“Jetzt ist Sommer, egal ob du schwitzt oder frierst – Sommer ist, was

Transcrição

“Jetzt ist Sommer, egal ob du schwitzt oder frierst – Sommer ist, was
“Jetzt ist Sommer, egal ob du schwitzt oder frierst – Sommer
ist, was in deinem Kopf passiert.” - Wise Guys
Liebe Freunde, Bekannte & Verwandte,
liebe Unterstützer & Interessierte,
seit mittlerweile 2 Monaten bin ich bereits gut in der Dominikanischen Republik
angekommen, um dort in verschiedenen Sozialprojekten meinen einjährigen
„entwicklungspolitischen Freiwilligendienst“ anzutreten.
Gerade in der Anfangszeit erwarteten mich viele neue, interessante, spannende und
abwechslungsreiche Eindrücke und Begegnungen. Wie schon in Deutschland angekündigt
wird es in den kommenden 12 Monaten unter anderem mein Ziel sein euch mittels meiner
regelmäßigen Erfahrungsberichte an diesen teilhaben zu lassen.
In diesem Erfahrungsbericht #1 möchte ich vor allem über Folgendes berichten:
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Das Ankommen
Mein neues „Heimatdorf“ Matancitas – die ersten Eindrücke
Das “OAT” (das “On-Arrival-Training” unserer Vorgänger)
Meine einmonatige Zeit in einer dominikanischen Gastfamilie
Schlusswort, Ausblick & Signatur
Aber nun genug der langen Worte. Sucht euch ein gemütliches Plätzchen, lehnt euch zurück
und schmökert für eine Weile in meinem Bericht.
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Das Ankommen:
„Sehr geehrte Passagiere, wir haben soeben unseren Zielflughafen Puerto Plata in der
Dominikanischen Republik erreicht. Bitte bleiben Sie noch angeschnallt bis wir unsere
endgültige Parkposition erreicht haben. Die aktuelle Ortszeit ist 19:30 Uhr. Die
Außentemperatur beträgt 28 Grad. Ich hoffe Sie hatten einen angenehmen Flug und ich
möchte mich im Namen der gesamten Crew bei Ihnen bedanken, dass Sie mit Condor
geflogen sind. Einen erholsamen Urlaub und bis bald…“
Einen erholsamen Urlaub? Und bis bald? – Ach ja richtig…während meine 4 Mitfreiwilligen
und ich den 10stündigen Flug von Frankfurt am Main nach Puerto Plata auf uns genommen
hatten, um an die Projektorte unseres einjährigen Freiwilligendienstes zu gelangen, hatten
die übrigen 200 Passagiere weitestgehend andere Motive:
Bei der überwiegenden Mehrheit der Fluggäste handelte es sich nämlich um deutsche
Pauschaltouristen, welche sich im wöchentlichen Condor-Urlaubsflieger in Richtung SommerSonne-Sonnenschein befanden, um 14 Tage lang in einem 4-Sterne-All-Inklusive-Resort
- Bier und Cocktail trinkend - unter Kokospalmen zu verbringen.
Karte der
Dominikanischen
Republik
– dort, wo das rote
Fähnchen steckt,
liegen unsere
Einsatzorte:
Die Stadt Nagua
(56.000 Einwohner)
und Matancitas
(5.000 Einwohner)
Während also die übrigen Fluggäste – nach dem obligatorischen Klatschen nach der Landung
– die Anweisung angeschnallt zu bleiben, bis die endgültige Parkposition erreicht werden
würde gekonnt missachteten, um schleunigst ihr Handgepäck aus den Stauräumen an der
Flugzeugdecke zu befreien und, um ihre Handys anzuschalten, konnten wir 5 Freiwilligen
unsere Ankunft anders gestalten:
Mit einem breiten Grinsen, voller Erwartung auf ein außergewöhnliches Jahr und mit der
Gewissheit nicht in 2 Wochen schon wieder die Rückreise antreten zu müssen konnten wir
uns nochmals zurücklehnen.
Nochmals konnte man sich – umgeben von ungeduldigen Urlaubern – verdeutlichen, auf was
man sich da eingelassen hatte.
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Die Flugnummer „M DE 5248“ war für uns Freiwilligen schließlich auch ein Sinnbild für das,
auf was man nahezu ein Jahr lang – parallel zum Abitur – hingearbeitet hatte. Letztlich war
sie für mich die Verwirklichung meines langjährigen Traumes ein Jahr lang im Ausland zu
leben, um so in eine fremde Kultur einzutauchen.
Die letzten Monate waren daher auch nahezu ausschließlich davon geprägt sich auf dieses
Auslandsjahr vorzubereiten.
Zur Vorbereitung gehörte es etwa schon in Deutschland möglichst fließend die Sprache des
Gastlandes (Spanisch) zu erlernen. Ich sammelte eifrig Spenden für meine
Trägerorganisation, die „Weltweite Initiative für Soziales Engagement e.V“, damit diese die
Gesamtheit aller Auslandseinsätze von 80 Freiwilligen realisieren kann.
An dieser Stelle auch nochmals ein herzliches Dankeschön an alle meine Unterstützer!
Darüberhinaus besuchte ich diverse wirklich sehr interessante und intensive Vortreffen und
Seminare, um mir Gedanken über Themen wie „Entwicklungspolitik“, „Rassismus“, „Critical
Whiteness“ oder „Interkulturelle Kommunikation“ zu machen.
Oben:
Die roten Punkte markieren die
Länder, in welche meine
Trägerorganisation, die
"Weltweite Initiative für Soziales
Engagement e.V." Freiwillige
aussendet:
Naher Osten (Palästina und Israel),
Südafrika, Mexiko, Nicaragua,
Guatemala, Dominikanische
Republik, Peru, Bolivien,
Argentinien
Unten:
Alle 80 diesjährigen Freiwilligen
3
Zu guter Letzt musste man sich schweren Herzens von seiner Familie und seinen Freunden
verabschieden, um dieses Auslandsjahr antreten zu können. Während man also die ersten
Kokosnusspalmen durch die Flugzeugfenster schon erblicken konnte wurde mir nach und
nach auch bewusst, was gerade passierte: Ich war gelandet in einem traumhaftschönen
Land, in welchem ich nun ein Jahr lang leben und arbeiten werde und welches ich das
kommende Jahr meine neue „zweite Heimat“ nennen darf.
Was uns schließlich empfing, als sich die Flugzeugtüren öffneten, war eine schwüle Wand
der dominikanischen Abendhitze (mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt) und das Gefühl
endlich angekommen zu sein.
Während am Flughafenausgang
nun riesige, akklimatisierte
Reisebusse auf die deutschen
Urlauber warteten wurden wir
von unseren 5 Vorgängern
gebührend mit einer Flasche des
einheimischen Bieres
„Presidente“ empfangen.
Links:
Unsere Vorgänger Julius,
Teresa, Andy, Emma & Miguel
(v .r .n. l.)
Unten:
Wir, also Daniel, Tim,
Katharina, Jens (ich) & Tobi
(v.r.n.l.)
Nach einer Nacht in der
Touristenhochburg
Cabarete kamen wir
schließlich – mit diversen
Zwischenstopps – in
unserem neuen
„Heimatdorf“, in San José
de Matanzas oder kurz in
Matancitas, an.
4
Oben: Auf dem Weg nach Matancitas
Unten - typische Straße in Matancitas:
Blechhütte links, Abwasserrinnen am rechten und linken Straßenrand und Wasserzisterne rechts
5
Matancitas – die ersten Eindrücke:
Angekommen im 5.000 Seelendorf Matancitas und angekommen in unserer neuen Wohnung
waren es in der Anfangszeit tatsächlich – wie der Chef meiner Organisation schreibt - „die
vielen kleinen Dinge, die uns in einer fremden Kultur auffallen“:
1) Die vielen unzähligen Kinder, welche die Straßen des Dorfes bevölkern. Jeden Tag aufs
Neue erhalte ich das Gefühl, dass mehr als 50% der Dorfbewohner Kinder sein müssen.
Es sind Kinder, die barfüßig und oberkörperfrei „auf der Straße“ aufwachsen und sich
irgendwie beschäftigen. Sie spielen im Sand, mit Müll, mit alten Fahrradreifen, mit
Steinen, Kronkorken oder Stöcken. Aus jeder Kleinigkeit machen sie etwas Großes. Für
die Kinder scheint ihr ganzes Leben ein großes Abenteuerspielplatz zu sein .
2) Das Leben spielt sich hier auf der Straße ab. Hier macht man nicht wie in Deutschland
ein bis zwei Mal die Woche einen Großeinkauf, sondern geht täglich aufs Neue im
„colmado“ (kleiner gemütlicher Tante-Emma-Laden) einkaufen.
Man „lässt sich blicken“, trifft Nachbarn, Freunde oder Bekannte auf der Straße, unterhält
sich und tauscht Neuigkeiten aus. Ich habe den Eindruck die Dominikaner denken nicht
an morgen. Sie planen nicht. Stattdessen leben sie von Tag zu Tag.
Die Menschen verschließen sich nicht in ihren Häusern, sondern verbringen ihre freie Zeit
sitzend, abwartend aber lebensfroh im Schatten vor ihren Häusern.
Sie träumen vor sich hin, halten Smalltalk mit jedem, der vorbei läuft oder üben den
hiesigen Volkssport – das
Gesellschaftsspiel Domino – aus.
Der Dominikaner pflegt eine lebendige
Liebesbeziehung zu seinem
„Plastikstuhl“, der hier vielleicht
Ausdruck eines Lebensgefühls und
mehr als nur ein
Einrichtungsgegenstand ist.
Einblick in einen der unzähligen
typisch dominikanischen „colmados“
(Tante-Emma-Läden), von welchen
sich in jeder Straße mindestens 2
finden lassen.
„Ihr werdet nie wieder so viele
unproduktive Menschen sehen, wie in
diesem Jahr“ sagte einmal einer
unserer Vorgänger.
Das mag vielleicht stimmen, wobei hier
auch einfach das Abwarten, das
Beobachten, das Dösen und das SichAusruhen zum Alltag dazu gehören.
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Ganz ohne Schuldbewusstsein könnten viele Dominikaner von sich behaupten:
„Ich mache nichts und das ist auch gut so.“
Irgendwie imponiert mir diese Einstellung ein wenig, weil es hier etwa keine
„verschwendete Zeit“ zu geben scheint. Alles was man tut oder eben nicht tut hat
irgendwie seine Berechtigung, weshalb der gesamte Tagesrhythmus viel gemächlicher
ist, wie in Deutschland.
Es ist nicht verwerflich einfach mal 20 Minuten nebeneinander zu sitzen und sich
anzuschweigen. „Sich langweilen“, aburrirse, scheint hier kein negativ besetztes Wort,
sondern eine Beschäftigung zu sein. Es ist Teil des Lebens.
3) In diesem Dorf scheint jeder jeden zu kennen. Zudem wirkt es auf Außenstehende so, als
wäre das gesamte Dorf miteinander verwandt und verschwägert. Nach und nach bringt
man in Erfahrung, dass jener der „primo“ (Cousin) von jenem und jene die „tia“ (Tante)
von jener ist. Da sich die Menschen kennen laufen sie also nicht stumm aneinander
vorbei, sondern begrüßen sich lauthals, um sich kurz nach dem Wohlbefinden des
Anderen zu erkundigen.
Gängige Begrüßungen auf der Straße sind:
 „Hola, como tu `ta?“ (die abgekürzte dominikanische Form von „Hola, como tu
estas?“) – „Hallo, wie geht es dir?“
 „Buenas“ (die abgekürzte dominikanische Form von „Buenas tardes“)
–„Guten Abend“
 „Que lo va?“ oder „Que lo que?” – etwa “Was geht?”
 Irgendwas, das sich etwa so anhört, wie „Wuuuuuuuuajj“ und zur Begrüßung lauthals
durch die Straßen gerufen wird.
 Das laute Rufen des Vornamens. Etwa: „Miguuuuuuel!“, „Niiiinnni!“ oder
„Andreeeeinaaaa!“.
Für uns Freiwilligen war es zudem am Anfang ein wenig verwunderlich, dass wir von
vielen Menschen mit „Hey gringo/americano/blanco/rubio“ (Hallo westlicher Ausländer
/Amerikaner/Weißer/Blonder) begrüßt werden.
Hier ist das aber völlig normal und insgesamt scheinen die Umgangsformen sehr auf
Äußerlichkeiten bedacht zu sein, sodass Menschen auf der Straße auch gerne mit
„Hey gordo/flaco“ (Hey Dicker/Dünner) begrüßt werden.
Außerdem glauben nämlich viele Menschen zu wissen, dass du ganz sicher aus den USA
kommst und ordnen dich so in ihr Weltbild ein.
Das Thema dominikanisches Weltbild möchte ich aber auch noch in einem meiner
kommenden Berichte ausführlicher beschreiben.
4) Da in diesem Dorf also, wie in Punkt 3) beschrieben, jeder jeden zu kennen scheint, wirkt
die ganze Ortschaft auf mich wie eine gigantische Patsch-Work-Familie. So verwunderte
mich in der Anfangszeit auch, dass unsere Vorgänger immer, wenn sie in der Wohnung
waren, die Eingangstür sperrangelweit offen ließen. Das kommt allerdings daher, dass
man hier seine Freunde, Verwandte und Bekannte einfach besuchen kommt, wenn man
gerade Lust dazu hat.
Man muss sich nicht – wie in Deutschland – zuvor ankündigen, gar anrufen oder vorher
bescheid sagen, dass man vorbeischaut.
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Hier besucht man sich einfach um kurz miteinander zu plaudern und ist gerade
Essenszeit ist es auch keinesfalls verwunderlich, dass man eingeladen wird mitzuessen.
Die Türe verschlossen zu haben wäre also fast schon unhöflich.
In diesem Sinne waren auch wir Freiwilligen schnell im Ort integriert.
Seit 5 Jahren sind auch immer wieder deutsche Freiwillige hier im Dorf, so dass man
„los alemanes“ (die Deutschen) mittlerweile gut kennt.
Nach einer kurzen anfänglichen Aufgeregtheit im Ort (man wollte wissen wer den jetzt
die neuen Freiwilligen sind, wie sie aussehen, wie sie heißen und wie sie „drauf sind“)
wurden wir schnell richtig gut integriert.
Die Menschen können uns einordnen, wissen wo wir wohnen und, dass wir teilweise hier
im Ort arbeiten. Sie grüßen uns und interessieren sich für deine Person.
„Wenn du hier in Matancitas in der Sala (= mein Projekt, in dem ich arbeite) arbeitest
kennst du bald ALLE Kinder des Dorfes, ganz egal ob sie in die Sala gehen oder nicht“
erzählte uns einmal eine unserer Vorgängerinnen.
Diesen Eindruck erhielt ich schnell auch, da immer wenn einer von uns durch die Straßen
läuft sofort Kinder angerannt kommen, die dich umarmen oder dir eine „machuca“
(Begrüßung; Faust an Faust) geben wollen.
Außerdem kennen mittlerweile viele unsere Namen, so dass sie uns nicht mehr mit den
deutschen Namen unserer Vorgänger begrüßen (), sondern „Juuuuuuuuuan!“,
„Daaaaniiiiiiel!“ oder „Katallliiiiiiiina!“ rufen.
Ach ja richtig: Hier heiße ich übrigens „Juan“ (mit deutscher Betonung „Chuan“), da
Dominikaner den Namen Jens nicht aussprechen können. Versuchen Sie es hört sich Jens
entweder so an, wie „Jeeean“ oder sie sagen gar „James“.
Aus diesem Grund habe ich mich (wie mein Vorgänger Georg, der hier Miguel hieß) dafür
entschieden, mir einen neuen Namen zu geben und mich fortan mit „Juan“ vorzustellen.
5) Der normale Alltag hier im Dorf hängt von 2 wichtigen Faktoren, vom Wetter und vom
Strom ab. Während man in Deutschland theoretisch zu jeder Tages- und Nachtzeit
machen kann, was man sich vorgenommen hat ist hier vor allem das Wetter dafür
verantwortlich, was tatsächlich erledigt werden kann und was nicht.
Viele Dominikaner üben sich deshalb auch als Hobbymeteorologen () und teilen dir
gerne ihre Meinung zur aktuellen Wetterlage mit:
„Hay sí. Va a llover.“ – „Na klar, es wird regnen.“
Ziehen Wolken am Himmel auf, so achtet man darauf, dass man ja rechtzeitig zu Hause
ankommt, bevor es anfängt zu regnen oder zumindest eine passable ÜbergangsÜberdachung findet. Denn vielleicht regnet es hier nicht so oft, aber wenn es gewittert,
dann so richtig. Aus diesem Grund kann man verallgemeinernd auch sagen:
„Der Dominikaner arbeitet bei Regen nichts.“
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„Que calor.“ – „Welche Hitze. “
Während die Tagestemperatur im Wesentlichen etwa bei 31° Celsius liegt, kommt es –
zumindest in der aktuellen Jahreszeit – auch vor, dass es durchschnittlich ein Mal pro Tag
in Strömen regnet. Während der Regen dann zunächst eine willkommene Abkühlung ist
wird die Hitze nach dem Regen aber umso schwüler, da alles Wasser, was zuvor in den
Boden gesickert ist regelrecht am menschlichen Körper verdunstet. Aber kein Grund zur
Sorge, schließlich liegt es auch an der Tagesordnung sich 3-4-mal pro Tag zu duschen .
Da es auch nachts kaum abkühlt schläft man hier übrigens mit Ventilator im
Dauerbetrieb.
Die zweite Variable von welcher hier wirklich sehr viel abhängt und an welche man sich
als verwöhnter Europäer zunächst gewöhnen muss ist der Strom. So ist nämlich die
Dominikanische Republik auch das einzige Einsatzland meiner Trägerorganisation, in
welchem es keinen regelmäßigen Strom gibt.
Dieses Bild ist doppelt passend: Zum Einen zeigt es den wunderschönen karibischen
Sonnenuntergang. Zum Anderen vermittelt es einen Eindruck von den im Dunkeln
liegenden Straßen des Ortes, wenn es keinen Strom gibt.
Natürlich kommt es in Ländern Mittelamerikas, wie Nicaragua, auch gut und gerne mal
vor, dass der Strom ausfällt, wobei dieses „Ausfallen“ hier in einer gewissen
Regelmäßigkeit vorkommt:
Habe ich heute von 14 bis 19 Uhr Strom, so habe ich in diesem Zeitraum morgen keinen.
„La luz“ (das Licht/der Strom) kommt und geht etwa im 5-Stunden-Rhythmus, was hier
im Dorf auch den gesamten Tagesablauf beeinflusst:
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Kein Strom zu haben bedeutet nämlich oftmals auch kein Wasser zu haben, da dafür die
elektrische Pumpe benötigt wird, die Wasser auf die Häuserdächer leitet.
Von der Tatsache, ob man gerade „luz“ hat oder nicht, hängen also viele Tätigkeiten ab,
so dass man oftmals nur duschen, sich die Hände waschen, abspülen oder die Wäsche
waschen kann, wenn es Strom gibt.
Die Frage „Hay luz?“ (Gibt es gerade Strom?) ist hier daher allgegenwärtig.
Dass man lediglich kein elektrisches Licht hat ist weniger schlimm. Man gewöhnt sich
daran und während etwa die deutschen Touristen in ihren Hotelanlagen von dieser
dominikanischen Gegebenheit wenig bis gar nichts mitbekommen behilft sich das
Hinterland damit „velas“ (Kerzen) anzuzünden.
Jede bessergestellte dominikanische Familie schafft sich, wenn es die finanzielle Lage
erlaubt, auch schnell einen Inversor an, welcher in Phasen, wenn es Strom hat diesen –
ähnlich einer Batterie – für die dunklen Stunden abspeichert. Diese Inversoren haben
hier in Matancitas aber schätzungsweise nicht einmal ¼ aller Familien, weshalb die
Straßen & Häuser jeden zweiten Abend dunkel bleiben.
Für mich ist es folglich eine sehr spannende Erfahrung, dass man sich hier über zwei
deutsche Selbstverständlichkeiten (Strom & Wasser) so freuen kann.
Wenn nämlich der Strom (wieder-)kommt, so wird dieses Ereignis von allen
Dorfbewohnern lautstark gefeiert:
„Lego la luz.“ (der Strom ist angekommen) wird durch die Straßen gerufen und gesungen
und man macht sofort alle verfügbaren Elektrogeräte – egal ob sie gerade gebraucht
werden oder nicht – an .
Ach übrigens: Diesen Erfahrungsbericht schreibe ich gerade im Kerzenlicht und mit
meinem übrigen Laptop-Akku. Schließlich hieß es vor 15 Minuten hier bei uns im Dorf:
„Se fue la luz.“ – „Der Strom ist weggegangen.“
Über die Ursache, weshalb es hier nicht immer Strom hat, welche euch nun vielleicht
auch interessiert, berichte ich in einem meiner kommenden Monatsberichte.
Unsere
direkte
Nachbarschaft in
Matancitas
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6) Dieses Dorf ist nie ruhig! Ganz gleich welcher Tages- und Nachtzeit:
Hier hat es immer Geräusche auf den Straßen. Das liegt zum Großteil vor allem daran,
dass schräg gegenüber unserer Wohnung ein „Freudenhaus“ ist, welches von etwa 11
Uhr morgens bis 22 Uhr Abends die umliegenden Straßen mit Musik beschallt. Bis 22 Uhr
brauchen wir also erst gar keine eigene Musik abspielen, wenn wir gemütlich auf unserer
„galerie“ (Balkon) zusammensitzen, da diese ohnehin übertönt werden würde. Neben
unseren Freunden aus dem „cabaret“ (Bordell) sind es vor allem unzählige Autos und
Pickups, welche mit Musikanlagen auf den Ladeflächen den ganzen Tag über durch die
Straßen fahren:
Sie machen Wahlkampf für den
jeweiligen
Präsidentschaftskandidaten der
dazugehörigen Partei (am 20. Mai
2012 findet hier in der
Dominikanischen Republik die
Präsidentschaftswahl statt, so dass
der Wahlkampf schon angefangen
hat), sie machen Werbung für
diverse Produkte oder preisen ihre
Waren, ihre Früchte oder ihr Gemüse an, welches sie verkaufen wollen.
Oben:
Pickup mit „platanos“
(Kochbananen)
Links:
Wasser-Laster
Das einzige Auto, welches
für uns Freiwilligen aber
wirklich von Bedeutung ist,
ist die „Agua-Guagua“,
also das Auto welches uns
Trinkwasser bringt.
Ach richtig: Wir duschen uns zwar mit dem Wasser, welches aus dem Wasserhahn
kommt, jedoch sollte man dieses nicht trinken.
Stattdessen fahren täglich mehrere Male diverse Firmen mit Wasserlastern durch die
Straßen, um ihr Wasser an den Mann zu bringen.
Das läuft dann meistens so ab, dass man sich gerade ausruht, gerade kocht, isst oder
irgendetwas anderes „Wichtiges“ tut und dann plötzlich folgenden Werbespruch durch
die geöffneten Fenster hört:
„Agua King – el rey de las aguas“ – „Wasser King – der König aller Wasser“.
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Man lässt folglich alles stehen und liegen, rennt in die Küche, schnappt sich den leeren
25-Liter-Wasserkanister, hofft, dass der Wasserlaster nicht schon zu weit weg ist und eilt
daraufhin die Treppe hinunter, um sich penetrant durch die Luft fuchteln bemerkbar zu
machen. Nach dem Abzapfen (meistens schafft man es rechtzeitig) zahlt man
schließlich 25 Peso (ca. 50 Cent), woraufhin man den Kanister in die Wohnung getragen
bekommt.
Eine zweite eher unwichtige, aber wirklich lustiges „guagua“ (Auto, VW-Bus), welche uns
tagtäglich bessere Laune beschert ist jene, welches „los mejores palitos de fruta“ (das
Beste Fruchteis am Stiel) anbietet. Das amüsante und aufheiternde an dieser mobilen
Eisdiele ist das Lied (ein Weihnachtssong!), mit welchem auf den Eisverkäufer
aufmerksam gemacht wird.
Macht euch von diesem Song mit unten stehendem Youtube-Link am besten einen
eigenen Eindruck und stellt euch vor, in Deutschland würde tagtäglich mehrere Male ein
Kleinlaster durch die Straßen fahren und folgendes Lied voll aufgedreht abspielen, um so
sein Eis anzupreisen:
Pedrito Fernandez - Mi burrito sabanero
http://www.youtube.com/watch?v=_Wrc6Q7acME
Verrückt und in für deutsche Verhältnisse unvorstellbar. Aber lustig!
7) Verkehr:
Während auf deutschen Straßen vor allem Autos allgegenwärtig sind, gibt es hier im
Vergleich viel, viel weniger Autos als in Deutschland, da sich die meisten Familien schlicht
und einfach keines leisten können. Das Hauptverkehrsmittel hier sind Motorräder und
Roller („pasolas“ genannt), von denen wir auch eine besitzen.
8) Preise: Verglichen mit europäischen Verhältnissen ist hier alles enorm billig.
Für umgerechnet 1€ bis 2€ kann man hier gut und gerne zu die Zutaten für ein
Mittagessen für 3 Personen einkaufen. Schicke ich von meiner dominikanischen
Handynummer eine SMS an einen meiner Mitfreiwilligen zahle ich einen dominikanischen
Peso (ca. 50 Peso sind ein €uro) und das Austauschen einer kaputten Pasola-Zündkerze
hat uns mitsamt der berechneten Arbeitszeit ganze 4€ gekostet.
All diese oben beschriebenen Eindrücke sind im Grunde Kleinigkeiten des dominikanischen
Lebens und dennoch sind es Dinge oder Gegebenheiten, die es verdient haben erwähnt zu
werden, weil ich sie in absehbarer Zeit nicht mehr bewusst wahrnehmen werde, da ich mich
nach und nach an den Alltag gewöhne.
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Das „OAT“ – „On-Arrival-Training“:
Die meisten dieser oben beschrieben Eindrücke erhielt ich auf unserem 10-tägigen
„On-Arrival-Training“, welches unsere Vorgänger für uns organisierten.
Dieses, welches auch wir für unsere Nachfolger organisieren werden, ist dafür gedacht, dass
wir möglichst gut in das dominikanische Leben eingeführt werden.
Ziel des „OATs“ war es, dass die wichtigsten anfänglichen Fragen, wie etwa „Wo kaufen wir
eigentlich am Besten ein?“, „In welches Klinik gehen wir, wenn wir mal krank sind?“ oder
„Wer sind unsere Nachbarn und welche Menschen im Ort müssen wir unbedingt kennen
lernen?“ geklärt werden können.
Um dies zu gewährleisten ließen sich unsere Vorgänger so einiges einfallen, so dass wir eine
„Matancitas-Rally“ mit diversen Aufgaben sowie den so genannten „Andy-KleinGedächtnislauf“ zu absolvieren hatten, welcher zu Ehren eines Vorgängers ausgetragen
wurde. Während bei der Matancitas-Rally nur die Würde des Einzelnen auf dem Spiel stand
wurden die Spielteilnehmer (wir Neu-Freiwilligen) bei letzterem Lauf in die jetzige WGVerteilung (Katharina, Daniel und ich wohnen in Matancitas; Tobi und Tim wohnen in Nagua)
eingeteilt. Schließlich sollte sich der Schweiß auch lohnen, so dass dem Gewinner-Team ein
Sandwich-Toaster versprochen wurde. Letzten Endes gewann das Team aus Katharina,
Daniel und mir, so dass wir jetzt die Möglichkeit haben uns ab und an ein Sandwich zu
gönnen.
Unsere Vorgänger verlangten uns also diverse Anstrengungen ab schafften es aber
gleichzeitig uns bestmöglich in den doch äußerst lockeren dominikanischen Alltag ()
einzuweisen, sodass unser „OAT“ alles in allem durchaus gelungen war.
Unsere mit Kleidern behangene Galerie nach einem unserer Waschtage
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Wir wurden gut bekocht, erhielten viele Ratschläge und verstanden uns gut mit unseren
Vorgängern, so dass wir uns „poco a poco“ (nach und nach) gegenseitig anfreundeten.
Ein herzliches Dankeschön für die tolle OAT-Zeit deshalb auch an dieser Stelle an Emma,
Teresa, Andy, Julius und Miguel.
Nebenbei war es vor allem „Hurricane Irene“, dessen Verlauf uns am Ende des „OATs“
umtrieb und, der uns strömenden Dauerregen bescherte.
Angesichts der Tatsache, dass Irene an der amerikanischen Ostküste große Schäden
anrichtete, so dass letztlich sogar New York evakuiert wurde, können wir sagen, dass wir
durchaus Glück gehabt haben.
Irene zog letztlich ca. 40km vor der dominikanischen Nordküste vorbei.
Während es also so stark regnete, dass die Straßen vor unserer Wohnung überschwemmt
waren, machten wir es uns auf unserer „galerie“ (auf dem Balkon) bequem, um das
dominikanische National-Gesellschaftsspiel (Domino) zu lernen.
Auch hierbei wollten wir es wissen, sodass wir selbstverständlich einen Spieleinsatz
festlegten. Nach einer legendären Partie, welche schließlich von Katharina und mir gewonnen
werden konnte, musste das Verliererteam (Daniel und Tim; Tobi konnte leider nicht
mitspielen ) im strömenden Regen losziehen, um zum Wohl aller eine Cola zu besorgen.
Siehe hierzu auch das Bild auf der nächsten Seite .
Hurricane-Warnung vom 22. August 2012
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Oben: Blick von unserer Galerie in Richtung gegenüberliegendes „Freudenhaus“ (orangenes Gebäude).
Die überschwemmte Straße scheint – wie man sieht - kein Hindernis für Dominikaner oder Hunde zu sein .
Unten: Tim und Daniel sind nach der verlorenen Domino-Partie auf dem Rückweg vom „Colmado“ (TanteEmma-Laden). Im Vordergrund unterhalten sich Dominikaner unter einem Sonnenschirm, um keinen Regen
abzubekommen.
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Meine einmonatige Zeit in einer dominikanischen Gastfamilie:
Im Anschluss an das „OAT“ unserer Vorgänger folgte eine sehr intensive und spannende
Zeit. Für die Dauer von einem Monat hatten wir Freiwilligen die Chance den dominikanischen
Alltag aus einer anderen Perspektive wahrzunehmen:
Für einen Monat lebte jeder von uns in einer dominikanischen Gastfamilie.
Für die Tatsache diese Gelegenheit gehabt zu haben bin ich wirklich sehr dankbar.
„Wie waschen eigentlich die Dominikaner ihre Wäsche?“
„Was kaufen sie wo ein?“
„Wie kocht man dominikanisches Essen?“
„Wie gehen Dominikaner miteinander um?“ „Wie und was reden sie miteinander?“
„Wie sieht deren typisches Alltagsleben aus?“
„Was ist ein typisch dominikanischer Tagesablauf?“
Im Grunde banale Fragen wie diese vermag ich nach meiner einmonatigen Gastfamilienzeit
besser zu beantworten, als zuvor, sodass ich jetzt etwa weiß, wie man „arroz y habichula“
(Reis mit Bohnen) kocht oder, dass der Dominikaner einen gewöhnlichen Abend gemeinsam
zusammensitzend auf der Veranda verbringt.
In diesem Monat war „Beobachten“ das Zauberwort, sodass man sich zunächst keine
Wertungen erlaubte, sondern zusah, wie die Einheimischen ihren Alltag bewältigten.
Auch den von meiner Organisation so gepredigte Aspekt des gleichzeitigen „Lernen und
Helfens“ konnte ich in vor allem in dieser Phase wieder entdecken. Während ich also
beispielsweise meiner Gastmutter half das Mittagessen zuzubereiten oder abzuspülen lernte
ich gleichzeitig, wie diese Tätigkeiten hier bewerkstelligt werden.
Während man auf dem „OAT“ noch nahezu ausschließlich Deutsch sprach war man in der
Gastfamilie dazu gezwungen sich auf Spanisch zu verständigen. Natürlich konnte dies auch
sehr anstrengend sein, genauso konnte ich aber auch unglaublich viele Wörter und Vokabeln
dazu lernen und bekam automatisch ein besseres dominikanisches Sprachgefühl.
Doch nun zur Beantwortung einer Frage, welche euch bestimmt unter den Nägeln brennt:
„In welcher Gastfamilie lebte ich für einen Monat? Wer war Teil dieser Familie?“
Meine Gastfamilie bestand im Wesentlichen aus 4 Mitgliedern, welche meine Gastmutter
Sonja, mein Gastvater José und meine beiden Gastbrüder Emil (10 Jahre) und Abel (7 Jahre)
waren. Natürlich lernte ich in meiner Gastfamilienzeit auch diverse „Gast-tios“ (Gastonkel)
oder sonstige Verwandte kennen.
Dennoch waren es vor allem jene 4 Mitglieder mit denen ich zusammenlebte, mich unterhielt
und von welchen ich lernte.
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Im Folgenden deshalb eine kurze Vorstellung dieser Personen:
1) Meine Gastmutter Sonja
Sonja ist eine sehr aufgeschlossene, temperamentvolle, humorvolle und aktive Person.
So ist sie in zahlreichen „fundaciónes“ (Stiftungen), Vereinen sowie in der aktuellen
dominikanischen Oppositionspartei „partido revolucionario dominicano“ (Revolutionäre
Dominikanische Partei) Mitglied.
Sonja ist von Beruf Anwältin, sodass sie hier im Ort
sicherlich zur Oberschicht gehört, da die Wenigsten die
Chance hatten eine Universität zu besuchen.
Sie hat stattdessen in der dominikanischen Hauptstadt
Santo Domingo Recht studiert, weshalb sie - wie es mir
scheint – mehr vom Leben versteht und mehr an
Weitsicht besitzt, wie doch viele andere Dorfbewohner in
ihrem Alter, die nur wenig bis gar keine Bildung genießen
durften. In diesem Sinne konnte mir Sonja viele Dinge
(wie etwa die Ursache, weshalb es nicht 24 Stunden
laufend „luz“ (Strom/Licht) gibt) sehr umfassend und
detailliert erklären, während andere die genauen Gründe
weniger genau kennen.
Sonja hat 3 Söhne (meine beiden Gastbrüder sowie einen
weiteren 19jährigen Sohn, den ich 2-mal gesehen habe).
Während der Vater des 19jährigen Sohnes ein Dominikaner ist sind meine beiden Gastbrüder
Emil & Abel das Ergebnis einer 6jährigen Beziehung zu einem Österreicher, mit dem Sonja
zusammen in Puerto Plata (Stadt in der ich gelandet bin) lebte.
Mittlerweile ist der Kontakt zu diesem Österreicher aber leider abgebrochen, sodass die
Kinder zwar wissen, dass ihr Vater aus einem weit entfernten Land kommt, ihn jedoch nur
noch aus ihren frühesten Kindheitserinnerungen kennen.
Nach der Zeit im touristischen Puerto Plata zog es Sonja schließlich doch wieder zurück in
ihr Heimatdorf „Matancitas“, in welchem sie seit mittlerweile 3 Jahren gemeinsam mit José
(ihrem jetzigen dominikanischen Mann und meinem „Gastvater“) lebt.
Zu Sonja fand ich sehr schnell einen sehr guten Draht, da sie auch stets sehr interessiert an
meiner Person war und immer noch ist:
Sonja überhäufte mich meistens abends beim gemütlichen Zusammensitzen auf der Veranda
oder beim gemeinsamen Kochen immer wieder mit Fragen, so dass sie beispielsweise wissen
wollte, wie das politisches System in Deutschland funktioniert, wie man bei uns den Reis
kocht oder wie sich Schnee anfühlt.
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Kurzer Exkurs - Reiskochen auf dominikanisch:
Zunächst bringt man Wasser zum Kochen, um dann
den gesäuberten Reis (hier findet man im Reis teilweise
Steine) hinzu zu geben. Man kocht den Reis so lange,
bis das Wasser lediglich ca. 1 cm über dem Reis
köchelt, sodass man die Reismasse durch das Wasser
sehen kann. Nun gibt man Öl und Salz in den Kochtopf
und wartet bis so gut wie alles Wasser verkocht ist.
Jetzt legt man einen Teller oder eine Plastiktüte
(machen viele dominikanischen Familien, wobei dies
weniger gesund ist) über den Reis, um ihn abzudichten
und dann bei geringer Flamme für weitere 20 Minuten
(ohne Wasser) zu köcheln. Dadurch, dass kein Wasser
mehr im Kochtopf ist brennt der Reis an den Topfseiten
zudem ein wenig an und wird kross, was aber gewollt
ist, da man diesen so genannten „cocon“ hier gerne
mitisst.
So begeisterte sie sich auch sehr
für meine mitgebrachten Bilder
von schwäbischen Weinbergen,
der Traubenlese,
Schneelandschaften oder meiner
deutschen Familie.
Insgesamt habe ich Sonja sehr
lieb gewonnen, da man sich mit
ihr über alles unterhalten und
gemeinsam scherzen kann .
Ein Bild von Sonja sowie von
meinem Gastvater José folgt in
meinem nächsten
Erfahrungsbericht, da Sonja ein
gemeinsames Familienbild
machen möchte, dass ich dann
auch an euch veröffentlichen
darf .
2) Mein Gastvater José:
Wenn sich einer zu Recht ein „Chiller“ nennen darf, dann wohl er. Wenn José nämlich nicht
gerade als Automechaniker in Nagua arbeitet, so kennt er nur wenige Beschäftigungen:
1) Er genießt das Essen von Sonja
2) Er sitzt mit Unterhemd auf der Terrasse, beobachtet das Treiben auf der Straße, ließt
Zeitung (den Sportteil) oder ruht sich aus.
3) Als eingefleischter Baseballfan schaut er sich wahllos Spiele seines Lieblingssportes
(Baseball ist hier in der Dominikanischen Republik neben Basketball DIE Sportart Nummer 1)
an, sodass es gut und gerne passieren kann, dass er bei der Partie zwischen den New York
Yankees und den Bosten Red Socks mit fiebert und das Spielgeschehen kommentiert.
Das ein und alles meines Gastvaters ist übrigens sein Auto – ein deutscher BMW .
Insgesamt ist auch mein Gastvater José ein angenehmer Typ mit dem man nach dem Essen
auch mal gemeinsam ein Bierchen trinken kann .
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3) Meine beiden Gastbrüder Emil (10 Jahre) & Abel (7 Jahre)
Half ich nicht gerade im Haushalt oder unterhielt ich mich nicht gerade mit meinen
Gasteltern, so verbrachte ich viel Zeit damit mit meinen beiden Gastgeschwistern zu spielen.
Meistens spielten wir entweder Monopoly oder puzzelten gemeinsam, was neben dem
Schauen diverser Kindersendungen im Fernsehen die Lieblingsbeschäftigungen meiner
Gastgeschwister sind. Dies ist aber oftmals schwieriger als man denkt, da die beiden anstatt
zusammen zu spielen schnell Konkurrenten werden, sich gegenseitig messen wollen und sich
wegen jeder Kleinigkeit in die Haare kriegen.
Da das Schulsystem hier so ausgerichtet ist, dass etwa die Hälfte der Kinder morgens und
die andere Hälfte mittags in die Schule gehen, war es während meiner Zeit in der Familie
noch so, dass Abel morgens und Emil nachmittags die Schulbank drückte. Jetzt gehen
allerdings beide morgens in eine Privatschule in Nagua und sind nachmittags gemeinsam zu
Hause, weshalb Sonja mit einem Schmunzeln zu mir meinte:
“Jetzt ist es besser für die beiden. Jetzt können sie hier schließlich den ganzen Nachmittag
gemeinsam streiten.“
Meine beiden Gastbrüder
Abel (7Jahre) links und
Emil (10 Jahre) rechts
beim Monopoly spielen.
Im Großen und
Ganzen sind mir
aber auch meine
beiden Gastbrüder
ans Herz
gewachsen und
mittlerweile finde
ich die
durchschnittlich
3-5 größeren
Streitigkeiten pro Tag nur noch witzig, da es sich meistens um Lappalien handelt, die schnell
geschlichtet werden können.
Noch kurz 2 individuelle Erfahrungen mit meinen Gastbrüdern:
1 – An einem Morgen in meiner Gastfamilienzeit teilte mir Sonja relativ spontan mit, dass sie
den gesamten Tag über in der „capital“, in der dominikanischen „Hauptstadt“ Santo Domingo
sei, um dort etwas Geschäftliches zu erledigen. Daraus folgte, dass es - ohne große
Einweisung - an Emil und mir lag ein Mittagessen zu zaubern, welches um Punkt 12:30 Uhr,
wenn José und Abel von der Arbeit/Schule kommen, fertig sein sollte.
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Irgendwie schafften Emil und ich es schließlich unser Wissen wie man „arroz y habichuela“
(Reis mit Bohnen) kocht zusammen zu tragen und uns zu arrangieren, so dass wir letztlich
ein Mittagessen präsentieren konnten, welches richtig gut schmeckte und auf welches wir
beide reichlich stolz waren.
2 – Als Abel nach seinem ersten Schultag in der neuen Klasse gemeinsam mit José wieder
am Haus ankam rannte er als erstes zu Sonja, um ihr zu berichten: „Maaaaami! Cuantos
mujeres lindas hay en el colegio!...pero muchas mami!” - “Maaaaaami! Wie viele schöne
Frauen es doch in der Schule gibt…..das sind wirklich viele Mami!“
Das lustige, über was Sonja und ich immer noch gemeinsam lachen können ist, dass Abel
nicht das Wort „niñas“ (also weibliche Kinder), sondern „mujeres“ (Frauen) benutzte.
Sonstiges:
Eine wirklich fremdartige Erfahrung für mich war es, dass meine dominikanische Gastfamilie
– wie auch die Gastfamilie von Katharina - Anhänger einer Adventistengemeinde ist, sodass
ich bislang an insgesamt 3 Samstagen mit meiner Familie im „templo adventista“
(Adventistischer Tempel) war.
Dies will ich aber nur kurz erwähnt haben, da ich das gesamte Thema Religion in der
Dominikanischen Republik nochmals genauer unter die Lupe nehmen möchte. Auch meine
„adventistischen Eindrücke“ () folgen also in einem meiner folgenden Erfahrungsberichten.
Zudem machte ich in meiner Gastfamilie leider auch eine schlechte Erfahrung. So bekam ich
zum ersten Mal mit, was uns auch schon Vorgänger berichteten, nämlich, dass häusliche
Gewalt in der gesamten Dominikanischen Republik keine Seltenheit ist.
Darüber möchte ich aber auch nochmals gesondert berichten.
Fazit:
Durch die intensive und prägende einmonatige Zeit in meiner Gastfamilie entstand ein enger
Kontakt, der mir hier in diesem doch noch fremden Land die Möglichkeit bietet Wurzeln zu
schlagen. Meine Gastmutter erwartet geradezu, dass ich mehrmals die Woche für eine Weile
zu Besuch komme, wobei sie mir verboten hat das Wort „visitar“ (besuchen) zu benutzen.
„Tu sabes. Este casa ahora es tu casa tambien.“ - „Du weißt doch. Das hier ist jetzt auch
dein Haus“, war ihre Begründung.
Zusammenfassend bin ich für diese einmonatige Zeit sehr dankbar, sodass ich versuchen
werde den Kontakt mit meiner Familie in diesem Jahr bestmöglich zu pflegen.
Demnächst wollen wir Freiwilligen unsere Gastfamilien auch alle gemeinsam zu einem
großen deutschen Festessen (Linsen & Spätzle, Zwiebelrostbraten, etc. …) einladen.
Schließlich ist es das Geringste was wir tun können, dass wir nun unsere Familien mit
deutschem Essen bekochen, nachdem wir ein Monat lang Dominikanisches genießen
durften.
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Schlusswort, Ausblick & Signatur:
An dieser Stelle möchte ich noch erwähnen, dass dieser Bericht, wie auch meine folgenden
Erfahrungsberichte, lediglich meine subjektiven Eindrücke darstellt und deshalb keinen
Anspruch auf Allgemeingültigkeit und vollständige Richtigkeit erhebt.
Ich habe mich bemüht jegliche deutschen Rechtschreib-, Grammatik- und
Zeichensetzungsfehler zu vermeiden, wobei ich mir sicher bin, dass sich einige finden
werden. Diese bitte ich zu entschuldigen.
Dieser Text darf vervielfältigt und weitergegeben werden, solange keine Änderungen
gemacht werden und der Autor genannt wird.
Letztlich hoffe ich, dass euch mein Erfahrungsbericht über meine ersten 2 Monate hier in der
Dominikanischen Republik gefallen hat und, dass ihr ein wenig an meinen Eindrücken
teilhaben konntet.
In meinem nächsten Berichte schreibe ich über das wahrscheinlich Wichtigste, über den
Grund, weshalb ich hier bin – über meine Projektarbeit.
Für weitere Berichte sind etwa folgende Themen geplant:
...Religion
…Arbeitsverhältnisse und Wirtschaft
…Häusliche Gewalt
…Rassismus
…Dominikanisches Essen
…Musik (Salsa, Bachata, Merengue, Reggeaton)
…Politik (Präsidentschaftswahlen am 20.Mai 2012)
Wenn euch darüber hinaus etwas speziell interessiert, so schreibt mir.
Über Anregungen, Ratschläge, Empfehlungen und Kritik freue ich mich sehr!
Liebe Grüße von der Insel,
euer Jens
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Jens "Juan" Anderer
Freiwilliger der Weltweiten Initiative für Soziales Engagement e.V.
Im Einsatz im Kindersozialprojekt “Sala de Tareas” in Matancitas sowie in diversen weiteren
Projekten in der Dominikanischen Republik.
E-Mail-Adresse:
Handy:
Mein Blog:
Unsere lesenswerte FW-Zeitung:
Meine Trägerorganisation:
Mein Skypename:
[email protected]
001 - 809 8738299
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Weltweite Initiative e.V.
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