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Badische Zeitung, 05. Februar 2011 Die Bilder sind noch sehr lebendig ZEITZEUGEN BERICHTEN: Der Bergalinger Eugen Bächle wurde im Zweiten Weltkrieg mehrmals schwer verwundet. RICKENBACH-BERGALINGEN. Im Winter 1946/47 verfasste der damals 22-jährige Bauernsohn Eugen Bächle einen 60 Schulheft-Seiten umfassenden Rückblick auf seine zweieinhalbjährige Zeit als Kriegsteilnehmer. Die in gut leserlicher Druckschrift festgehaltenen Erinnerungen hat er ebenso wie sein Wehrmachts-Soldbuch gut verwahrt und somit für den Erhalt von Zeitdokumenten gesorgt. Wenn Eugen Bächle vom Krieg erzählt, hat er die Bilder von damals noch immer deutlich vor Augen. Angefangen von der Panzerschützenausbildung in Böblingen über seinen schweren Verletzungen in den letzten Kriegswochen bis hin zur glücklichen Heimkehr als Jungsoldat, dem eine Gefangenschaft erspart blieb. Im Februar 1942 begann mit der Musterung in Wehr der einschneidende Lebensabschnitt, der in Bergalingen auch Alfred Bächle, Ernst Schmid und Otto Matt betraf. Erst zehn Monate später lernte Eugen Bächle das Soldatenleben richtig kennen. Für die Ausbildung zum Richtund Ladeschützen von Panzereinheiten ging es zuerst nach Böblingen, dann nach Milowitz im besetzten Tschechien und später zur Panzerersatzabteilung in Kamenz bei Dresden. Im Verlauf des Jahres 1943 wurde er als 19-Jähriger verschiedenen Kompanien und Arbeitsdiensten zugeteilt. Zwischendurch gab es Ernteurlaube und auch einen Erholungsurlaub. Im Dezember 1943 ging es mit einer neu gebildeten Panzerabteilung nach Holland, wo Eugen Bächle im Februar durch eine Blutvergiftung an der rechten Hand einige Wochen nicht voll einsatzfähig war. Vier Monate später wurde seine Abteilung in Südfrankreich zur Kontrolle von Partisanen gebraucht. "Wir wussten meist nicht, wohin es am nächsten Tag ging", erinnert sich Bächle an die unruhige Zeit, in der seine Kompanie aber in keine schwere Gefechte verwickelt wurde. Auf einem Bahntransport von Frankreich über Deutschland zum neuen Einsatzgebiet in Italien überlebte er ein Zugunglück bei Neu-Ulm, bei dem es Tote und Verletzte gab. Gefährlich wurden die Transporte auch durch zunehmende Fliegerangriffe der Alliierten. Als Verwundeter das Flüchtlingsdrama erlebt Anfang Juli erlebte Eugen Bächle bei einem starken Fliegerangriff die schlimmsten Seiten des Krieges am eigenen Leib. Zunächst von Bombensplittern am Kopf verletzt, wurde er mit Kameraden unter einer im Bombenhagel umstürzenden Hausmauer begraben. Die Bilanz dieses Angriffs hielt Bächle in seinen Erinnerungen fest. "Es gab über 15 Tote und 20 Verwundete, die in ein Lazarett in Niederschlesien gebracht wurden." Nach der Genesung ging es erstmals als junger Ausbilder wieder zum Panzerstützpunkt nach Kamenz, wo die Lage ab Januar 1945 durch das Vordringen russischer Divisionen immer kritischer wurde. Wenige Wochen vor Kriegsende war Eugen Bächle als Erkunder im schlesischen Ratibor im Einsatz und wurde am 6. April bei einem Angriff auf russische Stellungen von Granatwerfern und Handgranaten schwer am rechten Fuß, am Oberschenkel und Oberarm sowie am linken Unterschenkel und am Knie verletzt. Nach Operationen im Feldlazarett bei Mährisch Neustadt erlebte er weitere schreckliche Momente der Soldatenzeit: Der Lazarettzug, der die Verwundeten in sichere Gebiete bringen sollte, kam bei Fliegerbeschuss nur langsam voran, und das ganze Ausmaß des Flüchtlingsdramas wurde sichtbar: "Wer das nicht mitgemacht hat, kann sich kein Bild von dem Elend machen – in die Flüchtlingsscharen wurde mit Bordwaffen geschossen und zwischen den Menschen rannte das Vieh panisch hin und her, und unter uns Verwundeten gab es neue Verwundungen." Am 8. Mai, dem Waffenstillstandstag, kämpfte sich Eugen Bächle mit einem Kameraden auf eigene Faust in Richtung Westen durch. Obwohl noch viel Blut aus ihren Wunden floss – sie waren nur notdürftig mit Papierfetzen verbunden – schleppten die beiden sich in Finken statt Schuhen vorwärts. Gleichzeitig war es ihren Verwundungen zu verdanken, dass sie von den überall nachrückenden russischen Soldaten nicht gefangen genommen wurden. Auf dem weiteren Weg halfen Ortsansässige mit Essen und anderen nützlichen Dingen weiter. Sogar Fahrräder bekamen sie geschenkt. Pfingsten 1945 musste Eugen Bächle – inzwischen in der Nähe der amerikanischen Zone – noch ein weiteres Mal in einem Krankenhaus unter russischer Leitung operiert werden. Am 9. August kam der Bergalinger nach 1000 Kilometer Wegstrecke abends in Wehr an, wo ihm für den Anstieg auf den Hotzenwald eine Bürgerin mit einer reichen Vesper stärkte. Wegen des starken Regens lieh sie ihm auch einen Hut, den Mutter Bächle ihr später zurückbrachte. Als Eugen Bächle den heimischen Hof betrat, schliefen die Eltern schon. Für sie war die Heimkehr des Sohnes ein Segen, auch weil der andere Sohn Hans schon früh im Krieg gefallen war. http://www.badische-zeitung.de/rickenbach/die-bilder-sind-noch-sehr-lebendig