Rundschreiben 3/2011 - Landesbeirat für Vertriebenen
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Rundschreiben 3/2011 - Landesbeirat für Vertriebenen
Landesbeirat für Vertriebenen-, Flüchtlings- und Spätaussiedlerfragen Rundschreiben 3/2011 www.landesbeirat.nrw.de Rundschreiben Nr. 3 Aussiedlerzahlen vom 1. Januar bis 31. August 2011 in Nordrhein-Westfalen In der Zeit vom 1. Januar bis 31. August 2011 sind in Nordrhein-Westfalen insgesamt 301 Aussiedler (einschließlich Familienangehörige) aufgenommen worden. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 288 Personen. Hier die Aufnahmezahlen nach Herkunftsländern: Ehemalige UdSSR 287 Republik Polen 11 Rumänien 3 Sonstige 0 Gesamt 301 (Kompetenzzentrum für Integration -KfI-) Aufnahmezahlen bundesweit: In der Bundesrepublik sind In der Zeit vom 1. Januar bis 31. August 2011 insgesamt 1.353 Aussiedler (einschließlich Familienangehörige) aufgenommen worden. Ehemalige UdSSR Republik Polen Rumänien Sonstige Gesamt 1.321 22 10 0 1.353 (Bundesverwaltungsamt) Gedenkveranstaltung „Gegen das Vergessen“ Ein Zeichen, das Vertreibungen, Deportationen und Zwangsarbeitslager geächtet werden Der Landesbeirat für Vertriebenen-, Flüchtlingsund Spätaussiedlerfragen führte am 17. September 2011 in Düsseldorf eine Gedenkveranstaltung „Gegen das Vergessen“ zum 70. Jahrestag der Deportation der Deutschen in der Sowjetunion durch. Zahlreiche Vertreter der Politik, darunter des Lan- September 2011 destages und der Landesregierung, der breiten Öffentlichkeit und russlanddeutschen Organisationen kamen im Gerhart-Hauptmann-Haus (GHH) zusammen. Der Hausherr Dr. Winfrid Halder, Direktor des GHH, begrüßte die Gäste herzlich im Eichendorfssaal, in dem seit dem 9. September die landsmannschaftliche Wanderausstellung „Volk auf dem Weg. Zülfiye Kaykın, Staatssekretärin für Integration beim Minister für Arbeit, Integration und Soziales des Landes NRW Foto: J. Schleicher Geschichte und Gegenwart der Deutschen aus Russland“ zu sehen ist. Die Staatssekretärin für Integration und Vorsitzende des Landesbeirats für Vertriebenen-, Flüchtlingsund Spätaussiedlerfragen in NRW, Zülfiye Kaykın, die die Schirmherrschaft über die Veranstaltung unter dem Motto „Gegen das Vergessen“ übernommen hat, betonte in ihrer Begrüßung: „Heute erinnern wir an einen der schrecklichsten Tage der Russlanddeutschen!“ Gemeint ist der 28. August 1941 – Tag des Erscheinens des verleumdeten Ukasses über die „Umsiedlung der Wolgadeutschen“. „Unrecht ist geschehen“, so Zülfiye Kaykın – „so etwas soll nicht mehr passieren.“ Und weiter: „Durch Erinnerung setzen wir ein Zeichen, das Vertreibungen, Deportationen und Zwangsarbeitslager geächtet werden“. Die Staatssekretärin sprach ihren Dank dem gastfreundlichen Gerhart-Hauptmann-Haus, der Landesgruppe der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V., dem Forum der Russlanddeutschen und der VIRA e.V. für die Initiative und Durchführung der Veranstaltungsreihe „Gegen das Vergessen“ aus. Dadurch sei die breite Öffentlichkeit informiert worden, dass „es sich um ein Teil deutscher Geschichte handelt“. 19 einzelne Veranstaltungen erhielten gezielte Unterstützung des Landes NRW. Zum Schluss wies sie ausdrücklich darauf hin, dass Josef Schleicher als Projektleiter der Wanderaus- Telefon (0211) 855-3612 Telefax (0211) 87565-1023612 E-Mail: [email protected] Seite 2 Rundschreiben Nr. 3/2011 stellung „Volk auf dem Weg“ im Rahmen der Gedenkveranstaltung für Führungen zur Verfügung steht. Die Historie der Deportation der Deutschen in der Sowjetunion stellte in einem Geleitwort Dr. Katharina Neufeld, Leiterin des Russlanddeutschen Museums, Detmold, vor. Sie erklärte die Definition des (v.r.) Frau Dr. Katharina Neufeld, Leiterin des Russlanddeutschen Museums, Detmold nach der Veranstaltung im Gespräch mit Johann Engbrecht, stellv. Vorsitzender der Landesgruppe der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V. Foto: A. Kühl Begriffs „Deportation“ und klärte auf, dass die ersten Zwangsumsiedlungen der Deutschen schon im Zarenreich 1915 stattfanden. Diese repressiven Maßnahmen fanden in der Sowjetzeit ihre Fortsetzung (z.B. Enteignungen und Verbannungen während der Kollektivierung) und erlangten ihren traurigen Höhepunkt mit der totalen Deportation während des 2. Weltkrieges. Die Referentin äußerte eine nicht unstrittige These, dass die deutschen Besatzer die Schwarzmeerdeutschen in der Ukraine bevorzugten und deshalb ihnen Hauptrednerin der Gedenkveranstaltung war Frau Dr. Angelica Schwall-Düren, Ministerin für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien des Landes NRW Foto: A. Kühl erlaubten ihre Kirchen und Schulen zu eröffnen. (In Wirklichkeit durften auch russisch-orthodoxe Kirchen Gottesdienste halten – J.Sch.). Dr. Neufeld betonte, dass „eine Kollaboration der Schwarzmeerdeutschen sich nicht bestätigen ließ“. Die Deportationen der Deutschen in der Sowjetunion fanden praktisch „ohne Widerstand“ statt. Die Folgen der Deportation seien langfristig: durch die Erlasse von 1948, 1955, 1964 und 1972 waren die Russlanddeutschen „der Zwangsassimilierung ausgesetzt“. Frau Dr. Angelica Schwall-Düren, Ministerin für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien des Landes NRW sprach in ihrer Rede über den 28. August 1941 als „schwärzesten Tag in der Geschichte der Deutschen in Russland“, sie seien September 2011 „entwurzelt“ worden. Auch sie betonte, dass es heute wichtig sei, gemeinsam ein Zeichen zu setzen, dass Vertreibungen, Deportationen und Zwangsarbeitslager geächtet werden. Im Blick auf die Gegenwart meinte die Ministerin, „wer sich nicht mit seiner Kultur auseinandersetzt, kann sich nicht integrieren“. Und die Integration genießt in NRW eine hohe Wertschätzung. Jeder kann auf seine Herkunft und Kultur stolz sein. Die Vorurteile, die es noch gibt, seien abzubauen. So sind die Russlanddeutschen mit einem hohen Anteil von Akademikern ein Gewinn für die Gesellschaft. Allerdings muss noch hinsichtlich der Anerkennung der Qualifikationen einiges unternommen werden. Die interkulturelle Kompetenz der Deutschen aus Russland sei eine Bereicherung für NRW. Und die Spätaussiedler seien ideale Vermittler zwischen Deutschland und Russland. Die Reihe der Grußworte schloss Dr. Alexander Morasch, Vorsitzender der Landesgruppe der Landsmannschaft der Dr. Alexander Morasch, Vorsitzender der Landesgruppe der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V. Foto: A. Kühl Deutschen aus Russland e.V., der größten Vertretung der ca. 700.000 Russlanddeutschen, die in NRW zu Hause sind, ab. Musikalisch wurde die Gedenkveranstaltung am Klavier von Helena Hübner, Janet Drobek und Linda Goa-Lenders begleitet. Die zahlreichen Gespräche der VeranstaltungstungsteilnehDie besonders schöne musikalische Umrahmung gestalteten die Pianistinnen (v.r) Helena Hübner, Janet Drobek und Linda Goa-Lenders (l. von Staatssekretärin Kaykın). Foto: J. Schleicher mer und ihre Besichtigungen der Wanderausstellung „Volk auf dem Weg“ sowie die gemeinsame Ausstellung der russlanddeutschen Künstler Michael Disterheft und Alexander Stroh „Eine Welt der Kontraste“ setzten sich in guter Stimmung noch zwei Stunden fort. (Josef Schleicher vom 19.09.2011) Seite 3 Rundschreiben Nr. 3/2011 „Der Geschichte der Russlanddeutschen eine Heimat geben“ „Ausgepackt“ - Eröffnungsfeier des Museums für russlanddeutsche Kulturgeschichte Mit zahlreichen Gästen aus Politik, Kultur, Museumsbereich und Öffentlichkeit wurde die Eröffnung der neuen Räumlichkeiten des Museums für russlanddeutsche Kulturgeschichte am 22.-23. Juni 2011 in Detmold gefeiert. Präsentiert wurde die neue Dauerausstellung „Ausgepackt. Geschichte und Gegenwart der Deutschen aus Russland“. (siehe Anlage 1) „Gegen das Vergessen“ Gedenkveranstaltung mit Gästen aus Fern und Nah Es war ein einmaliges Ereignis für den RheinischBergischen Kreis. Im Pfarrsaal der St. JosephKirche Bergisch Gladbach-Heidkamp fand am Sonntag, dem 17. Juli, eine Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag der Deportation der Deutschen in der Sowjetunion unter dem Motto „Gegen das Vergessen. (siehe Anlage 2) Minister Schneider: „Migranten beschäftigen 300.000 Menschen in NRW – ihre Unternehmen sind ein wichtiges Potential auch für die Ausbildung junger Leute“ Jeder fünfte Selbstständige in NRW mit Migrationshintergrund In Nordrhein-Westfalen hat jeder fünfte der rund 765.000 Selbstständigen eine Zuwanderungsgeschichte. „Diese 146.000 Unternehmer beschäftigen schätzungsweise rund 300.0000 Menschen in NRW“, sagte Arbeits- und Integrationsminister September 2011 Guntram Schneider am 7. September 2011 bei einem Treffen mit Unternehmern ausländischer Herkunft in Gelsenkirchen. Die Firmenchefs mit Zuwanderungsgeschichte leisteten einen wichtigen Beitrag zur Stärkung des Bruttosozialprodukts und zur Schaffung von Arbeitsplätzen in Nordrhein-Westfalen, betonte Schneider. „Sie sind inzwischen in allen Branchen vertreten – vom Obst- und Gemüsehändler über die Elektronik- und Bekleidungsindustrie bis hin zum Betonbauunternehmer reicht das Spektrum.“ Allein 24.000 der Selbständigen mit ausländischen Wurzeln sind türkischstämmig. Mittlerweile steigen immer mehr Unternehmer mit Zuwanderungsgeschichte auch in die Ausbildung ein – je nach Nationalität liegt der Anteil bei bis zu 15 Prozent. „Das ist aber natürlich noch ausbaufähig“, so der Minister. „Deshalb habe ich vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres landesweit Firmenchefs mit Migrationshintergrund angeschrieben, um sie stärker als Ausbildungsbetriebe zu gewinnen“, erklärte Schneider. Auch für das neue Übergangssystem von der Schule in den Beruf, das die Landesregierung schrittweise ab Herbst umsetzt, möchte Minister Schneider mehr ausländische Unternehmer gewinnen. Im Rahmen des neugestalteten Übergangssystems sollen Arbeitsagenturen, Kammern und Unternehmen an die Schulen gehen und Kinder schon ab der Klasse 8 mit der Berufswelt vertraut machen. (Pressemitteilung des Ministeriums für Arbeit, Integration und Soziales NRW vom 07.09.2011) Otto Benecke Stiftung e.V. Startschuss für JUMPin.NRW: neues Programm stärkt Potenziale von jungen Menschen mit Migrationsgeschichte, die sich ehrenamtlich engagieren. Das Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales und die Otto Benecke Stiftung e.V. rufen Jugendliche zur Bewerbung auf. Junge Menschen mit Migrationsgeschichte haben viele Potenziale, die oftmals nicht ausreichend gefördert werden. In den Erfolgsstatistiken zur Bildungsbeteiligung liegen sie hinter der Altersgruppe Seite 4 Rundschreiben Nr. 3/2011 ohne Migrationsgeschichte. Die Otto Benecke Stiftung e.V. (OBS) will nun jährlich 15 junge Menschen zwischen 18 und 28 Jahren in ein neues Programm aufnehmen, das zur Verbesserung der Chancen und Perspektiven beitragen soll. Das Projekt: „Junge Menschen mit Potenzial in NRW– JUMPin.NRW“ besteht aus Seminaren, Studienfahrten, Praktika und Begegnungen mit Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben. Im Gegenzug werden sich die Jugendlichen ehrenamtlich engagieren und eine Vorbildfunktion einnehmen. Ab sofort können junge Menschen mit Wohnsitz in Nordrhein-Westfalen, die selbst oder über ihre Eltern Migrationserfahrung haben, am Bewerbungsverfahren teilnehmen: www.obs-ev.de/jumpinnrw. Das Projekt wird vom Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration des Landes NordrheinWestfalen (MAIS) gefördert. Staatssekretärin Zülfiye Kaykin hat die Schirmherrschaft über das neue Programm übernommen. Zuwanderungsstatistik Nordrhein-Westfalen 2010 Von den 4,3 Mill. Menschen in Nordrhein-Westfalen mit einem Migrationshintergrund waren im Jahr 2009 mehr als die Hälfte (2,4 Mill.) deutsche Staatsbürger. Der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund ist mit 25,6 % im Regierungsbezirk Arnsberg am höchsten. In den Regierungsbezirken Detmold (25,1 %), Köln (25,0 %) und Düsseldorf (24,7 %) hat jeweils rund ein Viertel der Menschen Zuwanderungsgeschichte. Lediglich im Regierungsbezirk Münster ist der Anteil der Menschen mit Zuwanderungsgeschichte mit 18,5 % deutlich niedriger. Weitere differenzierte Daten zur Zuwanderung finden Sie in der aktuellen Zuwanderungsstatistik Nordrhein-Westfalen als Download unter: http://www.mais.nrw.de/08_PDF/003_Integration/00 3_zuwanderung/zuwanderung_zdf_10_zuwanderun gsstatistik_2010.pdf (PDF-Datei, 3 MB) (Newsletter des Kompetenzzentrums für Integration vom 11.07.2011) September 2011 Russlanddeutsche und ihre Partizipation Ende der Achtziger, Anfang-Mitte der Neunziger Jahre kam die große Ausreiswelle der Russlanddeutschen aus der Sowjetunion nach Deutschland. Die Gründe waren sehr unterschiedlich: Die Einen flüchteten nach Deutschland wegen der wirtschaftlichen Situation in der Sowjetunion, die Anderen versprachen sich für ihre Kinder in Deutschland bessere Bildungschancen oder man wollte die deutsche Eleonora Faust Muttersprache nicht vergessen. Insbesondere der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl und der damalige Bundesbeauftragter Horst Waffenschmidt haben sich für die Einreise der Russlanddeutschen nach Deutschland eingesetzt. Davon versprach sich die Politik Vorteile: Die jungen Spätaussiedler sollten sich positiv auf die demografische Entwicklung in der Bundesrepublik und auf die Rentenkasse auswirken. Und noch heute zahlen Russlanddeutsche mehr in die Rentenkasse ein, als sie daraus entnehmen. Aber wie sieht es mit der politischen Partizipation der Russlanddeutschen aus? Ich sage: „Schlecht!” Obwohl in Deutschland ca. 2,6 Millionen Spätaussiedler leben, sind sie in den Entscheidungsgremien kaum vertreten. Das hat unterschiedliche Gründe. Einer der Gründe ist das Misstrauen der Russlanddeutschen gegenüber der Politik, was auf die Zeiten und die Verfolgung in der Sowjetunion zurückzuführen ist. Ein Anderer ist das Misstrauen der Russlanddeutschen wegen den leeren Versprechungen, die in der Vergangenheit gemacht worden sind. Ein weiterer Grund ist aber auch die Benachteiligung der Russlanddeutschen in den Parteien. Zwar öffnen sich die bundesdeutschen Parteien gegenüber den Russlanddeutschen, doch ist das politische Desinteresse der Parteien, verantwortungsvolle Aufgaben an die Russlanddeutschen zu übertragen, demotivierend. Seit einiger Zeit unternehmen große Parteien wie CDU und SPD Anstrengungen, Russlanddeutsche Seite 5 Rundschreiben Nr. 3/2011 für die Parteien zu gewinnen. Sie gründen Parteiennetzwerke, die extra für Spätaussiedler bestimmt sind. Diese Prozesse entwickeln sich aber nur langsam, da die Russlanddeutschen oft passiv sind und über das politische System in Deutschland nicht gut genug kennen. Hinzu kommt, dass die Themen der Spätaussiedler sich immer mehr wandeln. Heute interessieren sie sich für den Wohlstand ihrer Familien, sie fragen sich, in welcher Gesellschaft sie leben wollen und welche Bildungschancen ihre Kinder in Deutschland haben. Das sind andere Themen als zu Zeiten von Helmut Kohl. Hier bedarf es Anstrengungen nicht nur seitens der Aufnahmegesellschaft, sondern auch der Zuwanderer. So wichtig Spätaussiedler für die Gesellschaft auch sind, sie können der Aufnahmegesellschaft keine unrealistischen Forderungen stellen. Sie müssen sich selbst überlegen, was Spätaussiedler heute tatsächlich bewegt. Um die neuen Themen auszuloten müssen Migrantenselbstorganisationen (MSO) der Spätaussiedler strukturell verändert werden. Das Durchschnittsalter der Vereine muss sinken. Sie müssen mehr in die neuen Partizipationsmethoden und in die Schulung der jungen Generation investieren. Den Vereinen muss aber auch geholfen werden, sich zu professionalisieren. Das kann einerseits durch gemeinsame Aktivitäten aller Russlanddeutschen MSO’s selbst gelingen und andererseits durch eine gleichmäßige Verteilung von Finanzmitteln zwischen großen und kleinen Vereinen. Derzeit erhalten fast ausschließlich große Organisationen Mittel für ihre Arbeit, die sie nicht einmal effektiv nutzen weil veraltete Strukturen eine bessere Arbeitsqualität nicht zulassen. Durch eine Umverteilung der Mittel würden auch die kleinen und jungen Vereine eine Chance bekommen, sich und ihre Arbeit zu etablieren. Das würde endlich auch mal die Möglichkeit eröffnen, die MSO’s der Russlanddeutschen in die Breite zu ziehen und dynamischer zu gestalten. Denn je breiter und professioneller die Arbeit dieser Vereine ist, desto größer ist auch der Mobilisierungsfaktor. Die daraus erwachsene gute Arbeitsqualität würde Menschen motivieren, sich mehr einzubringen und mehr politische Verantwortung in den Parteien zu übernehmen. September 2011 (Eleonora Faust, Artikel veröffentlicht im MiGAZIN am 10.06.2011) Landesbeauftragte Ziegler-Raschdorf lobt die Initiative der Landsmannschaft der Wolgadeutschen Wiesbaden. Die Landsmannschaft der Wolgadeutschen hat am 28.8.2011 anlässlich des 70. Jahrestages der Deportation der Russlanddeutschen in Wiesbaden-Biebrich einen Gedenkstein am Rheinufer eingeweiht. Dieser Gedenkstein erinnert an die Wolgadeutschen, die im 18. Jahrhundert der Einladung von Zarin Katharina der Großen nach Russland gefolgt sind. Er trägt die Inschrift: „Den Wolgadeutschen, die im 18. Jahrhundert vorwiegend von Hessen aus den Schritt ins Ungewisse wagten, um ein unbewohntes Gebiet an der Wolga zu erschließen. Von den Nachkommen, die in ihre historische Heimat zurückgekehrt sind“. Nach der Enthüllung des Gedenksteines von links: Oberbürgermeister Dr. Helmut Müller, Landesbeauftragter a.D. Rudolf Friedrich und der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Wolgadeutschen, Dr. Robert Korn Die Landesbeauftragte der Hessischen Landesregierung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Margarete Ziegler-Raschdorf, dankte der Landsmannschaft der Wolgadeutschen für die großartige Initiative. „Ich bin sehr froh darüber, dass es mit den Spenden der Wolgadeutschen und den Zuschüssen des Hessischen Sozialministeriums, sowie mithilfe der Stadt Wiesbaden gelungen ist, die langgehegte Idee in die Tat umzusetzen und einen Gedenkstein zu errichten. Möge dieser Gedenkstein dazu beitragen, dass das schwere Schicksal der Wolgadeutschen nicht in Vergessenheit gerät und ihre Geschichte im Bewusstsein vieler Menschen bleibt“, so die Landesbeauftragte. Bei der Einweihung wurde die Landesbeauftragte von ihrem Vorgänger im Amt, Herrn Rudolf Friedrich, vertreten. Rudolf Friedrich dankte insbesondere dem Wiesbadener Oberbürgermeister Dr. Helmut Müller dafür, dass er der Aufstellung des Ge- Seite 6 Rundschreiben Nr. 3/2011 denksteines in Wiesbaden zugestimmt habe. Bereits bei den Kulturtagungen der Landsmannschaft der Wolgadeutschen in Büdingen vor rund 10 Jahren sei die Idee geboren worden, einen Gedenkstein aufzustellen. Leider ließ sich die Idee in Büdingen nicht verwirklichen. Landesbeauftragter a.D. Rudolf Friedrich ging in seinem Grußwort weiter auf den 70. Jahrestag des Erlasses über die Deportation der Russlanddeutschen ein und stellte fest, dass dieser zu Recht in der deutschen Bevölkerung eine besondere Beachtung verdiene. Eben weil die Auswanderer vorwiegend aus Hessen kamen, habe das Bundesland Hessen bereits im Jahr 1985 eine Patenschaft über die Wolgadeutschen übernommen. Das Land Hessen fühle sich den Wolgadeutschen ganz besonders verbunden. Zu der würdevollen Einweihung des Gedenksteines waren rund 100 Wolgadeutsche aus ganz Deutschland gekommen. Die Enthüllung des Denkmals nahmen der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Wolgadeutschen, Herr Dr. Robert Korn, Herr Oberbürgermeister Dr. Helmut Müller und Herr Landesbeauftragter a.D. Rudolf Friedrich vor. (Pressemitteilung des Hessischen Sozialministeriums vom 02.09.2011) Die Enge und die Weite Russlands Spätaussiedler fühlen sich oft unverstanden Vor 70 Jahren wurden die Wolgadeutschen aus ihren Siedlungsgebieten vertrieben. Vor 20 Jahren wanderten viele von ihnen nach Deutschland aus und kamen nach Lippe. Die LZ hat eines dieser Paare besucht. Am liebsten spielt sie Klavier: Margarita Wink in ihrem Wohnzimmer. Auf dem elektrischen Klavier erklingen deutsche wie russische Lieder. FOTO: ENGELHARDT Lemgo. Ohne eine gemeinsame Sprache zu sprechen, ist Integration wohl nicht möglich. Aber nur die Sprache allein ist es auch nicht. Alexander und Margarita Wink wissen das. Beide sprechen fließend Deutsch auf hohem Niveau, aber sie fühlen sich nicht immer verstanden. Weil das, was sie zu erzählen haben, so wenig in die Schubladen anderer passen will. Und weil die Schubladen ihrer eige- September 2011 nen Erfahrungen so anders bemessen sind als das, was sie heute sehen. Margarita (46) und Alexander Wink (49) sind Russlanddeutsche. Exakt am 3. Oktober 1990 betraten sie den Boden der Bundesrepublik. Sie waren entschlossen, ein neues Leben zu beginnen und es zu meistern, denn das alte konnte ihnen nichts bieten außer Tristesse und Not in einem kollabierenden System. Sie haben es geschafft: Aus dem Arzt, der in Sibirien in der Gesundheitsbehörde gearbeitet hat, ist der Inhaber einer Glasbearbeitungsfirma in Bad Salzuflen geworden. Die Ingenieurin kann mittlerweile zwei weitere Berufsabschlüsse vorweisen: Als Informatikassistentin und als Steuerfachangestellte. Sie wohnen in einem kleinen, schicken Reihenhaus in Lemgo. „Ich fühle mich hier Zuhause“, sagt Alexander Wink und man kann das Ausrufezeichen dahinter hören. Aber die „geistigen Schubladen“, in denen das eigene Leben vor 1990 aufbewahrt ist, haben die Winks natürlich mitgebracht. Und so schmerzt es Margarita Wink, wenn sie immer wieder und wieder Anläufe nehmen muss, die eigene Geschichte zu erklären, ohne das Gefühl zu haben, verstanden zu werden. Eine Geschichte, für die ein Datum sehr wichtig ist: der 28. August 1941, als Stalin nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion die Deportation der Russlanddeutschen nach Osten, in die Steppen Kasachstans und die Taiga Sibiriens, befahl. Hunger, Tod, Ausgrenzung, Angst haben sich tief in das kollektive Gedächtnis eingegraben. „Die vollkommene Zerstörung der Sozialstruktur brachte eine vollständige Entwurzelung sowie Erschütterung der kulturellen Identität mit sich“, sagt Margarita Wink. Wenn sie gemeinsam mit ihrem Mann erzählt, formt sich ein Bild: Nur wenig wurde den Russlanddeutschen an eigener Identität gelassen. Über die Generationen füllten andere Einflüsse die Schubladen auf – auch aus Angst vor weiterer Diskriminierung. „Wir sind voll mit der russischen Kultur aufgewachsen“, sagt Alexander. „Unsere Kinder haben auch die Weite des Landes aufgesogen, sie haben auch eine russische Seele“, sagt Margarita Wink. Aber hier, in Deutschland, nutze der eigene Erfahrungsschatz nicht viel. Hier seien sie oft „die Russen“, in Russland „die Deutschen“ und damit zwi- Seite 7 Rundschreiben Nr. 3/2011 schen allen Stühlen. „Halt sucht man dann in dem, was man kennt“, sagt Margarita Wink. „Wenn dann auch noch die Enttäuschung hinzukommt, dass nicht nach der eigenen Geschichte gefragt wird, entstehen Parallelgesellschaften.“ Mit dem Russenklischee hätten sich mittlerweile viele Aussiedler abgefunden, glaubt Alexander Wink. Das Ehepaar nicht. Sie hatten sich vorgenommen, in Deutschland nur noch Deutsch zu sprechen, sie sind nicht einmal zurück in die alte Heimat gereist. „Erst als unser Sohn ausgezogen ist, haben wir wieder Russisch gesprochen“, schildert Margarita Wink. „Aber ich bin glücklich, wieder russische Lieder singen zu können. Ich fühle mich integriert, wenn ich beide Seiten ausleben darf – das ist doch ein Teil von mir.“ (Lippische Landes-Zeitung von Thorsten Engelhardt vom 27/28.08.2011) Selbsthilfegruppen und Junge Menschen September 2011 Aktion Silberfisch hilft: Besuchs- und Begleitdienst für Senioren Höxter Deutschland ist ein Einwanderungsland, daran zweifelt inzwischen kaum noch jemand. Etwa 13 Prozent der im Kreis Höxter lebenden Menschen haben eine Zuwanderungsgeschichte zu erzählen das sind rund 20.000 Personen. Unter ihnen befinden sich viele Senioren, die zwar rüstig und gesund, aber im Umgang mit Behörden, bei Erledigungen und Arztbesuchen auf Hilfe angewiesen sind. Sprachbarrieren erweisen sich dabei häufig als großes Hindernis. In Zusammenarbeit mit der Aktion Silberfisch und dem zuständigen Jobcenter hat der Paritätische Förderverein Paderborn-Höxter im Juni einen neuen Seniorenbegleitdienst ins Leben gerufen. Die Aktion Silberfisch sorgt in Höxter seit 40 Jahren für eine vielseitige, offene Seniorenarbeit. (v.l.) Sarah Fricke, Nadja Ertel, Thomas Stock, Kerstin Weitemeier, Tanja Stamm, Manfred Jouliet, Andreas Fuhrmann und Heinrich Lühring empfehlen den neuen Seniorenbegleitdienst. Foto: Reinbold Die Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS) (www.nakos.de) baut ihre Internetseite für junge Selbsthilfe aus. Das Portal informiert in junger Sprache über Selbsthilfe und zeigt Beispiele und Zugänge zu jungem Selbsthilfeengagement auf. Auf einer Pinnwand können Aktivitäten von und für junge Menschen vorgestellt werden. (www.schon-mal-an-selbsthilfegruppengedacht.de/pinnwand). Bestehende Selbsthilfegruppen können über dieses Portal ihre Arbeit bekannt machen. Das Jugendportal, das von der Knappschaft gefördert wird, ist Teil des Schwerpunktes »Junge Menschen und Neue Medien«, den die NAKOS im Jahr 2011 in Projekten mit verschiedenen Kooperationspartnern umsetzt. (eNewsletter Nr. 13/2011 (08.07.2011) von wegweiser-buergergesellschaft.de) Das neue Besuchs- und Begleitangebot richtet sich an alle Senioren, die im Alltag Unterstützung benötigen. Besonders angesprochen fühlen dürfen sich Spätaussiedler, die Hilfe beim Einkaufen benötigen oder eine Begleitung für Arzt- und Behördenbesuche brauchen. Der Begleitdienst für Senioren richtet sich ausdrücklich nicht an pflegebedürftige, sondern an eigenverantwortlich handelnde Menschen, die sich in schwierigen Alltagssituationen einen zuverlässigen Ansprechpartner wünschen. Die verantwortungsvolle Aufgabe übernehmen Nadja Ertel und Tanja Stamm. Verständigungsschwierigkeiten muss niemand befürchten: Ertel beherrscht neben der deutschen auch die russische Sprache. Beide Seniorenbegleiterinnen haben über das Modellprojekt „Bürgerarbeit" zu ihrer neuen Aufgabe gefunden. Finanziert werden die Stellen aus Mitteln des Bundes und des Europäischen Sozialfonds. Das Projekt ist auf drei Jahre befristet, die Sachkosten teilen sich die Aktion Silberfisch und der Paritätische Förderverein. Um das wertvolle Angebot dauerhaft zu etablieren, freut sich der Paritätische Wohlfahrtsverband stets über großzügige Spenden und neue ehrenamtliche Helfer. Rundschreiben Nr. 3/2011 Seite 8 Der Seniorenbegleitdienst, Neue Straße 15, in Höxter, Tel. 05271-36478, ist montags bis freitags von 9 bis 15 Uhr zu erreichen. (Deutschland 23.07.2011) today, von Kai Reinbold, vom Meine-Demokratie.de: Beteiligung sichtbar machen Das Internet dient inzwischen immer häufiger als Katalysator zivilgesellschaftlicher Beteiligung, auf lokaler Ebene genauso wie auf nationaler Ebene. Das Projekt meine-demokratie.de ist ein Projekt an der Schnittstelle von Bürgerbeteiligung, EPartizipation und Open Data. Auf der Internetplattform finden Nutzerinnen und Nutzer Möglichkeiten zur politischen Beteiligung in ihrem lokalen Umfeld und darüber hinaus. Die Ende 2010 gestartete Demokratiesuchmaschine will dabei helfen, politische Partizipationsprojekte und lokale Beteiligungsmöglichkeiten per Mausklick zu finden. Das Projekt bezieht die Informationen zum einen aus bestehenden, öffentlich-zugänglichen Datenbanken, zum anderen bezieht es die Nutzer/innen ein, indem sie ihre eigenen Demokratieprojekte und -ideen einstellen sowie andere bewerten oder kommentieren können. Christian Heise, Politikwissenschaftler und Gründer des Projekts, stellt in seinem Gastbeitrag die Idee der Demokratiesuchmaschine vor und erläutert die Chancen, die sich insgesamt mit beteiligungsorientierten Politik-Formaten im Netz verbinden. Heise, Christian: Meine-Demokratie.de: Beteiligung sichtbar und greifbar machen www.buergergesellschaft.de/fileadmin/pdf/gastbeitr ag_heise_110708.pdf (eNewsletter Nr. 13/2011 (08.07.2011) von wegweiser-buergergesellschaft.de) September 2011 Wo die Trauer endlich einen Ort findet Denkmal „Gräber in der Ferne“ steht auf dem Friedhof Rintelner Straße Ein Ort zum Gedenken an Verstorbene– auch wenn ihre letzten Ruhestätten in der ganzen Welt verstreut oder gar unbekannt sind. Am Sonntag wird das Denkmal „Gräber in der Ferne“ feierlich enthüllt. Lemgo. Die letzten Arbeitsschritte vor dem großen Tag auf dem Friedhof an der Rintelner Straße: Zusammen mit ihrem Mitarbeiter René Lauber Letzte Arbeitsschritte vor der großen Enthüllung: Von links nach rechts: Ismail Aytekin, Türkischer Arbeiterverein / Pastor Matthias Altevogt, Gemeinde St. Marien / Bürgermeister Dr. Reiner Austermann / Annette Paschke-Lehmann, Bereichsleitung Kultur Stadt Lemgo / René Lauber, Mitarbeiter von Carolin Engels / Liesel Kochsiek-Jakobfeuerborn, Ratsmitglied, Vorsitz Kulturausschuss / Christel Mörchel, Vorsitzende Bund der Vertriebenen, Ortsverband Lemgo / Rosa Golubew, Verein „DruschbaFreundschaft“ / Renate Schmidt, Katholische Gemeinde Heilig-Geist / Klaus Blattgerste, Gemeinde St. Nicolai / Dr. Valentina Bidlingmeier, Verein „Zusammenarbeit mit Osteuropa ZMO“ / Steinmetzmeisterin Carolin Engels. Foto: Aytekin platziert Bildhauerin Carolin Engels die quadratische Steinplatte vor dem noch verhüllten Denkmal. Hier können künftig Blumen und Kerzen abgelegt werden. Ein rundes Loch in der Mitte ermöglicht das Einfüllen von Heimaterde, wie es in Osteuropa Brauch ist. Drei Jahre sind seit der ersten Idee vergangen. „Bei einem Besuch auf einem litauischen Dorf-Friedhof entstand im Sommer 2008 die Idee zu dem Projekt. Dort wurde ein Kreuz für die nach Sibirien Verschleppten errichtet“, erinnert sich St.Marien-Pastor Matthias Altevogt, der das Projekt koordiniert. Auch in der alten Hansestadt teilen viele Menschen das Schicksal, die Gräber ihrer Familien oder Freunde in der alten Heimat zurückgelassen zu haben. Sie haben hier keinen Ort, um die Toten zu ehren und bleibende Liebe auszudrücken. Anfang 2009 führte Altevogt erste Gespräche mit der Stadt und Betroffenen. Das anfängliche Problem, mit der Gedenkstätte verschiedene Zielgruppen wie Russlanddeutsche, Vertriebene, Gastarbeiter, Umgezo- Seite 9 Rundschreiben Nr. 3/2011 gene oder Studenten gleichermaßen anzusprechen, löste sich mit dem Entwurf der Lemgoer Bildhauerin Carolin Engels von selbst. Eine Jury wählte ihren Entwurf, der die verschiedenen Perspektiven vereint, in einem Wettbewerb aus. „Das Denkmal besteht aus vier quadratischen Steinplatten, die waagerecht und senkrecht zu einer ausgewogenen Form ineinander gesteckt sind“, beschreibt die Bildhauerin ihren Entwurf, der am Sonntag feierlich enthüllt wird. Kleine Häuser, die als Symbol für Geborgenheit, Familie und Heimat stehen, bilden Nischen zum Abstellen von Kerzen oder kleiner Gegenstände. Pastor Altevogt freut sich, wie gut das Projekt bei den Lemgoern ankommt. „Das Interesse war und ist so groß, dass wir die Kosten von 11 500 Euro für das Denkmal rein durch Spenden und ohne öffentliche Gelder finanzieren konnten. “Etwa die Hälft e des Betrages wurde vom Arbeitskreis „Gräber in der Ferne“ aufgebracht. Dazu zählen beteiligte Vereine, Kirchengemeinden und die Stadt. Die andere Hälfte wurde von Unternehmen und Privatleuten gespendet. (Lippische Landes-Zeitung von Nicole Reineke vom 08.07.2011) In Deutschland würde ich nicht leben wollen" Der Tomsker Gouverneur Viktor Kress über seine Heimat und die Russlanddeutschen 2011 tagte die deutsch-russische Regierungskommission zu den Fragen der deutschen Minderheit in Russland im sibirischen Tomsk. Aus gutem Grund. Der Gouverneur der Region, Viktor Kress, ist Russlanddeutscher, im November 2010 ehrte ihn die Der Gouverneur der Region Tomsk, Viktor Kress, ist Russlanddeutscher Foto: Gouverneursamt Tomsk deutsche Regierung mit dem Bundesverdienstkreuz für seinen Beitrag zu den deutsch-russischen Beziehungen. Er sei ein Russlanddeutscher, sehe seine Pflicht aber dennoch darin, Russland zu dienen, sagte Kress bei der Preisverleihung. Im Interview mit der MDZ spricht er über die deutsche Vergangenheit und Zukunft des Gebietes Tomsk. September 2011 Es gibt mehrere Gouverneure mit deutschen Wurzeln in Russland. Aber nur auf Ihrer Homepage steht, dass Sie Russlanddeutscher sind. Was steckt dahinter? Ich sehe keinen Grund, das zu verheimlichen. Während des Treffens der Regierungskommission haben Sie vor kurzem Ihre Besorgnis über die schlechte Kenntnis der deutschen Sprache geäußert. Meinten Sie speziell die Russlanddeutschen? Ja, ich meinte vor allem die Russlanddeutschen. Aber auch im Allgemeinen verliert die deutsche Sprache an Stellenwert. Dafür gibt es ganz objektive Gründe. Auch ich trete jetzt für die Einführung von Chinesisch- und Spanischunterricht an unseren Schulen ein. Es gibt in Tomsk aber die Schule Nummer 6, eine Schule mit erweitertem Deutschunterricht. Meine Enkelin Marta besucht dort die dritte Klasse. Wie wichtig ist es Ihnen, dass sie Deutsch lernt? Meine Tochter ist mit einem Russen, mein Sohn mit einer Russin verheiratet. Der Familienname des Sohnes ist Kress, meine Tochter trägt einen russischen Familiennamen. Deswegen bestehe ich nicht darauf, dass sie und ihre Kinder Deutsch können. Aber Marta Kress sollte die deutsche Sprache beherrschen. Sie wurde zur Erinnerung an meine Mutter so genannt. Es wäre perfekt, wenn sie Englisch, Deutsch und natürlich Russisch spricht. Sprechen Sie denn selbst Deutsch? Nur Umgangssprache. Deutsch war meine erste Sprache. Ich wuchs in einer Großfamilie auf, die Großeltern lebten bei uns. Meine Großmutter hatte die kirchliche Gemeindeschule in Mariental bei Owidiopol beendet. Mein Großvater saß im Ältestenrat des Dorfes. Vater und Mutter wurden dann zur Trudarmee eingezogen. Dort heirateten sie, ich wurde 1948 geboren. Die Eltern meines Vaters waren in die Nähe von Kemerowo deportiert worden. Im Jahr 1949 durften meine Eltern dorthin umziehen. Sie meldeten sich in der dortigen Kommandantur an und bekamen später noch sechs Kinder. Ihre Familie lebt inzwischen in Deutschland … Meine eigene Familie nicht. Aber meine Geschwister sind in den 90er Jahren nach Deutschland umgezogen. Fast alle hatten eine Hochschulbildung, Seite 10 Rundschreiben Nr. 3/2011 mussten aber trotzdem in der Landwirtschaft arbeiten. Zwei meiner Brüder waren Direktoren von Sowchosen. Wenn Sie nicht Gouverneur wären, würden Sie auch nach Deutschland gehen? Obwohl ich mich in Deutschland sehr wohl fühle, würde ich nicht dort leben wollen. Das dortige Verhalten gegenüber den Russlanddeutschen gefällt mir nicht. Die russische Lebensweise liegt mir viel näher. Ich denke, es wird Russland schlecht bekommen, wenn alle Deutschen weggehen. Man sollte jetzt darüber nachdenken, wie man sie zurückgewinnt. Zum Beispiel mit kostenlosem Grund und Boden, wie unter Katharina der Großen. Anlässlich des 250. Jahrestages des Manifestes Katharina der Großen, mit dem sie die Deutschen nach Russland einlud, werden 2012 und 2013 mehrere Jubiläumsveranstaltungen stattfinden. Wird das Tomsker Gebiet daran teilnehmen? Natürlich. Wir müssen aber noch ein rundes Konzept erarbeiten. Die Stadt Tomsk und besonders unsere Universitäten sind mit Deutschland eng verbunden. Der erste Rektor der Klassischen Universität war ein Deutscher, das war damals die erste Universität hinter dem Ural. 1804 wurde das Gouvernement Tomsk gegründet, seitdem gab es acht deutsche Gouverneure, ich bin der neunte. In der Vergangenheit arbeiteten viele Deutsche in der Landwirtschaft in der Führungsebene. Und sie arbeiteten gut. Es gibt auch heute noch deutsche Bauern. Ich denke also, es wäre nur richtig, wenn wir das Jubiläum feiern. Die deutsch-russischen Jubiläumsveranstaltungen ziehen sich über zwei Jahre hin. In ganz Russland wird gefeiert. Soll Tomsk dabei eine herausragende Stelle einnehmen? Das muss so sein. Bei uns gibt es kompakte Siedlungen wie Koschewnikowo, Moltschanowo oder den Alexandrijskij Rayon. Als die Deutschen 1941 aus der Wolgarepublik ausgewiesen wurden, kamen vielen von ihnen hier her. Sie brachten zum Beispiel nach Alexandrowskoje, im Norden unseres Gebietes, die Anlagen für eine Fischkonservenfabrik mit. Sie bauten das Werk wieder auf, bis vor kurzem hat es noch produziert. Die Qualität der Konserven war sehr gut. Ich habe mir auch etwas vorgenommen, nicht als Gouverneur der Oblast, September 2011 sondern als Russlanddeutscher Viktor Kress. Ich möchte eine Reise in die Heimat meines Vaters, das Gebiet von Odessa, unternehmen. Das Dorf befindet sich etwa 25 Kilometer entfernt von Odessa. Ich habe gelesen, dass in der Ukraine vor dem Krieg mehr Deutsche gelebt haben als in der Wolgadeutschen Republik. Bei Ihnen in der Oblast arbeiten viele Deutsche in einträglichen und zukunftsträchtigen Berufszweigen. Wie reagieren die Einwohner des Gebietes darauf? Dazu will ich Ihnen eine Geschichte erzählen. Als ich noch in der landwirtschaftlichen Düngemittelfabrik arbeitete, war Eduard Kalinin mein erster Stellvertreter. Er hatte davor in Koschewnikowo das Landmaschinenwerk geleitet. Als ich einmal im Lebensmittelgeschäft in der Schlange stand, hörte ich, wie die Frauen darüber sprachen, dass jemand in Westberlin arbeitet. Ich war natürlich neugierig und fragte meine Kollegen, was denn mit diesem „Westberlin“ gemeint sei. Das war tatsächlich das Landmaschinenwerk. „Da arbeiten doch 80 Prozent Deutsche“, erklärten mir die Kollegen. Ich habe mir das Verzeichnis der Arbeiter angeschaut, und da waren wirklich fast nur Deutsche drauf. Kalinin hatte sich damals einfach die besten Arbeiter ausgesucht. Und so mache ich es auch. Ich wähle die Menschen nicht nach ihrer nationalen Zugehörigkeit aus, sondern nach ihrer Professionalität. Wie entwickeln sich die Beziehungen zwischen dem Tomsker Gebiet und Deutschland? Auf politischer Ebene entwickelt sich die Zusammenarbeit gut. Wir kennen einander. Ich habe viele Ministerpräsidenten Deutschlands getroffen und war in der Residenz von Angela Merkel zu Gast. Die deutsche Regierung war 2006 in Tomsk. Seit 1997 nehmen wir an der Hannover-Messe und seit einigen Jahren auch an der „Grünen Woche“ in Berlin teil. Solche Veranstaltungen helfen uns, eine systematische Zusammenarbeit zu entwickeln. Unsere Universitäten arbeiten gut mit deutschen Partnern zusammen, die Politechnische Uni mit der Universität Karlsruhe, die Klassische Uni mit der Humboldt-Universität zu Berlin. Es gibt auch Partnerschaften in der Wirtschaft. Das Unternehmen „Tomskoje Piwo“ von Generaldirektor Iwan Klein arbeitet nur mit deutschen Anlagen. Er beschäftigt Berater aus Deutschland, die die Qualität seines Bieres kontrollieren. Seite 11 Rundschreiben Nr. 3/2011 Was haben Sie Interessenten aus Deutschland denn zu bieten? Nach Angaben der Ratingsagentur Ernst&Young gehört das Tomsker Gebiet zu den Top 5 der russischen Regionen mit einem sehr guten Geschäftsklimaindex. Deutschland will in den Kraftstoff- und Energiekomplex investieren. In unserem Gebiet müssen wir nicht ganz von vorn anfangen. Wir haben innovative Betriebe, die mit Deutschen zusammenarbeiten. Das Institut für Mikrochirurgie von Professor Wladimir Baitinger arbeitet mit einigen medizinischen Institutionen in Deutschland zusammen. Wir möchten aber nicht nur Anlagen aus Deutschland kaufen, sondern auch zusammen mit unseren Partnern produzieren. Vielleicht wird die Zusammenarbeit unseres Innovationsunternehmens „Mikran“ mit Nokia Siemens in dieser Hinsicht ein leuchtendes Beispiel. Was würde die beiderseitigen Beziehungen noch verbessern? Wir haben immer noch keine Partnerstadt in Deutschland. Es gibt einige Vorschläge; aber wir suchen eine Partnerstadt unter den Verwaltungsund Universitätszentren. Von denen gibt es nicht so viele. (Moskauer Deutsche Zeitung von Olga Martens vom 02.09.2011) September 2011 Tagungen/ Veranstaltungen/ Ausstellungen/ Bildungsangebote 5. Integrationskongress des Landes Nordrhein-Westfalen am 17.10.2011 in Solingen Integration sichert Zukunft und Zusammenhalt Chancengleichheit und gesellschaftliche Teilhabe von Zugewanderten sichern nicht zuletzt vor dem Hintergrund des demografischen Wandels den Zusammenhalt der Gesellschaft und die Zukunftsfähigkeit des Landes. Der diesjährige Solinger Integrationskongress stellt diese Themen in den Mittelpunkt und beleuchtet die gesellschaftliche Schlüsselaufgabe "gelingende Integration" unter den Aspekten Bildungschancen, politische Partizipation, bürgerschaftliches Engagement, Zugang zum Erwerbsleben und gutes nachbarschaftliches Zusammenleben. Programmflyer als Download erhältlich unter: http://www.kfi.nrw.de/Termine/Tagungs_Seminarkal ender/flyer_integr_kongr_solingen11.pdf Qualifizierungsreihe für Ehrenamtliche in der Integrationsarbeit Unter dem Titel "Interkulturelle Verständigung - Miteinander den Alltag gestalten" bietet die Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe e.V. in Kooperation mit den örtlichen Mitgliedseinrichtungen in der Seite 12 Rundschreiben Nr. 3/2011 Zeit vom 8.10. bis 10.12.2011 eine Fortbildungsreihe für ehrenamtlich Tätige und Interessierte in Köln an. Anmeldeschluss ist am 30.09.2011. Ansprechpartnerin für Organisation und Anmeldung Chrissa Stamatopoulou, Diakonie RheinlandWestfalen-Lippe e.V., Lenaustraße 41, 40470 Düsseldorf, Telefon 0211 6398-347, Telefax 0211 6398-299 E-Mail: [email protected] Programmflyer als Download erhältlich unter: http://www.diakonierwl.de/cms/media//pdf/veranstaltungskalender/2009 /MigrationundFlucht/2011-08-08InterkulturelleVerstaendigung.pdf Bezirksregierung Arnsberg Dezernat 36 – Kompetenzzentrum für Integration "Fördermittel für die Vereinsarbeit - Wer unterstützt unsere Projekte?" Seminar für Zuwanderervereine und Migrantenorganisationen Seminarinhalte •Unterstützung die der Verein von außen erfahren kann! •Den richtigen Zielpartner finden! •Mit dem Förderer in den Dialog treten! Mit dem Weiterbildungsangebot für Zuwanderervereine setzt sich das Kompetenzzentrum für Integration zum Ziel, den Qualifizierungsbedarf ehrenamtlich aktiver Menschen in der Vereinsarbeit kompetent zu decken und Ihnen die Möglichkeit zum intensiven Erfahrungsaustausch zu bieten. Die Arbeitsanforderungen an Selbstorganisationen von Zugewanderten sind in den letzten Jahren gestiegen und machen eine Professionalisierung der Vereinsarbeit notwendig. Wir möchten den Lernprozess intensivieren und die Vereine durch professionelles Training zu kompetenten Partnern im Gemeinwesen aufbauen. September 2011 Wir setzen auf schnell lernbare Techniken und Methoden, die im Verlauf des Seminars umgesetzt werden. Seminartermine: 15.10.2011 in Münster 22.10.2011 in Bielefeld 12.11.2011 in Duisburg 19.11.2011 in Köln 03.12.2011 in Dortmund Weitere Informationen erhalten Sie unter: http://www.kfi.nrw.de/Termine/index.php Veranstaltungsorganisation: Bezirksregierung Arnsberg Dezernat 36 – Kompetenzzentrum für Integration Seibertzstraße 1, 59821 Arnsberg Ihr Verein hat neue Ideen, aber keine Ressourcen diese umzusetzen? Stellen Sie einen Förderantrag - wir unterstützen Sie dabei! Veranstaltungen des KfI: Integrationskonzepte mit anderen gemeinsam gestalten - Aktionsrahmen für Integration auf lokaler bzw. regionaler Ebene Seminar für Integrationsbeauftragte und kommunale Beschäftigte im Arbeitsfeld Integration Seminarinhalte •Zukunftsbilder entwerfen und interkulturell zusammenführen •Anforderungen des Umfeldes erfassen und die passende Strategieplanung entwickeln •Einbindung lokaler Strukturen und Ressourcen •Lernende Kooperation bilden und beratend begleiten Mit dem Weiterbildungsangebot setzt sich das Kompetenzzentrum für Integration zum Ziel, den Qualifizierungsbedarf der im Integrationsbereich beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kompetent zu decken und ihnen die Möglichkeit zum intensiven Erfahrungsaustausch zu bieten. Sehr viele professionelle Akteure der Integrationsarbeit auf kommunaler Ebene stehen zunehmend der Herausforderung gegenüber, die immer kom- Seite 13 Rundschreiben Nr. 3/2011 plexeren Strukturen in der Integrationsarbeit zu erfassen und nutzbringende Synergien zu bilden. Besonders die Zuschussgeber und Förderer stellen in ihren Richtlinien entsprechende Erwartungen an die einzureichenden Projekte, die lokales vernetztes Handeln aller Akteure berücksichtigen sollen. Nicht nur der interkulturelle Ansatz wird hier zur Herausforderung, sondern auch die Abstimmung und die Kompetenz von hauptamtlicher und ehrenamtlicher Leistung. Für die Tagesveranstaltung bieten wir Ihnen die nachfolgenden Orte zur Auswahl an: 14.10.2011 in der Stadtverwaltung Hamm 11.11.2011 in der Stadtverwaltung Essen 18.11.2011 in der Stadtverwaltung Köln Veranstaltungsorganisation Bezirksregierung Arnsberg Dezernat 36 – Kompetenzzentrum für Integration Seibertzstraße 1, 59821 Arnsberg Ansprechpartner Eva Mizia, Tel. 02931/82-2915 Dietmar Faltus, Tel. 02931/82-2917 E-Mail: [email protected] Fax: 02931/82-2909 Polizei Dortmund: Jetzt noch bewerben für 2012 - Bewerber mit Migrationshintergrund erwünscht Die Personalwerber der Polizei Dortmund möchten gezielt Jugendliche mit Migrationshintergrund motivieren, sich bei der Polizei NRW um eine Ausbildung zu bewerben. Im kommenden Jahr stehen in Nordrhein-Westfalen hierfür 1400 Ausbildungsplätze zur Verfügung. Vor der Bewerbung wird ein Besuch der Informationsveranstaltungen zum Polizeiberuf im Polizeipräsidium Dortmund empfohlen. Die nächsten Info-Runden finden am 28.09. und 05.10.2011 statt. Weitere Informationen finden Sie unter dem Link: http://www.polizei-nrw.de/dortmund/polizeiberuf/ September 2011 Zukunftskongress "Ehrenamt und Freiwilligentätigkeit" in der Zeit vom 28. bis 30. Oktober 2011 in Münster Fachforum: Ehrenamt, Interkulturelle Vielfalt und Formen neuen Engagements Das Deutsche Rote Kreuz veranstaltet vom 28. bis 30.10.2011 in Münster/Westfalen einen Kongress zum Thema "Engagement heute - Ehrenamt und Freiwilligentätigkeit". Anlässlich des Europäischen Jahres der Freiwilligentätigkeit 2011 möchte das DRK unter Mitwirkung von Experten und Persönlichkeiten aller relevanten Organisationen eine bundesweite Diskussions-Plattform schaffen, um einerseits den Informations- und Meinungsaustausch zwischen Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft zu fördern und um andererseits Erwartungen und Bedürfnisse von ehrenamtlich Engagierten aufzugreifen. Das Anliegen des DRK ist es, die Rahmenbedingungen für bürgerschaftliches Engagement gezielt zu verbessern. Es werden ca. 1.500 bis 2.000 Kongressgäste aus Deutschland und einigen Nachbarländern in Münster/Westfalen erwartet. Das Programm besteht im Wesentlichen aus Fachforen. Neben vielen anderen Themen rund um ehrenamtliches und freiwilliges Engagement, werden insbesondere in dem Forum 3 mit dem Titel "Ehrenamt, interkulturelle Vielfalt und Formen neuen Engagements" folgende für Sie sicherlich besonders interessante Inhalte behandelt: Auch die Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung ist geprägt vom Gedanken der Vielfalt - und muss doch lernen, diesen immer neu umzusetzen. In einer Gesellschaft im Wandel mit einem hohen Anteil von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte sind Missverständnisse, Abgrenzungstendenzen und Diskussionen über den jeweils "anderen" alltäglich. Wie ermöglicht man interkulturelles Engagement? Welche Erwartungen haben Menschen mit Zuwanderungsgeschichte an Hilfsorganisationen und ehrenamtliches Engagement? Wie kann eine gegenseitige Öffnung gelingen und zu einer allerseits befriedigenden Zusammenarbeit führen? Seite 14 Rundschreiben Nr. 3/2011 Best Practice-Beispiele aus der ehrenamtlichen Arbeit von DRK-Gemeinschaften und Migrantenorganisationen sowie innovative Workshop-Methoden führen hin zu neuen Lösungsmöglichkeiten. Weitere Informationen zum Programm können Sie über den nachstehende Internetlink erhalten: http://www.engagement-heute.de/ Neben einer Auftaktveranstaltung mit Plenarcharakter wird es weiterhin breiten Raum für Ausstellungen geben, bei dem auch Sie die Möglichkeit haben, eigene innovative Projekte vorstellen zu können. Informationen hierzu bzw. wie Sie sich als Aussteller anmelden können, erhalten Sie ebenfalls über den Internetauftritt zum Zukunftskongress. Zur Veranstaltung werden hohe Funktionsträger der Bundesregierung, aber auch aus Brüssel und aus Nordrhein-Westfalen erwartet. Die Schirmherrschaft hat der Präsident des Bundestages, Herr Prof. Dr. Norbert Lammert, übernommen. gez. Volker Schmid Leiter Servicestelle Ehrenamt DRK-Landesverband Westfalen-Lippe e.V: Sperlichstr. 25, 48151 Münster Email: [email protected] Tel: 0251/9739-177, Mobil: 0151/16210837 www.engagement-heute.de September 2011 schiedliche Standpunkte und Lösungsansätze mit ihren jeweiligen Folgen für die gesellschaftliche Entwicklung erörtert. Auf dem 17. FORUM MIGRATION der Otto Benecke Stiftung e.V. werden als mögliche Handlungsstrategien vorgestellt: Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland, Abbau von Barrieren, Schließung von Qualifizierungslücken bereits eingewanderter Fachkräfte und Schaffung von Bleibeanreize für hier lebende Fachkräfte und Studierende mit Migrationshintergrund. Das FORUM MIGRATION diskutiert Lösungsstrategien, die insbesondere vor dem Hintergrund des demographischen Wandels in Deutschland von besonderer Bedeutung sind. Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Verwaltung, Politik und Praxis informieren über Fakten, berichten über ihre Erfahrungen, bewerten die gegenwärtige Lage und stellen Szenarien möglicher Entwicklungen dar. Sie diskutieren gemeinsam mit dem Publikum die daraus resultierenden Aufgaben des Bildungs- und Ausbildungssystems, der sozialen Arbeit und des Personalmanagements der Betriebe. Weitere Informationen – wie Anmeldung, Anfahrtsweg, etc. – können der Homepage der OBS entnommen werden: www.obs-ev.de www.obs-ev.de/forum-migration/ Otto Benecke Stiftung e.V. Einladung zum 17. FORUM MIGRATION ‚Fachkräftemangel und Migration’ Das Forum findet am Donnerstag, den 10. November 2011 in Bonn, in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland statt. Diskutiert wird das Thema ‚Fachkräftemangel und Migration’. Inhalt: In den Diskussionen um einen Fachkräftemangel in der deutschen Wirtschaft spielen Fragen, die Migration und Integration berühren, eine wesentliche Rolle. In diesem Zusammenhang werden unter- Otto Benecke Stiftung e.V. Postanschrift: Kennedyallee 105 – 107, 53175 Bonn Telefon: +49 228 8163 -0, Fax. +49 228 8163 -400 Das Programm Schulverweigerung - Die 2. Chance als Teil der Initiative JUGEND STÄRKEN Das Programm Schulverweigerung - Die 2. Chance ist Bestandteil der Initiative JUGEND STÄRKEN, mit der das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ein deutliches Zeichen für Seite 15 Rundschreiben Nr. 3/2011 eine starke Jugendpolitik und die bessere Integration junger Menschen in Deutschland setzt. Die Initiative JUGEND STÄRKEN verknüpft vier Programme an bundesweit mehr als 1.000 Standorten zu einem starken Netz und bietet Jugendlichen mit schlechteren Startchancen und jungen Menschen mit Migrationshintergrund fachkundige soziale, schulische und berufliche Begleitung und Hilfen. Das Programm Schulverweigerung – Die 2. Chance richtet sich an Jugendliche, die ihren Hauptschulabschluss durch aktive oder passive Schulverweigerung gefährden. Ziel des Programms ist es, diese Jugendlichen in das Schulsystem zurückzuführen und ihre Chancen auf einen Schulabschluss zu verbessern. Bundesweit stehen 192 Anlauf- und Beratungsstellen zur Verfügung. Das vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gesteuerte Programm wird aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) finanziert. Weitere Informationen erhalten Sie unter: http://www.zweitechance.eu/das_programm_schulv erweigerung___die_2_chance/ Haus Schlesien, Königswinter Ein schlesischer Baumeister im Rheinland Zum 150. Todesjahr von Ernst Friedrich Zwirner (1802-1861) Nach mehr als 600 Jahren Bauzeit wird 1880 der Kölner Dom, das beliebteste Bauwerk Deutschlands und eine der monumentalsten Kirchen in Mitteleuropa, fertig gestellt. Dass nach jahrhunderte langer Bauunterbrechung der Dom im 19. Jahrhundert vollendet wurde, ist ganz wesentlich dem oberschlesischen Kölner Dom Baumeister Ernst Friedrich Zwirner zu verdanken. In diesem Jahr jährt sich sein Todestag zum 150. Mal, was für HAUS SCHLESIEN Anlass ist, dem September 2011 Leben und Werk Zwirners eine Ausstellung zu widmen. Ernst Friedrich Zwirner wurde am 28. Februar 1802 in Jakobswalde als Sohn eines Hütteinspektors geboren. Im Anschluss an seine Gymnasialzeit in Brieg besuchte er zunächst die Bauschule in Breslau, bevor er nach einjähriger Militärzeit und einer kurzen Tätigkeit in Breslau 1823 sein Studium an der Berliner Bauakademie fortsetzte. Schon während seiner Ausbildung zog ihn Karl Friedrich Schinkel zu seinen Arbeiten hinzu. Nach erfolgtem Examen als Landbaumeister wurde er zum ständigen Mitarbeiter an die Oberbaudeputation ernannt. In diese Berliner Zeit fällt die Leitung des Rathausbaus in Kolberg sowie der Neubau der dortigen reformierten Kirche, die Mitarbeit an den Plänen für die Börse in Stettin und die Hochschule in Halle. Insgesamt jedoch ist von seiner Bautätigkeit vor seiner Zeit in Köln wenig überliefert. Im Jahr 1833 erhielt Zwirner die Berufung nach Köln, wo er nach dem Tod Friedrich Adolf Ahlerts die Leitung der Domrestaurierung übernehmen sollte. Er stand dieser Ernennung zunächst skeptisch gegenüber, fürchtete er doch als Protestant im katholischen Köln größere Schwierigkeiten. Doch die anspruchsvolle Aufgabe mag ihn gereizt haben, und so zog Zwirner mit seiner frisch angetrauten Ehefrau noch im gleichen Jahr ins ferne Rheinland und nahm im August die Tätigkeit in Köln auf. In der Restaurierung und Vollendung des Kölner Domes sah Zwirner von nun an seine Lebensaufgabe. Burg Arenfels Große Verdienste erwarb er sich um den Ausbau der Dombauhütte und die Ausbildung der Steinmetze, wodurch er die nötigen Voraussetzungen für die gigantische Herausforderung der kommenden Jahrzehnte schaffte. Neun Jahre hat Zwirner darum gerungen, die Arbeiten am Dom fortsetzen zu können. Im Januar 1842 beschloss Friedrich Wilhelm IV. den Weiterbau des Domes unter der Leitung Zwirners. Sein nicht gerade großzügiges Gehalt, aber wohl auch sein guter Ruf ließen Zwirner neben seiner Tätigkeit als Dombaumeister in Köln auch immer wieder andere Aufträge annehmen. So tragen zahl- Seite 16 Rundschreiben Nr. 3/2011 reiche Bauwerke im Rheinland Zwirners Handschrift. Darunter befinden sich weitere Gotteshäuser wie die frühere Synagoge in der Glockengasse in Köln, oder die reformierte Kirche in WuppertalRonsdorf und die bekannte Apollinariskirche in Remagen, zu der ursprünglich auch ein Schloss hinzu gebaut werden sollte. Auch Profanbauten, Grabmale und Denkmäler wurden auf der Grundlage von Plänen Zwirners erbaut oder umgestaltet, darunter Schloss Moyland, Burg Arenfels, Schloss Herdringen oder der Mäuseturm in Bingen. Die Vollendung des Domes erlebte Zwirner nicht mehr, 1861 verstarb er in Köln und wurde unter großer Anteilnahme der Kölner Bevölkerung auf dem Melaten-Friedhof beigesetzt. Die Ausstellung über Leben und Werk dieses großen schlesischen Baumeisters wird vom 25. September 2011 bis 5. Februar 2012 im HAUS SCHLESIEN gezeigt und durch ein umfangreiches Rahmenprogramm in Kooperation mit den Volkshochschulen Königswinter und Bonn ergänzt. Ausblick auf das Rahmenprogramm: Samstag, 15.10.2011 von 10-15 Uhr Kulturwanderung und Ausstellungsführung: Vom Drachenfels nach Heisterbacherrott - auf den Spuren Ernst Friedrich Zwirners im Siebengebirge. Leitung: Dr. Inge Steinsträßer. Treffpunkt: Bahnhof Königswinter. Entgelt: 9,- €. Schriftliche Anmeldung unter Angabe der Veranstaltungsnummer B40108 nur bei der VHS Siebengebirge. Auskunft unter Tel.: 02244 / 889-255. Begrenzte Teilnehmerzahl. Samstag, 05.11.2011 von14-15.30 Uhr Führung: Der Kölner Friedhof Melaten im Lichte der Domvollendung. Leitung: Petra Lentes-Meyer. Treffpunkt: 13.45 Uhr an der Trauerhalle, Piusstraße, Köln, Friedhof Melaten (Eigenanreise). Entgelt: 11,- €. Schriftliche Anmeldung erforderlich unter Angabe der Veranstaltungsnummer B40109 bei der VHS Siebengebirge. Samstag, 19.11.2011 um 15 Uhr Ausstellungsführung über die VHS Siebengebirge. Entgelt: 5,- €. Schriftliche Anmeldung erforderlich September 2011 unter Angabe der Veranstaltungsnummer B40107 bei der VHS Siebengebirge. Samstag, 26.11.2011 um 15 Uhr Ausstellungsführung über die VHS Bonn. Entgelt: 7,50 €. Schriftliche Anmeldung nur bei der HS Bonn, Wilhelmstr. 34, 53103 Bonn oder www.bonn.de/vhs möglich. Sonntag, 22.1.2012 um 15 Uhr Vortrag: Elmar Scheuren, Leiter des Siebengebirgsmuseum in Königswinter, informiert über den schlesischen Baumeister Umfassender Einblick durch Themenführungen im HAUS SCHLESIEN Für Besucher des HAUS SCHLESIEN gibt es in der Dauerausstellung des Dokumentations- und Informationszentrums für schlesische Landeskunde im HAUS SCHLESIEN viel zu entdecken. Zahlreiche Themen wie Textilproduktion, Silberschmieden, Porzellan- und Glasmanufakturen, Bergbau, die Legenden von Rübezahl oder der Heiligen Hedwig bieten Anknüpfungspunkte zu Fragestellungen der allgemeinen deutschen Geschichte und Kultur. Am Beispiel Schlesiens und seiner Besonderheiten kann im HAUS SCHLESIEN eine anschauliche und zielgruppenorientierte Wissensvermittlung stattfinden. In individuellen Führungen werden die Zusammenhänge anhand einzelner Objekte dargestellt. Eine Absprache zwischen Mitarbeitern und Ausflugsorganisatoren ermöglicht ein auf die Belange der Gruppe abgestimmtes Programm. So bietet HAUS SCHLESIEN eine Führung zu dem Thema "Historische Ereignisse in Schlesien" an. Die Besiedlungsgeschichte und die Hl. Hedwig werden vorgestellt, die wechselnden Herrschaftsverhältnisse und prägende Ereignisse mit Hilfe von Ausstellungsstücken erläutert. So können die schlesischen Kriege anhand einer großflächigen Schlachtendarstellung nachvollzogen werden und zu den Befreiungskriegen sind verschiedene Militaria präsentiert. Auch die Zeit des 20. Jhd. mit der Abtretung von Ostoberschlesien und Flucht und Vertreibung ab 1945 gehört zu dieser historisch orientierten Themenführung. Seite 17 Rundschreiben Nr. 3/2011 Eine andere Themenführung steht unter dem Leitmotiv "Schlesisches Kunsthandwerk". Erklärt wird die schlesische Textilproduktion, die Breslauer Silberschmiede Lemor, die verschiedenen Porzellansowie Glasmanufakturen und das Schnitzhandwerk. Zudem können Sie bei Buchung einer Führung angeben, welche schlesischen Regionen Sie insbesondere interessieren. Entsprechende Ausstellungsobjekte werden im Laufe der Führung vorgestellt. Unter dem Titel "Wirtschaft und Industrie in Schlesien" wird in einer speziellen Führung anhand einzelner Wirtschaftszweige und Regionen die Wirtschaftstruktur und -entwicklung in Schlesien, unter besonderer Berücksichtigung der Industrialisierung thematisiert. Neben der Porzellanindustrie und der Textilproduktion werden vor allem Bergbau und Hüttenwesen in Oberschlesien und dem Waldenburger Bergland erläutert. Zudem werden für die wirtschaftliche Entwicklung Schlesiens wichtige Persönlichkeiten, wie etwa Friedrich Wilhelm Graf von Reden vorgestellt. Eine Führung kann eingerahmt werden durch Kaffeetafel, Mittag- oder Abendessen in der Rübezahlstube von HAUS SCHLESIEN. Für Wanderfreunde gibt es zudem die Möglichkeit, einen Museumsbesuch, Kaffeetafel und eine Besichtigung des Klosters Heisterbach zu verbinden. Der Gebäudekomplex von HAUS SCHLESIEN geht auf einen mittelalterlichen Fronhof zurück. Der frühere Nutzen und Aussehen des Hofes werden erläutert und bei einer Wanderung durch die ehemaligen bewirtschafteten Ländereien nähern wir uns schon der Klosterruine Heisterbach, die malerisch unterhalb des Petersbergs liegt. Bei der Ruine angekommen, erfahren Sie Wissenswertes über das Leitmotiv der Zisterzienser - ora et labora - und den romanischen Bau, dessen Chorruine Sie heute noch sehen. Nach der Wanderung zum HAUS SCHLESIEN zurück erwartet die Teilnehmer zur Stärkung eine Kaffeetafel mit schlesischem Mohn- oder Streuselkuchen. Unter der Tel.: 02244-886 0 erhalten Sie weitere Informationen zu den vielfältigen Möglichkeiten im HAUS SCHLESIEN und können Führungen reservieren. Für Jugendliche und Kinder können ebenfalls Programme und Führungen angefragt werden. September 2011 Öffnungszeiten der Ausstellungen: Di-Fr 10-12 und 13-17 Uhr Sa, Sonn- und Feiertage 11-18 Uhr HAUS SCHLESIEN Dollendorfer Str. 412 53639 Königswinter-Heisterbacherrott www.hausschlesien.de Gemäldeausstellung "Zwillingsbrüder - Malerei und Gedichte von Dietmar Scholz" bis 9. Oktober 2011 Ab 1. Mai 2011 stellt der in Kunitz, Kreis Liegnitz (Niederschlesien) geborene Maler und Schriftsteller Dietmar Scholz ca. 30 meist großformatige Bilder im Eichendorffsaal von HAUS SCHLESIEN aus. Es handelt sich um Arbeiten in Öl und Acryl, die in mehreren Jahrzehnten entstanden sind. Und so ist es nicht verwunderlich, dass die Besucher unterschiedliche Bilder vorfinden, in denen auch Gemeinsames entdeckt werden kann. (Mitteilung HAUS SCHLESIEN vom 29.06.2011) Weitere Informationen erhalten Sie unter: HAUS SCHLESIEN Dollendorfer Straße 412, 53639 Königswinter Tel.: 0 22 44/886-0 E-Mail: [email protected], www.hausschlesien.info Oberschlesisches Landesmuseum, Ratingen Rückschau Miteinander lernen Delegation des Marschallamtes der Woiwodschaft Schlesien auf Erkundungstour in Nordrhein-Westfalen Auf einer dreitägigen Tour vom 7. bis zum 9. Juli dieses Jahres rund um die „Museumsnacht Neanderland“ im Kreis Mettmann und die „Extraschicht“ (Nacht der Industriekultur) im Ruhrgebiet informier- Seite 18 Rundschreiben Nr. 3/2011 ten sich leitende Mitarbeiter der oberschlesischen Kulturverwaltung über die Arbeit von Museen im Rheinland und in Westfalen. Die Delegation stand unter der Leitung der Kattowitzer Vizemarschällin Aleksandra Gajewska-Przydryga und des Vorstandsmitglieds der Woiwodschaft Schlesien, Dr. Jerzy Gorzelik. Anregungen der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen und des Oberschlesischen Landesmuseums (OSLM) hatten zu dieser abwechslungsreichen dreitägigen Informationstour an mehr als einem Dutzend Standorte geführt. OSLM-Direktor Dr. Stephan Kaiser begleitete die Delegation auf ihrer Erkundungstour. Start war am 7. Juli 2011 das Rheinische Industriemuseum am Standort Ratingen mit der Textilfabrik Cromford (LVR-Industriemuseum). Dort informierten sich die Gäste über Funktion und Bedeutung des Museums mit seinem prächtigen Herrenhaus, das nach umfangreichen Sanierungen 2010 wieder eröffnet wurde. Angesprochen wurden auch die Finanzierung, Ausrichtung und Arbeitsweise der zahlreichen Museen in Trägerschaft der beiden großen Landschaftsverbände in NordrheinWestfalen. Die Erfahrungen sind im Vergleich für ähnliche Anliegen in Oberschlesien bedeutsam. Die polnischen Kollegen konnten bei dem Besuch in der ehemaligen Textilfabrik ihre eigenen Kenntnisse zum Arbeitsalltag in der frühindustriellen Besuch aus Polen im OSLM in der „Museumsnacht Neanderland“, 8. Juli 2011. Von links nach rechts: Paul Schläger, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Haus Oberschlesien, Vizemarschällin Aleksandra Gajewska-Przydryga, Przemysław Smyczek, Leiter der Kulturabteilung des Kattowitzer Marschallamtes, Dr. Jerzy Gorzelik, Vorstandsmitglied der Woiwodschaft Schlesien, Leszek Jodliński, Direktor des Schlesischen Museums in Kattowitz und OSLM-Direktor Dr. Stephan Kaiser. Fotonachweis: OSLM Vergangenheit ins Gespräch einbringen. Am 8. Juli bildete die Museumsnacht „Neanderland“ den Programmschwerpunkt für die polnische Delegation. Das OSLM selbst war in der Museumsnacht mit einem kurzweiligen Programm aktiv. Im Mittelpunkt des Abends stand die große Sonderausstellung „Schlossgeschichten. Adel in Schlesien“. Viele Inszenierungen machten die unterschiedlichen Perspektiven des adligen Lebens erlebbar. Das Mitarbeiterteam schlüpfte in verschiedene Rollen und führte als Dienstmädchen, Gouvernante oder September 2011 Gräfin das Publikum durch die neue Sonderausstellung. Paul Schläger, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Haus Oberschlesien, begrüßte dort die Gäste aus Polen. Dazu traten dann auch der Landesvorsitzende der Landsmannschaft der Oberschlesier, Erhard Bullmann, der Leiter der Europaabteilung der Staatskanzlei des Landes NordrheinWestfalen, Dr. Herbert Jacoby, und der Ratinger Kulturdezernent Dirk Tratzig. So gab es genügend Gesprächsstoff für einen längeren und interessanten Informationsaustausch. Am Vormittag des 8. Juli besuchte die Delegation das Ruhrmuseum auf dem Weltkulturerbe Zollverein in Essen. Museumsleiter Prof. Ulrich Borsdorf stellte den polnischen Gästen das neue Museum vor und erläuterte dessen Konzeption sowie den langwierigen Entstehungsprozess. Die Präsentation in der unter Denkmalschutz stehenden Kohlenwäsche entspricht neuesten konservatorischen und gestalterischen Grundsätzen. Das interessierte besonders Leszek Jodliński, Direktor des Schlesischen Museums in Kattowitz, das 2013 auf dem Gelände der ehemaligen „Zeche Katowice“ seinen neuen Standort beziehen wird. Ihr Programm beendete die Delegation des Marschallamtes mit einem Besuch der „Extraschicht“, jener großen Nacht der Industriekultur an 47 Spielorten im Ruhrgebiet. Für die Gäste aus Polen, zu denen am Samstag noch Teilnehmer der Abteilung für Promotion des Marschallamtes der Woiwodschaft Schlesien hinzutraten, wurde ein eigener VIP-Bus mit Fremdenführer gestellt. Das WDRFernsehen wurde auf die polnischen Besucher aufmerksam und berichtete darüber anderntags. Auch in der Bildzeitung sowie in der WAZ war man stolz auf die „Extraschicht als Exportschlager“ und bezog sich dabei auf die Delegation, die bei der Extraschicht im Ruhrgebiet Anregungen für die oberschlesische „Nacht der Route der Industriedenkmäler“ gefunden habe. Für die polnische Delegation war dieser Besuch informativ und lohnenswert. Mit vielen neuen Eindrücken kehrte sie nach Schlesien zurück. Seite 19 Rundschreiben Nr. 3/2011 Schlossgeschichten. Adel in Schlesien bis 8. Januar 2012 Viel Zuspruch hat bisher die aktuelle Ausstellung zum schlesischen Adel im OSLM erhalten. Auf 500 qm Ausstellungsfläche findet der Besucher Antworten auf die Fragen: Wie lebten und leben Adlige eigentlich? Was hat es mit großen Jagden und Festen auf sich? Wie wird man adlig. Dazu wurde eigens ein Jagdrevier mit Hochsitz, einem Wisent und anderen Tierpräparaten inszeniert. Glanzvolle Feste der adligen Gesellschaft lassen sich anhand von vielen Objekten aus adligem Besitz nacherleben. Das Blick in die Sonderausstellung des OSLM „Schlossgeschichten. Adel in Schlesien“ Foto: OSLM sind zum Beispiel Jagdtrophäen, Mobiliar, Gemälde, prunkvolles Silber und Gästebücher mit illustren Eintragungen. Das idealtypische Modell eines Adelssitzes mit Wirtschaftsgebäuden und Garten verdeutlicht den Umfang und die Vielgestaltigkeit der ländlichen Wirtschaft. Bis zum 8. Januar 2012 ist der Adel zu Gast in Hösel. So gibt es noch reichlich Gelegenheit, die vielen Facetten der schlesischen Adelslandschaft kennen zu lernen. September 2011 Vertreter des schlesischen Adels. Deshalb entstand die Idee, diesen Schriftsteller in den Mittelpunkt einer Begleitveranstaltung zur Sonderausstellung „Schlossgeschichten. Adel in Schlesien“ zu stellen. Seine empfindsamen Lieder und Gedichte machten Joseph von Eichendorff zum beliebtesten und bekanntesten Dichter der Spätromantik. „Sehnsucht“, „Waldeinsamkeit“ und „Fernweh“ wurden durch ihn zu Schlüsselbegriffen der RoBlick in die Ausstellung „Schlossgeschichten. Adel in Schlesien“ mit Exponaten zu Joseph von Eichendorff mantik. Einige der schönsten Verse sind in seiner Aussteigernovelle „Aus dem Leben eines Taugenichts“ versammelt. Viele von ihnen wurden von Brahms, Schumann, Mendelssohn Bartholdy, Hugo Wolf u. a. vertont. Er kämpfte in den Befreiungskriegen gegen Napoleon, wurde dann ein hoher und gewissenhafter Beamter in Danzig, Königsberg und Berlin in preußischen Diensten, im bürgerlichen Leben mehrfacher Familienvater. Ganz im Gegensatz zu seinen beruflichen Dienstpflichten zeigen viele Gedichte Eichendorffs Streben nach dem Ausbruch aus dem bürgerlichen Alltag und nach harmonischer Verbindung mit der Natur, wo er die poetisch-mythische Urheimat des Menschen ansiedelte. Eintritt 5 Euro, für Jugendliche frei Während der langen Laufzeit wird ein abwechslungsreiches Begleitprogramm geboten: Öffentliche Führung 2. Oktober und 6. November 2011, 15.00 – 16.00 Uhr "Mondnacht" – Eichendorff in Rezitation und Gesang Mittwoch, 12.10.2011, 17:00 Uhr bis 19:00 Uhr Veranstaltung in Kooperation mit dem Kulturkreis Hösel e.V. Mit Tomoko Takami, Sopran Engelbert Decker, Rezitation und Bass Gero Meißner, Klavier Als Freiherr von Eichendorff gehörte der berühmte Dichter zum schlesischen Landadel. Joseph von Eichendorff ist für die Literatur heute der populärste Kontakt und Information: Oberschlesisches Landesmuseum Dr. Christine Absmeier Tel.: 02102-965-0, e-mail: [email protected] Kulturkreis Hösel e.V. Regine Walther, Tel.: 02102-709660 Veranstaltungsort: Haus Oberschlesien, hofstr. 71, 40883 Ratingen-Hösel Bahn- „Adel in Schlesien“ – Lesung und Gespräch Dienstag, 06.12.2011, 18:00 Uhr bis 21:00 Uhr Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Bundesinstitut für Geschichte und Kultur der Deutschen im östlichen Europa (Oldenburg), dem Deutschen Kulturforum östliches Europa (Potsdam) und Seite 20 Rundschreiben Nr. 3/2011 Haus Schlesien, Deutsches Kultur- und Bildungszentrum e.V. Die Geschichte des Adels ist vielfältig. Sie berührt wirtschafts-, sozial- und kulturhistorische Aspekte ebenso wie die Militärgeschichte. Eine internationale Gruppe von Wissenschaftlern unter der Leitung von Prof. Dr. Jan Harasimowicz (Universität Breslau/Wrocaw) und Prof. Dr. Matthias Weber (Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa – BKGE Oldenburg) hat ihre Forschungsergebnisse zum nationenübergreifenden Phänomen des Adels erstmalig am Beispiel Schlesiens in einer Gesamtschau dargestellt. Deutsche, polnische und tschechische Wissenschaftler sowie Nachwuchswissenschaftler verschiedener Disziplinen bieten einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand und wichtige Quellenbestände in Deutschland, Polen und Tschechien. Viele neue Erkenntnisse sind aus dieser erfolgreichen internationalen Kooperation bereits hervorgegangen. Die Ergebnisse wurden auf Fachtagungen in Deutschland und Polen diskutiert. Es gibt die zweibändige Tagungspublikation „Adel in Schlesien. Herrschaft Kultur - Selbstdarstellung“ in deutscher und polnischer Sprache. Das Oberschlesische Landesmuseum trägt mit seiner aktuellen Ausstellung „Schlossgeschichten. Adel in Schlesien“ gleichfalls zum Thema bei. Programm Matthias Weber (Oldenburg) stellt das internationale Forschungsprojekt „Adel in Schlesien. Herrschaft - Kultur - Selbstdarstellung“ und die daraus hervorgegangenen Publikationen vor. Joachim Bahlcke (Stuttgart), Jan Harasimowicz (Wrocaw) und Arne Franke (Berlin) lenken in ihren Vorträgen den Blick auf die soziale und politische Stellung des Adels im Verhältnis zum Territorium sowie auf die überragende Bedeutung dieser sozialen Gruppe für Kultur und Kunst in Schlesien, gerade im Hinblick auf die Schlösserlandschaft. Im Gespräch mit einem adligen Repräsentanten werden überdies Aspekte der Erinnerung behandelt. Diese Veranstaltung wurde vom Deutschen Kulturforum östliches Europa bereits in Berlin und im Schlesischen Museum zu Görlitz durchgeführt. Wir freuen uns, die neuen Erkenntnisse und Fragestellungen zum schlesischen Adel nun auch dem Publikum in Nordrhein-Westfalen vorstellen zu können. September 2011 Veranstaltungsort: Haus Oberschlesien, hofstr. 71, 40883 Ratingen-Hösel Bahn- Unser Partner Bytom/Beuthen Eine Ausstellung mit dem Schlesischen Museum in Beuthen 6. November 2011 – 8. Januar 2012 Mit „Unser Partner Breslau“ startete das OSLM 2009 eine neue Ausstellungsreihe. Im Mittelpunkt stehen Kunst und Geschichte Ansichtskarte von Bytom / Beuthen in Oberschlesien, 1981. Foto: OSLM bedeutender schlesischer Städte. Gemeinsam mit dort ansässigen Partnerinstitutionen werden die Ausstellungen vorbereitet. 2010 war das Schlesische Landesmuseum in Troppau / Opava zu Gast im Oberschlesischen Landesmuseum. Nächster Partner wird das Oberschlesische Museum in Beuthen / Muzeum Górnoşląskie w Bytomiu sein. Dieses 1910 gegründete Haus besitzt eine reichhaltige Sammlung zur Geschichte Oberschlesiens von der Urzeit bis zur Neuzeit. Gezeigt werden die traditionelle und gegenwärtige oberschlesische Volkskultur, die Geschichte der polnischen Nationalbewegung in Oberschlesien sowie die Tier- und Pflanzenwelt der Region. Ein Bereich widmet sich der Geschichte von Lemberg und den ehemaligen polnischen Ostgebieten. Die Kunstsammlung vereinigt Werke zahlreicher internationaler und polnischer Künstler aus dem 15. bis 21. Jahrhundert. Für die Ausstellung in Ratingen stellt sich das Beuthener Museum mit ausgewählten Exponaten vor. Es präsentiert überdies einen Querschnitt seiner vielgestaltigen Tätigkeiten und richtet den Blick dabei auch auf die Stadt Beuthen, deren Geschichte bis ins Mittelalter zurückreicht. Weitere Informationen und Programm unter: Oberschlesisches Landesmuseum: www.oslm.de Haus Schlesien: www.hausschlesien.de Dr. Susanne Peters-Schildgen, Oberschlesisches Landesmuseum Bahnhofstraße 62, 40883 Ratingen (Hösel) Telefon: +49 (0) 21 02 - 965 0 Seite 21 Rundschreiben Nr. 3/2011 Mitteilungen von Russlanddeutschen und anderer Verbände und Vereine in Nordrhein-Westfalen September 2011 Russland eine Veranstaltung statt, die höchstes Lob von allen Seiten erfuhr. Schirmherrin der Veranstaltung war die Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen, Hannelore Kraft, eröffnet wurde das Festival von der Staatssekretärin beim Minister für Arbeit, Integration und Soziales, Zülfiye Kaykın. Über 1200 Beteiligte, Tänzer, Eltern, Zuschauer, die zumeist eine lange Anreise Staatssekretärin Zülfiye Kaykın hielt die Eröffnungsrede Vereinigung zur Integration der russlanddeutschen Aussiedler e.V. (VIRA) К 70-летию со дня депортации и изгнания российских немцев - поездка в Берлин Anlässlich des 70. Jahrestages der Deportation der Deutschen in der Sowjetunion wurden am 28. August 2011 in vielen Städten der Bundesrepublik aber auch in Russland, in Engels an der Wolga, Gedenkveranstaltungen durchgeführt. (siehe Anlage 3) nicht gescheut hatten, erlebten ein Programm auf hohem Niveau. Voller Begeisterung erfreuten sich die Zuschauer an Tanz, Musik, Choreographie voller Enthusiasmus und strahlender Lebensfreude. Ein kurzweiliges, eindrucksstarkes Programm über 6 Stunden lang. Dem Wettbewerb stellten sich Tanzschulen und Tanzgruppen aus Düsseldorf, Bonn, Köln, Hürth, Siegen, Altenkirchen, Ibbenbüren, Hamm, Iserlohn, Haan, Duisburg, Reklinghausen, Essen, Willich und Kamen. Zur Bewunderung aller durften die Zuschauer und die Jury eine Kreativität und Darstellungskunst bestaunen, die jede Tanzschule oder Tanzgruppe auf ihre ganz spezielle Weise zur Wirkung brachte und große Begeisterung auslöste. Wie immer, bei einem Wettbewerb auf solch hohem Niveau, war es für die Jury sehr schwierig, die Sieger zu ermitteln. Letztlich musste es aber Preisträger geben und so gewannen die, die unter großem Applaus ihre Auszeichnungen entgegen nahmen (Jury-Liste). Liederfestival 2011 Ankündigung des Liederfestivals am 26. November 2011 in Duisburg-Walsum. (siehe Anlage 4) Preisverleihung beim Tanzfestival Kultureller Höhepunkt und allseits geschätztes Ereignis Im Rahmen des VIRA-Netzwerkes Kultur fand am 4. Juni in Duisburg unter höchst erfreulicher Beteiligung von 68 Tanzgruppen junger Deutscher aus Integration war gestern. Die Resultate der Integration zeigen wir heute. Kinder und Jugendliche lieferten anschaulich den Beweis, wie sie schon längst in der Gesellschaft angekommen sind. 70 % der Teilnehmer internationaler Wettbewerbe Seite 22 Rundschreiben Nr. 3/2011 sind Kinder und Jugendliche, die stolz sind, auf diese Weise Deutschland zu vertreten. Fazit: Der Tanzfestival-Wettbewerb 2011 übertraf alle Erwartungen und erreichte somit auch den tieferen Sinn, das VIRA-Netzwerk Kultur weiter zu stärken. Darüber hinaus wurde die Veranstaltung zum Treffpunkt der jungen Deutschen aus Russland, denen die VIRA besondere Aufmerksamkeit schenkt. So begegneten sich Menschen aus den Reihen der Darsteller und der Zuschauer erstmalig. Daraus sind Kontakte entstanden, die nun nach dem Wettbewerb ihren eigentlichen Sinn bekommen. Noch ein lobendes Wort zur Organisation. Der Tanzfestival-Wettbewerb bedurfte eines hohen Einsatzes, um die Vorbereitungen, den Ablauf reibungslos zu gestalten. An dieser Stelle bedankt sich die VIRA e.V. bei Frau Kühl und ihren Helfern für ihren Einsatz und den unglaublich hohen Zeitaufwand. Ihr Lohn – eine Groß-Veranstaltung, die rundum gelungen war. (Redaktion VIRA e.V. vom 20.06.2011) FORUM September 2011 DIALOG- russlanddeutscher Frauen in NRW e.V. FORUM DIALOG Ru.DE, stellt sich vor (siehe Anlage 6) Hafen der Hoffnung e.V. -Verein zur Förderung der Aussiedler im Kreis Kleve- „In Erinnerungen Frieden finden“ Bescheidene Menschen, bewegende Geschichten 70 Jahre Deportation in die Zwangsarbeit der Deutschen aus verschiedenen Regionen Russlands am 28. August 1941 In Erinnerung an dieses Ereignis trafen sich am 21. Juni im Hafen der Hoffnung e.V. Menschen, die den 2. Weltkrieg miterlebten. Sie tauschten Erinnerungen aus. Manche Teilnehmer waren sehr gerührt. Forum Russlanddeutsche Essen e.V. Flucht und Vertreibung Als Deutscher unter Deutschen Essen. Nach Krieg, Flucht und Verschleppung kam Otto Engel 1991 aus Russland nach Essen. Die Erinnerung an ein hartes Schicksal bleibt präsent. Denkt er an seine Kindheit, ist da seine Mutter, die ihn eines Tages an die Hand nimmt. Da sind die Flucht aus der Ukraine, die Rote Armee und die Baracken im Ural, in die sie deportiert werden. 1945. (siehe Anlage 5) Forum Russlanddeutsche Essen e.V. Heßlerstr 208/210, 45329 Essen Tel.: 171 26 30, Fax: 171 26 29 1.Vorsitzender Otto Engel Treffen der Menschen, die den 2. Weltkrieg miterlebten beim „Hafen der Hoffnung“ e.V. Für den Verein „Hafen der Hoffnung“ ist es eine wesentliche Aufgabe und ein ständiger Ansporn, diesen Menschen, die so viel Leid und Ungerechtigkeit erleben mussten, ein Ort der Gemeinschaft, der Freundschaft und der Hilfe und Verständigung zu sein. Vor fast 250 Jahren kamen Deutsche nach Russland. Sie eigneten sich eine ganz andere Lebens- Seite 23 Rundschreiben Nr. 3/2011 weise an und fanden in Russland ihre Heimat. Sie liebten dieses Land, wie jedes der vielen Völker, die dort friedlich zusammen lebten. Nach dem Angriff Nazi-Deutschlands am 22. Juni 1941 auf die Sowjetunion war alles mit einem Schlag vorbei. In diesem Jahr ist es 70 Jahre her, seit dem Beginn des 2. Weltkrieges, der mehr als 27 Millionen Menschenleben in Russland forderte. Mit dem Ausbruch des Krieges wollten alle in Russland, auch die Deutschen, dieses Land – Russland - verteidigen. Deswegen wurde es von den deutschen Einwanderern als ungeheuerlich empfunden, als der Erlass von Stalin kam, der alle Deutschen in Russland kollektiv der Zusammenarbeit mit Hitlers Truppen verdächtigte! Nach Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR vom 28. August 1941 wurden die Deutschen innerhalb von 24 Stunden in die Zwangsarbeit deportiert. In der Zeitung „Nachrichten“ vom 30. August 1941 stand wörtlich (auszugsweise) Folgendes: „Laut genauen Angaben, die die Militärbehörden erhalten haben, befinden sich unter der in den Wolgarayons wohnenden deutschen Bevölkerung Tausende und aber Tausende Diversanten und Spione, die nach dem aus Deutschland gegebenen Signal Explosionen in den von den Wolgadeutschen besiedelten Rayons hervorrufen sollen. Über das Vorhandensein einer solch großen Anzahl von Diversanten und Spionen unter den Wolgadeutschen hat keiner der Deutschen... die Sowjetbehörden in Kenntnis gesetzt, folglich verheimlicht die deutsche Bevölkerung der Wolgarayons die Anwesenheit in ihrer Mitte der Feinde des Sowjetvolkes und der Sowjetmacht“. „Zwecks Vorbeugung... und um kein ernstes Blutvergießen zuzulassen, hat das Präsidium des Obersten Sowjets der UdSSR es für notwendig gefunden, die gesamte Deutsche in den Wolgarayons wohnende Bevölkerung in andere Rayons zu übersiedel Zwecks Ansiedlung sind die an Ackerland reichen Rayons des Nowosibirsker und Omsker Gebietes, des Altaigaus, Kasachstans und andere Nachbarschaften bestimmt. Moskau, Kreml, 28. August 1941.“ Das war der Beginn, später wurden auch alle Deutschen aus anderen Regionen der UdSSR zwangsdeportiert. September 2011 Schweren Herzens verließen die Deutschen ihre Häuser, Hab und Gut. Der Lebensweg vieler Russlanddeutscher war ähnlich: Er war tragisch und hatte verheerende Folgen. Sommerkonzert des Vereins Hafen der Hoffnung am 26.06.2011 Auch in diesem Jahr veranstaltete der Verein Hafen der Hoffnung e.V. Kleve wieder ein Sommerkonzert. Im ausverkauften Saal des EFFA Jugendheimes in der Feldmannstege 2, Kleve zeigten Mitglieder des Vereins vielseitige Darbietungen: die Singgruppe „Lawanda“ präsentierte deutsche und russische Volkslieder, die zum Teil vom Publikum mit gesungen wurden; die Tanzgruppe „Mirage“ Die Singgruppe „Lawanda“ präsentierte deutsche und russische Volkslieder zeigte internationale Tänze, die das Publikum besonders begeisterten; Lisa Schäfer spielte bekannte klassische Stücke auf dem Klavier und erhielt kräftigen Applaus; Ilja Barysev sang ein Emigrantenlied, das manchen Besucher nachdenklich werden ließ - und begleitete sich auf der Gitarre. Außerdem waren ein Lied aus einem bekannten russischen Film und ein modernes russisches Lied zu hören. Die Tanzgruppe „Mirage“ zeigte internationale Tänze Nach etwa 90 Minuten war das Programm beendet und die Besucher wurden mit Kaffee und selbst gebackenen Kuchen bewirtet. Viele Leute nutzten die Gelegenheit zu Gesprächen in lockerer, froher Atmosphäre. Allen Aktiven, die dieses Konzert möglich gemacht haben, sei herzlich gedankt. Ein großer Dank geht auch an die ev. Kirchengemeinde Kleve, die uns seit vielen Jahren die Räume im EFFA Jugendheim zur Verfügung stellt. (Pressemitteilung von Hafen der Hoffnung vom 01.07.2011) Rundschreiben Nr. 3/2011 Seite 24 Programm Oktober - Dezember 2011 Eine Anmeldung zu allen Veranstaltungen ist erforderlich! Tel.: 02821- 582002 Email: [email protected] Internet: www.hafen-der-hoffnung.de Bitte Terminänderung beachten! OKTOBER Herbstball 8. Oktober, Samstag, 19.00 Uhr > Pfalzdorf, Gasstätte „Zum schwarzen Adler“ NOVEMBER Lyrikabend - Eigene Gedichte/ Erzählungen vortragen 26. November, Samstag, 15.00 Uhr > Kleve, Feldmannstege 2 DEZEMBER Adventsfrühstück 4. Dezember, Sonntag, 11.30 Uhr > Kleve, Feldmannstege 2 Neujahrsfest für Kinder 18. Dezember, Sonntag, 14.00 Uhr > Kleve, Feldmannstege 2 Beratung in allgemeinen Fragen Am 1. und 3. Mittwoch von 10.00-12.00 Uhr, am 2. und 4. Mittwoch von 15.00 bis 17.00 Uhr, sowie nach Vereinbarung in Kleve, Feldmannstege 2, Tel.: 02821-582002 Informationen in Rechtsfragen Mittwochs von 17.00 -18.00 Uhr in Kleve, Bahnhofstraße 2, Tel.: 02821-970750 September 2011 Basketball: Mittwochs, von 17.45 bis 19.45 Uhr, Sporthalle Rindern, Waldemar Olgeiser, 0172-2752876 Tanzgruppe: Mittwochs, von 19.00 bis 21.00 Uhr, Feldmannstege 2, Kleve, Marina Sergeewa, 02828-902919 Mitarbeiter-Café: 1. Dienstag des Monats, 18.30 Uhr, Feldmannstege 2, Kleve, Julia Weber, 02821-582002 Aussiedler-Treff: Am 1. Freitag des Monats, 18.00, Ev. FBS, Emmerich, Natalja Brandt, 02822-1358 Familien-Sport-Treff: Freitags, 18.30 Uhr bis 19.45 Uhr, Sporthalle Rindern, Tatjana Martens, 02821-976762 Weitere Informationen erhalten sie von: Hafen der Hoffnung e. V. Julia Weber, Gudrun Söns, Geschäftsführerin Feldmannstege 2, 47533 Kleve Tel. u. Fax: 02821-582002 www.hafen-der-hoffnung.de [email protected] ZMO (Zusammenarbeit mit Osteuropa) e.V. Regionalverband Ostwestfalen Lippe Verleihung Integrationspreis 2011 Mit der erstmaligen Verleihung des Integrationspreises kann das Integrationsthema noch stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gebracht Regelmäßige Veranstaltungen Januar – Dezember 2011 Was ? Wann? Wo ? Koordination Preisträger des Integrationspreises u.a auch (7.v.l.) Frau Dr. Valentina Bidlingmeier, Verein Zusammenarbeit mit Osteuropa (ZMO) / Regionalverband OWL. Foto: Behrens Singstunde: 2. und 4. Dienstag, 19.-21.00 Uhr, Feldmannstege 2, Kleve, Helene Thun, 02821-22431 werden. Der Bad Salzufler Integrationspreis soll das Engagement von Bürgern, Kindertagesstätten, Schulklassen, Gruppen und Trägern würdigen, die Seite 25 Rundschreiben Nr. 3/2011 sich aktiv für Toleranz und Vielfalt in unserer Stadt einsetzen. An der Ausschreibung für den Integrationspreis 2011 haben sich insgesamt 12 Organisationen und Institutionen beteiligt. Bewerbungen kamen aus den Bereichen der Kindertagesstätten und der Familienzentren, der Bad Salzufler Grundschulen, Freien Trägern und Migrantenorganisationen. Alle Bewerbungen zeichnen sich dadurch aus, dass sie aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln das Integrationsthema beleuchten. Theaterspielen, sportliche Aktivitäten, gemeinsames Kochen, wechselseitiges kulturelles Kennenlernen, Teilhabemöglichkeiten an der Gestaltung des schulischen Alltages werden in kreativen Projekten umgesetzt. 1. Preis AWO – Familienzentrum Waldstr. Hören ohne Grenzen – gemeinsam anders sein In dem Projekt wird das Bekenntnis an einer Mehrsprachigkeit deutlich. Grundvoraussetzung ist aber hierbei das Erlernen der Familiensprache um den Erwerb weiterer Sprachen zu ermöglichen. Dieses Bekenntnis begründet dann aber auch die Notwendigkeit an einer gemeinsamen Sprache – die der Deutschen. Die Unterschiede werden benannt und das Interesse an dem jeweiligen Anderen geweckt. Anderssein und Fremdsein erzeugt hier keine Furcht, sondern erweckt eben die Neugier und das Interesse an dem jeweiligen Anderssein. Dies geschieht Kindgerecht und ein weiteres Merkmal ist die Beteiligung der Eltern. So haben die Eltern die Möglichkeit zweisprachige Bücher zu den Themen Freundschaft, Gemeinschaft mit den Kindern zu erarbeiten. Die Individualität und die jeweiligen besonderen Kompetenzen werden herausgehoben, so die Projektbeschreibung. Jury: Unterscheidet sich von anderen Sprachförderangeboten durch die sehr durchdachte Beteiligung der Eltern. Die Betonung und Wertschätzung der jeweiligen Individualität verbunden mit der jeweiligen kulturellen Geschichte führt zu einer gemeinsamen Geschichte im Alltag im Familienzentrum und darüber hinaus. September 2011 2. Preis an die Grundschule Schötmar Kirchplatz Zusammen leben – zusammen gestalten In der Projektbeschreibung der Grundschule am Kirchplatz wird mit einem Satz aus meiner Sicht eine Grundhaltung deutlich: ...nach der Phase der Hilfestellung (bezogen auf die Eltern) nun die aktive Mitgestaltung der Eltern im Schulleben... Eltern sollen Teilhabemöglichkeiten an dem schulischen Leben eröffnet werden, dies klingt einfach und ist rechtlich durch Schulpflegschaften usw. klar geregelt. Das Projektthema „Interreligiöse Feiertage“ ist hier ein Schritt hin zur aktiven Beteiligung der Eltern. Eltern erfahren durch Schule eine Wertschätzung. Sie werden mit ihrem kulturellen Hintergrund ernst und wahrgenommen – Wertgeschätzt. Sie sind eingebunden in die konzeptionelle Entwicklung, sie können aktiv mitgestalten. Diese Erfahrung, aber auch das für die Umsetzung die jeweiligen schulischen Gremien zu beteiligen sind, kann zu einer stärkeren und auf Augenhöhe basierenden Beteiligung führen. Die Jury: Innovatives Schulprojekt, geprägt von Wertschätzung, Augenhöhe und Schaffung und Erleben von Teilhabemöglichkeiten 3. Preis an Zusammenarbeit mit Osteuropa (ZMO) / Regionalverband OWL Gleiche Chancen im Alter und um „die Förderung von Ehrenamt und Selbstorganisation älteren Migranten“ Dieser Projektantrag unterscheidet sich in vielfältiger Weise von den anderen eingereichten Projektvorschlägen: - Ein Projekt für Seniorinnen und Senioren, insbesondere aus dem Spätaussiedlerbereich - Bildungs- und Seminararbeit mit Senioren - Schulung von Multiplikatoren - Kooperation mit in der Altenarbeit tätigen Institutionen und Einrichtungen - Sozialraumbezogene und vernetzte Arbeit Das Projekt möchte Möglichkeiten motivierter, individueller Initiativen für die Lebensgestaltung von SeniorenInnen schaffen. Seite 26 Rundschreiben Nr. 3/2011 Ziel ist es würdevoll alt zu werden und auch angemessene Angebote der Altenhilfe in Anspruch nehmen zu können. Jury: Sehr Innovativ, Aktivierung von Senioren, sehr guter vernetzter Sozialraumbezug (Aus: Pressemeldung der Stadt Bad Salzuflen vom 20.08.2011) Für weitere Informationen schauen Sie sich auf unserer Homepage um www.zmo-lemgo.de, auch bei speziellen Fragen steht Ihnen Dr. Valentina Bidlingmeier (Tel.: 05252 / 97 02 66) und Vlada Safraider (Tel.: 05261/ 66 99 92) E-Mail: [email protected] gerne zur Verfügung. ZMO (Zusammenarbeit mit Osteuropa) e.V. Regionalverband Ostwestfalen Lippe.", Abkürzung- ZMO OWL e.V. Monolith e.V. Am 21. Mai 2011 hat „Monolith e.V. – Netzwerk Aussiedler“ mit einem feierlichen Festakt und einem fröhlichen Unterhaltungsprogramm sein 10-jähriges Bestehen gefeiert. Die ermutigenden Grußworte des Landrats Manfred Müller und des Bürgermeisters Heinz Paus sowie die persönlichen Ansprachen von Vertretern der Wohlfahrtsverbände, des Jobcenters und einiger Kooperationspartner ermöglichten einen informativen Rückblick zu den Anfängen der Vereinstätigkeit und gaben Ansporn für die Zukunft. Nach einer Pause mit russlanddeutschen Spezialitäten stellten sich unterschiedliche Gruppen des Vereins aus dem ganzen Kreisgebiet mit Tänzen, Liedern, Kinderbeiträgen, Lesungen und musikalischen Darbietungen vor. Integration heißt „Altes bewahren – Neues lernen“. Unter diesem Motto ist der Verein „Monolith e.V. – Netzwerk Aussiedler“ im Kreis Paderborn aktiv. Beziehungen zwischen den eigenen Landsleuten und zu den einheimischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern werden Schritt für Schritt aufgebaut. Durch das Kennenlernen der Gemeinsamkeiten und Unterschiede wird die Gemeinschaft vertieft und bereichert. Ehrenamtliche Gruppenleiter, Lehrerinnen der Lernwerkstätten und die hauptamtlichen Mitarbeiter stellen jährlich viele Angebote zusammen. September 2011 Zusätzlich zu den Gruppenangeboten und Veranstaltungen fördert der Verein mit Hilfe von hauptamtlichen Mitarbeitern die Eingliederung durch Einzelgespräche, Beratung, Seminare, Informationsveranstaltungen, Vorträge, Exkursionen, Projekte, Öffentlichkeitsarbeit, Mitarbeit in Arbeitsgemeinschaften auf Stadt- und Kreisebene u.a. Unterstützung wird auch in vielen verschiedenen Bereichen angeboten: Sprachförderung, Kindergarten und Schulbildung, Jugendarbeit, Sport und Freizeit, Ausbildung und Beruf, Gesundheit und Alter. Auch bei Problemen und Fragen etwa der Kindererziehung, Schulden, allgemeine Lebensbewältigung u. a. stehen die Mitarbeiter gern zur Seite und arbeiten mit Fachleuten zusammen. Der Verein zählt inzwischen über 300 Mitglieder und ist über die Kreisgrenzen Paderborns bekannt. Aktuelle Informationen werden über die Internetseite www.netzwerk-monolith.de veröffentlicht. Die Integrationsarbeit des Vereins wird durch einen Leistungsvertrag mit dem Kreis Paderborn und durch Projekte finanziell getragen. (Pressemitteilung Monolith vom Juli 2011) Monolith e. V. Ledeburstraße 30, 33102 Paderborn Telefon: (05251) 8785717; Fax: (05251) 8785718 E-mail: [email protected] Jugend- und Studentenring der Deutschen aus Russland Landesverband Nordrhein-Westfalen Rettet euch in die Waldhütte – Kanuwanderung und Leben im Wäldchen mit dem JSDR NRW Vom 19. bis 21. August genossen 26 junge Erwachsene ein Sommerwochenende in der Natur. Zum Programm im Landeshaus „Baldeney“, einer kleinen Hütte im Essener Wald, gab es eine Kanuwanderung auf der Ruhr. Seite 27 Rundschreiben Nr. 3/2011 Der JSDR NRW bot ein Naturwochenende im Landeshaus „Baldeney, einer Waldhütte bei Essen, an. Bei bestem Sommerwetter konnten 26 Teilnehmer mehr über Erlebnispädagogik lernen. Untergebracht waren die Abenteuerlustigen in JSDR NRW Kanuwanderung auf der Ruhr Zelten rund um die Hütte, Selbstverpflegung stand auf dem Plan. Neben dem Programm im Landhaus, das vom JSDR gestaltet wurde, gab es eine Kanuwanderung. Hier wurden die Naturforscher von einem erfahrenen Übungsleiter begleitet. Da war die Rettung auf dem Wasser und das Einhalten der Rute kein Problem. Bei Lagerfeuer und Gegrilltem konnten sich die Teilnehmer zur Jugendarbeit im JSDR austauschen. Ein Kräftemessen gab es bei einer kleinen Olympiade. In Teams konnten sich alle neue Ideen für Gruppenspiele im Freien holen. Das Wochenende in der Natur war super zum Austauschen und Kräfte sammeln. Bitte mehr davon! September 2011 gen? Wie löse ich Konflikte so, dass sich keiner als Verlierer fühlt? Die Seminarkinderbetreuung bietet Ihren Kindern folgendes an: •Bewusster Umgang mit der Natur •Positive Lebenseinstellung durch Freude und Begeisterung an der Bewegung •Entwicklung der Ausdrucksfähigkeit durch Sprache, Musik und Spiel •Entfaltung der Sinne durch fühlen, greifen, hören, sehen, riechen, schmecken… •Entwicklung von Feinmotorik und Fantasie durch spielerisch angeleitete kleine Werkaktionen •Stärkung des Gemeinschaftsgefühls in der Familie durch gemeinsame Erlebnisse JSDR Kürten Sport- und Kulturverein Adler e.V. Bergstrasse, 13 51515, Kürten Telefon: 02268 / 89 44 62 Mobil: 0152 / 01 77 16 18 http://www.skv-adler.de [email protected] Weitere Informationen und Bilder: www.jsdr-nrw.de (Tatjana Weber vom 13.09.2011) JSDR NRW lädt vom 07. – 09. Oktober 2011 alle interessierten Eltern zum Familienseminar nach Hilchenbach In dem Familienseminar steht die ganze Familie im Vordergrund. Jedes einzelne Familienmitglied hat hier die Chance sich in dieses Seminar einzubringen. Welche Fragen sich Ihrer Familie auch stellen, hier haben alle Familienmitglieder gleichberechtigt die Möglichkeit gehört zu werden, Wünsche, Vorstellungen und Verbesserungen zu äußern. Mit Eltern werden folgende Fragen behandelt: Gesundheit und Gesundheitssystem. Wie setzte ich meinem Kind Grenzen, ohne es herabzuwürdigen? Wie finde ich einen Ausgleich zwischen meinen Anliegen und denen meiner Familienmitglieder? Wie helfe ich meinem Kind, seine Probleme selbst zu lösen? Wie vermittle ich eigene Wertvorstellun- Sport- und Kulturverein Adler e.V. Tag des Familiensports in Kürten Am 10. September 2011 hat der Sport- und Kulturverein Adler e.V. einen „Tag des Familiensports“ in Kürten-Waldmühle veranstaltet. Im Jahr 2009 haben die Mitglieder des SKV Adler die Patenschaft eines Spielplatzes in Kürten– Wald Teilnehmer des Familienfestes Mühle übernommen. Mit vereinten Kräften der ehrenamtlichen Helfer des SKV Adler und der Einwohner der Kürten-Waldmühle hat sich in diesen zwei Jahren auf dem Spielplatz vieles verändert. Der Spielplatz wurde mit einem neuen Zaun abgesichert, die neuen Spielgeräte (Karussell und Stufenreck) wurden aufgebaut. Die Pflege von Hecken Seite 28 Rundschreiben Nr. 3/2011 und Rasenflächen wurden auch von Paten übernommen. Am 10. September wurde auf dem Spielplatz die Aktion – „Tag des Familiensports“ durchgeführt. Der Stellvertretende Bürgermeister der Gemeinde Kürten, Herr Werner Steffens, eröffnete die Veranstaltung mit einem Grußwort. Es gab viele Parcours für Kinder, wie Hula-HoopReifen, Karussell, Stufenreck, sowie eine Hüpfburg. Auch für die Stärkung der Besucher hat der Verein gut gesorgt. Die Kinder wurden von Vereinsmitgliedern gut unterhalten. Alle hatten eine Laufkarte bekommen und danach gab es kleine aber schöne Präsente. Die Eltern konnten auch Ihre Kräfte mit den Kindern auf der Laufbahn und an sportlichen Stationen messen. „Wir bedanken uns herzlich bei allen Helfern, die uns bei dem Fest unterstützt haben. Über die zahlreichen Besucher und Teilnehmer haben wir uns sehr gefreut und auch das Wetter hat uns nicht im Stich gelassen“, so der Vorsitzende des Vereins, Waldemar Weiz. Die Maßnahme wurde von der Sportjugend des Landessportbundes NRW – „Integration durch Sport“ gefördert. Bilder der bisherigen Aktionen rund um den Spielplatz und Informationen über die weitere Arbeit des Vereins finden sich auf der Internetseite www.skv-adler.de. (Pressemitteilung des Sport- und Kulturvereins Adler e.V. von Nadja Weiz, Projektleiterin, Projekt „Aktion Familie“ vom 19.09.2011) SKV Adler e.V. Sport- und Kulturverein Adler e.V. Bergstrasse, 13, 51515, Kürten Telefon: 02268 / 89 44 62, Mobil: 0152 / 01 77 16 18 E-Mail: [email protected] Atlant e.V Integration durch handlungsorientierte Teilnahme an politischer Willensbildung. Die Parteien stellen sich vor. In den Sommermonaten Juni und Juli 2011 veranstaltete das interkulturelle Zentrum Atlant e.V. ein September 2011 Forum mit den Vertretern der politischen Parteien: SPD, Grünen und Linken. Die Mitglieder des Vereins und andere interessierte Bürgerinnen und Bürger hatten die Möglichkeit die Politik und Politiker in unmittelbarer Nähe kennenzulernen. Am Anfang des Treffens wurde eine kurze Darstellung der Geschichte der Partei gegeben und Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Forums mit Vertretern der politischen Parteien dann wurden unterschiedlichste soziale und politische Themen besprochen: Wo fängt man an, wenn man politisch aktiv werden will? Wie kann man Mitglied einer Partei werden? Was muss man als Mitglied der Partei beachten? Welche Aufgaben bringt die Parteimitgliedschaft mit sich? Welche Position hat die Partei zu Fragen der Migration und Integration? Wie kann die Partei bei der Lösung von konkreten Problemen helfen wie z. B. bei der Eröffnung einer bilingualen Schule oder eines bilingualen Kindergartens usw. Viele Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler waren bisher politisch nicht aktiv, weil das politische Geschehen für sie soweit weg, ungreifbar und langweilig war und die Parteien in Deutschland ihnen alle irgendwie "gleich" vorkamen. Die Migranten aus der ehemaligen UdSSR machten oft negative Erfahrungen mit der Parteiarbeit aus dem Heimatland und wollten sich auch in der neuen Heimat nicht damit auseinandersetzen. Mit den durchgeführten politischen Treffen will Atlant e. V. seine Mitglieder und alle Interessierten zur politischen Aktivität auffordern. Aussiedlerinnen und Aussiedler sollen sich nicht machtlos fühlen und als einfache Mitläufer einfach nur da sein, sondern sie sollen selbst über ihre Zukunft entscheiden können. Das interkulturelle Zentrum Atlant e. V. wurde von Spätaussiedlern im Jahre 2004 gegründet, deswegen kennen wir die Probleme der Aussiedler hautnah und begreifen, dass das Besitzen von dem deutschen Pass noch keine Integration bedeutet. Besonders den Aussiedlern, Ausländern, Flüchtlingen sowie weiteren Migranten und ihren Familienangehörigen in Deutschland gilt unser Augenmerk, ihnen zu helfen, sich zu integrieren, optimale Umstände für ihre Selbstverwirklichung zu schaffen Seite 29 Rundschreiben Nr. 3/2011 und zu verbessern, Dies geschieht in Berücksichtigung der verschiedenen Altersgruppen, Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren um ihre Persönlichkeit kulturell, seelisch und moralisch zu entwickeln. Außerdem legen wir großen Wert auf schulbegleitende und berufliche Integration. Wir setzen uns für Sie ein, aber wenn Sie selbst nichts zu diesem Prozess beitragen, wird er einseitig. (Mitteilung des Vereins Atlant e.V. vom 05.09.2011) Interkulturelles Zentrum Atlant e. V. ist Pate Atlant e.V. wurde im Herbst 2010 Partner in dem Sauberkeitsprojekt „Hallo Nachbar, danke schön“. Wir haben uns entschieden an dem Sauberkeitsprojekt „Hallo Nach Mitglieder von Atlant e.V., übernehmen Patenschaft und setzen September 2011 Zustand des Spielplatzes und haben beschlossen, diesen zu betreuen und die Patenschaft zu beantragen. Ab Juni 2011 sind wir Paten und setzen uns für einen sauberen und schönen Spielplatz ein. Regelmäßig veranstalten wir mit den Kindern und deren Eltern gründliche Reinigungsaktion und sorgen dafür, dass dieser Spielplatz attraktiv wird. Die Kinder und Jugendlichen, die in unserem Zentrum an den verschiedenen Kursen und an der Hausaufgabenbetreuung teilnehmen, sind bei diesen Reinigungsaktionen sehr aktiv. Auf der grünen Fläche, wo früher nur Unkraut wuchs, haben die Kinder ein Blumenbeet angelegt, das sie auch selbst pflegen. Von den jungen engagierten Bürgern wurden zwei Verbotsschilder für Hundebesitzer in unserem Kunststudio hergestellt, die darauf hinweisen, dass der Spielplatz keine Hundetoilette ist. Der Spielplatz soll nicht nur sauber aussehen, sondern auch mit, für Kinder interessanten, Spielgeräten ausgerüstet sein. Wir haben uns vorgenommen, die Sitzbänke zu renovieren und einige Spielgeräte zu ersetzen. Das Team von Atlant e.V. freut sich auf interessierte und engagierte Bürgerinnen und Bürger, die uns unterstützen möchten. sich für einen sauberen und schönen Spielplatz ein bar, danke schön“ mitzumachen, weil wir unseren Kindern saubere und gepflegte Plätze zum Spielen anbieten möchten. Aber auch Kinder und Eltern sollen daran interessiert sein, in einer sauberen Stadt zu wohnen, in der kein Müll liegt. Mit dieser Aktion möchten wir Kölnerinnen und Kölner besonders Mülheimerinnen und Mülheimer anregen, aktiv gegen das Müllproblem in ihrer Stadt und ihrem Viertel vorzugehen und ihr eigenes Engagement zu steigern. Die Bürgerinnen und Bürger sollen Gelegenheit haben, durch saubere Straßen zu spazieren und auf Plätzen und in Grünanlagen ihre Freizeit zu genießen. Eine attraktive Umgebung ist für alle Anwohnerinnen und Anwohner der Stadt wünschenswert. Mit Beginn der Teilnahme an dem Sauberkeitsprojekt hat Atlant e.V. sogleich einen Vorschlag für eine aktive Rolle unterbreitet, und zwar die Betreuung im Rahmen des Projektes des nahe liegenden Spielplatzes in der Keupstraße / Ecke Clevischer Ring: Grundreinigung, die mit sozialer Kontrolle verbundene regelmäßige Pflege und Optimierung des Spielplatzes. Wir sahen den katastrophalen (Mitteilung des Vereins Atlant e.V. vom 05.09.2011) Weitere Information über unseren Verein erhalten Sie unter: Atlant e.V. Dimitri Rempel, Geschäftsführer Clevischer Ring 93, 51063 Köln Tel. 0221/ 640 67 80, Fax. 0221/ 640 68 78 www.atlant-koeln.de www.edinstwo.de Judo-Sport-Verein Düsseldorf e.V. Kleine Judoka kämpften in Garath Am Montag, dem 06. Juni 2011 war es soweit. Der Judo-Sport-Verein Düsseldorf veranstaltete im Gymnastikraum der Grundschule Emil-Barth-Str. 45 in Düsseldorf-Garath den 3. vereinsinternen Wettkampf "Ringen auf der große Matte" für die Kinder Seite 30 Rundschreiben Nr. 3/2011 der Schnupperabteilung (4-7 Jahre). Bei dem Kampf mussten die Kinder den Gegner innerhalb von 1 Minute von der großen Matte schupsen. Die kleinen Judoka haben sich auf dieses Sportfest sehr gefreut, weil sie ihren Eltern ihre neuen Kampfkünste zeigen wollten. Da in dem Judoka auf dem Sportfest in Garath kleinen Gymnastikraum insgesamt über 50 Kinder aus „aller Herren Länder“ gekämpft haben, wurden sie in drei Kampfgruppen aufgeteilt. Als erste gingen die 3-4 Jährigen auf die Matte. Mutig überwanden sie ihre ersten Ängste. Eltern fieberten mit ihren Sprösslingen und freuten sich über jede gelungene Aktion. Nach dem die erste Runde und die Siegerehrung vorbei waren, kam der fünfjährige Nachwuchs auf die Kampffläche. Sie setzten schon gezielte Würfe aus dem Judo ein, was die Spannung bei den Kämpfen steigerte. In dieser Kampfrunde musste man schon für die Ermittlung eines Gewinners einen „Golden Score“ einsetzen. Als letzte Gruppe kämpften die Maxikinder der Schnupperabteilung, die bald bei den Kreis- und Bezirksmeisterschaften antreten werden. Diese Kinder konnten schon zeigen, was richtiges Judo bedeutet. Dass Bewegung, Spiel und Sport die Persönlichkeitsentwicklung und Lernfähigkeit bei Kindern positiv unterstützen, wisTalentierte kleine Judoka vom Judo-Sport-Verein Düsseldorf sen die Trainer beim JSV Düsseldorf. „Bei den Kindern frühzeitig den Spaß am Sport zu wecken, ist auch eine Chance, Breiten- und Leistungssport zusammen zu bringen. Denn die späteren Leistungssportler sind die früh in ihrem Sport geförderten Talente“, so 1. Vorsitzender Wladimir Löb. September 2011 Russlanddeutsche Kinder sind auch im Sport sehr erfolgreich Das intensive Training der letzten Monate hat sich gelohnt. André Löb hat die Westdeutschen JudoEinzelmeisterschaften U 14 m, die am Sonntag, den 5.06.2010 in Herne stattfanden, klar gewonnen und ist Westdeutscher Meister geworden. „Ich bin einfach glücklich“, so André Löb. Nach spannenden Wettkämpfen holte er gekonnt die Siegermedaille in der Gewichtsklasse bis 31,0 kg. Zwei Wochen zuvor hatte der junge Kämpfer gerade die Bezirksmeisterschaften in Duisburg in derselben Gewichtsklasse für sich entschieden. „Eine tolle Leistung!“ André Löb kam mit seiner Familie 2002 nach Deutschland aus Kasachstan. Sein Vater Wladimir Löb (1. Dan) war in Kasachstan und in der Sowjetunion ein erfolgreicher Judosportler. Wladimir Löb selbst Westdeutschen Meisterschaften U 14 Andre Löb Spätaussiedler aus Kasachstan ist Judotrainer und 1. Vorsitzender des JSV Düsseldorf: „2005 haben wir den Judo-Sport-Verein Düsseldorf e.V. mit dem Ziel gegründet, Kinder und Jugendliche unterschiedlicher Herkunft sportlicher zu machen, sie sinnvoll zu beschäftigen und damit vor einem möglichen Abstieg in die Kriminalität zu schützen“. „Durch gemeinsamen Sport versucht der gemeinnützige Judoverein sprachliche Defizite, Probleme bei der Integration in die deutsche Gesellschaft und Gleichstellungsfragen aufzuarbeiten und Gewaltprävention und gesundheitliche Aufklärung zu thematisieren“ sagt Geschäftsführer Alexander Beier, der 1998 als Spätaussiedler aus Russland nach Deutschland einreiste. 2010 wurde der JSV Düsseldorf vom Landessportbund NRW als Stützpunktverein im Programm „Integration durch Sport“ anerkannt. Dieses Programm wird vom Bundesministerium des Innern aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert. Der JSV Düsseldorf ist zurzeit in Düsseldorf an folgenden Standorten aktiv: Seite 31 Rundschreiben Nr. 3/2011 • Garath (Gymnastikraum Grundschule Emil-Barth-Str. 45) Mo. und Mi. von 16:30-20:00 Uhr (Gymnastikraum Katholische Grundschule Josef-Kleesattel-Str. 13) Do. 17:20-20:00 Uhr • Holthausen (Sporthalle Karweg 24) Di. und Do. von 16:00-22:00 Uhr Sa. von 11:00-16.00 Uhr Seit Oktober 2010 bietet der JSV Düsseldorf für Mädchen im Alter von 4-10 Jahren Rhythmische Sportgymnastik an. Das Training leitet eine erfahrene Diplom-Sportlehrerin aus Bulgarien. Wenn Sie mehr über unseren Verein wissen möchten, besuchen Sie uns einfach beim Training oder im Internet unter: www.jsv-judo.de und machen Sie sich ein Bild von unserer Arbeit. Wladimir Löb 1. VorsitzenderJudo-Sport-Verein Düsseldorf e.V. Josef-Kleesattel-Str. 5,40595 Düsseldorf 0211-7490213, 0177-6332691 [email protected], bwww.jsv-judo.de WUSHU SPORTCLUB SENDEN e.V. September 2011 Der erste Platz in der Mannschaftswertung in der Kategorie Wushu-Sanda „ist für uns das größte Ereignis“, erklärt der erste Vorsitzende Sergej Sasikin. Jürgen Becker, ein junger und talentierten Trainer, führte das Team zu diesem Erfolg. 2005 wurde der Wushu-Sportclub Senden gegründet. Im Herbst 2007 bekam er den Status Stützpunktverein des Landessportbundes NRW. Kinder und Jugendliche aus Senden, Lüdinghausen und Münster zählen zu den Mitgliedern. „Ungeachtet der sehr bescheidenen Trainingsbedingungen hat unser Verein viele gute Sportler hervorgebracht“, betont Sasikin. Die Mitglieder verbessern ständig ihr Können und bilden sich fort bei Wettkampfrichter- und Trainer-Seminaren. Sie nehmen an Camps teil und zählen zu Titelgewinnern von internationalen Meisterschaften. (Westfälische Nachrichten vom 17.06.2011) WUSHU SPORTCLUB SENDEN e.V. 1. Vorsitzender: Sergej Sasikin Schumannstr. 3 48308 Senden Tel: 02597 / 939077 Mob.: 0178 / 980 44 73 E-mail: [email protected] Internet: www.wushu-senden.de Meistertitel sind kein Zufall Senden - Mehr als 200 Sportler nahmen an den Deutschen Wushu-Meisterschaften in Wolfsburg teil. Hervorragende Ergebnisse erzielten dabei die Starter des WushuSportclub Senden. Sie waren in den Wettkämpfen der zwei Hauptrichtungen des Das Team aus Senden wurde in der Kategorie Wushu-Sanda Deutscher Meister. Foto: (nn) Wushu aktiv. In der Kategorie Wushu-Taolu, Altersgruppe bis elf Jahre, erreichte Hermann Jon-James den ersten Platz. In einem schweren und kompromisslosen Kampf in der Altersgruppe bis 14 Jahre wurde Mohamed Ahmed Dritter. In der Kategorie WushuTaolu werden die Sendener von Anastasia Martens, selbst zweifache Deutsche Meisterin, trainiert. Interkultureller deutsch-russischer Verein „Wasilissa e.V." Musik, Spiel und Spaß beim Wasilissa Sommerfest Gütersloh. Der interkulturelle deutsch-russische Verein „Wasilissa e.V.“ veranstaltete ein Sommerfest, welches am Sonntag, den 26. Juni bei dem Jugendtreff Kattenstroth stattfand. Die Feier begann mit einer Aufnahme der jungen Gäste für die Spionage-Akademie. Um diese Akademie zu absolvieren und anschließend ein SpionZertifikat zu bekommen, mussten die Teilnehmer viele knifflige Aufgaben lösen. Nach dem gemeinsamen Spiel konnten Mädchen und Jungen mit ihren Eltern an verschiedenen Spielstationen ihre Geschicklichkeit prüfen. Dieses Jahr wurde zur Seite 32 Rundschreiben Nr. 3/2011 Freude der Kleinen auch eine neue Hüpfburg aufgebaut. Zur musikalischen Begleitung wurden Tänze der Kindergruppe TSV Grün-Weiß-Casino und der Jugendgruppe „Russian Power“, Lieder des Vereins-Chores „Russkaja duscha“ unter der Leitung von Irina Hörner, sowie die Musik der Saxophonistin Natalia Stuphorn und der Flötenspielerin Orientalischer Tanz der Gruppe „Russian Power“ (Hauptschule Nord) Natalia Jakubovitsch vorgetragen. Das „Wasilissa“ Sommerfest findet in Gütersloh zum fünften Mal statt und gehört schon zur Tradition des jungen Vereins, der im kommenden Oktober sein 5jähriges Jubiläum feiert. Jedes Mal ist es wieder ein Spaß für Groß und Klein. Außerdem veranstaltet „Wasilissa“ jedes Jahr Weihnachtsfeste für Kinder, Diskopartys für Jugendliche und Unterhaltungsabende für Erwachsene. Dank der Arbeit ehrenamtlicher Kursleiter werden für Aussiedler viele Bildungs-, Kultur- und Sportgruppen angeboten. (Pressemeldung Wasilissa, Juli 2011) Wasilissa e.V. Schledebrückstraße 168, 33334 Gütersloh Telefon: (0) 174 - 13 53 016 (Artur Kromm – 1. Vorsitzender) Internet: http://www.wasilissa.de/ E-Mail: [email protected] September 2011 Veröffentlichungen Demografischer Wandel und interkulturelle Öffnung Neue Publikation erschienen Gesellschaftliche Teilhabe älterer Menschen Band 5 der Schriftenreihe des Kompetenzzentrums für Integration Tagungsdokumentation erhalten Sie Sie als Download unter: http://www.lum.nrw.de/service/publika tionen/PDF/demografischer_wandel_2011-juni.pdf (PDF-Datei, 2,4 MB) (Newsletter des Kompetenzzentrums für Integration vom 11.07.2011) Wege zum Wunschberuf 2 (deutsch - russisch) Neuerscheinung Die vorliegende zweisprachige Broschüre „Wege zum Wunschberuf 2“ ist eine ergänzte und aktualisierte Neuausgabe der Arbeitshilfe unter demselben Titel, die Anfang 2005 erschienen war. Die Veröffentlichung ist so konzipiert, dass sie einerseits in kurz gefasster Form wertvolle Informationen über die Struktur des Bildungssystems in Deutschland vom vorschulischen Bereich bis zur Hochschulbildung und über die Wege zum Wunschberuf bietet und andererseits die jungen Menschen im Beratungsgespräch animiert mitzudenken und sich in die eigene Lebens- Seite 33 Rundschreiben Nr. 3/2011 planung aktiv einzubringen. Die schematischen Darstellungen und Kurzdefinitionen in zwei Sprachen, in Deutsch und der Herkunftssprache der jungen Menschen, ergänzen die Inhalte und erleichtern die Aufnahme. Darüber hinaus soll die Broschüre auch den Eltern einen Einblick in die Berufsmöglichkeiten ihrer Kinder ermöglichen und neue Impulse für die Motivation und Unterstützung geben. Die Broschüre hilft bei den Gesprächen über die berufliche Zukunft sicher zu stellen, dass die jungen Menschen und ihre Eltern auf gleichem Wissensstand zu den gestellten Fragen sind. Vervollständigt wird das Thema Bildungswesen durch eine Beschreibung von schulischen Abschlüssen und den Anschlussmöglichkeiten nach der Ausbildung im Beruf und in der Weiterbildung. Eine Liste mit Beispielen der Abschlüsse nach Landesrecht, die die Berufskollegs anbieten und eine Übersicht über das deutsche Schulsystem schließen die Broschüre ab. In den zurückliegenden Jahren wurde die Broschüre bei der Integrationsarbeit zur Unterstützung der Beratungsgespräche mit jungen zugewanderten Menschen in den Jugendmigrationsdiensten und Beratungsdiensten der Migrantenselbstorganisationen und in vielen Projekten, die sich mit Elternarbeit befassten, z.B. das bundesweite Projekt „Bildungsorientierte Elternarbeit“, aktiv genutzt. Auch die Migrantenselbstorganisationen haben großes Interesse an der Broschüre gezeigt und Vorschläge zur Neuausgabe gemacht. Auf zahlreiche Rückmeldungen und Anfragen der Mitarbeiter/innen der Beratungsdienste wurde die vorliegende Publikation um einige Themen erweitert (der vorschulische Bereich, Primarbereich, Übergang von der Schule zum Beruf), andere Themen wurden entsprechend dem letzten Stand der Entwicklung überarbeitet/aktualisiert. Die zahlreichen Hinweise und konstruktiven Vorschläge aus der Praxis wurden berücksichtigt. Hrsg. LAG KJS NRW Wege zum Wunschberuf 2, deutsch - russisch 123 Seiten, broschiert, zum Preis von 6,90 EUR inkl. MwSt. über den Buchhandel (ISBN: 978-38391-8526-1) oder über Libri bzw. Amazon bestellt werden. (LAG KJS NRW, Juni 2011) September 2011 400 Integrationsprojekte im vergangenen Jahr Projektjahrbuch 2010 veröffentlicht Interkulturelle Begegnungen gibt es an vielen Orten in Deutschland: Bei Nachbarschafts- und Stadtteil festen, auf Sportplätzen, in Jugendzentren, Schulen und am Arbeitsplatz. Dafür, dass aus diesen Begegnungen ein erfolgreiches Miteinander wird, engagieren sich deutschlandweit viele Menschen und Institutionen in Integrationsprojekten. Die neue Ausgabe des Projektjahrbuchs vermittelt einen Eindruck von der Vielfalt der rund 400 bundesgeförderten Integrationsprojekte im Jahr 2010. Einige besonders gelungene Maßnahmen sind speziell gekennzeichnet und werden als BestPractice Beispiele ausführlich vorgestellt. Die Publikation zeigt anschaulich, wie Integration vor Ort gestaltet wird - beziehungsweise gestaltet werden kann. Als Download zu erhalten unter: http://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Publik ationen/Broschueren/projektjahrbuch2010.pdf?__blob=publicationFile Datum 26.08.2011 (BAMF-Newsletter Nr. 09/2011) Fördertöpfe für Vereine Die Broschüre Fördertöpfe für Vereine, selbstorganisierte Projekte und politische Initiativen mit mehr als 70 neuen Fördermöglichkeiten ist soeben erschienen. Die Fördertöpfe für Vereine, selbstorganisierte Projekte und politische Initiativen sind ein praxisorientiertes Nachschlagewerk für alle Gruppen und Initiativen, die nach neuen Finanzierungswegen zur Verwirklichung ihrer Projektideen suchen. Die Broschüre porträtiert mehr als 290 Stiftungen und Förderquellen und bietet umfangreiche Tipps zu Fördermöglichkeiten in den Bereichen Bildung, Jugend, Arbeit, Soziales, Migration, Entwicklungspolitik, Antifaschismus, Integration, Wohnen, Kultur, Frauen, Queer Leben und Umwelt. Die Seite 34 Rundschreiben Nr. 3/2011 umfassenden Hinweise auf Förder-, Beratungs- und Informationsmöglichkeiten machen die Broschüre zu einem kompetenten Wegweiser durch den Förderdschungel. September 2011 direkt.pdf;jsessionid=6E1C537BE13B96AABD93B6B E14634324.2_cid103?__blob=publicationFile (BAMF-Newsletter Nr. 08/2011) Netzwerk Selbsthilfe (Hg.): Fördertöpfe für Vereine, selbstorganisierte Projekte und politische Initiativen. 11. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage 2011, 200 Seiten, 19 Euro (eNewsletter Wegweiser Bürgergesellschaft (18) 20119) Studie zur Kooperation mit Migrantenorganisationen Migrantenorganisationen sind heute aus der Integrationsförderung nicht mehr wegzudenken. Für viele staatliche und zivilgesellschaftliche Akteure sind sie wichtige Kooperationspartner. Die Zusammenarbeit zwischen Migrantenorganisationen und anderen Trägern der Integrationsarbeit stellt dabei häufig besondere Herausforderungen an die beteiligten Partner und die Ausgestaltung der Kooperation. Eine Studie im Auftrag des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge geht der Frage nach, wie Kooperationen zwischen Migrantenorganisationen und anderen Trägern erfolgreich und gleichberechtigt gestaltet werden können. Im Rahmen der durch Dr. Uwe Hunger (Universität Münster) erstellten empirischen Untersuchung wurden unterschiedliche Kooperationsformen und -projekte analysiert, die durch das Berliner Aktionsprogramm "Vielfalt fördern – Zusammenhalt stärken" gefördert wurden. Ziel war es, interne und externe förderliche und hinderliche Faktoren für gelingende Kooperationen zu identifizieren und Empfehlungen zu entwickeln. Die Studie ist ein Beitrag zur Umsetzung der Empfehlungen des bundesweiten Integrationsprogramms (§ 45 Aufenthaltsgesetz) zum Themenbereich "Stärkung von Migrantenorganisationen". Die Studie ist als Download erhältlich unter: http://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Publik ationen/Studien/2011kooperationmigrantenorganisationen- Siebzig Jahre danach. Ein Memorandum zu Ursachen und Folgewirkungen der Deportation der Russlanddeutschen Anlässlich des 70. Jahrestags des Erlasses vom 28. August 1941, der die Deportation und schließlich die jahrzehntelange Entrechtung der deutschen Minderheit in der Sowjetunion eingeleitet hat, hat der Osteuropahistoriker Viktor Krieger von der Universität Heidelberg eine Denkschrift vorbereitet, in der er die historischen Hintergründe, den Kampf um Bürgerrechte und Gleichberechtigung, die Bewegung zur Wiederherstellung der gesetzwidrig aufgelösten Wolgarepublik sowie die gegenwärtige Situation dieser Volksgruppe in der Russländischen Föderation (RF) und in Deutschland beleuchtet. Die Aktualität seiner Arbeit ergibt sich aus der Tatsache, dass inzwischen in Deutschland an die 2,7 Millionen Bundesbürger russlanddeutscher Herkunft wohnhaft sind und in Russland nicht weniger als 0,5 Millionen Deutsche leben. Mit diesem Memorandum weist Krieger überzeugend nach, dass diese Minderheit in der heutigen RF im Vergleich zu anderen Nationalitäten nach wie vor gravierenden Benachteiligungen in politischen, sprachlichen und soziokulturellen Bereichen ausgesetzt ist. Andererseits bestehen auch in Deutschland weiterhin bedeutende Defizite, historische Erlebnisse der Millionen russlanddeutschen Bundesbürger als Teil der nationalen bzw. der europäischen Erinnerungskultur wahrzunehmen. Die Denkschrift kann in der ungekürzten Fassung mit vielen farbigen und schwarz-weißen Abbildungen, auf folgender Seite eingesehen und herun- tergeladen werden: http://www.ornis-press.de/unliebsamevoelkerschaften.1433.0.html Weitere Fragen richten Sie bitte an den Verfasser: Dr. Viktor Krieger, Projekt-Mitarbeiter Rundschreiben Nr. 3/2011 Seite 35 Forschungsstelle für Geschichte und Kultur der Deutschen in Russland am Seminar für Osteuropäische Geschichte Universität Heidelberg Grabengasse 3-5 69117 Heidelberg Email: [email protected] oder [email protected] Tel. privat: 06226 - 971 371 http://www.viktor-krieger.de Bender, Ida: Schön ist die Jugend ... bei frohen Zeiten Biografischer Roman © 2010 Geest, Vechta 2. Auflage, Mai 2011 ISBN 978-3-86685-195-5 608 S., 20 Euro Ida Bender geb. Hollmann, geboren am 18.06.1922 in Rothammel an der Wolga. Journalistin und Buchautorin, lebt seit 1991 in Hamburg. Nicht zufällig wählte die Autorin die Zeilen aus dem alten deutschen Volkslied zum Titel ihres Buches. Das Kulturgut, die Volkslieder halfen den Russlanddeutschen trotz allen Betrugs, aller Schikanen, Verbote und Deportationen von der Ankunft ihrer Vorfahren in der Mitte des 18.Jahrhunderts in der wilden Steppe an der Wolga an bis zur Heimkehr der zehnten Generation Ende des 20. Jahrhunderts in ihre historische Heimat Deutschland, in guten wie in schlechten Zeiten zu überleben. Liebevoll beschreibt die Autorin das Leben und Leiden ihrer Volksgruppe. Besonders detaillierte Informationen liefert das Buch über den Literaten Dominik Hollmann und sein lebenslanges Bemühen um den Erhalt beziehungsweise die Wiederbelebung des Kulturerbes in der sibirischen Verbannung nach Ende des Zweiten Weltkrieges. Wohl kaum ein anderes Buch enthält eine solch umfassende Darstellung der Geschichte der Russlanddeutschen in erzählter Form. Für die Betroffenen eine Wiederbegegnung mit ihrer Historie, für den bundesdeutschen Leser eine fesselnde Ausei- September 2011 nandersetzung mit der ihnen zumeist unbekannten Geschichte der Russlanddeutschen über zwei Jahrhunderte. (Geest-Verlag GmbH & CO. KG) Keller, Andreas Wolga, Wodka und die schönen Frauen Verlag Herder Format: 13,5 x 21,5 cm, ca. 200 Seiten, Kartoniert, ca. 14,95 € ISBN 978-3-451-30525-2 1. Auflage erscheint: September 2011 Samara. Die Millionenstadt an der Wolga ist die "Stadt der schönsten Frauen". So sagt man in Russland. Dorthin zieht es einen jungen Russlanddeutschen. Felix Scheible aus Stuttgart ist auf der Suche nach seinen Wurzeln. In Samara angekommen, lernt er die bezaubernde Aljona kennen. Doch bis dahin gibt es eine Vielzahl an Zwischenstationen. In seinen Notizen aus der russischen Provinz dreht sich für Autor Andreas Keller vieles, aber bei weitem nicht alles um "Wolga, Wodka und die schönen Frauen". Er entführt den Leser in den russischen Alltag, wo sich Lebensweise und Mentalität begegnen. Das Anfangskapitel aus Kellers demnächst erscheinenden Buch exklusiv bei Ornis. Andreas Keller, 1963 in Volosovo/Leningrader Gebiet geboren, studierte Geschichte in St. Petersburg und Freiburg im Breisgau. Er promovierte im Jahr 2000 im Fach Osteuropäische Geschichte. Zeitweilig war er als Dozent für russische Geschichte am Osteuropa-Institut der Freien Universität Berlin tätig. Seit 1996 ist er schriftstellerisch - russisch und deutsch - tätig und wirkte darüber hinaus bei Aktivitäten der Städtepartnerschaft Stuttgart-Samara mit. Keller lebt seit 2010 in St. Petersburg. (www.ornis-press.de) Seite 36 Rundschreiben Nr. 3/2011 Geschichte der deutschen Dörfer im Bezirk Slawgorod In der Zeit seiner beruflichen Tätigkeit als Chefredakteur der deutschsprachigen Zeitung „Rote Fahne“ in der Region Altai in den 1960er bis 1980er Jahren befasste sich der Journalist Johann Schellenberg zusätzlich mit Heimatkunde und erforschte im Auftrag der Regionsadministration die Geschichte einiger deutscher Dörfer im Bezirk Slawgorod. Als Ergebnis sind Geschichtsbeschreibungen bzw. Chroniken der Dörfer Orlowo, Kussak, Grischkowka, Schumanowka und Polewoje (Thälmann- Kolchose) in russischer Sprache entstanden. Davon ist allerdings nur die Geschichte des Dorfes Orlowo – „Istorija sela Orlowo“ – im Verlag „Gotika“ (Moskau) herausgegeben worden. Die Chroniken der anderen Dörfer erschienen im Selbstverlag, als maschinengedruckte Manuskripte/Bücher mit eingebundenen Fotos, zu je vier Exemplaren für die Kolchosverwaltungen und Dorfbibliotheken zur Ausleihe an die Leser. Seither ist ein Vierteljahrhundert vergangen. Die meisten ehemaligen deutschen Bewohner der erwähnten Dörfer leben in Deutschland, darunter auch er Autor der Bücher. Und hier erhielt Johann Schellenberg neulich eine Internet- Nachricht von einer ehemaligen Bewohnerin des Dorfes Schumanowka, in der zu lesen ist: „Ihr Büchlein 'Das neue Schumanowka' kann man hier auf den Internetseiten lesen unter der Adresse http://chort.square7.ch/pis/Schum.pdf. Haben Sie meinen großen Dank für das Buch über Schumanowka. Es ist einfach von Hand gemacht und befand sich einst im Dorfsowjet Schumanowka, wo ich es lesen konnte. Danach verschwand es. Aber ich wollte es sehr gerne noch einmal lesen. Deshalb war ich sehr froh, es hier im Internet zu lesen, und bin dem Autor sehr dankbar für das Buch. Nadeschda Unger (Voth).“ Unter den Deutschen aus Russland gibt es in der Bundesrepublik nicht wenige, die sich für die Geschichte ihrer Heimatdörfer im Altai interessieren. Ihnen ist zu helfen, wenn sie sich an Johann Schellenberg, den Autor der Bücher, unter der folgenden Adresse wenden: September 2011 Johann Schellenberg, Am Steinknapp 6, 44795 Bochum, Tel.: 0234-5169127 (Volk auf dem Weg , Nr. 7 Juli 2011) Verzeichnis Deutscher Stiftungen Das Verzeichnis Deutscher Stiftungen liegt als umfangreichste Informationsquelle in Deutschland nun in aktualisierter Form vor. Darin werden sowohl Entwicklungen in der Stiftungslandschaft mit Zahlen und Daten aufgezeigt als auch Hinweise zur Antragstellung und für eine gelungene Stiftungspraxis gegeben. Kernstück ist aber eine Datenbank mit Einzelportraits von rund 18.700 deutschen Stiftungen. Dabei werden Kontaktdaten, Stiftungszweck und Informationen zum Förderart und Antragsmöglichkeiten vorgestellt. Das Verzeichnis, das nun in der 7., aktualisierten Auflage erschienen ist, ist als vierbändige Printausgabe wie auch als elektronische Datenbank mit einer CD-Rom verfügbar. Bundesverband Deutscher Stiftungen (Hrsg.): Verzeichnis Deutscher Stiftungen 2011, Berlin 2011, Bd. 1 mit CD-ROM, 199,00 Euro, ISBN 978-3941368-17-0 Informationen zu unterschiedlichen Versionen erhalten Sie unter: http://www.stiftungen.org/de/newswissen/news/detailseitenews.html?tx_leonhardtdyncontent_pi1[mode]=teas erstart&tx_leonhardtdyncontent_pi1[id]=1069 (eNewsletter Wegweiser Bürgergesellschaft (14) 2011) ANLAGEN 2 Anlage 1 „Der Geschichte der Russlanddeutschen eine Heimat geben“ „Ausgepackt“ - Eröffnungsfeier des Museums für russlanddeutsche Kulturgeschichte Mit zahlreichen Gästen aus Politik, Kultur, Museumsbereich und Öffentlichkeit wurde die Eröffnung der neuen Räumlichkeiten des Museums für russlanddeutsche Kulturgeschichte am 22.-23. Juni 2011 in Detmold gefeiert. Präsentiert wurde die neue Dauerausstellung „Ausgepackt. Geschichte und Gegenwart der Deutschen aus Russland“. Die Schirmherrschaft über die Eröffnungsfeierlichkeiten übernahm Dr. Christoph Bergner MdB, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Ehrengäste bei der Eröffnung des Museums: v.l. Bürgermeister Rainer Heller, Prof. Klaus Schäfer, Staatssekretär beim Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport NRW, Zülfiye Kaykın, Staatssekretärin beim Minister für Arbeit, Integration und Soziales NRW, Museumsleiterin Dr. Katharina Neufeld und Friedel Heuwinkel, Landrat des Kreises Lippe. Foto: Kühl Innern. Als Festredner trat Prof. Dr. Dittmar Dahlmann, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, mit dem Vortrag „Migration, Integration: Deutsche in Russland und Deutsche aus Russland" auf. „Die Russlanddeutschen sind bisher weitgehend geschichtslos: Weder in Deutschland noch in Russland ist dieser besondere Teil der Geschichte allgemein bekannt. Das Motto des Museums lautet deswegen: Der Geschichte der Russlanddeutschen eine Heimat geben. Integration durch Identität gestalten. Ausgepackt heißt – wir sind angekommen, wir sind zu Hause“, beschrieb die Museumsleiterin Dr. Katharina Neufeld die Aufgabe des Museums. Die offizielle Eröffnungsveranstaltung bei voll besetztem Forum der August-Hermann-FranckeGesamtschule Detmold wurde von Peter Dück, Geschäftsführer des Christlichen Schulfördervereins Lippe e.V., moderiert. Viele Deutsche aus Russland aus verschiedenen Bundesländern hatten längere Anreisewege in Kauf genommen, um dem feierlichen Ereignis beizuwohnen. „Dem Vergangenen Dauer geben“, beschrieb Peter Dück die Motivation der Gründer. Ein Videoclip veranschaulichte die Entstehung des Museums und seine Bedeutung für die junge Generation. „Die Russlanddeutschen haben sehr wohl ein eigenes Museum verdient. In der Sowjetunion konnten wir 3 nichts über unsere Geschichte erfahren. Viele haben erst in Deutschland begonnen, sich mit der eigenen Familiengeschichte oder die der Volksgruppe auseinanderzusetzen. Dieser wiedergewonnene Erinnerungsschatz soll nicht nur vor dem Vergessen bewahrt werden, sondern sich auch ins kollektive Bewusstsein der jüngeren Generationen der Russlanddeutschen und der einheimischen Nachbarn einprägen, um so Teil der heutigen Gesamtkultur in Deutschland zu werden“, betonte Dr. Katharina Neufeld die Bedeutung der langjährigen Museumsinitiative. Das Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold ist das erste und bisher einzige Museum in Deutschland, das sich dauerhaft mit der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen befasst. Von einer Wanderausstellung bis zu einem richtigen Museum Ganz klein hatte es angefangen – mit einer Wanderausstellung des Studienrats Otto Hertel (19191999), der lange Jahre Vorsitzender der Landsmannschaft in Detmold und in NRW war. Schon als Lehrer eines Detmolder Gymnasiums präsentierte Hertel immer wieder die Geschichte der Russlanddeutschen in Bild und Wort in vielen Städten Deutschlands. 1988 bekam er sachliche und schöpferische Unterstützung vom russlanddeutschen Künstler Jakob Wedel, der ebenfalls aus Kirgisien stammte. Seine Werke sind seitdem ein wesentlicher Bestandteil der Exposition des Museums. In der neuen Dauerausstellung können die Besucher eine Sonderausstellung des Bildhauers Jakob Wedel besichtigen. Von Anfang an bestand eine enge Partnerschaft mit dem Christlichen Schulförderverein Lippe e.V.. Bei dem Aufbau der privaten christlichen August-Hermann-Francke-Gesamtschule in Detmold seit 1988 konnte auf ihrem Gelände ein Ausstellungsraum für das geplante Museum eingerichtet werden. Ansicht des neuen Museums für russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold. Foto: Paulsen So kam es, dass das Museum in unmittelbarer Nachbarschaft von Grundschule, Gesamtschule und Gymnasium in christlicher Trägerschaft entstand. Im März 1996 fand die feierliche Eröffnung des „Museums zur Geschichte der Deutschen in/aus Russland“ statt. In den nachfolgenden Jahren hat sich die Initiative immer weiter entwickelt - dank dem unermüdlichen Engagement von Landsleuten, denen nicht nur die Aufarbeitung und Bewahrung der russlanddeutschen Geschichte, sondern auch ein besseres Verständnis zwischen den Aussiedlern und einheimischen Mitbürgern am Herzen liegt. Eine besondere Anerkennung erfuhr die gute Zusammenarbeit 1997: Im Rahmen eines bundesweiten Wettbewerbes zeichnete das Innenministerium das Museum und den Schulförderverein, der damals noch Träger des Museums war, für die vorbildliche Integration von Aussiedlern mit einer Bronzeplakette aus. Im Februar 2002 wurde der „Museumsverein für russlanddeutsche Kultur und Volkskunde e.V.“ (Vorsitzende Helene Heidebrecht) gegründet, der den Aufbau und Unterhaltung des Museums übernahm. Aber auch der Christliche Schulförderverein Lippe e.V., der bisherige Förderer, unterstützt nach wie vor die Museumsaktivitäten. Aus anfänglich 50 Ausstellungsstücken sind es inzwischen Tausende geworden. Dank der regen Museumstätigkeit und der vielfältigen Kooperationsarbeit konnte das Museum in den vergangenen Jahren zahlreiche Neuzugänge verzeichnen. In den Museumsbeständen sind alle Regionen, Konfessionen sowie mehrere Themen der russlanddeutschen Kulturgeschichte vertreten. Diese stehen für Forschung, Ausstellungen, Wanderausstellungen, Katalogen u. a. m. zur Verfügung. 4 „Identitätsstiftende Mission der Erinnerungskultur“ – „eine gute Investition in die Zukunft“ „Es war mir eine besondere Ehre, die Schirmherrschaft zu übernehmen“, sagte Dr. Christoph Bergner in seinem Grußwort. Die Russlanddeutschen „haben eine reiche 250-jährige Siedlungs- und Kulturgeschichte entstehen lassen. Auf ihrem langen Weg, nach freiwilliger und erzwungener Wanderung, nach Abschied, Entbehrungen und Enteignungen hatten sie oft keine Möglichkeiten, die Zeugnisse und Erzeugnisse ihrer Kultur mitzunehmen. Aber jeder kam mit seiner eigenen Geschichte, mit wenigen materiellen Dingen, aber mit umso mehr Erinnerungen“, so der Staatssekretär. Insbesondere in diesem Jahr, in dem anlässlich des 70. Jahrestages des Deportationserlasses vom 28. August 1941, dem Heimatverlust hunderttausender Deutscher in der Sowjetunion gedacht wird, sei der „Erhalt dieser Erinnerungskultur eine wichtige identitätsstiftende Mission“. Als eine „Begegnungsstätte wird das Museum nicht nur den Russlanddeutschen, sondern allen Bürgern der Bundesrepublik Deutschland dienen. Hier können sie der russlanddeutschen Kultur auf eine begreifbare Art und Weise begegnen und lernen, sie als Teil der gesamtdeutschen Geschichte zu verstehen“, hob Bergner hervor. Er betonte die „besondere historisch-moralische Verpflichtung Deutschlands gegenüber der Russlanddeutschen“. Und es „passt nicht in diese historisch-moralische Verpflichtung, dass die 2,5 Millionen Russlanddeutschen kein staatlich gefördertes Museum haben“, bedauerte er. Schirmherr der Eröffnungsfeierlichkeiten, Dr. Christoph Bergner MdB, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Innern. Foto: Paulsen „Am Anfang der Museumsinitiative stand eine Vision, mit dem heutigen Tag ist diese Vision erfüllt worden… Es ist eine gute Investition in die Zukunft“, sagte Zülfiye Kaykin, Staatssekretärin beim Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales NRW. Auch Prof. Klaus Schäfer, Staatssekretär beim Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport NRW, würdigte das Museumsprojekt. Ich „habe noch nicht erlebt, dass aus privater Initiative ein Museum dieser Art entstanden ist.“ Friedel Heuwinkel, Landrat des Kreises Lippe, lobte den Beitrag der christlichen Gemeinden zur Integration und bezeichnete das Museum als „große Bereicherung für die Region“. „Detmold ist um ein Highlight reicher geworden“, freute sich der Bürgermeister Rainer Heller. Zum Schluss wünschte er sich, dass „Sie mich so schulen, dass ich Führungen selbst machen kann“. Prof. Dr. Reiner Springhorn, Lippisches Landesmuseum Detmold, und Dr. Helmut Knirim, LWLMuseumsamt für Westfalen Münster, hoben die gute Zusammenarbeit mit dem Museum Detmold hervor und bezeichneten die Initiative als Sinnbild für tolerante Offenheit. Die längste Anreise hatte der Schriftsteller Rudy Friesen von der Mennonitischen Forschungsstelle (Mennonite Heritage Village) Steinbach, Kanada. Er wünschte sich eine lebendige Beziehung zwischen Detmold und dem Museum in Steinbach, das bereits Besucher aus über 50 Ländern empfangen hatte. Als Geschenk von Museum zum Museum überreichte er ein Bild mit einem Kinderstrumpf - ein Symbol für gute Zusammenarbeit, weil zwei Strümpfe zusammengehören. Zum Schluss überraschte er Katharina Rudy Friesen von der Mennonitischen Forschungsstelle (Mennonite Heritage Village) Steinbach, Kanada. Foto: Paulsen Neufeld mit einer Geschichte, die zeigt, wie klein die Welt ist. Kurz vor seiner Reise nach Deutschland, traf er in Kanada auf ein Ehepaar. Im Gespräch mit der Ehefrau Tatjana (geb. Pankratz) erwähnte er das Ziel seiner Reise. Sofort fragte sie: „Ist da die Leiterin Katharina Neufeld? Sie war meine Lehrerin, die beste der Welt. Umarmen Sie sie in meinem Namen.“ Was Rudy Friesen dann auch unter begeistertem Applaus demonstrierte. 5 Ökumenischer Einweihungsgottesdienst - „Und gedenke des ganzen Weges“ Auch zum ökumenischen Einweihungsgottesdienst am 23. Juli im Forum der AHF-Schule Detmold kamen wiederholt zahlreiche Gäste, viele waren über Nacht geblieben. Heinrich Wiens vom Christlichen Schulförderverein Lippe begrüßte die Versammelten. Die Grußworte sprachen Nikolai Reimer, Pastor der Mennoniten-Brüdergemeinde Lemgo, Pfarrer Edgar Born, Aussiedlerbeauftragte der Evangelischen Landeskirche von Westfalen, und Pfarrer Dr. Alexander Hoffmann, Visitator für die Seelsorge an den deutschen Katholiken aus den GUS-Staaten. Sie alle betonten, wie wichtig es sei, die Erinnerungen festzuhalten – die guten und die schlimmen. „Und gedenke des ganzen Weges“, stehe in der Bibel, die „lehrt, Gott zu vertrauen, den Weg durchzutragen“, so Reimer. „Unsere Pflicht ist, um die Geschichte, ihren leidvollsten Teil, zu dokumentieren und zu bewahren, denn da ist das Zeugnis des Glaubensbewahrens am größten“, sagte Dr. Hoffmann. „Doppelt lebt, wer auch Vergangenes genießt“ war der Hauptgedanke der Festpredigt von Jakob Neufeld, Pastor der Evangelischen Freikirche Heidenoldendorf. „Museum ist nicht nur Vergangenheit, sondern auch Zukunft“, betonte er die zukunftsweisende Komponente des Museums. Mit der Präsentation „Wusstest du" mit Daten und Statistiken zum Leidensweges der Russlanddeutschen im 20. Jahrhundert und einer Schweigeminute erinnerten die Veranstalter an die Deportation der Deutschen in der Sowjetunion und ihre schrecklichen Folgen. Hans von Niessen verlas die Totenehre. Abschließend stellte Dr. Katharina Neufeld das neue Projekt des Museums Gedenkbuch "Gegen das Vergessen" vor. Darin sollen die Besucher ihre eigene Geschichte oder die seiner Vorfahren festhalten. So können jüngere Generationen über ihre Vorfahren nachlesen. „Erinnerungen sollen nicht verloren gehen. Auch auf diese Weise verwirklichen wir unser Motto und unsere Aufgabe Der Geschichte der Russlanddeutschen eine Heimat geben“, so Dr. Neufeld. Etwas später war es die Zeitzeugin Johanna Jenn, die als erste ihre Geschichte in das Gedenkbuch eingetragen hatte. Blumen und Dankesworte für engagierten Einsatz Das ehrgeizige Museumsprojekt wurde vom Christlichen Schulförderverein Lippe, der LWLKulturstiftung, dem Bund der Vertriebenen und dem LWL-Museumsamt Münster finanziell unterstützt. Peter Dück und Dr. Katharina Neufeld bedankten sich mit einem Blumenstrauß bei allen, die zum Gelingen des Museumsprojektes beigetragen oder an der Ausstellung im neuen Museum mitgearbeitet hatten. Allen voran die Familien Hertel und Wedel, stellvertretend dafür Helene Heidebrecht und Jakob Wedel, aber auch Heinrich Wiens und Andreas Neufeld vom Christlicher Schulförderverein Lippe, Witalis Hagelgans vom Architektenbüro Hagelgans und viele andere. Dr. Katharina Neufeld, verantwortlich für wissenschaftliche Projektleitung, bekam gleich zwei Museumsleiterin Dr. Katharina Neufeld bedankt sich Blumensträuße für ihr unermüdliches, enthusiastisches Engagement: Vom Christlichen Schulförderverein Lippe und von der Landesgruppe NRW der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, überreicht vom Vorstandsmitglied Johann Engbrecht. Ein besonderer Dank ging an Dr. Jan Carstensen (LWL-Freilichtmuseum Detmold, Dr. Alfred Eisfeld (Nordost-Institut, Abteilung Göttingen), Dr. Viktor Krieger (Seminar für Osteuropäische Geschichte, Universität Heidelberg), Prof. Dr. Rainer Springhorn, Lippisches Landesmuseum Detmold für die sachkundige Fachberatung. 6 Musik, Theater und viel mehr Musikalisch wurden die beiden Tage vom Kammerchor des Musikcolleges OWL Detmold, der mit geistlichen und klassischen Werken in beiden Sprachen brillierte, begleitet. Der Geiger Anatoli Wedel spielte ein eigenes Instrumentalstück, das er der Museumseröffnung gewidmet hatte. Judith Penner (Viola) und Linda Wiebe (Klavier) vom Musikcollege OWL stellten sich mit klassischen Musikstücken vor. Der Tenor Johann Penner (Linda Wiebe am Klavier) beeindruckte mit geistlichen Liedern in Deutsch und Russisch. Kinder und Jugendliche des Musikcolleges OWL präsentierten sich mit einem Musikkonzert. Und das Russland-Deutsche Theater Niederstetten (Maria und Peter Der Geiger Anatoli Wedel spielte ein eigenes Instrumentalstück das er der Museumseröffnung gewidmet hatte Warkentin) rundete die Veranstaltung am zweiten Tag mit der Theateraufführung „Der lange Weg zurück“ ab und entführte die Gäste auf eine geschichtliche Zeitreise besonderer Art. Im Rahmen eines Tages der offenen Tür konnten die Gäste auch Ausstellungsstände der bundesweiten Kooperationspartner des Museums sowie von Kultur- und Kirchengemeinden besichtigen. Mit Ausstellungen und Präsentationen waren unter anderen der Verein zur Integrationshilfe für Aussiedler und Spätaussiedler „Freundschaft – Druschba e.V., das Detmolder Mädchentreff Girls Point (offene Jugendarbeit der ev. Freikirche Heidenoldendorf), das SW-Radio Segenswelle (Radioprogramm von Russlanddeutschen für Russlanddeutsche), der Verlag „Lichtzeichen“, der Historischer Forschungsverein der Deutschen aus Russland e.V., der Verein Maria und Peter Warkentin Russland-Deutsche Theater Niederstetten mit der Theateraufführung „Der lange Weg zurück“ Foto: Paulsen „Plautdietsch Freunde e.V.“, der Literaturkreis der Deutschen aus Russland e.V. sowie mehrere Unternehmen von Russlanddeutschen vertreten. Auch für das leibliche Wohl der Gäste wurde an beiden Tagen vortrefflich gesorgt. Die Schüler der August-Hermann-Francke-Gesamtschule sowie erwachsene ehrenamtliche Helfer legten sich tüchtig ins Zeug, um die Gäste zufrieden zu stellen. Ein Auswanderungsmuseum der besonderen Art An beiden Tagen konnten die Gäste auch auf Zeitreise im Museum gehen - an Führungen teilnehmen oder sich im Alleingang Eindrücke verschaffen. Mit der neuen Dauerausstellung haben sich die Mitarbeiter bemüht, dem besonderen Weg der Russlanddeutschen ein Gesicht zu geben, ihre Kultur und Geschichte zu zeigen und zu erklären. „Damit wird ein Bereich deutscher Geschichte aufgearbeitet und ausgestellt, der in dieser Form bisher nicht in bundesdeutschen Museen berücksichtigt wird“, betonte Dr. Katharina Neufeld. Das Museum in Detmold ist ein Auswanderungsmuseum der besonderen Art. Die Geschichte der Deutschen in Russland kann man hier bereits seit dem 10. Jahrhundert verfolgen. Eine eigenständige Kultur entwickelte sich aber erst im 18. Jahrhundert mit der Ansiedlung einer größeren Anzahl Deutscher in Russland, einem für die Deutschen bis dahin fremden Vielvölkerstaat. Weitgehend unbekannt ist, dass alleine über 160.000 Menschen zwischen 1764 und 1850 nach Russland auswanderten. Russland war damit eines der großen Auswanderungsziele für Deutsche im 18. und 19. Jahrhundert. Die wechselvolle Geschichte der deutschen Auswanderer in der neuen Heimat war vor allem im 20. Jahrhundert für lange Zeit durch Verfolgung und Unterdrückung geprägt. In den letzten Jahrzehnten kamen viele Deutsche aus Russland in das Land ihrer Vorfahren zurück – auf der Suche nach Heimat und Beheimatung. 7 Diese russlanddeutsche Kultur und die Geschichte der Deutschen in Russland, ihre Motive für das Überqueren der Staatsgrenzen, ihre Erfahrungen in unbegrenzten Weiten des Russischen Reiches und ihre Erlebnisse innerhalb einengender Gebiets- und Lagergrenzen lässt das Museum aufspüren und schafft so ein besseres Verständnis für die in der Bundesrepublik lebenden Russlanddeutschen. Im Museum auf Zeitreise – jedes Ausstellungsstück ist eine Geschichte für sich Die neue Dauerausstellung umfasst knapp 500 qm, die sich auf zwei Etagen verteilen. Das Erdgeschoss zeigt die Geschichte der Russlanddeutschen von den ersten Deutschen in Russland um 964 über die Auswanderung der Deutschen im 18. und 19. Jh. und ihrem Leben dort bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts. Das Untergeschoss zeigt die Zeit vom 1. Weltkrieg bis heute und befasst sich mit der Geschichte und Kultur in den letzten 100 Jahren in Russland/Sowjetunion, wobei sie schwerpunktmäßig alle schicksalhaften Etappen behandelt. Auch die Rückwanderung der Russlanddeutschen wird auf vielfältige Weise erklärt. Jeden Zeitabschnitt veranschaulichen Gegenstände, Familienreliquien, Fotos, Dokumente, Kunstwerke, Werke von Hobbykünstlern und Modellbauern. Die Reliquien erzählen Schicksale einzelner Familien, aber auch der ganzen Volksgruppe. Jedes Ausstellungsstück ist eine Geschichte für sich. Wie etwa die Reisetruhe der Familie Klassen, die damit auf die Flucht 1929-30 gingen, oder eine Truhe aus dem Jahr 1840, die ebenfalls viele Wanderungen miterlebt hatte. Eine Wanduhr, die um 1887 in der Kröger-Fabrik in Russland gebaut wurde, oder eine Pfanne, die in Preußen hergestellt und von den Besitzern nach Russland mitgenommen wurde. Bei einem Ausstellungsstück verharren die Besucher etwas länger: Die „Fufaika“ - Wattejacke des Trudarmisten, die als Uniform der Zwangsarbeiter in den Lagern und in der Kolchose bekannt war. „Die ersten ‚Fufajkas‘ bekamen die Deutschen 1943 in den Arbeitslagern. Damals wurden sie von den gefallenen Rotarmisten abgenommen und unter Zwangsarbeitern verteilt, weil sie zu diesem Zeitpunkt keine warme Kleidung mehr hatten“, erzählt Katharina Neufeld bei der Führung. Auch die alten Bibeln können Geschichten erzählen. Sie wurden meist in Deutschland 1868 und später gedruckt. Jede dieser Bibeln mit vergilbten, brüchigen Seiten steht für die bewegende Geschichte ganzer Generationen einer Familie, denn sie begleitete ihre Besitzer auf allen Verfolgungswegen. Unter den Exponaten gibt es eine alte Bibel, die sogar aus dem fernen Jakutien kam. Sei es die Entkulakisierung in den 30-er, die Deportation 1941 oder die Sondersiedlung danach, die Bibel ging mit ihrem Besitzer überall mit - als das Wertvollste, was sie hatten. Das kann man sich heute kaum vorstellen, denn damals war vielleicht ein Stück Brot viel wichtiger, um nicht zu verhungern. Zumal eine Bibel allein schon Grund genug zur Verfolgung war - nicht nur als Zeichen der Religiosität, sondern auch für ihre deutsche Sprache. Mit Tränen in den Augen stehen die Besucher vor Kunstwerken wie „Der Weg des Leidens“ und „Die letzte Kraft“ von Jakob Wedel, mit denen er an die Verbannung deutscher Frauen in Russland während des Zweiten Weltkrieges erinnert. Die beeindruckende Darstellung „Troika“, die Wedel pünktlich zur Eröffnung des Museums fertiggestellt hat, steht für die grauenhaften Terrorjahre der 30-er, die auch Tausende russlanddeutsche Schicksale ausgelöscht hat. Der russlanddeutsche Bildhauer (l.)Jakob Wedel im Gespräch mit einem Besucher Foto: Paulsen Auch die einheimischen Besucher älterer Generationen finden sich in der russlanddeutschen Kulturgeschichte wieder, nicht selten bekommt man zu hören: „All das war auch bei uns im Elternhaus – die Kaffeemühle, die Butterschleuder, die Rubbel, das Spinnrad, der Bügeleisen...“ So treffen im Museum zwei deutsche Kulturen, die über 200 Jahren getrennt existierten, wieder aufeinandertreffen. Trotz der Tatsache, dass die russlanddeutsche Kulturgeschichte in ihrer Entwicklungsgeschichte einen weiten Umweg über Russland hatte, ist sie dennoch in der deutschen Gesamtkultur erkennbar. 8 „Wir bauen Brücken nicht nur zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, sondern auch zwischen der deutschen Gesamtkultur und der russlanddeutschen Subkultur, deren Lauf vor über 200 Jahren in Russland begann. Diese historisch und gesellschaftlich unterschiedlichen Kulturkreise müssen hierzulande zu einer neuen Einheit erst noch zusammenwachsen“, beschreibt Katharina Neufeld die identitätsstiftende Aufgabe des Museums. Museum als interkultureller Begegnungs- und Lernort Das neue Museum bereichert die kulturelle Landschaft der Region nicht nur als touristische Attraktion. Es richtet sich an alle Altersgruppen, aber insbesondere an Schüler und Lehrer. So soll das Museum zum interkulturellen Begegnungs- und Lernort werden, der am Beispiel der Geschichte der Russlanddeutschen allen Besuchern in vielfältiger Weise grundlegende Inhalte über die Migrationsthematik vermittelt, zum Nachdenken bringt und zur Diskussion anregt. Die Zusammenarbeit von Museum und Schule eröffnet neue Möglichkeiten für Schüler, neues Wissen und neue Erfahrungen am besonderen Lernort aktiv und selbstständig zu erschließen. Im Ausstellungskonzept sind zwei Wechselbereiche Museumspädagogik vorgesehen - am Anfang des Rundganges im Erdgeschoss (Klassensatz von Kinderkoffern) und im Untergeschoss (Integration heute und morgen). Ein besonderes Highlight ist der digitale Kartentisch im Erdgeschoss. Da kann man nicht nur die Wanderwege und Siedlungsgebiete der Deutschen verfolgen, sondern auch in Biografien herausragender Russlanddeutscher und anderen Inhalten stöbern. Für Ida Bender zeigte Katharina Neufeld beispielsweise die Biografie ihres Vaters, des russlanddeutschen Schriftstellers Dominik Hollmann. An verschiedenen Stellen sowohl im Erdgeschoss als auch in Untergeschoss sind PCs installiert, wo man sich über verschiede Zeitabschnitte der russlanddeutschen Geschichte und Gegenwart oder die Familienforschung informieren kann. Diese Lernorte bringen neue Chancen für die Unterrichtsgestaltung, zu der nicht nur die thematische Klassenführung, sondern auch mehrtägige Projektarbeit, Begegnung mit Zeitzeugen, Filmvorführungen oder Fachseminare und Workshops gehören. Neben der museumspädagogischen Arbeit in Projekten und Führungen sind ein Veranstaltungsprogramm sowie Sonderausstellungen geplant. Darüber hinaus gibt es im Museum eine umfangreiche Spezialbibliothek mit Archiv. Die Sammlungs- und Forschungstätigkeit des Museums fokussiert auf die Kultur-, Migrations- und Integrationsgeschichte russlanddeutscher Zuwanderer in Deutschland. Kooperation ganz groß geschrieben Eine wichtige Komponente in der Gestaltung der museumspädagogischen Arbeit ist die Vernetzung und Kooperation des Museums mit verschiedenen Bildungsund Kultureinrichtungen vor Ort und landesweit. Der Vereinsvorstand und die Museumsleiterin legten schon vor Jahren besonderen Wert darauf. Seit 1999 ist das Detmolder Museum im Lippischen Museumsland eingebettet, beteiligte sich regelmäßig am „Tag der offenen Museen in Lippe“ und dem späteren „Lippischer Museumstag“. Dank der intensiven Ella Kühl (VIRA e. V.) übergibt Dr. Katharina Neufeld wichtige Dokumente für das Museum Öffentlichkeitsarbeit, dem geregelten Museumsbetrieb und der kompetenten Führung durch Dr. Katharina Neufeld in Deutsch und Russisch, erfreute sich das Museum einer steigenden Publikumsakzeptanz. Für den überregionalen Wirkungsbereich bot das Museum Wanderausstellungen wie „Russlanddeutsche – 200 Jahre unterwegs“, „Familienchronik“ - ein Aussiedlerschicksal, „200 Jahre Molotschna“ und andere Sonderausstellungen an. 9 In den vergangenen Jahren gewann das Museum Detmold zahlreiche Kooperationspartner, darunter der Bund der Vertriebenen, die Deutsch-russische Gesellschaft Paderborn, das Historische Museum im Marstall (Paderborn-Schloss Neuhaus), das Kulturbüro Gütersloh, die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V. (insbesondere die Landesgruppe NRW), das Lippische Landesmuseum Detmold, das LWL-Freilichtmuseum Detmold, das LWL-Museumsamt Münster, die LWL-Kulturstiftung, die Martin-Opitz-Bibliothek Herne, die Mennonitische Forschungsstelle Weierhof, die Museumsinitiative OWL, das Museum Stadt Korbach, die MWC -Mennonitische Weltkonferenz Paraguay 2009, der Verein „Plautdietsch-Freunde e.V.“, das Stadtmuseum Gütersloh sowie die Vereinigung zur Integration der russlanddeutschen Aussiedler (VIRA). Nina Paulsen Kontakt: Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte Georgstraße 24 32756 Detmold Tel.: 05231 – 921 626 E-Mail: [email protected] www.russlanddeutsche.de 10 Anlage 2 „Gegen das Vergessen“ Gedenkveranstaltung mit Gästen aus Fern und Nah Es war ein einmaliges Ereignis für den Rheinisch-Bergischen Kreis. Im Pfarrsaal der St. JosephKirche Bergisch Gladbach-Heidkamp fand am Sonntag, dem 17. Juli, eine Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag der Deportation der Deutschen in der Sowjetunion unter dem Motto „Gegen das Vergessen. Die Vergangenheit nicht vergessen - Zukunft gestalten“ statt. Aus Fern und Nah kamen Gäste nach Bergisch Gladbach – aus Bad Ems und Dortmund, aus Berlin und Stuttgart, aus Neuss und Gummersbach. Manche kamen, um im Kulturprogramm mitzuwirken, die anderen, um als Zuschauer dabei zu sein. Auch Politiker der Bundes- und Landesebene, die für Integration zuständig sind, waren anwesend. So kam aus Berlin der Parlamentarische Staatssekretär beim Dr. Dr. Christoph Bergner, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Innern, Beauftragter für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Foto: O. Dellert Bundesminister des Innern, Beauftragter für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Dr. Christoph Bergner und aus Düsseldorf kam die Staatssekretärin für Integration beim Minister für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, Zülfiye Kaykın. Auch manch bergischer Kommunalpolitiker folgte der Einladung der Veranstalter – des Caritasverbands für den Rheinisch-Bergischen Kreis - Fachdienst für Integration und Migration, der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V., Ortsgruppe Rheinisch-Bergischer Kreis und des Sport- und Kulturvereins Adler e.V.. Die Gedenkveranstaltung „Gegen das Vergessen“ begann mit einer Messe in der Pfarrkirche St. Joseph. Den Gottesdienst übernahm freundlicherweise Pfarrer Monsignore Johannes Börsch, der seit 1995 Pfarrer am Dom unserer Lieben Frau zu Altenberg ist. Er war 1992-94 Generalvikar des Apostolischen Administrators von Kasachstan und Mittelasien in Karaganda und ist mit dem tragischen Schicksal der Deutschen aus Russland bestens vertraut, was sich auch in dem Gedenkgottesdienst widerspiegelte. Unter den Besuchern der Messe waren nicht nur katholische Altgladbacher, sondern auch viele evangelische, russisch-orthodoxe und griechisch-orthodoxe Gäste. Zülfiye Kaykın, Staatssekretärin für Integration beim Minister für Arbeit, Integration und Soziales des Landes NRW Foto: J. Schleicher Nach der Messe folgten die meisten Anwesenden in den Pfarrsaal, wo Josef Schleicher, Projektleiter der Wanderausstellung „Volk auf dem Weg. Geschichte und Gegenwart der Deutschen aus Russland“, die interessierten Gäste mit Inhalten der Schautafeln bekannt machte. Er präsentierte auch Filmausschnitte über die Geschichte der Russlanddeutschen sowie über das Schicksal der nach Karaganda verbannten Katholiken. Die Wanderausstellung wird seit vielen Jahren von Jakob Fischer (Nördlingen, Bayern) und Josef Schleicher (Bergisch Gladbach) bundesweit präsentiert. Sie stellt die Geschichte der Deutschen, die vor 250 Jahren, dem Ruf der Zarin Katharina der Großen folgend, nach Russland auswanderten, vor. Sie erzählt von der Gründung der 3500 deutschen Städte und Gemeinden, dem Aufstieg, der Vertreibung 1941 und Zwangsarbeit, Repressionen und der Rückkehr 11 nach Deutschland. Auf einer großen Eurasienkarte werden die Entfernungen deutlich. Auf 25 Stellwänden wird auch das Miteinander in Deutschland und die Integration der Russlanddeutschen gezeigt. Nicht zufällig beinhaltete auch das Motto dieser Gedenkfeier die Zuversicht der Veranstalter „...Zukunft gestalten“ – man gedenkt und lebt weiter... Und die Zukunft der Russlanddeutschen ist mit der Integration in der alten Heimat Deutschland eng verbunden. Das wurde deutlich aus dem Grußwort der Staatssekretärin für Integration beim Minister für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, Zülfiye Zuschauer bei der Gedenkveranstaltung in Bergisch Gladbach Foto: W. Weiz Kaykın, die ihr Verständnis über das historische Trauma der Deutschen aus Russland äußerte. Nach dem Überfall Nazi-Deutschlands auf die Sowjetunion vor 70 Jahren wurden in kurzer Zeit 799.459 Russlanddeutsche aus dem europäischen Teil nach Kasachstan und Sibirien deportiert; darunter 455.115 Wolgadeutsche. Deren Nachkommen kehren heute nach Deutschland zurück. Frau Zülfiye Kaykın lobte das öffentliche Engagement der Neubürger und rief die Spätaussiedler auf, sich noch mehr in die Gesellschaft einzubringen. Auch der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister des Innern, Beauftragter für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Dr. Christoph Bergner ging in seinem Grußwort in die Geschichte ein und schilderte ausführlich die Integrationsproblematik. Im Namen der Stadt Bergisch Gladbach sprach zu den Teilnehmern der Gedenkveranstaltung die stellvertretende Bürgermeisterin Ingrid Koshofer. Der stellvertretende Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V., Waldemar Weiz, übermittelte den Anwesenden das Grußwort des Bundesvorsitzenden Ehrengäste auf der Veranstaltung Foto: O. Dellert seines Verbandes, Adolf Fetsch. Die Veranstaltung wurde mit einem mehrstündigen Kulturprogramm umrahmt, das professionell von dem Entertainer, Sänger und Projektleiter Jakob Fischer moderiert wurde. Da kamen auch mal die Kleinen mit Liedern auf Deutsch und Russisch auf die Bühne – eine Kindergruppe der Russlanddeutschen, die bei „Caritas RheinBerg. Der Mensch zählt“ übt. Da überwältigte die Kindertanzgruppe des Griechischen Elternvereins Aristoteles in tollen Trachten die Zuschauer mit mehreren Tänzen und erntete reichlich Applaus. Die Opernsängerin Elena Knapp aus Kürten bezauberte alle mit klassischem Gesang. Irina Dellert aus Wiehl erzählte einen Schwank in der deutschen Mundart ihres Heimatdorfes Majorowka (Kasachstan). Die Dichterin Nora Pfeffer aus Köln und Regina Schneider-Maulkus aus Bad Ems lasen ihre Gedichte vor. Auch Musik- und Gesanggruppen aus Bonn, Mettmann und Dortmund bereicherten das Begegnungsprogramm bis zum Abend mit mehreren Beiträgen. Das waren Darbietungen für jeden Geschmack auf einem hohen Niveau. Als die Gesangsgruppe aus Bonn unter der Leitung von Irina 12 Müller die Bühne verließ, meinte das Ehepaar Klöppel aus Hünfeld, Rheinland-Pfalz, mit großer Begeisterung: „Es hat sich gelohnt, nach Bergisch Gladbach zu kommen!“ Interessierte konnten an diesem Tag Bücher über die Geschichte und Gegenwart der Deutschen aus Russland kaufen oder auch Infomaterialien kostenlos mitnehmen. Für das leibliche Wohl haben die Mitglieder der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V., Ortsgruppe Rheinisch-Bergischer Kreis und des Sport- und Kulturvereins Adler e.V. gesorgt: es gab osteuropäische und russlanddeutsche Speisen Gesangsgruppe in Tracht aus Bonn Foto: J. Schleicher zu kleinen Preisen. Ein besonderer Dank gebührt der Landesregierung Nordrhein-Westfalen, die die Veranstaltung gefördert hat, so auch der Sparkasse Köln und anderen Sponsoren. (Josef Schleicher, VadW, vom 20.07.2011) 13 Anlage 3 К 70-летию со дня депортации и изгнания российских немцев - поездка в Берлин Anlässlich des 70. Jahrestages der Deportation der Deutschen in der Sowjetunion wurden am 28. August 2011 in vielen Städten der Bundesrepublik aber auch in Russland, in Engels an der Wolga, Gedenkveranstaltungen durchgeführt. Die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland führte die Gedenkveranstaltung in Friedland und in vielen anderen Städten Deutschlands durch, die Vereinigung „Heimat“ in Berlin am Brandenburgertor. In der Stadt Engels wurde ein Denkmal zum Gedenken an die Opfern der Deportation bei einer offiziellen Zeremonie verschiedener Organisationen, darunter auch einer Der Vorsitzende der Landesgruppe NRW der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, Dr. Alexander Morasch (1.v.l.), auf dem Weg zur Kranzniederlegung am Gedenkstein auf dem Friedhof Marzahn-Berlin Delegation aus der Bundesrepublik unter der Leitung von Staatssekretär Dr. Christopher Bergner, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Innern und Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten. am 28. August 2011 eingeweiht. Am 30. und 31. August 2011 fand in der Konrad Adenauer Stiftung in Berlin eine Konferenz anlässlich des 70. Jahrestages der Deportation der Russlanddeutschen statt. Vertreter der Landsmannschaften, der Vereine zur Integration der russlanddeutschen Aussiedler sowie anderer Vereinigungen wurden zu dieser Veranstaltung vom Bundesministerium des Innern eingeladen. Die Landsmannschaft NRW unter der Leitung der VIRA e.V. organisierte eine gemeinsame Fahrt nach Berlin, um am Programm der Konferenz sowie bei der Kranzniederlegung am Gedenkstein auf dem Friedhof Marzahn-Berlin teilzunehmen. Eine Gruppe von 30 engagierten Landsleuten machte sich auf den langen Weg nach Berlin. Obwohl die Fahrt (Nachtfahrt) sehr anstrengend war, machten wir direkt nach der Ankunft am frühen Morgen eine Besichtigung der Hauptstadt mit dem Schloss Charlottenburg, dem Reichstag und dem Brandenburger Tor. Obwohl viele der Teilnehmer schon seit geraumer Zeit in Deutschland leben, waren mehrere von ihnen noch nie in Berlin. Alle wollten IHRE Hauptstadt einmal sehen. Wir hatten unsere Fahrt so geplant, dass wir noch genügend Zeit für Besichtigungen, Museen und Die Gruppe mit dem Staatssekretär Dr. Christopher Bergner (5 v.l.) sogar eine Spree-Fahrt hatten. Sehr berührend war die Zeremonie der Kranzniederlegung auf dem Friedhof. Dabei hatte unsere Gruppe die Möglichkeit bekommen, sich mit dem Staatssekretär Dr. Christopher Bergner gemeinsam fotografieren zu lassen. Es war eine schöne und eindrucksvolle Reise nach Berlin. Ella Kühl, Organisatorin der Berlin-Fahrt 14 Anlage 4 15 Anlage 5 Als Deutscher unter Deutschen Gedenktag an 70 Jahre Vertreibung von Deutschen: Otto Engel, Vorsitzender des Forums der Russlanddeutschen Essen, erzählt die Geschichte seiner Familie. Foto: Ulrich von Born Essen. Nach Krieg, Flucht und Verschleppung kam Otto Engel 1991 aus Russland nach Essen. Die Erinnerung an ein hartes Schicksal bleibt präsent. Denkt er an seine Kindheit, ist da seine Mutter, die ihn eines Tages an die Hand nimmt. Da sind die Flucht aus der Ukraine, die Rote Armee und die Baracken im Ural, in die sie deportiert werden. 1945. Heute ist Otto Engel 73 Jahre alt und Vorsitzender des Forums der Russlanddeutschen in Essen, das rund 140 Mitglieder hat. Angefangen haben sie im Jahr 2000 mit etwa 20 Essenern, die sich zur Bürgerinitiative zusammenschlossen. 2002 gründeten sie ihren Verein, der seine Räume in Altenessen an der Heßlerstraße hat. „Wir haben gesehen, dass unsere Leute hier stolpern“, sagt Otto Engel. Daher bieten sie Hilfe in allen Situationen. Sie haben unter anderem die pädagogische Initiative ins Leben gerufen, so dass die Kinder Nachhilfeunterricht in der Sprache bekamen, die sie verstanden. Flucht mit Mutter und Bruder Otto Engel flüchtet 1943 mit seiner Mutter und seinem Bruder. Der Vater ist tot – erschossen. Sie leben in Warthegau und in Jüterbog, nahe Dessau, bis die Rote Armee kommt. Und ein Güterzug. Endstation ist irgendwo im Uralgebirge. Als sie aussteigen, sind es minus 40 Grad Celsius. Sie werden erst bei den Einheimischen einquartiert, dann in einer Sondersiedlung. Es sind Baracken im Wald, die unter Aufsicht stehen. Wer mindestens 15 Jahre alt und gesund ist, fällt Bäume, erinnert sich Otto Engel. Bis 1956 leben sie dort. Sein Bruder wird in ein Landjahrlager zur Schulung geschickt. Der älteste der drei Söhne war erst bei der Wehrmacht, später in Gefangenschaft. „Ich bin in den Baracken herumgelaufen, während meine Mutter Brennholz sammeln musste“, erzählt Engel. 30 Russlanddeutsche kommen jährlich nach Essen Damit die Aussiedler in Essen Arbeit bekommen, hat der Verein eine Vermittlungsagentur gegründet. Die Ehrenamtlichen übersetzen unter anderem Unterlagen für Bewerbungen. Noch heute berät der Jurist Waldemar Reißig Unternehmensgründer. Heute kämen aber nicht mehr so viele nach Deutschland. Anfang der 1990er Jahre seien es etwa 600 Russlanddeutsche im Jahr gewesen, die nach Essen kamen. Jetzt sind es etwa 30. 16 Am 24. Dezember 1991 kommt Otto Engel mit seiner Frau, zwei Kindern und seiner Mutter nach Essen. Endgültig. Sie wollten als Deutsche unter Deutschen sein, in einer alten und gleichzeitig neuen Heimat. In Russland seien sie fremd geblieben. Seien mehrmals vertrieben worden, haben immer wieder neu angefangen und gedacht: Wir passen dort nicht rein – im Pass die Nationalität deutsch. Wer das durchgemacht habe, bei dem bleibe im Kopf: „Wir sind hier nicht zu Hause“. "Allein schaffe ich das nicht" Im Forum basteln die Kinder oder spielen Gitarre. Evgenia Gorbatko (24) trifft Freunde im Jugendclub. Sie studiert Mathe und Russisch auf Lehramt. 2003 kam sie aus Kasachstan, hat wenig Deutsch gesprochen und fühlte sich an der Heßlerstraße gut aufgehoben. So wie Michael Mangazeev (37), der vor sieben Jahren aus Sibirien kam. Er steckt im Referendariat, wird Lehrer für Sport und Mathe. Im Verein bietet er Training an: Kanufahren und Wandern. Er habe gewusst: „Allein schaffe ich das nicht, mich zu integrieren.“ Brauchtum pflege: Choreographin Oxana Andreev übt Tänze mit Claudia Karmann Den Schulbesuch schafft Otto Engel barfuß nur bis September. Im Ural ist die Kälte eisig. Erst ein Jahr später kommt er wieder zum Unterricht, als seine Mutter ihm ein Paar Gummigaloschen schenkt. Er geht dann später auch zur Handwerkerschule, wird Elektriker, darf arbeiten und studieren. Nur seine Brüder darf er nicht sehen. Selbst seit seine Mutter und er wissen, dass die beiden leben, in Velbert und Kettwig wohnen, sind lange Zeit nur Briefe möglich. „Als wir uns wiedersahen, waren sie alte Männer.“ Kurse sind für alle offen Die Erwachsenen im Verein bieten Tanzunterricht oder Malkurse an. „Es sind gute Choreografen oder Pädagogen, die auch eine Chance bekommen, sich zu engagieren“, sagt Irina Karmann (42). Die Kurse seien für alle offen, so wie ihr Verein. Sie wollen sich nicht abschotten. In der Ukraine oder in Kasachstan seien sie oft die Deutschen gewesen, erzählt Otto Engel. In Deutschland sei es umgekehrt, manchmal hören sie: „Das sind doch die Russen.“ Das sei falsch: Sie seien Deutsche, die aus den Republiken der ehemaligen Sowjetunion kämen. Ihre Familien seien oft gemischt: Deutsche, Russen, Russlanddeutsche. „Sie wollen wir zusammenbringen“, hofft Marina Mirau (36). Die Familie von Otto Engel kommt 1987 zusammen. Er reist mit seiner Mutter nach Deutschland. Ein Foto von dem Tag hängt im Flur an der Heßlerstraße. Zum ersten Mal trifft Lydia Engel alle drei Söhne nach dem Sommer 1942. (Westdeutsche Allgemeine Zeitung Essen von Dominika Sagan vom 24.08.2011) 17 Anlage 6 18 Herausgeber Landesbeirat für Vertriebenen-, Flüchtlingsund Spätaussiedlerfragen Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen Fürstenwall 25 40219 Düsseldorf Telefon 0211 855-3612 www.mais.nrw.de © 2011/Landesbeirat Die Druckfassung kann bestellt werden: per E-Mail: [email protected] telefonisch: 0211 855-3612