Von Wappen Marken und Siegeln - Geschichtsstammtisch Leichlingen
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Von Wappen Marken und Siegeln - Geschichtsstammtisch Leichlingen
Über die Fragen zu den Wappen, Siegeln und Hausmarken der Gierlichs. Allgemeine Einführung: Wappen, Siegel und Hausmarken sind seit alters her Erkennungszeichen bzw. Zeichen mit einem gewissen Beweiswert. Wappen waren im Mittelalter das farbige Abbild, das die nicht erkennbar gerüsteten Ritter als Erkennungszeichen auf ihrem Schutz-schild trugen. Bald wurde es dann zum Wappen der Familien von Adels- und Bürgerfamilien und zum Symbol von Klerikern, Bistümern, Abteien und seit 1350 auch der Städte. Ab Mitte des 14. Jahrhunderts durften die Wappen nach damaligem Wappenrecht nur noch durch den Kaiser und Fürsten mittels Wappenbriefen verliehen werden. Wichtigster Teil des Wappens ist der Schild. Mitte des 13. Jahrhunderts vereinigten die Ritter dann Schild und Helm zu einem einheitlichen Wappenbild, so dass wir seitdem über dem Schild meist den Helm mit der Helmzier finden. Siegel sind der Abdruck eines Siegelstempels oder Siegelringes mit spiegelverkehrt eingravierten Bildern oder Zeichen in Ton, Siegelwachs oder Siegellack. Die ersten Siegelabdrücke finden wir schon in Tontafeln der frühen Hochkulturen. Sie gelten schon immer als Erkennungs -oder Beglaubigungs-zeichen sowie als Verschlussmittel zum Schutz vor unbefugter Kenntnisnahme oder Verfälschung des Inhalts von Schriftstücken und Gefäßen. Wachssiegel gibt es seit ca. 1400. Sie waren meist farblos. Die Verwendung von rotem Siegelwachs war damals ein Privileg. Seit ca. 1550 wurde dann der Siegellack gebräuchlich. Das Siegel enthielt entweder das Wappenbild, die Hausmarke oder ein sonstiges Emblem, ggf. verbunden mit einer Rundschrift als Zeichen der Echtheit. Hausmarken waren eingeprägte, aufgestempelte oder sonst wie an einer Sache angebrachte Zeichen von rechtlichem Beweis-wert oder um Eigentumsverhältnisse, Echtheit oder Güte einer Sache zu bezeugen. Wappen, Siegel und Hausmarken der Gierlichs sind bisher nur wenige bekannt. 1635 siegelt ein Heinrich Gierlichs als Zeuge eine Kölner Urkunde. Das abgebildete Siegelbild ist uns erhalten. P:\__Die falschen Wappen der Gierlichs.docx 1683 ziert eine Vogeldarstellung als Familienzeichen die Schützenplakette von Paulus Vogel und Anna Catharina, geb. Gierlichs aus Wiesdorf. Etwa um 1710 lebte in Wiesdorf Hermann Gierlichs, verheiratet mit Gudula Asselborn. Uwe Boelken fand von ihnen eine Schützenplakette. Auf der Rückseite befand sich die abgebildete Hausmarke und die Inschrift: „Hermann Gelich Gudula Gelichs wittib 1709“. In diesem Zusammenhang dürfen wir wegen der engen familiären Verpflechtungen der Gierlichs und Schmidtbergs die Hausmarke der Schmidtberg auf der gemeinsamen Familienchronik nicht vergessen. Der Versuch einer Deutung: Das Deckblatt zeigt in kunstvoller Schrift seinen Vor- und Zunamen. Darunter eine wahrscheinlich stilisierte Rose. In naiver ungelenker „Bauermalerei“ macht Georgius Schmitberg dann offensichtlich den Versuch, sich eine Hausmarke zu geben. Auf einem oben geraden und unten gerundeten, mit gestricheltem Doppelrand eingefassten Schild ruht ein Kreuz, vielleicht als Zeichen des Glaubens, der Frömmigkeit. Die im Dreieck angeordneten Großbuchstaben G. S. B. für Georgius Schmitberg umrahmen einen Dreizack, vielleicht Symbol als Zeichen für den Fischfang in der vorbeifließenden Wupper. Das Zeichen darunter, wahrscheinlich einen Pflug darstellend, soll vielleicht den Ackerbau symbolisieren. Und schließlich 3 kleine mit Kreuzen ausgefüllte Kreise bzw. Kugeln, vielleicht Symbole der Saat, des Fruchtsamens oder sonstiger Erntefrüchte. Von den falschen Wappen der Gierlichs. seinem Herrn für treue Dienste - die Rede war von Lebensrettung zum Tragen dieses Wappens ermächtigt worden. Seine Familie wird als aus dem alten Niedersachsen stammend beschrieben, wovon Zweige jedoch seit dem 16. Jahrhundert im Kreis Solingen leben sollen. Eine Quellenangabe dafür fehlt jedoch auch hier. Am 20.9.1953 fassen dann Vertreter der Sippe Gierlichs im Hotel Tannenhof in Leichlingen folgenden Beschluß und geben zu Protokoll: Das Wappen mit dem springenden Pferd. Viele Gierlichs schmücken sich auch heute immer noch gerne mit „ihrem“ Familienwappen. Ob als Kettenanhänger und als Siegelring getragen oder in Briefköpfen und Visitenkarten geführt. Aus meiner subjektiven Sicht als ein heraldischer Laie ist es ein gefälliges und schönes Wappen. Doch diese Freude wird durch einen Wermutstropfen getrübt. Trotz vieler Anstrengungen konnte ich nichts Genaues über die Entstehung bzw. Herkunft dieses Wappens erfahren. In den 30er Jahren tauchte es irgendwann auf und wurde in vielen Briefwechseln immer wieder genannt und diskutiert. Es war im wahrsten Sinn des Wortes plötzlich da. Erklärungen über die Herkunft gab es dann im Laufe der Jahre mehrere. In einem mir vorliegenden Manuskript (es stammt vermutlich von Rudolf Gierlichs) wird das Wappen wie folgt beschrieben: „dass das von dem Ferdinand Gierlichs im Jahre 1564 stammende Wappen (vgl. Ponikauische Sammlung in Halle), welches in einer Fotokopie beiliegt, fortan als Familienwappen der Sippe nach Johann Theodor Gierlichs, geb. 21.4.1778, geführt wird“. Dieses Protokoll unterschreiben: Dr. Hilde Assmann-Gierlichs, Ärztin Wuppertal, Alban Gierlichs, Ministerialdirigent Viersen, Paul Gierlichs, Kaufmann Köln, Leo van de Laak, Oberamtmann Essen und Rudolf Gierlichs, Kaufmann Frankfurt. „Im schwarzen Schildeshaupt drei goldene Sterne, unten ein rotes Herz, auf dem bewulsten Helm ein ragendes schwarzes Ross. Die Helmdecken sind rot, silber, schwarz und gold.“ Dann versucht der Manuskriptschreiber eine Deutung des Wappens: „Die Sterne bedeuten Glück, Heil, und Ruhm. Das Herz ist das Symbol der Liebe und Barmherzigkeit. Das Ross deutet auf Landwirtschaft hin. (handschriftlich zugefügt: „Ein Sinnbild der Treue und Anhänglichkeit) Die Farben rot und silber verkünden Kühnheit und Tapferkeit; schwarz und gold Ehre und langes Leben.“ Eine Version zur Herkunft besagt, es handele sich um das Wappen eines Kölner Essighändlers im 14. –15. Jahrhundert. Demzufolge werden die Wappenfarben als die Farben Kölns bezeichnet und die 3 Sterne sollen als Symbol für die 3 hl. Könige stehen, wobei die Art der Helmzier auf die bürgerliche Herkunft weisen soll. Ein zweiter Hinweis geht auf einen Ferdinand Gierlichs zurück, der 1564 mit diesem Wappen im Kreis Solingen oder in Köln erwähnt sein soll. Angeblich ist dieser Ferdinand von P:\__Die falschen Wappen der Gierlichs.docx Das Wappen mit dem springenden Einhorn. Um die Verwirrung komplett zu machen, gibt es im Zeitraum 1950 bis 1965 einen Briefwechsel zwischen einem in Sao Paulo lebenden Hubert Gierlich und Rudolf Gierlichs in Frankfurt. Dieser Hubert Gierlich ist evangelisch und 1887 in Wermelskirchen geboren. Wie er berichtet, schrieb sich sein Großvater noch Gierlichs. Er heiratet 1911 eine ebenfalls 1887 geborene evangelische Käthe Binnenhui aus Hamborn, wandert nach Argentinien aus und gründet eine Firma Industria de Fitas Gierlich Ltda. Seinen Briefkopf schmückt ein weiteres „Gierlichs-Wappen“, was in den Briefen als das Wappen der evangelischen Linie Lützenkirchen bezeichnet wird. Es wird wie folgt beschrieben: „Über dem Helm ist ein nach links aufspringendes Einhorn zwischen 2 Büffelhörnern zu sehen. Der Schild ist quergeteilt. In der oberen Hälfte ein nach links laufendes Einhorn, darunter zwei rote Rosen und ein Blütenkelch“. Dieses Wappen soll laut Hubert Gierlich am 5.1.1519 in Prag von Kaiser Karl V. ebenfalls für treue Dienste verliehen worden sein. Ein weiterer Hinweis deutet an, dass sich in den Siebmachers Wappenbüchern ein fast identisches Wappen befinden soll mit dem Eintrag: „ Girich Matthäus, Grundbuchhändler des Gotteshauses Göttweig und seine Brüder Johann, Stephan und Michael erhielten einen kaiserlichen Wappenbrief Prag 5.1.1591“. Abschließend bleibt zu sagen, Es gibt also sehr viel Schatten und wenig Licht bei diesem Thema. Alle meine Bemühungen seit 1982, in dieser Angelegenheit weiterzukommen, waren vergebens. Auch diesbezügliche Anfragen in der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt zu der Ponikauischen Sammlung waren ergebnislos. Bis ich den Heraldiker Müller-Westphal kennenlernte und ihn um seine Beurteilung bat. Sein Testat bestätigte meine schon lange gehegte Vermutung. Es handelt sich beim Wappen mit dem springenden Pferd zweifelsfrei um eine Wappenfälschung. Das Wappen mit dem Einhorn ist zwar nachweisbar, aber ob der Name „Girisch“ gleichzusetzen ist mit Gierlichs, ist nicht nachvollziehbar. Und dann bliebe noch die Frage der Führungsberechtigung zu prüfen. Fazit: Der Gedanke, ein eigenes Familienwappen berechtigt tragen zu dürfen, wäre zu schön gewesen. P:\__Die falschen Wappen der Gierlichs.docx