Leben im Gefängnis ohne Mauern Gartentrends 2015 − Der
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Leben im Gefängnis ohne Mauern Gartentrends 2015 − Der
Ausgabe März 2015 Leben im Gefängnis ohne Mauern 7 S. Gartentrends 2015 − Der Frühling wird knallbunt S. 12 Wie eine Prinzessin aus einer anderen Welt S. 20 Eine Sonderveröffentlichung des KurierVerlags Lennestadt GmbH „Der schönste Monat für das Herz ist und bleibt der Monat März.“ Druckauflage: 19.930 Verlag & Herstellung: KurierVerlag Lennestadt GmbH Kölner Str. 18, 57368 Lennestadt Tel. 0 27 21/13 60 Verlagsleitung: Tim Plachner Chefredaktion: Tim Plachner Gesamtanzeigenleitung: Axel Berghoff Redaktion: Lars Lenneper, Jana Sudhoff, Anna Sartorius, Claudia Metten, Patricia Bigge, Andre Geißler, Helena Penner Layout: Carolin Kurz, Stefan Kemper Druck: Griebsch & Rochol Druck GmbH & Co.KG Gabelsbergerstr. 1, 59069 Hamm Für unverlangt eingesandte Fotos und Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. ©Olga Galushko - Fotolia.com IMPRESSUM Briloner Kaum ein Zitat bringt die Vorfreude auf die Vorboten des Frühlings besser auf den Punkt als diese alte Weisheit aus dem Volksmund. Eben eine solche Stimmung ist es, die wir mit unserer März-Ausgabe der neuen Magazinfamilie „Ruhrpur“, „Der Briloner“ und „Der Winterberger“ zum Ausdruck bringen möchten. Wenn die Temperaturen klettern und die Tage wieder länger werden, dann zieht es die Menschen langsam aber sicher wieder raus ins Grüne – wahlweise in die Natur oder den eigenen Garten. Höchste Zeit also, Beete, Kübel, Töpfe und Co. zu Hause frühlingsfit zu bekommen. Wir haben uns für Sie schlau gemacht und die angesagtesten Trends zusammengestellt. Eines lässt sich jetzt schon sagen: Dieser Frühling wird knallbunt. Damit Sie zudem bei der ersten Gartenparty oder der stilvollen Beleuchtung nicht unnötig draufzahlen, gibt es auch noch die wichtigsten Energiespartipps – frei (hinters) Haus sozusagen. Und da nicht nur der Frühling, sondern auch der Osterhase bald schon wieder vor der Tür stehen, haben wir uns während der Fastenzeit sowohl von Facebook und Smartphone verabschiedet als auch die schönsten Sauerländer Ostertraditionen und die kultigsten Osterbräuche rund um den Globus zusammengestellt. Rund um den Globus und doch zu Hause ist auch das Stichwort für die Geschichte über eine Tamilin im Kindergarten Assinghausen, die einen spannenden Einblick in ihr Leben zwischen zwei kulturellen Welten ermöglicht. Eine völlig andere Welt ist auch das Leben in der JVA Hövelhof − ein Justizvollzugsbeamter aus Brilon gewährt einen exklusiven Blick hinter die Kulissen. Außerdem erfahren Sie, wo unser Trinkwasser eigentlich genau herkommt und an welchen Orten Sie im Sauerland stilvoll und extravagant heiraten können – egal ob im Frühjahr oder Winter. Also, ganz gleich ob Sie die ersten Sonnenstrahlen im heimischen Garten genießen oder die letzten nasskalten Tage gemütlich auf dem heimischen Sofa verbringen, die März-Ausgabe unserer Magazine bietet Ihnen jederzeit ein unterhaltsames und abwechslungsreiches Lesevergnügen – oder, wie der Volksmund schon sagte, „was fürs Herz“. Ihr Redaktionsteam Inhaltsverzeichnis 3 Ein Schatz aus unserer Region Wie Rohwasser zum Trinkwasser wird . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Gefangen in Freiheit Briloner JVA-Beamter möchte Jugendliche in Hövelhof auf den rechten Weg zurückführen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Gartentrends 2015: Der Frühling wird knallbunt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Von Geisterzügen und Osterweibern Festtagsbräuche im Sauerland und rund um den Globus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Das „Fasten-Experiment”: Wie lebt es sich ohne Smartphone und Facebook? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Vom siebten Himmel bis unter Tage Heiraten an außergewöhnlichen Orten im HSK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Energiekosten sparen auch und gerade im Garten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Wie eine Prinzessin aus einer anderen Welt Winterbergerin als Musterbeispiel für Integration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Sport spricht viele Sprachen KSB will Migranten zu aktiver Integration bewegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Hier ist was los: Kulturelles, Action und Events in Olsberg und Brilon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Hier ist was los .. . Veranstaltungsdar Kalende Brilon 22. März Frühlingsfest der Fachwelt Olsberg Erster verkaufsoffener Sonntag 2015 in der Innenstadt. Passend zu aktuellen Kollektionen gibt es Schuhe, Taschen und Zubehör in vielen Pastelltönen. Blumen- und Dekogeschäfte bieten Pflanzen und Lifestyle-Produkte an. 22. März Geistliche Abendmusik Chorkonzert mit dem Kammerchor Schmallenberg unter der Leitung von Ulrich Schauerte in der Pfarrkirche St. Martin Bigge. 12. März Junges Theater „Tschick“ Literarisches Roadmovie über eine ungewöhnliche Freundschaft, die erste Liebe und die grenzenlose Freiheit eines Sommers im Bürgerzentrum Kolpinghaus Brilon. 29. März „Brilon blüht auf“, inklusive verkaufsoffener Sonntag Die Geschäfte in der Innenstadt haben von 13 bis 18 Uhr geöffnet, die Fußgängerzone wird zur Bühne von Floristen und Künstlern und als Höhepunkt wird um 15 Uhr die Briloner Waldfee auf der Rathaustreppe vorgestellt. 1. April Kultur im Krankenhaus Der „Gemischte Gesangverein Thülen“ konzertiert in der Kapelle des Krankenhauses „Maria Hilf“ in Brilon. 3. April 15. März 121. Kerzenkonzert „Orlando Guitar Quartet“ In der Nikolaikirche Brilon erfindet das Orlando Guitar Quartet mit seinem ausgefeilten kultivierten Gesamtklang Gitarrenmusik in jedem Augenblick neu. 23. März bis 8. Mai Ausstellung „Jetzt treibt‘s der Räuber Hotzenplotz aber bunt!“ von Mathias Weber Alle fünf Jahre inszeniert die Marienschule das Musical „Maria“. In dem Stück wird die Lebensgeschichte des Jesus von Nazareth als Musical mit vielen verschiedenen Bühnenelementen dargestellt. Ort: Aula Marienschule Brilon 28. März Theater „Frau Müller muss weg“ Neuer Spielplanhit des Erfolgsdramatikers Lutz Hübner im Bürgerzentrum Kolpinghaus Brilon. „Geistliches Konzert“ Die BWT lädt für Karfreitag, 3. April, wieder ein zu einer besonderen Musik zur Sterbestunde Christi. In diesem Jahr ist das Musikprojekt Altmark West zu Gast. 22. März Ralf Schmitz Aus dem Häuschen Sein neues Live-Programm gibt der StarComedian aus Leverkusen in der Konzerthalle Olsberg zum Besten. Olsberg 14. März Tag der offenen Tür im Berufsbildungswerk Das Berufsbildungswerk des Josefsheims bietet jungen Menschen mit Behinderung rund 220 Ausbildungsplätze in über 30 Berufen. Interessierte können sich beim Tag der offenen Tür ausführlich über das Angebot der Einrichtung informieren. 15. März Jazz-Konzert mit Edgar Knecht Der KulturRing Olsberg hat ein besonderes Angebot: Ein außergewöhnliches Konzert erwartet die Besucher am Sonntag, 15. März, wenn das Edgar-Knecht-Trio zum zweiten Mal ins Rathaus nach Bigge kommt. 28. März Blues Pills Rock Revelation Tour Das junge amerikanisch-schwedisch-französische Quartett gastiert mit seiner „Rock Revelation Tour“ am Samstag, 28. März, in der Konzerthalle Olsberg. 3 Ein Schatz aus unserer Region Wie Rohwasser zum Trinkwasser wird Strom kommt aus der Steckdose – Wasser aus dem Wasserhahn. Logisch. Aber ganz so einfach ist es dann doch nicht, dass uns alltäglich unser wichtigstes Lebensmittel - das Trinkwasser - rund um die Uhr zur Verfügung steht. Dahinter steckt viel mehr, als das sprudelnde Nass einer Quelle zu entnehmen und über ein Rohrleitungssystem zu den Verbrauchsstätten zu transportieren. Für den Verbraucher ist es selbstverständlich, dass sein Wasser absolut sauber und frei von Schadstoffen ist – als Lebensmittel, aber auch zur Körperhygiene, für eine saubere Wäsche und längst auch zu Wohlfühlzwecken. Nicht ohne Grund gilt das Sauerland durch seine Mittelgebirgslage und die relativ hohen Niederschlagsmengen als Lieferant für reichlich gutes Rohwasser und damit als „Wasserturm des Ruhrgebiets“. Daher liegt es nahe, diesen Schatz auch hier vor Ort effektiv zu nutzen. Im Stadtgebiet von Meschede kann man sprichwörtlich aus dem Vollen schöpfen. Wo gibt es das schon? Eine Talsperre, der Hennesee und gleich zwei Flüsse, Ruhr und Henne, die sich mitten im Stadtkern vereinen, direkt vor der Tür. Ruhr und Henne bilden schon längst einen wichtigen Speicher des kostbaren Guts, mit dem Bau des neuen Wasserwerks am Hennesee wird voraussichtlich ab Ende 2015 auch die Talsperre als Wasserlieferant einen erheblichen 4 Beitrag leisten. Für die Gewährleistung einer einwandfreien Wasserqualität für das Versorgungsgebiet MeschedeBestwig-Olsberg mit einer Fläche von 404 Quadratkilometern und mehr als 16.000 Anschlüssen zeigt sich ein über 50-köpfiges Team an Fachkräften der Hochsauerlandwasser GmbH (HSW) mit Hauptsitz in Meschede verantwortlich. „Die Wasserbereitstellung für diese Region erfolgt aus 20 Gewinnungsanlagen, über 32 Hochbehältern, rund 675 km Rohrleitungsnetz sowie einer Vielzahl an Druckerhöhungsanlagen, Pumpstationen, Druckminder-, Kontroll- und Zählerschächten“, erklärt HSW-Vorarbeiter Ralf Wegener. Das kostbare Gut wird laufend überwacht. Aufgrund von Umwelteinflüssen und demzufolge gleichzeitig steigenden Standards aus gesetzlichen Vorgaben an die Qualität der Trinkwasserversorgung werden die Gewinnungs- und Aufbereitungsanlagen ständig, mit großem finanziellen und personellen Aufwand, den allgemein anerkannten Regeln der Technik beziehungsweise dem Stand der Technik angepasst. Die Bürger in Vom Wasserwerk Stockhausen aus wird das aufbereitete Trinkwasser zum Hochbehälter Langenberg bei Berghausen gepumpt den Stadtgebieten von Meschede, Bestwig und Olsberg können es zu schätzen wissen: Die Wasserqualität entsprach in den vergangenen Jahren jederzeit den gesetzlichen Bestimmungen. Die HSW führt stets alle nach der Trinkwasserverordnung geforderten, bakteriologischen und chemischen Wasseruntersuchungen durch. Dennoch legt man hier besonders großen Wert auf Investitionen in die Wassergewinnungs- und -aufbereitungsanlagen. Die zwei großen Wassergewinnungsanlagen an der Ruhr, „Mengesohl“ und „Stockhausen“, wurden bereits bis Ende 2010 mit innovativen Filtrationsanlagen auf den neuesten Stand der Technik gebracht. „Damit Bakterien, Keime und Spurenstoffe keine Chance haben, wird das heimische Rohwasser auf seinem Weg zum Trinkwasser gründlich aufbereitet und ständig kontrolliert“, erläutert Wegener. Vollautomatisch läuft die Steuerung ab, per Computer können die Mitarbeiter der Hochsauerlandwasser GmbH in jedem der Wasserwerke jederzeit kontrollieren, was wo wie läuft. Im Detail sieht man dieses am Beispiel Stockhausen: Zahlreiche Stationen und Filter durchläuft das Wasser, ehe es als Nur wenige Gehminuten vom Winterberger Ortskern entfernt liegt der Ferienpark Landal Winterberg. Einheimische und Gäste können sich im Park-Restaurant mit kulinarischen Leckereien verwöhnen lassen. Im Sommer sitzt man bequem auf der Panorama-Terrasse und genießt die Aussicht. Spaß und Abwechslung für die Kleinen gibt es auf den Spielplätzen im Park. Gerne organisieren wir auf Wunsch einen Kindergeburtstag der ganz besonderen Art. 3HUKHS>PU[LYILYN0UKLY) YL >PU[LYILYN;LS! (Festnetz € 0,20/Anruf; mobil max. € 0,60/Anruf) ^^^SHUKHSKL^PU[LYILYNPUMV'SHUKHSKL 5 Am Computer haben Ralf Wegener und seine Kollegen Zugriff auf alle Anlagen vom HSW Trinkwasser das 1980 errichtete und 2011 erweiterte Wasserwerk in Stockhausen verlässt. Das Wasserwerk gewinnt sein Rohwasser aus natürlichem Grundwasser und aus Uferfiltrat der Ruhr über drei Brunnen. Bei Bedarf wird das Grundwasser mit Wasser aus einem Altarm der Ruhr über Versickerungswiesen angereichert. Das Rohwasser wird zunächst belüftet und durch einen Kalksteinfilter geschickt; „dadurch wird dem Wasser die natürliche Kohlensäure entzogen“, weiß Fachmann Ralf Wegener. Diese würde nämlich sonst dafür sorgen, dass die Wasserleitungen verrosten. Danach fl ei ßt das Wasser durch Kies, um Eisen und Mangan herauszufiltern. Die weitere Aufbereitung erfolgt unter Einsatz modernster Technik nach dem Multibarrierenprinzip. Zunächst sorgt eine Ultrafiltrationsmembrananlage dafür, dass Partikel einschließlich Keimen, Bakterien, Viren und Parasiten aus dem Wasser entfernt werden. Danach fängt ein Aktivkohlefilter gelöste Spurenstoffe, wie zum Beispiel Rückstände von Arzneimitteln, Pflanzenbehandlungs- und Schädlingsbekämpfungsmitteln, Industriechemikalien und vieles mehr auf. Bevor jährlich etwa 900.000 Kubikmeter Reinwasser als Trinkwasser mit bester Qualität über einen Hochbehälter in das Rohrnetz eingespeist werden, erfolgt noch eine Sicherheitsdesinfektion mit UV-Technik und/ oder auch mit Chlordioxid. Wegener: „Erst dann wird das fertige Trinkwasser zum 4000 Kubikmeter fassenden Hochbehälter Langenberg bei Berghausen hinaufgepumpt.“ Der Wasserspeicher sorgt durch seine Lage am Berg dafür, dass Druck auf den Leitungen bleibt. Dieses Beispiel macht deutlich, wie viel Know-How und Technik hinter der Gewinnung dieses kostbaren Guts steckt. Wasser ist Leben – die Voraussetzung für saubere Gewässer ist ein behutsamer Umgang mit dem Grundwasser. Dazu kann jeder von uns seinen Beitrag leisten - Schutz für einen großen Schatz unserer Region. So sah eine Wasserleitung aus, wenn Mangan und Eisen nicht aus dem Wasser gefiltert wurden 6 von Andre Geißler Gefangen in Freiheit Briloner JVA-Beamter möchte Jugendliche in Hövelhof auf den rechten Weg zurückführen Stolz wie ein altes Herrenhaus, das von einem Landadligen mit seiner Familie bewohnt wird, steht das weiße Gebäude inmitten eines weitläufigen Parks. Mit den vielen, großen Fenstern, symmetrisch angeordnet und seiner imposanten, einladenden Haupteingangstür, rechts und links flankiert von zwei länglichen, schwarz-weißen Außenleuchten, wirkt das gesamte Anwesen von Weitem wie aus einem vergangenen Jahrhundert. Die Bäume und Gartenanlagen rund um das Gebäude mit seinen zahlreichen Nebenhäusern sind akkurat geschnitten und gepflegt, die Wege gefegt. Alles scheint, als würde es täglich liebevoll instandgehalten. Ein weißes, längliches Schild, das wie ein Pfeil aussieht, weist den Weg. Plötzlich heißt es: anhalten. Ein großes, massives Tor, an dem ein rot umrandetes, rundes Schild mit dem Hinweis „Durchfahrt verboten“ befestigt ist, verwehrt den Eintritt. Ein Frösteln macht sich breit, Gänsehaut kriecht den Rücken herauf... Was hat das zu bedeuten? Ein Mann in blauer Dienstkleidung, mit einem Abzeichen „Justiz“ auf dem linken Ärmel, weist den Weg in das Haupthaus der Justizvollzugsanstalt (JVA) Hövelhof; einem Gefängnis für Jugendliche im Alter von 18 bis 24 Jahren, die dort ihre Haftstrafe von einem halben Jahr bis zwei Jahren absitzen, in dieser Form einzigartig in ganz Deutschland. „Die JVA Hövelhof, 1948 eröffnet, ist als einzige Strafanstalt komplett offen, fast wie eine Jugendherberge“, erklärt Thomas Kothilge, der täglich eine Fahrt von seiner Heimatstadt Brilon aus auf sich nimmt; 120 Kilometer hin und zurück, um seinen Dienst als Justizvollzugsbe- amter in der JVA abzuleisten. „Wer hier bleiben will, der muss täglich acht Stunden arbeiten oder in die Schule gehen, ansonsten geht es auf direktem Weg in den geschlossenen Vollzug. Im Hauptgebäude der Justizvollzugsanstalt heißt es dann erstmal anmelden, Ausweiskontrolle und für Besucher Handyabgabe. Für viele eine ungewohnte Situation, für Thomas Kothilge jedoch, den Vollzugsbeamten, der nach den Regularien des Jugendstrafvollzugs- Fotos: Claudia Metten 7 gesetzes (JStVollzG) handelt, tägliche Routine. „Einige Insassen sind hier Wiederholungstäter. Die Chance, alles umzureißen hat zwar jeder, doch sobald die Häftlinge entlassen und wieder in ihrem gewohnten Dunstkreis sind, fängt das ganze Spiel häufig von vorne an“, erläutert der Sauerländer, der neben seinen alltäglichen Pfl ichten in der JVA bereits seit über 20 Jahren gleichzeitig Sozialarbeit sowie pädagogische und psychologische Arbeit leistet. Die Justizvollzugsanstalt Hövelhof, früher bekannt als „Lager Staumühle“, liegt 8 am Ostrand der Gemeinde Hövelhof, zwischen Paderborn und Bielefeld. Sie ist eine Jugendstrafanstalt des offenen Vollzugs mit insgesamt 232 Plätzen und einer räumlich getrennten, geschlossenen Pflegeabteilung. Zurzeit verbüßen 180 junge Männer ihre Strafe dort wegen schwerer räuberischer Erpressung, Diebstahl, Urkundenfälschung, Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz oder Einbruch, bewacht von insgesamt 120 Justizvollzugsbeamten, davon 30 Frauen. 14 Uhr, die Eingangstür zum Besucherzentrum und zur Arbeitstherapie öffnet sich. Fünf junge Männer mit kurz geschorenen, dunklen Haaren, bekleidet mit tiefsitzenden Jeans und Kapuzenpullovern kommen auf direktem Wege herein, grüßen und setzen sich an den Basteltisch. In dem Moment wirken sie nicht wie die schweren Jungs hinter Gittern sondern wie begeisterte Schüler im Kunstunterricht. Alles hat den Anschein, als seien sie glücklich, zufrieden mit ihrer Situation, in Sicherheit. Die Jungs holen ihre Holzfiguren, an denen sie bereits seit Wochen intensiv arbeiten hervor, fangen an, sie mit vielen, unterschiedlichen Motiven in bunten, leuchtenden und frühlingshaften Farben zu bemalen. „Hier bin ich immer unheimlich gerne. Die Arbeit mit Holz macht total viel Spaß. In der JVA kann man es gut aushalten, selbst das Essen schmeckt ausgezeichnet. Der Tag ist perfekt verplant und alles ist bis abends organisiert. Hier kommt kaum jemand auf dumme Gedanken, dafür haben wir gar keine Zeit“, erzählt einer der Insassen, Ronny K., 20 Jahre alt, beiläufig während seiner Arbeit. Unter Anleitung von Thomas Kothilge lernen die Häftlinge in der Arbeitstherapie verschiedene Techniken im Umgang mit Holz, Glas zu schneiden oder auch einfach nur ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. „Jeder Kurs, den die jungen Männer hier belegen, endet mit einer Abschlussprüfung. Sie können einen Computer,- Holz,- oder auch Maschinenkurs absolvieren. Wichtig ist, dass sie die Tagesstruktur erlernen, das heißt pünktlich aufstehen, zu Gesprächen erscheinen und zur Schule oder zur Arbeit gehen. Hier hat jeder die Möglichkeit aus seinem Leben etwas zu machen“, so der engagierte Vollzugsbeamte, der seine Arbeit über alles liebt und sich darin verwirklicht sieht. Auf 50 Hektar, von drei Seiten vom Truppenübungsplatz Senne, der unter britischer Verwaltung steht, umschlossen, können die straffällig gewordenen jungen Männer in der Schule Lesen und Schreiben lernen, in verschiedenen Betrieben wie der Elektrowerkstatt, Gärtnerei, Schreinerei, Schlosserei oder auch Bauunterhaltung eine Lehre machen, um anschließend in Freiheit ihrem erlernten Beruf nachzugehen. Wichtig ist einzig und allein die Selbstverantwortung und das Durchhaltevermögen. Jeder hat in Hövelhof die Chance auf ein besseres Leben, auf eine Perspektive in der realen Welt. Kothilge, der seine zweijährige Ausbildung zum JVA-Beamten in Wuppertal, in Detmold in der Strafhaft sowie in Bielefeld in der Untersuchungshaft absolviert hat, und in zwei Schichten in der JVA Hövelhof arbeitet, hat sein Hobby zum Beruf gemacht. „Zuerst habe ich eine Ausbildung zum Schlosser absolviert, danach den Beruf des Justizvollzugsbeamten erlernt. Hier habe ich beides miteinander verknüpft. Ich arbeite mit allen Materialien und kann den Insassen viel beibringen. Mir liegt es sehr am Herzen, dass die jungen Straftäter in meiner Arbeitstherapie viel lernen und dadurch zurück auf den rechten Weg finden“, so der zweifache Vater auf dem Weg zu den Unterkünften der Häftlinge. Eine Tür quietscht, geht langsam wie in Zeitlupe auf, ein kahl rasierter Schädel lugt hervor. Dünner Rauch steigt in kleinen Wölkchen aus dem Aschenbecher hoch, der Blick in den Raum ist nebelverhangen. Ein Leben auf 16 Quadratmetern, geteilt von drei Insassen, wird sichtbar. Vier Eisenbetten, eins davon ist nicht belegt, kahle Wände und nur ein Waschbecken für die Häftlinge, eine alte Gardine weht vor dem geöffneten Fenster hin und her. Nichts was an den Luxus von zu Hause erinnert. Einzig und allein ein Fernseher und eine Playstation sind erlaubt, Handy und Laptop mit Internetzugang dafür strengstens verboten. Der Zugang zur virtuellen Außenwelt wäre kontraproduktiv. Nachdenken, sich auf sich selbst besinnen und seine begangenen Fehler erkennen, lautet 9 die Aufgabe. Einen Zugang zur Gruppe finden ist das Ziel, sich eingliedern, Kontakte knüpfen und sich sozial verhalten, um später einen Platz in der Gesellschaft zu finden. „Sobald die jungen Männer morgens um 5.55 Uhr geweckt werden, heißt es 10 Pflichten erfüllen. Das bedeutet neben Schule und Arbeit, Zimmer aufräumen, Küche und Bad putzen oder auch den Sand vor den Gebäuden fegen. Wer hier nicht mitspielt und sich an die Regeln hält und bei einer gelegentlichen, stichprobenmäßigen Durchsuchung mit verbotenen Gegenständen oder Drogen erwischt wird, der wird für zwei bis drei Tage in die geschlossene Arrestabteilung verlegt“, verdeutlicht Thomas Kothilge während des Rundgangs durch die JVA. Mit wachem Blick und sichtbarer Zufriedenheit in den Augen geht der engagierte Vollzugsbeamte durch weitere, schmale Gänge, vorbei an Vitrinen mit vielen silberfarbenen Pokalen in Richtung Turnhalle. Stolz erklärt er, welche Möglichkeiten die Inhaftierten in Hövelhof haben. Neben Ballspielen in der Turnhalle oder auf dem hauseigenen Sportplatz, Tischtennis, Billard, Schach und Kickern stehen den Straftätern ein Fitnessraum mit zahlreichen Sportgeräten und 50 Fahrräder zum Ausleihen zur Verfügung. „Hier können sie sich so richtig austoben und Spaß haben. Bei uns in Hövelhof, mitten in der Pampa, gibt es fast alles. Einmal in der Woche kommt ein fahrbarer SB-Shop, der Frisör oder der Zahnarzt und, sofern gewollt, zweimal im Monat für zwei Stunden Besuch. Jugendliche Väter dürfen sogar regelmäßig ihre Familie am Wochenende sehen, damit der Kontakt nicht abreißt. Jeder Straftäter hat regelmäßig Ausgang. Für viele ist das hier sogar schwieriger als im geschlossenen Vollzug. Dort sind Mauern und alles ist fest vorgegeben. Hier in Hövelhof dürfen sie frei auf dem Gelände herumlaufen aber trotzdem nicht weg. Erst abends um 21 Uhr werden die Häuser verschlossen, 22 Uhr ist Nachtruhe“, erklärt der bei Kollegen und Jugendlichen gleichermaßen geschätzte und beliebte Arbeitstherapeut. Das alte Herrenhaus – ein Gefängnis ohne Mauern Wer sich in Hövelhof nicht an die Hausordnung hält, der muss mit Konsequenzen rechnen, sich dafür verantworten und wird gegebenenfalls in ein anderes Gefängnis verlegt – weg von diesem außergewöhnlichen Ort, der Vorstufe zur Freiheit. Thomas Kothilge, der engagierte Beamte aus Brilon, zückt den Schlüsselbund, verschwindet hinter einer großen Tür, um mit Kollegen und Anstaltsleitung gemeinsam in der wöchentlichen Teamsitzung über das Verhalten des ein oder anderen Gefan- genen zu diskutieren beziehungsweise über mögliche Maßnahmen zu entscheiden. Zurück auf dem Weg nach draußen in die Freiheit, nach der Abmeldung im Hauptgebäude und Inempfangnahme des Handys taucht es im Rückspiegel wieder auf, das imposante, alte Herrenhaus – ein Gefängnis ohne Mauern. von Claudia Metten 11 Frühling knallbunt Der wird Gartentrends 2015: Es wird farbig, duftig, schmackhaft und bequem... Farbenfrohe Kombinationen in kräftigem Rot, Gelb und Blau, arrangiert mit natürlichem Beiwerk aus Ästen, Moosen und Holzaccessoires – die Frühjahrs-Bepflanzung von Kübeln, Töpfen & Co. im Garten darf sich in diesem Jahr kunterbunt präsentieren und auch im Sommer seine Fortsetzung finden. So lautet zumindest einer der vielen Gartentrends für 2015. terialien kommen zum Einsatz, nehmen den Platz von witterungsempfindlichem Holz und Terracotta ein. Pflegeleicht und langlebig müssen Accessoires und Möbel sein, Geradlinigkeit bestimmt die Architektur der grünen Oase vor der Haustür, schnörkellos, aufgepeppt mit kreativen, oft farbenfrohen Deko-Elementen. Schon bei den Frühblühern im März und April setzt man gezielt auf kräftige Far- ©beachfront - Fotolia.com Der Garten ist für viele schon längst eine Verlängerung des Wohnzimmers geworden. Die „Oase daheim“ wird auch in diesem Jahr ein privates Urlaubsparadies sein. Man macht es sich gemütlich, projiziert Wohnkultur und Behaglichkeit in den Außenbereich, auf Balkon, Terrasse und in den (Klein)Garten – und das für vergleichbar wenig Geld. Getreu des Mottos ist Bequemlichkeit angesagt: Alles, was viel Arbeit macht, ist tabu. Mäh-Roboter sind weiter auf dem Vormarsch, kleine Wasserspiele ersetzen den großen Gartenteich, hochwertige Kunststoffe und Steinma12 ben. Neben den Klassikern wie Tulpen, Narzissen, Primeln und Stiefmütterchen sollen Vergissmeinnicht und Hornveilchen die trübe und kalte Winterzeit vertreiben und erste Lebenszeichen in den Garten zaubern. Bei der Balkon- und Kübelbepflanzung im Frühjahr/Sommer erfährt das zweite Wohnzimmer in puncto Farbgestaltung eine Fortsetzung dieses Trends. Hier kommen vermehrt Kombinationen aus farbenprächtigen Zierpflanzen und, zum Teil auch essbaren, Nutzpflanzen zum Einsatz, wie etwa Geranien oder Petunien mit Süßkartoffeln, Weihrauch, Mangold, Minitoma- ©Stefan Balk- Fotolia.com ten und Minipaprika. Und angenehm duftend sollen sie sein, da ist eine kleine „Aroma-Therapie“ gleich inbegriffen. Duftgeranien, die in zahlreichen Sorten erhältlich sind, erfüllen diese wohltuende Eigenschaft. Wer Balkon und Terrasse optisch eher dezent gestalten möchte, liegt mit zarten Rosatönen oder schlichtweg ganz in Weiß richtig. Balkonkästen mit klassisch-uniformer Gestaltung werden aber eher seltener anzutreffen sein, vielmehr liegen Mischbepflanzungen in bunter Kombination mit Schmuckpflanzen im Trend. Auch das eigentliche Gärtnern geht 2015 in eine neue Richtung. Im heimischen Garten wünscht man sich pflegeleichte Pflanzen wie immergrüne Hecken, auch als Sichtschutz, und schnell wachsende Bäume Zudem bereichert man seinen Ziergarten mit einem kleinen Kräutergarten. Für farbenprächtige Beete bieten sich Langzeitblüher an: Mädchenauge und Sonnenhut verzaubern sonnige Standorte in fröhlich-gelbe Flächen. Ein dezenterer Mix in Violett entsteht dagegen mit Salbei und Katzenminze. Mit der Blütenpracht von Stauden ver- wandelt man seinen Garten vom Frühling bis in den späten Herbst hinein in ein eindrucksvolles und abwechslungsreiches Farbenmeer, und das, ohne in jedem Jahr neu pflanzen zu müssen; kombiniert mit verschiedenen Gräsern ein optischer Genuss. Auch der Trend zum naturgemäßen Gärtnern nimmt immer weiter zu. Bio boomt – auch zu Hause im eigenen Garten, wobei der Gesundheits- und Wohlfühlaspekt, und nicht ein möglichst hoher Ertrag, im Vordergrund steht. eine Renaissance, vorbei die Zeiten von Holzmöbeln, die eine ständige Pflege benötigten. Multifunktionale Sitzgruppen aus UV-beständigem und widerstandsfähigem Poly-Rattan werden diese Outdoor-Living-Funktion übernehmen und die Terrasse in eine Lounge verwandeln. Diese können ohne Schutz auch bei noch so schlechter Witterung, selbst im Winter, an Ort und Stelle bleiben. Kombiniert mit Bezügen, Kissen und Poufs aus innovativen und komfortablen Materialien gibt es bei diesen mehr als Living-Zone fungieren, hält hier auch die Zubereitung kompletter Mahlzeiten Einzug. Der Megatrend Grillen setzt sich auch 2015 weiter fort, denn für viele ist der Grill heutzutage schon eine Art Lifestyle-Objekt: Anspruchsvoll und multifunktional, dazu ganzjährig einsetzbar, viel mehr als nur eine Feuerschale mit Rost; nicht nur Grillen, sondern auch Braten, Garen, Kochen und Backen sollte man damit können. von Andre Geißler ©Simone Werner-Ney - Fotolia.com Bei den Pflanzgefäßen im Außenbereich kommen immer mehr die leichteren, hochwertigen und witterungsresistenten Materialien in moderner Steinoptik zum Einsatz. Zudem darf es aber auch verspielt zugehen: Bunte Gummistiefel, Schuhe, Biergläser, Obstkisten und sogar Joghurt-Becher finden eine neue, witzig-dekorative Verwendung. Die neue Gartenlust sprüht vor Kreativität und ist frei von Traditionen und Zwängen. Auch das Mobiliar erfährt Möbeln kaum noch einen Unterschied zum „echten“ Wohnzimmer − selbst in Hinsicht auf Haptik und Optik. Auch die moderne Technik hinterlässt ihre Spuren im Outdoor-Bereich: Automatische Gartenhilfen wie SmartphoneApps und Sprinkleranlagen, die man auch aus dem Urlaub steuern kann, sorgen für einen neuen Komfort. So wie Garten und Terrasse mehr und Inspektion von Rasenmäher & Fahrrad JETZT! Bestwig-Velmede · Bundesstr. 110 Telefon (0 29 04) 30 95 · Telefax (0 29 04) 14 07 • Hochsitze • Jagdausstattung • Holzzäune • Holzspielgeräte • Holzgartenmöbel • Carports • Holzlasuren/Farben • -Schrauben Jetzt neu! Online-Shop Frühlingsblüher l! ah in großer Ausw 59872 Meschede • Bockum 30 Tel. 0 29 03 / 97 65 30 www.wi-wal-di.de 13 Osterfeuer – Wenn eine Flamme die Nacht erhellt Die Osterfeuer, die traditionell zwischen Karsamstag und Ostermontag entzündet werden, gehen auf ein Ritual aus der heidnischen Zeit. Auf diesem Wege versuchten bereits die alten Ägypter, die Sonne mit dem Frühlingsfeuer magisch auf die Erde hinabzuziehen. Mit den Osterfeuern wurde demnach im Frühjahr die Sonne begrüßt. Darüber hinaus galten sie auch als Kult zur Sicherung der Fruchtbarkeit, der Ernte und des Wachstums. Aus diesem Zusammenhang heraus entstand um 750 in Frankenreich schließlich das christliche Osterfeuer, mit dem man den Vorabend der Wiederauferstehung Jesu feiert. „Kläpstern“ – Wenn die Kirchenglocken schweigen Ein lautstarker Brauch ist das sogenannte „Kläpstern“ (oder auch Ratschen oder Kleppern). Hierbei ziehen Kinder (meist Ministranten) mit hölzernen Instrumenten durch die Straßen der Dörfer und Stadtteile, um die Gläubigen geräuschvoll an die Gebetszeiten und Andachten zu erinnern. In Freienohl etwa ziehen die Jungen und Mädchen morgens um sieben, mittags um zwölf und abends um achtzehn Uhr durch den Ort. Nach alter Sitte bekommen sie von den Bewohnern Eier und Geld als Zeichen des Dankes. Zurück geht dieser Brauch auf die Überlieferung, dass von Gründonnerstag nach dem Gloria den gesamten Karfreitag bis Ostern die Kirchenglocken schwiegen, da sie alle zur Beichte nach Rom geflogen waren. Da feierliches Glockengeläut in der Zeit der Grabesruhe Jesu nicht angemessen ist, werden die Glocken durch die Holzinstrumente und Ratschen ersetzt. Hallenberger Osternacht – Mit Höllenlärm im Geisterzug Idyllisch und ruhig ist es normalerweise, das Nuhnestädtchen Hallenberg. Dass die kleinste Gemeinde Westfalens aber auch ganz anders kann, zeigt sie einmal im Jahr – in der wohl lautesten Nacht des ganzen Sauerlandes: der Hallenberger Osternacht. Über den Ursprung des Brauchs ist nicht viel bekannt, genau so wenig weiß man, seit wann es ihn genau gibt. Der Ablauf indes ist zwar uralt, aber immer noch spannend: Kurz vor Mitternacht versammeln sich am Abend des Karsamstags die Burschen mit Fackeln, stimmen ein Osterlied an und bringen anschließend „Lärmmaschinen“ zum Einsatz. Unter ohrenbetäubendem Lärm setzt sich der Zug durch die Straßen und Gassen der Altstadt in Bewegung. Angeführt von drei beleuchteten Kreuzen, zieht der „Geisterzug“ eine gute Stunde lang durch die stockdunkle Stadt – ein beeindruckendes Schauspiel. „Ostereiersuchfahrt“ – Mit dem Auto auf Hasenjagd Der Briloner Automobilclub (BAC) lädt traditionell zur Ostereiersuchfahrt ein. In diesem Jahr haben am Ostermontag, 6. April, wieder alle Interessierten die Möglichkeit, auf einer detailliert beschriebenen Strecke durchs Sauerland an rund 50 Stationen unterwegs Fragen zu lösen, Bilder zu finden und die obligatorischen Osternester zu suchen. Für die Gewinner hält der Briloner AC viele wertvolle Sachpreise und einige Gutscheine bereit. Weitere Informationen gibt es beim BAC und auch online unter www.briloner-ac.de. Foto: „BAC“ 14 Von Osterweibern und rohen Eiern Festtagsbräuche rund um den Globus Ostern ist das größte Kirchenfest der Christen. Überall wird die Auferstehung Jesu gefeiert, doch bunte Eier, Schokohasen und das Osterfeuer kennt man nicht in aller Welt. Jede Nation hat ihre ganz eigenen Bräuche und Traditionen. In Australien gibt es keine Hasen aus Schokolade. Dafür ist das von Siedlern importierte Tier zu unbeliebt. Der Hase gilt als Schädling, aber es werden jedes Jahr Schokoladenbilbys verschenkt. Das Bilby ist ein nachtaktives Beuteltier, dessen Ohren an einen Hasen erinnern. In Schweden kennt ebenfalls kein Kind den Osterhasen. Ein Küken versteckt dort die Eier und passend dazu wird alles gelb geschmückt. Noch vor der Eiersuche ziehen die Kinder am Gründonnerstag als Osterweiber durch die Straßen in der Nachbarschaft. Sie verkleiden sich mit Kopftuch, langem Rock und Besen und sammeln Süßigkeiten an den Türen. Ostern in Finnland ist nichts für Zartbesaitete. Mit Birkenruten schlagen sich die Finnen gegenseitig auf den Rücken. Die Ruten sind dabei ein Symbol für die Palmwedel, mit denen Jesus bei seinem Einzug in Jerusalem begrüßt wurde. Auch in Tschechien wird sanft zugeschlagen. Die Männer klingeln bei Nachbarinnen und Verwandten und klopfen den Frauen mit geflochtenen Weidenruten auf die Beine. Das soll den Damen Jugend und Gesundheit bringen. Schöner, bunter, größer, heißt es an Ostern in den USA. Die „Easter Parade“ auf New Yorks Fifth Avenue bietet ein verrücktes Treiben. Unzählige Besucher kommen in bunter Kleidung auf die Straße, es gibt feierliche Blasmusik, geschmückte Wagen und ausgelassene Stimmung. Auf dem Rasen des Weißen Hauses findet jedes Jahr ein Ostereierrennen, der Easter Egg Roll, statt. Dabei handelt es sich um ein Wettrennen, bei dem Kinder ein gekochtes Ei möglichst schnell mit einem langen Holzlöffel vorantreiben müssen. Alle Teilnehmer erhalten ein vom Präsidenten und der First Lady signiertes Holzei geschenkt. ef ad Auf den Philippinen gibt es einige Bräuche, die man auch in Deutschland kennt. Besonderheiten bleiben aber doch: Am Ostermorgen haben Kinder nichts zu lachen. Die Eltern halten ihre Sprösslinge am Kopf und heben sie hoch. Sie glauben nämlich, dass die Kleinen dadurch besser wachsen werden. lia.com - Foto m © tin ta una o rt In Bulgarien gibt es hingegen rohe Ostereier. Diese werden jedoch nicht gegessen oder gerollt, sondern die lieben Verwandten und die Kirchenmauern werden damit beworfen. Bleibt ein Ei nach dem Wurf unbeschadet, so sagt es dem Werfer ein besonders erfolgreiches Jahr voraus. Auch die Briten kennen glückverheißende rohe Eier. Beim „EggShackling“ schreiben Kinder ihren Namen jeweils auf ein Ei. Alle Eier werden in einem Sieb so lange geschüttelt, bis nur noch ein unbeschädigtes „Siegerei“ übrig ist. ay © blackd © Tim othy t - Fo a. oli co Lubcke - Fotolia.com 15 ©Jag_cz - Fotolia.com Eine Zeit des Schaffens oder des Verzichts? Das “Fasten-Experiment”: Eine Bilanz nach zehn Tagen ohne Smartphone und soziale Netzwerke „Piep, piep, piep, piep. Piep, piep, piep, piep“ – das ungewohnte Geräusch des Weckers schallt durch das Schlafzimmer. Meine Hand drückt den Knopf nach unten. Das nervige Piepen verstummt. Normalerweise beendet „Wake me up“ von Avicii feat. Aloe Blacc ganz sanft meinen Schlaf. Aber dann fällt es mir wieder ein: Heute ist mein erster Tag ohne Handy. Für zehn Tage, für zehn lange Tage, wie mir scheint. Die Fastenzeit ist die Zeit, in der man nach katholischem Glauben Verzicht übt. Verzicht auf Dinge, die einem wichtig sind, die man gerne und oft tut. Dinge, die aus dem alltäglichen Leben kaum wegzudenken sind wie Schokolade, Auto fahren, Computer spielen, Fernsehen gucken oder eben das Handy, das Smartphone - als äußeres Zeichen von Buße und Besinnung, um sich auf das Wesentliche im Leben zu konzentrieren. Ich habe mich noch einmal auf die andere Seite gedreht. Ich möchte auf die Uhr sehen, gucken, wie spät es ist. Meine rechte Hand greift automatisch an die Stelle, an der mein Smartphone liegt. Sie wandert etwas nach links und nach rechts, aber der Platz ist leer. Dann taste ich mich langsam zum Lichtschalter vor. Ich ziehe die obere Schublade meines Nachttisches auf. Da liegen sie: mein Smartphone und meine Armbanduhr. Seit einiger Zeit habe ich meine Uhr nicht mehr benutzt. Mein Smartphone hat mir die Uhrzeit angezeigt. Die Batterie der Uhr ist leer. Meine erste Tat heute Morgen ist, die Batterie zu wechseln. 16 ©Oleksiy Mark Fotolia.com Im Mittelalter erlaubten die Fastenregeln nur eine Mahlzeit am Tag und der Verzehr von Fleisch, Milchprodukten, Alkohol und Eiern war verboten. Erst 1486 erlaubte Papst Innozenz VIII. das Essen von Milchprodukten während der 40-tägigen Fastenzeit. Heutzutage wird nicht mehr nur auf Fleisch verzichtet, sondern oft auf Süßigkeiten, Kaffee oder Rauchen. Das Auto wird öfter stehen gelassen oder der Fernseher weniger eingeschaltet. Fasten heißt laut der katholischen Kirche nicht nur Verzicht, sondern Befreiung von den eigenen Bedürfnissen und das Schärfen der Sinne für andere und anderes. Auch gute Vorsätze wie mehr Sport, mehr Zeit für Familie und Freunde und mehr Einsatz in der Gesellschaft sind Teil der Fastenzeit, denn Fastenzeit ist auch eine Zeit des Schaffens. Es zu schaffen die Abstinenz durchzuhalten oder gute Vorsätze umzusetzen. Die Versuchung ist groß. Einfach nur mal kurz das Handy anmachen. Nur gucken, ob ich SMS oder Nachrichten über WhatsApp bekommen habe. Danach kann ich es ja direkt wieder ausmachen. Aber nein, ich halte durch. Die ersten Tage sind merkwürdig. Mir fehlt das Gefühl der Freiheit meine Freunde, meine Familie, irgendjemanden zu erreichen und erreichbar zu sein. Ich fühle mich isoliert. Alle um mich herum haben ein Handy in der Hand. Sie lesen Nachrichten, spielen oder gucken bei Facebook. Selbst das kann ich nicht mehr: mal eben ins Internet bei Facebook gucken, ob es etwas Neues gibt. Auf soziale Netzwerke verzichte ich auch. Ablenkung ist die beste Medizin Offiziell hat die Fastenzeit noch nicht begonnen, also fange ich an einen Kirsch- streuselkuchen zu backen. Ich öffne die Ofenklappe und der Duft steigt mir in die Nase. Der Kuchen sieht lecker aus. Ich möchte ein Foto von dem Kuchen machen und es an meine Schwester schicken, aber das geht nicht. Es ginge schon. Dafür müsste ich allerdings erst meine Kamera holen, ein Foto machen, Blick aufs Handy, ob ich eine Nachricht bekommen habe, fällt weg. Statt in den Werbepausen am Fernsehen bei WhatsApp zu gucken oder ein paar Level Pet Rescue oder Candy Crush zu spielen, lese ich ein paar Seiten. Ich merke, dass ich mehr Zeit habe, um anderes zu erledigen. das Foto auf meinen Laptop ziehen und es dann per Mail an meine Schwester schicken. Das dauert mir viel zu lange und wer weiß, wann sie die Mail liest. Mehr Zeit, um länger dauernde Spiele mit meiner Familie zu spielen. Mehr Zeit, um die Umgebung und die Menschen um mich herum wahrzunehmen. Ich achte auf andere Dinge: Wo ist die nächste Telefonzelle, falls ich jemanden anrufen möchte? Ich beobachte meine Mitmenschen, nehme ihren Umgang mit dem Handy anders wahr. Ich bemerke, wie oft ihr Blick auf das Handydisplay wandert, wie oft das Smartphone kurz aus der Tasche genommen, etwas geschrieben und wieder weggesteckt wird. Ich frage mich, ob das bei mir auch so war? Die ersten Tage sind die schwierigsten ©Jag_cz - Fotolia.com Wenn ich unterwegs bin, denke ich ständig, dass ich etwas vergessen habe und die Versuchung ist groß, mal eben das Handy einzuschalten oder im Internet kurz bei Facebook zu gucken, was es Neues gibt. Doch nach drei, vier Tagen entspanne ich mich. Der ständige Nur noch zwei Tage, bevor ich mein Handy wieder einschalte. Die Versuchung es früher einzuschalten ist weg, verschwunden. Ich sitze zu Hause gemütlich im Sessel und lese ein Buch von Kerstin Gier. Da klingelt das Telefon. Meine Schwester ist dran. Sie ruft von ihrem Handy aus an. „Gut, dass ich dich zu Hause erreiche. Ich wollte es erst auf deinem Handy probieren, aber da ist mir eingefallen, dass du das ja noch nicht wieder benutzt.“ Der letzte Tag ohne Handy ist angebrochen. Ich muss zugeben, dass ich mich doch so langsam wieder auf mein Handy freue. Zwar ist es mir in den letzten Tagen nicht schwer gefallen, darauf zu verzichten, aber trotzdem bin ich froh, wenn ich es wieder in der Hand halten kann. „Piep, piep, piep, piep. Piep, piep, piep, piep“. Das Geräusch meines Weckers ist längst nicht mehr so nervtötend wie am ersten Tag. Ich habe mich daran gewöhnt und so langsam gefällt es mir sogar durch meinen analogen, batteriebetriebenen Wecker und nicht von meinem Smartphone geweckt zu werden. Meine Hand greift nach meiner Armbanduhr. Es ist halb acht, Zeit aufzustehen. Nach dem Frühstück hole ich mein Handy aus der Nachttischschublade und schalte es ein. Zigtausend Nachrichten bei WhatsApp und Facebook. Es dauert zwei, drei Stunden, bis ich alles beantwortet habe und wieder auf dem neuesten Stand bin. Ganz schön viel Zeit, wenn ich bedenke, dass ich diese Zeit sonst in den letzten zehn Tagen nur ins Smartphone investiert hätte. Ganz leicht waren die zehn Tage ohne Handy sicherlich nicht, aber ich bin froh und stolz, dass ich es geschafft habe. Die Fastenzeit ist also nicht nur eine Zeit des Verzichts, sondern auch des Schaffens. Nicht nur eine Zeit des Verzichts, sondern auch des Schaffens. 17 Vom siebten Himmel bis unter Tage 18 Foto: Ferienwelt Wi nterberg Ideal für Ihre Feiern! Bis zu 350 Personen! Jetzt Termine sichern! Öffnungszeiten nach Absprache! tion Willingen. All e Rechte vorbeha Fotos: Tourist-Infor ma nterberg Foto: Ferienwelt Wi erländer Besucherbergwerk Ramsbeck und in der Schiefergrube in Nuttlar können Paare unter Tage heiraten und eine unvergleichliche Hochzeitszeremonie erleben. Die Schieferhallen der Bergwerke mit ihrem schwarz glänzenden Gestein bilden im Kerzenschein eine fast gespenstische, aber zugleich auch sehr romantische Umrahmung für diesen unvergesslichen Tag. Eher gemütlich-urig präsentiert sich die Hochzeitskulisse im alten Rathaus in Eversberg. Hier können sich Paare stressfrei und in historischem Ambiente das JaWort geben. Zudem kann die standesamtliche Hochzeit gleich mit der kirchlichen Trauung verbunden werden, da eine Kirche bei Bedarf direkt gegenüber liegt. In Brilon bietet sich eine ganz ähnliche Gelegenheit für den besonderen Moment, sich das Eheversprechen zu geben: im stilvoll eingerichteten Gewölbezimmer des historischen Rathauses. Wer mehr das Wasser mag, ist auf dem Hennesee richtig. Der Salon des Fahrgastschiffes „MS Hennesee“ bildet hier den außergewöhnlichen Rahmen für die standesamtliche Heirat. Zudem bietet das Schiff viel Platz für eine große Hochzeitsgesellschaft: Rund 400 Gäste können zusammen mit dem Brautpaar feiern. Fotos: Andre Geißle r Viele junge Paare, die den Bund fürs Leben schließen wollen, suchen nach außergewöhnlichen Standorten für diesen besonderen Moment. Auch im Hochsauerlandkreis gibt es zahlreiche extravagante Orten und Plätze, an denen man sich das Ja-Wort geben kann. Dem siebten Himmel etwas näher und frei von Höhenangst ist bestimmt, wer den Sprung ins Glück vom Anlaufturm der Mühlenkopfschanze in Willingen wagt. Mit der Standseilbahn geht es vom Auslauf der Schanze hoch hinauf zum Adlerhorst. Hier, wo sich gewöhnlich die Weltelite der Skispringer zum Start in den Erfolg bereit macht, haben sich schon zahlreiche Paare trauen lassen. Ein Ja-Wort auf höchster Ebene kann man sich auch auf der Aussichtsplattform des Willinger Hochheideturms geben. Er ist mit 875 Meter Höhe der höchste begehbare Punkt Nordwestdeutschlands. Mit der Hochzeitsgondel der Ettelsberg-Kabinenbahn geht die Fahrt auf den Berg und von hier oben kann man bei faszinierendem Ausblick wunderbar die Vorfreude auf den Schritt in Richtung Wolke Sieben genießen. Auch in Winterberg kann man zwischen mehreren außergewöhnlichen Orten für eine ganz besondere Hochzeit in luftiger Höhe wählen. Hier bietet die Kulisse des höchstgelegenen Standesamtes in NRW, im Astenturm des Kahlen Astens, diese Möglichkeit. Nicht weit entfernt, auf der St.-Georgs-Sprungschanze, können Paare ebenfalls ins große Glück „fliegen“. „Glück Auf“ heißt es für die Heiratswilligen, die lieber festen Boden unter den Füßen mögen. Im Willinger Schieferbergwerk „Grube Christine“, im Sau- lten Heiraten an außergewöhnlichen Orten im HSK Energiekosten sparen – auch im Garten Verbraucherzentrale gibt Tipps für den Frühling Geeignete Stromquellen wählen Immer mehr Geräte und Deko-Artikel laufen mit Sonnenkraft. Ob Lichter, Teichpumpen, Wasserspiele für Balkon oder Garten: Man kann sie getrost im Dauerbetrieb verwenden. i Wichtig ist, beim Kauf auf die Leistung zu achten. So gibt es Solarlampen in vielen Ausführungen für kleines Geld. Die meisten eignen sich gut zur Hintergrundbeleuchtung oder Markierung von Wegen. Zum Lesen auf der Terrasse oder Arbeiten im Gartenhaus sind sie dagegen oft zu schwach. Dafür bietet der Handel sogenannte „Insellösungen“ an, wie sie auch Camper nutzen. Dabei werden Solarpanele mit einem Ladestromregler und einem Solarakku kombiniert. Die tagsüber gespeicherte Energie kann abends Geräte mit 12 bis 14 Volt Gleichspannung betreiben. Vor dem Kauf einer Teichpumpe ist eine Beratung vom Fachmann sinnvoll: Er kann bestimmen, wie stark die Pumpe sein sollte und wie viele Stunden sie täglich laufen muss. Wer sich ein eigenes Freibad zulegt, sollte hohe Energie- (und Wasser-)kosten einkalkulieren. Die Umwälzpumpe für die Filteranlage wird in der Badesaison zum Dauerläufer. Kommt eine elektrische Poolheizung hinzu, wird es schnell richtig teuer. Ein sogenannter „Schwimmbadabsorber“ ist die bessere Wahl: Das Wasser fließt durch schwarze Schläuche und wird dabei durch die Sonne erwärmt. Am besten die Filterpumpe auch für den Absorber nutzen. Um Wärmeverlust zu vermeiden, Pools nachts abdecken. Gerade in kleinen Gärten können Energiebewusste auf viele Kabel verzichten. So tut es manchmal schon der gute, alte Handrasenmäher statt des Elektro- oder Benzinmodells. Verzichten sollten Gartenfreunde auch auf Laubbläser oder -sauger. Die meisten sind laut und ineffektiv. Gesünder und stromsparender ist es, zum Rechen zu greifen. von Andre Geißler (Quelle: Verbraucherzentrale) © by-studio - Fotolia.com Der Winter neigt sich langsam dem Ende zu, die Natur erwacht zu neuem Leben. Die ersten wärmeren Tage laden dazu ein, es sich wieder außerhalb der vier Wände gemütlich zu machen und Balkon, Terrasse und Garten als natürlichen Wohnbereich zu nutzen. Wer dabei Klima und Stromrechnung schonen will, sollte einiges beachten. An windigen Tagen und kühlen Abenden bleiben Jacke und Wolldecke erste Wahl. Heizpilze und Wärmestrahler kommen zwar immer mehr in Mode, aus energetischer Sicht sind sie aber kaum zu empfehlen. Die mit Gas betriebenen Heizpilze emittieren viel umweltschädliches CO2 und elektrische Geräte sind echte Stromfresser. Wer trotzdem nicht auf künstliche Wärme verzichten möchte, sollte Infrarotstrahler wählen. Sie haben den Vorteil, dass sie hauptsächlich die „beleuchteten“ Stellen erwärmen, statt Energie sehr breit zu streuen. Aber: Energiesparer sind auch diese Geräte nicht. Mehr Informationen zum Thema Energiesparen im HSK gibt es bei der Verbraucherzentrale in Arnsberg (www.vz-nrw.de/arnsberg). Oder rufen Sie an 0 29 32 -510 97-05 oder schicken Sie eine E-Mail an [email protected]. Hier wird dem Verbraucher eine umfassende Beratung, auch vor Ort, und der Verleih von Strommessgeräten angeboten. 19 Wie eine Prinzessin aus einer anderen Welt Winterbergerin Kina Yoganathan ist ein Musterbeispiel für gelebte Integration Klein und zierlich, fast zerbrechlich wirkt die junge Frau in dem Gruppenraum mit der riesigen Fensterfront. Ihre großen braunen Augen, mit einem schwarzen Lidstrich betont, blicken liebevoll auf die kleinen Kinder, die erwartungsvoll neben ihr im Stuhlkreis sitzen. Mit ihrer braunen Haut und den langen dunklen Haaren, die zu einem traditionellen Zopf gebunden sind, sieht sie aus, als ob sie gerade erst im Urlaub war – so zumindest stellen es ihre Schützlinge aus der Tigerentengruppe der Kindertageseinrichtung Assinghausen immer wieder fest. Mit der eng anliegenden blauen Jeans und den sechs glitzernden Ohrringen, der schwarzen, großen, trendigen Nerd-Brille, den schwarz lackierten Fingernägeln und der am rechten Unterarm sichtbar werdenden Tätowierung 20 hebt sie sich aber gleichzeitig nicht wesentlich von anderen jungen Frauen in Deutschland ab. Ihre Haltung und ihr Erscheinungsbild lassen erahnen, dass in ihr zwei Herzen schlagen, zwei Herzen für zwei Heimatländer. Kina Yoganathan ist Migrantin in zweiter Generation. Die 20-jährige Winterbergerin lebt von Geburt an in Deutschland. Ihre Eltern sind bereits vor 30 Jahren aus Sri Lanka, aus ihrer Heimatstadt Kurumbasiddy, nach Deutschland ausgewandert. Damit zählt Kina zu einer von über 16 Millionen Menschen mit ausländischen Wurzeln. Nun sitzt die dunkelhäutige Schönheit mit stolzer Haltung zwischen den Kin- dern, so als würde sie von jeher dazugehören. Ihre Nähe zu den Kleinen, die Vertrautheit im Umgang mit ihnen, die liebevolle Gestik und Mimik verdeutlichen, dass sie ein wichtiger Bestandteil im Leben der Jungen und Mädchen ist, dass sie eine Bezugsperson ist, der sie vertrauen. In ihrem Inneren ist Kina gleichzeitig Deutsche wie auch Tamilin. Deshalb möchte sie auch ihren Schützlingen heute etwas über ihre zweite Heimat erzählen. Während sie den Blick im Stuhlkreis streifen lässt, steht sie auf, geht langsam in Richtung Tür, um dort den schwarzen Koffer mit den großen silbernen Schnallen zu holen. Aufmerksam und interessiert beobachten die Kinder sie dabei, blicken erwartungsvoll auf die junge Frau, die den Koffer mitten im Stuhl- kreis abstellt. Bedächtig öffnet Kina die Schnallen und holt etwas Rot-Glitzerndes heraus. Die Augen der Kinder werden immer größer. Aufgeregt fragt Dorothea: „Was ist das? Was machst du da?“ Dorothea ist eines der Mädchen, die die junge Frau seit Beginn ihres Praktikums in der Städtischen Kindertageseinrichtung Assinghausen immer wieder mit Fragen gelöchert hat, warum sie so anders aussehe, warum ihre Haut so dunkel ist, ob sie vielleicht im Urlaub gewesen sei. „Das ist ein Saree“ erklärt Kina − leise, aber mit festen und klaren Worten. „Ein Kleid, das die Frauen bei uns in Sri Lanka tragen.“ Während sie den Jungen und Mädchen berichtet, dass eine Frau, sobald sie 18 Jahre alt ist, dieses Kleid tragen darf, zieht sie sich behutsam das rote, enge und bauchfreie Oberteil an. Vorsichtig, wie eine zerbrechliche Vase, nimmt sie den Rock mit dem langen Schlitz an der rechten Seite und streift ihn sich anmutig über, wickelt ihren Saree mit den vielen glitzernden Steinchen und goldenen Fäden durchwebt um ihren zierlichen Körper. Es ist mucksmäuschenstill geworden, die Jungen und Mädchen der Tigerentengruppe schauen Kina an wie eine Prinzessin aus einer anderen Welt. Die Blicke der Kleinen bleiben an ihr und ihrer eigentümlichen Kleidung haften, das anfängliche Erstaunen ist längst einer offenkundigen Bewunderung und Faszination gewichen. Erhaben und dennoch ehrfürchtig steht die junge Frau in ihrem leuchtenden Saree zwischen den Kindern und öffnet den schwarzen Koffer mit den großen silber- nen Schnallen ein zweites Mal. Sie holt einen Spiegel heraus, hält ihn hoch und nimmt aus dem kleinen bunten Kästchen, das sie zuvor neben sich auf den Stuhl gelegt hat, einen Stift. Damit malt sie – zur Überraschung der Kinder − einen großen roten Punkt auf ihre Stirn, direkt zwischen ihre Augen. Im Schein der Deckenlampe blinkt ihr Nasenpiercing auf, als die junge Tamilin erklärt: „Ich bin genau wie ihr Deutsche, aber ich bin auch immer noch eine Tamilin. Ich fühle mich hier in Deutschland zu Hause, auch wenn ich anders aussehe als ihr. Meine Wurzeln sind in Sri Lanka. Darum möchte ich euch auch etwas über meine zweite Heimat erzählen.“ Während sie den Kindern das Land in seinen vielen bunten Farben facettenreich schildert und erklärt, dass junge Tamilinnen sangeetha class (Gesangsunterricht) nehmen und bharathanadhiyam, an Gott gerichtet tanzen, wird ihre Tätowierung wieder sichtbar. Es sind Schriftzeichen, die Namen ihrer Eltern 21 Yogan und Eswary in ihrer Haut für immer verewigt. Zugleich sind sie ein Symbol dafür, dass Tradition und Moderne miteinander verknüpft werden können, dass der Spagat zwischen der deutschen und tamilischen Welt möglich ist. Bei den Kindern, Eltern und Kolleginnen gleichermaßen beliebt zeigt Kina täglich, wie sehr ihr die Arbeit in der Tigerentengruppe ans Herz gewachsen ist, wie intensiv die Beziehung untereinander ist, wie wichtig es ihr ist, auf die jeweiligen individuellen Bedürfnisse der Kinder einzugehen. Sie lebt wie jede andere Deutsche auch; und dennoch ist es ein Leben zwischen den Welten. Mal bevorzugt die Winterbergerin traditionelle deutsche, dann wieder die scharfe tamilische Küche, mit ihrer Clique geht sie gerne in der Stadt shoppen. In ihrer Freizeit liebt sie Kinobesuche und lange Gespräche mit ihren Freundinnen. Ist sie aber gemeinsam mit ihren Eltern auf Familienfeiern, trägt sie den Sari, frisiert ihre Haare nach tamilischer Tradition zu einem langen, geflochtenen Zopf und legt ihren Goldschmuck an. Geschickt verknüpft die 20-Jährige die Traditionen und die Lebensgewohnheiten beider Länder, passt sich stolz den Gepflogenheiten beider Kulturkreise an und lässt einfach weiter ihre beiden Herzen schlagen. Sie erklärt den Jungen und Mädchen: „Meine Freundinnen hatten noch nie ein 22 Problem damit, dass ich dunkelhäutig bin, dass ich Deutsche und gleichzeitig Tamilin bin. Ich liebe beide Länder und fühle mich in beiden zu Hause. Mir ist es wichtig, dass jeder anerkannt wird, egal welche Hautfarbe er hat, welcher Religion er angehört oder woher er kommt. “ Bereits in der Hauptschule war die junge Tamilin Jahrgangsbeste, hat ihren Abschluss mit einem Notendurchschnitt von 1,7 gemacht, anschließend das Fachabitur in Sozial- und Gesundheitswesen erworben, um nun staatlich anerkannte Erzieherin zu werden. Mit ihrer Arbeit und ihrem sozialen Engagement im Skiclub und der Breitensportgruppe im Turnen zeigt sie seit Jahren in Winterberg, wie harmonisch und gewinnbringend gelebte Integration aussehen kann. Während sie den Jungen und Mädchen weiter über ihr Heimatland berichtet, öffnet Kina ein drittes Mal den schwarzen Koffer mit den großen silbernen Schnallen. Sie holt eine Salangai hervor, ein Musikfußkettchen mit vielen kleinen Glöckchen, und streift es über ihren rechten Fuß. In ihrem roten Saree mit den vielen Glitzersteinchen und den goldenen Fäden sitzt sie da zwischen den Jungen und Mädchen der Tigerentengruppe. Vom anfänglichen Eindruck der Zerbrechlichkeit ist nichts mehr geblieben, als sie mit leuchtenden Augen und stolzem Blick die Kinder auffordert: „Kommt, lasst uns tanzen.“ Von Claudia Metten Sport spricht viele Sprachen KreisSportBund will Migranten zu aktiver Integration bewegen Sport bietet einen idealen Boden zur interkulturellen Begegnung, zum Austausch von Menschen mit unterschiedlichen Kulturen. Sport hebt die Grenzen zwischen verschiedenen Glaubensrichtungen, Nationalitäten und Hautfarben auf, verbindet, lässt neue Kontakte und Freundschaften entstehen sowie Barrieren abbauen. Kurzum: Sport spricht viele Sprachen. So auch in der Dreifachturnhalle des Berufskolleg Olsberg. Unter der Leitung von Ursula Balkenhol und Kina Yoganathan trifft sich der Frauensportkurs der Migrantengruppe jeden Dienstagabend in der Zeit von 19 bis 20 Uhr. Eine bunt gemischte Gruppe von Frauen im Alter von 30 bis fast 80 Jahren, die aus Sri Lanka, Deutschland, Marokko, dem Kosovo, Armenien, Russland und den Philippinen kommen und ein gemeinsames Ziel haben: Sport treiben, Spaß haben sowie Grenzen überwinden – und zwar die eigenen körperlichen ebenso wie die kulturellen. Diese Motivation verfolgte auch der KreisSportBund (KSB) HSK, die Dachorganisation der 470 Sportvereine im Hochsauerlandkreis, als er diesen Kurs für Frauen mit Migrationshintergrund im Berufskolleg Olsberg ins Leben gerufen hat. Durch gemeinsames Sporttreiben soll die gegenseitige Toleranz und Akzeptanz, die gesellschaftliche Integration der Zugewanderten sowie deren politische, kulturelle und wirtschaftliche, aber vor allem soziale Lage in der Gesellschaft erleichtert und gefördert werden. „Unser Ziel ist es, Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, insbesondere Frauen, für eine Teilnahme am Sport zu ge- winnen und langfristig gesehen dafür zu begeistern, um in ehrenamtlichen Führungspositionen sowie im Tätigkeitsbereich der Übungsleiter und Trainer aktiv zu werden“, so Michael Kaiser, stellvertretender Geschäftsstellenleiter des KSB. Durch die Übungsleiter Trainer-C Lizenz Breitensport, die Ursula Balkenhol und Kina Yoganathan unter der fachlichen Leitung von Michael Kaiser im Herbst 2014 in 120 Lerneinheiten und an acht Wochenenden absolviert haben, wird nun regelmäßig die Migrationsgruppe im Olsberger Berufskolleg fachlich kompetent an Übungen mit und ohne Geräte herangeführt. „Unser Ziel ist es, die Frauen sowohl sportlich als auch sozial zu integrieren und die Sprachkenntnisse zu verbessern. Durch gemeinsame Partnerübungen und durch den Aspekt, dass meine Kollegin Kina Yoganathan selbst Tamilin ist, wird die Kommunikation untereinander enorm erleichtert. Unser Training wird langsam aufgebaut, sodass niemand überfordert wird. Jede Sportstunde steht unter einem anderen Motto. Heute heißt unser Thema beispielsweise ‚Rund um den Ball‘“, erklärt Übungsleiterin Ursula Balkenhol. Und das dieses Motto bei der bunt gemischten Truppe ankommt, ist deutlich an der Lautstärke und den strahlenden Gesichtern zu erkennen. Mit viel Freude werfen sich die aktiven Frauen ihre Bälle zu, kreisen mit ihren Armen und Beinen während des Aufwärmtrainings und schlagen somit letztlich auf sportliche Weise Brücken zwischen den verschiedenen Nationen. „Unsere Migrationsgruppe ist zunächst für neun Unterrichtsstunden, also bis zu den Osterferien, angedacht. Danach wird es aber mit Sicherheit weitergehen. Seit dem Kennenlernen untereinander haben alle Teilnehmerinnen sehr viel Spaß. Wir würden uns daher über weitere Mitglieder sehr freuen. Der Kursbeitrag beträgt 15,- Euro, davon werden 5,- Euro von der Caritas pro Person gesponsert“, lädt Ursula Balkenhol alle Interessierten Zuwanderer zur integrativen Sportstunde ein. i Von Claudia Metten Fakt ist, in Deutschland leben inzwischen 16 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund, das sind 19 Prozent der Gesamtbevölkerung. Davon haben allein im Hochsauerlandkreis nach neuesten Schätzungen 45.000 Personen ausländische Wurzeln. 23 Bahnhofstr. 7 59929 Brilon Tel. 02961 / 987878 www.linea-woman.de Sie finden uns auch bei Facebook! Frühlingsgefühle 59929 BRILON AM MARKT 12