DIE NEUE KUNststoffsortIEraNlagE
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DIE NEUE KUNststoffsortIEraNlagE
DIE NEUE Kunststoffsortieranlage 2 Kunststoffsortieranlage Kunststoffe sammeln – eine „neue“ Wiener Tradition Die Sammlung und damit verbunden auch die Verwertung von Kunststoffen hat in Wien bereits eine lange Tradition. So begann die Sammlung von Leichtverpackungen nach erfolgreichen Pilotversuchen bereits 1989: gesammelt wurden zunächst Kunststofffolien und Joghurtbecher. 1993 wurde ergänzend dazu mit der Erfassung von Kunststoffhohlkörpern (z.B. Plastikflaschen) begonnen. Mit Inkrafttreten der Verpackungsverordnung am 1. 10. 1993 wurden sämtliche davon betroffenen Kunststoffverpackungen (Folien, Hohlkörper, etc.) in einem gemischten System gesammelt. Seither unterlag das System der Sammlung, Behandlung und Verwertung von Kunststoffen einem stetigen Wandel und laufenden Optimierungsmaßnahmen, welche mit der Eröffnung der adaptierten bzw. erweiterten Kunststoffsortieranlage im Oktober 2007 seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht hat. Der vorliegende Folder soll einen Überblick von der Sammlung über die Behandlung bis hin zur Verwertung von Kunststoffverpackungen bieten. Plastikflaschensammlung in Wien In Wien wurden bis zum Jahr 2005 ca. 8000 t an gemischten Kunststoffen pro Jahr gesammelt, darin enthalten waren leider auch ca. 3000 t an nicht verwertbaren Fehlwürfen (insbesondere Restmüll). Zur Verbesserung der Qualität des gesammelten Materials wurde von September 2004 bis Mai 2005 die Umstellung der Kunststoffsammlung im haushaltsnahen Bereich auf eine reine Plastikflaschensammlung durchgeführt. Zu diesem Zweck wurden markante Sammelbehälter mit auffälligen Einwurfrohren (sogenannte „Kermit“-Behälter) entwickelt und aufgestellt. Zur Erleichterung der Sammlung von Plastikflaschen, sollte der sogenannte „Knick-Trick“ angewendet werden, bei dem die PET-Flaschen mit einem einfachen Handgriff flachgedrückt werden. Mit dieser Maßnahme wird Behältervolumen gespart. Im Bereich des Gewerbes werden wie bisher alle Leichtverpackungen (hauptsächlich großflächige Folien) gesammelt. Diese Umstellung bewirkt eine effiziente, wirtschaftliche und ökologisch sinnvolle Sammlung und ermöglicht eine weitgehende Wiederverwendung der stofflich verwertbaren Kunststoffe. Kunststoffsortieranlage Die gezielte Sammlung und Erfassung von Kunststoffflaschen schafft damit die Voraussetzung, aus Getränkeflaschen wieder Getränkeflaschen („Bottle-to-Bottle Recycling“) herzustellen. Sortiervorgang in der neuen Kunststoffsortieranlage „KUSSO“ Trotz der Sammlung von möglichst reinen Kunststofffraktionen (PET-Flaschen aus Haushalten bzw. Folien aus dem Gewerbebereich) ist eine sorgfältige Sortierung der Sammelware die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche stoffliche Verwertung. Die alte Sortieranlage war aufgrund ihrer über 20 Jahre alten Konzeption mit dem Schwergewicht auf händischer Sortierung nicht mehr geeignet, die angestrebte Anzahl und Menge an Kunststoffen in der geforderten Sortierreinheit zu erbringen. Daher musste den gestiegenen Anforderungen durch eine tiefgreifende Adaptierung und Erweiterung dieser Anlage Rechnung getragen werden. Diese Erneuerung der Anlage wurde zwischen Oktober 2006 und Juni 2007 stufenweise realisiert und in Betrieb genommen. Die Sortierung des angelieferten Kunststoffgemisches könnte eigentlich unter das Motto „Ran an die Flasche“ gestellt werden. Dabei gilt es nämlich, zunächst die Plastikflaschen von den anderen, mitgesammelten Materialien zu trennen, um sie anschließend in einer automatischen Sortierstation nach Farbe und Material zu sortieren. Die hohe geforderte Qualität wird durch eine abschließende visuelle Nachkontrolle sichergestellt. Damit Material, welches in Säcken angeliefert wurde, überhaupt sortiert werden kann, ist es erforderlich, diese Säcke zu öffnen und zu entleeren. Dafür sorgt der sogenannte „Sacköffner“, der gleichzeitig auch für eine gleichmäßige Materialverteilung in der Anlage sorgt. Mehrere, hintereinander angeordnete, Sortierschritte sorgen in weiterer Folge dafür, dass die Kunststoffflaschen von allen anderen Begleitstoffen befreit werden. Durch ein zweistufiges, 10 m langes Sieb werden zunächst nicht verwertbare Kleinteile (kleiner als 40 mm) und große Teile (Folien, Kanister, Eimer größer als 300 mm) entfernt. Anschließend werden die verbliebenen Folien mit einem Windsichter (vergleichbar einem überdimensionalen Staubsauger) abgesaugt und danach die Metalle entfernt. Magnetische Metalle werden mittels Überbandmagneten ausgehoben, nicht magnetische aber elektrisch gut leitfähige Buntmetalle (Aluminiumdosen, Kupferdrähte) werden vom Buntmetallabscheider ausgeworfen. Die dabei gewonnenen Folien, Kanister und Eimer aus PE (=Polyethylen) werden händisch nachsortiert und anschließend einer stofflichen Verwertung zugeführt. Dies gilt selbstverständlich auch für die abgetrennten Metalle. Die verbleibenden Flaschen werden händisch von Störstoffen und Fehlwürfen (Hausmüll) befreit und gelangen über einen Perforator und ein weiteres Sieb in die Automatikstation. Der Perforator hat dabei die Aufgabe, die 3 4 Kunststoffsortieranlage Wiener Plastikflaschensammlung Erster Sortierschritt • • • • Kunststoffe aus dem Gewerbe Sacköffner zwei Siebe (40 und 300 mm) Windsichtung Metallabscheidung „Gelber Sack“ Kunststoffe und Dosen Feinteile kleiner 40mm Metalle Folien Grobteile größer 300 mm Händische Sortierung thermische Behandlung stoffliche Verwertung Mischkunststoffe thermische Verwertung Eimer und Kanister stoffliche Verwertung Kunststoffsortieranlage Zweiter Sortierschritt • • • händische Sortierung Perforator Sieb 40 mm • • Automatische Sortierung Visuelle Kontrollsortierung Nahinfrarotspektroskopie Farbsensoren Störstoffe Mischkunststoffe thermische Behandlung thermische Verwertung 5 PET-Flaschen grün 98% Reinheit PET-Flaschen klar 98% Reinheit HDPE-Hohlkörper kleiner 5 Liter 95% Reinheit Stoffliche Verwertung PET-Flaschen blau 98% Reinheit 6 Kunststoffsortieranlage Flaschen anzustechen und flach zu machen, damit sie auf den folgenden schnell laufenden Bändern ruhig liegen bleiben. Enthaltene Restflüssigkeiten rinnen über das Sieb ab und gelangen daher nicht in die Automatikstation. In der Automatik-Sortierstation werden die Flaschen mit Licht angestrahlt. Nahinfrarotsensoren analysieren das Spektrum des dabei von den Flaschen reflektierten Lichts und identifizieren das auf dem Band vorbeigeführte Material. Farbsensoren erkennen gleichzeitig die Farbe der Flaschen. Mittels computergesteuerter Druckluftdüsen können in Sekundenbruchteilen die identifizierten Flaschen ausgeblasen werden. So erhält man die Fraktionen PET (Polyethylenterephthalat) in drei Farben (blau, grün und transparent) und verschiedenfärbiges HDPE (Hochdichtes Polyethylen). Diese Wertstoffe werden in vier großen Abwurfboxen gesammelt und zu Ballen gepresst. Die Ballen werden an Verwertungsbetriebe zur Gewinnung von Sekundärrohstoffen übergeben. Der in der Kunststoffsortieranlage verbleibende Sortierrest, die sogenannte Mischkunststofffraktion, wird ebenfalls zu Ballen verpresst und thermisch verwertet, wodurch fossile Primärbrennstoffe eingespart werden können. Der Kunststoff-Kreislauf Nach der Sortierung gelangen die Flaschen zur Materialrückgewinnung in verschiedene Recyclingbetriebe. Dort werden sie zerkleinert und von störenden Bestandteilen (Deckel, Etiketten) befreit. Das gewonnene PET wird in einem mehrstufigen Recyclingprozess aufbereitet. Nur dank der sehr hohen Sortierreinheit und der Aussortierung von Nicht-GetränkeVerpackungen kann das PET wieder für neue Flaschen verwendet werden. Kunststoffsortieranlage Der geschlossene PET-Kreislauf macht es möglich, dass aus leeren PET-Getränkeflaschen neue entstehen („bottle to bottle“). Zudem werden Fasern für Sport- und Freizeitbekleidung, Füllungen für Bekleidung und Heimtextilien, aber auch Verpackungen wie Joghurtbecher und Margarineschalen sowie Verpackungsbänder aus PET-Recyclingmaterial hergestellt. Was ist PET? PET, Polyethylenterephthalat, aus der chemischen Gruppe der Polyester, ist ein vielfältig einsetzbarer Kunststoff, der vor allem als Verpackung Verwendung findet und nach Gebrauch sehr gut rezykliert werden kann. Er zeichnet sich durch kristallklare Transparenz, geringes Gewicht, hohe Festigkeit und lange Haltbarkeit aus und wird auch in der Bekleidungsindustrie und der Medizintechnik verwendet. PET wird zu 100% aus Erdöl oder Erdgas produziert. Aus rund 1,9 kg Rohöl entsteht etwa 1 kg PET. Dafür ist ein Energieaufwand von rund 84 MJ (23 kWh) nötig. Der Sekundärrohstoff weist nahezu dieselben Eigenschaften auf wie der Primärrohstoff. Bei der Aufbereitung von gebrauchtem PET können gegenüber der Neuproduktion 60% Energie gespart werden Technische Daten der Kunststoffsortieranlage: Gesamtinvestitionssumme: 4,5 Mio. Euro Bauzeit: 9 Monate Kapazität der Anlage: 4,0 t/h Input 8.000 t/a je Schicht Genehmigung für: 24.000 t/a (3-Schichten) Personalbedarf: 16 Personen Anlagenteile: ein Trommelsieb mit 2 Siebweiten (40 mm und 300 mm) zwei Windsichter zwei Überbandmagnete ein Wirbelstromabscheider ein Perforator ein Sternsieb mit Siebweite ca. 40 mm fünf kombinierte Farb- und Materialerkennungsmodule ein Sacköffner drei Ballenpressen eine Containerpresse eine Rollpackanlage drei vollausgestattete Sortierkabinen mit insgesamt 8 Sortierlinien eine Kompressorstation eine Gewebefilteranlage Die Anlage wurde von der WKU (Wiener Kommunal Umweltschutzprojektges. m.b.H.) im Auftrag der MA 48 geplant. 7 www.abfall.wien.at Ing. Andreas Lassy Percostraße 2 1220 Wien Tel.: + 43 1 258 35 21 / 48801 Fax: + 43 1 258 35 21 / 99 / 480012 E-Mail: [email protected] Dipl.-Ing. Paul Seliger Percostraße 2 1220 Wien Tel.: + 43 1 258 35 21 / 48808 Fax: + 43 1 258 35 21 / 99 / 480012 E-Mail: [email protected] Dipl.-Ing. Roman Edler Percostraße 2 1220 Wien Tel.: + 43 1 258 35 21 / 48860 Fax: + 43 1 258 35 21 / 99 / 480012 E-Mail: [email protected] Qualitätsmanagementsystem nach EN ISO 9001:2000 Umweltmanagementsystem nach EN ISO 14001:2004 Arbeitssicherheitsmanagementsystem nach OHSAS 18001:1999 REG.NO. AT-000514 Impressum: Medieninhaberin und Herausgeberin: Stadt Wien - MA 48-Abfallwirtschaft, Straßenreinigung und Fuhrpark. Stand: Oktober 2007 Für den Inhalt verantwortlich: Peter Frybert, Einsiedlergasse 2, 1050 Wien. Gedruckt auf ökologischem Papier aus der Mustermappe von „ÖkoKauf Wien“. Fotos: MA 48