franziskus-Bote Dezember 2014 (PDF 1,3 MB)

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franziskus-Bote Dezember 2014 (PDF 1,3 MB)
franziskus Bote
4/2014
Zeitschrift der stiftung st. franziskus heiligenbronn, Ausgabe Dezember 2014
Behindertenbeauftragte Verena
Bentele erhält erste Booklets
Verena Bentele besuchte ihre ehemalische Schule in Heiligenbronn
und bekam das erste Exemplar eines
erstmals ins Deutsche übersetzten
Grundlagenwerks zur Taubblindenarbeit überreicht.
Seite 8
Werkstatt um neue Kunden und
Aufträge bemüht
Mit der Präsentation auf der Gewerbeschau in Oberndorf und der
Anschaffung einer Tampon-Druckmaschine ging die Werkstatt für behinderte Menschen neue Wege. Seite 12
Sprung auf regulären Arbeitsplatz
im Altenzentrum geschafft
Eine junge sehbehinderte Frau hat
über einen ausgelagerten Arbeitsplatz den Sprung auf einen regulären Arbeitsplatz im Altenzentrum St.
Elisabeth Rottweil geschafft. Seite 23
Weiterbildung zu Autismus
Das Kinder- und Familienzentrum hat
einen einjährigen Kurs für AutismusBegleiter abgeschlossen und startet
im Januar einen neuen.
Seite 31
Bilder (von oben): Franziskus-Gottesdienst in
Heiligenbronn; Apfeltag am Förderzentrum
Sehen; Praktikanten-Einführungstag; Jubiläum
im Altenzentrum St. Josef Spaichingen
LESEN SIE IN DIESEM HEFT
STIFTUNG
Aktuelles in Kürze: Besuch der Fördervereins-Vorsitzenden
der Altenhilfe in Heiligenbronn; neuer Metropolit Ioan in
Varna unterstützt das Bulgarisch-Deutsche Sozialwerk;
Landesarbeitsgemeinschaft Taubblindheitheit mit neuem
Vorstand;
S. 3
Stiftungskalender
„Pur“-Sänger Hartmut Engler beim Videodreh für
„Herzenssache“ in Heiligenbronn
S. 4
ALTENHILFE
Altenzentrum St. Josef feierte Abschluss der Sanierung und
25-jähriges Bestehen
S. 20
Herbstandacht im Rottweiler Altenzentrum St. Elisabeth
S. 22
Ehemalige Werkstattmitarbeiterin als reguläre Mitarbeiterin
von St. Elisabeth übernommen
S. 23
Altenzentrum St. Veronika Dunningen beging
10-jähriges Jubiläum
S. 24
Mobiler Kiosk im Altenzentrum St. Anna Tuttlingen
S. 25
S. 5
Workshop, Vortrag und Gottesdienst zu Franziskus von
Assisi als Vorbild für heute
S. 6
Altenhilfe-Region Tuttlingen bemüht sich um Vernetzung
und Öffentlichkeitsarbeit
BEHINDERTENHILFE
Bundesbehindertenbeauftragte Verena Bentele erhält
ins Deutsche übersetzte Booklets für die Fortbildung im
Taubblindenbereich
S. 8
S. 26
Jubilare aus den Altenzentren bei festlichem Abend geehrt
S. 28
Psychologischer Fachdienst in Heiligenbronn stellt sich vor
S. 10
KINDER- UND JUGENDHILFE
Ganztagsschulbetreuung des Kinder- und Familienzentrums
auch in Hüfingen
S. 29
Werkstatt für behinderte Menschen präsentiert sich bei
Gewerbeschau Oberndorf
S. 12
Kinder- und Jugendparlament des KiFaz an
Jugendforum beteiligt
Tampondruckmaschine ermöglicht Werkstätten neue Aufträge
S. 13
Im Januar beginnt neue Fortbildung für Autismus-Begleiter
S. 31
Aktionstag Apfel mit taubblinden und
hörsehbehinderten Schülern
Stationäre Jugendhilfe: die KiFaz-Wohngruppe des
Edith-Stein-Hauses in Schwenningen
S. 32
Junger syrischer Flüchtling wird vom KiFaz betreut
S. 33
Post an den franziskus-Bote
Impressum
Das Vorletzte
S. 34
S. 34
S. 35
Aus der Quelle schöpfen:
Franziskus-Gottesdienst der Stiftung
S. 36
S. 14
Schülerfirma am Förderzentrum Sehen
betreibt Pausenhofverkauf
S. 15
AG Flöte an der Schule für Hörgeschädigte gestartet
S. 16
Aus meinem Leben erzählt: Der erste Fleischerfachpraktiker
in der Ausbildung am ZAQ
S. 17
Kindergarten „Arche Noah“ des Förderzentrums Hören und
Sprechen bezog neues Gebäude in Schramberg
S. 18
Praktikanten-Einführungstag für 60 junge Menschen
2 | franziskus-Bote 4/2014
S. 19
S. 30
AKTUELLES
IN KÜRZE
FÖRDERVEREINSVORSTÄNDE AUS
DER ALTENHILFE TRAFEN SICH
Heiligenbronn. Mehrere Altenzentren
der stiftung st. franziskus heiligenbronn
werden von örtlichen Fördervereinen
unterstützt, die oft schon den Bau des
Hauses gefördert haben und das Leben
der Bewohner mit Spenden und ehrenamtlichem Engagement bereichern. Die
Vorstandsmitglieder der sechs Fördervereine von Stiftungs-Altenzentren waren
im Herbst nach Heiligenbronn eingeladen. Vorstand Michael Wollek und Altenhilfe-Leiter Boris Strehle sagten
ihnen dabei Dank für ihr Engagement.
Was die Fördervereine leisteten, führte
Strehle aus, schaffe zusätzliche Lebensqualität für die alten Menschen in den
Einrichtungen. Die Mitgliederzahl aller
Vereine liege bei über 800 und die aufgebrachte Spendensumme habe über
die Jahre schon einen hohen sechsstelligen Betrag erreicht. Der älteste Förderverein ist der 1991 gegründete für
die Heime der Stiftung in Tuttlingen, der
kurz vor diesem Treffen seinen Mitgliederausflug nach Heiligenbronn machte.
Gefördert wurden unter anderem die
Kapellen und Andachtsräume, Sinnesgärten, Therapien, es wurden und werden Konzerte veranstaltet, Kontakte zu
Schulen geknüpft, Kuchen gespendet
und bei Festen und Feiern mitgewirkt.
Beim Treffen in Heiligenbronn waren
die Fördervereine für das Dr.-Karl-Hohner-Heim Trossingen, St. Elisabeth in
Rottweil, St. Martin in Geislingen und
Sel. Irmgard in Baindt vertreten. Die Vorstandsmitglieder erhielten eine Führung
zu den Einrichtungen in Heiligenbronn
und tauschten sich anschließend bei
einem Heiligenbronner Vesper untereinander und mit den Leitungskräften aus.
Beim Treffen der Fördervereinsvorstände aus der Altenhilfe der Stiftung: (von links) Heinz Reichle,
Trossingen, Franz Karg, Baindt, Jutta Derrichs, Rottweil, dahinter Vorstand Michael Wollek, Sozialdienstleiter Kai Marchfeld, Altenhilfe-Leiter Boris Strehle, Professor Michael Hauser, Geislingen, Vanessa Ries,
Altenhilfe-Referentin, Regionalleiterin Ursula Bacher, Eleftheria Bihler, Trossingen, Waltraud Weidisch,
Baindt, und Regionalleiterin Nadja Merkle.
Foto: Graf
NEUER METROPOLIT IOAN WILL
SOZIALWERK IN VARNA FÖRDERN
Heiligenbronn. Vor einem Jahr wurde
der orthodoxe Priester Ioan zum Nachfolger des verunglückten Metropoliten
Kyrill als Oberhaupt der Metropolie von
Varna und Veliki Preslav in Bulgarien
gewählt. Die Metropolie ist Mitträger
des Bulgarisch-Deutschen Sozialwerks
St. Andreas in Varna und Umgebung
neben der Stiftung Liebenau und der
stiftung st. franziskus heiligenbronn.
Metropolit Ioan
(Foto) nahm nun
erstmals an der
M i t g l i e d e r v e rsammlung des Sozialwerks teil, die
im Haus der Metropolie stattfand. Aus Heiligenbronn
war Vorstand Michael Wollek gekommen. Der neue Metropolit hat sich
einen Überblick über die Arbeit des Sozialwerks verschafft und unterstrich
„die sozialen und wichtigen Tätigkeiten“ des Sozialwerks. Er wolle das
Werk seines Vorgängers Kyrill fortsetzen und sich persönlich einbringen. Für
die geplante duale Ausbildung zum Altenpflegehelfer und zum Heilerziehungsassistenten stellt der Metropolit
Räumlichkeiten zur Verfügung. Es wurden gegenseitige Besuche vereinbart
und Ioan will auch die beiden deutschen Stiftungen kennen lernen.
ANDREA WANKA AN DER SPITZE
DER LANDES-AG TAUBBLINDHEIT
Stuttgart. Die Landesarbeitsgemeinschaft Taubblindheit/Hörsehbehinderung Baden-Württemberg, die sich für
eine Verbesserung der Lebensverhältnisse Betroffener einsetzt, steht unter
neuem Vorsitz. Dr. Andrea Wanka, Taubblindenbeauftragte der stiftung st. franziskus heiligenbronn, löste als Vorsitzende Fachbereichsleiter Frank King,
ebenfalls aus der Stiftung, ab.
Neuer zweiter Vorsitzender ist der
selbst taubblinde Sven Fiedler aus
Rottweil anstelle von Diakon Peter Hepp.
Fiedler ist verantwortlich für das Internet-Informationsportal www.taubblindeninfo-org. Neue Beisitzerin im Vorstand der Landesarbeitsgemeinschaft
ist außerdem Rosemarie Edinger vom
Verein „Leben mit Usher-Syndrom“. Die
AG organisiert auch jedes Jahr in Stuttgart eine Jahrestagung mit Anstößen
zur Taubblindenarbeit.
franziskus-Bote 4/2014 | 3
STIFTUNGSKALENDER
Wann?
Freitag,
Freitag,
Sonntag,
Mittwoch,
19.
19.
21.
24.
Dezember,
Dezember,
Dezember,
Dezember,
15 Uhr
16.30 Uhr
ab 14 Uhr
14.30 Uhr
Mittwoch,
Mittwoch,
24. Dezember, 15 Uhr
24. Dezember, 18 Uhr
Donnerstag, 25. Dezember, 16.30 Uhr
Donnerstag, 25. Dezember, 17 Uhr
Freitag,
26. Dezember, 10.30 Uhr
Mittwoch, 31. Dezember, 15 Uhr
Mittwoch, 31. Dezember, 16 Uhr
Mittwoch, 31. Dezember, 16 Uhr
Mittwoch, 31. Dezember, 23.30 Uhr
Freitag,
9. Januar, 18 Uhr
Sonntag,
11. Januar, 14.30 Uhr
Montag,
Samstag,
16. Januar, 16 Uhr
17. Januar, 9 Uhr
Samstag,
Sonntag,
17. Januar, 16 Uhr
18. Januar, 14 Uhr
Montag,
26. Januar, 9.30 Uhr
Montag,
26. Jan., 9.30 + 14.15 Uhr
Was?
Wo?
Besuch des CDU-Ortsverbands
Konzert der Mädchenkantorei Rottweil
Kleiner Weihnachtsmarkt mit Frau Endres
Heilig-Abend-Andacht, anschließend
Weihnachtsfeiern auf den Wohnbereichen
Heilig-Abend-Feier auf den Wohnbereichen
Christmette, anschließend Einladung zu
den Schwestern
Weihnachtsfestgottesdienst
Konzert der Musikkapelle Stetten
Weihnachtsgottesdienst in der Hauskapelle
Silvesterkaffee mit Feuerwerk
Silvesterhock mit Musiker Anton Raible
Silvesterfeier mit Ewald Maier
Eucharistiefeier der Schwestern
Seniorengastronomie, Begegnungsstätte
Musik zur Kaffeestunde mit der
„Volksmusik Oberer Neckar“
Gedenkfeier für verstorbene Bewohner
Austausch über die Arbeit mit Tieren
in der Stiftung
Offener Singkreis: „Musikalisch ins Jahr“
Begegnungstag ehemaliger Schüler der
Gehörlosenschule
Überregionale Schülerwerkstatt der
Stiftungs-Altenhilfe
MAV-Mitarbeiterversammlungen
Mühlheim, Altenzentrum St. Antonius
Rottweil, Altenzentrum St. Elisabeth
Tuttlingen, Altenzentrum Bürgerheim
Tuttlingen, Altenzentrum Bürgerheim
27. Jan., 9.30 + 13.30 Uhr MAV-Mitarbeiterversammlungen
28. Jan., 9.30 + 13.30 Uhr MAV-Mitarbeiterversammlungen
1. Februar, 14.30 Uhr
Musik zur Kaffeestunde: Operetten- und
Volkslieder mit W. Bayer und K.-P. Rebhan
Dienstag,
10. Februar, ab 17 Uhr
Närrisches Treiben mit Hanselsprung der
Narrenzunft und Bühnenprogramm
Mittwoch, 11. Februar, 19 Uhr
Jahreshauptversammlung des Fördervereins Dr.-Karl-Hohner-Heim
Dienstag, 24. Februar, 17 Uhr
Mitarbeiterversammlung der Einrichtung
Heiligenbronn mit Gottesdienst
Sonntag,
1. März, 14.30 Uhr
Musik zur Kaffeestunde mit Schülern der
Musikschule Trossingen
Donnerstag, 5. März, 9.30 Uhr
Mitarbeiter-Frühstück Bereich Behindertenhilfe Erwachsene Wohnen
Donnerstag, 12. März, 10 – 17 Uhr
Jobs for future mit Stand der Stiftung
Freitag,
13 März, 10 – 17 Uhr
Jobs for future mit Stand der Stiftung
Samstag,
14. März, 10 – 17 Uhr
Jobs for future mit Stand der Stiftung
Dienstag,
Mittwoch,
Sonntag,
4 | franziskus-Bote 4/2014
Mühlheim, Altenzentrum St. Antonius
Heiligenbronn, Kirche St. Gallus und
Refektorium des Klosters
Tuttlingen, Altenzentrum Bürgerheim
Mühlheim, Altenzentrum St. Antonius
Wehingen, Altenzentrum St. Ulrich
Tuttlingen, Altenzentrum Bürgerheim
Spaichingen, Altenzentrum St. Josef
Mühlheim, Altenzentrum St. Antonius
Heiligenbronn, Kirche St. Gallus
Tübingen, Altenz. Luise-Poloni-Heim
Trossingen,
Altenzentrum Dr.-Karl-Hohner-Heim
Rottweil, Altenzentrum St. Elisabeth
Heiligenbronn,
Konferenzraum Bonaventura
Tübingen, Altenz. Luise-Poloni-Heim
Heiligenbronn, Hauskapelle und
Elisabetha-Glöckler-Saal
Heiligenbronn, Refektorium Kloster
Tuttlingen,
Kath. Gemeindesaal Lohmehlen
Heiligenbronn, E.-Glöckler-Saal
Baindt, Turnhalle der Blindenschule
Trossingen,
Altenzentrum Dr.-Karl-Hohner-Heim
Heiligenbronn,
Elisabetha-Glöckler-Saal
Trossingen,
Altenzentrum Dr.-Karl-Hohner-Heim
Heiligenbronn, Kirche St. Gallus und
Elisabetha-Glöckler-Saal
Trossingen,
Altenzentrum Dr.-Karl-Hohner-Heim
Heiligenbronn,
Elisabetha-Glöckler-Saal
VS-Schwenningen, Messegelände
VS-Schwenningen, Messegelände
VS-Schwenningen, Messegelände
„Pur“-Sänger Hartmut Engler in Heiligenbronn
VIDEODREH MIT KINDERN AUS DEM INTERNAT BEI DER
HERZENSSACHE-FERNSEHGALA ZU SEHEN
Heiligenbronn/Mainz. Für einen Tag besuchte Hartmut Engler, Frontmann der
deutschen Erfolgs-Band „Pur“, die stiftung st. franziskus heiligenbronn. Als
neuer Schirmherr der Kinderhilfsaktion
„Herzenssache“ wurde vom Südwestrundfunk (SWR) ein Musikclip zum
„Pur“-Lied „Stark“ gedreht.
Videoclip jetzt ausgestrahlt
Die Stiftung in Heiligenbronn wurde als
Drehort ausgesucht, weil mit der SWRSpendenaktion „Herzenssache“ ein Projekt für die behinderten Kinder und
Jugendlichen in der Stiftung gefördert
wurde. Der hier gedrehte Videoclip
wurde dann beim Auftritt von „Pur“ in
der „Herzenssache“-Spendengala des
SWR-Fernsehens am 28. November erstmals gezeigt. Diese Live-Sendung aus
der Alten Lokhalle in Mainz bildete den
Auftakt der diesjährigen Spendenaktion
für Herzenssache e. V. In der BenefizSendung warben Prominente für die Unterstützung von Herzenssache-Projekten.
In Heiligenbronn besuchte Schirmherr
Hartmut Engler die Ferienbetreuung des
Internats im Haus Bonaventura. Der Leiter der Behindertenhilfe, Roland Flaig,
„Herzenssache“-Schirmherr Hartmut Engler (links) bekam bei seinem Besuch im Internat der Heiligenbronner Förderzentren sein eigenes Lied „Stark“ zu hören, vorgetragen von Mitarbeiter Martin Müller
und einigen Kindern – was ihn sehr freute.
Fotos: Ronecker
und der Direktor des Förderzentrums
Sehen, Dietmar Stephan, gaben dem
Sänger einen Einblick in die Arbeit der
Stiftung und der Schulen.
Aufregung war groß
Für die Kinder der Ferienbetreuung war
die Aufregung groß, denn zusammen
sangen sie dem Gast unter Begleitung
von Mitarbeiter Martin Müller an der
Gitarre das „Pur“-Lied „Stark“ vor. Es
ist gleichzeitig die neue Hymne der
„Herzenssache“-Aktion.
Kamera und Ton immer auf den
Sänger gerichtet
„Pur“-Sänger Hartmut Engler im Internat der Stiftung gemeinsam mit einem betreuten Kind unterwegs auf dem Rollfiets.
Kamera und Ton waren immer auf den
Sänger gerichtet – auch als er zusammen mit Lukas eine Runde auf dem sogenannten Rollfiets drehte. Das besondere Fahrrad dient zum Fahren von Kindern mit mehrfacher Behinderung, die
nicht selbständig gehen oder fahren
können. In einer anderen Szene nahm
Hartmut Engler ein weiteres Ferienkind
im Kettcar mit auf die Reise rund um
den Spielplatz bei Bonaventura. Und
abschließend versuchte er für die
„Herzenssache“ noch ein paar Tore zu
schießen, was durch die großartige
Arbeit der kleinen Torhüter gar nicht so
einfach war. Für die kleinen Statisten
gab es natürlich auch ein Autogramm
von „Pur“ als Dankeschön.
Wechselsprechanlage gefördert
Seit mehr als zehn Jahren setzt sich die
Kinderhilfsaktion von SWR, Saarländischem Rundfunk und Sparda-Bank für
benachteiligte Kinder in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und im Saarland ein. Dabei fördert „Herzenssache“
ausgewählte Projekte im Bereich der
Kinder- und Jugendarbeit. Die stiftung
st. franziskus heiligenbronn wurde
durch „Herzenssache“ für die Ausstattung ihrer Kooperationsklassen mit
Wechselsprechanlagen für die hörgeschädigten Schüler unterstützt und früher auch schon für eine blindengerechte Tischtennisplatte.
Bilder von den Dreharbeiten in Heiligenbronn sind auf der Internetseite der
Spendenaktion unter www.herzenssache.de zu finden. Anna-Maria Kallweit
franziskus-Bote 4/2014 | 5
Workshop, Vortrag und Gottesdienst zu Franziskus von Assisi
FRANZISKANISCHES ERBE DER SCHWESTERN NEU UND
ZEITGEMÄSS MIT LEBEN FÜLLEN
Heiligenbronn. Nicht nur zum Franziskustag beschäftigt sich die stiftung
st. franziskus heiligenbronn mit ihrem
Namenspatron, dem heiligen Franziskus
von Assisi. Die Franziskus- und KlaraExpertin Dr. Martina Kreidler-Kos aus
Osnabrück kam zu einem Workshop
nach Heiligenbronn und hielt auch einen
Vortrag über die Beziehungen zwischen
dem Ordensgründer und dem neuen
Papst, der sich nach ihm benannt hat.
Zu einem Workshop über die franziskanischen Grundgedanken und ihre Übertragung auf den eigenen Arbeitsalltag,
moderiert von Stiftungsseelsorgerin Ute
Graf, kamen 80 Teilnehmer aus allen
Aufgabenfeldern der Stiftung zusammen – Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter aus allen Bereichen und mehreren
Standorten sowie auch Schwestern und
Mitarbeiterinnen des Klosters.
In der Satzung neu verankert
Die franziskanische Ausrichtung, sagte
Vorstand Hubert Bernhard zum Auftakt,
sei neu in der Satzung der Stiftung verankert worden und solle sich auch in
der Unternehmenskultur widerspiegeln.
Auch in den Führungsleitlinien der Stiftung sind sie konkretisiert worden. Damit stoße man auf positive Resonanz.
Das franziskanische Erbe der Schwestern
neu und zeitgemäß mit Leben zu füllen,
sei das Ziel.
Vier Grundhaltungen zum
Franziskanisch-sein heute
Die Referentin Kreidler-Kos stieß im
Workshop die Diskussion unter den
Teilnehmern zunächst mit Cartoons zu
Papst Franziskus an, die dessen neue
Haltung zugespitzt zum Ausdruck
brachten. Anhand biografischer Hinweise zu Franziskus zeigte Kreidler-Kos
vier Grundhaltungen auf, die das Franziskanisch-sein heute charakterisieren
könnten:
• „Barmherzigkeit“ – die Option für die
Armen; es gelte Berührungsängste ab-
Referentin Dr. Martina Kreidler-Kos hielt in Heiligenbronn einen Workshop und sprach in einem
Vortrag über den Stil von Papst Franziskus.
zubauen. Franziskus sei nicht einfach
ein karitativ tätiger Heiliger, sondern
stelle sich auf die Seite der Armen.
• Geschwisterlichkeit: dies sei die Frage
nach dem Umgang mit Macht.
• Wertschätzung der verschiedenen Eigenschaften in einer Gemeinschaft
oder in einem Betrieb und Ermutigung zum eigenen Weg.
• Perspektivenwechsel: die Welt von
unten ansehen. „Es geht um den tiefen Wunsch, die Welt zu verändern“,
resümierte Kreidler-Kos.
Ideen gesammelt zur Umsetzung
Beim Franziskus-Workshop mit Stiftungs-Mitarbeitern im Refektorium des Klosters stießen gemeinsam
betrachtete Papst-Cartoons die Diskussion untereinander an.
6 | franziskus-Bote 4/2014
Gruppendiskussionen zu diesen vier
Haltungen vertieften diese Gedanken
im Hinblick auf das eigene Arbeitsfeld
und sammelten Ideen hierzu. Einzelne
Stichworte hieraus waren: „Gemeinsam
für das Ganze schaffen, jeder in seiner
Aufgabe“, „faire Arbeitsbedingungen“,
„Kollegen und Bewohnern auf Augenhöhe begegnen“, „die Wertschätzung
beginnt bei sich selber“, „einen Raum
schaffen, in dem jeder seine Kompetenz angstfrei einbringen kann, ohne
Doch brauche der neue Papst auch
„Mitmacher, nicht nur Zustimmer“.
Martina Kreidler-Kos fasste dies in
den Spruch: „Weck den Franziskus
in dir! Und wecke die Klara in dir!“
Christus bis hin zum entschiedenen
Einsatz für die Schöpfung.
Den Gedenktag ihres Namenspatrons feierte die stiftung st. franziskus heiligenbronn mit einem Gottesdienst, mitgestaltet von Chor und Band aus dem Förderzentrum Hören und Sprechen; links Wortgottesdienstleiterin Veronika Besenfelder.
Fotos: Graf
das gemeinsame Ziel aus dem Auge zu
verlieren“, „die Schwächsten im Blick
behalten“, „auch viele kleine Gesten
drücken im Miteinander die Wertschätzung aus“, „über den Tellerrand sehen“.
Eine Idee dazu, die vorgestellt wurde,
ist die tageweise Mitarbeit von Leitungskräften in einem anderen als dem
eigenen Arbeitsfeld.
Neuer päpstlicher Stil eingekehrt
Die Beschäftigung mit dem franziskanischen Geist in der heutigen Zeit wurde
am Abend fortgesetzt in einem öffentlichen Vortrag im Elisabetha-GlöcklerSaal, zu dem auch noch weitere Zuhörer kamen. Die Theologin und Buchautorin Martina Kreidler-Kos beleuchtete
unter dem Titel „Wie franziskanisch ist
der Papst?“ das Wirken von Papst Franziskus seit seiner Wahl vor anderthalb
Jahren. Sie zeigte auf, wie sich der Stil
des Pontifikats geändert und wie er frischen Wind in die Kirche gebracht hat.
Das Kirchenoberhaupt setze auf berührende Zeichen, zeige sich geschwisterlich und nicht väterlich, sei mitmenschlich statt meisterlich und spreche vom
„pilgernden Volk Gottes“.
Der neue päpstliche Stil, über den
Kreidler-Kos gemeinsam mit dem Kapuziner Niklaus Kuster das Buch „Der
Mann der Armut“ veröffentlicht hat, sei
gekennzeichnet durch Begegnungen
auf Augenhöhe, die Nähe schaffen würden, eine franziskanische Absage an
alle irdischen Väter und patriarchalen
Autoritäten, eine „Kirche mit allen“ und
ein geschwisterliches Menschenbild.
Orientierung an Christus und
Einsatz für die Schöpfung
Vorstand Michael Wollek übertrug gemeinsam mit
dem Vortragspublikum einen franziskanischen
Segensspruch in ein paar belebende Gesten.
„Mut zur verbeulten Kirche“ propagiere
der Papst ganz im Sinne von Franziskus.
Sie sei auch gespannt, so die Referentin,
ob auch der weibliche Genius nun stärker in die Kirche Einzug halten werde.
Auch die Begegnung der Religionen sei
Papst Franziskus wichtig. Dass er an
der Grundhaltung des heiligen Franziskus orientiert sei, wecke Hoffnungen
von einer radikalen Orientierung an
Doch brauche der neue Papst auch
„Mitmacher, nicht nur Zustimmer“. Martina Kreidler-Kos fasste dies in den
Spruch: „Weck den Franziskus in dir!
Und wecke die Klara in dir!“ Sie signierte zum Abschluss des Abends noch
Bücher von ihr, die der Wallfahrtsladen
zum Kauf anbot.
Gottesdienst zum Namenspatron
Wie jedes Jahr feierte die Stiftung in
Heiligenbronn wenige Tage später dann
einen eigenen Franziskus-Gottesdienst
mit Bewohnern und Mitarbeitern, darunter auch die neu eingestellten Mitarbeiter der Stiftung im Rahmen ihres
Einführungstages.
Das Förderzentrum Hören und Sprechen
gestaltete die Feier und Religionslehrerin Veronika Besenfelder leitete den
Wortgottesdienst. In einem Dialog mit
Elke Armbruster kam auch sie zum
Schluss: „In jedem von uns steckt doch
ein bisschen Franziskus!“ Man müsse
sich nur anstecken lassen. Dazu dienten auch zusammengetragene und verbildlichte Assoziationen: F wie Franziskus heiße auch Freude, Freundschaft
und Frieden.
Eine Band mit Mitarbeitern des Förderzentrums umrahmte den Gottesdienst
musikalisch sehr vielseitig, so auch mit
a cappella vorgetragenen Seligpreisungen und der Heiligenbronner Hymne
„Pace e bene“ aus der Feder von Rudi
Schäfer aus Schramberg. „Einer hat uns
angesteckt“ erklang es dann beim
Schlusslied mit der Festgemeinde.
Ewald Graf
franziskus-Bote 4/2014 | 7
Bundesbehindertenbeauftragte Verena Bentele in Heiligenbronn
EHEMALIGE SCHÜLERIN INFORMIERT SICH ÜBER DIE
AKTUELLE TAUBBLINDENARBEIT DER STIFTUNG
KomMT
Kompetenzzentum für Menschen
mit Taubblindheit/Hörsehbehinderung
Heiligenbronn. Verena Bentele, Bundesbeauftragte für die Belange behinderter Menschen, besuchte die stiftung
st. franziskus heiligenbronn, wo sie
selbst zur Schule gegangen war, und
informierte sich über die Arbeit mit
taubblinden und hörsehbehinderten
Menschen. Stiftungs-Vorstand Hubert
Bernhard bezeichnete es als „eine Ehre,
dass Sie herkommen und sich für unsere Arbeit interessieren“.
Neben den Verantwortlichen für das
Kompetenzzentrum für Menschen mit
Taubblindheit traf die ehemalige Blindenschülerin, die von 1988 bis 1994 in
Heiligenbronn Schule und Internat be-
sucht hatte, auch ihre ehemaligen Lehrerinnen, den damaligen Schulleiter
Heinz Kirchherr und ihre ehemalige Erzieherin Schwester Margitta Pitz. Verena Bentele sagte, sie freue sich, „alte
Bekannte“ zu treffen, und betonte,
dass sie hier für ihre persönliche Entwicklung „viel mitbekommen habe“.
Hubert Bernhard stellte dem Berliner
Gast und ihrer Mutter Monika Bentele,
die mitgekommen war, Geschichte und
Entwicklung von Kloster und Stiftung
vor. Direktor Dietmar Stephan erläuterte die Entwicklungen des Förderzentrums Sehen für blinde, sehbehinderte,
taubblinde und mehrfachbehinderte
Kinder in den vergangenen 20 Jahren,
insbesondere die gestiegene Bedeutung der Beratung, Frühförderung und
Schul-Kooperation vor Ort im großen
Einzugsbereich. Neben den 20 Kindern
und Jugendlichen mit Taubblindheit
oder Hörsehbehinderung, die im För-
derzentrum in Heiligenbronn integriert
sind, werden aktuell 74 weitere taubblinde und hörsehbehinderte Kinder in
ganz Baden-Württemberg von Beratungslehrern aus Heiligenbronn begleitet und unterstützt.
Beispiele aus der Praxis
Dr. Andrea Wanka präsentierte das
Kompetenzzentrum der Stiftung für
Taubblindheit und Hörsehbehinderung
mit einer Vielzahl an Projekten. Den
Kommunikationsaufbau und das soziale
Lernen der doppelt sinnesbehinderten
Kinder stellten Beratungsstellenleiterin
Ulrike Broy und Schulabteilungsleiterin
Beate Schork anhand praktischer Beispiele vor und beantworteten die zahlreichen Fragen der Behindertenbeauftragten. Verena Bentele unterstrich, wie
wichtig ihr es für die politische Diskussion sei, einen Einblick in die Lebensrealität der Betroffenen zu haben.
Roland Flaig, Leiter der Behindertenhilfe,
und Beratungslehrerin Nadja Urschel erläuterten die europäische Vernetzung
in der Taubblindenarbeit sowie das in
diesem Rahmen angestoßene BookletProjekt (siehe nachfolgenden Artikel).
Die Bundesbehindertenbeauftragte und ehemalige Schülerin Verena Bentele (dritte von rechts vorne)
informierte sich in Heiligenbronn über die Taubblindenarbeit und traf auch „alte Bekannte“ wieder:
(vorne von links) Schwester Margitta Pitz, Generaloberin Schwester Agnes Löber, Nadja Urschel, Ulrike
Broy, Dr. Andrea Wanka, Verena Bentele, Vorstand Hubert Bernhard, Günter Seger; hinten von links:
Elternbeiratsvorsitzende Nicole Rittner, Katharina Fiesel, Verena Rith, Beate Schork, Dietmar Stephan,
Irmela Schluchter, Angelika Digeser, Roland Flaig und Heinz Kirchherr.
8 | franziskus-Bote 4/2014
Günter Seger, Leiter der Behindertenhilfe, sprach zum Abschluss des Gesprächs
mit Verena Bentele die Wichtigkeit des
geplanten Taubblinden-Kennzeichens
im Schwerbehindertenausweis an. Es
sei Grundlage für die Teilhabe und spezielle Leistungsansprüche der Betroffenen. Dafür auch ihre Stimme zu erheben, bat Seger die Behindertenbeauftragte. Verena Bentele bedankte sich
für die reichhaltigen Informationen und
sagte, sie sei sehr beeindruckt von
dem Gehörten.
Ewald Graf
ÜBERSETZTES FACHBUCH EINZIGARTIG IN DEUTSCHLAND
Heiligenbronn. Gemeinsam mit Verena
Bentele, der Behindertenbeauftragten
des Bundes, wurde im November die
Veröffentlichung der deutschsprachigen
Übersetzung der Bookletreihe „Kommunikation und angeborene Taubblindheit“ am Förderzentrum Sehen der stiftung st. franziskus heiligenbronn gefeiert. Verena Bentele erhielt das erste
fertig gedruckte Exemplar aus der Edition Bentheim überreicht gemeinsam
mit einer Übersetzung in Blindenschrift.
Das EU-Projekt PropäK (Professionalisierung pädagogischer Konzepte im
deutschsprachigen Taubblindenwesen)
zeigte die dringende Notwendigkeit,
das englischsprachige Grundlagenwerk
ins Deutsche zu übersetzen. Dies wurde
im Juni 2013 beschlossen und von der
stiftung st. franziskus heiligenbronn federführend umgesetzt.
Die Booklets wurden ursprünglich zusammengestellt, um die jeden Menschen mit Taubblindheit umgebenden
Netzwerke zu unterstützen und zu inspirieren, seien es Familien oder Fachleute. Die Hauptautoren der Booklets –
Marleen Janssen, Jacques Souriau und
Inger Rødbroe – sind Mitglieder des
Weltverbandes für Taubblindheit. Die
Buchreihe beschreibt die menschliche
Kommunikationsentwicklung allgemein
sowie in ihren taubblindenspezifischen
Anpassungen. Die Ausführungen werden mit Videobeispielen auf der beigelegten DVD veranschaulicht.
Die vier Booklets sind nur im Paket erhältlich und haben unterschiedliche
Schwerpunkte:
• Booklet 1:
„Angeborene Taubblindheit und die
Kernprinzipien der Intervention“
• Booklet 2:
„Kontakt und soziale Interaktion“
• Booklet 3:
„Entstehung von Bedeutung“
• Booklet 4:
„Übergang zur kulturellen Sprache“.
Verlag und Förderer gefunden
Die Projektleiter Roland Flaig und
Dr. Andrea Wanka fanden in der Würzburger Edition Bentheim einen Verlag,
der die Herausgabe der Booklets übernahm. Zu den Kosten einschließlich geplanter Mitarbeiterschulungen gewannen sie die Aktion Mensch, die Paulund-Charlotte-Kniese-Stiftung Berlin
sowie die Hildegard-und-Katharina-
Mit den ersten gedruckten Booklets „Kommunikation und angeborene Taubblindheit“ in den Händen:
(von links) Taubblindenbeauftragte Dr. Andrea Wanka, die beiden Lektorinnen Ulrike Broy und Nadja
Urschel sowie Roland Flaig, Leiter der Behindertenhilfe.
Fotos: Graf
Hermle-Stiftung Gosheim als Förderer.
Die Übersetzung wurde von Jim Witmer,
einem Sozialarbeiter im Bereich Taubblindheit an der Perkins School for the
Blind in Watertown/USA, angefertigt.
Sein Textmaterial sendete er an Ulrike
Broy und Nadja Urschel, beide Stiftungsmitarbeiterinnen an der Beratungsstelle
für Kinder und Jugendliche mit Hörsehbehinderung/Taubblindheit sowie Absolventinnen des Masterstudiengangs
„Communication and Deafblindness“
an der Universität Groningen. Sie lektorierten den Text und standen im Austausch mit dem Verlag.
Ein Fachbuch zu diesem Thema ist in
Deutschland einzigartig. Es verbindet
theoretische Grundlagen mit praxisbezogenen Fallbeschreibungen und Videobeispielen und gibt Hinweise und Strategien für Interventionen an die Hand.
Es kann zu einem wichtigen Baustein
in einer fundierten, stärker reflektierten
und qualitativ besseren Kommunikation mit taubblinden Menschen werden
und so ihre Entwicklung unterstützen.
„Booklets fördern Verständnis“
Projekt- und Aufgabenfeldleiter Roland
Flaig sagt zur Herausgabe des Grundlagenwerks: „Ich bin überzeugt, dass
die Booklets einen großen Anteil an
einem besseren Verständnis des Einflusses von angeborener Taubblindheit
oder Hörsehbehinderung auf die Wahrnehmung von und den Umgang mit Betroffenen haben werden. Die Herausgabe der Booklets durch die Stiftung
trägt dazu bei, die Lebenslage von
Menschen mit Taubblindheit und Hörsehbehinderung im gesamten deutschsprachigen Raum zu verbessern.“ Flaig
bedankte sich bei den beiden Fachlektorinnen Ulrike Broy und Nadja Urschel
mit Gemälden eines hörsehbehinderten
Künstlers aus den Niederlanden.
Ulrike Broy
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Psychologischer Fachdienst in der Behindertenhilfe
BERATUNG VON MENSCHEN MIT BEHINDERUNGEN
BRAUCHT MEHR ZEIT UND ERFORDERT AUCH NEUE WEGE
Heiligenbronn. Was machen eigentlich
die Psychologinnen in der Stiftung? Seit
rund 20 Jahren gibt es jetzt in der Behindertenhilfe der stiftung st. franziskus
in Heiligenbronn den Psychologischen
Fachdienst. Rund 9 Jahre davon ist er
nun besetzt durch die Diplompsychologinnen Birgit Krüger-Schöberl (Systemische Psychotherapeutin/Psychologischer
Fachdienst Erwachsene) und Jutta MerktSchmidt (Psychologische Psychotherapeutin/Psychologischer Fachdienst Förderzentren).
Ein paar Worte über die Psychologie im
Allgemeinen: Die Psychologie beschäftigt sich wissenschaftlich mit dem Fühlen, Denken und Verhalten des Menschen. Das Psychologiestudium schloss
noch vor einigen Jahren mit dem Diplom
ab, heute ist es ein Bachelor- bzw. Masterabschluss. Psychologen können in
vielen verschiedenen Arbeitsfeldern tätig
sein. Diese sind z. B. Lehre und Forschung, Werbung, Personalauswahl und
Betriebsorganisation oder Arbeits- und
Berufsberatung.
Zudem gibt es auch die klinische Psychologie: Hier arbeiten Psychologen
unter anderem in Kliniken, in der psychotherapeutischen Praxis, in der Erziehungs-, Familien- und Lebensberatung,
als Schulpsychologen oder auch in Einrichtungen der Behindertenhilfe. Psychologen sind nicht zu verwechseln mit
Psychiatern, welche Fachärzte für schwere psychische Erkrankungen sind. Sie arbeiten vorwiegend mit Medikamenten.
Problem verstehen und analysieren
Ein psychologischer Beratungsprozess,
wie er für Birgit Krüger-Schöberl und
Jutta Merkt-Schmidt typisch ist, beginnt
10 | franziskus-Bote 4/2014
mit einem Anliegen, vorgebracht von
einem Mitarbeiter, einem Team, einem
Schüler oder einem erwachsenen Bewohner selbst. Meist geht es dann im
ersten Schritt darum, die vorliegende
Situation zu verstehen und zu analysieren. Hierzu werden wichtige Informationen durch Beobachtung, Gespräche und
auch psychologische Tests zusammengetragen (psychologische Diagnostik).
Erst wenn das Problem in seiner ganzen
Komplexität und in seinen Zusammenhängen verstanden wird, können (möglichst mit allen Beteiligten gemeinsam)
Lösungsansätze entwickelt werden.
Für die Beratung von Menschen mit
Sinnes- und Mehrfachbehinderungen
muss in der Regel deutlich mehr Zeit
und ein anderes Tempo veranschlagt
werden. Immer wieder müssen neue
kreative (z. B. nonverbale) Wege gefunden werden, um in Beziehung zu
kommen. Ein Medium muss gefunden
werden, welches dem Gegenüber ermöglicht, sein Fühlen und Denken auszudrücken. Eine intensive Vernetzung
mit allen Bezugspersonen (Familie, Lehrer, Betreuer) ist unabdingbar in allen
Phasen des Diagnose- und Beratungsprozesses.
Fragen nach der eigenen Identität
und Umgang mit der Behinderung
Besondere Themen in diesem Arbeitsfeld können vor allem die Frage nach
der eigenen Identität sein oder Fragen
zum Umgang mit der Behinderung (bei
den Eltern/Angehörigen und bei den
Betroffenen selber). Sie tauchen in verschiedenen Lebensphasen (von der
Kindheit und Jugend bis ins Erwachsenenalter) und in verschiedenen Facetten
immer wieder auf: „Wer bin ich? Wer
kann ich sein? Wo ist mein Platz im
Leben? Wie kann mein Leben gut gelingen?“ bzw. aus Elternsicht „Wo ist der
Platz unseres Kindes im Leben?“ Dies
sind zentrale Fragen, die je nach Lebensphase in unterschiedlicher Gestalt
daherkommen und im Prozess der Antwortfindung immer wieder auch begleitet werden von Trauer beim Verabschieden ursprünglicher Lebensentwürfe.
Das stiftungsinterne Angebot psychologischer Einzelberatung ist deshalb sehr
wichtig, weil oft sehr lange Wartezeiten
auf einen Platz bei einem niedergelassenen Psychotherapeuten bestehen und
in diesem Bereich Menschen mit (mehrfacher) Behinderung zusätzlich benachteiligt sind. Nur sehr wenige Psychologen sind aufgrund der oben aufgeführten Besonderheiten auf die Behandlung
dieser Klientengruppe eingestellt.
Fachdienst in den Förderzentren
Jutta Merkt-Schmidt ist zuständig für
die Heiligenbronner Förderzentren der
Stiftung vom Grundschulbereich bis zur
Berufsschule. Sie wird tätig auf Anfragen
von Lehrern und Erziehern in Absprache
mit den jeweiligen Abteilungsleitern,
vereinzelt auch auf Anfrage der Eltern
oder Jugendlichen selber. Anlässe für
die psychologische Beratung können
sein: Probleme im Leistungsverhalten
eines Schülers (wie z.B. Konzentrationsprobleme) oder im Sozialverhalten (z.B.
aggressives, unruhiges, grenzüberschreitendes Verhalten oder sozialer Rückzug,
ängstliches und depressives Verhalten).
Das Ziel jeder Beratung ist es, interdisziplinär im Zusammenwirken der beteiligten Fachkräfte (Lehrer, Erzieher, Fachtherapeuten) und in Kooperation mit
der Familie das Kind oder den Jugendlichen in seinem auffälligen Verhalten
zu verstehen: Was könnte das Verhalten bedeuten? Was braucht das Kind/
der Jugendliche für seine weitere positive Entwicklung? Wie können seine
Stärken genutzt werden? Was braucht
das Kind/der Jugendliche von der Schule
oder von der Familie? Welche Unterstützung braucht die Familie? Braucht es
zusätzliche therapeutische Unterstützung (um z.B. sich und seine Gefühle
auszudrücken oder um Verhaltensänderungen zu erlernen)?
Sowohl in der diagnostischen Phase
als auch in der Phase der Intervention
(Erarbeitung von Lösungen) arbeitet
der Fachdienst bedarfsorientiert mit internen Fachtherapeuten zusammen wie
z. B. Ergotherapie, Reittherapie oder
Heilpädagogik sowie mit externen
Diensten wie Beratungsstellen, Kinderund Jugend-Psychotherapeuten, Kinderund Jugendpsychiatrie. Besonders zu
erwähnen ist in diesem Zusammenhang
die niederschwellige Kooperation mit
der kinder- und jugendpsychiatrischen
Abteilung der Luisenklinik Bad Dürrheim, die auf einer Kooperationsvereinbarung zwischen der stiftung st. franziskus heiligenbronn und der Luisenklinik basiert.
Fachdienst im Erwachsenenbereich
Birgit Krüger-Schöberl ist für den gesamten Erwachsenenbereich (Wohnen,
Arbeiten, Förder- und Betreuungsbereich) zuständig, also für die Wohngruppen in Heiligenbronn, Rottweil und
Spaichingen, für den jeweiligen Förderund Betreuungsbereich, die Außenwohngruppen, das Ambulant-Betreute
Wohnen sowie die Werkstätten.
Anfragen für eine Beratung kommen –
nach Abstimmung mit den Fachbereichsleitern – in erster Linie von den
Mitarbeitern und Teams im Wohn- undArbeitsbereich, im Förder- und Betreu-
Birgit Krüger-Schöberl (links) und Jutta Merkt-Schmidt bilden seit rund 9 Jahren den Psychologischen
Fachdienst in der Behindertenhilfe der Stiftung in Heiligenbronn.
Foto: Ronecker
ungsbereich aber auch von Bewohnern
direkt oder von Eltern und Angehörigen.
Eltern und Angehörige kommen beispielsweise dann auf den Fachdienst
zu, wenn sie Beratung wünschen zum
Fallbesprechungen und
Einzelberatungen
Umgang mit Trennungsschwierigkeiten,
bei schwieriger Ablösung oder bei
Erziehungsproblemen im häuslichen
Umfeld. Für Schüler und Praktikanten
bietet der Psychologische Fachdienst
jährlich einen Vortrag an zum Thema
psychische Störungen bei Menschen
mit mehrfacher Behinderung.
Der Fachdienst im Erwachsenenbereich
führt u. a. Fallbesprechungen mit dem
jeweiligen Team durch, wenn z.B. das
Verhalten eines Bewohners den Mitarbeitern Sorge bereitet. Bei der Teambildung oder beim Umgang mit besonderen Anforderungen an die Teamarbeit
begleitet die Psychologin die betreffenden Mitarbeiter im Rahmen von Teamtagen.
Themen in Einzelberatungen von Bewohnern sind häufig Schwierigkeiten
im Umgang mit anderen, Über- oder
Unterforderungssituationen im privaten
oder beruflichen Kontext, Partnerschaftsprobleme, emotional belastende Erfahrungen aus der Vergangenheit und die
Unterstützung bei der Erreichung zukünftiger Wünsche und Ziele.
Begleitend zu den Fallbesprechungen
und Einzelberatungen ist gegebenenfalls auch die Kooperation des Fachdienstes mit externen Diensten und
Einrichtungen unerlässlich wie z.B. Neurologen, Psychiatern, Ergotherapeuten,
ambulanten und stationären psychiatrischen Kliniken.
Konzeptionelle Mitarbeit
Über die Fallarbeit hinaus sind beide
Psychologinnen mitbeteiligt an konzeptionellen Arbeitskreisen zu Themen wie
Umgang mit Verdacht auf Kindeswohlgefährdung, Prävention sexueller Gewalt,
Umgang mit Tod und Trauer, Angehörigenarbeit oder Hörsehbehinderung.
Externe Vernetzung
In welchen komplexen thematischen
Bezügen sich der Psychologische Fachdienst bewegt, zeigt sich auch an seiner
externen kollegialen Vernetzung, unter
anderem in Arbeitsgruppen zur Psychologie an Heimsonderschulen, im Verband der Blinden- und Sehbehindertenpädagogen, an Einrichtungen für Hörund Sprachgeschädigte oder der Erziehungshilfe.
Birgit Krüger-Schöberl
und Jutta Merkt-Schmidt
franziskus-Bote 4/2014 | 11
Heiligenbronner Werkstätten erstmals bei Messe in Oberndorf
STAND ZEIGT LEISTUNGSSPEKTRUM BEISPIELHAFT AUF
Oberndorf. Eine Premiere war es für die
Werkstatt für behinderte Menschen
(WfbM) in Heiligenbronn, sich auf einer
großen Messe zu präsentieren. Mit der
erstmaligen Teilnahme an der Gewerbeschau des Handels- und Gewerbevereins Oberndorf Anfang Oktober, die alle
8 Jahre veranstaltet wird, betraten
Werkstattleiter Gernot Pfau und seine
Mitarbeiter Neuland auf der Suche nach
neuen Kontakten – und sind mit der
Resonanz sehr zufrieden.
„Wir wollten uns präsentieren als Dienstleister und Montagebetrieb für Industrie- und Handwerkskunden“, berichtet
Gernot Pfau. Sich bekannt zu machen
als ein Betrieb, der zu günstigen Konditionen Arbeiten übernehmen kann,
mit denen sinnesbehinderte Menschen
Beschäftigung und Lebenssinn finden,
war das Anliegen.
Derzeit sind rund 160 Menschen mit
Sinnes- und mehrfacher Behinderung in
der WfbM, in der Blindenwerkstatt, auf
ausgelagerten Arbeitsplätzen, in der
werkstattnahen Förder- und Betreuungsgruppe und im Berufsbildungsbereich beschäftigt.
Bundestagsabgeordneter Volker Kauder (links) besuchte bei der Messe in Oberndorf den Stand der
Stiftungs-Werkstatt für behinderte Menschen, hier im Gespräch mit (von links) Werkstattleiter Gernot
Pfau, dem Aistaiger Ortsvorsteher Jörg Schittenhelm, Stefan Guhl, Leiter des Stiftungs-Referats Personal,
Finanzen und IT, und Friedrich Palmer, Leiter der Blindenwerkstatt.
Foto: Dlugosch
Werkstätten zweifach vertreten
Bei der Gewerbeschau im Oberndorfer
Neckartal, die an drei Tagen mit 17.000
Besuchern einen überwältigenden Zustrom erlebte, waren die Werkstätten
der Stiftung zweifach vertreten: mit
einem Verkaufsstand der Blindenwerkstatt im Freigelände, an dem die Bürstenmacher Idris Ikuye und Sabine Kast
den Besuchern ihr Handwerk vorführten,
und mit einem Stand im Messezelt zum
Leistungsangebot der WfbM.
Andreas Mey (links), Leiter der Arbeitsvorbereitung, und Bruno Grimm, Leiter
der Arbeitsgruppen, am Stand der WfbM Heiligenbronn mit einigen beispielhaften Arbeitsplätzen und Produkten.
Foto: Moser
12 | franziskus-Bote 4/2014
An diesem Stand,
den Andreas Mey
und Bruno Grimm
konzipiert
und
vorbereitet hatten,
zeigte die Werkstatt auf einer
Werkbank
beispielhaft einige
Arbeitsplätze und
auch – mit Einverständnis der Auftraggeber – Produkte, die in Heiligenbronn von
den Menschen mit
Behinderung montiert worden waren,
darunter auch von den selbst bei der
Messe vertretenen Firmen Mafell und
Allert. Dazu kamen Gesprächs- und Informationsangebote und eine Präsentation zu den Arbeiten in der WfbM, die
mit Hilfe des Vorrichtungsbaus speziell
abgestimmt sind auf die Möglichkeiten
sinnesbehinderter Beschäftigter. Auch
wurde ein neuer und ansprechender
Flyer gedruckt mit dem Leistungsspektrum und den Vorteilen der WfbM.
MdB Kauder prominenter Besucher
Prominentester Gast am Stand der Stiftungs-Werkstatt war Bundestagsabgeordneter Volker Kauder, der auch bei
der Eröffnung der Messe sprach. Werkstattleiter Pfau berichtet, dass bei vielen Besuchern aus dem Raum Oberndorf
im Unterschied zur Korb- und Bürstenmacherei das Angebot der Heiligenbronner Montage-Werkstatt kaum bekannt war. Über die Messe ergaben
sich auch Kontakte zu anderen Firmen,
die Interesse an einer Zusammenarbeit
im Montagebereich zeigten.
Ewald Graf
Blindenwerkstatt bietet neu Tampondruck an
DRUCKAUFTRÄGE ALS WEITERES STANDBEIN
Heiligenbronn. Die Blindenwerkstatt der
stiftung st. franziskus heiligenbronn ist
eines der ältesten Arbeitsangebote für
Menschen mit Behinderung in der Region. Die traditionellen Handwerkskünste des Korbflechtens und Bürsteneinziehens werden nach wie vor gepflegt.
Aber die Werkstatt für Menschen mit
Behinderung (WfbM), zu der die Blindenwerkstatt gehört, ist jetzt auch in
ein ganz modernes Druckverfahren eingestiegen, den Tampondruck.
Mit einer Tampondruckmaschine ist es
der Blindenwerkstatt jetzt möglich, Produkte und Gegenstände flexibel zum
Beispiel mit Firmenlogos zu bedrucken.
Bei diesem Druckverfahren wird über
ein individuell belichtetes Klischee als
Vorlage die Druckfarbe durch einen elastischen Tampon aus Silikonkautschuk
auf den Gegenstand übertragen. Da
dies auch ein Bedrucken gewölbter Flächen ermöglicht und die Farbe lichtecht
und beständig aufgebracht wird, ist
dieses Verfahren für die Werbemittelherstellung von großer Bedeutung.
Vierfarbdruck möglich
Die Druckmaschine in der Blindenwerkstatt beherrscht den Vierfarbdruck und
Mitarbeiter Martin Kullock beim Einrichten des
Tampondruckers.
An der Tampondruckmaschine in der Blindenwerkstatt der stiftung st. franziskus heiligenbronn mit
frisch bedruckten Bürstendeckeln: (von links) Friedrich Palmer, Leiter der Blindenwerkstatt, der sehbehinderte Beschäftigte Idris Ikuye und Mitarbeiter Chris-Florian Fehrenbach. Fotos: Graf, Armbruster
kann Flächen bis etwa 6 mal 8 Zentimeter bedrucken. Für jeden Auftrag
muss die Mischung von Farben und
Verhärter, das Klischee und die HalteVorrichtung des zu bedruckenden Gegenstands individuell eingestellt werden. Aber dann sind auch größere Serien möglich.
Stiftungs-Bürsten und
Wurstdosen gekennzeichnet
Bedarf hatte die Blindenwerkstatt zunächst in eigener Sache. Auf dem Adventsmarkt der Stiftung wie bei anderen Weihnachtsmärkten in der Umgebung präsentierte die Blindenwerkstatt
bereits mit diesem Verfahren bedruckte
Bürsten, Feger und Besen. Das Logo der
Stiftung kommt jetzt nämlich nicht mehr
per Aufkleber auf die handgefertigten
Waren, sondern wird auf diese Weise
direkt aufgedruckt und ist dadurch auch
länger haltbar. Auch die Wurstdosen
aus dem Hofladen der Stiftung haben
einen in der Blindenwerkstatt aufgedruckten Weihnachtsgruß erhalten.
Der Tampondruck wird aber auch Kun-
den als Service angeboten, die Bürstenwaren oder andere Gegenstände individuell bedrucken möchten, z.B. als Firmengeschenke. Auf diese Weise möchte
sich die Werkstatt, wie Fachbereichsleiter Gernot Pfau unterstreicht, langfristig
auch ein weiteres Standbein aufbauen
neben dem Blindenwarenverkauf und
den Montage- und Verpackungsaufträgen aus der Industrie zur Sicherung der
Arbeitsplätze für die hör- und sehgeschädigten Beschäftigten.
Druckverfahren ist Übungssache
Auch Beschäftigte der Bürstenmacherei
werden an der Tampondruckmaschine
eingelernt. In die komplexen Einstellungsarbeiten haben sich Chris-Florian
Fehrenbach, der die Ausbildung zum Arbeitserzieher absolviert, und Mitarbeiter Martin Kullock eingearbeitet. Denn
vieles in diesem Druckverfahren ist auch
Übungssache und erfordert Präzision.
Auch der Vorrichtungsbau der WfbM ist
mit eingespannt. Interessenten können
sich direkt an den Leiter der Bürstenmacherei, Friedrich Palmer, wenden (Telefon 07422 569-288).
Ewald Graf
franziskus-Bote 4/2014 | 13
Aktionstag im Förderzentrum Sehen
GANZHEITLICHES LERNEN RUND UM DEN APFEL
Heiligenbronn. Mit einem ganzen Tag
im Zeichen des Apfels gestaltete das
Förderzentrum Sehen in Heiligenbronn
vielfältige Projekte, von der Ernte der
reifen Äpfel über die Verarbeitung bis
zum Genuss der fertigen Speisen und
Säfte. Und auch künstlerische und andere Zugänge ergänzten das Angebot.
Einige Schüler begleiteten den Aktionstag als Reporterteam. Zwei Schüler
schildern so ihre Eindrücke:
Reporter berichten
„Zu Beginn wurden wir mit einem kleinen Schauspiel der Lehrer auf das
Thema eingestimmt. Danach trafen sich
die Gruppen und legten los. In ihnen
waren Schüler verschiedener Klassen.
Dies war eine schöne Abwechslung
zum Schulalltag.
Es gab zum Beispiel die Gruppen „Rezepte rund um den Apfel“, „Apfel-Türschmuck“, „Apfelsaft pressen“ und
noch einige mehr. Die Reportergruppe
besuchte die anderen Gruppen und
machte Fotos und Tonaufnahmen, die
am Ende des Tages präsentiert wurden.
Gesammelte Äpfel gleich verwertet
Zuerst sammelten einige Gruppen im
Auch die Kleinsten packten bei der Saftherstellung mit an.
Fotos: Hipp
14 | franziskus-Bote 4/2014
Die blinden und sehbehinderten Schüler des Förderzentrums waren beim Aktionstag Apfel aktiv: stolz
beim ersten selbstgepflückten Apfel und fachkundig bei der Herstellung von Apfel-Türschmuck.
Kirchgarten Äpfel, die dann im Laufe
des Tages verarbeitet wurden. Die
Gruppe „Apfelsaft pressen“ schälte,
schnitt und presste die Äpfel aus. Beim
„Geschmacksquiz“ konnte man durch
Probieren von Fruchtstücken und Säften verschiedene Apfelsorten herausschmecken. Die Gruppe „Rezepte rund
um den Apfel“ produzierte leckere
Apfelküchlein aus Apfelringen, Pfannkuchenteig, Zucker und Zimt.
Die Gruppen „Apfelmus“ und „Apfelgelee“ schnitten und kochten ihre Äpfel.
So wurden daraus Apfelmus und Apfelsaft. Die Gruppe „Apfelgelee“ fügte
noch Gelierzucker hinzu, sodass Gelee
entstand. Für den „Apfel-Türschmuck“
wurde ein Apfel auf Holz gezeichnet
und dann ausgesägt. Nun wurde dieser
Apfel mit anderen herbstlichen Naturmaterialien an einem Draht befestigt.
Durch die Reporter-Präsentation als gemeinsamen Abschluss erfuhren alle
Schüler, was in den vielen verschiedenen Gruppen alles geschehen war. Hoffentlich war das nicht der letzte Projekttag.“
Leon und Jonathan, Klasse 9/10 B
„Werdegang“ des Apfels miterlebt
Auch aus Sicht der Lehrer war dieser
Tag ein voller Erfolg. Die klassenübergreifende Gruppenbildung ermöglichte
neue oder intensivere Kontakte mit anderen Mitschülern. Begleitet von vielen
schönen Begegnungen, bot das ganzheitliche Lernangebot ein rundes Gesamtbild. Ein besonderes Erlebnis war
es für viele Schüler, den „Werdegang“
des Apfels vom Baum bis zum fertigen
Saft oder zu anderen Produkten mitzuerleben.
Stefan Franz
Vorfreude auf den Genuss: Beim Braten der leckeren Apfelküchle.
Jungunternehmer im Förderzentrum Sehen
WILLKOMMEN BEI DER FRÜHSTÜCKSBANDE
Heiligenbronn. Tests und Diagnosearbeiten scheinen oft trocken und manchem gar lästig. Dass das aber nicht
immer so sein muss, beweist die
Klasse 7 S des Förderzentrums Sehen
in Heiligenbronn. Über ein Projekt der
Schüler im Rahmen der beruflichen
Förderung haben sie letztlich sogar
eine eigene Firma gegründet. Aber der
Reihe nach…
Mit leerem Magen arbeitet man bekanntlich nur halb so gut. Das dachten
sich auch die letztjährigen Sechstklässler, als sie sich ein Projekt überlegten.
Und schon war die Idee geboren, mit
einem eigenen Angebot für ein Pausenvesper zu sorgen.
Marktlücke am Ausbildungstag
So gründeten sie jetzt als Siebtklässler
ihre eigene Schülerfirma „Frühstücksbande“ und bieten am verkaufsfreien
Ausbildungstag der Bäckerei, am Mittwoch, jeweils selbst belegte Brötchen
und Butterbrezeln zum Verkauf an.
Einkauf und Planung in der Freizeit
Leere Tabletts und eine gefüllte Kasse – dieses Konzept gefällt den Schülern: die Schülerfirma beim
Pausenhofverkauf vor der Schule für Blinde und Sehbehinderte.
Foto: Franz
wachsenden Schar von hungrig wartenden Kunden gegenübersteht, die dann
alle mit einem glücklichen Lächeln und
vollen Backen weiterziehen.
Kapital vermehrt sich
Doch wie ist es eigentlich mit Kapitaleinlage, Rendite, Reinvestition oder
Wertschöpfung? Nicht nur die allgemeine Bildung und der Wortschatz der
findigen Jungunternehmer steigt an,
sondern auch das Firmenkapital. Ob
die Gewinne dann schlussendlich mit
einem grandiosen Firmen-Abschlussausflug gefeiert oder schlicht ausbezahlt werden und in neue Vorhaben der
Schüler fließen können, ließen diese
noch nicht durchscheinen…
Stefan Franz
Aber wer dahinter ein Schlupfloch vermutet, um lästigen Unterrichtsstunden
zu entgehen, täuscht sich gewaltig. Sowohl der Einkauf als auch die Planung
werden größtenteils in der Freizeit erledigt. Und die Verwaltung der eigenen
Firma ist nicht nur ein anschaulicher
und alltagsnaher Wirtschaftsunterricht.
Sie regt auch noch den Perspektivwechsel an zwischen betriebswirtschaftlicher Planung, Werbung und
dem, was die potentielle Kundschaft
denn wollen könnte.
Volle Backen bei den Kunden
Daher wundert es auch nicht, dass die
emsige Truppe jeden Mittwoch um
10.30 Uhr auf ihrem Pausenhof einer
Werbeplakat der Schülerfirma „Frühstücksbande“ im Schulflur.
Foto: Graf
franziskus-Bote 4/2014 | 15
Flöten-AG an der Schule für Hörgeschädigte
FLÖTEN LERNEN HEISST AUCH HÖREN LERNEN
Heiligenbronn. Seit Beginn dieses Schuljahres gibt es an der Schule für Hörgeschädigte im Förderzentrum Hören und
Sprechen eine Flöten-AG unter der Leitung von Veronika Besenfelder. Zwei
Jungs und vier Mädchen haben sich entschieden, dieses Instrument zu lernen.
Manch einer mag sich vielleicht fragen,
was denn eine Flöten-AG an einer Hörgeschädigten-Schule zu suchen hat. Ist
das nicht kontraproduktiv für Schüler
und Schülerinnen mit Hörproblemen?
Im Gegenteil. Blockflötenunterricht beinhaltet vieles, was gerade auch für
Menschen mit Hör-Sprechproblemen
förderlich sein kann.
Zunächst einmal achten wir auf eine
gute Haltung. Schließlich will die Flöte
ja auch im Gleichgewicht gehalten sein.
Wie ein König oder eine Königin marschieren wir durch den Raum, lassen
die Flöte wie eine Mondrakete zwischen
unseren Fingern landen. Ein gerader
Rücken ist ebenso wichtig wie entspannte Schultern, damit die Luft gut
strömen kann. Atmung und Luftstrom
sind die Grundlage für ein gutes Flöten.
Dabei wird natürlich auch die notwen-
dige Zwerchfellspannung, um auch lange
Töne halten zu können, trainiert.
Gefühl für bewusstes Atmen
Spielerisch bekommen wir hierbei langsam ein Gefühl für koordiniertes und
bewusstes Atmen. Wir blasen wie der
Wind, halten einen Ballon so lange wie
möglich nur mit unserem Atem in der
Luft, versuchen einen Wattebausch vom
Tisch zu blasen oder blasen eine Kerze
aus. Besonders schön ist es, wenn wir
Seifenblasen nehmen und so quasi
„Töne sichtbar“ werden!
Die Tongebung auf der Flöte hängt
auch sehr stark mit einem Gefühl für
Artikulation und Mundmotorik zusammen. Vor allem der Zungenschlag, ist
wichtig, um schöne Töne auf der Flöte
blasen zu können. „Dü – dü – dü dü
dü …“ So üben wir spielerisch die Anblastechnik ein. Auch die Lippenspannung sowie das Gefühl für die Lippen,
die leicht und locker das Mundstück
der Flöte umschließen sollen, spielen
eine wichtige Rolle.
Aber das ist noch längst nicht alles: Die
Finger müssen an die jeweils richtige
Die Flöten-AG der Schule für Hörgeschädigte unter Leitung von Veronika Besenfelder.
16 | franziskus-Bote 4/2014
Fotos: Graf
Stelle vom Flötenloch gelegt werden,
damit wir Melodien spielen können.
Das hört sich leichter an, als es ist. Am
Anfang kann das schon einige Mühe
machen: Zeigefinger hoch, Mittelfinger
runter, Daumen leicht andrücken, Restfinger locker lassen usw. „Das ist ja Fingergymnastik!“, meint ein Schüler und
wir lachen.
Freude, Gemeinschaft Spiel und Spaß
kommen in dieser AG nicht zu kurz. Vor
allem das Miteinander von „klein“ und
„groß“ ist ein großer Gewinn. Achtklässler flöten problemlos zusammen
mit Zweit- und Drittklässlern.
Rhythmus, Takt und Noten lernen sind
weiterer wesentlicher Bestandteil der
AG. Und da lässt sich schnell schon
ganz leicht gemeinsam musizieren: Die
einen flöten den ersten Ton, den sie
lernten: das c, die anderen spielen auf
dem Xylophon im Takt dazu und der
Rest klatscht einen weiteren Rhythmus.
Welcher Ton ist höher?
Von großer Bedeutung ist auch das
sensible Hören: Welcher Ton ist höher,
welcher tiefer? Wo flötet jemand mit
„dü“ in die Flöte, wo hört man es nicht?
Welcher Ton klingt schön? Welcher gepresst? Spielen wir im Takt und zusammen oder spielt jeder nur für sich?
Flöte lernen heißt auch hören lernen.
Erst dann werden Töne zur Musik. Bis
dahin ist es natürlich noch ein weiter
Weg. Aber es ist ein lohnender Weg,
den alle gern gehen und der jede Woche
Fortschritte zeigt, wenn alle auch zuhause täglich üben. Und vielleicht ist
sogar an Weihnachten der eine oder
andere dabei, der sein erstes Weihnachtsliedchen spielen kann.
Veronika Besenfelder
Der erste Fleischerfachpraktiker in der Ausbildung
Aus meinem Leben erzählt
VOM AUSBEINEN UND ZUSCHNEIDEN
BIS ZUR FERTIGEN WURST
Heiligenbronn. Der erste Auszubildende
in der Stiftungs-Metzgerei und dem
Zentrum für berufliche Ausbildung und
Qualifikation (ZAQ) in Heiligenbronn,
Thomas Schneider, der eine Lernbehinderung hat, berichtet über seine Lehre:
In meiner Ausbildung dreht sich alles
um das Produkt Fleisch. Ich heiße Thomas Schneider und bin der erste Fleischerfachpraktiker, der in der stiftung
st. franziskus heiligenbronn ausgebildet
wird. Schon während meiner Förderschulzeit hat mich dieser Beruf sehr
interessiert und ich habe mehrere Praktika in verschiedenen fleischverarbeitenden Betrieben gemacht.
Seit September letzten Jahres gehören
das Ausbeinen von Schweine- und Rinderhälften, das Zuschneiden von Fleischstücken, das Herstellen von Roh-, Brühund Kochwurst und das Herrichten von
küchenfertigen Gerichten wie Cordon
bleu, Fleischspießen und Frikadellen zu
meinen täglichen Aufgaben.
Fleischerfachpraktiker Thomas Schneider (vorne) bei der Arbeit in der Wurstküche der Stiftung im
Elisabetha-Glöckler-Haus in Heiligenbronn.
Foto: Storz
ich mithergestellt habe, auch bei uns
im Hofladen verkauft werden.
Fleisch und Blut darf einem natürlich
nichts ausmachen, aber damit hatte ich
noch nie Schwierigkeiten.
Ein Tag in der Woche Schule
Umgang mit scharfen Messern
will gelernt sein
Der Umgang mit den scharfen Messern
ist nicht immer einfach. Bei vielen Tätigkeiten muss ich mich mit dem vorgeschriebenen Kettenhandschuh und der
schweren Stechschürze vor Verletzungen
schützen. Das Team um meinen Chef,
Metzgermeister Paul Fehrenbacher, unterstützt mich beim Lernen dieser Tätigkeiten in der Praxis Schritt für Schritt.
Toll finde ich, dass alle Produkte, die
Einen Tag in der Woche habe ich Berufsschule im Zentrum für Ausbildung und
Qualifikation hier in Heiligenbronn. Dann
stehen Fachtheorie, Fachrechnen und
die allgemeinbildenden Fächer Deutsch,
Gemeinschaftskunde, Wirtschaftskunde
und Religion auf dem Stundenplan. Im
Vergleich zu einer Regelberufsschule
sind die Klassen wesentlich kleiner, so
dass das Lerntempo und die Methoden
individuell auf uns Auszubildende angepasst werden kann.
Montags im Schlachthaus
„Der Umgang mit Fleisch und Blut
darf einem natürlich nichts ausmachen, aber damit hatte ich noch
nie Schwierigkeiten.“
Ein besonderer Wochentag ist für mich
immer noch der Montag im Schlachthaus. Hier geht alles sehr schnell: Betäuben – Ausbluten – Brühen – Ausnehmen und Spalten. Der Umgang mit
Am Ende eines arbeitsreichen Tages gehört natürlich auch das Aufräumen und
Reinigen der Wurstküche dazu. Dann
wird alles bis in die letzten Winkel geschrubbt und desinfiziert.
Posaune spielen im Musikverein
Mein Heimatort ist in der Nähe von
Freiburg. Deshalb wohne ich unter der
Woche im Internat Haus Karolina in
Schramberg-Sulgen. Seit Mai kann ich
beim Musikverein Sulgen an den Musikproben teilnehmen. Seither fühle ich
mich hier noch ein bisschen wohler,
weil ich auch meinem Hobby, dem
Posaune spielen, nachgehen kann.
Thomas Schneider/Sumi Storz
franziskus-Bote 4/2014 | 17
Schulkindergarten „Arche Noah“ des Förderzentrums Hören und Sprechen
NEUES DOMIZIL FÜR ZWEI GRUPPEN EINGERICHTET
Schramberg. In der Schillerstraße 83 in
Schramberg sind jetzt zwei Schulkindergartengruppen des Förderzentrums
Hören und Sprechen Heiligenbronn vereint. Die stiftung st. franziskus heiligenbronn hat dazu das bisherige Wohnhaus langfristig gemietet und entsprechend ausgestattet.
Die beiden „Arche Noah“-Gruppen mit
hör- und sprachbehinderten Kindern im
Alter von drei bis sechs Jahren waren
bisher im evangelischen Martin-LutherKindergarten in Schramberg und in der
Stiftung in Heiligenbronn, früher im
St. Gallus-Kindergarten Heiligenbronn
untergebracht. Eine gemeinsame Lösung in Schramberg wurde gesucht und
schließlich im Haus unterhalb des ehemaligen Krankenhauses gefunden.
Kindgerechter Umbau
Ausbildungsbetriebe der stiftung st.
franziskus heiligenbronn und örtliche
Handwerksbetriebe bereiteten mit Renovierungs- und Umbauarbeiten den
Einzug der Kindergartenkinder vor. Ein
Zaun zur Straße hin wurde errichtet,
alles kindersicher gemacht, der Balkon
neu abgesichert, ein großer Sandkasten eingebaut, kindgerechte Toiletten
und eine neue Küche eingebaut, der
Schallschutz verbessert und alles frisch
gestrichen. Ein ehemaliger Stiftungsmitarbeiter zimmerte zudem eine maßgerechte Schrank- und Regalwand.
Start zum neuen Schuljahr
Zum neuen Schuljahr konnten die beiden Gruppen in der Schillerstraße mit
derzeit insgesamt 21 Kindern starten.
Zur Eröffnung des neuen Kindergartens
waren bei schönstem Spätsommerwetter die Kinder mit ihren Geschwistern
und Eltern sowie auch die Familien der
ehemaligen Kinder, die im Sommer in
18 | franziskus-Bote 4/2014
Beim Grillfest im Garten des neuen Kindergartengebäudes in der Schillerstraße Schramberg: die Kinder,
Ehemaligen und Geschwister der beiden Schulkindergartengruppen und die Mitarbeiterinnen aus dem
Förderzentrum Hören und Sprechen.
Foto: Graf
die Schule entlassen wurden, eingeladen. Bei einem Grillfest, zu dem alle
etwas beitrugen, wurden den Eltern die
neuen Räumlichkeiten mit dem großzügigen Garten vorgestellt. Dort wird auch
noch eine Schaukel aufgestellt. Das Mobiliar wurde ansonsten aus den bisherigen Räumen mitgebracht.
Die Leitung der beiden „Arche Noah“Kindergartengruppen in der Schillerstraße liegt bei Stefanie Herzog, Lisa
Digiser und Ines Hermann. Die Kinder
kommen aus Schramberg und den
Nachbarorten und sind in Ganztagsbetreuung einschließlich Mittagessen von
8 bis 15 Uhr im Kindergarten. In den
Schulferien sind diese Gruppen jedoch
geschlossen.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit
und Gebärdensprach-Software
Die behinderten Kinder werden vom
Taxi gebracht und nach Hause gefahren.
In interdisziplinärer Zusammenarbeit
erhalten sie je nach Bedarf Sprach- und
Ergotherapie. Bei zwei hörgeschädigten
Kindern werden auch Tablets mit Gebärdensprach-Software eingesetzt. Gemeinsam gehen die Gruppen regelmäßig zum Schwimmen und Reiten.
Bedarf zeigt sich oft erst im Alltag
Der Bedarf für die intensivere Förderung in einer solchen Gruppe, berichtet
Nadja Huber, Leiterin des Schulkindergartens „Arche Noah“, stellt sich oft erst
im Kindergartenalltag heraus, so dass
dem Schulkindergarten des Förderzentrums nach entsprechender Untersuchung noch im Laufe eines Schuljahres
Kinder zugewiesen werden.
In Kindergärten in Lauffen und Rottweil
hat das Förderzentrum Hören und Sprechen der Stiftung noch weitere dezentrale Gruppen für hör- und sprachbehinderte Kinder. Alle Gruppen haben sich
jetzt den Namen „Arche Noah“ gegeben.
Ewald Graf
Praktikanten und Freiwillige beim Einführungstag
KLEINE RALLYE FÜHRT QUER DURCH HEILIGENBRONN
Heiligenbronn. 60 junge Menschen, die
in der Behindertenhilfe der stiftung st.
franziskus heiligenbronn ihren Dienst
als Vorpraktikanten oder in einem Freiwilligendienst begonnen haben, kamen
beim Einführungstag zusammen und
erhielten einen Überblick über die Stiftung und ihre Einrichtungen – auch bei
einer kleinen Rallye.
Die neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter absolvieren ein Vorpraktikum als
Einstieg in die Ausbildung zum Heilerziehungspfleger, ein Freiwilliges Soziales Jahr, einen Bundesfreiwilligendienst
oder einen Europäischen Freiwilligendienst und arbeiten sowohl in den
Wohngruppen, Werkstätten und Fördergruppen wie in den Förderzentren mit.
Der Einführungstag wurde vom Praktikantenteam organisiert mit dem
Schwerpunkt des gegenseitigen Kennenlernens und des Kennenlernens von
Kloster und Stiftung.
Viele Bereiche – gemeinsame Ziele
Dem diente auch eine Rallye in verschiedene Bereiche der Behindertenhilfe in Heiligenbronn. An jeder der
Stationen in Werkstatt, Förderbereich,
Blindenwerkstatt, Kirche, Schule, Wohngruppe, Sozialdienst und Ehrenamtsbüro
erhielten die Freiwilligen ein Puzzlestück,
das schließlich am Ende das Logo der
Stiftung ergab. So bekamen alle auch
einen Einblick in die anderen Bereiche,
in denen sie nicht selbst arbeiten. Denn
gemeinsam, so betonte das Vorbereitungsteam, sollen die Ziele der Selbstbestimmung, der Hilfe zur Selbsthilfe
und der Teilhabe für die Menschen mit
Behinderung umgesetzt werden.
In der Hauskapelle des Klosters stellte
Schwester Johanna Konrad die Schwesterngemeinschaft vor und gab einen
Impuls. In Kleingruppen wurden die
Motivationen zum sozialen Jahr, die Erwartungen und Befürchtungen erörtert.
Auch mit einem behindertengerechten Tandem
unterwegs waren die Praktikanten der Stiftung
bei ihrem Einführungstag.
Roland Flaig, Leiter der Behindertenhilfe, begrüßte die Praktikanten und
Freiwilligen ebenfalls und unterstrich
die Bedeutung ihrer Arbeit für die Behindertenhilfe. Er wünschte allen eine
„schöne und prägende Zeit“.
Exkursion und Taizé-Fahrt geplant
Das Praktikantenteam, das die Freiwilligen in ihren Anliegen und Fragen
unterstützt, gab auch schon einen Ausblick auf die Veranstaltungen und Angebote für die Freiwilligen im kommenden Jahr. So gibt es monatlich von
Fachkräften der Stiftung Einführungen
zu den Themen Begleitung von Blinden
und Sehbehinderten, Hörschädigung,
Taubblindenarbeit, Verhalten im Notfall,
psychische Auffälligkeiten, Finanzierung
sowie Kloster und Glaube. Auch eine
Exkursion wird geplant sowie eine Fahrt
nach Taizé. Monatlich gibt es auch einen Stammtisch.
Im Schulzentrum St. Benedikt unterhielten sich die Teilnehmer bei ihrer Rallye auch mit einer Schülerin.
Fotos: Warwas
Ansprechpartnerin für die Bewerbung:
Michaela Warwas, Tel. 07422/569-466,
E-Mail [email protected].
Katharina Fiesel
franziskus-Bote 4/2014 | 19
Jubiläum und Tage der offenen Tür im Altenzentrum St. Josef
DAS RUNDERNEUERTE HAUS SOLL EIN LEBENDIGER
TEIL DER STADT SPAICHINGEN BLEIBEN
Spaichingen. Das 25-jährige Jubiläum
und der Abschluss von Generalsanierung und Umbau des Altenzentrums
St. Josef in Spaichingen wurde mit einem
umfangreichen Festwochenende im Oktober gefeiert. Die neuen Wohnbereiche
fanden dabei großen Anklang.
Groß war das Interesse daran zu sehen,
was in dreieinhalb Jahren Baumaßnahmen herausgekommen ist. So begann
auch schon der Festakt mit Hausführungen durch Regionalleiterin Nadja
Merkle und die beiden Sozialdienstmitarbeiterinnen Sarah Keller und Elena
Breithaupt, die dann auch am Sonntag
beim Tag der offenen Tür fast laufend
Führungen anboten. Und die Resonanz
lautete unisono: „Das neu Enstandene
kann sich sehen lassen!“
Beim Festakt zum Jubiläum und dem Sanierungsabschluss von St. Josef vor dem neuen Eingang: (von
links) MdL a.D. Franz Schuhmacher, Generalvikarin Schwester Dorothea Thomalla, Architekt Peter Koczor,
Regionalleiterin Nadja Merkle, Altenhilfe-Leiter Boris Strehle, Generaloberin Schwester Agnes Löber,
Bürgermeister a. D. Albert Teufel und die Stiftungs-Vorstände Hubert Bernhard und Michael Wollek.
Fotos: Ronecker, Graf
Mittagstisch an der Glasfront
Verwaltungskraft am neu eingerichteten
Pfortenplatz heißt die Besucher willkommen.
Im neu gestalteten Eingangsbereich findet jetzt der Offene Mittagstisch täglich
seinen Platz an der Glasfront, eine Litfaßsäule sorgt für neue Infos und eine
Die neue Tagespflege fand ebenso Bewunderung wie die neu eingerichteten
Wohngruppen auf vier Stockwerken,
die durch einen Anbau Platz gewonnen
haben. Nicht nur neue Zimmer wurden
eingebaut, sondern das ganze Haus
modernisiert und bewohnerfreundlich
umgestaltet. Jetzt haben die vier Wohngruppen helle und einladende Gemeinschaftsräume mit viel Bewegungsraum
und einer durchgehenden Präsenz durch
Mitarbeiter der Pflege, der Betreuung
und Hauswirtschaft.
Festgottesdienst mit Jugendchor
Auch Bewohner und Tagespflegegäste stießen mit an beim Sektempfang im Edith-Stein-Haus nach
dem Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche von Spaichingen.
20 | franziskus-Bote 4/2014
Ein ökumenischer Festgottesdienst in
der Spaichinger Stadtpfarrkirche läutete
das Festprogramm ein. Der katholische
Pastoralreferent Thomas Blessing, auch
bei der Band mit der Gitarre dabei, und
der evangelische Pfarrer Matthias Figel
sagten „Danke“ für 25 Jahre St. Josef
und „Danke“ für den Abschluss der Bauarbeiten. Die Baumaßnahme mitten im
Alltag sei eine Herausforderung gewesen, erinnerte Blessing, die viel Einfühlnahme und Verständnis verlangt habe.
In ihrer Bibelauslegung setzten Pfarrer
Figel und Pastoralreferent Blessing den
Marsch des Volkes Israel ins Gelobte
Land parallel zu den Umbauarbeiten
des Altenzentrums, welches nun „moderner, offener und freundlicher“ wirke.
Der Spaichinger Jugendchor „Swinging
Pool“ unter Leitung von Georg Fehrenbacher ließ dann auch ein „Halleluja“
folgen. Er gestaltete die Feier schwungvoll mit neuen Liedern aus dem neuen
„Gotteslob“. Mitarbeiterinnen von St.
Josef sprachen die Fürbitten für das
Haus, die Bewohner, Mitarbeiter und
Angehörigen.
Mithilfe aus Nachbar-Altenzentren
Im angrenzenden Edith-Stein-Haus
schloss sich ein Sektempfang an. Eine
Gruppe Ehrenamtlicher aus dem Dr.Karl-Hohner-Heim in Trossingen übernahm dort den ganzen Abend die Bewirtung unter der Leitung der Hauswirtschaftsmeisterinnen Irina Peters und
Heike Birk, damit auch alle Spaichinger
Mitarbeiter getrost mitfeiern konnten.
Auch das Festmenü im herbstlich dekorierten Saal, dessen Gänge zwischen
den Grußworten aufgetischt wurden,
hatte ein Küchenteam aus den benachbarten Stiftungs-Altenzentren kreiert.
Die Heimköche Sabrina Gems, Fred
Merk, Beate Seeburger und Heiko
Schwabe stellten mit einem FünfGänge-Menü ihr außerordentliches Können unter Beweis.
Den Reigen der Ansprachen eröffnete
Stiftungs-Vorstand Hubert Bernhard mit
dem Zitat „Lieber Staub aufwirbeln als
Staub ansetzen“. Im laufenden Betrieb
von St. Josef jeden Quadratmeter umzubauen, habe etwa auch 100 hausinterne Umzüge mit sich gebracht, um alle
Bewohnerzimmer renovieren zu können.
Die Baumaßnahme sei notwendig geworden durch veränderte Ansprüche.
Über 8 Millionen Euro Baukosten kamen
in den dreieinhalb Jahren zusammen,
Hausführungen waren sehr begehrt beim Tag der offenen Tür in St. Josef: hier erläutert Sozialdienstmitarbeiterin Elena Breithaupt (Mitte) einer Gruppe die Anordnung der neuen Wohngruppen.
berichtete Bernhard. Er dankte Land
und Landkreis für die öffentlichen Fördermittel in Höhe von fast 1,8 Millionen
Euro und der ARD-Fernsehlotterie „Ein
Platz an der Sonne“ für den Zuschuss
von 500.000 Euro. Der Vorstand dankte
aber auch den Mitarbeitern, die dafür
sorgten, dass die alten Menschen sich
auch während des Umbaus wohlfühlen
konnten. Er sei überzeugt, dass St. Josef
„ein lebendiger Teil der Stadt Spaichingen bleibt“.
Klare Linien entwickelt
Architekt Peter Koczor, bemerkte Regionalleiterin Nadja Merkle, habe „aus
dem verwinkelten Grudriss von St. Josef
die klaren Linien entwickelt“. Koczor
schilderte die Grundzüge des Umbaus
im Hinblick auf ein modernes Pflegekonzept, aber auch den Einbau eines
Blockheizkraftwerks und vielfältige
Brandschutzmaßnahmen. Die größte
Geboten war am Tag der offenen Tür auch für die
junge Generation einiges wie hier die Hüpfburg
im Eingangsbereich.
planerische Herausforderung sei es gewesen, bei voller Belegung des Hauses
umzubauen und zu sanieren. 33 Firmen
und 8 Ingenieurbüros waren beteiligt.
Einsatz für Fördermittel
Der Kreis-Sozialdezernent Bernd Mager
freute sich über diesen schönen Tag für
die Bewohner von St. Josef. Er hatte
sich dafür eingesetzt, dass St. Josef als
letztes Pflegeheim im Landkreis noch
öffentliche Fördermittel erhielt. Der
Spaichinger Bürgermeister Hans-Georg
Schuhmacher sprach seine Glückwünsche für das „runderneuerte“ Haus aus.
Ältere Menschen bräuchten das Zusammenleben. „Sie setzen ein Zeichen der
Menschlichkeit in die Stadt hinein“,
anerkannte Schuhmacher.
Josef und Franziskus als Vorbilder
Der ehemalige Landtagsabgeordnete
und Stiftungsrat Franz Schuhmacher erinnerte an die Debatten vor 25 Jahren,
wo das neue Altenheim gebaut werden
solle: „Die Menschen im Alter sollen
dorthin, wo sie ein ganzes Leben bewirkt haben“, fanden die Gemeinderäte
schon damals. In Bezug auf Stiftung
und Altenzentrum sagte Schuhmacher:
„Josef und Franziskus sind zwei wunderbare Vorbilder für das Haus“ – die
Menschen, die in ihrem Sinne wirkten,
hielten unsere Gesellschaft zusammen.
franziskus-Bote 4/2014 | 21
Regionalleiterin Nadja Merkle ehrte die
Männer und Frauen der ersten Stunde,
die vor 25 Jahren in St. Josef begannen
und heute noch mitarbeiten oder dem
Haus verbunden sind. Sie hätten „Engagement und Herzblut mitgebracht“
und seien viele neue Wege mitgegangen.
Junge Stimmen und alte Bilder
Musikalisch wurden Festakt und Tag der
offenen Tür durch die vielseitigen und
stimmsicheren jungen Frauen der Gruppe
„Sowieso Wir“ und den Mitarbeiter und
Songwriter Kevin Seyfried bereichert.
Am Samstag kamen Angehörige und
Bewohner zu Festgottesdienst und Em-
pfang zusammen. Am Sonntag gab es
bei schönstem Herbstwetter neben vielen kulinarischen Angeboten auch Verkauf von Gebasteltem, Kinderecke, Blutdruckmessungen, Massagen, Glücksrad
und Clownsdame sowie einen Bilderrückblick zu den 25 Jahren von St. Josef.
Ewald Graf
Herbstandacht im Altenzentrum St. Elisabeth Rottweil
SINGKREIS BEREICHERT DIE FEIER
Rottweil. Für eine Feier im Garten war
es denn doch zu kühl – dennoch genossen die Senioren, Mitarbeiter und
zahlreichen Gäste die ökumenische
Herbstandacht im Foyer des Rottweiler
Altenzentrum St. Elisabeth. Hauswirtschaftsleiterin Ute Wingert und ihr Mitarbeiterteam hatten sich auch in diesem
Jahr besonders viel Mühe gegeben, den
Erntealtar liebevoll zu gestalten.
Auch Frieden bedeutet Reichtum
Gehalten wurde die Andachtsfeier von
Pfarrer Christian Honold und Wortgottesdienstleiterin Renate Kubitzki. Pfarrer Honold dankte in seiner Predigt für
den reichen Erntesegen, der uns erneut
beschert wurde. Reichtum beschränke
sich aber nicht nur auf die materielle
Ebene. Gerade angesichts des großen
Elends und der zahlreichen Krisen und
Kriege in vielen Ländern sollten wir
auch dankbar sein für den Frieden und
die Freiheit, die in unserem Land
herrschten. Zugleich hob er die Verantwortung hervor – die Verantwortung,
auch diese Form von Reichtum überhaupt zu erkennen, zu schätzen und
nach Möglichkeit zu teilen.
Erfreulicherweise hatten Horst Bornefeld
(Geige) sowie der Seniorensingkreis unter der Leitung von Eva-Maria Kadelbach
sich bereit erklärt, die musikalische Umrahmung der Feier zu gestalten.
Singkreis sucht noch Sänger
Frau Kadelbach zog vor einigen Jahren
in die Betreute Wohnanlage Ritterstraße,
die sich in direkter Nachbarschaft zu
St. Elisabeth befindet. Um nicht „völlig
einzurosten“, hatte sie sich den Aufbau
Der Seniorensingkreis aus der Betreuten Wohnanlage Ritterstraße beteiligte sich an der Gestaltung
der Herbstandacht in der Hauskapelle des Altenzentrums St. Elisabeth.
Fotos: Marchfeld
22 | franziskus-Bote 4/2014
Die Hauswirtschaftsmitarbeiterinnen sorgten für
eine zum Erntedank passende herbstliche Dekoration.
und die Leitung eines Seniorenchors
als neues Hobby auserkoren. Dieser
Kreis ist zwischenzeitlich auf die stattliche Zahl von derzeit 34 aktiven Teilnehmern angewachsen – „wenn alle
kommen“. Dennoch würde man sich
über Zuwachs sehr freuen. Besonders
die männlichen Stimmen (4 an der Zahl)
seien eher knapp vertreten. Wer also
Lust an Musik und Gesang hat, kann
sich gerne mit Eva-Maria Kadelbach in
Verbindung setzen (Tel. 0741 4407256).
Anfragen für Auftritte hat der Chor übrigens zahlreiche.
Im Anschluss an die Ernteandacht hatten die Heimbewohner, Gäste und natürlich die Mitglieder des Chors die
Möglichkeit, sich bei einem an die Jahreszeit angepassten leckeren Abendessen zu stärken und auszutauschen.
Kai Marchfeld
Ehemalige Werkstattbeschäftigte im Altenzentrum St. Elisabeth
SPRUNG AUF REGULÄREN ARBEITSPLATZ GESCHAFFT
Rottweil/Heiligenbronn. Über einen ausgelagerten Arbeitsplatz hat die 30-jährige Daniela Sager aus Rottweil den
Sprung von der Werkstatt für behinderte
Menschen auf einen regulären Arbeitsplatz geschafft – und das innerhalb der
stiftung st. franziskus heiligenbronn von
einer Einrichtung zur anderen.
In der Werkstatt der Stiftung in Heiligenbronn besuchte die seh- und lernbehinderte Daniela Sager den Berufsbildungsbereich. Schon bei einem Praktikum im Altenzentrum St. Veronika in
Dunningen merkten sie und ihre Betreuer schnell, dass sie im Umgang mit
alten Menschen ihre Stärken hat. Da sie
in Rottweil wohnt, absolvierte sie auch
bereits im Altenzentrum St. Elisabeth
der Stiftung ein Praktikum.
Als Küchenhelferin bei Bewohnern
Nach Abschluss der BerufsbildungsMaßnahme 2010 verblieb Daniela Sager
dann nicht in der Heiligenbronner Werkstatt, sondern arbeitete in St. Elisabeth
als Küchenhelferin auf einem ausgelagerten Arbeitsplatz. Im Wohnbereich
Freuen sich über den neu geschaffenen Arbeitsplatz im Altenzentrum St. Elisabeth Rottweil: die Stiftungs-Mitarbeiterinnen (Mitte von links) Daniela Sager, Sylvia Bültmann und Ursula Fackler sowie Anke
Schmidt vom Integrationsfachdienst.
Foto: Graf
„Schwarzes Tor“ im dritten Obergeschoss kümmerte sie sich seither um
das Richten des Frühstücks und der anderen Mahlzeiten, Eindecken, Spülen
und die Unterstützung der Bewohner
bei den Mahlzeiten, Beziehen der Betten und andere Sonderdienste. Die
selbständige und abwechslungsreiche
Tätigkeit und der direkte Kontakt zu
den Menschen gefallen ihr. In Teamlei-
terin Petra Zeller hatte sie von Anfang
an ihre Anleiterin und Ansprechpartnerin, aber auch bei den anderen Kolleginnen im Team fand sie stets Unterstützung. Auch innerhalb der Einrichtung ist sie inzwischen gut integriert.
Schulungen in Heiligenbronn
Ursula Fackler vom Sozialdienst der
Stiftungs-Werkstatt betreute Daniela
Sager über die Jahre hinweg auf ihrem
Außenarbeitsplatz und besprach mit ihr
und ihrer Anleiterin auch die individuelle Förderplanung. Einmal in der Woche
war Daniela Sager in Heiligenbronn und
nahm dort an Schulungen zu Pflege
und Hygiene in der Sonderberufsschule
der Stiftung teil. Auch bei der Arbeitsorganisation wurde sie unterstützt.
„Ein toller Erfolg für uns alle!“
Daniela Sager (links) wurde von Beginn an durch Teamleiterin Petra Zeller (rechts) als Ansprechpartnerin
begleitet und unterstützt.
Foto: Marchfeld
Die Übernahme in ein festes Anstellungsverhältnis in St. Elisabeth wurde
jetzt von Ursula Fackler angeregt. „Der
Sprung von der WfbM auf den ersten
Arbeitsmarkt kommt nur sehr selten
vor“, berichtet Ursula Fackler. „Das ist
somit ein toller Erfolg für uns alle!“
franziskus-Bote 4/2014 | 23
Hilfe durch Fachdienst
Für die Umstellung des Arbeitsverhältnisses leistete der Integrationsfachdienst
Schwarzwald-Baar-Heuberg große Dienste. Dessen Leiterin Anke Schmidt war
in regelmäßigem Kontakt mit Ursula
Fackler. Mit der Aussicht auf die Übernahme in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung startete Schmidt vor
einem halben Jahr auch eine intensive
Beratung von Daniela Sager selbst und
allen Beteiligten, informierte über die
Fördermöglichkeiten, zunächst durch
die Agentur für Arbeit, und half bei den
Antragstellungen. Sie steht auch weiterhin als Fachberaterin der Hausleitung
und Daniela Sager zur Seite und freut
sich ebenfalls über diesen Schritt. Eine
personelle Kontinuität sei für die Förderung schwerbehinderter Menschen am
Arbeitsplatz sehr zuträglich, ist ihre Erfahrung.
bereich wie bisher, aber als Angestellte
in St. Elisabeth direkt. Hintergrund ist
die Ausweitung des Demenzbetreuungskonzepts mit aktivierender Alltagsbegleitung auch auf diesen Wohnbereich
von St. Elisabeth. Weitere Alltagsbegleiterinnen des Hauses wechselten hinzu.
Seit September Betreuungskraft
Sylvia Bültmann, seit 2013 Hausleiterin
des Altenzentrums St. Elisabeth, kennt
Daniela Sager bereits von Anfang an
aus ihrer Pflegetätigkeit. „Es passt hier
einfach“, sagt sie zur Übernahme von
Daniela Sager. Seit 1. September arbeitet die 30-jährige nun in Teilzeit als Alltagsbegleiterin auf demselben Wohn-
Einen neuen Zukunftswunsch hat Daniela Sager auch schon: eine eigene
Wohnung. Auch dabei kann sie auf
Unterstützung zurückgreifen, die die Behindertenhilfe der stiftung st. franziskus
heiligenbronn mit dem Ambulant-Betreuten Wohnen anbietet.
Ewald Graf
10 Jahre Altenzentrum St. Veronika in Dunningen
„WEICHEN ZUM MENSCHEN HIN“ SIND GESTELLT
Dunningen. Das Altenzentrum St. Veronika Dunningen feierte mit Gottesdienst
und Festakt sein 10-jähriges Bestehen
gemeinsam mit den Partnern des Seniorenzentrums „Haus am Adlerbrunnen“.
Mit den Bewohnern, Angehörigen, Mitarbeitern und Gästen feierte Pfarrer
Hermann Barth zunächst einen Dankgottesdienst in der voll besetzten Begegnungsstätte des Seniorenzentrums.
Die Gemeindelieder wurden von einer
Instrumentalgruppe mit Rosi Storz, Elisabeth Müller und Ursula Jauch umrahmt.
Die Weichen für eine gute Zukunft, nämlich die „Weichen zum Menschen hin“,
seien gestellt in St. Veronika, sagte der
Geistliche. Der Auftrag des Evangeliums,
in diesem Fall für alte und pflegebedürftige Menschen da zu sein, werde hier
erfüllt. Pfarrer Barth mahnte in seiner
Predigt, dass die Frage „Wer ist mein
Nächster?“ aktueller denn je sei und
Beim 10-jährigen Jubiläum des Dunninger Altenzentrums St. Veronika führte Hausleiterin Susanne Donderer
interessierte Gäste durch die gemütlich eingerichteten Gemeinschaftsräume der beiden Wohngruppen.
Foto: Graf
24 | franziskus-Bote 4/2014
folgerte: „Einen Übernächsten darf es
nicht geben!“ Barth dankte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren
Dienst mit „Herz, zugewandtem Gesicht
und Händen“.
Stiftungs-Vorstand Michael Wollek
machte in seiner Ansprache deutlich,
dass die zehn Jahre eine Zeit schon vieler Veränderungen gewesen seien. Er
dankte allen, die es ermöglicht haben,
dass dieses Haus entstehen konnte,
dankte Leitung und Mitarbeitern für ihren Einsatz und befand, dass St. Veronika
sehr gut in die Gemeinde eingebunden
sei – das sei „etwas Wunderbares und
nicht selbstverständlich“. Dem Bürgermeister a.D. Gerhard Winkler überreichte
Wollek eine von den Heiligenbronner
Schwestern gestaltete Kerze und für seinen Nachfolger Dr. Stephan Kröger gab
es eine „Energiebürste“ aus der Blindenwerkstatt.
Pflegeheime bleiben unverzichtbar
Die Glückwünsche des Landkreises
richtete Sozialdezernent Bernd Hamann
aus. So wünschenswert es sei, dass älter werdende Menschen zu Hause wohnen bleiben könnten, so unverzichtbar
blieben die Pflegeheime angesichts der
demografischen Entwicklung. Die Zuschüsse von Land und Landkreis für
St. Veronika ermöglichten jetzt, dass
die Pflegesätze an der unteren Grenze
verbleiben könnten.
Aufgabenfülle im Seniorenzentrum
Bürgermeister Kröger sah die Eröffnung
von St. Veronika 20014 als einen Meilenstein für die Gemeinde und sprach
anerkennend von einer „beachtlichen
Aufgabenfülle“, die im Seniorenzentrum
bewältigt werde vom Hauscafé, dem altersgerechten Wohnen und der Tagespflege bis zur Schwerstpflege. Dieses
Zentrum sichere den Verbleib der Menschen in der örtlichen Gemeinschaft.
„Herzlichkeit der Pflegenden
hautnah erlebt“
Altbürgermeister Gerhard Winkler, der
schon vor dem Bau des Seniorenzentrums auf die stiftung st. franziskus
heiligenbronn zugegangen war, dankte
der Stiftung für ihr Engagement wie
auch den Zuschussgebern und den Mitarbeitern der ersten zehn Jahre. „Ich
konnte die Herzlichkeit der hier pflegenden Menschen hautnah erleben“,
berichtete er.
Winkler forderte aber auch, dass die
Pflegeversicherung dringend aufgestockt
werden müsse. Sowohl die Profis wie
die ehrenamtlichen Mitarbeiter würden
in der Altenpflege gebraucht.
Regionalleiter Dietmar Zisterer von der
Stiftung dankte für den Einsatz der Mitarbeiter aus St. Veronika wie auch dem
Hauswirtschafts- und Küchenteam aus
St. Elisabeth Rottweil, die für Dekoration des Saals und Festmenü sorgten.
Musik und Massage
Alleinunterhalter Hans Werner Martin
sorgte für die Musik des festlichen
Nachmittags und Mitarbeiterinnen aus
St. Veronika boten im Foyer Handmassagen, Bastelarbeiten und Flohmarktartikel an. Hausleiterin Susanne Donderer
führte interessierte Gäste durch die
beiden gemütlich eingerichteten Wohnbereiche von St. Veronika und den beschützten Garten.
Ewald Graf
St. Anna-Lädle erfreut sich regen Zuspruchs
DAS SCHWÄTZCHEN BEIM EINKAUF GEHÖRT DAZU
Tuttlingen. Jeden Samstagmorgen nach
dem Frühstück ist in den Wohnbereichen des Altenzentrums St. Anna in
Tuttlingen Spannung und Aufregung zu
spüren. Die Bewohnerinnen und Bewohner machen sich bereit für ihren
„Wocheneinkauf“. Dazu müssen sie
sich jedoch nicht anziehen und bei
Wind und Wetter aus dem Haus – nein,
der Einkaufsladen kommt direkt zu
ihnen ins „Wohnzimmer“.
große Lust verspürt. Im Angebot sind
Bonbons und Schokolade, Kekse und
Salzstangen bis hin zu Hygieneartikeln,
Socken und Rätselheften – vieles, was
das Herz von Bewohnern und auch Mitarbeitern begehrt.
Dinge, die man schon früher
gern eingekauft hat
Die Idee entstand bereits im vergangenen Jahr vor allem mit dem Ziel, die Bewohner mit einem zusätzlichen Angebot für Einzelbetreuung zu erreichen –
der Einkaufsladen sozusagen als Medium der Kontaktaufnahme, der Kommunikation und der Biografiearbeit.
Schon nach drei Monaten ist der mobile Kiosk, das „St. Anna-Lädle“, im
Altenzentrum der Stiftung eine wichtige
Einrichtung geworden, in der man alle
die guten Dinge kaufen kann, die man
im Haus nicht jeden Tag bekommt, die
man schon früher immer gerne eingekauft hat oder auf die man gelegentlich
Und wie gelingt so etwas besser als
über süße Verführungen? Ein kleiner
Laden, wie er früher oft die Menschen
beim Einkauf zu einem Schwätzchen
animiert hat, wenn man warten musste.
Wo man am Samstagmorgen Bekannte
und Nachbarn getroffen hat, wo über
Das Sortiment des „St. Anna-Lädles“ umfasst
Dinge, die man nicht jeden Tag bekommt, oder
auch welche, die man gern einkauft.
Persönliches, Geschäftliches und sogar
über die große Weltpolitik gesprochen
wurde.
franziskus-Bote 4/2014 | 25
Fahrdienst eingekauft und zu günstigen
Konditionen an die Bewohner abgegeben. Oft können auch ganz bestimmte
Wünsche geäußert werden und es wird
Betreuungsmitarbeiterin Petra Schwarz im Gespräch mit St. Anna-Bewohnerin Helene Knaisch beim
Einkauf am mobilen Kiosk im Altenzentrum.
Fotos: Zuber
Glocke kündigt Verkauf an
Jeden Samstag von 9 bis 12 Uhr ist das
„Lädle“ im Haus unterwegs. Mit einer
großen Glocke kündigt es sich an, so
dass alle Interessierten schon aufhorchen. Die Betreuungskräfte steuern
jedes Bewohnerzimmer an und es entspinnt sich ein Gespräch über das Angebot, über Vorlieben und Abneigungen, über Dinge, die man früher kaufen
konnte, oder Dinge, die man sich nicht
oder nicht so oft leisten konnte. In
jedem Fall erweckt der kleine Laden bei
jedem Bewohner Interesse und oft
auch ein bisschen Kauflust. Da werden
Kräuterbonbons für den Hals gekauft,
eine Tafel Schokolade für die Enkelkin-
der oder ein Haarspray, das gerade
ausgegangen ist, ein Rätselheft für den
verregneten Nachmittag und die Lieblingskekse als Betthupferl.
versucht, auch diese zu berücksichtigen. Nicht der Gewinn ist das Ziel, sondern der Spaß am Einkaufen, die Möglichkeit, selbst auszuwählen, selbst zu
entscheiden und auch selbst zu bezahlen. Für viele Bewohner, die das Haus
kaum noch selbständig verlassen können und die meist darauf angewiesen
sind, dass Angehörige oder Mitarbeiter
notwendige Dinge im Auftrag besorgen,
ist es eine gute Erfahrung, wieder selbst
einkaufen zu gehen. Für Bewohner, die
kein Bargeld zur Hand haben, wird der
kleine Betrag vom Taschengeldkonto
abgezogen, sodass sich jeder etwas
vom „Lädle“ holen kann.
Spaß am Einkaufen das Ziel
Auch für Bewohner mit Demenz ist das
Lädle anregend, vielleicht nicht immer
wegen der Einkäufe, es werden aber in
jedem Fall Erinnerungen geweckt. Und
wenn die Entscheidungsfähigkeit nicht
mehr vorhanden ist, so kann die Mitarbeiterin oft helfen, etwas Leckeres auszusuchen, was den Geschmack der
„Kundin“ oder des „Kunden“ sicher trifft.
Die Waren werden wöchentlich vom
Seit dem Sommer zieht das „St. AnnaLädle“ nun jede Woche durch das Haus.
Nach wie vor sind die Bewohnerinnen
und Bewohner, die Angehörigen und
auch die Mitarbeiter ganz begeistert
von dem neuen Angebot und freuen
sich schon auf den Samstagvormittag.
Besonders das Ziel der Kommunikation, der Aktivierung und der individuellen Gespräche wird mit dem „Lädle“
mehr als erfüllt.
Roberta Zuber
Öffentlichkeitsarbeit der Altenhilfe-Region Tuttlingen
„LERNEN SIE UNS KENNEN, BEVOR SIE UNS BRAUCHEN“
Tuttlingen. Am 12. Oktober war es wieder soweit. Die Jahresplanung für die
Öffentlichkeitsarbeit der Altenhilfe-Region Tuttlingen sah einen Termin auf
dem Tuttlinger Gesundheitsmarkt vor,
einem verkaufsoffenen Sonntag mit
vielen Aktionen rund um das Thema
Gesundheit und Dienstleistung. Als wir
vom Sozialdienst auf dem Tuttlinger
Marktplatz eintrafen, waren wir bereits
26 | franziskus-Bote 4/2014
in bester Gesellschaft von anderen sozialen Organisationen, die ebenfalls mit
den Besuchern in Kontakt kommen
wollten. Wir hatten dieses Mal einen
Pavillon dabei, um unsere Infomaterialien und den Thermomix vor dem unsteten Wetter zu schützen.
Kaum hatten wir aufgebaut, kam schon
die erste Interessentin, die sich für den
Thermomix interessierte. Wir erklärten
ihr, dass diese hochwertigen Küchengeräte in den Wohnbereichen unserer
Altenzentren genutzt werden, um zum
Beispiel vitaminreiche und frische Fruchtsäfte – sogenannte Smoothies – für die
Bewohner herzustellen. Genau dieses
taten wir auch auf dem Gesundheitsmarkt und gaben für die Besucher
kleine Kostproben ab. Unsere Botschaft
dungsbörse und nicht zuletzt die Infostände bei den hauseigenen Festen wie
„Tag der Vereine“ im Bürgerheim oder
„Goldener Oktober im Holderstöckle“,
einem Highlight in St. Anna Tuttlingen.
Vortragsreihe über Demenz
Beim Stand der Stiftungs-Altenzentren auf dem Tuttlinger Gesundheitsmarkt gab es nicht nur Infomaterial, sondern auch Vitamine und Mineralstoffe für die Besucher. Christine Liebermann (links) produziert frische Säfte, während Ulrika Kumpart daneben Interessenten berät.
Foto: Eberhard
war, niederschwellig über Kompetenzen
unserer Häuser zu informieren, die den
meisten Interessenten gar nicht bewusst
sind, zum Beispiel das Ernährungskonzept in unseren Einrichtungen mit frischen und regionalen Produkten, auch
aus der Stiftungs-Landwirtschaft.
denkt, was eine simple Werbeanzeige
in der Zeitung kostet, sind diese Ausgaben im Verhältnis eher gering. Diese
Aktion ist sehr erfolgreich, zumal die
Lose kostenlos sind – bei uns im Schwabenländle ein nicht unwichtiges Detail.
Altenzentren als Orte des Lebens
Ein weiterer Hintergrund für die Saftaktion war natürlich, mit den Menschen
überhaupt erst mal in Kontakt zu kommen, was gar nicht so einfach ist. Mit
reinen Infoständen, so unsere Erfahrung,
lockt man nur wenige an den Stand.
Oft mussten wir hören: „Das brauchen
wir noch nicht, soweit sind wir noch
nicht.“ Unser Motto ist aber: ‘Lernen
Sie uns kennen, bevor Sie uns brauchen’. Doch wie kann man dieses Anliegen den vorbeieilenden Passanten
nahebringen? Mit kleinen Aktionen, so
haben wir festgestellt.
Gewinnspiel gehört dazu
Seit längerem immer bei uns im Programm ist ein Gewinnspiel. Jedes Los
gewinnt. In der Ausschüttung hatten wir
Preise wie Kaffee und Kuchen in unseren
Cafeterien, Gutscheine für den Besuch
des Offenen Mittagstisches, einen Eisbecher, einzunehmen in der Cafeteria,
oder Gewinne wie Stofftaschen oder Kugelschreiber – jedes Los gewinnt eben.
In der Regel haben wir ca. 100 Preise in
der Lostrommel, doch wenn man be-
Warum machen wir das überhaupt? Wir
wollen Menschen, die mit Heimen bislang nichts zu tun hatten und die unter
Umständen sogar ein negativ gefärbtes
Bild über Heime aus den Medien verinnerlicht haben, in unsere Altenzentren
bringen. Wir möchten die Altenzentren
öffnen, wir möchten zeigen, dass diese
Einrichtungen Orte zum Leben und
Wohlfühlen sind.
Jedes Gespräch ein Saatkorn
Aber auch durch die Losaktion an sich
kommt man mit den Leuten ganz ungezwungen, oft über Spaß und Humor
ins Gespräch. Und jedes Gespräch, jede
Kommunikation ist das Saatkorn für
eine spätere Kundenbeziehung.
Die Aktion auf dem Gesundheitsmarkt
ist nur ein Beispiel für eine ganze Reihe
von Aktionen, die wir dieses Jahr und
in den Vorjahren durchgeführt haben.
Im ähnlichen Stil verliefen unsere Präsenz auf dem Tuttlinger Wochenmarkt,
ein Stand auf der Fridinger Gewerbeschau, bei der Tuttlinger Gesundheitsmesse in der Stadthalle, bei der Ausbil-
Etwas anders konzipiert sind die weiteren Bausteine unserer regionalen Öffentlichkeitsarbeit. Wir sind uns bewusst,
dass wir sehr fachkompetente Mitarbeiter haben – nicht zuletzt, da auf Fortund Weiterbildung bei uns sehr großer
Wert gelegt wird. So lag nahe, dass
diese Fachkompetenz auch Externen
zunutze gemacht werden sollte. Schon
war unsere Fortbildungsreihe „Demenz“
für betroffene Angehörige aus der Taufe
gehoben. In fünf Modulen haben diese
Fortbildungen dieses Jahr im Altenzentrum St. Anna stattgefunden. Themen
wie Kommunikation, basale Stimulation,
sinnvolle Aktivierung und Beschäftigung
von Menschen mit Demenz erreichten
durchschnittlich 40 interessierte Zuhörer. Diese Art der Vertrauensbildung hat
sich sehr bewährt und soll auch im
nächsten Jahr fortgesetzt werden.
Bereits im franziskus-Bote vorgestellt
wurde die Kooperation mit den Schulen.
So hat es sich etabliert, dass unser Sozialdienst jährlich einen Einführungsunterricht in ausgewählten Schulklassen
hält. Die Vermittlung von Wissen über
das Leben der alten Menschen in den
Altenzentren ist nicht zuletzt auch Öffentlichkeitsarbeit.
Öffentlichkeitsarbeit macht Spaß und
hat immer mit der Beziehung zu Menschen zu tun. Gerade in Kleinigkeiten
zeigt sich der Wert unserer Öffentlichkeitsarbeit. Wenn etwa ein alter Mensch,
mühsam und gebeugt, ins Altenzentrum
zur Beratung kommt und danach einfach
spontan und ungeplant nach Hause gefahren wird. Öffentlichkeitsarbeit muss
nicht viel sein – doch sie zu machen ist
ein Muss!
Ralf Eberhard
franziskus-Bote 4/2014 | 27
Ehrungen der Stiftungs-Altenhilfe
45 JUBILARE BEDEUTEN REKORDZAHL AN ERFAHRUNG
Schömberg/Heiligenbronn. Zu einem
festlichen Abend lud die stiftung st.
franziskus heiligenbronn ihre diesjährigen Dienstjubilare aus dem Aufgabenfeld Altenhilfe in die „Waldschenke“
nach Schömberg. Altenhilfe-Leiter Boris
Strehle freute sich über die Rekordzahl
von 45 Jubilaren. Unter den Geehrten
feierten allein 11 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter ihr 25-jähriges Dienstjubiläum, darunter 7 aus dem 25 Jahre alten
Spaichinger Altenzentrum St. Josef, die
dort also von Anfang an dabei waren.
Auch aus dem Dunninger Altenzentrum
St. Veronika, das vor 10 Jahren eröffnet
wurde, waren 6 Frauen und Männer der
„ersten Stunde“ unter den Geehrten.
In Summe aller Jubilarinnen und Jubilare seien das „unglaubliche 665 Jahre
an Erfahrung und Leistung“, hatte Boris
Strehle errechnet. Er erinnerte in seiner
Ansprache auch an wichtige Ereignisse
der Eintrittsjahre wie an den Mauerfall
in Berlin vor 25 Jahren 1989, als die
dienstältesten Jubilare in den Altenzentren begannen.
Strehle hoffte, dass die Jubilare sich
zurückerinnern an viele schöne Begeg-
nungen in ihrer Dienstzeit, an besondere Beziehungen wie auch einschneidende Erlebnisse und dass sie der Stiftung noch viele weitere Jahre erhalten
bleiben. Auch wenn sich Arbeitsabläufe
verändert hätten, sei doch der Kern Ihrer
Arbeit immer der gleiche geblieben:
„Sie tragen Ihren Teil dazu bei, dass ältere Menschen die Fürsorge und Hilfe
bekommen, die sie brauchen.“
„Nächstenliebe wird erlebbar“
Der Altenhilfe-Leiter ebenso wie Stiftungsvorstand Michael Wollek und die
Regionalleiter der Altenhilfe sagten den
Geehrten Dank für ihren Dienst. „In Ihrer
täglichen Arbeit, in Ihrem Handeln und
Tun“ werde Nächstenliebe praktisch erlebbar, so Boris Strehle.
Die Jubilare mit 10, 20 und 25 Jahren in
der Pflege, der Hauswirtschaft und Verwaltung genossen gemeinsam mit den
Leitungskräften ein festliches Menü und
wurden nach persönlichen Worten des
Dankes mit einer Urkunde geehrt. Die
25-jährigen Jubilare erhielten auch einen
Geschenkkorb mit Heiligenbronner Produkten überreicht.
Aus den Altenzentren der stiftung st. franziskus heiligenbronn kamen die langjährigen Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter und ihre Regionalleiter zur Jubilarehrung in Schömberg zusammen, unter ihnen elf
Jubilare mit 25 Jahren, die auch mit einem Geschenkkorb beglückwünscht wurden. Zweiter von links
Stiftungs-Vorstand Michael Wollek, hinten Mitte Altenhilfe-Leiter Boris Strehle.
Foto: Kallweit
28 | franziskus-Bote 4/2014
Aus dem Altenzentrum St. Josef in
Spaichingen wurden geehrt: Hermann
Häring, Brigitte Knaier, Rita Kühner,
Jagoda Popovic, Waltraud Stelzner,
Albine Winderhald, Ingrid Winkler (alle
25 Jahre), Michael Burkhardt, Cornelia
Mayer, Annelie Verse (alle 20 Jahre),
Olga Ewert, Eduard Gems, Swetlana
Grischko, Olga Nazarenus, Irina Oldenburger, Karin Ortlib-Fischer, Gisela
Penkwitz und Erika Schmidt (alle 10
Jahre). Aus dem Altenzentrum St. Ulrich
Wehingen sind die Jubilare: Hausleiterin
Margarete Ohnmacht-Oldach (25 Jahre),
Roswitha Häring, Ludmilla Höfling, Regina Holz und Elisabeth Hussal (je 10
Jahre). Aus dem Dr.-Karl-Hohner-Heim
Trossingen wurden Elfriede Zeh (20 Jahre) und Emma Massan (10 Jahre) geehrt.
Aus dem Bürgerheim Tuttlingen kommen die Jubilarinnen Heidrun Speer,
Gabriele Wörner (jeweils 25 Jahre) und
Hausleiterin Michaela Fecht (10 Jahre).
Die Jubilare aus dem Rottweiler Altenzentrum St. Elisabeth sind: Gisela Bühl
(20 Jahre), Monika Ebell, Marina Häring,
Martina Hibinger, Christina Münkel und
Heinz Wegmann (alle 10 Jahre). Aus
dem Altenzentrum St. Konrad in Zimmern wurden Dunja Eberle und Hausleiter Patrik Kreszan (je 10 Jahre) geehrt.
Für 10 Jahre im Altenzentrum St. Veronika in Dunningen, das vor 10 Jahren
eröffnete, wurden ausgezeichnet: Jiraporn Baier, Veronika Jäckle, Manfred
Mauch, Agnes Moosmann, Sibylle Poppel und Monika Schneider. 25 Jahre in
der Verwaltung der Kirchlichen Sozialstation Schramberg arbeitet Ruth Mink.
Aus dem Altenzentrum St. Martin in
Geislingen wurden Michaela Gröning
und aus dem Luise-Poloni-Heim in
Tübingen Emil Vlad (jeweils 10 Jahre)
geehrt.
Ewald Graf
Ganztagsschulbetreuung durch das KiFaz auch in Hüfingen
NEUE KOOPERATION AN DER LUCIAN-REICH-SCHULE
Hüfingen. Mit einer guten Portion Nervosität und ganz viel Engagement starteten zu Beginn des Schuljahres das
Ganztagsschul-Team und die Mensatruppe des Kinder- und Familienzentrums
der Stiftung in der Lucian-Reich-Schule
in Hüfingen. Monate der Vorbereitung,
viele Gespräche und eine intensive Zeit
der Personalauswahl mündeten nun
endlich in den Schulalltag. Gut, dass
dabei der wichtigste Kooperationspartner, Schulleiter Franz Dury, mit viel Gelassenheit und Geduld jederzeit helfend zur Seite stand.
Der Auftakt in der für das KiFaz neuen
Zusammenarbeit mit der Stadt Hüfingen
fand bereits in den Pfingsferien statt.
Unter der Leitung von Lars Wührmann
konnte innerhalb weniger Wochen mit
erfahrenen Mitarbeitern aus dem Ganztagsschul-Bereich und der Ferienbetreuung des KiFaz für über 20 Kinder ein
tolles Ferienprogramm durchgeführt
werden. Und auch in den Sommerferien
hatten die Kinder mit dem Motto
„Afrika“ viel Spaß.
Parallel dazu wurden zwei Mammutaufgaben bewältigt: Zum einen musste ein
Caterer gefunden und die Mensaarbeit
neu strukturiert werden bei steigenden
Schülerzahlen. Trotz einiger Anlaufprobleme haben dies die Mensa-Frauen
unter der Regie von Hauswirtschaftsleiterin Siglinde Heinemann-Wehn sehr
gut gemeistert.
Das Ganztagsschul-Team in Hüfingen: (von links stehend) Yvonne Rothweiler, Inge Nähr, Ursula Gehringer, Teamleiterin Andrea Zimmermann, Nicole Grundmann, Luzia Hopfinger, (vorne von links) Ulrike
Littke, Franco di Rosa, Helga Fünfschilling und Daniela Schüle.
Fotos: Muff
von 15 Uhr bis 16.30 Uhr in 25 parallelen AGs betreut. Dies war nicht nur eine
logistische und personelle Herausforderung, sondern auch die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten war aufwendig. So gibt es nun einige AGs, die außerhalb der Schule stattfinden z.B. in
der Stadtbücherei, dem Schwimmbad,
in der Inliner-Arena in Geisingen, dem
Jugendhaus oder der Bahnhofshalle
(Selbstverteidigung) – diese AG’s sind
besonders beliebt.
Neben den AG-Angeboten sind die
KiFaz-Mitarbeiterinnen auch in der Unterrichtsbegleitung und der kostenpflichtigen „Betreuten Grundschule“
tätig. Diese erweitert die Ganztagsbetreuung am Morgen vor Unterrichtsbeginn. So können Grundschüler
48 AG-Angebote pro Woche
Zum anderen musste ein großes Team
aus Mitarbeiterinnen, ehrenamtlichen
Jugendbegleitern und Lehrern zusammengestellt werden, die nun insgesamt
48 AG-Angebote pro Woche durchführen. Am stärksten Tag, dem Mittwochnachmittag, werden über 300 Kinder
Heinrici freut sich aufs Mittagessen mit Annemarie Hardekopf und Silvia Hauser vom Mensa-Team.
franziskus-Bote 4/2014 | 29
bereits ab 7.30 Uhr in der Schule sein
und – sofern sie nicht sowieso im Ganztagsbereich angemeldet sind – verlässlich bis 13 Uhr betreut werden.
Lösungssuche im „Trainingsraum“
Im sogenannten „Trainingsraum“ stehen Mitarbeiter bereit, um Kinder und
Jugendliche aufzufangen, die zeitweise
nicht gut am Unterricht teilnehmen
können. In enger Zusammenarbeit mit
dem Lehrerkollegium und dem Schulsozialarbeiter Bernhard Hug-Schnurre
werden individuelle Unterstützungsmöglichkeiten für die Schüler gestrickt.
„Ich bin froh, dass wir für dieses engagierte Team an der Lucian-Reich-Schule
nun auch eine kompetente Leiterin gefunden haben“, sagt Fachleiter Jürgen
Muff, der für die Gesamtorganisation
verantwortlich zeichnet. Andrea Zimmermann bringt Erfahrung im Schulbereich und viel Elan mit, um diese
spannende und verantwortungsvolle
Aufgabe zu meistern.
Jürgen Muff
Der Erstklässler Finn Jordan in der Modellbau-AG.
Jahr der Kinderrechte in Baden-Württemberg
KINDER-PARLAMENTARIER BEIM JUGENDFORUM
Villingen-Schwenningen. Beim 7. Caritas-Jugendforum trafen sich ca. 200 Kinder und Jugendliche in der St. AnnaStiftung in Leutkirch. Sie alle engagieren
sich als Gruppensprecher oder Jugendvertreter. Das Kinder- und Jugendparlament des Kinder- und Familienzentrums
Villingen-Schwenningen war mit vier Vertretern und zwei Betreuern vor Ort. Dies
waren: Ronja Minkel (Wohngruppe IN),
Vivian Eberhardt (Wohngruppe U9),
Kevin Wolf (Hort), Adrian Scherer (Tagesgruppe Nikolaus-Groß-Haus), Inga
Schimek (Vertrauenserzieherin) und Tim
Wagner (Kinderrechte-Beauftragter).
Unter dem Motto „Wir sprechen mit…“
lernten die Teilnehmer des Jugendforums mehr über die Rechte von Kindern und Jugendlichen und wie sie diese
zur Sprache bringen.
Möglichkeiten der Partizipation
Die Kinder und Jugendlichen hatten die
Möglichkeit, diverse Workshops zu besuchen, welche sie im Vorfeld auswählen konnten. Vorbereitet wurden die
Workshops von Kindern und Jugendlicher anderer Einrichtungen der Caritas.
30 | franziskus-Bote 4/2014
Die Teilnehmer beim Jugendforum Leutkirch, unter ihnen die Vertreter des Kinder- und Jugendparlaments im Kinder- und Familienzentrum Villingen-Schwenningen.
Diese thematisierten etwa die Regeln
zum Umgang mit dem Handy oder auch,
welche Möglichkeiten der Partizipation
den Kindern und Jugendlichen offen
stehen und wie sie diese nutzen können.
Der Tag begann mit einer gemeinsamen
Begrüßung von Frau Triska und Herr
Häusermann von den Diözesen Freiburg
und Rottenburg-Stuttgart. Anschließend
wurden die einzelnen Workshops für
die Kinder und Jugendlichen vorgestellt.
Diese mussten aufgrund des schlechten
Wetters in umliegende Räumlichkeiten
verlegt werden.
Für die Betreuer wurde parallel eine
Diskussionsrunde angeboten, welche
dem Austausch unter den Kollegen aus
verschiedensten Jugendhilfeeinrichtungen in Baden-Württemberg diente.
Dabei standen die Kinderrechte und
ihre Umsetzung in der Praxis im Mittelpunkt. Nach einem gemeinsamen Mittagessen gab es erneut Angebote wie
Trommelgruppe, Bastelangebote usw.,
welche die Kinder und Jugendlichen
nutzen konnten. Zum Abschluss des Forums präsentierten die einzelnen Workshops ihre Ergebnisse dem Plenum.
Inga Schimek/Tim Wagner
Einjährige Weiterbildung des KiFaz für Autismus-Begleiter
MIT FORMEN DES AUTISMUS VERTRAUT GEMACHT
Villingen-Schwenningen. „Fachbegleiter/Fachberater für Menschen mit Autismusspektrumsstörungen“ heißt die einjährige Weiterbildung, die das Kinderund Familienzentrum Villingen-Schwenningen in Kooperation mit dem Zentrum
für Autismus-Kompetenz Südbaden anbot. 30 interne und externe Fachkräfte
aus den verschiedensten Bereichen der
Jugendhilfe nahmen daran teil.
In acht Modulen, die jeweils an einem
Wochenende stattfanden, wurden die
Teilnehmer mit den Formen des Autismus vertraut gemacht. Neben viel Theorie wurde vor allem der Umgang mit
autistischen Kindern und Jugendlichen
vermittelt. Ziel ist es, diese jungen
Menschen kompetent im (Schul-) Alltag
zu begleiten, so dass sie den normalen
Unterricht einer Regelschule besuchen
können. Immer mehr Kinder konnten
so in den vergangenen Jahren inklusiv
beschult werden – auch in der Region.
Organisiert wurde die Weiterbildung
von Krunislav Jovic, Fachleiter für Schulbegleitung & Autismus im KiFaz. Zum
Auftakt referierte Diplom-Psychologin
Martina Steinhaus, die als Expertin zu
den Themen Asperger-Autismus und
atypischer Autismus sprach und die
Runde in ihren Bann zog.
Nicole Grundmann, Sarah Braun und Alexandra Scherer (von links) bei einer Selbsterfahrungs-Wahrnehmungsübung im Rahmen der Weiterbildung für Autismus-Begleiter.
Foto: Jovic
Weiterbildung stand er darüber hinaus
noch das gesamte Wochenende als Referent und Betroffener zur Verfügung.
Unter den Teilnehmern waren auch 24
Schulbegleiter des KiFaz, die bereits
autistische Kinder und Jugendliche im
Kreis betreuen oder in Kürze betreuen
werden.
Neue Fortbildung startet im Januar
Fesselnder Autorenvortrag
Ein besonderes Highlight, das auch von
der Öffentlichkeit wahrgenommenn wurde, war die Lesung von Dr. Peter Schmid
in der Festhalle Pfaffenweiler. Dr. Schmid
ist selbst Autist und hat über sein bisheriges Leben und Arbeiten mehrere
Bücher verfasst, die auch regelmäßig
auf den Bestsellerlisten erscheinen. In
einem packenden und lebendigen Vortrag hat er die Zuhörer über zwei Stunden gefesselt. Für die Teilnehmer der
Für das nächste Jahr ist bereits eine
Wiederholung in Planung. Diese Weiterbildung wird an 6 Wochenenden von
Freitag bis Sonntag jeweils von 9 bis
17 Uhr im KiFaz stattfinden. Mit dem
ersten Modul wird am 31. Januar gestartet, die weiteren Module sind bis
Mitte November über das Jahr verteilt.
Während dieser Weiterbildung muss
eine Hausarbeit sowie eine Fall- oder
Facharbeit geschrieben sowie 40 Praxisstunden nachgewiesen werden.
Einige Teilnehmerinnen haben bereits
im ersten Durchgang alle Module besucht, eine Hausarbeit verfasst und die
geforderten Praxisstunden absolviert
und damit die gesamte Weiterbildung
erfolgreich beendet. Die anderen können in der zweiten Runde ab Januar
einzelne Module nachholen. Für Neueinsteiger gilt dasselbe: Es kann die
gesamte Weiterbildung komplett in
einem Jahr absolviert werden, es können aber auch nur einzelne Module gewählt werden.
Dr. Preißmann spricht im Mai
Auch im neuen Jahr gibt es wieder
einen spannenden öffentlichen Vortrag
einer Autistin: Am Samstag, 16. Mai,
berichtet die Ärztin Dr. Christine Preißmann um 19.30 Uhr im ElisabethaGlöckler-Saal in Heiligenbronn über
„Autismus — Schule, Beruf & Alltag“.
Krunislav Jovic und Jürgen Muff
franziskus-Bote 4/2014 | 31
Die Wohngruppe Edith-Stein-Haus des KiFaz stellt sich vor
FAMILIEN-LANGZEITGRUPPE BIETET STABILEN RAHMEN
Villingen-Schwenningen. Das EdithStein-Haus des Kinder- und Familienzentrums im Stadtbezirk Schwenningen
bietet Platz für unsere Wohngruppe mit
einer Gruppengröße von 10 bis 12 Kindern und Jugendlichen. Die Mädchen
und Jungen zwischen 10 und 19 Jahren
leben hier auf den drei Stockwerken
zusammen. Unsere vollstationäre Familien-Langzeitgruppe soll den jungen
Menschen einen verlässlichen und stabilen Rahmen geben, in dem sie sich
bestmöglich entwickeln und nachreifen
können. In der Regel sind die Jugendlichen über einen längeren Zeitraum im
Edith-Stein-Haus untergebracht.
In unserem Alltag finden sich viele normale Strukturen wie in anderen Familienhaushalten auch. Wir begleiten die
Kinder und Jugendlichen zum Tagesbeginn mit dem Frühstück und der Vorbereitung auf die Schule und empfangen
sie wieder mit dem Mittagessen.
Sonntags ins Eisstadion
Unter der Woche werden sie anschließend bei den Haus- und Schulaufgaben
unterstützt und abends bei Freizeitbe-
Leon und Peggy beim Bogenschießen, im Hintergrund von links: Jenny, Geraldine und Jasmina auf der
diesjährigen Sommerfreizeit im Allgäu.
Foto: Burkart
schäftigungen, verschiedenen Hobbys
oder dem Besuch eines Sportvereins
begleitet. An den Wochenenden stehen
neben Aufräum- und regelmäßigen
Putzdiensten Gruppenaktivitäten und
Ausflüge im Vordergrund – der kommende Sonntagsausflug geht etwa ins
Schwenninger Eisstadion zum Schlittschuhlaufen.
Blick in eines der Mädchenzimmer im Edith-Stein-Haus.
32 | franziskus-Bote 4/2014
Foto: Muff
Gruppenabend jede Woche
Auf unterschiedliche Weise können die
Jugendlichen im Gruppenalltag ihre
Ideen einbringen und ihre Interessen
vertreten. Die persönlichen Belange besprechen sie mit ihrem Bezugserzieher
oder einem anderen Teammitglied. Im
wöchentlich stattfindenden Gruppenabend werden Themen, die die gesamte Gruppe betreffen, besprochen:
Putzdienste werden eingeteilt, der Essensplan fürs Wochenende aufgestellt –
darunter auch der allseits beliebte
Samstagsvormittagsbrunch – Ausflugsziele und Freizeitaktivitäten besprochen,
Gruppenregeln diskutiert und manchmal auch verändert.
Als Höhepunkt fahren wir einmal im
Jahr in unsere Freizeit, welche den Jugendlichen eine besonders schöne Zeit
bescheren soll. Auch diese Tage werden
im Vorfeld mit den Jugendlichen besprochen und geplant. In diesem Jahr
hatten wir viele besondere Momente
auf unserer Sommerfreizeit im Allgäu
erlebt.
Gerd Burkart
Junger Syrer wird vom Kinder- und Familienzentrum betreut
GANZ ALLEIN AUS DEM KRIEG GEFLÜCHTET
Villingen-Schwenningen. Mit dem immer größer werdenden Zustrom von
Asylbewerbern steigt auch die Zahl von
Minderjährigen, die mutterseelenallein
nach Deutschland geflohen sind. So
wie Mohammed, der mit 16 von Syrien
nach Schwenningen kam.
Er ist ein junger, ruhiger Mann. Erzählt
er seine Geschichte, blitzt in seinen Augen auf, wie es in ihm wühlt – fast spürbar, wie sich der Schrecken des Krieges
vor seinem inneren Auge abspielt.
Zweimonatige Flucht
Als Mohammed 16 Jahre alt wurde, befahl ihm seine Mutter, das Land zu verlassen, bevor auch er ein Opfer des
Krieges werde. Von seiner Heimatstadt
Hassake aus flüchtete er in die nahegelegene Türkei. Dort schlug er sich mit
Gelegenheitsjobs durch, um sich Geld für
seine Flucht zu verdienen. Von Bodrum
aus startete er einen Fluchtversuch in
einem kleinen Boot nach Griechenland.
„Das Boot schaukelte mit den 15 Personen stark. Ich hatte Angst, dass wir
kentern“, erzählt Mohammed leise.
Von Athen aus schenkte ihm ein Freund
der Familie einen Flug nach Düsseldorf.
Im Gepäck nur ein gefälschter Pass und
ein Flugticket ins erhoffte Paradies.
Mehr als zwei Monate dauerte seine
Flucht. Wochen der Ungewissheit sowohl für Mohammed als auch für seine
Familie. Am Flughafen wurde er von den
Beamten des Zolls aufgegriffen und in
ein Kinderheim gebracht.
Odyssee endet in Schwenningen
Danach endete Mohammeds Odyssee,
allein in einem fremden Land zu sein.
Denn seine Schwester lebt in Schwenningen. Ihr Mann holte ihn schon einen
Tag später aus dem Heim ab. Er kam
Mohammed aus Syrien (Mitte) im Gespräch mit seinem Erziehungsbeistand Norbert Speelmann vom
Kinder- und Familienzentrum Villingen-Schwenningen und Brigitte Tomaske, die sich ehrenamtlich um
den minderjährigen Flüchtling kümmert.
Foto: Falke
bei der Schwester unter, die auch die
Vormundschaft für ihn übernimmt. Diese
wird sonst bei geflüchteten Minderjährigen ohne Begleitung durch das Jugendamt ausgeübt.
Alltag in Deutschland nicht einfach
Doch für Mohammed ist es nicht einfach. Ganz normale Dinge, wie die Anschnallpflicht im Auto, sind ihm fremd.
Erst recht die deutsche Sprache. Deshalb
besuchte er anfangs eine Integrationsklasse am Deutenberg. Doch durch seine
extremen traumatischen Erfahrungen
kommt Mohammed dort mit einem normalen und anstrengenden Schulablauf
nicht klar.
Brigitte Tomaske aus Villingen, die sich
schon lange ehrenamtlich um die
Schwester, ihre vier Kinder und den
Mann kümmert, nimmt sich auch Mohammeds Schicksal an. „Relativ schnell
habe ich gemerkt, dass Mohammed
Hilfe benötigt, dass er eventuell einen
Familienhelfer an seiner Seite braucht“,
berichtet Tomaske.
Norbert Speelmann, der beim Kinderund Familienzentrum der stiftung st.
franziskus heiligenbronn angestellt ist
und vom Jugendamt als Erziehungsbeistand eingesetzt wurde, begleitet den
heute 17-Jährigen seither. „In manchen
Dingen ist er ein normaler Jugendlicher,
der zum Beispiel gerne Fußball spielt“,
berichtet Speelmann. „Aber immer wieder erzählt er auch von den schrecklichen Erlebnissen aus dem Krieg.“ Mohammed habe ihm auch erzählt, wie er
schon mit 14 Jahren in der Lage war, in
Sekundenschnelle eine Kalaschnikow
zu laden. Mohammed schaut zu Boden,
als er dies wieder zu hören bekommt.
Derzeit geht der junge Syrer in die
Schule für Erziehungshilfe des KiFaz.
Speelmann und die Schwester versuchen mit einer Familienzusammenführung, die Eltern und Geschwister nach
Deutschland zu holen. Und eins steht
für den syrischen Flüchtling, dessen Asylantrag anerkannt wurde, schon heute
fest: „Wenn wieder Frieden in meinem
Land herrscht, gehe ich wieder zurück.“
Madlen Falke
franziskus-Bote 4/2014 | 33
✃
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Zeitschrift der stiftung
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Herausgeber
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Erscheinungsweise
vierteljährlich
Auflage
4500
Redaktion
Ewald Graf (verantwortlich),
Katharina Fiesel, Margarethe
Neudeck, Margarethe Neudeck,
Sr. Dorothea Thomalla, Stefan
Franz, Felix Ronecker, Günter
Seger, Boris Strehle (alle Heiligenbronn), Hans Sturm (Baindt),
Ralf Eberhard (Tuttlingen), Jürgen
Muff (Villingen-Schwenningen).
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34 | franziskus-Bote 4/2014
DAS VORLETZTE!
MATERIALKOSTEN-RECHNUNG
GEHT FAST NULL AUF NULL AUF
Heiligenbronn. Der für den Sozialdienst
der Behindertenhilfe Erwachsene ehrenamtlich tätige Hansi Blickle wurde von
Sozialdienstmitarbeiterin Bianca Hock
gebeten, doch die Materialkosten für
seine Backwaren abzurechnen – die
müsse er nicht selber zahlen. Hansi
Blickle legte daraufhin folgende (fiktive) Rechnung vor:
Auftrag 4/013 Kundennummer BiHo 1
Materialkosten:
100 Gramm Mehl
0,56 €
100 Gramm Schokolade
0,34 €
1 Ei ohne Berechnung
(Geschenk meiner Hühner)
0,00 €
60 Gramm Zucker
0,28 €
Transferfolie anteilig
0,19 €
Physalis ohne Berechnung
(Geschenk Hotel Schwanen)
0,00 €
100 ml Sahne
0,13 €
Zwischensumme:
1,50 €
Mitarbeiterrabatt – 20 %
– 0,30 €
V.I.P.-Kunde – 20 %
– 0,30 €
Bonus für Auftragsvermittlung – 1,00 €
Ihr Guthaben:
0,10 €
WUNDERSAME VERJÜNGUNG DER
SCHWESTERN-GENOSSENSCHAFT
Heiligenbronn. In der Liste der StiftungsMitarbeiterinnen und -Mitarbeiter taucht
auch die „Genossenschaft der Schwestern von Heiligenbronn“ auf – also die
Schwesterngemeinschaft des Klosters,
die offiziell eine eingetragene Genossenschaft ist. Sechs Schwestern sind
per Gestellungsvertrag als StiftungsMitarbeiterinnen tätig, etwa im Wallfahrtsladen, und bekommen das Gehalt
nicht persönlich ausgezahlt, sondern
Empfänger ist die Genossenschaft.
Bekanntlich wurde das Franziskanerinnenkloster in Heiligenbronn 1857 gegründet, also vor 157 Jahren. Wundersamerweise findet sich jedoch in der
Spalte des Alters in der Personalliste
der Verwaltung bei „Genossenschaft
der Schwestern“ eine 14! 14 Jahre alt
ist die Klostergemeinschaft längst nicht
mehr und auch keine einzelne Schwester mehr. Sollte diese Zahl EDV-technisch bedingt sein mit dem Zeitpunkt
des Eintrags in die Personalliste? Oder
vielleicht doch das Heiligenbronner
Gnadenwasser ein kleines Wunder bewirkt haben?
DIE VERSCHREIBER DES JAHRES
Musikinstrumente:
Zittern zu verschenken
Was da angekündigt wurde, waren nicht
etwa Instrumente mit hochelektrischer
Spannung oder furchterregende Musikklänge, die jeden zum Zittern bringen.
Eine Lehrerin vom Förderzentrum Sehen
wollte die bei der Renovierung des Musikraums aufgefundene größere Anzahl
von Zithern verschenken und schrieb
eine Mail mit obigem Betreff.
Zu den Back-Kreationen des Ehrenamtlichen
Hansi Blickle (rechts) gehörte auch schon ein
Franziskus-Ausstecherle – hier in der Hand von
Generaloberin Schwester Agnes Löber.
Vielen Dank! Ich bin morgen in Heiligenbronn, dann werde ich Sie durchsehen.
Nun ist es nicht so, dass der hier angeschriebene Redakteur Angst hätte vor
offenen und auch kritischen Blicken direkt ins Antlitz, aber wenn jemand wie
eine Verwaltungskollegin in diesem Fall
droht, sozusagen mit Röntgenblick einen völlig zu durchschauen, kann das
schon mal etwas unangenehm werden –
falls sie nicht doch einfach die zur Verfügung gestellten Unterlagen meinte,
die der Betroffene für sie zusammengestellt hatte.
Grüß Gott, damit Sie sich für die bevorstehende dunklere Jahreszeit mit eklektischen Kerzen ausstatten können...
Eklektisch ist in unserer Konsumwelt
gar vieles und ursprünglich nur noch
weniges, aber Kerzen? Die Mail kam
vom Wallfahrtsladen und vielleicht hat
er noch ein paar dieser zusammengestückelten Kerzen – gibt’s ja sonst nicht!
Aus einer Präsentation des Referats
Kommunikation:
... detaillierte Informationen, aber keine
Bleiwürste zu Praktikum, Ausbildung,
Studium...
Die wären wahrscheinlich auch wenig
bekömmlich, selbst wenn sie die Stiftungs-Metzgerei herstellen würde...
Aus den Stellenangeboten:
12.3.2014 Villingen-Schwenningen, Kinder- und Familienzentrum:
Gruppenleitung Kindergrippe
War da etwa an eine Selbsthilfegruppe
jugendlicher Grippe-Geschädigter gedacht?
Lieber Ewald, Ute meinte, ich soll diese
Mail an die Öffentlichkeitsarbeit schicken
und auch Herr Sollek. Leider kenne ich
ihn nicht. Kannst Du das gegebenenfalls
weiterleiten?
Der Schwester, die dies schrieb, kann
vielleicht geholfen werden. Wenn nur
ein Buchstabe verhauen wird, kann’s
eben schon schwierig werden. Hat jemand eine Idee, wer in der Stiftung gemeint sein könnte?
franziskus-Bote 4/2014 | 35
Aus der Quelle schöpfen
Jedes Jahr feiert die stiftung st. franziskus heiligenbronn am
oder nach dem Franziskus-Tag 4. Oktober, dem Sterbetag
des Heiligen, einen Franziskus-Gottesdienst. Dieses Jahr gestaltete ihn das Förderzentrum Hören und Sprechen Heiligenbronn. Elke Armbruster und Veronika Besenfelder trugen
dabei folgenden Dialog zur Aktualität von Franziskus vor:
Warum ein bisschen...?
Also ich bin echt verwundert, was das hier soll:
„Ein bisschen F...?
Ein bisschen F-RANZISKUS meint das!
Hä? Ein bisschen? Warum ein bisschen? Wir sind hier doch
Stiftung St. Franziskus, sprich: Hier ist ganz viel Franziskus!
Meinst du?
Na klar! Wir sind so viel Menschen hier, über 700 Mitarbeiter
und Bewohner allein hier in Heiligenbronn, und wenn man
dann noch die ganzen Außenbereiche im Umkreis dazu
zählt...! Also – wenn das nicht viel ist?
Stimmt! Alle Mitarbeiter und Bewohner leben unter diesem
einen Namen: FRANZISKUS. Und Name heißt Programm!
Wie meinst du das?
Lass uns ein bisschen näher hinschauen – jetzt, heute –
was sich hinter diesem Namen und damit hinter diesem
Menschen Franziskus verbirgt!
Ein bisschen? Wir wissen doch schon alles. 1182 geboren,
1226 gestorben, gründete eine Ordensgemeinschaft, war
Naturliebhaber und schrieb den Sonnengesang.
Das ist ein bisschen Franziskus. In dieser Feier wollen wir
noch ein bisschen mehr Franziskus entdecken!
Foto: Graf
Wie meinst du das?
Schau – so wie F der Buchstabe ist, wo jeder sofort weiß,
dass es der 6. Buchstabe im Alphabet ist, aber noch längst
nicht weiß, wieviele Wörter es mit F gibt, so ist es mit dem
Menschen Franziskus, so ist es mit jedem Menschen!
Du meinst, wir entdecken eigentlich immer und überall ein
bisschen mehr von dem, was wir glauben zu kennen?
Genau! Und je mehr du Franziskus kennen lernst, um so
mehr darfst du vielleicht auch Dich kennen lernen.
Mich?
In jedem von uns steckt doch vielleicht „ein bisschen Franziskus“! Oder eben ein bisschen etwas von Franziskus.
Aber lass uns das doch jetzt gemeinsam entdecken. Was
steckt u. a. in Franziskus, was wir an uns selbst vielleicht
auch erkennen?
Da bin ich gespannt! In mir – ein bisschen Franziskus?...
stiftung st. franziskus heiligenbronn • Kloster 2 • 78713 Schramberg-Heiligenbronn
Telefon 07422 569-0 • Fax 07422 569-300 • Internet www.stiftung-st-franziskus.de
E-Mail [email protected] • Kirchliche Stiftung des öffentlichen Rechts
Spendenkonto IBAN DE56 6425 0040 000 5403 40 • BIC SOLADES1RWL