Lampertheimer Zeitung - Druckansicht_ Aus dem Kreis Griechenland
Transcrição
Lampertheimer Zeitung - Druckansicht_ Aus dem Kreis Griechenland
Lampertheimer Zeitung - Druckansicht: Aus dem Kreis Griechenland 04.11.13 17:41 Montag, 04. November 2013 17:40 Uhr URL: http://www.lampertheimer-zeitung.de/region/lampertheim/13565104.htm LAMPERTHEIM Aus dem Kreis Griechenland 28.10.2013 - LAMPERTHEIM KABARETT Benjamin Eisenberg und Matthias Reuter unterhalten bestens (ulm). Der Bottroper Kabarettist Benjamin Eisenberg gastierte bereits Ende Januar im „London Pub“ – aufgrund des Erfolgs kam er jetzt noch einmal nach Lampertheim und brachte sogar noch eine „Verstärkung“ mit: Mit dem Oberhausener KlavierKabarettisten Matthias Reuter unterhielt Eisenberg die Pub-Gäste am Freitagabend aufs Allerbeste. Ob flapsiges Ruhrpott-Kabarett in Südhessen ankommt? Es kommt an. Das Pub war ausverkauft, und keiner der Zuschauer bereute sein Kommen, man kam aus dem Lachen kaum heraus. Benjamin Eisenberg merkte schon zu Beginn, dass er weit weg vom Ruhrgebiet war – denn normalerweise habe er als Bottroper einen Mitleidsbonus oder bekomme hämische Kommentare zu hören. Denn nach Bottrop würden Altkleider gefahren statt abgeholt. Oberhausen sei auch nicht besser dran, dort „hamstern schon die Ratten“, und irgendwann stehe unter dem Ortsschild „Kreis Griechenland“. Die Kabarettisten Matthias Reuter und Benjamin Eisenberg (rechts) sorgten dafür, dass kein Auge trocken blieb. Foto: AfP Asel Überflüssige Luxusgüter braucht Eisenberg nicht, er hat noch ein „Handy mit Münzeinwurf und Wählscheibe“. Und was nütze ein Ergonomiesitz, wenn man mit 200 Stundenkilometern an einen Baum fahre? Da sei der Rücken unverletzt, aber der Kopf ab. Kein Verständnis zeigte der Bottroper für Prestigeobjekte, die gar nicht benutzt werden – und für Werbe-Verdummung: „Was soll eine Outdoor-Jacke sein? Gibt es vielleicht eine Indoor-Jacke?“ Eisenberg ärgerte sich auch über diverse Lebensmittelskandale und erinnerte an den Spruch von Jean Paul, Wurst ist Götterspeise. „In der Tat. Nur Gott weiß, was drin ist“, meinte der Kabarettist. Schrecklich sei auch das Quecksilber in Fischen – man könne ja schon die Temperatur ablesen. Von „freiwilliger Selbstkontrolle“ hält er nicht allzu viel. Wer zu schnell Auto fahre, der soll womöglich noch selbst in Flensburg anrufen. Eisenberg wusste, dass man in Lampertheim gerne mal über ein Nachbarstädtchen lästert: „Gammelfleisch erinnert mich an Bürstadt. Eklig, aber nicht tödlich.“ Matthias Reuter unterhielt genauso gut, nur auf andere Weise: Musikalisch beschrieb er Katastrophen, die man im Supermakt http://www.lampertheimer-zeitung.de/region/lampertheim/print_13565104.htm Seite 1 von 2 Lampertheimer Zeitung - Druckansicht: Aus dem Kreis Griechenland 04.11.13 17:41 erleben kann. Sein Fazit: „Für Einkaufsstress bin ich der falsche Mann und ruf lieber das Pizza-Taxi an.“ Witzig, einfallsreich. Gleiches gilt für seinen nächsten Titel „Wat willste machen, wenn der Nachwuchs fehlt?“. Schwer hat es beispielsweise ein Metzger, wenn der Sohn Vegetarier ist und die Politik, wenn Söder den Arbeitskreis „Muslime in der CSU“ leiten muss. Ihm selber gehe es auch nicht besser: Er sei jetzt 37, und vermutlich müsse er mit 87 noch auf die Bühne. Aber das sei bei diesem Beruf zum Glück machbar, man könne sich ja einfach auf die Bühne schieben lassen. Zwischendurch sorgte er noch für Heiterkeit, als er zum Tanzen aufforderte, notfalls auch zu den Wortbeiträgen. Spaßig war auch sein Lied „Revolution in der Pflege-WC“ – das Publikum war an einer Stelle zum Mitmachen aufgefordert, doch nur einer merkte es. Auch gemeinsame Nummern von Eisenberg und Reuter gab es: Sie waren Berater der „Zentralen Ärzte-Vergabestelle“. Ein Greis, der sich schwer an einem Mähdrescher verletzte, wurde vom ländlichen Thüringen zu einem Arzt nach Stuttgart geschickt, alternativ bekam er einen Termin im etwas näheren Chemnitz, muss dafür aber anderthalb Jahre warten. Ein früherer Termin sei bei einem Metzger zu haben, der sich für Medizin interessiert. „Es gab schon Fälle, wo der Bruch auf der Fahrt zum Arzt verheilt ist“, hieß es bissig. Viel bessere Hilfe erhielt natürlich ein Privatpatient: Zwei Ärzte kommen schnell, und kochen sogar ein leckeres Essen. Einem Arzt, der trotz schlechter Noten wieder in den Beruf einsteigen will, empfahl man die Stelle in Thüringen. Sein Name: Dr. Hirschhausen. Bei einem Lied blickten die beiden Kabarettisten gemeinsam in die Zukunft: Profalla wird Bundespräsident, unkten sie, und in Brandenburg werde keine Wahl mehr stattfinden – weil dort keiner mehr wohnt. Fazit: Die Ruhrpott-Kabarettisten bieten intelligenten Spaß mit Hintersinn – und können gerne wiederkommen. © Verlagsgruppe Rhein-Main 2013 Alle Rechte vorbehalten | Vervielfältigung nur mit Genehmigung der Verlagsgruppe Rhein-Main http://www.lampertheimer-zeitung.de/region/lampertheim/print_13565104.htm Seite 2 von 2