Chinesische Gastgeschenke
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Chinesische Gastgeschenke
Schwerpunkt: Unternehmenskultur › change › 1/2014 Werner Obermeier, Leiter der Produktionslogistik Knigge und die gebürtige Chinesin Yi Weidner, rechte Hand der ebenfalls aus China stammenden Finanzchefin Ying Zheng. Bielefeld wird von Eickhoff und Zheng in einer Doppelspitze geführt, dabei entspricht die Aufteilung der Geschäftsfelder der Logik der Übernahme. Der Deutsche ist für Vertrieb, Entwicklung und Produktion zuständig, die Chinesin für das Finanzielle. „Immer auf Augenhöhe“, sagt Eickhoff über die Zusammenarbeit mit Frau Zheng. Aneinander gewöhnen musste man sich dennoch, sowohl im Zwischenmenschlichen als auch im Geschäftlichen. Als die Chinesen in Bielefeld einstiegen, hat Dietrich Eickhoff ein rotes Buch an seine Mitarbeiter verteilt. Es ist nicht die Mao-Bibel gewesen, die er zur Lektüre empfahl, sondern das Werk einer in Berlin lebenden Chinesin, das mit witzigen Piktogrammen die Unterschiede zwischen typisch deutsch und typisch chinesisch aufzeigt. Im Kreis angeordnete Punkte bei- spielsweise, von denen eine sauber gezogene Linie zu jeweils einem anderen Punkt führt, symbolisieren die deutsche Methode des Netzwerkens. Im Kreis angeordnete Punkte, die unter einem Wirrwarr von Verbindungsstrichen kaum noch zu sehen sind, stehen für das chinesische Pendant. Ähnlich verhält es sich mit der Kommunikation. Das deutsche Piktogramm: ein gerader Pfeil für das klare Wort. Das chinesische Piktogramm: geschlängelte Linien für die indirekte Art zu formulieren. Chinesische Gastgeschenke Dietrich Eickhoff weiß aus eigener Erfahrung, dass aus dem roten Buch viel Wahrheit spricht. Westfälische Direktheit, die auch mal ein Auf-den-Tisch-Hauen beinhaltet, ist in China nicht gefragt. Äußerste Höflichkeit gepaart mit hierarchischem Denken, so beschreibt Eickhoff die Umgangsformen der chinesischen Kollegen. Wenn er auf Aufsichtsratschef Min Zhang trifft, dann kann es schon mal vorkommen, dass Dietrich Eickhoff zum Aktentaschenträger wird – denn die absolute Aufmerksamkeit gilt immer dem in der Hierarchie am höchsten Stehenden, egal welche Position die übrigen Anwesenden bekleiden. Insignien chinesischer Unternehmensführung sind auch in Eickhoffs Büro zu finden, in Form von Gastgeschenken, die er während seiner regelmäßigen Aufenthalte in Shanghai erhalten hat. Ein in Zedernholz gerahmter goldener Expo-Pavillon und eine silberne Miniatur des Pekinger Olympiastadions samt abnehmbaren Dachaufbauten. Der Kontrast zwischen der chinesischen Vorliebe für das Opulente und der westfälischen Bodenständigkeit – in Eickhoffs Büro ist er unübersehbar. Was allerdings das Geschäftliche angeht, verbindet Bielefeld und China ein absoluter Gleichklang. Beide ›› 53