrsg.): Die alternde Gesellschaft, Schwalbach/Ts. 2005, S. 68
204
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Führungskräfte müssen sich mit den Bedürfnissen älterer Arbeitnehmer
auseinandersetzen. Nur so können sie das notwendige Rüstzeug dafür
erlangen, Ältere erfolgreich in das Unternehmen zu integrieren. Das heißt auch,
der in den Jahrzehnten der Frühverrentung erlangten Auffassung vieler
Menschen jenseits des fünfzigsten Lebensjahres, sie gehörten zum alten Eisen
und könnten ihre Leistung schon mal Schritt für Schritt bis zur Rente
herunterschrauben
zu
begegnen
und
ihnen
ihre Wichtigkeit
für
das
Unternehmen, aber auch ihr persönliches Leistungspotential vor Augen zu
führen.
12.2.6
Gesundheit ist unbezahlbar, braucht jedoch überhaupt
nicht viel zu kosten
Unternehmen, Kommunen
und Krankenkassen müssen die Menschen
sensibilisieren, ihren Sinn für die persönliche Gesundheit schärfen und
präventive
Gesundheitsmaßnahmen
fördern
und
initiieren.
Um
die
Leistungsfähigkeit zu erhalten und gar zu verbessern, kann mit dem
notwendigen Bewusstsein seitens aller Akteure viel getan werden.
So können zum Beispiel viele Beratungsmaßnahmen im Unternehmen
durchgeführt
werden.
Auch
bietet
sich
die
Möglichkeit,
diverse
Gesundheitsangebote direkt dort anzubieten. Dies spart Wegezeiten und
Überwindung. Zum Beispiel ein Kraftraum oder die Möglichkeit Termine mit
Physiotherapeuten direkt vor Ort zu bieten sind nur zwei Facetten einer großen
Palette an Möglichkeiten, Gesundheit aktiv im Unternehmen zu fördern. Ebenso
kann
eine
Betriebssportgemeinschaft
innerhalb
eines
stimmigen
Gesundheitsmaßnahmenkatalogs und bei guter Werbung viel mehr Zulauf
finden als bisher.
Gesundheitliche Aufklärung, besonders in Bezug auf die Volkskrankheiten des
Herz- Kreislaufsystems sowie ein noch intensiverer Kampf gegen die
gesellschaftlich anerkannten Drogen Nikotin und Alkohol und deren Folgen sind
mit die Basis für bis in das Alter aktive, gesunde Menschen. Auch eine gezielte
Ernährungsberatung und -schulung kann Positives bewirken. Sie vermag zu
205
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
gesünderen Menschen innerhalb einer Kommune oder einer Region zu führen.
Dies wiederum ist für alle Beteiligten ein Gewinn in Form von Gesundheit für
den Einzelnen, Leistungsfähigkeit für die Unternehmen und Standortvorteilen
für die Region. Kosten sparen zudem dann ebenso alle Beteiligten.
Für Kommunen und Kreise wäre es nicht nur ratsam, das gesundheitliche
Bewusstsein der Menschen zu wecken. Zusätzlich sollte auch sichergestellt
werden, dass weniger bemittelte Familien Zugang zu gesunden Lebensmitteln
und die Möglichkeit einer ausgewogenen Ernährung haben. War es früher das
Fett, was Wohlstand suggerierte, so ist es heute qualitativ hochwertiges Obst
und Gemüse und mageres Fleisch, was sich viele nicht leisten können.
Darüber hinaus können in Verbindung mit Unternehmen und Krankenkassen
durch Sportvereine und auch die VHS Aktivität und Gesundheitsbewusstsein
konkret gefördert werden. Dies nicht nur durch Sport oder theoretische
Schulungsmaßnahmen, sondern zum Beispiel auch durch Kochkurse für
Menschen mit wenig Mitteln, die das Wissen vermitteln, sich und die Familie
günstig, gut und ausgewogen ernähren zu können. Die Vernetzung von allen
Akteuren auf diesem Gebiet führt gerade hier zu einem enormen Maß an
Effektivität, begleiten sie den Menschen doch durch alle Bereiche des täglichen
Lebens.
12.2.7
Weniger, älter und bunter - Die Zukunft ist gut für den,
der Chancen nutzt
Die Folgen der demographischen Entwicklung sind fester Bestandteil unserer
Zukunft. Keine Kommune, kein Kreis und keine Region sollten sie bei
zukünftigen
Entscheidungen
außer
Acht
lassen.
Die
Folgen
könnten
verheerend sein. Hinzu kommt das Phänomen einer immer globaleren Welt, vor
dem sich auch keine Gesellschaft mehr verschließen kann. Als Drittes gewinnt
der zunehmende Wettbewerb der Kommunen untereinander, sowie auch die
Konkurrenz zwischen Kreisen und ganzen Regionen immer mehr an
Bedeutung. Ressourcen werden knapper, finanzielle Möglichkeiten oft immer
geringer. Eine schrumpfende Bevölkerung kann die Nöte weiter dramatisch
206
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
steigern, kann aber auch eine Chance für diejenigen darstellen, die zeitgerecht
und langfristig die Dinge zu sehen vermögen und in ihre Entscheidungen
nachhaltig einfließen lassen.
Bürger sind für die Kommune das wertvollste Kapital. Nur wo Menschen leben,
kann eine organisatorische Einheit existieren. Im Osten Deutschlands besteht
die Gefahr, dass Städte irgendwann einfach aussterben. Und der Osten ist nicht
weit….
Jedoch ist für jede organisatorische Einheit die Möglichkeit, aus der zukünftigen
Entwicklung individuellen Nutzen zu ziehen, vorhanden. Die Menschen sichern
den Bestand der Gemeinden. Daher sind sie es, die schon heute und in der
Zukunft mehr denn je beworben werden müssen. Doch Werbung muss gezielt
erfolgen, der Einzelne muss sich angesprochen fühlen.
12.2.8
Meine Gemeinde hat einen guten Charakter
Jede Gemeinde hat eine Persönlichkeit. Sie hat ihren eigenen Charakter, ihre
Vorzüge und ihre Nachteile. Die Gemeinden des Rhein-Erft-Kreises haben dies
längst erkannt. Jede Gemeinde, aber auch der Kreis, versucht sich über
verschiedenste Plattformen attraktiv darzustellen. Vergleicht man die einzelnen
Profile, ähneln sich viele sehr. Dies hat jedoch zur Folge, dass die einzelne
Kommune wieder in der Masse verschwindet. Nur das Besondere bleibt
dauerhaft in Erinnerung. Ziel jedes Profils sollte es sein, innerhalb des Gefüges
Rhein-Erft-Kreis etwas Besonderes darzustellen oder für etwas Spezielles zu
stehen. Dann werden sich Interessierte und Investoren eher an einen erinnern.
Dies wäre ein erster guter Schritt, sich der Herausforderung Zukunft zu stellen.
Will man jedoch einen Schritt weiter sein als andere Kommunen und Kreise,
muss auch noch weiter gedacht werden. Was für die Kommune gilt, gilt auch für
den Kreis oder die komplette Region. Diese können ebenso wie ein Lebewesen
gesehen werden und vermitteln eine Persönlichkeit und einen individuellen
Charakter. Aber jedes Lebewesen kann nur dann gesund existieren, wenn alle
Organe intakt sind und ihr Zusammenspiel einwandfrei funktioniert und
harmoniert.
207
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Das heißt, wenn auch jede Kommune etwas Besonderes im Kreis ist, so
müssen letztendlich alle Kommunen zusammen wiederum für ein Ganzes
stehen, was mit all seinen Facetten zusammen passen sollte. Nur dann kann
das Gefüge Rhein-Erft-Kreis auch glaubhaft erfolgreich vermittelt werden.
Offensichtliche Widersprüche im inneren Gefüge schrecken den Interessenten
ab. So wäre es widersprüchlich, als Kreis nur für eine starke Industrieregion zu
stehen, wenn gleichzeitig die kreisangehörigen Gemeinden ausschließlich mit
dem Erholungswert und ländlicher Idylle und Tourismus werben würden.
12.2.9
Wohin soll es gehen? - Mit Profil auf dem richtigen Weg
in die demographische Zukunft
Die demographische Entwicklung verlangt, sowohl die Städteprofile wie auch
das Kreisprofil weiterzuentwickeln. Sie sind für Interessierte und Investoren oft
der erste Eindruck über Stadt, Kreis oder Region. Stillstand wäre hier mehr als
nur ein Rückschritt. Jede Kommune, aber auch Kreis und Region sollten sich
fragen, wie sie sich den Folgen der demographischen Entwicklung stellen
wollen. Hierfür offen zu sein, ist zwar eigentlich schon überfällig, wird aber noch
über Jahre Innovationskraft suggerieren.
Grundsätzlich bestehen zwei Möglichkeiten: Zum einen kann man sich der
neuen Situation anpassen und zum anderen versuchen, präventiv mit
Maßnahmen die Folgen abzumildern.
Im Falle der Alterung der Gesellschaft könnte Prävention unter anderem
heißen, zu versuchen, junge Menschen und Familien in der Kommune zu halten
und neue für die Kommune zu begeistern. Herr Bundespräsident Köhler
äußerte anlässlich des Forums demographischer Wandel in Berlin, dass die
Familie allen Unkenrufen zum Trotz auch heute kein Auslaufmodell ist.
Insbesondere jüngere Menschen fühlten sich mehr und mehr zu dieser
Institution hingezogen.110 Daher könnte es gerade für Regionen mit gesundem,
110
vgl. Köhler, Horst: Grußwort von Bundespräsident Horst Köhler zum Forum demographischer Wandel, Im Internet:
http://www.bundespraesident.de/-,2.634393/Grusswort-von-Bundespraesident.htm (Stand: 12.12.2006)
208
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
familienfreundlichem Umfeld von Vorteil sein, bei Zukunftsplanungen den Focus
auf diese Zielgruppe zu richten.
Anpassen wäre im Falle der Alterung der Gesellschaft, die Folgen zu sehen und
bestehende Strukturen so zu ändern, dass es für die neue Zielgruppe der dann
wenigeren und älteren Menschen mit größerem kulturellem Hintergrund so
lebenswert wie möglich wird. Gelingt letzteres, könnte die Stadt immer neue
„alte Leute“ begeistern zuzuziehen und wachsen. Nach diesem Prinzip
verfahren einige Städte in Florida und erlangten so ein Image als Altersruhesitz.
Generell ist ein Mix aus Anpassung und Gegensteuern die chancenreichste
Methode.111 Es ist unbedingt darauf zu achten, die Planungen so abzustimmen,
dass sie auf alle Zielgruppen noch überzeugend wirken. Bei Kreisen oder in
Regionen ist dieser Kontrast einfacher möglich und durchaus attraktiv.
Entsprechend den Bedürfnissen der potentiellen Zielgruppen können dann
gezielt Maßnahmen für die weitere erfolgreiche Entwicklung der Kommune, des
Kreises oder der Region geplant werden. So lassen sich Erfolg versprechende
Profile zur Darstellung eine Kommune innerhalb eines Kreises, eines Kreises
innerhalb einer Region oder einer Region innerhalb eines Landes oder über das
Land hinaus erstellen. Notwendig ist in jedem Fall die Installation einer
kontinuierlichen Kontrolle, ob die Positionierung noch optimal ist oder
verbessert werden kann.
Um die positive Wirkung zu maximieren, ist es ratsam, die Überlegungen nicht
auf jede kleinste Organisationseinheit für sich zu beschränken. Gerade
aufgrund der wachsenden Konkurrenz der Regionen untereinander wird es
immer notwendiger, sich bei Entscheidungen mit Nachbarkommunen, auf
Kreisebene oder sogar innerhalb einer Region abzustimmen. Je stimmiger ein
Konzept innerhalb einer großen Einheit ist, umso überzeugender wirkt es und
ist umso erfolgreicher für jeden einzelnen Akteur innerhalb des Gefüges.
111
vgl. Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Kommunen schaffen Zukunft. Gütersloh 2004, S. 50 f.
209
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Noch
mehr
als
bei
Planungen
der
Wirtschaftsförderung
sollten
bei
Überlegungen der Stadt- und Kreisentwicklung strategische, langfristige und
nachhaltige Konzepte geschaffen werden. Kleinräumiges Denken, Eitelkeiten
und gegeneinander Arbeiten wird letztendlich das gesamte Gefüge und somit
einen selbst schwächen. Alle Projekte einer Kommune in diesem Bereich
wirken sich auf die anderen Kommunen des Kreises, eventuell sogar auf die
komplette Region aus. Deshalb sollte durch weitere Vernetzung der einzelnen
Akteure eine noch bessere Abstimmung aller Maßnahmen gewährleistet
werden. Bezieht man regionale Zusammenhänge in die Überlegungen mit ein,
können Synergien entstehen, die alle von den Projekten eines Einzelnen
profitieren lassen. Zudem wäre es von Vorteil, im Rhein-Erft-Kreis ansässige,
bedeutende Arbeitgeber an Planungen zu beteiligen. Das Ziel, ein lebenswertes
Umfeld für die Zukunft zu schaffen ist auch für die Unternehmen der Region ein
bedeutender Meilenstein. Von vorbildlichen stadt- und kreisplanerischen
Projekten werden sie zumindest mittelbar profitieren und daher auch bereit sein,
in die Zukunft der Region zu investieren.
Über die Kreisgrenzen hinaus können Partnerschaften mit anderen Kreisen
oder Städten geschlossen werden. Der Rhein-Erft-Kreis orientiert sich hierbei
an der Stadt Köln und den südlichen Kreisen der näheren Rheinschiene.
Bestehen wird man jedoch in einem solchen Verbund nur, wenn zum einen das
innere Gefüge des Kreises gesund und intakt ist und es zum anderen gelingt,
durch eine intensive Vernetzung alle wesentlichen Aktivitäten miteinander
abzustimmen. Nur in diesem Fall sind beste Voraussetzungen vorhanden, um
der Herausforderung demographischer Wandel erfolgreich zu begegnen und
langfristig das Tor für eine bedeutende Metropolregion zu öffnen.
210
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
12.3 Handlungsfelder und –optionen der kommunalen
Entscheidungsträger (Teil 2)
12.3.1
Seniorenpolitik – Die Situation älterer Menschen
Ein großes Handlungsfeld der Kommunalpolitik stellt die Seniorenpolitik dar. Es
ist vorhersehbar, dass die Kommunen in Zukunft „altern“ werden, was daran
liegt, dass zum einen weniger Kinder geboren und zum anderen die
Lebenserwartung der Menschen steigen wird. Selbst bei einer wirksamen
Familienpolitik, zur Steigerung der Geburtenraten, und vermehrter Integration
von kinderreichen Ausländerfamilien bleibt der Trend zur Alterung bestehen.
Auf die beschriebene Alterung sind bis jetzt nur wenige Kommunen vorbereitet,
obwohl diese Tatsache ein Umdenken und eine Neuentwicklung der
kommunalen Seniorenpolitik erfordert. Es wird empfohlen, dass der Rhein-ErftKreis die vorhandenen Potentiale und Fähigkeiten wie Lebenserfahrung,
Fachkenntnisse, Zeit und Wissen, über die viele Senioren unzweifelhaft
verfügen, sinnvoll nutzt, zum Beispiel durch längere Berufstätigkeit. Weiterhin
könnten Aktivsenioren auf freiwilliger Basis im Rahmen ehrenamtlicher
Aufgabenerfüllung beispielsweise die Pflege behinderter oder älterer Menschen
übernehmen.
Die Seniorenpolitik kann als eine Art Querschnittsaufgabe angesehen werden,
weil sie letztendlich viele Bereiche der Kommunalpolitik berührt, wovon hier
lediglich die Planung der Infrastruktur und das Gesundheitswesen genannt
werden. Es wird angeregt, die infrastrukturellen Leistungen so abzuändern,
dass sie den älteren Menschen gerecht werden. Wünschenswert wären Zentren
mit der Möglichkeit, die Grundbedürfnisse, wie zum Beispiel zum Frisör, Bäcker
oder dem Supermarkt gehen, die entweder integriert in der Stadtmitte oder in
unmittelbarer Nähe angesiedelt sind. Eine Gefahr ist hier die sogenannte
Suburbanisierung: Immer mehr Menschen ziehen aus den Kernstädten weg
und lassen sich auf dem Land nieder112, was zur Folge hat, dass auch die
Einzelhandelsbetriebe sich vorwiegend am Stadtrand niederlassen, zum einen,
weil sie dort von den Menschen besser erreicht werden und zum anderen, weil
in vielen Städten des Rhein-Erft-Kreises einfach der Platz fehlt, um einen den
112
http://de.wikipedia.org/wiki/Fl%C3%A4chenverbrauch (22.12.2006)
211
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Bedarf deckenden großen Supermarkt mit einer ausreichenden Anzahl von
Parkplätzen innerstädtisch bauen zu können.
Diese Wanderungsbewegung ist gerade für die ältere Bevölkerung sehr
nachteilig, da sie dann oftmals weite Wege zurücklegen muss, um ihre
täglichen Erledigungen, wie das Einkaufen im Supermarkt, Besorgungen in der
Apotheke, Reinigung etc. zu tätigen oder Arztbesuche vorzunehmen.
Senioren besitzen eine - oft unterschätzte – starke Kaufkraft, können
Arbeitsplätze generieren und stellen knapp ein Drittel aller Wahlberechtigten
dar. Von daher sollten sie als Bevölkerungsgruppe nicht unterbewertet und
besser in die heutige Gesellschaft integriert werden.
12.3.1.1
Wohnumfeld und Wohnsituation der Senioren
Die Gruppe der Senioren, die laut Wissenschaftlern in den nächsten Jahren
drastisch zunehmen wird, muss jedoch in sich differenziert betrachtet werden.
Es wird zum einen die „jungen“ Alten (ca. 60 bis 70 Jahre) geben, die noch
etwas erleben möchten, umzugsbereit sind und auch offen sind sich
weiterzubilden. Von dieser Gruppe zu unterscheiden sind die älteren Menschen
über 80 Jahre, die oft pflege- oder betreuungsbedürftig sind, aber dennoch
gerne in ihrem vertrauten Lebensumfeld wohnen bleiben wollen. Ziel des RheinErft-Kreises könnte es sein, dass die selbstständige Lebensführung der
„älteren“ Alten so weit wie möglich aufrechterhalten und unterstützt wird.
Den Senioren, die noch in ihrem eigenen Haus leben können, sollte ein an ihren
Ansprüchen strukturiertes Wohnumfeld garantiert werden. Im Alter gewinnt der
Wohnbereich mehr an Bedeutung und die Wohnbedürfnisse ändern sich. Einige
Anforderungen der älteren Menschen sind, dass verschiedene Hilfe- und
Betreuungsmöglichkeiten sichergestellt sind, die Wohnung funktionsgerecht
und einfach eingerichtet ist, sie aber trotzdem privat und ungestört in ihrer
Wohnung sind, und viele Kommunikations- oder Kontaktmöglichkeiten haben.
Für allein stehende Menschen ist dies von großer Bedeutung. Es gibt zum
Beispiel eine ganze Reihe älterer Menschen, die nur aus dem Grund täglich
einkaufen gehen, weil sie sich erhoffen, auf dem Weg Freunde oder Bekannte
zu treffen, mit denen sie reden können. Eine ungeeignete Wohnsituation erhöht
das Risiko, dass die Senioren sich isolieren und aus dem Alltag zurückziehen.
212
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Sie werden unzufrieden über ihre Situation und können darüber sogar krank
werden und erreichen somit früher das Stadium der Pflegebedürftigkeit.
Der Anspruch an eine besondere Wohnsituation der älteren Menschen wird
eine Herausforderung für die Gesellschaft werden. Im Laufe der Jahre wird
besonders die Anzahl der Menschen über 80 Jahre zunehmen und damit
erwartungsgemäß auch die Zahl der pflegebedürftigen Menschen. Diese
Personen benötigen dann auf die Bedürfnisse ausgestattete Wohnungen, die
barrierefrei sind oder mit finanzierbarem Aufwand entsprechend umgebaut
werden können. Die sogenannten barrierefreien Wohnungen, oder auch
Altenwohnungen, sind schwellenfrei von der Straße aus erreichbar und auch in
der Wohnung sollten alle Räume stufenlos begehbar sein. Die Türrahmen einer
barrierefreien Wohnung sind verbreitert und bei vorhandenen Türschwellen
sollten Haltegriffe an der Türinnenseite befestigt werden. Die Küche ist
bedienfreundlich eingerichtet, sodass die Küchengeräte wie Herd und Spüle für
Rollstuhlfahrer unterfahrbar sind, auf der Arbeitsplatte das Arbeiten im Sitzen
möglich ist und Mikrowelle, Kühlschrank oder Backofen in Bedienhöhe liegen.
Darüber hinaus sollte in allen Räumen der Wohnung genügend Platz sein,
sodass auch für Rollstuhlfahrer die gesamte Wohnung erreichbar ist.
Durch barrierefreie Wohnungen besteht die Möglichkeit, dass behinderte und
nicht behinderte Senioren möglichst lange zuhause wohnen bleiben können.
Manche Menschen wohnen mehr als 40 Jahre in ihrem Haus oder in ihrer
Wohnung und sind mit dem Objekt mit der Zeit regelrecht „verwachsen“, daher
sind die Wohnbindungen gerade im Alter extrem hoch. Die Mehrzahl der
Senioren lehnt eine Unterbringung in einem Heim ab. Dieses Szenario erfordert
Planung, da die Gesellschaft in Zukunft mit mehr allein stehenden älteren
Menschen und mit weniger helfenden Angehörigen rechnen muss.
Steigt aber die Zahl der Pflegebedürftigen und eine Unterbringung in einem
Heim wäre gegen den Willen des Betroffenen oder aus finanzieller Sicht nicht
mehr möglich, sollten alternative Wohnangebote vorhanden sein, um diese
pflegebedürftigen Menschen unterzubringen.
Aus diesem Grund scheint es sinnvoll, dass das Angebot alternativer
Wohnungsangebote, aus denen die Senioren wählen können, überarbeitet wird.
213
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Gerade bei Menschen mit Demenz oder Alzheimer ist es wichtig, dass sie
nahezu rund um die Uhr betreut werden. Optimal für solche Menschen wären
kleine Wohneinheiten, in denen bis zu 10 Personen zusammen leben, die von
geschultem Pflegepersonal betreut werden können, wenn dies notwendig ist.
Leben in einer solchen Hausgemeinschaft kann als eine moderne Form der
Heimunterbringung bezeichnet werden, nur dass die Menschen trotz hohem
Pflegestandard eigenständiger und selbstbestimmter leben können. Im
Gegensatz zu einem Heim haben die Senioren nicht nur ein kleines Zimmer in
einem großen Heim, sondern verfügen über ein eigenes Zimmer in einer
Wohngruppe. Zu dieser Wohngruppe gehört ein Gemeinschaftsbereich, in dem
die Bewohner kochen, essen, reden und andere Haushaltstätigkeiten erledigen.
Auf diese Weise werden die Senioren motiviert beim Kochen mitzuhelfen, zu
bügeln oder den Tisch zu decken.
Das gemeinschaftliche Wohnen fördert eine zufriedenere Lebensweise und ist
als eine gute Alternative zur klassischen Heimunterbringung zu sehen.
Eine
weitere
Alternative
für
das
Wohnen
im
Alter
ist
das
Mehrgenerationenwohnen. Hier wohnen verschiedene Generationen in neu
errichteten verbundenen Häusern zusammen, die aber alle in Wohnungen
unterteilt sind. Alle Wohnungen sind altengerecht konzipiert, es gibt aber
dennoch Etagen in den Häusern, die speziell für die Senioren gestaltet werden,
mit gemeinsamen Küchen und Essräumen. Diese „Mehrgenerationenhäuser“
stellen offene Tagestreffpunkte dar, in denen sich die Generationen wieder
selbstverständlich begegnen, sich gegenseitig helfen und zusammen wohnen.
Es ist wichtig, dass gerade in der heutigen Zeit die Generationen wieder
aufeinandertreffen und miteinander kommunizieren, sodass bei Kindern und
Senioren das traditionell gute Verhältnis von Oma/Opa und dem Enkel entsteht,
die gegenseitige Unterstützung von Jung und Alt wieder belebt wird und durch
das Zusammenleben die Toleranz und das Verständnis füreinander gefördert
wird.
Diese neue Form des Wohnens bietet sowohl Vorteile für die Familien- als auch
für die Seniorenpolitik. Die Familien können die Potentiale der älteren
Menschen nutzen und bei ihnen eine Hilfe zur Betreuung ihrer Kinder finden
(Leih-Omi), wodurch ihnen der Wiedereinstieg in den Beruf erleichtert wird und
214
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
den alten Menschen wieder eine Aufgabe gegeben wird. Ziel ist es, dass sich
jeder in einer solchen Solidargemeinschaft seinem Alter entsprechend einbringt
und so können die Senioren mit Hausaufgaben- oder Kinderbetreuung oder
auch mit Vorlesestunden für die Kinder wichtige Aufgaben übernehmen. Die
jüngeren Menschen übernehmen dann Aufgaben, zu der die Senioren nicht
mehr in der Lage sind, wie einkaufen gehen oder bei der Hausarbeit helfen.
Eine andere Form der Mehrgenerationenhäuser sind die vom Bund in jedem
Landkreis und jeder kreisfreien Stadt geförderten Häuser. Hier steht weniger
das Zusammenleben als eher das Zusammenarbeiten im Vordergrund. Sie
richten sich vor allem an diejenigen, die durch freiwilliges Engagement
Leistungen anbieten wollen, die anderen Generationen zugute kommen. Auch
hier wird der Zusammenhalt zwischen den Generationen gefördert.
In einem sogenannten Dienstleistungshaus könnten folgende Dienstleistungen
angeboten werden:
•
„Ein Café bietet Frühstück, Mittagessen sowie Kaffee und Kuchen an – offen
für Menschen aller Lebensalter. Brett- und Kartenspiele sind im Angebot.
•
Kinder im Alter ab sechs Monaten werden betreut. Plätze sind besonders
reserviert für berufstätige Eltern.
•
Nachtaktiv – demenzkranke Menschen, die oftmals nachts keine Ruhe
finden, können in einem Nachtcafé gemeinsam Zeit verbringen.
•
Börse für Dienstleistungen – mit Hilfe von Karteikästen, schwarzem Brett
und dem Internet werden beispielsweise Angebote zu handwerklicher Hilfe im
Haushalt und Garten veröffentlicht.
•
Junge Erwachsene organisieren "Senioren auf Rädern" – sie bieten Älteren
und Hochbetagten einen Fahrdienst ins Mehrgenerationenhaus, statt ihnen
Essen in die Wohnung zu liefern.
•
In der "Seniorenakademie" gibt es für Seniorinnen und Senioren
beispielsweise PC-Kurse.
•
Ältere Menschen vermitteln Jugendlichen, was zu ihrer beruflichen
Entwicklung beigetragen hat. Jugendliche lernen aus den Biografien der
Älteren. “113
113
http://www.mehrgenerationenhaeuser.de/coremedia/generator/mgh/de/01__Mehrgenerationenh_C3_A4user/Was_20
ist_20ein_20Mehrgenerationenhaus_3F/Was_20ist_20ein_20Mehrgenerationenhaus_3F.html (20.12.2006)
215
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Somit
werden
diese
Mehrgenerationenhäuser
eher
als
Dienstleistungsunternehmen verstanden, die die lokalen Akteure einer Region
zusammenführen wollen und dadurch ein Netzwerk bilden.
12.3.1.2
Lebenslanges Lernen
Bedingt durch den demographischen Wandel werden Mitte des Jahrhunderts in
der Bundesrepublik Deutschland zirka 22 Millionen Einwohner über 65 Jahre alt
sein und dagegen nur 12 Millionen unter 20 Jahren. Der dadurch entstehende
Fachkräftemangel, da immer mehr Arbeitnehmer in die Rente gehen, aber nicht
so viele Berufsanfänger nachrücken, kann nur mit Hilfe von Beschäftigung
älterer Arbeitnehmer oder Migranten bewältigt werden.114 Manche sind der
Ansicht, dass durch Arbeitszeitverlängerung die Innovationsfähigkeit der
Betriebe leiden könnte, da zur Innovationsförderung üblicherweise junge
Mitarbeiter eingesetzt wurden, was aber wegen des Stellenmangels nicht mehr
praktiziert werden kann. Dabei ist zu beachten, dass es - genauso wichtig wie
Innovation in den Betrieben –erforderlich ist, Beschäftigte zu haben, die über
Fachkenntnisse und Erfahrungswissen verfügen und an die jüngeren
Erwerbstätigen weitergeben. Auch in den Betrieben muss die längere
Lebenszeit als Chance für die Gesellschaft gesehen werden, weil die älteren
Arbeitnehmer ihr Wissen an die jüngeren Leute vermitteln können.
Da die älteren Menschen in der Zukunft wohl die größte Gruppe sein werden,
besteht die Notwendigkeit, dass sie auch in der Politik und im Alltag mitreden
und -entscheiden und sich somit für ihre Belange einsetzen können. Selbst im
Alter sind viele immer noch agil und interessiert an neuen Bildungsangeboten.
Die Bereitschaft, sich weiterbilden und sich somit noch ein umfassendes
Basiswissen anzueignen, welches ihnen im Ruhestand von Nutzen sein kann,
ist vorhanden. Sie sind nicht mehr so gebunden wie die Jüngeren, haben keine
Kinder zu versorgen und ein erfülltes Berufsleben liegt hinter ihnen.
Es wäre empfehlenswert, wenn für die Senioren Weiterbildungsmöglichkeiten,
wie VHS Kurse im Rhein-Erft-Kreis angeboten werden könnten, wo sie neben
Englisch- und EDV- Kursen auch Kurse belegen können, die sie auf eine
Tätigkeit im bürgerschaftlichen Engagement vorbereiten. Es wäre denkbar
114
Kölner Stadt Anzeiger, 24. Oktober 2006, S.12
216
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Fächer wie Kommunikationstraining, Politik oder auch Wirtschaft anzubieten.
Eine weitere Möglichkeit sind Senioren- Universitäten. Hier können Menschen
ab 50 Jahren aufwärts ein Studium absolvieren, welches zwei Jahre dauert und
verschiedene Fachrichtungen hat. Das „Studium generale“ bietet klassische
Fächer wie Geschichte, Politik, Theologie oder Gesundheitswissenschaften an,
in einem weiteren Studiengang werden die Senioren zum „Senior Consultant“
ausgebildet, wo ältere Erwerbstätige noch für neue Aufgaben im Betrieb
qualifiziert werden, und auch ein Studiengang zu „Bürgerschaftlichem
Engagement“ wäre denkbar.
Danach haben die Senioren die Möglichkeit, sich ehrenamtlich zu betätigen,
zum Beispiel in der Betreuung von Kindern, die Bildung und Förderung von
Schülern neben der Schule, bei der Mitarbeit in Seniorenbüros oder auch bei
diversen nachbarschaftlichen Hilfen.
Es wäre von Vorteil, wenn der Rhein-Erft-Kreis bewirkt, dass die älteren
Menschen dahingehend sensibilisiert werden, ihre eigenen Potentiale und ihr
Wissen zu erkennen und zu nutzen, um für sich selber Vorteile bezüglich der
Gestaltung ihrer Lebensverhältnisse oder anderer Senioren einzusetzen und
diese zu gestalten. Eine weitere Möglichkeit bietet die aktive Eingliederung von
älteren Leuten in unsere Gesellschaft, sei es in Form von Seniorenbüros oder
Seniorenvertretungen. Diese Seniorenbüros könnten als Anlaufstelle für die
Senioren dienen. Diese setzt sich somit für die Belange der älteren Mitbürger
ein, steht ihnen bei Fragen zur Seite und hilft ihnen durch Beratung deren
Selbstständigkeit zu behalten. Darüber hinaus werden die Senioren zu einer
aktiven Mitarbeit in allen Lebenslagen bewegt.
12.3.1.3
Pflege der Senioren
Wie schon weiter oben angemerkt, wird es in Zukunft immer mehr ältere
Menschen geben, die in hohem Alter unter Umständen pflegebedürftig werden.
Für diese pflegebedürftigen älteren Menschen sollte eine bestimmte Anzahl von
Pflegepersonal vorhanden sein, da es im Hinblick auf den demographischen
Wandel in den nächsten Jahren immer mehr ältere und weniger junge
Menschen geben wird.
217
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Daher
wird
angeregt,
dass
mehr
Alternativen
zu
der
klassischen
Heimunterbringung entwickelt werden, um sicherzustellen, dass alle hilfs- und
pflegebedürftigen Menschen in Zukunft versorgt werden können.
Obwohl in Zukunft die Zahl der Angehörigen, die ihre Verwandten pflegen
könnten, abnimmt, sollte man dieses Potential nutzen und Kurse für diese
anbieten, in denen sie von ausgebildeten Kranken- und Altenpflegern geschult
werden. Diese Menschen sind hohen körperlichen und seelischen Belastungen
ausgesetzt, wenn sie plötzlich mit dieser Situation konfrontiert werden und
benötigen daher praktische Hilfestellungen und ein fundiertes Grundwissen,
welches
in
solchen
Kursen
angeboten
werden
sollte.
Nach
dem
Sozialgesetzbuch haben diese Menschen auch einen Anspruch auf die
sogenannte „Hilfe zur Selbsthilfe“, wo Mitarbeiter der Krankenpflegedienste
ihnen kostenlos sowohl begleitend als auch beratend zur Seite stehen. Das
Problem besteht nur darin, dass diese Leistungen nicht allgemein bekannt sind
und es daher viele pflegende Angehörige gibt, die weder von der kostenlosen
Hilfe zur Selbsthilfe wissen noch was eine Pflegeversicherung bedeutet und
welche Leistungen damit abgedeckt sind. Eine kleine Broschüre in der die
wichtigsten Fakten, Hilfsangebote und Anlaufstellen für die Betroffenen
aufgelistet sind, würden eine Hilfe darstellen. Diese Broschüren könnten von
den Kommunen des Rhein-Erft-Kreises, den Krankenpflegediensten oder auch
den Krankenkassen an die Betroffenen verschickt werden.
Neben der Pflege durch Angehörige können auch Paare oder allein stehende
Frauen bzw. Männer bei hilfebedürftigen Senioren einziehen und diese in ihrem
Haushalt, bei der täglichen Pflege, Einkäufen, Behördengängen und sonstigen
anfallenden Tätigkeiten unterstützen. Dafür kann bei den Kommunen oder auch
den Pflegediensten eine Stelle eingerichtet werden, die die Vermittlung der
Männer und Frauen an die pflegebedürftigen Senioren übernimmt. Es ist
nämlich selten so, dass die hilfebedürftigen Senioren oder auch deren
Angehörige Menschen kennen, die dort einziehen würden.
Eine
weitere
Möglichkeit
sind
die
alternativen
Wohnformen
wie
Mehrgenerationenwohnungen oder Hausgemeinschaften, die eine vereinfachte
Pflege der Senioren unterstützen können. In den Hausgemeinschaften ist
immer eine Bezugsperson vor Ort, die das Essen zubereitet, die Wäsche
218
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
wäscht, den Senioren beim Ankleiden hilft und mit den Senioren die
Arztbesuche erledigt. Darüber hinaus wird je nach Pflegebedürftigkeit eine
Pflegerin hinzugezogen und auch nachts ist ein Pflegedienst in der
Hausgemeinschaft.
12.3.2
Kinder- und familienfreundliche Politik
„Es bedarf eines ganzen Dorfes, um ein Kind zu erziehen.“115
Eine kinder- und familienfreundliche Politik ist von großer Bedeutung, für
diejenigen, die junge Familien an sich binden oder für sie attraktiv sein
möchten. Das Ziel einer erfolgreichen Familienpolitik ist es, die Familien zu
unterstützen, die Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Beruf und
Familie zu verbessern und eine familienfreundliche Stadt zu gestalten. Hierzu
tragen sowohl Angebote von öffentlichen und privaten Dienstleistern, flexible
Arbeitsmöglichkeiten sowie familienfreundliche Wohn- und Umweltbedingungen
bei. Für den Rhein-Erft-Kreis sollte es wichtig sein, attraktiv für junge Familien
zu
sein,
weil
sie
somit
unter
Umständen
dem
bald
entstehenden
Fachkräftemangel entgegenstreben können. Dadurch würden sie automatisch
auch Unternehmen anlocken. Junge Familien tragen auch einen wesentlichen
Anteil dazu bei, dass Städte sich weiter entwickeln können. Viele Kinder in der
Stadt werden als zukunftsweisend angesehen.
12.3.2.1
Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Deutschland steht bei dem Wunsch nach Kindern europaweit hinten. Die
meisten Männer und Frauen glauben, dass Kinder eher eine Belastung als eine
Bereicherung wären. Viele Frauen sind dieser Meinung, da sie Angst haben,
dass ihre Berufschancen durch Kinder stark beeinträchtigt werden. An diesem
Problem und somit auch einer Ursache der Änderung der Alterstruktur sollte
angesetzt werden. Junge Menschen werden sich nur dann für Kinder
entscheiden, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Die lokalen Bündnisse
für Familie sind eine Initiative des Bundesfamilienministeriums, die dazu
beitragen wollen, dass eine Region familienfreundlicher wird. Es handelt sich
um Zusammenschlüsse unter anderem von Unternehmen, Verwaltung, sozialen
115
Afrikanisches Sprichwort
219
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Einrichtungen
oder
der
Kirche,
die
anstreben,
dass
das
Thema
Familienfreundlichkeit auf Bundesebene, in der Gesellschaft und in der
Wirtschaft und Politik zur Sprache gebracht wird, und wollen somit dazu
beitragen, dass das Umfeld der Familien in ihrer Umgebung familienfreundlicher
wird.116
Durch
die
Einbeziehung
der
unterschiedlichen
Akteure,
die
eine
familienfreundliche Stadt anstreben, erreichen die lokalen Bündnisse für
Familie, dass sich auch die Unternehmen mehr mit dem Thema beschäftigen
und versuchen, den jungen Eltern durch bestimmte Projekte eine Chance zu
geben, wieder arbeiten zu gehen. Menschen, die Kinder haben, sollten nicht
zwingend
auf
ihren
Beruf
verzichten
müssen.
Eine
Maßnahme
der
Unternehmen wäre, eine betriebliche Kinderbetreuung anzubieten, da die
öffentlichen Betreuungseinrichtungen oftmals belegt sind oder nicht die
benötigten Öffnungszeiten anbieten. Bei kleinen oder mittleren Betrieben wäre
es
denkbar,
dass
diese
mit
den
Kindertageseinrichtungen
vor
Ort
zusammenarbeiten und es durch Finanzierung möglich machen, dass mehr
Erzieherinnen eingestellt werden und somit die Zahl der Betreuungsplätze
erhöht wird.
Darüber hinaus helfen flexible Arbeitszeiten, Teilzeit oder verschiedene
Arbeitszeitmodelle, die Familie und den Beruf zu vereinbaren. Einen Überblick
über verschiedene mögliche Arbeitszeitmodelle zeigt die unten stehende Grafik.
116
http://www.lokale-buendnisse-fuer-familie.de/ (08.12.2006)
220
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Abb. 51 - Innovative Arbeitszeitmodelle
Die Arbeitszeitmodelle können im Bezug auf verschiedene Zeithorizonte
gestaltet werden, sollten aber speziell und individuell an die jeweiligen Betriebe
angepasst werden, da es für unterschiedliche Öffnungs- oder Arbeitszeiten
auch die geeigneten Arbeitszeitmodelle gibt.
Für die Beschäftigten haben die oben abgebildeten Modelle den Vorteil, dass
sich Familie und Beruf besser vereinbaren lassen. Dementsprechend kann sich
der Beschäftigte bei Vereinbarung der flexiblen Jahresarbeitszeit mehr auf
familiäre Interessen konzentrieren und wenn diese es verlangen weniger
arbeiten gehen, da die Arbeitszeit auf Jahresbasis vereinbart wird. So kann die
Mutter ihre Arbeitszeit in der Ferienzeit oder bei einer Krankheit des Kindes
reduzieren. Noch arbeitnehmerfreundlicher ist das sogenannte Job-Sharing. Die
Arbeitnehmer teilen sich eine Arbeitsstelle, wobei die klassische Form der
Halbtagsrhythmus ist. Je nach Betrieb ist aber auch ein wechselnder Wochenoder Monatsrhythmus möglich, die Arbeitszeitplanung muss dem Arbeitgeber
nur rechtzeitig vorher bekannt gegeben werden. Durch das Job-Sharing im
Halbtagsrhythmus wird somit einem Elternteil ermöglicht öfter nachmittags
221
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
arbeiten zu gehen und morgens die Kinder zu betreuen, sofern diese noch nicht
schulpflichtig sind.
Die Turnusteilzeiten werden nach einem bestimmten Arbeitszeitrhythmus
verteilt, so ist der Beschäftigte in einer Woche Vollzeitkraft und hat dafür die
nächste Woche frei. Es besteht auch die Möglichkeit an einzelnen Tagen
Vollzeit arbeiten zu gehen und einzelne Tage frei zu haben. Diese vielen
verschiedenen Arbeitszeitmodelle ermöglichen den Arbeitnehmern vor allem,
die Betreuung ihrer Kinder mit den Arbeitszeiten vereinbaren zu können, da für
die Elternteile die Möglichkeit besteht, nicht parallel arbeiten gehen zu müssen.
Flexible Arbeitszeiten haben nicht nur Vorteile für die Arbeitnehmer, sondern
auch für die Betriebe, da durch flexible Teilzeitschichten oder auch
Abendschichten dem unterschiedlichen Arbeitsanfall in manchen Betrieben
besser begegnet werden kann. Des weiteren können beim Job-Sharing zwei
Teilzeitkräfte mehr und effektiver arbeiten als eine Vollzeitkraft.
Für die Arbeitsstellen besteht nicht nur die Möglichkeit, hinsichtlich der
Arbeitszeit flexibel zu sein, sondern auch bezüglich des Arbeitsortes. Die so
genannte Heimarbeit ist durch die moderne Kommunikationstechnologie
machbar. Via Internet kann auch von außerhalb auf die betrieblichen
Informationen zugegriffen werden und die E-Mail gewährleistet den Austausch
mit dem Unternehmen. Die Vorteile eines flexiblen Arbeitsortes liegen darin,
dass der Beschäftigte die benötigte Wegzeit spart und zudem seine Arbeitszeit
individuell gestalten kann, je nachdem, zu welcher Tageszeit er am effektivsten
arbeiten kann.
Aber auch die Politik kann dazu beitragen, dass sich in Zukunft Beruf und
Familie besser miteinander vereinbaren lassen. Mit der Einführung des
Elterngeldes ist damit ein erster Schritt in die richtige Richtung getan. Die
genaue Beschreibung des Elterngeldes ist in dem Projektteil „Familie und
Beruf“ zu finden.
12.3.2.2
Innovative Betreuungsangebote
Ein sehr wichtiges Instrument zur Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und
Familie sind in ausreichender Zahl vorhandene und an die Bedürfnisse der
Eltern angepasste Kinderbetreuungsplätze. Empirische Studien belegen, dass
222
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
es einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen der Erwerbstätigkeit
der Mütter und dem Betreuungsplatzangebot vor Ort gibt. Denn je mehr
Kinderbetreuungsplätze vorhanden sind umso mehr Mütter gehen arbeiten.117
Die Forderung nach innovativen und ausreichenden Betreuungsangeboten stellt
den Rhein-Erft-Kreis vor eine doppelte Herausforderung. Einerseits sinken die
Kinderzahlen im Kreis, andererseits ist die Betreuung, vor allem bei Kindern
unter drei Jahren immer noch nicht flächendeckend gewährleistet, wird in den
nächsten Jahren jedoch weiter ausgeweitet. Darüber hinaus besteht auch
weiterhin Bedarf in der Ganztagsbetreuung.
Die von den Familien benötigten Betreuungsangebote sollten flexibel, wohnortund arbeitsplatznah sein. Die Öffnungszeiten in diesen Einrichtungen sollten,
für diejenigen Eltern, die berufstätig sind und ihr Kind wegen ihrer starren
Arbeitszeiten zu einer bestimmten Zeit in den Kindergarten oder in die Schule
bringen müssen, ausgeweitet werden. Dazu ist es auch wichtig, die Angebote
von Tagespflege mit denen der Betreuungseinrichtungen und der Schulen im
Rhein-Erft-Kreis
stärker
zu
vernetzen,
damit
ein
einheitliches
Betreuungsangebot gesichert werden kann.
Um Familien in ihrer Betreuungssuche zu unterstützen, könnten in Zukunft
Kindertagesstätten in Familienzentren umgebaut werden, in denen die
Erziehung, Betreuung und gleichzeitig die Bildung von Kindern stattfinden kann.
Zur Umsetzung müssen sowohl die Träger der Kindertageseinrichtungen als
auch die Träger der Jugendhilfen frühzeitig in den Prozess mit einbezogen
werden.
Es
könnten
Treffen
organisiert
werden,
an
denen
erste
Umsetzungsideen und Meinungen über das Projekt ausgetauscht werden. Im
Moment steckt dieses Projekt gerade in der Pilotphase. Die Kindertagesstätten
konnten sich beim Familienministerium bewerben und dort wurden dann
diejenigen ausgewählt, die an der Pilotphase teilnehmen dürfen. Im Rhein-ErftKreis nehmen insgesamt neun Kindertageseinrichtungen an dem Projekt teil
und sollen am 31. März 2007 mit dem Entwicklungsprozess abgeschlossen
haben. Danach erhalten alle erfolgreichen Einrichtungen ein Gütesiegel,
welches sie als Familienzentrum auszeichnet. In diesen Einrichtungen werden
117
vgl. Aus Politik und Zeitgeschichte, Familienpolitik, 23-24/2005, S. 30
223
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
dann zukünftig die Kinder unter drei Jahren betreut, Sprachförderung findet statt
und Eltern können sich beraten lassen.
Für eine bessere Bildungsqualität sollten einheitliche Standardangebote bei den
Betreuungseinrichtungen vorliegen, um sicherzustellen, dass die Kinder
dementsprechend gefördert werden und somit der Einstieg in die Schule
erleichtert wird. Zudem muss die Ausbildung der Erzieher/-innen verbessert und
unter Umständen in ein Studium umgewandelt werden, um noch qualifizierter
arbeiten zu können.
Professionell ausgebildete Tagesmütter sind eine Alternative zur Betreuung in
einer Kindertagesstätte. Einerseits gibt es Frauen, die nach der Geburt ihres
Kindes gerne wieder arbeiten gehen würden, es gibt aber auch Frauen, die
entschlossen sind, ihre Arbeitsstelle für ihre Kinder aufzugeben, zu Hause zu
bleiben und unter Umständen nach Möglichkeiten zur Heimarbeit suchen. Für
diese Mütter wäre es die perfekte Beschäftigung als Tagesmutter zu arbeiten.
Da es aber nicht nur wichtig ist, den Müttern und Tagesmüttern zu helfen,
sondern auch den Kindern, muss gewährleistet werden, dass die Kinder eine
langfristige und qualifizierte Betreuerin erhalten, die auch eine verlässliche
Bezugsperson darstellt. Bei einer Tagesmutterqualifikation könnten dann
Fächer wie Hygiene, Erziehung, Ernährung oder auch Entwicklungspsychologie
unterrichtet werden. Nach dem Lehrgang erhalten die ausgebildeten und
geprüften Tagesmütter ein Zertifikat. Dadurch wird auch die Suche der Mütter
nach einer verlässlichen und qualifizierten Tagesmutter erleichtert.
12.3.2.3
Einbeziehung der Kinder
Zu einer erfolgreichen Familienpolitik gehört nicht nur, die Erwachsenen mit
Betreuungsangeboten zu locken, sondern auch die Kinder selber sind gefragt.
Um eine wirksame Kinderpolitik aufbauen zu können, sollten die Kinder
vermehrt in Planungsprozesse der Kommune einbezogen werden. Eine
Kommune agiert dann kinderfreundlich, wenn die Politik und die Verwaltung die
Wünsche der Jugendlichen an ihr Umfeld erkennt und versucht, diesen gerecht
zu werden. Die Kinder sollten zu ihren Wünschen bezüglich ihres Wohnortes
befragt werden und bei der Gestaltung von Spielplätzen mitwirken.
224
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Es besteht die Möglichkeit, dass sowohl die Kindertageseinrichtungen als auch
die Schulen der Kommunen im Kreis an der Planung beteiligt werden. Als eine
Methode der Beteiligung scheint eine Gruppendiskussion als die beste Art, die
Einstellungen der verschiedenen Altersgruppen herauszufiltern und zu Themen
zusammenzufassen. Die Diskussion kann aber in kleineren Gruppen erfolgen,
in
denen
den
Kindern
und
Jugendlichen
erst
einige
Bilder
ihrer
Heimatkommune gezeigt werden und eine kurze Einführung des Leiters
gegeben wird. Wichtig ist nachher bei der Diskussion auch, dass vorher von
den Eltern und den Organisatoren Leitfragen entwickelt wurden, an denen sich
die Kinder orientieren können. Zur einfacheren Beteiligung der Kinder aller
Altersgruppen kann ihnen freigestellt werden, ob sie ihren Beitrag schreiben
oder malen wollen. Die Ergebnisse dieser Diskussionsgruppen könnten dann
von den Experten zusammengefasst und gegebenenfalls analysiert werden und
im Zuge einer kinderfreundlichen Kommune umgesetzt werden.
Bei dem Verfahren der Spielleitplanung geht es darum, das Lebens- und
Wohnumfeld der Kinder in den Kommunen des Rhein-Erft-Kreises zu
verbessern. Die Kinder werden sowohl in die Planung, als auch in Entscheidung
und Umsetzung einbezogen, da nur sie selber ihre Situation kennen und ihre
Bedürfnisse ausdrücken können. Damit eine Umsetzung vor Ort möglich ist,
bedarf es zum einen eines Ratsbeschlusses. Damit die Spielleitplanung auch
Bestand hat, ist es nötig, dass sie zentral von einer Arbeitsgruppe, in der viele
örtliche Akteure zusammen sitzen, gesteuert wird. In der Umsetzungsphase
findet zuerst eine Bestandserhebung statt. So können in den Kommunen die
Flächen, die den Kindern als Spiel- und Aufenthaltsbereich dienen können,
erfasst und bewertet werden. Diese Erfassung und die Ideen der Kinder dienen
als Grundlage für den zukünftigen Spielleitplan. Dieser beinhaltet die
Ergebnisse der Erhebung und deren Bewertung, die Entwicklungsperspektiven
der Flächen sowie Vorschläge zur Weiterentwicklung. Ist dieser Spielleitplan
dann vom Rat beschlossen worden, kann er unter Beteiligung der Kinder
umgesetzt werden.
225
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
12.3.3
Bildung und Qualifizierung junger Migranten
Die Integrationspolitik und auch das Thema Migranten ist in der Politik ein sehr
umstrittenes Thema. Viele Deutsche sind der Meinung, dass die Migranten
ihnen die Arbeitsplätze wegnehmen. In der Tat ist es aber so, dass viele gut
qualifizierte, deutsche Arbeitnehmer ins Ausland gegangen sind, weil ihnen in
Deutschland keine Chancen geboten wurden, und einige Länder, wie zum
Beispiel die USA, ihre Grenzen für die besten Köpfe der Welt geöffnet haben.
Bezüglich der Integration von jungen Migranten gibt es keine Alternative, als
diese hinsichtlich der Bildung zu qualifizieren. Langfristig gesehen ist eine
Zuwanderung ohne Integration nicht denkbar. Aufgabe der Integrationspolitik ist
es, Chancengleichheit und Gleichberechtigung zu fördern.
Bei einem steigenden Anteil von Migranten auf dem Arbeitsmarkt wird die
Qualifikation sinken. Damit wird es zur wichtigen Aufgabe, diese Migranten
weiterzubilden und für das Arbeitsfeld zu qualifizieren. Migranten müssen
sprachlich und fachlich so weit qualifiziert werden, dass sie auf dem deutschen
Arbeitsmarkt konkurrenzfähig sind.
Wenn die Migranten zukünftig weiterhin eine schlechte schulische Bildung
aufweisen, wird auch die Qualität der beruflichen Leistung sinken, was bei
einem steigenden Anteil von ausländischen Mitbürgern erwartet wird.
Die PISA Studie hat eindeutig herausgestellt, dass der Bildungsstand der
jungen Migranten völlig unzureichend ist. Durch eine gezielte und frühzeitige
Sprachförderung wäre ein großer Schritt in Richtung Chancengleichheit
zwischen jungen Deutschen und jungen Ausländern getan.
Bisher schneiden junge Migranten sowohl bei den Schulabschlüssen, als auch
bei dem Übergang von der Schule in den Beruf bedeutend schlechter ab, als
gleichaltrige Deutsche. Somit sitzen viele Jugendliche schlecht ausgebildet und
ohne Arbeit zu Hause, wobei sie eigentlich das Potential der Stadt sein sollten.
Es rächen sich die schweren Fehler der Vergangenheit.
„Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt.“118
Heutzutage ist jedes dritte Kind in Deutschland zugewandert, oder dessen
Eltern sind Migranten. Somit besteht eine Notwendigkeit, diese Kinder früher
und besser in unsere Gesellschaft zu integrieren. Sie müssen schon im
118
http://www.projekt-fruehstart.de/frames.php (04.12.06)
226
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Kindergarten speziell gefördert werden, damit sie schnell und gut die deutsche
Sprache erlernen, deutsche Freunde finden und nicht ins soziale Abseits
gedrängt werden. Zur der täglichen Aufgabe der Erzieherinnen sollte gehören,
die Kinder von Migranten in der deutschen Sprache zu fördern, sodass bereits
im Kindergarten die Grundlage für einen erfolgreichen Schul- und Bildungsweg
gelegt wird. Sie können somit von Anfang an aktiv am Schulleben teilnehmen,
den Unterricht mitgestalten und den Unterrichtsstoff verstehen. Auch die Eltern
sollten in die Erziehung ihrer Kinder im Kindergarten einbezogen werden. So
steigt auch der Wunsch der Eltern, ein korrektes Deutsch zu lernen. Selbst bei
den erwachsenen Migranten besteht oftmals der Bedarf, in die deutsche
Gesellschaft integriert zu werden.
Ist diese Integrationsarbeit nicht in den Vorschulen oder Kindergärten
gewährleistet, muss dies zwingend in den ersten Schuljahren nachgeholt
werden. Das kann durch spezielle Förderstunden erfolgen, wo die Kinder bei
ihren Hausaufgaben betreut werden oder durch Lernprogramme, die individuell
fördern und somit zur Erweiterung des Wortschatzes beitragen. Eine weitere
Möglichkeit sind auch Sprechhelferinnen für ausländische Kinder, die eine
Gruppe von ca. fünf Kindern während Betreuungszeiten fördert oder auch in
den Schulen anwesend ist und mit den Kindern spielend die deutsche Sprache
erlernt. Die Schulen müssen auch hier eine zentrale Rolle übernehmen. Hier
liegt „der Schlüssel zur Integration und späterem sozialen Aufstieg“119.
Die Kinder von Migrantenfamilien können aber auch nur dann richtig in die
Gesellschaft integriert werden, wenn sich auch deren Eltern darin einfinden.
Gerade bei der Erziehung in den Kindergärten ist ein Austausch mit den Eltern
nicht möglich, da sie nur wenig deutsch sprechen. Es ist auch oft der Fall, dass
die Kinder aus Migrantenfamilien gar nicht im Kindergarten angemeldet werden.
Eine Möglichkeit wäre, dass ausländische Eltern neben der Anmeldung beim
Einwohnermeldeamt und beim Ausländeramt im Rhein-Erft-Kreis verpflichtet
werden, ihre Kinder auch im Kindergarten anzumelden. So haben die
Migrantenkinder die Chance vor ihrer Schulzeit die deutsche Sprache zu
erlernen. So genannte Sprachstandsfeststellungen vor der Einschulung dienen
119
Kölner-Stadt-Anzeiger, 29. November 2006, Seite 34
227
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
zur Überprüfung, ob bei den Migranten ausreichend Sprachkenntnisse
vorhanden sind, um in der Schule alles zu verstehen.
Es wäre vorteilhaft, wenn die Möglichkeit bestünde, dass die Eltern oder
speziell die Mütter mit ihren Kindern in den Kindergarten oder in die Schule
kommen würden und dort von Lehrerinnen oder auch den oben erwähnten
Sprachhelferinnen in der deutschen Sprache gefördert werden oder auch ganze
Sprachkurse mitmachen können. Es wäre auch sinnvoll, wenn solche
Sprachkurse nicht nur dem Spracherwerb dienen würden, sondern auch als
Plattform, um Anliegen der Erzieher oder auch schulische Aktivitäten oder
Nachrichten weiterzuleiten.
12.3.4
Kommunalverwaltung
Eine gute und zukunftsfähige Kommune definiert sich nicht nur über ihre Lage,
bezüglich der Verkehrsanbindung, dem Wirtschaftsstandort oder
den
Freizeitangeboten, sondern auch über ihre Verwaltung. Diese wäre im Idealfall
bürger- und unternehmerfreundlich und würde keine komplizierten, langen
Verwaltungswege aufweisen. Denn die Lebensqualität einer Kommune definiert
sich auch über Verfahrensabläufe in der Verwaltung und die Beteiligung von
Bürgern und Unternehmen an lokalen Entscheidungen.
12.3.4.1
Bürgerfreundliche Verwaltung
Die Verwaltung käme dem Bürger entgegen, wenn sie viele ihrer Dienste online
stellen würde, sodass der Bürger einfacher und schneller via Internet seine
Anliegen erledigen kann. Diese Online-Dienste würden Vorteile für beide Seiten
bedeuten. Der Bürger kann seine Anträge schneller und jederzeit vorbringen
und die gesendeten Daten können unmittelbar nach der Übertragung an die
zuständigen
Sachbearbeiter
weitergeleitet
werden.
Auch
der
Bearbeitungsfortschritt könnte im Internet jederzeit nachgesehen werden und
somit würden die Bürger nicht mehr bei den Sachbearbeitern anrufen und sich
nach
ihrem
Antrag
erkundigen.
Es
wird
angeregt,
dass
die
Kommunalverwaltungen des Kreises dem Bürger so wenig Bürokratie wie
möglich zumuten und klare Verfahrensabläufe in ihren Verwaltungen definieren.
Auf diese Art und Weise würden die Kommunen den Menschen ein Stück mehr
228
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Lebensqualität geben. Wichtig ist zudem, dass Aktivitäten der Kommunen für
einen Abbau der Bürokratie den Bürgern auch bekannt gegeben werden. Alle
Kunden sollen die Möglichkeit haben, die von ihnen gewünschte Leistung
schnell und für sie transparent zu erhalten und dabei sollten sie möglichst
wenige Anlaufstellen nutzen müssen.
Eine bürgerfreundliche Verwaltung sollte den Bedürfnissen der Bürger
entgegenkommen und sich an diesen orientieren. Diese Erfordernisse und die
Zufriedenheit der Bürger mit
der Kommunalverwaltung können durch
regelmäßige Kundenbefragungen ermittelt und verbessert werden.
Der Bürger könnte viel mehr in die Arbeit der Kommune eingebunden werden
und ein Informationsaustausch wird angeregt. Er könnte zum Beispiel durch
Befragungen und Mitwirkung bei lokalen Entscheidungsprozessen teilhaben
und auch als Partner gesehen werden, der der Kommune mit Rat und Tat zur
Seite stehen kann. Wöchentliche oder monatliche Zeitungen, die über
Neuigkeiten in Bezug auf Gesetzesänderungen oder Ähnlichem, bieten eine
zusätzliche Informationsquelle für die Bürger.
Zu den diversen Online-Diensten, die die Verwaltung bereits anbietet, könnten
parallel Sprachangebote eingerichtet werden. Mit der Einführung von solchen
Sprachdiensten werden die heute schon vielfältig vorhandenen Informationen in
Internetauftritten
zugänglich
der
gemacht,
Verwaltungen
weil
die
einer
Bürger
noch
eher
breiteren
ein
Telefon,
Öffentlichkeit
als
einen
Internetanschluss besitzen. Die Nutzung wird so - auch gerade für die älteren
Mitmenschen - vereinfacht.
12.3.4.2
Mittelstandsfreundliche bzw. unternehmerfreundliche
Verwaltung
Die mittelstandsfreundliche Verwaltung wird immer mehr zu einem wichtigen
Standortfaktor. Unter einer solchen Verwaltung stellen sich die Unternehmen
weniger
Bürokratie,
transparente,
einfache
Verfahren
und
freundliche
kompetente Bedienstete vor. Im Zuge der mittelstandsfreundlichen Verwaltung
kann in den Kommunen ein „Unternehmensservice“ eingerichtet werden, der
von Unternehmen, die in der Gegend ansiedeln wollen, oder Betrieben, die sich
vergrößern wollen, in Anspruch genommen werden kann. Dieser Service würde
229
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
für die betroffenen Unternehmer einen besonderen Vorteil bedeuten. Es ist
allgemein bekannt, dass es in der Verwaltung oftmals sehr bürokratisch ist und
in extremen Genehmigungsverfahren können nahezu alle Ämter einer
Kommune beteiligt sein, was für die Unternehmer unheimlich kompliziert ist und
einen
hohen
Zeitaufwand
bedeutet.
Der
Service
würde
das
Genehmigungsverfahren übernehmen und die Unternehmer entlasten. Dieser
Service sollte in der Form ablaufen, dass die Existenzgründer nur ein Formular
zu Beginn ausfüllen müssen und die Mitarbeiter des Servicezentrums den Rest
des Verfahrens übernehmen.
Auch bei Planungs- oder Bauvorhaben seitens der Unternehmer muss durch
eine Verwaltung eine schnelle Bearbeitung eventueller Anfragen erfolgen,
sodass den Unternehmen keine für sie wertvolle Zeit verloren geht. Die Firmen
sollten gut beraten werden, was auch insofern einen Vorteil für die Verwaltung
bringt, als dass zufriedene Unternehmen ihrem Standort treu bleiben und bei
entsprechender, guter Beratung, zu einem Antrag die richtigen Unterlagen
mitbringen.
12.3.4.3
Vernetzung des Rhein-Erft-Kreises / Interkommunale
Kooperation
Um dem demographischen Wandel entgegenzuwirken ist es wichtig, dass der
Rhein-Erft-Kreis
als
Region
stärker
zusammenarbeitet.
Interkommunale
Kooperation ist die einzige Chance, um sich gegen die Trends des
demographischen
Wandels
zu
behaupten.
Somit
„muss
die
Kommunalverwaltung Abschied nehmen von obrigkeitsstaatlichem Denken“120
und das eigene Kirchturmdenken überwinden.
Am Anfang einer erfolgreichen Zusammenarbeit wird empfohlen, dass Einigkeit
darüber herrscht, was die Ziele sind und ob diese auch für eine
Zusammenarbeit geeignet sind.
So fordert der demographische Wandel eine Umstrukturierung der Infrastruktur
insofern, als dass sie an die sinkenden Bevölkerungszahlen angepasst wird.
Diese Aufgabe kann nur dann wirksam bewältigt werden, wenn die Kommunen
des
120
Rhein-Erft-Kreises
zusammenarbeiten.
Durch
eine
effiziente
Bertelsmann Stiftung, Kommunen schaffen Zukunft, S. 6
230
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Zusammenarbeit wird der Handlungsspielraum bei der Infrastrukturentwicklung
sowohl vergrößert als auch verbessert. Auch hinsichtlich der Bildungsangebote
im Rhein-Erft-Kreis ist eine Vernetzung dieser förderlich, angefangen von den
Kindergärten, über Grund- und weiterführende Schulen bis hin zu privaten
Schulen. Gerade auch bei der Entwicklung von Gewerbe- oder Verkehrsflächen
ist es wichtig, dass die Kommunen des Rhein-Erft-Kreises an einem Strang
ziehen, wobei das erste Projekt „Terra Nova“ von den Städten Bedburg,
Bergheim
und
der
Gemeinde
Elsdorf
schon
durchgeführt
wird.
Die
Zusammenarbeit einer Region wird in der Zukunft einen größeren Stellenwert
einnehmen.
Eine interkommunale Zusammenarbeit und somit eine Vernetzung des RheinErft-Kreises kann für die verschiedenen Kommunen attraktiv gemacht werden,
indem Kreise Zweckzuweisungen erhalten, wenn sie ein in sich geschlossenes
Angebot an bestimmten Dienstleistungen anbieten, sei es im kulturellen oder im
wirtschaftlichen Bereich.
Ein wesentlicher Vorteil von interkommunaler Zusammenarbeit ist der
Größenvorteil. Ein bestimmtes Vorhaben, zum Beispiel ein Marketingkonzept
für den Tourismus, kann umfangreicher ausfallen, wenn zwei Kommunen
zusammen
daran
arbeiten.
Dazu
kommt
noch,
dass
durch
den
Zusammenschluss der einzelnen Beteiligten, ein größerer Akteur entsteht, der
von Außenstehenden eher wahrgenommen wird.
Im Bezug auf den demographischen Wandel steht bei interkommunaler
Zusammenarbeit das Thema Infrastruktur an erster Stelle, denn nur durch
deren Zusammenarbeit kann eine neue, an die Bedürfnisse der Einwohner
angepasste, Infrastruktur entstehen.
Zudem
erhöht
ein
gemeinsames
„Problem“
von
Kommunen
deren
Kompromissfähigkeit.
In Deutschland wird bisher die regionale Kooperation nur dahingehend
verstanden, als dass man mit den anderen Kommunalverwaltungen zusammen
arbeiten soll. Jedoch ist es auch durchaus von Vorteil, andere Akteure, wie
Unternehmer oder Vereine, einzubinden, da selbst bei Handlungsblockaden in
der Kommunalpolitik bestimmte regionale Ziele erreicht werden können. Es ist
oftmals der Fall, dass andere Akteure, wie zum Beispiel Unternehmen, die eine
231
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
gute Ansicht zu der Entwicklung einer Region haben, aber nie in
Entscheidungsprozesse der Kommune eingebunden wurden.
Um einen Erfolg bei der interkommunalen Kooperation gewährleisten zu
können, ist es von Bedeutung, sich auf wenige Kernfragen zu konzentrieren. Es
wäre nicht sinnvoll, durch Kooperation alle Handlungsfelder abdecken zu
wollen. Es sollte sich auf wenige Themen konzentriert werden, die dann richtig
ausgearbeitet werden.
In der Kommunalpolitik gibt es viele Bereiche, in denen eine interkommunale
Kooperation an Bedeutung gewinnt. Eine Zusammenarbeit kann von der
Versorgung- und Entsorgung, über die Stadt- und Regionalplanung bis hin zu
Kultur und Soziales erfolgen.
In Deutschland wird die regionale Kooperation aus diesem Grund noch viel zu
wenig praktiziert, weil die Kommunen Angst haben ihre eigene Autonomie zu
verlieren und keine Entscheidungsbefugnis mehr zu haben. Aus diesem Grund
sollten
die
lokalen
Akteure
regelmäßig
an
einem
großen
Tisch
zusammenkommen und über den Fortschritt bestimmter Projekte und Lösungen
von Konflikten beraten. Ein reger und ständiger Austausch zwischen den
Kooperationspartnern ist unabdingbar, damit sich kein Konkurrenzdenken
entwickelt und die angestrebten Projekte eine gewisse Nachhaltigkeit
entwickeln.
Die so genannten Public-Private-Partnerships erlangen für die Kommunen
zunehmend an Bedeutung, da hier Kommune und private Unternehmen
zusammenarbeiten. Ziel ist es, dass bestimmte Vorhaben der Kommunen durch
privates Kapital finanziert werden, da die Kommune durch die knappe
Finanzlage nicht in der Lage ist, bestimmte Projekte zu finanzieren. Bei den
genannten Projekten ist vornehmlich die Sanierung von städtischen Gebäuden,
der Bau von Freizeitanlagen oder der Betrieb von solchen Anlagen gemeint, wie
auch die Zusammenarbeit mit Call-Centern, die von privaten Anbietern geführt
werden. So wird die Kommune dahingehend entlastet, da das Call-Center die
Aufgabe übernimmt, Anrufer an die zuständigen Sachbearbeiter weiter zu leiten
oder allgemeine Fragen zu beantworten. Diese Aufteilung der Aufgaben führt
darüber hinaus zu mehr Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit.
232
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
In Deutschland stehen die schon weiter oben genannten „Public-PrivatePartnerships“ noch nicht so im Vordergrund wie in anderen Ländern, doch im
Rhein-Erft-Kreis selber wurden schon einige Projekte durchgeführt, wie der Bau
einer Schule in Frechen. Hierzulande herrscht eher noch eine Konkurrenz
zwischen den halböffentlichen und den privaten Anbietern. Doch die Kommune
kann es sich nicht mehr leisten, ihre ganzen Dienstleistungen in Eigenregie
anzubieten.
Durch
die
Public-Private-Partnerships
wirtschaftlicher
und
effizienter
erfüllt
können
werden,
die
Aufgaben
dennoch
werden
zwar
die
nachfolgenden Generationen dadurch belastet. Denn durch die Übernahme der
Aufgaben durch private Unternehmen entstehen Rückzahlungsverpflichtungen,
weil die aufgenommenen Kredite getilgt werden müssen. Darüber hinaus
müssen Zinsen und die Betriebskosten gezahlt werden. Der Belastung der
nachfolgenden Generationen steht aber die Entlastung der öffentlichen
Haushalte gegenüber, da die PPP zur Entlastung der öffentlichen Haushalte
beitragen und Abgaben, Steuern oder die Netto-Neuverschuldung können
gesenkt werden.
Eine Alternative zu den Public-Private-Partnerships ist eine neue Form der
Bürgermitwirkung, in der gerade die „jungen Alten“ eine wichtige Rolle spielen.
Sie haben viel Freizeit, sind gut ausgebildet und wollen nach dem Eintritt in den
Ruhestand noch sinnvolle Aufgaben wahrnehmen. Auf diese können im Zuge
der Zusammenarbeit bestimmte Leistungen übertragen werden, die von ihnen
ehrenamtlich ausgeführt werden. Hier ist an Kinderbetreuung, Vereins- oder
Jugendarbeit oder auch die Nachbarschaftshilfe gedacht.
13 Resümee
Die zehn Studierenden haben sich in den jeweiligen Projektteilen intensiv mit
der Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises auseinandergesetzt. Was bleibt
sind die gewonnenen Erkenntnisse. In der demographischen Entwicklung zeigt
sich:
-
Zunahme der Bevölkerung bis 2020
-
Zunahme der Bevölkerung durch Zuwanderung
-
Zunehmendes Geburtendefizit
233
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
-
Alterung, Überalterung und Vergreisung
Der Rhein-Erft-Kreis zeigt in der Analyse der demographischen Kennzahlen
eine noch sehr gute Entwicklung bis zum Jahr 2020 gegenüber anderen
Regionen und Kreisen in Deutschland. Doch die gesamtdeutsche Entwicklung
im demographischen Bereich macht auch vor der Region Rhein-Erft keinen
Halt, so dass sich in ein paar Jahren Überalterung und Geburtendefizit
maßgeblich in der Gesellschaft durch mehr Rentner – dies bedingt u.a. andere
Ansprüche an die vorhandene Infrastruktur – und wenige junge Menschen –
Mangel an Fachkräften wie heute schon in Teilen Ostdeutschlands – äußern
wird.
Ziel aller Anstrengungen sollte sein, den demographischen Trend in den
nächsten Jahren und Jahrzehnten durch positive Akzente in eine positive
Zukunft zu leiten. Um die demographische Entwicklung in eine positive
Richtung zu lenken, bedarf es zwei wesentlichen Standortfaktoren im Kreis.
Gesellschaftspolitische
Entwicklung
bedingt
Entwicklung
nicht
nur
–
eine
Eine
bessere
bessere
und
demographische
zukunftsorientierte
wirtschaftliche Entwicklung. Die gesellschaftspolitische Entwicklung ist genauso
wichtig. Dabei steht der Kreis vor einer massiven Überalterung. Die Infrastruktur
muss dahingehend angepasst werden. Auf erste Konzepte im Abschnitt 11 –
Handlungsfelder und –optionen der kommunalen Entscheidungsträger – sei
verwiesen. Gleichzeitig bedingt das Geburtendefizit eine Änderung der
Familienpolitik. Um junge Familien mit Kindern anzusiedeln, müssen gerade
Betreuungsangebote ausgebaut und weitere familienfreundlichere Infrastruktur
geboten werden. Dazu gehören die im Abschnitt 9 genannten Maßnahmen.
Entscheidend ist aber die wirtschaftliche Struktur und Entwicklung. Der RheinErft-Kreis ist ein starker Kreis. Braunkohle und Industrie haben die Region
Rhein-Erft zu einer der wirtschaftstärksten Kreise in Deutschland und Europa
gemacht. Doch andere Kreise und Regionen haben den Rhein-Erft-Kreis in den
letzten Jahren in der Ansiedlung von Hochtechnologie, Dienstleistung und
innovativen Industrien abgehängt. Schafft der Rhein-Erft-Kreis die Trendwende
vom Energie- zum Innovationskreis, kann die Region Rhein-Erft noch attraktiver
in demographischer wie wirtschaftlicher Hinsicht werden. Ein Ansatzpunkt sind
234
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
interkommunale Zusammenarbeit, das Wirken und Arbeiten in Regionen –
Metropolregionen – sowie die Bildung von Clustern – Abschnitt 2. Im Vergleich
mit anderen Kreisen in Deutschland – beispielhaft hier Rhein-Kreis Neuss und
Landkreis Böblingen – verliert die Region Rhein-Erft zunehmend gegenüber
den
Boomregionen
in
Deutschland
und
Europa.
Die
nachfolgenden
Zeitungsartikel der letzten Tage in der hiesigen Presse des Rhein-Erft-Kreises
verdeutlichen noch mal die Punkte, die bereits im Abschnitt 10 – Regionen
2020 Ausblick auf die Zukunftsfähigkeit – durch verschiedene Gutachten
dargestellt wurden:
Starker Kreis121
„Beim bundesweiten Ranking der Zeitschrift „Focus Money“ zur Wirtschaftskraft
der Landkreise und kreisfreien Städte ist der Rhein-Erft-Kreis auf dem 27. Platz
gelandet. Im Vergleich der NRW-Kommunen reichte die Bewertung sogar für
Platz 2. Für die Rangliste vergleicht der Auftraggeber die Wirtschaftskraft der
Kommunen anhand der Arbeitslosenquote, der Bruttowertschöpfung, der
Investitionen, der verfügbaren Einkommen, des Bruttoinlandsprodukts, des
Bevölkerungswachstums sowie der Zahl der Erwerbstätigen.“
Darüber hinaus gab es noch die folgenden Darstellungen mit ersten kritischen
Äußerungen durch ein Kreistagsmitglied:
Zwischen Abstieg und neuen Aussichten122
„Der Rhein-Erft-Kreis verliert in diesem Jahr ein wenig den Anschluss:
Gutachter legen der Kreisverwaltung einige böse Studien ins Nest.
Die Prognos AG macht im Februar den Auftakt mit der Studie „Zukunftsatlas
2006“, die nur einen Schluss zulässt: Die einstige „Nummer eins in Europa“
spielt nicht mehr in der Champions League. Betrachtet man die 439 deutschen
Kreise und kreisfreien Städte unter dem Aspekt „Ansiedlung zukunftsträchtiger
Branchen“, liegt der Rhein-Erft-Kreis weit hinten. Einzig die Logistikbranche
121
122
Rhein-Erft-Rundschau vom 30.12.2006
Rhein-Erft-Rundschau vom 29.12.2006
235
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
bringt
ihn
einmal unter
die
ersten
25
der
Rangliste.
Chemie
und
Stromerzeugung - vom Landrat schnell als Trostpflaster ins Feld geführt - helfen
laut Prognos nicht weiter: „Wer allein auf die alten Riesen setzt, verliert den
Anschluss“, schreiben die Gutachter dem Kreis unter das Zeugnis.“
Nur Neuss schneidet besser ab123
„Rhein-Erft-Kreis - Sehr erfreut ist Michael Breuer, Europa-Minister und CDUVorsitzender im Rhein-Erft-Kreis, über das gute Abschneiden des Kreises beim
jüngsten Jahresvergleich der Landkreise im Magazin „Focus Money“. Demnach
liegt der Kreis im bundesweiten Vergleich bei der Wirtschaftskraft auf dem 27.
Platz. Besser in NRW schneidet nur der Rhein-Kreis Neuss ab - allerdings
deutlich. Die Nachbarn liegen auf dem 15. Platz. Grundlage des Vergleichs sind
die Bruttowertschöpfung, die Arbeitslosenquote sowie die Veränderungen in der
Erwerbstätigkeit zum Vorjahr. Breuer: „Die hervorragende Lage des Rhein-ErftKreises in der Europaregion Mittelrhein und in unmittelbarer Nachbarschaft zu
den Großstädten Aachen, Köln, Düsseldorf und Bonn sowie der gesunde
Wirtschaftsmix machen die Stärke des Kreises aus.“
Den ersten Platz beim Focus-Ranking belegt übrigens der Landkreis Ebersberg
in Bayern. Schlusslicht ist der Landkreis Uecker-Randow in MecklenburgVorpommern.
Landrat Werner Stump ist über das gute Abschneiden der Neusser Nachbarn
nicht verwundert. „Das sind die Kraftwerksinvestitionen, die sich bemerkbar
machen“, sagt er. Der Rhein-Erft-Kreis, die Neusser und die Nachbarn aus
Rhein-Sieg seien allesamt seit Jahren starke Kreise. Auch der Vorsitzende der
SPD-Fraktion im Kreis, Hardy Fuß, räumt ein, dass der Kreis eine starke
Wirtschaft habe, kritisiert aber die mangelnde Wirtschaftsförderung und stellt
fest: „In den 90er Jahren waren wir besser.“
Schließlich
gilt,
dass
gezielte
Wirtschaftsförderung
der
Region
mehr
Arbeitsplätze bringen wird. Sie sollte nichts Statisches sein, sondern dynamisch
und mit individuellen Instrumenten ausgestattet, Unternehmer und potentielle
123
Kölner-Stadt-Anzeiger vom 23.12.2006
236
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Investoren durchdacht ansprechen. Zudem ist es ratsam, mittels eines
effektiven Standortmarketings das Bild des Rhein-Erft-Kreises nach Außen
ansprechend, gewinnbringend und nachhaltig zu vermitteln. Eine Vernetzung
aller Akteure in diesem Bereich wäre sehr viel versprechend und ein
Standortvorteil. Es lässt zudem den Kreis homogen und gesund erscheinen,
was für potentielle Investoren ein wichtiger Standortfaktor ist.
Menschen mit Bildung und einem hohen Maß an beruflich verwendbarem
Wissen bergen ein enormes Potential und sind zukünftig ein immenser
Standortvorteil. Daher sollten die Menschen im Rhein-Erft-Kreis in der Schule
gezielt auf den Beruf vorbreitet werden und im Beruf das Prinzip des
lebensbegleitenden Lernens verinnerlichen. Um die Menschen hierfür zu
sensibilisieren, ist es ratsam, dass Kommunen zusammen mit Unternehmen,
aber auch anderen Institutionen, gezielte Strategien entwickeln, um den Erfolg
zu maximieren.
Insbesondere
das
Arbeits-
und
Wissenspotential
der
Menschen
mit
Migrationshintergrund ist noch in einem hohen Maße unausgeschöpft. Durch
gezielte Förderung kann in diesem Bereich nicht nur den Folgen des
demographischen Wandels begegnet, sondern zudem effektiv wertvolle
Integrationsarbeit geleistet werden. Eine Zusammenarbeit aller Akteure in
diesem Komplex würde Synergien erzeugen und den Erfolg potenzieren.
Das durchschnittliche Alter der Belegschaften in den Unternehmen wird steigen.
Unternehmer sollten diesem Umstand mit effektiven Maßnahmen Rechnung
tragen, um die Produktivität der Mitarbeiter nachhaltig zu gewährleisten.
Darüber hinaus ist es wichtiger denn je, dafür Sorge zu tragen, dass die
Menschen auch bis weit über das 65. Lebensjahr hinaus so fit sind um die
erforderliche Arbeitsleistung zu bringen. In diesem Bereich können sich
Unternehmen, Kommunen aber auch Krankenkassen und andere Institutionen
vernetzen, um die Menschen für eine gesunde Lebensweise zu sensibilisieren
und mit sinnvollen Maßnahmen effektiv zu animieren.
237
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Die Folgen der demographischen Entwicklung sollten schon heute von
Kommunen, Kreisen und Regionen bei allen wesentlichen Entscheidungen
berücksichtigt
werden.
Der
zunehmende
Konkurrenzkampf
zwischen
Kommunen, Kreisen und Regionen sowie die immer weiter fortschreitende
Globalisierung machen eine starke Positionierung jedes einzelnen Akteurs
notwendig, um langfristig und nachhaltig bestehen zu können. Die Vernetzung
aller Akteure in einer Region stellt einen enormen Standortvorteil dar und stärkt
nicht nur die Region, sondern letztlich jeden einzelnen Akteur. Darüber hinaus
werden Synergien gebildet und so noch effizienteres Agieren ermöglicht, mit
dem Effekt, dass strategische, überlegte und nachhaltige Maßnahmen eines
Einzelnen positiv für Alle sein können.
Wenn diese Vernetzung funktioniert sind für den Rhein-Erft-Kreis beste
Voraussetzungen vorhanden, um als starker Partner einer Metropolregion an
der Rheinschiene den Herausforderungen des demographischen Wandels
erfolgreich begegnen zu können.
238
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
14 Literaturverzeichnis
14.1 Internetquellen
§
Das verwendete Datenmaterial stammt vom Landesamt für
Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen
(http://www.lds.nrw.de)
§
www.bezreg-koeln.nrw.de
§
www.bronxrock.de
§
www.cityfortwo.com
§
www.deutschertourismusverband.de
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www.familienbad.com
§
www.germany-extranet.net
§
www.keramion.de
§
www.kerpen-touristik.de
§
www.koeln.de
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www.ksta.de
§
www.maxernstmuseum.de
§
www.mmc-studios.de
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www.ms-kartcenter.de
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www.museumsnacht-koeln.de
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www.naturpark-rheinland.de
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www.nob.de
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www.phantasialand.de
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www.regio-gruen.de
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www.regionale2010.de
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www.rhein-erft-kreis.de
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www.rhein-erft-tourismus.de
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www.schlossbruehl.de
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www.schlossgracht.de
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www.schlossloersfeld.de
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www.skicenterkerpen.de
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www.wdr.de
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www.wikipedia.de
239
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
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www.bedburg.de
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www.bergheim.de
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www.elsdorf.de
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www.pulheim.de
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www.stadt-kerpen.de
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www.stadt-frechen.de
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www.erftstadt.de
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www.meinestadt.de
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www.hgk.de
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www.bahn.de
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www.wfg-rhein-erft.de
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www.7-forum.com
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www.iatge.de
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www.bundespraesident.de
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www.demographiekonkret.aktion2050.de
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www.berlin-institut.org
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www.bpb.de
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www.schader-stiftung.de
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www.rhein-erft-tourismus.de
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Rhein-Erft 2020
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Entwicklungschancen
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http://www.focus.de/immobilien/immobiliensuche/landkreistest
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http://wfgrkn.de/de/home/ (Stand: 02.01.2007)
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http://www.forum-demographie.de/ (Stand: 02.01.2007)
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http://www.zukunftsradar2030.de/ (Stand: 02.01.2007)
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http://www.handelsblatt.com/stillestars (Stand: 02.01.2007)
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http://edoc.bibliothek.unihalle.de/servlets/MCRFileNodeServlet/HALCoRe_derivate_00000576/03
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Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
_Praesentation_ROB2005_htm/ROB2005_Kernaussagen/index.htm
(Stand: 02.01.2007)
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http://www.rhein-kreis-neuss.de/ (Stand: 02.01.2007)
§
http://www.pub.arbeitsamt.de/hst/services/statistik/000000/html/start/kart
en/aloq_kreis.html (Stand: 02.01.2007)
§
http://www.pub.arbeitsamt.de/hst/services/statistik/000000/html/start/inde
x.shtml (Stand: 02.01.2007)
§
http://www.statistik-bw.de/ (Stand: 02.01.2007)
§
http://www.deutsche-metropolregionen.org/ (Stand: 02.01.2007)
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http://www.bbr.bund.de/cln_006/DE/Home/homepage__node.html__nnn
=true (Stand: 02.01.2007)
§
http://www.ils.nrw.de/index.html (Stand: 02.01.2007)
§
http://www.zukunftsregionen.de/modellregionen/metro.htm
(Stand: 02.01.2007)
§
http://www.ngz-online.de/public/article/regional/ngzspecials/wirtschaft/2005/exporeal/319373 (Stand: 02.01.2007)
§
http://www.insm-regionalranking.de/ (Stand: 02.01.2007)
§
http://www.stuttgart.ihk24.de/produktmarken/startseite/index.jsp
(Stand: 02.01.2007)
§
http://www.wegweiserdemographie.de/ (Stand: 02.01.2007)
§
http://www.helmholtz.de/de/Aktuelles/Reden/Regionale_Vernetzung_von
_Wissenschaft__Forschung_und_Wirtschaft___Innovationsschub_fuer_
Deutschland_.html;jsessionid=3C8BA14D40C14E8FEAAFFBF0378D60
B3 (Stand: 02.01.2007)
§
http://idw-online.de/pages/de/news187741 (Stand: 02.01.2007)
14.2 Interviews
§
Frau Hürth, Betriebsleiterin Familienbad „De Bütt“, Stadt Hürth,
5.12.2006, 14:00 Uhr
§
Frau Körner, Tourismusbeauftragte, Stadt Brühl, 30.11.2006, 12:00 Uhr
§
Frau Litto, Ansprechpartnerin, Rhein-Erft Tourismus e.V., 15.11.2006,
10:00 Uhr
§
Herr Tepner, Schlossverwaltung Augustusburg, 8.12.2006, 9:00 Uhr
242
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
§
Herr Tost, Vorstandsvorsitzender, Kerpen-Touristik e.V., 11.11.2006,
14:30 Uhr
14.3 Schriftliche Literatur (Broschüren, Magazine & Zeitungen)
§
Daten und Fakten, Kerpen-Touristik e.V., 2006
§
Regionomica Standortanalyse Rhein-Erft, 2003
§
Rhein-Erft Tourismus e.V. Satzung, 2003
§
Tagen
und
Übernachten
im
Rhein-Erft-Kreis
2006/7,
Rhein-Erft
Tourismus e.V., 2006
§
Verkehrsentwicklungsplan Rhein-Erft-Kreis 2006
§
Bertelsmann Stiftung (Hrsg.)
Kommunen
schaffen
Zukunft
-
Reformimpulse für Entscheider Gütersloh 2004
§
Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Wegweiser Demographischer Wandel
2020. Gütersloh 2006
§
Prof. Dr. Hentze, Henner, Dipl.-Betriebsw. Hinkelmann, Doris; Alternde
Belegschaften - Herausforderung für die betriebliche Personalpolitik der
Zukunft
§
Dr.
Kinkel,
Steffen,
Dr.
Produktionsverlagerungen
ins
Lay,
Gunter,
Ausland
und
Spomenka,
Maloka
Rückverlagerungen
Karlsruhe 2004
§
Landesregierung Nordrhein-Westfalen Den demographischen Wandel
in Nordrhein-Westfalen gestalten Düsseldorf 2005
§
Sozialer Wandel in Deutschland; Information zur politischen Bildung
Nr.269;Hrsg. Bundeszentrale für politische Bildung; Bonn 2004
§
„ziel-2 Programm. Das Förderhandbuch für das NRW-EU Ziel 2
Programm (EFRE-Teil)“, herausgegeben von der Europäischen Union
und dem Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Energie NRW
§
„Ausländische
Firmen
in
Nordrhein-Westfalen.
September
2005“,
herausgegeben von der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung NRW mbH
§
„NRW. Deutschlands Investitionsstandort Nr.1“, herausgegeben von der
Gesellschaft für Wirtschaftsförderung NRW mbH
§
Deutschland 2020 – Die demographische Zukunft der Nation, BerlinInstitut für Weltbevölkerung und globale Entwicklung, 2004 und 2006
243
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
§
Aus Politik und Zeitgeschichte: Soziale Milieus. 44-45/2006. Bonn 2006
§
Aus Politik und Zeitgeschichte: Familienpolitik. 23-24/2005. Bonn 2005
§
Aus Politik und Zeitgeschichte: Kommunen im Wandel. 21-22/2006.
Bonn 2006
§
Aus Politik und Zeitgeschichte: Entwicklung durch Migration. 27/2005.
Bonn 2005
§
Mitgliederzeitschrift der katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands:
Frau + Mutter. Ausgaben 09/2006- 12/2006. Düsseldorf
§
Kölner-Stadt-Anzeiger, Dienstag 24. Oktober, Seite 12
§
Kölner-Stadt-Anzeiger, Dienstag 28. November, Seite 30 und 39
§
Kölner-Stadt-Anzeiger, Mittwoch 29. November, Seite 34
§
Kölner-Stadt-Anzeiger, Dienstag 14. Dezember, Seite 38
§
Kölner-Stadt-Anzeiger, Freitag 15. Dezember, Seite 28
§
Kölner-Stadt-Anzeiger, Dienstag 19. Dezember, Seite 34
14.4 Bücher
§
Breit, Gotthard (Hrsg.), Die alternde Gesellschaft Schwalbach/Ts. 2005
§
Kämpfer, Thomas (Hrsg.), Interkommunale
Zusammenarbeit,
Münster
1997
§
Roloff, Juliane; Demographischer Faktor, Hamburg 2003
§
Tichy, Roland & Andrea; Die Pyramide steht Kopf - Die Wirtschaft in der
Altersfalle und wie sie ihr entkommt, München 2001
§
Franz-Xaver
Kaufmann;
Schrumpfende
Gesellschaft,
Vom
Bevölkerungsrückgang und seinen Folgen, Frankfurt am Main 2005
§
Horst W. Opaschowski; Besser leben – schöner wohnen?, Leben in der
Stadt der Zukunft; Darmstadt 2005
244
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
15 Erklärung
„Die Studierenden der Projektgruppe versichern, dass sie die Projektarbeit
selbstständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen und
Hilfsmittel benutzt haben.“
Der
Projektsprecher
bestätigt
mit
seiner
Unterschrift
die
Erklärung
stellvertretend im Namen der gesamten Projektgruppe.
04.01.2007, gez. Alexander Götz
Datum, Unterschrift des Sprechers der Projektgruppe
245
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
16 Anlagen
16.1 Zielvereinbarung – Projektauftrag
Auftraggeber:
Fachhochschule für
öffentliche Verwaltung
NRW, Abteilung Köln
und
Der Landrat des RheinErft-Kreises
Projektauftrag
Datum:
27.10.2006
Verfasser/Innen:
Studenten der
Fachhochschule für
öffentliche Verwaltung
NRW, Abteilung Köln
Projektbezeichnung:
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises –
Standortanalyse und Entwicklungschancen
Projektteilnehmer/Innen:
Uwe Dornieden, Stadt Düren
Eva Einsiedel, Stadt Köln
Monir El Boujaddaini, Stadt Köln
Alexander Götz, Stadt Bedburg (Projektsprecher)
Thomas Peters, Stadt Köln
Ellen Schiffer, Stadt Frechen
Natalia Schlidt, Stadt Köln
Marc Steven, Rhein-Erft-Kreis
Christoph Wagner, Stadt Kerpen
Sandra Wolf, Rhein-Erft-Kreis
Lenkungsteam:
Dr. Coerw Krüger, Projektleitung
Renate Könen, Projektbetreuung Rhein-Erft-Kreis
Hildegard Jansen, Ausbildungsleitung Rhein-Erft-Kreis
Thomas Lierz, Wirtschaftsjunioren der IHK zu Köln
Bernhard Keppeler, Wirtschaftsförderung Rhein-Erft GmbH
246
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Aufgabenstellung:
Die Studierenden haben die Aufgabe, eine Analyse über die Zukunftsfähigkeit
des Rhein-Erft-Kreises unter dem Gesichtspunkt des demographischen
Wandels bis 2020 – mit Ausblick bis 2050 – zu erstellen.
Als Basis gelten die entsprechenden statistischen Daten von 1995 bis 2005
sowie das Gutachten der Regionomica über die Entwicklung des Rhein-ErftKreises in dieser Zeit.
Durch Analyse vorhandener Daten der entsprechenden zugänglichen Stellen
sollen Rückschlüsse auf wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen in
der Zeit zwischen 1995 und 2005 sowie der Zukunft bis zum Jahr 2020
getroffen werden.
Ferner geht es um die Frage, wie wettbewerbsfähig der Rhein-Erft-Kreis in
Deutschland und der globalisierten Welt ist, und welches Potenzial der Kreis
hat, sich gegenüber den anderen Zukunftsregionen und Clustern in
Deutschland durchzusetzen.
Ziel der Projektarbeit soll sein, durch die zu ermittelnden statistischen Daten bis
2005 und der Prognose bis 2020, Handlungsfelder aufzuzeigen, die den
Landrat – als kommunalpolitischen Entscheidungsträger – wie auch die
Regierungen in Nordrhein-Westfalen und der Bundesrepublik Deutschland – in
Form der Entscheidungsträger des Landes und des Bundes – von
Lösungsansätzen für eine zielgerichtete Entwicklung des Rhein-Erft-Kreises zu
einer wettbewerbsfähigen Zukunftsregion – unter dem Gesichtspunkt des
demographischen Wandels – überzeugen.
Die Ergebnisse werden in schriftlicher Form (bis zu 200 Seiten ohne Anlagen)
festgehalten und im Anschluss der Projektphase der FHöV NRW, Abt. Köln,
sowie dem Rhein-Erft-Kreis in einer Präsentation vorgestellt.
Ausgangslage (Hintergrund des Projektes):
Bis zum Jahr 2020 werden die meisten Kreise und Städte an Bevölkerung
verlieren. Gewinne ließen sich nur noch durch Zuwanderer erzielen. Ein
verschärfter Wettbewerb der Regionen ist damit vorprogrammiert. Wer wird ihn
bestehen? Wie wird sich der Rhein-Erft-Kreis bis 2020 demographisch
verändern? Um die „Zukunftsfähigkeit“ auf regionaler Ebene zu beurteilen,
erfolgt eine Prüfung anhand verschiedener Indikatoren.
Projektziele:
1. Erstellung einer Analyse der demographischen Entwicklung von 1995 bis
zum Jahr 2005 für den Rhein-Erft-Kreis
2. Erstellung einer Prognose des demographischen Wandels bis zum Jahr
2020 – mit Ausblick 2050 – für den Rhein-Erft-Kreis
247
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
3. Erstellung einer Standortanalyse für den Rhein-Erft-Kreis unter
Einbeziehung
wirtschaftlicher
und
gesellschaftlicher
Entwicklungsschwerpunkte
4. Vergleich Rhein-Erft-Kreis mit anderen Zukunftsregionen in Deutschland
unter Einbeziehung verschiedener Gutachten, Ausarbeitungen und
Zukunfts-rankings
5. Erstellung eines Katalogs von Handlungsperspektiven für eine zukunftsorientierte Entwicklung des Rhein-Erft-Kreises unter Einbeziehung der
kommunalen und staatlichen Ebene
Inhaltliche Gliederung der Projektarbeit – Verteilung der Aufgaben:
Rhein-Erft 2020 – Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises unter dem
Aspekt des demographischen Wandels
•
Einleitung (Monir El Boujaddaini)
Rhein-Erft 2020 – Ziele des Projektes
Vorstellung des Rhein-Erft-Kreises und seiner kreisangehörigen
Kommunen
•
Geschichte der Bevölkerungswissenschaft im Einklang mit den Zielen
des Projektes und der Frage: Warum man sich mit der Demographie
auseinandersetzt? (Monir El Boujaddaini)
•
Metropolregionen in Deutschland - Bedeutung für die Zukunft (Alexander Götz)
•
Demographische Entwicklung
Bevölkerungsstand (Thomas Peters)
§ IST-Stand 1995 – 2005
o Altersstruktur
o Ausländeranteil
o Zu- und Abwanderungen
o Geburten- und Sterbefälle
§ Fazit
Bevölkerungsprognose (Eva Einsiedel)
§ Altersstruktur
§ Ausländeranteil
§ Zu- und Abwanderungen
§ Geburten- und Sterbefälle
§ Planungsvorhaben Wohnbebauung
o Mietspiegel, Bodenrichtwert
§ Fazit
Vergleich der zuvor erarbeitenden demographischen Daten des
Rhein-Erft-Kreises mit den demographischen Daten des RheinKreises Neuss und dem Landkreis Böblingen sowie Benotung und
Fazit der demographischen Entwicklung (Alexander Götz)
248
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
•
Wirtschaftliche Entwicklung (Marc Steven)
Standortanalyse und Standortfaktoren
§ harte Faktoren
§ weiche Faktoren
§ Arbeitslosigkeit
§ Beschäftigungsförderung
Vergleich der zuvor erarbeitenden wirtschaftlichen Daten zum
Rhein-Erft-Kreis mit den wirtschaftlichen Daten vom Rhein-Kreis
Neuss und Landkreis Böblingen sowie Benotung und Fazit der
wirtschaftlichen Entwicklung (Alexander Götz)
Tourismus ( Natalia Schlidt )
-
•
Gesellschaftliche Entwicklung (Ellen Schiffer)
Szenarien der Geburtenentwicklung
Elterngeld
Familie und Beruf – Standortanalyse im Rhein-Erft-Kreis
Befragungsbogen / Meinungen
Stadt der Kinder = Stadt der Zukunft
Niedersachsen – Vergleich mit anderen Bundesländern
-
•
Bundesweiter Wettbewerb der Zukunfts- und Metropolregionen
(Alexander
Götz)
Vergleich Rhein-Erft-Kreis durch verschiedene Gutachten mit dem
Rhein-Kreis Neuss und dem Landkreis Böblingen
Zufriedenheits-Ranking des Internetportals meinestadt.de
Beurteilung der Zukunftsfähigkeit durch das Berlin-Institut für
Weltbevölkerung und globale Entwicklung
Wirtschafts- und Kreisranking der Zeitschrift „FOCUS Money“
Zukunfts- und Kreisranking der Prognos AG
Zukunfts- und Kreisranking der Initiative Neue Soziale
Marktwirtschaft
Beurteilung der Zukunftsfähigkeit anhand der vorliegenden
Gutachten und den drei Vergleichskreisen
•
Handlungsperspektiven für die Zukunft der Region Rhein-Erft
Regionalentwicklung durch Maßnahmen des Landes / Bundes
(Christoph Wagner)
§
§
§
§
Subventionen
Förderungen
Infrastruktur
Abgabenpolitik
249
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
-
•
Handlungsfelder der kommunalen Ebene (Sandra Wolf & Uwe Dornieden)
§ Gewerbestandsförderung
§ Gewerbeansiedlung (Existenzgründungen)
§ Niedrige Gebühren, Steuern und Beiträge
§ Ausweisung von Gewerbe- und Industrieflächen
§ Mittelstandsfreundliche
Verwaltung
–
Kurze
Verwaltungswege
§ Interkommunale Zusammenarbeit
§ Familienpolitik in der Zukunft
§ Seniorenpolitik
§ Integrationspolitik
Resümee (Gesamte Projektgruppe)
Zusammenfassung aller Erkenntnisse und Ergebnisse und
Auswertung aller Faktoren sowie Angabe von Chancen, Risiken
und Perspektiven von Rhein-Erft 2020
Die Projektgruppe behält sich vor, während der Projektarbeit einzelne Punkte
der Gliederung zu verändern bzw. noch detaillierter darzustellen. Die
Projektleitung und
–betreuung wird über entsprechende Änderungen durch den Projektsprecher
informiert.
Zeitrahmen (Meilensteinplanung):
Die Projektarbeit beginnt am 27.10.2006 und ist spätestens am 05.01.2007 in
schriftlicher Form abzugeben. Darüber hinaus ist eine Präsentation für die
Vorstellung der Projektergebnisse zu erstellen.
1. Vorlaufphase
06.10.2006
13.10.2006
18.10.2006
23.10.2006
24.10.2006
Erstes Projekttreffen / Vorstellung / Einführung
2. Projekttreffen der Studierenden im Kreishaus
- Besprechung des Zeitplans und
- des Inhaltsverzeichnisses der Gesamtarbeit,
- eventuell bereits Aufgabenverteilung
- Benennung des Projektsprechers
- Konkretisierung der Problemstellung und Zielfeststellung
Auftaktveranstaltung „Optima. Frauen Unternehmen
Zukunft“ Ratssaal der Stadt Frechen,10.00 – 12.00 Uhr
Vortrag in der IHK Köln: „Die demografische Entwicklung
– Herausforderung und Chancen“ 16.00 Uhr
Fachtagung „Der demographische Wandel unter der
Geschlechterperspektive“ in Leverkusen 09.30 – 15.15
Uhr
250
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
3. Projekttreffen der Studierenden um 14.00 Uhr
Kreishaus KT 1.7 mit Herrn Dr. Krüger
- Gespräch über den Vortrag bei der IHK
- Besprechung der einzelnen Themen
- Literaturaustausch, Infoaustausch
- Ergänzungen
- Vorbereitung auf den Termin mit dem Landrat
2. Projektrealisierungsphase
Freitag,
Projektstart
27.10.2006
Donnerstag,
4. Projekttreffen 08.30 – 14.00 Uhr im Kreishaus
02.11.2006
mit dem Landrat, Raum KT 1.7
Im Anschluss:
- Besprechung der einzelnen Themen und
- Gespräch über die Literaturbeschaffung und Infohilfen
- Literaturverzeichnis erarbeiten bzw. abarbeiten
Donnerstag,
5. Projekttreffen der Studierenden 10.00 Uhr 09.11.2006
14.00 Uhr, KT 1.7
- Besprechung der bisher erarbeiteten Schriften und
Abgleich mit den einzelnen Projektteilnehmern
- Erste Vorstellungen der Ergebnisse und Klärung von
Fragen
Donnerstag,
6. Projekttreffen, 10.00 Uhr - 14.00 Uhr, KT 1.10
16.11.2006
- Besprechung der bisher erarbeiteten Schriften und
Abgleich mit den einzelnen Projektteilnehmern
- Abgabe eines Rohentwurfes an Herrn Dr. Krüger und
Frau Könen
Donnerstag,
7. Projekttreffen, 10.00 Uhr - 14.00 Uhr, KT 1.7
23.11.2006
- Besprechung der bisher erarbeiteten Schriften und
Abgleich mit den einzelnen Projektteilnehmern
- Es besteht die Möglichkeit, sich mit Herrn Thomas Lierz
– Wirtschaftsjunioren Köln – auszutauschen
Donnerstag,
8. Projekttreffen, 10.00 Uhr - 14.00 Uhr, KT 1.7
30.11.2006
- Besprechung der bisher erarbeiteten Schriften und
Abgleich mit den einzelnen Projektteilnehmern
Donnerstag,
9. Projekttreffen, 10.00 Uhr - 14.00 Uhr, KT 1.7
07.12.2006
- Besprechung der bisher erarbeiteten Schriften und
Abgleich mit den einzelnen Projektteilnehmern
Donnerstag,
10. Projekttreffen, 10.00 Uhr - 14.00 Uhr, KT 1.10
14.12.2006
- Besprechung der bisher erarbeiteten Schriften und
Abgleich mit den einzelnen Projektteilnehmern
- Zusammenstellung der einzelnen Arbeiten und
Bearbeitung der Gesamtarbeit
- Abgabe der vorläufigen Entwürfe an Herrn Dr. Krüger,
um etwaige Veränderung seitens der Projektleitung
vorzunehmen
26.10.2006
251
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Dienstag,
19.12.2006
11. Projekttreffen, 10.00 Uhr - 14.00 Uhr, KT 1.7
- Besprechung der bisher erarbeiteten Schriften und
Abgleich mit den einzelnen Projektteilnehmern
- Reinschrift und gemeinsames „Gegenlesen“
- Besprechung der abgegeben vorläufigen Entwürfe mit
Herrn Dr. Krüger
20.12.2006
bis Zusammenfügen der einzelnen Bestandteile der
02.01.2007
Projektarbeit und Erarbeitung des Resümees der
Projektarbeit von einem von der Projektgruppe zu
ernennenden Studierenden
03.01.2007
Druck der Projektarbeit
04.01.2007
Ende des Projektstudiums
3. Nachlaufphase
05.01.2007
Abgabe der Projektarbeit in der FHöV NRW, Abt.
Köln
16.01.2007
12. Projekttreffen, 16.00 Uhr, KT 1.32 (kleiner
Sitzungssaal)
18.01.2007
Probe-Probe-Präsentation
13. Projekttreffen, 16.00 Uhr, KT 1.32
(kleiner
Sitzungssaal)
24.01.2007
Probe-Präsentation mit gleichzeitigem Kolloquium
14. Projekttreffen, 16.30 Uhr, KT 1.32 (kleiner
Sitzungssaal)
31.01.2007
Präsentation der Projektarbeit (m. Benotung d.
Einzelvorträge)
15. Projekttreffen, 17.00 Uhr, KT E.1 (großer
Sitzungssaal)
Präsentation von Teilen der Projektarbeit während der
Sitzung des Ausschusses für Soziales, Gesundheit,
Senioren und Familie
Betreuung durch den Rhein-Erft-Kreis:
Eine Betreuung durch den Rhein-Erft-Kreis ist gewährleistet. So stellt der
Rhein-Erft-Kreis
geeignete
Räumlichkeiten
für
die
wöchentlichen
Projektgruppensitzungen zur Verfügung.
Frau Könen begleitet das Projekt als Projektbetreuerin und ist ständige
Ansprechpartnerin für die Studierenden.
252
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Berichtswesen:
Die Studierenden berichten (bedarfsgerecht vereinbarte Jour- fix Termine)
sowie in Form von Protokollen über die wöchentlichen Sitzungen der
Projektgruppe (ggf. per e-Mail):
•
•
der Projektleitung (Herrn Dr. Krüger)
der Projektbetreuung (Frau Könen)
über den Stand ihrer Arbeit.
16.2 Protokoll über die 2. Sitzung der Studierenden
PROTOKOLL
über die 2. Projektsitzung der Studierenden
Datum:
13.10.2006
9:00 – 12:30
Uhrzeit:
Kreishaus
Ort/Raum:
Inhalt der Sitzung:
Die Sitzung der Studierenden am 13.10.2006 begann um 9:00 mit der weiteren
Auswertung der Vorstellungen und Ideen von Herrn Dr. Krüger über die zu
erarbeitende Projektarbeit. Mit Hilfe der Vorarbeit von Frau Schiffer (Themen
und Zeitplan) und Herrn Götz (Themengliederung) erstellte die Projektgruppe
die Grobgliederung, die Herrn Dr. Krüger und Frau Könen dann am 26.10.2006
vorgelegt wird/wurde. Dann wurden auch die ersten Teile der Grobgliederung
als Einzelarbeiten ausgewählt und an die Studierenden verteilt. Anschließend
einigte man sich auf einen Zeitplan, dass die Abgabe pünktlich zum 04.01.2007
erfolgen soll. Jedoch solle die Hauptarbeit bis Mitte Dezember erledigt werden,
so dass über die Weihnachtsfeiertage die einzelnen Projektarbeiten zu einer
253
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Projektarbeit zusammengefügt werden können. Schließlich wurde beschlossen,
dass sich die Studierenden im wöchentlichen Rhythmus jeweils am Donnerstag
treffen. Am Ende der Sitzung wurde der Projektsprecher einstimmig gewählt.
Projektsprecher ist/wurde Herr Götz. Die weiteren Planungen der Termine und
inhaltlichen Details sollten in den nächsten beiden Sitzungen am 26.10.2006
und 02.11.2006 erfolgen. Jedoch entschied man sich für erste Recherchen und
den Austausch von Ergebnissen untereinander. Die Sitzung endete gegen
12:30.
Fehlende Mitglieder:
Frau Wolf (Urlaub), Herr Dornieden (Urlaub)
Bedburg, der 02.11.2006
gez. Alexander Götz
Projektsprecher
16.3 Protokoll über die 3. Sitzung der Studierenden
PROTOKOLL
über die 3. Projektsitzung der Studierenden
Datum:
26.10.2006
14:00 – 16:00
Uhrzeit:
Kreishaus/KT .7
Ort/Raum:
Inhalt der Sitzung:
Die Sitzung begann um 14:00. Herr Dr. Krüger und Frau Könen wollten den
Studierenden ihre Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge zu der
erarbeitenden Gliederung der Projektarbeit mitteilen. Dazu überreichte Herr. Dr.
Krüger den Studierenden ein von ihm erstelltes Konzept über Ziele und wichtige
Punkte der Projektarbeit zum Thema „Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises.“
Nach Erläuterung der einzelnen Punkte der Gliederung der Studierenden durch
254
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
die Studierenden, überzeugte Herr Dr. Krüger das Konzept und er genehmigte
es als Arbeitsgrundlage für die Projektarbeit. Weiterhin wurden weitere
organisatorische Punkte auf den 02.11.2006 verlagert. Die Sitzung endete um
ca. 16:00.
Fehlende Mitglieder:
Keine
Bedburg, der 09.11.2006
gez. Alexander Götz
Projektsprecher
16.4 Protokoll über die 4. Sitzung der Studierenden
PROTOKOLL
über die 4. Projektsitzung der Studierenden
Datum:
02.11.2006
8:30 – 10:30
Uhrzeit:
Kreishaus/KT 1.7
Ort/Raum:
Inhalt der Sitzung:
Die Sitzung der Studierenden am 02.11.2006 begann um 8:30 mit dem
Grußwort des Landrates des Rhei-Erft-Kreises. Um 9:00 zog sich die
Öffentlichkeit aus der Sitzung zurück und die Studierenden diskutierten das
weitere Verfahren in der Projektarbeit. So einigte man sich, dass Herr El
Boujaddaini sich bei der Einleitung/Prolog kurz fassen wird, sollte er nicht auf
die entsprechende Seitenzahl kommen, wird er Herr Steven mit der
Standortanalyse oder Frau Wolf/Herr Dornieden mit den Handlungsfeldern
behilflich sein. Darüber hinaus wurde der Punkte „Tourismus“ auf Wunsch von
Frau Schlidt detailgenauer definiert. So soll es hier nicht nur um kulturelle
Sehenswürdigkeiten gehen, sondern vielmehr um die gesamten Perspektiven
255
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
des Tourismus, allen voran Übernachtungen, Besucherzahlen und deren
Vergleich. Weitere Abstimmungen zu den einzelnen Themen wird es bei der
nächsten Sitzung geben, denn man einigte sich auf das allgemeine Ende der
Informationssammlung zum 09.11.2006 und der danach beginnenden Phase
der Diskussion über Details einzelner Punkte. Darüber hinaus einigte man sich
darauf, dass Kernpunkte der Projektarbeit zum 14.12.2006 feststehen sollen
(Reinschrift der Projektarbeit) um etwaige Korrekturen bis zum 19.12.2006 zu
erledigen und dann über Weihnachten die Projektarbeit zusammenzufügen und
in den Druck zu geben. Die Projektsitzung endete gegen 10:30 und vertagte
sich auf den 09.11.2006
Fehlende Mitglieder:
Keine
Bedburg, der 02.11.2006
gez. Alexander Götz
Projektsprecher
16.5 Protokoll über die 5. Sitzung der Studierenden
PROTOKOLL
über die 5. Projektsitzung der Studierenden
Datum:
09.11.2006
10:00 – 12:00
Uhrzeit:
Kreishaus/KT 1.7
Ort/Raum:
Inhalt der Sitzung:
Die Sitzung der Studierenden begann um 10:00. Thema der Sitzung waren die
Fortschritte bei der Arbeit mit dem jeweiligen Projekt. Dazu gab Frau Könen
bekannt, dass Herr Dr. Krüger erste Rohentwürfe der Arbeiten der
Studierenden bis zum 17.11.2006 per Mail erwartet, um Verbesserungen und
256
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Änderungen zeitnah vorzunehmen. Die Studierenden erklärten sich bereit den
Termin einzuhalten und Herrn Dr. Krüger bis Donnerstag Abend die ersten
Entwürfe zu schicken.
Darüber hinaus wurden entscheidende inhaltliche Punkte beraten. Zum einen
ging es um die Arbeit von Herrn El Boujaddaini. Wir haben in der Projektgruppe
festgelegt, dass Herr El Boujaddaini im Kontext mit dem Thema die Einleitung
über den Rhein-Erft-Kreis kurz und prägnant halten wird. Zudem sollen zwar
alle zehn kreisangehörigen Städte und Gemeinden vorgestellt werden, diese
aber auch in einer kurzen Form mit wenig statistischen Angaben und
Überschneidungen zu anderen Themenfeldern anderer Projektteilnehmer.
Weiterhin wird Herr El Boujaddaini die Ziele des Projektes mit dem Thema:
„Geschichte der Bevölkerungswissenschaft“ verbinden, so dass sich daraus
ergibt, dass es zu einem kurzen und prägnanten geschichtlichen Teil kommt,
der erläutern soll, warum man sich mit Demographie und Entwicklung einer
Region beschäftigt. Dies solle wie gesagt im Kontext mit den Projektzielen
behandelt werden. Sollte Herr El Boujaddaini nicht auf die erforderliche Anzahl
der Seiten kommen, wird er einen anderen Studierenden unterstützten.
Dies wurde im übrigen für alle Studierenden festgelegt. Sollte sich bei
jemanden ein Defizit an der Anzahl der Seiten ergeben, wird derjenige dann bei
einem anderen Thema mithelfen.
Danach wurde das Thema von Frau Schlidt (Tourismus) aufgegriffen. Sie
erläuterte uns ihr Problem bei der Informationsbeschaffung, u.a. beim
Phantasialand. Es wurde angeregt, sich zwar auf Großprojekte zu beziehen,
doch aber auch andere komplexere Themen mit einzubinden. Dazu wird Frau
Schlidt in der nächsten Woche Gespräche mit mehreren Institutionen führen.
Sodann wurden die Punkte „Vergleich Prognose mit IST-Stand 1995-2005“ und
„Maßnahmen der öffentlichen Hand“ durch die Projektgruppe von der
Gliederung gestrichen.
Vielmehr gab es noch Beratung zum Austausch von Literatur. Frau Einsiedel
hat Herrn Götz ein Buch des Berlin-Institutes zur Verfügung gestellt und Herr
Wagner wird der gesamten Projektgruppe eine Datei zukommen lassen, über
eine Analyse der demographischen Entwicklung einer weiteren Institution. Frau
Schiffer brachte auch einen Artikel über den Aussagekraft von Prognosen bis
257
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
ins Jahr 2050 in die Gesprächsrunde. Ein Statistiker entkräftet so manche
Prognose die jetzt bis zum Jahr 2050 getroffen wurde
(www.destatis.de/bevoelkerung2050) . Die Studierenden einigten sich darauf,
solche Bemerkungen und Kritikpunkte an Prognosen in die Projektarbeit mit
einfließen zu lassen.
Schließlich wurden die Themenbereiche nochmals deutlich abgegrenzt. So
wurden Newsletter – die Frau Schiffer von Frau Könen per Mail erhielt –
themengerecht verteilt. Außerdem verständigten sich Frau Wolf und Herr
Dornieden auf eine Aufteilung der Themen der Handlungsfelder der
kommunalen Ebene. Hinzu kommt, dass man entstehende Überschneidungen
in den Themen nicht vorkommen lassen will, so dass die gesamte Arbeit später
aus einem Guss präsentiert werden kann. Weiterer Gesprächsbedarf und
Probleme bestanden nicht, so dass die Sitzung gegen 12:00 endete.
Projektteilnehmer, die die letzte Woche unterwegs waren:
Frau Schiffer war am 08.11.2006 bei der Stadtverwaltung Frechen
Herr Götz war am 08.11.2006 bei der Stadtverwaltung Bedburg
Fehlende Mitglieder:
Keine
Bedburg, der 09.11.2006
gez. Alexander Götz
Projektsprecher
16.6 Protokoll über die 6. Sitzung der Studierenden
PROTOKOLL
über die 6. Projektsitzung der Studierenden
Datum:
16.11.2006
10:00 – 10:45
Uhrzeit:
258
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Kreishaus/KT 1.10
Ort/Raum:
Inhalt der Sitzung:
Die Sitzung der Studierenden begann um 10:00. Thema der Sitzung waren die
Fortschritte bei der Arbeit mit dem jeweiligen Projekt. Dazu gab Frau Könen
bekannt, dass es zwei Präsentationen geben wird. Die erste Präsentation wird
durch die Projektleitung bewertet werden. Dabei soll jedem Studierenden ca. 10
min Zeit gegeben werden, um seine Projektarbeit inhaltlich vorzustellen. Die
zweite Präsentation wird dann am 31.01.2007 im Rahmen einer
Ausschusssitzung stattfinden. Der Projektgruppe wird dort ein Zeitrahmen von
20 min eingeräumt. Darüber hinaus wurden entstandene Probleme und einige
Sachfragen geklärt. Die Sitzung der Studierenden endete um 10:45.
Projektteilnehmer, die die letzte Woche unterwegs waren:
Frau Schlidt war am 11.11.2006 bei Kerpen Touristik e.V.
Frau Schlidt war am 15.11.2006 bei Rhein-Erft-Tourismus
Herr El Boujaddaini war am 13.11.2006 in der Fachhochschule des Bundes für
öffentliche Verwaltung bei einer Veranstaltung zum demographischen Wandel
Fehlende Mitglieder:
Keine
Bedburg, der 16.11.2006
gez. Alexander Götz
Projektsprecher
259
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
16.7 Protokoll über die 7. Sitzung der Studierenden
PROTOKOLL
über die 7. Projektsitzung der Studierenden
Datum:
23.11.2006
10:00 – 16:00
Uhrzeit:
Kreishaus/KT 1.7
Ort/Raum:
Inhalt der Sitzung:
Die Sitzung der Studierenden begann um 10:00. Thema der Sitzung waren die
Fortschritte bei der Arbeit mit dem jeweiligen Projekt. Hinzu kam die
Anwesenheit von Herrn Lierz von den Wirtschaftsjunioren Köln. Er beantworte
bis 12:00 Fragen der Studierenden in den Bereichen Tourismus, Demographie,
Wirtschaft und Familienpolitik. Um 14:00 fand dann die Aussprache mit Herrn
Dr. Krüger und Frau Könen zu den ersten Rohentwürfen der Studierenden statt.
Die Projektspitze unterbreitete ein paar Verbesserungsvorschläge – sieht die
Studierendengruppe aber auf einen sehr guten Weg. Detaillierte
Verbesserungsvorschläge erhielt jeder Studierende in individueller Form.
Darüber hinaus wurden entstandene Probleme und einige Sachfragen geklärt.
Die Sitzung der Studierenden endete um 16:00.
Projektteilnehmer, die die letzte Woche unterwegs waren:
Frau Schiffer war am 20.11.2006 bei einer Vortragsreihe in Gelsenkirchen
Fehlende Mitglieder:
Eva Einsiedel
Bedburg, der 27.11.2006
gez. Alexander Götz
Projektsprecher
260
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
16.8 Protokoll über die 8. Sitzung der Studierenden
PROTOKOLL
über die 8. Projektsitzung der Studierenden
Datum:
30.11.2006
10:00 – 11:00
Uhrzeit:
Kreishaus/KT 1.7
Ort/Raum:
Inhalt der Sitzung:
Die Sitzung der Studierenden begann um 10:00. Thema der Sitzung waren die
Fortschritte bei der Arbeit mit den jeweiligen Projektteilen. Hinzu kam die
Bekanntgabe durch Frau Könen, dass die Studierenden bereits am 14.12.2006
eine vorläufige Endfassung ihrer Arbeit der Projektleitung vorlegen sollen. Die
Ergebnisse der Arbeiten werden dann am 19.12.2006 besprochen. Danach wird
dann das Zusammenfügen der einzelnen Projektteile erfolgen. Hinzu kommt die
Bekanntgabe durch Frau Könen, dass in der nächsten Woche Vertreter der
Bundesvereinigung mittelständischer Wirtschaft für Fragen zur Verfügung
stehen werden. Die Studierenden legten sich bereits auf entsprechende
Formatierungsvorschriften für die Projektarbeit fest – u.a. die Seitenränder
(oben 2,5 cm / unten 2,0 cm / links 2,5 cm / rechts 3,5 cm), Schriftart (Arial),
Schriftgröße (12) und Zeilenabstand (1,5 Zeilen). Darüber hinaus wurden
entstandene Probleme und einige Sachfragen geklärt. Schließlich einigte man
sich auf die Abgrenzung der Themen seitens Frau Schiffer und Frau Wolf (siehe
Projektauftrag). Die Sitzung der Studierenden endete um 11:00.
261
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Projektteilnehmer, die die letzte Woche unterwegs waren:
Herr Dornieden, Frau Schiffer, Herr Steven und Frau Wolf waren am
29.11.2006 bei Herrn Keppeler von der Wirtschaftsförderung Rhein-Erft GmbH
Frau Schlidt war am 30.11.2006 – ca. 12 Uhr – bei der Tourismusbeauftragten
der Stadt Brühl
Fehlende Mitglieder:
Uwe Dornieden, Marc Steven (erkrankt)
Bedburg, der 30.11.2006
gez. Alexander Götz
Projektsprecher
16.9 Protokoll über die 9. Sitzung der Studierenden
PROTOKOLL
über die 9. Projektsitzung der Studierenden
Datum:
07.12.2006
10:00 – 11:00
Uhrzeit:
Kreishaus/KT 1.7
Ort/Raum:
Inhalt der Sitzung:
Die Sitzung der Studierenden begann um 10:00. Thema der Sitzung waren die
Fortschritte bei der Arbeit mit den jeweiligen Projektteilen.
Hinzu kam die Bekanntgabe durch Frau Könen, dass die Studierenden nach
der Vorstellung der Ergebnisse und dem letzten Aufzeigen von
Richtungstendenzen durch Herrn Dr. Krüger und Frau Könen die Möglichkeit
erhalten am 19.12.2006 bereits erste mündliche Ergebnisse der Projektgruppe
zu präsentieren.
Darüber hinaus gab Frau Könen die Idee, Fotos jedes Projektteilnehmers bzw.
ein Foto der gesamten Projektgruppe der Projektarbeit (im geplanten
262
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Internetauftritt) voranzustellen. Die Studierenden entschieden sich in der
Sitzung für ein gemeinsames Gruppenfoto aller Teilnehmer bzw. der
Studierenden und den jeweiligen Mitgliedern des Lenkungsteams.
Mithin entschieden sich die Studierenden in ihrer Sitzung, dass zum jetzigen
Zeitpunkt (Fortschritte in den einzelnen Arbeiten) ein Treffen mit dem
Bundesverband mittelständischer Wirtschaft keine Fortschritte und neue
Erkenntnisse liefern würde – für das Resümee wäre eine neue Sichtweise
sicherlich hilfreich, aber das Resümee wird auch als Vernetzung, Verzahnung
und Schlussfolgerung aus den einzelnen Projektteilen gebildet und würde
durch neue Informationen nicht mehr in den Kontext der Projektarbeit passen.
Deshalb bittet die Projektgruppe Frau Könen zu diesem Zeitpunkt keinen
Termin mit dem Bundesverband mittelständischer Wirtschaft mehr
festzusetzen. Allerdings begrüßt die Projektgruppe die Anwesenheit des
Verbandes in den Präsentationsrunden.
Die Studierenden legten gleichwohl fest, dass nach der letzten Abgabe
(14.12.2006) und Besprechung der Ergebnisse (19.12.2006) die einzelnen
Projektteile im Zeitraum 20.12.2006 bis 23.12.2006 an den Studierenden
geschickt werden, der die Arbeit dann im Inhalt und Form zusammenfügt. Der
Studierende für die Bearbeitung der Gesamtarbeit ist Alexander Götz.
So dann legten sich die Studierenden fest, dass bei der Präsentation der
einzelnen Vorträge der Studierenden einheitliche formelle Standards (für die
PC-Präsentation) genutzt werden sollen. Eine entsprechende Vorlage für das
Programm PowerPoint von Microsoft wird in den nächsten Tagen erstellt.
Darüber hinaus wurden entstandene Probleme und einige Sachfragen geklärt.
Die Sitzung der Studierenden endete um 11:00.
Projektteilnehmer, die die letzte Woche unterwegs waren:
Frau Schiffer führte in dieser Woche verschiedene Interviews im Rhein-ErftKreis
Frau Schlidt war bei Frau Hürth von der Stadt Hürth
Fehlende Mitglieder:
Eva Einsiedel, Christoph Wagner (erkrankt)
Bedburg, der 07.12.2006
gez. Alexander Götz
Projektsprecher
263
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
16.10Protokoll über die 10. Sitzung der Studierenden
PROTOKOLL
über die 10. Projektsitzung der Studierenden
Datum:
14.12.2006
10:00 – 10:30
Uhrzeit:
Kreishaus/KT 1.10
Ort/Raum:
Inhalt der Sitzung:
Die Sitzung der Studierenden begann um 10:00. Thema der Sitzung waren die
Fortschritte bei der Arbeit mit den jeweiligen Projektteilen sowie der Stand der
Abgaben der Arbeiten an die Projektleitung und -betreuung.
Hinzu kam die Bekanntgabe das der vorgesehene Fototermin am 19.12.2006
gegen 10:15 stattfinden wird. Es wird gebeten, dass alle Studierenden pünktlich
erscheinen. Voraussichtliches Fehlen durch Krankheit sollte darüber hinaus
bereits am Vortag bei Frau Könen gemeldet werden.
Herr Götz legte den Studierenden zwei Layoutvorschläge für die Gestaltung der
Projektarbeit und für die Gestaltung der Präsentationsfolien vor. Die
Studierenden begrüßten den Vorschlag, so dass beide Layouts für Projektarbeit
und –Präsentation verwendet werden können.
Zuletzt einigte man sich beim Resümee darauf, dass jeder Studierende aus
seinem Projektteil einen markanten Punkt / Teil herausnimmt, der dann
abschließend für die Zukunftsfähigkeitsbeurteilung des Kreises über die
gesamten Themen dient. Auch wurde vorgeschlagen neue und noch nicht
bearbeitete Thesen und Vorschläge am Ende zu präsentieren. Jeder
Studierende wird entsprechende Vorschläge zu seinem Teil an Herrn Götz
264
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
weiterleiten, der dann das Resümee in Zusammenhang mit dem
Zusammenfügen der Projektteile bearbeitet.
Darüber hinaus wurden entstandene Probleme und einige Sachfragen geklärt.
Die Sitzung der Studierenden endete um 10:30.
Fehlende Mitglieder:
Eva Einsiedel
Bedburg, der 14.12.2006
gez. Alexander Götz
Projektsprecher
16.11Protokoll über die 11. Sitzung der Studierenden
PROTOKOLL
über die 11. Projektsitzung der Studierenden
Datum:
14.12.2006
10:00 – 13:30
Uhrzeit:
Kreishaus/KT 1.7
Ort/Raum:
Inhalt der Sitzung:
Die Sitzung der Studierenden begann um 10:00. Thema der Sitzung waren die
Fortschritte bei der Arbeit mit den jeweiligen Projektteilen.
Herr Dr. Kürger und Frau Könen zeigten den Studierenden nach der Abgabe
der vorläufigen Endfassungen am 14.12.2006 letzte Richtungstendenzen auf
und gaben weitere hilfreiche Tipps für den Abschluss der Projektarbeit.
Hinzu kam der Termin für das Foto zum Internetauftritt und zum Einpflegen in
die Projektarbeit der Studierendengruppe mit dem Lenkungsteam (ohne Herrn
Keppeler und Herrn Lierz).
Die Studierenden einigten sich mit Herrn Dr. Krüger und Frau Könen auf eine
265
Rhein-Erft 2020
Zukunftsfähigkeit des Rhein-Erft-Kreises – Standortanalyse und
Entwicklungschancen
Einladungsliste für die Präsentationsveranstaltungen am 24.01.2007 und
31.01.2007. Weitere Ergänzungen zu der bisherigen Einladungsliste für
den 31.01.2007 werden bei Herrn Götz gesammelt und Frau Könen dann
weitergeleitet. Die Studierenden werden gebeten entsprechende
Vorschläge zeitnah mitzuteilen.
Sodann einigten sich die Studierenden auf eine Probe-Probe-Präsentation um
innerhalb der Projektgruppe die Vorträge zu evaluieren. Die Probe-ProbePräsentation wird am 16.01.2007 um 16 Uhr im Raum KT 1.32 beginnen.
Weiterhin legte die Projektgruppe den 03.01.2007 als Drucktermin fest. Herr
Götz wird am besagten Tag zwischen 8 und 9 Uhr die Projektarbeit auf einer
CD in die Druckerei des Kreishauses bringen. Es wird zwei Druckexemplare
geben – ein Exemplar verbleibt bei Frau Könen. Das zweite Exemplar wird laut
der Anlage 6 der Studienordnung der FHöV NRW (Richtlinien zur Durchführung
von Projekten à http://www.fhoev.nrw.de/291.0.html bzw.
http://www.fhoev.nrw.de/288.0.html) am 05.01.2007 fristgerecht bei der FHöV
NRW Abt. Köln abgeben.
Ferner konnten die Studierenden erste Ergebnisse in freier Rede vorstellen.
Herr Dr. Krüger und Frau Könen stellten einige Fragen und es entstand eine
angeregte Diskussion über einige Punkte.
Herr Götz bat die Studierendengruppe ab jetzt und bis spätestens 22.12.2006
die Endfassungen der Projektteile an seine Mailadresse
([email protected]) zu senden, damit die Projektarbeit noch zeitnah von
ihm zusammengefügt werden kann.
Zuletzt wurden entstandene Probleme und letzte Sachfragen geklärt. Die
Sitzung der Studierenden endete um 13:30.
Fehlende Mitglieder:
Bedburg, der 19.12.2006
gez. Alexander Götz
Projektsprecher
266