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SEITENWAHL vom 31.01.2003
Neuverpflichtung: Mikael Forssell
Name: Mikael Forssell
Geburtsdatum: 15.03.1981
Position: Angriff
Verein: Chelsea London
Nationalität: Finne
Größe: 1,80 m
Gewicht: 68 kg
A-Länderspiele: 19
Leihgebühr: 500.000 €
Vertragsdauer bis: 30.06.2003 (ohne
Kaufoption)
Im August des nun vergangenen Jahres standen die Verantwortlichen um Trainer Hans Meyer und
Sportdirektor Christian Hochstätter bereits schon einmal vor einer ähnlichen Situation. Arie van Lent
hatte sich die Kreuzbänder gerissen, und angesichts des Personals entschied man sich in Form von
Morten Skoubo eine Nachverpflichtung zu tätigen. Als nun zwar Arie van Lent langsam wieder in das
geregelte Mannschaftstraining zurückkehren konnte, musste man sehen, dass sich mit Joris van Hout
eben der zur Zeit beste Schütze der Borussia die gleiche Verletzung zugezogen hatte. Der
Kreuzbandriss des belgischen Internationalen und die ungewisse Fitness und Form des Arie van Lent
in der Rückserie veranlassten die Borussia zu einer erneuten Transfertätigkeit - auf Leihbasis und
ohne Kaufoption lieh man (einen abschließenden medizinischen Check vorausgesetzt) den erst 21jährigen Stürmer Mikael Forssell vom FC Chelsea London.
Im Jahre 1981 wurde "Miklu" im westfälischen Steinfurt geboren. Er verdankt seinem Aufenthalt als
Kind in Deutschland mit seinen Eltern auch, dass er die deutsche Sprache (ähnlich wie Otto
Fredrikson, der übrigens in der finnischen Juniorennationalelf Teamkollege Forssells war) beherrscht.
Diese Kenntnis von Land, Leuten und Sprache half der Borussia entscheidend weiter, den 19-fachen
Nationalspieler für den Rest der laufenden Spielzeit an den Bökelberg zu locken, denn im Werben um
den 1,80 m großen Stürmer hatte sie sich z.B. der Konkurrenz des spanischen Erstligisten Celta de
Vigo zu erwehren, der das Talent ebenso gerne von Chelsea ausgeliehen hätte.
1997 debütierte der Spieler für HJK Helsinki in der ersten finnischen Liga, ein Jahr später beobachtete
ihn nach einem Tor in zehn weiteren Erstligaspielen für HJK eine Meute von Klubs (u.a. Ajax
Amsterdam), bevor er zur Spielzeit 1998/99 dem Werben des FC Chelsea erlag und bei dem
Londoner Traditionsverein einen langfristigen Vertrag unterzeichnete. Ein Pokalspiel gegen den
unterklassigen Verein Oxford United gab ihm die Möglichkeit, erstmals für die erste Elf seines neuen
Vereins aufzulaufen; er erzielte gleich zwei Treffer. Sein erstes Ligator für Chelsea erzielte er kurze
Zeit später gegen Nottingham Forest, das zu dieser Zeit noch in der ersten englischen Liga vertreten
war.
Trotz dieser drei Ausrufezeichen während seiner ersten Saison an der Stamford Bridge entschieden
die Vereinsverantwortlichen um Präsident Ken Bates und die Trainer Vialli und Ranieri (der Italiener
löste seinen Landsmann während der Saison ab), dass es für die Entwicklung Forssells besser wäre,
er würde in einer unterklassigen Mannschaft Spielpraxis sammeln, anstatt bei Chelsea hinter den
Hasselbainks und Zolas auf der Bank zu sitzen. Crystal Palace, ein abgerutschter Zweitligist, schien
den Verantwortlichen gut genug dafür. In seiner ersten Spielzeit im Selhurst Park, gemeint ist die
Saison 1999/2000, erzielte Forssell drei Tore.
Zur gleichen Zeit werkelte er aber bereits an seiner internationalen Länderspielkarriere, denn in
Finnland waren sich sein Verband und Trainer Muurinen nicht zu schade, ihn bereits im Jahr 1999 in
der A-Nationalmannschaft debütieren zu lassen, obwohl er noch Juniorennationalspieler war und für
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die U20 der Finnen mit Otto Fredrikson auch auf die U20-WM in Argentinien im Jahr 2001
hinarbeitete. Seine frortan fortlaufende Länderspielkarriere, die im Juni 2001 beim 2:2 (als zweifacher
finnischer Torschütze) Finnlands gegen die deutsche Nationalmannschaft durch einen grandiosen
Auftritt als Alleinunterhalter der gesamten deutschen Abwehr ihren vorläufigen Höhepunkt erreichte,
bescherte ihm bis heute insgesamt 19 A-Länderspiele mit insgesamt 7 Treffern.
Seine Zeit bei Crystal Palace, die durch ein erneutes Leihgeschäft auf die Spielzeit 2000/2001
ausgedehnt worden war, wurde trotz einer insgesamt unbefriedigenden Entwicklung des Klubs für ihn
ein persönlicher Erfolg. Dass Palace überhaupt in der Lage war, in dieser für den Verein sehr
unbefriedigenden Saison den Klassenerhalt zu schaffen, lag nicht zuletzt an den 27 Treffern, die
Forssell (13 Treffer) zusammen mit seinem Sturmpartner Clinton Morrisson (14 Tore) dem
Mannschaftserfolg beisteuern konnte; mit dem Ende der Spielzeit 2000/2001 kehrte Forssell zum FC
Chelsea zurück, der sich seinerseits Angeboten von diversen Vereinen für ihn ausgesetzt sah.
Einerseits hätte ihn Crystal Palace nach seiner Leihzeit gerne fest unter Vertrag genommen,
andererseits buhlten ausländische Vereine immer wieder um den flinken Stürmer, aufgrund seiner
beiden Tore in der WM-Qualifikation gegen die deutsche Elf beispielsweise Bayer 04 Leverkusen, das
ihn in Jugendjahren immer schon beobachten ließ. Der VfB Stuttgart mit Borussias ehemaligem
Manager Rolf Rüssmann wollte Forssell ebenso, allerdings von Chelsea nur ausleihen, denn der
Verein von der Stamford Bridge forderte wechselweise höhere oder niedrigere zweistellige
Millionenbeträge (in DM) für den Wirbelwind. Andererseits fühlte sich Forssell nun fähig, der geballten
Stürmerfraktion um Jimmy Floyd Hasselbaink Konkurrenz zu machen. Und auch Trainer Ranieri war
der Meinung, dass der Youngster reif sei, sich in Chelseas erster Mannschaft zu behaupten.
Rückblickend gesehen war er dies lediglich ansatzweise. Selten über einen längeren Zeitraum war er
für Trainer Ranieri während der abgelaufenen Spielzeit eine Option für die Anfangsformation, oftmals
blieb für ihn ein Platz auf der Bank oder als Einwechselspieler. Immerhin erzielte er in seiner neuen
Rolle vier Tore in 22 Spielen während der Saison 2001/02. Das letzte bei einem 4:0-Heimerfolg über
den FC Sunderland im März 2002. Neben zwei Einsätzen im UEFA-Pokal (Chelsea schied in Runde 2
enttäuschend gegen die Israelis von Hapoel Tel-Aviv aus) war er mit 5 Toren an Chelseas Weg in den
englischen Pokalwettbewerben beteiligt. Im FA-Cup erreichte der Verein gar das Finale, verlor jedoch
gegen den Ortsrivalen FC Arsenal mit 2:0 - ohne Forssell, der hatte sich rechtzeitig dazu am Knie
verletzt.
Diese Knieverletzung, die sich als relativ hartnäckig herausstellte, verhinderte in weiten Teilen dann
nicht nur seine Teilnahme am FA-Cup Finale mit Chelsea, sondern stand ihm auch in der laufenden
Spielzeit im Weg. Die Heilung hätte reibungsloser verlaufen können, aber rechtzeitig zu seinem
leihweisen Wechsel an den Bökelberg scheint sie auskuriert.
Von seinen spielerischen Fähigkeiten her gehört Mikael Forssell zu den größten Talenten des
europäischen Fußballs dieser Tage. 19 A-Länderspiele, die Erfahrung aus den Spieljahren bei Crystal
Palace in der harten englischen First Division und die Lehrjahre als besserer Ergänzungsspieler im
einstmals so italienisch wie französisch angehauchten, teuren Kader des FC Chelsea haben dafür
gesorgt, dass er im Gegensatz zu einem Morten Skoubo beispielsweise schon als relativ gestandener
Spieler gelten kann, obgleich er mit der gerade auskurierten Knieverletzung auch die erste echte
Verletzung seiner Karriere durchlitten hat.
Neben seiner überdurchschnittlichen Schnelligkeit besticht der gebürtige Steinfurter durchweg durch
technische Qualitäten, die ihm schon so manchen Weg durch diverse Abwehrreihen freigemacht
haben. Quirlig und flink auf dem Weg zum Tor, bewies er mitunter schon eine Zielstrebigkeit, die ihn
bei anderen Vereinen als Chelsea London mit deren hochkarätigen Stürmern mit Sicherheit dauerhaft
in die Stammformation gespült hätte. Außerdem versteht er die deutsche Sprache, so dass sich
Bedenken ob seiner Integrationsfähigkeit binnen so kurzer Zeit beinahe ausradieren lassen. Als
problematischer könnte sich schon seine jüngst auskurierte Knieverletzung erweisen, obwohl ein
bestandener (eingehender) Belastungstest vor dem Ausleihgeschäft normalerweise Beleg genug sein
dürfte, dass zumindest mittelfristig kein Risiko bestehen dürfte.
Borussia hat mit der Verpflichtung Forssells auf Leihbasis bis zum Saisonende ihre Überlegungen um
die Personalnot in der Offensive mit einer sehr respektablen Lösung zu Ende gebracht. So wenig der
Name Forssell, sein bisheriger Werdegang oder seine Reputation von Chelsea London zu kommen,
grundsätzlich eine Torgarantie mit beigelegtem Klassenerhalt darstellen, so sehr unterstreicht gerade
die Tatsache, dass man sich am Bökelberg für Mikael Forssell entschieden hat, davon, dass Borussia
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Qualität anstrebt. Der Fakt, dass der finnische Jungstar nach dem Ende der Saison wieder zu Chelsea
zurückkehren wird und Borussia weder ein Vorkaufs- noch ein anderweitiges Optionsrecht auf die
Zukunft des an der Stamford Bridge bis Juni 2005 gebundenen Finnen besitzt, ist der Sache in keiner
Weise abträglich.
Borussia ist nicht in der Lage und nicht attraktiv genug, um solch einen Spieler dauerhaft an den
Bökelberg zu holen, zumal wenn er bei einem potenten englischen Verein unter Vertrag steht. Aber
Borussia ist, wie es mit diesem Leihgeschäft bewiesen wurde, allemal in der Lage, ihre Probleme
intelligent und adäquat zu lösen, sich auch mit der kurzfristigen Hilfe eines Spielers des Kalibers
Forssell in der ersten Bundesliga zu halten, um sich unter anderen finanziellen Umständen zukünftig
davon zu lösen, stets nur um den Klassenerhalt zu spielen.