Flucht und Verwandlung-Nelly Sachs im JM Frankfurt

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Flucht und Verwandlung-Nelly Sachs im JM Frankfurt
Flucht und Verwandlung. Nelly Sachs,
Schriftstellerin Berlin/Stockholm
Untermainkai 14-15
60311 Frankfurt a. M.
tägl. 10 bis 17, Mi
bis 20 Uhr, Mo. geschl.
www.juedischesmuseum.de
Ausstellung im Jüdischen Museum
Frankfurt
Ausstellungseröffnung: Dienstag, 15. März, 19 Uhr
Ausstellungsdauer: 16. März bis Juli 2011
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, 60311 Frankfurt
Pressevorbesichtigung: Dienstag, 15. März, 11 Uhr
Im Mai 1940 floh die 49-jährige Nelly Sachs mit einer der letzten
Passagiermaschinen aus Berlin-Tempelhof. Hinter der Frau mit dem
braunen Koffer, die als behütetes Einzelkind aufgewachsen war, lag
mehr als die Hälfte ihres Lebens, das in den 30er Jahren, nach dem
Tod des Vaters und der Machtübernahme der Nazis, „unter
Bedrohung“ geraten war. Vor ihr lagen dreißig Jahre Exil,
phasenweise in psychiatrischen Kliniken verbracht – sowie der reife
Teil eines Werks, das ihr 1966 den Nobelpreis in Literatur einbrachte.
Wie konnte sich eine Autorin, die erst im Alter von 55 Jahren ihr
lyrisches Debüt gab, sich zu einem Zeitpunkt als Dichterin im Exil
etablieren, zu dem andere eher in den Ruhestand gehen? Die
Ausstellung „Flucht und Verwandlung“ zeigt, wie Sachs’ Werk im
Eingedenken einer bekannten, im Kontakt mit einer neuen Kultur
entsteht. Sie fühlt sich „hineingeworfen in ein ‚Außerhalb‘“. Stockholm
bietet ihr ein unheimliches Dasein, das Überleben sichert, jedoch
auch von Ängsten und Wahn geprägt ist. In Schweden lebt Sachs erst
mit ihrer Mutter, die mitgeflohen ist; nach deren Tod 1950 dann allein
in einer kleinen Unterkunft der Jüdischen Gemeinde im Süden der
Stadt. Sie isst, schläft und arbeitet in der Küche, auch „Kajüte“
genannt, „einfach weil ich da mehr zu Hause bin als in dem FeinZimmer, wo ich die Möbel von anderen Flüchtlingen übernahm.“
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Im Mittelpunkt der Ausstellung befindet sich diese Kabine mit Blick auf
die Wässer Südstockholms. Von hier laufen die Linien – reale sowie
imaginäre – mit denen sie ein neues Dasein zu organisieren versucht.
Es sind „Meridiane“, die Ermorderten und Überlebende, Legenden
Untermainkai 14-15
60311 Frankfurt a. M.
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bis 20 Uhr, Mo. geschl.
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und Gestalten fern und nah verbinden. Engel, Puppen und
Marionetten, Kollegen wie Paul Celan, Gunnar Ekelöf und Hans
Magnus Enzensberger, aber auch mythische Figuren wie Bal-schemtow und Freundinnen wie Gudrun Dähnert, Margaretha Holmqvist und
Rosi Wosk: In Sachs’ Kosmos erweisen sie sich alle als Koordinate
eines in der Zeit sowie im Raum stets wachsenden Netzwerks – ein
„Adernetz der Sprache“.
Anhand des Nachlasses, der sich samt einer Rekonstruktion der
Wohnung in der Königlichen Bibliothek Stockholms befindet, sowie
anhand einer Fülle von unveröffentlichtem Material (Fotos,
Manuskripte, Ton- und Bildaufnahmen, Krankenakte), werden die
Koordinaten von Sachs’ „unsichtbarem Universum“ nachgezeichnet.
Die Ausstellung will den kulturhistorischen Kontext ebenso wie die
ästhetische Radikalität eines Werks sichtbar machen, das die
Grenzen zwischen Wort und Gebärde zu überschreiten versuchte, um
aus der Verwandlung eine Bleibe zu schaffen.
Stationen der Wanderausstellung waren bereits das Jüdische
Museum Berlin, das Jüdische Theater Stockholm und das Museum
Strauhof in Zürich.
Direktor:
Prof. Dr. Raphael Gross
Kurator:
Prof. Dr. Aris Fioretos
Projektrealisation:
gewerk design
Projektleitung Frankfurt:
Fritz Backhaus
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„Bin in der Fremde
die ist behütet von der 8
dem heiligen Schleifenengel
Untermainkai 14-15
60311 Frankfurt a. M.
tägl. 10 bis 17, Mi
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Der ist immer unterwegs
durch unser Fleisch
Unruhe stiftend
und den Staub flugreif machend –“
Aus: Glühende Rätsel
Gefördert durch
Gesellschaft der Freunde und Förderer des Jüdischen Museums
Frankfurt am Main e.V.
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Bildmaterial Flucht und Verwandlung.
Nelly Sachs, Schriftstellerin Berlin/Stockholm
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Nelly Sachs im Auto auf dem Weg
zur Nobelpreisverleihung, 1966
Kungliga Biblioteket, Stockholm
Nelly Sachs, 1965,
Foto: Anna Riwkin
Kungliga Biblioteket, Stockholm
Nelly Sachs und König Gustav IV
Adolf bei der Nobelpreisverleihung,
1966
Kungliga Biblioteket, Stockholm
Nelly Sachs’ Wohnung in Stockholm,
Bergsundsstrand, 1970,
Foto: Harry Järv
Kungliga Biblioteket, Stockholm
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Bildmaterial Flucht und Verwandlung.
Nelly Sachs, Schriftstellerin Berlin/Stockholm
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Nelly Sachs in ihrer Wohnung
in den 1960er Jahren
Kungliga Biblioteket, Stockholm
Nelly Sachs’ Fluchtkoffer
Foto: gewerk design
Nelly Sachs’ Schreibmaschine
Foto: gewerk design
Nelly Sachs in Frankfurt vor der Verleihung des
Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, 1965
Foto: Ursula Assmus
Kungliga Biblioteket, Stockholm
Presseinformation und Bildmaterial
Daniela Unger, Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, 60311 Frankfurt
T.: (069) 212-38805, [email protected]
www.juedischesmuseum.de/presse.html
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