ora et labora - "Weihnachten 2013"
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ora et labora - "Weihnachten 2013"
48 Weihnachten 2013 Informationsblatt der Freunde der Abtei St. Marienthal Bei den mancherlei wiederkehrenden Nöten geht der Mensch immer wieder zu seinem Gott. Da lernt er ihn kennen. Bernhard von Clairvaux Titelbild Abteikirche von St. Marienthal im Schnee Mitgliedschaft im Freundeskreis Werden Sie Mitglied im Freundeskreis der Abtei St. Marienthal! Gern senden wir Ihnen Informationsmaterial, die Satzung und den Aufnahmeantrag zu. Impressum Herausgeber: Anschrift: Freundeskreis der Abtei St. Marienthal St. Marienthal 1, D-02899 Ostritz Telefon: 03 58 23 - 77 300 • Fax: 03 58 23 - 77 301 E-Mail: [email protected] www.kloster-marienthal.de Redaktion: Layout und Druck: Abbildungen: Ausgaben: Sr. M. Hildegard Zeletzki OCist, Gisela Rieck Graphische Werkstätten Zittau GmbH Abtei St. Marienthal S. 7, 16; Kersten Kühne S. 2, 23; Harald Neumann S. 29; Gisela Rieck S. 8, 9, 11, 12, 14, 27, 28, 33, 3. Umschlagseite; Matthias Schwarzbach S. 30; wikimedia org. S. 4, 21, 34; Rainer Zeletzki S. 18; Sr. M. Hildegard Zeletzki alle Linolschnitte, S. 3, 5, 6, 17. Titelbild Torsten Fechner; rückwärtige Umschlagseite aus: Der St. Marienthaler Psalter. Hrsg. v. H. Engelhart. Regensburg 2006, Taf. 32 zweimal jährlich Preis: Mitglieder kostenlos, Nichtmitglieder 3 €, Spenden erbeten Bankverbindung und Spendenkonto: LIGA Spar- und Kreditgenossenschaft, Filiale Dresden Konto-Nr. 8 29 13 22 BLZ 750 903 00 Alle Rechte liegen beim Freundeskreis der Abtei St. Marienthal und bei den Verfassern. Inhalt Grußworte FürdenFreundeskreis–Kersten Kühne. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 FürdenKonvent–Sr. M. Hildegard Zeletzki OCist . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 GeistlichesWort GottzeigtsichvorallemimProvisorium–P. Bruno Robeck OCist. . . . . . . . . . . . . . 4 SeitIcheuerBruderwurde WeihnachtsmeditationvonKarlRahner–Sr. M. Hildegard Zeletzki OCist. . . . . . . 5 St.MarienthalinderTraditionderZisterzienser WandlungeneinesZisterzienserbausinachtJahrhunderten. . . . . . . . . . . . . . . . . . RestedermittelalterlichenKlosterkirchetretenzutage Dr. Marius Winzeler 7 VomMeißnerMüglitztalindieböhmischeOberlausitz Dohna–derStammsitzder„kleinenStifter“vonSt.Marienthal. . . . . . . . . . . . . . . 13 Dr. Albin Nees, Dr. Lars-Arne Dannenberg DieEreignisseamKriegsendeinSt.Marienthal. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 WennÄbtissinCelsanichtsoheroischgewesenwäre… Sr. M. Hildegard Zeletzki OCist DantesGöttlicheKomödie(2). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 DanteAlighieriverewigtKaiserHeinrichVII.alsFriedensstifter Dr. Elisabeth Leeker Vorgestellt KerstenKühne. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Impressionen vom Freundeskreistreffen 2013 AusdemFreundeskreis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 AusSt.Marienthal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 AusOrdenundKirche. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 NamengebendePatrone CelsaundPia,zweiÄbtissinneninschwerenZeiten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 Sr. M. Hildegard Zeletzki OCist 1 Grußworte Liebe Freunde von St. Marienthal! Im Sommer habe ich über die kirchliche Frauenarbeit Sachsens mit 19 Frauen eineWochelangdenBeginenhofinBrüggebesucht.ImGästehausuntergebracht,wurdenwirvon denBenediktinerinnenaufdasfreundlichsteempfangen,bewirtetundversorgt,obwohl wir viel zu spät ankamen und dieTore bereits verschlossen waren. Ein freundlicher Ort mitfreundlichenBewohnerinnenundfreundlicherStillebliebesfüruns.Marie-Anne,die Gästeschwester,lauschtemiteinemfreundlichenLächelnunserenLiedern,diewirvorjederMahlzeitundbeiunserenAbendkreisensangen.SieludunsinihrekleineKircheein, wowirjedenAbendmitdenSchwesterndieKompletfeiernkonnten. Oft habe ich in diesenTagen an St. Marienthal gedacht.Trotz unterschiedlicherKonfessionfandenwirunsimherzlichenEinvernehmeninderKirchealsOrtunsererGebete undLiederzusammen.DieKirchebildetdenMittelpunktinderAnlagedesBeginenhofes, alleWegeführenzuihrhin.EsgehtkeinWeganihrvorbei!SieistderTreffpunktfürdie klösterliche Gemeinschaft mit ihren Gästen und Besuchern. Das offeneTor lädt ein zur Andacht,zumGebet,zurStille,zumVerweilen,aberauchzumSchauenundStaunenüber KunstwerkeundDinge,dievonMenschenvorlangerZeitgeschaffenwordensind,inspiriertundgetragenvonihremfestenGlauben. AuchdieKlosterkircheinSt.MarienthalmitallihrenSchätzensollwiedersolcheinOrt werden: für das Gebet in Stille und Gemeinschaft, Mittelpunkt, Treffpunkt, Ruhepunkt. DiesenWunschtragenvieleinihremHerzen,undnebenunserenGebetenhelfenSpenden undtatkräftigeUnterstützung,damiterbaldverwirklichtwerdenkann. FroheWeihnachtenwünscheichdenSchwesternvonSt.MarienthalundallenFreundenderAbtei! Kersten Kühne, Olbersdorf Der Beginenhof in Brügge 2 Grußworte Liebe Freunde unserer Abtei! Wir hatten gehofft, dieses Weihnachtsheft unserer wieder hergestellten Klosterkirche widmenzukönnen.LeidersinddieArbeitenabernochnichtsoweitfortgeschritten;wir müssenunsweiterhingedulden. DennochhabenwiringeistlicherFreudeinder„Hofkapelle“alleunsereHauptfestegefeiert,indiesemJahrvorallemdiebeidenJubiläenvonMutterÄbtissinReginaWollmann: zunächstihrenWahltagam12.Juli,dersichzum20.Maljährte.Siebegingihnstillund internmituns,denneristfürunsallewichtigeralsderWeihetag,sagtdieÄbtissinnach derWahldochihrganzeigenes„Ja“zudemEntscheiddesKonventesundbestimmtauch ihrenWahlspruch,besserihrMotto!SiehatdasersteWortderRegeldesHl.Benediktvon Nursia,nachderwirleben,genommen:„Obsculta“–„Höre“.Undam21.Augusthabenwir großihrenWeihetaggefeiert,andemihrvor20JahrenderdamaligeGeneralabtdesZisterzienserordensPolykarpZakardiekirchlicheWeiheerteilteundoffiziellRing,Stabund Kreuzüberreichte. AberauchdasRequiemfürWeihbischofem.GeorgWeinhold,derzweiTagenachseinemletztenBesuchinSt.Marienthalplötzlichverstorbenist,habenwiram17.Oktoberin unserer„Hofkapelle“gefeiert.DraußenhattederHerbstseinschönesGewandangelegt. MirfieldazuHermannHessesbittersüßer„KleinerGesang“ein: Regenbogengedicht, ZauberaussterbendemLicht, GlückwieMusikzerronnen, SchmerzimMadonnengesicht, DaseinsbittereWonnen… BlütenvomSturmgefegt, KränzeaufGräbergelegt, HeiterkeitohneDauer, Stern,derinsDunkelfällt: SchleiervonSchönheitundTrauer ÜberdemAbgrundderWelt. UnsChristenaberträgtimAdventundzuWeihnachtendiegrößereHoffnungaufdieewige ErlösunginbleibenderFreude.IndiesemSinnewünschenwirSchwesterndesSt.MarienthalerKonventsIhnengesegneteWeihnachten! Ihre Sr. M. Hildegard OCist Weihnachtsstern und Engel über St. Marienthal 3 Geistliches Wort Gott zeigt sich vor allem im Provisorium DieSchwesternvonSt.MarienthalwartenmitgroßerSehnsuchtdarauf,wiederinihrer AbteikirchedasGotteslobsingenzukönnen.Siemüssenjedochnochdaraufverzichten. NocheinmalwerdensieWeihnachtenimProvisoriumderHofkapellefeiern.Abergerade die Feier im Provisorium liegt näher am biblischen Geburtsfest des Herrn als die weihnachtlicheFeierineinerfestlichenKirche.Mariahatesnichtsogeplant,dasssievomHeiligenGeistempfangensollte.Mariahatesnichtsogeplant,dassJesusunterwegsgeboren wurde.Vielleichthattesieesbefürchtet,aberbestimmtnichtgewünscht.Gottzeigtsich vorallemimProvisorium.Erlässtsichnichtfestmachen,festsetzen.ErbleibtmitunsMenschenunterwegs. EsschmerzteschondenKönigDavid,dassdieLadeGottesineinemZeltaufbewahrt werdenmussteunderkeinenTempelbauendurfte(vgl.2Sam7).WirMenschenhaben dasBedürfnis,unsfestzusetzen.GottaberbleibtinBewegung.ErkommtzuunsinGestalt seinesSohnes,derkeinenOrthabenwird,wohinerseinHauptlegenkann(vgl.Mt8,20). VielleichthelfendieseGedanken,dasWeihnachtsfestaufeineganzneueWeisezufeiernunddasProvisoriumnichtalsManko,sondernalsGewinnanzusehen.Ichbinmirbewusst,dassichalsAußenstehenderleichtguteVorschlägemachenkann,aberichhoffe, dassauchichsiemirzuHerzennehme,wennesdaraufankommt.Undichwünscheden Schwestern,dasssieeingutesWeihnachtsfestfeiernwerden.Ichwünscheihnen,erleben zu können, dass Gott in unsereWelt kommt, wie sie ist, und nicht in eineWelt, die wir meinenmachenzumüssen. P. Bruno Robeck OCist, Langwaden Kloster Langwaden 4 Weihnachtsmeditation Seit Ich euer Bruder wurde WeihnachtsmeditationvonKarlRahner(1904–1984) „DasGeheimnisderMenschwerdungGottes ist die Mitte der Wirklichkeit, aus der wirChristenleben.“Mankannwohlsagen, dassdasgesamteSchaffendesbedeutenden Jesuiten und Theologen Karl Rahner diesem seinem Bekenntnis gehörte. Er stehtdamitfastineinerReihemitdenaltenKirchenväternGregordemGroßen,Leo dem Großen und anderen, die die wahre Menschheit Jesu Christi predigten und verteidigten.ErhatauchwesentlichenEinflussaufdasII.VatikanischeKonzilgehabt. Rahner lehrte an den Jesuitenfakultäten von Innsbruck und München. Unter anderem sagt KardinalWalter Kasper von ihm,erhabedenjungenTheologiestudenten der 1950/60-er Jahre „Mut gemacht zumeigenenDenken“(Kasper,Katholische Kirche. 2. Aufl. Freiburg 2012). Für Rahner gab es letztlich kein Thema in der Kirche, zu dem er sich nicht äußerte. Sein WerkJesuskind in der Krippe verzeichnis ist von riesigem Umfang und enthältschonalleindadurchfürmancheKritikAngriffsflächen.Daraufkannundsollhier nichteingegangenwerden;dennimmernochbietetdieBeschäftigungmitseinerSpiritualitätgroßeundvielfältigeAnregungen,istsiedochzugleichherausforderndundtröstlich. SosolltemansichimJahr2014anden110.GeburtstagKarlRahnersam5.Märzund nurkurzeZeitspäteram30.Märzanseinen30.Todestagbesonderserinnern.SeineArt zudenkenfälltselbstChristennichtimmerleicht.Dennochkannerauchheutebewegen ihmzufolgen.Eslohntnochimmer,sichseinemmitunterschwierigenundlangatmigen Stilzunähern.Dannfaszinierterunsauchheutenochundkanntiefinnerlichberühren undbewegen.HerbertVorgrimler,langjährigerFreundundWeggefährteRahners,stelltin mehrerenVeröffentlichungenjeneuindieMitte,wiesehrKarlRahnervonseinemOrden geprägtwar:wieseinDenken(TheologieundPhilosophie)vonderpersönlichenGotteserfahrungherkam.NichtumsonstwirdvielfachseinAusspruchüberliefert:„DerChristvon morgenwirdeinMystikersein,odererwirdnichtmehrsein.“Vorallemdieshaterimmer wiederinExerzitien,GesprächenundunzähligenVortragsreisenanderenmitteilenwollen. EinigemögensichandasBüchlein„VonderNotunddemSegendesGebetes“erinnern, dasermitseinemälterenPriesterbruderHugo(†1968)herausgegebenhat. 5 Weihnachtsmeditation DiefolgendeWeihnachtsmeditationstammtausKarlRahnersfrühemPredigtbändchen „KleinesKirchenjahr“(Freiburg1954): SeitIcheuerBruderwurde… „Ich bin deine Freude, fürchte dich nicht, froh zu sein; dennseitdemIchgeweinthabe,istdieFreudedierealistischereLebenshaltungalsdieAngstunddieTrauerderer,diemeinen,keineHoffnungzuhaben.IchbindieAusweglosigkeitdeinerWege;dennwodunichtmehrweiter weißt,dabistdu,törichtesKind,schonbeiMirangelangt und merkst es nicht. Ich bin in deiner Angst; denn Ich habesiemitgelitten,undIchwarauchnichtnachweltlicherWeiseheroischdabei.IchbinindemKerkerdeiner Endlichkeit; denn Meine Liebe hat Mich zu deinem Gefangenen gemacht.Wenn die Rechnung deiner GedankenunddeinerLebenserfahrungennichtaufgeht,siehe, IchbinderungelösteRest,undIchweiß,dassdieserRest, derdichzurVerzweiflungbringenwill,inWahrheitMeineLiebeist,diedunochnichtbegreifst.– Alle,dieMeinHeilannehmen,sindinderHeiligen Gottessohn – Menschenkind Nacht geboren, weil MeineWeihnacht alle eureTage undNächteumschließt.IchhabeMichselbst,wirklich ganzselbstundganzpersönlich,aufdasfurchtbareAbenteuereingelassen,dasmitder Geburtbeginnt,Meineswarnichtleichterundnichtgefahrloseralseures–undIchversichereeuch,eshateinenseligenAusgang. SeitIcheuerBruderwurde,seidihrMirsonahe,wieIchMirselberbin. Wenn Ich also als Schöpfer mit dem Menschen keinen hoffnungslosen Versuch gemacht habe, wer wird euch dann Meiner Hand entreißen? Als euer Anfang habe Ich in MeinenUntergängengesiegt.WennihrdieZukunftnacheuchalleinbeurteilt,könntihr nichtpessimistischgenugsein.Abervergeßtnicht:eurewahreZukunftistMeineGegenwart,dieheutebegonnenhatundnichtmehrVergangenheitwird.Darumistesdochrealistischergedacht,wennihreuchanMeinenOptimismushaltet,derdieganzeWirklichkeit Gottesist,dieIch–dasunbegreiflicheWunderMeinerallmächtigenLiebe–unversehrt und ganz in dem kalten Stall eurerWelt untergebracht habe. Ich bin da. Ich gehe nicht mehr aus derWelt weg, wenn ihr Mich auch nicht seht!Wenn duWeihnachten feierst, dannsagzuallem,wasdaistundwasdubist,nurdaseine,sagesMir:Dubistda.Dubist gekommen.SelbstinBosheit,diesichnichtverzeihenlassenwill.Mensch,sagnurdaseine, dannistfürdichWeihnachten!Sagnur:Dubistda!Nein,sagnichts!Ichbinda,undMeine Liebeistunbesieglich,Ichbinda.EsistWeihnacht,diebleibtinEwigkeit.“ Sr. M. Hildegard Zeletzki OCist 6 St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser WandlungeneinesZisterzienserbausinachtJahrhunderten Reste der mittelalterlichen Klosterkirche treten zutage Die ordenstypische Anlage des Mittelalters sieht man St. Marienthal in seiner heutigen barocken Ausgestaltung kaum an – und doch ist sie in Situation und Grundkonzept erhalten geblieben. Lange hatte man angenommen, dass die Verwüstungen durch die Hussiten 1427 und die Brände von 1515 und 1683 die ursprüngliche Anlage völlig zerstört hätten, aber wie bei früheren Renovierungsarbeiten tauchen auch jetzt wieder vor allem in der Klosterkirche Teile des mittelalterlichen Ursprungsbaus auf und werden sichtbar gemacht. Die Restaurierungsund Modernisierungsarbeiten nach dem Hochwasser vom August 2010 dauern an. Noch im Sommer war die Kirche innen eine wüste Baustelle, in der sogar kleine Bagger ein und aus fuhren, doch so lange wie nach dem ebenso verheerenden Hochwasser von 1897, nämlich 24 Jahre, werden die Arbeiten nicht brauchen, alle Hoffnungen richten sich auf die Vollendung Mitte des kommenden Jahres. Spiegel der Verbundenheit mit Böhmen St.MarienthalliegttopografischreizvollundmalerischaneinerBiegungderNeiße,östlichbegrenztvomBogendesFlusses,derheuteauchdieLandesgrenzezuPolenmarkiert, westlichgeschütztvoneinemHügelzugmitdemklösterlichenWeinbergundeinembaro- Luftbild der Abtei St. Marienthal 7 St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser St. Marienthal mit Propstei, Äbtissinnenhaus und dem Turm der Klosterkirche ckenKalvarienberg.DieKlostergebäudebreitensichaufeinerTerrasseüberdemUferaus, diedurcheinealteStraßeinNordsüdrichtungmitOstritzundGörlitzundinderGegenrichtungmitHirschfeldeundZittauverbundenist.DieKonventsgebäudeliegendirektam Ufer,währendsichnordwestlichGartenanlagenundsüdwestlicheingroßerWirtschaftshofmitdenVerwaltungs-undÖkonomiegebäudenerstrecken.Wenngleichdieheutigen Baulichkeiten hauptsächlich aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammen und eine sehr wechselhafteBaugeschichtespiegeln,istinderGesamtsituationdieordenstypischeAnlagedesMittelalterserhaltengeblieben. HeutezeigtsichdasKlosterimheiterenGewandeinesländlichen,unverkennbarböhmischgeprägtenBarock.DurchdieQualitätvonArchitekturundAusstattungdarfSt.MarienthalalsdasbedeutendsteBeispielfürdieAusstrahlungvonKunstundBaukulturBöhmensindieOberlausitzim18.Jahrhundertgelten.Zudemspiegeltsichinderkostbaren künstlerischenAusgestaltungdiewechselhafte,jedochstetsmitdemsüdlichenNachbarland verbundene Geschichte der Abtei seit dem 13. Jahrhundert in eindrücklicherWeise wider. 8 St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser Klosterkirche auf mittelalterlichen Fundamenten DieKirchestehtmittiganderOstseitederAnlage,istjedochvondervorgelagertenAbtei, demÄbtissinnenhausunddemPropsteigebäudefastverborgenundnurdurchdenmarkanten,gegendieOrdensregelnverstoßendenTurminderGesamtanlagehervorgehoben. VondermittelalterlichenKlosteranlagesindderwestlicheTeilderheutigenKlosterkircheunddieNordmauerdesangrenzendenVerbindungstraktszurAbteiimaufgehenden Mauerwerkerhaltengeblieben.AnhanddesBaubefundsundhistorischerAnsichtenkann diegotische,wohlnochausderGründungszeitum1230/1240stammendeKirchealsrechteckigerSaalbauindenAusmaßenvonca.12,6x30mmitgeradegeschlossenerOstpartie rekonstruiertwerden.EinefürdieZisterziensercharakteristischedreiteiligeFenstergruppemitzweirund-oderspitzbogiggeschlossenenFensternundmittigdarüberangeordnetem Okulus hat das Sanktuarium belichtet. In derWestwand ist im Dachbereich ein SpitzbogenfenstermitRankenmalereiinderLeibungerhalten,worausabgeleitetwerden kann,dassdergotischeKirchenraummiteinemoffenenDachstuhlodereinerHolztonne abgeschlossenwar. WieinderheutigenAnlagebefandsichauchimMittelalterimWestteilderKircheeine erhöhteNonnenempore,derSchwesternchor,dermitdenangrenzendenKonventsgebäudenverbundenwar.WahrscheinlichwardieKirchevondenZerstörungendurchdieHussiten1427unddemKlosterbrandvon1515wenigerbetroffenalsdieKonventbauten,sodass sieihregotischeGrundformbisins18.Jahrhundertbewahrte. Um 1670 bis 1680 erfolgte ein eingreifenderUmbau,beidemdasheutigeKreuzgratgewölbeeingefügtundwahrscheinlich auchderTurmaufderNordseiteangebaut wurden.DerDachstuhlüberdemLanghaus entstandnachdemBrandvon1683.Inden 1730erJahrenwurdedieKirchenachOsten erweitert, und das von einem niedrigeren Dachstuhl abgeschlossene Presbyterium mit außen halbrundem Ostschluss wurde gebaut,dieSakristeinördlichangefügtund derTurmerhöht(datiert1734).Baumeister warZacharias Hoffmannausdemböhmischen Hainspach/Lipová, der im Inneren dieGewölbeformdes17.Jahrhundertsfortsetzte.DerheutigeKirchenraumwirdallerdings durch die historistische Ausmalung und Neuausstattung geprägt, die in zwei Phasen 1858/59 und, bedingt durch das Hochwasser von 1897, in den Jahren 1898 Standort des Altars in der mittelalterlichen bis1906bzw.bis1921entstandensind. Klosterkirche 9 St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser Die Innenausstattung ImUnterschiedzurOberlausitzerSchwesterabteiSt.MariensternbliebinSt.Marienthal vonderliturgischenundkünstlerischenGründungsausstattungfastnichtserhalten.InErmangelungvonQuellen,Beschreibungenundmateriellenbzw.archäologischenBefunden ist–bisaufjüngstaufgefundeneFundamentedesHochaltarsimmittlerenBereichdes Presbyteriums–eineAussageüberdieeinstvorhandenenAltäreinderKlosterkirchenicht möglich. Die heutige Kirchenausstattung stammt weitgehend aus dem 19. Jahrhundert (1858/59und1898–1906),dieStipitenundMensenderAltärekönntenhöchstensaufdie ZeitdesKirchenausbausvor1736zurückgehen.NebendemderHimmelfahrtMariensgeweihtenHochaltarbefindensichimSanktuariumnördlicheinHerzJesu-undsüdlichein weitererMarienaltar,davorimPresbyteriumBernhards-,Josefs-,AnnenaltäreundgegenüberderKanzelderKreuzaltar.SämtlicheAltaraufbautenenthaltenReliquien,dieim18. und19.JahrhundertnachSt.Marienthalgelangtsind. DenSchwesternchorschmücktanstelleeinesAltarsdieindasGittereingelassenemonumentale spätgotische Figur Mariens alsTempeljungfrau (um 1510–1520). Der einstige neobarockeAltaraufbaubefindetsichinderWallfahrtskircheRosenthalbeiKamenz. Die neoromanische Kanzel der Klosterkirche stammt wie der größteTeil der übrigen AusstattungausderZeitnachdemHochwasser1897undwurdevonJosephElsnerentworfen.EinTaufsteinistnichtvorhanden,dainZisterzienserkirchendasTaufsakramentin derRegelnichtgespendetwird. Glocken und Orgel WedervonGlockennochOrgelnsindmittelalterlicheResteoderschriftlicheÜberlieferungenbewahrtworden.DieältesteNachrichtüberdasGeläutistdieausdemJahr1685über dieWeihevondreiGlocken,vondenendieimselbenJahrvonAbrahamSievertinGörlitz gegosseneSeigerglockeimKirchturmerhaltengebliebenist.DiezweiteSeigerglockeist 1734entstanden.DaseigentlichevierteiligeGeläuthatFriedrichGruhl1858inKleinwelka gegossen;davongibtesnochzweiGlocken:a'unda''.FürzweizuRüstungszweckeneingeschmolzeneGlockenhatFranzSchillinginApolda1961Ersatzgeliefert:cis'unde'. ÜberältereOrgelnfehlenNachweise.Bis1881hatmanimKlostervorallemInstrumentalmusik gepflegt, auch als liturgische Begleitung aufTrumscheiten, den so genannten Nonnengeigen,wovoneinigenochvorOrtunddreiExemplareimLeipzigerMusikinstrumentenmuseumerhaltensind.DieheutigeelektronischeOrgelstammtausdem20.Jahrhundert. Wand- und Glasmalerei ÄltesteRestevonWandmalereiensinddieRankenamehemaligenWestfensterderKlosterkirche(s.o.).MittelalterlicheGlasmalereiistnichterhaltengeblieben.Bedeutendistdie jüngereAusmalungderKlosterkircheausdem19.Jahrhundert:1858beauftragteÄbtissin Gabriela Marschner den renommierten Breslauer Architekten Alexis Langer mit einem EntwurffürdieUmgestaltungderKlosterkircheimSinneinerRückkehrzudenmittelalterlichenWurzeln. 10 St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser PropstKonradPreißentwarfeinBildprogramm,dasnachseinenWortenstilistischder GründungszeitdesKlostersverpflichtetbleibtunddessenAufgabeeswar,„dieHeiligkeit derkatholischenKirchedurchHeiligeunseresOrdenszurAnschauungzubringen.“Dazu wirdnachAbschlussderaktuellenRestaurierungeineausführlicheBetrachtungerscheinen.DieneuenWandbilderschufderschlesischeNazarenerRaphaelSchall;nachdessen Tod1859wurdensievonseinemSchwagerTheodorHammacherausDüsseldorfvollendet. DieseitlichenGlasfensterentstandennachSchallsKartonsinderWerkstattvonAdolph SeilerinBreslau.DerlichtebarockeSaalwandeltesichdamitzueinemmystischverdunkelten, reich ausgemalten Stimmungsraum im Sinn des romantischen Historismus. Die reiche Ausmalung verleiht dem Kircheninneren seither eine religiös aufgeladene Atmosphäre, die mit dem heiteren Barock der Klosteranlage spannungsvoll kontrastiert. Das OstfenstermitderDarstellungderHimmelfahrtMarienskamalsspätereVollendungder historistischen Ausgestaltung dazu: Nach dem großen Hochwasser von 1897 wurde der bisdahinbelassenespätbarockeHochaltarentfernt,unddieFirmaDr.HeinrichOidtmann, Freigelegte Reste der romanischen Klosterkirche 11 St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser Linnich,schuf1898/99anstelledesfrüherenÖlbildesgleicherThematikdasnunmehrzentraleBilddesRaumes,dasimMorgenlichtbesonderserstrahlt. Restaurierung und Modernisierung des Kircheninneren WährendderlaufendenRestaurierungsarbeiteninderKlosterkircheergabensichzahlreicheneueErkenntnissezudemBauundseinerGeschichte.BeidenEingriffenindenBoden konntenarchäologischeUntersuchungendurchgeführtwerden.DieInnensanierungwird zudem zum Anlass genommen, den Kirchenraum liturgisch neu zu ordnen: Den HöhepunktbildetdabeidieAufstellungeinesneuenZelebrationsaltarsausschlesischemMarmor,derüberdenFundamentendesmittelalterlichenHochaltarserrichtetwird.Eineneue BeleuchtungwirddiebesondereStimmungdesKirchenraumeswiederangemessenzur Geltungbringen.DerzeiterfolgtdieKonservierungundRestaurierungallerMalereienund Ausstattungsteile. Die ausführenden Planer, Gestalter und Restauratoren werden nach AbschlussderMaßnahmenihreArbeitenerläutern.Wirwollensiedannin‚oraetlabora‘ darüberberichtenlassen. Dr. Marius Winzeler, Zittau 12 St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser VomMeißnerMüglitztalindieböhmischeOberlausitz Dohna – der Stammsitz der „kleinen Stifter“ von St. Marienthal Wer bei schönem Wetter nicht eilig über die Autobahn von St. Marienthal nach Dresden brettert, sondern sich etwas Zeit für die Fahrt durch Böhmen über das Erzgebirge an die Elbe gönnt, vielleicht mit dem Ziel, in Schloß Weesenstein den Sachsenprinzen und späteren König Johann als Danteforscher und -übersetzer ‚Philaletes‘ zu finden, stößt in dessen Nähe auf das kleine Städtchen Dohna. Haben die Burggrafen von Dohna, die ‚kleinen Stifter‘ von St. Marienthal, etwas mit diesem Ort zu tun? Wenn ja, wann und warum sind sie aus dem Meißner Müglitztal in die böhmische Oberlausitz gekommen und zu Stiftern der Abtei geworden? Danach haben wir unseren früheren Freundeskreis-Vorsitzenden Dr. Albin Nees und den Historiker Dr. Lars-Arne Dannenberg gefragt. Washabendie‚kleinenStifter‘vonSt.Marienthal mitdemOrtDohnazutun? DassunserWohnortHeidenauvonDohnahergegründetwurdeunddassessogarseinen NameneinemderBurggrafenvonDohnaverdankt(HeydevonDohna),dashabeichnach unseremUmzugimJahre1993indieDohnaerStraßeinHeidenausehrschnellgelernt.LeiderhabenwirunsnichtweitermitderGeschichtedieseraltehrwürdigenStadtbefasst.Ich warschnellzufriedenmitmeinemerstenLernerfolgaufdemGebietderRechtsgeschichte undfreutemich,sonahbeiderStadtzuwohnen,dieübereinelangeZeitdenberühmten „Dohn’schenStuhl“,dasimMittelaltersehrangeseheneAdelsgericht,beherbergthat. Wie groß die Bedeutung Dohnas für die Abtei St. Marienthal ist, habe ich erst im Sommer2012ausdemHeft45von„oraetlabora“erfahren.InihremBeitrag„Zwischen MünstermaifeldundPrag“erwähntSr.HildegarddiebesondereGunst,dieSt.Marienthal seitensdesböhmischenKönigshausesgenossenhat.MehrfachwirddabeiauchaufehemaligeBesitzungenoderSchenkungenderDohnasverwiesen,fürwelchederKönigdem KlosterSteuerfreiheitgewährthat. ErstjetztwarmeinInteressegeweckt.IchsuchteHerrnKurtWoyeck,denStadtchronistenvonDohna,auf,ernanntemirweitereDetails.Undnunbegriffich,dassderNameder erstenÄbtissinvonSt.MarienthalkeinblinderZufallist:AdelheidvonDohna.Vermutlich warsiedieTochterdesBurggrafenOttoI.vonDohna.DerStadtchronistgehtdavonaus, dassdieserLehnsrechtebeiOstritzbesessenundschonvor1234derKöniginKunigunde denGrundundBodenfürdieErbauungdesKlostersüberlassenhabenkönnte,wasHistorikerallerdingsnochetwasanderssehen(s.u.). HerrnWoyeckverdankeichauchdieKopievon„Aufzeichnungenüberdieerloschenen LinienderFamilieDohna“(erschienen1876inBerlin).Darinistu.a.vongrößerenStiftungenOttosI.zuGunstendesKlostersAltzelleimJahre1235dieRede.„DieseStiftungen“,so heißtesdort,„steheninengemZusammenhangmitderLebensstellungderBurggräfin Adelheidundsolltendazudienen,dieWahlderselbenzurÄbtissindes…imvorhergehendenJahregegründetenCistercienserKlostersMarienthal,überwelchesderCistercienser AbtvonAltenzelldieAufsichthatte,zufördern“.DiedazugehörigeAnmerkungenthältei13 St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser nenweitereninteressantenHinweis:„IndemConfirmationsbriefe,welchenam22.Februar 1238KönigWenzelundseineGemahlinKunigundedemKlosterMarienthal…überseine GüterundPrivilegienverlieh,wirdzumerstenMalederdominaeAdelheidisabbatissae gedacht“. Wäre ich doch nicht so lange so ahnungslos gewesen! Ich hätte anlässlich einer SitzungdesFreundeskreis-VorstandsvoreinigenJahrenbeiunsinHeidenauleichteinenzusätzlichen Programmpunkt einschieben können, um mit den Mitgliedern desVorstands sowiemitFrauÄbtissinReginaundFrauPriorinHildegarddieStadtzubesuchen,deren burggräflicheFamiliebeiderEntstehungderAbteiSt.Marienthalvor780Jahreneineso entscheidendeRollegespielthat.WirhättendenStandortjener1140erstmaligerwähnten, vermutlichaberschonum960vonKaiserOttoI.erbautenBurggesehen,inderdieerste ÄbtissinvonSt.Marienthalaufgewachsenseinkönnte,undwirhättendiespätgotische St.Marien-KirchemitdemsehenswertenFlügelaltarunddemsechseckigenTaufsteinbesucht, die 1489 auf dem Grund jenerVorgängerkirche errichtet wurde, die Adelheid als Kindvielleichtnochgekannthat. AberleidersindmirdieseZusammenhängeerstjetztbekanntgeworden.Undichtröste michmitderaltenErkenntnis:Lieberspätalsnie. Dr. Albin Nees, Heidenau Burg und Kirche von Dohna 14 St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser DieBurggrafenvonDohnaalsStifter derAbteiSt.MarienthalinderOberlausitz Im Gedenken an Dr. Siegfried Seifert, der sich auch noch im hohen Alter auf neue Überlegungen und Thesen eingelassen hat. BisheutewerdendieBurggrafenvonDohnaals„kleineStifter“desKlostersSt.Marienthal verehrt.LangeZeitglaubteman,dassdiesalleinmitihrerreichenStiftungstätigkeitim13. und14.Jahrhundertzusammenhing.TatsächlichdürftensiedieeigentlichenGründerdes Klostersgewesensein.DieGründungdurchKöniginKunigundevonBöhmenist,wiedie Legendeberichtet,dagegenunwahrscheinlich.DerOrtlagsehrweitentferntvomPrager ZentrumdesKönigreichesBöhmen,amäußerstenRand,garnochhinterdenBergen.HerrschaftlichwardieRegion,dasspätereZittauerLand,umstritten,undauchderBischofvon MeißenhattehierlandesherrlicheAmbitionen.Noch1235hattePapstGregorIX.ausdrücklicherklärt,dasKlosterSt.MarienthalbefindesichimBistumMeißen. Von der Meißner in die Prager Diözese AberinderZwischenzeitwaresdemKönigvonBöhmengelungen,seineMachtüberden GebirgskammnachNordenauszudehnen.DieWeihederKlosterkirchenahm1244bereits der Prager Bischof Nikolaus von Újezd (1240–1258) vor. Zwar hatte sich der Meißner BischofgegendiesenAktbeiderKuriebeschwert,woraufhinPapstInnozenzIV.(1243–1254) die Prälaten von Bosau, Altenburg und Mildenfurt mit der Untersuchung der Klage des Meißners beauftragte, aber offensichtlich waren die Grenzen inzwischen neu gezogen worden.1245wiesjedenfallsPapstInnozenzIV.denMagdeburgerErzbischofan,allezuexkommunizierenundihreskirchlichenAmteszuentheben,diedieSt.MarienthalerNonnen exkommunizieren,mitdemInterdiktbelegenbzw.sievordasGeneralkapiteldesOrdens zitierenwollten,underfügteausdrücklichhinzu,dassdasKlosterinderPragerDiözese liege.ZugleichbestätigteerdemKlosteralleseineRechteundPrivilegienundnahmesin seinenSchutz.DamitwarendieAnsprüchedesMeißnerBischofsvomTisch. Mit der päpstlichen Inschutznahme war auch der Weg zur Exemtion, das heißt zur rechtlichenAusgliederungausderPragerDiözese,geebnet.DieswarderletzteSchrittzur vollständigenInkorporationdesKlostersindenZisterzienserorden.1258bestätigteBischof JohannvonPrag(1258–1278)erneutdieExemtionausderPragerDiözeseunddieZugehörigkeitzumZisterzienserorden. Herrschaftsaufbau in der Neißeregion NurausderRückschaukönnenwiranhandderAnsammlungverschiedensterRechteund Befugnisseerkennen,dasseinZweigderBurggrafenvonDohnaindenerstenJahrzehnten nach1200begonnenhatte,inderNeißeregionumOstritzsesshaftzuwerden,nachdem sieimGauNisan,imDresdnerElbtal,zunehmendmitdenMarkgrafenvonMeißenund auchmitdemMeißnerBischofaneinandergeratenwaren. 15 St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser HerrschaftsaufbauhießzunächstagrarischeErschließungundBesiedlungdesLandes. ErfolgreicherHerrschaftsaufbauging,zumeistzeitlichetwasversetzt,mitBurgenbaueinher,umdieherrschaftlichenRechteauchabzusichern.UndnichtzuletztstandendieHerrenvorderAufgabederwirtschaftlichenDurchdringungdesRaumes.DabeispieltenStädte eine wichtige Rolle. Auch die Burggrafen von Dohna handelten nach diesem Muster. SoverdanktdieStadtOstritzihreErrichtungderburggräflichenInitiative,alsvermutlich BurggrafHeinrichII.oderdessenSohnOttoI.indenerstenJahrzehntendes13.Jahrhunderts ein geringfügiges Marktgeschehen nahe der Kirche in geregelte städtische Verhältnisseüberführte.HeinrichIII.,derSohnOttosI.,erhältum1250dieBurgGrafenstein/ GrabštejnbeiGrottau/HrádeknadNisouundwirdzumBegründerderGrafensteinerLinie undzugleichderStammvaterallerheutenochlebendenGrafenzuDohna. Klostergründung für das Seelenheil der Familie und als Wirtschaftsfaktor In diesem Prozess der herrschaftlichen Konsolidierung und rechtlichen Absicherung des Territoriums markieren Klostergründungen einen ersten Abschluss und vorläufigen Höhepunkt. Ein Kloster diente als künftige Familiengrablege und zur Pflege der familiären Memoria.Dasheißt,dieMöncheoderNonnenschlossendieStifterinihrGebetsgedenken ein.DaswarzwareinWechselaufdieZukunfthin,aberdortverspracherdurchaushohe Gewinne.UndnichtzuletztwarenKlöstereinwichtigerWirtschaftsfaktor. Dasklingtzunächstparadox,solltendochdieMönchevondereigenenHändeArbeit leben, dem labor proprius, und gerade kein Eigentum erwerben. Doch ermöglichten die zisterziensischen Wirtschaftsformen zu Beginn des 13. Jahrhunderts auch den Erwerb vonGrundeigentumundseineNutzunginFormvonLeiheundRenten.Längsthattendie KlösterdiefeudaleWirtschaftsweiseakzeptiert.SiewarenzuGrundherrengeworden,errichtetensogarStadthäuserundbedientensichadligerVerhaltensmuster.Daswiederum machteaucheineFrauenzisterzeattraktiv,fürdieKonversen,Handwerkerundletztlichdie BauernderKlosterdörferarbeiteten. Siegel Heinrichs von Jauer und der Burggrafen von Dohna 16 St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser Insofern dienten Klöster auf Umwegen auch der Besitzvermehrung und dem Besitzerhalt der Familien, denn meist gehörten Familienmitglieder dem Konvent an oder stellten sogar den Abt oder die Äbtissin. Darüber hinaus sicherte sich der Gründer oftmals dieVogtei über das Kloster, was ihm gewisse Einflussmöglichkeitengarantierte.Tatsächlichwargemäßder HausüberlieferungdieersteÄbtissinvonSt. Marienthal, Adelheid, eine Angehörige der FamiliederBurggrafenvonDohna. Das gesamte 13. und 14. Jahrhundert hindurch beschenkte die BurggrafenfamiliedasKlosterreichlich,bissieihm1346das Städtchen Ostritz mitsamt dem Patronat Stadtwappen von Ostritz über die Stadtkirche sowie die GerichtsherrschaftüberKönigshain,Rusdorf,SeifersdorfundAltstadtübertrug,wodurchdasKlosterStadt-undPatronatsherrwurde.NochimselbenJahrbestätigtederböhmischeKönig JohannderBlinde(1296–1346)dieÜbertragungderStadtOstritzmitallenRechtenund BefugnissenundversahdieBurggrafenvonDohnafüralleZeitenmiteinembesonderen SchutzauftragfürdasKloster.Alssieschließlich1380denZollimStädtleinOstritzandas Klosterübertrugen,wurdedamitnurderSchlusspunktunterdieallmählicheVeräußerung sämtlicherRechteundGüterrundumOstritzandasKlostergesetzt. Gedenken an die großen und kleinen Stifter Und so wird in St. Marienthal nicht nur der königlichen Stifter, sondern auch der BurggrafenvonDohnavölligzuRechtalljährlichmiteinemRequiemals„kleinerStifter“des Klostersgedacht.Diestarke memorialeAnbindungandasböhmischeKönigshaus dürftevondenNonnenselbstausgegangensein,damansichvonderköniglichenAutorität eineweitausgrößereSchutzwirkungversprach.DasGedenkenandie„großenStifter“war einerseitsverbundenmitderstetenMahnungandenjeweiligenböhmischenHerrscher, weiterhin seine schützende Hand über das Kloster zu halten. Andererseits war es eine Schutzbehauptung,diedasKlostererfolgreichdurchalleFährnissederZeitgeleitete:Es trotztedenHussitenkriegenwiedenReformationswirren,esüberstanddenDreißigjährigenKriegmitsamtdemWechseldesLandesherrn,alsdieOberlausitz1636durchdenTraditionsrezessandenevangelischenKurfürstenvonSachsenverlehntwurde,esüberstand den Nordischen Krieg und zweiWeltkriege des 20. Jahrhunderts, und es überstand den realenSozialismus.UndsolebenundarbeitenbisheuteinSt.MarienthalNonnennachder Ordensregeldeshl.BenediktunddenGewohnheitenderZisterzienser. Dr. Lars-Arne Dannenberg, Königsbrück 17 St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser DieEreignisseamKriegsendeinSt.Marienthal Wenn Äbtissin Celsa nicht so heroisch gewesen wäre … EinesTages,nichtlangevorihremTod,hatmirÄbtissinCelsafolgendeGeschichteerzählt, dieeinBeweisfürihresehrstarkePersönlichkeitist. IndenletztenKriegstagenherrschteinderAbteiäußersteAnspannung.EineEinheit derWaffen-SShattedenKlosterhofbelegt.AmMorgendes7.Mai1945erreichtedieÄbtissinderBefehl,dieSchwesternhättendasHausinkürzesterZeitzuräumen,dennessolle gesprengtwerden.DieÄbtissinberiefPropstOdilohinunterzumKreuzgangundversuchte,ihmdieLagezuerklären.Ererschienaufgeregt,seineOrgelnotenuntermArm,undbeschworlautstarkdieÄbtissin,dochjademBefehlFolgezuleisten.Indessenpatrouillierte eineEtagehöhereinSS-Mann,derdurchheftigesKopfschüttelnderÄbtissinbedeutete, nichtaufdenPropstzuhören.DadurchinihremDurchhaltewillengestärkt,verabschiedeteÄbtissinCelsaihrenPropst–undderwardzunächstnichtmehrgesehen. DannberiefdieÄbtissindenKonvent,derdamalsausfast60Schwesternbestand,ins Refektorium.WenigspäterkamendieBefehlsleutederHitler-Truppe,umsichdieEntscheidung abzuholen. Wie üblich standen die Schwestern mit unterm Skapulier gefalteten Händen,mitdemRückenzurTür,umsicherstumzuwenden,alsdieÄbtissinmitihrerungewöhnlichenOffiziersbegleitunganderStirnseiteangelangtwar.DieSoldatenerteilten ihnenRäumungsbefehl,dochÄbtissinCelsaerklärte,sieselbstwürdedemunterkeinen Umständen folgen. Den wenigen Schwestern, die sich aus Sicherheitsgründen aus dem Klosterentfernenwollten,erteiltesieDispensvomStabilitätsgelübde. DieSoldatenzogenab,demKlostergeschahzunächstnichts.EswardiegroßerettendeTatvonÄbtissinCelsa,diedemKlosterdenWegindienochvölligungewisseZukunft sicherte.AllerdingsflogamNachmittagdievonderWehrmachtzurSprengungvorbereitete Neißebrücke hinter der Abteimauer in die Luft. Ein übereifriger Hitlerjunge wollte damiteineletzteHeldentatsetzen,wussteeinalterOstritzerzuerzählen.Aufalleanderen bedeutsamen Dinge, die sich mit dem Abzug der deutschen und dem Eintreffen der russischenTruppen ereigneten,sollhiersokurznichteingegangenwerden. Nurseinocherwähnt,dassderPropst,alsdieLagesich beruhigthatte,mitseinenNotenwiedervomKirchturm herabkam,wohinersichinSicherheitgebrachthatte. 60JahrenachdiesemdenkwürdigenTag,am7.Mai 2005, erschien in der Sächsischen Zeitung ein Artikel über das Kriegsende 1945 im Kloster St. Marienthal. Meine Hoffnung, den darin erwähnten Brief aufzufinden,hatsichnichterfüllt.Somussichmichaufmeine Erinnerungverlassen.AnsichistderBriefauchnichtdas wichtigste.ErbestätigtnurdiepersönlicheDarstellung derEreignissevonÄbtissinCelsa. „Auge Gottes“ im Bibelgarten Sr. M. Hildegard Zeletzki OCist von St. Marienthal. 18 St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser DantesGöttlicheKomödie(2) „…deshohenHeinrich,derzuWelschlandsHerstellungkommenwird…“ (Par.XXX,137f.) Dante Alighieri verewigt Kaiser Heinrich VII. als Friedensstifter Haben wir im letzten Heft ‚ora et labora‘ die Verehrung des Heiligen Bernhard durch den Dichter Dante Alighieri in der Göttlichen Komödie dargestellt, so folgt diesmal die Würdigung Kaiser Heinrichs VII. (1278–1313) durch den Politiker und Dichter Dante, die wir in unserem Bericht über die Königliche Hochzeit angekündigt hatten. An diesen Herrscher aus dem Hause Luxemburg knüpften sich große Hoffnungen. Die Kaiserkrone hat er empfangen, die böhmische Krone durch die Verheiratung seines Sohnes Johann mit Elisabeth von Böhmen, der letzten Přemyslidin, gerettet und damit die Luxemburger neben den Habsburgern und den Wittelsbachern zur dritten Großdynastie in Europa aufsteigen lassen. Deren auch für St. Marienthal bedeutendster Repräsentant wurde sein Enkel Karl IV.; wichtige Urkunden der Abtei sind von Johann und Karl IV. unterzeichnet. Die Friedensstiftung im politisch heillos zerstrittenen Italien und die Vermittlung zwischen Papst- und Kaisertum sind aber Hoffnung geblieben. Dennoch hat Dante den Kaiser als gerechten Herrscher verewigt, wie die Autorin Dr. Elisabeth Leeker (s. ora et labora 47) zeigt. Dante als Politiker SeitBeginndes13.Jh.bekämpftensichindenoberitalienischenStädtendiebeidenParteienderpapsttreuenGuelfenundderkaisertreuenGhibellinen.InFlorenz,derHeimatstadt Dante Alighieris (1265–1321), hatten die Guelfen die Oberhand. Ab 1295 nahm Dante als derenAnhängeraktivampolitischenLebenvonFlorenzteilundbekleidetedabeiverschiedenebedeutendeÄmter.AuchwarerbeteiligtanKämpfengegenghibellinischeNachbarstädte. Nachdem die Ghibellinen in Italien weitgehend besiegt worden waren, zersplitterte um 1300 die guelfische Partei in eine gemäßigtere„weiße“ (Bianchi) und eine radikalere„schwarze“Fraktion(Neri).DantehattesichdenBianchiangeschlossen,dieumeinen KompromisszwischenKaiserundPapstbemühtwaren.DieSchwarzendagegenvertriebenmitUnterstützungdesPapstessystematischdieWeißenausFlorenz,undsokames imJahre1302zurVerbannungDantesausseinerHeimatstadt,indieerniewiederzurückkehrensollte.DieHauptschulddarangaberdemPapst,undimLaufederZeitwurdeDante zueinemAnhängerdesKaisers. VordiesemHintergrundistderStellenwertzusehen,denerHeinrichVII.beimisst.SeineWertschätzungfürdenMonarchenzeigtsichindreiBriefen,dieanlässlichvondessen Italienzugentstanden,sowieinderGöttlichenKomödie. 19 St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser In der Erwartung von Heinrichs Ankunft in Italien (Epistola V) HeinrichVII.vonLuxemburgwurde1308zumdeutschenKöniggewähltund1309inAachengekrönt.BereitsimdarauffolgendenJahr,unmittelbarnachderHochzeitseinesSohnesJohannmitElisabethvonBöhmen(s.oraetlabora46),machteersichaufdenWeg nachRomzurKaiserkrönung,obwohlPapstClemensV.dieseerstfür1312vorgesehenhatte. Heinrich versuchte, sich mit dem Papst zu arrangieren, indem er ihm versprach, den Guelfen in Italien wohlwollend zu begegnen. Er verstand sich als ein über den Parteien stehenderFriedensstifter,undalssolchensahihnauchDante.KurzvorderAnkunftHeinrichs im Oktober 1310 richtete Dante aus dem Exil einen Brief an die Herrscher Italiens, in dem er diese ermahnte, dem künftigen Kaiser einen würdigen Empfang zu bereiten. SeinKommenvergleichtermitdemAufgehenderSonne(Ep.V1)undrücktihndamitin dieNähevonChristus,dertraditionellmitderSonnegleichgesetztunddessenGeburtals SiegderSonneüberdieDunkelheitgedeutetwird,wasinderWeihnachtsliturgiehäufig zumAusdruckkommt.DantenenntHeinricheinen„zweitenMose“(V1).ErwerdeItalien vonallenStreitigkeitenbefreien,sowieMosedasVolkIsraelausderägyptischenSklaverei herausführte.SchließlichsetztDanteihnsogarmitCäsarundAugustusgleich(V2+3).Das warenTiteleinesgekröntenKaisers.DantestelltihnbereitsjetztaufeineStufemitOctavianAugustus,mitdessenHerrschaft27v.Chr.diePaxAugustabegann.EineähnlicheFriedenszeiterhofftersichauchvonderAnkunftHeinrichs,dieerzudemmitabgewandelten WortendesApostelsPaulusankündigtundmitdemKommenChristivergleicht(V5:„nahe isteuerHeil“;vgl.Röm13,11b).ErbetrachtetHeinrichalsvondergöttlichenVorsehunggesandtenRetterItaliens(V7). Die Hoffnung auf einen Friedensstifter für Florenz (Epistola VI) NachdemHeinrichNorditalienerreichtundinMailanddieEiserneKronederLangobarden erhaltenhatte,wandtensichjedochFlorenzundinderFolgeauchnochweitereguelfische StädtegegendenzukünftigenKaiser.IndieserSituationrichteteDanteimMärz1311an seine florentinischen Landsleute einen Brief, in dem er derWut über seineVerbannung freien Lauf lässt und der zunächst aus einer Anklage gegen die Florentiner besteht, die „gleichneuenBabyloniern“seien(VI2).Dantewirftihnenvor,„gegendenRuhmdesrömischenFürsten,desKönigsderWelt,desBeauftragtenGottesgetobt“zuhabenund„dem BeschlussedesewigenRathesWiderstandzuleisten“(VI2+3),womiterwiederumHeinrichalsvonGottgesandtbetrachtet.AmEndedesBriefesstellterihnsogaralseineArt Erlösergestalthin(VI6).DieDatierungdiesesBriefeszeigt,dassdieAnkunftHeinrichsfür DantedenBeginneinesneuenZeitaltersbedeutet:„Geschrieben[…]imerstenJahreder heilbringendenRückkehrdesCäsarsHeinrichnachItalien“(VI6). Die Säumigkeit Heinrichs (Epistola VII) DaHeinrichimmernochinNorditalienweilte,richteteDantewenigspäter(April1311)an ihnpersönlicheinenBrief.ÄhnlichwieinBriefVnennterHeinrich„NachfolgerCäsarsund Augustus’“(VII1)undbezeichnetihnals„Sonne“(VII1+2).ZugleichaberwirfterihmSäumigkeitvor.Erzweifeltdaran,dassdieseSonnesichüberhauptnochbewege,undbefürch20 St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser tet,siezieheallenfallsrückwärtsanstattnachFlorenzzukommen.Daherdrängesichdie Frageauf:„BistDues,derdakommenwird,odersollenwireinesAndernwarten?“(VII2). DantebringtHeinrichwiedermitChristusinVerbindung,andenderimGefängnissitzendeJohannesderTäuferdiegleicheFragerichtenließ(Mt11,3bzw.Lk7,19).UndwiederTäuferüberJesussagtnunDantezuHeinrich:„Siehe,dasistGottesLamm,welchesderWelt Sündeträgt!“(VII2;vgl.Joh1,29).EinweiteresMalbestätigtsich,dassHeinrichzueinerArt Messiashochstilisiertwird. NochimselbenMonatzogHeinrichvonMailandausnachRom,woeram29.Juni1312 im Lateran durch drei vom Papst bestimmte Kardinäle die Kaiserkrone empfing. Das eigentlicheZielseinesItalienzugswardamiterreicht.ErstimSeptember1312erreichteer Florenz,mussteaberunverrichteterDingeweiterreisen,dadieStadtihmdenZutrittverwehrte.ErzognachPisa,undimAugust1313starbderanMalariaerkranktegroßeHoffnungsträgerDantes,dessendreiBriefeohneWirkunggebliebenwaren. Dantes Verehrung für Heinrich VII. in der Göttlichen Komödie (Inf. I und Par. XXX) Im 1. Gesang der Göttlichen Komödie prophezeit Vergil die Ankunft eines Windhundes („Veltro“),dereineArtHeilsbringerfürdasvondenKämpfenzwischenGuelfenundGhibellinenzerrisseneItalienseinwerde(Inf.I,100–111).BisheuteistesinderForschungnicht Domenico di Michelino: Dante und die drei Jenseitsreiche (1465) 21 St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser gelungen, diesen „Veltro“ zu identifizieren. Eine der Deutungen bezieht ihn auf HeinrichVII. Der 1. Inferno-Gesang entstand wenige Jahre vor dem Italienzug Heinrichs, der bereitsvorderKrönungdenRufeinesgerechtenHerrschersgenossundmöglicherweise schonfrüheinHoffnungsträgerfürDantewar.DassprächefürdieDeutungdesrätselhaften„Veltro“alsBildfürHeinrichVII. DassderDichterdiesemauchnachseinenenttäuschtenHoffnungeneinegroßeVerehrungzuteilwerdenlässt,zeigterim30.Paradies-GesangderGöttlichenKomödie.Darin steigt Dante ins Empyreum auf, wo er die Himmelsrose sieht, auf deren Blütenblättern dieinweißeGewändergehülltenErlöstenihrePlätzehaben.Beatrice,seineBegleiterin, zeigt ihm einen der wenigen noch freien Sitze:„Auf jenem großenThron, nach dem du schauest/derKronewegen,diedaraufgelegtist,/wird,eh’andiesemHochzeitsmahldu teilnimmst,/dieSeelesitzen,dieAugustadrunten/wirdsein,deshohenHeinrich,derzu Welschlands/Herstellungkommenwird,eh’sreifdafürist.“(Par.XXX,133–138;ÜbersetzungvonPhilalethes). DantesJenseitsreisespieltimJahr1300.DaheristdermiteinerKronegekennzeichnete,fürHeinrichVII.reservierteSesselzudemZeitpunktnochunbesetzt,undeswirdvon HeinrichsItalienzugalseinemzukünftigenEreignisberichtet.Heinrichwerde„zuWelschlands/Herstellung“(V.137f.),d.h.zurRettungItalienskommen.DerZusatz„eh’sreifdafür ist“ (V. 138) deutet darauf hin, dass Dante dieseVerse nach HeinrichsTod verfasste. Die FriedensmissiondesKaiserswargescheitert,weildasLand,wieDantehierzumAusdruck bringt, noch nicht reif dafür war. Er wirft Heinrich nicht vor, versagt zu haben, sondern gibtzunächstdervonHabgierverzehrtenStadtFlorenzdieSchuldanseinemMisserfolg (V.139–41).DannnennteralsweiterenGrundfürdasScheiternvonHeinrichsMissiondie GegnerschaftdesPapstes(V.142–144).GemeintistClemensV.,derHeinrichbiszudessen Kaiserkrönung unterstützt hatte. Als Heinrich aber immer entschiedener versuchte, die InteressendesReichsgegenüberdenoberitalienischenStadtstaatendurchzusetzen,und dabeiauchgegenVerbündetedesPapstesvorging,gerietermitdieseminKonflikt.Bereits inPar.XVII,82sagteDante,ClemensV.habe„denhohenHeinrich“getäuscht.DaherprophezeiterihmeinenPlatzimGrabenderSimonisten(Par.XXX,146f.;Inf.XIX,82–87).Im GegensatzdazuweisterHeinricheinenEhrenplatzimParadieszu. DieinDantespolitischerSchrift„Monarchia“theoretischformulierteIdeeeinerErneuerungderGesellschaftsordnungdurchdieWiederherstellungdesgottgewolltenVerhältnisseszwischenKaisertumundPapsttumnimmtinderPersonHeinrichsVII.konkreteGestaltan.AuchnachdemScheiterndiesesHoffnungsträgershältDanteweiteranseiner Visionfest. Dr. Elisabeth Leeker, Chemnitz Literatur bei der Verfasserin 22 Vorgestellt Kersten Kühne Als ich im Herbst 1979 mit 20 Jahren zumerstenMalindieOberlausitzkam, geschahdieseigentlichnur,umhierfür vierJahreElektrotechnikanderdamaligen Ingenieurhochschule Zittau zu studieren.DieLiebehieltmichaberlänger,undalswirhierunsereFamiliegegründet hatten, wurde die Oberlausitz unsereneueHeimat.Fragtmichheute jemand,woherichkomme,dannlautet meine erste Antwort nicht „aus Halle anderSaale“,woichgeborenundaufgewachsenbin,sondern„ausderOberlausitz“. Elektrotechnik war nicht mein Traumberuf, und da das Kraftwerk zwischen Halle und Leipzig nicht gebaut wurde und sich mit der ‚Wende‘ vieles änderte, bin ich an der Hochschule Zittau/Görlitz geblieben, wo ich inzwischen, einigeUnterbrechungenmiteingerechnet,seitfast30Jahreninsehrunterschiedlichen Projektenarbeite.EinSchnupperstudiumfürMädchen,dassiefürtechnischeundnaturwissenschaftlicheBerufebegeisternmöchte,gehörtebensodazuwiedieGestaltungvon WebsitesunddieProgrammierungmitDatenbanken.ImMomentorganisiereundbetreue icheinenberufsbegleitendenStudiengangaufderBasisvon„blendedlearning“u.a.technisch,bewegemichalsoineinemvirtuellenKlassenzimmer. InmeinerFreizeitbeschäftigeichmichgernimGartenundmitKräutern,binabervor allemsehrintensivengagiertinFragenderregionalenFrauengeschichteimVerein„EuroregionalesFrauengeschichtsArchiv(EFA)“.AuchderKreisausunsererevangelischenKirchgemeinde,zentriertumdieZittauerKlosterkirche,istmirsehrwichtig.Meine„Männer“, d.h.meinMannundunsereSöhne,tolerierendieseVorlieben,unddawirdadurchnoch mehr Gründe haben, geschichtsträchtige und kulturhistorisch interessante Orte der Regionzubesuchen,sindsiegernmitdabei.EinLieblingsort,denichallein,inFamilieoder gemeinsammitFreundenimmerwiedergernbesuche,istOstritzmitdemKlosterSt.Marienthal.AufdenFreundeskreisderAbteibinichdurchdasEhepaarFunkeinZittauaufmerksamgewordenundzudenAbendenim„Bernhardskreis“gestoßen,fürdieichSr.Hildegardsehrdankbarbin.Eswarfürunsselbstverständlich,2010gleichnachderFlutbei denAufräumarbeitenmitzuhelfen,undnunhoffenwirmitdenSchwestern,dassdieAbteikircheihnenbaldwiederalsGotteshauszurVerfügungsteht. 23 Aus dem Freundeskreis PfarrerDr.BernhardDittrich65 DerälterederbeidenSöhnedesSt.MarienthalerRentmeistersRichardDittrich,Bernhard, istam8.August65Jahrealtgeworden.MitseinemBruderMichaelisterimKlosteraufgewachsen–BernhardRafelt(s.u.)wareinSpielkamerad–,beidesindGeistlichegeworden, beide sind in der Seelsorge im Bistum Dresden-Meißen tätig, Dr. Bernhard Dittrich seit 2008alsPfarrervonSt.BennoinMeißen.NachderPriesterweihe1974inDresdenwirkte er drei Jahre als Kaplan in verschiedenen Pfarreien und wurde dann zum Studium freigestellt.1981wurdeerPräfektimDresdnerKapellknabeninstitut,Theologenreferentund dreiJahrespäterDompfarrerinDresden;von1986bis1996RegensdesPriesterseminars inErfurt,anschließendPfarrerinRadebeulundzugleichKoordinatorderSeelsorgearbeit „Kirche 2000“ und Ökumenereferent des Bistums. 1998 übernahm er als Ordinariatsrat dieAbteilungPastoralimBischöflichenOrdinariatundkehrtenachfastzehnJahrenindie Pfarrseelsorgezurück. JosefineSchmacht75 FrauJosefineSchmachtausOstritzistam20.August75Jahrealtgeworden. Wir gratulieren allen Freundeskreismitgliedern, die ein besonderes Fest feiern, sehr herzlich! BernhardRafeltimRuhestand DerlangjährigeHausmeisterderAbteiSt.MarienthalBernhardRafeltistam1.Oktoberin denRuhestandgegangen.InSt.Marienthalgeborenundaufgewachsen,istdergelernte SchlosserimApril1977imKlosterangestelltwordenundhateinHändchenfürallesgehabt.Erwarimmeransprechbar,immerhilfsbereit,erkonntefastalles,wussteimmerRat undsprangauchals„15.Nothelfer“ein.NichtzuletztalsMessdieneristerwerktagswie sonntagsundbeiallenFeierlichkeitendabei.SeineFrauBrunhilde,diedieWäschereides Klostersleitet,undseinebeidenTöchterkommenmitihm,wenninMarienthaletwaslos ist.DemFreundeskreisgehörterseitBeginnalsengagiertesMitgliedan,underwarauch imVorstandaktiv.„WerwirdimKlosterseineNachfolgeantreten,künftiganseinerStelle wirken?“,heißtjetztdiebangeFrage.DesDankesaller,diemitihmzutunhatten,kann BernhardRafeltgewißsein,undallegutenWünschebegleitenihnindenRuhestand. WirgedenkenunsererVerstorbenen Weihbischof Georg Weinhold Weihbischofem.GeorgWeinholdhatam8.Septembersein40-jährigesBischofsjubiläum in Dresden in Anwesenheit von Frau Äbtissin, Sr. M.Theresia und Frau Dr. Bykowska für denFreundeskreisgefeiert;erwarnocham9.OktoberinSt.Marienthalundhatteseine TeilnahmeamFreundeskreistreffenangemeldet,dannisteram10.OktoberimAltervon 24 Aus dem Freundeskreis 78Jahrenplötzlichgestorben.SeinWahlspruchlautete:„Inlaudemgloriaegratiaesuae“– „zumLobseinerherrlichenGnade“(Eph1,6). Hundertehabenam19.OktoberdasRequiemfürihninderDresdnerKathedralemit BischofDr.HeinerKoch,sechsweiterenBischöfenundWeihbischöfenundhohenGeistlichengefeiertundihnanschließendaufdemAltenKatholischenFriedhofvonDresdenzu Grabegetragen. DergebürtigeZittauerGeorgWeinholdwurde1959inBautzenzumPriestergeweiht. PapstPaulVI.ernannteihn1973zumTitularbischofvonIdicraundzumerstenWeihbischof desBistumsMeißenseitderReformation.DieBischofsweiheempfingerinderDresdner HofkirchevonBischofGerhardSchaffran.SeitdembekleideteerverschiedeneÄmterinder Diözese.ZeitweiligwarerinderDeutschenBischofskonferenzverantwortlichfür„GeistlicheBerufeundkirchlicheDienste“.1997bis2004standeralsGeneralvikarseinemBischof Joachim Reinelt zur Seite. Er war weltweit der ältesteWeihbischof der römisch-katholischenKirche,alsPapstBenediktXVI.2008seinvorzeitigesRücktrittsgesuchausgesundheitlichenGründenannahm(s.oraetlabora38).ImmerwiederbesuchtederWeihbischof dasihminbesondererWeisevertrauteSt.Marienthal.ErgehörtezumFreundeskreisvon Anfangan,underfördertedasIBZnachKräften.DasKlosterschätzteihnalstreuenund verlässlichenFreund. Dr. Siegfried Seifert „WerHerrnDr.Seifertnichtkennt,kenntdieOberlausitzundSt.Marienthalnicht“hatten wirüberunserrenommiertesFreundeskreismitgliedgeschrieben(s.oraetlabora43)und alsAntwortdazugehört,dassmitihmganzeBibliothekenvonangesammeltemWissen untergehenwürden.NurgutzweiMonatevordemWeihbischof,mitdemerbefreundet warundoftnachSt.Marienthalkam,istHerrDoktorSeifertam28.JuliimAltervon77 JahreninBautzengestorben,undwirdenkennichtohneWehmutundvollRespektanihn. An der Beerdigung auf dem DresdnerTrinitatisfriedhof und dem Requiem im BautznerSt.Petri-Domam5.AugustmitWeihbischofWeinholdalsHauptzelebranthabenFrau Äbtissin,Sr.TheresiaundSr.AlmafürdenKonventvonSt.Marienthal,derihmsovielzu verdankenhat,undMitgliederdesFreundeskreisesderAbteiteilgenommen.Einegroße ScharvonVerwandten,FreundenundWeggefährtengabdemverstorbenenDomkustos, Diözesanarchivrata.D.,TrägerdespäpstlichenSilvesterordensundEhrenbürgerderStadt BautzendasletzteGeleit.EinSalzburgerFreundeskreismitPrälatJohannesNeuhardthat sicham2.OktoberzueinerGedenkmessefürDr.Seifertversammelt. Wirbetenfürihn,wieesaufseinemTotenbildchensteht: „Gott, unser Vater, wir empfehlen dir unseren Bruder Herrn Dr. Siegfried Seifert. Für ihn ist die Zeit der Pilgerschaft zu Ende. Befreie ihn von allem Bösen, dass er heimkehre in deinen ewigen Frieden. Öffne ihm das Paradies, wo es keine Trauer mehr gibt, keine Klagen und keinen Schmerz, sondern Friede und Freude mit deinem Sohn und dem Heiligen Geist in alle Ewigkeit.“ 25 Aus dem Freundeskreis „Das Maß Gott zu lieben ist, ihn ohne Maß zu lieben“ FreundeskreistreffeninErinnerunganBernhardvonClairvaux Die Erinnerung an den Ordenseintritt des hl. Bernhard vor 900 Jahren in Cîteaux stand über dem diesjährigen Freundeskreistreffen. Höhepunkte waren der Festvortrag und die Weihe der Muttergottes in der Grotte des Klostergartens. Überschattet war es von dem plötzlichen Tod von Weihbischof Georg Weinhold. Den Fortschritten bei der Sanierung und Restaurierung der Abtei und der Klosterkirche nach dem Hochwasser vor drei Jahren galt wieder das besondere Interesse des Freundeskreises, der das Kloster nach seinen Möglichkeiten unterstützt. Der wunderbare Tausch zwischen Gott und den Menschen Die Jahresversammlung des Freundeskreises begann nach denTrauerfeierlichkeiten für WeihbischofGeorgWeinholdundseinerBeerdigunginDresdeneinenhalbenTagspäter als geplant mit dem Festvortrag von Äbtissin Dr. M. Irmengard Senoner OCist aus dem KlosterMariengarteninSüdtirol. DasMottodesFreundeskreistreffenswarihrThema.Auchwennsieeingangsbescheideneinschränkte,keinewissenschaftlicheAbhandlungüberdasimTitelgenannteZitat desgroßenOrdensheiligenzugeben,sonderneherpraktischeAnregungen,wiedasgroße Geschenk der Liebe angenommen und weitergegeben werden könne, so führte sie den FreundeskreisdochmitLeichtigkeitindieGedankendeshl.Bernhard,inseineZeitunddie HintergründedesZitatsein.VollständiglautetesinseinerAntwortandenKardinaldiakon Haimerich:„Ihrwolltwissen,warumundwieGottgeliebtwerdensoll.Ichantworte:Der Grund,Gottzulieben,istGott.DasMaß(modus)ist,ihnohneMaßzulieben.“(aus:Traktat „ÜberdieGottesliebe“–„DediligendoDeo“,um1130/40). BernhardstütztsichdabeiaufdengroßenKirchenlehrerAugustinus,vondemdergleicheSatzüberliefertist,undbeeinflussteseinerseitsdieMystikdesMittelalters.Ererklärt, dassGottdieUrsacheunddasZielderLiebesei:„GottselbstgibtdieGelegenheit,erselbst wecktdasVerlangen,erselbsterfülltdieSehnsucht…SeineLiebebereitetdieunserevor und vergilt sie. … Voll Güte geht sie unserer Liebe voraus, wird mit vollem Recht erwidert.…Eristreichfüralle,dieihnanrufen.…SichselbstschenkteralsBelohnung,sich hälterbereitalsLohn.“ErstelltaberdenMenschenaufseinemWegzuGottindenMittelpunkt.Derwerdegedrängt,Gottwiederzulieben,ineinemständigenAustausch,den Bernhardein„admirabilecommercium“–einen„wunderbarenTausch“zwischenGottund denMenschennennt;ÄbtissinIrmengardverstehtdiesenDialogals„dieDarstellungdes WegesdesMenschenzuGott,aufdemGottihmimmerwiederentgegenkommt,Mutund Kraftgibt,manchmalauchdenMenschenzieht.“ Aus Bernhards Aussagen über das rechte Maß, die„Mutter allerTugenden“, zog die ÄbtissinalsEmpfehlungfürdenheutigenMenschen:„NichtderMenschistdasMaßaller Dinge, sondern Gott. Der Mensch muß sein Gleichgewicht finden zwischen sich selbst undGott.Heute,woeinegewisseHybrisherrscht,derzufolgeallesmachbarist,wodie Wörtersuper,extrem,mega,giga,überdimensionalmancheLebensweisebestimmen,ist einLebenausderMitte,nacheinemMaß,nacheinerRegelunumgänglichwichtig.“Nurin 26 Aus dem Freundeskreis einerHinsichtdürftenwirmaßlossein,in derLiebezuGott.Sieerinnerteaberauch eindringlich daran, dass Gottesliebe ohne Nächstenliebenichtmöglichsei,dennerst inderNächstenliebezeigesichdieLiebezu Gott.SiezitierteausderEnzyklika„Lumen fidei“vonPapstFranziskus:„DieHändedes GlaubenserhebensichzumHimmel,aber gleichzeitigbauensieinderNächstenliebe eineStadtauf,dieaufBeziehungengründet, deren Fundament die Liebe Gottes ist.“ BeiallenseinenGedankenüberdieLiebe,dieihmdasAttribut„LehrerderLiebe“ eingebracht haben, steht doch bei Bernhard das Kreuz Christi an entscheidender Stelle.ErsiehtdenGekreuzigtenabernicht mehrnuralsdenSieger,denverherrlichten Äbtissin Dr. M. Irmengard Senoner OCist Christus,sondernalsdenmitvielenWundenLeidenden,derdieDornenkroneaufdemgeneigtenHauptträgt.Bernhardselbstwird daheroftmitden„armaChristi“,denLeidenswerkzeugendesHerrn,dargestellt. DieÄbtissinschlossmitderBetrachtungder„Amplexus“-DarstellungausdemZisterzienserinnenklosterOberschönenfeldbeiAugsburgalsSinnbilddes„admirabilecommercium“,deswunderbarenTauscheszwischenGottunddenMenschen:„Gottschenktuns immerseineLiebe,seinErbarmen,seineHuld;aberwirmüssenauchetwastun;wirmüssenunsihmzuwenden,zuihmaufblicken,unsihmentgegenstrecken.Esistdas,wasder Menschtunmuss,damitdieGnadewirksamwird,damitdiemaßloseLiebeGottesunszu einerLiebebefähigt,dieohneMaßist.“ Weniger Mitglieder, aber ausgeglichene Finanzen InderMitgliederversammlung,dieerstamAbendnachdemFestvortragstattfindenkonnte,wurdediestabilefinanzielleLagedesFreundeskreisesdeutlich.Sieerlaubtes,dieregelmäßigenTätigkeitendesVereinswiedieHerausgabedesMitteilungshefts‚oraetlabora‘ fortzusetzenunddemKlosterimmerwiederUnterstützungzugeben,insbesonderebei denandauerndenSanierungs-undRenovierungsarbeitennachdemHochwasservon2010. Ein für die Grotte im Klostergarten vorgesehener Abguss der Muttergottesfigur konnte nichtgefertigtwerden;stattdessenwurdedieMarienfigur,diefrüherüberderKirchentür stand,neugefasstundinderGrotteaufgestellt.SoentstandensehrvielgeringereKosten alsdieeingeplanten4.000Euro.DieMitgliederdesFreundeskreisesbeschlosseneinstimmig,dasGeldfürdenneuenAltarinderKlosterkircheumzuwidmen. DieMitgliederzahlistdurchdievierTodesfälleimvergangenenJahrbeinurganzwenigenEintrittenauf228zurückgegangen.FrauMichalkfordertedieAnwesendenauf,sichver27 Aus dem Freundeskreis stärktumdieGewinnungneuerMitgliederzubemühen.NachihremBerichtunddemdes SchatzmeistersHerrnVogterteiltedieMitgliederversammlungdemVorstandEntlastung. HerrVogt gab bekannt, dass er zum Ende dieses Jahres aus familiären Gründen das Amt des Schatzmeisters, das er neun Jahre lang innehatte, abgeben wolle, um bis zum Jahresabschluss2014einenNachfolgereinarbeitenzukönnen.DerVorstandbemühtsich, soschnellwiemöglicheinenzufindenundbittetdieMitgliederumVorschläge. Hans Lindemann schenkt dem Kloster ein Gemälde von Äbtissin Celsa Am Ende der Mitgliederversammlung des Freundeskreises gab es eine Überraschung, noch einmal im Zusammenhang mit Äbtissin Celsa: Hans Lindemann aus Köln, Großneffe von Äbtissin Celsa Gutte (s. ora et labora13und42),überreichteÄbtissinRegina ein von seiner Großtante gemaltes Bild des KlostersSt.Marienthal.Damitkehrteesnach 80JahrenindieAbteizurück.Denngemalt hat Äbtissin Celsa es 1933/34. Sie schenkte esihrerCousine,dieinReichenau/Bogatynia mitdemGroßvatervonHansLindemannverheiratetwar.Beiihrbliebesbisca.1943,dann erbteesihreTochter,dieinHalleanderSaale lebte.Diesehatesca.1980/81ihremNeffen HansLindemanninKölnvermacht.Undnun wollte er, mittlerweile 86 Jahre alt, dass es nachSt.Marienthalzurückkehrte,undbrachteeszumFreundeskreistreffenmit. Hoffnung auf die Fertigstellung der Klosterkirche Der Abend im Festzelt, das Hochamt am Sonntag Vormittag mit dem Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt, die anschließende Prozession zurWeihe der Muttergottesstatue in der Grotte des Klostergartens, der Gang durch Klosterkirche und die Abtei zur Information über den Stand der Bauarbeiten zeugten wieder vom Interesse des Freundeskreises an WohlundWehedesKlostersundderfreundschaftlichenZuneigungzudenSchwestern desKonvents;allerdingswardiesmaldieBeteiligungdeutlichschwächeralsbisher. DassbeimnächstenFreundeskreistreffen am 18./19. Oktober 2014 in St. MarienthaltatsächlichdieKlosterkirchewiederzurVerfügungsteht,istdiegroßeHoffnung.BeimRundgangdurchdieBaustellenwirdmancherdiePredigtvonBischofWolfgangimSinngehabt haben,derdazuermunterthatte,imGebetpraktischundlebensnahzubitten,dasGebet mitGlaubenzufüllenundGottzuvertrauen,dasseretwasverwandelnkann:„Er,deruns biszumEndeliebt,erbleibtbeiuns,dasdürfenwirglauben,daraufhoffenwir,“sagteer zumSchlussimAnklanganBernhardvonClairvaux’VorstellungvonderGottesliebe. Gisela Rieck, St. Marienthal 28 Aus St. Marienthal Sr.M.ReginaWollmann20JahreÄbtissin Den20.JahrestagihrerWeihezur55.ÄbtissinvonSt.MarienthalhatSr.M.ReginaWollmannam21.AugustinSt.Marienthalbegangen.EswareininallenTeilenharmonischer, vongegenseitigerLiebeundAchtunggetragenerFesttagfürdieÄbtissinundihreGäste. Erbegannum10UhrmitdemDankgottesdienstinderHofkapellemitAltabtDr.Thomas DenterausMarienstatt,Weihbischofem.GeorgWeinholdundachtweiterenGeistlichen, unterdenenauchderalteHeimatpfarrerderJubilarin,Dr.Hübner,war.DieMitschwestern des Konvents von St. Marienthal, die Altäbtissin sowie die Äbtissin von St. Marienstern unddiegeladenenGästenahmendaranteil.DiemusikalischeUmrahmungderhl.Messe wurdevonderFamiliederÄbtissinprofessionellgestaltet. DiesehrpersönlicheBegrüßungderÄbtissinundihrerGästedurchAbtThomasund sein geistlichesWort, hier in Stichworten wiedergegeben, standen wie ein Segenswort überdemganzenTag: Glaube–Liebe–DemutmögenüberallemTunstehen. KommtzuJesus,dannwerdetihrseineHilfeerfahren.DasLichtdesGlaubenshilft,unsereBerufungauchbeimGangdurchsTalanzunehmen,aufdieStimmeGotteszuhören, wieesderWahlspruchderÄbtissin„Obsculta(höre)“besagt.GlaubeistderrichtigeWeg –InDemutdasUnsrigetun–InLiebezusammenstehen–UnserWilleistnichtdasZiel. Für die Glückwünsche zum Jubiläum empfingdieÄbtissindieGästeinderAbtei. UndinfamiliärerAtmosphäreversammelte sie sich mit ihren Mitschwestern und GästenumdenMittagstischimFestzelt. Wieder ergriff Abt Thomas das Wort: „Mit jedem ist sie in Liebe verbunden, mehr liebt sie Christus.“ Anschließend folgten vielederEinladungvonSr.PriorinElisabeth in die Klosterkirche, um die Fortschritte beimBauzusehen,dienurerahnenlassen, wiegroßdieanstehendenRestaurierungsarbeitenundUmbautennochsind. An der Kaffeetafel am Nachmittag im Festzelt schnitt die Jubilarin dieTorte mit ihremBildselbstan.VonMitgliedernihrer Familie gab es noch einmal musikalische Darbietungen.DerFesttagklangamAbend imKreisderGeschwister,Verwandtenund FreundederÄbtissinbeibesterStimmung aus. Dr. Harald Neumann, Ostritz 29 Aus St. Marienthal GoldeneOrdensprofeßvonSr.Hildegard Sr.M.HildegardZeletzkifeiertam11.Juli2014ihreGoldeneOrdensprofeß. BesuchvonBischofDr.HeinerKoch BischofDr.HeinerKochvonDresden-MeißenhatSt.Marienthalam30.AugustseinenAntrittsbesuch abgestattet und dem Konvent einen ganzen Nachmittag geschenkt. Er hat mitdenSchwesternimParlatoriumdesKlostersgesessenundganzfreiundfröhlichüber seinenWerdeganginderErzdiözeseKölnberichtetundseineEindrückeüberseinneues BistumDresden-Meißengeschildert.FürihnseiendieVielfaltderLandschaften,vorallem aberdieverschiedenenBevölkerungsgruppenerstaunlich:dieErzgebirglerunddieThüringer,dieSorben,dieSachsenundnunnochdieOberlausitzer.Erhatsichdielange,wechselvolleGeschichtevonSt.MarienthalvorstellenlassenundbeiderFührungdurchdieAbtei vorallemdieBibliothekbestaunt.SeinVersprechen,baldwiederkommenzuwollen,hater inzwischeneingelöst. OrgelweiheinOstritz DieOrgelderkatholischenPfarrkircheMariäHimmelfahrtinOstritzistnachfasteinJahr dauerndenSanierungs-undRenovierungarbeitenfeierlichwiedereingeweihtworden. DenAnstoßzurSanierungderJehmlich-OrgelausdemJahr1878hattedieOstritzerin GabrieleEiflerAnfang2010gegebenundimBischöflichenOrdinariatinDresden,wosieals Ordinariatsrätintätigwar,umUnterstützunggebeten.EinevonihrinsLebengerufeneArbeitsgruppekümmertesichinderFolgezeitumdieAufträgefürdienötigenArbeitenund dieBeschaffungderGelder.DenAuftrag,dieOrgelzusanierenundinihrenursprünglichen Zustand zu versetzen, erhielt die in Dresden noch existierende Orgelbaufirma Jehmlich, dasGelddafürwurdedurchSpendenausderGemeindeunddenZuschussdesBistums, ausLandesmittelndesDenkmalamts,vonderOstdeutschenSparkassenstiftungmitder SparkasseOberlausitz-NiederschlesienundganzwesentlichdurchdieDeutscheBundesstiftungUmweltaufgebracht. Die restaurierte Orgel der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Ostritz 30 Aus Orden und Kirche DieschöneOstritzerKirche,einederältesteninderDiözeseDresden-Meißen,dieeinst unterdemPatronatderAbteiSt.Marienthalgestandenhat,istdamitumeinewürdige Attraktionreichergeworden. Aus Orden und Kirche GoldeneProfessvonÄbtissinM.AgnesFabianekOCist DieAltäbtissinderAbteiMariastern-GwiggenundderzeitigeAdministratorinvonHelfta, PriorinSr.M.AgnesFabianekOCist,hatam16.JuniihrGoldenesProfessjubiläumgefeiert. P.ReinholdDesslOCistAbtvonWilhering P.ReinholdDesslOCististimAprilzum47.AbtvonStiftWilheringgewähltundam23.Juni benediziertworden.DieZisterzienserabteiWilheringbeiLinzwurde1146gegründetund zuerstvonStiftReinbeiGrazundspätervonKlosterEbrachausbesiedelt.Siehatselbst dieKlösterHohenfurth/ViššyBrodinSüdböhmen,EngelszellundSäusensteininNiederösterreichbesiedelt. 25JahreKlosterStiepel Das Zisterzienserkloster Bochum-Stiepel,„Prioratus simplex Sanctae Matris Dolorosae“, hatimAugustsein25-jährigesBestehengefeiert.DasPrioratistamFestdeshl.Bernhard von Clairvaux 1988 auf Einladung des Ruhrbischofs Franz Kardinal Hengsbach von Stift HeiligenkreuzimWienerwaldunterAbtGerhardHradilgegründetworden.DieelfMönche betreuendieWallfahrtzur„SchmerzhaftenMuttervonStiepel“,sindinderSeelsorgetätig undwirkenalsgeistlicheBegleitervonStudierendenderRuhruniversitätBochum.Priorist P.PirminHolzschuhOCist.DieÄbtevonStiftRein,P.ChristianFeursteinOCist,undvonStift Heiligenkreuz,P.MaximilianHeimOCist,sindfrüherePriorenvonKlosterStiepel. 875JahreStiftZwettl DasZisterzienserstiftZwettlinNiederösterreichhatam15.Septembersein875-jähriges Bestehengefeiert.SeitseinerGründungimJahr1138durchStiftHeiligenkreuzbestehtes ohneUnterbrechung.AbtdesStiftsZwettlistseit1996P.WolfgangWiedermann,derzugleich seit 2007 Abtpräses der Österreichischen Zisterzienserkongregation ist. RechtzeitigzumJubiläumistdiejahrelangeRenovierungderKircheundderAbteiabgeschlossen worden, so dass das Pontifikalhochamt mit dem Apostolischen Nuntius von Österreich, ErzbischofDr.PeterStephanZurbriggen,inderKlosterkirchegefeiertwerdenkonnte.Die berühmteEgedacherOrgel,1728bis1731vondemPassauerOrgelbauerkonzipiert,erklang nachjahrelangerRestaurierungwiederamVorabendineinemFestkonzertmitdemSächsischenVocalensemble. 31 Aus Orden und Kirche VietnamesischeZisterzienseramRhein Sechs vietnamesische Zisterziensermönche aus der Abtei Châu Son in der Provinz Lâm Dong im Süden Vietnams haben in dem ehemaligen Kapuzinerkloster Nothgottes bei RüdesheimamRheineinenKonventgegründet.Damitistdas1620gegründeteund1813 aufgelösteKlosternachunterschiedlicherNutzungundLeerstandwiedereinOrtklösterlichenLebensunddesliturgischenGebets.Dieschonum1390geweihteKirchedesKlosters,indereinstdasGnadenbilddesblutschwitzendenHeilands„Nothgottes“hing,bleibt alsWallfahrtskirche der Öffentlichkeit zugänglich. Im nächsten Jahr sollen sechs weitereMönchefolgen.Zisterzienserlebenseit1918inVietnam,seitderfranzösischePriester P.DenisdasKlosterPhuocSongegründethat.InzwischengibtesinVietnamzehnMänner- unddreiFrauenklösterderZisterzienser. PapstFranziskusunddieOrdensleute PapstFranziskus,derOrdensmannaufdemStuhldesheiligenPetrus,hatindemvielbeachteten Interview mit Antonio Spadaro SJ im August dieses Jahres auf die Frage, was heutederspezifischePlatzderOrdensmännerundOrdensfraueninderKirchesei,gesagt: „OrdensleutesindPropheten.Siesinddiejenigen,dieeineNachfolgeJesugewählthaben,dieseinLebeninGehorsamgegendenVater,dieArmut,dasGemeinschaftslebenund dieKeuschheitgewählthaben.IndiesemSinnekönnendieGelübdenichtzuKarikaturen werden,sonstwirdzumBeispieldasGemeinschaftslebenzurHölle,dieKeuschheitzumLebenalsalterJunggeselle.DasGelübdederKeuschheitmusseinGelübdederFruchtbarkeit sein.InderKirchesindOrdensleutebesondersberufen,Prophetenzusein,diebezeugen, wieJesusaufdieserErdegelebthat,unddiezeigen,wiedasReichGottesinseinerVollendungseinwird.EinOrdensmannodereineOrdensfraudarfnieaufProphetieverzichten. Dasbedeutetnicht,dassmansichgegendiehierarchischeSeitederKirchestellt,wenndie prophetischeFunktionunddiehierarchischeStrukturnichtübereinstimmen.Ichspreche voneinempositivenVorschlag,deraberkeineAngstmachendarf.Wirdenkenandas,was sovielegroßeheiligeMönche,Ordensfrauenund-männerseitdemAbtAntoniusgetanhaben.Prophetzusein,bedeutetmanchmallautzusein–ichweißnicht,wieichmichausdrückensoll.DieProphetiemachtLärm,Krach–manchemeinen‚Zirkus‘.AberinWirklichkeit istihrCharisma,Sauerteigzusein:DieProphetieverkündetdenGeistdesEvangeliums.“ St.MarienthalundClairvaux DieordenstypischeAnlagedesMittelalterssehemanSt.Marienthalkauman,schreibtMariusWinzeleramAnfangseinesBeitragsüberdieAbteikircheindiesemHeft.Dochwenn man sich Clairvaux, der 1115 vom hl. Bernhard gegründeten Abtei an der Aube, nähert, kommteinemindenSinn,dassdieArchitektenBrigitteundDietrichKloseinihrerStudie überSt.Marienthalmeinten,dieBeschreibungvonClairvauxkönnteaucheineBeschreibungderSituationvonSt.Marienthalsein:„ZweiBergebeginnennichtweitvonderAbtei, zuerstteiltsieeinengesTal,danachverbreitertsichdieSchlucht,jemehrmansichderAbtei nähert…HinterderAbteibefindetsicheinebenesundweitesLand,daszumgrößtenTeil vonderMauerumfasstwird,derenweiterUmkreisdenUmfangderAbteikennzeichnet.“ 32 Aus Orden und Kirche Man braucht aber schon einen guten BlickfürdasTypischevonZisterzienserabteien, will man entdecken, was Clairvaux einmal gewesen ist – und wieder werden könnte! Im Gegensatz zu St. Marienthal, das sich über die Jahrhunderte ununterbrochen als Abtei erhalten hat und im „heiteren Gewand eines ländlichen...Barock“zeigt,erinnertClairvauxeherandas „Wermutstal“,dasSt.Bernhardvorfand,als andas„HelleTal–claravallis“,dasermit seinen Gefährten daraus gemacht hatte. Die Grangie Saint Bernard de Clairvaux DennhinterderriesigenMauer,welchedie nochvorhandenenGebäudederehemaligenAbteiumschließt,verbirgtsichseitAnfang des19.JahrhundertseinHochsicherheitsgefängnis;derberüchtigteTerrorist‚Carlos‘sitzt z.B.hierein.BeimRundgangwirddiedesolateSituationbeklemmenddeutlich:Anjeder TürmüssendieBesucherwarten,bissieauf-undwiederzugeschlossenist,derWeggeht durchlangeschmaleGängemitStacheldrahtsicherungen,dieGebäudebefindensichaußenwieinnenineinemverwüstetenZustand. DochesgibtHoffnungsschimmer!DerStaatbesinntsichaufdieBedeutungvonClairvauxundseinesGründers,deshl.Bernhard,undhateinzelnederGebäudedemKultusministeriumübergeben.SoistbereitsdasLaiendormitoriumfastvollständigrestauriert worden.UndbiszumJubiläumsjahr2015hofftman,dasbarockeRefektoriumindemtrotz allemliebevoll‚Klein-Versailles‘genanntenHauptgebäudewiederherrichtenzukönnen. Tröstlichstimmtauch,dasskostbareGegenständeausClairvauxinderNäheerhalten sind: Die Orgel in der Kathedrale vonTroyes, in der Mediathek die Bibliothek mit alten, aufSt.BernhardzurückgehendenBibeln,diedortwürdigpräsentiertwerden.UndvorallemkümmertsichdieaktiveLaienzisterzienser-Organisation„LaGrangeSaintBernardde Clairvaux“(s.oraetlabora47)umdasgeistigeErbeSt.Bernhards.G.R. NuntiusNikolaEterovič DerausKroatienstammendeKirchendiplomatNikolaEterovičistzumNuntius–BotschafterdesHeiligenStuhls–inDeutschlandernanntworden.Der62-jährigeKurienerzbischof löstErzbischofJean-ClaudePérissetab,deru.a.zurEinweihungderPapst-StatueimNovember 2008 in St. Marienthal gewesen ist. Erzbischof Eterovič ist als Kirchendiplomat inderElfenbeinküste,inSpanienundinNicaraguaundalsNuntiusinderUkrainetätig gewesen.ZuletzthaterdasAmtdesGeneralsekretärsderWeltbischofssynodeausgeübt. JuliusKardinalDöpfnerzum100.Geburtstag Geboren 26. August 1913 in Hausen bei Bad Kissingen, Theologiestudium in Würzburg und Rom, Promotion zum Dr. theol. mit einer Arbeit über John Henry Newman, Priesterweihe 1939 in Rom, 1948 Bischof von Würzburg und somit jüngster europäischer Bischof, 1957 33 Aus Orden und Kirche Bischof von Berlin, 1958 Kardinal, Erzbischof von München und Freising 1961–1976, 1965 Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, gestorben 24. Juli 1976 in München. „Bist du der Julius-Bischof?!“ krähte die Dreijährige auf demArmihresVatersdemneuenBischofentgegen,alser nach dem Firmgottesdienst aus der Pfarrkirche trat. Alle lachten,amlautestenderBischofselbst.Nein,Berührungsängstehatteernicht.Aber„grosseSorge!“machteersich um dieses ihm erst kürzlich übertragene Bistum Berlin. Das sagte er nachdrücklich bei seinem EinführungsgottesdienstindergroßenSt.SebastiankircheimOstberliner BezirkWedding. Bischof Julius kam aus dem katholischen Bistum Würzburg in eine eigenartige Diasporadiözese:ZumeinenwarBerlinzweigeteilt,andererseitsdurfteerseineDiözesanen außerhalbderStadt,d.h.inderDDR,nichtbesuchen,galterdochals„Westberliner“.Wie einstinWürzburggabesauchinBerlinnochvieleRuinen.Auchhierhatteerkeine„Kathedrale“,denn„St.Hedwig“laginTrümmern;diefeierlichenGottesdienstemusstenjeweils ineineranderengroßenKirchestattfinden.PapstJohannesXXIII.erhobihn1958zumKardinal:BeieinerdergroßenGlaubenskundgebungenimOlympiastadionzogerinderroten „Cappamagna“,dervonMinistrantengetragenenlangenrotenSchleppe,ein.1959erhielt erAlfredBengschalsWeihbischof,derihnimweitenBistumjenseitsderGrenzenderViersektorenstadtvertretendurfte. Bereits 1961 musste Kardinal Döpfner in das Erzbistum München und Freising wechseln.ImgleichenJahrberiefihnPapstJohannesXXIII.indasVorbereitungsgremiumfür dasII.VatikanischeKonzil,undunterPapstPaulVI.warervon1963bis1965alseinerder vierModeratorenmaßgeblichamKonzilbeteiligt,auchandessenUmsetzungindenwestdeutschenBistümern.DennalsinWürzburgvon1971bis1975dieGemeinsameSynodeder BistümerderBundesrepublikDeutschland,diesog.„WürzburgerSynode“,imNachgang zumII.Vatikanumtagte,warerderenPräsident. BiszuseinemplötzlichenTodam24.Juli1976arbeiteteKardinalDöpfnerinallseinen ÄmternunermüdlichanderVersöhnungderimZweitenWeltkriegzerstrittenenVölker,besondersmitdenöstlichenNachbarn.Schon1960hatteerinseinerberühmten„Hedwigspredigt“denAnstoßzurVersöhnungvonPolenundDeutschlandgegeben.DenKardinälenWyszińskiundWoityła,demspäterenPapstJohannesPaulII.,warerfreundschaftlich verbunden.InseinemLebenbewahrheiteteJuliusDöpfnereindrücklich,waserinseiner erstenPredigtalsWürzburgerOberhirtegesagthatte:„IchwillderersteKreuzträgerunseresBistumssein,indemichdieschmerzendeLastfrohgemuttrage,diesichunterden EhrungendesBischofsamtesverbirgt“.KardinalKarlLehmannschriebihmzumGedenken dasBuchmitdembezeichnendenTitel„BrückenbauerineinerZeitdesÜberganges“. Sr. M. Hildegard Zeletzki OCist 34 Namengebende Patrone der St. Marienthaler Gebäude Zwei Äbtissinnen sind für das „Celsa-Pia-Haus“, die Mensa im ehemaligen großen Kuhstall der Kloster-Wirtschaftsanlage Abtei St. Marienthal, zu Namensgeberinnen geworden: Äbtissin Celsa Gutte (1943–1982) und ihre Nachfolgerin Äbtissin Pia Walter (1982–1992). Das ist nicht von ungefähr! Denn beide Frauen haben innerhalb des 20. Jahrhunderts den Weg des Klosters in die Zukunft auf sehr verschiedene und unabhängige Weise bestimmt: durch keinen Machterweis und keine Neuerwerbung wie in früheren Zeiten und doch so gut wie durch beides. Celsa und Pia, zwei Äbtissinnen in schweren Zeiten ÄbtissinM.Celsa(Mechthild)Gutte,1893inSeitendorfaufderanderenNeißeseitegeboren, leitetedasKlostervon1943biszuihrerResignation1982.SchonalsjungesMädchenverspürtesiedenWunsch,indasKlosterSt.Marienthaleinzutreten.Weilsieaberzunächstdafür nochzujungwar,erhieltsieinderZisterzienserinnenabteiWaldsasseneineAusbildungzur Lehrerin.Am1.September1912wurdesiemitneunweiterenKandidatinneninSt.Marienthal eingekleidetundundlegte1918diefeierlichenGelübdeab.MitvielLiebeundSchwungunterrichtetesiemehrereKlasseninderklostereigenenMädchenschule,bissiedieseTätigkeit ausKrankheitsgründenunterbrechenmusste.1943wurdesiezurÄbtissingewählt. NurwenigenÄbtissinnenbliebenschwereNotzeitenfürdasKlostererspart,einigen aberwurdenbesonderePrüfungenauferlegt.ZuihnengehörteÄbtissinCelsa.Mitder durch die Naziherrrschaft darniederliegenden Wirtschaft wurde ihr gleich zu Beginn ihrer Regierungszeit eine harte Bürde zugemutet. Ihrem Durchhaltevermögen in vielen Dingen, besonders aber in der höchstenNotdesKriegsendes(s.S.18),verdankt die Abtei das nackte Weiterbestehen. Nach dem völligen Zusammenbruch gelangesÄbtissinCelsamitihremPropst Gerhard Hälbig aus Stift Ossegg, die erheblichenSchädenamKlosterzubeheben, undbaldbezogenwiederKühe,Pferdeund Schweine die großen leeren und verwüsteten Stallgebäude mit ihren Gewölben und Granitsäulen. 1955 rief Äbtissin Celsa dasSt.Josef-Caritaspflegeheimfürgeistig und körperlich behinderte Mädchen und FraueninsLeben,ebensodasAncillaheim als Vorschule für schulentlassene Mädchen, die sich auf den kirchlichen Dienst vorbereiten wollten. Beide Einrichtungen wurden im Kloster von Schwestern des KonventesohneAngestelltegeleitet. Äbtissin M. Celsa Gutte OCist 35 Namengebende Patrone der St. Marienthaler Gebäude Titelbild Abteikirche von St. Marienthal im Schnee Äbtissin Celsa war eine liebenswürdige,kluge,aberauchstrengeKlosterherrin; sie wurde als letzte der Äbtissinnen„Euer Gnaden“ genannt. 1982 verzichtete die 92-JährigeschließlichaufihrAmt.Siestarb amAllerheiligentag1985. Zu ihrer unmittelbaren Nachfolgerin wählte der Konvent die 55-jährige M. Pia (Maria)WalterausGörlitz.Dieausgebildete Technische Zeichnerin hatte zuvor jahrelangdasAmtderNovizenmeisterinund dannauchdasderSubpriorinbekleidet.Als Äbtissin stand sie 1984 kraftvoll den Festlichkeiten der 750-Jahrfeier des Klosters vor, und sie öffnete die Klausur für Gäste ausbefreundetenKlösternimIn-undAusMitgliedschaft im Freundeskreis land. Zur „Diözesanen Wallfahrt“, die das Bistum Dresden-Meißen zum Jubiläum Werden Sie Mitglied im Freundeskreis der Abtei St. Marienthal! nach St. Marienthal ausgerufen hatte, ka- die Satzung und den Aufnahmeantrag zu. Gern senden wir Ihnen Informationsmaterial, menTausendevonPilgernausdergesamten DDR zu der Abtei im Grenzgebiet zu Polen.AlledamaligenBischöfenahmenan Impressum dieser zentralen Feier teil. Auf der großen Äbtissin M. Pia Walter OCist Herausgeber: Freundeskreis der Abtei St. Marienthal WiesehinterdemStationsbergwarderZeAnschrift: St. Marienthal 1, D-02899 Ostritz lebrationsaltarerrichtet,undfürdiebeidenGottesdienstedortverließendieSchwestern Telefon: 03 58 23 - 77 300 • Fax: 03 58 23 - 77 301 erstmalsinihrer750-jährigenGeschichtefreiwilligihreKlausur. E-Mail: [email protected] Diedamals„gewagteÖffnung“erwiessichinderFolgezeitderpolitischenWendeals www.kloster-marienthal.de notwendigundnützlich.MitderGründungdes„InternationalenBegegnungszentrumsSt. Redaktion: Sr. M. Hildegard Zeletzki OCist, Gisela Rieck Marienthal“(IBZ)alsStiftungBürgerlichenRechts1992durchdieAbteireagierteÄbtissin Layout und Druck: Graphische Werkstätten Zittau GmbH PiamitdemKonventaufdieZeichenderZeit.MitderÜbertragungdermeistendenkmalAbbildungen: Abtei St. Marienthal S. 7, 16; Kersten Kühne S. 2, 23; Harald Neumann S. 29; geschütztenGebäudeaufGrundeinesErbbaurechtsaufdieneueStiftungschlugsieeinen Gisela Rieck S. 8, 9, 11, 12, 14, 27, 28, 33, 3. Umschlagseite; Matthias Schwarzbach S. 30; wikimedia org. S. 4, 21, 34; Rainer Zeletzki S. 18; völligneuenWegein.DiemeistenPlänefürdieNeugestaltungderaltenBaulichkeitenund Sr. M. Hildegard Zeletzki alle Linolschnitte, S. 3, 5, 6, 17. auchUmgestaltungeninnerhalbdesKonventeskonntennochmitihrselberbesprochen Titelbild Torsten Fechner; rückwärtige Umschlagseite aus: werden,ehesieam30.Juni1992–vielzufrüh–verstarb. Der St. Marienthaler Psalter. Hrsg. v. H. Engelhart. Regensburg 2006, Taf. 32 DurchdenMutzweierÄbtissinnenzumDurchhalten,aberauchzurVeränderungerAusgaben: zweimal jährlich lebtedergroßeWirtschaftshofmitseinenStallungen,WerkstättenundWohnungenfür Preis: Mitglieder kostenlos, Nichtmitglieder 3 €, Spenden erbeten dieBediensteten,derüberJahrhundertedemKlosterseinGeprägeunddieexistenzielle Grundlagegegebenhatte,dieneueZeit!UnterBeibehaltungderaltenBausubstanzhaBankverbindung bendieGebäudeaußerhalbdeseigentlichenKonventeseinegrundlegendeUmnutzung und Spendenkonto: LIGA Spar- und Kreditgenossenschaft, Filiale Dresden Konto-Nr. 8 29 13 22 BLZ 750 903 00 erfahren,dienlichzuAustausch,BegegnungundErholung.Sostehtfüralle(s)imZentrum das„Celsa-Pia-Haus“! Alle Rechte liegen beim Freundeskreis der Abtei St. Marienthal und bei den Verfassern. Sr. M. Hildegard Zeletzki OCist 36 Impressionen vom Freundeskreistreffen 2013 Der Herr segne euch, und der Herr behüte euch! Er lasse sein Angesicht über euch leuchten und sei euch gnädig! (Num 6,24) Weltenrichter, St. Marienthaler Psalter, um 1240