Erfahrungsbericht - Hochschule Fresenius

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Erfahrungsbericht - Hochschule Fresenius
Erfahrungsbericht
„Auslandspraktikum als Sales and Marketing Associate in Peking“
Von Laura Mattes
Mein Name ist Laura Mattes und ich studiere im fünften Semester Media and
Communication Management, mit den Schwerpunkten Marketing und
Communication Management, an der Hochschule Fresenius in Köln. In meinem
vierten Semester habe ich mich dazu entschlossen, ein sechsmonatiges Auslandspraktikum zu machen. Dieses habe ich bei dem Videoproduktionsunternehmen
„Studio Output“ als „Sales and Marketing Associate“ in Peking absolviert. In
dieser Zeit war ich hauptsächlich in alle anfallenden Tätigkeiten im Marketing
involviert und habe zusätzlich dreimal eigenverantwortlich das Networking Event
„Glug“ organisiert. Durch die Förderung mit dem PROMOS Stipendium konnte
ich das Auslandspraktikum überhaupt erst antreten.
Praktikum finden und Bewerbungsgespräch
Da ich mein gesamtes Auslandspraktikum selber organisiert habe, musste ich
zuerst einen Praktikumsplatz finden. Dazu suchte ich auf der Webseite
http://www.creativehunt.com/beijing/ nach Firmen, die für mich interessant
erschienen. Auf dieser Webseite war auch das Videoproduktionsunternehmen
„Studio Output“ aufgeführt. Die Webseite des Unternehmens und die
Unternehmensphilosophie sprachen mich direkt an und ich setzte eine
Bewerbung auf. Diese versendete ich und erhielt kurze Zeit später eine
Rückmeldung, dass mich das Unternehmen gerne kennenlernen würde und wir
vereinbarten ein Skype-Interview. Das Skype-Interview war ein ganz normales
Bewerbungsgespräch auf Englisch und verlief sehr positiv. Nach diesem
Gespräch erhielt ich eine Zusage und den Arbeitsvertrag. Die Bedingung war
jedoch, dass ich mich selber um die Unterkunft und das Visum kümmere, das
Unternehmen bot mir jedoch an, mir jederzeit beratend zur Seite zu stehen.
Formalitäten vor der Reise
Das Visum
Für das Visum benötigte ich ein Einladungsschreiben, das mir mein künftiger
Arbeitgeber ausstellen musste. Dieses Einladungsschreiben ist zwingend nötig,
um ein Auslandspraktikum absolvieren zu können. Da ich ein Urlaubssemester
genommen hatte, mir jedoch den Praktikumsbericht als eine Prüfungsleitung
anrechnen ließ, konnte ich mich für das Studentenvisum bewerben. Es muss
darauf geachtet werden, dass das Praktikum offizieller Teil des Studiums ist,
ansonsten erhält man kein Studentenvisum für 180 Tage. Ich musste also das
Einladungsschreiben, einen Antrag (diesen kann man auf der Webseite des „Visa
Application Center“ herunterladen und ausfüllen), einen gültigen Reisepass und
ein Schreiben oder einen Nachweis der Hochschule über den offiziellen
Zusammenhang zwischen Studium und Praktikum abgeben. Es gibt auch
Agenturen, die das alles für einen erledigen, was ich im Nachhinein auch hätte in
Betracht ziehen sollen, da ich nachher dreimal nach Frankfurt fahren musste.
Generell ist bei solchen Agenturen nur darauf zu achten, dass es keine unseriösen
sind. Man spart sich jedoch Zeit und Nerven wenn man eine besagte Agentur für
das Visum engagiert.
Die Versicherung
Ich hab eine Auslandskrankenversicherung bei der Envivas abgeschlossen. Ich
habe einfach meine Krankenkasse gefragt und diese hat mir ihren Partner, in
diesem Fall Envivas, empfohlen. Dort habe ich dann eine TravelXL Reiseversicherung abgeschlossen, welche mich für jeden Tag im Ausland einen
bestimmten Tagessatz gekostet hat. Ich wurde während meiner Reise zum
Beispiel sehr krank und alle Kosten die für die Behandlung angefallen waren,
wurden mir rückerstattet.
Die Kreditkarte
Ich habe mir vor der Reise eine DKB Visa Karte angeschafft, da ich mit dieser im
Ausland kostenlos Geld abheben kann. Es gibt da verschiedene Anbieter, aber
generell sollte man darauf achten, dass man wirklich mit der Karte Geld abheben
und nicht nur damit bezahlen kann. Diese Karte hat an fast jedem Automaten in
China einwandfrei funktioniert und ich hatte keine Probleme damit. Es muss nur
immer Geld auf die Kreditkarte geladen werden, was über eine Überweisung von
dem DKB Konto auf die Kreditkarte von statten geht.
Die Impfungen
Spätestens einen Monat vor der Abreise sollte man seinen Hausarzt aufsuchen
und eine Impfberatung in Anspruch nehmen. Welche Impfungen man braucht
kommt ganz auf den persönlich vorhandenen oder nicht vorhandenen Impfschutz
an. Generell ist aber sehr zu Impfungen geraten, da China kein besonders
hygienisches Land ist.
Die Unterkunft
Ich habe mein WG-Zimmer auf der Webseite TheBeijinger gefunden. Dort gibt
es viele Inserate und Angebote auf Englisch. Ich habe einfach einen Text über
mich verfasst und den Zeitraum angegeben, in dem ich gerne in der WG wohnen
würde. Dann habe ich alle potenziellen WG’s angeschrieben und mein Zimmer
schlussendlich auch so gefunden. Generell sollte man für die Miete zwischen 400
und 500 Euro kalkulieren. Man sollte sich außerdem im Vorhinein auf der Karte
eingrenzen, in welchem Bezirk man leben möchte. Ich habe das von meinem
Arbeitsplatz abhängig gemacht und im Endeffekt 15 Minuten von meiner
Wohnung bis zu meiner Arbeit und in die Innenstadt gebraucht. Ich habe mit
einer Chinesin zusammengelebt, die zwei Zimmer in ihrer Wohnung immer an
Praktikanten vermietet. In dieser WG habe ich mich sehr wohlgefühlt und eine
sehr schöne Zeit verlebt. Das Zusammenleben war sehr unkompliziert, herzlich
und harmonisch.
Die Kommunikation
Vor der Reise sollte man sich einen VPN anschaffen. Ich habe sehr gute
Erfahrungen mit Astrill gemacht. Ohne VPN kann man ansonsten so gut wie
keine App nutzen. Da sich Google in China selber zensiert hat, haben Android
Nutzer einen VPN dringend nötig, da nicht einmal der App-Store genutzt werden
kann. Man sollte also immer darauf Acht geben, dass man den VPN auf dem
Handy und dem Laptop installiert hat. Auch die App WeChat sollte man sich
unbedingt herunterladen. WeChat ist eine Art Whatsapp, nur mit mehr Funktionen. Die Chinesen kommunizieren zu fast 90% über WeChat und bezahlen
auch teilweise darüber. Bevor eine E-Mail geschrieben wird, wird eine Nachricht
über WeChat versendet. Auf Networking Events werden zum Beispiel Visitenkarten und WeChat QR-Codes ausgetauscht. Die App „Pleco“ erleichtert die
Kommunikation mit den Menschen, da es eine Übersetzer-App ist und auch
offline funktioniert.
Ankunft im Gastland
Bahn und Taxi
Die U-Bahn ist sehr günstig und eine Fahrt kostet teilweise nicht einmal 40 Cent.
Die Beschilderung ist auf Englisch und sehr einfach zu verstehen. Das Netz ist
logisch aufgebaut und mit der App „ExploreBeijing“ könnt Ihr genau sehen, wie
und wohin ihr fahren müsst. In den Bahn-Stationen kann man eine Bahnkarte für
20 RMB erwerben, welche immer mit Guthaben aufgeladen werden muss. Taxis
sind im Gegensatz zu Deutschland auch sehr günstig. Jedoch ist der Verkehr in
Peking eine absolute Katastrophe und Stau an der Tagesordnung. Die Taxifahrer
sprechen jedoch kein Englisch. Man sollte immer die Adresse auf Chinesisch
dabei haben oder es dem Taxifahrer auf der Karte zeigen können, alles andere ist
vergebene Müh. Es bietet sich aber auch an, ein Fahrrad oder einen kleinen
Elektroroller zu kaufen. Mit einem Elektroroller ist man sehr schnell, da man
jeden Stau umfahren kann. Diese Geräte können einfach im Laden ohne
Führerschein oder Formalitäten gekauft werden. Ich habe meinen Elektroroller
einfach und unkompliziert vor meiner Abreise wieder verkauft. Die Batterien aus
den Elektrorollern und Fahrräder sind allerdings beliebtes Diebesgut und sollten
nicht über Nacht draußen stehen gelassen werden. Es ist aber eigentlich in jedem
Haus möglich, jegliche Fahrzeuge, wenn sie denn in den Aufzug passen, mit vor
die Wohnungstür zu nehmen.
Handykarte
In China werden Nummern gekauft, da bestimmte Zahlen Glückszahlen sind und
eine Handynummer aus besonderen Glückszahlen sehr teuer und begehrt ist. Ich
würde jedem empfehlen, einen Chinesen mit zu China Mobile oder China
Unicom zu nehmen. Wenn man das selber versucht, ist es eher Glück was man
später für einen Tarif bekommt, da keiner in diesen Läden Englisch spricht.
Außerdem muss der Reisepass vorgelegt werden um eine Handykarte zu erhalten.
Bei der Polizei melden
Nachdem man in das Land eingereist ist, muss man sich 24 Stunden nach der
Ankunft bei der Polizei in seinem Distrikt anmelden. Dazu muss man den
Mietvertrag und den Personalausweis vorlegen. Dort wird allerdings auch keiner
Englisch sprechen. Legt man aber den Vertrag und den Ausweis vor, wissen die
Polizeibeamten eigentlich was zu tun ist und stellen ein Dokument aus.
Sehenswürdigkeiten
Peking hat unfassbar viel zu bieten. Auch nach 6 Monaten habe ich noch lange
nicht alles gesehen. Deshalb liste ich meine persönlichen Highlights auf:
Alter Sommerpalast, Neuer Sommerpalast, Die Mauer (Besonders schön sind die
unrenovierten Teile bei Mutianyu), Das Wasserreservoir in Miyun (echter Geheimtipp), Chinesisches Nationalmuseum, Der Lama Tempel, Der Himmelstempel, Die Verbotene Stadt, Tian’anmen-Platz, Der Kohlehügel, Die Ghost
Street, Gulou, Houhai See, Beihai Park, Chaoyang Park, Ritan Park, das Olympiastadion abends. Es lohnt sich auch einfach durch die Hutongs zu streifen und
alles zu entdecken. Bei diesen Streifzügen findet man sowieso die besten und
nettesten Sachen.
Bars, Restaurants und Clubs
Um etwas trinken zu gehen oder um zu feiern, bietet sich das Ausgehviertel
Sanlitun an. Dieses liegt im ersten Ring und hat alles, was Peking an Clubs zu
bieten hat. Auch um das Worker Stadium findet man viele verschiedene Clubs, in
welche sowohl Einheimische als auch Ausländer gehen. Wenn man etwas
verrückter feiern will, sollt man die Studentengegend „Wudaokou“ aufsuchen.
Dort tummeln sich viele Studenten in Clubs und Bars. Ansonsten gehen die
Chinesen eher nicht feiern, sondern zum KTV. Das KTV ist nicht wie unser
klassisches Karaoke, sondern artet meist in eine Art Privatparty unter Freunden
aus. Muss man auf jeden Fall mit ein paar Chinesen und Freunden erlebt und
gemacht haben.
Neue Leute und Gleichgesinnte kennenlernen
German Chamber North China: Die German Chamber veranstaltet jeden
Monat einen Stammtisch, zu dem alle Praktikanten eingeladen werden und sich
bei zünftiger Deutscher Kost kennenlernen und austauschen können. Einfach eine
E-Mail an [email protected] schreiben und in den Verteiler aufnehmen
lassen, dann wird man über bevorstehende Events informiert.
Meetup: Auf der Meetup Internetseite kann man sich Ausflügen anschließen
oder selber organisieren. Egal ob es Wandern, Sightseeing oder Ausflüge zur
Mauer sind, dort kann man neue Leute kennenlernen und gemeinsam etwas
unternehmen.
Internations: Diese community richtet sich etwas spezieller Experts.
Internations organisiert Veranstaltungen und Events, welche jedoch von jedermann besucht werden können. Auf der Internetseite findet ihr dann den Preis, das
Datum und genauere Informationen zur Location.
Networking Events: Es gibt viele verschiedene Networking Events in Beijing,
u.a das Glug Event, welches ich während meiner Zeit in China drei Mal
organisieren durfte. Nicht nur deshalb lege ich es jedem ans Herz, sondern wegen
seiner Besonderheiten. Es handelt sich bei Glug um kein herkömmliches
Networking Event. Es soll die kreative Szene von Beijing zusammenbringen,
findet immer unter einem neuen Thema mit dazu passenden Rednern statt und
das in einer besonderen Location. Nach den Reden kann sich ausgetauscht,
getanzt und gefeiert werden.
Magazine: Generell informieren die Internetseiten Time Out, TheBeijinger,
That’s Beijing und City Weekend auf ihren Internetseiten über bevorstehende
Events und Veranstaltungen in Peking.
Mein Fazit
Ich habe mich in China sehr schnell und sehr gut eingelebt. Die Leute sind
herzlich und hilfsbereit, was einem den Start erleichtert. Auch die vielen
Plattformen, auf denen man Gleichgesinnte kennenlernen kann, helfen enorm
beim Einleben. Von den Chinesen spricht leider fast niemand Englisch in Peking,
aber mit Händen und Füßen versteht man sich trotzdem. Es gibt auch zahlreiche
Möglichkeiten einen Sprachkurs zu besuchen, diese sind allerdings relativ teuer.
Ich habe versucht, so viel wie möglich aufzuschnappen und habe dann im Alltag
geübt. Da Chinesisch eine reine Tonsprache ist, kann das sehr schwierig, aber
auch lustig sein. Nach sechs Monaten konnte ich auf Chinesisch in Restaurants
bestellen, mit dem Taxifahrer kommunizieren und ein paar andere Kleinigkeiten
die man zum Leben braucht sagen. Man darf nur keine Scheu haben, muss offen
sein und sich auch mit schwierigen Situationen arrangieren können. Generell
sollte noch gesagt sein, dass es sich um eine ganz andere Kultur handelt und man
nicht mit einer deutschen Erwartungshaltung nach China gehen sollte. Es gibt
andere Gepflogenheiten und auch die hygienischen Standards sind sehr
gewöhnungsbedürftig. Das sind Dinge, über die man sich vorher bewusst sein
sollte und mit denen man umgehen kann. Ich habe viele Deutsche in Peking
kennengelernt, denen es nicht gefallen hat, weil sie eine andere Erwartungshaltung gehabt haben. Es ist deshalb wichtig, dass man bereit ist, sich auf das
Abenteuer einzulassen. Man kann so viele Eindrücke sammeln und erlebt auch
eine andere Politik, eine andere Sprache und eine komplett andere Kultur. Ich
habe ganz wunderbare sechs Monate in Peking verlebt und würde die Zeit als die
beste meines Lebens bezeichnen. Ich habe unheimlich viel gelernt, skurriles
gesehen, bin manchmal ein bisschen über mich selbst hinausgewachsen und habe
neue Freunde gefunden. Eine neue Arbeitsweise und eine neue Lebensweise
kennenzulernen, ist etwas unheimlich interessantes. Ich konnte aus meiner Arbeit
und auch aus dem Leben in China sehr viel für mich mitnehmen. Die Events zu
organisieren und dann am Tag des Events zu sehen, was man geleistet hat, war
ein wahnsinnig tolles Gefühl. Es kommt natürlich immer darauf an, wo man sein
Praktikum macht, aber ich musste sehr viel und sehr lange arbeiten. Das ist
jedoch nicht die Regel und abhängig von der Tätigkeit und dem Unternehmen.
Allerdings habe ich sehr gerne viel gearbeitet und viel Freude daran gehabt.
Wenn man sich also für die Arbeit und für das Land begeistern kann, kann ich
jedem Peking nur wärmstens empfehlen. Ich habe Peking als eine sehr
kontroverse und zugleich vielseitige Stadt kennen und lieben gelernt. Es war auch
mit Sicherheit nicht mein letzter Besuch in China. Einen Einblick in ein ganz
anderes Land erhalten zu dürfen, dort zu leben und zu arbeiten, sind einmalige
Erfahrungen. Ich bin unheimlich dankbar für die Förderung mit PROMOS
Fördergeldern und somit für die Chance, all das erlebt haben zu dürfen. Ohne das
Stipendium wäre mir das Auslandspraktikum nicht möglich gewesen und deshalb
möchte ich mich noch einmal in aller Form dafür bedanken.