Neuwerker Rundblick - Cuxhavener Nachrichten

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Neuwerker Rundblick - Cuxhavener Nachrichten
Freier
Verkauf:
1€
Nr. 13 / April 2014
Neuwerker Rundblick
• Sturmflut auf Neuwerk
• Aus 80 Jahren rund um Neuwerk
• Schummriges Turmlicht
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Zeitung für die Insel und das Festland
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Neuwerker Rundblick
Nummer 12 / Juli 2013
53° 54’ 54,8’’ N, 8° 29’ 45’’ O
Neuwerk: »Eine Handvoll Erde«
itten im Wattenmeer, umgeben von Ebbe und Flut
liegt Neuwerk, die kleine
grüne Insel. Hier schmeckt die
Luft nach Nordsee.
M
Von oben betrachtet liegt das Eiland wie ein grünes Blatt im Wasser
zwischen den Salzwiesen und dem
schützendem Deich. ...
Wattwurmhügel und Muschelbänke säumen
den Wattweg.
Auf der Insel angekommen,
den Rucksack
beiseite gestellt,
werden
die
Sinne frei für
neue Eindrücke: die Morgenstimmung am Meer, die Stimmen der
Vögel, das rauschen des Windes, die
Unendlichkeit des Gezeitenflusses.
Viele Besucher kommen aus Ballungszentren. Sie lassen Lärm, Hektik und Staub hinter sich und vergessen schnell den Alltag. Hier
erleben sie ohne Stress Wandern,
Baden, Kutschfahrten durchs Watt
nach Scharhörn oder auch nur Faulenzen in kostenloser Meeresluft,
die jodhaltig, sauerstoffreich und
fast pollenfrei ist.
Ein Besuch bei der Inselmalerin
mit ihren eindrucksvollen Bildern
Liebe Leserin, lieber Leser!
im letzten Herbst hatten wir berichtet, dass Bemühungen aller Beteiligten zum Erhalt des Neuwerker TurmLeuchtfeuers laufen. Nun können wir den Erfolg vermelden: die Hamburg Port Authority (HPA) hat vom
Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) den technischen Betrieb und die Wartung übernommen. Das WSA
musste den Betrieb abgeben, da das Leuchtfeuer seine seefahrerische Bedeutung verloren hat. Damit mussten auch Ausrichtung, farbige Kennzeichnung und Leuchtweite verändert werden.
Leider wurde nun das Licht so weit reduziert, dass es kaum noch von allen Punkten auf der Insel, geschweige denn während der Nachtstunden z.B. aus dem Watt zu sehen ist. Das ist bedauerlich, findet nicht
nur Frank Tousaint von der Interessengemeinschaft Seezeichen e.V (in diesem Heft).; natürlich sagen in erster Linie die Insulaner und die Freunde der Insel: »Das muss verändert werden, das Licht muss erkennbar
strahlen!«
Gern drucken wir im RUNDBLICK auch Ihre Meinungen und Beiträge, sind es doch zumeist lesenswerte Erinnerungen und Anekdoten aus dem Leben der Insel. So auch in diesem Heft von Ursula Toussaint, die auf
stolze achtzig Jahre »Urlaub auf der Insel« zurückblickt oder von der Familie, die im »Urlaubsaustausch«
vier glückliche Wochen auf Neuwerk verbrachte.
Orkan »Kyrill« zerstörte im Januar 2007 auf Neuwerk die – mittlerweile wieder aufgebaute – Ostbake. Sturmtief »Xaver« erfasste Deutschland am 6. Dezember 2013; kaum nennenswerte Schäden ausser umgestürzten Bäumen
und »fliegenden Dachziegeln« wurden vermeldet. Wie hoch das Wasser aber
stand, schildert Svenja Tidau in ihrem Bericht. Kaum vorstellbar, wenn man
im Sommer auf dem Deich steht und ins Vorland blickt!
Der RUNDBLICK wünscht allen Leserinnen und Lesern ein wunderschönes
Frühjahr und freut sich mit Ihnen auf ein Wiedersehen auf der Insel.
Ihr
Ralf Flechner, Herausgeber
wie auch ein Bestaunene der größten Naturbernsteinsammlung ist ein
unbedingtes Muss.
Nach wenigen Tagen verspürt man
die gesundheitsfördernde Wirkung
des Inselaufenthaltes. Auch mal eine
stürmische See mit tosendem Wind
und hohen Wellen kann ein gewaltiges, schönes Schauspiel sein. Schon
ein tag auf Neuwerk oder eine Nacht
im Heuhotel und selbstverständlich
der längere Urlaub bedeutet unbeschwertes Erleben auf einer »Handvoll Erde« mitten im Meer. ...
Und immer wieder ist es schön zu
sehen: das Meer läuft weg und
kommt doch zurück. Die gastfreundlichen Insulaner haben sich
auf das Leben mit dem Meer eingelassen und entschieden, im Einklang
mit der Natur zu leben und den
Charakter der grünen Insel zu erhalten. Sie haben sich den Naturgewalten angepaßt ohne sich ihnen
auszuliefern.
Auch ich werde wieder hier sein!
Jürgen Schmidt / Schwanewede
IMPRESSUM
NEUWERKER RUNDBLICK
Zeitung für die Insel und das Festland –
m.MEDIENPRODUKTION GmbH, Hamburg
Erscheint als Beilage in den
CUXHAVENER NACHRICHTEN
in Kooperation mit der Cuxhaven-Niederelbe
Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG.
Kaemmererplatz 2, 27472 Cuxhaven,
Telefon: (04721) 585-0, Fax: (04721) 585-336
Auflage: 15.800 Exemplare
Redaktion:
m.MEDIENPRODUKTION GmbH
Ahornweg 19, 22395 Hamburg,
Tel.: (040) 6047571,
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Ralf Flechner (rf) (V.i.S.d.P.)
Anzeigenverkauf
Lothar Arndt, Telefon (04721) 585-302,
Fax (04721) 585-230, [email protected]
und
m.MEDIENPRODUKTION,
Tel.: (040) 6047571, Fax: (040) 6045771,
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Satz, Grafik und Gestaltung:
Hauke Brüggemann
Druck: Druckzentrum Nordsee,
Am Grollhamm 4, 27574 Bremerhaven
Alle namentlich gezeichneten Beiträge
sind in der Verantwortung der Autoren
Titelfoto: Peter Ebert
Nummer 12 / Juli 2013
Neuwerker Rundblick
Austernfischer ist »Seevogel des Jahres«
VON JORDSAND E.V.,
FOTO: WERNER FLEGEL
er Austernfischer ist der
Seevogel Jahres 2014.
Dieser Titel wird in diesem Jahr erstmalig vergeben.
Der Verein Jordsand zum
Schutze der Seevögel und der
Natur e.V. hat den schwarz-weißroten Vogel ausgewählt, um auf
den starken Rückgang dieser Art
hinzuweisen.
D
Auch wenn der Rückgang des Austernfischers hier im Hamburgischen Wattenmeer nicht merklich
ist (konstant über Jahre etwa
500 bis 1000 Brutpaare
auf Neuwerk), so sank
allein im schleswigholsteinischen Wattenmeer die Zahl
der Brutpaare in
den letzten 15 bis
20 Jahren um 50
Prozent auf nur
noch etwa 10.000.
Insgesamt brüten im
Wattgebiet von Borkum
bis Sylt sowie im küstennahen Binnenland noch über 25.000
Paare. Auch europaweit nahmen
die Bestände von rund einer Million auf etwa 800.000 ab. Die
Gründe für den Niedergang des
taubengroßen Küstenvogels sind
vielfältig. Wissenschaftliche Untersuchungen deuten darauf hin, dass
eine Hauptnahrungsquelle der
Vögel, das sind Herz- und Miesmuscheln, nicht mehr ausreichend zur
Verfügung steht. Zum anderen ziehen Austernfischer an der Festlandküste zu wenige Junge groß. Vor
allem Raubsäuger wie der Fuchs
plündern viele Gelege. Ein weiterer
Grund könnte der von der Klimaerwärmung angetriebene Anstieg
des Meeresspiegels sein. Läuft das
Wasser im flachen Watt höher auf,
dann verbleibt den Vögeln wenig
Zeit für die Suche nach Muscheln
und Wattwürmern. Auch Frühsommerfluten zur Brutzeit haben zugenommen. Dabei werden viele Gelege zerstört und Jungvögel
ertrinken. Ein weiteres
Problem ist ebenfalls
Folge des Klimawandels: Die Pazifische
Auster breitet sich
im
Wattenmeer
stark aus und verdrängt vielfach die
Muschelbänke der
einheimischen
Arten. Auch das
könnte die Nahrungsgründe des Austernfischers einschränken. Denn, auch
wenn der Vogel so heißt, die harten
Austernschalen kann er trotz seines
langen kräftigen Schnabels nicht
knacken.
Im Hamburgischen Wattenmeer
ist der Austernfischer übrigens das
Maskottchen des Nationalparks
und der Verein Jordsand trägt ihn
seit Gründungsbeginn vor mehr als
100 Jahren in seinem Logo.
Der Austernfischer
Der Austernfischer gehört zur Vogel-Ordnung Charadriiformes
(Schnepfen, Möwen- und Alkenvögel). Die Familie Haematopodidae
(Austernfischer) umfasst weltweit 11 Arten und mehrere Unterarten.
Kennzeichen: Kompakter 39 bis 44 Zentimeter großer Watvogel mit
etwa 6,5 bis 9 cm langem Schnabel . Seine markanten »kliip-kliipkliip«- Rufe sind weithin zu hören. Die schwarze Oberseite kontrastiert mit weißem Bauch und Hals. Wegen seiner kontrastreichen Färbung mit schwarz-weißem Gefieder und knalligem Rot von Schnabel
und den langen Beinen wird der etwa 40 Zentimeter große Austernfischer auf den Inseln auch »Halligstorch« genannt. Im Flug ist ein
breiter weißer Flügelstreif auffällig.
Verbreitung: Nord- und Mitteleuropa mit Schwerpunkt Inseln und
Küsten, auch im nördlichen Mittelmeer. Anteil der größten Brutpopulationen: Großbritannien 30%, Niederlande 30%, Norwegen 11%,
Deutschland 9%. Im Winterhalbjahr nutzen rund 300.000 Exemplare
das Wattenmeer als Überwinterungsgebiet, darunter große Scharen
von Zugvögeln aus dem Norden und Nordosten Europas.
Lebensraum: Strände, Dünen, Salzwiesen, Wiesen- und Weideland
sowie trocken fallende Wattenmeerflächen. Im Binnenland meist
nahe von Flüssen auf extensiven Weiden und Äckern. In Skandinavien vor allem auch an Felsküsten.
Brut: Austernfischer brüten in flachen Mulden in meist niedrigem
Gelände von Salzwiesen, Wiesen und Äckern. Die im Durchschnitt
drei Eier umfassenden Gelege werden in 24 bis 27 Tagen ausgebrütet.
Die Jungen verlassen sofort das Nest, werden nach 32 bis 35 Tagen
flügge und auch danach noch längere Zeit von den Eltern geführt.
Bruterfolg: Statistisch überleben nur 0,3 Jungvögel pro Paar die
Brut- und Aufzuchtzeit, an der Festlandküste noch weniger. Besser ist
die Situation auf den Halligen. Gründe für den geringen Bruterfolg
sind Prädatoren wie Füchse und Möwen, zunehmende Überflutungen während der Brutzeit und Störungen durch Menschen.
Lebenszyklus: Eine der langlebigsten Limikolen mit einem Höchstalter von 43 Jahren. Geschlechtsreif vom 3. bis zum 5. Lebensjahr an.
Lange Partnertreue von bis zu 20 Jahren ist nachgewiesen.
Wanderungen: Die meisten der nordischen und heimischen Austernfischer überwintern im Wattenmeer sowie in Flussmündungsgebieten Großbritanniens und Frankreichs. Einige ziehen auch bis Marokko und Mauretanien sowie bis Ghana.
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Neuwerker Rundblick
Nummer 12 / Juli 2013
Sturmflut: Xaver besucht
ie Winterzeit auf der Insel
Neuwerk ist oft beschaulich und ruhig, außer,
wenn sich Besuch wie der von
Xaver ankündigt. Die Sturmflut
erfasste Deutschland am 6. Dezember 2013 und ermöglichte
der sensationsbewussten Medienlandschaft tagelang spektakuläre
und dramatische Bilder.
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Das Schauspiel, das Xaver auf Neuwerk bot, war letztendlich weniger
gefährlich denn faszinierend. Das
Wetter wechselte im Viertelstundentakt zwischen Hagelschauer und
Sonne, Wellen brachen sich an der
Eichenpfahlwand und am Schiffsanleger und wehten die Gischt an den
Deich.
Der Radarturm und das Badehäuschen im Nordvorland waren zum
Wasserhöchststand komplett vom
Meer umgeben. Auch die Vorländer
waren überflutet, so dass das Wasser
bis auf wenige Meter an den Winterdeich heran reichte und an einigen
Stellen sogar die Deichkrone erklomm.
Xaver erobert den Flipper-Anleger
(Fotos: Werner Flegel und Philipp Krüger).
Das Vorland steht unter Wasser. (Foto: Philipp Krüger).
Nummer 12 / Juli 2013
Neuwerk
Neuwerker Rundblick
VON
SVENJA TIDAU
Da viele Seevögel Schutz auf Neuwerk und insbesondere zwischen dem kleinen Streifen von Deichkrone zum Wasser suchten, konnte riesige Trupps von
Austernfischern und Knutts hautnah erlebt werden. Auch Brandgänse badeten
ganz nah am Deich und ließen sich in großer Zahl beobachten. Nicht zuletzt rasteten zahlreiche Silbermöwen rund um die Insel.
Für die HPA (Hamburg Port Authority) bedeutete die Sturmflut Arbeit rund um
die Uhr. Deiche sichern, die Sturmflut im Auge behalten und die Inselbewohner
auf eine eventuelle Evakuierung vorbereiten. Die Flut stoppte glücklicherweise
zum Wasserhöchststand an der Deichkrone, so dass eine Sicherung der Personen
nicht notwendig wurde. In diesem Fall hätte die Turmwurt mit ihrem eigenen
Deich im Inneren der Insel Zuflucht geboten.
Die Pfahlwände halten stand, das Wasser
Auf Scharhörn hinterließ Xaver bleibenden Eindruck. Da die Düneninsel anders
schlägt bis an den Deich (Foto: Philipp Krüger).
als Neuwerk nicht von einem Deich geschützt wird, waren die Folgen verheerend. Insbesondere im Nordwesten kam es zu massiven Abtragungen
an der Dünenkante, Sandanlandungen durch das eingedrungene Wasser sind im Inselinneren zu finden. Eine nächste Sturmflut wird es
Spülsaum an der Deichkrone: Am nächsten Tag wird deutlich,
leicht haben, einen Teil der Insel ins Meer zu befördern, die Dünenwie knapp Neuwerk einer Überflutung des eingedeichten Bekante ist teilweise nur noch kniehoch.
reiches entkommen ist. (Foto: Lennard Giesenberg).
Staatsanleger mit »Land unter«
(Foto: Lennard Giesenberg).
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Neuwerker Rundblick
Nummer 12 / Juli 2013
Verein Jordsand verleiht den
»Silbernen Austernfischer«
VON IMME
FLEGEL
achdem der markante und
beliebte Küstenvogel offiziell zum »Seevogel des
Jahres 2014« gekürt wurde, vergab der Verein Jordsand zum ersten Mal eine kleine silberne
Kopie seines gefiederten Vereinssymbols an verdiente Vogel- und
Artenschützer.
Die Wahl bei der Premiere dieser
Auszeichnung, die dazu dienen soll,
besonderes Engagement im Verein
und für die gemeinsame Sache zu
würdigen, fiel auf Erika Vauk-Hentzelt und ihren Mann Gottfried Vauk.
»Beide waren lange Jahre ehrenamtlich für den Verein aktiv. Gottfried 1978 als Vorstandsmitglied und
von 1979 bis 1990 als
Vorsitzender. Seine Frau
Erika war ebenfalls jahrelang als Vorstandsund Beiratsmitglied sehr
aktiv«, würdigte der Vorsitzende Eckart Schrey
die beiden Biologen in
seiner Laudatio. »Mit
ihren Namen verknüpfen sich echte Meilensteine unserer Vereinsgeschichte«, fuhr er fort.
So gehe die Gründung
der Vereinszeitschrift
»Seevögel« auf Gottfried Vauk zurück, der
diese im Jahr 1979 aus
der Taufe hob. Meeresmüll, Ölverschmutzung,
die Gefahr für Zugvögel
durch Windkraftanlagen
- in vielen Themengebieten haben die Vauks
stets geforscht und gewarnt, bevor andere InErika Vauk-Hentzelt präsentiert stolz den
stitute oder WissenSilbernen Austernfischer
N
schaftler die Probleme realisiert hätten.
»Das herausragende Thema war
aber die dramatisch zunehmende
Ölpest in den 1980er Jahren. Diese
Zunahme war überhaupt erst dadurch nachweisbar, dass Gottfried
Vauk seit 1960 bereits ein ÖlopferMonitoring auf Helgoland etabliert
hatte. Es gelang der VerursacherNachweis – hauptverantwortlich war
der modernisierte Schiffsbetrieb,
der nicht nutzbare Brennstoffrückstände über Bord pumpte. Generationen von Freiwilligen kontrollierten Strände und entsorgten die
verölten Kadaver. Tausende waren
es – ohne dass es ein spektakuläres
Schiffsunglück gegeben hätte. Es
war einfach die verantwortungslose
Abfallentsorgung im Meer – eine
chronische Ölpest. Das unmittelbare Erleben des langsamen Sterbens dieser Kreaturen, sowie die
Ohnmacht, hier nichts mehr tun zu
können, ließ viele von uns zu Überzeugungstätern im Umweltschutz
werden.«
Auf die Frage des Kapitäns eines
Ölbekämpfungsschiffes nach tagelangem Einsatz, wie lange er denn
weitermachen solle, der Einsatz
koste schließlich enormes Geld, erinnert sich Eckart Schrey noch
genau. Vauk: »Am besten, bis kein
Öl mehr da ist. Ein 5-Markstück-gro-
ßer Fleck im Gefieder reicht aus, um
einen Vogel umzubringen.« Materielle Gesichtspunkte zählten bei
Gottfried Vauk nie.
Erika und für Gottfried Vauk »Wir
nehmen es als Auftrag im Sinne des
Ehepaars Vauk weiterzuarbeiten für
den Erhalt unser Seevogelwelt, für
die Natur und unsere eigenen Lebensgrundlagen«, gibt Eckart Schrey
bekannt.
Aber was wäre der Verein Jordsand
ohne die ehrenamtliche Bildungsund Öffentlichkeitsarbeit. Und hier
ist vor allem auch Erika zu nennen,
die unzählige Führungen durchgeführt und Spenden eingesammelt
hat. In dieser Zeit wurde in den
Schutzgebieten des Vereins das Führungsangebot ausgeweitet und mehrere Info-Zentren eingerichtet.
it der Verleihung des »Silbernen
Austernfischers«
möchte der Verein Jordsand an diese Haltung und an ihre
beherzte Vertretung nach außen erinnern, auch Widerständen gegenüber. Eine Haltung, die für Erika
und für Gottfried Vauk charakteristisch ist. Der Verein Jordsand
nimmt diese Einstellung als Auftrag,
in diesem Sinne weiterzuarbeiten
für den Erhalt der Seevogelwelt, für
die Natur und für unsere eigenen
Lebensgrundlagen.
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Neuwerker Rundblick
Von hell nach schummrig:
Turmlicht schwächelt
A
VON
m 10. Februar war es soweit. Früh morgens ließen
sich einige Mitarbeiter des
Wasser- und Schifffahrtsamtes
Cuxhaven (WSA) am Neuwerker
Radarturm abholen, wo die
»Baumrönne« sie abgesetzt
hatte.
Sie fuhren zum Leuchtturm, um
das Feuer nach fast 200 Betriebsjahren zu löschen. Es war am 23.
Dezember 1814 gezündet worden
und wurde nun durch eine vom
Festland nicht mehr wahrnehmbare
Lampe ersetzt. Das Feuer ist für die
Elbschifffahrt nautisch nicht mehr
bedeutsam. Das WSA hat es daher
an die Hamburg Port Authority
(HPA) übergeben.
Was schon einige Zeit angekündigt war, ist damit Wirklichkeit geworden.
Die Nachrichten für Seefahrer
schrieben am 7. Februar von der
»Abschaltung« und tatsächlich ist es
das wohl »gefühlt« auch. Lediglich
auf der Insel ist das neue, schwache
Licht noch zu sehen - bei weitem
überstrahlt von jedem beleuchteten
Fenster der Turmfront, erst recht
von den Lampen des Vorplatzes
und der umliegenden Häuser.
Für viele Neuwerker und Cuxhavener ist das alles unverständlich.
Sollten die Nautiker und Lotsen
sich wirklich von einem einfachen
weißen Festfeuer irritieren lassen?
Naja, man steckt nicht in diesen Personen drin, aber weiter elbaufwärts soll es ja
noch mehr weiße Festfeuer geben.
Touristen und Insulaner halten immerhin
zu ihrem Turm: Ak-
FRANK TOUSSAINT
tive des Neuwerker Fördervereins
wollen an einem Samstag in den
Sommermonaten eine Geburtstagsfeier zum 200-sten des Leuchtfeuers veranstalten.
Es ist vielleicht kein schlechtes
Omen für ein helleres Licht, wenn
schon mal gefeiert wird, obwohl
der eigentliche Geburtstag erst im
Dezember ist.
»Des Feuers Ende – bleibt der Leuchtturm Neuwerk dunkel?«
Sonnenuntergang vom Turm gesehen (Foto: Toussaint)
Seit 2007 erzeugten Halogenlampen das Licht im Turm, das jetzt eingebaute Licht (rechts) erinnert eher an eine Stehleuchte (Fotos: Toussaint/Krüger)
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Seit vergangenem Jahr gibt es keine Grundschulkinder
auf Neuwerk; für »Nachwuchs« ist aber gesorgt!
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k 2010
2009: die Ostbake
steht wieder!
Den Fahrplan der M.S. Flipper finden Sie auf www.cassen-eils.de
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Service: Schiff, Wattwagen und Wattführung
Schiff
ab Cuxhaven
Cuxhaven – Neuwerk
Wattführung
Neuwerk – Cuxhaven
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Wattwagen
Duhnen Sahlenbg. Sahlenburg
Schiff ab
Neuwerk
Wattführung NW
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Wattwagen
ab NW
Schiff
ab Cuxhaven
Neuwerk – Cuxhaven
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Duhnen Sahlenbg. Sahlenburg Neuwerk
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17.00
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Di.
17
12.30
09.00
09.30
10.15
17.00
08.45
Di.
3
13.00
09.15
09.45
10.30
17.30
09.00
Mi.
18
13.30
09.45
10.15
11.00
18.00
09.30
Mi.
4
13.30
09.45
10.15
10.45
18.00
09.15
Do.
19
14.00
10.45
11.15
11.45
18.30
10.15
Do.
5
14.00
10.30
11.00
11.30
18.30
10.00
Fr.
20
15.00
11.30
12.00
12.30
20.00
11.00
Fr.
6
15.00
11.15
11.45
12.15
19.00
10.45
Sa.
21
16.00
12.30
13.00
13.30
20.00
12.00
Sa.
7
16.00
12.15
12.45
13.15
19.30
11.45
So.
22
17.00
13.45
14.15
14.45
20.30
13.15
So.
8
07.30
13.30
14.00
14.30
20.00
13.00
Mo.
23
08.30
15.30
10.30
Mo.
9
08.30
15.30
10.30
14.15
Di.
24
09.00
16.45
11.30
15.30
Di.
10
09.00
16.30
11.30
15.15
Mi.
25
09.00
17.45
12.30
16.30
Mi.
11
09.00
17.30
12.30
16.15
Do.
26
09.00
07.15
13.30
17.15
Do.
12
09.00
07.00
13.00
17.00
Fr.
27
09.30
07.45
14.00
18.00
Fr.
13
09.30
07.30
14.00
18.00
Sa.
28
10.00
07.15
08.30
15.30
18.45
Sa.
14
10.00
07.15
08.15
15.00
18.45
So.
29
11.00
08.00
08.45
16.00
19.15
So.
15
11.00
08.00
08.30
16.00
19.30
Mo.
30
11.30
08.30
09.30
16.00
20.00
07.30
14.00
08.00
14.00
14.15
(Quelle: www.helgolandreisen.de / Anmeldungen erforderlich / Änderungen vorbehalten)
Cuxhaven – Neuwerk
April
Nummer 12 / Juli 2013
Neuwerker Rundblick
11
Vier Paderborner auf der Insel
VON
ELKE VIETH UND MANFRED WEBEL
o sieht eine echte win-winSituation aus: Eine Familie
fährt in den Sommerurlaub,
eine andere Familie genießt das
Inselleben – vier Wochen lang –
der reine Luxus. Wir, die »Insulaner für einen Sommer«, leben eigentlich in Ostwestfalen, in
Paderborn, kennen Kirchengeläut, Großstadtverkehr und reichlich Einkaufsmöglichkeiten. Wir,
das sind Manfred, Elke, Levin (10
Jahre) und Joran (8 Jahre).
S
Neuwerk, diese kleine Insel kennen wir, weil Imme, die Leiterin des
Nationalpark-Hauses, unsere Nichte
bzw. Tante ist. Also, wir wissen worauf wir uns einlassen, wenn wir auf
der Insel vier Wochen das Haus einhüten. Dachten wir, aber es wurde
noch viel eindrucksvoller als erwartet. Und besonders an diesem Tag:
Morgens recht früh
Klack, klack, klack, dieses eingängige, uns mittlerweile so vertraute
Hufeisengeräusch der Kutschpferde,
kommt näher. Levin springt vom
Frühstückstisch auf, rennt auf den
Deich, schaut gespannt auf die Insellauffahrt und freut sich, die alltäglich ziehende Karawane von Wattwagen zu erblicken. Ein heimeliges
Gefühl, wenn die Kutscher seinem
aufgeregten Grüßen mit einem
wohlwollenden Nicken antworten.
Heute sind Gäste für uns dabei: der
Opa und zwei befreundete Familien
kommen. Plötzlich sind wir 13! Die
erste Begrüßung findet am WattwaIrgendwann ist
gen statt, wir laufen ein Stück mit,
der schönste
tauschen die wichtigsten Infos aus
Urlaub vorbei:
und treffen uns später. »Unsere«
»Danke euch
Ostwestfalen checken ein, die Jungs
allen. Wir
radeln schnell zum Hotel und holen
kommen wiedie Freunde ab. Bei uns gibt es Kafder!«
fee und Apfelkuchen. Ein bisschen
auch als Gegenleistung für die mitgebrachten Lebensmittel vom Fest- schwimmen, die Leiter erwischen, leuchtenden Teilchen, jede Schwinland, denn auf Neuwerk gibt es kei- hoch klettern und gleich wieder hin- gung eine Strömung von Energie
nen Supermarkt.
ein! Herrlich!
und Leuchtkraft. Es ist das schönste
Feuerwerk, das wir jemals gesehen
haben, dieses Meeresleuchten.
Mittags Kniebombe altmodisch Es wird dunkel und
Die Sonne steht hoch am Himmel. märchenhaft
Die Flut verspricht uns und unseren Seit Tagen schon wird auf der Insel Der Abschied von der Rampe
Gästen eine herrliche Erholung: Ei- immer wieder von einer besonderen Nach kurzem seligem Schlaf heißt
gentlich fahren wir immer mit den Erscheinung gesprochen. Im Meer, es für unsere Freunde Abschied nehRädern zum Staatsanleger. Und da toben bei anhaltender Wärme men. Wir treffen uns früh am Mordann machen wir vier es wie immer: und bedecktem Himmel Abermillio- gen auf der Rampe zwischen LeuchtKlamotten abstreifen und ohne zu nen Irrlichter. Gerade heute seien turm und Hubschrauberlandeplatz.
zögern mit Anlauf in die Nordsee. die Bedingungen ideal.
Dann klingt es wieder: Klack, klack,
Das hinterlässt bei unseren Freun- Nach einem ordentlichen Abend- klack, die Wattwagen kommen.
den echt Eindruck, die sind nämlich brot und den Gesprächen von der Schön, dass ihr da ward. Wir dürfen
deutlich zögerlicher als wir und ste- beeindruckenden Bernsteinwande- noch bleiben!
hen noch immer nur mit den Füßen rung, in Feierlaune also, machen wir Wir vier haben uns übrigens oft gein der Nordsee. Die beste Methode 13 uns auf den Weg zum Strand. Wir fragt, ob wir wohl für immer auf der
ins Wasser zu springen, hat unser sind nicht allein! Der Tag war heiß, kleinen Insel in der Nordsee leben
Jüngster – Joran: Von ihm selbst jetzt, kurz vor Mitternacht, ist es könnten? Ja, aber … die Jungs
»Kniebombe altmodisch« getauft, dunkel, die Luft ist lau, die Nordsee müssten ein Internat besuchen und
macht er einen Hocksprung mit angenehm warm. Für das Schau- wir müssten Umschulen. Stattdeseinem abgespreizten Bein und hält spiel muss man rein ins Wasser. Un- sen träumen wir – und erinnern uns
die Nase (altmodisch) zu. Platsch! beschreiblich! Alles funkelt, kleine, an die tollen Kunden in der NeuJetzt treiben lassen in Richtung Ra- dynamische Lichtpunkte scheinen werkstatt, an Verlieren beim Neudarturm – aber nur ein kleines Stück vor der Bewegung weg zu springen. werkspiel »Einmal berühren«, an
– dann um den Anleger herum Wir tauchen komplett ein, vereini- einen liebenswürdigen Wattwagengen uns mit dem lebendigen Licht, fahrer, an die Geburtstagssahne, die
jede Welle eine Explosion von Sternschnuppen, die frischen Hühnereier, das tägliche Eis, die herzlichen Nachbarn auf Zeit. Danke euch
allen. Wir kommen wieder!
Am Nachmittag ins Watt: einen knitterigen Hut
auf dem Kopf, einen Kescher zur Hand, die Augen
auf den Boden gerichtet, die Nase halb im Watt –
dem Freund Martin ist die Rolle als Bernstein-Sucher wie auf den Leib geschrieben.
12
Neuwerker Rundblick
Nummer 12 / Juli 2013
Aus 80 Jahren rund um Neuwerk:
U
VON
URSULA TOUSSAINT
rsula Toussaint hat auf Bitte des Rundblicks ihre sehr per- vor der Ostseite der Insel Steinschüttungen und Lahnungen zur Landgesönlichen Erinnerungen an eine 80jährige "Urlaubskarriere winnung. Ihre Unterkunft waren Baracken, die binnendeichs an der Westaufgeschrieben. Dies ist der erste Teil, von 1934 bis 1960; der seite Neuwerks standen.
Beim Turm gab es noch keinen Laden und keine Turmschänke. Unsere
zweite Teil wird im nächsten NR zu finden sein.
Postkarten und Bonbons kauften wir bei Frau Griebel – dem Alter nach
müsste es die Großmutter des heutigen Inselobmanns sein. Sie bot in
einem kleinen verandaartigen Vorbau etliches zum Verkauf an.
Es machte Spaß, hier mit circa 75 Mädchen zusammen zu sein. Morgens
holten wir für das ganze Heim Milch. Mit einer 5-Literkanne ausgestattet
gingen je zwei Mädchen zu Fock, zu Fischer und zu Von Kroge, die damals
noch auf der Insel wohnten. Zuhause hatte mir Milch nie recht geschmeckt, aber unterwegs aus dem Kannendeckel war das nun etwas ganz
anderes!
Vor dem Turm gab es eine Pumpe, wo wir uns die Hände waschen konnten. Trinken durften wir das Wasser nicht. Ein Stück weiter, im westlichen
der beiden Wärterhäuser, wohne der Leuchtturmwärter, Herr Sumfleth,
mit dem wir uns an schnell anfreundeten. Er erzählte uns Geschichten
von Störtebeker und der Hanse.
1934 um die Pfingstzeit war ich erstmalig mit meiner Schulklasse auf
Neuwerk. Untergebracht waren wir im Schulheim am Turm, das damals
zu meiner Grundschule Barmbeker Straße gehörte. Vier Stunden waren
wir mit der »Jan Molsen« von den Landungsbrücken die Elbe hinuntergefahren. In Cuxhaven stiegen wir an der »Alten Liebe« in die »Nige Oge«,
die uns auf die Insel brachte.
Das Schulheim hatte Herr Gechter, unser Schuldirektor, 1920 für unsere
Schule erworben. Er war früher selbst Lehrer auf Neuwerk gewesen. Die
Insel war damals noch sehr kahl – kein Baum, kein Strauch auf dem Kanonenberg. Abends in unserem Schlafraum unterm Dach hörten wir die
Frösche im Teich quaken. Neuwerk, das war Natur pur!
Als erstes machten wir natürlich einen Rundgang auf dem Deich und
staunten nicht schlecht über ein völlig rosafarbenes Vorland: die Grasnelken standen in voller Blüte! Es gab auch noch einen Signalmast, den
ich aber nie in Benutzung gesehen habe. Er stand nahe der Stelle, an der
der Wattenweg über den Deich führt. Etwas weiter, vor der Einfahrt zum
Inneren der Insel, gab
es noch einen Backsteinschuppen in dem
ein
Rettungsboot
stand.
amals plante
man
noch,
Neuwerk mit
dem Festland zu verbinden. Dafür bauten
junge
Leute
des
Reichsarbeitsdienstes
D
Tagsüber erkundeten wir das Vorland, das voller Schafe, Kühe und
Pferde war. Die Möwen stießen kreischend auf uns herunter – wir schwangen Stöcke über den Köpfen, um sie abzuwehren. Bei Ebbe gab es auf
dem Watt vor der Fahrrinne riesige Seehundbänke. Auf allen Vieren krochen wir den Tieren entgegen, und sie guckten neugierig zu uns herüber,
bis sie zum Schluss doch lieber im Wasser verschwanden.
Unser Lehrer zeigte uns, wo Seenelken wuchsen. Wir fanden sie an der
Steinkante hinter der Ostbake an Stellen, die auch bei Ebbe nicht trokkenfielen und wo das Wasser immer etwas in Bewegung blieb.
Hier waren auch andere Naturfreunde unterwegs. So traf ich einen
Lehrer des Hamburger Christianeums, der mir später zeigte, wie
man Plankton beobachten kann: Er
tropfte Wasser zwischen zwei kleine
abgedichtete Glasscheiben und
schob sie in einen Diaprojektor. Je
wärmer und ungemütlicher es den
Einzellern wurde, desto schneller bewegten sie sich.
Bei Ebbe gingen wir in den Prielen
»Buttpedden«. Man musste fest zutreten, und wenn sich etwas unterm
Fuß bewegte schnell zugreifen. Doch
dafür fehlte uns wohl die nötige
Übung. Großer Jubel war zu hören, wenn jemand doch noch einen kleinen Butt fing. Sie waren kaum handtellergroß – Kindermord zu Neuwerk
in diesem Falle. Erheblich ausgewachsenere Exemplare sowie Krabben
brachte ein Fischerboot, das an der Anlegebrücke bei Fock gelegentlich
festmachte.
Nummer 12 / Juli 2013
Neuwerker Rundblick
13
Erinnerungen
Als ich die Volksschule verlassen hatte, fuhr ich in den großen Ferien als Helferin für die Schulklassen mit. Ein letztes
Mal im Juli – August 1939. 14 Tage später brach der Krieg aus.
– Von da an bis zum Kriegsende 1945 durften keine Besucher
auf die Insel. 1945 – der Krieg war vorbei – Gott sei Dank.
Schule und Uni hatten den Betrieb noch nicht wieder aufgenommen. So zog es mich bald wieder nach Neuwerk. Viel
hatte sich auf der Insel nicht verändert. Ich liebte die salzige
Luft und die Stimmungen, die Sonne, Wind und Wolken erzeugten. Von Cuxhaven fuhren Ausflugsdampfer auf die Nordsee hinaus. wollen auch nach Neuwerk.« Der Besitzer der Jacht war der Sohn vom
Abends konnte man wenn es windstill war, auf dem Deich die Musik Leuchtturmwärter Sumfleth. Wenn ich es recht erinnere, war er im Hamhören.
burger UKE tätig als Hals-Nasen-Ohrenarzt. Wie es der Zufall wollte, war
sein Mitfahrer der Bruder einer meiner Lehrerinnen. Irgendwo zwischen
ine große Feier war kurz nach dem Krieg der Neuwerker Feuer- dem Festland und der Insel fiel ihm unterwegs seine Brille ins Wasser. Er
wehrball. Zwischen hohen Bäumen, die knapp östlich des Mittel- peilte mit dem Daumen und meinte: »Die hole ich mir morgen bei Ebbe
wegs vor Fischers Haus nahe am Deich standen, drängten sich die wieder.«
Inselbewohner und viele Gäste vom Festland. Alle waren bester Laune, Am nächsten Tag – ich stand auf dem Steindeich neben dem Hafen – wer
und man erzählte sich, Lüder-Ernst Griebel könne einen ganzen Ochsen kommt mit seiner Brille winkend übers Watt: unser Mitsegler!
hoch stemmen. Schade, dass er es nicht vorgeführt hat.
Zu der Zeit lebte in einem kleinen Zimmer im Turm ein
Flüchtling aus Dresden: Erich Brodkorb. Er malte
zahlreiche Bilder von Neuwerk, die er dann
an Urlauber verkaufte. Da ich selbst gern
malte, war ich oft bei ihm oben. Dabei
zeigte er mir auch den Entwurf eines
Holzhauses, das er bauen wollte, wenn es
ihm gelänge, seine Familie aus der DDR
herüberzuholen Er meinte gelegentlich,
Menschen zu malen, das müsse er noch
üben. Als er dann eine dralle Köchin des
Schulheims fragte, ob er nicht Aktbilder
von ihr malen könne, hatte die ganze
Insel doch für eine Weile Gesprächsstoff.
Später gelang es ihm tatsächlich, das Holzhaus auf der Insel zu bauen
und seine Familie nachzuholen (heute steht auf dem Gelände das Holzhaus mit der Galerie Brinkmann. d.Red.).
In den folgenden Jahren verbrachten meine Eltern und ich regelmäßig
unseren Urlaub bei Fock auf Neuwerk. Als ich heiratete und sich Kinder
Einmal hatte mein Zug von Hamburg nach Cuxhaven Verspätung, und einstellten, war die Insel Neuwerk für sie der ideale Spielplatz.
an der Alten Liebe sah ich kein Schiff mehr. Ich fragte einen Segler, ob es Alle Fotos aus Besitz von U.Toussaint
schon abgefahren sei. »Ja,« meinte er, »Sie können mit uns fahren, wir Fortsetzung im Sommerheft des NR
E
14
Nummer 12 / Juli 2013
Neuwerker Rundblick
Flyway Initiative:
Zugvögel werden international
beobachtet und geschützt
VON
SVENJA TIDAU/VEREIN JORDSAND
Speckenstraße 48
27632 Dorum
Tel.: 0 47 42- 9 26 04 88
Fax: 0 47 42- 92 21 36
ährlich ziehen bis zu 12 Millionen Vögel durch das Wattenmeer auf ihrem Zug entlang des Ost-Atlantiks zwischen
den arktischen Brutgebieten und
ihren Überwinterungsquartieren
in Afrika. Auf dieser Reise stellt
das Wattenmeer Deutschlands,
Dänemarks und der Niederlande
den wichtigsten Trittstein für die
Zugvögel auf dem Zugweg dar,
um hier ihre Energiereserven aufzufüllen.
J
Nun ist am 04. Februar 2014 während der 12. Trilateralen Regierungskonferenz zum Schutz des Wattenmeeres im dänischen Tondern eine
Initiative zur Weiterentwicklung der
Kooperation auf der ostatlantischen
Zugroute der Küstenvögel verabschiedet worden (Wadden Sea Fly-
way Initiative). Darin
bringen die Unterzeichner ihren
Wunsch zum
Ausdruck, dass
die Zugvögel
entlang der
Ost-Atlantik
Zugstrecke
von den nördlichen Brutgebieten zu ihrem
zentralen
Zwischenstopp,
dem
Wattenmeer, und zu der
Afrikanischen Küsten besser
geschützt werden und Menschen
heute sowie zukünftige Generationen dadurch inspirieren und verbinden.
Die Flyway Initiative geht auf die
Anerkennung des Wattenmeeres als
U N E S C O
We l t n a t u rerbe in 2009
zurück. Mit
der offiziellen
und internationalen Anerkennung
als Weltnaturerbe hat das
UNESCO-Komitee auch
Forderungen
für den Erhalt
des Wattenmeeres aufgestellt. Dazu
sei es die Aufgabe
von
Deutschland
und den Niederlanden
und der Trilateralen Wat-
tenmeer-Kooperation mit Dänemark, die Zusammenarbeit
mit den afrikanischen
Anrainerstaaten der
Ost-AtlantikZugstrecke in
Bezug auf Management und
Erforschung von
Zugvögeln
und
ihrer
Abhängigkeit
vom Wattenmeer aktiv zu
stärken. Dänemark bewirbt sich 2014
für den Status zum Weltnaturerbe.
Von 2012 bis 2014 hat die trilaterale
Flyway Initiative an gemeinsamen
Methoden für die Erfassung von Zugvögeln gearbeitet und die Partner
aus Afrika beim Aufbau eigener Kapazitäten zur Zugvogelbeobachtung
unterstützt. Mit der jetzt verabschiedeten Erklärung haben die Unterzeichner auch einen Aktionsplan
2014-2020 verabschiedet. Zu den
Unterzeichnern gehören die Nationalparkbehörden
Niedersachsen
und Schleswig-Holstein und die zuständigen Niederländischen und Dänischen Behörden sowie Umweltund Vogelschutzverbände aus den
drei Staaten, darunter der Verein
Jordsand. Die für das Hamburgische
Wattenmeer zuständige Behörde für
Stadtentwicklung und Umwelt (BSU)
hat die Absichtserklärung und den
Aktionsplan aus finanziellen Gründen nicht unterschrieben, wird sie
aber trotzdem im konkreten Fall unterstützen. Stattdessen unterzeichnete sie die Strategie für nachhaltigen Tourismus im Wattenmeer
(Sustainable Tourist Strategy).
Nummer 12 / Juli 2013
Neuwerker Rundblick
Gänsespektakel auf Neuwerk!
VON JORDSAND E.V.
edes Jahr rasten Tausende Gänse auf ihrem Weg in ihre Brutgebiete in Sibirien im Wattenmeer.
Sie futtern sich in Seegraswiesen, Weiden und Salzwiesen die notwendigen Fettreserven an, um
die Strapazen der langen Reise durchhalten zu können. Tatsächlich legen etwa 10.000 Ringel- und
Weißwangengänse ihre Verschnaufpause im Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer ein. Erleben
Sie dieses phänomenale Naturschauspiel mit! Von Mitte April bis Mitte Mai bietet Jordsand Führungen und Veranstaltungen zum Thema „Gänse auf Neuwerk“ an. Möchten Sie wissen, was Gänse futtern müssen, um die anstrengende Weiterreise zu schaffen? Und wollten Sie schon immer mal wissen, wie man eigentlich so viele Vögel zählen kann? Dann kommen Sie mit auf Erkundungstour und
versuchen einmal, einen großen Trupp der eindrucksvollen Tiere mit Hilfe eines Spektives und einer
Zähluhr zu erfassen. Die Veranstalter sind bei der Bestimmung der Arten und der Durchführung der
Zählweise behilflich und freuen sich über Ihre Teilnahme.
Weitere Informationen erhalten Sie beim Verein Jordsand im Nationalpark-Haus Neuwerk unter
04721-395349 oder unter [email protected]
J
Jordsand-Jubiläum
VON
SVENJA TIDAU
er Verein Jordsand feiert 2014 gleich dreimal Geburtstag: 10 Jahre
Bestehen des Nationalpark-Hauses, 25 Jahre Betreuung der Düneninsel Nigehörn und 75 Jahre ist Scharhörn unter der Obhut des
Vereins! Der erste, der die Pflanzenwelt auf der Düneninsel Scharhörn beobachtete, war der ehemalige Insellehrer Heinrich Gechter 1926. Schnell
erkannte er die Bedeutung Scharhörns für die Vogelwelt und leitete durch
sein Engagement den Schutz der Insel als wichtige Rast- und Brutplatz für
Seeschwalben ein. Im Jahre 1939 wurde die Insel unter Naturschutz gestellt
und wird seitdem vom Verein Jordsand betreut.
Wie auch Scharhörn ist Nigehörn eine dynamische Insel, die in ihrer Größe
durch das Meer verändert wird. So wurde auf Nigehörn 1989 Sand zur Befestigung
künstlich aufgespült und wird seither der Natur überlassen. Der Vogelwart des Vereins Jordsand betreut die Insel Nigehörn von Scharhörn aus mit und sorgt für den Schutz dieses einmaligen Rückzugsgebietes für Seevögel.
Um den Besuchern die Vielfalt und Dynamik des Wattenmeeres rund um die drei Inseln Neuwerk,
Scharhörn und Nigehörn näher zu bringen, leitete Jordsand seit 1982 ein kleines Informationszentrum in der Vogtscheune der Turmwurt. Mit der Eröffnung des Nationalpark-Hauses 2004 wurde
die Ausstellung umfangreicher und konnte bis heute 180.000 Gäste empfangen. Bis 2015 wird die
Ausstellung im Nationalpark-Haus erneuert und noch attraktiver gestaltet, um langjährige wie neue
Besucher vom Hamburgischen Wattenmeer zu faszinieren.
Die Saison 2014 steht für den Verein Jordsand ganz im Lichte des dreifachen Jubiläums! Am Wochenende vom 27. bis 29. Juni feiert der Jordsand e.V. auf Neuwerk Geburtstag. Die Besucher erwartet Vorträge über die Geschichte und die Vogelwelt der Düneninseln Scharhörn und Nigehörn,
eine vogelkundliche Exkursion auf Neuwerk, eine Wanderung nach Scharhörn, sowie besondere Aktivitäten für die Gäste des Informationszentrums.
Informationen erhalten Sie im Nationalpark-Haus unter 04721 – 395349
oder unter [email protected].
D
15
16
Neuwerker Rundblick
Nummer 12 / Juli 2013
Wattführerverordnung:
Nur noch »geführte« Wattwanderungen?
er Neuwerker Rundblick befragt den Cuxhavener
NR: Ein paar Worte zur WattführerverWattführer Ralf Hofmann-Kramer zu der seit dem ordnung – Worum geht es hier?
01. September 2013 in Kraft getretenen WattführerRalf Hofmann-Kramer (RHK): Die
verordnung.
niedersächsische Landesregierung hat
eine Verordnung erlassen, die die Sicherheit im niedersächsischen Wattgebiet erhöhen soll. Es handelt sich um eine verbindlich vorgeschriebene Prüfung.
Tourenleiter sollen nachweisen, ob sie
mit den naturräumlichen Besonderheiten des Wattenmeers und dem Streckenverlauf vertraut sind und darüber hinaus
wissen, wie man sich in Gefahrensituationen richtig verhält. Wattführer müssen
also in Zukunft ein ärztliches Attest,
einen Erste-Hilfe-Kurs, das Schwimmabzeichen sowie einen Wissenstest rund
um die Natur und das Verhalten im Watt
vorweisen können.
NR: Was genau bedeutet die Verordnung in der Praxis?
RHK: Es ist für uns Wattführer keine
Schwierigkeit, diese Prüfung zu absolvieRestaurant
ren. Wir machen seit vielen Jahren WattZum Anker
führungen
im Cuxhavener Wattgebiet
Durchgehend warme
und
haben
entsprechende Erfahrung.
Küche mit regionalen
Spezialitäten.
Die finanzielle Seite ist jedoch nicht zu
»Tüdelüt« Frischer Räuvernachlässigen, die Prüfung kostet 500
cherfisch, Steinofenbrot
Euro.
In der Umsetzung vor Ort bedeuund vieles mehr vom
tet
es,
dass Gruppen, die eine Wande****HOTEL
Büffet, ideal für Gruppen
Urlaub in komfortablen Suiten
rung nach Neuwerk machen wollen, nun
und Doppelzimmern mitten
nicht mehr auf eigene Faust entlang des
im Weltnaturerbe Wattenmeer.
Prickenweges gehen können, sie müssen
sich einem geprüften Wattführer anschließen.
NR: Wie gefährlich ist denn der Weg
vom
Cuxhavener Festland nach NeuChristian Griebel
27499 Hamburg – Insel Neuwerk
werk?
Homepage: www.inselneuwerk.de
RHK: Der Weg nach Neuwerk ist marE-Mail: [email protected]
kiert
und mit Rettungsbaken zusätzlich
Tel.: 0 4721-2 95 61
Fax: 0 47 21-2 88 25
gesichert. Außerdem ist das Gebiet radarüberwacht. Trotzdem können natürlich bei Gefahr im Watt, wie z.B. plötzlich
auftretender Nebel nicht unbedingt alle
Wattwanderer gleichzeitig gerettet werden. Daher ist es sowieso sinnvoll, einen
erfahrenen und zuverlässigen Wattführer
an der Seite zu haben. Auch für Kinder
hat sich mit der Verordnung übrigens
etwas geändert. Kinder, die das vierzehnte Lebensjahr noch nicht vollendet
D
Das Team um
Wattführer Ralf
Hofmann-Kramer (3.v.r.)
haben, dürfen an einer Wattführung nur
in Begleitung eines Erziehungsberechtigten oder einer anderen volljährigen Person teilnehmen. Wattführer dürfen Kinder, die das 8. Lebensjahr noch nicht
vollendet haben, an einer Wattführung,
bei der der Aufenthalt im Watt 90 Minuten übersteigt, nicht teilnehmen lassen.
Es ist sicher keine Alternative, dass sich
Gruppen mit jüngeren Kindern ohne
Führungsperson auf den Weg machen.
NR: Gilt die Verordnung für alle Wattwanderer oder nur für Wattführer?
RHK: Wer mit Freunden nach Neuwerk
geht und den Freunden den Startpunkt
und die Startzeit gibt, ist laut Verordnung
ein Wattführer und muss nachweisen,
dass die Prüfung absolviert wurde, sonst
handelt es sich um eine Ordnungswidrigkeit. Ein Gruppenführer ist übrigens
auch dann verantwortlich, wenn er kein
Geld für die Tour von den Teilnehmern
nimmt.
NR: Betrifft die Wattführerverordnung
auch die Gäste der Insel Neuwerk, die ja
zu Hamburg gehört?
RHK: Ja, es betrifft diejenigen Gäste, die
durch das Watt zur Insel wandern. Etwa
die Hälfte der Strecke ist niedersächsisches Gebiet.
NR: Und wie genau soll die Umsetzung
funktionieren?
RHK: Gute Frage. Es wird schwierig
sein, tägliche Kontrollen im Watt durchzuführen als auch jede Person kurzfristig
zu prüfen, bevor sie eine Wattwanderung
fachkundig begleiten möchte. Die Politik
hat gerade gemerkt was man „angerichtet“ hat und überlegt, wie man da wieder
rauskommt, ohne sein Gesicht zu verlieren.
NR: Besteht die Möglichkeit, dass diese
Verordnung wieder zurückgenommen
wird?
RHK: Das glaube ich nicht, aber es
könnte vielleicht eine Veränderung der
Verordnung geben, die mit Anpassungen
an bestimmte Ortsbegebenheiten verbunden ist.
E-Mail: [email protected]
Internet: www.cuxwatt.de