Windbelastung auf Bauwerke - Lehrstuhl für Statik
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Windbelastung auf Bauwerke - Lehrstuhl für Statik
Bachelorarbeit SS 2012 Sofie Ganslmeier Windbelastung auf Bauwerke Wind ist als komplexe Naturgewalt einzustufen, weshalb der Mensch die Auseinandersetzung mit der Beschaffenheit des Windes lange Zeit mied. So umgingen auch die alten Baumeister eine Ermittlung der Windlasten, indem sie mit Hilfe des großen Eigengewichts der traditionellen Konstruktionen sicherstellten, dass Verkehrslasten kaum ins Gewicht fielen. Im Laufe der Zeit setzte sich jedoch der Wunsch des Menschen nach höheren und schlankeren Bauten durch. Filigranität bedeutet jedoch gleichzeitig eine im Verhältnis zur Bauhöhe geringere Standfläche, sodass die Einwirkung Wind in der Folge an Wichtigkeit gewinnt. Mit zunehmenden Anforderungen an die Wirtschaftlichkeit und dem sich daraus ergebendem Hang zum Leichtbau, wächst die Schwingungsanfälligkeit unserer Bauwerke. Die Bemessung filigraner Bauten fordert eine realitätsnahe Abbildung des Belastungsfalles Wind, um mögliches Versagen infolge Materialermüdung, Einschränkungen der Gebrauchstauglichkeit oder dynamischer Belastungen zu verhindern. Dies spiegelt sich in den Normenwerken wider, in welchen eine Entwicklung von eher pauschalen hin zu differenzierten und realitätsnahen Windbeanspruchungen beobachtbar ist. Einblick in die Charakteristik des Windes Wind entspricht einer gerichteten Luftbewegung in der Atmosphäre, wobei die Atmosphäre in folgende Schichten einzuteilen ist: Die atmosphärische/planetarische Grenzschicht Windprofile über Beschreibung des Windprofils Umströmung • Der Bereich des geostrophischen Windes: unterschiedlich rauem Gelände durch das Exponentialgesetz eines Gebäudes Charakteristisch ist, dass die Bewegung längs geradliniger, paralleler Isobaren beschleunigungsfrei erfolgt, da Druck- und Corioliskraft im Gleichgewicht stehen. Der geostrophische Wind, auch Gradientenwind genannt, ist oberhalb der Reibungsschicht anzutreffen. • Die atmosphärische/planetarische Grenzschicht: In diesem turbulenten Bereich beeinflussen Reibungskräfte die Windgeschwindigkeit. Die Luftbewegung in Bodennähe ist ungeordnet und wirbelartig. Diese Störungen im Geschwindigkeitsablauf entstehen z.B. aufgrund von wechselnden Rauigkeiten oder vertikalen Temperaturunterschieden. Windgeschwindigkeit in der Höhe z Ungestörte Gradientenwindgeschwindigkeit Gradientenhöhe Höhe z Parameter zur Berücksichtigung der Bodenrauigkeit Die Normenwerke DIN 1055-4 und DIN EN 1991-1-4 + NA Die DIN EN 1991-1-4 wurde zum 01.07.2012 bauaufsichtlich eingeführt, wobei in Bayern und Hessen eine Übergangsregelung bis zum 31.12.2013 besteht. Bis Ende des Jahres 2013 darf somit in diesen beiden Bundesländern sowohl die alte DIN 1055-4, als auch die DIN EN 1991-1-4 angewandt werden. Ein Vergleich der Normenwerke zeigt, dass die Ansätze zur Ermittlung der Windlasten nach DIN EN 1991-1-4 an verschiedenen Stellen genauer und damit weniger konservativ sind. Beispielhaft seien hier die Berechnung von Reibungskräften und eine stärkere Differenzierung bei Querschnitten genannt. Dies spiegelt die zu beobachtende Entwicklung - sprich den Wunsch nach Leichtigkeit und die daraus resultierende Notwendigkeit einer realitätsnahen Abbildung unserer Bauten – wider. Erstellung zweier Excel Tools zur Windlastermittlung nach DIN 1055-4 und DIN EN 1991-1-4 + NA von Überprüfung der Schwingungsanfälligkeit mit Hilfe der Excel Tabellen: • Gebäuden mit rechteckigem Grundriss und Flach-, Pult-, Sattel-, Trog-, Walm- oder Sheddach • Freistehenden Dächern • Freistehenden Wänden • Bauteilen mit rechteckigem Querschnitt • Bauteilen mit kantigem Querschnitt • Bauteilen mit regelmäßigem, polygonalem Querschnitt • Kreiszylinder • Kugeln Quellen: • URL: http://www.bayika.de/de/aktuelles/kurznachrichten/recht/2012-06-19.php?navanchor=2110037. zuletzt aufgerufen am: 09.09.2012. • URL: http://www.ifh.uni-karlsruhe.de/science/aerodyn/bilder_orginale/Filme/haus1_mini.gif. zuletzt aufgerufen am: 20.09.2012. • RUSCHEWEYH, Hans: Dynamische Windwirkung an Bauwerken. Bauverlag, Wiesbaden Berlin, 1982 Betreuer: Dipl.-Ing. Rupert Fisch Lehrstuhl für Statik, Prof. Dr.-Ing. Kai-Uwe Bletzinger www.st.bv.tum.de