Giovanni Maria Morandi. Ein Barockkünstler in
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Giovanni Maria Morandi. Ein Barockkünstler in
Giovanni Maria Morandi Ein Barockkünstler in Rom [Kat. 4, Detail] Inhalt Einleitung und Dank Einleitung und Dank 3 Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit gilt unsere Aufmerksamkeit dem zeichnerischen Werk eines italienischen Künstlers des 17. Jahrhunderts. Nachdem im Graphischen Kabinett 2014 die Zeichnungen von Giulio Cesare Bedeschini zu sehen waren, der in der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts vor allem in L’Aquila tätig war, zeigen wir nun erneut das Zeichnungskonvolut eines Künstlers, der sich gegen Ende des 17. Jahrhunderts in Rom als Maler von Altartafeln sowie als Porträtist einen Namen gemacht hatte. In seinem einleitenden Essay skizziert Christoph Orth die Erfolgsgeschichte von Giovanni Maria Morandi (1622–1717), der heute nur wenigen Barockforschern und einigen Zeichnungsexperten bekannt ist. Stand bei der Vorstellung des Zeichners Bedeschini dessen spezielle Verfahrensweise des cut & paste im Vordergrund, so lenken die Rötel- und Kreidezeichnungen Morandis das Augenmerk auf eine besondere Handhabe der Zeichenmittel: bravourös eingesetzte Rötellavierungen im Zusammenspiel mit effektvoll platzierten Weißhöhungen. Morandi steht in der Reihe jener Maler, die wie die Gebrüder Carracci, Domenichino, Giudo Reni oder Guercino den Rötel als selbstständiges Zeichenmittel auf immer neue Weise einsetzten, dabei aber zu einer eigenen ästhetischen Form fanden. Auf den Zeichner Morandi wurde erstmals von Erich Schleier, dem großen Kenner der barocken Kunst, in zwei Aufsätzen von 1992 und 1998 aufmerksam gemacht. Zu den damaligen Neuentdeckungen gehörten auch gleich mehrere Zeichnungen in der Graphischen Sammlung im Wallraf. Bis heute tauchen vor allem im Kunsthandel immer wieder Zeichnungen von Morandi auf, so dass sich allmählich ein konkretes Bild von seiner künstlerischen Brillanz skizzieren lässt. Christoph Orth zieht in seiner Bearbeitung des Kölner Bestandes, aufbauend auf einer 2014 an der Universität in Bonn eingereichten Masterarbeit, erstmals Bilanz der bislang gewonnenen Erkenntnisse zu den Kölner Zeichnungen sowie zum zeichnerischen Werk Morandis insgesamt. Dabei ist es ihm gelungen, für einzelne Zeichnungen die historische Auftragslage neu auszutarieren, wodurch einige Zeichnungen nun auch erstmals plausibel datiert werden können. Gleichsam ein Nebenresultat seiner Forschungen waren weitere Neuentdeckungen in der Kölner Sammlung. Christoph Orth Giovanni Maria Morandi – Leben und Werk 5 Christoph Orth Katalog der ausgestellten Werke 1-18 15 Thomas Ketelsen, Christoph Orth Zeichnungen von Giovanni Maria Morandi in Köln, Düsseldorf und Paris Eine Sammlungskonstellation (Teil II) 68 Literatur 77 Impressum 80 3 Mein Dank geht somit zuallererst an Christoph Orth für die wissenschaftliche Bearbeitung des Morandi-Bestandes im Wallraf. Danken möchte ich ferner Georg Satzinger, der als profunder Kenner der Materie die Bearbeitung des Zeichnungsbestandes von Anfang an unterstützte. Auch der Bibliotheca Hertziana in Rom sei an dieser Stelle gedankt. Sie ermöglichte es, dass Christoph Orth an einem Studienkurs zur römischen Barock-Zeichnung teilnahm, wodurch die Grundlage für die Bearbeitung des Kölner Bestandes gelegt wurde. Im Zusammenhang mit der Frage nach der Herkunft der Kölner Morandi-Zeichnungen standen wir lange Zeit vor einem Rätsel. Stammen die Blätter aus der alten Kölner Zeichnungssammlung der Jesuiten, was die römische Herkunft der Blätter nahe legt, oder kommt das Konvolut aus der Privatsammlung Lambert Krahes, die nach dessen Tod teilweise an Ferdinand Franz Wallraf verkauft worden ist. Die nochmalige Befragung der Provenienz ermöglichte es, wenigstens für einen Teil der Kölner MorandiZeichnungen etwas mehr Klarheit über ihre Geschichte zu erhalten. Für einen anderen Teil schweigen jedoch die Quellen, sodass wir weiterhin auf Vermutungen angewiesen sind – und mit einem Mal ist es auch nicht mehr ausgeschlossen, dass sich einige der Morandi-Zeichnungen im 18. Jahrhundert doch im Besitz der Kölner Jesuiten befunden haben. Besonderer Dank gilt dem Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds als rechtlichem Nachfolger der Jesuitensammlung, der wie schon bei der Bedeschini-Ausstellung 2014 das Forschungsprojekt zu Giovanni Maria Morandi durch die Finanzierung des Ausstellungskataloges großzügig unterstützt hat. Denn was bleibt, so können wir in Abwandlung eines großen Dichterwortes sagen, stiften die Kataloge. Ich danke dem Vorsitzenden des Stiftungsfonds Reinhard Elzer und dem Geschäftsführer Thomas Erdle sowie Tanja Ahrendt als Kulturleiterin des Stiftungsfonds für das gewährte Vertrauen. Möge der vorliegende Katalog aller Kölner Morandi-Zeichnungen in der Reihe Der un/ gewisse Blick einen zu Unrecht vergessenen Künstler wieder ins Blickfeld rücken und damit auch einen Beitrag zur Erforschung der barocken Zeichenkunst in Rom leisten. Für Informationen, Anregungen und Unterstützung bei der Erstellung des Kataloges danken wir Dieter Bongartz, Rektor Franz Xaver Brandmayr, Sonja Brink, Jakub Hauser, Dagmar Korbacher, Francesco Petrucci, Dietmar Spengler und Michael Venator. Thomas Ketelsen, Leiter der Graphischen Sammlung im Wallraf 4 Giovanni Maria Morandi – Leben und Werk Christoph Orth Giovanni Maria Morandi wurde am 30. April 1622 als Sohn des Ottavio di Lionardo Morandi und der Maria di Lorenzo Pardini im Bereich der Pfarrei von S. Lucia sul Prato in Florenz geboren und schon am folgenden Tag getauft.1 Aufgewachsen ist er vermutlich mit weiteren Geschwistern im Haushalt seines Großvaters Lionardo in der Via dell’Anguillara nahe der Kirche Santa Croce.2 Verschiedene Quellen geben an, dass Morandi schon sehr früh als Page in den Dienst der großherzoglichen Familie Medici eingetreten sei.3 Beleg dafür ist eine Notiz auf der Rückseite einer Karikatur Morandis von Pier Leone Ghezzi, auf der es heißt, dass Morandi „in sa gioventù fu paggio del Gran Duca di Firenze“4. In den Auflistungen der Pagen für die Jahre 1587–1629 und 1642–1660 finden sich jedoch keine entsprechenden Hinweise auf die Anwesenheit des jungen Morandi;5 er wird sich folglich zwischen 1629 und 1642 am Hof der Medici aufgehalten haben.6 Am großherzoglichen Hof in Florenz hat Morandi eine umfassende höfische Ausbildung erhalten, die seine Persönlichkeit stark geprägt, die aber auch maßgeblich für seine Reputation als Hofmaler gewirkt hat.7 Über seine erste künstlerische Prägung hingegen ist wenig bekannt. Die Viten geben nicht übereinstimmend an, dass Morandi bei Giovanni Biliverti (1585–1644) oder bei Sigismondo Coccapani (1583–1643) in der Lehre gewesen sei. Wo Pascoli nur Ersteren nennt, schildert Baldinucci, dass Morandi bei Coccapani schon als kleiner Junge „i principi dell’arte“ erlernt habe.8 Morandis Schülerschaft bei Biliverti, der bereits für die Großherzöge Ferdinand I. und Cosimo II. aus der Familie Medici tätig war, ist im Gegensatz zu der bei Coccapani dokumentarisch nachgewiesen.9 Offenbar lag in Morandis Ausbildung ein Fokus auf der Zeichnung, wie überhaupt für die erste Hälfte des Seicento in Florenz eine starke Dominanz der zeichnerischen Praxis in der Künstlerausbildung angenommen werden muss. So habe Morandi ein Skizzenbuch ausschließlich mit Tierdarstellungen unter der Anleitung seines Lehrers angefertigt, das später offenbar, wie Baldinucci berichtet, eine gewisse Wertschätzung erfuhr und sogar nördlich der Alpen verkauft wurde.10 Pascoli schildert zudem, dass Morandi 5 schon während seiner Florentiner Jahre verstärkt die Gemälde bekannter Meister zu Übungszwecken kopiert habe, vor allem, um deren Farbgebungen zu studieren.12 Genau wie sein Schüler war vorher auch schon Biliverti als Kopist in Erscheinung getreten, der die berühmten Werke Raffaels und Andrea del Sartos in der Tribuna der Uffizien für einen französischen Auftraggeber kopierte hatte.13 Über die Medici mit dem Patriziat seiner Heimatstadt in Berührung gekommen, stellte sich Morandi in den Dienst des Florentiners Duca Jacobo Salviati (1607– 1672), der sich seit 1634 in Rom aufhielt14 und für dessen Familie schon Biliverti Aufträge ausgeführt hatte.15 Das Inventar seines Enkels Antonio Maria Salviati von 1704 sowie das seiner Urenkelin Maria Caterina Zefferina von 1756 vermerken zwei Gemälde mit der Darstellung der Martyrien der Hl. Agatha und Hl. Katharina im Ovalformat. Diese Tafeln befanden sich wahrscheinlich später in der Sammlung Rospigliosi, die 1932 zum Verkauf stand. Eines der Gemälde war signiert und auf 1645 datiert, es dürfte somit eines der frühsten eigenständigen Gemälde Morandis sein.16 Ihre Herkunft lässt vermuten, dass die beiden Tafeln tatsächlich für Jacobo Salviati angefertigt wurden. Es könnte sich bei ihnen um Probestücke für seinen späteren Patron gehandelt haben, die möglicherweise noch in Florenz gemalt wurden. Morandis Weggang aus Florenz ist zeitlich nicht genau fassbar, dürfte aber mit dem Tod Coccapanis (1643) oder Bilivertis (1644) in Zusammenhang stehen. Nachdem er sich noch einmal im Januar 1648 in Florenz aufhält, ist er im Laufe dieses Jahres in dem Verzeichnis der Gemeindemitglieder von S. Spirito in Sassia in Rom zum ersten Mal mit seinem Bruder Lorenzo, der ebenfalls Maler war, belegt;17 mit Ausnahme des Jahres 1656 gehört er dann bis 1663 dauerhaft zur famiglia des Duca im Palazzo alla Lungara.18 Nach Fehlzeiten in den Jahren von 1664 bis 1667 wohnt er zunächst von 1668 bis 1670 wieder bei den Salviati, ab 1671 bis zu seinem Tod dann in wechselnden Häusern im Gemeindebezirk von Santo Spirito in Sassia, also nahe am Palazzo seines Patrons.19 Morandi war nicht nur Teil des Haushaltes der Salviati, sondern er erhielt als Angestellter der Familie ein monatliches Gehalt von 25 scudi20, ab 1707 bis zu seinem Tod eine monatliche Leibrente von 15 scudi.21 Jacobo Salviati war es auch, 6 der Morandi wohl in den 1640er Jahren eine Ausbildungsreise durch Norditalien finanzierte. Pascoli zufolge ging Morandi von Rom zunächst nach Umbrien, dann in die Marken und in die Romagna und blieb einige Monate in Bologna. Danach reiste er nach Modena und Parma, wo er den Werken Correggios besondere Beachtung geschenkt haben soll, um schließlich in Mailand und Turin längere Zeit zu verweilen; besonders die „eleganza“ der lombardischen Malerei hätte ihn stark beeindruckt.22 Nach Stationen in Borgoforte, Mantua, Verona und Padua gelangte Morandi nach Venedig, wo er Gemälde von Tizian und Tintoretto kopiert haben soll.23 Die in einem Inventar von 1708 aufgelisteten Kopien nach Werken großer Meister aus den genannten Regionen und Städten bestätigen die Beschreibung Pascolis.25 Das Inventar nennt Namen wie Guercino, Tintoretto, Correggio, Giulio Romano, Tizian, aber auch Römer wie beispielsweise Giovanni Lanfranco, nach denen Morandi, der künstlerischen Ausbildungspraxis seiner Zeit folgend, Kopien angefertigt hat.26 Spätestens 1653 kehrte Morandi zu den Salviati nach Rom zurück, wo er bis 1663 nachweisbar ist. Dort war er offenbar nicht nur als Künstler angestellt, sondern sorgte sich auch um die Kunstsammlung der Familie.27 Baldinucci berichtet, dass der „gentiluomo“ Morandi die Aufgabe hatte, Kunstwerke für die Galerie des Duca auszuwählen und anzukaufen.28 Schon früh nach seiner Ankunft in Rom beginnt Morandi für hochrangige weltliche und geistliche Auftraggeber zu arbeiten. Ohne Zweifel kamen ihm dabei seine höfischen Fertigkeiten zugute, war er doch ein „cavalier Romano“29, der auf Vermittlung seines Patrons Jacobo Salviati als Porträtist in der römischen Oberschicht tätig wurde und sich auf diesem Gebiet schnell beträchtlichen Ruhm erwarb. Er porträtierte im Laufe seines Lebens nicht nur sämtliche Päpste von Alexander VII. bis Clemens XI.30 sowie eine erhebliche Zahl von Kardinälen, sondern auch Mitglieder vieler Familien des römischen Adels. Er begab sich damit in Konkurrenz zu den großen Porträtisten seiner Zeit, wie etwa Carlo Maratti (1625–1713), Giovanni Battista Gaulli (1639–1709), Jacob Ferdinand Voet (1639–1689) und Francesco Trevisani (1656–1746).31 So wurde Morandi schon kurz nach dem Beginn des Pontifikates Alexanders VII. (reg. 1655–1667) auch für die Familie Chigi als Bildnismaler tätig. Neben Porträts des Papstes, unter anderem der Darstellung Alexanders VII. bei der Fronleichnamsprozession32, 7 finden sich ebenso Bildnisse von verschiedenen Mitgliedern der Familie, die eine Vielzahl von druckgraphischen Umsetzungen erfahren haben.33 Morandi wurde von Alexander VII. darüber hinaus an den Umbauprojekten der beiden Kirchen S. Maria del Popolo (unter der Leitung von Gian Lorenzo Bernini) und S. Maria della Pace unter Pietro da Cortona beteiligt. Neben dem Altarbild Ruhe auf der Flucht nach Ägypten des Sieneser Malers und damit Landsmannes Alexanders VII., Bernardo Mei, für den linken Querarm von Santa Maria del Popolo, fertigte Morandi die Heimsuchung für den gegenüberliegenden rechten Querarm. Eine erste Zahlung des Chigi-Papstes an Morandi ist bereits für den 9. Mai 1657 nachgewiesen, jedoch ohne Angabe des Bildinhaltes.34 Das Gemälde für die alte Titelkirche Kardinal Fabio Chigis wurde 1659 fertiggestellt.35 Für die Ausgestaltung von S. Maria della Pace beauftragte ihn der Papst mit der Darstellung des Marientodes als Teil einer Serie von drei Tafeln mit Szenen aus dem Marienleben. Für diesen Auftrag erfolgten 1661 Zahlungen sowohl an Maratti für seine Heimsuchung wie auch an Morandi in Höhe von jeweils 100 scudi.36 Eine letzte Zahlung des Papstes für dieses Gemälde belegt, dass der Marientod erst im Jahr 1671 fertiggestellt wurde.37 Weitere Aufträge für den Papst und dessen nächstes Umfeld folgten, so die beiden Gemälde der Verkündigung und der Vision des Heiligen Filippo Neri in Siena, der Heimatstadt der Chigi. Pascoli nennt noch einen Auftrag für Giulio Rospigliosi, den Staatssekretär Papst Alexanders (1600–1669), der ab 1667 als Clemens IX. regierte; es handelte sich um ein Altarbild für die Kirche S. Carlo ai Catinari in Rom. Die Altarbilder Morandis aus jener Zeit legen nahe, dass ihm in den ersten Jahren seines Aufenthaltes in Rom noch ein stark Florentinischer Einfluss zu eigen war. Seine Malerei unterschied sich daher von der römischen Malweise, zeichnete sich durch Präzision und Gründlichkeit in der Darstellung aus und grenzte sich so von den Werken seiner Zeitgenossen Sacchi, Mola, Bernini und auch Maratti ab.38 Gleichwohl scheint sich Morandi im Laufe seiner römischen Jahre den vorherrschenden Strömungen innerhalb der Malerei der Ewigen Stadt angepasst zu haben, sodass seine späteren Gemälde ohne Zweifel den römischen Einfluss erkennen lassen, der Malweise Marattis nahestehen, zum Teil aber auch deutlich außerrömische Einflüsse zeigen.39 8 Die Jahre zwischen 1663 und 1667 verbrachte Morandi nördlich der Alpen, an den habsburgischen Höfen in Wien und Innsbruck, wo er eine ganze Reihe von Bildnissen der kaiserlichen und erzherzoglichen Familien anfertigte.40 Pascoli berichtet, dass Morandi vom keinem Geringeren als Kaiser Leopold I. (reg. 1658–1705) an den Wiener Hof gerufen wurde.41 Wahrscheinlicher ist jedoch, dass Morandi über die Vermittlung von Anna de’ Medici (1616–1672), der Tochter Cosimos II. de’ Medici (1590–1621), die durch ihre Heirat mit Ferdinand Karl von Österreich-Tirol (1628–1662) Erzherzogin von Österreich und Landesfürstin von Tirol wurde, nach Innsbruck kam. Aus der Porträtgalerie auf Schloss Ambras hat sich heute das Bildnis der Anna de’ Medici als Witwe in Wien erhalten, das umseitig von Morandi signiert und auf das Jahr 1666 datiert ist. Anna de’ Medici hatte neben Morandi schon mehrfach Maler aus ihrer Heimatstadt Florenz an ihrem Hof beschäftigt.42 Einen Hinweis auf Morandis genauen Aufenthaltsort nördlich der Alpen gibt ferner das Porträt Sigismund Franz’ von Österreich-Tirol, das seine Anwesenheit in Innsbruck spätestens für die erste Hälfte des Jahres 1665 sichert.43 Morandi war an den beiden habsburgischen Höfen jedoch nicht nur als Porträtist tätig, sondern schuf auch Gemälde wie die mythologisierende Darstellung der Kaiserin Claudia Felicitas als Diana, das 1666 datiert ist.44 Bemerkenswert sind die Innsbrucker Quellen, die Morandi als Maler von Tierdarstellungen und Landschaften in den Fokus rücken. So ist im Inventar der Gemäldesammlung auf Schloss Ambras von 1773 „Ein gespiegelter schimmel in einerr landschaft. von murandi“ verzeichnet. Und ein Rechnungsbuch der Tiroler Landesfürsten weist aus, dass Morandi zwischen dem 29. Juli und dem 2. November 1666 das Gemälde eines Pferdes angefertigt habe. Für dieses oder ein anderes „abcontrofetten Pferdts“ wurden ihm 60 Taler gezahlt.45 Auch für seinen Lehrer Biliverti sind Kontakte an den Wiener und auch an den Innsbrucker Hof belegt. So wurde eine Allegorie der Sanftmut von dem späteren Kardinal Leopoldo de’ Medici Kaiser Ferdinand III. (reg. 1637–57) geschenkt; das Gemälde befindet sich noch heute im Kunsthistorischen Museum in Wien.46 Für den Kaiser selbst fertigte Biliverti weiterhin eine Darstellung des Ecce homo47 an; ein Schlafendes Christuskind unter einem Kreuz in einer Landschaft48 wurde wahrscheinlich für Ferdinand Karl (reg. 1646-1662) von Österreich-Tirol fertiggestellt, dessen Mutter Claudia de’ Medici seit 1632 für ihren minderjährigen Sohn regierte.49 9 Am 12. Januar 1667 besuchte der Florentiner Adlige Francesco Riccardi, der während seiner Reise durch Nordeuropa zusammen mit seinem Hauslehrer Alessandro Segni auch 85 Tage in Wien verbrachte51, die kaiserlichen Sammlungen in der Stallburg. Segni schildert in seinem Reisebericht, dass sie an jenem Tag unter fachkundigem Rat von dem Maler Morandi durch die Galerie geführt wurden.52 Morandi war also nicht nur als Maler am kaiserlichen bzw. tirolerischen Hof beschäftigt, sondern betätigte sich auch als eine Art Sachverständiger. In dieser Funktion hatte er seine Landsleute durch die kaiserliche Sammlung zu führen.53 Pascoli schildert gar, Morandi habe während seines Wiener Aufenthaltes nördlich der Alpen auch Aufträge anderer deutscher Fürsten angenommen.54 Seine Rückberufung nach Rom zu Beginn des Pontifikates Clemens’ IX. 1667 stimmt jedenfalls mit den für seinen Aufenthalt nördlich der Alpen ermittelten Daten überein. Vor seiner Abreise soll er noch mit großzügigen Geschenken bedacht worden sein55, wenngleich der Kaiser sich von Morandi die Ausmalung einiger Räume in seiner Residenz gewünscht habe.56 oder Gaulli wurde auch Morandi für diese „freundschaftliche Verbindung“64 zwischen den beiden Einrichtungen vorgeschlagen, wenngleich letztlich der Bildhauer Domenico Guidi in die französische Académie gewählt wurde.66 Seit 1657 war Morandi Mitglied der Accademia di San Luca und in den Jahren 1671 und 1680 ihr Principe.57 Ab 1681 hielt er dort Vorlesungen über die Theorie der Kunst.58 In diesen Zusammenhang ist wohl auch das (fiktive) Bildnis Federico Zuccaris (1542–1609) einzuordnen, das Morandi zum 100. Gründungstag der Accademia malte.59 Er sorgte für die mehrmalige Wiederwahl Giovanni Pietro Belloris (1615–1696) zum Sekretär der Accademia und war selbst in seinen letzten Lebensjahren noch Juror der Concorsi.60 Ebenso war er seit 1669 Mitglied der Congregazione dei Virtuosi del Pantheon.61 Den hohen Rang unter den Künstlern seiner Zeit verdeutlicht auch die Bezeichnung des Direktors der Académie de France à Rome, Matthieu de la Teulière (Direktor von 1684–1699), der Morandi neben Carlo Maratti als „un des plus habiles peintres du Rome et fort homme d’honneur“62 benannte. Im Kontext der Auseinandersetzungen zwischen der Pariser Académie Royale de Peinture et sculpture und der römischen Accademia nahm Morandi eine mitunter relevante Rolle ein: Nach der Wahl Charles le Bruns zum Principe der Accademia 1676 und dem damit verbundenen Bedeutungszuwachs für dessen Person innerhalb der römischen Kunstwelt63 sollten im Gegenzug auch italienische Künslter in die französische Akademie aufgenommen werden. Neben Künstlern wie Maratti Morandi betrieb in Rom eine große Werkstatt und hatte einen umfangreichen Schülerkreis.71 Ab 1671, seit Morandi nicht mehr im Palazzo der Familie Salviati wohnte72, waren in seiner Werkstatt nachweislich tätig: ein Antonio Mariotti aus Florenz (1671), ein offenbar aus Aix-en-Provence stammender Andrea Busson, Sohn des Stefano Busson (1674–76), Pier Francesco Giglio, Sohn des Gieronimo Olivetto aus der Toskana (1677), Francesco Antonio Montani (1678–80) sowie ab 1680 Morandis Schüler und Erbe Pietro di Giovanni Nelli, dieser 1681 zunächst als „garzone di stalla anni 12“, sowie dann wieder ab 1691 bis 1697.73 Die Einrichtung einer „bottega di pittore“74 ging offensichtlich erst mit dem Bezug einer eigenen Casa im Viertel von S. Spirito in Sassia 1681 einher. Ab diesem Jahr nennen die Seelenverzeichnisse den Sohn eines Tomasso Soli aus Florenz (1681), Felice Palmerio Nardi aus L’Aquila (1682 u. 1684), der 1694 einen Concorso der Accademia di San Luca gewann75, den Römer Francesco Massa (1683–85) sowie Paolo Antinori aus Ancona (1685–91). Ab 1686 bis 1699 wird die Wohnung Morandis als „scola di Pittori“76 bezeichnet, in der nun Carlo Antonio Mancini il Giovane aus Mailand (1693 u. 1698), der Neapolitaner Francesco Lieti il Giovane (1699–1704), ein „Odoardo pittore“ (1705–1706), der gewiss mit Odoardo Vicinelli (1683–1755) 10 Morandis erster Auftrag nach der Rückkehr aus Österreich war Pascoli zufolge die Ausmalung dreier Gewölbe im Palazzo Salviati mit Fresken mythologischen Inhalts: Aurora und der schlafende Kephalus, Ariadne und Bacchus sowie eine Allegorie der Zeit.67 Erst im Jahr 1682 ist für Morandi dann mit den beiden Tafeln der Hochzeit Mariä und der Verkündigung in der Sakristei von S. Maria dell’Anima wieder ein kirchlicher Auftrag fassbar.68 Weitere Altarbilder in Rom, Neapel, Siena und Viterbo sowie in Belvedere Ostrense folgen in den 80er und 90er Jahren des 17. Jahrhunderts.69 Als spätestes Gemälde Morandis ist bei Pascoli eine Geißelung Christi für die Kirche S. Firenze in Florenz erwähnt, das bisher nur durch einen Nachstich aus Lastris L’Etruria Pittrice von 1791 überliefert war, kürzlich aber im Depot des Museo del Cenacolo di Andrea del Sarto in Florenz aufgefunden wurde.70 11 identifiziert werden kann, Antonio Marini (1707–1712 [nicht 1709])77 und Giovanni Battista Malatesta (1713–1716) sowie mehrere servitori lebten, die aus verschiedenen Regionen, vor allem Oberitaliens, stammten. Morandi verfügte also spätestens um 1681 über eine Werkstatt außerhalb des Palazzo Salviati mit einer größeren Zahl an Schülern und Gehilfen, die jedoch bis auf wenige Ausnahmen offenbar nur kurz in seinem Umfeld blieben. Ferner gelten als Schüler Morandis Pietro Valentini78, ab 1699 Gerard Wigmana (1674–1741)79 sowie als einer der letzten Schüler Francesco Zuccarelli (1702–1788), der wie Morandi selbst auch aus der Toskana stammte.80 Paolo de Matteis wurde von Don Gaspar de Hero y Guzmàn, der von 1677 bis 1682 spanischer Botschafter beim Heiligen Stuhl war, in die Obhut Morandis gegeben und nahm auch an den Concorsi der Accademia teil.81 Giovanni Maria Morandi starb am 18. Februar 1717 in Rom und wurde nach seiner Aufbahrung in S. Giovanni dei Fiorentini von Mitgliedern der Accademia di San Luca und den Virtuosi del Pantheon nach S. Spirito in Sassia überführt.82 12 1Das bisher ungeklärte genaue Geburtsdatum ist durch den Eintrag im Taufregister im Archivio dell’Opera del Duomo di Firenze geklärt worden (vgl. De Luca 2012, S. 182) und bestätigt auch das von Pascoli genannte Geburtsdatum. 2De Luca 2012, S. 180, verweist auf den Haushalt eines Lionardo Morandi in der Via dell’Anguillara in der Descritione del numero delle case e delle persone della città di Firenze fatta l’anno MDCXXXII, BNF, Fondo Manoscritti, Cod. Pal. E.B. 15.2, Grandi Formati 133. 3De Luca 2012, S. 180. 4„Gio. Maria Morandi bravo pittore di ritratti e anche d’Istoria, in sa gioventù fu paggio del Gran Duca di Firenze, e per essere stato Fiorentino a’dipinto nene e non e’stato secco e a’lassato un suo allivelo chiamato Pietro Nelli, che e bravo assai per li ritratti. Fatto da me Ca. Ghezzi il di 10 gennai 1720, e mori assai vecchio et in sua gioventù è stato un belissimo giovane.“, zit. n. Sansone 2000, S. 25; die Karikatur und Charakterisierung Morandis sind also knapp acht Jahre nach dessen Tod entstanden, wenngleich Ghezzi und Morandi einander sicher kannten. 5De Luca 2012, S. 188, Fn. 22: ASF, Miscellanea Medicea, Nota dei Ssri Paggi de Serinissimi di Toscana dall’Assunzione del Ser.mo Gran Duca Ferdinando sino al presente giorno, 1587-1629 u. 1642-1660. 6Die Verbindung Morandis zu den Medici wird bekräftigt durch eine Reihe von Bildnissen, die er von Mitgliedern der großherzoglichen Familie angefertigt hat; schon Pascoli, Vite, S. 581, führt ein Bildnis der Großherzogin Margherita Luisa d’Orléans auf (1645–1721). 7Pascoli, Vite, S. 128, merkt an, dass Morandi ein hervorragender Tänzer und ein exzellenter Reiter sowie Fechter gewesen sei. 8Baldinucci, Notizie, S. 419. 9De Luca 2012, S. 182, nach Contini, Roberto: Biliverti. Saggio di ricostruzione, Florenz 1985, S. 180. 10Baldinucci, Notizie, S. 419. 12Pascoli, Vite, S. 127. 13Baldinucci, Notizie, S. 313. 14De Luca 2010, S. 58. 15Baldinucci, Notizie, S. 319. 16Schleier 2010, S. 62f. 17Petrucci 2008, S. 417: „Io: Maria Morandus / Laurentius pictor“. 18Petrucci 2008, S. 359; Rom, ASV, Stati delle Anime in Santo Spirito in Saxia, 1642/49, 1658/62, 1662/1667, schon ab 1658 wird Morandi dort als „vir nobilis“ gelistet. 19Petrucci 2008, S. 359; Rom, ASV, Stati delle Anime di Santo Spirito in Saxia, Jahre 1672/80, 1681/89, 1690/1700, 1701/09, 1710/19. 20Pascoli, Vite, S. 134. 21Della Pergola 1959, S. 223, Dok. 89. 22Pascoli, Vite, 126f. 23Pascoli, Vite, 126f. 25Es handelt sich hierbei um ein Morandis Testament angefügtes (Nachlass-)Inventar: ASF, Corporazioni religiose sopresse dal governo francese 136 [San Firenze, Casa di Preti filippini, Testamento di Giovanni Maria Morandi, folgli scoliti], in Ausschnitten veröffentlicht bei De Luca 2012. 26De Luca 2012, S. 182. 27Baldinucci, Notizie, S. 264. 28De Luca 2010, Fn. 7 u. Baldinucci, Notizie, S. 264. 29Pascoli, Vite, S. 128. 30Eine Reihe der Porträts sind zusätzlich in Kupferstichen überliefert, vgl. De Luca 2010, S. 58. 31Vgl. Petrucci 1998, S. 133. 32Alexander VII. bei der Fronleichnamsprozession, Öl auf Leinwand, 200 x 285 cm, Nancy, Musée des Beaux-Arts, Inv. Nr. 37. 33Petrucci 1998. 34Golzio 1939, S. 278. 35Vgl. Miraelli Mariani 2009, S. 124–131 u. Schleier 2010, S. 63. 36Schleier 2010, S. 64; Golzio 1939, S. 266f. 13 37Vgl. Waterhouse 1967, S. 118: offenbar wurde die Anfertigung des Gemäldes durch Morandis Aufenthalt in Österreich unterbrochen, die letzten Zahlungen an Morandi erfolgten erst am 23. Juli 1671. 38Petrucci 1998, S. 134f.: „[...] completamente estranea all’ambiente romano, accurate e pedante nel descittivismo, che ha ben poco vedere con la forza espressiva, l’icaticità ed il pittoricismo del Sacchi, del Mola, di Bernini pittore e dello stesso Maratti, motivi assimilati del Voet ed in parte dalle stesso Gaulli.“ 39Sestieri 1995, S. 131: „profondamente plasmata nell’ambito romano, segnamente marattesco, con simpatie per la pittura classicistica emiliana ma anche per i maestri francesi“. 40Eine vollständige Auflistung bei Petrucci 2008. 41Pascoli, Vite, S. 127. 42Ausst.-Kat. Innsbruck 2009, S. 113. 43Ausst.-Kat. Innsbruck 2009, S. 113: Sigismund Franz hatte am 5. Juni 1665 verfügt, seine bischöflichen Titulaturen nicht mehr zu führen, und hätte sich daher wohl nicht mehr mit Tonsurkäppchen malen lassen. 44Auer 2004, S. 165. 45Ausst.-Kat. Innsbruck 2009, S. 113: Inventar von Schloss Ambras von 1773, VIII, 15: „Ein gespiegelter schimmel in einerr landschaft. von murandi.“; Raitbuch aus dem Jahr 1666, Innsbruck, Tiroler Landesarchiv, fol. 111v: „Maria Morandi malte auf Befehl Pferd zw. 29. Juli und 2. Nov.“, sowie eine Zahlung, fol. 271v: „abcontrofetten Pferdts 60 Taler“. 46Wien, Kunsthistorisches Museum, Allegorie der Sanftmut, 78,5 x 65 cm, Inv. GG_292, auf der Rückseite bezeichnet: SERmo LEOPOLDO / GB Fe 16[...]1; das Gemälde ist bei Baldinucci erwähnt und genau beschrieben: „Per il serenissimo principe e poi cardinal Leopoldo, fece un quadro di mezza figura d’una femmina, che accarezza un agnello, fatta per la Mansuetudine, che da quella altezza fu mandata alla maestà de l’imperatore“ (vgl. Baldinucci, Notizie, S. 307). 47Baldinucci, Notizie, S. 307. 48Baldinucci, Notizie, S. 307. 49Leopold V. (reg. 1626–32), verheiratet mit Claudia de’ Medici, deren 1. Sohn Ferdinand Karl (Erzherzog 1632– 1662, reg. ab 1646), verheiratet mit Anna de’ Medici, Tochter: Claudia Felicitas (1653–1676), verh. mit Kaiser Leopold I. (1640–1705); 2. Sohn: Erzherzog Sigismund Franz (reg. 1662–1665). 51Schedel 2014, S. 16. 52„Avevamo condotto per meglio godergli sentendo il suo guidizio il Morandi Pittore“; Florenz, Biblioteca Riccardiana, Ms. 1882, fol. 315v, zit. n. Augustyn/Lauterbach 2010, S. 148. 53Es ist ebenso belegt, dass Morandi in den Sammlungen der Salviati als Kunstführer auftrat. Pietro de Sebastiani schildert in seiner Viaggio Curioso di Roma aus dem Jahr 1683 die vortreffliche Kunstsammlung der Salviati „sotto la buona Cura di un suo gentil huomo famoso pittore, che lo accompagna con cortesia grande“, zit. n. De Sebastiani, Pietro: Viaggio Curioso di Roma sagra, e profana gentile, per contentare i forastieri. Di Pietro de’ Sebastiani professore della lingua toscana, che dimostra le sudette cose, Rom 1683, S. 34. 54Pascoli, Vite, S. 129: „Fece altri ritratti per altri principi della Germania [...].“ 55„moltissime finezze della corte“; Pascoli, Vite, S. 129. 56„anche bramato di fergli dipingere alcuni stanze del palazzo“; Pascoli, Vite, S. 129. 57Schleier 2010, S. 63; De Luca 2010, S. 66. 58Werstyn 2008, S. 157. 59Rom, Accademia di San Luca, Inv. 193; vgl. Petrucci 1998, S. 169. 60Waterhouse 1967, S. 118. 61vgl. De Luca 2010, S. 58. 62De Luca 2010, S. 58. 63Valerius 2010, S. 33. 64Valerius 2020, S. 33. 66Zur Beziehung zwischen der französischen Akademie und der Accademia di San Luca: Erben, Dietrich: Paris und Rom. Die staatlich gelenkten Kunstbeziehungen unter Ludwig XIV., Berlin 2004, S. 157ff. 67Die genaue Thematik dieser Ausstattung ebenso wie die Technik sind in den Quellen zum Teil widersprüchlich vermerkt. Die Problematik dieses Werkkomplexes wird im Zusammenhang mit der in Köln bewahrten Zeichnung des Apoll und Hyazinth ausführlich besprochen. 68Vgl. Waterhouse 1967, S. 118. 69Vgl. Waterhouse 1976, S. 188f. 70Vgl. De Luca 2012, S. 184; das Gemälde befindet sich in bedauerlichstem Zustand. 71Eine Übersicht über die im Haushalt Morandis verzeichneten Künstler geben die Stati delle Anime, wie sie Petrucci 2008, 418–420, aufführt. 72Vgl. Petrucci 2008, S. 418. 73ASF, Stati delle Anime, S. Spirito in Saxia, 1681/89, Casa del Sig. Morandi, Casa 57, f.nn, vgl. Petrucci 2008, S. 418. 74Petrucci 2008, S. 418. 75Dieser ist ohne Zweifel identisch mit Felice Nardi, der 1694 mit seinem Gigantensturz (Rom, Accademia di San Luca, Inventar-Nr. A. 101) den Primo Premio in der Prima Classe erhielt (vgl. Cipriani, Angela: I disegni di figura nell’Archivio Storico dell’Acca-demia di San Luca, Rom 1988, Bd. 1, S. 135). 76Petrucci 2008, S. 418f. 77Möglicherweise handelt es sich hierbei um den 1668 geborenen Venezianer Antonio Maria Marini, der als Landschaftsmaler in seiner Zeit gewisse Bekanntheit 14 erlangte (vgl. Cosma, Alessandrio: Antonio Maria Marini, in: DBI, Bd. 70). 78Vgl. Pascoli, Vite, S. 135. 79Vgl. Raupp 2010, S. 486. 80Vgl. Waterhouse 1967, S. 118; Fiorillo 1798, S. 406. 81Vgl. Pestilli 2013, S. 3 u. Schleier 2010, S. 64. 82Bemerkenswert ist, dass die Schilderung Pascolis sehr genau mit dem übereinstimmt, was Morandi in seinem Testament von 1717 selbst für seinen Tod festgelegt hatte (ASR, Notai A.C., vol. 5149, fol. 265ff. (in Ausschnitten veröffentlicht von Petrucci 2008, S. 420). Die Testamente Morandis bilden insgesamt eine bedeutende Quelle für die Rekonstruktion seines Lebens und Werkes. Bekannt sind das Testament von 1708 (ASF, Corporazioni religiose sopresse dal governo francese, 136 [San Firenze, Casa di Preti filippini, Testamento di G. M. Morandi]), das nur in Passagen publiziert ist bei De Luca 2012; ferner das Testament von 1715 (ASR, Testamenti, uff. 30, Notai Capit., uff. 10, f. 459ff.) sowie jenes von 1717 (ASR, Notai A.C., vol. 5149, f. 265r ff.), beide in Auszügen bei Petrucci 2008, 420f. Ein Testament ohne Datum (BNSP, Archivio Salviati, Miscellanea I, filza 60, fasc. 13, Testamento ed Invenatrio dell’Eredita del S: Morandi), das ein Verzeichnis der sich zum Zeitpunkt seines Todes in Morandis Besitz befindlichen Gemälde beinhaltet, wird von De Luca 2012 lediglich erwähnt. Katalog der ausgestellten Werke Christoph Orth [Kat. 1] 1 Giovanni Biliverti (1585–1644) Enthauptung des Heiligen Johannes des Täufers Rötel, rötellaviert, mit Spuren von Höhungen in weißer Kreide, 296 x 210 mm Inv. Z 2112 Lit.: Monbeig-Goguel 1979, S. 24f.; Thiem 1983, S. 278f.; Monbeig-Goguel 2005, Nr. 94 Die Kölner Zeichnung der Enthauptung des Heiligen Johannes des Täufers gehört zu einer Reihe vorbereitender Skizzen für ein bislang nicht bekanntes Gemälde Giovanni Bilivertis.1 Als Sohn des aus den Niederlanden nach Italien ausgewanderten Goldschmieds Jacobo (1550–1603) war Biliverti ab 1603 in der Werkstatt Ludovico Cigolis (1559–1613) in Florenz tätig, wo er sich den zeichnerischen Stil seines Lehrers zu eigen machte. Gleichwohl er Cigoli auf einer kurzen Reise nach Rom begleitete und dort selbst auch Aufträge ausführte, blieb Bilivertis Werk stark von der künstlerischen Ausdrucksweise seiner Florentiner Herkunft geprägt. Morandi, der wohl bis zu Bilivertis Tod 1644 in dessen Werkstatt beschäftigt war, orientierte sich in seiner zeichnerischen Praxis deutlich an der seines Lehrers. Denn auch Biliverti bevorzugte den Rötel als Zeichenmittel sowie die Rötellavierung als zeichnerische Technik. Das Kölner Blatt ist somit ein typisches Beispiel für sein zeichnerisches Können. Mit einem relativ weichen Rötel erarbeitet er zunächst die Umrisse und die Binnengliederung der Figuren sowie des Raumes. Die Komposition wird dann durch das verstärkte Nachziehen der konstituierenden Linien gewissermaßen festgezogen. Trotzdem hat der Zeichner noch in diesem Moment die Körperund vor allem Kopfhaltung des Scharfrichters abgeändert. Spuren von Höhungen mit weißer Kreide deuten an, dass Biliverti durch das Aufsetzen von Lichtreflexen den veränderten Kopf deutlicher hervorheben wollte. Raum und Plastizität werden dabei nicht nur durch die Lavierung, sondern bereits durch den Rötelstift selbst erzeugt, der durch stärkeres Nachfahren der Konturen eine Verschattung dieser Partien erreicht. In einem letzten Schritt schraffiert Biliverti großflächig, um den Raum zu illustrieren oder den einzelnen Figuren zusätzlich Körperlichkeit zu verleihen. Deutlich werden in dem qualitätvoll gezeichneten Blatt die Parallelen zu der zeichnerischen Praxis seines Schülers. In der Gegenüberstellung tritt aber ebenso hervor, welche Entwicklung Morandi in seinen römischen Jahren ab der Mitte des 17. Jahrhunderts durchlaufen hat: Dem im Florenz des Frühbarock gepflegten Figurenideal Bilivertis setzt Morandi eine starke anatomische Durchbildung seiner Körper nach antikem Vorbild sowie häufig eine gesteigerte Monumentalität der Figuren entgegen; auch sein Gestenvokabular ist zweifelsfrei vom Einfluss seines römischen Umfeldes gekennzeichnet. 1Weitere Blätter befinden sich in: Paris, Louvre, Inv. 583; Chicago, Art Institute, Inv. 1957.374; London, Courtauld Institute, Inv. 4234; Wien, Albertina, Inv. 32917; Florenz, Uffizien, Inv. 9653F u. 7961F. 16 17 2 Giovanni Maria Morandi Martyrium der Heiligen Katharina, um 1680/90 Rötel, rötellaviert, weiß gehöht, grau quadriert, Einklebung im mittleren rechten Blattbereich, 348 x 202 mm Rückseitig beschriftet: “15 fl”; “gio: giuseppe dal Sole”; “57”; “R Solo” (durchgestrichen), “S Solo”; Klebereste von blauem Papier Inv. Z 2131 Lit.: Schleier 1992, S. 20f., Abb. 17 Die zentral in das Bildgeschehen eingerückte monumentale Figur der Heiligen Katharina hat ihre rechte Hand mit gewaltiger Geste nach unten gestreckt, ihre Linke aber anmutig vor die Brust geführt. Den Lohn für das erlittene Martyrium sprichwörtlich vor Augen, beherrscht der in großer Spannung gezeigte Körper das Bildgeschehen. Die Radkränze ihrer Marterwerkzeuge sind geborsten. Schergen im Hintergrund sind von Schrecken ergriffen oder versuchen zu fliehen, denn vor dem die Gruppe hinterfangenden Triumphbogen öffnet sich der Himmel und eine Schar von Engeln fährt herab, um Katharina die Märtyrerpalme zu reichen. Zwei Schergen sind mit verdrehten Gliedmaßen vor der Heiligen kopfüber über die Stufen zu Boden gestürzt und bilden einen Gegenpol zur statisch gespannten Katharina. Zugleich sind sie Haltepunkte für den Blick des Betrachters, der über sie in das Bildgeschehen eingeführt wird. In Morandis malerischen Werk ist eine Darstellung der Hl. Katharina bisher nicht bekannt. Allerdings erwähnt Filippo Titi 1686 zwei Gemälde in der Kirche Santa Maria del Popolo, das eine von Giovanni Maria Morandi, das andere von „Monsù Danielle Tedesco” ausgeführt,1 mit der Darstellung des Martyriums der Heiligen Katharina sowie des Martyriums des Heiligen Laurentius.2 Die beiden Gemälde, die sich heute immer noch in situ im Vestibül der Cappella Cibo in Santa Maria del Popolo befinden, werden Daniel Seiter (1647–1705) zugeschrieben, der von Filippo Titi bereits als Maler eines der Gemälde genannt wurde. 18 [Kat. 2] Die von Titis Darstellung ausgehende These, dass Morandi den Heiligen Laurentius und Seiter die Heilige Katharina ausgeführt habe, ist ohne Beleg.3 Es ist aber nachgewiesen, dass der Auftrag für beide Gemälde zuerst an Morandi ging, später aber von Seiter übernommen wurde.4 Es wären also auch zeichnerische Entwürfe für den Auftraggeber Kardinal Cibo zu vermuten. Ohne das Kölner Blatt direkt als Bildentwurf für das Gemälde ansprechen zu wollen, scheinen weitere Beobachtungen diese Möglichkeit zumindest nicht auszuschließen: das lang gezogene Hochformat des ausgeführten Gemäldes Seiters, das durch die Rahmung der Kapellenwand vorgegeben ist, bestimmt auch das Format von Morandis Zeichnung. So wie beide Katharinen-Darstellungen den gleichen Moment des Geschehens abbilden, so verhalten sich Bildraum und Größe der Figuren und ihre Anordnung in gleicher Weise zueinander.5 Gleichwohl Seiters Gemälde ohne Zweifel sehr viel stärker durch die Darstellungstradition seiner nordalpinen Herkunft geprägt ist,6 so scheint doch die Beleuchtungssituation in seinem Gemälde ihren Ursprung tatsächlich in der römischen Malerei jener Jahre zu finden, die auch Morandi in seiner Zeichnung durch das chiaroscuro der Lavierung ins Bild gesetzt hat. Das Kölner Blatt ist in Rötel in Kombination mit Rötellavierung und weißen Höhungen ausgeführt. Wiederum wird die Hand Morandis besonders in der Engelsgruppe, den Wolken, aber auch in den Gesichtszügen der Märtyrerin deutlich, sodass die Zuschreibung ohne Zweifel Bestand hat. Mit Gewissheit für eine Altartafel bestimmt, werden Licht und Schatten schon im Hinblick auf die spätere Ausführung modelliert. Die graue Quadrierung sowie die wenigen vorgenommenen Korrekturen in einzelnen Details weisen auf ein relativ spätes Stadium innerhalb der Werkvorbereitung hin. Andere, eher vorbereitende Skizzen sind somit anzunehmen. Diese Vermutung wird durch eine Einklebung im Bereich rechts neben der Heiligen bestätigt. Die beiden Schergen, das Wagenrad sowie Teile des Mantels sind dabei auf 20 einem separaten Blattstück gezeichnet. Auch hier gehen Rötelvorzeichnung, Lavierung und Höhung nahtlos über die Ränder des eingesetzten Papiers hinweg. Im Gegenlicht wird sichtbar, dass unter der Einklebung die Armhaltung der hinteren sowie die Beinhaltung der vorderen Figur in veränderter Form schon mit einem starken Rötelstrich angelegt waren. Eine spätere Änderung dieser Linien war folglich nicht mehr möglich, ohne die Wirkung der Zeichnung in diesem Bereich zu beeinträchtigen. Die zeichnerische Ausführung des Blattes spricht für eine Datierung im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts und erhärtet damit auch die Überlegung ihrer Entstehung im Zusammenhang mit der Ausgestaltung der Cappella Cibo. 1Titi, Studio, S. 204. 2 Kunze 2000, S. 30. 3 Vgl. Kunze 2000, S. 30. 4So Miarelli Mariani 2009, S. 669, Anm. 67; Pericoli Ridolfini 1974, 28; die spätere Auftragsvergabe an Seiter vermerkt auch Pascoli, Vite, S. 322. Die Gemälde habe Seiter zunächst in Öl auf Putz ausgeführt und schließlich noch vor oder um den Zeitpunkt der Weihe der Kapelle im Mai 1687 wegen auftretender Schäden auf Wunsch des Kardinals Alderano Cibo durch Leinwandgemälde ersetzt. Diese Wandbilder nennt Titi in seinen Ergänzungen zu seinen Ausführungen von 1686:“li Quadri da basso sotto l’arco pure à olio nel muro, con S. Caterina posta nel martirio, & incontro San Lorenzo nella Garticola [...] da Danielle Soiter” (Titi, Studio, S. 236). 21 5Im Gegensatz zu der mit dem Gemälde in Verbindung gebrachten Skizze Seiters im Gabinetto dei Disegni e delle Stampe in Rom (Inv. F.C. 128 322, vol. 158 H 8) [Abb.: Kunze, Matthias: Daniel Seiter (1647 - 1705). Die Zeichnungen, Salzburg 197, S. 151], die die Heilige noch am Rad festgebunden zeigt und auch im Hinblick auf Raum- und Figurenauffassungen einen gänzlich anderen Eindruck vermittelt als das Gemälde, zeigt Morandi in seinem Blatt ebenso wie Seiter im Gemälde genau den Moment, indem Katharina bereits von ihren Fesseln befreit ist und dem Lohn ihres Martyriums entgegensieht. 6Vgl. Kunze 2000, S. 30. 3 Giovanni Maria Morandi Verkündigung, um 1680 Gottvater von Engeln umgeben (Rückseite, Durchzeichnung der Vorderseite) Dunkelgraue Kreide, grau und braun laviert, weiß gehöht, 350 x 210 mm Rückseitig bezeichnet: “12 fl.”; “pietro da Cortona”; “64”; “R Solo” Inv. Z 2071 Lit.: Schleier 1992, S. 17, Abb. 7 u. 8; Schleier 1998; Ausst.-Kat. Köln 1993, S. 180, Kat. Nr. 65 Zwei Zeichnungen mit der Darstellung der Verkündigung haben sich in Köln erhalten (siehe Kat. Nr. 4). Das erste Blatt zeigt die Madonna mit ausgebreiteten Armen und mit zum Betrachter hin geöffnetem Oberkörper. Ihren Blick wendet sie dem Engel zu, der aus der himmlischen Sphäre hinabsinkt. Seine Linke hat er anmutig vor die Brust geführt, die rechte Hand weist mit monumentaler Geste in den Himmel hinein, der von Putten und Engeln bevölkert ist. Von Gottvater ausgehend durchschneidet ein heller Lichtstrahl den Raum, auf dem die Taube des Heiligen Geistes auf Maria herabkommt. Die harmonische Wirkung der Figurenanordnung im Bildraum erzeugt Morandi, indem er die beiden Figuren geschickt zueinander in Beziehung setzt: die horizontale Linie des Podests am unteren Bildrand ist die Basis eines Dreiecks, dessen Spitze auf Gottvater und den Heiligen Geist weist. Auf seinen Schenkeln sind auf der einen Seite die Madonna und der von Gottvater ausgehende Lichtstrahl sowie gegenüber die Figur des Engels angeordnet. Der Blick Mariens und der Zeigegestus des Engels unterstreichen in dieser Bildregie nicht nur die Organisation der Figuren im Bildraum, sondern auch die Blickführung des Betrachters. Die Vorzeichnung ist mit einer dunkelgrauen, fast schwarzen Kreide ausgeführt, die durch die raue Oberflächenstruktur des Papiers einen körnigen Abrieb hinterlässt. Die Kreide zeichnet die Umrisse wie auch die Binnengliederung der Figuren vor, wobei noch im Zeichenprozess vorgenommene Veränderungen – wie zum Beispiel 22 [Kat. 3] am linken Flügel des Engels – deutlich erkennbar sind. In einem zweiten, für die malerische Wirkung des Blattes entscheidenden Schritt setzt Morandi eine Lavierung auf, die von hellem bis hin zu dunklem, fast schwarzem Braun reicht. Sie dient dazu, Körper und Plastizität zu erzeugen sowie Licht und Schatten an Gewändern wie Figuren zu bilden. Die weißen Höhungen werden eingesetzt, um Lichtreflexe anzubringen und die Körper mit ihren Gliedmaßen plastisch erscheinen zu lassen. Im Spiel von Helligkeit und Verschattung, von abgestufter Lavierung und weißer Höhung erzeugt Morandi in der Zeichnung einen chiaroscuroEffekt, ein Hell-Dunkel also, das dem Blatt einen äußerst maleriAbb. 1 schen Ausdruck verleiht, der die Ausführung dieser Darstellung in einem Altargemälde bereits erahnen lässt. Die Rückseite (Abb. 1) wiederholt im Gegensinn den oberen Bereich des Blattes mit Gottvater und den ihn umgebenden Engeln, wobei diese in ihrer Anordnung im Gegensatz zur Vorderseite leicht variiert sind. Eine weiße Höhung erzeugt bei der Figur des mit grauem Stift gezeichneten Gottvaters wiederum die Illusion von Licht und Plastizität. 24 4 Giovanni Maria Morandi Verkündigung, um 1680 Rötel, rötellaviert, weiß gehöht, Einklebung am unteren rechten Bildrand, 328 x 210 mm Rückseitig bezeichnet: “12 fl.”; “pietro da Cortona”; “42” Inv. Z 2075 Lit.: Schleier 1992, S. 16, Abb. 6; Ausst.-Kat. Köln 1993, S. 180, Kat. Nr. 64; Ausst.-Kat. Orléans 2003, S. 135f., Kat. Nr. 76 Die Madonna kniet am rechten Bildrand vor einem Bänkchen, während sie ihre Hände in anmutiger Geste vor der Brust verschränkt hat und ihren Blick auf den Boden senkt. Von links tritt der Engel der Verkündigung heran, der in seiner Linken eine Lilie hält - das Symbol für die Jungfräulichkeit der Gottesmutter; mit der Rechten weist er auf die Taube des Heiligen Geistes, die vom oberen Bildrand auf Maria hinabfährt. Putten und Seraphim bevölkern den Himmel, in dem sich Wolken monumental auftürmen. Im Gegensatz zur Umsetzung der Verkündigung in Kat. Nr. 3 konzentriert sich die Komposition dieses Blattes deutlich auf die beiden Hauptfiguren. Gottvater und die ihn begleitenden Himmelschöre fehlen. Maria und der Engel treten jedoch nicht weniger monumental in Erscheinung, wenngleich die Figuren luftiger im Raum angeordnet und weniger gedrängt in die Blattgrenzen gesetzt sind. Auch in diesem Fall gibt Morandi eine Blickführung über die Madonna zum Engel vor, der mit seinem Arm schließlich auf die Taube verweist und so das Bildgeschehen ausdeutet. Das vollständig in Rötel ausgeführte Blatt ist ein charakteristisches Beispiel für Morandis Zeichenpraxis in diesem Medium. In einem ersten Schritt wurden mit dem Rötelstift die Figuren und der Bildraum ins Bild gesetzt. Hierbei erscheinen die Linien schnell, aber mit sicherer Hand gezogen, wobei besonders in den Details zeichnerische Veränderungen sichtbar werden. Das verriebene Rötelpigment wird dann mit einem Pinsel großflächig, aber präzise aufgetragen. Die unterschiedlichen Qualitäten der Rötellavierung bewirken mit dem abschließend aufgesetzten Deck- 25 weiß die qualitätvolle Hell-Dunkel-Wirkung der Zeichnung: Eine wässrige Lavierung erzeugt die lichten Bereiche des Himmels, eine pigmentreichere die Schatten in den Gewändern der Mutter Gottes und des Engels. Diese durch die freihändige Aquarellierung entstehende “bewusste Überspielung von vorher linear angelegten Strukturen” in den Vorzeichnungen evoziert dabei “[...] die lebensvolle Wirkung”1 seiner Zeichnungen. Die Madonna ist auf einem separaten Stück Papier gezeichnet, das auf das eigentliche Blatt aufgeklebt wurde.2 Dabei reichen sowohl die Vorzeichnung wie auch die Lavierung über die Schnittkanten der Einklebung hinaus, die sich daher ohne zeichnerische Brüche in die Gesamtdarstellung fügt. Es ist vermutet worden, Morandi habe mit dieser Überklebung eine Korrektur der ursprünglichen Komposition vornehmen wollen. In Orléans findet sich tatsächlich ein kleines, dem Kölner Fragment ganz ähnlich zurechtgeschnittenes Blatt von der Hand Morandis, das die Madonna mit veränderter Arm- und Kopfhaltung zeigt.3 Es erscheint naheliegend, dass dieses Blatt eine Alternative zur Kölner Madonna bilden sollte. Im Vergleich beider Blätter aber wird deutlich, dass sich nicht nur die Abmessungen der Blattränder beider Fragmente voneinander unterscheiden, sondern auch der Standort des Bänkchens und die Einrichtung des Bodenmusters voneinander abweichen. Es handelt sich bei dem Blatt in Orléans daher wohl nicht um eine bloße Korrektur, sondern um einen eigenständigen Entwurf. Die übereinstimmende zeichnerische Ausführung beider Blätter legt nahe, dass sie im gleichen Zeitraum, möglicherweise im Zusammenhang des gleichen Auftrages, entstanden sein könnten. 1 Ausst.-Kat. Köln 1993, S. 180. 2Hinter das eigentliche Blatt hat Morandi noch ein weiteres Papier gesetzt, um die Zeichenfläche nach oben hin zu erweitern und mehr Raum für die Komposition zu gewinnen. 3 Orléans, Musée des Beaux-Arts, Cabinet des Dessins, Inv. 1680.album1.141, 165 x 117 mm, Rötel, rötellaviert, weiß gehöht. [Kat. 4] 27 5 Nicolas le Sueur (1691–1764) Verkündigung (nach Giovanni Maria Morandi), 1729 Radierung und Chiaroscuro-Holzschnitt, 356 x 211 mm Aufschrift: “L’Annonciation – Dessin de Jean Marie Morandi, qui est dans le Cabinet de Mr Crozat / Gravé a l’eau forte, par Mr le C[omte] de C[aylus] et en bois sous sa conduite par Nicolas le Sueur”, unten rechts “132” Inv. 18354 Lit.: unveröffentlicht Eine dritte Zeichnung der Verkündigung von der Hand Morandis in Frankfurt1 befand sich früher in der Sammlung des französischen Bankiers Pierre Crozat (1661–1740). In seinem Recueil d‘estampes d‘après les plus beaux tableaux et d‘après les plus beaux dessins qui sont en France von 1729, in dem die schönsten Gemälde und Zeichnungen Frankreichs druckgraphisch reproduziert wurden, ist Morandis Verkündigung im Gegensinn gezeigt. Le Sueurs Kombination von Radierung und Holzschnitt mit mehreren farbigen Druckplatten imitiert gekonnt den malerischen Charakter der Zeichnung. Zwei Gemälde mit der Verkündigung in der Chiesa della Santissima Annunziata im Spedale di Santa Maria della Scala in Siena (um 1677)2 (Abb. 1) sowie der Sakristei von Santa Maria dell‘Anima in Rom (um 1682)3 (Abb. 2) sind bisher von Morandi bekannt. Ihre Beziehungen zu den beiden Kölner Blättern (Kat. 3, 4) und der Frankfurter Zeichnung sind komplex, da keine von ihnen als direkte Vorzeichnung für die Gemälde identifiziert werden kann. Das Gemälde in Siena lässt sich vor allem mit der ersten Kölner Zeichnung (Kat. Nr. 3) in Verbindung bringen. Im Gegensinn gemalt, erscheint die Gestaltung des Himmels entsprechend, wobei die Engelsgruppen rechts und links neben Gottvater nahezu wörtlich übernommen sind. Die Taube ist im Gemälde deutlicher in die Bildmitte gerückt, Lesepult und Sockel sind zugunsten eines niedrigen Bänkchens zurückgetreten. Im Gegensatz dazu scheint die Figur Mariens im Sieneser Gemälde eher derjenigen in der zweiten Kölner Zeichnung (Kat. 4) zu entsprechen, der Engel aber wieder dem ersten Kölner und dem Frankfurter Blatt näherzukommen.4 Insgesamt aber lassen sich die beiden letztgenannten Blätter 28 [Kat. 5] dem römischen Gemälde zuordnen, wobei der Engel in Frankfurt der ausgeführten Version noch am deutlichsten entspricht, auch wenn Morandi dort auf die Lilie verzichtet. Die Disposition der Putten kommt in beiden Zeichnungen denen des Gemäldes gleich, in der Frankfurter Zeichnung finden sich gar zwei identische Figuren oben rechts (in der druckgraphischen Reproduktion im Gegensinn auf der linken Seite). Bodenmuster und Bänkchen im römischen Gemälde hingegen verweisen wiederum auf das braun lavierte Kölner Blatt. Die jeweilige Stellung der drei Zeichnungen im Entwurfsprozess für die Gemälde in Siena und Rom lässt sich somit nicht genau fassen, handelt es sich doch bei allen Blättern um ausgeführte Entwürfe, die mit ähnlichen zeichnerischen Mitteln die Suche nach einer Bildlösung für eine Verkündigung unterschiedlich beantworten. Schleier vertritt dabei die Auffassung, dass es sich bei dem Frankfurter Blatt um eine Abb. 1 Abb. 2 30 fertig ausgeführte Kompositionszeichnung handle, der lediglich die Quadrierung zur Übertragung in ein größeres Format oder ein bozzetto fehle.6 Ob die Zeichnungen tatsächlich für einen bestimmten Auftrag Morandis bestimmt waren, muss offenbleiben. Vielmehr scheinen sie Varianten eines Themas zu zeigen, das in allen drei Zeichnungen kompositorisch wie bilddidaktisch zufriedenstellend gelöst wurde und als Vorlage für ein Gemälde hätte dienen können. Die wörtlichen Entsprechungen einzelner Elemente in den Zeichnungen sowie in den Gemälden verweisen auf ein festes Repertoire an Figuren und Kompositionsschemata, auf das Morandi in verschiedenen Darstellungen zurückgreifen konnte. Gerade aber diese Beobachtung spricht für einen zeitlichen Zusammenhang zwischen den beiden Gemälden und den Zeichnungen und damit für eine Datierung dieser Blätter im Zeitraum von 1677–1682. 1Frankfurt, Städelsches Kunstinstitut, Graphische Sammlung, Inv. Nr. 4218, vgl. Schleier 1992, S. 16, Abb. 3. 2Zur Datierung der Sieneser Tafel: v. a. Ausst.-Kat. Siena 2000, S. 488, Kat. 326: Zahlung von 150 von insgesamt 200 scudi für die Verkündigung an Morandi am 22. März 1677: “A dì Marzo 1677 ... A Gio: M. Morandi Pittore s centocinquanta m. ta p. resto di s 200 sim. i intiero pagam. to d’un quadro grand d’Altare con la ss. ma Annuntiata fatto d’accordo ... di nro ord. e. p. la 31 Cappella nella Chiesa ... Madonna SS. ma dell’Ospedale grande di Siena ... s 150 ... che gli altri solo stati pag da Gregorio Sati sotto il 23 Mag. o 1676.”. 3Gallavotti Cavallero 1985, S. 317, ebenso Schleier 1992, S. 15. 4Eine Studie zur Sieneser Madonna findet sich im Leipziger Skizzenalbum Morandis, Inv. NI 10667 (vgl. Schleier 1998, S. 266, Abb. 17). 5Schleier 1992, S. 16. 6 Giovanni Maria Morandi Anbetung der Hirten Rötel, rötellaviert, weiß gehöht, 312 x 233 mm Rückseitig beschriftet: “15 fl.”; “pietro da Cortona”; “63” Inv. Z 2073 Lit.: Schleier 1992, S. 23, Abb. 25 Hell erleuchtet liegt das Jesuskind auf Stroh in der Krippe gebettet. Rechts daneben kniet Maria, dahinter steht der Heilige Joseph, neben dem Ochs und Esel auf das Neugeborene schauen. Auf der linken Seite sind mehrere Hirten in Anbetung gruppiert, von denen der Vorderste als Rückenfigur eingesetzt ist. Über der Szene ist die hölzerne Architektur des Stalles nur angedeutet, darüber schweben von Wolken umgeben unzählige Engel und Seraphim vom Himmel herab. Mit sehr schnellen Rötellinien und einer ebenso rasch ausgeführten Lavierung mit nur sparsam eingesetzten weißen Höhungen erweckt dieses Blatt zunächst einen groben, beinahe hölzernen Eindruck. Die Gesichter wirken seltsam statisch und maskenhaft. Die Linien der Vorzeichnung sind eher hartkantig, die selbst Rundungen gebrochen erscheinen lassen. Dies gilt insbesondere für die Engelsfiguren im oberen Bildbereich. Die Lavierung ist in den verschatteten Partien besonders deckend aufgetragen, sodass der Effekt des chiaroscuro stark betont wird, der durch die vom Jesuskind ausstrahlende Helligkeit erzeugt wird. Die Linienführung der Wolken im oberen rechten Bereich des Blattes zeigt ohne Zweifel die charakteristische Hand Morandis, ebenso wie die nur durch die Lavierung hervorgehobene Pflanze rechts neben der Mutter Gottes. In seiner zeichnerischen Qualität lässt das Blatt dennoch bis zu einem gewissen Grad offen, ob es sich um ein vollständig von seiner Hand stammendes Werk handelt - möglicherweise wurden einzelne Partien von einem Werkstattmitglied ausgeführt. Vorbildhaft für dieses Blatt dürfte eine Anbetung der Hirten aus der Werkstatt Pietro da Cortonas im Dom von Cortona sein, die auch in einem Nachstich überliefert ist1. Die Gesamtanlage der Kölner Zeichnung entspricht grundsätzlich dem Gemälde. 32 [Kat. 6] Eine nahezu wörtliches Zitat ist die Mutter Gottes in ihrer Körperhaltung und Gestik, einschließlich ihres Gewandes. Auch die Einrichtung der Krippe, der vom Christuskind ausgehende Strahlenkranz sowie der Kopftypus des Josephs haben im Gemälde Cortonas ihr direktes Vorbild. Da von Morandi bisher keine Tafel mit dem Thema der Anbetung der Hirten bekannt ist, muss die genaue Datierung des Blattes offenbleiben. In seiner zeichnerischen Ausführung jedoch steht es den Blättern aus den Jahren um 1680/90 eher fern.2 1 2 Ausst.-Kat. Cortona 1997, S. 132. Eine weitere Zeichnung dieses Themas ist publiziert bei: Katrin Bellinger Kunsthandel & W. M. Brady & Co.: Old Master Drawings (8-31 Mai 1997), Kat. Nr. 23. 7 Giovanni Maria Morandi Die Madonna mit dem Jesuskind auf Wolken, um 1680 Figur eines Heiligen (Rückseite) Rötel, rötellaviert; verso: Rötel, 126 x 119 mm Inv. Z 2134 Lit.: Schleier 1992, S. 25, Anm. 32 (ohne Abbildung) Das kleinformatige Blatt ist offenbar nachträglich auf das nahezu quadratische Format zurechtgeschnitten worden, ein ursprünglich größerer Kompositionszusammenhang ist jedoch nicht zu vermuten. Auf der Rückseite des Blattes findet sich in schwachen Rötellinien angedeutet und stark beschnitten die Figur eines Heiligen, der seine Hände zum Gebet vor der Brust gefaltet hat. Das von Schleier schon Morandi zugeschriebene Blatt steht unzweifelhaft in direkter Beziehung zu einer Zeichnung in der Sammlung des Herzogs von Devonshire, die die Vision des Heiligen 34 [Kat. 7] Filippo Neri zeigt und die in der gleichen Technik wie die Kölner Madonna mit dem Kind ausgeführt ist (Abb. 1).1 Der Heilige wird dort kniend und von Engeln gehalten der Mutter Gottes und dem Jesuskind vorgewiesen. Die Anordnung von Madonna und Kind mit den himmlischen Heerscharen entspricht dabei wörtlich der Gruppe auf der Kölner Skizze. Die Mutter Gottes hält das neben ihr stehende Jesuskind mit ihrer Rechten umgriffen, das nach unten schaut und mit seinem rechten Arm auf den Heiligen verweist. Besonders deutlich wird die Verwandtschaft beider Zeichnungen in der Umsetzung der Gewandfalte über dem rechten Knie der Madonna, dessen Abb. 1 geschwungener Bogen für die Darstellung von Stoff und Gewand bei Morandi charakteristisch ist. Die Kopfhaltung der Mutter Gottes ist in der Kölner Zeichnung im Gegensatz zur Gesamtkomposition aufrecht, nur wenige Rötellinien deuten an, dass Morandi den Kopf zunächst stärker nach unten senken wollte; auch das Zepter ist auf dem Kölner Blatt noch nicht eingefügt. 1Vision des Hl. Filippo Neri, Rötel, rötellaviert, weiß gehöht, 410 x 258 mm, vollständig aufgezogen, Chatsworth, The Duke of Devonshire Collection, Inv. 636, Lit.: Jaffé, Michael: The Devonshire Collection of Italian Drawings. Roman an Neapolitan Schools, London 1994, S. 155, Nr. 278. 8 Giovanni Maria Morandi Marien am Grab, um 1680/90 Marien am Grab (Rückseite, Durchpausung von der Vorderseite) Graue Kreide, grau laviert, Spuren von weißer Höhung; verso: grauer Stift, 133 x 104 mm Inv. Z 2108 Lit.: Thiem 1990, S. 218; Schleier 1992, S. 19, Abb. 15 In der Grabeshöhle haben sich die vier Marien um den leeren Sarkophag versammelt, auf dessen Vorderkante der thronende Engel mit in den Himmel weisender Geste von der Auferstehung Christi berichtet. Die vorderste der Marien kniet auf den Stufen der Tumba, während die Frau hinter ihr die Hände zum Gebet vor der Brust gefaltet hat. Auf der rechten Seite beugt sich eine Frau über den leeren Sarkophag, im Hintergrund erscheint nur angedeutet die vierte der Marien. Zwei weitere Zeichnungen mit demselben Thema haben sich in Köln erhalten (Kat. 9, 10). Zusammen mit einem weiteren Blatt in Berlin1 (Abb. 2) und einer Studie in Prag2 (Abb. 1) bilden sie eine Gruppe von zeichnerischen Vorarbeiten zu Morandis Gemälde Marien am Grab in der Collezione Lemme in Ariccia3 (Abb. 3). Das im Format kleinste Blatt weist einen skizzenhaften Charakter auf. Mit schnellen Strichen in grauer Kreide ist die Anordnung der Figuren umrissen, die Zeichenweise verleiht dem Blatt dabei einen stark vibrierenden Eindruck, wobei Morandi auf die Ausführung von Details weitestgehend verzichtet hat. Zur Betonung der Umrisslinien werden diese nach der ersten Formfindung verstärkt nachgezogen. Die Gesichter der Marien und des Engels sind Abb. 1 37 Abb. 3 Abb. 2 nur rudimentär angedeutet, zum Teil gar nicht ausgeführt; auch die Gestaltung der Grabhöhle und des Hintergrundes sind nur durch wenige Linien gebildet. Umso bedeutsamer ist die Lavierung für die Wirkung der Zeichnung. Mit ihr gelingt es Morandi, die Körperlichkeit der Figuren zu evozieren und durch geschickten Einsatz des grauen Farbwertes die Illusion von Licht und Schatten stärker hervortreten zu lassen. Dabei kommt es zu einem spannungsreichen Spiel zwischen unbezeichnetem Papiergrund, Vorzeichnung sowie der Lavierung, durch das die Falten der Gewänder hervorgehoben, aber auch das Inkarnat der Figuren modelliert wird. 1Studie zu Marien am Grab, 196 x 182 mm, Rötel, rötellaviert, weiß gehöht, Berlin, Staatliche Museen, Kupferstichkabinett, Inv. Nr. KdZ 27833. 2Studie zu einer Maria am Grab, 365 x 240 mm, schwarze Kreide, weiß gehöht, Prag, Museum der tschechischen Literatur [Památník národního písemnictví (PNP)], Karasek-Galerie, Lit.: Prosperi Valenti Rodiniò 2013. 3Ariccia, Palazzo Chigi, Collezione Lemme, 177 x 120 cm, Öl auf Leinwand; eine kleinere Tafel (72 x 54 cm, Öl auf Leinwand) hat sich im Museo Municipal [Kat. 8] 39 „Quiñones de León“ in Vigo, Spanien, erhalten, die vorher in den Königlichen Sammlungen in Madrid bewahrt wurde und bereits in einem Inventar Karls IV. (1748-1819) unter “Morandi” verzeichnet ist. Schleier weist sie allerdings als “eindeutig eine stark verkleinerte Kopie” des Gemäldes in Ariccia zurück (vgl. Schleier 1970). Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass Morandis Gemälde am spanischen Hof bekannt waren, möglicherweise über Giulio Rospigliosi, der von 1644-53 Nuntius am spanischen Hof war (vgl. Pascoli, Vite, S. 128). 9 Giovanni Maria Morandi Marien am Grab, um 1680/90 10 Giovanni Maria Morandi Marien am Grab, um 1680/90 Rötel, rötellaviert, weiß gehöht, grau quadriert, 226 x 170 mm Rückseitig beschriftet: “8 fl”; “104”, durchgestrichen, “15”, unterstrichen Inv. Z 2132 Lit.: Thiem 1990, S. 218; Schleier 1992, S. 19, Abb. 14; Brink 2013, S. 2411 Graue Kreide, grau laviert, weiß gehöht, 220 x 152 mm Inv. Z 5544 Lit.: Thiem 1990, S. 218; Schleier 1992, S. 19, Abb. 13; Brink 2013, S. 2411 Wie das Berliner Blatt (Kat. 8, Abb. 2) ist die zweite der Kölner Zeichnungen der Marien am Grab in Rötel ausgeführt. In ihrer zeichnerischen Anlage entspricht sie der Kreidezeichnung (Kat. 8), wobei die Rötellinien unter der relativ wässrigen Lavierung verstärkt hervortreten. Details wie die Kanten des Sarkophags sind deutlicher erarbeitet, indem sie durch die Lavierung mit einem Schattenwurf versehen sind. Auch die Wirkung von Licht und Schatten auf den Gewändern ist durch die Weißhöhung deutlicher ausgeprägt, ebenso sind Köpfe und Gesichter feiner modelliert und anatomisch präziser wiedergegeben. Im Gegensatz zu Kat. 8 ist der Engel aber in seiner Körperhaltung verändert, er hat nun den rechten Arm erhoben und weist mit dem linken auf das leere Grab. Dabei ist er weiter nach rechts gerückt, auch stützt er seinen Fuß auf den am Boden liegenden Grabdeckel ab. Die Beziehung der beiden Kölner und der Berliner Zeichnungen zum ausgeführten Gemälde sind komplex, wobei keine motivisch oder zeichnerisch den Eindruck einer direkten Vorzeichnung vermittelt. Vielmehr sind es jeweils nur einzelne Elemente, wie beispielsweise die Positionierung des Engels oder die Andeutung der Schädelhöhe im Hintergrund, die dem Gemälde entsprechen. Die Disposition der Figuren auf dem Gemälde, wo drei Marien auf eine Seite des Sarkophags gerückt sind, ist in keiner der Zeichnungen angelegt. Zumindest die Quadrierung weist in diesem Blatt darauf hin, dass es zur Übertragung in ein größeres Format, in jedem Fall aber für eine Weiterverwendung innerhalb der Bildfindung der Marien am Grab bestimmt war. Das dritte Blatt der Marien am Grab in Köln entspricht in seinem Format in etwa der zuvor besprochenen Rötelzeichnung (Kat. 9). Die Szene ist allerdings nicht in die Grabeshöhle verlegt, sondern in einen offenen Raum gebettet, der rechts von einem Baum hinterfangen wird. Das Blatt weist damit eine stärkere Nähe zum Gemälde in Ariccia auf als die anderen beiden Zeichnungen. Gleichwohl entsprechen sowohl die Gruppe der Marien wie auch die Körperhaltung des Engels mehr der Kölner Rötelzeichnung oder dem Berliner Blatt als dem Gemälde, wenngleich Morandi die kniende Maria noch mit weit geöffneten Armen vor Augen führt. Auch fehlt, im Gegensatz zu allen anderen zeichnerischen Umsetzungen, der Deckel des Sarkophags. Der genaue Vergleich der drei Skizzen mit dem ausgeführten Gemälde in Ariccia legt nahe, dass keines der Blätter als direkte Vorzeichnung für die Tafel anzusehen ist. Nur das Prager Blatt muss in den unmittelbaren Entstehungszusammenhang der Marien am Grab eingeordnet werden. Die Datierung des Gemäldes ist bisher nicht belegt, jedoch wird ein Entstehungszeitraum von 1680 bis 1690 angenommen.2 Eine entsprechende Datierung ist auch für die drei Kölner Zeichnungen zu vermuten. 1 2 1im Recueil Krahes unter Serie 3 / 30A als Carlo Maratti gestochen. 40 I m Recueil Krahes unter Serie 3 / 30B als Carlo Maratti gestochen. Vgl. Schleier 1992, 1998, 2010 sowie zuletzt Prosperi Valenti Rodinò 2013, S. 165 auch im Hinblick auf die zeitliche Einordnung der Prager Zeichnung. 41 [Kat. 9] [Kat. 10] 11 Giovanni Maria Morandi Auffindung des Mose, um 1680/90 Rötel, rötellaviert, grau quadriert, 258 x 368 mm Rückseitig beschriftet: “15 fl.”; “pietro da Cortona” (mit dunkelgrauer Kreide überzeichnet); “41” durchgestrichen, “25” unterstrichen Inv. Z 5449 Lit.: Thiem 1990, S. 218; Schleier 1992, S. 20, Abb. 16; Merz 2005, S. 420, Fn. 4; Brink 2013, S. 234 Das großformatige Blatt zeigt eine Gruppe von Frauen, die am Ufer des Nil den Korb mit dem ausgesetzten Moses finden (Ex, 2, 1–10). Unter ihnen ragt die gekrönte Tochter des Pharao hervor, die ihre Arme in einer Geste des Erstaunens erhoben hat. Ihre Begleiterinnen stehen in Gruppen bewegt zusammen. So fasst eine der Frauen ihre Nachbarin an den Schultern, während eine dritte sich ihnen zuwendet. Die beiden Frauen, die den Korb aus dem Wasser heben, werden von einer halb verdeckt bleibenden Gespielin unterstützt. Rechts hinter der Tochter des Pharao sind zwei Frauen im Gespräch vertieft. Die Szene ist in die flache Ebene einer Flusslandschaft mit Gras- und Schilfbewuchs sowie einzelnen Baumgruppen gebettet; links findet sich ein überdachter Unterstand. Im Hintergrund ist die Silhouette einer Stadt angedeutet, deren herausragendes Gebäude an den Palazzo Vecchio in Florenz erinnert, wohingegen zahlreiche Obelisken das Geschehen nach Ägypten verorten. Das gewählte Blattformat, die malerische Ausführung der Zeichnung sowie die Quadrierung in grauer Kreide legen nahe, dass das Blatt zur Übertragung in ein größeres Format oder als Entwurf für ein bozzetto bestimmt war. Die Sicherheit, mit der die Lavierung der Umrisszeichnung folgt, bekräftigt diese Annahme. Der Hintergrund, der in der Vorzeichnung von Morandi nur schemenhaft angedeutet wurde, ist erst durch die Lavierung herausgearbeitet. Die Zeichnung galt früher als eine Arbeit von Pietro da Cortona. Unter diesem Namen wurde sie in Lambert Krahes Recueil druckgraphisch reproduziert.1 Ikonographisch wie kompositorisch ist das Blatt ein typisches Produkt seiner Zeit, das sich treffend mit Darstellungen anderer Zeichner des römischen Barock in Verbindung bringen lässt.2 Eine Datierung muss ohne zugehöriges Gemälde ungesichert bleiben, die zeichnerische Ausführung spricht aber für eine Entstehung in den Jahren um 1680/90. 1 Vgl. Brink 2013, S. 234: Serie 3 / 5 2Vgl. Schleier 1992, S. 25, Fn. 21; Thiem 1990, S. 218, mit Verweis auf einen Vorschlag von Merz, das Blatt mit einer Zeichnung in Edinburgh in Beziehung zu setzen: Andrews, Keith: National Gallery of Scotland. Catalogue of Italian Drawings, 2 Bde., Cambridge 1971, S. 93, Nr. 644, Inv. RSA 118. [Kat. 11] 45 12 Giovanni Maria Morandi Apoll und Hyazinth Rötel, rötellaviert, weiß gehöht, grau quadriert, 313 x 330 mm Rückseitig beschriftet: “6 fl”; “Carlo le Brün”; “103” Inv. Z 2072 Lit.: Thiem 1990, S. 219; Schleier 1992, S. 22f., Abb. 22 [Kat. 12] Das mit großer zeichnerischer Sorgfalt ausgeführte Blatt zeigt zwischen zwei Wolkenformationen den Sonnengott Apoll, der in der Rechten eine Leier hält und dessen Antlitz von einer strahlenden Glorie umfangen ist. Mit der Linken zieht er seinen Geliebten Hyazinth zu sich heran, der durch einen Hyazinthenzweig gekennzeichnet ist. In den Metamorphosen Ovids (Met, 10, 162–216) wird erzählt, dass der bildschöne Jüngling von Apoll auf tragische Weise beim Diskuswurf getötet und danach in die gleichnamige Pflanze verwandelt wurde. Die souveräne Linienführung der Rötelvorzeichnung erweckt den Eindruck, dass es sich um eine Art Reinzeichnung handelt, der vorbereitende Studien bereits zugrunde liegen. Auch die Lavierung folgt mit großer Genauigkeit den vorgegebenen Linien, sie ist ebenso gründlich wie präzise aufgetragen und erweckt den Eindruck höchster Körperlichkeit sowie Lebendigkeit der Figuren. Von besonderer Qualität ist die anatomische Durchbildung der beiden nackten Körper, in der Morandi sein exzellentes Können unter Beweis stellt. Zwei Zeichnungen Morandis mit dem Thema Boreas raubt Oreithyia (Abb. 1) in Düsseldorf stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Blatt in Köln.1 Nicht nur die Darstellung der im Himmel schwebenden mythologischen Figuren, sondern auch die gleichartige zeichnerische Durchgestaltung der Blätter sprechen für einen gemeinsamen Entstehungszusammenhang. Die drei Zeichnungen wurden bereits bei ihrer Erstveröffentlichung in Verbindung gebracht mit einem in Pascolis Vita geschilderten Auftrag an Morandi.2 Dieser habe für den Palast der Familie Salviati in der Via della Lungara in Rom drei Gewölbe oder Deckenfelder mit Darstellungen des Schlafenden Kephalus, Ariadne und Bacchus sowie einer Allegorie der Zeit, die die Stunden teilt gemalt. Der Schilderung Pascolis ist nicht eindeutig zu entnehmen, ob es sich um Fresken oder um quadri riportati, d.h. Leinwandbilder, die an der Decke angebracht wurden, handelte. Antonio Nibbys Roma nell‘anno 1838 bemerkt zur Ausstattung der einzelnen Säle des Palastes, dass Morandi zwei Decken mit den Themen Kephalus und Amor sowie Theseus und Ariadne freskiert habe.3 Dagegen spricht ein Nachlassinventar vom 23. Januar 1704, dass eindeutig von einem Gemälde auf Leinwand in den Deckengewölben spricht.4 Die Werke Morandis sind spätestens seit der Übernahme des Palastes durch den italienischen Staat 1870 bzw. 1883 verloren. 47 13 Giovanni Maria Morandi Satanssturz Rötel, rötellaviert, 270 x 188 mm Inv. Z 5115 Lit.: unveröffentlicht Abb. 1 Ein Hinweis auf die Darstellung eines Apoll von Morandi findet sich hingegen in einem Inventar von 1713 für den Palazzo Chigi an der Piazza SS. Apostoli in Rom. Die dort genannte Tafel kommt in ihren Proportionen der Kölner Zeichnung nahe.5 Ob es sich dabei um die verkleinerte Kopie nach einem Gemälde oder nach einem Deckenbild Morandis handelt, bleibt ungewiss. Mit der Einrichtung des Palazzo Salviati alla Lungara scheinen aber weder die beiden Düsseldorfer Blätter noch die Kölner Zeichnung in Verbindung zu stehen, wenngleich die Einbettung der zweifigurigen mythologischen Darstellungen in einen Himmelsraum deutlich für den Kontext einer Deckengestaltung spricht. 1Düsseldorf, Museum Kunstpalast, Graphische Sammlung, Inv. KA (FP) 4002 u. 4003. Inv. KA (FP) 4003 ist in Lambert Krahes Recueil unter Serie 3 / 34 als “Orithye enlevée par Borée par Joseph del Sole” gestochen, vgl. Brink 2013, S. 243. 2Schleier 1992, S. 22f. 3Nibby, Antonio: Roma nell’anno 1838, Rom 1838, 2 Bde., S. 818. 4“Un quadro nella volta del Sig.r Morandi rappresentante Cefalo, che dorme con l’Aurora in tela”, Inventar Duca Antonio Maria Salviatis, 1704, f.751v, zit. n. Costamagna 2000, S. 191. 5“Altro in tela alta palmi tre, larga palmi due, e mezzo rappresenta un Apollo copia che proviene dal Morandi con cornice liscia dorata”, Inventar Principe Livio Odescalchis, 1713, f. 132v–133r, Rom, Archivio di Stato, Notai Tribunali AC, vol. 5134. 48 Das bisher unter den deutschen Zeichnungen verwahrte Blatt1 zeigt den mit einem Schwert aus Blitzen und Schild bewaffneten Erzengel Michael, der den Satan mit monumentaler Geste niederringt. Der gerüstete Engel ist als beherrschende Figur vor Augen geführt, deren Körper die obere Hälfte des Bildraumes diagonal durchmisst. Der mit seinem gehörnten Haupt voran fallende Teufel erscheint mit verdrehten Gliedmaßen kunstvoll ins Bild gesetzt und erinnert an die Schächer in Morandis Martyrium der Heiligen Katharina (Kat. 2). Vergleichbar erscheint auch die Umsetzung des Heiligen Michael mit den beiden Engeln in den Zeichnungen der Verkündigung (Kat. 3, 4), insbesondere was die Disposition des Oberkörpers und der Arme betrifft. Die Autorschaft Morandis wird jedoch nicht nur in motivischen Vergleichen, sondern ebenso in der zeichnerischen Handschrift fassbar. Denn bei genauer Betrachtung der Flügel, etwa im Bereich der Spitzen wie des Flügelansatzes, zeigen sich eindeutige Parallelen zu anderen Zeichnungen Morandis; auch das den Himmelsraum bestimmende Wolkenband ist in der Zeichnung Apoll und Hyazinth (Kat. 12) in ganz ähnlicher Weise eingesetzt. Ohne ihren skizzenhaften Charakter zu verbergen, gibt die Rötelvorzeichnung die sichere Hand eines erfahrenen Meisters zu erkennen. Der Rötel wird wiederum durch eine in diesem Fall relativ wässrig aufgetragene Lavierung ergänzt, wodurch der Zeichnung der für Morandi typische malerische Charakter verliehen wird, auch wenn eine zusätzliche Höhung fehlt. Vermutlich handelt es sich um eine vorbereitende Studie zu einem Gemälde. 49 Ikonographisch fügt sich der Satanssturz nahtlos in die zeitgenössische Darstellungstradition dieses Themas ein. Vergleiche lassen sich beispielsweise mit Pier Francesco Molas (1612–1666) Darstellung des Satanssturzes in San Marco in Rom oder auch mit Lazzaro Baldis (um 1624–1703) Fall der rebellischen Engel in der Chiesa Nuova in Rom ziehen. Bemerkenswerterweise hatte Baldi nach seinem Tod seinem cordialissimo amico Morandi ein Gemälde mit der Darstellung des Engelssturzes vermacht.2 1Dietmar Spengler hat das Blatt erst kürzlich Morandi zuschreiben können. 2 Vgl. Merz 2005, S. 308. 14 Giovanni Maria Morandi Betender Papst? (Hl. Karl Borromäus?), um 1680/90 Rötel, rötellaviert, weiß gehöht, 408 x 300 mm Inv. Z 2105 Lit.: Schleier 1992, S. 21, Abb. 21; Schleier 1998, S. 250 Das großformatige Blatt zeigt einen in Andacht versunkenen geistlichen Würdenträger, der bislang mit dem Hl. Karl Borromäus identifiziert wurde.1 Vor einem Altar mit Gebetbuch kniend, trägt er Talar, Rochett sowie eine Mozetta, auf dem Kopf den Camauro. Sein Blick ist auf das vor ihm aufgerichtete Kruzifix gerichtet. Vor der niedrigen Kniebank liegt auf einem Kissen ein Totenschädel, dessen Gesicht zum Betenden hingewendet ist. Die Szene ist in ein großzügiges Zimmer verlegt, dessen Boden mit einem geometrischen Muster gefliest ist. Im Hintergrund steht ein prunkvolles Bett, links daneben ein Stuhl, über dem ein Gemälde, vermutlich ein Bild Christi in der Art der Vera Icon, hängt. Hinter einem zurückgezogenen Vorhang wird der Blick auf eine Portalrahmung frei, über der ein nicht weiter ausgeführtes Wappenschild hängt, das durch Tiara und die Schlüssel Petri aber als Papstwappen gekennzeichnet ist. Morandi zeigt hier ohne Zweifel den Blick in ein päpstliches [Kat. 13] 51 appartamento; eine Tatsache, die gegen die Identifizierung des Dargestellten mit dem Hl. Karl Borromäus spricht, der Kardinal und Erzbischof von Mailand war. Die ausschließlich Päpsten vorbehaltene Kopfbedeckung des Camauro legt zusätzlich nahe, dass es sich bei dem Dargestellten um einen Papst handelt. Ein Gemälde in Senago2 von unbekannter Hand zeigt Papst Innozenz XI. Odescalchi betend vor einem Kreuz, in Körper- und Armhaltung der Kölner Zeichnung sehr ähnlich, allerdings im Gegensinn gemalt; allein die dem Papst dort beigegebene Stola fehlt auf der Zeichnung. Aber auch die Physiognomie Innozenz‘ XI. mit seinen tief liegenden Augen und dem charakteristischen Oberlippen- und Kinnbart weicht von den Gesichtszügen des Geistlichen auf der Kölner Zeichnung ab. Die für diesen Zweck typischerweise verwendeten Bekrönungen der Stuhllehnen oder des Bettes geben ebenfalls keinen Hinweis auf die Identifizierung des Dargestellten mit Innozenz XI. Ein Blatt Morandis in privatem Besitz3 (Abb. 1) zeigt neben anderen Skizzen ein der Kölner Zeichnung vorangegangenes Stadium des Entwurfes, in dem die Haltung des Betenden geringfügig verändert ist und seine Erscheinung tatsächlich dem Hl. Karl Borromäus etwas näher zu kommen scheint. Der Raum auf diesem Blatt hat keine besondere Ausstattung, die auf den Dargestellten Rückschlüsse zulässt. Er öffnet sich nach hinten in einem großen Fenster und gibt den Blick auf eine Architektur frei. Abb. 1 52 [Kat. 14] Der durch den schnellen Strich der Rötellinien hervorgerufene Charakter der Zeichnung sowie die großzügige Lavierung lassen keinen Zweifel an der Autorschaft Morandis. Die zeichnerische Sicherheit wird vor allem am Körper des Gekreuzigten sowie der außerordentlichen Gewandbehandlung des Geistlichen deutlich, in der mit wenigen Linien und präzise eingesetzter Lavierung die Materialität des Stoffes evoziert wird.4 Der oben rechts mit leichten Rötellinien in Ansätzen herausgearbeitete Rundbogen, die schwach angedeutete vertikale Gliederung der Rückwand des Raumes sowie die Korrektur des zunächst sehr viel ausladender geplanten Vorhanges haben noch skizzenhaften Charakter. Gleichwohl dürfte die im Format monumental erscheinende Zeichnung ein Entwurf für ein Gemälde sein, dass je nach ikonographischer Deutung für einen sakralen Zusammenhang oder aber – trotz der nicht gesicherten Identifizierung – für die Bildpropaganda des Odescalchi-Papstes bestimmt gewesen sein könnte.5 In letzterem Fall wäre eine Datierung des Blattes im Pontifikat Innozenz‘ XI. anzunehmen, das von 1676 bis 1689 dauerte, ein Entstehungszeitraum, für den auch die zeichnerische Ausführung spricht. 1 Vgl. Schleier 1992, S. 22. 2 Senago, Museo della Villa di San Carlo Borromeo. 3Pampalone, A.: Due Virtù in un pennacchio e studio per composizione sacra, Cat. Nr. 71, in: Aldega, M.: Disegni italiani dal XVI al XVIII secolo, Rom 1980. 4im Leipziger Zeichnungsalbum findet sich eine Studie zum Gewand des Betenden, Inv. NI 10624 (vgl. Schleier 1998, S. 266, Abb. 19). 15 Giovanni Maria Morandi Personifikation des Glaubens, um 1680/90 Graue Kreide, weiß gehöht, unten rechts bezeichnet: “P da Cortona”, Knickfalte mittig 532 x 370 mm Rückseitig beschriftet: “2[...] fl”; “pietro da Cortona”; “39 B” Inv. Z 2163 Lit.: unveröffentlicht Das bisher in den Umkreis von Pietro da Cortona gerückte großformatige Blatt mit der weiblichen Personifikation des Glaubens wurde erst kürzlich Morandi vom Verfasser zugeschrieben. Die in dunkelgrauer, fast schwarzer Kreide auf einem rauen Papierbogen ausgeführte Figurenstudie verweist auf eine bisher wenig beobachtete Facette innerhalb des zeichnerischen Werks von Morandi. Stärkere Kreidelinien umreißen die Figur und geben Ansätze der Binnengliederung vor, wobei das Zusammenspiel von Papiergrund, Kreidezeichnung, Schraffuren und Weißhöhungen die Plastizität und Stofflichkeit des fließenden Gewandes hervorruft. Diese Zeichenweise ist vornehmlich anhand einiger Blätter in Morandis Leipziger Skizzen- 5Es sei nur am Rande darauf verwiesen, dass Morandi in seiner Tätigkeit als Bildnismaler eine größere Zahl von Porträts dieses Papstes angefertigt hat (vgl. Petrucci 1998 u. 2008). Abb. 1 54 55 album zu studieren.1 Im Gegensatz zu diesem Album aber ist die Kölner Zeichnung mit ihrer ganzfigurigen Darstellung im Hinblick auf die Blattgröße bisher singulär. Kreuz und brennendes Herz weisen die weibliche Gestalt als Personifikation des Glaubens aus. Es handelt sich um eine Detailstudie für eine bislang nicht ermittelte Freskendekoration Morandis, für die auch die kartonhafte Ausführung der Zeichnung spricht: Zwei Zeichnungen im Privatbesitz2 (Abb. 1 u. Kat. 14, Abb. 1) zeigen in der für Morandi typischen Röteltechnik zwei Zwickelfelder, in denen paarweise theologische Tugenden und Kardinaltugenden dargestellt sind, so Glaube und Klugheit in dem einen Zwickel, Hoffnung und Mäßigung in dem anderen. Die Darstellung der übrigen kanonischen Tugenden (Liebe, Gerechtigkeit und Tapferkeit) ist in anderen Entwürfen anzunehmen. Die Zwickelfelder sollten offenbar von Engeln oder Putten gerahmt werden, wie eine der beiden Rötelzeichnungen zeigt. Lediglich ein Auftrag Morandis dürfte mit diesen Blättern in Verbindung stehen. Nach Pascoli betraute Cosimo III. (reg. 1670-1723), Großherzog der Toskana, Morandi mit der Ausmalung einer nicht näher genannten Kuppel in Florenz. Obwohl er die Freskierung offenbar schon in Zeichnungen und bozzetti geplant hatte, scheiterte die malerische Umsetzung des Projekts bemerkenswerterweise am Widerwillen Morandis, diese unbequeme Arbeit auszuführen.3 Die Überschneidung der Zwickelstudien mit der Skizze des Betenden, der auf dem Kölner Entwurf gesondert erscheint, belegt eine zeitgleiche Planung beider Projekte. 1Beispielsweise die Studie zum Gewand der Madonna zum Gemälde in Siena, Inv. NI. 10667. 2Pampalone, A.: Cat. Nr. 70 u. 71, in: Aldega, M.: Disegni italiani dal XVI al XVIII secolo, Rom 1980. [Kat. 15] 57 3Vgl. Pascoli, Vite, S. 132: “Voleva fargli dipingere una cupola, e stava già attorno, a’ disegni, e all’abbozzetto, quando dubitando con l’umido, ed il fetor della calcina, e lo scomodo del lavoro gli potesse far male con bella maniera se ne disimpegnò.” 16 Giovanni Maria Morandi Anbetung der Dreifaltigkeit, kurz nach 1680 Madonna auf der Mondsichel (Rückseite) Rötel, rötellaviert, weiß gehöht, fünf aufgeklebte Zeichnungsfragmente, 599 x 370 mm Rückseitig beschriftet: “25 fl”; “Carlo maratti”; “102”; “Studi di Panni e pensieri” Inv. Z 2157 Lit.: Schleier 1992, S. 21, Abb. 20; De Luca 2010, S. 60f. Die Zeichnung der Anbetung der Dreifaltigkeit ist eines der komplexesten und vielschichtigsten Blätter in Morandis zeichnerischem Werk. Im unteren Bildbereich knien vier Heilige, zwei Frauen und zwei Männer, die wahrscheinlich als Heilige Familie mit Maria und Joseph (links) sowie Anna und Joachim (rechts) gedeutet werden können.1 Mit Ausnahme der weiblichen Figur links, die ihre Hände gefaltet und ihr Gesicht gesenkt hat, richten alle anderen ihren Blick gen Himmel. Körperhaltung und Gestik wurden dabei variiert: Der Heilige rechts führt als Rückenfigur, deren Fußsohlen sichtbar sind, mit ausgestreckten Armen den Betrachter in das Bildgeschehen ein; sein Gegenüber öffnet andächtig seine Arme, die sich zusammen mit dem schräg gestellten Kopf zu einem himmelwärts zeigenden Dreieck zusammenschließen. Die Heilige rechts außen hat ihre Arme vor dem Oberkörper verschränkt, in ihrer Kopfwendung aber nimmt sie ebenfalls Bezug auf die Erscheinung im Himmel. Morandi führt uns hier eine Dramaturgie religiöser Gesten vor Augen. Oberhalb der Postamentzone einer Säulenarchitektur ragen Gottvater und Gottsohn auf einem Wolkenteppich thronend in den Himmel hinein, die den Heiligen Geist symbolisierende Taube schwebt mittig über ihnen. In monumentaler Geste hat Gottvater seine Rechte zum Segen erhoben. Der Gottessohn hält ein Zepter, die andere Hand ruht auf der Weltkugel. Engelschöre umrahmen in einer Glorie die Trinität, während Engel die Wolken zu tragen scheinen. Der Engel unterhalb von Gottvater findet sich identisch in der Chatsworther Zeichnung (vgl. Kat. 7, Abb. 1) unter der Madonna und dem Jesuskind wiederholt. 58 [Kat. 16] Das in seiner zeichnerischen Ausführung für Morandi typische Blatt hebt sich jedoch durch seine Zusammensetzung aus nicht weniger als sechs verschiedenen Blättern und Blattstücken deutlich von den übrigen Zeichnungen des Kölner Konvolutes ab. Es besteht zunächst aus dem zugrunde liegenden Zeichenbogen, der in der Folge durch fünf Einklebungen überarbeitet wurde: hinzugefügt wurden auf diese Weise die Christus-Figur, Gottvater, die beiden Heiligen rechts, der Heilige links sowie der Kopf der Heiligen auf der linken Seite. Das ursprüngliche Blatt ist nur noch im Bereich der Architektur sowie eines schmalen Trichters unterhalb der Taube sichtbar. Die beiden Aufklebungen im oberen Bereich haben eine gemeinsame Schnittkante, sodass sich die beiden Fragmente zu einem Blattstück von rechteckigem Format zusammensetzen lassen. Wie auch bei anderen Beispielen dieser Technik erfolgte die weitere Ausarbeitung ohne Rücksicht auf die einzelnen Einklebungen. Zu bemerken ist, dass sowohl die Architektur als auch der perspektivisch angelegte Boden über die Rötellavierung hinweggehen und somit abschließend eingezeichnet wurden. Die Rückseite des nicht kaschierten Blattes (Abb. 1) zeigt in der unteren Hälfte eine Skizze mit der Madonna auf der Mondsichel. Die Madonna hält das Christuskind im Arm, das mit einem Kreuzstab den Drachen tötet, der zu ihren Füßen auf einer Weltkugel liegt. Die Umrisse des Drachen sind oberhalb der Darstellung wiederholt. Ob diese ikonographisch eindeutige Visierung der Immaculata Conceptio, der Unbefleckten Empfängnis, von Morandis Hand stammt, ist fraglich. Die wenig souveräne Ausführung sowie die unsauberen Proportionen sprechen dagegen. Die Linienführung macht allerdings deutlich, dass es sich nicht um die Nachzeichnung nach einem bestehenden Werk, sondern um einen eigenständigen, wenn auch sehr rudimentären Entwurf handelt. Die rückseitige Beschriftung “Studi di Panni e pensieri” (Gewandstudien und Gedankenskizzen) legt nahe, dass die Zeichnung möglicherweise früher als eine Art Umschlag zur Aufbewahrung weiterer Blätter gedient hat. Das Blatt dürfte durch seine motivische Nähe zur Vision des Heiligen Filippo Neri in Siena (siehe Kat. 17) kurz nach 1680 zu datieren sein. 1 Vgl. Schleier 1992, S. 21. Abb. 1 61 17 Benoît Farjat (1646–1724) Vision des Heiligen Filippo Neri (nach Giovanni Maria Morandi) Kupferstich, 390 x 226 mm, Aufschrift: De excelso misit ignem / in ossibus meis et erudivit me / Ierem Theren. 1. 13;1 Io: Maria Morandi pinxit; Benedictus Farjat sculpsit Inv. 32943 Lit.: unveröffentlicht Die Kölner Zeichnung mit der Anbetung der Trinität (Kat. 16) wurde bereits bei ihrer Erstveröffentlichung mit dem Gemälde der Vision des Heiligen Filippo Neri im Baptisterium des Doms von Siena (Abb. 1) in Verbindung gebracht,2 nach dem der Stich von Benoît Farjat entstand. Er zeigt den Heiligen Filippo Neri auf dem Boden kniend, die Arme ausgebreitet und zum Himmel erhoben. Begleitet wird der Heilige von zwei Engeln, die ein brennendes Herz und einen Lilienzweig emporheben. Sein Blick ist auf die Mutter Gottes gerichtet, die am linken Bildrand auf einer Wolke erscheint. Noch auf den Heiligen hinabblickend, weist sie mit ihrer rechten Hand auf die Dreifaltigkeit, d. h. auf Gottvater und Gottsohn sowie die Taube des Heiligen Geistes, die auf einem Lichtstrahl einen Feuerball in das Herz des Heiligen aussendet.3 Die Verknüpfung der Kölner Zeichnung der Anbetung der Trinität (Kat. 16) mit dem Gemälde ergibt sich augenscheinlich aus dem Motiv der Dreifaltigkeit. Auf dem Gemälde sind die Figuren sehr viel enger zusammengefasst und an den linken Bildrand gerückt. Diese Veränderung wurde offenbar nötig, um die Mittlerfunktion der Madonna stärker hervorzuheben und den Heiligen sowohl auf die Madonna als auch die gesamte Dreifaltigkeit blicken lassen zu können. Auch die Trinität in der Kölner Zeichnung war ja zunächst auf einem Blattstück enger zusammengerückt gezeichnet, bevor sie zu auseinandergeschnitten wurde. Körper- und Armhaltung der beiden Figuren sind in Zeichnung und Gemälde daher in jedem Fall miteinander verwoben. Wörtlich aus der Zeichnung übernommen sind die Gruppe der Engel 62 [Kat. 17] Abb. 1 1“Aus dem Himmel hat er ein Feuer in meine Gebeine geschickt und hat mich gebildet” (Klagelieder 1, 13). Der Bibelspruch bezieht sich auf die dargestellte Szene aus dem Leben des Heiligen, vgl. Anm. 3. 2Schleier 1992, S. 18; das bozzetto hat sich im Fitzwilliam Museum, Cambridge erhalten: Vision des Hl. Filippo Neri, Öl auf Leinwand, 89,5 x 58,7 cm, Inv. 155. 3Die Darstellung bezieht sich auf eine Schilderung aus der Vita des Heiligen, als diesem beim Besuch der Sebastians-Katakombe in Rom während einer Vision ein Feuerball ins Herz eindrang; vgl. Alfonso Capecelatro, La vita di San Filippo Neri, 2 Bde., Rom 1884. rechts neben Gottvater, die beiden Putten rechts unterhalb der Wolke sowie der nach oben strebende Putto links unterhalb des Christus, der im Gemälde nun unterhalb der Madonna erscheint. Trotz der ikonographischen Unterschiede von Zeichnung und Gemälde lassen die Gemeinsamkeiten auf einen Entstehungskontext von Zeichnung und Gemälde schließen. Der Auftrag für die Sieneser Tafel erging 1680 an Morandi,4 ihre Aufstellung ist in einer Inschrift auf der ursprünglichen Altarmensa für das Jahr 1687 belegt.5 Die druckgraphische Umsetzung von Morandis Gemälde wird bereits von Giovacchino Faluschi in seiner Breve relazione delle cose notabili della città di Siena ampliata aus dem Jahr 1815 bei der Beschreibung des Originals im Sieneser Dom erwähnt.6 4 De Luca 2010, S. 60. 5De Luca 2010, S. 60; auch der Auftraggeber ist belegt: “sig. Priore dr Angelo della Ciaji.” Angelo di Pompillo della Ciaja, seines Zeichens Gran Priore Gerosolimitano per la Spagna, war auch Onkel des Großvaters von Agostino Chigi, dem Kardinalnepoten Alexanders VII. und “scalco” des Papstes. 6Giovacchino Faluschi, Breve relazione delle cose notabili della città di Siena ampliata, Siena 1815, S. 7. 64 18 Giovanni Maria Morandi Anbetung des Allerheiligsten Sakraments, um 1696 Rötel, rötellaviert, weiß gehöht, 530 x 295 mm Inv. 2158 Lit.: Schleier 1992, S. 21, Abb. 19 Zwei Heilige sind in der Anbetung des Heiligen Sakraments begriffen. Während der mit Mitra und Chormantel bekleidete Bischof seinen Blick dem Betrachter zuwendet und zugleich mit der Rechten in den Himmel weist, richtet sein Gegenüber mit geöffneten Händen sein Antlitz verklärt der Erscheinung des Altarsakraments zu. Dieses erscheint in einem Ostensorium auf einer Wolkenkugel, die von Putten getragen wird. Engel und Himmelschöre sind ehrfürchtig in Anbetung des Leibes Christi begriffen und umrahmen ihn in einer Glorie. Eine Säulenarchitektur hinterfängt den irdischen Raum und vermittelt diesen zugleich mit der imaginären Himmelssphäre. Mit kompositorischem Geschick gelingt es Morandi auch in dieser Zeichnung, den Blick des Betrachters zu fangen und zu lenken. Die beiden Heiligen sind in ihrer Körperhaltung so zueinander angeordnet, dass die Geste des Bischofs zusammen mit der prominenten Gewandfalte seines Umhanges und die Außenkontur des rechten Heiligen die Schenkel eines ideellen Dreiecks betonen, dessen Basis die horizontale Stufenkante des Podestes bildet. Die radiale Anordnung der Engel in der Himmelszone akzentuiert zusätzlich die kompositorisch zentrale Position des Allerheiligsten an der Spitze dieses imaginären Dreiecks. Bei dem zeichnerisch vollkommen ausgeführten Blatt handelt es sich wohl um eine Präsentationszeichnung für den Auftraggeber von Morandis Altargemälde Anbetung des Allerheiligsten Sakraments durch die Heiligen Valentinus und Hilarius (Abb. 1), das Morandi für die Cappella dei Santi Valentino e Hilario im Dom von Viterbo schuf. Im Gegensatz zur Kölner Zeichnung sind dort jedoch die Stadtpatrone Viterbos deutlich identifizierbar: der Hl. Valentin ist gekennzeichnet durch die priesterliche Kasel und 65 Hilarius, sein Diakon, durch die Dalmatik.1 Wegen des gestauchten Formats, das durch die architektonische Rahmung bedingt ist, rückt im ausgeführten Gemälde das Sakrament näher an die beiden Heiligen heran, sodass Morandi den Arm des Valentinus stärker abknicken musste, der nun in die himmlische Sphäre hineinzuragen scheint. Die Engelsgruppen um das Ostensorium sind hingegen ohne Veränderungen von der Zeichnung übernommen, nur der Engel auf der Rechten hat seine Arme vor der Brust verschränkt, der auf der Linken die Arme zum Gebet gefaltet. Die zeichnerische Ausführung des Blattes unterstreicht seine Funktion als Präsentationszeichnung. Die Anlage der Komposition erfolgte Abb. 1 mit einem sehr feinen Rötelstift, Umrissform sowie die Binnengliederung der Figuren sind mit einer vermutlich in mehreren Skizzen erarbeiteten und erprobten Gewissheit umgesetzt. Durch die sehr sorgfältige, die Rötellinien präzise berücksichtigende Lavierung erhält das auch vom Format her eindrucksvolle Blatt eine Wirkung, die das Spiel von Licht- und Schatten sowie die Plastizität der Figuren im Gemälde bereits vorausnimmt. Die exakt gezogene, oben halbrund abschließende Umfassungslinie verweist ebenfalls auf die malerische Umsetzung. Die Auftragsvergabe für das Gemälde in Viterbo erfolgte 1696, seine Aufstellung fand 1698 statt.2 1Der Priester Valentinus und der Diakon Hilarius haben nahe Viterbo im Jahre 305 ihr Martyrium erlitten. Wieso Morandi in seiner Präsentationszeichnung zunächst andere Heilige dargestellt hat, ist nicht klar. Möglicherweise ist er aufgefordert worden, einen Entwurf für eine Anbetung der Trinität durch die Heiligen Valentinus und Hilarius zu liefern, wobei er die Stadtpatrone Viterbos mit dem bekannteren Heiligen Hilarius von Poitiers (einem Bischof) und möglicherweise auch dem Heiligen Valentin von Terni [Kat. 18] 67 verwechselt haben könnte. Beide Heilige sich im Martyrologium Romanum am 13. Januar bzw. am 14. Februar gelistet und damit weit vor dem Fest der Stadtpatrone Viterbos, das am 3. November gefeiert wird. 2Waterhouse 1976, S. 119; Signorelli, Mario: Il Palazzo Papale a Viterbo, Viterbo 1962, S. 139; Scriattoli, Andrea: Viterbo nei suoi monumenti, Rom 1915–1920, S. 125. Zeichnungen von Giovanni Maria Morandi in Köln, Düsseldorf und Paris. Eine Sammlungskonstellation (Teil II) Das Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud bewahrt mit 16 Blättern eines der größten, unzweifelhaft aber das bedeutendste Konvolut von Zeichnungen Giovanni Maria Morandis in seiner Sammlung. Weitere Zeichnungen Morandis befinden sich u. a. in den Kabinetten in Berlin, Düsseldorf, Florenz, Frankfurt, Leipzig, London und Paris.1 Die Geschichte des Kölner Konvoluts an Rötel- und Kreidezeichnungen lag lange Zeit im Dunkeln und seine Herkunft aus der Zeichnungssammlung der Kölner Jesuiten erschien bislang aus sammlungsgeschichtlichen Gründen durchaus überlegenswert zu sein. Während des 17. Jahrhunderts und verstärkt in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts richteten die Jesuiten in ihrem Kölner Gymnasium eine Lehrsammlung ein, die neben naturwissenschaftlichen Instrumenten in zunehmendem Maße auch aus Druckgraphiken und Handzeichnungen zur didaktischen Verwendung bestand.2 Bei Auflösung des Ordens im Jahre 1773 wurden knapp 26.000 Stiche und Holzschnitte sowie ungefähr 6000 Zeichnungen gezählt.3 Vor allem der Bestand an italienischen Zeichnungen geht vermutlich auf Ankäufe von Philipp Stolzen (1684–1757) zurück, der ab 1727 in Rom lebte.4 Bis in die 1750er Jahre war Stolzen vor Ort zusammen mit Lambert Krahe (1712–1790), der zur selben Zeit u. a. in Diensten des kurfürstlichen Hofes in Düsseldorf stand, für die Kölner Jesuiten tätig gewesen. „Der Jesuit P. Stolzen […] hatte imgleichen, als Kenner, den größten Theil der Zeichnungen und Kupferstiche in Italien für den kölnischen Hauptort seiner Provinz gesammelt […].“5 Darüber hinaus wusste Ferdinand Franz Wallraf noch 1815 zu berichten: „Pat[er] Stolzen hatte die italienischen Meister in Rom und in mehreren italienischen Städte[n] als Kenner gesammelt.“6 Über die Ankäufe im Speziellen oder über Stolzens direkte Kontakte zu einzelnen Kunsthändlern, Sammlern oder gar Künstlern geben die Quellen (bislang) keine Auskunft. Anzunehmen aber ist, dass er bei seinen Erwerbungen aus denselben Quellen geschöpft hat wie Lambert Krahe, über dessen gewichtige Rolle für den Aufbau der Kunstsammlungen in Düsseldorf wir 68 wesentlich besser informiert sind. Die Übereinstimmung von Sammlungskomplexen zwischen den Sammlungen in Köln und Düsseldorf legt jedenfalls nahe, dass entsprechende Ankäufe zusammen getätigt oder einzelne Ankäufe Krahes zu einem späteren Zeitpunkt an die Jesuiten in Köln weitergereicht wurden.7 Anhand einer Gruppe von Zeichnungen des in L’Aquila tätigen Giulio Cesare Bedeschini (ca. 1583–1627), von dem sich Zeichnungen heute sowohl in Köln und Düsseldorf befinden, konnte erst vor kurzem eine gemeinsame Erwerbungsgeschichte rekonstruiert werden, wie sie auch für die Morandi-Zeichnungen anzunehmen ist.8 Denn für den Erwerb dieses Konvoluts durch Pater Stolzen für die Jesuiten oder vermittelt durch Lambert Krahe spricht vor allem seine römische Herkunft und die stilistische Homogenität der 16 Blätter. Der Künstler verstarb 1717. Nicht auszuschließen ist somit, dass nicht nur einzelne Zeichnungen, sondern ganze Konvolute von Blättern, die bis dahin in der Werkstatt Morandis aufbewahrt worden waren, nach seinem Tode auf den Kunstmarkt gelangten. Oder aber die Zeichnungen befanden sich schon zu einem frühen Zeitpunkt in einer prominenten römischen Privatsammlung, die dann auf dem prosperierenden Kunstmarkt in Rom veräußert wurde. Genau an diesem Punkt stellen sich die eigentlichen Fragen. Denn zusätzlich zu den in Rom getätigten Erwerbungen durch Stolzen lassen sich für die Sammlung des Kölner Gymnasiums auch Ankäufe in den Niederlanden und Deutschland nachweisen.9 Wir werden darauf zurückkommen. Für die ursprüngliche Zusammengehörigkeit der Mehrzahl der Kölner MorandiZeichnungen spricht jedenfalls die Tatsache, dass sich auf den Rückseiten dieser Blätter alte Künstleraufschriften in brauner Tinte befinden, die von der Hand eines Händlers oder Sammlers stammen (Kat. 3, Abb. 1/Kat. 16, Abb. 1).10 Die in Italienisch geschriebenen Namen lauten: „pietro da Cortona“, „Carlo Maratti“, „Carlo le Brün“ oder „gio: giuseppe dal Sole“. Es handelt sich somit ausschließlich um Künstler des römischen Barock, Pietro da Cortona, Carlo Maratti und Giovan Gioseffo dal Sole; eine Ausnahme bildet lediglich die Zeichnung Apoll und Hyazinth (Kat. 12), die dem französischen Maler Charles le Brun zugeschrieben war. Insgesamt neun Blätter aus dem Morandi-Konvolut11, unter denen sich alle Zeichnungen mit der alten Aufschrift finden, weisen rückseitig Preisangaben in Gulden („fl.“) in grauem Stift auf, die ebenfalls von einem Schreiber stammen. Die offenbar je nach Format und Ausführung der Zeichnung wechselnden Beträge von 6 bis 25 69 Gulden belegen, dass die Blätter – zu einem noch ungewissen Zeitpunkt – gemeinsam in den Niederlanden oder in Deutschland zum Verkauf angeboten bzw. veräußert wurden. Und noch ein weiterer Aspekt belegt die ursprüngliche Zusammengehörigkeit besagter Zeichnungen: Denn diese sind – wenn sie nicht umseitig bezeichnet sind – auf ein stärkeres Papier aufgezogen und weisen an den Rändern Klebespuren auf, die eine frühere Aufbewahrung in einem Klebealbum nahelegen. Weitere rückseitig angebrachte Nummerierungen zeigen in diesem Zusammenhang an, dass die Kölner Blätter offenbar in einem Klebeband neben- oder hintereinander montiert waren: So folgte der Anbetung der Hirten mit der Nummer 63 (Kat. 6) eine der Kölner Verkündigungen mit der Nummer 64 (Kat. 3) sowie der Auffindung des Mose mit der Nummer 41 (Kat. 11) die andere Verkündigung (Kat. 4) mit der Nummer 42, allesamt Blätter, die durch die alten Aufschriften Pietro da Cortona zugeschrieben waren. Direkter kann ein Sammlungszusammenhang auf der Grundlage der Systematisierung nach Künstlern und Schulen nicht nachgewiesen werden. Insgesamt belegen die genannten rückseitigen Hinweise jedenfalls die ursprüngliche Zusammengehörigkeit der Kölner Morandi-Zeichnungen, deren Herkunft aus Rom dabei ebenfalls außer Zweifel steht. Der rückseitig angegebene Betrag in Gulden ließe zudem einen (späteren) Verkauf in den Niederlanden vermuten – und tatsächlich wissen wir, dass die Jesuiten (und später auch Krahe) in den Niederlanden Zeichnungen erworben haben. Doch wie auch im Fall der Zeichnungen von Giulio Cesare Bedeschini gibt es keine quellenkundlichen Belege, die den Ankauf der Zeichnungen für die Kölner JesuitenSammlung bis 1757, dem Todesjahr von Stolzen, tatsächlich belegen würden. Und auch die Zeitspanne danach bleibt momentan im Unklaren. Denn im Unterschied zu den Bedeschini-Zeichnungen, die unzweifelhaft noch vor der Auflösung des Jesuiten-Ordens 1773 nach Köln gelangt sein müssen, lässt sich Gleiches von den Morandi-Zeichnungen nicht behaupten. Jedoch wissen wir seit Kurzem, dass sich wenigstens drei der Kölner Morandi-Zeichnungen nachweislich im Besitz von Lambert Krahe befunden haben, der, wie erwähnt, zusammen mit Stolzen in Rom als Kunstankäufer tätig war. Krahe erwarb dort nicht nur Zeichnungen für den kurfürstlichen Hof in Düsseldorf und Mannheim, sondern war selbst als Privatsammler tätig. Eine wichtige Quelle für seine Ankäufe war etwa der Nachlass des römischen Malers und marchand-amateur Pier 70 Leone Ghezzi, der 1755 veräußert wurde.12 Ghezzis Zeichnungsbestand stammte vermutlich aus dem Besitz seines Vaters Giuseppe Ghezzi (1634–1721), der als Maler und Kunstexperte mit den Künstlern aus dem Umfeld der römischen Akademie bestens vernetzt war (und der Morandi gekannt hat). Krahe erwarb aber auch Werke bei den römischen Händlern Antonio Agosti oder Giacomo Volpi, bei denen er nicht unerhebliche Schulden hinterließ. Wie dem auch sei: Wenigstens der Zeitraum der Erwerbung der Morandi-Zeichnungen ließe sich eingrenzen, sofern Krahe diese tatsächlich auf dem römischen Kunstmarkt gekauft hat. Denn im Juli 1756 kehrte er mit seiner Zeichnungssammlung, durch die Kunstankäufe hoch verschuldet, nach Düsseldorf zurück, um dort die Leitung der Gemäldegalerie am kurfürstlichen Hof zu übernehmen. 1778 verkaufte Krahe seine ca. 15.000 Blätter umfassende Zeichnungssammlung für 20.000 Reichstaler an die so genannten Bergischen Landstände, eine kleinere Anzahl von Zeichnungen blieb hingegen in seinem Privatbesitz. Ein Jahr später wurde die Sammlung „nach Künstlern, Kunstlandschaften und Schulen“13 inventarisiert. Sie bildete fortan den Grundstock der Lehr- und Vorbildersammlung in der von Krahe geleiteten Akademie, die 1773 den Status einer „Kurfürstlich-Pfälzischen Maler-, Bildhauer- und Baukunst-Akademie“ erhielt. Krahes Augenmerk lag dabei auf den großen Werkstatt-Konvoluten von Künstlern wie Andrea Sacchi, Pier Francesco Mola, Pietro da Cortona und vor allem von Carlo Maratti. 1778 ging Krahes Sammlung in den Besitz der Akademie über, die 1932 dem städtischen Kunstmuseum zugeführt wurde, dem heutigen Museum Kunstpalast. Die zwei Morandi-Zeichnungen, die sich heute im Museum Kunstpalast befinden und von Krahe noch dal Sole zugeschrieben waren, stammen aus dessen Sammlung,14 ebenso wie drei weitere Blätter Morandis, die heute in Köln aufbewahrt werden. Sie wurden zusammen mit mehr als 100 Zeichnungen aus Krahes Privatsammlung in dem so genannten Recueil des Dessins von 1780/81 graphisch reproduziert.15 Bei den Kölner Blättern handelt es sich um zwei Darstellungen der Marien am Grab (Kat. 9 u. 10)16 sowie um die Auffindung des Mose (Kat. 11).17 Jedoch galt keine der im Recueil verzeichneten Morandi-Zeichnungen als Werk dieses Künstlers, die Kölner Blätter hingegen als Arbeiten von Carlo Maratti. Acht weitere Zeichnungen, die im Recueil in Form von graphischen Reproduktionen abgedruckt wurden, befinden sich heute ebenfalls in der Kölner Sammlung.18 Auch diese acht Blätter 71 zeigen Merkmale, die den anderen Zeichnungen von der Hand Morandis entsprechen:19 rückseitige Zuschreibungen sowie Preisangaben in Gulden. Und genau diese rückseitigen Angaben lassen sich auch auf einer der Düsseldorfer Morandi-Zeichnungen nachweisen.20 Die Beobachtungen lassen nur den einen Schluss zu, dass die Morandi-Zeichnungen im Kölner Bestand, die das Merkmal des Guldenpreises aufweisen, tatsächlich aus Krahes privater Zeichnungssammlung stammen. Wie aber gelangten diese Blätter in die Kölner Sammlung? Bislang wurde für die im Recueil erfassten Zeichnungen ein nach dem Tode Krahes erfolgter Verkauf an Ferdinand Franz Wallraf (1748–1824) durch dessen Witwe angenommen.21 Dies ist zweifellos die einzig mögliche Antwort auf die gestellte Frage. Dabei bleibt offen, ob es sich bei den rückseitigen Preisangaben um den jeweiligen Verkaufspreis handelt, den Wallaf für die Zeichnungen begleichen musste,22 oder ob diese Angaben nicht doch auf eine frühere Versteigerung in den Niederlanden verweisen, auf der Krahe die Blätter nach seiner Rückkehr aus Rom erworben haben könnte. Für die übrigen fünf Kölner Zeichnungen Morandis, die keine entsprechenden Angaben auf den Rückseiten tragen,23 lässt sich eine Herkunft aus der Sammlung Krahes nicht belegen, sie ist jedoch auch nicht auszuschließen. Denn möglicherweise wurden die Blätter nach Krahes Rückkehr aus Rom direkt an die Kölner Jesuiten verkauft, wie etwa die Bedeschini-Zeichnungen, die sich heute in Köln befinden. Diese Hypothese hat weiterhin eine gewisse Plausibilität, wenn auch den fünf Morandi-Blättern das entscheidende Signum, das den Bestand der Jesuiten-Sammlung auszeichnet, fehlt: der col-Stempel. Mit dem Stempel col24 wurden jene Zeichnungen und druckgraphische Blätter auf der Vorderseite oben rechts versehen, die als Teil der damals verwaisten Kölner Jesuiten-Sammlung 1794 durch französische Truppen nach Paris gebracht wurden. Doch auch hier verkompliziert sich die Geschichte eher, als dass sie uns tatsächlich Einblicke in das damalige Geschehen bieten würde. So wissen wir zum einen, dass der größte Teil der Zeichnungen aus dem Bestand der Kölner Jesuiten in das Cabinet des dessins im späteren Musée Napoléon einging und die über 5.500 Zeichnungen dabei aus ihren alten Klebebänden herausgelöst wurden.25 Doch gerade diese für den Pariser Sammlungsbestand wichtigen Zeichnungen, die sich heute noch in Paris befinden, wurden beim Eingang in die Sammlung des Louvre eben nicht gestempelt. Es gab daher auch 1815, als es um die Rückführung der Kölner Bestände ging, keine offensichtlichen Belege für die 72 ursprüngliche Herkunft dieser Zeichnungen (die beim Eingang aufgestellten Inventare konnten im Verborgenen bleiben). Nur ein verhältnismäßig kleiner Bestand an Zeichnungen, der nicht in das Cabinet des dessins übernommen, d.h. von den Pariser Zeichnungsexperten vorab aussortiert wurde, wurde anschließend, vermutlich nach der Überführung in die Bibliothèque Nationale, auch gestempelt – so wie das große Konvolut an druckgraphischen Blättern aus Köln. Zu diesen „abgestempelten“ Zeichnungen gehörten auch die bereits genannten BedeschiniZeichnungen, die dann ebenfalls ihren Weg zurück nach Köln gefunden haben. So gelang es 1815 Everhard von Groote (1789–1864) von den ehemals 208 Klebebänden 52 nunmehr unvollständige Alben in den Pariser Sammlungen aufzufinden und nach Köln zurückzuführen.26 Der größte Teil der ehemaligen Kölner Bestände befindet sich aber noch heute im Cabinet des dessins im Musée du Louvre und in der Bibliothèque Nationale de France. Allerdings trägt, wie erwähnt, keine der Morandi-Zeichnungen im Unterschied etwa zu den Bedeschini-Zeichnungen den col-Stempel. Da aber der in den Louvre-Bestand integrierte Teil der Kölner Blätter nicht gestempelt wurde, kann wiederum nicht ausgeschlossen werden, dass andere Zeichnungen als nicht sammlungswürdig ausgeschlossen oder einfach nur übersehen wurden und dann, in einem nicht aufgelösten Kölner Klebeband verbleibend, auch nicht gestempelt wurden. Auf diese Weise hätten die Zeichnungen 1815 nahezu unbehelligt nach Köln zurückkehren können. Dass diese Hypothese nicht ganz so abwegig ist, wie sie auf den ersten Blick erscheinen mag, belegen eine Zeichnung Morandis sowie drei weitere Zeichnungen von Giovanni Troppa im Museum in Orléans.27 Die Rötelzeichnung von Morandi steht im direkten Zusammenhang mit dem Kölner Blatt der Verkündigung (Kat. 4, Anm. 3). Es ist unwahrscheinlich, dass die beiden Blätter ursprünglich nicht zusammengehört haben. Und auch die drei Troppa-Zeichnungen in Orléans weisen stilistische Charakteristika auf, die sie mit dem großen, über 400 Zeichnungen umfassenden Konvolut des Künstlers, das sich ebenfalls im Wallraf befindet, in enge Beziehung treten lassen. Bereits im Rahmen der Bedeschini-Ausstellung wurde vermutet, dass zu der ursprünglichen Gruppe der Kölner Zeichnungen des Künstlers auch Die Taufe Konstantins gehört, die sich heute – ohne col-Stempel – im Musée Sainte-Croix in Poitiers befindet und auf die Catherine Monbeig Goguel erstmals aufmerksam gemacht hat.28 Die Rekonstruktion der Herkunft der genannten 73 Morandi- und Troppa-Zeichnungen wird die Forschung noch beschäftigen, denn sie gehören mit großer Wahrscheinlichkeit tatsächlich zu jenen ca. 125 Zeichnungen, die sich zwischen 1794 und 1815 in Paris scheinbar in Luft aufgelöst haben. Denn addiert man die 523 nach Köln zurückgebrachten Zeichnungen zu den heute im Louvre aufbewahrten ehemaligen 5.465 Kölner Zeichnungen, so fehlen immer noch über 100 Blätter, um auf jene Gesamtzahl von 6.113 Zeichnungen zu kommen, die angeblich von den Revolutionstruppen nach Paris mitgenommen worden waren. Die Identifizierung dieser 125 Zeichnungen (entweder im Bestand des Louvre, in anderen französischen Sammlungen oder in Privatsammlungen) wird umso schwieriger sein, als sie ebenso wie die anderen 5.465 ehemaligen Kölner Zeichnungen im Louvre eben keinen col-Stempel tragen. Damit aber ist für uns heute im Umkehrschluss eine wichtige Erkenntnis verbunden: Dass alle Kölner Zeichnungen, die keinen col-Stempel tragen, nicht auch in Paris gewesen waren! Bemerkenswert bleibt, dass aber zwischen den fünf Kölner Morandi-Zeichnungen, die anscheinend nicht aus Krahes Privatsammlung stammen, und den Düsseldorfer Zeichnungen durchaus motivische Parallelen bestehen. Nicht auszuschließen ist daher, dass diese Zeichnungen (Marien am Grab29 sowie der Betende30, die Madonna mit dem Jesuskind31, die Anbetung des Sakraments32 und der Satanssturz33) auf anderen, bislang unbekannten Wegen doch von Krahe über Wallraf in die Kölner Sammlung gelangt sind. Die nachweislich aus der Sammlung Krahe stammenden Zeichnungen wurden jedenfalls in die Wallraf’sche Sammlung integriert, die den Grundstock der Graphischen Sammlung im alten Wallraf-Richartz-Museum bilden sollte. Im 19. Jahrhundert kamen dann die Reste der aus Paris zurückgeführten Zeichnungssammlung der Jesuiten als Dauerleihgabe des Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds an das Wallraf-Richartz-Museum, darunter keine Morandi-Zeichnung mit dem Stempel col. Interessanterweise ist aber ein Nachstich nach Morandis Gemälde Vision des Hl. Filippo Neri mit einem entsprechenden col-Stempel versehen (Kat. 17). Dieses Blatt erinnert uns somit wieder an die Geschichte und Geschicke der Jesuiten-Sammlung im 18. Jahrhundert, wobei nicht auszuschließen ist, dass sich im Altbestand der Jesuiten nicht doch – wenigstens fünf –Morandi-Zeichnungen befunden haben. Doch zurück zu den Kölner Blättern. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Lambert Krahe den größten Teil der Morandi-Zeichnungen unter anderem Namen entweder während seines Aufenthaltes in Rom (zwischen 1736 und 1756) oder zu einem 74 späteren Zeitpunkt in den Niederlanden angekauft hat.34 Über die tatsächliche Größe des Konvoluts ist weiter zu rätseln. Damit aber hätte auch Pater Stolzen zur selben Zeit das Konvolut in Rom erwerben können. Oder aber Krahe hätte wenigstens fünf Blätter nach seiner Rückkehr nach Düsseldorf noch vor Auflösung des Ordens an die Kölner Jesuiten verkaufen können, wie eben die Bedeschini-Zeichnungen. All diese Transaktionen wären tatsächlich möglich gewesen. Dass Krahe das zusammenhängende Konvolut von Morandi-Zeichnungen – freilich unter den alten Zuschreibungen – für seine private Sammlung erworben hat und einzelne Blätter in seinem Recueil drucken ließ, spricht für die hohe ästhetische Wertschätzung, die er den Rötel- und Kreidezeichnungen entgegengebracht haben muss. Wie im Fall der Bedeschini-Zeichnungen handelt es sich somit nicht um einen sammlungsgeschichtlichen Zufall, dass sich gerade in Köln und Düsseldorf zusammen wiederum das größte Konvolut von Zeichnungen eines italienischen Zeichners des späten 17. Jahrhunderts befindet, der bereits zu Lebzeiten Ansehen genoss und dessen Name über die Jahrhunderte hinweg von den Sammlern geschätzt wurde. In Köln, wo der Morandi-Bestand erst 1992 von Erich Schleier aus dem Dornröschenschlaf geweckt wurde, können die Zeichnungen nach mehr als 20 Jahren nun erstmals der Öffentlichkeit als Konvolut vorgestellt werden. So stehen wir erst am Beginn der Wertschätzung und Würdigung des Zeichners Giovanni Maria Morandi. 75 1Vgl. Orth 2014, S. 80-86: Anhang 1 – Die bekannten Zeichnungen Morandis. 2Vgl. Robels 1967, S. 8, ferner Spengler 2003. 3Vgl. Schwaighofer 2010, S. 26–28. 4Vgl. Robels 1967, S. 8. 5Wallraf 1861, S. 203f.; vgl. Spengler 2003, S. 50. 6Zit. nach Spengler 2003, S. 50. 7Vgl. Ausst. Kat. Düsseldorf 2013 und Bering 2013. 8Vgl. Ketelsen 2014, S. 87–99. 9Vgl. Robels 1967, S. 8. 10Dies sind: Inv. 2071, 2072, 2073, 2075, 2131, 2163, 2157 u. 5449. 11Zu den in Anm. 10 genannten Zeichnungen kommt noch Inv. 2132. 12Vgl. Wegner 1960. 13Brink 2002, S. 208. 14Inv. KA (FP) 4002 u. 4003, ein drittes Blatt wurde von Schleier Morandi zugeschrieben, aber nicht publiziert: Inv. KA (FP) 238, Madonna mit Jesuskind und Johannesknaben nach einem Gemälde Annibale Carraccis, 240 x 195 mm, Rötel, laviert. 15Dazu Brink 2013. 16Inv. 2132 u. 5544. 17Inv. 5449. 18Inv. 1432, 1974, 2025, 2054, 2135, 3997, 5451, 5644. 19z.B.: Inv. 2135: dal Sole: Krönung der Heiligen Katharina von Siena, als Franceschini in Serie 3 / 25B. Alte Zuschreibung an „gio: giuseppe dal Sole“, Preis: „10fl.“; Inv. 5644: dal Sole: Tygrane zu Füßen des Lukullus, als dal Sole in Serie 3 / 18. Alte Zuschreibung an „gio: giuseppe dal Sole“, Preis: „10fl.“. 20Thiem 1990, S. 213: „25, Gius: del Sole, 4 fl.“ 21Vgl. Ausst. Kat. Köln 2014, S. 94. 22Eine Ausnahme ist nur Inv. 5544, die möglicherweise mit Inv. 2132 zusammen verkauft wurde. 23Inv. 2015, 2108, 2134, 2158 u. 5115. 24„Col.“-Stempel (Envoi de Cologne), in Schwarz, oben rechts auf jedem Blatt angebracht. 25Vgl. Savoy 2011, S. 30–40. 26Vgl. Savoy 2011, S. 40f. 27Vgl. Inv. 15157, 15132, 15192. Da die Kölner Troppa-Bestände ebenfalls keinen col-Stempel tragen, könnte es auch sein, sofern sich dieses Konvolut nicht im Besitz von Wallraf befunden hat, dass es noch andere Zeichnungsbestände aus der alten Jesuiten-Sammlung gegeben hat, die nicht in das Cabinet des dessins überführt, aber auch nicht in die Bibliothèque Nationale gelangt waren. 28Vgl. Monbeig-Goguel 2009, S. 486f., Abb. 7, S. 488, Anm. 9. 29Inv. 2108. 30Inv. 2105. 31Inv. 2134. 32Inv. 2158. 33Inv. 5115. 34Brink 2013, S. 55f. 76 Literaturverzeichnis Augustyn/Lauterbach 2010 Wolfgang Augustyn/ Iris Lauterbach, Rondo. Beiträge für Peter Diemer zum 65. Geburtstag, München 2010. Auer 2004 Alfred Auer, Herrlich wild. Höfische Jagd in Tirol, Wien 2004 Ausst. Kat. Düsseldorf 2013 Akademie. Sammlung. Krahe. Eine Künstlersammlung für Künstler, hrsg. von Sonja Brink, Ausst. Kat. Düsseldorf, Museum Kunstpalast, 13. April-4. August 2013, Berlin 2013 Ausst. Kat. Innsbruck 2009 Ferdinand Karl. Ein Sonnenkönig in Tirol, hrsg. von Sabina Haag, Ausst. Kat. Innsbruck, Schloss Ambras, 25. Juni-1. November 2009, Wien 2009 Ausst. Kat. Köln 1993 Disegno. Zeichnungen von Leonardo, Botticelli, Donatello und anderen Meistern Italiens aus dem Musée des Beaux-Arts in Rennes und aus eigenem Bestand, hrsg. v. WallrafRichartz-Museum, Köln, Ausst.-Kat. Köln, WallrafRichartz-Museum, Graphische Sammlung, 6. Oktober-5. Dezember 1993, Hürth 1993 Ausst. Kat. Köln 2014 Die Zeichnungen des Giulio Cesare Bedeschini. Schätze aus der Jesuitensammlung I, bearb. von Angelika Eder, hrsg. von Thomas Ketelsen, Ausst. Kat. Köln, WallrafRichartz-Museum & Fondation Corboud, 14. Februar - 4. 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Juni 2015 Herausgegeben von Thomas Ketelsen und Christoph Orth Konzeption: Christoph Orth Ausstellungsteam: Dieter Bongartz, Bruno Breuer, Michael Franke, Karin Heidemann, Hansgeorg Hüser, Anne Kessler, Thomas Ketelsen, Thomas Klinke, Nina Kraus, David Owasianik, Gregor Polecki, Reinhard Rasch, Michael Schirpke, Stefan Swertz und Barbara Trier Fotos / Fotorechte: © Ariccia, Palazzo Chigi: Kat. 8, Vergl.-Abb. 3 © Berlin, Staatliche Museen, Kupferstichkabinett: Kat. 8, Vergl.-Abb. 2 © Chatsworth, Devonshire Collection. Reproduced by Permission of Chatsworth Settlement Trustees: Kat. 7, Vergl.-Abb. 1 © Düsseldorf, Stiftung Museum Kunstpalast, Sammlung der Kunstakademie Düsseldorf (NRW): Kat. 12, Vergl. Abb. 1 © Köln, Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Graphische Sammlung: Kat. 1-18 (Dieter Bongartz) © Köln, Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Archiv des Museums/Autors: Kat. 5, Vergl.-Abb. 1; Kat. 14, Vergl.-Abb. 1; Kat. 15, Vergl.-Abb. 1; Kat. 17, Vergl.-Abb. 1; Kat. 18, Vergl.-Abb. 1 © Prag, Museum der tschechischen Literatur [Památník národního písemnictví (PNP)], (Jakub Hauser): Kat. 8, Vergl.-Abb. 1 © Rom, Päpstliches Institut Santa Maria dell‘ Anima, Kat. 5, Vergl.-Abb. 2 Gestaltung: Studio Carmen Strzelecki, Köln Lektorat: Philip Anton, Köln Druck: Asmuth Druck, Köln ISBN: xxxx Der Katalog wurde vom Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds finanziert. Giovanni Maria Morandi Ein Barockkünstler in Rom