Schnapsbrennen Druck.cdr
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M. Tobias Schnaps brennen Tipps und Tricks ISBN 978-3-00-030601-3 Grundlagen der HausSchnaps-Destillation Foto einer Profianlage, Deutschland 100 % Mit 100% Grundlagenwissen sind Sie reif für diesen Witz: Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verfassers. 2. Auflage 2011 ISBN 978-3-00-030601-3 Der junge Richter fragt einen erfahrenen Kollegen: „Ich habe da einen Schwarzbrenner, der Pflaumenschnaps produziert hat. Wie viel soll er dafür bekommen?“ „Auf keinen Fall mehr als fünf Euro pro Liter!“ Ende Nachwort Trotz sorgfältiger Bearbeitung können sich Fehler einschleichen. Für Hinweise bin ich dankbar. Ich hoffe, dass Ihnen das Heft bei der Arbeit geholfen hat. Über positive Kritiken freue ich mich natürlich besonders. Manche Prozesse sind nicht optimal, aber so beschrieben, dass sie mit Haushaltsmitteln ausgeführt werden können. Wenn Sie zu bestimmten Punkten eine andere Meinung haben oder andere Erfahrungen gemacht haben, üben Sie bitte Nachsicht. Manche Fragen der „Geistes-Wissenschaften“ sind Glaubens- und Geschmacksfragen. Fast alles was hier beschrieben ist, wurde vom Verfasser getestet und verkostet. Das heißt, es sind keine ungeprüft abgeschriebenen oder kopierten Rezepte enthalten. Verfahren, die wegen ihres erhöhten Aufwandes ohnehin für den Hausgebrauch eher schwer beherrschbar erscheinen, bleiben den Profis vorbehalten. Das Handbuch ist eine Hilfe für alle, die gern einen guten Schnaps, Likör, Rumtopf, Eierlikör usw. selber herstellen möchten. Es beschreibt einfach, verständlich und nachvollziehbar den gesamten Verarbeitungsprozess vom Zusammenstellen der Zutaten über die Vergärung und Destillation bis zum Ausschank. Besonderer Wert wird auf eine sichere Verarbeitung gelegt. Erfolg ist damit garantiert. Die aus dem Schulunterricht bekannte Tatsache, dass Alkohol aus einer alkoholhaltigen, vergorenen Flüssigkeit durch Kochen herausdestilliert werden kann, wird als bekannt vorausgesetzt. Weitere Vorkenntnisse sind nützlich nicht notwendig. Marmelade kochen ist auch nicht komplizierter. Verfasser: M. Tobias Abschließend möchten wir Ihnen viel Erfolg und bei aller Kocherei allzeit einen klaren Kopf wünschen. Der Verfasser und seine gut gelaunte Assistentin 48 100 % 2,1 % 01 Inhalt Was/Wo? Quellenangaben Vorwort .................................................................................. 03 Teil 1 Grundlagen der Alkoholerzeugung ............................. 04 Hefen ..................................................................................... 06 Turbohefen ............................................................................. 08 Planung .................................................................................. 09 Zusatzstoffe, Tests und Spezialverfahren .................................... 10 Teil 2 Einen gärfähigen Ansatz vorbereiten ................................. 11 Obst und Früchte verarbeiten .................................................... 11 Die Gärung ............................................................................. 12 Getreidemaische aufsetzen ....................................................... 13 - Das Grundrezept ...................................... 16 - Rezept für Backhefen ................................. 18 - Rezept für Turbohefen ............................... 19 Arbeit mit den Grundrezepten .................................................... 20 Die Bestimmung des Zuckergehalts ........................................... 22 Die Quellenangaben beziehen sich auf Bezugsquellen und Lieferanten für Materialien und Rohstoffe. Für Online-Shops werden die Suchbegriffe angegeben, die möglichst zielgenau auf das Produkt verweisen. Aquarienheizung „Bodenheizung 80W“ Backhefe - Supermarkt Dimmer „Steckdosendimmer“ Einkochtopf – „Brutmaschinen direkt vom Hersteller“ Espresso-Maschine - „Kaffeebereiter aus Italien“ Enzyme – „ Komplettenzym, Amylase, Enzym“ Teil 3 Aufbau einer Brennanlage ................................................ 23 Teil 4 Gesetzeskonforme Anlage ............................................... 25 Teil 5 Destillieren der Ansätze .................................................. 27 Die Destillation ....................................................................... 27 Die Bestimmung des Alkoholgehalts ........................................... 29 Teil 6 Spezielle Getränke .......................................................... 31 Grundlage des guten Geschmacks .............................................. 31 Lagerung................................................................................. 32 Zucker vergären ....................................................................... 33 Obstbrände.............................................................................. 33 Getreidebrand, Wodka............................................................... 34 Reisschnaps ............................................................................. 34 Whisky….................................................................................. 35 Topinambur / Kartoffeln............................................................. 36 Absinth ................................................................................... 36 Rum........................................................................................ 37 Abfüllung, Etikettierung ............................................................. 38 Etiketten – „Machen Sie Ihre eigenen Etiketten“ Teil 7 Erfahrungen sammeln ...................................................... 39 Kupferrohr für Kühler - Baumarkt Teil 8 Oft gestellte Fragen ........................................................ 42 Flaschen – „Schraubverschluss und Kunststoff Schraubverschluss“ Gäraufsatz – „Gäraufsatz“ Hefenährsalz – „Hefenährsalz“ Kühler aus Ascheeimer - Baumarkt Leistungsmesser „Energiemesser Leistungsmesser“ bei EBAY Maischefass – „Maischefass“, Baumarkt Malz „Malzextraktpulver, Backmalz, Malzsirup, Flüssigmalz“ Obstmühle - „Rübenmühle“ oder „Obstmühle“ oder „Beerenmühle“ Oechslewaage – Mostwaage, Mostspindel Plastikschlauch 25 * 2,5 mm - Baumarktartikel Turbohefe – „Turbohefe“ Whiskyhefe – „Whiskyhefe“ Quellenangaben (Bezugsquellen, Internet) .................................. 47 02 4,2 % 97,9 % 47 Woher bekomme ich die im Heft beschriebenen Geräte und Einzelteile? Die wichtigsten Bezugsquellen sind am Schluss der Broschüre unter Quellenangaben aufgeführt. Für Produkte, die überwiegend über Online-Shops vertrieben werden, sind im Anhang treffsichere Suchbegriffe benannt. Lohnt sich das Brennen von billigem Wein aus dem Supermarkt? Ja, das lohnt sich für den Supermarkt. Für den Eigenbedarf ist es nicht rentabel. Vergleicht man den Preis für 50 Liter Supermarkt-Wein mit dem Aufwand für die gleiche Menge Apfelmaische mit Zuckerzusatz, beantwortet sich die Frage selbst. Fragen ... die ich mir selbst beantwortet habe! Vorwort Alle, die gerne selbständig arbeiten, ihre Freizeit sinnvoll nutzen möchten und einen guten Tropfen zu schätzen wissen, finden hier praktische Anregungen und Rezepte. Wenn Sie die Früchte des Gartens zu Marmelade kochen, einen Kuchen damit backen, Trockenfrüchte herstellen oder einfach alles zum Nachtisch als Likör servieren, haben Sie das gute Gefühl, sparsam, verantwortungsbewusst und im eigenen Interesse gehandelt zu haben. Mit einem guten Tröpfchen in einer markanten Flasche, mit dem selbst entworfenen Etikett haben Sie immer ein gutes Geschenk für Freunde und eine Eintrittskarte für die nächste Fete. Falls Ihnen diese „häuslichen“ Tätigkeiten Freude und Entspannung bereiten, gibt das Heft jede Menge Anregungen und Rezepte für die eigene Arbeit. Der Verfasser hat seine Erfahrungen unter Anderem durch jahrelange eigene Arbeiten und Praktika gewonnen. In den letzten Jahren haben sich viele Rezepte und Verfahren angesammelt, so dass ständig Freunde und Bekannte nach Einzelheiten gefragt haben. Daraus entstand der Entschluss, die wichtigsten Fakten zu Papier zu bringen. Alle Randprobleme, die keine oder nur geringe praktische Bedeutung haben, werden bewusst weggelassen, um die Arbeiten einfach und überschaubar zu halten. Für Folgen aus Fehlinterpretationen oder Alkoholgenuss ohne Grenzen ist der Verfasser nicht verantwortlich. Da die Gesetze innerhalb der EU unterschiedliche Anwendungen erlauben, ist auch die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften des jeweiligen Anwenderlandes Sache des Nutzers. Es ist wie beim Autofahren. Fahren ist nicht verboten, aber wer große Trucker bewegt, muss eine Lizenz besitzen, wenn er auf öffentlichen Straßen fährt. Alles andere ist Schwarzfahren und verboten. In Deutschland gilt unter Anderem die Branntwein-Monopolverordnung. Dann zum Wohl und viel Erfolg! 46 95,8 % 6,2 % 03 Teil 1 Grundlagen der Alkoholerzeugung Seit dem Altertum soll die Menschheit einen großen Teil ihrer Ernte vergoren haben, in dem Glauben, die daraus entstehenden Getränke hellen die Stimmung auf. Irgendwie lagen sie damit auch nicht ganz falsch, denn diese Meinung geistert noch heute durch die Köpfe der Menschen. Die Getränke nutzen den Zucker der unterschiedlichsten Früchte- und Getreidesorten und nennen sich vielfach Bier oder Wein, obwohl sie nach deutschem Recht diese Namen nicht führen dürften. Auch den alten Ägyptern und den alten Germanen wird nachgesagt, sie hätten getrunken. Die neuen Germanen stehen ihnen in dieser Hinsicht nicht nach. Zu den bahnbrechenden Erfindungen in der Entwicklung der Menschheit gehört zweifellos die Erfindung der Dampfmaschine und der Destille. Obwohl beide Maschinen gemeinsame Wurzeln haben, wurde die Destille aus Bedarfsgründen viel früher entwickelt. Für uns Neumenschen ist es nicht wirklich wichtig, ob die alten Ägypter, die Sumerer oder vielleicht die Deutschen zuerst zur Destille gegriffen haben. Wichtig ist, wie sie das gemacht haben und wie wir die Methoden unseren heutigen Wünschen anpassen. Dies wird in der Folge genau beschrieben, so dass jeder Interessierte sich hobbymäßig beteiligen kann. Das soll dann auch zum Rückblick in die Geschichte ausreichen. Bei der Ausübung des Hobbys sind eine Reihe von Gesetzen und Vorschriften einzuhalten, deren Inhalt im Rahmen diese Heftes nur in Umrissen unvollständig wiedergegeben werden kann. Am besten wäre es, den fröhlichen, heiteren und geselligen Anteil des Klaren herauszudestillieren und alles Andere kommt in den Abfall. Das geht allerdings so leider nicht. Und damit sind wir mitten in der Thematik angekommen. Eigentlich ist alles ganz einfach, aber im konkreten Fall lauern doch viele Fallen. Nicht die raffinierte Anlage und Ausrüstung des Herstellers, sondern die Qualität der Rohstoffe, die Abläufe bei der Gärung und der Sachverstand des Brenners sind entscheidend für die Qualität des Produktes. Man kann nichts in den Schnaps „hineinbrennen“ was nicht schon im Ansatz enthalten ist und man kann nicht herausholen, was nicht vorher darin enthalten war. 04 8,3 % Ist eine Heizleistungskontrolle (Steuerung/Regelung) notwendig? Beim Heizen mit Induktionskochplatten ist eine Einstellmöglichkeit vorhanden. Es unbedingt notwendig, die Leistung nach dem Hochheizen zu reduzieren. Bei zu hoher Heizleistung während des Brennens werden Wasserteile und unerwünschte Geschmacksstoffe mit herausgeschleudert, die einen faden Beigeschmack verursachen oder der Schnaps wird trübe. Mit reduzierter Heizleistung gebrannter Alkohol schmeckt sauberer. Die herkömmlichen Kochplatten mit Thermostatschalter sind weniger gut geeignet. Statt die Heizleistung zu reduzieren, schalten sie nur träge zwischen Volllast und Null hin und her und verzögern damit den gesamten Ablauf. Die Früchte wachsen im Sommer. Was kann man in der kalten Jahreszeit tun? Für die kalten Monate, in denen keine Früchte reifen, eignen sich Getreidemaischen besonders gut zur Verwertung. Die Getreideart ist Geschmackssache. Weizen und Gerste sind geeignet, aber auch aus Reis kann man einen ganz speziellen, markanten Reisschnaps herstellen. Genaue Anwendungsvorschriften sind hierbei einzuhalten. Und Grog oder Glühwein mit Schnaps sind auch gut für die kalte Jahreszeit. Welche Behälter sind als Maischebehälter vorzuziehen, Metalloder Kunststoffbehälter? Die in Baumärkten angebotenen lebensmittelechten Maischefässer sind eine gute Wahl. Metallgefäße werden teilweise durch Fruchtsäuren und andere Stoffe angegriffen und sind für längere Aufbewahrung als Gärbehälter ungeeignet. Teurer Edelstahl ist die Wahl der Industrie. Wie behandelt man einen misslungenen (verdorbenen) Ansatz? Pech gehabt. Rettungsversuche sind riskant. Das Ergebnis solcher Rettungsversuche ist nicht klar vorhersehbar. Also besser die Ursache finden und neu ansetzen! Bei Beachtung der hier vorgeschlagenen Arbeitsabläufe passiert dies nicht oder ist zumindest äußerst unwahrscheinlich. Was ist in Deutschland bezüglich Heimbrennerei erlaubt und was ist verboten? Das ist im Wesentlichen in der Branntweinmonopolverordnung geregelt. Wer ganz sicher gehen will, kann dort nachlesen. Verboten ist das private Brennen zum privaten Verbrauch nicht, nur stark reglementiert und eingeschränkt. 93,7 % 45 Zum Inhalt der Broschüre: Welche Kochplatte ist die günstigste zum Destillieren? Prinzipiell kann man mit Gas oder elektrisch heizen. Besonders praktisch sind die Induktionskochplatten mit 2000 Watt einstellbarer Heizleistung. Diese sind im Fachhandel erhältlich. Voraussetzung ist ein Kessel aus Eisenwerkstoffen. Schnellkochtöpfe oder sonstige unklare Böden sind mit einem Dauermagneten vorher zu testen. Wenn ein Dauermagnet am Boden hängen bleibt, ist der Topf für Induktionskochplatten geeignet. Was muss ich über Weinkrankheiten wissen? Die bekannten Weinkrankheiten haben keine Chance, wenn genau und professionell gearbeitet wird. Wenn sich dennoch eine Krankheit einschleicht, ist es besser, die gesamte verdorbene Maische zu vernichten, als irgendein Risiko einzugehen und weitere Arbeit darin zu investieren. Besteht die Gefahr der Erblindung, wie oft in den Medien berichtet wird? Die Gefahr besteht nicht bei reinem biologisch (aus Fruchtweinansätzen korrekt gegorenem) gebrannten Alkohol. Es gilt immer: Der Alkohol aus einem guten „Fruchtwein“ kann nicht schädlicher sein als der Wein selbst. Dann ist der Anteil an gefährlichen Methylalkoholen sehr gering und unbedenklich. Ein solch geringer Anteil ist unvermeidlich immer vorhanden. Die Produktion von Methylalkohol erfolgt ganz anders und mit anderen Ausgangsstoffen als hier beschrieben. Wenn ich ein Fahrrad zusammenbaue kann auch keine Waschmaschine entstehen. Ziel soll es sein, mit einfachen Mitteln und mit minimalem Aufwand einen qualitativ hochwertigen, schmackhaften und sauberen Trinkalkohol herzustellen. Dieser wird in Deutschland allgemein als Schnaps bezeichnet. Dabei kann durchaus naturnah gearbeitet werden. Naturnah bedeutet, man kann mit einfachen Mitteln ohne viele Zusatzstoffe arbeiten. l Wasser l Zucker (aus unterschiedlichen Quellen) l Hefe ... sind prinzipiell ausreichend um Alkohol zu erzeugen und zu destillieren. Den Hefen kommt eine ganz besondere Bedeutung zu. Fertige Rezepte ohne Umrechnung und Theorie erleichtern die Arbeit. Grundlage aller Brennerei ist eine vergorene Flüssigkeit mit einem möglichst hohen Alkoholgehalt, das sogenannte Brenngut. Für dessen Qualität sind unter anderem die Hefen zuständig. Beim Kochen dieses Brenngutes wird vor dem Wasser zuerst der Alkohol mit seinem niedrigen Siedepunkt verdampfen. Dieser Dampf wird in einem Kühler abgekühlt und wieder verflüssigt. Es entsteht der sogenannte Rohbrand. Dieses Grundwissen ist aus dem Schulunterricht allgemein bekannt und bildet die Basis jeder Brennerei. ...und ein paar Gerätschaften sind auch notwendig. Wie kann man die Brenntemperatur konstant auf 78° C halten? Die Temperatur bleibt von selbst am Siedepunkt stehen, solange noch Alkohol ausgekocht wird. Es handelt sich hierbei um einen physikalischen Haltepunkt, etwa wie beim Schmelzen von Eis in einer Flüssigkeit. Die Temperatur bleibt auch solange bei 0° C, bis das Eis geschmolzen ist. Eine zusätzliche Regelung ist dazu nicht erforderlich. Es werden insgesamt zwei Haltepunkte durchlaufen. Der 65-Grad-Punkt des Methylalkohols (tritt bei Fruchtansätzen in kleinen Mengen nicht wirklich auf) und der 78-Grad-Punkt.Wenn der 78-Grad-Punkt nach oben durchlaufen ist und die Temperatur sich weiter erhöht, ist das ein Zeichen für den Beginn des sog. Nachlaufes. 44 91,7 % 10,4 % 05 Hefen Vor dem Brennen kommt die Gärung. Während der Gärung erzeugen Hefen aus Zucker den Alkohol. Hefen sind einzellige Lebewesen. Wir sind auf die zuverlässige Arbeit der Hefen angewiesen. Sind sie schwach, krank, dem Tode nahe oder falsch gefüttert, können sie nicht optimal für uns arbeiten. Hefen „essen“ Zucker und wandeln diesen in Alkohol um. Wie kann eine Maische komplett gelieren? Meine Oma hat mehrere Rezepte, u. A. eins für Apfelgelee und eins für Apfelschnaps. Wenn sie wegen fehlender Brille beide vertauscht, kann so etwas schon mal vorkommen. Also: keinen Gelierzucker verwenden! - dann bleibt bei unseren Rezepten alles schön flüssig. Grundsätzlich hat die Zubereitung des Brenngutes einige Gemeinsamkeiten mit der Wein- oder Bierherstellung und alle diesbezüglich bekannten Tatsachen über Hefen usw. gelten sinngemäß auch bei der Vorbereitung eines Ansatzes zur Schnapsgewinnung. Der Ablauf und die Ziele unterscheiden sich jedoch grundsätzlich von dem der Weinbereitung. Zur Schnapsgewinnung wird weder Wein noch Bier hergestellt und dann gebrannt, sondern eine Vorstufe davon wird genutzt. Mehr dazu im Kapitel über die Zubereitung der Maische. Braucht man ein Thermometer zum Brennen? Vorteilhaft ist ein Thermometer im Kessel in jedem Fall. Mit etwas Übung kann aber auch alles über den zeitlichen Ablauf gesteuert werden und dann geht es auch ohne. Der Ablauf ist bei gleicher Füllmenge immer sehr ähnlich und damit gut überschaubar. In beiden Prozessen sind die Hefen die eigentlichen Alkoholproduzenten. Sie bilden aus Zucker den gewünschten Alkohol und als „Abfallprodukt“ das gasförmige Kohlendioxid. Der Zucker kommt aus den Früchten, wird als Weißzucker zugesetzt oder entsteht während der Verarbeitung durch Verzuckerung von Stärke. Hefen kommen in der Natur gemeinsam mit Obst, Beeren und Pflanzen nahezu überall vor. Naturhefen bringen jede Obst- oder Früchtemischung ohne weiteres Zutun zum Gären. Diese zufällige sogenannte Spontangärung wurde lange Zeit bis zur Entdeckung der Hefen genutzt. Sie arbeitet ohne Hefezusatz. Diese Art der Gärung entzieht sich weitgehend unserer Kontrolle und bringt nur einen geringen Alkoholgehalt von weniger als 8 Prozent Alkoholgehalt hervor. Eigentlich wollen wir diese Art der Gärung vermeiden oder wenigstens anteilig gering halten. Für eine kontrollierte Gärung, wie die Weingärung, wurden spezielle Reinzuchthefen gezüchtet. Diese sind erhältlich in guten Fachgeschäften und Drogerien und werden im Allgemeinen nach der Edelweinmarke benannt, von der sie abstammen und deren Geschmack sie ausprägen sollen. Wie lange kann man eine fertig ausgegorene Maische stehen lassen? Ein paar Tage sind unkritisch. Um Krankheiten und weiteren unkontrollierten Prozessen keine Chance zu geben, müssen die Behälter geschlossen gehalten und zeitnah weiterverarbeitet werden. In der kalten Jahreszeit ist dies weniger problematisch. Durch eine längere Lagerung der Maische wird das Aroma stärker ausgeprägt. In den Wintermonaten passiert normalerweise nichts. Kann ich mich durch das ausströmende Kohlendioxid vergiften oder daran ersticken? Kohlendioxid wirkt erstickend und sinkt zu Boden. Die Mengen, die in der Heimbrauerei entstehen, ziehen mit der normalen Belüftung mit ab. Es sind keine Unfälle bekannt. Wie stark schlagen die Kühlwasserkosten zu Buche? Die Kosten für Kühlwasser sind vernachlässigbar. Bei Verwendung einer Anlage mit stehendem Wasser wie dem im Heft beschriebenen Sparkühler wird kein Wasser verbraucht. Man kann das Kühlwasser nach der Arbeit zum Reinigen der Geräte verwenden. Wer einmal eine solche Anlage betrieben hat, wird die herumhängenden Schläuche von Durchlaufkühlern nicht vermissen. Die Beschreibung enthält auch einen Hinweis auf die maximale Alkoholausbeute. Selbstverständlich kann ein so erzeugter Wein weiterverarbeitet und gebrannt werden. Zur reinen Schnapsherstellung sind auch die Backhefen aus den Kühlregalen der Supermärkte gut geeignet. 06 12,5 % 89,6 % 43 Teil 8 Oft gestellte Fragen Wie kann ich die optimale Gärtemperatur gewährleisten? Die optimale Gärtemperatur wird erreicht, indem der gesamte Gärprozess in die warmen Sommermonate gelegt wird. Dazu braucht man keine elektronische Regelung, keinen technischen Aufwand und keine zusätzlichen Energiekosten - nur Sonnenschein. Kann große Hitze im Sommer die Gärung zum Erliegen bringen? Nein. Die Maische gärt nur etwas schneller. Die Hefen kommen mit jedem Sommerwetter klar. Wie lange muss Ansatz gären? Die Dauer reicht von wenigen Tagen bis 6 Wochen. Wichtig ist, dass die Gärung beendet ist bevor man brennt. Man erkennt das an der beendeten Kohlendioxidentwicklung. Es bildet sich kein Schaum mehr auf der Oberfläche. Die Oberfläche ist glatt und die festen Bestandteile sind zu Boden gesunken, aufgelöst oder stark verfärbt. Welcher Kühler ist besser? Glas oder Kupfer? Die Art des Kühlers kann man später nicht am Geschmack erkennen. Glas hat den Vorteil, dass man die Kondensation gut beobachten kann. Kupfer ist unempfindlicher gegen Bruch. Beides hat seine Berechtigung. Bei der Gärung soll Wärme frei werden. Kann dies dazu führen, dass die Hefen Schaden nehmen? In dem Umfang der privaten Anwendung spielt die entstehende Wärme keine Rolle. Bei kleinen Maischemengen ist die Oberfläche des Behälters relativ groß, so dass die entstehende Wärme keine merkliche Temperaturerhöhung bewirkt. Ist es wahr, dass Brennereien durch ausströmende brennbare Gase explodieren können? Diese Gefahr besteht. Viele ehrbare Brenner haben so vorzeitig ihr Leben verloren. Durch entweichendes Alkohol - Luftgemisch kann eine Explosion ausgelöst werden. Aus einer funktionierenden Anlage darf kein Dampf entweichen. Trotzdem muss immer mit der notwendigen Sorgfalt gearbeitet werden. 42 87,5 % Turbohefen verkürzen die Gärdauer erheblich und erhöhen die Alkoholausbeute bis auf etwa 18 Prozent. Während des Gärprozesses treten mehrere Faktoren auf, die dem gewünschten Ziel, einer hohen Alkoholausbeute, entgegenwirken. Hefen ernähren sich von Zucker. Ist der Zuckergehalt des Ansatzes jedoch zu hoch, überwiegt die Konservierungswirkung und unterbindet die Gärung. Dieser Fehler kann jedoch praktisch kaum auftreten, da nur sehr starke Überzuckerungen dazu führen könnte. Die Temperatur der Hefe darf nicht zu hoch werden. Hohe Temperaturen töten die Hefen. Deshalb niemals heiße Zuckerlösungen in einen Ansatz gießen, der bereits Hefen enthält. Bei Temperaturen unterhalb 7° C setzt die Gärung vieler Hefen aus oder verlangsamt sich, die Hefen reduzieren ihren Stoffwechsel. Deshalb sind fertige Maischeansätze stets bei behaglich warmen Temperaturen abzustellen, zum Beispiel im Heizungskeller oder im Sommer im Freien auf der Sonnenseite des Hauses. Alkohol besitzt ebenfalls konservierende Kräfte und tötet Hefen ab, wenn die Konzentration über 20 Prozent ansteigt. Damit ist dann auch eine natürliche Grenze für die maximale Alkoholausbeute gesetzt. Dem bei der Gärung entstehenden Kohlendioxid kommt noch eine ganz besondere Aufgabe zu. Kohlendioxid ist schwerer als Luft und bildet damit im Gärbehälter eine natürliche Schutzschicht. Diese schützt unseren Ansatz gegen allerlei Schädlinge, allerdings nur solange die Gärung läuft, also solange Kohlendioxid entsteht. Das ist ein Grund dafür, weshalb ein fertig ausgegorenes Brenngut nicht unbegrenzt gelagert werden kann. Selbstverständlich gehören Gärbehälter abgedeckt, aber niemals dicht verschlossen. 14,6 % 07 Das Kohlendioxid würde den Behälter unter Umständen sprengen. Die aus der Weinherstellung bekannten Gärröhrchen sind bei einem 50 LFass überlastet. Größere Ausführungen werden unter dem Namen Gäraufsatz angeboten. Diese können die entstehenden Gasmengen abführen. Wenn der Deckel nicht dicht abschließt, kann man ein Tuch unter den Deckel legen, das verhindert, dass die lästigen Gärfliegen an die Maische herankommen. Neben dem Alkohol entstehen eine Reihe anderer Stoffe, die jedoch größtenteils nicht destillieren und damit im Endprodukt nicht enthalten sind. Die Anwendung der im Handel erhältlichen Backhefen ist einfach, weil sie sofort einsatzfähig sind, wenn sie in Wasser gelangen. Sie werden lauwarm in Wasser mit etwas Zucker eingerührt bzw. nach Anleitung auf der Verpackung (bei Weinhefen) verarbeitet. Wenige Minuten nach dem Einrühren hört man ein deutlich zischendes Geräusch aus dem Topf. Jetzt sind die Hefen startklar, um sie der Maische zuzusetzen. Die Gärung beginnt sofort, zu erkennen an der Schaumbildung auf der Oberfläche. Backhefen aus dem Supermarkt sind eine sichere Lösung. Aber Hefe ist nicht gleich Hefe und wer es darauf anlegt, den Geschmack durch die Hefen zu beeinflussen, hat dann auch die Qual der Wahl. Whiskyhefen, Wodkahefen, Bierhefen, Backhefen oder Weinhefen und die Liste lässt sich fortsetzen, sind der speziellen Aufgabe angepasst. Mit Turbohefen geht alles etwas schneller und Hefenährsalze beschleunigen ebenfalls den Gärprozess. Unabhängig davon funktionieren alle hier beschriebenen Rezepte auch mit ganz normaler Backhefe. Mit diesem Grundwissen über Hefen und deren Einsatz kann man einen Ansatz zur Gärung vorbereiten. Geheimnisse gibt es nicht. Die Fragen eines interessierten Schülers aus Deutschland werden ausführlich beantwortet. Selbstverständlich gehört zu jedem Lehrgang auch die geschmackliche Beurteilung. Natürlich wird gekostet und verglichen. Nichts schmeckt besser als frischer Naturschnaps in dieser Umgebung. Mehrere Destillen arbeiten gleichzeitig. Zum Abschied gab es noch einen Snack aus frischen Tomaten und Fisch. An solchen Tagen gilt: Es kann nur einer siegen- die Vernunft oder der Durst. Die Fässer lassen erkennen: hier wird nicht gekleckert sondern ... gebrannt. Turbohefen Turbohefen werden zunehmend eingesetzt, weil sie die Gärdauer erheblich verkürzen und vermehrt Alkohol erzeugen. Sie bestehen aus einem Gemisch aus speziell gezüchteten Hefen und Hefenährstoffen, die ein optimales Hefewachstum gewährleisten. Der entscheidende Vorteil liegt in der gesteigerten Alkoholausbeute bis 18 Prozent, verbunden mit eine kurzen Gärzeit. Die Gärung verläuft so stürmisch, dass der Eindruck entsteht, die Maische will schäumend den Topf verlassen. Deshalb unbedingt genügend Reserve in den Maischefässern einplanen, damit nichts überläuft. Die Turbohefen sind sicher in der Anwendung. Die genauen Beschreibungen stehen auf der Verpackung. 08 16,7 % 85,4 % 41 In südliche Länder mit einer langen Schnapstradition zwecks Fortbildung zu reisen, ist jedoch kein Problem. Zu meinen persönlichen Reisezielen gehört seit vielen Jahren Bulgarien und nach den ersten Besuchen und Erfahrungsaustauschen lief die Brennerei in der Heimat ebenfalls besser. Bulgarien hatte weniger einschränkende Landesgesetze. Das Brennen für den privaten Gebrauch war dort legal und öffentlich einsehbar für jeden, der sich dafür interessierte. Die Anlagen sind stationär und gemauert und haben eine wesentlich höhere Leistung als die selbst gebastelten aus der Heimat. Die Leute setzen ihre Maischen selbst an und bringen sie zum Brennen in zentrale Brennereien. Danach werden diese Maischen einzeln gebrannt, so dass jeder Lieferant seinen eigenen Schnaps zurück bekommt. Als Früchte werden vorwiegend Weintrauben, Aprikosen, Feigen und auch Getreide verwendet. Durch den freieren Umgang mit der Brennerei hat sich das Wissen und die Tradition dieser Arbeit wesentlich besser entwickelt als im Vergleichsland Deutschland. Jeder kleine Gärtner, jeder Landwirt und selbst die Stadtbewohner beherrschen die Schnapsherstellung mit der Selbstverständlichkeit, mit der wir in Deutschland beispielsweise Suppe oder Kaffee kochen. Als Heizmaterial wird Holz verwendet. Für die gleichmäßige Wärmezufuhr ist der Brennmeister verantwortlich. Zuviel Heizleistung bringt Qualitätsverluste, zu wenig Leistung bringt zu wenig Alkohol und verlängert die Brennzeit. Bei Außentemperaturen von vierzig Grad ist das ein echter Knochenjob. Da heißt es, arbeiten oder genießen. Für Nachlässigkeiten oder Sorglosigkeit ist ohnehin kein Platz. Ein Fehler in der Anlage kann wegen der offenen Flammen im Brennraum sofort zur Katastrophe durch Explosion führen. 40 83,3 % Nach wenigen Minuten beginnt die Gärung mit der ersten Schaumbildung an der Oberfläche. Zu beachten ist, dass die Rezeptur gegenüber der „normalen“ Hefe zu verändern ist. Der Vorteil wird nur ausgeschöpft, wenn auch der Zuckergehalt im Ansatz entsprechend erhöht wird. Um die angegeben kurzen Gärzeiten zu erreichen, ist die Fruchtmischung besonders fein zu verarbeiten. Größere Mengen sollen sich nach Herstellerangaben erwärmen. Das spielt im Hobbybereich bei kleinen Mengen eine untergeordnete Rolle. Planung Vor jeder planmäßigen Arbeit steht ein Konzept. Zunächst ist die Frage zu klären, wie viel Alkohol erzeugt werden soll. Der pro Kopf Verbrauch liegt in Deutschland bei ca. 10 Litern reinem Alkohol und Jahr. Die Mengen, die der Hobbybrenner herstellt, sind eher geringfügig. Das liegt u.a. an den Anlagen, mit denen nur Kleinstmengen erzeugt werden können. Das Brennen ist mit solchen Anlagen sehr zeitaufwendig und uneffektiv im Vergleich zu industriellen Anlagen. Die Hobbybrennerei kann folglich in keiner Weise die Industrie oder die Supermarktangebote ersetzen. Um in etwa die Menge der anzusetzenden Maische zu kalkulieren, kann mit einer etwa 10-prozentigen Ausbeute kalkuliert werden. Es ist also die zehnfache Menge der gewünschten Schnapsmenge als Maische anzusetzen. Bei Nutzung der handlichen Maischefässer aus dem Baumarkt, die mit 25 oder 50 Litern Fassungsvermögen angeboten werden, kann man schon ganz gut arbeiten. Da die Gärung in der warmen Jahreszeit am besten verläuft, ist eine gute Vorbereitung wichtig. Im Herbst oder Winter wird wegen der niedrigen Temperaturen alles wesentlich komplizierter und die Maische muss zusätzlich beheizt werden, was im Sommer nicht notwendig ist. Die Vorbereitung ist damit zur Nutzung der sommerlichen Gärtemperaturen historisch an die Jahreszeiten gebunden. In der industriellen Fertigung spielt dies schon lange keine Rolle mehr. Mit der Fruchtauswahl wird der typische Geschmack des Obstlers festgelegt. Etwa ein Eimer voll eingemaischter Früchte (bis zu etwa 10 kg) je 50 Liter liefern einen angenehmen Fruchtgeschmack. Der Rest wird mit Wasser unter Beigabe von Zuckerlösung aufgefüllt. Weiteres siehe im Abschnitt Rezepte. Alle im Heft angegebenen Rezepte und Angaben beziehen sich auf die gut handhabbare Grundeinheit von 50 Litern 18,7 % 09 Die so genannten Weinballons sind natürlich auch einsetzbar. Sie sind aber wegen ihrer Zerbrechlichkeit und der kleinen Einfüllöffnung für unsere Zwecke weniger gut geeignet. Außerdem erleichtert die Verwendung immer gleicher Gefäßgrößen die Vorbereitungsarbeiten ohne ständige Umrechnung. Zusatzstoffe, Tests und Spezialverfahren Zusatzstoffe und chemische Ergänzungen sind bei den hier beschriebenen Grundrezepten nicht erforderlich. Die Nutzung zur Erzielung spezieller Effekte liegt natürlich im Ermessen jedes Einzelnen. Die Anwendung stammt teilweise aus der traditionellen Obstweinbereitung. Die Verzuckerung stärkehaltiger Ausgangsstoffe wie Getreide, Kartoffeln oder Reis wird durch Enzyme gefördert. Diese Verfahren sind wesentlich aufwendiger. Dann gilt der Satz „einfach wie Marmelade kochen“ nicht mehr. Bei den meisten im Heft beschriebenen Verfahren und Maischen ist ihr Einsatz nicht zwingend notwendig. Diese einfachen Rezepte enthalten alles was zu einer Gärung notwendig ist aus den Früchten der Natur, der Hefe (die evtl. selbst mit Nährsalzen versehen ist) und dem Wasser. Wenn der Einsatz durch die Arbeit nach anderen Rezepten notwendig erscheint, reicht die Anwendung des einen oder anderen erforderlichen Mittels aus. Einige Hersteller werben damit, dass deren Getränke mittels Holzkohle gefiltert sind. Holzkohle kann keinen Methylalkohol von Ethanol unterscheiden. Sie kann Schwebestoffe und Geschmacksträger herausfiltern. Klarer als ordentlich gebrannter Klarer wird Schnaps durch Holzkohle nicht. Wer Holzkohle zur Filterung nutzt, erhält einen eher geschmacksneutralen Alkohol. So ist von Fall zu Fall zu entscheiden, welche Extras zusätzlich angewendet werden sollen. 10 20,8 % Teil 7 Erfahrungen sammeln Seit der Erfindung des Buchdrucks lernen die Menschen überwiegend aus Büchern und freuen sich über die gewonnenen neuen Einsichten und die Weisheiten. In neuerer Zeit steht alle Klugheit der Menschen im Internet zum Anschauen zur Verfügung. Sehr bald stellt sich jedoch heraus, dass vom Wissen bis zur praktischen Arbeit noch einige Zwischenschritte zu tun sind. Man nennt diesen Prozess bis zur Anwendung oft Erfahrungen sammeln oder auch Lehrgeld zahlen. Um das alles etwas schneller voran zu bringen, schaut man am besten Leuten bei der Arbeit zu, die das schon einmal gemacht haben. Das spart teures Lehrgeld und die Arbeit macht mehr Freude. Meine ersten Beobachtungen der privaten Brennerei reichen weit in die Vergangenheit zurück, als in Deutschland aus Sparsamkeit oder Armut vielfach privat gebrannt wurde. Diese oft als Schwarzbrennerei bezeichnete Arbeit ist in einigen Gebieten Deutschlands recht verbreitet und hat dort eine mehr oder weniger lange Tradition. Zeitweise war das Brennen für den privaten Verbrauch örtlich verboten und die Leute ließen sich wundersame Sachen einfallen, um ihrem „Hobby“ nachzugehen. Tarnung war Grundlage der Arbeit und der Erfindungsreichtum groß. Das Brennen in den Wohnungen von Mehrfamilienhäusern war wegen der Geruchsbelästigung fast unmöglich. Wer ein eigenes Haus mit Garten sein Eigen nennen konnte, hatte es da schon besser. Auch in Garagen und Wochenendgrundstücken wurden Anlagen betrieben. Diese waren zerlegbar und konnten nach Gebrauch schnell und problemlos abgebaut werden. Als Maischefässer wurden u.a. 50 Liter-Heringsfässer genutzt. Sie standen als unauffällige Regentonnen herum und das nach der Gärung zurückbleibende Getreide aus der Maische wurde an die Schweine und Hühner verfüttert. Milchkannen Einkochtöpfe und Schnellkochtöpfe wurden mit geringem Aufwand zu Destillen umgearbeitet. Es kursierten erprobte Rezepte für Brot, Getreide, Zucker und Backhefe, so dass ein brauchbarer Schnaps gebrannt werden konnte. 81,2 % 39 Abfüllung, Etikettierung Wenn beim Brennen alles gut gelaufen ist, möchte man Wintervorräte anlegen, einem guten Freund etwas zur Verkostung abgeben und den Erfolg der eigenen Arbeit genießen. Die Flaschen zum Abfüllen sammeln sich in einem geordneten Haushalt über´s Jahr ganz langsam an. Mit den Verschlüssen wird es etwas komplizierter. Wer perfekt sein möchte, findet in den Quellenangaben weitere Hinweise zu Bezugsquellen. Mit den Etiketten verleiht man dem Ganzen den letzten Schliff. Einfache handbeschriftete Marmeladenetiketten sind eher eine Notlösung. Sehr schöne Etiketten zum selbst beschriften sind in den Quellenangaben aufgeführt. Das dürfte im Computerzeitalter kein Problem darstellen. Ausdrucken mit Farbdrucker, ausschneiden und aufkleben - fertig ist die „Markenware“ für den Hausschnaps. Zum Aufkleben ist ein wasserlöslicher Kleber zweckmäßig. Irgendwann sollen die Aufkleber ja wieder abgewaschen werden können. Bewährt hat sich hierbei ein alter Trick mit Milch als Kleber. Sobald diese eingetrocknet ist, haftet das Etikett fest, sauber und fleckenfrei. Das Foto dieser voll funktionsfähigen Destille mit einer Aufschrift zum Inhalt würde sich auch als Etikett gut machen. Hausbrand 20?? Destillen der Glasbläserei Frieder Schulz Dorfstraße 46 Teil 2 Einen gärfähigen Ansatz vorbereiten Ein gärfähiger Ansatz, der dazu dient, den Alkohol zu erzeugen, wird im Allgemeinen als Maische bezeichnet. Grundsätzlich lässt sich vieles vergären, was im Garten wächst. Das sind einmal die zuckerhaltigen Beeren und Früchte des Gartens, aus denen auch Obstweine bereitet werden und stärkehaltige Stoffe wie Getreide oder Kartoffeln. Zunächst zu den 0bst und Früchteansätzen, deren Verarbeitung am sichersten und einfachsten ist. Obst und Früchte verarbeiten Man kann unterschiedliche Ansätze aus Beeren, Kirschen, Pflaumen, Bananen usw. nach einem Einheitsrezept herstellen, eben Früchte die Saft und Zucker enthalten und sich leicht mit einem Holzstampfer zerquetschen lassen. Merke: Es gelten alle Regeln der Verarbeitung von Lebensmitteln. Was ich nicht in meinem Essen haben möchte, hat auch in der Maische nichts zu suchen! Nach dem Pflücken werden die Früchte gründlich sortiert. Faule, verdorbene oder stark wurmbefallene Früchte gehören in den Abfall. Blätter, Stiele und Holzreste werden ebenfalls aussortiert. Nun werden die Früchte gewaschen. Die genauen Mengenverhältnisse sind im Rezeptteil beschrieben. Nach einer kurzen Abtropfzeit kann die eigentliche Maische angesetzt werden. Dazu werden die Früchte am einfachsten mit einem Holzstampfer zerkleinert. Die Masse muss solange gestampft werden, bis ein gleichmäßiger Brei entsteht. Effektiver ist die Verarbeitung mittels Obst- oder Rübenmühle. Durch den Holzstampfer werden die Steine von Steinobst nicht zerdrückt, sie können problemlos in der Maische bleiben. Die Mühle wird unter dem Namen Rübenmühle vertrieben. Sie hat sich bestens bewährt, ist aber für Steinobst nicht geeignet. Hier wird grundsätzlich nach der Methode der Maischegärung gearbeitet. Der Mehraufwand für das vorherige Entsaften für eine Mostgärung entfällt damit. 09366 Niederdorf / Erz. 38 79,2 % 22,9 % 11 Die Gärung Rum Nachdem das Obst wie beschrieben vorbereitet ist, wird es in das Maischefass gegeben, um eine Gärung mit möglichst hohem Alkoholgehalt in Gang zu setzen. Durch Zugabe von Zucker wird die Ausbeute erhöht. Die reinen Früchte haben in unseren Breiten einen zu geringen Zuckergehalt. Man kann eine maximale Alkoholausbeute von etwa 18 Prozent mit Turbohefe oder 10% mit Backhefe anstreben. Der Zucker ist vorher vollständig durch Erwärmen in Wasser aufzulösen. Erst wenn die Zuckerlösung auf mindestens 30°C abgekühlt ist, darf sie dem Fruchtansatz zugesetzt werden. Jetzt ist alles gut zu vermischen und auf 50 Liter mit Wasser aufzufüllen. Danach kann die Hefe zugegeben werden. Die jeweilige Menge siehe Rezepte. Die Backhefe ist wie im Abschnitt Hefen beschrieben vorzubereiten. Rum ist der Schnaps, der aus Rohrzucker gewonnen wird. Verwendet wird die dickflüssige Melasse oder der reine Zuckerrohrsaft. Er ist in der Karibik beheimatet und wird wegen des charakteristischen Geschmacks gern zu Cocktails verarbeitet. Frisch gebrannt ist es ein klarer Alkohol, der erst durch Lagerung in Holzfässern seine Färbung erhält. Ohne diese Färbung wird er als Weißer Rum gehandelt. In Deutschland fehlt die Basis zur Rum-Herstellung - der Rohrzucker. Rohrzucker bzw. Melasse oder Rohrzucker sind hierzulande wegen der Steuer so überteuert, dass sich eine Vergärung kaum rentiert. Für Experimentierfreudige ist es kein Problem, die Melasse in Wasser einzurühren und mit Hefe zu vergären. Es gelten alle Angaben der Grundrezepte sinngemäß, wobei der Zuckeranteil durch Melasse zu ersetzen ist. Einfacher geht es auch hier mit Neutralalkohol und Rum-Essenzen. Also Hefe zuerst zerdrücken, trocken mit einem Esslöffel Zucker verrühren und in etwa 1 Liter Wasser ca. eine Stunde quellen lassen. In dieser Zeit beginnt die Gärung, was nach etwa 20 Minuten durch die Schaumbildung an der Oberfläche zu erkennen ist. Nach dem Einfüllen dieses Starters und Verrühren mit der Maische arbeiten die Hefen für uns. In den heißen Sommermonaten kommt die Gärung am besten voran. Die meisten Früchte werden allerdings erst später geerntet, so dass auch hier Kompromisse gemacht werden müssen. Bananen gibt es zu jeder Jahreszeit. Am besten eignen sich die aussortierten angebräunten aus dem Supermarkt. Umrühren in den ersten Tagen dient der gleichmäßigen Verteilung der festen Bestandteile in der Maische und stört die Hefen nicht. Bei Anwendung von Turbohefen verkürzt sich die Gärdauer nach Herstellerangaben auf wenige Tage. Das gilt allerdings nur für gelösten Zucker. 12 25,0 % Rezept Likörtopf „Rote Sommerfrüchte In Anlehnung an den guten alten Rumtopf Je nach Reife ca. 500g rote Beeren und Früchte zusammen mit je 500g Zucker nacheinander in einen Keramiktopf füllen. Begonnen wird mit Erdbeeren. Es folgen Himbeeren, Johannisbeeren, Sauerkirschen usw... Nur einwandfreie und feste Früchte verwenden! Nach dem Waschen gut abtropfen und mit Zucker vermischen. Dann alles mit 5060%igen Alkohol übergießen. Die Früchte müssen vom Alkohol bedeckt sein. Ab und zu leicht schütteln. Pflaumen, Birnen, Äpfel, Kürbis und ähnliche Früchte sind weniger geeignet. Sie lösen sich auf und bilden einen grauen Brei. Zur Geschmacksverfeinerung kann man im Herbst einige frische grüne Walnüsse dazu geben. Bis zur Weihnachtszeit ist das Fruchtaroma durchgezogen (und der Topf leer?). 77,1 % 37 Topinambur / Kartoffeln Topinambur ist eine nach Europa eingewanderte Pflanze. Ursprünglich war die Pflanze in Nord- und Mittelamerika beheimatet. Sie sieht auf den ersten Blick wegen der gelben Blüten den Sonnenblumen ähnlich und ist mit ihnen verwandt. Topinambur bildet bis zu 2 m hohe grüne Pflanzen und in der Erde Knollen, die etwas knolliger aussehen als Kartoffeln. Das oberirdische Grünfutter nutzt dem Brenner nichts. Vielleicht fressen es die Kaninchen oder Schafe. Die Knollen können nach der Rezeptur von Kartoffeln weiterverarbeitet werden. Die Pflanze wächst gut in unseren Breiten. Die Knollen sind so robust, dass sie im Freien überwintern können. Sie treiben jedes Jahr wieder neu aus und sind völlig anspruchslos bezüglich Wartung und Pflege. Wer den Geschmack liebt, kann die Pflanzen selbst anbauen. Es entsteht ein Schnaps mit starkem Eigengeschmack. Dieser wird auch nur einmal gebrannt, damit die gewünschten Geschmacksträger erhalten bleiben. Das Verfahren ist das gleiche wie für Kartoffeln, aber das Ergebnis ist ganz unterschiedlich. Während Kartoffelschnaps annähernd neutral schmeckt, hat Topinambur einen charakteristischen Geschmack, der ihn als Neutralschnaps ungeeignet macht. Absinth Absinth ist ein Getränk, dem wundersame Kräfte nachgesagt werden. Richtig berühmt geworden ist er wohl durch sein zeitweiliges Verbot. Ich habe bisher nur zu Testzwecken Absinth verkostet und bin ihm auch nicht sofort verfallen. Der Geschmack ist sehr gewöhnungsbedürftig. Verkostungen in Verbindung mit Bier oder Wein scheinen mir nicht ratsam. Grundlage des Geschmacks ist Wermut und einige andere bekannte Gewürze wie Anis oder Kalmus mit vielen Bitterstoffen. Verboten wurde das Getränk wegen dem Inhaltsstoff namens Thujon, der als Nervengift wirken soll und Schwindelanfälle, Depressionen und Übelkeit hervorrufen soll. Aber das tut auch ganz normaler Fusel. Absinth gehört mit Sicherheit zu den Getränken, die man privat mit einer guten Essenz selber anmischen kann. Entsprechende Essenzen sind im Online-Handel erhältlich. Die Eigenkreation aus Schnaps, Wurzeln, Gräsern, Gewürzen und Zucker bleibt den Profis überlassen. 36 75,0 % Bei Maischen mit festen Fruchtanteilen dauert es dann etwas länger, geht aber in jedem Fall schneller als mit Backhefen. Falls die Gärung zum Beispiel durch einen Kälteeinbruch im Spätherbst vor ihrem Abschluss zum Stillstand kommt, kann man nach Beseitigung der Ursache und erneute Hefezugabe die Gärung neu starten. Eine Maische, die nach der Gärung noch süß schmeckt und Restzucker enthält, kann bedenkenlos gebrannt werden. Der Zucker destilliert nicht und hat keinen Einfluss auf die Qualität des Endprodukts. Es empfiehlt sich ohnehin, jede Maische mit einem kurzen Protokollzettel zu versehen, auf dem die wichtigsten Daten und eventuelle Korrekturen für die folgenden Arbeiten vermerkt werden. Dass alle Behälter, Fässer, Geräte und Werkzeuge nach der Arbeit gründlich zu reinigen sind, versteht sich von selbst. Metallgeräte wie die Obstmühle können mit Speiseöl gegen Rost geschützt werden. Auf keinen Fall Maschinenöle an Stellen verwenden, die mit Lebensmitteln in Verbindung kommen! Eine Getreidemaische aufsetzen Vielfach sollen wegen ihres speziellen Geschmacks Getreide vergoren werden. Sie enthalten Stärken aber keinen direkt vergärbaren Zucker. Deshalb ist das Verfahren aufwendiger und komplizierter als die einfache Vergärung fertiger Fruchtzucker und vielleicht eher für erfahrene Brenner geeignet, nachdem die Grundrezepte eingehend erprobt wurden. Stärken sind verkettete Zuckerbausteine. Diese sind für Hefen nicht verwertbar. Erst durch Aufspaltung in Zucker können Hefen daraus Alkohol machen. Dieser Prozess verläuft in der Natur so ab, indem Getreide keimt oder zum Keimen gebracht wird. Dabei entstehen Enzyme, die bei der weiteren Verzuckerung helfen. Bei der Vergärung anderer stärkehaltiger Stoffe, die keine Enzyme enthalten, müssen diese zusätzlich von außen zugegeben werden. Werden keine Enzyme zugesetzt, vergärt nur die geringe Menge des Zuckeranteils. Nun kann man kalkulieren ob die Verzuckerung mittels Enzymen günstiger ist als den Zucker direkt zuzusetzen. Bei günstigen Einkaufspreisen für Zucker ist dies eine Überlegung wert. Man erspart sich damit den aufwendigen Prozess der Wärmebehandlung mit Enzymen. Im Abschnitt Rezepte sind solche einfachen Lösungen vorgeschlagen. Die vorgekeimten und gedarrten Getreide heißen Malz und sind für den Hausgebrauch gut einsetzbar. 27,1 % 13 Whisky Im Fachhandel angebotenes vorbehandeltes Malz, auch als Braumalz angeboten, lässt sich jedoch sehr gut einsetzen. Wenn statt Malz nur reines Getreide verwendet wird, müssen die Enzyme zugesetzt werden. Sie heißen Komplettenzym oder Amylase und bewirken die gleiche Verzuckerung der Stärken bei Wärmebehandlung wie bei Verwendung von Malz. Die Vorbereitung erfolgt etwa wie der erste Teil der Bierproduktion. Malze werden als Schrot, Malzextraktpulver, Backmalz oder Flüssigmalz angeboten. Das Malz (geschrotet) wird zunächst wärmebehandelt. Die Wärmebehandlung ist ebenfalls ähnlich der Bierherstellung. Zunächst wird das Malz in Wasser eingerührt. Etwa 8 bis 10Kg Malz auf 50 Liter Wasser bei geschrotetem Getreidemalz. In dem Fall wird kein zusätzlicher Weißzucker hinzugefügt. Die Alkoholausbeute bleibt geringer als bei den aufgezuckerten Maischen aber es wird „echter“ Korn. Danach erfolgt die Wärmebehandlung mit Verzuckerung. Dabei ist der entstandene „Brei“ auf 63 Grad C zu erwärmen und etwa 20 Minuten auf der Temperatur zu halten. Danach auf 79 Grad C erhöhen und etwa 10 Min. ziehen oder rasten lassen, wie der Fachmann sagt. In Großanlagen wird noch eine dritte Stufe bei 88 Grad eingelegt, die aber kaum noch Zucker löset und deshalb weggelassen werden kann. Da 50L - Kochtöpfe in der Küche eher rar sind, muss mehrfach Thermometer ist hier angemischt werden. Ein zweckmäßiges unentbehrlich. Der dabei entstandene „Zuckersaft“, bei der Whiskyherstellung Wash genannt, wird über Siebe abgelassen oder über einen Trichter mit Sieb (Tankstellenware) abgegossen. Ein paar Krümel im Wash schaden nicht dem guten Endprodukt. Zurück bleibt eine ausgelaugte fast geschmacklose graue Masse, die im Wesentlichen Ballaststoffe enthält und als Teigzugabe zum Backen genutzt werden kann - oder auch nicht. Betrunken wird davon niemand. Nachspülen mit Warmwasser ist notwendig um den Restzucker heraus zu waschen. Der so gewonnene Saft kann nach Abkühlung normal vergoren werden. Wer diesen Aufwand betreibt, möchte dann aber auch keinen Allerweltsschnaps destillieren. Deshalb lohnt hier die Verwendung einer echten Whiskyhefe. 14 29,2 % Whisky wird überwiegend aus Gerste aber auch aus Mais, Weizen oder Roggen hergestellt, aber das ist nur die halbe Wahrheit. Er gehört mit Sicherheit zu den Sorten, die man nicht am heimischen Herd in Deutschland nachdestillieren kann. Dazu sind zu viele Faktoren entscheidend, die den Geschmack beeinflussen. Deshalb wird auch hier nicht versucht, irgendwelche Rezepte zu empfehlen. Wesentlichen Einfluss auf den Geschmack haben die eingesetzten Rohstoffe, in diesem Fall das Malz und dessen Verarbeitung. Auch der Härtegrad des Wassers und der Anteil an Mineralstoffen prägen das Endprodukt und schließlich ist die Art und Dauer der Lagerung von entscheidender Bedeutung. Grundstoff und Zuckerlieferant ist wie beim Bier die gemälzte Gerste, die vorgekeimt und gedarrt wird. Die Darre wird mit Torf beheizt, so dass der Rauch durch das Malz hindurch zieht. Dabei werden Geschmacksstoffe vom Torf an das Malz übergeben. Das fertige Malz wird dann zusammen mit Wasser und Hefe vergoren und schließlich gebrannt. So jedenfalls war die ursprüngliche Variante mit Torf und so steht es in jedem Geschichtenbuch über Whisky. Da Torf ein nachwachsender Rohstoff ist, wird es auch weiterhin so in den Büchern geschrieben stehen. Danach folgt eine oft mehrjährige Lagerung in unterschiedlichsten Fässern. Eichenfässer oder auch Portwein- und Sherryfässer verleihen ihren typischen Geschmack an den Whisky. Teilweise werden die Fässer vor der Abfüllung stark erhitzt und angekohlt. Nach der Lagerung kommen Blender oder Blendmeister zum Zug und runden den Geschmack durch Mischung unterschiedlicher Whiskysorten und Wasser gefällig ab. Das gesamte Verfahren ist so komplex, dass ein hobbymäßiger Nachbau kaum möglich ist. Auch hier gilt: einen guten Neutralschnaps in Heimarbeit destillieren und auf handelsübliche Aromen vertrauen. 72,9 % 35 Getreidebrand, Korn und Wodka Wodka kann aus unterschiedlichen Grundstoffen hergestellt werden. Gebräuchliche Ausgangsstoffe sind Kartoffeln, Getreide, Zuckerrüben, Trauben oder was sich sonst noch vergären lässt. Der alte Streit, wer oder was sich schließlich Wodka nennen darf, wird wohl kein Ende finden. Dies spielt in der Hobbybrennerei keine Rolle, solange wir kein Etikett anbringen, auf dem steht: Wodka. Der „Mondscheinbrenner“ kann selbst einschätzen, ob sein Wodka oder Vodka gelungen ist und darf ihn dann nach den x-ten Glas auch so nennen, aber bitte nicht nach Russland exportieren!! Wodka wird farblos, d. h. ungefärbt gehandelt. Es ist ein Sammelbegriff für neutralen Alkohol. Da neutraler Alkohol im weitesten Sinne nur Ethanol und Wasser enthält, ist Wodka bestens geeignet für die heimische Produktion. Um den Anteil an Geschmacksstoffen gering zu halten, kann zweimal gebrannt werden. Danach auf Trinkstärke verdünnen, gut kühlen und mixen. In Gebieten mit gutem Trinkwasser kann Leitungswasser genutzt werden. Und schon kommen Wodkagefühle auf. Wer es mag und verträgt, trinkt Wodka ungemixt aus den berüchtigten 100 GrammGläsern, aber diese Methode erfordert vorheriges intensives Training. Die häusliche Herstellung kann nach den Rezepten für Getreide- oder Kartoffelschnaps erfolgen. Kartoffeln sind vorher zu kochen oder zu dämpfen. Danach zerdrücken und eine gezuckerte Maische ansetzen. Zweimal destillieren ergibt einen hochprozentigen und zunächst ungenießbar starken Schnaps. Nach der Verdünnung auf Trinkstärke fehlt nur noch der Durst oder ein paar Zutaten zum Mixen. Die Trinkstärke liegt bei maximal 40 Vol. % liegen. Reisschnaps Reis ergibt einen Schnaps mit ganz charakteristischem Beigeschmack und ist deshalb nicht Jedermanns Sache. Es gelten die Grundrezepte für Getreide und gezuckerte Maische. Der verwendete Reis ist dabei unproblematisch. Es reicht der billigste unbehandelte Bruchreis aus. Die Gärung verläuft stürmisch mit zischendem Geräusch ohne Schaumbildung. Zur Weiterverarbeitung als Neutralschnaps ist er weniger gut geeignet. Der Eigengeschmack wird beim zweiten Brennen vermindert. Die Freunde asiatischer Küche sind begeistert und der Versuch lohnt sich. Unproblematischer und pflegeleichter lässt sich Schnaps kaum herstellen. 34 70,8 % Was dabei nach der Gärung entsteht ist allemal trinkbar. Es soll allerdings nicht der Eindruck erweckt werden, dass dieses Getränk sehr viel mit dem gemein hat, was in Flaschen abgefüllt als Whisky im Supermarkt erhältlich ist. Beim Vergleich der Einkaufspreise für die Zutaten kommt man schnell an die wirtschaftlichen Grenzen. Diese kurze Beschreibung soll kein Rezept für Whisky sein. Es stellt nur eine Anregung zum Experimentieren für erfahrene Brenner dar. Versuch macht klug. Gefahren und Probleme bei der Gärung Während der Gärung kann (theoretisch) einiges schief gehen. Um es vorweg zu nehmen. Bei richtiger Arbeitsweise geht überhaupt nichts schief und es lohnt deshalb auch nicht, allzu viel Zeit mit Fehlern zu verbringen. Besser alles gleich richtig machen. Da die Vorbereitung der Maische Gemeinsamkeiten mit der Weinherstellung und dem Bier brauen haben, könnten prinzipiell auch die bekannten Weinkrankheiten auftreten. Solche Fehler sind, wenn sie denn auftreten, nicht zu übersehen. Sie äußern sich in schlechtem Geruch, weißen Belägen auf der Oberfläche, saurem Essiggeschmack und sonstigen verdächtigen unappetitlichen Erscheinungen. In einschlägigen Weinbüchern sind all diese Krankheiten umfassend beschrieben. Durch unsere größeren Hefemengen im Vergleich zur Weingärungen und kurze Gärzeiten haben wir eine hohe Sicherheit gegen diese Fremdeinflüsse. Wenn diese Krankheiten dennoch bei uns auftreten, wurde ein ganz grober Fehler in der Verarbeitung gemacht. Oder anders gesagt, bei annähernder Einhaltung grundlegender Regeln tritt so etwas nicht auf. In zig Jahren Praxis habe ich niemals derartige Probleme gehabt, keine einzige Maische verwerfen müssen und kenne auch keine Leute, denen so etwas je passiert ist. Also keine Angst! Alles wird gut, wenn folgendes beachtet wird: l l l l l l l Saubere Gefäße und Werkzeuge verwenden Hochwertige unverdorbene Grundstoffe Frische Hefen Richtige Gärtemperatur einhalten Keine Gärfliegen heranlassen Maische vor Luftzufuhr schützen Zeitnahe Weiterverarbeitung nach Beendigung der Gärung 31,2 % 15 Zucker vergären Brennerei am Schwarzen Meer Das Grundrezept Das Grundrezept geht davon aus, dass die Gärung unter günstigen Bedingungen bei etwa 16 bis 18 Prozent (nur mit Turbohefe) Alkoholgehalt aufhört. Mehr Zucker kann also nicht umgesetzt werden. Dem Ansatz ist folglich die Menge Zucker zuzusetzen, mit der diese Alkoholmenge entstehen kann. Erfahrungen und Berechnungen haben ergeben, dass auf 50 Liter Wasser bei Einsatz von Turbohefen maximal 15 kg Zucker, einschließlich des Zuckers der Früchte, vergärbar sind. Das entspricht auf der OechsleSkala einem Wert von 125. In der Praxis wird Zucker oft in Verbindung mit Obst und Früchten vergoren. In der Winzerei wird der Zuckergehalt je Liter Ansatz mit der Oechsle-Waage gemessen. Aus einer Flüssigkeit mit Zucker, Obst und Schwebeteilchen lässt sich allerdings kein exakter Messwert ermitteln. Hier bieten fertige Rezepte eine gute Hilfe. Für den Hobbybrenner ist es ohnehin nur schwer möglich, alle Parameter optimal einzustellen. Die Verwendung einer Messspindel zur Messung des Zuckergehalts einer Lösung erhöht die Sicherheit (s. Abschnitt Oechsle-Waage). Es werden auch Spindeln zur Dichtemessung angeboten, die direkt den Zuckergehalt je Liter anzeigen (s. Quellenangaben). Die folgende Tabelle gibt eine Orientierung zum Zusammenhang von Zuckeranteil (Gesamtmenge einschließlich des Zuckers der Früchte bzw. des Getreides) zum möglichen zu erwartenden Alkoholgehalt der Maische. 16 33,3 % Diese Möglichkeit wird wenig genutzt, funktioniert aber problemlos mit jedem Zucker aus dem Supermarkt. Da keine Aufspaltung von Stärken in Zucker notwendig ist, sind auch keine Fermente erforderlich und die Wärmebehandlung für stärkehaltige Stoffe entfällt. Es entsteht ein neutrales Getränk ohne Charakter, das sich gut als Neutralalkohol nutzen lässt. Einfach nur den Zucker auflösen, die Lösung abkühlen lassen und mit dem Hefestarter vermischen. Die Zuckermenge richtet sich nach der verwendeten Hefe. Alkoholprozente bis 20 Vol. % sind bei guten sommerlichen Gärtemperaturen und einer leistungsfähigen Turbohefe zu erreichen. Bei Verwendung von Backhefe ist die Zugabe von Hefenährsalz zu empfehlen. Die auf der Verpackung angegebenen Höchstmengen können genutzt werden. Eine Empfehlung für „Zuckerwasser“ wird man auf der Verpackung allerdings vergeblich suchen. Turbohefen enthalten bereits Nährsalze in der Mischung. Für die Freunde der Obstmühlen und Maischebottiche ist das natürlich nicht sehr verlockend. Die können aber auch für ihre Fruchtmaischen eine Beschleunigung der Gärung mit Nährsalz erreichen. Obstbrände Apfelschnaps, Pflaumenschnaps, Traubenschnaps Diese Brände sind die Klassiker. Der Bekannteste ist der aus Trauben gebrannte Schnaps. Der darf sich zwar nicht automatisch Weinbrand nennen, wird aber aus Wein gebrannt und gilt als besonders edel, bekömmlich und wohlschmeckend. Ohne weitere Verarbeitung ist dies ein hochwertiger klarer Trinkalkohol, der sich bestens für Mixgetränke eignet. Prinzipiell funktioniert das Verfahren mit allen zuckerhaltigen Gartenfrüchten. Einige sind zu Klassikern geworden wie der berühmte Pflaumenschnaps oder Apfelschnaps. Wer einfach alles was süß schmeckt und im Garten heranreift, in ein Fass gibt, einmaischt, mit Zucker versetzt und gären lässt, kann daraus einen echten „Obstler Querbeet“ brennen. Es wäre müßig, für jede Obstsorte eigene Rezepturen aufzustellen. Das ist beim Wein notwendig, da hier die Restsüße stimmen muss. Wenn Schnaps gemacht werden soll, ist ohnehin der letzte Zucker vergoren und ein Standardrezept kann für unterschiedliche Früchte genutzt werden. 68,7 % 33 Lagerung Und ganz besonders wichtig ist die Lagerung, der einige Sorten ihren guten Ruf, Geschmack und Farbe verdanken. Die Lagerung ist mehr als nur Aufbewahrung. Um die Lagerung ranken sich die interessantesten Mythen und Sagen. Lagerung gehört zu den Spezialgebieten, an die man glauben muss, damit die gewünschte Wirkung eintritt. Sicher ist, dass man von ungelagertem Schnaps genauso besoffen wird wie von zig Jahre abgestandenem. Besonders teure Marken werben immer wieder mit den angegebenen Lagerzeiten ihrer Getränke. Dabei ist schon diese Angabe irreführend, denn es reicht aus, wenn ein geringer Teil die Lagerzeit überdauert hat. Ob Kenner ein oder zwei Lagerjahre Unterschied schmecken können, ist schwer einzuschätzen. Für den Gelegenheitstrinker ist es sicher nicht so einfach, den Unterschied zu erkennen. Der freut sich, wenn er nach dem siebten Whisky noch das Bier vom Wein unterscheiden kann (Scherz). Wie dem auch sei, einige Marken beziehen den Geschmack ganz wesentlich vom Fass. Das trifft besonders für Holzfässer zu. Holzfässer sind nicht dicht, das heißt ein Teil Alkohol verdunstet ständig über die Holzwände. Damit entsteht eine Konzentration von Geschmacksstoffen, weil diese weniger oder nicht verdunsten. Außerdem werden Geschmacksstoffe aus dem Holz gelöst. Sie färben den Alkohol und liefern die holzig herbe Note. Eichenfässer aus unterschiedlichen Landstrichen sind dazu geeignet. Noch interessanter wird der Geschmack, wenn es sich um gebrauchte Fässer aus einer anderen Produktion z. B. der Weinlagerung handelt. Der Effekt wird verstärkt, indem die Fässer vor dem Abfüllen stark erhitzt und angekohlt werden. Obwohl alle diese „Tricks“ bekannt sind, kommt der Hobbybrenner damit schnell an seine Grenzen. Zwanzig Jahre Lagerung möchte er auch nicht abwarten und deshalb wird der Schnaps des Hausbrenners meist nicht alt. Mit Eichenspänen, die direkt in den gebrannten Alkohol gegeben werden, kann der Effekt einer guten Lagerung annähernd nachempfunden werden. Die Späne werden vorgeröstet gehandelt oder man röstet sie auf dem Küchenherd nach eigenen Vorstellungen. Die Lagerzeit im Schnaps steht als Empfehlung auf der Verpackung und ist auf einige Tage begrenzt. Neben einer angenehm warmen Färbung verbessert sich der Geschmack in Richtung Bitterstoffe. Etwas Zuckerzusatz oder braune Zuckerfarbe (wer das nicht mag, liest bitte darüber hinweg) runden das Ganze ab und fertig ist ??? Das weiß nur der Erfinder. Privat ist alles erlaubt, auch das was die Industrie macht, ohne darüber zu reden. Wichtig ist, dass man selbst mit seiner Arbeit zufrieden ist. 32 66,7 % Da sich Zucker direkt in maximalen Alkoholgehalt umrechnen lässt, ergeben sich folgende Orientierungswerte: Zucker in Kg / 50 L 5,0 Kg 7,0 Kg 8,4 Kg 10,3 Kg 12,0 Kg 15,0 Kg a a a a a a a Alkoholprozente 6 % Alc 8 % Alc 10 % Alc 12 % Alc 14 % Alc 18 % Alc Die folgenden Grundrezepte stellen eine vielfach bewährte Orientierungshilfe dar. Geringe Abweichungen davon verderben im Allgemeinen nicht das Endprodukt. Die Hefemenge ist ebenfalls unkritisch. Weniger als angegeben kann allerdings die Gärung unnötig verlängern. Mit dem Zucker ist es ebenso. 100 Gramm mehr oder weniger spielen keine Rolle. So ganz genau wissen wir ohnehin nicht, was noch so an Zucker im Obst verborgen ist. Das ist auch jedes Jahr anders und vom Wetter abhängig, in dem das Obst heranreift. Also bitte nicht mit der Briefwaage arbeiten. Die Menschen hatten schon Alc vor der Erfindung von Briefwaage, elektrischem Strom und Internet. 35,4 % 17 Wichtig! Teil 6 Rezepte mit Backhefen Spezielle Getränke Grundlage des guten Geschmacks Grundrezept für Obst und Früchte mit Backhefe Obst oder Früchte 7 - 10 Kg Backhefe Zucker 5x a 42 g 6,0 - 8,4 Kg Wasser auffüllen bis auf 50 L Grundrezept für Getreide, Kartoffeln usw. Getreide oder Kartoffeln Backhefe Zucker 7 - 10 Kg 5x a 42 g ca. 8,0 Kg 18 37,5 % Wasser auffüllen Guter Geschmack kommt aus guter Ware und kontrollierten Prozessen. Jede Sorglosigkeit oder Unsauberkeit im Umgang mit Lebensmitteln schlägt sich im Endprodukt nieder. Angefaulte oder unsaubere Früchte, modriges minderwertiges Getreide, schlechtes Wasser oder überlagerte Hefe sind unbedingt zu vermeiden. Eine weitere Grundvoraussetzung sind saubere Gerätschaften, eine gewartete und gepflegte Anlage und das Wissen über die zeitlichen Abläufe beim Gären und Brennen. Damit sind Negativfaktoren ausgeschlossen. Nun muss der gute Geschmack in den Schnaps. Dazu gibt es prinzipiell mehrere Verfahren. Die bekannteste Methode ist die Geschmacksübertragung eines Naturprodukts an die Maische, so dass ein Teil davon über die Destillation in den Alkohol übertragen wird. Bekannte Vertreter dieses Verfahrens sind Reisschnaps, Pflaumenschnaps oder Apfelschnaps. All diese guten Getränke haben je nach Herkunftsland unterschiedliche Namen. Durch Auslaugen von Obst, Früchten, Wurzeln, Gräsern oder Gewürzen entstehen u. A. die bekannten Kräuterliköre. In dem Fall wird einem Neutralalkohol eine Mischung aus o. g. Stoffen zugesetzt und die Geschmacksträger herausgelöst. Durch Zuckerzusatz entstehen Köstlichkeiten, die zusätzlich den Anschein von Medizin und Lebenselixier erwecken. In diese Gruppe gehören Aufsätze mit Beeren, aus denen Fruchtsaftliköre entstehen. Auch die Hefe beeinflusst wesentlich die Qualität des Alkohols. Für besondere Getränke sind besondere Hefen wie Whiskyhefe oder Wodkahefe im Angebot der Hersteller zu finden. bis auf 50 L 64,6 % 31 Rezept Hier ein Rezept aus eigener Küche Frische Kräuter: l l l l l l Wichtig! Rezepte mit Turbohefen ... für Obst und Früchte - zuckerhaltig Minze Thymian, Zitronenmelisse Eukalyptus Süßkraut Salbei o Turb zu gleichen Teilen in Schnaps eingelegen, so dass die Menge bedeckt ist (so hochprozentig wie möglich) evtl. auch zugeben: l Wermut l Wacholder l Vanille Obst oder Früchte 7 - 10 Kg Turbohefe für 50 L Maische lt. Hersteller Zucker 12 - 14 Kg Wasser auffüllen bis auf 50 L ... für Getreide, Kartoffeln - stärkehaltig Nach etwa einer Woche hat sich der Ansatz leicht gefärbt und wird abgegossen. Das Ganze mit abgekochtem Wasser auf Trinkstärke reduzieren und mit Zuckerlösung abschmecken. Zur Verfeinerung noch etwas Zitronensäurepulver zugeben.. Im Kühlschrank abkühlen und dann als „Medizin“ genießen 30 62,5 % o Turb Getreide oder Kartoffeln Turbohefe für 50 L Maische Zucker 7 - 10 Kg lt. Hersteller 12 - 14 Kg 39,6 % Wasser auffüllen bis auf 50 L 19 Arbeit mit den Grundrezepten Die Grundrezepte stellen eine Orientierung dar. Für Turbohefen sind die exakten Angaben auf der Verpackung des Herstellers angegeben. Sie richten sich nach dem maximalen Alkoholgehalt, für den die Hefe vorgesehen ist. Damit ergibt sich der folgende Arbeitsablauf. Alle Angaben beziehen sich auf Einheiten zu 50 Litern, gezuckerte Maische und Maischegärung, d. h die Feststoffe verbleiben in der Maische und werden frühestens nach der Gärung entfernt. Die Bestimmung des Alkoholgehaltes Welchen Alkoholgehalt hat mein Brenngut wirklich erreicht? Die Antwort ist entscheidend für den Erfolg unserer Arbeit. Der einfachste Test ist ein Geschmackstest. Mit etwas Erfahrung kann man eine gelungene Maische sofort von „Dünnbier“ unterscheiden. Besonders Bier- oder Weintrinker merken sofort den Unterschied. Eine ausgegorene Obstmaische schmeckt fruchtig, aber nicht wirklich gut, weil der gesamte Zucker vergoren ist. Geschmacklich mit Wein verglichen wäre dies ein herber Wein ohne Restsüße. Je nach gewünschter Maische: l Obst zerkleinern oder Kartoffeln kochen und zerkleinern oder Getreide geschrotet oder gequetscht vorbereiten. Wer es etwas genauer wissen möchte, kann ein Vinometer zur Alkoholbestimmung benutzen. l Einen Hefestarter aufsetzen (s. Hefen) l Zuckermenge nach Grundrezept vollständig in Wasser lösen und abkühlen lassen l Alles zusammenmischen und auf 50 Liter mit Wasser auffüllen Danach wird das Fass in die Sonne gestellt. Wenn das aus Platzgründen nicht möglich ist, tut es ein warmer Heizungskeller oder die geheizte Wohnung. Mit den Rezepten auf der Berechnungsgrundlage von 50 Litern ist eine Vergrößerung oder Verringerung der Mengen sicher kein Problem. Im Sommer ist die Einhaltung der richtigen Gärtemperatur durch die Natur abgesichert. Wer in den Wintermonaten gären möchte, sollte eine Raumtemperatur von mindestens zwanzig Grad C nicht unterschreiten. Tiefere Temperaturen verzögern die Gärung bis zum vollständigen Ausfall. Je nach Hefe, Temperatur und verwendeter Maische dauert die vollständige Gärung etwa drei Tage bis mehrere Wochen. Durch eine Geschmacksprobe ist leicht zu erkennen, ob die Maische noch Zucker enthält. Gäraufsätze verraten ebenfalls, wann kein Kohlendioxid mehr entsteht und die Gärung abgeschlossen ist. Der dann entstandene Alkoholgehalt kann mit unterschiedlichen Messgeräten gemessen werden. Zunächst reicht aber auch eine Geschmacksprobe zur Einschätzung des Erfolges aus. 20 41,7 % In der beiliegenden Bedienungsanleitung wird die Handhabung verständlich beschrieben. Allerdings muss man beim Ablesen genau hinsehen und gute Augen haben. Der Messwert wird an einer dünnen Kapillare abgelesen. Zur Messung des prozentualen Alkohols im fertigen Brenngut dienen Messspindeln, die über die Eintauchtiefe den Alkoholgehalt anzeigen. 60,4 % 29 Der Brenner, der seine Anlage kennt, kann nach mehreren Tests über den zeitlichen Ablauf den Endzeitpunkt des Brennprozesses bestimmen. Die zweite Methode ist die Geschmacksprobe. Gegen Ende der Destillation sinkt der Alkoholgehalt schnell stark ab. Es wird nur noch „Longdrink“ ausdestilliert. Dann hat ein weiteres Brennen keinen Sinn mehr. Am besten ist das Ende der Alkoholausbeute an einem Thermometer zu erkennen. Wenn die Temperatur im oberen Teil des Kessels stark ansteigt und die Marke von 78° C deutlich übersteigt, ist das ein Zeichen, den Prozess zu beenden. In Verbindung mit der Geschmacksprobe, hat man sehr schnell ein Gefühl für den richtigen Zeitpunkt. Je nach der genauen Lage des Thermometers innerhalb der Anlage weichen die Messwerte geringfügig voneinander ab. Vielfach wird die Frage einmal brennen oder mehrfach brennen erwogen. Prinzipiell führen beide Wege zum gleichen Ziel. In den Ländern haben sich unterschiedliche Traditionen entwickelt. Durch mehrfaches Brennen steigt der Alkoholgehalt. Gleichzeitig wird der Alkohol sauberer, das heißt er verliert seinen typischen Geschmack z.B. von Äpfeln. Einen ähnlichen Effekt erreicht man durch eine verbesserte Anlage, in welcher der Dampf in einem Steigrohr mehrfach kondensiert und wieder verdampft. Eine solche sog. Reflux-Destille hat einen ähnlichen Effekt wie mehrfaches Brennen. Diese Anlagen sind in Deutschland weit verbreitet. Der Kessel darf nicht vollständig gefüllt werden. Etwa zwei Drittel sind ein erster Richtwert. Ist der Kessel voll aufgefüllt, könnten durch das Kochen und die damit verbundene Schaumbildung Tröpfchen durch das Steigrohr heraus geschleudert werden, die zur Trübung und geschmacklichen Beeinflussung führen. Wenn der wichtigste Teil des Brennens abgeschlossen ist, folgt der sogenannte Nachlauf. Das ist der Rest Alkohol oder Nachlauf, der zunehmend mit Wasser ausgekocht wird. Er würde den Geschmack verderben und den Alkoholgehalt des Destillats vermindern. Aus dem Grund wird dieser Teil in einem separaten Behälter aufgefangen werden. Man kann ihn der nachfolgenden Maische vor dem Brennen wieder zusetzen und nochmals destillieren. 28 58,3 % Das ganze Verfahren funktioniert während der Sommermonate ganz gut, lässt sich aber noch wesentlich beschleunigen. Um die Gärung schneller in Gang zu bringen, ist Hefenährsalz ( siehe Anhang Quellenangaben) ein bewährtes Mittel. Die vereinfachte Darstellung: Hefen „essen“ Zucker stimmt nämlich nur bedingt. „Nur Zucker“ ist ihnen jedenfalls auf Dauer nicht genug. Eine Gärung mit Zuckerwasser kommt nicht gut in Gang und kommt auch leicht ins Stocken. Durch Zugabe von Hefenährsalz (Verpackungshinweise beachten!) gären auch Zuckerlösungen und Zuckerlösungen mit Getreide oder anderen stärkehaltigen Produkten wesentlich zügiger. Die Gärzeiten verringern sich unter günstigen Bedingungen auf wenige Tage. Was ist nun zu tun, wenn der Sommer vorbei ist und kein warmer Heizungskeller existiert. Dann gärt eigentlich nichts oder alles nur langsam und man könnte meinen, da hilft nur noch trinken. Auch dafür gibt es eine Lösung. Wir heizen unsere Maische direkt auf Gärtemperatur. Diese ist nicht kritisch. Sie darf im Bereich von zwanzig bis etwa dreißig Grad liegen. Wenn nicht der ganze Raum geheizt werden soll oder kann, bietet sich eine Heizung an, die genau auf diese Temperaturen abgestimmt ist – die Aquarien oder Terrarienheizung. Diese überschreitet nicht die kritische Maximaltemperatur, braucht keine weitere Regelung und ist so sicher wie sie für lebende Tiere und Aquarien sein muss. Was für das Krokodil gemütlich ist, kann der Hefe nicht schaden. Für ein 50L-Fass haben sich 80 Watt Heizleistung bewährt. Die Heizung besteht aus mehreren Metern Heizkabel direkt für 230V Netzanschluss. Dieses Kabel wird einfach in das Maischefass eingetaucht. Es muss nicht zusätzlich befestigt oder fixiert werden. Zur Verringerung der Wärmeabstrahlung kann eine Isolierdecke (für Autoscheiben) oder Isoliermatte außen angebracht werden. Eine zusätzliche Leistungsregulierung mittels Dimmer oder Thermostat hilft bei der Einstellung der optimalen Gärtemperatur. Handwarm ist dabei in Ordnung. Auf dem Bild sind Steckdosenleiste, Dimmer und Leistungsmesser direkt zusammengeschaltet. Am Dimmer ist die Heizung 80W angesteckt. 43,7 % 21 Die Bestimmung des Zuckergehalts Wie bestimmt man den richtigen Zuckergehalt des Ansatzes? Wenn die zugegebene Zuckermenge bekannt ist, kann man den Zuckergehalt je Liter Flüssigkeit einfach berechnen. Zur Messung des Zuckergehaltes dient die so genannte Oechsle-Waage. Es handelt sich dabei um eine Mess-Spindel, die weniger in die Flüssigkeit eintaucht, je höher deren Dichte ist. Auf einer Skala kann der Messwert in Oechsle abgelesen werden. Diese Messung funktioniert problemlos, berücksichtigt allerdings nicht den noch in den Früchten gespeicherten Zucker. Eine Anzeige von etwa 120 Grad auf der Skala bei vollständig gelöstem Zucker kann als Richtwert für Turbohefen gelten, für Backhefe etwa 75 Grad. Mess-Spindeln mit gleichem Aussehen sind auch als AlkoholmessSpindeln erhältlich. Sie besitzen dann eine andere Skaleneinteilung und zeigen den Alkoholgehalt nach der Gärung an. Diese Mess-Spindeln werden auch mit mehreren Skalen angeboten z. B. zur Messung von Dichte, Alkoholgehalt oder Zuckergehalt. Oechsle-Waage Mess-Spindel Teil 5 Einen gärfähigen Ansatz vorbereiten Die Destillation Die Gärung ist normalerweise je nach Jahreszeit und Maische nach einigen Tagen bis maximal 6 Wochen beendet. Dann ist die Zeit zum Brennen gekommen. Gebrannt werden kann alles , auch der Bodensatz. Wenn man den Absatz vorher gleichmäßig verrührt, ist das Brenngut gleichmäßig flüssig und es wird nichts anbrennen. Wer das nicht möchte, kann auch ohne vorher umzurühren, den Bodensatz ungebrannt kompostieren. Vor dem eigentlichen Brennen ist der Kessel mit dem Brenngut zu erhitzen. Das kann je nach Kesselgröße und Heizung mehrere Minuten dauern. Wenn die Maische zu sieden beginnt, gehen zuerst die Stoffe mit der niedrigsten Siedetemperatur in Dampf über. Das ist der so genannte Vorlauf. Er enthält u. A. Kleinstmengen Methanol, das wir wegen seiner Nebenwirkungen nicht im Getränk haben wollen. Methanol siedet bei 65° C. Professionelle Brennereien trennen den Vorlauf immer ab. Das Problem tritt bei reinen Fruchtansätzen nicht wirklich auf. Wenn der Fruchtansatz so gut ist, dass man ihn als Wein trinken könnte, dann enthält er nichts, was aussortiert werden müsste. Dennoch wird der erste Teil, der Vorlauf immer abgetrennt. Das ist sehr einfach, wenn die Anlage ein Thermometer besitzt. Dann wird der erste Teil des Destillats bis zur Erreichung von 78°C verworfen – also ab in den Abfluss damit! Als Richtwert kann man sicherheitshalber etwa die ersten 3 bis 5 % der erwarteten Alkoholausbeute weggießen. Danach beginnt die eigentliche Destillation des trinkbaren Alkohols. Der erste „Vorlauf“ schmeckt ohnehin nicht gut und verdirbt den Gesamtgeschmack. 22 45,8 % 56,2 % 27 Ein solches Gerät, das (nach Auffassung des Verfassers) diese Anforderungen erfüllt, ist im Bild dargestellt. Links im Bild der Kühler mit Auffangbehälter. Der unter dem Handelsnamen Espresso-/ Kaffeebereiter angebotene Apparat eignet sich ohne technische Veränderungen für die Zwecke der privaten Hobbybrennerei. Er besitzt einen dicht verschließbaren Brennraum und eine Steckverbindung zum Schlauch, so dass keine Dämpfe entweichen können. Lediglich das trichterförmige Steigrohr im unteren Teil des Kessels ist vor Gebrauch zu entnehmen. Der obere Auslaufstutzen wird direkt über den Schlauch 25 x 2,5 mm mit dem Kühler verbunden. Zum Kühler selbst macht der Gesetzgeber keine weiteren Angaben. Das Gerät besitzt ein Kesselvolumen von 350ml und ist damit augenscheinlich gesetzeskonform. Durch den praktischen Schraubverschluss ist es kein Problem, mit dieser Anordnung kleine Mengen Schnaps für den privaten Verbrauch herzustellen. Bei Anwendung in Verbindung mit einer Induktionskochplatte ist eine Stahlplatte (etwa 4mm) zwischen Platte und Topf zu legen. Der Kocher aus Aluminium entwickelt selbst keine Wärme. Dieser kleine Kocher passt in jede Küche und wenn es zu vorgerückter Stunde notwendig erscheint, kann man sich damit zur Entspannung auch einen kleinen italienischen Espresso kochen. Teil 3 Aufbau einer Brennanlage Ist die Maische angesetzt, reicht die verbleibende Zeit bis zum Brennen aus, um eine Kleinbrennanlage zusammenzustellen. Zu einer einfachen Anlage gehört neben dem Kessel und dem Kühler eine Wärmequelle. Induktionskochplatten mit einer Leistung von 2000 Watt sind gut zu regeln und einfach zu bedienen. Außerdem das Verbindungsrohr vom „Kochtopf“ zum Kühler, in unserem Fall Kunststoffschlauch (s. Quellenangaben) mit Verschraubung zum Kessel. Gesamtanlage Den Einkochtopf oder was auch immer zum „Kochen“ verwendet wird, kann jeder entsprechend seiner landestypischen Rechtslage auswählen und hinzufügen. Mit diesen Teilen könnte eine brauchbare Anlage aufgebaut werden. Auch hier ist die Gesetzeslage des jeweiligen Landes zu beachten! In Deutschland wäre nur die kleine Coladose erlaubt. Durch den Einbau eines sogenannten Anlegethermometers (rechts im Bild) hat man die Temperaturen gut unter Kontrolle. Fehler werden rechtzeitig erkannt oder ganz vermieden. Der Kühler Im Gegensatz zu den verbreiteten Durchlaufkühlern wie Liebig- oder Kugelkühler verbraucht dieser Kühler kein Wasser. Er kann überall eingesetzt werden ohne dass ein Wasseranschluss notwendig wäre. Der besonders sparsame Kühler besteht aus einem mit Wasser gefüllten Behälter, der von einem Kupferrohr (für Heizungsanlagen) durchlaufen wird. 26 54,2 % 47,9 % 23 Er spart eine Menge Wasser, weil während des Brennens kein Wasser verloren geht. Ganz sparsame Leute können das Wasser abkühlen lassen und beim folgenden Einsatz wieder verwenden. Als Kühlrohr sind zwei bis drei Windungen Kupferrohr ausreichend. Durch Hochstellen des Kühlers wird der Schnaps hochprozentiger. Hier lohnt es sich zu experimentieren. Diesen Kühler gibt es nicht im Handel. Für eine Klempnerwerkstatt ist die Herstellung kein Problem. Ist die Anlage fertig aufgebaut, kann der Probelauf erfolgen. Dann zeigt sich, ob alles dicht ist, was dicht sein soll und durchlässig, was durchströmt wird. Der Eigentest kann am einfachsten mit Leitungswasser gemacht werden. Leitungswasser ist geschmacksneutral, reinigt alle Verbindungen, Verschraubungen und Lötstellen und ist auch nicht verboten. Es entsteht klares destilliertes Wasser. Alle Verbindungen müssen dicht sein, so dass kein heißer Dampf austritt. Die Vorbereitung des Kupferrohres und das Einlöten erfordern etwas Übung. Das Bild zeigt gut die Originalgröße der Spirale und den Ein- und Auslass. 24 50,0 % Teil 4 Gesetzeskonforme Anlage Wie ist die Gesetzeslage zur Thematik? Hiermit kommen wir zu einem der heikelsten Themen der „Brennkunst“. Niemand möchte mit dem Gesetz in Konflikt kommen, obwohl die Liste der Verbote und Vorschriften lang ist, die es zu beachten gilt. Vieles was für professionelle Brennereien einzuhalten ist, hat für Hobbybrenner, die ihr Produkt nicht in Verkehr bringen, keine Bedeutung und umgekehrt. Ein echter „Hobbybrenner“ ist einer, der wegen der Geringfügigkeit seiner Arbeit und der Anlage, die er betreibt, nicht unter die Meldepflicht der Anlage fällt und keine gewerblichen Ziele verfolgt. Er betreibt das Hobby ganz legal, solange er sich an die gesetzlichen Vorschriften hält (freie Interpretation des Verfassers ohne Rechtsverbindlichkeit). Grundsätzlich gilt für Deutschland die Branntweinmonopolverordnung von 1998. Das ursprüngliche Branntweinmonopolgesetz stammt aus der deutschen Kaiserzeit von 1922. Aus den wenigen im Umfang dieses Heftes gemachten Anmerkungen zur Rechtslage kann keinerlei Haftung für Rechtsfolgen aus unvollständiger oder falscher Interpretation abgeleitet werden. Einer der Eckpunkte, die der Gesetzgeber festgelegt hat, bezieht sich auf das Volumen des sogenannten Kessels, in dem das Brenngut „gekocht“ wird. Es gilt eine Meldepflicht von Brenngeräten mit einem Kesselvolumen über 0,5 Litern. Sowohl der Erwerb als auch die Abgabe und Aufstellung oder der Besitz solcher Anlagen sind meldepflichtig. Geräte unter 0,5 Litern unterliegen damit nicht der staatlichen Kontrolle. 52,1 % 25