franziskus-Bote Dezember 2014 (PDF 1,3 MB)
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franziskus Bote 4/2014 Zeitschrift der stiftung st. franziskus heiligenbronn, Ausgabe Dezember 2014 Behindertenbeauftragte Verena Bentele erhält erste Booklets Verena Bentele besuchte ihre ehemalische Schule in Heiligenbronn und bekam das erste Exemplar eines erstmals ins Deutsche übersetzten Grundlagenwerks zur Taubblindenarbeit überreicht. Seite 8 Werkstatt um neue Kunden und Aufträge bemüht Mit der Präsentation auf der Gewerbeschau in Oberndorf und der Anschaffung einer Tampon-Druckmaschine ging die Werkstatt für behinderte Menschen neue Wege. Seite 12 Sprung auf regulären Arbeitsplatz im Altenzentrum geschafft Eine junge sehbehinderte Frau hat über einen ausgelagerten Arbeitsplatz den Sprung auf einen regulären Arbeitsplatz im Altenzentrum St. Elisabeth Rottweil geschafft. Seite 23 Weiterbildung zu Autismus Das Kinder- und Familienzentrum hat einen einjährigen Kurs für AutismusBegleiter abgeschlossen und startet im Januar einen neuen. Seite 31 Bilder (von oben): Franziskus-Gottesdienst in Heiligenbronn; Apfeltag am Förderzentrum Sehen; Praktikanten-Einführungstag; Jubiläum im Altenzentrum St. Josef Spaichingen LESEN SIE IN DIESEM HEFT STIFTUNG Aktuelles in Kürze: Besuch der Fördervereins-Vorsitzenden der Altenhilfe in Heiligenbronn; neuer Metropolit Ioan in Varna unterstützt das Bulgarisch-Deutsche Sozialwerk; Landesarbeitsgemeinschaft Taubblindheitheit mit neuem Vorstand; S. 3 Stiftungskalender „Pur“-Sänger Hartmut Engler beim Videodreh für „Herzenssache“ in Heiligenbronn S. 4 ALTENHILFE Altenzentrum St. Josef feierte Abschluss der Sanierung und 25-jähriges Bestehen S. 20 Herbstandacht im Rottweiler Altenzentrum St. Elisabeth S. 22 Ehemalige Werkstattmitarbeiterin als reguläre Mitarbeiterin von St. Elisabeth übernommen S. 23 Altenzentrum St. Veronika Dunningen beging 10-jähriges Jubiläum S. 24 Mobiler Kiosk im Altenzentrum St. Anna Tuttlingen S. 25 S. 5 Workshop, Vortrag und Gottesdienst zu Franziskus von Assisi als Vorbild für heute S. 6 Altenhilfe-Region Tuttlingen bemüht sich um Vernetzung und Öffentlichkeitsarbeit BEHINDERTENHILFE Bundesbehindertenbeauftragte Verena Bentele erhält ins Deutsche übersetzte Booklets für die Fortbildung im Taubblindenbereich S. 8 S. 26 Jubilare aus den Altenzentren bei festlichem Abend geehrt S. 28 Psychologischer Fachdienst in Heiligenbronn stellt sich vor S. 10 KINDER- UND JUGENDHILFE Ganztagsschulbetreuung des Kinder- und Familienzentrums auch in Hüfingen S. 29 Werkstatt für behinderte Menschen präsentiert sich bei Gewerbeschau Oberndorf S. 12 Kinder- und Jugendparlament des KiFaz an Jugendforum beteiligt Tampondruckmaschine ermöglicht Werkstätten neue Aufträge S. 13 Im Januar beginnt neue Fortbildung für Autismus-Begleiter S. 31 Aktionstag Apfel mit taubblinden und hörsehbehinderten Schülern Stationäre Jugendhilfe: die KiFaz-Wohngruppe des Edith-Stein-Hauses in Schwenningen S. 32 Junger syrischer Flüchtling wird vom KiFaz betreut S. 33 Post an den franziskus-Bote Impressum Das Vorletzte S. 34 S. 34 S. 35 Aus der Quelle schöpfen: Franziskus-Gottesdienst der Stiftung S. 36 S. 14 Schülerfirma am Förderzentrum Sehen betreibt Pausenhofverkauf S. 15 AG Flöte an der Schule für Hörgeschädigte gestartet S. 16 Aus meinem Leben erzählt: Der erste Fleischerfachpraktiker in der Ausbildung am ZAQ S. 17 Kindergarten „Arche Noah“ des Förderzentrums Hören und Sprechen bezog neues Gebäude in Schramberg S. 18 Praktikanten-Einführungstag für 60 junge Menschen 2 | franziskus-Bote 4/2014 S. 19 S. 30 AKTUELLES IN KÜRZE FÖRDERVEREINSVORSTÄNDE AUS DER ALTENHILFE TRAFEN SICH Heiligenbronn. Mehrere Altenzentren der stiftung st. franziskus heiligenbronn werden von örtlichen Fördervereinen unterstützt, die oft schon den Bau des Hauses gefördert haben und das Leben der Bewohner mit Spenden und ehrenamtlichem Engagement bereichern. Die Vorstandsmitglieder der sechs Fördervereine von Stiftungs-Altenzentren waren im Herbst nach Heiligenbronn eingeladen. Vorstand Michael Wollek und Altenhilfe-Leiter Boris Strehle sagten ihnen dabei Dank für ihr Engagement. Was die Fördervereine leisteten, führte Strehle aus, schaffe zusätzliche Lebensqualität für die alten Menschen in den Einrichtungen. Die Mitgliederzahl aller Vereine liege bei über 800 und die aufgebrachte Spendensumme habe über die Jahre schon einen hohen sechsstelligen Betrag erreicht. Der älteste Förderverein ist der 1991 gegründete für die Heime der Stiftung in Tuttlingen, der kurz vor diesem Treffen seinen Mitgliederausflug nach Heiligenbronn machte. Gefördert wurden unter anderem die Kapellen und Andachtsräume, Sinnesgärten, Therapien, es wurden und werden Konzerte veranstaltet, Kontakte zu Schulen geknüpft, Kuchen gespendet und bei Festen und Feiern mitgewirkt. Beim Treffen in Heiligenbronn waren die Fördervereine für das Dr.-Karl-Hohner-Heim Trossingen, St. Elisabeth in Rottweil, St. Martin in Geislingen und Sel. Irmgard in Baindt vertreten. Die Vorstandsmitglieder erhielten eine Führung zu den Einrichtungen in Heiligenbronn und tauschten sich anschließend bei einem Heiligenbronner Vesper untereinander und mit den Leitungskräften aus. Beim Treffen der Fördervereinsvorstände aus der Altenhilfe der Stiftung: (von links) Heinz Reichle, Trossingen, Franz Karg, Baindt, Jutta Derrichs, Rottweil, dahinter Vorstand Michael Wollek, Sozialdienstleiter Kai Marchfeld, Altenhilfe-Leiter Boris Strehle, Professor Michael Hauser, Geislingen, Vanessa Ries, Altenhilfe-Referentin, Regionalleiterin Ursula Bacher, Eleftheria Bihler, Trossingen, Waltraud Weidisch, Baindt, und Regionalleiterin Nadja Merkle. Foto: Graf NEUER METROPOLIT IOAN WILL SOZIALWERK IN VARNA FÖRDERN Heiligenbronn. Vor einem Jahr wurde der orthodoxe Priester Ioan zum Nachfolger des verunglückten Metropoliten Kyrill als Oberhaupt der Metropolie von Varna und Veliki Preslav in Bulgarien gewählt. Die Metropolie ist Mitträger des Bulgarisch-Deutschen Sozialwerks St. Andreas in Varna und Umgebung neben der Stiftung Liebenau und der stiftung st. franziskus heiligenbronn. Metropolit Ioan (Foto) nahm nun erstmals an der M i t g l i e d e r v e rsammlung des Sozialwerks teil, die im Haus der Metropolie stattfand. Aus Heiligenbronn war Vorstand Michael Wollek gekommen. Der neue Metropolit hat sich einen Überblick über die Arbeit des Sozialwerks verschafft und unterstrich „die sozialen und wichtigen Tätigkeiten“ des Sozialwerks. Er wolle das Werk seines Vorgängers Kyrill fortsetzen und sich persönlich einbringen. Für die geplante duale Ausbildung zum Altenpflegehelfer und zum Heilerziehungsassistenten stellt der Metropolit Räumlichkeiten zur Verfügung. Es wurden gegenseitige Besuche vereinbart und Ioan will auch die beiden deutschen Stiftungen kennen lernen. ANDREA WANKA AN DER SPITZE DER LANDES-AG TAUBBLINDHEIT Stuttgart. Die Landesarbeitsgemeinschaft Taubblindheit/Hörsehbehinderung Baden-Württemberg, die sich für eine Verbesserung der Lebensverhältnisse Betroffener einsetzt, steht unter neuem Vorsitz. Dr. Andrea Wanka, Taubblindenbeauftragte der stiftung st. franziskus heiligenbronn, löste als Vorsitzende Fachbereichsleiter Frank King, ebenfalls aus der Stiftung, ab. Neuer zweiter Vorsitzender ist der selbst taubblinde Sven Fiedler aus Rottweil anstelle von Diakon Peter Hepp. Fiedler ist verantwortlich für das Internet-Informationsportal www.taubblindeninfo-org. Neue Beisitzerin im Vorstand der Landesarbeitsgemeinschaft ist außerdem Rosemarie Edinger vom Verein „Leben mit Usher-Syndrom“. Die AG organisiert auch jedes Jahr in Stuttgart eine Jahrestagung mit Anstößen zur Taubblindenarbeit. franziskus-Bote 4/2014 | 3 STIFTUNGSKALENDER Wann? Freitag, Freitag, Sonntag, Mittwoch, 19. 19. 21. 24. Dezember, Dezember, Dezember, Dezember, 15 Uhr 16.30 Uhr ab 14 Uhr 14.30 Uhr Mittwoch, Mittwoch, 24. Dezember, 15 Uhr 24. Dezember, 18 Uhr Donnerstag, 25. Dezember, 16.30 Uhr Donnerstag, 25. Dezember, 17 Uhr Freitag, 26. Dezember, 10.30 Uhr Mittwoch, 31. Dezember, 15 Uhr Mittwoch, 31. Dezember, 16 Uhr Mittwoch, 31. Dezember, 16 Uhr Mittwoch, 31. Dezember, 23.30 Uhr Freitag, 9. Januar, 18 Uhr Sonntag, 11. Januar, 14.30 Uhr Montag, Samstag, 16. Januar, 16 Uhr 17. Januar, 9 Uhr Samstag, Sonntag, 17. Januar, 16 Uhr 18. Januar, 14 Uhr Montag, 26. Januar, 9.30 Uhr Montag, 26. Jan., 9.30 + 14.15 Uhr Was? Wo? Besuch des CDU-Ortsverbands Konzert der Mädchenkantorei Rottweil Kleiner Weihnachtsmarkt mit Frau Endres Heilig-Abend-Andacht, anschließend Weihnachtsfeiern auf den Wohnbereichen Heilig-Abend-Feier auf den Wohnbereichen Christmette, anschließend Einladung zu den Schwestern Weihnachtsfestgottesdienst Konzert der Musikkapelle Stetten Weihnachtsgottesdienst in der Hauskapelle Silvesterkaffee mit Feuerwerk Silvesterhock mit Musiker Anton Raible Silvesterfeier mit Ewald Maier Eucharistiefeier der Schwestern Seniorengastronomie, Begegnungsstätte Musik zur Kaffeestunde mit der „Volksmusik Oberer Neckar“ Gedenkfeier für verstorbene Bewohner Austausch über die Arbeit mit Tieren in der Stiftung Offener Singkreis: „Musikalisch ins Jahr“ Begegnungstag ehemaliger Schüler der Gehörlosenschule Überregionale Schülerwerkstatt der Stiftungs-Altenhilfe MAV-Mitarbeiterversammlungen Mühlheim, Altenzentrum St. Antonius Rottweil, Altenzentrum St. Elisabeth Tuttlingen, Altenzentrum Bürgerheim Tuttlingen, Altenzentrum Bürgerheim 27. Jan., 9.30 + 13.30 Uhr MAV-Mitarbeiterversammlungen 28. Jan., 9.30 + 13.30 Uhr MAV-Mitarbeiterversammlungen 1. Februar, 14.30 Uhr Musik zur Kaffeestunde: Operetten- und Volkslieder mit W. Bayer und K.-P. Rebhan Dienstag, 10. Februar, ab 17 Uhr Närrisches Treiben mit Hanselsprung der Narrenzunft und Bühnenprogramm Mittwoch, 11. Februar, 19 Uhr Jahreshauptversammlung des Fördervereins Dr.-Karl-Hohner-Heim Dienstag, 24. Februar, 17 Uhr Mitarbeiterversammlung der Einrichtung Heiligenbronn mit Gottesdienst Sonntag, 1. März, 14.30 Uhr Musik zur Kaffeestunde mit Schülern der Musikschule Trossingen Donnerstag, 5. März, 9.30 Uhr Mitarbeiter-Frühstück Bereich Behindertenhilfe Erwachsene Wohnen Donnerstag, 12. März, 10 – 17 Uhr Jobs for future mit Stand der Stiftung Freitag, 13 März, 10 – 17 Uhr Jobs for future mit Stand der Stiftung Samstag, 14. März, 10 – 17 Uhr Jobs for future mit Stand der Stiftung Dienstag, Mittwoch, Sonntag, 4 | franziskus-Bote 4/2014 Mühlheim, Altenzentrum St. Antonius Heiligenbronn, Kirche St. Gallus und Refektorium des Klosters Tuttlingen, Altenzentrum Bürgerheim Mühlheim, Altenzentrum St. Antonius Wehingen, Altenzentrum St. Ulrich Tuttlingen, Altenzentrum Bürgerheim Spaichingen, Altenzentrum St. Josef Mühlheim, Altenzentrum St. Antonius Heiligenbronn, Kirche St. Gallus Tübingen, Altenz. Luise-Poloni-Heim Trossingen, Altenzentrum Dr.-Karl-Hohner-Heim Rottweil, Altenzentrum St. Elisabeth Heiligenbronn, Konferenzraum Bonaventura Tübingen, Altenz. Luise-Poloni-Heim Heiligenbronn, Hauskapelle und Elisabetha-Glöckler-Saal Heiligenbronn, Refektorium Kloster Tuttlingen, Kath. Gemeindesaal Lohmehlen Heiligenbronn, E.-Glöckler-Saal Baindt, Turnhalle der Blindenschule Trossingen, Altenzentrum Dr.-Karl-Hohner-Heim Heiligenbronn, Elisabetha-Glöckler-Saal Trossingen, Altenzentrum Dr.-Karl-Hohner-Heim Heiligenbronn, Kirche St. Gallus und Elisabetha-Glöckler-Saal Trossingen, Altenzentrum Dr.-Karl-Hohner-Heim Heiligenbronn, Elisabetha-Glöckler-Saal VS-Schwenningen, Messegelände VS-Schwenningen, Messegelände VS-Schwenningen, Messegelände „Pur“-Sänger Hartmut Engler in Heiligenbronn VIDEODREH MIT KINDERN AUS DEM INTERNAT BEI DER HERZENSSACHE-FERNSEHGALA ZU SEHEN Heiligenbronn/Mainz. Für einen Tag besuchte Hartmut Engler, Frontmann der deutschen Erfolgs-Band „Pur“, die stiftung st. franziskus heiligenbronn. Als neuer Schirmherr der Kinderhilfsaktion „Herzenssache“ wurde vom Südwestrundfunk (SWR) ein Musikclip zum „Pur“-Lied „Stark“ gedreht. Videoclip jetzt ausgestrahlt Die Stiftung in Heiligenbronn wurde als Drehort ausgesucht, weil mit der SWRSpendenaktion „Herzenssache“ ein Projekt für die behinderten Kinder und Jugendlichen in der Stiftung gefördert wurde. Der hier gedrehte Videoclip wurde dann beim Auftritt von „Pur“ in der „Herzenssache“-Spendengala des SWR-Fernsehens am 28. November erstmals gezeigt. Diese Live-Sendung aus der Alten Lokhalle in Mainz bildete den Auftakt der diesjährigen Spendenaktion für Herzenssache e. V. In der BenefizSendung warben Prominente für die Unterstützung von Herzenssache-Projekten. In Heiligenbronn besuchte Schirmherr Hartmut Engler die Ferienbetreuung des Internats im Haus Bonaventura. Der Leiter der Behindertenhilfe, Roland Flaig, „Herzenssache“-Schirmherr Hartmut Engler (links) bekam bei seinem Besuch im Internat der Heiligenbronner Förderzentren sein eigenes Lied „Stark“ zu hören, vorgetragen von Mitarbeiter Martin Müller und einigen Kindern – was ihn sehr freute. Fotos: Ronecker und der Direktor des Förderzentrums Sehen, Dietmar Stephan, gaben dem Sänger einen Einblick in die Arbeit der Stiftung und der Schulen. Aufregung war groß Für die Kinder der Ferienbetreuung war die Aufregung groß, denn zusammen sangen sie dem Gast unter Begleitung von Mitarbeiter Martin Müller an der Gitarre das „Pur“-Lied „Stark“ vor. Es ist gleichzeitig die neue Hymne der „Herzenssache“-Aktion. Kamera und Ton immer auf den Sänger gerichtet „Pur“-Sänger Hartmut Engler im Internat der Stiftung gemeinsam mit einem betreuten Kind unterwegs auf dem Rollfiets. Kamera und Ton waren immer auf den Sänger gerichtet – auch als er zusammen mit Lukas eine Runde auf dem sogenannten Rollfiets drehte. Das besondere Fahrrad dient zum Fahren von Kindern mit mehrfacher Behinderung, die nicht selbständig gehen oder fahren können. In einer anderen Szene nahm Hartmut Engler ein weiteres Ferienkind im Kettcar mit auf die Reise rund um den Spielplatz bei Bonaventura. Und abschließend versuchte er für die „Herzenssache“ noch ein paar Tore zu schießen, was durch die großartige Arbeit der kleinen Torhüter gar nicht so einfach war. Für die kleinen Statisten gab es natürlich auch ein Autogramm von „Pur“ als Dankeschön. Wechselsprechanlage gefördert Seit mehr als zehn Jahren setzt sich die Kinderhilfsaktion von SWR, Saarländischem Rundfunk und Sparda-Bank für benachteiligte Kinder in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und im Saarland ein. Dabei fördert „Herzenssache“ ausgewählte Projekte im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit. Die stiftung st. franziskus heiligenbronn wurde durch „Herzenssache“ für die Ausstattung ihrer Kooperationsklassen mit Wechselsprechanlagen für die hörgeschädigten Schüler unterstützt und früher auch schon für eine blindengerechte Tischtennisplatte. Bilder von den Dreharbeiten in Heiligenbronn sind auf der Internetseite der Spendenaktion unter www.herzenssache.de zu finden. Anna-Maria Kallweit franziskus-Bote 4/2014 | 5 Workshop, Vortrag und Gottesdienst zu Franziskus von Assisi FRANZISKANISCHES ERBE DER SCHWESTERN NEU UND ZEITGEMÄSS MIT LEBEN FÜLLEN Heiligenbronn. Nicht nur zum Franziskustag beschäftigt sich die stiftung st. franziskus heiligenbronn mit ihrem Namenspatron, dem heiligen Franziskus von Assisi. Die Franziskus- und KlaraExpertin Dr. Martina Kreidler-Kos aus Osnabrück kam zu einem Workshop nach Heiligenbronn und hielt auch einen Vortrag über die Beziehungen zwischen dem Ordensgründer und dem neuen Papst, der sich nach ihm benannt hat. Zu einem Workshop über die franziskanischen Grundgedanken und ihre Übertragung auf den eigenen Arbeitsalltag, moderiert von Stiftungsseelsorgerin Ute Graf, kamen 80 Teilnehmer aus allen Aufgabenfeldern der Stiftung zusammen – Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter aus allen Bereichen und mehreren Standorten sowie auch Schwestern und Mitarbeiterinnen des Klosters. In der Satzung neu verankert Die franziskanische Ausrichtung, sagte Vorstand Hubert Bernhard zum Auftakt, sei neu in der Satzung der Stiftung verankert worden und solle sich auch in der Unternehmenskultur widerspiegeln. Auch in den Führungsleitlinien der Stiftung sind sie konkretisiert worden. Damit stoße man auf positive Resonanz. Das franziskanische Erbe der Schwestern neu und zeitgemäß mit Leben zu füllen, sei das Ziel. Vier Grundhaltungen zum Franziskanisch-sein heute Die Referentin Kreidler-Kos stieß im Workshop die Diskussion unter den Teilnehmern zunächst mit Cartoons zu Papst Franziskus an, die dessen neue Haltung zugespitzt zum Ausdruck brachten. Anhand biografischer Hinweise zu Franziskus zeigte Kreidler-Kos vier Grundhaltungen auf, die das Franziskanisch-sein heute charakterisieren könnten: • „Barmherzigkeit“ – die Option für die Armen; es gelte Berührungsängste ab- Referentin Dr. Martina Kreidler-Kos hielt in Heiligenbronn einen Workshop und sprach in einem Vortrag über den Stil von Papst Franziskus. zubauen. Franziskus sei nicht einfach ein karitativ tätiger Heiliger, sondern stelle sich auf die Seite der Armen. • Geschwisterlichkeit: dies sei die Frage nach dem Umgang mit Macht. • Wertschätzung der verschiedenen Eigenschaften in einer Gemeinschaft oder in einem Betrieb und Ermutigung zum eigenen Weg. • Perspektivenwechsel: die Welt von unten ansehen. „Es geht um den tiefen Wunsch, die Welt zu verändern“, resümierte Kreidler-Kos. Ideen gesammelt zur Umsetzung Beim Franziskus-Workshop mit Stiftungs-Mitarbeitern im Refektorium des Klosters stießen gemeinsam betrachtete Papst-Cartoons die Diskussion untereinander an. 6 | franziskus-Bote 4/2014 Gruppendiskussionen zu diesen vier Haltungen vertieften diese Gedanken im Hinblick auf das eigene Arbeitsfeld und sammelten Ideen hierzu. Einzelne Stichworte hieraus waren: „Gemeinsam für das Ganze schaffen, jeder in seiner Aufgabe“, „faire Arbeitsbedingungen“, „Kollegen und Bewohnern auf Augenhöhe begegnen“, „die Wertschätzung beginnt bei sich selber“, „einen Raum schaffen, in dem jeder seine Kompetenz angstfrei einbringen kann, ohne Doch brauche der neue Papst auch „Mitmacher, nicht nur Zustimmer“. Martina Kreidler-Kos fasste dies in den Spruch: „Weck den Franziskus in dir! Und wecke die Klara in dir!“ Christus bis hin zum entschiedenen Einsatz für die Schöpfung. Den Gedenktag ihres Namenspatrons feierte die stiftung st. franziskus heiligenbronn mit einem Gottesdienst, mitgestaltet von Chor und Band aus dem Förderzentrum Hören und Sprechen; links Wortgottesdienstleiterin Veronika Besenfelder. Fotos: Graf das gemeinsame Ziel aus dem Auge zu verlieren“, „die Schwächsten im Blick behalten“, „auch viele kleine Gesten drücken im Miteinander die Wertschätzung aus“, „über den Tellerrand sehen“. Eine Idee dazu, die vorgestellt wurde, ist die tageweise Mitarbeit von Leitungskräften in einem anderen als dem eigenen Arbeitsfeld. Neuer päpstlicher Stil eingekehrt Die Beschäftigung mit dem franziskanischen Geist in der heutigen Zeit wurde am Abend fortgesetzt in einem öffentlichen Vortrag im Elisabetha-GlöcklerSaal, zu dem auch noch weitere Zuhörer kamen. Die Theologin und Buchautorin Martina Kreidler-Kos beleuchtete unter dem Titel „Wie franziskanisch ist der Papst?“ das Wirken von Papst Franziskus seit seiner Wahl vor anderthalb Jahren. Sie zeigte auf, wie sich der Stil des Pontifikats geändert und wie er frischen Wind in die Kirche gebracht hat. Das Kirchenoberhaupt setze auf berührende Zeichen, zeige sich geschwisterlich und nicht väterlich, sei mitmenschlich statt meisterlich und spreche vom „pilgernden Volk Gottes“. Der neue päpstliche Stil, über den Kreidler-Kos gemeinsam mit dem Kapuziner Niklaus Kuster das Buch „Der Mann der Armut“ veröffentlicht hat, sei gekennzeichnet durch Begegnungen auf Augenhöhe, die Nähe schaffen würden, eine franziskanische Absage an alle irdischen Väter und patriarchalen Autoritäten, eine „Kirche mit allen“ und ein geschwisterliches Menschenbild. Orientierung an Christus und Einsatz für die Schöpfung Vorstand Michael Wollek übertrug gemeinsam mit dem Vortragspublikum einen franziskanischen Segensspruch in ein paar belebende Gesten. „Mut zur verbeulten Kirche“ propagiere der Papst ganz im Sinne von Franziskus. Sie sei auch gespannt, so die Referentin, ob auch der weibliche Genius nun stärker in die Kirche Einzug halten werde. Auch die Begegnung der Religionen sei Papst Franziskus wichtig. Dass er an der Grundhaltung des heiligen Franziskus orientiert sei, wecke Hoffnungen von einer radikalen Orientierung an Doch brauche der neue Papst auch „Mitmacher, nicht nur Zustimmer“. Martina Kreidler-Kos fasste dies in den Spruch: „Weck den Franziskus in dir! Und wecke die Klara in dir!“ Sie signierte zum Abschluss des Abends noch Bücher von ihr, die der Wallfahrtsladen zum Kauf anbot. Gottesdienst zum Namenspatron Wie jedes Jahr feierte die Stiftung in Heiligenbronn wenige Tage später dann einen eigenen Franziskus-Gottesdienst mit Bewohnern und Mitarbeitern, darunter auch die neu eingestellten Mitarbeiter der Stiftung im Rahmen ihres Einführungstages. Das Förderzentrum Hören und Sprechen gestaltete die Feier und Religionslehrerin Veronika Besenfelder leitete den Wortgottesdienst. In einem Dialog mit Elke Armbruster kam auch sie zum Schluss: „In jedem von uns steckt doch ein bisschen Franziskus!“ Man müsse sich nur anstecken lassen. Dazu dienten auch zusammengetragene und verbildlichte Assoziationen: F wie Franziskus heiße auch Freude, Freundschaft und Frieden. Eine Band mit Mitarbeitern des Förderzentrums umrahmte den Gottesdienst musikalisch sehr vielseitig, so auch mit a cappella vorgetragenen Seligpreisungen und der Heiligenbronner Hymne „Pace e bene“ aus der Feder von Rudi Schäfer aus Schramberg. „Einer hat uns angesteckt“ erklang es dann beim Schlusslied mit der Festgemeinde. Ewald Graf franziskus-Bote 4/2014 | 7 Bundesbehindertenbeauftragte Verena Bentele in Heiligenbronn EHEMALIGE SCHÜLERIN INFORMIERT SICH ÜBER DIE AKTUELLE TAUBBLINDENARBEIT DER STIFTUNG KomMT Kompetenzzentum für Menschen mit Taubblindheit/Hörsehbehinderung Heiligenbronn. Verena Bentele, Bundesbeauftragte für die Belange behinderter Menschen, besuchte die stiftung st. franziskus heiligenbronn, wo sie selbst zur Schule gegangen war, und informierte sich über die Arbeit mit taubblinden und hörsehbehinderten Menschen. Stiftungs-Vorstand Hubert Bernhard bezeichnete es als „eine Ehre, dass Sie herkommen und sich für unsere Arbeit interessieren“. Neben den Verantwortlichen für das Kompetenzzentrum für Menschen mit Taubblindheit traf die ehemalige Blindenschülerin, die von 1988 bis 1994 in Heiligenbronn Schule und Internat be- sucht hatte, auch ihre ehemaligen Lehrerinnen, den damaligen Schulleiter Heinz Kirchherr und ihre ehemalige Erzieherin Schwester Margitta Pitz. Verena Bentele sagte, sie freue sich, „alte Bekannte“ zu treffen, und betonte, dass sie hier für ihre persönliche Entwicklung „viel mitbekommen habe“. Hubert Bernhard stellte dem Berliner Gast und ihrer Mutter Monika Bentele, die mitgekommen war, Geschichte und Entwicklung von Kloster und Stiftung vor. Direktor Dietmar Stephan erläuterte die Entwicklungen des Förderzentrums Sehen für blinde, sehbehinderte, taubblinde und mehrfachbehinderte Kinder in den vergangenen 20 Jahren, insbesondere die gestiegene Bedeutung der Beratung, Frühförderung und Schul-Kooperation vor Ort im großen Einzugsbereich. Neben den 20 Kindern und Jugendlichen mit Taubblindheit oder Hörsehbehinderung, die im För- derzentrum in Heiligenbronn integriert sind, werden aktuell 74 weitere taubblinde und hörsehbehinderte Kinder in ganz Baden-Württemberg von Beratungslehrern aus Heiligenbronn begleitet und unterstützt. Beispiele aus der Praxis Dr. Andrea Wanka präsentierte das Kompetenzzentrum der Stiftung für Taubblindheit und Hörsehbehinderung mit einer Vielzahl an Projekten. Den Kommunikationsaufbau und das soziale Lernen der doppelt sinnesbehinderten Kinder stellten Beratungsstellenleiterin Ulrike Broy und Schulabteilungsleiterin Beate Schork anhand praktischer Beispiele vor und beantworteten die zahlreichen Fragen der Behindertenbeauftragten. Verena Bentele unterstrich, wie wichtig ihr es für die politische Diskussion sei, einen Einblick in die Lebensrealität der Betroffenen zu haben. Roland Flaig, Leiter der Behindertenhilfe, und Beratungslehrerin Nadja Urschel erläuterten die europäische Vernetzung in der Taubblindenarbeit sowie das in diesem Rahmen angestoßene BookletProjekt (siehe nachfolgenden Artikel). Die Bundesbehindertenbeauftragte und ehemalige Schülerin Verena Bentele (dritte von rechts vorne) informierte sich in Heiligenbronn über die Taubblindenarbeit und traf auch „alte Bekannte“ wieder: (vorne von links) Schwester Margitta Pitz, Generaloberin Schwester Agnes Löber, Nadja Urschel, Ulrike Broy, Dr. Andrea Wanka, Verena Bentele, Vorstand Hubert Bernhard, Günter Seger; hinten von links: Elternbeiratsvorsitzende Nicole Rittner, Katharina Fiesel, Verena Rith, Beate Schork, Dietmar Stephan, Irmela Schluchter, Angelika Digeser, Roland Flaig und Heinz Kirchherr. 8 | franziskus-Bote 4/2014 Günter Seger, Leiter der Behindertenhilfe, sprach zum Abschluss des Gesprächs mit Verena Bentele die Wichtigkeit des geplanten Taubblinden-Kennzeichens im Schwerbehindertenausweis an. Es sei Grundlage für die Teilhabe und spezielle Leistungsansprüche der Betroffenen. Dafür auch ihre Stimme zu erheben, bat Seger die Behindertenbeauftragte. Verena Bentele bedankte sich für die reichhaltigen Informationen und sagte, sie sei sehr beeindruckt von dem Gehörten. Ewald Graf ÜBERSETZTES FACHBUCH EINZIGARTIG IN DEUTSCHLAND Heiligenbronn. Gemeinsam mit Verena Bentele, der Behindertenbeauftragten des Bundes, wurde im November die Veröffentlichung der deutschsprachigen Übersetzung der Bookletreihe „Kommunikation und angeborene Taubblindheit“ am Förderzentrum Sehen der stiftung st. franziskus heiligenbronn gefeiert. Verena Bentele erhielt das erste fertig gedruckte Exemplar aus der Edition Bentheim überreicht gemeinsam mit einer Übersetzung in Blindenschrift. Das EU-Projekt PropäK (Professionalisierung pädagogischer Konzepte im deutschsprachigen Taubblindenwesen) zeigte die dringende Notwendigkeit, das englischsprachige Grundlagenwerk ins Deutsche zu übersetzen. Dies wurde im Juni 2013 beschlossen und von der stiftung st. franziskus heiligenbronn federführend umgesetzt. Die Booklets wurden ursprünglich zusammengestellt, um die jeden Menschen mit Taubblindheit umgebenden Netzwerke zu unterstützen und zu inspirieren, seien es Familien oder Fachleute. Die Hauptautoren der Booklets – Marleen Janssen, Jacques Souriau und Inger Rødbroe – sind Mitglieder des Weltverbandes für Taubblindheit. Die Buchreihe beschreibt die menschliche Kommunikationsentwicklung allgemein sowie in ihren taubblindenspezifischen Anpassungen. Die Ausführungen werden mit Videobeispielen auf der beigelegten DVD veranschaulicht. Die vier Booklets sind nur im Paket erhältlich und haben unterschiedliche Schwerpunkte: • Booklet 1: „Angeborene Taubblindheit und die Kernprinzipien der Intervention“ • Booklet 2: „Kontakt und soziale Interaktion“ • Booklet 3: „Entstehung von Bedeutung“ • Booklet 4: „Übergang zur kulturellen Sprache“. Verlag und Förderer gefunden Die Projektleiter Roland Flaig und Dr. Andrea Wanka fanden in der Würzburger Edition Bentheim einen Verlag, der die Herausgabe der Booklets übernahm. Zu den Kosten einschließlich geplanter Mitarbeiterschulungen gewannen sie die Aktion Mensch, die Paulund-Charlotte-Kniese-Stiftung Berlin sowie die Hildegard-und-Katharina- Mit den ersten gedruckten Booklets „Kommunikation und angeborene Taubblindheit“ in den Händen: (von links) Taubblindenbeauftragte Dr. Andrea Wanka, die beiden Lektorinnen Ulrike Broy und Nadja Urschel sowie Roland Flaig, Leiter der Behindertenhilfe. Fotos: Graf Hermle-Stiftung Gosheim als Förderer. Die Übersetzung wurde von Jim Witmer, einem Sozialarbeiter im Bereich Taubblindheit an der Perkins School for the Blind in Watertown/USA, angefertigt. Sein Textmaterial sendete er an Ulrike Broy und Nadja Urschel, beide Stiftungsmitarbeiterinnen an der Beratungsstelle für Kinder und Jugendliche mit Hörsehbehinderung/Taubblindheit sowie Absolventinnen des Masterstudiengangs „Communication and Deafblindness“ an der Universität Groningen. Sie lektorierten den Text und standen im Austausch mit dem Verlag. Ein Fachbuch zu diesem Thema ist in Deutschland einzigartig. Es verbindet theoretische Grundlagen mit praxisbezogenen Fallbeschreibungen und Videobeispielen und gibt Hinweise und Strategien für Interventionen an die Hand. Es kann zu einem wichtigen Baustein in einer fundierten, stärker reflektierten und qualitativ besseren Kommunikation mit taubblinden Menschen werden und so ihre Entwicklung unterstützen. „Booklets fördern Verständnis“ Projekt- und Aufgabenfeldleiter Roland Flaig sagt zur Herausgabe des Grundlagenwerks: „Ich bin überzeugt, dass die Booklets einen großen Anteil an einem besseren Verständnis des Einflusses von angeborener Taubblindheit oder Hörsehbehinderung auf die Wahrnehmung von und den Umgang mit Betroffenen haben werden. Die Herausgabe der Booklets durch die Stiftung trägt dazu bei, die Lebenslage von Menschen mit Taubblindheit und Hörsehbehinderung im gesamten deutschsprachigen Raum zu verbessern.“ Flaig bedankte sich bei den beiden Fachlektorinnen Ulrike Broy und Nadja Urschel mit Gemälden eines hörsehbehinderten Künstlers aus den Niederlanden. Ulrike Broy franziskus-Bote 4/2014 | 9 Psychologischer Fachdienst in der Behindertenhilfe BERATUNG VON MENSCHEN MIT BEHINDERUNGEN BRAUCHT MEHR ZEIT UND ERFORDERT AUCH NEUE WEGE Heiligenbronn. Was machen eigentlich die Psychologinnen in der Stiftung? Seit rund 20 Jahren gibt es jetzt in der Behindertenhilfe der stiftung st. franziskus in Heiligenbronn den Psychologischen Fachdienst. Rund 9 Jahre davon ist er nun besetzt durch die Diplompsychologinnen Birgit Krüger-Schöberl (Systemische Psychotherapeutin/Psychologischer Fachdienst Erwachsene) und Jutta MerktSchmidt (Psychologische Psychotherapeutin/Psychologischer Fachdienst Förderzentren). Ein paar Worte über die Psychologie im Allgemeinen: Die Psychologie beschäftigt sich wissenschaftlich mit dem Fühlen, Denken und Verhalten des Menschen. Das Psychologiestudium schloss noch vor einigen Jahren mit dem Diplom ab, heute ist es ein Bachelor- bzw. Masterabschluss. Psychologen können in vielen verschiedenen Arbeitsfeldern tätig sein. Diese sind z. B. Lehre und Forschung, Werbung, Personalauswahl und Betriebsorganisation oder Arbeits- und Berufsberatung. Zudem gibt es auch die klinische Psychologie: Hier arbeiten Psychologen unter anderem in Kliniken, in der psychotherapeutischen Praxis, in der Erziehungs-, Familien- und Lebensberatung, als Schulpsychologen oder auch in Einrichtungen der Behindertenhilfe. Psychologen sind nicht zu verwechseln mit Psychiatern, welche Fachärzte für schwere psychische Erkrankungen sind. Sie arbeiten vorwiegend mit Medikamenten. Problem verstehen und analysieren Ein psychologischer Beratungsprozess, wie er für Birgit Krüger-Schöberl und Jutta Merkt-Schmidt typisch ist, beginnt 10 | franziskus-Bote 4/2014 mit einem Anliegen, vorgebracht von einem Mitarbeiter, einem Team, einem Schüler oder einem erwachsenen Bewohner selbst. Meist geht es dann im ersten Schritt darum, die vorliegende Situation zu verstehen und zu analysieren. Hierzu werden wichtige Informationen durch Beobachtung, Gespräche und auch psychologische Tests zusammengetragen (psychologische Diagnostik). Erst wenn das Problem in seiner ganzen Komplexität und in seinen Zusammenhängen verstanden wird, können (möglichst mit allen Beteiligten gemeinsam) Lösungsansätze entwickelt werden. Für die Beratung von Menschen mit Sinnes- und Mehrfachbehinderungen muss in der Regel deutlich mehr Zeit und ein anderes Tempo veranschlagt werden. Immer wieder müssen neue kreative (z. B. nonverbale) Wege gefunden werden, um in Beziehung zu kommen. Ein Medium muss gefunden werden, welches dem Gegenüber ermöglicht, sein Fühlen und Denken auszudrücken. Eine intensive Vernetzung mit allen Bezugspersonen (Familie, Lehrer, Betreuer) ist unabdingbar in allen Phasen des Diagnose- und Beratungsprozesses. Fragen nach der eigenen Identität und Umgang mit der Behinderung Besondere Themen in diesem Arbeitsfeld können vor allem die Frage nach der eigenen Identität sein oder Fragen zum Umgang mit der Behinderung (bei den Eltern/Angehörigen und bei den Betroffenen selber). Sie tauchen in verschiedenen Lebensphasen (von der Kindheit und Jugend bis ins Erwachsenenalter) und in verschiedenen Facetten immer wieder auf: „Wer bin ich? Wer kann ich sein? Wo ist mein Platz im Leben? Wie kann mein Leben gut gelingen?“ bzw. aus Elternsicht „Wo ist der Platz unseres Kindes im Leben?“ Dies sind zentrale Fragen, die je nach Lebensphase in unterschiedlicher Gestalt daherkommen und im Prozess der Antwortfindung immer wieder auch begleitet werden von Trauer beim Verabschieden ursprünglicher Lebensentwürfe. Das stiftungsinterne Angebot psychologischer Einzelberatung ist deshalb sehr wichtig, weil oft sehr lange Wartezeiten auf einen Platz bei einem niedergelassenen Psychotherapeuten bestehen und in diesem Bereich Menschen mit (mehrfacher) Behinderung zusätzlich benachteiligt sind. Nur sehr wenige Psychologen sind aufgrund der oben aufgeführten Besonderheiten auf die Behandlung dieser Klientengruppe eingestellt. Fachdienst in den Förderzentren Jutta Merkt-Schmidt ist zuständig für die Heiligenbronner Förderzentren der Stiftung vom Grundschulbereich bis zur Berufsschule. Sie wird tätig auf Anfragen von Lehrern und Erziehern in Absprache mit den jeweiligen Abteilungsleitern, vereinzelt auch auf Anfrage der Eltern oder Jugendlichen selber. Anlässe für die psychologische Beratung können sein: Probleme im Leistungsverhalten eines Schülers (wie z.B. Konzentrationsprobleme) oder im Sozialverhalten (z.B. aggressives, unruhiges, grenzüberschreitendes Verhalten oder sozialer Rückzug, ängstliches und depressives Verhalten). Das Ziel jeder Beratung ist es, interdisziplinär im Zusammenwirken der beteiligten Fachkräfte (Lehrer, Erzieher, Fachtherapeuten) und in Kooperation mit der Familie das Kind oder den Jugendlichen in seinem auffälligen Verhalten zu verstehen: Was könnte das Verhalten bedeuten? Was braucht das Kind/ der Jugendliche für seine weitere positive Entwicklung? Wie können seine Stärken genutzt werden? Was braucht das Kind/der Jugendliche von der Schule oder von der Familie? Welche Unterstützung braucht die Familie? Braucht es zusätzliche therapeutische Unterstützung (um z.B. sich und seine Gefühle auszudrücken oder um Verhaltensänderungen zu erlernen)? Sowohl in der diagnostischen Phase als auch in der Phase der Intervention (Erarbeitung von Lösungen) arbeitet der Fachdienst bedarfsorientiert mit internen Fachtherapeuten zusammen wie z. B. Ergotherapie, Reittherapie oder Heilpädagogik sowie mit externen Diensten wie Beratungsstellen, Kinderund Jugend-Psychotherapeuten, Kinderund Jugendpsychiatrie. Besonders zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang die niederschwellige Kooperation mit der kinder- und jugendpsychiatrischen Abteilung der Luisenklinik Bad Dürrheim, die auf einer Kooperationsvereinbarung zwischen der stiftung st. franziskus heiligenbronn und der Luisenklinik basiert. Fachdienst im Erwachsenenbereich Birgit Krüger-Schöberl ist für den gesamten Erwachsenenbereich (Wohnen, Arbeiten, Förder- und Betreuungsbereich) zuständig, also für die Wohngruppen in Heiligenbronn, Rottweil und Spaichingen, für den jeweiligen Förderund Betreuungsbereich, die Außenwohngruppen, das Ambulant-Betreute Wohnen sowie die Werkstätten. Anfragen für eine Beratung kommen – nach Abstimmung mit den Fachbereichsleitern – in erster Linie von den Mitarbeitern und Teams im Wohn- undArbeitsbereich, im Förder- und Betreu- Birgit Krüger-Schöberl (links) und Jutta Merkt-Schmidt bilden seit rund 9 Jahren den Psychologischen Fachdienst in der Behindertenhilfe der Stiftung in Heiligenbronn. Foto: Ronecker ungsbereich aber auch von Bewohnern direkt oder von Eltern und Angehörigen. Eltern und Angehörige kommen beispielsweise dann auf den Fachdienst zu, wenn sie Beratung wünschen zum Fallbesprechungen und Einzelberatungen Umgang mit Trennungsschwierigkeiten, bei schwieriger Ablösung oder bei Erziehungsproblemen im häuslichen Umfeld. Für Schüler und Praktikanten bietet der Psychologische Fachdienst jährlich einen Vortrag an zum Thema psychische Störungen bei Menschen mit mehrfacher Behinderung. Der Fachdienst im Erwachsenenbereich führt u. a. Fallbesprechungen mit dem jeweiligen Team durch, wenn z.B. das Verhalten eines Bewohners den Mitarbeitern Sorge bereitet. Bei der Teambildung oder beim Umgang mit besonderen Anforderungen an die Teamarbeit begleitet die Psychologin die betreffenden Mitarbeiter im Rahmen von Teamtagen. Themen in Einzelberatungen von Bewohnern sind häufig Schwierigkeiten im Umgang mit anderen, Über- oder Unterforderungssituationen im privaten oder beruflichen Kontext, Partnerschaftsprobleme, emotional belastende Erfahrungen aus der Vergangenheit und die Unterstützung bei der Erreichung zukünftiger Wünsche und Ziele. Begleitend zu den Fallbesprechungen und Einzelberatungen ist gegebenenfalls auch die Kooperation des Fachdienstes mit externen Diensten und Einrichtungen unerlässlich wie z.B. Neurologen, Psychiatern, Ergotherapeuten, ambulanten und stationären psychiatrischen Kliniken. Konzeptionelle Mitarbeit Über die Fallarbeit hinaus sind beide Psychologinnen mitbeteiligt an konzeptionellen Arbeitskreisen zu Themen wie Umgang mit Verdacht auf Kindeswohlgefährdung, Prävention sexueller Gewalt, Umgang mit Tod und Trauer, Angehörigenarbeit oder Hörsehbehinderung. Externe Vernetzung In welchen komplexen thematischen Bezügen sich der Psychologische Fachdienst bewegt, zeigt sich auch an seiner externen kollegialen Vernetzung, unter anderem in Arbeitsgruppen zur Psychologie an Heimsonderschulen, im Verband der Blinden- und Sehbehindertenpädagogen, an Einrichtungen für Hörund Sprachgeschädigte oder der Erziehungshilfe. Birgit Krüger-Schöberl und Jutta Merkt-Schmidt franziskus-Bote 4/2014 | 11 Heiligenbronner Werkstätten erstmals bei Messe in Oberndorf STAND ZEIGT LEISTUNGSSPEKTRUM BEISPIELHAFT AUF Oberndorf. Eine Premiere war es für die Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) in Heiligenbronn, sich auf einer großen Messe zu präsentieren. Mit der erstmaligen Teilnahme an der Gewerbeschau des Handels- und Gewerbevereins Oberndorf Anfang Oktober, die alle 8 Jahre veranstaltet wird, betraten Werkstattleiter Gernot Pfau und seine Mitarbeiter Neuland auf der Suche nach neuen Kontakten – und sind mit der Resonanz sehr zufrieden. „Wir wollten uns präsentieren als Dienstleister und Montagebetrieb für Industrie- und Handwerkskunden“, berichtet Gernot Pfau. Sich bekannt zu machen als ein Betrieb, der zu günstigen Konditionen Arbeiten übernehmen kann, mit denen sinnesbehinderte Menschen Beschäftigung und Lebenssinn finden, war das Anliegen. Derzeit sind rund 160 Menschen mit Sinnes- und mehrfacher Behinderung in der WfbM, in der Blindenwerkstatt, auf ausgelagerten Arbeitsplätzen, in der werkstattnahen Förder- und Betreuungsgruppe und im Berufsbildungsbereich beschäftigt. Bundestagsabgeordneter Volker Kauder (links) besuchte bei der Messe in Oberndorf den Stand der Stiftungs-Werkstatt für behinderte Menschen, hier im Gespräch mit (von links) Werkstattleiter Gernot Pfau, dem Aistaiger Ortsvorsteher Jörg Schittenhelm, Stefan Guhl, Leiter des Stiftungs-Referats Personal, Finanzen und IT, und Friedrich Palmer, Leiter der Blindenwerkstatt. Foto: Dlugosch Werkstätten zweifach vertreten Bei der Gewerbeschau im Oberndorfer Neckartal, die an drei Tagen mit 17.000 Besuchern einen überwältigenden Zustrom erlebte, waren die Werkstätten der Stiftung zweifach vertreten: mit einem Verkaufsstand der Blindenwerkstatt im Freigelände, an dem die Bürstenmacher Idris Ikuye und Sabine Kast den Besuchern ihr Handwerk vorführten, und mit einem Stand im Messezelt zum Leistungsangebot der WfbM. Andreas Mey (links), Leiter der Arbeitsvorbereitung, und Bruno Grimm, Leiter der Arbeitsgruppen, am Stand der WfbM Heiligenbronn mit einigen beispielhaften Arbeitsplätzen und Produkten. Foto: Moser 12 | franziskus-Bote 4/2014 An diesem Stand, den Andreas Mey und Bruno Grimm konzipiert und vorbereitet hatten, zeigte die Werkstatt auf einer Werkbank beispielhaft einige Arbeitsplätze und auch – mit Einverständnis der Auftraggeber – Produkte, die in Heiligenbronn von den Menschen mit Behinderung montiert worden waren, darunter auch von den selbst bei der Messe vertretenen Firmen Mafell und Allert. Dazu kamen Gesprächs- und Informationsangebote und eine Präsentation zu den Arbeiten in der WfbM, die mit Hilfe des Vorrichtungsbaus speziell abgestimmt sind auf die Möglichkeiten sinnesbehinderter Beschäftigter. Auch wurde ein neuer und ansprechender Flyer gedruckt mit dem Leistungsspektrum und den Vorteilen der WfbM. MdB Kauder prominenter Besucher Prominentester Gast am Stand der Stiftungs-Werkstatt war Bundestagsabgeordneter Volker Kauder, der auch bei der Eröffnung der Messe sprach. Werkstattleiter Pfau berichtet, dass bei vielen Besuchern aus dem Raum Oberndorf im Unterschied zur Korb- und Bürstenmacherei das Angebot der Heiligenbronner Montage-Werkstatt kaum bekannt war. Über die Messe ergaben sich auch Kontakte zu anderen Firmen, die Interesse an einer Zusammenarbeit im Montagebereich zeigten. Ewald Graf Blindenwerkstatt bietet neu Tampondruck an DRUCKAUFTRÄGE ALS WEITERES STANDBEIN Heiligenbronn. Die Blindenwerkstatt der stiftung st. franziskus heiligenbronn ist eines der ältesten Arbeitsangebote für Menschen mit Behinderung in der Region. Die traditionellen Handwerkskünste des Korbflechtens und Bürsteneinziehens werden nach wie vor gepflegt. Aber die Werkstatt für Menschen mit Behinderung (WfbM), zu der die Blindenwerkstatt gehört, ist jetzt auch in ein ganz modernes Druckverfahren eingestiegen, den Tampondruck. Mit einer Tampondruckmaschine ist es der Blindenwerkstatt jetzt möglich, Produkte und Gegenstände flexibel zum Beispiel mit Firmenlogos zu bedrucken. Bei diesem Druckverfahren wird über ein individuell belichtetes Klischee als Vorlage die Druckfarbe durch einen elastischen Tampon aus Silikonkautschuk auf den Gegenstand übertragen. Da dies auch ein Bedrucken gewölbter Flächen ermöglicht und die Farbe lichtecht und beständig aufgebracht wird, ist dieses Verfahren für die Werbemittelherstellung von großer Bedeutung. Vierfarbdruck möglich Die Druckmaschine in der Blindenwerkstatt beherrscht den Vierfarbdruck und Mitarbeiter Martin Kullock beim Einrichten des Tampondruckers. An der Tampondruckmaschine in der Blindenwerkstatt der stiftung st. franziskus heiligenbronn mit frisch bedruckten Bürstendeckeln: (von links) Friedrich Palmer, Leiter der Blindenwerkstatt, der sehbehinderte Beschäftigte Idris Ikuye und Mitarbeiter Chris-Florian Fehrenbach. Fotos: Graf, Armbruster kann Flächen bis etwa 6 mal 8 Zentimeter bedrucken. Für jeden Auftrag muss die Mischung von Farben und Verhärter, das Klischee und die HalteVorrichtung des zu bedruckenden Gegenstands individuell eingestellt werden. Aber dann sind auch größere Serien möglich. Stiftungs-Bürsten und Wurstdosen gekennzeichnet Bedarf hatte die Blindenwerkstatt zunächst in eigener Sache. Auf dem Adventsmarkt der Stiftung wie bei anderen Weihnachtsmärkten in der Umgebung präsentierte die Blindenwerkstatt bereits mit diesem Verfahren bedruckte Bürsten, Feger und Besen. Das Logo der Stiftung kommt jetzt nämlich nicht mehr per Aufkleber auf die handgefertigten Waren, sondern wird auf diese Weise direkt aufgedruckt und ist dadurch auch länger haltbar. Auch die Wurstdosen aus dem Hofladen der Stiftung haben einen in der Blindenwerkstatt aufgedruckten Weihnachtsgruß erhalten. Der Tampondruck wird aber auch Kun- den als Service angeboten, die Bürstenwaren oder andere Gegenstände individuell bedrucken möchten, z.B. als Firmengeschenke. Auf diese Weise möchte sich die Werkstatt, wie Fachbereichsleiter Gernot Pfau unterstreicht, langfristig auch ein weiteres Standbein aufbauen neben dem Blindenwarenverkauf und den Montage- und Verpackungsaufträgen aus der Industrie zur Sicherung der Arbeitsplätze für die hör- und sehgeschädigten Beschäftigten. Druckverfahren ist Übungssache Auch Beschäftigte der Bürstenmacherei werden an der Tampondruckmaschine eingelernt. In die komplexen Einstellungsarbeiten haben sich Chris-Florian Fehrenbach, der die Ausbildung zum Arbeitserzieher absolviert, und Mitarbeiter Martin Kullock eingearbeitet. Denn vieles in diesem Druckverfahren ist auch Übungssache und erfordert Präzision. Auch der Vorrichtungsbau der WfbM ist mit eingespannt. Interessenten können sich direkt an den Leiter der Bürstenmacherei, Friedrich Palmer, wenden (Telefon 07422 569-288). Ewald Graf franziskus-Bote 4/2014 | 13 Aktionstag im Förderzentrum Sehen GANZHEITLICHES LERNEN RUND UM DEN APFEL Heiligenbronn. Mit einem ganzen Tag im Zeichen des Apfels gestaltete das Förderzentrum Sehen in Heiligenbronn vielfältige Projekte, von der Ernte der reifen Äpfel über die Verarbeitung bis zum Genuss der fertigen Speisen und Säfte. Und auch künstlerische und andere Zugänge ergänzten das Angebot. Einige Schüler begleiteten den Aktionstag als Reporterteam. Zwei Schüler schildern so ihre Eindrücke: Reporter berichten „Zu Beginn wurden wir mit einem kleinen Schauspiel der Lehrer auf das Thema eingestimmt. Danach trafen sich die Gruppen und legten los. In ihnen waren Schüler verschiedener Klassen. Dies war eine schöne Abwechslung zum Schulalltag. Es gab zum Beispiel die Gruppen „Rezepte rund um den Apfel“, „Apfel-Türschmuck“, „Apfelsaft pressen“ und noch einige mehr. Die Reportergruppe besuchte die anderen Gruppen und machte Fotos und Tonaufnahmen, die am Ende des Tages präsentiert wurden. Gesammelte Äpfel gleich verwertet Zuerst sammelten einige Gruppen im Auch die Kleinsten packten bei der Saftherstellung mit an. Fotos: Hipp 14 | franziskus-Bote 4/2014 Die blinden und sehbehinderten Schüler des Förderzentrums waren beim Aktionstag Apfel aktiv: stolz beim ersten selbstgepflückten Apfel und fachkundig bei der Herstellung von Apfel-Türschmuck. Kirchgarten Äpfel, die dann im Laufe des Tages verarbeitet wurden. Die Gruppe „Apfelsaft pressen“ schälte, schnitt und presste die Äpfel aus. Beim „Geschmacksquiz“ konnte man durch Probieren von Fruchtstücken und Säften verschiedene Apfelsorten herausschmecken. Die Gruppe „Rezepte rund um den Apfel“ produzierte leckere Apfelküchlein aus Apfelringen, Pfannkuchenteig, Zucker und Zimt. Die Gruppen „Apfelmus“ und „Apfelgelee“ schnitten und kochten ihre Äpfel. So wurden daraus Apfelmus und Apfelsaft. Die Gruppe „Apfelgelee“ fügte noch Gelierzucker hinzu, sodass Gelee entstand. Für den „Apfel-Türschmuck“ wurde ein Apfel auf Holz gezeichnet und dann ausgesägt. Nun wurde dieser Apfel mit anderen herbstlichen Naturmaterialien an einem Draht befestigt. Durch die Reporter-Präsentation als gemeinsamen Abschluss erfuhren alle Schüler, was in den vielen verschiedenen Gruppen alles geschehen war. Hoffentlich war das nicht der letzte Projekttag.“ Leon und Jonathan, Klasse 9/10 B „Werdegang“ des Apfels miterlebt Auch aus Sicht der Lehrer war dieser Tag ein voller Erfolg. Die klassenübergreifende Gruppenbildung ermöglichte neue oder intensivere Kontakte mit anderen Mitschülern. Begleitet von vielen schönen Begegnungen, bot das ganzheitliche Lernangebot ein rundes Gesamtbild. Ein besonderes Erlebnis war es für viele Schüler, den „Werdegang“ des Apfels vom Baum bis zum fertigen Saft oder zu anderen Produkten mitzuerleben. Stefan Franz Vorfreude auf den Genuss: Beim Braten der leckeren Apfelküchle. Jungunternehmer im Förderzentrum Sehen WILLKOMMEN BEI DER FRÜHSTÜCKSBANDE Heiligenbronn. Tests und Diagnosearbeiten scheinen oft trocken und manchem gar lästig. Dass das aber nicht immer so sein muss, beweist die Klasse 7 S des Förderzentrums Sehen in Heiligenbronn. Über ein Projekt der Schüler im Rahmen der beruflichen Förderung haben sie letztlich sogar eine eigene Firma gegründet. Aber der Reihe nach… Mit leerem Magen arbeitet man bekanntlich nur halb so gut. Das dachten sich auch die letztjährigen Sechstklässler, als sie sich ein Projekt überlegten. Und schon war die Idee geboren, mit einem eigenen Angebot für ein Pausenvesper zu sorgen. Marktlücke am Ausbildungstag So gründeten sie jetzt als Siebtklässler ihre eigene Schülerfirma „Frühstücksbande“ und bieten am verkaufsfreien Ausbildungstag der Bäckerei, am Mittwoch, jeweils selbst belegte Brötchen und Butterbrezeln zum Verkauf an. Einkauf und Planung in der Freizeit Leere Tabletts und eine gefüllte Kasse – dieses Konzept gefällt den Schülern: die Schülerfirma beim Pausenhofverkauf vor der Schule für Blinde und Sehbehinderte. Foto: Franz wachsenden Schar von hungrig wartenden Kunden gegenübersteht, die dann alle mit einem glücklichen Lächeln und vollen Backen weiterziehen. Kapital vermehrt sich Doch wie ist es eigentlich mit Kapitaleinlage, Rendite, Reinvestition oder Wertschöpfung? Nicht nur die allgemeine Bildung und der Wortschatz der findigen Jungunternehmer steigt an, sondern auch das Firmenkapital. Ob die Gewinne dann schlussendlich mit einem grandiosen Firmen-Abschlussausflug gefeiert oder schlicht ausbezahlt werden und in neue Vorhaben der Schüler fließen können, ließen diese noch nicht durchscheinen… Stefan Franz Aber wer dahinter ein Schlupfloch vermutet, um lästigen Unterrichtsstunden zu entgehen, täuscht sich gewaltig. Sowohl der Einkauf als auch die Planung werden größtenteils in der Freizeit erledigt. Und die Verwaltung der eigenen Firma ist nicht nur ein anschaulicher und alltagsnaher Wirtschaftsunterricht. Sie regt auch noch den Perspektivwechsel an zwischen betriebswirtschaftlicher Planung, Werbung und dem, was die potentielle Kundschaft denn wollen könnte. Volle Backen bei den Kunden Daher wundert es auch nicht, dass die emsige Truppe jeden Mittwoch um 10.30 Uhr auf ihrem Pausenhof einer Werbeplakat der Schülerfirma „Frühstücksbande“ im Schulflur. Foto: Graf franziskus-Bote 4/2014 | 15 Flöten-AG an der Schule für Hörgeschädigte FLÖTEN LERNEN HEISST AUCH HÖREN LERNEN Heiligenbronn. Seit Beginn dieses Schuljahres gibt es an der Schule für Hörgeschädigte im Förderzentrum Hören und Sprechen eine Flöten-AG unter der Leitung von Veronika Besenfelder. Zwei Jungs und vier Mädchen haben sich entschieden, dieses Instrument zu lernen. Manch einer mag sich vielleicht fragen, was denn eine Flöten-AG an einer Hörgeschädigten-Schule zu suchen hat. Ist das nicht kontraproduktiv für Schüler und Schülerinnen mit Hörproblemen? Im Gegenteil. Blockflötenunterricht beinhaltet vieles, was gerade auch für Menschen mit Hör-Sprechproblemen förderlich sein kann. Zunächst einmal achten wir auf eine gute Haltung. Schließlich will die Flöte ja auch im Gleichgewicht gehalten sein. Wie ein König oder eine Königin marschieren wir durch den Raum, lassen die Flöte wie eine Mondrakete zwischen unseren Fingern landen. Ein gerader Rücken ist ebenso wichtig wie entspannte Schultern, damit die Luft gut strömen kann. Atmung und Luftstrom sind die Grundlage für ein gutes Flöten. Dabei wird natürlich auch die notwen- dige Zwerchfellspannung, um auch lange Töne halten zu können, trainiert. Gefühl für bewusstes Atmen Spielerisch bekommen wir hierbei langsam ein Gefühl für koordiniertes und bewusstes Atmen. Wir blasen wie der Wind, halten einen Ballon so lange wie möglich nur mit unserem Atem in der Luft, versuchen einen Wattebausch vom Tisch zu blasen oder blasen eine Kerze aus. Besonders schön ist es, wenn wir Seifenblasen nehmen und so quasi „Töne sichtbar“ werden! Die Tongebung auf der Flöte hängt auch sehr stark mit einem Gefühl für Artikulation und Mundmotorik zusammen. Vor allem der Zungenschlag, ist wichtig, um schöne Töne auf der Flöte blasen zu können. „Dü – dü – dü dü dü …“ So üben wir spielerisch die Anblastechnik ein. Auch die Lippenspannung sowie das Gefühl für die Lippen, die leicht und locker das Mundstück der Flöte umschließen sollen, spielen eine wichtige Rolle. Aber das ist noch längst nicht alles: Die Finger müssen an die jeweils richtige Die Flöten-AG der Schule für Hörgeschädigte unter Leitung von Veronika Besenfelder. 16 | franziskus-Bote 4/2014 Fotos: Graf Stelle vom Flötenloch gelegt werden, damit wir Melodien spielen können. Das hört sich leichter an, als es ist. Am Anfang kann das schon einige Mühe machen: Zeigefinger hoch, Mittelfinger runter, Daumen leicht andrücken, Restfinger locker lassen usw. „Das ist ja Fingergymnastik!“, meint ein Schüler und wir lachen. Freude, Gemeinschaft Spiel und Spaß kommen in dieser AG nicht zu kurz. Vor allem das Miteinander von „klein“ und „groß“ ist ein großer Gewinn. Achtklässler flöten problemlos zusammen mit Zweit- und Drittklässlern. Rhythmus, Takt und Noten lernen sind weiterer wesentlicher Bestandteil der AG. Und da lässt sich schnell schon ganz leicht gemeinsam musizieren: Die einen flöten den ersten Ton, den sie lernten: das c, die anderen spielen auf dem Xylophon im Takt dazu und der Rest klatscht einen weiteren Rhythmus. Welcher Ton ist höher? Von großer Bedeutung ist auch das sensible Hören: Welcher Ton ist höher, welcher tiefer? Wo flötet jemand mit „dü“ in die Flöte, wo hört man es nicht? Welcher Ton klingt schön? Welcher gepresst? Spielen wir im Takt und zusammen oder spielt jeder nur für sich? Flöte lernen heißt auch hören lernen. Erst dann werden Töne zur Musik. Bis dahin ist es natürlich noch ein weiter Weg. Aber es ist ein lohnender Weg, den alle gern gehen und der jede Woche Fortschritte zeigt, wenn alle auch zuhause täglich üben. Und vielleicht ist sogar an Weihnachten der eine oder andere dabei, der sein erstes Weihnachtsliedchen spielen kann. Veronika Besenfelder Der erste Fleischerfachpraktiker in der Ausbildung Aus meinem Leben erzählt VOM AUSBEINEN UND ZUSCHNEIDEN BIS ZUR FERTIGEN WURST Heiligenbronn. Der erste Auszubildende in der Stiftungs-Metzgerei und dem Zentrum für berufliche Ausbildung und Qualifikation (ZAQ) in Heiligenbronn, Thomas Schneider, der eine Lernbehinderung hat, berichtet über seine Lehre: In meiner Ausbildung dreht sich alles um das Produkt Fleisch. Ich heiße Thomas Schneider und bin der erste Fleischerfachpraktiker, der in der stiftung st. franziskus heiligenbronn ausgebildet wird. Schon während meiner Förderschulzeit hat mich dieser Beruf sehr interessiert und ich habe mehrere Praktika in verschiedenen fleischverarbeitenden Betrieben gemacht. Seit September letzten Jahres gehören das Ausbeinen von Schweine- und Rinderhälften, das Zuschneiden von Fleischstücken, das Herstellen von Roh-, Brühund Kochwurst und das Herrichten von küchenfertigen Gerichten wie Cordon bleu, Fleischspießen und Frikadellen zu meinen täglichen Aufgaben. Fleischerfachpraktiker Thomas Schneider (vorne) bei der Arbeit in der Wurstküche der Stiftung im Elisabetha-Glöckler-Haus in Heiligenbronn. Foto: Storz ich mithergestellt habe, auch bei uns im Hofladen verkauft werden. Fleisch und Blut darf einem natürlich nichts ausmachen, aber damit hatte ich noch nie Schwierigkeiten. Ein Tag in der Woche Schule Umgang mit scharfen Messern will gelernt sein Der Umgang mit den scharfen Messern ist nicht immer einfach. Bei vielen Tätigkeiten muss ich mich mit dem vorgeschriebenen Kettenhandschuh und der schweren Stechschürze vor Verletzungen schützen. Das Team um meinen Chef, Metzgermeister Paul Fehrenbacher, unterstützt mich beim Lernen dieser Tätigkeiten in der Praxis Schritt für Schritt. Toll finde ich, dass alle Produkte, die Einen Tag in der Woche habe ich Berufsschule im Zentrum für Ausbildung und Qualifikation hier in Heiligenbronn. Dann stehen Fachtheorie, Fachrechnen und die allgemeinbildenden Fächer Deutsch, Gemeinschaftskunde, Wirtschaftskunde und Religion auf dem Stundenplan. Im Vergleich zu einer Regelberufsschule sind die Klassen wesentlich kleiner, so dass das Lerntempo und die Methoden individuell auf uns Auszubildende angepasst werden kann. Montags im Schlachthaus „Der Umgang mit Fleisch und Blut darf einem natürlich nichts ausmachen, aber damit hatte ich noch nie Schwierigkeiten.“ Ein besonderer Wochentag ist für mich immer noch der Montag im Schlachthaus. Hier geht alles sehr schnell: Betäuben – Ausbluten – Brühen – Ausnehmen und Spalten. Der Umgang mit Am Ende eines arbeitsreichen Tages gehört natürlich auch das Aufräumen und Reinigen der Wurstküche dazu. Dann wird alles bis in die letzten Winkel geschrubbt und desinfiziert. Posaune spielen im Musikverein Mein Heimatort ist in der Nähe von Freiburg. Deshalb wohne ich unter der Woche im Internat Haus Karolina in Schramberg-Sulgen. Seit Mai kann ich beim Musikverein Sulgen an den Musikproben teilnehmen. Seither fühle ich mich hier noch ein bisschen wohler, weil ich auch meinem Hobby, dem Posaune spielen, nachgehen kann. Thomas Schneider/Sumi Storz franziskus-Bote 4/2014 | 17 Schulkindergarten „Arche Noah“ des Förderzentrums Hören und Sprechen NEUES DOMIZIL FÜR ZWEI GRUPPEN EINGERICHTET Schramberg. In der Schillerstraße 83 in Schramberg sind jetzt zwei Schulkindergartengruppen des Förderzentrums Hören und Sprechen Heiligenbronn vereint. Die stiftung st. franziskus heiligenbronn hat dazu das bisherige Wohnhaus langfristig gemietet und entsprechend ausgestattet. Die beiden „Arche Noah“-Gruppen mit hör- und sprachbehinderten Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren waren bisher im evangelischen Martin-LutherKindergarten in Schramberg und in der Stiftung in Heiligenbronn, früher im St. Gallus-Kindergarten Heiligenbronn untergebracht. Eine gemeinsame Lösung in Schramberg wurde gesucht und schließlich im Haus unterhalb des ehemaligen Krankenhauses gefunden. Kindgerechter Umbau Ausbildungsbetriebe der stiftung st. franziskus heiligenbronn und örtliche Handwerksbetriebe bereiteten mit Renovierungs- und Umbauarbeiten den Einzug der Kindergartenkinder vor. Ein Zaun zur Straße hin wurde errichtet, alles kindersicher gemacht, der Balkon neu abgesichert, ein großer Sandkasten eingebaut, kindgerechte Toiletten und eine neue Küche eingebaut, der Schallschutz verbessert und alles frisch gestrichen. Ein ehemaliger Stiftungsmitarbeiter zimmerte zudem eine maßgerechte Schrank- und Regalwand. Start zum neuen Schuljahr Zum neuen Schuljahr konnten die beiden Gruppen in der Schillerstraße mit derzeit insgesamt 21 Kindern starten. Zur Eröffnung des neuen Kindergartens waren bei schönstem Spätsommerwetter die Kinder mit ihren Geschwistern und Eltern sowie auch die Familien der ehemaligen Kinder, die im Sommer in 18 | franziskus-Bote 4/2014 Beim Grillfest im Garten des neuen Kindergartengebäudes in der Schillerstraße Schramberg: die Kinder, Ehemaligen und Geschwister der beiden Schulkindergartengruppen und die Mitarbeiterinnen aus dem Förderzentrum Hören und Sprechen. Foto: Graf die Schule entlassen wurden, eingeladen. Bei einem Grillfest, zu dem alle etwas beitrugen, wurden den Eltern die neuen Räumlichkeiten mit dem großzügigen Garten vorgestellt. Dort wird auch noch eine Schaukel aufgestellt. Das Mobiliar wurde ansonsten aus den bisherigen Räumen mitgebracht. Die Leitung der beiden „Arche Noah“Kindergartengruppen in der Schillerstraße liegt bei Stefanie Herzog, Lisa Digiser und Ines Hermann. Die Kinder kommen aus Schramberg und den Nachbarorten und sind in Ganztagsbetreuung einschließlich Mittagessen von 8 bis 15 Uhr im Kindergarten. In den Schulferien sind diese Gruppen jedoch geschlossen. Interdisziplinäre Zusammenarbeit und Gebärdensprach-Software Die behinderten Kinder werden vom Taxi gebracht und nach Hause gefahren. In interdisziplinärer Zusammenarbeit erhalten sie je nach Bedarf Sprach- und Ergotherapie. Bei zwei hörgeschädigten Kindern werden auch Tablets mit Gebärdensprach-Software eingesetzt. Gemeinsam gehen die Gruppen regelmäßig zum Schwimmen und Reiten. Bedarf zeigt sich oft erst im Alltag Der Bedarf für die intensivere Förderung in einer solchen Gruppe, berichtet Nadja Huber, Leiterin des Schulkindergartens „Arche Noah“, stellt sich oft erst im Kindergartenalltag heraus, so dass dem Schulkindergarten des Förderzentrums nach entsprechender Untersuchung noch im Laufe eines Schuljahres Kinder zugewiesen werden. In Kindergärten in Lauffen und Rottweil hat das Förderzentrum Hören und Sprechen der Stiftung noch weitere dezentrale Gruppen für hör- und sprachbehinderte Kinder. Alle Gruppen haben sich jetzt den Namen „Arche Noah“ gegeben. Ewald Graf Praktikanten und Freiwillige beim Einführungstag KLEINE RALLYE FÜHRT QUER DURCH HEILIGENBRONN Heiligenbronn. 60 junge Menschen, die in der Behindertenhilfe der stiftung st. franziskus heiligenbronn ihren Dienst als Vorpraktikanten oder in einem Freiwilligendienst begonnen haben, kamen beim Einführungstag zusammen und erhielten einen Überblick über die Stiftung und ihre Einrichtungen – auch bei einer kleinen Rallye. Die neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter absolvieren ein Vorpraktikum als Einstieg in die Ausbildung zum Heilerziehungspfleger, ein Freiwilliges Soziales Jahr, einen Bundesfreiwilligendienst oder einen Europäischen Freiwilligendienst und arbeiten sowohl in den Wohngruppen, Werkstätten und Fördergruppen wie in den Förderzentren mit. Der Einführungstag wurde vom Praktikantenteam organisiert mit dem Schwerpunkt des gegenseitigen Kennenlernens und des Kennenlernens von Kloster und Stiftung. Viele Bereiche – gemeinsame Ziele Dem diente auch eine Rallye in verschiedene Bereiche der Behindertenhilfe in Heiligenbronn. An jeder der Stationen in Werkstatt, Förderbereich, Blindenwerkstatt, Kirche, Schule, Wohngruppe, Sozialdienst und Ehrenamtsbüro erhielten die Freiwilligen ein Puzzlestück, das schließlich am Ende das Logo der Stiftung ergab. So bekamen alle auch einen Einblick in die anderen Bereiche, in denen sie nicht selbst arbeiten. Denn gemeinsam, so betonte das Vorbereitungsteam, sollen die Ziele der Selbstbestimmung, der Hilfe zur Selbsthilfe und der Teilhabe für die Menschen mit Behinderung umgesetzt werden. In der Hauskapelle des Klosters stellte Schwester Johanna Konrad die Schwesterngemeinschaft vor und gab einen Impuls. In Kleingruppen wurden die Motivationen zum sozialen Jahr, die Erwartungen und Befürchtungen erörtert. Auch mit einem behindertengerechten Tandem unterwegs waren die Praktikanten der Stiftung bei ihrem Einführungstag. Roland Flaig, Leiter der Behindertenhilfe, begrüßte die Praktikanten und Freiwilligen ebenfalls und unterstrich die Bedeutung ihrer Arbeit für die Behindertenhilfe. Er wünschte allen eine „schöne und prägende Zeit“. Exkursion und Taizé-Fahrt geplant Das Praktikantenteam, das die Freiwilligen in ihren Anliegen und Fragen unterstützt, gab auch schon einen Ausblick auf die Veranstaltungen und Angebote für die Freiwilligen im kommenden Jahr. So gibt es monatlich von Fachkräften der Stiftung Einführungen zu den Themen Begleitung von Blinden und Sehbehinderten, Hörschädigung, Taubblindenarbeit, Verhalten im Notfall, psychische Auffälligkeiten, Finanzierung sowie Kloster und Glaube. Auch eine Exkursion wird geplant sowie eine Fahrt nach Taizé. Monatlich gibt es auch einen Stammtisch. Im Schulzentrum St. Benedikt unterhielten sich die Teilnehmer bei ihrer Rallye auch mit einer Schülerin. Fotos: Warwas Ansprechpartnerin für die Bewerbung: Michaela Warwas, Tel. 07422/569-466, E-Mail [email protected]. Katharina Fiesel franziskus-Bote 4/2014 | 19 Jubiläum und Tage der offenen Tür im Altenzentrum St. Josef DAS RUNDERNEUERTE HAUS SOLL EIN LEBENDIGER TEIL DER STADT SPAICHINGEN BLEIBEN Spaichingen. Das 25-jährige Jubiläum und der Abschluss von Generalsanierung und Umbau des Altenzentrums St. Josef in Spaichingen wurde mit einem umfangreichen Festwochenende im Oktober gefeiert. Die neuen Wohnbereiche fanden dabei großen Anklang. Groß war das Interesse daran zu sehen, was in dreieinhalb Jahren Baumaßnahmen herausgekommen ist. So begann auch schon der Festakt mit Hausführungen durch Regionalleiterin Nadja Merkle und die beiden Sozialdienstmitarbeiterinnen Sarah Keller und Elena Breithaupt, die dann auch am Sonntag beim Tag der offenen Tür fast laufend Führungen anboten. Und die Resonanz lautete unisono: „Das neu Enstandene kann sich sehen lassen!“ Beim Festakt zum Jubiläum und dem Sanierungsabschluss von St. Josef vor dem neuen Eingang: (von links) MdL a.D. Franz Schuhmacher, Generalvikarin Schwester Dorothea Thomalla, Architekt Peter Koczor, Regionalleiterin Nadja Merkle, Altenhilfe-Leiter Boris Strehle, Generaloberin Schwester Agnes Löber, Bürgermeister a. D. Albert Teufel und die Stiftungs-Vorstände Hubert Bernhard und Michael Wollek. Fotos: Ronecker, Graf Mittagstisch an der Glasfront Verwaltungskraft am neu eingerichteten Pfortenplatz heißt die Besucher willkommen. Im neu gestalteten Eingangsbereich findet jetzt der Offene Mittagstisch täglich seinen Platz an der Glasfront, eine Litfaßsäule sorgt für neue Infos und eine Die neue Tagespflege fand ebenso Bewunderung wie die neu eingerichteten Wohngruppen auf vier Stockwerken, die durch einen Anbau Platz gewonnen haben. Nicht nur neue Zimmer wurden eingebaut, sondern das ganze Haus modernisiert und bewohnerfreundlich umgestaltet. Jetzt haben die vier Wohngruppen helle und einladende Gemeinschaftsräume mit viel Bewegungsraum und einer durchgehenden Präsenz durch Mitarbeiter der Pflege, der Betreuung und Hauswirtschaft. Festgottesdienst mit Jugendchor Auch Bewohner und Tagespflegegäste stießen mit an beim Sektempfang im Edith-Stein-Haus nach dem Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche von Spaichingen. 20 | franziskus-Bote 4/2014 Ein ökumenischer Festgottesdienst in der Spaichinger Stadtpfarrkirche läutete das Festprogramm ein. Der katholische Pastoralreferent Thomas Blessing, auch bei der Band mit der Gitarre dabei, und der evangelische Pfarrer Matthias Figel sagten „Danke“ für 25 Jahre St. Josef und „Danke“ für den Abschluss der Bauarbeiten. Die Baumaßnahme mitten im Alltag sei eine Herausforderung gewesen, erinnerte Blessing, die viel Einfühlnahme und Verständnis verlangt habe. In ihrer Bibelauslegung setzten Pfarrer Figel und Pastoralreferent Blessing den Marsch des Volkes Israel ins Gelobte Land parallel zu den Umbauarbeiten des Altenzentrums, welches nun „moderner, offener und freundlicher“ wirke. Der Spaichinger Jugendchor „Swinging Pool“ unter Leitung von Georg Fehrenbacher ließ dann auch ein „Halleluja“ folgen. Er gestaltete die Feier schwungvoll mit neuen Liedern aus dem neuen „Gotteslob“. Mitarbeiterinnen von St. Josef sprachen die Fürbitten für das Haus, die Bewohner, Mitarbeiter und Angehörigen. Mithilfe aus Nachbar-Altenzentren Im angrenzenden Edith-Stein-Haus schloss sich ein Sektempfang an. Eine Gruppe Ehrenamtlicher aus dem Dr.Karl-Hohner-Heim in Trossingen übernahm dort den ganzen Abend die Bewirtung unter der Leitung der Hauswirtschaftsmeisterinnen Irina Peters und Heike Birk, damit auch alle Spaichinger Mitarbeiter getrost mitfeiern konnten. Auch das Festmenü im herbstlich dekorierten Saal, dessen Gänge zwischen den Grußworten aufgetischt wurden, hatte ein Küchenteam aus den benachbarten Stiftungs-Altenzentren kreiert. Die Heimköche Sabrina Gems, Fred Merk, Beate Seeburger und Heiko Schwabe stellten mit einem FünfGänge-Menü ihr außerordentliches Können unter Beweis. Den Reigen der Ansprachen eröffnete Stiftungs-Vorstand Hubert Bernhard mit dem Zitat „Lieber Staub aufwirbeln als Staub ansetzen“. Im laufenden Betrieb von St. Josef jeden Quadratmeter umzubauen, habe etwa auch 100 hausinterne Umzüge mit sich gebracht, um alle Bewohnerzimmer renovieren zu können. Die Baumaßnahme sei notwendig geworden durch veränderte Ansprüche. Über 8 Millionen Euro Baukosten kamen in den dreieinhalb Jahren zusammen, Hausführungen waren sehr begehrt beim Tag der offenen Tür in St. Josef: hier erläutert Sozialdienstmitarbeiterin Elena Breithaupt (Mitte) einer Gruppe die Anordnung der neuen Wohngruppen. berichtete Bernhard. Er dankte Land und Landkreis für die öffentlichen Fördermittel in Höhe von fast 1,8 Millionen Euro und der ARD-Fernsehlotterie „Ein Platz an der Sonne“ für den Zuschuss von 500.000 Euro. Der Vorstand dankte aber auch den Mitarbeitern, die dafür sorgten, dass die alten Menschen sich auch während des Umbaus wohlfühlen konnten. Er sei überzeugt, dass St. Josef „ein lebendiger Teil der Stadt Spaichingen bleibt“. Klare Linien entwickelt Architekt Peter Koczor, bemerkte Regionalleiterin Nadja Merkle, habe „aus dem verwinkelten Grudriss von St. Josef die klaren Linien entwickelt“. Koczor schilderte die Grundzüge des Umbaus im Hinblick auf ein modernes Pflegekonzept, aber auch den Einbau eines Blockheizkraftwerks und vielfältige Brandschutzmaßnahmen. Die größte Geboten war am Tag der offenen Tür auch für die junge Generation einiges wie hier die Hüpfburg im Eingangsbereich. planerische Herausforderung sei es gewesen, bei voller Belegung des Hauses umzubauen und zu sanieren. 33 Firmen und 8 Ingenieurbüros waren beteiligt. Einsatz für Fördermittel Der Kreis-Sozialdezernent Bernd Mager freute sich über diesen schönen Tag für die Bewohner von St. Josef. Er hatte sich dafür eingesetzt, dass St. Josef als letztes Pflegeheim im Landkreis noch öffentliche Fördermittel erhielt. Der Spaichinger Bürgermeister Hans-Georg Schuhmacher sprach seine Glückwünsche für das „runderneuerte“ Haus aus. Ältere Menschen bräuchten das Zusammenleben. „Sie setzen ein Zeichen der Menschlichkeit in die Stadt hinein“, anerkannte Schuhmacher. Josef und Franziskus als Vorbilder Der ehemalige Landtagsabgeordnete und Stiftungsrat Franz Schuhmacher erinnerte an die Debatten vor 25 Jahren, wo das neue Altenheim gebaut werden solle: „Die Menschen im Alter sollen dorthin, wo sie ein ganzes Leben bewirkt haben“, fanden die Gemeinderäte schon damals. In Bezug auf Stiftung und Altenzentrum sagte Schuhmacher: „Josef und Franziskus sind zwei wunderbare Vorbilder für das Haus“ – die Menschen, die in ihrem Sinne wirkten, hielten unsere Gesellschaft zusammen. franziskus-Bote 4/2014 | 21 Regionalleiterin Nadja Merkle ehrte die Männer und Frauen der ersten Stunde, die vor 25 Jahren in St. Josef begannen und heute noch mitarbeiten oder dem Haus verbunden sind. Sie hätten „Engagement und Herzblut mitgebracht“ und seien viele neue Wege mitgegangen. Junge Stimmen und alte Bilder Musikalisch wurden Festakt und Tag der offenen Tür durch die vielseitigen und stimmsicheren jungen Frauen der Gruppe „Sowieso Wir“ und den Mitarbeiter und Songwriter Kevin Seyfried bereichert. Am Samstag kamen Angehörige und Bewohner zu Festgottesdienst und Em- pfang zusammen. Am Sonntag gab es bei schönstem Herbstwetter neben vielen kulinarischen Angeboten auch Verkauf von Gebasteltem, Kinderecke, Blutdruckmessungen, Massagen, Glücksrad und Clownsdame sowie einen Bilderrückblick zu den 25 Jahren von St. Josef. Ewald Graf Herbstandacht im Altenzentrum St. Elisabeth Rottweil SINGKREIS BEREICHERT DIE FEIER Rottweil. Für eine Feier im Garten war es denn doch zu kühl – dennoch genossen die Senioren, Mitarbeiter und zahlreichen Gäste die ökumenische Herbstandacht im Foyer des Rottweiler Altenzentrum St. Elisabeth. Hauswirtschaftsleiterin Ute Wingert und ihr Mitarbeiterteam hatten sich auch in diesem Jahr besonders viel Mühe gegeben, den Erntealtar liebevoll zu gestalten. Auch Frieden bedeutet Reichtum Gehalten wurde die Andachtsfeier von Pfarrer Christian Honold und Wortgottesdienstleiterin Renate Kubitzki. Pfarrer Honold dankte in seiner Predigt für den reichen Erntesegen, der uns erneut beschert wurde. Reichtum beschränke sich aber nicht nur auf die materielle Ebene. Gerade angesichts des großen Elends und der zahlreichen Krisen und Kriege in vielen Ländern sollten wir auch dankbar sein für den Frieden und die Freiheit, die in unserem Land herrschten. Zugleich hob er die Verantwortung hervor – die Verantwortung, auch diese Form von Reichtum überhaupt zu erkennen, zu schätzen und nach Möglichkeit zu teilen. Erfreulicherweise hatten Horst Bornefeld (Geige) sowie der Seniorensingkreis unter der Leitung von Eva-Maria Kadelbach sich bereit erklärt, die musikalische Umrahmung der Feier zu gestalten. Singkreis sucht noch Sänger Frau Kadelbach zog vor einigen Jahren in die Betreute Wohnanlage Ritterstraße, die sich in direkter Nachbarschaft zu St. Elisabeth befindet. Um nicht „völlig einzurosten“, hatte sie sich den Aufbau Der Seniorensingkreis aus der Betreuten Wohnanlage Ritterstraße beteiligte sich an der Gestaltung der Herbstandacht in der Hauskapelle des Altenzentrums St. Elisabeth. Fotos: Marchfeld 22 | franziskus-Bote 4/2014 Die Hauswirtschaftsmitarbeiterinnen sorgten für eine zum Erntedank passende herbstliche Dekoration. und die Leitung eines Seniorenchors als neues Hobby auserkoren. Dieser Kreis ist zwischenzeitlich auf die stattliche Zahl von derzeit 34 aktiven Teilnehmern angewachsen – „wenn alle kommen“. Dennoch würde man sich über Zuwachs sehr freuen. Besonders die männlichen Stimmen (4 an der Zahl) seien eher knapp vertreten. Wer also Lust an Musik und Gesang hat, kann sich gerne mit Eva-Maria Kadelbach in Verbindung setzen (Tel. 0741 4407256). Anfragen für Auftritte hat der Chor übrigens zahlreiche. Im Anschluss an die Ernteandacht hatten die Heimbewohner, Gäste und natürlich die Mitglieder des Chors die Möglichkeit, sich bei einem an die Jahreszeit angepassten leckeren Abendessen zu stärken und auszutauschen. Kai Marchfeld Ehemalige Werkstattbeschäftigte im Altenzentrum St. Elisabeth SPRUNG AUF REGULÄREN ARBEITSPLATZ GESCHAFFT Rottweil/Heiligenbronn. Über einen ausgelagerten Arbeitsplatz hat die 30-jährige Daniela Sager aus Rottweil den Sprung von der Werkstatt für behinderte Menschen auf einen regulären Arbeitsplatz geschafft – und das innerhalb der stiftung st. franziskus heiligenbronn von einer Einrichtung zur anderen. In der Werkstatt der Stiftung in Heiligenbronn besuchte die seh- und lernbehinderte Daniela Sager den Berufsbildungsbereich. Schon bei einem Praktikum im Altenzentrum St. Veronika in Dunningen merkten sie und ihre Betreuer schnell, dass sie im Umgang mit alten Menschen ihre Stärken hat. Da sie in Rottweil wohnt, absolvierte sie auch bereits im Altenzentrum St. Elisabeth der Stiftung ein Praktikum. Als Küchenhelferin bei Bewohnern Nach Abschluss der BerufsbildungsMaßnahme 2010 verblieb Daniela Sager dann nicht in der Heiligenbronner Werkstatt, sondern arbeitete in St. Elisabeth als Küchenhelferin auf einem ausgelagerten Arbeitsplatz. Im Wohnbereich Freuen sich über den neu geschaffenen Arbeitsplatz im Altenzentrum St. Elisabeth Rottweil: die Stiftungs-Mitarbeiterinnen (Mitte von links) Daniela Sager, Sylvia Bültmann und Ursula Fackler sowie Anke Schmidt vom Integrationsfachdienst. Foto: Graf „Schwarzes Tor“ im dritten Obergeschoss kümmerte sie sich seither um das Richten des Frühstücks und der anderen Mahlzeiten, Eindecken, Spülen und die Unterstützung der Bewohner bei den Mahlzeiten, Beziehen der Betten und andere Sonderdienste. Die selbständige und abwechslungsreiche Tätigkeit und der direkte Kontakt zu den Menschen gefallen ihr. In Teamlei- terin Petra Zeller hatte sie von Anfang an ihre Anleiterin und Ansprechpartnerin, aber auch bei den anderen Kolleginnen im Team fand sie stets Unterstützung. Auch innerhalb der Einrichtung ist sie inzwischen gut integriert. Schulungen in Heiligenbronn Ursula Fackler vom Sozialdienst der Stiftungs-Werkstatt betreute Daniela Sager über die Jahre hinweg auf ihrem Außenarbeitsplatz und besprach mit ihr und ihrer Anleiterin auch die individuelle Förderplanung. Einmal in der Woche war Daniela Sager in Heiligenbronn und nahm dort an Schulungen zu Pflege und Hygiene in der Sonderberufsschule der Stiftung teil. Auch bei der Arbeitsorganisation wurde sie unterstützt. „Ein toller Erfolg für uns alle!“ Daniela Sager (links) wurde von Beginn an durch Teamleiterin Petra Zeller (rechts) als Ansprechpartnerin begleitet und unterstützt. Foto: Marchfeld Die Übernahme in ein festes Anstellungsverhältnis in St. Elisabeth wurde jetzt von Ursula Fackler angeregt. „Der Sprung von der WfbM auf den ersten Arbeitsmarkt kommt nur sehr selten vor“, berichtet Ursula Fackler. „Das ist somit ein toller Erfolg für uns alle!“ franziskus-Bote 4/2014 | 23 Hilfe durch Fachdienst Für die Umstellung des Arbeitsverhältnisses leistete der Integrationsfachdienst Schwarzwald-Baar-Heuberg große Dienste. Dessen Leiterin Anke Schmidt war in regelmäßigem Kontakt mit Ursula Fackler. Mit der Aussicht auf die Übernahme in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung startete Schmidt vor einem halben Jahr auch eine intensive Beratung von Daniela Sager selbst und allen Beteiligten, informierte über die Fördermöglichkeiten, zunächst durch die Agentur für Arbeit, und half bei den Antragstellungen. Sie steht auch weiterhin als Fachberaterin der Hausleitung und Daniela Sager zur Seite und freut sich ebenfalls über diesen Schritt. Eine personelle Kontinuität sei für die Förderung schwerbehinderter Menschen am Arbeitsplatz sehr zuträglich, ist ihre Erfahrung. bereich wie bisher, aber als Angestellte in St. Elisabeth direkt. Hintergrund ist die Ausweitung des Demenzbetreuungskonzepts mit aktivierender Alltagsbegleitung auch auf diesen Wohnbereich von St. Elisabeth. Weitere Alltagsbegleiterinnen des Hauses wechselten hinzu. Seit September Betreuungskraft Sylvia Bültmann, seit 2013 Hausleiterin des Altenzentrums St. Elisabeth, kennt Daniela Sager bereits von Anfang an aus ihrer Pflegetätigkeit. „Es passt hier einfach“, sagt sie zur Übernahme von Daniela Sager. Seit 1. September arbeitet die 30-jährige nun in Teilzeit als Alltagsbegleiterin auf demselben Wohn- Einen neuen Zukunftswunsch hat Daniela Sager auch schon: eine eigene Wohnung. Auch dabei kann sie auf Unterstützung zurückgreifen, die die Behindertenhilfe der stiftung st. franziskus heiligenbronn mit dem Ambulant-Betreuten Wohnen anbietet. Ewald Graf 10 Jahre Altenzentrum St. Veronika in Dunningen „WEICHEN ZUM MENSCHEN HIN“ SIND GESTELLT Dunningen. Das Altenzentrum St. Veronika Dunningen feierte mit Gottesdienst und Festakt sein 10-jähriges Bestehen gemeinsam mit den Partnern des Seniorenzentrums „Haus am Adlerbrunnen“. Mit den Bewohnern, Angehörigen, Mitarbeitern und Gästen feierte Pfarrer Hermann Barth zunächst einen Dankgottesdienst in der voll besetzten Begegnungsstätte des Seniorenzentrums. Die Gemeindelieder wurden von einer Instrumentalgruppe mit Rosi Storz, Elisabeth Müller und Ursula Jauch umrahmt. Die Weichen für eine gute Zukunft, nämlich die „Weichen zum Menschen hin“, seien gestellt in St. Veronika, sagte der Geistliche. Der Auftrag des Evangeliums, in diesem Fall für alte und pflegebedürftige Menschen da zu sein, werde hier erfüllt. Pfarrer Barth mahnte in seiner Predigt, dass die Frage „Wer ist mein Nächster?“ aktueller denn je sei und Beim 10-jährigen Jubiläum des Dunninger Altenzentrums St. Veronika führte Hausleiterin Susanne Donderer interessierte Gäste durch die gemütlich eingerichteten Gemeinschaftsräume der beiden Wohngruppen. Foto: Graf 24 | franziskus-Bote 4/2014 folgerte: „Einen Übernächsten darf es nicht geben!“ Barth dankte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren Dienst mit „Herz, zugewandtem Gesicht und Händen“. Stiftungs-Vorstand Michael Wollek machte in seiner Ansprache deutlich, dass die zehn Jahre eine Zeit schon vieler Veränderungen gewesen seien. Er dankte allen, die es ermöglicht haben, dass dieses Haus entstehen konnte, dankte Leitung und Mitarbeitern für ihren Einsatz und befand, dass St. Veronika sehr gut in die Gemeinde eingebunden sei – das sei „etwas Wunderbares und nicht selbstverständlich“. Dem Bürgermeister a.D. Gerhard Winkler überreichte Wollek eine von den Heiligenbronner Schwestern gestaltete Kerze und für seinen Nachfolger Dr. Stephan Kröger gab es eine „Energiebürste“ aus der Blindenwerkstatt. Pflegeheime bleiben unverzichtbar Die Glückwünsche des Landkreises richtete Sozialdezernent Bernd Hamann aus. So wünschenswert es sei, dass älter werdende Menschen zu Hause wohnen bleiben könnten, so unverzichtbar blieben die Pflegeheime angesichts der demografischen Entwicklung. Die Zuschüsse von Land und Landkreis für St. Veronika ermöglichten jetzt, dass die Pflegesätze an der unteren Grenze verbleiben könnten. Aufgabenfülle im Seniorenzentrum Bürgermeister Kröger sah die Eröffnung von St. Veronika 20014 als einen Meilenstein für die Gemeinde und sprach anerkennend von einer „beachtlichen Aufgabenfülle“, die im Seniorenzentrum bewältigt werde vom Hauscafé, dem altersgerechten Wohnen und der Tagespflege bis zur Schwerstpflege. Dieses Zentrum sichere den Verbleib der Menschen in der örtlichen Gemeinschaft. „Herzlichkeit der Pflegenden hautnah erlebt“ Altbürgermeister Gerhard Winkler, der schon vor dem Bau des Seniorenzentrums auf die stiftung st. franziskus heiligenbronn zugegangen war, dankte der Stiftung für ihr Engagement wie auch den Zuschussgebern und den Mitarbeitern der ersten zehn Jahre. „Ich konnte die Herzlichkeit der hier pflegenden Menschen hautnah erleben“, berichtete er. Winkler forderte aber auch, dass die Pflegeversicherung dringend aufgestockt werden müsse. Sowohl die Profis wie die ehrenamtlichen Mitarbeiter würden in der Altenpflege gebraucht. Regionalleiter Dietmar Zisterer von der Stiftung dankte für den Einsatz der Mitarbeiter aus St. Veronika wie auch dem Hauswirtschafts- und Küchenteam aus St. Elisabeth Rottweil, die für Dekoration des Saals und Festmenü sorgten. Musik und Massage Alleinunterhalter Hans Werner Martin sorgte für die Musik des festlichen Nachmittags und Mitarbeiterinnen aus St. Veronika boten im Foyer Handmassagen, Bastelarbeiten und Flohmarktartikel an. Hausleiterin Susanne Donderer führte interessierte Gäste durch die beiden gemütlich eingerichteten Wohnbereiche von St. Veronika und den beschützten Garten. Ewald Graf St. Anna-Lädle erfreut sich regen Zuspruchs DAS SCHWÄTZCHEN BEIM EINKAUF GEHÖRT DAZU Tuttlingen. Jeden Samstagmorgen nach dem Frühstück ist in den Wohnbereichen des Altenzentrums St. Anna in Tuttlingen Spannung und Aufregung zu spüren. Die Bewohnerinnen und Bewohner machen sich bereit für ihren „Wocheneinkauf“. Dazu müssen sie sich jedoch nicht anziehen und bei Wind und Wetter aus dem Haus – nein, der Einkaufsladen kommt direkt zu ihnen ins „Wohnzimmer“. große Lust verspürt. Im Angebot sind Bonbons und Schokolade, Kekse und Salzstangen bis hin zu Hygieneartikeln, Socken und Rätselheften – vieles, was das Herz von Bewohnern und auch Mitarbeitern begehrt. Dinge, die man schon früher gern eingekauft hat Die Idee entstand bereits im vergangenen Jahr vor allem mit dem Ziel, die Bewohner mit einem zusätzlichen Angebot für Einzelbetreuung zu erreichen – der Einkaufsladen sozusagen als Medium der Kontaktaufnahme, der Kommunikation und der Biografiearbeit. Schon nach drei Monaten ist der mobile Kiosk, das „St. Anna-Lädle“, im Altenzentrum der Stiftung eine wichtige Einrichtung geworden, in der man alle die guten Dinge kaufen kann, die man im Haus nicht jeden Tag bekommt, die man schon früher immer gerne eingekauft hat oder auf die man gelegentlich Und wie gelingt so etwas besser als über süße Verführungen? Ein kleiner Laden, wie er früher oft die Menschen beim Einkauf zu einem Schwätzchen animiert hat, wenn man warten musste. Wo man am Samstagmorgen Bekannte und Nachbarn getroffen hat, wo über Das Sortiment des „St. Anna-Lädles“ umfasst Dinge, die man nicht jeden Tag bekommt, oder auch welche, die man gern einkauft. Persönliches, Geschäftliches und sogar über die große Weltpolitik gesprochen wurde. franziskus-Bote 4/2014 | 25 Fahrdienst eingekauft und zu günstigen Konditionen an die Bewohner abgegeben. Oft können auch ganz bestimmte Wünsche geäußert werden und es wird Betreuungsmitarbeiterin Petra Schwarz im Gespräch mit St. Anna-Bewohnerin Helene Knaisch beim Einkauf am mobilen Kiosk im Altenzentrum. Fotos: Zuber Glocke kündigt Verkauf an Jeden Samstag von 9 bis 12 Uhr ist das „Lädle“ im Haus unterwegs. Mit einer großen Glocke kündigt es sich an, so dass alle Interessierten schon aufhorchen. Die Betreuungskräfte steuern jedes Bewohnerzimmer an und es entspinnt sich ein Gespräch über das Angebot, über Vorlieben und Abneigungen, über Dinge, die man früher kaufen konnte, oder Dinge, die man sich nicht oder nicht so oft leisten konnte. In jedem Fall erweckt der kleine Laden bei jedem Bewohner Interesse und oft auch ein bisschen Kauflust. Da werden Kräuterbonbons für den Hals gekauft, eine Tafel Schokolade für die Enkelkin- der oder ein Haarspray, das gerade ausgegangen ist, ein Rätselheft für den verregneten Nachmittag und die Lieblingskekse als Betthupferl. versucht, auch diese zu berücksichtigen. Nicht der Gewinn ist das Ziel, sondern der Spaß am Einkaufen, die Möglichkeit, selbst auszuwählen, selbst zu entscheiden und auch selbst zu bezahlen. Für viele Bewohner, die das Haus kaum noch selbständig verlassen können und die meist darauf angewiesen sind, dass Angehörige oder Mitarbeiter notwendige Dinge im Auftrag besorgen, ist es eine gute Erfahrung, wieder selbst einkaufen zu gehen. Für Bewohner, die kein Bargeld zur Hand haben, wird der kleine Betrag vom Taschengeldkonto abgezogen, sodass sich jeder etwas vom „Lädle“ holen kann. Spaß am Einkaufen das Ziel Auch für Bewohner mit Demenz ist das Lädle anregend, vielleicht nicht immer wegen der Einkäufe, es werden aber in jedem Fall Erinnerungen geweckt. Und wenn die Entscheidungsfähigkeit nicht mehr vorhanden ist, so kann die Mitarbeiterin oft helfen, etwas Leckeres auszusuchen, was den Geschmack der „Kundin“ oder des „Kunden“ sicher trifft. Die Waren werden wöchentlich vom Seit dem Sommer zieht das „St. AnnaLädle“ nun jede Woche durch das Haus. Nach wie vor sind die Bewohnerinnen und Bewohner, die Angehörigen und auch die Mitarbeiter ganz begeistert von dem neuen Angebot und freuen sich schon auf den Samstagvormittag. Besonders das Ziel der Kommunikation, der Aktivierung und der individuellen Gespräche wird mit dem „Lädle“ mehr als erfüllt. Roberta Zuber Öffentlichkeitsarbeit der Altenhilfe-Region Tuttlingen „LERNEN SIE UNS KENNEN, BEVOR SIE UNS BRAUCHEN“ Tuttlingen. Am 12. Oktober war es wieder soweit. Die Jahresplanung für die Öffentlichkeitsarbeit der Altenhilfe-Region Tuttlingen sah einen Termin auf dem Tuttlinger Gesundheitsmarkt vor, einem verkaufsoffenen Sonntag mit vielen Aktionen rund um das Thema Gesundheit und Dienstleistung. Als wir vom Sozialdienst auf dem Tuttlinger Marktplatz eintrafen, waren wir bereits 26 | franziskus-Bote 4/2014 in bester Gesellschaft von anderen sozialen Organisationen, die ebenfalls mit den Besuchern in Kontakt kommen wollten. Wir hatten dieses Mal einen Pavillon dabei, um unsere Infomaterialien und den Thermomix vor dem unsteten Wetter zu schützen. Kaum hatten wir aufgebaut, kam schon die erste Interessentin, die sich für den Thermomix interessierte. Wir erklärten ihr, dass diese hochwertigen Küchengeräte in den Wohnbereichen unserer Altenzentren genutzt werden, um zum Beispiel vitaminreiche und frische Fruchtsäfte – sogenannte Smoothies – für die Bewohner herzustellen. Genau dieses taten wir auch auf dem Gesundheitsmarkt und gaben für die Besucher kleine Kostproben ab. Unsere Botschaft dungsbörse und nicht zuletzt die Infostände bei den hauseigenen Festen wie „Tag der Vereine“ im Bürgerheim oder „Goldener Oktober im Holderstöckle“, einem Highlight in St. Anna Tuttlingen. Vortragsreihe über Demenz Beim Stand der Stiftungs-Altenzentren auf dem Tuttlinger Gesundheitsmarkt gab es nicht nur Infomaterial, sondern auch Vitamine und Mineralstoffe für die Besucher. Christine Liebermann (links) produziert frische Säfte, während Ulrika Kumpart daneben Interessenten berät. Foto: Eberhard war, niederschwellig über Kompetenzen unserer Häuser zu informieren, die den meisten Interessenten gar nicht bewusst sind, zum Beispiel das Ernährungskonzept in unseren Einrichtungen mit frischen und regionalen Produkten, auch aus der Stiftungs-Landwirtschaft. denkt, was eine simple Werbeanzeige in der Zeitung kostet, sind diese Ausgaben im Verhältnis eher gering. Diese Aktion ist sehr erfolgreich, zumal die Lose kostenlos sind – bei uns im Schwabenländle ein nicht unwichtiges Detail. Altenzentren als Orte des Lebens Ein weiterer Hintergrund für die Saftaktion war natürlich, mit den Menschen überhaupt erst mal in Kontakt zu kommen, was gar nicht so einfach ist. Mit reinen Infoständen, so unsere Erfahrung, lockt man nur wenige an den Stand. Oft mussten wir hören: „Das brauchen wir noch nicht, soweit sind wir noch nicht.“ Unser Motto ist aber: ‘Lernen Sie uns kennen, bevor Sie uns brauchen’. Doch wie kann man dieses Anliegen den vorbeieilenden Passanten nahebringen? Mit kleinen Aktionen, so haben wir festgestellt. Gewinnspiel gehört dazu Seit längerem immer bei uns im Programm ist ein Gewinnspiel. Jedes Los gewinnt. In der Ausschüttung hatten wir Preise wie Kaffee und Kuchen in unseren Cafeterien, Gutscheine für den Besuch des Offenen Mittagstisches, einen Eisbecher, einzunehmen in der Cafeteria, oder Gewinne wie Stofftaschen oder Kugelschreiber – jedes Los gewinnt eben. In der Regel haben wir ca. 100 Preise in der Lostrommel, doch wenn man be- Warum machen wir das überhaupt? Wir wollen Menschen, die mit Heimen bislang nichts zu tun hatten und die unter Umständen sogar ein negativ gefärbtes Bild über Heime aus den Medien verinnerlicht haben, in unsere Altenzentren bringen. Wir möchten die Altenzentren öffnen, wir möchten zeigen, dass diese Einrichtungen Orte zum Leben und Wohlfühlen sind. Jedes Gespräch ein Saatkorn Aber auch durch die Losaktion an sich kommt man mit den Leuten ganz ungezwungen, oft über Spaß und Humor ins Gespräch. Und jedes Gespräch, jede Kommunikation ist das Saatkorn für eine spätere Kundenbeziehung. Die Aktion auf dem Gesundheitsmarkt ist nur ein Beispiel für eine ganze Reihe von Aktionen, die wir dieses Jahr und in den Vorjahren durchgeführt haben. Im ähnlichen Stil verliefen unsere Präsenz auf dem Tuttlinger Wochenmarkt, ein Stand auf der Fridinger Gewerbeschau, bei der Tuttlinger Gesundheitsmesse in der Stadthalle, bei der Ausbil- Etwas anders konzipiert sind die weiteren Bausteine unserer regionalen Öffentlichkeitsarbeit. Wir sind uns bewusst, dass wir sehr fachkompetente Mitarbeiter haben – nicht zuletzt, da auf Fortund Weiterbildung bei uns sehr großer Wert gelegt wird. So lag nahe, dass diese Fachkompetenz auch Externen zunutze gemacht werden sollte. Schon war unsere Fortbildungsreihe „Demenz“ für betroffene Angehörige aus der Taufe gehoben. In fünf Modulen haben diese Fortbildungen dieses Jahr im Altenzentrum St. Anna stattgefunden. Themen wie Kommunikation, basale Stimulation, sinnvolle Aktivierung und Beschäftigung von Menschen mit Demenz erreichten durchschnittlich 40 interessierte Zuhörer. Diese Art der Vertrauensbildung hat sich sehr bewährt und soll auch im nächsten Jahr fortgesetzt werden. Bereits im franziskus-Bote vorgestellt wurde die Kooperation mit den Schulen. So hat es sich etabliert, dass unser Sozialdienst jährlich einen Einführungsunterricht in ausgewählten Schulklassen hält. Die Vermittlung von Wissen über das Leben der alten Menschen in den Altenzentren ist nicht zuletzt auch Öffentlichkeitsarbeit. Öffentlichkeitsarbeit macht Spaß und hat immer mit der Beziehung zu Menschen zu tun. Gerade in Kleinigkeiten zeigt sich der Wert unserer Öffentlichkeitsarbeit. Wenn etwa ein alter Mensch, mühsam und gebeugt, ins Altenzentrum zur Beratung kommt und danach einfach spontan und ungeplant nach Hause gefahren wird. Öffentlichkeitsarbeit muss nicht viel sein – doch sie zu machen ist ein Muss! Ralf Eberhard franziskus-Bote 4/2014 | 27 Ehrungen der Stiftungs-Altenhilfe 45 JUBILARE BEDEUTEN REKORDZAHL AN ERFAHRUNG Schömberg/Heiligenbronn. Zu einem festlichen Abend lud die stiftung st. franziskus heiligenbronn ihre diesjährigen Dienstjubilare aus dem Aufgabenfeld Altenhilfe in die „Waldschenke“ nach Schömberg. Altenhilfe-Leiter Boris Strehle freute sich über die Rekordzahl von 45 Jubilaren. Unter den Geehrten feierten allein 11 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihr 25-jähriges Dienstjubiläum, darunter 7 aus dem 25 Jahre alten Spaichinger Altenzentrum St. Josef, die dort also von Anfang an dabei waren. Auch aus dem Dunninger Altenzentrum St. Veronika, das vor 10 Jahren eröffnet wurde, waren 6 Frauen und Männer der „ersten Stunde“ unter den Geehrten. In Summe aller Jubilarinnen und Jubilare seien das „unglaubliche 665 Jahre an Erfahrung und Leistung“, hatte Boris Strehle errechnet. Er erinnerte in seiner Ansprache auch an wichtige Ereignisse der Eintrittsjahre wie an den Mauerfall in Berlin vor 25 Jahren 1989, als die dienstältesten Jubilare in den Altenzentren begannen. Strehle hoffte, dass die Jubilare sich zurückerinnern an viele schöne Begeg- nungen in ihrer Dienstzeit, an besondere Beziehungen wie auch einschneidende Erlebnisse und dass sie der Stiftung noch viele weitere Jahre erhalten bleiben. Auch wenn sich Arbeitsabläufe verändert hätten, sei doch der Kern Ihrer Arbeit immer der gleiche geblieben: „Sie tragen Ihren Teil dazu bei, dass ältere Menschen die Fürsorge und Hilfe bekommen, die sie brauchen.“ „Nächstenliebe wird erlebbar“ Der Altenhilfe-Leiter ebenso wie Stiftungsvorstand Michael Wollek und die Regionalleiter der Altenhilfe sagten den Geehrten Dank für ihren Dienst. „In Ihrer täglichen Arbeit, in Ihrem Handeln und Tun“ werde Nächstenliebe praktisch erlebbar, so Boris Strehle. Die Jubilare mit 10, 20 und 25 Jahren in der Pflege, der Hauswirtschaft und Verwaltung genossen gemeinsam mit den Leitungskräften ein festliches Menü und wurden nach persönlichen Worten des Dankes mit einer Urkunde geehrt. Die 25-jährigen Jubilare erhielten auch einen Geschenkkorb mit Heiligenbronner Produkten überreicht. Aus den Altenzentren der stiftung st. franziskus heiligenbronn kamen die langjährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ihre Regionalleiter zur Jubilarehrung in Schömberg zusammen, unter ihnen elf Jubilare mit 25 Jahren, die auch mit einem Geschenkkorb beglückwünscht wurden. Zweiter von links Stiftungs-Vorstand Michael Wollek, hinten Mitte Altenhilfe-Leiter Boris Strehle. Foto: Kallweit 28 | franziskus-Bote 4/2014 Aus dem Altenzentrum St. Josef in Spaichingen wurden geehrt: Hermann Häring, Brigitte Knaier, Rita Kühner, Jagoda Popovic, Waltraud Stelzner, Albine Winderhald, Ingrid Winkler (alle 25 Jahre), Michael Burkhardt, Cornelia Mayer, Annelie Verse (alle 20 Jahre), Olga Ewert, Eduard Gems, Swetlana Grischko, Olga Nazarenus, Irina Oldenburger, Karin Ortlib-Fischer, Gisela Penkwitz und Erika Schmidt (alle 10 Jahre). Aus dem Altenzentrum St. Ulrich Wehingen sind die Jubilare: Hausleiterin Margarete Ohnmacht-Oldach (25 Jahre), Roswitha Häring, Ludmilla Höfling, Regina Holz und Elisabeth Hussal (je 10 Jahre). Aus dem Dr.-Karl-Hohner-Heim Trossingen wurden Elfriede Zeh (20 Jahre) und Emma Massan (10 Jahre) geehrt. Aus dem Bürgerheim Tuttlingen kommen die Jubilarinnen Heidrun Speer, Gabriele Wörner (jeweils 25 Jahre) und Hausleiterin Michaela Fecht (10 Jahre). Die Jubilare aus dem Rottweiler Altenzentrum St. Elisabeth sind: Gisela Bühl (20 Jahre), Monika Ebell, Marina Häring, Martina Hibinger, Christina Münkel und Heinz Wegmann (alle 10 Jahre). Aus dem Altenzentrum St. Konrad in Zimmern wurden Dunja Eberle und Hausleiter Patrik Kreszan (je 10 Jahre) geehrt. Für 10 Jahre im Altenzentrum St. Veronika in Dunningen, das vor 10 Jahren eröffnete, wurden ausgezeichnet: Jiraporn Baier, Veronika Jäckle, Manfred Mauch, Agnes Moosmann, Sibylle Poppel und Monika Schneider. 25 Jahre in der Verwaltung der Kirchlichen Sozialstation Schramberg arbeitet Ruth Mink. Aus dem Altenzentrum St. Martin in Geislingen wurden Michaela Gröning und aus dem Luise-Poloni-Heim in Tübingen Emil Vlad (jeweils 10 Jahre) geehrt. Ewald Graf Ganztagsschulbetreuung durch das KiFaz auch in Hüfingen NEUE KOOPERATION AN DER LUCIAN-REICH-SCHULE Hüfingen. Mit einer guten Portion Nervosität und ganz viel Engagement starteten zu Beginn des Schuljahres das Ganztagsschul-Team und die Mensatruppe des Kinder- und Familienzentrums der Stiftung in der Lucian-Reich-Schule in Hüfingen. Monate der Vorbereitung, viele Gespräche und eine intensive Zeit der Personalauswahl mündeten nun endlich in den Schulalltag. Gut, dass dabei der wichtigste Kooperationspartner, Schulleiter Franz Dury, mit viel Gelassenheit und Geduld jederzeit helfend zur Seite stand. Der Auftakt in der für das KiFaz neuen Zusammenarbeit mit der Stadt Hüfingen fand bereits in den Pfingsferien statt. Unter der Leitung von Lars Wührmann konnte innerhalb weniger Wochen mit erfahrenen Mitarbeitern aus dem Ganztagsschul-Bereich und der Ferienbetreuung des KiFaz für über 20 Kinder ein tolles Ferienprogramm durchgeführt werden. Und auch in den Sommerferien hatten die Kinder mit dem Motto „Afrika“ viel Spaß. Parallel dazu wurden zwei Mammutaufgaben bewältigt: Zum einen musste ein Caterer gefunden und die Mensaarbeit neu strukturiert werden bei steigenden Schülerzahlen. Trotz einiger Anlaufprobleme haben dies die Mensa-Frauen unter der Regie von Hauswirtschaftsleiterin Siglinde Heinemann-Wehn sehr gut gemeistert. Das Ganztagsschul-Team in Hüfingen: (von links stehend) Yvonne Rothweiler, Inge Nähr, Ursula Gehringer, Teamleiterin Andrea Zimmermann, Nicole Grundmann, Luzia Hopfinger, (vorne von links) Ulrike Littke, Franco di Rosa, Helga Fünfschilling und Daniela Schüle. Fotos: Muff von 15 Uhr bis 16.30 Uhr in 25 parallelen AGs betreut. Dies war nicht nur eine logistische und personelle Herausforderung, sondern auch die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten war aufwendig. So gibt es nun einige AGs, die außerhalb der Schule stattfinden z.B. in der Stadtbücherei, dem Schwimmbad, in der Inliner-Arena in Geisingen, dem Jugendhaus oder der Bahnhofshalle (Selbstverteidigung) – diese AG’s sind besonders beliebt. Neben den AG-Angeboten sind die KiFaz-Mitarbeiterinnen auch in der Unterrichtsbegleitung und der kostenpflichtigen „Betreuten Grundschule“ tätig. Diese erweitert die Ganztagsbetreuung am Morgen vor Unterrichtsbeginn. So können Grundschüler 48 AG-Angebote pro Woche Zum anderen musste ein großes Team aus Mitarbeiterinnen, ehrenamtlichen Jugendbegleitern und Lehrern zusammengestellt werden, die nun insgesamt 48 AG-Angebote pro Woche durchführen. Am stärksten Tag, dem Mittwochnachmittag, werden über 300 Kinder Heinrici freut sich aufs Mittagessen mit Annemarie Hardekopf und Silvia Hauser vom Mensa-Team. franziskus-Bote 4/2014 | 29 bereits ab 7.30 Uhr in der Schule sein und – sofern sie nicht sowieso im Ganztagsbereich angemeldet sind – verlässlich bis 13 Uhr betreut werden. Lösungssuche im „Trainingsraum“ Im sogenannten „Trainingsraum“ stehen Mitarbeiter bereit, um Kinder und Jugendliche aufzufangen, die zeitweise nicht gut am Unterricht teilnehmen können. In enger Zusammenarbeit mit dem Lehrerkollegium und dem Schulsozialarbeiter Bernhard Hug-Schnurre werden individuelle Unterstützungsmöglichkeiten für die Schüler gestrickt. „Ich bin froh, dass wir für dieses engagierte Team an der Lucian-Reich-Schule nun auch eine kompetente Leiterin gefunden haben“, sagt Fachleiter Jürgen Muff, der für die Gesamtorganisation verantwortlich zeichnet. Andrea Zimmermann bringt Erfahrung im Schulbereich und viel Elan mit, um diese spannende und verantwortungsvolle Aufgabe zu meistern. Jürgen Muff Der Erstklässler Finn Jordan in der Modellbau-AG. Jahr der Kinderrechte in Baden-Württemberg KINDER-PARLAMENTARIER BEIM JUGENDFORUM Villingen-Schwenningen. Beim 7. Caritas-Jugendforum trafen sich ca. 200 Kinder und Jugendliche in der St. AnnaStiftung in Leutkirch. Sie alle engagieren sich als Gruppensprecher oder Jugendvertreter. Das Kinder- und Jugendparlament des Kinder- und Familienzentrums Villingen-Schwenningen war mit vier Vertretern und zwei Betreuern vor Ort. Dies waren: Ronja Minkel (Wohngruppe IN), Vivian Eberhardt (Wohngruppe U9), Kevin Wolf (Hort), Adrian Scherer (Tagesgruppe Nikolaus-Groß-Haus), Inga Schimek (Vertrauenserzieherin) und Tim Wagner (Kinderrechte-Beauftragter). Unter dem Motto „Wir sprechen mit…“ lernten die Teilnehmer des Jugendforums mehr über die Rechte von Kindern und Jugendlichen und wie sie diese zur Sprache bringen. Möglichkeiten der Partizipation Die Kinder und Jugendlichen hatten die Möglichkeit, diverse Workshops zu besuchen, welche sie im Vorfeld auswählen konnten. Vorbereitet wurden die Workshops von Kindern und Jugendlicher anderer Einrichtungen der Caritas. 30 | franziskus-Bote 4/2014 Die Teilnehmer beim Jugendforum Leutkirch, unter ihnen die Vertreter des Kinder- und Jugendparlaments im Kinder- und Familienzentrum Villingen-Schwenningen. Diese thematisierten etwa die Regeln zum Umgang mit dem Handy oder auch, welche Möglichkeiten der Partizipation den Kindern und Jugendlichen offen stehen und wie sie diese nutzen können. Der Tag begann mit einer gemeinsamen Begrüßung von Frau Triska und Herr Häusermann von den Diözesen Freiburg und Rottenburg-Stuttgart. Anschließend wurden die einzelnen Workshops für die Kinder und Jugendlichen vorgestellt. Diese mussten aufgrund des schlechten Wetters in umliegende Räumlichkeiten verlegt werden. Für die Betreuer wurde parallel eine Diskussionsrunde angeboten, welche dem Austausch unter den Kollegen aus verschiedensten Jugendhilfeeinrichtungen in Baden-Württemberg diente. Dabei standen die Kinderrechte und ihre Umsetzung in der Praxis im Mittelpunkt. Nach einem gemeinsamen Mittagessen gab es erneut Angebote wie Trommelgruppe, Bastelangebote usw., welche die Kinder und Jugendlichen nutzen konnten. Zum Abschluss des Forums präsentierten die einzelnen Workshops ihre Ergebnisse dem Plenum. Inga Schimek/Tim Wagner Einjährige Weiterbildung des KiFaz für Autismus-Begleiter MIT FORMEN DES AUTISMUS VERTRAUT GEMACHT Villingen-Schwenningen. „Fachbegleiter/Fachberater für Menschen mit Autismusspektrumsstörungen“ heißt die einjährige Weiterbildung, die das Kinderund Familienzentrum Villingen-Schwenningen in Kooperation mit dem Zentrum für Autismus-Kompetenz Südbaden anbot. 30 interne und externe Fachkräfte aus den verschiedensten Bereichen der Jugendhilfe nahmen daran teil. In acht Modulen, die jeweils an einem Wochenende stattfanden, wurden die Teilnehmer mit den Formen des Autismus vertraut gemacht. Neben viel Theorie wurde vor allem der Umgang mit autistischen Kindern und Jugendlichen vermittelt. Ziel ist es, diese jungen Menschen kompetent im (Schul-) Alltag zu begleiten, so dass sie den normalen Unterricht einer Regelschule besuchen können. Immer mehr Kinder konnten so in den vergangenen Jahren inklusiv beschult werden – auch in der Region. Organisiert wurde die Weiterbildung von Krunislav Jovic, Fachleiter für Schulbegleitung & Autismus im KiFaz. Zum Auftakt referierte Diplom-Psychologin Martina Steinhaus, die als Expertin zu den Themen Asperger-Autismus und atypischer Autismus sprach und die Runde in ihren Bann zog. Nicole Grundmann, Sarah Braun und Alexandra Scherer (von links) bei einer Selbsterfahrungs-Wahrnehmungsübung im Rahmen der Weiterbildung für Autismus-Begleiter. Foto: Jovic Weiterbildung stand er darüber hinaus noch das gesamte Wochenende als Referent und Betroffener zur Verfügung. Unter den Teilnehmern waren auch 24 Schulbegleiter des KiFaz, die bereits autistische Kinder und Jugendliche im Kreis betreuen oder in Kürze betreuen werden. Neue Fortbildung startet im Januar Fesselnder Autorenvortrag Ein besonderes Highlight, das auch von der Öffentlichkeit wahrgenommenn wurde, war die Lesung von Dr. Peter Schmid in der Festhalle Pfaffenweiler. Dr. Schmid ist selbst Autist und hat über sein bisheriges Leben und Arbeiten mehrere Bücher verfasst, die auch regelmäßig auf den Bestsellerlisten erscheinen. In einem packenden und lebendigen Vortrag hat er die Zuhörer über zwei Stunden gefesselt. Für die Teilnehmer der Für das nächste Jahr ist bereits eine Wiederholung in Planung. Diese Weiterbildung wird an 6 Wochenenden von Freitag bis Sonntag jeweils von 9 bis 17 Uhr im KiFaz stattfinden. Mit dem ersten Modul wird am 31. Januar gestartet, die weiteren Module sind bis Mitte November über das Jahr verteilt. Während dieser Weiterbildung muss eine Hausarbeit sowie eine Fall- oder Facharbeit geschrieben sowie 40 Praxisstunden nachgewiesen werden. Einige Teilnehmerinnen haben bereits im ersten Durchgang alle Module besucht, eine Hausarbeit verfasst und die geforderten Praxisstunden absolviert und damit die gesamte Weiterbildung erfolgreich beendet. Die anderen können in der zweiten Runde ab Januar einzelne Module nachholen. Für Neueinsteiger gilt dasselbe: Es kann die gesamte Weiterbildung komplett in einem Jahr absolviert werden, es können aber auch nur einzelne Module gewählt werden. Dr. Preißmann spricht im Mai Auch im neuen Jahr gibt es wieder einen spannenden öffentlichen Vortrag einer Autistin: Am Samstag, 16. Mai, berichtet die Ärztin Dr. Christine Preißmann um 19.30 Uhr im ElisabethaGlöckler-Saal in Heiligenbronn über „Autismus — Schule, Beruf & Alltag“. Krunislav Jovic und Jürgen Muff franziskus-Bote 4/2014 | 31 Die Wohngruppe Edith-Stein-Haus des KiFaz stellt sich vor FAMILIEN-LANGZEITGRUPPE BIETET STABILEN RAHMEN Villingen-Schwenningen. Das EdithStein-Haus des Kinder- und Familienzentrums im Stadtbezirk Schwenningen bietet Platz für unsere Wohngruppe mit einer Gruppengröße von 10 bis 12 Kindern und Jugendlichen. Die Mädchen und Jungen zwischen 10 und 19 Jahren leben hier auf den drei Stockwerken zusammen. Unsere vollstationäre Familien-Langzeitgruppe soll den jungen Menschen einen verlässlichen und stabilen Rahmen geben, in dem sie sich bestmöglich entwickeln und nachreifen können. In der Regel sind die Jugendlichen über einen längeren Zeitraum im Edith-Stein-Haus untergebracht. In unserem Alltag finden sich viele normale Strukturen wie in anderen Familienhaushalten auch. Wir begleiten die Kinder und Jugendlichen zum Tagesbeginn mit dem Frühstück und der Vorbereitung auf die Schule und empfangen sie wieder mit dem Mittagessen. Sonntags ins Eisstadion Unter der Woche werden sie anschließend bei den Haus- und Schulaufgaben unterstützt und abends bei Freizeitbe- Leon und Peggy beim Bogenschießen, im Hintergrund von links: Jenny, Geraldine und Jasmina auf der diesjährigen Sommerfreizeit im Allgäu. Foto: Burkart schäftigungen, verschiedenen Hobbys oder dem Besuch eines Sportvereins begleitet. An den Wochenenden stehen neben Aufräum- und regelmäßigen Putzdiensten Gruppenaktivitäten und Ausflüge im Vordergrund – der kommende Sonntagsausflug geht etwa ins Schwenninger Eisstadion zum Schlittschuhlaufen. Blick in eines der Mädchenzimmer im Edith-Stein-Haus. 32 | franziskus-Bote 4/2014 Foto: Muff Gruppenabend jede Woche Auf unterschiedliche Weise können die Jugendlichen im Gruppenalltag ihre Ideen einbringen und ihre Interessen vertreten. Die persönlichen Belange besprechen sie mit ihrem Bezugserzieher oder einem anderen Teammitglied. Im wöchentlich stattfindenden Gruppenabend werden Themen, die die gesamte Gruppe betreffen, besprochen: Putzdienste werden eingeteilt, der Essensplan fürs Wochenende aufgestellt – darunter auch der allseits beliebte Samstagsvormittagsbrunch – Ausflugsziele und Freizeitaktivitäten besprochen, Gruppenregeln diskutiert und manchmal auch verändert. Als Höhepunkt fahren wir einmal im Jahr in unsere Freizeit, welche den Jugendlichen eine besonders schöne Zeit bescheren soll. Auch diese Tage werden im Vorfeld mit den Jugendlichen besprochen und geplant. In diesem Jahr hatten wir viele besondere Momente auf unserer Sommerfreizeit im Allgäu erlebt. Gerd Burkart Junger Syrer wird vom Kinder- und Familienzentrum betreut GANZ ALLEIN AUS DEM KRIEG GEFLÜCHTET Villingen-Schwenningen. Mit dem immer größer werdenden Zustrom von Asylbewerbern steigt auch die Zahl von Minderjährigen, die mutterseelenallein nach Deutschland geflohen sind. So wie Mohammed, der mit 16 von Syrien nach Schwenningen kam. Er ist ein junger, ruhiger Mann. Erzählt er seine Geschichte, blitzt in seinen Augen auf, wie es in ihm wühlt – fast spürbar, wie sich der Schrecken des Krieges vor seinem inneren Auge abspielt. Zweimonatige Flucht Als Mohammed 16 Jahre alt wurde, befahl ihm seine Mutter, das Land zu verlassen, bevor auch er ein Opfer des Krieges werde. Von seiner Heimatstadt Hassake aus flüchtete er in die nahegelegene Türkei. Dort schlug er sich mit Gelegenheitsjobs durch, um sich Geld für seine Flucht zu verdienen. Von Bodrum aus startete er einen Fluchtversuch in einem kleinen Boot nach Griechenland. „Das Boot schaukelte mit den 15 Personen stark. Ich hatte Angst, dass wir kentern“, erzählt Mohammed leise. Von Athen aus schenkte ihm ein Freund der Familie einen Flug nach Düsseldorf. Im Gepäck nur ein gefälschter Pass und ein Flugticket ins erhoffte Paradies. Mehr als zwei Monate dauerte seine Flucht. Wochen der Ungewissheit sowohl für Mohammed als auch für seine Familie. Am Flughafen wurde er von den Beamten des Zolls aufgegriffen und in ein Kinderheim gebracht. Odyssee endet in Schwenningen Danach endete Mohammeds Odyssee, allein in einem fremden Land zu sein. Denn seine Schwester lebt in Schwenningen. Ihr Mann holte ihn schon einen Tag später aus dem Heim ab. Er kam Mohammed aus Syrien (Mitte) im Gespräch mit seinem Erziehungsbeistand Norbert Speelmann vom Kinder- und Familienzentrum Villingen-Schwenningen und Brigitte Tomaske, die sich ehrenamtlich um den minderjährigen Flüchtling kümmert. Foto: Falke bei der Schwester unter, die auch die Vormundschaft für ihn übernimmt. Diese wird sonst bei geflüchteten Minderjährigen ohne Begleitung durch das Jugendamt ausgeübt. Alltag in Deutschland nicht einfach Doch für Mohammed ist es nicht einfach. Ganz normale Dinge, wie die Anschnallpflicht im Auto, sind ihm fremd. Erst recht die deutsche Sprache. Deshalb besuchte er anfangs eine Integrationsklasse am Deutenberg. Doch durch seine extremen traumatischen Erfahrungen kommt Mohammed dort mit einem normalen und anstrengenden Schulablauf nicht klar. Brigitte Tomaske aus Villingen, die sich schon lange ehrenamtlich um die Schwester, ihre vier Kinder und den Mann kümmert, nimmt sich auch Mohammeds Schicksal an. „Relativ schnell habe ich gemerkt, dass Mohammed Hilfe benötigt, dass er eventuell einen Familienhelfer an seiner Seite braucht“, berichtet Tomaske. Norbert Speelmann, der beim Kinderund Familienzentrum der stiftung st. franziskus heiligenbronn angestellt ist und vom Jugendamt als Erziehungsbeistand eingesetzt wurde, begleitet den heute 17-Jährigen seither. „In manchen Dingen ist er ein normaler Jugendlicher, der zum Beispiel gerne Fußball spielt“, berichtet Speelmann. „Aber immer wieder erzählt er auch von den schrecklichen Erlebnissen aus dem Krieg.“ Mohammed habe ihm auch erzählt, wie er schon mit 14 Jahren in der Lage war, in Sekundenschnelle eine Kalaschnikow zu laden. Mohammed schaut zu Boden, als er dies wieder zu hören bekommt. Derzeit geht der junge Syrer in die Schule für Erziehungshilfe des KiFaz. Speelmann und die Schwester versuchen mit einer Familienzusammenführung, die Eltern und Geschwister nach Deutschland zu holen. Und eins steht für den syrischen Flüchtling, dessen Asylantrag anerkannt wurde, schon heute fest: „Wenn wieder Frieden in meinem Land herrscht, gehe ich wieder zurück.“ Madlen Falke franziskus-Bote 4/2014 | 33 ✃ franziskus-Bote – mein Abonnement Bitte ausschneiden oder kopieren und faxen an 07422 569-300 Oder per Post an stiftung st. franziskus heiligenbronn, Redaktion franziskus-bote, Kloster 2, 78713 Schramberg-Heiligenbronn, Telefax: 07422 569-300, E-Mail: [email protected] Neuer Abonnent Ich möchte den franziskus-Boten abonnieren (kostenlos). Ausgabe in Blindenschrift Bitte schicken Sie mir eine Ausgabe des franziskus-Boten in Blindenschrift. Abbestellung Ich möchte den franziskus-Boten künftig nicht mehr erhalten. Umzug/Anschriftenänderung Meine Anschrift hat sich geändert (siehe Eintrag unten). Unterschrift Anschrift (bei Umzug neue Anschrift) Vor- und Nachname: Geburtsdatum: Firma/Organisation: Straße/Hausnummer: PLZ, Ort: Bisherige Anschrift (bei Umzug/Abbestellung unbedingt angeben!) Impressum franziskus-Bote Zeitschrift der stiftung st. franziskus heiligenbronn Herausgeber Hubert Bernhard und Michael Wollek, Vorstand der stiftung st. franziskus heiligenbronn Erscheinungsweise vierteljährlich Auflage 4500 Redaktion Ewald Graf (verantwortlich), Katharina Fiesel, Margarethe Neudeck, Margarethe Neudeck, Sr. Dorothea Thomalla, Stefan Franz, Felix Ronecker, Günter Seger, Boris Strehle (alle Heiligenbronn), Hans Sturm (Baindt), Ralf Eberhard (Tuttlingen), Jürgen Muff (Villingen-Schwenningen). Gestaltung und Satz Linkdesign GmbH, Schramberg Druck Straub Druck + Medien AG, Schramberg, auf FSC-zertifiziertem Papier Vor- und Nachname: Firma/Organisation: Straße/Hausnummer: PLZ, Ort: Wenn Sie den franziskus-Boten abbestellen, sagen Sie uns warum? Postanschrift Redaktion franziskus-Bote Kloster 2, 78713 SchrambergHeiligenbronn Telefon: 07422 569-306 Fax: 07422 569-300 E-Mail franziskus-bote@ stiftung-st-franziskus.de Internet www.stiftung-st-franziskus.de 34 | franziskus-Bote 4/2014 DAS VORLETZTE! MATERIALKOSTEN-RECHNUNG GEHT FAST NULL AUF NULL AUF Heiligenbronn. Der für den Sozialdienst der Behindertenhilfe Erwachsene ehrenamtlich tätige Hansi Blickle wurde von Sozialdienstmitarbeiterin Bianca Hock gebeten, doch die Materialkosten für seine Backwaren abzurechnen – die müsse er nicht selber zahlen. Hansi Blickle legte daraufhin folgende (fiktive) Rechnung vor: Auftrag 4/013 Kundennummer BiHo 1 Materialkosten: 100 Gramm Mehl 0,56 € 100 Gramm Schokolade 0,34 € 1 Ei ohne Berechnung (Geschenk meiner Hühner) 0,00 € 60 Gramm Zucker 0,28 € Transferfolie anteilig 0,19 € Physalis ohne Berechnung (Geschenk Hotel Schwanen) 0,00 € 100 ml Sahne 0,13 € Zwischensumme: 1,50 € Mitarbeiterrabatt – 20 % – 0,30 € V.I.P.-Kunde – 20 % – 0,30 € Bonus für Auftragsvermittlung – 1,00 € Ihr Guthaben: 0,10 € WUNDERSAME VERJÜNGUNG DER SCHWESTERN-GENOSSENSCHAFT Heiligenbronn. In der Liste der StiftungsMitarbeiterinnen und -Mitarbeiter taucht auch die „Genossenschaft der Schwestern von Heiligenbronn“ auf – also die Schwesterngemeinschaft des Klosters, die offiziell eine eingetragene Genossenschaft ist. Sechs Schwestern sind per Gestellungsvertrag als StiftungsMitarbeiterinnen tätig, etwa im Wallfahrtsladen, und bekommen das Gehalt nicht persönlich ausgezahlt, sondern Empfänger ist die Genossenschaft. Bekanntlich wurde das Franziskanerinnenkloster in Heiligenbronn 1857 gegründet, also vor 157 Jahren. Wundersamerweise findet sich jedoch in der Spalte des Alters in der Personalliste der Verwaltung bei „Genossenschaft der Schwestern“ eine 14! 14 Jahre alt ist die Klostergemeinschaft längst nicht mehr und auch keine einzelne Schwester mehr. Sollte diese Zahl EDV-technisch bedingt sein mit dem Zeitpunkt des Eintrags in die Personalliste? Oder vielleicht doch das Heiligenbronner Gnadenwasser ein kleines Wunder bewirkt haben? DIE VERSCHREIBER DES JAHRES Musikinstrumente: Zittern zu verschenken Was da angekündigt wurde, waren nicht etwa Instrumente mit hochelektrischer Spannung oder furchterregende Musikklänge, die jeden zum Zittern bringen. Eine Lehrerin vom Förderzentrum Sehen wollte die bei der Renovierung des Musikraums aufgefundene größere Anzahl von Zithern verschenken und schrieb eine Mail mit obigem Betreff. Zu den Back-Kreationen des Ehrenamtlichen Hansi Blickle (rechts) gehörte auch schon ein Franziskus-Ausstecherle – hier in der Hand von Generaloberin Schwester Agnes Löber. Vielen Dank! Ich bin morgen in Heiligenbronn, dann werde ich Sie durchsehen. Nun ist es nicht so, dass der hier angeschriebene Redakteur Angst hätte vor offenen und auch kritischen Blicken direkt ins Antlitz, aber wenn jemand wie eine Verwaltungskollegin in diesem Fall droht, sozusagen mit Röntgenblick einen völlig zu durchschauen, kann das schon mal etwas unangenehm werden – falls sie nicht doch einfach die zur Verfügung gestellten Unterlagen meinte, die der Betroffene für sie zusammengestellt hatte. Grüß Gott, damit Sie sich für die bevorstehende dunklere Jahreszeit mit eklektischen Kerzen ausstatten können... Eklektisch ist in unserer Konsumwelt gar vieles und ursprünglich nur noch weniges, aber Kerzen? Die Mail kam vom Wallfahrtsladen und vielleicht hat er noch ein paar dieser zusammengestückelten Kerzen – gibt’s ja sonst nicht! Aus einer Präsentation des Referats Kommunikation: ... detaillierte Informationen, aber keine Bleiwürste zu Praktikum, Ausbildung, Studium... Die wären wahrscheinlich auch wenig bekömmlich, selbst wenn sie die Stiftungs-Metzgerei herstellen würde... Aus den Stellenangeboten: 12.3.2014 Villingen-Schwenningen, Kinder- und Familienzentrum: Gruppenleitung Kindergrippe War da etwa an eine Selbsthilfegruppe jugendlicher Grippe-Geschädigter gedacht? Lieber Ewald, Ute meinte, ich soll diese Mail an die Öffentlichkeitsarbeit schicken und auch Herr Sollek. Leider kenne ich ihn nicht. Kannst Du das gegebenenfalls weiterleiten? Der Schwester, die dies schrieb, kann vielleicht geholfen werden. Wenn nur ein Buchstabe verhauen wird, kann’s eben schon schwierig werden. Hat jemand eine Idee, wer in der Stiftung gemeint sein könnte? franziskus-Bote 4/2014 | 35 Aus der Quelle schöpfen Jedes Jahr feiert die stiftung st. franziskus heiligenbronn am oder nach dem Franziskus-Tag 4. Oktober, dem Sterbetag des Heiligen, einen Franziskus-Gottesdienst. Dieses Jahr gestaltete ihn das Förderzentrum Hören und Sprechen Heiligenbronn. Elke Armbruster und Veronika Besenfelder trugen dabei folgenden Dialog zur Aktualität von Franziskus vor: Warum ein bisschen...? Also ich bin echt verwundert, was das hier soll: „Ein bisschen F...? Ein bisschen F-RANZISKUS meint das! Hä? Ein bisschen? Warum ein bisschen? Wir sind hier doch Stiftung St. Franziskus, sprich: Hier ist ganz viel Franziskus! Meinst du? Na klar! Wir sind so viel Menschen hier, über 700 Mitarbeiter und Bewohner allein hier in Heiligenbronn, und wenn man dann noch die ganzen Außenbereiche im Umkreis dazu zählt...! Also – wenn das nicht viel ist? Stimmt! Alle Mitarbeiter und Bewohner leben unter diesem einen Namen: FRANZISKUS. Und Name heißt Programm! Wie meinst du das? Lass uns ein bisschen näher hinschauen – jetzt, heute – was sich hinter diesem Namen und damit hinter diesem Menschen Franziskus verbirgt! Ein bisschen? Wir wissen doch schon alles. 1182 geboren, 1226 gestorben, gründete eine Ordensgemeinschaft, war Naturliebhaber und schrieb den Sonnengesang. Das ist ein bisschen Franziskus. In dieser Feier wollen wir noch ein bisschen mehr Franziskus entdecken! Foto: Graf Wie meinst du das? Schau – so wie F der Buchstabe ist, wo jeder sofort weiß, dass es der 6. Buchstabe im Alphabet ist, aber noch längst nicht weiß, wieviele Wörter es mit F gibt, so ist es mit dem Menschen Franziskus, so ist es mit jedem Menschen! Du meinst, wir entdecken eigentlich immer und überall ein bisschen mehr von dem, was wir glauben zu kennen? Genau! Und je mehr du Franziskus kennen lernst, um so mehr darfst du vielleicht auch Dich kennen lernen. Mich? In jedem von uns steckt doch vielleicht „ein bisschen Franziskus“! Oder eben ein bisschen etwas von Franziskus. Aber lass uns das doch jetzt gemeinsam entdecken. Was steckt u. a. in Franziskus, was wir an uns selbst vielleicht auch erkennen? Da bin ich gespannt! In mir – ein bisschen Franziskus?... stiftung st. franziskus heiligenbronn • Kloster 2 • 78713 Schramberg-Heiligenbronn Telefon 07422 569-0 • Fax 07422 569-300 • Internet www.stiftung-st-franziskus.de E-Mail [email protected] • Kirchliche Stiftung des öffentlichen Rechts Spendenkonto IBAN DE56 6425 0040 000 5403 40 • BIC SOLADES1RWL