Wohnmarktreport Deutschland 2016
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Wohnmarktreport Deutschland 2016
Wohnmarktreport Deutschland 2016 Sehr geehrte Damen und Herren, der erste Marktbericht von Vonovia in Zusammenarbeit mit CBRE möchte Ihnen einen präzisen Überblick über den Immobilienmarkt in Deutschland geben, indem wir 29 der größten Städte und ihre Wohnungsmärkte detailliert abbilden. Somit werden neben den international bekannten Top-7-Standorten auch einige der für Investoren interessanten Wachstumsmärkte in den bisher weniger beachteten Großstädten Deutschlands vorgestellt. Darüber hinaus greift der Bericht aktuelle Diskussionen in Politik und Gesellschaft über den demografischen Wandel, die wachsende Zuwanderung in die Städte und die fast flächen deckend unzureichenden Ergebnisse im Wohnungsneubau auf. Die nur in geringem Maße spürbaren Auswirkungen der Mietpreisbremse und der starke Zustrom von Flüchtlingen sind weitere Kernthemen für die Wohnungswirtschaft im Jahr 2016. Wir sind überzeugt, dass eine solide Marktkenntnis für wirtschaftlich nachhaltige Investitionsentscheidungen unerlässlich ist. Daher basiert der Bericht nicht nur auf umfangreichen quan titativen Analysen der gängigen Marktkennziffern und sozioökonomischen Rahmenbedingungen, sondern auch auf einer Darstellung von lokalen Eigenheiten und teils einzigartigen Entwicklungen an den Standorten. Ein zusammenfassender Überblick zu Attraktivität und Ent wicklungspotenzialen der Standorte zeigt grundlegende Unterschiede zwischen den Städten auf. In die nachfolgenden detaillierten 29 Standortprofile fließt unser spezifisches Wissen über Teilmärkte, wirtschaftliche Strukturen, kulturelle Merkmale und Leitbilder im Bereich Wohnen ein. Zahlreiche Grafiken und Karten illustrieren anschaulich Trends und Strukturen. Ein Ausblick auf die Schlüsselentwicklungen des Wohnimmobilienmarkts in den nächsten Jahren, wie zum Beispiel die angekündigte Mietrechts novelle, rundet den Bericht ab. Wir wünschen Ihnen viel Freude bei der Lektüre! Rolf Buch Dr. Henrik Baumunk CEO Managing Director Vonovia SE CBRE GmbH 001 Rolf Buch Dr. Henrik Baumunk I N H A LT Inhaltsverzeichnis [004] Vorstellung der Projektpartner: Vonovia und CBRE Vonovia und CBRE präsentieren erstmals einen gemein samen Wohnungsmarktbericht für 29 ausgewählte Städte Deutschlands. In kurzen Porträts stellen sich die Projektpartner den Lesern vor. [006] Der deutsche Wohnimmobilienmarkt im Fokus von Politik und Öffentlichkeit Zum Jahrebeginn 2016 prägen den deutschen Wohn immobilienmarkt vor allem die hohe Zuwanderung in die (Groß-)Städte, die Anpassung der rechtlichen Rahmenbedingungen und der starke Flüchtlingszustrom. Dies alles stellt die lokalen Wohnungsmärkte vor neue Herausforderungen. [008] Städtevergleich: 29 Standorte in Deutschland im umfassenden Überblick Analyse gemeinsamer Charakteristika der 29 untersuchten Städte und Einteilung der Immobilienstandorte hinsichtlich ihrer sozioökonomischen und wohnungsmarktspezifischen Merkmale in fünf Gruppen. 002 I N H A LT [016] [196] Standortporträts: 29 Städte in detaillierter Betrachtung Die weitere Entwicklung des deutschen Wohnimmobilienmarktes Die 29 Standorte im Blickpunkt: Umfassende Analyse der aktuellen Entwicklungen und Trends in den Städten im Hinblick auf Demografie, Sozioökonomie und den lokalen Wohnungsmarkt. Wie präsentiert sich der deutsche Wohnimmobilienmarkt derzeit vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen? Welche Auswirkungen hat der starke Flüchtlingszuzug auf die Wohnimmobilienmärkte, inwiefern ändern sich die allgemeinen rechtlichen Rahmenbedingungen, und welche Veränderungen ergeben sich auf dem Investmentmarkt? 016Augsburg 022Berlin 030Braunschweig 036Bremen 042Chemnitz 048Dortmund 054Dresden 060Duisburg 066Düsseldorf 072Erfurt 078Essen 084Frankfurt am Main 090Freiburg 096Halle (Saale) 102Hamburg 110Hannover 116Karlsruhe 122Kiel 128Köln 134Leipzig 140Lübeck 146Magdeburg 152Mainz 158Mannheim 164München 172Nürnberg 178Rostock 184Stuttgart 190Wiesbaden [198] Erläuterungen und Quellenangaben 003 P R OJ E K T PA RT N E R Vorstellung der Projektpartner: Vonovia und CBRE Vonovia CBRE Die Vonovia SE ist eines der führenden Wohnungsunternehmen in Deutschland. Das im DAX 30 gelistete Unternehmen besitzt und verwaltet heute rund 357.000 Wohnungen in attraktiven Städten und Regionen in Deutschland. Vonovia stellt dabei als modernes Dienstleistungsunternehmen die Kundenorientierung und Zufriedenheit seiner Mieter in den Mittelpunkt. Ihnen ein bezahlbares, attraktives und lebenswertes Zuhause zu bieten, bildet die Voraussetzung für eine nachhaltig erfolgreiche Unternehmensentwicklung. Die Wohnungen von Vonovia befinden sich überwiegend in zusammenhängenden Siedlungen, verteilt auf etwa 760 Standorte in Deutschland. An allen kümmern sich Objektbetreuer und die unternehmenseigene Handwerkerorganisation um die Anliegen der Mieter. Diese Kundennähe sichert einen bedarfsgerechten, schnellen und zuverlässigen Service. Vonovia investiert nachhaltig in Instandhaltung, Modernisierung und den altersgerechten Umbau ihrer Gebäude. Vor Ort unterstützt das Unternehmen zudem in Kooperationen soziale und kulturelle Projekte, die das nachbarliche Gemeinschaftsleben bereichern. www.vonovia.de CBRE Group, Inc. (NYSE:CBG), das Fortune 500- und S&P 500-Unternehmen mit Hauptsitz in Los Angeles, Kalifornien, ist das – in Bezug auf den Umsatz im Geschäftsjahr 2015 – weltweit größte Dienstleistungsunternehmen auf dem gewerblichen Immobiliensektor. Mit über 70.000 Mitarbeitern in über 400 Büros weltweit (exklusive Beteiligungsgesellschaften und Verbundunternehmen) ist CBRE Immobiliendienstleister für Eigentümer, Investoren und Nutzer von gewerblichen Immobilien. Die Dienstleistungsschwerpunkte umfassen die Bereiche Capital Markets, Vermietung, Valuation, Corporate Services, Research, Retail, Investment Management, Property- und Project-Management sowie Building Consultancy. Seit 1973 ist CBRE Deutschland mit seiner Zentrale in Frankfurt am Main vertreten, weitere Niederlassungen befinden sich in Berlin, Düsseldorf, Essen, Hamburg, Köln, München, Nürnberg und Stuttgart. CBRE Residential Valuation Germany ist einer der Marktführer für die Bewertung von Wohnimmobilienbeständen. 2014 wurden rund 850.000 Wohneinheiten mit einem Volumen von ca. 48 Milliarden Euro bewertet. www.cbre.de Vonovia in Zahlen Wohneinheiten: rd. 357.000 Wohnungsgröße: Durchschnitt 62 m2 Mitarbeiter: rd. 6.400 004 Investitionsvolumen 2016: 500 Mio. Euro P R OJ E K T PA RT N E R Die 30 GRöSSTen VonoVia STanDoRTe noRDDeUTSChlanD Während Hamburg unangefochten zu den TOP-7-Metropolen mit weiteren Wachstumsaussichten gehört, konnte Bremen mit dem Wandel vom Schiffbau hin zu Wachstumsbranchen der Luft- und Raumfahrttechnik sowie Biotechnologie einen erfolgreichen Schritt in die Zukunft machen. Inwieweit dies Kiel als nördlichster Großstadt Deutschlands gelingen wird, dürfte von der Entwicklung im Dienstleistungsbereich und der Positionierung als Tor nach Nordosteuropa abhängen. BeRlin Kiel Hamburg ReGion Rhein-RUhR Mit rund 10 Millionen Einwohnern einer der größten Verdichtungsräume Europas. Mit Köln, Düsseldorf, Dortmund und Essen stellt die Region vier der zehn größten Städte in Deutschland. Wandel von Industrialisierung zum Bildungs-, Forschungs- und Dienstleistungssektor bringt neue Impulse auf alle Märkte. Gelsenkirchen Essen Duisburg Bremen Bielefeld Bochum Köln Bonn Wiesbaden Mainz hannoVeR-BRaUnSChWeiG Teil der Metropolregion HannoverBraunschweig-Göttingen-Wolfsburg mit rund 4 Millionen Einwohnern. Mit einem internationalen Messestandort, der Lage an einem europäisch zentralen Verkehrsknotenpunkt und dem breiten Branchenmix (Auto-, Maschinenbau, Logistik, Energie und Forschung) ist die Region für die Zukunft gerüstet. Düsseldorf Die Metropolregion (über 5,5 Millionen Einwohner) mit Frankfurt, Wiesbaden, Mainz und Darmstadt besitzt internationale Bedeutung als Finanzplatz, Messestandort und Verkehrsdrehscheibe und gehört zu den bedeutendsten Wirtschaftsregionen. Braunschweig Osnabrück Dortmund FRanKFURT/Rhein-Main Basis: Verkehrswert Stand 31.12.2015 DReSDen Frankfurt am Main Darmstadt Mannheim Nürnberg Karlsruhe Stuttgart Baden-Württemberg und Bayern sind hinsichtlich Wirtschafts- und Bevölkerungsentwicklung die führenden Bundesländer in Deutschland. Geprägt von hoher Lebensqualität und Kulturvielfalt liegen allein acht der zehn meist besuchten Sehenswürdigkeiten im Süden. 005 Dresden Dresden weist als Einzelstandort den größten Wohnungsbestand von Vonovia mit knapp 38.000 Wohnungen auf. Gemeinsam mit Leipzig sind hier überdurchschnittlich hohe Bevölkerungszuwächse zu verzeichnen, was auf den guten Arbeitsmarkt und die Lebensqualität zurückzuführen ist. Heidenheim SÜDDeUTSChlanD Freiburg Berlin Hannover Herne Aachen Die bevölkerungsreichste Stadt Deutschlands hat sich zu einem der bedeutendsten europäischen Standorte für die Kultur- und Kreativwirtschaft entwickelt. Der Tourismus gehört zu den größten Einnahmequellen und Beschäftigungsmärkten. In- und ausländisches Kapital fließt insbesondere auf den Immobilienmarkt, der aktuell mit vielen Bauprojekten punkten kann. München I N T R O R E P O RT Der deutsche Wohnimmobilienmarkt im Fokus von Politik und Öffentlichkeit Unvorstellbar, aber wahr: Noch vor wenigen Jahren fristete der deutsche Wohnimmobilienmarkt in der öffentlichen Wahrnehmung ein Nischendasein. Bis auf wenige Ausnahmen war es in den meisten Städten für Mieter nicht schwer, eine passende Wohnung zu einem vertretbaren Mietpreis zu finden. Für viele private Kapitalanleger war der Wohnungskauf nach den Negativerfahrungen mit staatlich subventionierten, neu erbauten Trabantensiedlungen oder schlecht sanierten Wohnungen in den neuen Bundesländern noch nicht vorstellbar. Nur wenige vermögende Familien investierten lokal in Wohnungen oder Zinshäuser. Der Staat hatte sich komplett aus der sozialen Wohnbauförderung zurückgezogen, finanzschwache Städte und Kommunen sowie Industrieunternehmen nutzten insbesondere in den Jahren 2002 bis 2007 die ungezügelte Kreditvergabe an Investoren, um sich durch Verkäufe von Wohnungsbeständen zu sanieren. Wohnungsbestandshaltende Gesellschaften wurden aus Anlegersicht noch überwiegend als Unternehmen mit einem margenschwachen, verwaltungsintensiven und statischen Geschäft wahrgenommen. Dieses Bild hat sich in den letzten Jahren grundlegend verändert. Auf der Basis von positiven wirtschaftlichen Fundamentaldaten entdeckten ab 2011 vor allem ausländische Investoren den deutschen Wohnimmobilienmarkt wieder für sich. Die Anzahl und der Wert der börsengelisteten Wohnungsgesellschaften wuchsen stetig. Die stark steigenden Mieten und Preise, vor allem in den wirtschaftlich attraktiven Zuzugsgebieten, waren plötzlich das beherrschende Thema, sodass sich die Politik entschloss, die Mietpreisbremse auf ihre Agenda zu setzen. Die 2013/2014 immer wieder aufgebrachte Diskussion zum Thema Immobilienblase scheint sich derzeit jedoch etwas beruhigt zu haben. Private Eigennutzer und Kapitalanleger aus dem In- und Ausland bedienen sich der günstigen Finanzierungskonditionen und investieren in Betongold. Zum Jahresbeginn 2016 wird der deutsche Wohnimmobi lienmarkt vor allem von drei Themen dominiert: l der verstärkten Zuzugsbewegung aus dem In- und Ausland in die Städte und ihrer Auswirkung auf die lokalen Wohnungsmärkte l der Anpassung der rechtlichen Rahmenbedingungen, die sich aus den Veränderungen auf den lokalen Märkten ergeben l dem starken Zustrom an Flüchtlingen aus den welt weiten Krisengebieten STARKE ZUWANDERUNG, GERINGES ANGEBOT Nachdem Deutschland seit 2001 fast durchweg rückläufige Wanderungssalden verzeichnete und in den Jahren 2008 und 2009 sogar einen negativen Saldo aufwies, steigen seitdem die Zuwanderungszahlen stark an. 2010 bis 2013 gab es laut Statistischem Bundesamt einen Wanderungsüberschuss von rund 1,2 Millionen Personen. Allein 2014 war es ein positiver Saldo von rund 550.000 Personen, der höchste Wert seit 1993. Demgegenüber wurden in Deutschland im Jahr 2014 insgesamt ca. 216.000 Wohneinheiten neu errichtet und zudem rund 29.000 Wohneinheiten im Bestand saniert. Verglichen mit 2009 mit rund 159.000 Einheiten, dem niedrigsten Fertigstellungsvolumen seit der Wiedervereinigung, kann von einer Belebung des Wohnungsbaus gesprochen werden. Im Vergleich zum Vorjahr 2013 mit rund 215.000 Wohneinheiten war der Zuwachs jedoch eher gering. Der Vergleich zeigt, dass sich die Schere zwischen Angebot und Nachfrage in Summe weiter öffnet, jedoch stellt sich die Situation regional sehr unterschiedlich dar. Vor allem für die deutschen Städte entstehen große Herausforderungen, da sie zusätzlich zu den deutlichen Zuzugszahlen aus dem Ausland auch durch innerregionale Migration hohen Wanderungsbewegungen ausgesetzt sind. Noch bis vor einigen Jahren erlitten die Städte erhebliche Bevölkerungsverluste zugunsten ihres ländlichen Umlandes. Nun hat sich dies grundlegend verändert. Der Trend „zurück in die Städte“ – und hier vor allem auch in die Innenstädte – ist seit Jahren stark ausgeprägt. Neben jungen Ausbil- 006 I N T R O R E P O RT dungswanderern werden immer mehr Familien und Einpersonenhaushalte von den Vorteilen städtischen Wohnens, wie zum Beispiel kurze Wege, gute Nahversorgung und ein breites kulturelles Angebot, angezogen und bleiben – im Gegensatz zu früheren Entwicklungen – oftmals auch dauerhaft in der Stadt wohnen. Neben den daraus folgenden positiven Effekten, wie beispielsweise erhöhten Steuereinnahmen, gilt es für die Städte, weitreichende Aufgaben zu bewältigen. Die Anpassung der Verkehrsund Bildungsinfrastruktur an die erhöhte Bewohnerzahl bilden in diesem Zusammenhang nur einzelne Themen, die es zu bearbeiten gilt. Große Herausforderungen ergeben sich derzeit aber vor allem für die städtischen Wohnungsmärkte, auf denen eine deutlich verstärkte Wohnraumnachfrage registriert wird. Dabei reicht die in den letzten Jahren in vielen Städten zu beobachtende Zunahme der Baufertigstellungen nicht aus, um mit dem hohen Zuzug Schritt zu halten. Die entstandene Diskrepanz von Angebot und Nachfrage hat in zahlreichen Städten Knappheiten auf dem Wohnungsmarkt hervorgerufen und mündete schließlich vielerorts in – teilweise erheblich – steigenden Miet- und Kaufpreisen. HERAUSFORDERUNG DURCH FLÜCHTLINGSBEWEGUNG Darüber hinaus wird der Wohnimmobilienmarkt Ende 2015 von einem dritten großen Thema dominiert – der starken Flüchtlingsbewegung. Der durch die Situation in den Krisen- und Kriegsgebieten hervorgerufene große Zustrom an Flüchtlingen nach Deutschland stellt auch den Wohnungsmarkt vor umfangreiche Herausforderungen. Zahlreiche Kommunen suchen händeringend Unterkünfte für Flüchtlinge, und gerade auf den bereits angespannten Märkten wird sich die Wohnungsknappheit voraussichtlich weiter zuspitzen. Der tatsächliche Wohnungsbedarf, der sich durch den Flüchtlingszuzug auf den Wohnungsmärkten ergibt, ist jedoch aufgrund fehlender verlässlicher Zahlen nur schwer zu quantifizieren; die bundesweiten Prognosen wurden über das gesamte Jahr 2015 immer wieder nach oben korrigiert. Zum Jahresende 2015 wurde laut offiziellen Angaben die 1-Millionen-Grenze beim Zuzug erreicht. VERÄNDERUNG RECHTLICHER RAHMENBEDINGUNGEN Die jüngsten Entwicklungen haben in den Jahren 2014/2015 auch Auswirkungen auf die rechtlichen Rahmenbedingungen auf dem Wohnungsmarkt gehabt. Im Herbst 2014 beschloss das Bundeskabinett einen Gesetzesentwurf zur Dämpfung des Mietanstiegs. Im Juni 2015 trat die Mietpreisbremse in Kraft, das heißt die Länder wurden ermächtigt, entsprechende Verordnungen zu erlassen. Die gesetzlichen Neuregelungen sehen vor, dass bei der Wiedervermietung von Bestandswohnungen die zulässige Miete in Gebieten mit einem angespannten Wohnungsmarkt höchstens auf das Niveau der ortsüblichen Vergleichsmiete zuzüglich 10 Prozent angehoben werden darf. Es sind jedoch einige Ausnahmeregelungen vorgesehen. So sind beispielsweise Neubauwohnungen von der Kappung gänzlich ausgenommen. Ebenso gilt vorerst weiterhin § 559 Abs. 1 bis 3 BGB zur Mieterhöhung bei Modernisierung, wonach jährlich 11 Prozent der für die Wohnung aufgewendeten Kosten umlegbar sind. Das kleine Marktsegment der möblierten Wohnungen wird von der Kappung ebenfalls nicht erfasst. Bis Ende 2015 haben nach Erhebungen von CBRE neben Bremen, Berlin und Hamburg weitere 265 Kommunen (kreisfreie Städte und Gemeinden) in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, NordrheinWestfalen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein die Mietpreisbremse eingeführt. Aufgrund der gesellschaftspolitischen Bedeutung des stark in den Fokus gerückten Wohnimmobilienmarktes will der vorliegende Wohnmarktreport einen Beitrag zur Transparenz liefern. Er zeigt dabei auf, wie differenziert sich die aktuellen Tendenzen in den wichtigsten 29 lokalen Wohnungsmärkten in Deutschland darstellen und wie die Städte auf die derzeitigen, vielschichtigen Themen reagieren. 007 STÄ DT E V E R G L E I C H Städtevergleich: 29 Standorte in Deutschland im umfassenden Überblick Wer investiert, trifft seine Entscheidung auf Basis umfassender und belastbarer Analysen. So bodenständig die Wohnungswirtschaft in weiten Teilen ist, so rasant sind die Entwicklungen. Für Investoren, die ihr Geld in Immobilien anlegen, erfordern diese aktuellen Entwicklungen auf dem Wohnimmobilienmarkt einen detaillierten Blick auf Standorte und eine ausführliche Analyse von Märkten und Potenzialen. Im Fokus des Marktberichts stehen die größeren deutschen Städte ab 200.000 Einwohnern. Diese profitieren derzeit besonders von einer Reihe paralleler Entwicklungen, wie z. B. dem starken Zuzug von jungen Menschen (natio nal und international), der Bevölkerungszunahme durch Flüchtlinge, der wirtschaftlichen Prosperität, der Revitalisierung der Innenstädte, der Bildungsexpansion, vielfältigen Neubauprojekten und bürgerschaftlichem Engagement. Wir starten auf den folgenden Seiten mit einem allgemeinen Überblick über die Standorte. Dazu werden verschiedene Standorttypen gebildet und analysiert, welche Merkmale und Entwicklungen die Städte hinsichtlich relevanter Indikatoren für den Wohnungsmarkt aufweisen. Im Anschluss informieren umfangreiche Porträts über die vielfältigen Entwicklungen und die oben beschriebenen Trends in den einzelnen Städten. AUSWAHL DER 29 STANDORTE Der vorliegende Report untersucht alle deutschen Städte mit mehr als 200.000 Einwohnern (Stand 31.12.2014). Eine Ausnahme bildet Nordrhein-Westfalen: Um eine Dominanz des Bundeslandes zu vermeiden – allein 15 Städte im Bundesland hatten am 31.12.2014 mehr als 200.000 Einwohner – fließen in den Report nur diejenigen Städte ein, die mindestens 400.000 Einwohner haben. Mit fünf Städten bildet Nordrhein-Westfalen dennoch einen räumlichen Schwerpunkt unter den analysierten Standorten. Die größte der untersuchten Städte ist Berlin (rd. 3,47 Mio. Einwohner), zudem finden sich mit Hamburg, München und Köln drei weitere Millionenstädte in der Analyse. Die hinsichtlich der Einwohnerzahl kleinsten Standorte sind Rostock, Erfurt und Mainz mit jeweils knapp mehr als 200.000 Bewohnern. Die räumliche Verteilung erstreckt sich über 14 der 16 Bundesländer. Lediglich das Saarland und Brandenburg sind nicht in der Analyse vertreten, da in beiden Ländern keine Stadt die Grenze von 200.000 Einwohnern überschreitet. Neben Berlin, Bremen und Hamburg verteilen sich die 26 Standorte wie folgt auf die Bundesländer: lBaden-Württemberg: Freiburg, Karlsruhe, Mannheim, Stuttgart lBayern: Augsburg, München, Nürnberg lHessen: Frankfurt am Main, Wiesbaden lMecklenburg-Vorpommern: Rostock lNiedersachsen: Braunschweig, Hannover lNordrhein-Westfalen: Dortmund, Düsseldorf, Duisburg, Essen, Köln lRheinland-Pfalz: Mainz lSachsen: Chemnitz, Dresden, Leipzig lSachsen-Anhalt: Halle (Saale), Magdeburg lSchleswig-Holstein: Kiel, Lübeck lThüringen: Erfurt 008 STÄ DT E V E R G L E I C H Die 29 analysierten Standorte nach Einwohnerzahl 200.000 bis 249.999 250.000 bis 499.999 Kiel 500.000 bis 999.999 Rostock Lübeck 1 Mio. und mehr Hamburg Bremen Berlin Braunschweig Hannover Magdeburg Essen Dortmund Duisburg Halle Leipzig Düsseldorf Dresden Erfurt Köln Wiesbaden Chemnitz Frankfurt am Main Mainz Nürnberg Mannheim Karlsruhe Stuttgart Augsburg München Freiburg Einwohnerzahl: Stand 31.12.2014 Quelle: Statistisches Bundesamt 009 STÄ DT E V E R G L E I C H Top-Standorte, Good Performer, Trendumkehrer und Co. Die untersuchten Standorte unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich ihrer Größe und räumlichen Lage, sondern auch bezüglich ihrer soziodemografischen und -ökonomischen Strukturen und Entwicklungen. Deutliche Unterschiede bestehen auch auf dem Wohnungsmarkt. Jede der 29 analysierten Städte verfügt über ihre eigenen – und teils einzigartigen – Charakteristika. Sie prägen die Standorte ebenso wie die Gemeinsamkeiten, die genauso erkennbar sind. Im Wesentlichen können die 29 untersuchten Städte im Hinblick auf ihre sozioökonomischen und wohnungsmarktspezifischen Merkmale in die folgenden fünf Gruppen eingeteilt werden: 1.Top-Standorte 2. „Die Dynamischen“ 3. Traditionell nachgefragte Standorte mittlerer Größe 4. „Good Performer“ 5. „Strukturwandler“ und „Trendumkehrer“ Top-Standorte Bei den Top-Standorten unter den 29 analysierten Städten handelt es sich um überdurchschnittlich erfolgreiche Großstädte mit mehr als 500.000 Einwohnern, die sich seit langem durch stark positive demografische und wirtschaftliche Rahmendaten und -entwicklungen auszeichnen. Als bedeutende Finanz-, Handels- oder Industriezentren sind die Top-Standorte Sitz großer nationaler und internatio naler Unternehmen und Konzernzentralen. Darüber hinaus stellen sie wichtige Verkehrsknotenpunkte dar, die oftmals auch von internationaler Bedeutung sind. Top-Standorte sind für unterschiedlichste Zielgruppen attraktiv und gelten als Anziehungspunkte für Zuzüge aus dem In- und Ausland mit der Folge, dass ihr Wohnungsmarkt eng ist. Insgesamt sind die Top-Standorte in der Regel durch folgende Merkmale geprägt: l Stetig positive und überwiegend überdurchschnitt liche Bevölkerungsentwicklung aufgrund des positiven Wanderungssaldos und entsprechender Zunahme der Haushaltszahl. Zuzüge sowohl aus dem In- als auch dem Ausland l Überdurchschnittliche Kaufkraft l Geringe bis moderate Arbeitslosigkeit sowie hoher Anteil an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten l Deutlicher Nachfrageüberhang auf dem Wohnungsmarkt für alle Objektarten (Wohnungen, Ein-/Zwei familienhäuser und Mehrfamilienhäuser) sowohl von Privatpersonen/Eigennutzern, Kapitalanlegern als auch institutionellen Investoren l Sehr geringer und weiterhin sinkender Wohnungs leerstand, der in zahlreichen Stadtgebieten bereits gegen null tendiert l Hohes bis höchstes Miet- und Kaufpreisniveau sowie generell kontinuierlich weiter steigende Angebots mieten und -preise – trotz des bereits erreichten, überdurchschnittlichen Niveaus l Hohe Kaufpreisvervielfältiger und geringe Renditen l Geringe Verkaufsbereitschaft von Eigentümern und daraus resultierend ein geringes Angebot an verfüg baren Objekten bzw. Einheiten Von den 29 analysierten Standorten dieses Reports wurden Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München und Stuttgart in die Gruppe der Top-Standorte eingeordnet. Die Gruppe entspricht damit den im Allgemeinen als deutsche Top-7-Standorte bezeichneten Städten – mit Ausnahme der Bundeshauptstadt Berlin. Diese findet sich aufgrund ihrer derzeitig hohen Entwicklungsdynamik – bei gleichzeitig deutlich geringerem Ausgangsniveau vieler Indikatoren im Vergleich zu den sechs weiteren Top-7Städten – im Standorttyp der dynamischen Städte wieder. 010 STÄ DT E V E R G L E I C H Bevölkerungsentwicklung 2011 bis 2014 – Die Städte mit dem stärksten Zuwachs indexiert, Einwohnerzahl 2011 = 100 107 106 106,8 Leipzig 106,1 Frankfurt am Main 104,7 München 104,3 Augsburg 105 104 103 102 101 104,3 Berlin 103,7 Freiburg 103,6 Dresden 103,6 Stuttgart 103,3 Köln 103,0 Mainz 101,1 Deutschland 100 99 2011 2012 2013 2014 Quelle: Statistisches Bundesamt, Bearbeitung CBRE Die Dynamischen Die dynamischen Städte zeichnen sich durch eine rasante positive Entwicklung in der jüngeren Vergangenheit aus und sind dadurch verstärkt in den Fokus von Investoren gerückt. Ausgehend von einem niedrigen Niveau weisen die dynamischen Standorte eine sozioökonomische Entwicklung deutlich über dem Landes- und Bundesdurchschnitt auf, reichen aber aufgrund der niedrigen Ausgangsbasis hinsichtlich dieser Faktoren noch nicht an die Top-Standorte und traditionell stark nachgefragten Städte mittlerer Größe heran. Jedoch verfügen die dynamischen Städte über weiteres, eventuell weitreichenderes Entwicklungspotenzial, dessen Höhe von der bereits vollzogenen Entwicklung und den zukünftigen Trends abhängig ist. Allgemein zeichnet sich diese Gruppe von Standorten durch folgende Merkmale aus: l Deutlich überdurchschnittliche Bevölkerungsund Haushaltsentwicklung l Unterdurchschnittliche, aber wachsende Kaufkraft l Überdurchschnittlich hohe Arbeitslosenquote, jedoch starkes Beschäftigungswachstum in den vergangenen Jahren l Moderates Miet- und Kaufpreisniveau im Vergleich zu den Top-Standorten und den traditionell stark nachgefragten Standorten mittlerer Größe l Starke Miet- und Kaufpreisanstiege in jüngerer Ver gangenheit mit in Teilen exorbitanten Steigerungsraten l Nachfrageüberhang auf dem Wohnungsmarkt in den von den Zuziehenden präferierten Segmenten und Lagen l Geringer oder deutlich sinkender Wohnungsleerstand l Rapide ansteigende Kaufpreisfaktoren Unter den 29 in diesem Report analysierten Standorten fallen in die Gruppe der Dynamischen die Bundeshauptstadt Berlin sowie die mit Abstand größten ostdeutschen Städte Dresden und Leipzig. 011 STÄ DT E V E R G L E I C H Traditionell nachgefragte Standorte mittlerer Größe Die traditionell nachgefragten Standorte mittlerer Größe unter den 29 untersuchten Städten ähneln in vielen Bereichen den Top-Standorten. Sie sind jedoch als Großstädte mit rund 200.000 bis 500.000 Einwohnern kleiner als die Top-Städte und weisen in der Regel einen geringeren Wanderungssaldo mit dem Ausland auf. Häufig liegen sie in der Nähe der Top-Standorte oder sind mindestens verkehrlich eng an diese angebunden. Die Städte in dieser Gruppe verfügen oftmals seit Jahrzehnten – wenn nicht seit Jahrhunderten – über nationale oder zumindest überregionale bedeutsame Funktionen als Landeshauptstadt, Verwaltungssitz oder wichtige Universitätsstadt. Darüber hinaus zeichnen sich die Standorte dieser Gruppe in der Regel durch folgende Merkmale aus: l Stetig positive bis überdurchschnittliche Bevölkerungsund Haushaltsentwicklung l Geringe bis moderate Arbeitslosigkeit sowie hoher Anteil an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten l Durchschnittliche bis überdurchschnittliche Kaufkraft l Hohes Miet- und Kaufpreisniveau, zumeist noch etwas unter dem Niveau der Top-Großstädte liegend, vereinzelt jedoch schon darüber l Weiter steigende Angebotsmieten und -preise trotz des bereits erreichten hohen Niveaus l Nachfrageüberhang auf dem Wohnungsmarkt vor allem im Segment der Wohnungen und Ein-/ Zweifamilienhäuser l Geringer bis sehr geringer und weiterhin sinkender Wohnungsleerstand l Geringe Verkaufsbereitschaft von Eigentümern und daraus resultierend ein geringes Angebot an verfügbaren Objekten bzw. Einheiten Traditionell nachgefragte Standorte mittlerer Größe sind vor allem im Süden Deutschlands zu finden. 7 der 29 untersuchten Standorte wurden in diese Gruppe eingeordnet: Augsburg, Freiburg, Karlsruhe, Mainz, Mannheim, Nürnberg und Wiesbaden. Good Performer Top 10: Veränderung SVP-Beschäftigte 2004 bis 2014 in Prozent Leipzig +28,2 Berlin +24,6 Freiburg +22,2 Hamburg +21,9 Köln +18,2 München +18,0 Karlsruhe +17,7 Braunschweig +17,4 Dresden +17,3 Kiel +16,6 Deutschland +14,7 Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Bearbeitung CBRE Als weitere Gruppe unter den 29 analysierten Standorten finden sich die Good Performer, die sich in der Regel durch eine stabile demografische und ökonomische Ausgangsbasis und positive Gesamtentwicklung auszeichnen, die in Teilbereichen auch (sehr) aufstrebend verlaufen kann. Jedoch weisen diese Standorte – im Gegensatz zu den dynamischen Städten – keine extrem sprunghaften, sondern eher stetige Trends auf. Das Gros der Städte dieser Gruppe verfügt über eine Einwohnerzahl von rund 200.000 und nimmt mindestens eine überregionale Bedeutung als Verwaltungssitz ein. Die Good Performer sind in diesem Report in der Regel durch folgende Merkmale geprägt: l Stabile bis leicht überdurchschnittliche Bevölkerungsund Haushaltsentwicklung l Moderate bis leicht überdurchschnittlich hohe Arbeitslosenquote l Moderates Miet- und Kaufpreisniveau im Vergleich zu den Top-Standorten und den traditionell stark nachgefragten Standorten mittlerer Größe l Steigende Angebotsmieten und -kaufpreise mit in Teilen sogar deutlich überdurchschnittlichen Steigerungsraten l Wohnungsleerstand unter der Fluktuationsreserve von rund 2 bis 3 Prozent 012 STÄ DT E V E R G L E I C H l Moderate Kaufpreisfaktoren im Vergleich zu den Top-Standorten und den traditionell stark nachgefragten Standorten mittlerer Größe Top 10: Veränderung Angebotsmiete 2012 bis 2015 in Prozent Zur Gruppe der Good Performer lassen sich unter den 29 analysierten Standorten dieses Reports die Städte Braunschweig, Erfurt, Hannover, Kiel und Lübeck zuordnen. Strukturwandler und Trendumkehrer Die fünfte Gruppe unter den 29 untersuchten Standorten bilden die Strukturwandler und Trendumkehrer. Ihre Bezeichnung trifft den Kern ihrer Entwicklung: Strukturwandler sind ehemalige Industriestandorte mit hoher wirtschaftlicher Bedeutung für ganze Regionen. Nachdem in den letzten Jahrzehnten bedeutende Industriezweige weggefallen sind, haben sie im Zuge des Strukturwandels weitreichende Veränderungen durchlaufen. Die größten Herausforderungen haben sie inzwischen bewältigt und die Kehrtwende erfolgreich geschafft. So befinden sich die wirtschaftlichen Rahmendaten im Aufwärtstrend, wenn auch nicht mit der gleichen Dynamik wie in anderen Städten. Mit dem fortlaufenden Prozess, die Strukturen und Bedingungen für Ansiedlungen zu verbessern, schaffen die Strukturwandler die Voraussetzungen, um mit der Dynamik und Entwicklung an anderen Standorten mithalten zu können. Die Strukturwandler und Trendumkehrer sind in diesem Report in der Regel durch folgende Merkmale geprägt: l Leicht bis spürbar positive Bevölkerungsentwicklung l Unterdurchschnittliche Kaufkraft l Überdurchschnittliche Arbeitslosenquote, oftmals jedoch starkes Beschäftigungswachstum in den vergangenen Jahren l Unterdurchschnittliches bis moderates Miet- und Kaufpreisniveau l Positive bis deutlich überdurchschnittliche Mietund Kaufpreisentwicklung l Moderater bis überdurchschnittlicher Wohnungs leerstand bei teilweise deutlich rückläufigen Leerstandsquoten l Oftmals noch geringe Kaufpreisfaktoren Unter den 29 analysierten Standorten dieses Reports ordnen sich Bremen, Chemnitz, Dortmund, Duisburg, Essen, Halle, Magdeburg und Rostock in die Gruppe der Strukturwandler und Trendumkehrer ein. Mit einer Angebotsmietsteigerung von knapp 12 Prozent in den letzten drei Jahren Berlin +19,9 Augsburg +17,1 Braunschweig +15,5 Hannover +14,0 München +13,4 Leipzig +12,6 Dortmund +11,5 Dresden +11,4 Nürnberg +10,1 Köln +9,6 Deutschland +3,7 Quelle: CBRE auf Datenbasis empirica-systeme liegt Dortmund in dieser Gruppe an der Spitze der Mietentwicklung. Die schwächste Entwicklung zeigt Rostock, wo die Angebotsmieten in den vergangenen drei Jahren lediglich um 0,6 Prozent zulegten. FAZIT: NICHT NUR TOP-STANDORTE PUNKTEN Investitionen in Wohnimmobilien lohnen sich nicht nur in aufstrebenden Städten mit besten Rahmendaten. Bei einer genaueren Betrachtung der Entwicklung von wohnungsmarktrelevanten Indikatoren zeigt sich, dass auch Städte punkten, die neben ihren Stärken eher verhaltene Ergebnisse in anderen Parametern zeigen. Top-Standorte oder traditionell arrivierte Standorte sind nicht allein die erfolgversprechendsten Städte. So verzeichnet die Stadt Leipzig in Bezug auf die demografische Entwicklung in den vergangenen Jahren die stärkste Entwicklung. Nach den aktuell verfügbaren Daten stieg die Einwohnerzahl in Leipzig innerhalb von drei Jahren (Jahresende 2011 bis 2014) um 6,8 Prozent und damit stärker als in jeder anderen der 29 untersuchten Städte. 013 STÄ DT E V E R G L E I C H Auf den Rängen 2 und 3 folgen mit Frankfurt (plus 6,1 Prozent) und München (plus 4,7 Prozent) zwei der Top-Städte, die Plätze 4 und 5 werden von Augsburg und Berlin (jeweils plus 4,3 Prozent) belegt. Die höchste Kaufkraft unter den 29 analysierten Standorten gibt es seit Jahren in München. Die Stadt liegt aktuell mit im Schnitt 29.037 Euro pro Kopf deutlich vor den weiteren Top-Städten Düsseldorf (25.963 Euro) und Frankfurt (25.168 Euro) sowie weit über dem bundesdeutschen Durchschnitt (21.865 Euro). Auch hinsichtlich der Arbeitslosenquote nimmt München mit 5,2 Prozent den Spitzenrang ein. Die baden-württembergische Landeshauptstadt Stuttgart liegt mit 5,7 Prozent auf dem dritten Rang, während sich mit Karlsruhe (5,5 Prozent), Mannheim und Freiburg (jeweils 6,0 Prozent) drei der traditionell nachgefragten Standorte mittlerer Größe ebenfalls unter den fünf Standorten mit der niedrigsten Arbeitslosenquote finden. DIFFERENZIERTE BETRACHTUNG ERFORDERLICH Wie bereits erläutert, gibt es unter den 29 Standorten zahlreiche Städte, in denen das Mietniveau bereits hoch ist, aber weiterhin steigt. So liegt München mit einer mittleren Angebotsmiete von 14,61 Euro pro Quadratmeter und Monat mit Abstand an der Spitze der Mietskala. Zudem kletterten die Angebotsmieten in der Stadt in den vergangenen drei Jahren weiterhin signifikant (13,4 Prozent). Auch Stuttgart verzeichnet trotz des schon hohen Niveaus der Angebotsmieten von 10,91 Euro weitere deutliche Preisanstiege (9,1 Prozent). Neben den weiterhin stark ausgeprägten Wachstumsraten in diesen beiden Top-Standorten präsentieren aktuell vor allem Städte mit geringerer Ausgangsbasis hohe Preiszuwächse. So finden sich unter den Standorten mit den größten Mietanstiegen sowohl zwei Good Performer (Braunschweig und Hannover), ein dynamischer Standort (Leipzig) sowie ein Strukturwandler (Dortmund). Braunschweig weist mit einem Plus von 15,5 Prozent den dritthöchsten Anstieg der Angebotsmieten der vergangenen drei Jahre unter den 29 analysierten Städten auf. Die mittlere Angebotsmiete bewegt sich jedoch mit 7,16 Euro pro Quadratmeter im Vergleich der untersuchten Standorte auf moderatem Niveau. Gleiches gilt für Hannover (14,0 Prozent auf 7,50 Euro), Leipzig (12,6 Prozent auf 5,63 Euro) und Dortmund (11,5 Prozent auf 6,00 Euro). In vielen Städten liegt der Leerstand mittlerweile deutlich unter der Fluktuationsreserve. So weisen 22 der 29 analysierten Städte eine Leerstandsquote von unter 3 Prozent auf. Starke Einwohnerzuwächse bei oftmals zu geringer Bautätigkeit haben hier die notwendigen Reserven aufge- braucht und das Niveau an freien Einheiten schrumpfen lassen. Eine marktaktive Leerstandsquote von unter 1 Pro zent verzeichnen unter den 29 untersuchten Städten bereits vier – München, Frankfurt, Hamburg und Freiburg. Demgegenüber erreicht der Leerstand in Leipzig, Halle und Chemnitz merklich höhere Werte zwischen 6,0 und 9,2 Prozent. Allerdings ist auch in diesen dynamischen bzw. Trendumkehrer-Städten der Leerstand in den vergangenen Jahren von einem zweistelligen Niveau aus teilweise deutlich gesunken. Nicht nur anhand der Top-Standorte wird deutlich, dass Standorte mit stark positiv ausgeprägten soziodemografischen und -ökonomischen Trends sowie hohem Mietniveau vielfach auch hohe Kaufpreise und hohe Vervielfältiger aufweisen. Mehrfamilienhäuser an entsprechenden Standorten sind oftmals nur für risikoaverse oder private Investoren interessant. Die Ausführungen zeigen jedoch auch, dass es – neben den traditionell in nahezu allen Bereichen starken Standorten mit entsprechend hohem Preisniveau und knappem Angebot – auch solche gibt, die deutliche Stärken in einzelnen Bereichen aufweisen und nicht nur für opportunistische, risikofreudigere Investoren attraktiv sein können. Für Investoren gilt es daher, genauer hinzuschauen und Standorte im Hinblick auf potenzielle Investitionen ausgiebig zu untersuchen. Dazu werden die 29 Städte im Folgenden einer detaillierten Analyse im Hinblick auf Demografie, Sozioökonomie und Wohnungsmarkt unterzogen, die dem Leser Auskunft über Entwicklungen und Trends an den jeweiligen Standorten gibt. In zahlreichen Piktogrammen werden Informationen über aktuelle Entwicklungen bereitgestellt. Diese erlauben aufgrund ihres identischen Aufbaus direkte Vergleiche mit den weiteren Standorten oder gesamtdeutschen Werten. Im Bereich des Wohnungsmarktes bildet der für die Städte vor allem prägende Mietwohnungsmarkt einen Schwerpunkt. Auf Basis der Postleitzahlgebiete wurden daher für alle 29 Städte räumliche Ebenen klassifiziert, die sich durch dasselbe Mietpreisniveau auszeichnen. Sie erlauben somit kleinräumige Analysen der Angebotsmieten in der Stadt. Ergänzt werden die Porträts durch zahlreiche Grafiken, Tabellen und textliche Ausführungen, wodurch umfassende Informationen zu den 29 Städten zur Verfügung gestellt werden. 014 STANDORTPORTRÄTS 29 Städte in detaillierter Betrachtung 015 STA N D O RT P O RT R ÄT n AU G S B U R G Augsburg: Heimat der Innovationen Augsburg weiß den Wandel zu gestalten. Die einstige Textilhochburg zeigt heute eine hohe Wirtschaftskraft in den Kompetenzfeldern Faserverbundtechnologie, Mechatronik & Automation, Umwelttechnik und IT. Trotz der Nähe zu München gestaltet sich das Mietniveau moderat. Augsburg ist mit 281.111 Einwohnern nach München und Nürnberg die drittgrößte Stadt Bayerns und die einzige Stadt Deutschlands mit einem eigenen städtischen Feiertag. Seit 1650 wird mit dem „Augsburger Hohen Friedensfest“ die im Westfälischen Frieden errungene Gleichstellung der katholischen und evangelischen Konfessionen gefeiert. Die Stadt zeichnet sich durch viele kreative Köpfe und innovative Entwicklungen aus: Jakob Fugger legte hier die Basis der modernen Finanzwirtschaft, Rudolf Diesel entwickelte den nach ihm benannten Motor, Johann Heinrich von Schüle war einer der größten Textilunternehmer seiner Zeit, und die Enkel der Flugpioniere aus Augsburg sind heute in den Luft- und Raumfahrtunternehmen der Stadt tätig. Hohe Wirtschaftskraft ging in Augsburg schon immer Hand in Hand mit sozialer Verantwortung. So findet sich hier auch mit der „Fuggerei“ die älteste Sozialsiedlung der Welt, die auf eine Stiftung des Kaufmanns Jakob Fugger aus dem Jahr 1521 zurückgeht. Die Jahresmiete für die meist 60 Quadratmeter großen Wohnungen beträgt immer noch einen Rheinischen Gulden, heute 0,88 Euro, und drei Gebete täglich für das Seelenheil der Stifterfamilie. Zum historischen Flair Augsburgs trägt auch die Altstadt mit ihren engen Gassen, Winkeln, den erhalten gebliebenen Wehranlagen, den Stadtmauern und den Lechkanälen bei. Zahlreiche Wassertürme und die Wasserkraftwerke an der Wolfzahnau oder am Hochablass zeugen von einer langen Tradition des Wasserbaus in der Stadt. Mit seiner historischen Wasserwirtschaft steht Augsburg inzwischen auf der Vorschlagsliste zum UNESCO-Welterbe. 016 STA N D O RT P O RT R ÄT n AU G S B U R G Die Stadt Augsburg ist einer der weltweit führenden Standorte für den Bau von Robotern. Die ansässigen Unternehmen produzieren mehr als 60 Roboter pro Tag. AUF DEM WEG ZUR WIRTSCHAFTLICHEN ZUKUNFT Augsburg ist über die Autobahn A 8 sehr gut an das rund 80 Kilometer entfernt liegende München angebunden. Die ICE-Fahrzeit in die bayrische Landeshauptstadt beträgt nur rund 30 Minuten. Der Augsburger Bahnhof wird aktuell für rund 150 Millionen Euro zu einer „Mobilitätsdrehscheibe“ umgebaut, um das Netz von Straßenbahnen, Regionalbah- nen und Fernverkehr besser aufeinander abzustimmen. Die Stadt hat den Niedergang der traditionell starken Textil industrie und den Abzug der US-Streitkräfte in den 1990erJahren verkraftet und einen beeindruckenden Strukturwandel vollzogen. Mit einem Verbund von Unternehmen, Forschungs- und Fördereinrichtungen, Verbänden und Ausund Weiterbildungseinrichtungen weist Augsburg hohe 017 STA N D O RT P O RT R ÄT n AU G S B U R G Zukunftspotenziale in den Kompetenzfeldern Mechatronik und Automation, Faserverbundtechnologie, Umwelttechnologie sowie Informations- und Kommunikationstechnologie auf. Neben großen Unternehmen wie KUKA, MAN Diesel & Turbo oder MT Aerospace gibt es in Augsburg zahlreiche innovative Mittelständler. Augsburg verfügt zudem über eine lebendige Forschungslandschaft. Die Universität Augsburg, die Hochschule und zahlreiche Institute und Projektgruppen kooperieren eng mit der Wirtschaft. Um gemeinsam mit den Augsburger Forschungseinrichtungen der Fraunhofer-Gesellschaft und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt die wissenschaftlichen Kompetenzen in den Bereichen Wirtschaftsinformatik, Materialwissenschaften, Ressourcenmanagement sowie Mechatronik, Informatik und Software auszubauen, erhält die Universität für 42,3 Millionen Euro ein neues Institutsgebäude für Materials Resource Management. Ein zentraler Meilenstein in der Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft ist der Augsburger Innovationspark. Auf einem 70 Hektar großen Gelände entsteht zentrumsnah einer der größten Innovationsparks Europas, zu dem auch das Technologiezentrum Augsburg gehört. Die Messe Augsburg ist zudem der drittgrößte Messeplatz Bayerns. POSITIVE ENTWICKLUNG DER HAUSHALTSZAHLEN Die Anzahl der Haushalte soll in Augsburg von 2012 bis 2030 um 3,7 Prozent zulegen. Von 2009 bis 2013 stieg der jährliche Wanderungssaldo junger Erwachsener aus den EU-27-Ländern deutlich an. Über die Hälfte aller Zuzüge dieser Altersgruppe sind „Bildungswanderer“, die meist zum Beginn des Wintersemesters zur Hochschule nach Augsburg kommen. In Augsburg überwiegt daher mit 33 Prozent der Anteil an jungen Menschen unter 30 Jahren. In den nächsten 20 Jahren kommt der demografische Wandel jedoch auch in Augsburg zum Tragen. Nach einer kleinräumigen Bevölkerungsvorausberechnung der Stadt soll die Gruppe der unter 30-Jährigen bis 2030 verglichen mit dem Jahr 2011 um 1,3 Prozent abnehmen, der Anteil der über 60-Jährigen um 13,7 Prozent steigen. Auf die Stadtteile bezogen geht die Prognose von einem Bevölkerungswachstum vor allem in den zentrumsnahen Stadtbezirken aus. Wenn der Zuzug wie in den vergangenen Jahren weiterhin hauptsächlich in der Altersgruppe der 20- bis unter 25-Jährigen erfolgt, wird Augsburg allerdings langsamer altern als prognostiziert. Für die Gesamtstadt ergibt sich daraus ein relativ geringer Anstieg des Durchschnittsalters von 42,5 im Jahr 2010 auf 43,7 Jahre im Jahr 2030. STEIGENDE MieteN, MODERATES NIVEAU Die durchschnittlichen Angebotsmieten stiegen in Augsburg von 7,26 Euro pro Quadratmeter 2012 um 17,1 Prozent auf 8,50 Euro in 2015. Damit befindet sich Augsburg im 29-Städte-Vergleich nach Berlin auf Rang 2 hinsichtlich der höchsten Mietsteigerung, was auch der Nähe zu München geschuldet sein dürfte. Im Vergleich mit der Durchschnittsmiete von 14,61 Euro in der per Bahn nur 30 Minuten entfernten Landeshauptstadt liegt Augsburg damit allerdings auf einem noch moderaten Niveau. Die höchsten durchschnittlichen Angebotsmieten wurden 2015 mit 8,99 Euro im Gebiet Antonsviertel, Hochfeld, Universitätsviertel [01] südlich der Innenstadt aufgerufen. Das Gebiet ist durch unmittelbare Nähe zur Universität vor allem bei Studenten, aber auch bei den universitären Mitarbeitern beliebt. Mit dem ÖPNV ist die Innenstadt schnell erreichbar. Das Universitätsviertel entstand erst ab 1973 auf dem ehemaligen Areal des Werksflugplatzes der Messerschmitt AG, das nach mehreren Übernahmen heute zur Airbus-Tochter Premium Aerotec gehört. Der vorherrschende Geschosswohnungsbau wirkt durch die abwechslungsreiche Gestaltung der einzelnen Anlagen 018 STA N D O RT P O RT R ÄT n AU G S B U R G VERTEILUNG DER AngebotsmieteN IN AUGSBURG 2014 UND 2015 Anteil der Angebote zum jeweiligen Mietpreis in €/m2/Monat 2014 1,0 0,9 15,3 10,5 57,3 51,4 21,1 28,5 3,8 7,3 2015 1,6 1,3 60 % 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0% unter 5,00 € 5,00 € bis 6,99 € 7,00 € bis 8,99 € 9,00 € bis 10,99 € 11,00 € bis 12,99 € 13,00 € und mehr Das Gros der Angebotsmieten bewegte sich 2015 zwischen 7,00 und 8,99 Euro. Gestiegen sind vor allem die Anteile hochpreisiger Mieten, was sich insbesondere in den Segmenten von 9,00 bis 12,99 Euro auswirkte. und die überschaubare Höhe mit selten mehr als sechs Stockwerken nicht uniform und anonym. Viele Straßen sind autofrei und mit Baumalleen und Grünflächen aufgelockert. Im Antonsviertel gibt es noch viele gut erhaltene postklassizistische oder neobarocke Gebäude und eine meist offene Bebauung mit viel Grün. Allerdings finden sich hier auch Bauten, die im Zuge der „modernen“ Baukultur der 1950er- bis 1970er-Jahre nach dem Abriss der historischen Gebäude entstanden. Auf einem ähnlich hohen Niveau lag mit 8,95 Euro pro Quadratmeter die durchschnittliche Angebotsmiete in der Augsburger Innenstadt [07]. Diese teilt sich in die Oberstadt mit ihren breiten Einkaufsstraßen sowie die Unterund Altstadt mit ihren engen und verwinkelten Gassen. Die Augsburger Altstadt, von ihrer Flächenausdehnung her eine der größten Altstädte Deutschlands, weist nach den umfassenden Sanierungen ab den 1980er-Jahren heute eine hohe Lebensqualität auf. Wegen der vielen Bäche, KENNZAHLEN ZUM WOHNUNGSMARKT Augsburg Bayern durchschnittliche Angebotsmiete 2015 in €/m²/Monat 8,50 7,70 6,51 durchschnittliche Fläche der Mietangebote 2015 in m² 63,0 74,0 68,0 Leerstandsquote im Geschosswohnungsbau 2014 in % 1,2 1,6 3,0 fertiggestellte Wohnungen1) je 1.000 Einwohner 2014 5,5 3,7 2,7 davon im Geschosswohnungsbau 4,7 1,9 1,3 2) Deutschland 1) im Wohn- und Nichtwohnbau, ohne Umbaumaßnahmen, inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar 2) inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar Quellen für Grafiken und Tabellen: CBRE auf Datenbasis empirica-systeme, CBRE-empirica-Leerstandsindex, Statistische Landesämter, Statistische Ämter der Städte, Statistisches Bundesamt, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), Michael Bauer Research, Bundesagentur für Arbeit 019 STA N D O RT P O RT R ÄT n AU G S B U R G AngebotsmieteN IN AUGSBURG 2015 Stadtgebiet Anzahl der Mietangebote Wohnungsgröße, Median in m2 Kaltmiete, Median, in €/m2/Monat [01] Antonsviertel, Hochfeld, Universitätsviertel 270 62,5 8,99 [02] Bärenkeller, Kriegshaber, Oberhausen 369 60,0 8,00 [03] Bergheim, Göggingen, Inningen 257 63,0 8,78 [04] Firnhaberau, Hammerschmiede 49 66,8 8,14 [05] Haunstetten-Siebenbrunn 179 66,0 7,92 [06] Hochzoll 148 62,5 7,99 [07] Innenstadt 854 63,0 8,95 [08] Lechhausen 313 64,0 8,27 [09] Pfersee 175 64,8 8,33 [10] Spickel-Herrenbach 141 63,0 8,67 2.755 63,0 8,50 Augsburg gesamt Kanäle und Brücken wird das Viertel häufig auch als „KleinVenedig“ bezeichnet. Da die Gassen und Straßen der Altstadt frei von Durchgangsverkehr sind, handelt es sich trotz der zentralen Lage um eine sehr ruhige Wohnlage. Am günstigsten war die durchschnittliche Angebotsmiete in Augsburg mit 7,92 Euro pro Quadratmeter in Haunstetten-Siebenbrunn [05] im Süden der Stadt. Allerdings hat sich diese in den vergangenen Jahren rasant entwickelt: Im Jahr 2012 betrug die Durchschnittsmiete hier noch 6,90 Euro. Aufgrund des im städtischen Vergleich noch moderaten Mietniveaus im Gebiet sowie der stadtweiten Preisanstiege sind auch weitere Zuwächse im Gebiet nicht unwahrscheinlich. Die umliegenden Naherholungsgebiete, allen voran der Siebentischwald, der Haunstetter Wald und der Stadtwald, bieten Ausgleich zum Arbeitsalltag. Mit dem ÖNPV lässt sich die Augsburger Innenstadt in 15 Minuten erreichen. Bekannt ist das dicht besiedelte Haunstetten durch die Anfang des 20. Jahrhunderts entstandenen großen Werksanlagen des Unternehmens Messerschmitt. Siebenbrunn verkörpert die ländlich geprägte Seite des Stadtteils. Seit 1. August 2015 gilt in Augsburg die Mietpreisbremse. Da die Stadt nicht über einen Mietspiegel verfügt, bleibt noch offen, wie die Ermittlung der ortsüblichen Vergleichs miete erfolgen wird. Dies dürfte zu einigen Herausforderungen führen. AUGSBURG IST ZUGLEICH REICH AN TRADITION UND FORSCHERGEIST Augsburg ist die drittgrößte Stadt Bayerns und verfügt mit der „Fuggerei“ über die älteste Sozialsiedlung der Welt. Wirtschaftliche Stärke zeigt Augsburg besonders in den Kompetenzfeldern Mechatronik und Automation, Faser verbundtechnologie, Umwelttechnologie sowie Informations- und Kommunikationstechnologie. Die positive Bevölkerungs- und Wirtschaftsentwicklung sowie die Lage im Einzugsbereich Münchens führten von 2012 bis 2015 zu einem Anstieg der Angebotsmieten um 17,1 Prozent und damit zum höchsten Zuwachs unter den bayerischen Städten. Auch zukünftig ist mit weiteren Miet-und Preissteigerungen zu rechnen. Mit im Schnitt 8,50 Euro pro Quadratmeter lagen die inserierten Mieten im Vergleich zu München allerdings auf einem immer noch moderaten Niveau. 020 STA N D O RT P O RT R ÄT n AU G S B U R G MiTTleRe an Ge BoTS Mie Te in Den STaDTGeBieTen 2015 04 02 08 07 09 10 06 01 03 05 Fallzahl zu gering Median in €/m²/Monat 7,92 – 7,99 8,00 – 8,04 8,05 – 8,19 8,20 – 8,30 8,31 – 8,54 021 8,55 – 8,75 8,76 – 8,93 8,94 – 8,99 STA N D O RT P O RT R ÄT n BERLIN Berlin: Wachstum von Wirtschaft und Einwohnerzahl erhöht den Druck Die Hauptstadt hat in den letzten Jahren nach Zeiten hoher Arbeitslosigkeit und Verschuldung überdurchschnittlich an Wachstum zugelegt. Die Angebotsmieten steigen kontinuierlich und das inzwischen auch in Stadtrandgebieten, da Einwohnerzahl und örtliche Kaufkraft zunehmen. Berlins Wirtschaft wächst dynamisch. Von Mitte 2014 bis Mitte 2015 nahm das Bruttoinlandsprodukt preisbereinigt um 1,7 Prozent zu und stieg damit stärker als im deutschen Durchschnitt (1,4 Prozent). Berlin ist mit der Wiedervereinigung wieder in die Mitte Europas gerückt und hat sich als internationales Kultur- und Regierungszen trum, umgeben von einem attraktiven und wasserreichen Umland, etabliert. Regierung und Parlament, Verbände, Medien und weitere Hauptstadtinstitutionen bilden eine feste, weitgehend konjunkturunabhängige Basis. Besonders starke Zuwächse gab es im Baugewerbe sowie im Handel, in der Gastronomie und der Informations- und Kommunikationsbranche mit Deutschlands höchster Zahl von Internet-Start-ups. Wichtigste Einzelbranche ist jedoch der Tourismus, bei dem Berlin europaweit an dritter Stelle hinter London und Paris liegt. Auf ihm basieren mehr als 275.000 Arbeitsplätze. Die Industrie der Stadt wächst ebenfalls nach einer langen Schwächephase wieder, hat mehr als 105.000 Beschäftigte und exportiert etwa 56 Prozent ihrer Produkte. Besonderes Gewicht haben hier Fahrzeug- und Motorenbau, Pharmazie, Medizin- und Elektrotechnik. All dem verdankt der Arbeitsmarkt seine günstige Entwicklung: Die Zahl der Erwerbstätigen stieg insgesamt nach den letzten vorliegenden Zahlen vom 2. Quartal 2014 bis zum Vergleichszeitraum 2015 um 1,3 Prozent, was dem höchsten Zuwachs aller Bundesländer entspricht. WOHNUNGEN: NACHFRAGE STARK ANGESTIEGEN Die Nachfrage nach Wohnungen in Berlin wird vom Anstieg der Einwohner- und Haushaltszahl sowie der verfügbaren Einkommen geprägt. Die Einwohnerzahl wuchs schon vor dem großen Flüchtlingszuzug kontinuierlich um rund 40.000 pro Jahr; von Ende 2011 bis Ende 2014 022 STA N D O RT P O RT R ÄT n BERLIN Die Bundeshauptstadt Berlin erfreut sich bei Zuzüglern sehr großer Beliebtheit: In den vergangenen Jahren gewann die Stadt jährlich rund 40.000 Neubürger durch Zuwanderung hinzu. stieg die Gesamtzahl der Einwohner um 4,3 Prozent auf 3.469.849. Resultierend aus dem Einwohnerzuwachs ergibt sich in Berlin ein jährliches Plus von mehr als 20.000 Haushalten. Im Jahr 2011 hatte der Berliner Senat noch einen Anstieg der Einwohnerzahl um rund 250.000 bis 2030 erwartet, diese Prognosen erscheinen vor dem derzeitigen Bevölkerungszuwachs als deutlich zu gering. Mit der wachsenden Nachfrage hält das Wohnungsangebot nicht Schritt, auch wenn sich die Bautätigkeit zuletzt belebt hat. 2014 wurden in der Stadt knapp 7.300 Wohnungen (in neuen Wohn- und Nichtwohngebäuden, inklusive Wohnheime) fertiggestellt. Das sind zwar rund 57 Prozent mehr als im Vorjahr, die absolute Zahl liegt aber weit unter dem Anstieg der Einwohner- und Haushaltszahlen. 023 STA N D O RT P O RT R ÄT n BERLIN Im Jahr 2015 hat der Neubau zwar zusätzliche Dynamik gewonnen: Die Zahl der Wohnungsbaugenehmigungen (in neuen Wohn- und Nichtwohngebäuden) betrug allein in den ersten sechs Monaten des Jahres 8.488 und war damit um 6,7 Prozent höher als im Vorjahr, doch liegt auch diese Zahl deutlich unter dem Zuwachs bei den Haushalten. Die zunehmende Knappheit führt zu deutlich höheren Angebotsmieten. Allein von 2012 bis 2015 stieg deren Median pro Quadratmeter um 19,9 Prozent. Das war der prozentual höchste Satz aller 29 für diesen Report untersuchten Städte – vor Augsburg (17,1 Prozent) und Braunschweig (15,5 Prozent). Viele Jahre lang hatte das Mietniveau Berlins aus wirtschaftlichen und politischen Gründen weit unter dem anderer großer Städte in Deutschland gelegen. Mittlerweile belegt Berlin Rang 10 unter den 29 Städten des Reports. Das mittlere Niveau der Ange botsmieten betrug 2015 8,99 Euro pro Quadratmeter. Der Leerstand im Geschosswohnungsbau sank zugleich kontinuierlich. 2009 lag er noch bei 3,3 Prozent, 2014 nur noch bei 1,5 Prozent. VIELE JUNGE, MOBILE BÜRGER Stark überproportional ist mit 53,9 Prozent der Anteil der Einpersonenhaushalte in Berlin, wogegen große Haushalte mit drei und mehr Mitgliedern weit schwächer vertreten sind als im deutschlandweiten Vergleich. Letzteres ist großstadttypisch. Und während andere Städte teils einen hohen Anteil an Senioren aufweisen, ist diese Gruppe in Berlin unterdurchschnittlich vertreten. Im räumlich wie sozial sehr heterogenen Berlin unterscheiden sich auch die lokalen Mietniveaus stark. An der Spitze lag 2015 das Citygebiet Chausseestraße, Unter den Linden, Rosenthaler Platz, Hackescher Markt [05] mit einer mittleren Angebotsmiete von genau 13,00 Euro pro Quadratme ter. Das Gebiet erfreut sich trotz des hohen Niveaus einer starken Nachfrage, und gegenüber dem Vorjahr stieg der Mittelwert um 6,6 Prozent an. Es gibt geräumige Alt- und großzügige Neubauwohnungen, sodass die durchschnittliche Wohnfläche der Angebote hier mit 79 Quadratmetern die dritthöchste Berlins war. Trotz der zentralen Lage gibt es immer noch Neubaupotenziale, die momentan vor allem auf und nahe dem früheren Mauerstreifen im Westen, Süden und Norden des Gebietes genutzt werden. Beispiele sind die „Europacity“ nahe dem Hauptbahnhof, die „Feuerlandhöfe“ gegenüber der Zentrale des Bundesnachrichtendienstes sowie das „Markgrafenkarree“ zwischen Gendarmenmarkt und Kreuzberg. SZENEQUARTIER UND BÜRGERLICHE INNENSTADT Auf Platz 2 hinsichtlich der mittleren Angebotsmiete rangiert 2015 das Villengebiet Grunewald, Dahlem [12]. Hier werden die mit Abstand größten Wohnungen der Stadt angeboten: 97,4 Quadratmeter betrug hier der Mittelwert, was dem vierthöchsten Wert aller in diesem Report untersuchten Gebiete entspricht. Bemerkenswert ist in Grunewald und Dahlem aber die relativ schwache Ausprägung der Marktspitze: Für das teuerste Zehntel der Wohnungen begann die Ange botsmiete bereits bei 14,09 Euro pro Quadratmeter, womit das Gebiet nur auf Rang 10 in Berlin lag. Die Erklärung: Die Spitzennachfrage richtet sich in den Villengebieten vor allem auf Eigentum, nicht auf Mietwohnungen. Bei der mittleren Angebotsmiete folgen Gebiete innerhalb des S-Bahn-Rings, der das innere Stadtgebiet mit rund einer Million Einwohnern umschließt. Die Gebiete mit den relativ höchsten Mieten sind geprägt von Altbauten der Gründerzeit, großzügigen und oft grünen Straßen und einer Mischung von Wohnen, Gewerbe, Handel und Gastronomie. Einen besonders starken Mietanstieg auf 11,43 Euro pro Quadratmeter erlebte in den letzten Jahren 024 STA N D O RT P O RT R ÄT n BERLIN VERTEILUNG DER AngebotsmieteN IN BERLIN 2014 UND 2015 Anteil der Angebote zum jeweiligen Mietpreis in €/m2/Monat 2014 9,2 7,9 30,3 27,3 27,4 27,0 16,0 17,9 8,8 9,8 2015 8,4 10,1 40 % 30 % 20 % 10 % 0% unter 6,00 € 6,00 € bis 7,99 € 8,00 € bis 9,99 € 10,00 € bis 11,99 € 12,00 € bis 13,99 € 14,00 € und mehr Der Preisanstieg in Berlin zeigt sich in der Verteilung der Angebotsmieten: Wurden 2014 noch rund 33 Prozent der Wohnungen für 10,00 Euro pro Quadratmeter oder mehr angeboten, waren es 2015 bereits knapp 38 Prozent. Kreuzberg [18]. Es hat einerseits nach wie vor den Charakter eines Szeneviertels mit vielen jungen und türkischstämmigen Bewohnern und einer lauten Protestbewegung, andererseits ist es wegen seiner Citynähe und seiner urbanen Buntheit im Fokus von Investoren und Nachfragern – sowohl Eigennutzern als auch Mietern. Zahlungskräftige Nachfrage aus dem In- und Ausland konzentriert sich besonders in Altbauquartieren im südwestlichen und östlichen Kreuzberg (z. B. Bergmann- und Graefekiez). Auch das angrenzende Nord-Neukölln [23] ist bis auf einzelne Ausnahmen von Altbauten geprägt, die in der Gründerzeit für weniger wohlhabende Bevölkerungsschichten gebaut wurden. Die Wohnungen waren 2015 mit im Mittel 50 Quadratmetern die kleinsten, die in der gesamten Stadt angeboten wurden. Der Ortsteil ist als Alternative zum teuren Kreuzberg entdeckt worden und hat von 2012 bis 2015 einen besonders kräftigen Anstieg der mittleren An gebotsmiete um 26,3 Prozent auf genau 10,00 Euro erlebt. KENNZAHLEN ZUM WOHNUNGSMARKT Berlin Bundesland Berlin Deutschland durchschnittliche Angebotsmiete 2015 in €/m²/Monat 8,99 8,99 6,51 durchschnittliche Fläche der Mietangebote 2015 in m² 64,3 64,3 68,0 Leerstandsquote im Geschosswohnungsbau 2014 in % 1,5 1,5 3,0 fertiggestellte Wohnungen1) je 1.000 Einwohner 2014 2,1 2,1 2,7 davon im Geschosswohnungsbau 1,5 1,5 1,3 2) 1) im Wohn- und Nichtwohnbau, ohne Umbaumaßnahmen, inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar 2) inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar Quellen für Grafiken und Tabellen: CBRE auf Datenbasis empirica-systeme, CBRE-empirica-Leerstandsindex, Statistische Landesämter, Statistische Ämter der Städte, Statistisches Bundesamt, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), Michael Bauer Research, Bundesagentur für Arbeit 025 STA N D O RT P O RT R ÄT n BERLIN Charlottenburg [27] links und rechts des Kurfürstendamms ist ebenfalls durch Altbauten und eine bunte Nutzungsmischung gekennzeichnet (11,03 Euro pro Quadratmeter). Viele Bewohner sind jedoch älter und wohlhabender als in Kreuzberg und das Umfeld wirkt deutlich gediegener. Die angebotenen Wohnungen sind mit durchschnittlich 79 Quadratmetern weit größer als in den zuvor genannten Stadtteilen. Etwas niedriger liegen die Mieten mit 10,26 Euro unmittelbar südöstlich von hier in Schöneberg [02] mit seinen bürgerlich-gepflegten Altbauund Nachkriegsquartieren, etwa in Alt-Schöneberg und am Viktoria-Luise-Platz. CITY-OSTRAND: MIETANSTIEG NUR NOCH MÄSSIG Hohe mittlere Angebotsmieten zwischen 10,78 und 11,08 Euro weisen auch zwei weitere dicht bebaute Altbaustadtteile innerhalb des S-Bahn-Rings auf: Prenzlauer Berg [25] und Friedrichshain [11] am nordöstlichen und östlichen Cityrand. Nach jahrelangen starken Mietanstiegen scheint aber im Prenzlauer Berg momentan das Potenzial weitgehend erschöpft: Mit 4,6 Prozent lag der Anstieg der Mittelwerte 2015 unter dem für Gesamtberlin von 5,1 Prozent. Außerhalb des Berliner Innenstadtrings weisen vor allem südlich und westlich angrenzende Quartiere eine relativ hohe mittlere Miete von mehr als 9,00 Euro auf. Das gilt für Charlottenburg-Westend [33] und für die südlichen Gebiete Friedenau und Schmargendorf einschließlich des Steglitzer Nordens [08] – eine urban-entspannte Gegend mit vielen Altbauten und viel Grün in den Straßen. WACHSENDE NACHFRAGE IN VERKEHRSG ÜNSTIGEN LAGEN Zunehmend in den Blickpunkt von Mietern und Investoren rücken Gebiete, die gut an die Innenstadt angebunden sind, doch derzeit für Bewohner noch günstigere Konditionen bieten – meist um oder etwas über dem Gesamtberliner Mittelwert von 8,99 Euro. Dazu gehört das Gebiet Rummelsburg, Karlshorst, Treptower Park [26] am südöstlichen Innenstadtrand. Es ist ein durchwachsenes Gebiet mit Industrie und großen Verkehrswegen, aber auch bürgerlich-gepflegten Geschossbauten weiter draußen in Karlshorst sowie der Halbinsel Stralau, auf der in den vergangenen zehn Jahren ein umfangreiches Angebot an Neubauwohnungen auch zur Miete entstanden ist. Ein weiteres Ausweichquartier mit guter Cityanbindung, aber bisher relativ niedrigen Mieten ist das Gebiet Niederschönhausen, Pankow-Mitte, Neumannstraße, Ostseestraße, Weißensee-West [22]. Es wird zunehmend als Alternative zum teureren Prenzlauer Berg gewählt. Noch günstiger sind die Mieten im nördlich an die Innenstadt angrenzenden Gebiet, das von Charlottenburg-Nord bis in den Wedding mit dem Nauener Platz und Gesundbrunnen reicht [04]. Im Gebiet finden sich überwiegend einfachere Alt- und Sozialbauten, laute Straßen- und Schienenwege sind oft nah, ebenso im Norden die Einflugschneise des Flughafens Tegel. Charlottenburg-Nord nimmt mit seinem hohen Anteil ehemals sozial geförderter Gebäude der 1950er- und 1960er-Jahre eine Sonderstellung ein. Noch niedrigere Mietmittelwerte weisen mit 8,13 Euro östlich der Innenstadt Friedrichsfelde-Nord, Lichtenberg-Mitte und Fennpfuhl [09] auf. Hier dominiert der Plattenbau, jedoch ist das früher wenig renommierte Gebiet inzwischen als gut angebundene Alternative zur Innenstadt entdeckt worden. Nicht nur hier werden preisgünstige, aber gut angebundene Standorte außerhalb des S-Bahn-Rings zunehmend gesucht. GÜNSTIGE KONDITIONEN AM STADTRAND An den Rändern Berlins stellen sich Baustruktur und Mietniveaus sehr unterschiedlich dar. Die höchste Angebots miete erreicht mit 9,05 Euro der Südwesten der Stadt mit Zehlendorf, Clayallee-Süd, Wannsee, Nikolassee, Schlachtensee, Gatow und Kladow [34]. Vor allem die Zehlendorfer Bereiche sind ein Schwerpunkt des aufwendigen, sogar luxuriösen Wohnens mit zahlreichen Villen und Einfamilienhäusern in attraktiven Lagen am Wasser oder Wald. Jedoch konzentrieren sich viele Teile des Marktes auf das individuelle Eigentum, sodass das Mietniveau zwar hoch ist, aber kein Top-Level wie im Zentrum Berlins erreicht. Etwas günstiger ist mit 8,50 Euro das östlich benachbarte und dichter bebaute Gebiet Lichterfelde, Unter den Eichen, Ostpreußendamm [19]. Der nordwestliche Stadtrand mit Konradshöhe, Heiligensee, Frohnau, Hermsdorf und Alt-Tegel [16] zeichnet sich ähnlich wie der Südwesten eher durch einen Käufermarkt aus. Auch hier finden sich zahlreiche Wald- und Wasserlagen sowie oftmals kleinteilige Bebauungen mit Einfamilienhäusern und Villen. Das Mietniveau erreicht mit 8,42 Euro gute, aber keine exorbitanten Höhen. 026 STA N D O RT P O RT R ÄT Angebotsmieten zwischen 7,00 und 8,00 Euro finden sich ebenfalls überwiegend an den Rändern Berlins – beispielsweise in Britz und Rudow oder im nördlichen Pankow. Es dominieren Mietswohnhäuser der Nachkriegszeit, vom großen Plattenbau bis zur kleinen Apartmentanlage. Dazwischen befinden sich – teilweise auch sehr weitreichende – Eigenheimgebiete der mittleren oder einfacheren Kategorie. Es gibt aber auch vorstädtische Ortskerne mit oft guter lokaler Infrastruktur, die der einer Mittelstadt entspricht. Die günstigsten Quartiere Berlins weisen eine mittlere An gebotsmiete unter 7,30 Euro auf. Viele umfassen Plattenund Sozialbausiedlungen der Nachkriegsjahrzehnte, manche liegen cityfern am Stadtrand, und manche vereinen beide genannten Eigenschaften. Die Mieten sind prozentual teils recht ordentlich gestiegen, jedoch von sehr niedrigem Niveau aus. Die Gebiete bleiben aber Standorte für Mieter mit kleinem Budget. Relativ zentrumsnah unter diesen Gebieten sind Teile Neuköllns und Treptow-Köpenicks an der Sonnenallee-Süd, dem Baumschulenweg und dem früheren Industrieviertel Schöneweide [28], das dank einer Hochschule und der von Künstlern belegten Fabriklofts einen neuen Aufschwung nimmt. Noch etwas günstiger ist das per U-Bahn gut angebundene südliche Neukölln mit der Johannisthaler Chaussee, Buckow-Ost und der um 1970 mit Hochhäusern und weiten Freiflächen angelegten Gropiusstadt [14]. Weite Teile Spandaus am westlichen Berliner Rand rangieren ebenfalls in der Preisklasse um 7,00 Euro pro Quadratmeter. n BERLIN Ganz unten in der Mietstatistik liegen große Trabantenstadt-Gebiete der Nachkriegszeit, die teils schlecht an die Innenstadt angebunden sind: das Märkische Viertel am nördlichen Stadtrand [32], Hellersdorf und Marzahn [15] am östlichen sowie die Spandauer Hochhausquartiere Falkenhagener Feld und Heerstraße Nord [07] nahe dem westlichen Rand Berlins. Es sind die einzigen Gebiete der Stadt, in denen die mittlere Angebotsmiete pro Quadrat meter nach wie vor deutlich unter 6,50 Euro rangiert. Zwar sind auch hier die Angebotsmieten zuletzt gestiegen, doch werden sie Standorte für preisgünstiges Wohnen bleiben. Der inzwischen belebte Wohnungsneubau dürfte weder die Gewichte zwischen den Stadtteilen wesentlich verschieben noch den Gesamtmarkt zugunsten der Nachfrager entspannen. Dazu ist der Neubau im Verhältnis zur Stadtgröße und zur Einwohnerentwicklung mit den starken Haushaltszuwächsen zu schwach. Er belebt jedoch einzelne Quartiere mit großen Brachen. Das gilt aktuell für das Gebiet nördlich des Hauptbahnhofs, für das östlich angrenzende Gebiet rund um die Chausseestraße und für den früheren Grenzstreifen zwischen Mitte und Kreuzberg. Mittelfristig soll es auch in Außenbezirken Neubauschwerpunkte geben, etwa in Schöneweide, Lichterfelde-Süd und Lichtenberg. Sie alle senken den Druck auf den Markt. Dieser dürfte jedoch insgesamt wegen des anhaltenden Zuzugs nach Berlin in den nächsten Jahren weiter hoch bleiben. MIETANSTIEGE IN DER GESAMTEN STADT, KEINE TRENDUMKEHR ZU ERWARTEN Berlins Mietniveau liegt noch unter dem von anderen Metropolen, holt aber in jüngster Zeit auf. Einwohner- und Haushaltszahlen sowie die noch unter Bundesdurchschnitt liegende Kaufkraft wachsen und sorgen für eine hohe Nachfrage nach Wohnraum. Nachdem sich der Mietanstieg zunächst auf Citylagen und innerstädtische Szeneviertel konzentriert hatte, geht er nun zunehmend in die Breite und erreicht auch dezentrale Lagen. Ein Ende des Mietanstiegs ist nicht abzusehen, da die Einwohnerzahl der Stadt weiterhin deutlich rascher wachsen dürfte als das Wohnungsangebot. Der Neubau belebt sich, hält aber mit dem Anstieg der Nachfrage nicht Schritt. 027 STA N D O RT P O RT R ÄT n BERLIN AngebotsmieteN IN BERLIN 2015 Stadtgebiet [01] Alt-Hohenschönhausen, Weißensee-Ost [02] Alt-Schöneberg, Rathaus, Crellestraße, Schöneberger Insel, Viktoria-Luise-Platz, Bayerischer Platz und Winterfeldtplatz [03] Britz-West, Buckow-West, Rudow, Buschkrugallee, Johannisthal [04] Charlottenburg-Nord, Nauener Platz, Rehberge, Westhafen, Gesundbrunnen, Soldiner Straße Anzahl der Mietangebote Wohnungsgröße, Median in m2 Kaltmiete, Median, in €/m2/Monat 836 64,0 8,00 1.184 61,0 10,26 1.112 64,1 7,50 2.098 56,0 8,59 [05] Chausseestr., Unter den Linden, Rosenthaler Platz, Hackescher Markt [06] Deutsche Oper, TU, Mierendorffplatz, Karl-August-Platz, Alt-Moabit-West 2.575 79,0 13,00 1.194 63,0 9,88 [07] Falkenhagener Feld, Heerstraße/Wilhelmstraße [08] Friedenau, Schildhornstraße, Fichtenberg, Rüdesheimer Platz, Schmargendorf-West 401 69,2 6,29 1.408 68,3 9,40 [09] Friedrichsfelde-Nord, Lichtenberg, Fennpfuhl 1.035 56,0 8,13 659 62,0 7,20 [10] Friedrichsfelde-Süd, Marzahn-Mitte, Biesdorf, Kaulsdorf, Mahlsdorf [11] Friedrichshain [12] Grunewald, Dahlem [13] Hochmeisterplatz, Halensee, Volkspark Wilmersdorf, Güntzelstraße [14] Johannisthaler Chaussee, Buckow-Ost, Gropiusstadt [15] Kaulsdorf-Nord, Hellersdorf, Marzahn, Ahrensfelde 2.802 58,9 10,78 658 97,4 11,50 1.080 65,0 9,89 270 71,0 7,00 2.243 67,9 5,92 [16] Konradshöhe, Heiligensee, Frohnau, Hermsdorf, Alt-Tegel [17] Köpenick, Adlershof, Friedrichshagen, Rahn- und Bohnsdorf, Müggelheim, Grünau, Schmöckwitz 639 73,2 8,42 2.198 68,0 7,96 [18] Kreuzberg, Potsdamer Platz 2.602 57,0 11,43 [19] Lichterfelde, Unter den Eichen, Ostpreußendamm 928 71,4 8,50 [20] Marienfelde, Lichtenrade, Lankwitz-Süd 929 68,9 7,32 [21] Moabit-Südost, Birken-, Beussel-, Stephanstraße, Zoo, Bülowbogen [22] Niederschönhausen, Pankow-Mitte, Neumannstraße, Ostseestraße, Weißensee-West 1.318 55,0 9,50 1.876 63,5 8,89 [23] Nord-Neukölln 2.029 50,0 10,00 [24] Pankow-Nord, Malchow, Wartenberg, Falkenberg 1.189 70,5 7,44 [25] Prenzlauer Berg 2.769 62,0 11,08 [26] Rummelsburg, Karlshorst, Treptower Park [27] Savignyplatz, westliche Kantstraße, Sybelstraße, Olivaer Platz, Ludwigkirchplatz, Tauentzienstraße 942 63,7 9,18 1.415 79,0 11,03 [28] Sonnenallee-Süd, Baumschulenweg, Schöneweide 1.046 59,0 7,20 [29] Spandau (ohne Falkenhagener Feld, Heerstraße/Wilhelmstraße) [30] Tegel (Südost), Eichborndamm, Alt-Reinickendorf, Residenzstr., Borsigwalde, Wittenau [ 31] Tempelhof, Mariendorf, Rixdorfer Straße, Rathaus Steglitz, Lankwitz-Nord 2.188 65,5 7,01 1.597 60,0 7,44 1.748 62,0 8,25 [32] Waidmannslust, Märkisches Viertel, Lübars 338 82,2 6,20 [33] Westend, Schloss Charlottenburg, Olympiastadion, Lietzensee 1.122 70,0 9,74 [34] Zehlendorf, Clayallee-Süd, Wannsee, Nikolassee, Schlachtensee, Gatow, Kladow 1.174 78,1 9,05 47.602 64,3 8,99 Berlin gesamt 028 STA N D O RT P O RT R ÄT n BERLIN MiTTleRe an Ge BoTS Mie Te in Den STaDTGeBieTen 2015 32 24 16 30 22 15 01 07 04 29 25 21 33 05 09 11 06 13 12 10 18 27 02 26 23 28 08 34 31 03 19 17 14 20 Median in €/m²/Monat 5,92 – 7,03 7,04 – 7,44 7,45 – 8,05 8,06 – 8,55 8,56 – 9,32 029 9,33 – 9,89 9,90 – 11,00 11,01 – 13,00 STA N D O RT P O RT R ÄT n B R AU N S C H W E I G Braunschweig: Wachsende Nachfrage an einem dynamischen Standort Niedersachsens zweitgrößte Stadt verzeichnet immer mehr Einwohner und Arbeitsplätze. Dies erhöht das früher recht bescheidene Mietniveau. Wohnungssuchende zeigen auch in dieser Stadt eine klare Vorliebe für gewachsene, zentrumsnahe Standorte. Braunschweig wächst dank seiner know-how-intensiven und exportstarken Industrie sowie der zahlreichen Bildungseinrichtungen, bei denen ein Schwerpunkt in der Technik liegt. Nach einer EU-Studie ist die Stadt mit 27 Einrichtungen und 250 Hightechfirmen eine der forschungsintensivsten Regionen Europas. Mit Hannover, Göttingen und Wolfsburg bildet die Stadt eine Metropolregion. Im östlichen Niedersachsen ist Braunschweig der zentrale Standort für den Einzelhandel mit mehr als 13.000 Geschäften, für Verwaltungen sowie industrienahe und private Dienstleister. Bei den Existenzgründungen gehört Braunschweig bundesweit zu den führenden Städten. Rund 20.000 Studenten sind an der Technischen Universität und der Kunsthochschule eingeschrieben. Die Einwohnerzahl ist von ihrem Tiefpunkt im Jahr 2003 bis 2014 um mehr als 10.000 gestiegen, die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von 2004 bis 2014 um 17,4 Prozent und damit stärker als im bundesdeutschen Durchschnitt (plus 14,7 Prozent) und auch im benachbarten Hannover (plus 12,9 Prozent). Parallel hat sich die Arbeitslosenquote seit 2005 nahezu halbiert und lag im Jahresschnitt 2014 bei 6,8 Prozent. Zwar soll die Einwohnerzahl nach der Bevölkerungsprognose des BBSR von 2012 bis 2030 insgesamt um 2,3 Prozent abnehmen, zugleich aber die Zahl der Haushalte um 1,2 Prozent steigen (BRD = 3,0 Prozent). Braunschweig ist eine recht junge Stadt. Der Anteil der 18- bis 44-Jährigen liegt deutlich über dem Bundesdurchschnitt, die Anteile der Älteren sowie der Kinder und Jugendlichen fallen dagegen niedriger aus. 030 STA N D O RT P O RT R ÄT n B R AU N S C H W E I G Braunschweig hat den höchsten Beschäftigtenanteil im Bereich Forschung und Entwicklung in Deutschland und ist bei der Intensität in diesem Bereich mit 7,3 Prozent des BIPs eine der führenden Regionen Europas. MIETANSTIEG VON NIEDRIGER AUSGANGSBASIS All das hat deutliche Einflüsse auf den Wohnungsmarkt. So ist der Median der Angebotsmieten von 2012 bis 2015 um 15,5 Prozent gestiegen. Doch die Ausgangsbasis war niedrig, deshalb liegt der Wert mit 7,16 Euro pro Quadratmeter nach wie vor tiefer als in vergleichbaren Städten Süd- und Westdeutschlands. Hier spielt nicht zuletzt das größere Angebot an Bauland in Braunschweig eine Rolle, das indirekt auch den Mietmarkt entlastet hat. Jetzt aber werden vermehrt innerstädtische Standorte gesucht; Mietwohnungen sind stärker gefragt als Eigenheime in Vororten. Die zunehmende Verengung des Mietmarktes ist auch an der Leerstandsquote ablesbar. Sie ist von 3,6 Prozent im Jahr 2009 auf 2,0 Prozent im Jahr 2014 gesunken. 031 STA N D O RT P O RT R ÄT n B R AU N S C H W E I G Braunschweigs Gebiet mit der höchsten mittleren Ange botsmiete pro Quadratmeter ist der östliche Stadtrand mit Volkmarode, Schapen und anderen kleineren Ortslagen [12]. Überwiegend sind diese Gebiete von Einfamilien häusern geprägt. Der Mietmarkt ist mit weniger als 80 Angeboten im Untersuchungszeitraum klein, sodass die mittlere Angebotsmiete von 8,42 Euro pro Quadratmeter mit Vorsicht zu interpretieren ist. Die zahlungskräftigeren Nachfrager konzentrieren sich jedoch mehr und mehr auf zentrale Lagen, sodass das Steigerungspotenzial in und um Volkmarode vorerst ausgereizt scheint. HOCHWERTIGES WOHNEN RUND UM DEN STADTKERN Das nächst teurere Gebiet liegt unmittelbar südlich und östlich der Innenstadt zwischen dem Bürger- und dem Prinzenpark [01]. In dem citynahen Stadtteil mit vielen gut gepflegten Altbauten und oft grünen Höfen beträgt der Angebotsmittelwert wie im Vorjahr 8,07 Euro pro Qua dratmeter. In diesem Gebiet liegt auch das städtebaulich aufsehenerregende Neubauquartier St. Leonhards Garten, dessen Grundform der eines römischen Hippodroms gleicht. Es folgt der Stadtkern [09] mit einer mittleren An gebotsmiete von 8,03 Euro pro Quadratmeter. Er belegt das verstärkte Interesse an zentralem, bestens erschlosse- nem Wohnen und ist zudem hinsichtlich der Angebotszahl der lebhafteste Braunschweiger Teilmarkt. Der Mietanstieg war hier mit 5,7 Prozent etwas moderater als im Vorjahr. Auch das citynahe Gebiet rund um das Wilhelmitor und das Petritor-Ost und -West [14] hat noch Angebots mieten deutlich oberhalb des Braunschweiger Mittelwerts, ebenso Ölper, Petritor-Nord [07]. Dieses Gebiet hat einerseits doppelten Charme wegen seiner teils noch dörflichen Strukturen und der Nähe zum Ölpersee. Andererseits liegt es in Teilen etwas isoliert zwischen zwei Autobahnen im Braunschweiger Nordwesten. Das Gebiet weist eine mittlere Angebotsmiete von 7,64 Euro auf. 0,22 Euro niedriger liegt der Mittelwert auf dem mit weniger als 100 inserierten Wohnungen im Untersuchungszeitraum kleinen Markt in den weit verstreuten Dörfern und Siedlungen Völkenrode, Lehndorf, Lamme und Kanzlerfeld [11] am westlichen Braunschweiger Stadtrand. Hier finden sich zahlreiche Bauten der Nachkriegszeit, die aber zum Beispiel in der großen Siedlung Kanzlerfeld häufig gehobene Qualität aufweisen. Alle weiteren Braunschweiger Gebiete liegen unterhalb des gesamtstädtischen Angebotsmittelwerts von 7,16 Euro pro Quadratmeter. Das relativ teuerste unter ihnen mit 7,11 Euro ist wiederum citynah: Das Quartier um Nordbahnhof, TU und Hagenring [06], das nordöstlich und nördlich der Innenstadt liegt und noch zahlreiche Altbauten aufweist – etwa im denkmalgeschützten Siegfriedviertel aus den 1920er- und 1930er-Jahren. Noch beliebter sind Wohnungen in den meist vierstöckigen, frei stehenden Gründerzeitmietshäusern nahe der Oker am Altstadtrand. Andererseits gibt es aber große Verkehrsachsen und Hochschulgebäude, die die Maßstäbe der Umgebung sprengen. Allerdings gingen hier die Angebotsmieten 2015 um 1,0 Prozent zurück; gerade bei Studenten dürften die Grenzen der Zahlungsfähigkeit erreicht sein. 032 STA N D O RT P O RT R ÄT n B R AU N S C H W E I G VERTEILUNG DER AngebotsmieteN IN BRAUNSCHWEIG 2014 UND 2015 Anteil der Angebote zum jeweiligen Mietpreis in €/m2/Monat 2014 2,8 1,6 47,8 41,7 32,6 38,4 11,7 14,6 3,6 2,7 2015 1,5 1,0 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0% unter 5,00 € 5,00 € bis 6,99 € 7,00 € bis 8,99 € 9,00 € bis 10,99 € 11,00 € bis 12,99 € 13,00 € und mehr Die Angebotsmieten bewegen sich in Braunschweig auf moderatem Niveau. Bei mehr als 40 Prozent der angebotenen Wohnungen lag der Mietpreis im Jahr 2015 unter der Schwelle von 7,00 Euro pro Quadratmeter. DURCHWACHSENES BILD AM STADTRAND Den nächsten Rang bei der Miethöhe nimmt das im Süden der Stadt gelegene Gebiet von Zuckerberg bis Leif erde [04] ein, in dem die mittlere Angebotsmiete pro Quadratmeter sogar um 2,0 Prozent gesunken ist. Hier liegen mit Heidberg, Melverode und Stöckheim typische randstädtische Entwicklungsgebiete der Nachkriegsjahrzehnte mit vielen Zeilenbauten, Reihen- und frei stehenden Einfamilienhäusern. Das Stadtviertel Zuckerberg nördlich davon ist ein renommiertes Villengebiet mit einem nur kleinen Mietmarkt. Die Angebotsmieten schwanken hier auch aufgrund des insgesamt nicht sehr umfangreichen Angebots recht stark. Im Nordosten liegen die Siedlungen und Vororte Querum, Dibbesdorf, Hondelage und Kralenriede [08]. Aufgrund ihrer kleinteiligen Baustruktur weisen sie mit weniger als 100 Offerten im Untersuchungszeitraum insgesamt nur ein kleines Angebot an Mietwohnungen auf. KENNZAHLEN ZUM WOHNUNGSMARKT Braunschweig Niedersachsen durchschnittliche Angebotsmiete 2015 in €/m²/Monat 7,16 6,00 6,51 durchschnittliche Fläche der Mietangebote 2015 in m² 65,0 70,0 68,0 Leerstandsquote im Geschosswohnungsbau 2014 in % 2,0 3,4 3,0 fertiggestellte Wohnungen1) je 1.000 Einwohner 2014 1,2 3,0 2,7 davon im Geschosswohnungsbau 0,6 1,1 1,3 2) Deutschland 1) im Wohn- und Nichtwohnbau, ohne Umbaumaßnahmen, inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar 2) inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar Quellen für Grafiken und Tabellen: CBRE auf Datenbasis empirica-systeme, CBRE-empirica-Leerstandsindex, Statistische Landesämter, Statistische Ämter der Städte, Statistisches Bundesamt, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), Michael Bauer Research, Bundesagentur für Arbeit 033 STA N D O RT P O RT R ÄT n B R AU N S C H W E I G AngebotsmieteN IN BRAUNSCHWEIG 2015 Stadtgebiet [01] Bürgerpark, Prinzenpark Anzahl der Mietangebote Wohnungsgröße, Median in m2 Kaltmiete, Median, in €/m2/Monat 8,07 216 72,0 [02] Geitelde, Broitzem, Stiddien, Rüningen, Gartenstadt, Am Südsee 99 64,0 6,67 [03] Harxbüttel, Thune, Wenden, Bienrode, Waggum, Bevenrode 61 65,0 6,75 [04] Leiferde, Stöckheim, Melverode, Heidberg, Zuckerberg 124 64,1 7,00 [05] Mascherode, Rautheim, Hauptbahnhof 215 58,0 6,81 [06] Nordbahnhof, Altes und Neues Hochschulviertel, Am Hagenring 227 65,0 7,11 [07] Ölper, Petritor-Nord 191 60,0 7,64 7,00 [08] Querum, Dibbesdorf, Hondelage, Kralenriede, Querumer Forst 88 68,0 [09] Stadtkern, Hagen, Altewiek, Hohetor, Neustadt 323 67,0 8,03 [10] Timmerlah, Weinberg, Hermannshöhe, Rothenburg 218 73,0 5,80 [11] Völkenrode, Lehndorf, Lamme, Kanzlerfeld 82 66,5 7,42 [12] Volkmarode, Schapen, Riddagshausen, Gliesmarode, Pappelberg 78 73,0 8,42 121 56,8 6,56 [13] Watenbüttel, Veltenhof, Rühme [14] Wilhelmitor, Petritor-Ost und -West Braunschweig gesamt Mit einer Ausnahme haben alle weiteren Braunschweiger Gebiete mittlere Angebotsmieten pro Quadratmeter zwischen 6,50 und 7,00 Euro. Das Gebiet Mascherode, Rautheim, Hauptbahnhof [05] am südöstlichen Ende der Stadt umfasst streckenweise attraktive, aber etwas isolierte Siedlungsgebiete mit den zweitkleinsten in der Stadt angebotenen Mietwohnungen. Braunschweigs nördlichstes Gebiet zwischen Harxbüttel, Bienrode und Bevenrode [03] liegt weitab vom Zentrum und besteht aus einer Gruppe von Siedlungsgebieten mittlerer Attraktivität. Die im Südwesten verstreuten Gebiete Geitelde, Broitzem, Stiddien, Rüningen, Gartenstadt und Am Südsee [02] sind teilweise 259 62,0 7,69 2.302 65,0 7,16 dörflich, teilweise durch Siedlungsbauten der Nachkriegszeit geprägt. In den nordwestlichen Vororten Watenbüttel, Veltenhof und Rühme [13] findet sich ein hoher Anteil an gewerblicher Nutzung. Auf dem letzten Rang in der Mietstatistik ordnet sich schließlich die Trabantensiedlung Weststadt mit ihrer Umgebung [10] ein. Insgesamt liegt die mittlere Angebotsmiete in diesem Gebiet bei 5,80 Euro pro Quadratmeter. MIETANSTIEG MÖGLICH, ABER KEINE STARKE MARKTVERENGUNG ZU ERWARTEN Seit Jahren wächst Braunschweig dynamisch an Bevölkerung, Beschäftigten und Kaufkraft. Das Mietniveau steigt entsprechend von einer recht niedrigen Basis aus mehr und mehr an. Der Wirtschaftsstandort ist solide und zukunftsorientiert, was auch in Zukunft zu einer hohen Nachfrage führen dürfte. Mit einer extremen Verengung des Mietmarktes ist aber nicht zu rechnen. Dafür haben Braunschweigs Wohnungssuchende zu viele Möglichkeiten, ins Umland auszuweichen oder im Stadtgebiet ein Eigenheim zu bauen. Wenn jedoch der Trend zur City auch in dieser Stadt anhält, könnten zumindest in Braunschweigs Zentrum Knappheit aufkommen und die Mieten nochmals deutlich steigen. 034 STA N D O RT P O RT R ÄT n B R AU N S C H W E I G MiTTleRe an Ge BoTS Mie Te in Den STaDTGeBieTen 2015 03 13 11 08 07 14 12 06 09 01 10 05 02 04 Median in €/m²/Monat 5,80 – 6,63 6,64 – 6,77 6,78 – 6,98 6,99 – 7,06 7,07 – 7,44 035 7,45 – 7,68 7,69 – 8,04 8,05 – 8,42 STA N D O RT P O RT R ÄT n BREMEN Bremen: Weiterhin mäßige Mieten in der Hansestadt In Deutschlands zehntgrößter Stadt ist das Wohnen traditionell günstiger als in anderen Metropolen. Doch wegen des Wachstums von Wirtschaft und Bevölkerung wird es auch hier knapper und teurer – allerdings eher gemächlich. Bremen blickt auf eine lange Geschichte als Bischofsstadt und Kaufmannssiedlung zurück. Im 13. Jahrhundert der Hanse beigetreten, gelangte die Stadt zu vermehrter wirtschaftlicher Bedeutung und entwickelte sich in der Folge zur Hafen- und Handelsstadt, in der der Außenhandel sowie die Schiffbau- und Stahlindustrie eine bedeutende Rolle spielten. Der Strukturwandel ab den 1970er-Jahren führte zu Einwohnerverlusten und einem starken Anstieg der Arbeitslosigkeit in der Stadt, jedoch zeigen sich in den vergangenen Jahren positive Trends. So stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von 2004 bis 2014 um 11,5 Prozent. Den Zuwachs verdankt Bremen unter anderem seinem Hafen, Branchen wie Luft- und Raumfahrt, Windenergie, maritime Wirtschaft und Logistik, aber auch klassischen industriellen Großproduzenten von Autos, Nahrungsund Genussmitteln. Auch die Einwohnerzahl wächst leicht. Ende 2014 lebten mit 551.767 Einwohnern 1,4 Prozent mehr in der Stadt als Ende 2011. Ursache ist allein Bremens Wanderungsüberschuss. Nach Prognosen soll die Einwohnerzahl bis 2030 im Vergleich zu 2012 noch minimal sinken, die Zahl der Haushalte allerdings um 1,2 Prozent ansteigen. EIN OST-WEST- UND EIN SÜD-NORD-GEFÄLLE Das Wachstum von Wirtschaft und Bevölkerung hat sich 2015 auf dem Wohnungsmarkt nur leicht niedergeschlagen. Die mittlere Angebotsmiete pro Quadratmeter stieg im Jahr 2015 nur um 0,4 Prozent und damit deutlich schwächer als im Vorjahr (plus 5,0 Prozent). Mit 7,21 Euro liegt Bremen aber weiterhin erst an 16. Stelle unter den 29 Städten, die für diesen Bericht untersucht wurden. Bei der Einwohnerzahl steht die Stadt dagegen auf Rang 10 in Deutschland. Bremen war noch nie ein sehr teurer Immobilienstandort: Kaufkraft und Einkommen erreichen nicht die hohen Werte ähnlich großer Städte wie Frankfurt, Stuttgart 036 STA N D O RT P O RT R ÄT n BREMEN In Bremen wird bundesweit die größte Menge Kaffee verarbeitet und umgeschlagen. Nahezu jede zweite Kaffeebohne, die in Deutschland weiterverarbeitet wird, reist über die Bremischen Häfen ein. oder Düsseldorf. Zudem haben Nachfrager gute Möglichkeiten, in das weite niedersächsische Umland auszuweichen. All das lässt auch für die Zukunft keine starke Erhöhung des Mietniveaus erwarten. Innerhalb der Stadt gibt es recht deutliche Unterschiede zwischen den lokalen Angebotsmieten. Prinzipiell existiert sowohl ein Ost-West-Gefälle als auch eines von Sü- den nach Norden, wobei sich im Zentrum und östlich davon die Gebiete mit den höchsten Angebotsmieten ballen und im Bremer Norden die mit den niedrigsten. Den Spitzenrang nimmt mit einer mittleren Angebotsmiete von 8,67 Euro pro Quadratmeter die Bremer Stadtmitte [08] ein, die 2015 mit 8,4 Prozent auch stadtweit den stärksten Anstieg erlebt hat. Hauptvorteil ist die zentrale Lage; ge- 037 STA N D O RT P O RT R ÄT n BREMEN wisse Nachteile gibt es bei der Wohnqualität: Das Gebiet ist von Dienstleistern geprägt und teils stark verkehrsbelastet; das Wohnumfeld ist für Bremer Verhältnisse relativ beengt und unruhig. Auf dem zweiten Rang folgt das Gebiet Schwachhausen [14], das einerseits zentrumsnah ist und andererseits benachbart zum Bürgerpark, dem Rhododendronpark, dem Stadtwaldsee und anderen grünen Oasen liegt. In Schwachhausen befinden sich Mietwohnungen meist in kleineren Mehrfamilienhäusern, die oft von Grün umgeben sind. Fast selbstverständlich ist, dass in Bremens Nobelviertel auch die im Mittel zweitgrößten Wohnungen der Stadt angeboten werden – 73,3 Quadrat meter beträgt hier der Mittelwert. Höher fällt die durchschnittliche Fläche der Angebote nur im relativ kleinen Markt von Oberneuland [10] aus. Die Kombination von hohen Quadratmeterpreisen und großen Wohnflächen führt in Schwachhausen zu besonders hohen Gesamtkosten für Mieter, wenn sie eine neue Wohnung beziehen möchten. Insgesamt dämpfen die relativ hohen Mietkosten und da rüber hinaus auch ein umfangreiches Angebot im Stadtteil die Mietentwicklung: In den vergangenen drei Jahren stieg die mittlere Angebotsmiete in Schwachhausen jeweils nur um rund 1 Prozent. GEFRAGTE MÄRKTE NAHE DER CITY Die im Mittel dritthöchste Angebotsmiete der Stadt weist mit 8,31 Euro die östliche Vorstadt [13] auf, die vom Stadt zentrum, der Weser, der Bahnstrecke zum Hauptbahnhof und der St.-Jürgen-Straße begrenzt ist. Hier dominiert der Typus des „Bremer Hauses“, schmale Reihenhäuser mit kleinen Gärten, die oft noch aus der Kaiserzeit stammen. Das citynahe Gebiet weist hohe urbane Qualitäten auf. Die Sozialstruktur ist bunt gemischt; Grün findet sich an der Weser, den Wallanlagen und in nahezu allen Innenhöfen mit Ausnahme des hoch verdichteten Ostertorsteinwegs. Hinsichtlich der mittleren Angebotsmiete rangiert Findorff [03] mit einem Quadratmeter-Mittelwert von 8,25 Euro auf Platz 4. Der Stadtteil liegt nördlich des Zen trums und westlich des Bürgerparks. Auch dieses Gebiet prägen Bremer Häuser, wenn auch oft jüngere als in der östlichen Vorstadt. Nahe des Utbremer Rings gibt es zahlreiche Geschossbauten aus der Nachkriegszeit. Insgesamt werden in Findorff Bremens kleinste Mietwohnungen angeboten, gemeinsam mit der Neustadt [09] und Woltmershausen [18]. Der Größenmittelwert beträgt nur 58 Quadratmeter. ENTWICKLUNG IM HAFENVIERTEL Die im innerstädtischen Ranking mit Angebotsmieten zwischen 7,66 und 7,90 Euro folgenden Quartiere Oberneuland [10], Neustadt [09] und Horn-Lehe [06] mit der Bremer Universität liegen allesamt in einiger Entfernung zum Zentrum, die Neustadt dabei am zentrumsnächsten auf der westlichen Weserseite zwischen Innenstadt und Flughafen. Auch hier dominiert fast vollständig das historische Bremer Haus. Ein Sonderfall ist Walle [17]: Es liegt nördlich des Zen trums und gilt traditionell als Hafen-, Industrie- und Arbeiterviertel. Jetzt aber etabliert sich im Hafen selbst mehr und mehr hochwertiges Wohnen und beschert dem Stadtteil das zweitteuerste Top-Marktsegment Bremens: Die inserierten Mieten für das teuerste Zehntel der angebotenen Wohnungen beginnen bei 12,00 Euro pro Quadratmeter. Der mittlere Quadratmeterpreis sämtlicher angebotenen Wohnungen im Gebiet stagnierte jedoch im Jahr 2015 nach einem kräftigen Anstieg im Vorjahr und liegt weiterhin bei 7,50 Euro pro Quadratmeter. 038 STA N D O RT P O RT R ÄT n BREMEN VERTEILUNG DER AngebotsmieteN IN BREMEN 2014 UND 2015 Anteil der Angebote zum jeweiligen Mietpreis in €/m2/Monat 2014 5,1 6,1 40,2 39,1 36,0 34,0 13,4 14,5 3,8 5,1 2015 1,5 1,2 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0% unter 5,00 € 5,00 € bis 6,99 € 7,00 € bis 8,99 € 9,00 € bis 10,99 € 11,00 € bis 12,99 € 13,00 € und mehr Der Anteil der hochpreisigen Mietangebote ab 9,00 Euro pro Quadratmeter lag in Bremen im Jahr 2015 nur wenig über dem Vorjahreswert. Rund drei Viertel der Angebote bewegten sich zwischen 5,00 und 8,99 Euro. Alle anderen Stadtteile Bremens weisen mittlere Ange botsmieten deutlich unter dem gesamtstädtischen Mittelwert von 7,21 Euro pro Quadratmeter auf. Unter diesen Quartieren liegt Woltmershausen [18] westlich der City und auf der anderen Weserseite mit einem Angebotsmittelwert von 6,75 Euro pro Quadratmeter am höchsten, gefolgt von Obervieland [11] im Süden der Stadt. Relativ dezentral im Südosten der Stadt liegen die Gebiete Oster holz [12] und Vahr [15]. Osterholz war früher belastet durch das Hochhausgebiet Tenever, dessen Struktur sich aber nunmehr durch Hochhausabrisse und ein gepflegteres Wohnumfeld verbessert hat. Die mittleren Angebots mieten sind in Osterholz binnen drei Jahren um 17,4 Prozent angestiegen. Vahr ist Literaturfreunden durch den Roman „Neue Vahr Süd“ von Sven Regener als monotones Wohngebiet aus der Nachkriegszeit bekannt, inzwischen aber gut integriert in die Stadt und als preisgünstiger grüner Wohnstandort beliebt. KENNZAHLEN ZUM WOHNUNGSMARKT Bremen Bundesland Bremen Deutschland durchschnittliche Angebotsmiete 2015 in €/m²/Monat 7,21 6,57 6,51 durchschnittliche Fläche der Mietangebote 2015 in m² 64,0 63,3 68,0 Leerstandsquote im Geschosswohnungsbau 2014 in % 2,2 3,1 3,0 fertiggestellte Wohnungen1) je 1.000 Einwohner 2014 2,0 1,8 2,7 davon im Geschosswohnungsbau 1,4 1,2 1,3 2) 1) im Wohn- und Nichtwohnbau, ohne Umbaumaßnahmen, inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar 2) inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar Quellen für Grafiken und Tabellen: CBRE auf Datenbasis empirica-systeme, CBRE-empirica-Leerstandsindex, Statistische Landesämter, Statistische Ämter der Städte, Statistisches Bundesamt, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), Michael Bauer Research, Bundesagentur für Arbeit 039 STA N D O RT P O RT R ÄT n BREMEN AngebotsmieteN IN BREMEN 2015 Stadtgebiet Anzahl der Mietangebote Wohnungsgröße, Median in m2 Kaltmiete, Median, in €/m2/Monat [01] Blumenthal 466 65,5 5,63 [02] Burglesum 348 64,0 6,08 [03] Findorff 344 58,0 8,25 [04] Gröpelingen 445 58,7 5,67 [05] Hemelingen 249 60,0 6,16 [06] Horn-Lehe 382 68,0 7,66 [07] Huchting 234 64,2 6,22 [08] Mitte 8,67 452 63,3 [09] Neustadt 776 58,0 7,89 [10] Oberneuland 100 85,5 7,90 [11] Obervieland 189 68,4 6,67 [12] Osterholz 324 68,2 6,52 8,31 [13] Östliche Vorstadt 760 60,0 1.057 73,3 8,65 448 63,0 6,48 [16] Vegesack 529 68,0 6,00 [17] Walle 455 65,0 7,50 [18] Woltmershausen 206 58,0 6,75 7.764 64,0 7,21 [14] Schwachhausen [15] Vahr Bremen gesamt Bremens günstigste Quartiere mit Mittelwerten unter 6,10 Euro liegen hoch im Norden der Stadt. In den traditionellen Industrievororten Burglesum [02], Vegesack [16], Gröpelingen [04] und Blumenthal [01] werden noch zahlreiche Wohnungen für unter 5,00 Euro pro Quadratme ter angeboten. In Gröpelingen gingen die Angebotsmie ten 2015 nach einem Anstieg von 6,5 Prozent im Vorjahr nun wieder leicht zurück. Ganz unten im Mietranking steht Blumenthal. Im Mittel verlangen Anbieter hier mit 5,63 Euro pro Quadratmeter Bremens moderateste Preise bei Neuvermietungen. MÄSSIGER MIETANSTIEG AUF NIEDRIGER AUSGANGSBASIS Bremen ist nicht nur eine grüne Stadt, sondern im Vergleich eine bis heute noch preiswerte Wohnstadt. Unter den 29 Städten dieses Reports ordnet sie sich hinsichtlich der mittleren Angebotsmiete nur auf Rang 16 ein. Die positive Wirtschafts- und Bevölkerungsentwicklung hat allerdings auch in Bremen zu einem Anstieg der Nachfrage nach Mietwohnungen geführt. Die mittleren Angebotsmieten pro Quadratmeter stiegen zuletzt im Schnitt um rund 3 Prozent pro Jahr. Stärkere Anstiege verzeichneten dabei vor allem die günstigen Quartiere der Stadt, während die Mietentwicklung in den bereits teuren Stadtteilen – mit Ausnahme des Zentrums – zuletzt schwach war. Die preiswertesten Angebote finden sich nach wie vor im Norden der Stadt. 040 STA N D O RT P O RT R ÄT n BREMEN MiTTleRe an Ge BoTS Mie Te in Den STaDTGeBieTen 2015 01 16 02 04 06 17 18 03 10 14 08 15 13 09 07 05 11 12 Median in €/m²/Monat 5,63 – 6,01 6,02 – 6,17 6,18 – 6,49 6,50 – 6,71 6,72 – 7,60 041 7,61 – 7,89 7,90 – 8,30 8,31 – 8,67 STA N D O RT P O RT R ÄT n C H E M N I TZ Chemnitz: Hoffnungsschimmer für den Markt, doch weiterhin sehr niedrige Mieten Sachsens drittgrößte Stadt verzeichnet erstmals seit Langem wieder Zuzug und Einwohnerwachstum. Das wirkt sich auch auf den Wohnungsmarkt aus, der aber nach wie vor von einem starken Überangebot und hohem Leerstand geprägt ist. Rund 20 Jahre lang zeigten die Bevölkerungs- und Arbeitsmarktstatistiken der Stadt Chemnitz vor allem negative Zahlen. Die Einwohnerzahl sank von 1990 bis 2010 um rund 50.000; die Arbeitslosenquote erreichte Höchstwerte bis zu 19,9 Prozent im Jahr 1998. In jüngster Zeit haben sich jedoch die Trends gedreht: Seit 2006 verzeichnet die Stadt wieder regelmäßig einen Wanderungsgewinn; von Ende 2011 bis Ende 2014 ist die Einwohnerzahl um 1,2 Prozent gestiegen. Auch der Arbeitsmarkt zeigt einen positiven Trend. Die lokale und regionale Wirtschaftsstruktur der Stadt ist vor allem durch Branchen der Schwerindustrie geprägt – am bedeutendsten sind der Werkzeug-, Textil-, Fahrzeug- und Maschinenbau. Auch die Solarindustrie hat die Stadt als Produktionsstandort entdeckt und die lokale Forschungslandschaft, etwa die Mikrosystemtechnik, hat sich positiv entwickelt. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist von 2004 bis 2014 um 6,3 Prozent gestiegen. Die Arbeitslosenquote lag im Jahresdurchschnitt 2014 bei 9,9 Prozent und hat sich gegenüber ihrem Höchststand im Jahr 1998 halbiert. DER LEERSTAND SINKT LANGSAM Auf dem Wohnungsmarkt macht sich die Trendwende nur langsam bemerkbar. Der Mittelwert der Angebotsmieten pro Quadratmeter und Monat liegt mit 5,00 Euro unter den 29 untersuchten Städten an letzter Stelle; zeitgleich ist der Leerstand mit 9,2 Prozent im Jahr 2014 weiterhin hoch, sodass wohnungssuchende Haushalte ein – zumindest quantitativ – großes Angebot vorfinden. In jüngerer Zeit ist der Leerstand zwar nur leicht, dafür kontinuierlich gesunken, zugleich ist der Mittelwert der Angebotsmie ten leicht gestiegen. Nach wie vor ist der Markt allerdings von einem Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage 042 STA N D O RT P O RT R ÄT n C H E M N I TZ Nachdem Chemnitz jahrelang Einwohner durch Fortzüge verlor, ist der Wanderungsüberschuss nunmehr das neunte Jahr in Folge positiv. 2014 lag der Zuzugsüberschuss der Stadt bei mehr als 2.500 Personen. entfernt. Auch bei einer weiter günstigen Entwicklung von Wirtschaft und Einwohnerzahl dürfte es noch für lange Zeit bei einem deutlichen Überangebot bleiben. Zudem ist der Positivtrend gefährdet: Größtes Hindernis für eine langfristig günstige Bevölkerungsentwicklung ist die Überalterung der Stadt. Der Anteil der Einwohner, die das 60. Lebensjahr schon erreicht haben, betrug Ende 2014 knapp 35 Prozent. Zum Vergleich: Nur 27,4 Prozent waren es im deutschen Durchschnitt. Alle anderen Altersgruppen sind im Vergleich zum deutschlandweiten Mittel unterrepräsentiert. Nur bei den 18- bis 30-Jährigen liegt Chemnitz gleichauf mit der nationalen Quote. Auch in seiner Bevölkerungs- und Haushaltsprognose bildet Chemnitz im Vergleich zu den 29 analysierten Städten das ab- 043 STA N D O RT P O RT R ÄT n C H E M N I TZ solute Schlusslicht: Nicht nur die Bevölkerung soll bis 2030 um 17,5 Prozent sinken, auch die Anzahl der Haushalte um 15,4 Prozent zurückgehen (BRD: +3,0 Prozent). GERINGES MIETGEFÄLLE INNERHALB DER STADT Die Mietunterschiede zwischen den Stadtgebieten sind in Chemnitz geringer als in anderen Städten. So fällt der Preisunterschied zwischen dem günstigsten und dem teuersten Gebiet der Stadt mit nur 0,86 Euro pro Quadratmeter sehr gering aus. Die höchsten mittleren Angebotsmieten verzeichnete im Jahr 2015 das Gebiet Rabenstein, Siegmar, Reichenbrand [10] im Westen der Stadt. Mit seinen attraktiven Villen und Altbauten, der guten Anbindung an die Innenstadt sowie verschiedenen Naherholungsgebieten wie beispielsweise dem Stausee Rabenstein und dem Rabensteiner Wald gehört es zu den bevorzugten Wohnlagen der Stadt. Im überregionalen Vergleich verlangen Anbieter im Gebiet mit 5,37 Euro allerdings bescheidene Mieten. Bei der Miethöhe folgt ein Stadtrandgebiet, ebenfalls im westlichen Teil von Chemnitz: Es umfasst die ländlich anmutenden Vororte Grüna und Mittelbach [07] mit einer mittleren Angebotsmiete von 5,32 Euro pro Quadratme ter. Aufgrund der kleinteiligen Bebauung in diesem Gebiet fällt das Angebot an Mietwohnungen jedoch gering aus, sodass die Preisentwicklung in den vergangenen Jahren keinen eindeutigen Trend widerspiegelt. Über dem städtischen Durchschnitt hinsichtlich der mittleren Angebots mieten liegt auch das Gebiet Adelsberg, Gablenz [01] im Osten der Stadt. Glanzpunkt von Gablenz ist die im frühen 20. Jahrhundert gebaute und inzwischen denkmalgerecht sanierte Gartenstadt mit viel Grün, hoher städtebaulicher Raumqualität und ansehnlicher Architektur. Auch ein Plattenbaugebiet aus DDR-Zeiten gehört zu diesem Stadtteil, das jedoch zum Großteil aus Wohnzeilen mit geringer Geschosszahl besteht. Adelsberg liegt östlich von Gablenz und besteht vor allem aus kleineren Siedlungs- und dörflichen Bauten. JUGENDSTIL NUR MÄSSIG BEGEHRT Erst an sechster Stelle der lokalen Mietstatistik taucht ein innenstadtnahes Quartier auf: das historische Villen- und Siedlungsgebiet Kaßberg [09] unmittelbar westlich des Zentrums. 2015 verzeichnete es nach einem Anstieg um lediglich 0,01 Euro gegenüber dem Vorjahr eine mittlere An gebotsmiete von 5,08 Euro pro Quadratmeter. Das vorrangig in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstandene und in großen Teilen in seinem Erscheinungsbild erhalten gebliebene Quartier Kaßberg ist eines der größten Gründerzeit- und Jugendstilviertel Deutschlands. Mehrere hundert Häuser sind hier gemeinsam als Flächendenkmal geschützt. Auch die Hinterhöfe sind oft groß und grün. Es folgt das Gebiet Bernsdorf, Lutherviertel [03] südöstlich der Innenstadt. Es ist von Wohnbauten der Zwischen- und Nachkriegszeit geprägt und hat hinsichtlich der Angebotszahl den größten Mietmarkt der Stadt. Der Angebotsmittelwert 2015 betrug 5,01 Euro pro Quadratmeter und hat sich im Vergleich zum Vorjahr wie im Stadtteil Kaßberg nur um 0,01 Euro erhöht. Westlich von Kaßberg liegen die Stadtteile Altendorf, Schönau und Rottluff [02] mit einer mittleren Angebotsmiete von ebenfalls 5,01 Euro pro Quadratmeter. Altendorf ist geprägt durch viele Nachkriegsmietshäuser, Schönau durch die für Chemnitz typische Mischung aus dörflichen Struktu 044 STA N D O RT P O RT R ÄT n C H E M N I TZ VERTEILUNG DER AngebotsmieteN IN CHEMNITZ 2014 UND 2015 Anteil der Angebote zum jeweiligen Mietpreis in €/m2/Monat 2014 7,5 6,5 42,7 41,1 42,1 44,2 6,1 6,6 1,3 1,3 2015 0,2 0,3 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0% unter 4,00 € 4,00 € bis 4,99 € 5,00 € bis 5,99 € 6,00 € bis 6,99 € 7,00 € bis 7,99 € 8,00 € und mehr Die Angebotsmieten in Chemnitz weisen kaum Ausschläge auf. Mehr als 85 Prozent der inserierten Wohnungen wurden zwischen 4,00 und 5,99 Euro pro Quadratmeter angeboten. Mietforderungen über 7,00 Euro sind äußerst selten. ren, Eigenheimsiedlungen und Gewerbegebieten. Ähnliches gilt auch für das nördlich von Schönau gelegene Rottluff. Bei genau 5,00 Euro, dem gesamtstädtischen Mittelwert, liegt die mittlere Angebotsmiete pro Quadratmeter im Stadtteil Schloßchemnitz [12], nordwestlich der Innenstadt, der durch eine Mischung von Wohnen, Gewerbe, Kultur und Freizeiteinrichtungen geprägt ist. Das gleiche Mietniveau findet sich im Gebiet Kappel, Kapellenberg, Stelzendorf, Markersdorf, Alt-Chemnitz, Harthau, Reichen- hain, Erfenschlag [08] sowie im Zentrum [15]. Dieses war stark kriegszerstört und wurde zu DDR-Zeiten mit geringerer Dichte neu bebaut, sodass sich die urbanen Qualitäten anderer Innenstädte hier nicht entwickeln konnten. Auch die Nachverdichtung mit Einkaufszentren und Kaufhäusern hat die Attraktivität des Zentrums als Wohnstandort nicht maßgeblich steigern können. Bereits unter dem städtischen Mittelwert liegt die Angebotsmiete in den nördlichen Stadtrandgebieten Borna-Heinersdorf, Furth, KENNZAHLEN ZUM WOHNUNGSMARKT Chemnitz Sachsen Deutschland durchschnittliche Angebotsmiete 2015 in €/m²/Monat 5,00 5,39 6,51 durchschnittliche Fläche der Mietangebote 2015 in m² 59,0 60,2 68,0 Leerstandsquote im Geschosswohnungsbau 2014 in % 9,2 6,5 3,0 fertiggestellte Wohnungen1) je 1.000 Einwohner 2014 1,7 1,5 2,7 davon im Geschosswohnungsbau 0,8 0,6 1,3 2) 1) im Wohn- und Nichtwohnbau, ohne Umbaumaßnahmen, inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar 2) inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar Quellen für Grafiken und Tabellen: CBRE auf Datenbasis empirica-systeme, CBRE-empirica-Leerstandsindex, Statistische Landesämter, Statistische Ämter der Städte, Statistisches Bundesamt, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), Michael Bauer Research, Bundesagentur für Arbeit 045 STA N D O RT P O RT R ÄT n C H E M N I TZ AngebotsmieteN IN CHEMNITZ 2015 Stadtgebiet Anzahl der Mietangebote Wohnungsgröße, Median in m2 Kaltmiete, Median, in €/m2/Monat [01] Adelsberg, Gablenz 438 51,0 5,29 [02] Altendorf, Rottluff, Schönau 566 57,8 5,01 [03] Bernsdorf, Lutherviertel 1.488 57,5 5,01 [04] Borna-Heinersdorf, Furth, Ebersdorf, Hilbersdorf, Glösa-Draisdorf 1.158 59,0 4,89 244 56,0 4,80 [06] Euba, Kleinolbersdorf-Altenhain 24 70,0 5,09 [07] Grüna, Mittelbach [08] Kappel, Kapellenberg, Stelzendorf, Markersdorf, Alt-Chemnitz, Harthau, Reichenhain, Erfenschlag 90 61,0 5,32 1.004 57,0 5,00 [09] Kaßberg 1.087 62,4 5,08 243 59,8 5,37 33 68,5 5,20 [12] Schloßchemnitz 1.022 59,9 5,00 [13] Sonnenberg, Yorckgebiet 1.445 59,6 4,51 47 58,0 4,69 [05] Einsiedel, Klaffenbach [10] Rabenstein, Siegmar, Reichenbrand [11] Röhrsdorf [14] Wittgensdorf [15] Zentrum Chemnitz gesamt Ebersdorf, Hilbersdorf, Glösa-Drainsdorf [04] und Wittgensdorf [14] sowie im äußersten Süden der Stadt im Gebiet Einsiedel, Klaffenbach [05]. Am unteren Ende der Chemnitzer Mietskala liegt wie im Vorjahr mit einem Mittelwert von 4,51 Euro pro Quadrat meter und einem Rückgang von 0,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr das Gebiet Sonnenberg, Yorckgebiet [13] östlich des Zentrums. Sonnenberg ist ein dicht bebautes Gründerzeitviertel mit oft engen Hinterhöfen und wenig 547 63,0 5,00 9.436 59,0 5,00 Grün und trotz seiner City- und Bahnhofsnähe als Wohnstandort wenig geschätzt. Der Leerstand ist hoch; es gibt seit DDR-Zeiten unsanierte Häuser und etliche Abrisse. Östlich schließt sich das Yorckgebiet an, in den 1970erJahren aus Großplatten errichtet und im Volksmund als „Yorckmassiv“ bezeichnet. LICHTBLICKE NACH LANGER KRISE Einwohnerzahl, Arbeits- und Wohnungsmarkt haben sich in Chemnitz nach einer langen Krise stabilisiert. Derzeit geht es sogar leicht bergauf. Allerdings bleibt das Mietniveau niedrig und der Leerstand hoch. Eine positive Entwicklung erleben aktuell vor allem einige grüne Außengebiete, teils mit historischer Bebauung. Dagegen sind innenstadtnahe Lagen für viele Chemnitzer weniger interessant. Ein wachsendes Problem auf längere Sicht ist die starke Überalterung der Stadt und die sinkende Anzahl an Haushalten. Ihretwegen droht die Einwohnerzahl erneut zu schrumpfen, während aktuell die Wanderungsüberschüsse die negative natürliche Bevölkerungs bewegung noch ausgleichen können. 046 STA N D O RT P O RT R ÄT n C H E M N I TZ MiTTleRe an Ge BoTS Mie Te in Den STaDTGeBieTen 2015 14 04 11 12 02 09 13 15 06 01 10 03 07 08 05 Fallzahl zu gering Median in €/m²/Monat 4,51 – 4,77 4,78 – 4,95 4,96 – 5,00 5,01 – 5,01 5,02 – 5,06 047 5,07 – 5,15 5,16 – 5,30 5,31 – 5,37 STA N D O RT P O RT R ÄT n D O RTM U N D Dortmund: Belebter Markt mit steigenden Angebotsmieten In Dortmund lässt sich der Wandel von der Industriemetropole zur Service- und Wissensstadt auch am Wohnungsmarkt ablesen. Die Angebotsmieten steigen von recht niedrigem Niveau aus, wovon begehrte Lagen im Süden ebenso profitieren wie einfachere Lagen im Norden der Stadt. Zwar ist der industrielle Kern nach wie vor von Bedeutung für die Stadt, jedoch ist der Strukturwandel von der klassischen Metall- und Bergbaustadt des Ruhrgebiets zum Dienstleistungszentrum in Dortmund besonders augenfällig. Auf früheren Industriestandorten gibt es ehrgeizige Entwicklungsprojekte wie den Phoenix-See und sein Umfeld auf einem früheren Stahlwerksgelände. Schwerpunkte in der Dortmunder Branchenstruktur bilden heute beispielsweise der Handel, die Gesundheitswirtschaft und die Logistik. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten erhöhte sich von 2004 bis 2014 um 12,8 Prozent vor allem auch in den vorgenannten Branchen. Eine bedeutende Rolle spielen die Universität und der neben ihr liegende Technologiepark – einer der ältesten und erfolgreichsten in Deutschland. Die Einwohnerzahl Dortmunds steigt nach jahrelangem Rückgang seit 2012 wieder an und lag Ende 2014 bei 580.511 Personen. Die Arbeitslo- senquote, die im Jahr 2005 noch 17,5 Prozent betrug, hat sich in den Jahren 2009 bis 2014 bei Werten um 13 Prozent eingependelt. All das hat auch den Wohnungsmarkt belebt. Die mittlere Angebotsmiete pro Quadratmeter und Monat stieg 2015 um 2,9 Prozent, ihr Median von genau 6,00 Euro ist aber nach wie vor recht niedrig – erst recht, wenn man berücksichtigt, dass Dortmund hinsichtlich der Einwohnerzahl Deutschlands achtgrößte Stadt ist. Der Leerstand ist von 2009 bis 2014 von 3,1 Prozent auf 2,6 Prozent gesunken. CITY UND SÜDWESTEN VORN Die Verteilung der Miethöhen innerhalb des Stadtgebietes zeigt in Dortmund zwei herausragende Merkmale: In zentralen Lagen werden überwiegend deutlich höhere An gebotsmieten verlangt als in dezentralen sowie im eher locker bebauten Süden und Osten höhere als im stärker 048 STA N D O RT P O RT R ÄT n D O RTM U N D Der Dortmunder Westenhellweg gehört zu den meist frequentierten Einkaufs straßen in Deutschland. Statistisch gesehen läuft an den Wochenenden fast jeder zweite Dortmunder täglich einmal über den Westenhellweg. industriell geprägten Norden und Westen. An der Spitze liegt mit einem Median von 7,06 Euro pro Quadratmeter die City [03] mit ihren süd- und südwestlichen Nachbargebieten Kreuzviertel, Wohngegenden um die Westfalenhalle und dem östlich der City gelegenen Stadtteil Kaiserbrunnen. In diesen Stadtteilen sind die lokale Infrastruktur und die Verkehrsanbindung hervorragend. Dank der weit- gehend erhaltenen Blockrandbebauung sind die urbanen Qualitäten die höchsten der Stadt. Auf Rang 2 hat sich der über weite Strecken grüne, teils landschaftlich reizvolle Südwesten mit den Stadtteilen Hombruch, Renninghausen, Barop, Eichlinghofen und Kirchhörde [06] vorgearbeitet. Hier war der Anstieg der mittleren Angebotsmiete um 4,5 Prozent auf 6,97 Euro 2015 der 049 STA N D O RT P O RT R ÄT n D O RTM U N D zweithöchste der Stadt. Ein Großteil dieses Gebiets ist von Einfamilienhäusern und kleineren Geschossbauten geprägt. Den ehemaligen Bergbaustadtteil Hombruch zeichnet seine gute Verkehrsanbindung per Stadt- und S-Bahn aus. Am Westrand des Gebiets liegen die Dortmunder Universität und der renommierte Technologiepark. Das östlich der City gelegene Gebiet – hierzu gehören die östliche Innenstadt, Wambel, Körne und die beliebte Gartenstadt beiderseits des Westfalendamms [10] – nimmt mit 6,44 Euro pro Quadratmeter Rang 3 ein. Hier ist die Zentralität niedriger als in den Toplagen der westlichen Innenstadt. Körne ist relativ locker bebaut, Wambel hat teils schon vorstädtischen Charakter mit viel Grün, aber teils auch mit einer weniger üppigen Infrastruktur als die westliche City. VOM STAHLWERK ZUR SEELANDSCHAFT Im Süden Dortmunds liegen Hörde, Syburg, Wellinghofen, Holzen und Loh [07]. Dieses Gebiet steht mit einer mittleren Angebotsmiete von 6,37 Euro pro Quadrat meter auf Rang 4 der lokalen Rangliste. Abgesehen vom kleinstädtischen Hörder Ortskern herrscht eine aufgelockerte Geschoss- und Einzelhausbebauung vor, in Clarenberg hingegen gibt es auch eine Hochhausballung aus den 1970er-Jahren. Im Süden des Gebiets finden sich teils noch dörfliche Strukturen sowie schöne Hügel- und Hanglagen nahe der Ruhr. Hörde ist Schauplatz von Dortmunds spektakulärstem Entwicklungsprojekt: Auf dem einstigen HoeschAreal ist der Phoenix-See mit einem sehr reizvollen, von Anfang an begehrten Wohnumfeld mit zahlreichen Villen am Hang entstanden. Die Gegend wird sich aller Voraussicht nach in den kommenden Jahren weiter positiv entwickeln, bereits heute werden in diesem Bereich in einigen Objekten Angebotsmieten von mehr als 10,00 Euro aufgerufen. Noch etwas weiter östlich im Dortmunder Süden liegt das Gebiet Aplerbeck, Schüren, Sölde, Sölderholz, Berghofen, Benninghofen [01]. Auch hier dominiert die Mischung aus durchgrünten Wohnquartieren, Gewerbe und freier Landschaft. Die Bebauung ist oft kleinteilig mit Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäusern. Dazu finden sich kleinere Mehrfamilienhäuser mit zwei bis vier Geschossen – oftmals als Zeilenbauten – im Gebiet. Die mittlere Angebotsmiete von 6,02 Euro pro Quadratmeter erklärt sich mit der Cityferne und der oft vorstädtisch weitverstreuten Infrastruktur. Im äußersten Osten der Stadt befindet sich das Gebiet mit den Ortsteilen Brackel, Wickede, Asseln, Kurl und Husen [02]. Die Stadtteile sind überwiegend durch weitläufige Siedlungen, Verkehrswege, eingestreutes Gewerbe und dazwischenliegende Felder und Wiesen geprägt. Es herrscht weder ein städtischer noch ein ländlicher Charakter vor. Das mittlere Angebotsmietniveau ist mit 5,73 Euro bereits unter dem gesamtstädtischen Mittelwert. SIEDLUNGEN IM WESTEN UND NORDEN Alle bisher genannten Stadtteile liegen im Zentrum, im Süden und Osten der Stadt, alle folgenden im Westen und Norden. In den einstigen Bergbaustadtteilen nördlich der Innenstadt vollzogen sich die Zechenschließungen nun schon vor Jahrzehnten. Geblieben sind frühere Werkssiedlungen, die teils schon historisches Flair haben und behutsam modernisiert sind. An der Spitze der Mietskala rangiert in diesen Teilen der Stadt das Gebiet Eving, Brechten, Lindenhorst [05] mit einer mittleren Angebotsmiete von 5,80 Euro pro Quadratmeter. Es folgen die Siedlungen Huckarde, Jungferntal, Deusen, Kirchlinde, Hangeney, Marten sowie Germania [08] nordwestlich des Zentrums. Ganz ruhrgebietstypisch entwickelte sich die Stadt hier rund um Zechen, Fabriken und Dorfkerne. Auf dem nächs- 050 STA N D O RT P O RT R ÄT n D O RTM U N D VERTEILUNG DER AngebotsmieteN IN DORTMUND 2014 UND 2015 Anteil der Angebote zum jeweiligen Mietpreis in €/m2/Monat 2014 1,7 1,4 36,9 32,5 39,9 41,3 15,9 17,2 3,7 4,5 2015 1,9 3,1 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0% unter 4,00 € 4,00 € bis 5,49 € 5,50 € bis 6,99 € 7,00 € bis 8,49 € 8,50 € bis 9,99 € 10,00 € und mehr Der Anteil der Angebotsmieten ab 7,00 Euro pro Quadratmeter hat sich 2015 in Dortmund nochmals deutlich erhöht. Fast ein Viertel der Angebote rangierte über dieser Schwelle. ten Rang liegt das Gebiet Lütgendortmund, Bövinghausen, Westrich [11] mit einem mittleren Angebotsmietniveau von 5,61 Euro. Es umfasst relativ cityferne Siedlungsgebiete mit historischen Industriekernen, aber auch mit landschaftlich reizvollen Zwischenzonen wie dem Dellwiger Bachtal. Eine 0,11 Euro niedrigere mittlere Angebotsmiete weist die nördliche Innenstadt mit dem Hafen [09] auf. Sie liegt aus Sicht des Zentrums nördlich der Bahn und weist eine teils spannungsträchtige soziale Mischung auf. Auch Studenten und jüngere Berufstätige lassen sich hier nieder. Zwar ist das Gebiet inzwischen wegen seiner zentralen Lage begehrter geworden und die mittlere Angebotsmiete von 2012 bis 2015 um 10,0 Prozent gestiegen. Es wäre aber übertrieben, hier von Gentrifizierung zu sprechen. Sehr durchwachsen sind die Wohnqualitäten von Dorstfeld, Kley, Oespel und Wischlingen [04]. Es gibt attraktive Siedlungen und reizvolle Areale wie den Revierpark KENNZAHLEN ZUM WOHNUNGSMARKT Dortmund Nordrhein-Westfalen durchschnittliche Angebotsmiete 2015 in €/m²/Monat 6,00 6,14 6,51 durchschnittliche Fläche der Mietangebote 2015 in m² 64,0 69,9 68,0 Leerstandsquote im Geschosswohnungsbau 2014 in % 2,6 3,1 3,0 fertiggestellte Wohnungen1) je 1.000 Einwohner 2014 1,6 2,4 2,7 davon im Geschosswohnungsbau 1,0 1,3 1,3 2) Deutschland 1) im Wohn- und Nichtwohnbau, ohne Umbaumaßnahmen, inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar 2) inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar Quellen für Grafiken und Tabellen: CBRE auf Datenbasis empirica-systeme, CBRE-empirica-Leerstandsindex, Statistische Landesämter, Statistische Ämter der Städte, Statistisches Bundesamt, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), Michael Bauer Research, Bundesagentur für Arbeit 051 STA N D O RT P O RT R ÄT n D O RTM U N D AngebotsmieteN IN DORTMUND 2015 Stadtgebiet Anzahl der Mietangebote Wohnungsgröße, Median in m2 Kaltmiete, Median, in €/m2/Monat [01] Aplerbeck, Schüren, Sölde, Sölderholz, Berghofen, Benninghofen 702 70,0 6,02 [02] Brackel, Wickede, Asseln, Kurl, Husen 694 65,0 5,73 1.114 63,0 7,06 [04] Dorstfeld, Kley, Oespel, Wischlingen 282 62,0 5,32 [05] Eving, Brechten, Lindenhorst 502 58,1 5,80 [06] Hombruch, Renninghausen, Barop, Eichlinghofen, Kirchhörde 755 65,0 6,97 [07] Hörde, Syburg, Wellinghofen, Holzen, Loh [08] Huckarde, Jungferntal, Deusen, Kirchlinde, Hangeney, Marten, Germania 896 66,0 6,37 900 60,0 5,64 [09] Innenstadt-Nord, Hafen 753 60,0 5,50 [10] Innenstadt-Ost, Wambel, Körne, Westfalendamm, Gartenstadt 571 65,0 6,44 [11] Lütgendortmund, Bövinghausen, Westrich [12] Mengede, Nette, Alte Kolonie, Bodelschwingh, Westerfilde, Oestrich 383 65,0 5,61 569 65,0 5,28 [03] City-Ost und -West, Westfalenhalle, Kaiserbrunnen, Ruhrallee [13] Scharnhorst, Derne, Lanstrop, Hostedde Dortmund gesamt Wischlingen, aber auch viel Gewerbe, Autobahnen und ungeordnete Brachflächen. Die mittlere Angebotsmiete beträgt hier 5,32 Euro pro Quadratmeter. Am unteren Ende der Mietskala liegen der Nordosten und Nordwesten der Stadt, der von Verkehrswegen, Industrie, kleinerem Gewerbe und Logistik, Halden und Brachen zerteilt ist. Aber auch hier finden sich dazwischen immer wieder reizvolle Wohn- und Grünareale. Den vorletzten Rang mit einer mittleren Angebotsmiete von 5,28 Euro belegt der Nordwesten mit Mengede, Nette, Alte Kolonie, Bodelschwingh, Westerfilde, Oestrich [12]. 0,13 Euro darunter rangiert der Nordosten mit Derne, Lanstrop und Ho 462 70,0 5,15 8.583 64,0 6,00 stedde [13] sowie nicht zuletzt Scharnhorst, wo sich auch die größte Trabantensiedlung Dortmunds befindet, die mehr als 5.000 Wohnungen umfasst. ATTRAKTIVE LAGEN UND ALTERNDE QUARTIERE Dortmund trägt nach wie vor an den Lasten der Deindustrialisierung. Die Stadt weist eine hohe Arbeitslosigkeit, zahlreiche Konversionsflächen und ein großes Angebot auf dem Wohnungsmarkt in einfachen und mäßigen Qualitäten und Lagen auf. Andererseits hat die Stadt starke Standbeine in zukunftsträchtigen, teils anspruchs vollen Dienstleistungssektoren. Attraktiver Wohnraum für deren Beschäftigte findet sich vor allem im Zentrum und analog zu anderen Ruhrgebietsstädten im Süden der Stadt, was an den Spitzenwerten der Angebotsmieten deutlich ablesbar ist. Hier dürfte auf mittlere und längere Sicht auch das größte Steigerungspotenzial liegen. 052 STA N D O RT P O RT R ÄT n D O RTM U N D MiTTleRe an Ge BoTS Mie Te in Den STaDTGeBieTen 2015 12 05 08 09 13 02 10 11 03 04 01 06 07 Median in €/m²/Monat 5,15 – 5,30 5,31 – 5,50 5,51 – 5,63 5,64 – 5,73 5,74 – 5,91 053 5,92 – 6,37 6,38 – 6,71 6,72 – 7,06 STA N D O RT P O RT R ÄT n DRESDEN Dresden: Hochtechnologie trifft Kultur Die sächsische Landeshauptstadt hat sich vom Industriestandort zur Hightech- und Kulturstadt gewandelt. Sogar teilweise über die Grenzen der neuen Bundesländer hinaus weist sie einen der wachstumsstärksten und attraktivsten Wohnungsmärkte auf. Die einstige Residenzstadt Dresden glänzt mit einer spannenden Mischung aus Tradition und Moderne. Trotz schwerer Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg hat die Altstadt viele reizvolle Ensembles bewahrt oder im Stil historisierender Rekonstruktion wiedergewonnen. Als „Elbflorenz“ mit Frauenkirche, Residenzschloss, Zwinger, Semperoper, Elbschlössern, Hellerauer Gartenstadt und preisgekrönten Bauten moderner Architektur zieht sie Touristen und Kunstliebhaber aus aller Welt an. Dresden ist mit 62 Prozent Wald- und Grünflächen zudem eine sehr grüne Stadt mit dem besonderen Reiz der innerstädtischen Elbauen. Die Dresdner sind jedoch auch Pragmatiker, und so nahmen sie 2009 lieber die Aberkennung des Titels als UNESCO-Weltkulturerbe in Kauf als auf den Bau der Waldschlösschenbrücke zu verzichten. Dank moderner und vernetzter Verkehrswege ist Dresden aus allen Himmelsrichtungen schnell erreichbar. Die Stadt tangieren drei Autobahnen und sie verfügt über zwei ICE-Bahnhöfe, einen Flughafen sowie einen Binnenhafen. Nach der Wiedervereinigung setzte Dresden nicht nur auf Kultur und Tourismus, sondern entwickelte sich auch zu einem bedeutenden europäischen Technologiestandort. Motor der dynamischen Wirtschaftsentwicklung im „Silicon Saxony“ sind die drei Kompetenzfelder Mikroelektronik, Informations- und Kommunikationstechnologie sowie Neue Werkstoffe, Nanotechnologie, Photovoltaik und der Bereich Life Science und Biotechnologie. Jeder zweite in Europa gefertigte Chip wird in Dresden produziert. Neben zahlreichen Global Playern wie Infineon Technologies, Globalfoundries, GlaxoSmithKline Biologicals oder Ardenne Anlagentechnik agieren hier vor allem zukunftsorientierte Mittelständler. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg von 2004 bis 2014 um 17,3 Prozent. Neben einer dynamischen Wirtschaft punktet Dresden als Wissens- und Forschungsstandort mit neun Hochschulen, an denen rund 45.000 Studenten immatrikuliert sind, und zahlreichen außeruniversitären Forschungseinrichtungen. 054 STA N D O RT P O RT R ÄT n DRESDEN Dresden ist Geburtenhauptstadt: Die sächsische Landeshauptstadt nimmt mit 117 Geburten je 10.000 Einwohner den Spitzenplatz unter den 15 deutschen Großstädten ein. BEVÖLKERUNG UND HAUSHALTE WACHSEN Ende 2014 zählte Dresden 536.308 Einwohner. Die Prognosen gehen für den Zeitraum von 2012 bis 2030 von einem Wachstum von 1,2 Prozent aus, die Zahl der Haushalte soll voraussichtlich um 3 Prozent steigen. Der Anstieg der Einwohnerzahl ergibt sich laut Stadt – trotz des aktuellen Geburtenüberschusses – zu einem Großteil aus Zuzügen. Der Zuzugsüberschuss konzentriert sich dabei fast ausschließlich auf die 18- bis 24-Jährigen. Bis 2025 wird laut gesamtstädtischer Bevölkerungsprognose bei den Mehrpersonenhaushalten, in der Regel Familien, ein deutlicher Zuwachs erwartet. So steigt die Zahl der Haushalte mit drei und mehr Personen bis 2025 voraussichtlich um 6.500 Haushalte. Dabei sind die Zuzüge von Asylbewer- 055 STA N D O RT P O RT R ÄT n DRESDEN bern noch nicht berücksichtigt. Mit dem Wachstum der Mehrpersonenhaushalte wächst auch die Nachfrage nach familiengerechten Wohnungen und Bauflächen für Einfamilienhäuser. Von den 293.922 Wohnungen (Stand: Ende 2014) in Gebäuden mit Wohnraum entstanden 28 Prozent vor 1918, knapp 18 Prozent entfallen auf die Baujahre 1919 bis 1945, rund 36 Prozent entstanden 1946 bis 1990 und rund 18 Prozent wurden nach 1990 errichtet. Der Neubau nach der Wiedervereinigung begründete sich zum großen Teil durch die attraktiven steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten und führte zu einem erheblichen Angebotsüberhang. Im Jahr 2000 standen rund 60.000 Wohnungen und damit etwa 20 Prozent des Wohnungsbestandes leer. Während der Phase des hohen Leerstandes war die Bautätigkeit im Einfamilienhausbau zwar unverändert, im Geschosswohnungsbau ging sie jedoch stark zurück. Der Leerstand sank, als ab Ende der 1990er-Jahre der Abriss von Wohnungen, insbesondere von Plattenbauwohnungen, im großen Stil begann. Von 1992 bis 2013 wurden in Dresden 11.392 Wohnungen zurückgebaut. Der marktaktive Leerstand sank bis 2014 auf 2,1 Prozent. In der Zwischenzeit hat sich der Trend komplett gedreht: Angesichts der positiven Bevölkerungsentwicklung werden inzwischen vor allem Mietwohnungen knapp. Denn obgleich die Bautätigkeit in Dresden zugenommen hat, wird der Mietwohnungsmarkt nicht entsprechend entlastet. Im Jahr 2014 wurden in Dresden 1.314 neue Wohnungen fertiggestellt, dies sind 63 Prozent (510 Wohnungen) mehr als im Vorjahr. Eine deutliche Zunahme erfolgte im Geschosswohnungsneubau mit einer Steigerung um 328 auf 641 Wohnungen gegenüber 2013. Seit August 2015 gilt in Dresden die Kappungsgrenzenverordnung für Wohnungsmieten im Bestand. Diese dürfen seither nur noch um 15 Prozent innerhalb von drei Jahren bis zur ortsüblichen Vergleichsmiete erhöht werden (statt 20 Prozent). Im Jahr 2012 wurde in Dresden im Rahmen der Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes (FNP) der zukünftige Neubaubedarf bis 2025 ermittelt. Laut Prognose werden insgesamt rund 13.000 neue Wohnungen benötigt. Die Hälfte des Neubaubedarfs wird dabei für Wohnungen in Mehrfamilienhäusern prognostiziert. Mit dem Konzept „Wohnentwicklung in Dresden“ hat die Stadt Ende 2013 ein Maßnahmenpaket erarbeitet, um allen relevanten Nachfragegruppen entsprechend ihren Bedürfnissen den Zugang zum Dresdner Wohnungsmarkt zu ermöglichen. Bei der Stadtentwicklung setzt Dresden bei innerstädtischen Entwicklungen auf eine kleinteilige Funktionsmischung. Neben Revitalisierungen entstehen größere Wohnanteile daher meist in gemischt genutzten Quartieren. Auf dem ehemaligen Robotron-Gelände sollen ab 2017 rund 2.500 Wohnungen realisiert werden. Ebenfalls ab 2017 drehen sich in Johannstadt-Nord die Baukräne. In dem „Quartier der Generationen“ sind 200 Mietwohnungen, 80 Studenten- und 70 Businessapartments geplant. Auf dem Eckgrundstück Wiener Platz/Prager Straße 1 entsteht das „Prager Carré“ mit rund 240 Mietwohnungen und Einzelhandels- und Gewerbeflächen. Reine Wohnbebauung erfolgt zwischen der Haenel-Clauß-Straße und der Geisingstraße in Striesen. Im Wohnquartier Gartenstadt werden bis Ende 2016 insgesamt 20 bis 25 Gebäude mit bis zu 300 Wohnungen realisiert. In der alten Oberpostdirektion entsteht bis 2017 die „Residenz am Postplatz“ mit 242 Mietwohnungen. 056 STA N D O RT P O RT R ÄT n DRESDEN VERTEILUNG DER AngebotsmieteN IN DRESDEN 2014 UND 2015 Anteil der Angebote zum jeweiligen Mietpreis in €/m2/Monat 2014 0,4 0,6 9,3 8,2 46,2 43,1 31,3 33,9 8,6 9,6 2015 4,2 4,7 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0% unter 4,00 € 4,00 € bis 5,49 € 5,50 € bis 6,99 € 7,00 € bis 8,49 € 8,50 € bis 9,99 € 10,00 € und mehr Der Schwerpunkt der inserierten Mieten lag mit 43,1 Prozent zwischen 5,50 und 6,99 Euro. Immerhin noch 33,9 Prozent bewegten sich zwischen 7,00 und 8,49 Euro. Insgesamt ist das Mietniveau noch moderat. AngebotsmieteN STEIGEN MODERAT Die durchschnittliche Angebotskaltmiete der Gesamtstadt stieg von 6,77 Euro im Jahr 2014 auf 6,93 Euro pro Quadratmeter im Jahr 2015. Hinsichtlich der Miet entwicklungen seit 2012 liegt Dresden im oberen Viertel der höchsten Mietsteigerungen aller 29 analysierten Großstädte und wird in den neuen Bundesländern nur noch von Leipzig überholt. Am höchsten fiel die durchschnittliche Angebotsmiete mit 7,51 Euro pro Quadratmeter im Villen- viertel Loschwitz [06] aus, am niedrigsten mit 6,22 Euro im Gebiet Schönfeld-Weißig [10] im Osten der Stadt. Die Luft nach oben scheint dünner zu werden. Erstmals seit 2012 sank in Loschwitz, in dem der alte Dorfkern mit zahlreichen Fachwerkhäusern erhalten geblieben ist und in dem bis heute zahlreiche Maler zu Hause sind, die durchschnittliche Angebotsmiete, wenn auch nur um 0,11 Euro gegenüber dem Vorjahr. Ebenfalls hochpreisig sind die Altstadt und Neustadt [01]: Hier verlangten Vermieter im KENNZAHLEN ZUM WOHNUNGSMARKT Dresden Sachsen Deutschland durchschnittliche Angebotsmiete 2015 in €/m²/Monat 6,93 5,39 6,51 durchschnittliche Fläche der Mietangebote 2015 in m² 58,3 60,2 68,0 Leerstandsquote im Geschosswohnungsbau 2014 in % 2,1 6,5 3,0 fertiggestellte Wohnungen1) je 1.000 Einwohner 2014 2,4 1,5 2,7 davon im Geschosswohnungsbau 1,7 0,6 1,3 2) 1) im Wohn- und Nichtwohnbau, ohne Umbaumaßnahmen, inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar 2) inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar Quellen für Grafiken und Tabellen: CBRE auf Datenbasis empirica-systeme, CBRE-empirica-Leerstandsindex, Statistische Landesämter, Statistische Ämter der Städte, Statistisches Bundesamt, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), Michael Bauer Research, Bundesagentur für Arbeit 057 STA N D O RT P O RT R ÄT n DRESDEN AngebotsmieteN IN DRESDEN 2015 Stadtgebiet Anzahl der Mietangebote Wohnungsgröße, Median in m2 Kaltmiete, Median, in €/m2/Monat [01] Altstadt, Neustadt 2.239 58,0 7,20 [02] Blasewitz 3.112 61,0 7,17 123 64,7 6,85 [03] Cossebaude, Mobschatz, Oberwartha, Gompitz [04] Cotta 2.938 55,0 6,61 [05] Klotzsche 290 59,0 7,02 [06] Loschwitz 1.558 63,0 7,51 [07] Pieschen 1.564 58,5 6,64 [08] Plauen 1.094 55,5 7,12 [09] Prohlis, Leuben 2.985 57,6 6,31 254 52,1 6,22 [10] Schönfeld-Weißig [11] Weixdorf, Langebrück, Schönborn Dresden gesamt Schnitt 7,20 Euro. Die Altstadt am linken Elbufer mit ihrem hohen Anteil originalgetreuer Wiederaufbauten rund um die Frauenkirche trägt mit den zahlreichen barocken Gebäudeensembles und den Sehenswürdigkeiten viel zum Charme der Kulturstadt Dresden bei. Die Neustadt beherbergt das Regierungsviertel, aber in der Äußeren Neustadt zwischen Königsbrücker Straße und Lutherplatz auch eine vielfältige kulturelle Szene und zahlreiche Gastronomie- und Shoppingangebote. Günstige Mietangebote gibt es in Dresden vor allem im Bereich der großen Plattenbausiedlungen Prohlis und Gorbitz. So verlangen Anbieter im Südosten der Stadt im Bereich des großen Plattenbaugebiets Prohlis und Umgebung [09] bei Neuvermietungen 6,31 Euro pro Quadratmeter. Allerdings scheinen die umfangreichen Aufwertungsmaßnahmen im Rahmen des 80 72,0 6,62 16.237 58,3 6,93 Programms „Soziale Stadt“ Früchte zu tragen. Seit 2012 stiegen die durchschnittlichen Angebotsmieten des Gebiets Prohlis, Leuben von 5,98 auf 6,31 Euro, im Bereich Cotta [04] mit der Plattenbausiedlung Gorbitz von 5,93 auf 6,61 Euro. DRESDEN VEREINT TRADITION UND KULTUR MIT ZUKUNFTSORIENTIERTER TECHNOLOGIE Dresden ist nicht nur Kunst- und Kulturmetropole, sondern auch ein bedeutender europäischer Technologiestandort. Neben einer dynamischen Wirtschaft punktet die Stadt als Wissens- und Forschungsstandort. Angesichts der positiven Bevölkerungsentwicklung werden inzwischen vor allem Mietwohnungen knapp. Für den Zeitraum bis 2025 wird ein Bedarf von rund 13.000 neuen Wohnungen prognostiziert, die Hälfte davon für Wohnungen in Mehrfamilienhäusern. Das vorhandene Flächenpotenzial reicht aus, um den prognostizierten Bedarf zumindest quantitativ zu decken, der Neubau muss nun jedoch auch starten. Die durchschnittliche Angebotskaltmiete von 6,93 Euro pro Quadratmeter liegt auf einem vergleichsweise moderaten Niveau. Allerdings weisen die Angebotsmieten in fast allen untersuchten Stadtgebieten eine steigende Tendenz auf. 058 STA N D O RT P O RT R ÄT n DRESDEN MiTTleRe an Ge BoTS Mie Te in Den STaDTGeBieTen 2015 11 05 07 03 04 06 01 02 10 08 09 Median in €/m²/Monat 6,22 – 6,39 6,40 – 6,62 6,63 – 6,64 6,65 – 6,85 6,86 – 7,04 059 7,05 – 7,15 7,16 – 7,19 7,20 – 7,51 STA N D O RT P O RT R ÄT n DUISBURG Duisburg: Leichter Aufschwung, Nord-Süd-Gefälle aber weiterhin deutlich Duisburgs Strukturwandel hat zukunftsträchtige Wachstumsbranchen hervorgebracht. Teile des Wohnungsmarkts profitieren von der Nähe zum teuren Düsseldorf und von schönen Grünlagen. Auch in der Innenstadt gibt es Anzeichen für einen Aufschwung. Auch in der einstigen Industriehochburg und Bergbaustadt Duisburg arbeiten inzwischen mehr als zwei Drittel aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Dienstleistungsbranche. Steinkohlebergbau gibt es seit 2008 nicht mehr. Die Stadt profitiert vom anhaltenden Aufschwung der Logistikbranche, von der aktuellen Stahlkonjunktur sowie von Wissenschafts- und Technologiebetrieben, allen voran die Universität und Forschungseinrichtungen der Fraunhofer-Gesellschaft. Ein bekanntes Beispiel für den Strukturwandel ist auch der Duisburger Innenhafen, der sich seit den 1990er-Jahren vom ehemaligen Industrie gebiet zu einem architektonisch interessanten, gemischt genutzten Quartier entwickelt hat und heute ein Highlight auf der Route der Industriekultur ist. Innerhalb Duisburgs verläuft der Aufschwung jedoch nicht homogen: Besonders für den rechtsrheinischen Sü- den deuten großräumige Lage, Wohnumfelder und Infrastruktur auf eine günstigere Entwicklung hin als für viele andere Teile der Stadt. Dicht bebaute und aneinandergedrängte Wohn- und Industriequartiere herrschen vor allem im Norden der Stadt vor. Man begegnet diesen teilweise mit Rückbau, mindert damit einerseits das wohnungswirtschaftliche Überangebot und erhöht andererseits die Attraktivität der nunmehr aufgelockerten Standorte. Hinsichtlich der Einwohnerentwicklung konnte 2013 erstmals seit 1992 ein – wenn auch nur sehr kleines – Plus gegenüber dem Vorjahreswert erzielt werden, 2014 ging die Einwohnerzahl hingegen wieder zurück. Im Vergleich zu Essen und Dortmund soll Duisburg zukünftig wesentlich mehr Einwohner und Haushalte verlieren. Die Kaufkraft bildet das Schlusslicht aller untersuchten Städte in Westdeutschland. Nur Halle (Saale) liegt im Ranking noch hinter Duisburg. 060 STA N D O RT P O RT R ÄT n DUISBURG Die Duisburger Häfen sind der größte Binnenhafen Europas. 2014 betrug der Güterumschlag rund 52 Millionen Tonnen und damit deutlich mehr als in Köln (12 Mio. Tonnen) und Neuss-Düsseldorf (7 Mio. Tonnen). BELIEBTER SÜDEN, BELEBTES Zentrum Duisburgs attraktivste Wohnviertel liegen auf der rechten Rheinseite zwischen der Innenstadt und der Grenze zu Düsseldorf. Das Zentrum mit der Altstadt und dem Dellviertel sowie den östlich angrenzenden Gebieten Neudorf und Duissern [01] weist – gemeinsam mit dem Gebiet Großenbaum, Rahm, Wedau, Bissingheim [02] – die höchste Angebotsmiete unter den neun untersuchten Duisburger Stadtgebieten auf. Im Mittel lagen die 2015 inserierten Mieten in beiden Gebieten bei 6,00 Euro pro Quadratmeter. Das Zentrum lebt von seiner guten Infrastruktur, eine ausgeprägte Altstadtatmosphäre gibt es allerdings nicht. Das Dellviertel profitiert von seiner für Duisburger Verhältnisse recht bürgerlich-urbanen Anmutung. 061 STA N D O RT P O RT R ÄT n DUISBURG Duissern und Neudorf sind gleichermaßen citynah und grün, in Neudorf liegt zudem die Universität. Anbieter sehen hier eine urban geprägte, relativ anspruchsvolle Nachfrage: Für das am teuersten angebotene Zehntel der Wohnungen werden mindestens 7,60 Euro verlangt, mehr als in allen anderen Gebieten der Stadt. Das Gebiet Großenbaum, Rahm, Wedau, Bissingheim weist einen hohen Grünflächenanteil, teilweise offene Feldund Wiesenlandschaften oder Wald- und Wasserlagen auf. Hier finden sich auch das Naherholungsgebiet der SechsSeen-Platte sowie der Rahmer und der Großenbaumer See. Zudem ist das Gebiet per S-Bahn und Stadtbahn gut mit Düsseldorf verbunden und eignet sich damit als Wohn standort für Pendler in die weit teurere Landeshauptstadt. Ein Hemmschuh für manche prestigebewussten Düsseldorfer ist allerdings die Adresse: Ein Umzug nach Duisburg ist teils mit dem Vorurteil verbunden, dass dies einen sozialen Abstieg bedeute. Wer aber erst einmal hier ankommt, ist oft positiv überrascht über das schöne Wohnumfeld. Der übrige Süden Duisburgs [08] liegt auf Rang 3 der städtischen Mietskala. Im Schnitt wurden hier bei Neuvermietungen 5,48 Euro pro Quadratmeter aufgerufen. Das Gebiet ist überwiegend relativ zentrumsnah, weist aber auch einiges Grün auf, zum Beispiel um die Wedauer Regattabahn und im Rheinbogen bei Mündelheim. Auch die Anbindung nach Düsseldorf ist recht ordentlich. Hinsichtlich der Mietpreisentwicklung zeigt das Gebiet keine eindeutige Tendenz: Während Anbieter 2013 bei Neuvermietungen noch im Schnitt 5,4 Prozent mehr pro Qua dratmeter verlangten als 2012, sank die mittlere Angebots miete 2014 gegenüber dem Vorjahr leicht um 0,4 Prozent und stieg 2015 wieder um 1,3 Prozent. MODERATE MIETPREISE NÖRDLICH DES ZentrumS Das Gebiet Hochfeld, Neuenkamp, Kaßlerfeld [04] grenzt einerseits unmittelbar westlich an die Innenstadt und profitiert von deren Infrastruktur. Andererseits hat es eine etwas schwierige Lage zwischen Zentrum, Bahnstrecken, einer Industriezone, die das östliche Rheinufer weitgehend mit Beschlag belegt, sowie den Ruhrorter Häfen, die sich nördlich an das Gebiet anschließen. Daher reicht es hier nur zu einer mittleren Angebotsmiete von 5,24 Euro pro Quadratmeter und dem viertletzten Rang unter neun Duisburger Stadtgebieten. Ihr Anstieg von 3,4 Prozent war jedoch 2015 stadtweit der stärkste. Den vorletzten Platz hinsichtlich der Miethöhe unter allen Stadtgebieten nimmt mit einem Mittelwert von 5,10 Euro ein weites Areal nördlich des Zentrums ein, das aus Meiderich, Beeck, Beeckerwerth, Ruhrort und Laar [06] besteht. Hier sind Wohnen, Gewerbe sowie Schwer- und Großindustrie eng gemischt und verwoben. Auch an Bahnlinien, Autobahnen, Halden, Deponien und Brachen fehlt es nicht. Im Gebiet liegt ebenfalls der Landschaftspark DuisburgNord, der im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Emscher Park zu einem überregional bekannten Projekt der Landschaftsarchitektur umgestaltet wurde und heute vielfältig genutzt wird. Nur die Arbeitsplätze, derentwegen früher viele Menschen das weniger attraktive Umfeld in Kauf nahmen, sind heute knapp und Wohnungen entsprechend reichlich bis überreichlich im Angebot. Es fehlen jedoch nicht nur wirtschaftliche Dynamik und Kaufkraft, um die Nachfrage anzukurbeln; oft genügen auch die Wohnungen aus Vor- und Nachkriegszeiten nicht mehr den heutigen Ansprüchen der Nachfrager an Komfort und Größe. Und im Umfeld stoßen die Gegensätze von Wohnen, Gewerbe und Verkehr manchmal allzu hart aneinander. 062 STA N D O RT P O RT R ÄT n DUISBURG VERTEILUNG DER AngebotsmieteN IN DUISBURG 2014 UND 2015 Anteil der Angebote zum jeweiligen Mietpreis in €/m2/Monat 2014 3,0 3,3 32,7 28,2 42,1 45,3 14,9 15,5 5,0 5,1 2015 2,4 2,6 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0% unter 4,00 € 4,00 € bis 4,99 € 5,00 € bis 5,99 € 6,00 € bis 6,99 € 7,00 € bis 7,99 € 8,00 € und mehr Die Angebotsmieten bewegen sich in Duisburg auf niedrigem Niveau. Mehr als drei Viertel der inserierten Wohnungen werden unter 6,00 Euro pro Quadratmeter angeboten, ein Hochpreissegment existiert faktisch nicht. Die genannten Herausforderungen gelten noch mehr für das Duisburger Gebiet mit der niedrigsten mittleren Angebots miete der Stadt von 4,88 Euro pro Quadratmeter und Monat. Es liegt nördlich der eben geschilderten Gebiete und besteht aus Hamborn, Bruckhausen, Neumühl, Marxloh und Röttgersbach [03]. Hier erscheint Marktteilnehmern und Stadtplanern teilweise der Abriss als einziges Mittel, um den Druck des Überangebots zu mindern und das heillose Strukturgeflecht zu entwirren. In Bruckhausen wird dieser Weg am konsequentesten gegangen: Ein ganzer Stadtteil nahe der Kaiser-Wilhelm-Straße verschwindet Stück für Stück und soll durch einen Park ersetzt werden. Hier wurden die „Schimanski“-Filme gedreht, weil die Gegend optisch so schön dem Ruhrgebietsklischee entsprach. In anderen Bereichen des Stadtteils sind aber Wohnhäuser und öffentliche Infrastruktur mit viel Fördergeld modernisiert worden. KENNZAHLEN ZUM WOHNUNGSMARKT Duisburg Nordrhein-Westfalen Deutschland durchschnittliche Angebotsmiete 2015 in €/m²/Monat 5,30 6,14 6,51 durchschnittliche Fläche der Mietangebote 2015 in m² 64,0 69,9 68,0 Leerstandsquote im Geschosswohnungsbau 2014 in % 5,1 3,1 3,0 fertiggestellte Wohnungen1) je 1.000 Einwohner 2014 1,0 2,4 2,7 davon im Geschosswohnungsbau 0,5 1,3 1,3 2) 1) im Wohn- und Nichtwohnbau, ohne Umbaumaßnahmen, inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar 2) inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar Quellen für Grafiken und Tabellen: CBRE auf Datenbasis empirica-systeme, CBRE-empirica-Leerstandsindex, Statistische Landesämter, Statistische Ämter der Städte, Statistisches Bundesamt, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), Michael Bauer Research, Bundesagentur für Arbeit 063 STA N D O RT P O RT R ÄT n DUISBURG AngebotsmieteN IN DUISBURG 2015 Stadtgebiet Anzahl der Mietangebote Wohnungsgröße, Median in m2 Kaltmiete, Median, in €/m2/Monat 1.143 62,0 6,00 359 64,0 6,00 1.399 68,0 4,88 [04] Hochfeld, Neuenkamp, Kaßlerfeld 605 60,0 5,24 [05] Homberg, Baerl 576 66,8 5,28 [01] Altstadt, Dellviertel, Neudorf, Duissern [02] Großenbaum, Rahm, Wedau, Bissingheim [03] Hamborn, Bruckhausen, Neumühl, Marxloh, Röttgersbach [06] Meiderich, Beeck, Beeckerwerth, Ruhrort, Laar [07] Rheinhausen, Bergheim, Hochemmerich, Rumeln-Kaldenhausen, Friemersheim 1.425 62,0 5,10 1.134 64,5 5,29 [08] Süd (ohne Großenbaum, Rahm, Wedau) 883 60,8 5,48 [09] Walsum, Overbruch, Vierlinden, Aldenrade, Wehofen, Fahrn 572 68,6 5,23 8.096 64,0 5,30 Duisburg gesamt Weiter außerhalb sieht es etwas besser aus: Hoch im Norden des rechtsrheinischen Duisburg liegt das Gebiet Walsum, Overbruch, Vierlinden, Aldenrade, Wehofen und Fahrn [09]. Die mittlere Angebotsmiete beträgt hier 5,23 Euro. Das Gebiet liegt einerseits weit von der Innenstadt entfernt und leidet unter der Strukturkrise der angrenzenden Altindustrieviertel sowie unter dem Ende des Bergbaus. Ein Plus der Gegend ist jedoch die ausgedehnte Walsumer Rheinaue mit ihrer Wiesen-, Alleen- und Heckenlandschaft. MITTLERE LAGEN IM WESTEN DER STADT Im Duisburger Westen links des Rheins liegt mit einem Angebotsmittelwert von 5,28 Euro pro Quadratmeter das Gebiet Homberg, Baerl [05] im Norden Duisburgs vorn. Alt-Homberg wirkt ein wenig kleinstädtisch-nieder- rheinisch (wenn auch nicht historisch), leidet aber unter dem Niedergang lokaler Industrien. Baerl ist überwiegend durch Einfamilienhäuser geprägt mit einem entsprechend kleinen Mietmarkt. Auf nahezu gleichem Niveau liegt die Quadratmeter-Ange botsmiete südlich von hier im Bereich Rheinhausen, Bergheim, Hochemmerich, Rumeln-Kaldenhausen, Friemersheim [07]. Das nach seiner Fläche große, sehr heterogene Gebiet erstreckt sich über den gesamten Duisburger Südwesten. Es hat einen Logistikschwerpunkt auf dem einstigen Gelände des Rheinhausener Krupp-Stahlwerks und weist vielerlei vorstädtische Siedlungsgebiete unterschiedlicher Qualität auf. Einerseits gibt es Umweltbelastungen durch Verkehr und Industrie, andererseits landschaftlich attraktive Ziele wie den Toeppersee. RICHTUNG DÜSSELDORF WÄCHST DIE HOFFNUNG Die Lage auf dem Duisburger Wohnungsmarkt ist für Anbieter oft ernst, aber nicht durchweg hoffnungslos. Es gibt lauschige Wohnviertel mit guter Verkehrsanbindung – nicht nur in das eigene Zentrum, sondern auch nach Düsseldorf mit seinem viel angespannteren Wohnungsmarkt. Durchwachsen ist die Lage in den Stadtteilen westlich des Rheins, wo die Industrie schwächelt. Am günstigsten ist das Mietniveau in den Gebieten nördlich der Innenstadt. Hier werden wohl längerfristig weitere Abrisse zur Marktbereinigung unvermeidlich sein. Das lockert aber auch die oft dichte Bebauung auf und schafft Potenziale für Grün, Infrastruktur oder zukunftsträchtiges Gewerbe. 064 STA N D O RT P O RT R ÄT n DUISBURG MiTTleRe an Ge BoTS Mie Te in Den STaDTGeBieTen 2015 09 05 03 06 04 01 07 08 02 Median in €/m²/Monat 4,88 – 5,10 5,11 – 5,23 5,24 – 5,24 5,25 – 5,28 5,29 – 5,29 065 5,30 – 5,48 5,49 – 6,00 6,01 – 6,02 STA N D O RT P O RT R ÄT n DÜSSELDORF Düsseldorf: Mietanstieg fast gestoppt Die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt wird ihre positive Entwicklung auch in den kommenden Jahren fortsetzen. Dabei zeigt Düsseldorf quasi musterhaft, wie Wohnungsmärkte funktionieren können: Lange wuchs die Nachfrage, die Mieten stiegen – dann setzte ein Neubauboom ein. Düsseldorf erfreut sich weiterhin einer dynamischen Wirtschaftsentwicklung als Sitz großer Konzerne, als bundesweiter Schwerpunkt von Branchen wie Mobilfunk, Werbung und Mode, als wichtiger Standort für Außenhandel und Messen sowie als Verkehrsknotenpunkt, Landeshauptstadt und Dienstleistungszentrum im Rhein-RuhrGebiet. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten wuchs binnen zehn Jahren um 15,5 Prozent. Die Einwohnerzahl stieg allein von Ende 2011 bis Ende 2014 um 2,5 Prozent. Wie in den anderen Top-7-Städten sind in Düsseldorf die 30- bis 44-Jährigen überdurchschnittlich stark vertreten, ebenso die Einpersonenhaushalte. Für den Zeitraum von 2012 bis 2030 rechnen Prognosen mit einem Plus bei den Einwohnern von 3,4 und bei den Haushalten sogar von 6,9 Prozent. Nach der jüngsten Entwicklung könnte die Prognose viel rascher erreicht werden. All das führte in der Stadt in den vergangenen Jahren zu kräftigen Anstiegen der Angebotsmieten und in der Folge auch zu einem Boom des Neubaus. NUR NOCH EIN BESCHEIDENES PLUS Aber Mieten kennen nicht nur eine Richtung. Das erfahren derzeit viele Anbieter, die auf eine ungebrochene Fortsetzung des kräftigen Anstiegs der Vorjahre gesetzt und in Neubauten investiert hatten – vor allem im gehobenen Segment und in begehrten Stadtteilen, dort aber nicht immer an den besten Mikrostandorten. Zwar wird nur rund ein Fünftel aller neuen Wohnungen zur Miete errichtet. Doch auch jede Eigentumswohnung beeinflusst und entlastet häufig den Mietmarkt – weil oftmals entweder ein Selbstnutzer als Mieter fehlt oder ein Anleger die Wohnung vermietet. Auf dem Gesamtmarkt der Stadt stieg die mittlere Ange botsmiete pro Quadratmeter zuletzt nur noch um 0,3 Prozent auf 9,23 Euro an. Der Absolutwert ist nach Köln (9,86 Euro) der zweithöchste unter den größten Städten des Bundeslandes, aber das Plus ist angesichts des Wirtschafts- und Einwohnerwachstums nicht gerade groß. Teil- 066 STA N D O RT P O RT R ÄT n DÜSSELDORF Unter allen nordrhein-westfälischen Städten weist Düsseldorf den höchsten Berufseinpendler-Überschuss auf. Die Zahl der Einpendler ist rund 3,1-mal so hoch wie die der Auspendler. weise reduzierten Anbieter ihre Mietforderung gegenüber dem Vorjahr. Das gilt nicht zuletzt für das linksrheinische Oberkassel [14] gegenüber der Altstadt, traditionell das Gebiet mit den höchsten Mieten. Deren Mittelwert liegt nach wie vor bei stattlichen 11,93 Euro, allerdings 1,0 Prozent niedriger als im Jahr zuvor. Auch in den zwei Jahren zuvor hatte sich die mittlere Angebotsmiete bereits im Vergleich zum Vorjahr verringert. Dazu trugen lokale Neubauprojekte im benachbarten Heerdt bei, aber auch die Konkurrenz anderer Quartiere. Das Luxussegment ist aber weiterhin stark: Das teuerste Zehntel der Wohnungen wird pro Quadratmeter für mindestens 16,38 Euro angeboten. 067 STA N D O RT P O RT R ÄT n DÜSSELDORF BESTLAGEN AN BEIDEN RHEINUFERN Auf Rang 2 mit einem Mittelwert der Angebotsmiete von 10,99 Euro pro Quadratmeter liegt die Stadtmitte mit der Altstadt, der barocken Carlstadt und dem Gebiet um die Königsallee [15]. Es stimmt zwar überall in diesem Gebiet die großräumige Lage in der Stadt, aber nicht immer der Mikrostandort und die Gebäudequalität: Viele Häuser stammen aus der Nachkriegszeit, sind durch Verkehr oder den Rummel der Altstadt beeinträchtigt. Am oberen Markt ende beginnt die Angebotsmiete des teuersten Zehntels jedoch bei 15,76 Euro. Solche Mieten können zum Beispiel am Rheinufer, an den kleinen Parks der Gegend und in Häusern mit luxuriöser Ausstattung verlangt werden. Auf dem dritten Platz liegt mit einer mittleren Angebots miete von 10,33 Euro das an Oberkassel grenzende zweite linksrheinische Gebiet Düsseldorfs mit den Stadtteilen Lörick, Niederkassel und Heerdt [11]. Während Niederkassel und Lörick schon lange als gute grüne Lagen gelten, geht es in Heerdt erst jetzt bergauf. Es gibt mehrere große Neubauprojekte wie die „Heinrich-Heine-Gärten“ und den „Rheinkilometer 740“; der Markt wird weniger als früher durch Lagen mit Verkehrs- und Industriebelastung geprägt. FÜNF GEBIETE MIT GENAU 10,00 EURO Miete Es gibt in der Stadt fünf Gebiete mit einer mittleren Ange botsmiete von genau 10,00 Euro pro Quadratmeter. Südlich des Zentrums liegt Unterbilk [16], ein gemischtes Quartier mit Landtag und Ministerien, vielen weiteren Bürobauten und Wohnhäusern aus den 1950er- und 1960er- Jahren sowie der Zeit seit 1990. Das dicht besiedelte und in Nachbarschaft zum Medienhafen gelegene Quartier ist eher eine Wohngegend für Singles und Paare als für Familien. Hamm und Volmerswerth [07] liegen unweit der Innenstadt und sind von Unterbilk und dem Medienhafen durch die S-Bahn-Trasse getrennt. Das Gebiet ist locker und teils sogar ländlich bebaut und verzeichnete zuletzt mit 1,7 Prozent einen leicht überdurchschnittlichen Anstieg der mittleren Angebotsmiete. Auch in drei Gebieten nördlich des Düsseldorfer Zentrums beträgt die mittlere Angebotsmiete pro Quadratmeter genau 10,00 Euro pro Quadratmeter. Das gilt zum einen für das Gebiet Wehrhahn, Pempelfort (Süd) [18] direkt nördlich der Innenstadt. Es zeichnet sich durch die zentrale Lage, die gute Infrastruktur und das Grün des Hofgartens aus. Negativ fallen der hohe Anteil relativ einfacher, durch enge Grundrisse geprägter Nachkriegsbauten und die sehr hohe Bebauungsdichte ins Gewicht. Etwa fünf Kilometer nördlich des Zentrums liegen Golzheim, Stockum und Lohausen [10]. Die Bebauung ist hier überwiegend aufgelockert und oft von Einfamilienhäusern geprägt. Das letzte Gebiet mit punktgenauem 10-Euro-Mittelwert ist Wittlaer, Angermund, Kaiserswerth, Kalkum [20]. Der einst ländliche oder kleinstädtische Charakter ist hier an vielen Stellen noch erkennbar. Das Umfeld ist von viel Grün, dem Rhein ufer, aber auch stark frequentierten Straßen und Bahnlinien sowie dem Flughafen geprägt. Auf dem nächsten Rang und weit zentraler liegt rund zwei Kilometer nördlich des Zentrums das Gebiet Derendorf, Pempelfort (Nord) [01]. Der frühere Güterbahnhof Derendorf ist Schauplatz der insgesamt größten WohnungsbauProjektentwicklungen der Stadt – dem „Le Quartier Central“. Es folgt im Mietranking mit 9,65 Euro wiederum ein 068 STA N D O RT P O RT R ÄT n DÜSSELDORF VERTEILUNG DER AngebotsmieteN IN DÜSSELDORF 2014 UND 2015 Anteil der Angebote zum jeweiligen Mietpreis in €/m2/Monat 2014 1,8 2,1 20,1 17,8 41,1 42,8 23,3 24,6 8,3 8,5 2015 5,3 4,2 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0% unter 6,00 € 6,00 € bis 7,99 € 8,00 € bis 9,99 € 10,00 € bis 11,99 € 12,00 € bis 13,99 € 14,00 € und mehr Die Angebotsmietniveau ist weiterhin hoch: Mehr als ein Drittel der Wohnungen wird ab 10,00 Euro pro Quadratmeter angeboten. Der Anteil der Spitzenmieten ab 12,00 Euro war im Vergleich zum Vorjahr leicht rückläufig. Stadtrandgebiet mit Hubbelrath und Ludenberg [09], die an den Ausläufern des Bergischen Landes liegen und Hangund Waldrandlagen haben. Das Gebiet liegt cityfern und ist an die Innenstadt nicht sehr gut angebunden. STADTRANDLAGEN ALS SCHLUSSLICHTER Das im Ranking folgende Gebiet Flingern-Nord, Grafenberg, Düsseltal [03] hat eine mittlere Angebotsmiete von 9,53 Euro pro Quadratmeter, liegt nordöstlich des Zen trums und ist in den citynäheren Teilen durch teils dichte Geschossbebauung und in den äußeren von viel Grün geprägt. Es folgen Bilk und Flehe [02] südlich des Zentrums sowie die südliche Stadtmitte mit der Friedrichstadt. Letzteres ist zwar ein sehr zentrales Gebiet, ist aber auch besonders stark vom Autoverkehr belastet und dicht bebaut, wobei das Wohnungsangebot zum Großteil aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg stammt und heute nicht mehr ganz nachfragegerecht ist. KENNZAHLEN ZUM WOHNUNGSMARKT Düsseldorf Nordrhein-Westfalen durchschnittliche Angebotsmiete 2015 in €/m²/Monat 9,23 6,14 6,51 durchschnittliche Fläche der Mietangebote 2015 in m² 70,0 69,9 68,0 Leerstandsquote im Geschosswohnungsbau 2014 in % 1,6 3,1 3,0 fertiggestellte Wohnungen1) je 1.000 Einwohner 2014 3,7 2,4 2,7 davon im Geschosswohnungsbau 3,3 1,3 1,3 2) Deutschland 1) im Wohn- und Nichtwohnbau, ohne Umbaumaßnahmen, inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar 2) inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar Quellen für Grafiken und Tabellen: CBRE auf Datenbasis empirica-systeme, CBRE-empirica-Leerstandsindex, Statistische Landesämter, Statistische Ämter der Städte, Statistisches Bundesamt, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), Michael Bauer Research, Bundesagentur für Arbeit 069 STA N D O RT P O RT R ÄT n DÜSSELDORF AngebotsmieteN IN DÜSSELDORF 2015 Stadtgebiet Anzahl der Mietangebote Wohnungsgröße, Median in m2 Kaltmiete, Median, in €/m2/Monat 1.092 67,0 9,71 752 65,0 9,37 1.173 78,0 9,53 [04] Friedrichstadt, Stadtmitte (Süd) 970 66,0 9,29 [05] Garath, Hellerhof 251 70,0 7,71 [06] Gerresheim, Vennhausen, Unterbach 677 72,0 8,64 [07] Hamm, Volmerswerth 233 72,0 10,00 [08] Himmelgeist, Itter, Holthausen, Reisholz, Hassels 551 61,7 8,49 [09] Hubbelrath, Ludenberg 324 81,0 9,65 [10] Lohausen, Stockum, Golzheim 283 90,0 10,00 10,33 [01] Derendorf, Pempelfort (Nord) [02] Flehe, Bilk [03] Flingern-Nord, Grafenberg, Düsseltal [11] Lörick, Niederkassel, Heerdt 643 77,7 1.123 68,1 8,68 [13] Oberbilk, Flingern-Süd 895 58,0 8,53 [14] Oberkassel 434 95,0 11,93 [15] Stadtmitte (Königsallee), Carlstadt 231 80,0 10,99 [16] Unterbilk 259 63,0 10,00 [17] Urdenbach, Benrath 405 65,0 9,05 [18] Wehrhahn, Pempelfort (Süd) 791 73,0 10,00 [19] Wersten, Eller, Lierenfeld 825 63,9 8,33 381 90,0 10,00 12.293 70,0 9,23 [12] Mörsenbroich, Rath, Lichtenbroich, Unterrath [20] Wittlaer, Angermund, Kaiserswerth, Kalkum Düsseldorf gesamt In allen weiteren Gebieten liegt die mittlere Angebots miete mehr oder weniger deutlich unter dem Wert für die Gesamtstadt. Das betrifft zum einen Oberbilk und Flingern-Süd [13] – dicht bebaute Viertel östlich der Innenstadt mit enger Mischung von Wohnen und Gewerbe. Zum anderen betrifft es Lagen am nördlichen Stadtrand wie Rath, am südlichen wie etwa Benrath und am östli- chen solche wie Gerresheim. Mit Abstand am günstigsten fallen die Angebotsmieten im südlichsten Düsseldorf in Garath, Hellerhof [05] aus, wo eine Trabantenstadt aus der Zeit um 1970 dominiert. Der Mietmittelwert pro Qua dratmeter beträgt hier nur 7,71 Euro, stieg aber zuletzt mit 2,8 Prozent überdurchschnittlich an. AKTUELLE DELLE, ABER LÄNGERFRISTIG GUTE AUSSICHTEN Die zur Metropolregion Rhein-Ruhr gehörende Landeshauptstadt Düsseldorf ist weiterhin die zweitteuerste Großstadt Nordrhein-Westfalens. Aktuell zeigt die Mietpreisentwicklung allerdings Tendenzen einer Beruhigung mit teils rückläufigen Werten im Vergleich zum Vorjahr. Jedoch sind die Aussichten für Anbieter auf mittlere und längere Sicht gut, da Wirtschaft und Einwohnerzahl in der Stadt in absehbarer Zukunft weiter wachsen werden. Die aktuelle Entwicklung unterstreicht allerdings, dass sich auch in Boomzeiten nicht jede Wohnung zu jedem Preis vermarkten lässt. Künftige Anbieter müssen sensibel auf den Markt eingehen und sich bei Qualitäten und Preisen an den differenzierten Nutzerbedürfnissen orientieren. 070 STA N D O RT P O RT R ÄT n DÜSSELDORF MiTTleRe an Ge BoTS Mie Te in Den STaDTGeBieTen 2015 20 10 12 09 01 11 18 14 03 15 16 07 04 13 02 06 19 08 17 05 Median in €/m²/Monat 7,71 – 8,51 8,52 – 8,67 8,68 – 9,30 9,31 – 9,59 9,60 – 9,96 071 9,97 – 10,00 10,01 – 10,21 10,22 – 11,93 STA N D O RT P O RT R ÄT n E R F U RT Erfurt: Ein Ort der Vielfalt Erfurt ist als Landeshauptstadt das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des Freistaates Thüringen. Zuwanderungen und der Trend zur Reurbanisierung führen zur Verknappung des innerstädtischen Wohnraums, steigende Mieten zu mehr Wohnungsbau. Das imposante Ensemble von Dom und St. Severi legt als Wahrzeichen der Stadt Zeugnis ab von der Standfestigkeit und Gelassenheit, mit der Erfurt dem Wandel politischer Systeme, gesellschaftlichen Trends und wirtschaftlichen Herausforderungen begegnet. Erfurt ist eine Stadt der Brücken: Insgesamt 216 überspannen die Wasserläufe und Straßen. Die berühmteste Brücke ist die Krämerbrücke. Sie wurde 1325 aus Stein errichtet und ist die einzige vollständig mit Häusern bebaute und bewohnte Brücke nördlich der Alpen. Brücken baut die Stadt auch zwischen ihren vielfältigen Baustilen, an denen sich ihre wechselvolle Geschichte ablesen lässt. Der mittelalterliche, knapp drei Quadratkilometer große Altstadtkern Erfurts ist einer der am besten erhaltenen Deutschlands und weist eine beeindruckende stadträumliche Geschlossenheit auf. Um die Altstadt herum zieht sich ein Gürtel aus Gründerzeitvierteln mit der einst bürgerlichen Klientel in der Löber- und Brühlervorstadt und den Arbeiterquartieren Krämpfer- und Johannesvorstadt. Siedlungsanlagen des sozialen Wohnungsbaus der 1920er- und 1930er-Jahre und Wohnsiedlungen der Nachkriegszeit sind ebenso zu finden wie Großwohnsiedlungen, die die indus trielle Bauweise der DDR-Zeit widerspiegeln, sowie dörf liche Siedlungsbereiche mit Einfamilienhausbebauung. WISSEN UND FORSCHEN Die Universität Erfurt und die Fachhochschule Erfurt als „Hochschule der angewandten Wissenschaften“ tragen mit ihren gut 10.000 Studierenden zu einem hohen Potenzial an gut ausgebildeten Fachkräften bei. Die landeseigene Forschungseinrichtung CiS Institut für Mikrosensorik und Photovoltaik verknüpft Mikrosystemtechnik mit den Feldern Sensorik, Photovoltaik, Optik und Nanotechnologie und begleitet als Forschungs- und Entwicklungsdienstleister kleine und mittelständische Unternehmen entlang der gesamten Innovationskette. Im Jahr 2017 feiert die Stadt mit dem Jubiläum „500 Jahre Reformation“ einen ihrer berühmtesten Studenten, Martin Luther. Luther besuchte zwischen 1501 und 1505 die Universität in Erfurt. Forscher- 072 STA N D O RT P O RT R ÄT n E R F U RT Die Erfurter Krämerbrücke, die über einen Seitenarm der Gera führt, ist die längste komplett bebaute und bewohnte Brücke Europas. Sie erstreckt sich über eine Länge von 120 Metern und ist mit 32 Häusern bebaut. geist bewies auch der Ratsmeister Christian Reichart, der im 18. Jahrhundert durch die Einführung wissenschaftlicher Samenzucht und Anbaumethoden den Erwerbsgartenbau begründete und der Stadt zum Ruhm als „deutscher Blumenstadt“ verhalf. Unter dem Leitthema „GartenKulturStadt“ wird Erfurt diese Tradition aufgreifen und im Jahr 2021 eine Bundesgartenschau ausrichten. WIRTSCHAFT AUF WACHSTUMSKURS Erfurt ist über seine Straßen-, Schienen- und Luftverbindungen eng mit den Wirtschaftsmetropolen Deutschlands und Europas verbunden. Dies wird sich mit der Fertigstellung des ICE-Knotens weiter verbessern. Neben einer ausgewogenen Mischung aus Maschinenbau, Bau- und Baustoffindustrie, Gartenbau, Handwerk und einer vielseitigen 073 STA N D O RT P O RT R ÄT n E R F U RT Dienstleistungsbranche ist Erfurt ein Zentrum der Mikroelektronik, Mikrotechnik sowie der Solartechnik. Rund 80 Prozent aller Chipkartenkörper in den deutschen Handys kommen aus Erfurt. Als Verwaltungs-, Handels- und Dienstleistungszentrum des Freistaates Thüringens zählen Land und Stadt zu den größten Arbeitgebern im Stadtgebiet, gefolgt von der Stadtwerke Erfurt Gruppe und dem Helios Klinikum. Daneben punktet die Stadt als Medienund Logistikzentrum. gen in Wohngebäuden im Jahr 2000 auf 342 Wohnungen im Jahr 2014. Der marktaktive Leerstand im Geschosswohnungsbau liegt inzwischen bei 2,6 Prozent (2014) und damit unter dem Landesdurchschnitt von 5,2 Prozent. DIE BEVÖLKERUNG WÄCHST WIEDER Von 1994 bis 2002 verlor Erfurt durch die Abwanderungswelle in die alten Bundesländer und die sich anschließende Suburbanisierung 6,3 Prozent seiner Einwohner. Seitdem steigt die Einwohnerzahl Erfurts – mit Ausnahme des Jahres 2006 – stetig an. Allein von 2011 bis 2014 legte sie um 2,1 Prozent auf 206.219 Personen zu. Vor diesem Hintergrund ist fraglich, ob die Prognosen, die im Zeitraum 2012 bis 2030 eine Abnahme der Bevölkerung um 7,0 Prozent und der Haushalte um 4,4 Prozent erwarten, tatsächlich eintreffen werden. Die Haushaltsstruktur Erfurts ist schwerpunktmäßig durch Ein- und Zweipersonenhaushalte geprägt (knapp 78 Prozent). Die Altersgruppen sind recht gleichmäßig verteilt: Einem Anteil von knapp 31 Prozent unter 30-Jähriger stehen rund 28 Prozent Älterer ab 60 Jahren gegenüber. Die Verteilung entspricht damit dem bundesdeutschen Mittel. Laut Zensus umfasst der Bestand in Erfurt 28.045 Gebäude mit 108.257 Wohnungen, wovon sich 55.650 in Mehrfamilienhäusern (ohne Plattenbauten) befinden. Hinzu kommen 33.800 Wohnungen in Plattenbauten. Die dem Typ Ein-/Zweifamilienhaus zugeordneten Gebäude machen mehr als 62 Prozent des Gebäudebestandes in Erfurt aus. Hier lebt jedoch nur knapp ein Viertel der Erfurter Bevölkerung. Die Bautätigkeit ließ nach der Jahrtausendwende deutlich nach und sank von 1.635 Wohnun- Bis 2050 will Erfurt den CO2-Ausstoß in der Stadt um 80 Prozent senken. Ein Baustein in diesem Konzept ist die zehn Hektar große „Klimagerechte Pilotsiedlung Marienhöhe“ mit dezentraler Energiegewinnung, Solarthermie und Passivhausstandard. Im Zusammenhang mit dem Ausbau des Hauptbahnhofs zum ICE-Knoten soll bis 2017 auf rund 30 Hektar das neue Stadtviertel „ICE-City“ wachsen. Neue größere Wohnquartiere sind in den kommenden Jahren im Stadtteil Johannesvorstadt zwischen Eislebener Straße und Kirchgasse, auf den Brachflächen zwischen Krämpfervorstadt und der Bahnlinie nach Nordhausen und in ErfurtGispersleben, im Bereich zwischen Ulan-Bator-Straße und Zittauer Straße, geplant. DIE MieteN BEWEGEN SICH NACH OBEN Die durchschnittliche Angebotskaltmiete stieg in Erfurt von 6,30 Euro pro Quadratmeter 2012 auf 6,60 Euro 2015. Für die teuersten zehn Prozent der Wohnungen verlangten Vermieter mindestens 8,50 Euro. Die höchsten durchschnittlichen Angebotsmieten wurden mit 7,50 Euro im Gebiet Hochheim, Bischleben, Schmira, Möbisburg [03] mit seinem ländlichen Charme am südwestlichen Stadtrand und dem Gebiet Löbervorstadt [06], dem grünsten Stadtteil Erfurts, aufgerufen. Im unteren Dichterviertel und im Musikerviertel haben Liebhaber von Gründerzeitbauten die Qual der Wahl zwischen Villen und Mehrfamilienhäusern mit großzügigen grünen Innenhöfen. Am günstigsten war die inserierte Miete mit 5,47 Euro pro Quadratme ter im Bereich Sulzer Siedlung, Roter Berg, Gispersleben, Moskauer Platz, Hohenwinden [11]. Hier findet sich eine 074 STA N D O RT P O RT R ÄT n E R F U RT VERTEILUNG DER AngebotsmieteN IN ERFURT 2014 UND 2015 Anteil der Angebote zum jeweiligen Mietpreis in €/m2/Monat 2014 6,0 5,3 22,3 22,9 37,1 32,6 20,5 23,4 8,2 9,8 2015 6,0 6,0 40 % 30 % 20 % 10 % 0% unter 5,00 € 5,00 € bis 5,99 € 6,00 € bis 6,99 € 7,00 € bis 7,99 € 8,00 € bis 8,99 € 9,00 € und mehr In Erfurt bewegt sich das Gros der Angebotskaltmieten zwischen 5,00 und 7,99 Euro pro Quadratmeter. Der Anteil der angebotenen Wohnungen ab 8,00 Euro steigt jedoch seit Jahren spürbar an. vielfältige Mischung in der Wohnbebauung – vom Einfamilienhaus bis zu Plattenbauten. Ab Mitte der 1990er-Jahre zogen viele Bewohner aus den nördlichen Großwohnsiedlungen in den Stadtteilen Berliner Platz, Rieth, Moskauer Platz und Roter Berg in die Innenstadt oder erfüllten sich den Wunsch von einem Eigenheim auf dem Land. Diverse Stadtumbaumaßnahmen haben inzwischen zu einer erheblichen Attraktivitätssteigerung beigetragen. Auf den zurückgebauten Flächen entstanden neue Grünanlagen und in den Innenhöfen viele Spielplätze. Die aufgewerteten Großwohnsiedlungen punkten heute mit einer guten Anbindung an den ÖPNV, kurzen Wegen zu den Versorgungszentren sowie einem breiten Angebot an seniorengerechten und barrierefreien Wohnungen, was Wohnungssuchende wieder verstärkt in den Norden lenkt. Interessant sind die Erfurter Mietspannen, die teilweise recht weit differieren. So wurden in der Altstadt für 80 Prozent der Wohnungen Angebotsmieten von 6,00 bis 9,08 Euro pro KENNZAHLEN ZUM WOHNUNGSMARKT Erfurt Thüringen Deutschland durchschnittliche Angebotsmiete 2015 in €/m²/Monat 6,60 5,38 6,51 durchschnittliche Fläche der Mietangebote 2015 in m² 61,2 62,0 68,0 Leerstandsquote im Geschosswohnungsbau 2014 in % 2,6 5,2 3,0 fertiggestellte Wohnungen1) je 1.000 Einwohner 2014 1,7 1,4 2,7 davon im Geschosswohnungsbau 0,9 0,5 1,3 2) 1) im Wohn- und Nichtwohnbau, ohne Umbaumaßnahmen, inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar 2) inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar Quellen für Grafiken und Tabellen: CBRE auf Datenbasis empirica-systeme, CBRE-empirica-Leerstandsindex, Statistische Landesämter, Statistische Ämter der Städte, Statistisches Bundesamt, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), Michael Bauer Research, Bundesagentur für Arbeit 075 STA N D O RT P O RT R ÄT n E R F U RT AngebotsmieteN IN ERFURT 2015 Stadtgebiet Anzahl der Mietangebote Wohnungsgröße, Median in m2 [01] Altstadt 597 70,0 7,47 [02] Berliner Platz, Andreasvorstadt 443 57,0 6,65 7,50 [03] Hochheim, Bischleben, Schmira, Möbisburg Kaltmiete, Median, in €/m2/Monat 88 81,5 [04] Ilversgehofen, Johannesplatz 507 58,0 6,51 [05] Johannesvorstadt, Krämpfervorstadt, Hohenwinden 437 61,5 6,84 [06] Löbervorstadt 303 72,0 7,50 [07] Melchendorf, Egstedt, Waltersleben 259 66,7 5,50 [08] Rhoda, Niedernissa, Herrenberg, Dittelstedt 283 60,8 6,00 [09] Stadtrand Nord/Ost 55 57,0 6,40 [10] Stadtrand West 225 60,0 6,77 [11] Sulzer Siedlung, Roter Berg, Gispersleben, Moskauer Platz, Hohenwinden 334 60,0 5,47 3.531 61,2 6,60 Erfurt gesamt Quadratmeter gefordert. Dies spiegelt den Wandel der vergangenen Jahre wider, in denen in der Altstadt nicht nur neue Gebäude entstanden, sondern viele Gebäude mit erheblichem Aufwand restauriert und saniert wurden. So entstand beispielsweise im restaurierten „Chrestensenhof“ oder in den „Schottenhöfen“ exklusiver Wohnraum, der häufig auch der Vermietung dient. In sechs von elf Erfurter Gebietsräumen stieg die Angebotsmiete 2015 gegenüber dem Vorjahr um mehr als 2 Prozent an, in vier Gebieten blieb sie recht stabil. Die höchste Mietsteigerung betraf mit plus 5,6 Prozent das städtisch geprägte Gebiet Johannesvorstadt, Krämpfervorstadt und Hohenwinden [05]. ERFURT BESITZT DIE FÄHIGKEIT, WANDEL UND IDENTITÄT INNOVATIV ZU VEREINEN Erfurt, die Landeshauptstadt Thüringens, ist das Verwaltungs-, Handels- und Dienstleistungszentrum des Freistaates. Der Wirtschaftsstandort weist eine ausgewogene Mischung aus Maschinenbau, Bau- und Baustoffindustrie, Gartenbau, Handwerk und einer vielseitigen Dienstleistungsbranche auf. Daneben ist Erfurt ein Zen trum der Mikroelektronik, Mikrotechnik sowie der Solartechnik. Die Universität und die Fachhochschule der Stadt tragen zu einem hohen Potenzial an gut ausgebildeten Fachkräften bei. Erfurt verfügt über ein vielfältiges Angebot unterschiedlicher Baustile und Wohnwerte. Die Zuzüge der vergangenen Jahre und die geringe Neubautätigkeit führten vor allem im einfachen und mittleren Segment zu einer Knappheit im Wohnungsangebot mit in der Folge steigenden Preisen. 076 STA N D O RT P O RT R ÄT n E R F U RT MiTTleRe an Ge BoTS Mie Te in Den STaDTGeBieTen 2015 11 10 04 02 09 05 01 06 03 08 07 Median in €/m²/Monat 5,47 – 5,63 5,64 – 6,20 6,21 – 6,48 6,49 – 6,65 6,66 – 6,79 077 6,80 – 7,16 7,17 – 7,49 7,50 – 7,50 STA N D O RT P O RT R ÄT n ESSEN Essen: Ruhiger Markt mit anhaltendem Süd-Nord-Gefälle Südlich der City mit ihrer Bürohochhaus-Skyline liegen attraktive Wohngebiete in landschaftlich schöner Lage, nördlich davon tragen dagegen viele Quartiere deutliche Spuren der industriellen Vergangenheit. Das führt zu einem insgesamt stabilen, aber deutlich gespaltenen Markt. Essen ist einerseits Sitz bedeutender Unternehmen und zentraler Dienstleistungsstandort des Ruhrgebiets. Allein 5 der 50 umsatzstärksten Unternehmen Deutschlands haben ihren Hauptsitz in der Stadt. Zu den größten Essener Firmen gehören beispielsweise RWE, ThyssenKrupp, Aldi Nord und HOCHTIEF. Andererseits leidet Essen nach wie vor unter dem Schwund der Montanindustrien. Die Arbeitslosenquote von 12,4 Prozent im Jahr 2014 ist die dritthöchste der 29 Städte dieses Reports. Der Zuwachs an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von 2004 bis 2014 lag unter dem gesamtdeutschen Wert. Hingegen stieg die Einwohnerzahl von Ende 2011 bis Ende 2014 mit plus 1,4 Prozent stärker als im Bundesdurchschnitt (1,1 Prozent). Den Einwohnerzuwachs der letzten Jahre führt die Stadt offiziell nicht auf wirtschaftliches Wachstum zurück, sondern auf die EU-Osterweiterung, die Krise in Südeuropa und den Zuzug von Asylbewerbern. Mit einem prog nostizierten Bevölkerungsrückgang von 5,0 Prozent bis zum Jahr 2030 liegt Essen zwischen den Ruhrstädten Dortmund (-3,1 Prozent) und Duisburg (-7,6 Prozent). GUTE LAGEN NAHE DER RUHR Das Geschehen auf dem Essener Wohnungsmarkt ist weit ruhiger als in den meisten anderen Städten vergleichbarer Größe. Der Median der Angebotsmieten lag 2015 mit genau 6,00 Euro pro Quadratmeter gemeinsam mit dem in Dortmund auf Rang 23 der 29 Städte dieses Reports und stieg gegenüber dem Vorjahr nur um 0,3 Prozent an. Traditionell ist der Wohnungsmarkt der Stadt durch ein Gefälle von Süden nach Norden geprägt, das sich auch in den aktuellen Angebotsdaten niederschlägt. Den höchsten Median der Angebotsmieten im Jahr 2015 hat mit 7,86 Euro pro Quadratmeter das Gebiet im landschaftlich 078 STA N D O RT P O RT R ÄT n ESSEN Essen und die Umsatzriesen: Allein 5 der 50 umsatzstärksten Unternehmen Deutschlands haben ihren Hauptsitz hier. Nur in den deutlich größeren Städten München und Hamburg ist die Zahl genauso hoch. schönen Südwesten beiderseits der Ruhr, das Werden, Kettwig, Bredeney, Schuir, Fischlaken, Heidhausen, Margarethenhöhe und Haarzopf [09] umfasst. Es hat teils kleinstädtische Kerne und ringsherum hohe Anteile von Einfamilienhäusern. Die besten Lagen finden sich an den Hängen direkt über der Ruhr, was nicht nur die Familie Krupp mit ihrer Villa Hügel zu schätzen wusste. Im Esse- ner Südwesten ist auch das Topsegment des Wohnungsmarkts deutlich ausgeprägt: Das Zehntel der am teuersten angebotenen Wohnungen weist Quadratmeterwerte von 10,00 Euro aufwärts auf. Im Süden wirkt der jüngste Anstieg aller Angebotsmieten von 2,5 Prozent auf den ersten Blick unspektakulär, liegt aber deutlich über dem Mittel für ganz Essen. 079 STA N D O RT P O RT R ÄT n ESSEN Zentrum GÜNSTIGER ALS DER SÜDEN ZUR EMSCHER HIN SINKEN DIE MieteN Auch die nächstteuren Gebiete der Stadt befinden sich in den südlichen Teilen Essens – ebenfalls in landschaftlich schönen Lagen, aber teils nicht mehr ganz so prestigeträchtig. Der Angebotsmittelwert pro Quadratmeter beträgt im Gebiet Rüttenscheid, Bergerhausen, Rellinghausen, Stadtwald [05] 7,41 Euro. Der Anstieg der An gebotsmiete war hier allerdings mit zuletzt 1,6 Prozent etwas geringer als in den Toplagen. Deutlich niedriger liegen bei den Angebotsmieten die Stadtteile im äußersten Südosten der Stadt, die sich einerseits nahe der Ruhr befinden, andererseits sehr cityfern und nur mäßig ans Zentrum angebunden sind: Das Gebiet Heisingen, Byfang, Kupferdreh, Überruhr, Burgaltendorf [04] verzeichnet bei den Angebotsmieten einen mittleren Quadratmeterwert von 6,83 Euro. Mit einem Plus von 1,2 Prozent war der Anstieg zuletzt leicht überdurchschnittlich. Im Jahr zuvor hatte der Mietmittelwert mit plus 0,1 Prozent stagniert. Alle weiteren Gebiete liegen im Essener Norden und Osten, und überall rangieren die mittleren Angebotsmieten pro Quadratmeter unter dem Wert für die Gesamtstadt. Relativ hoch für diese Regionen ist diese mit 5,96 Euro noch im Bereich Altendorf, Frohnhausen, Holsterhausen [01] westlich des Zentrums, wo es auch mit 2,6 Prozent den stärksten Anstieg der Stadt gab. Hier könnte auch die neue Zentrale von ThyssenKrupp, die Zug um Zug seit 2010 errichtet wird und circa 2.000 Mitarbeiter beheimaten soll, den Mietmarkt belebt haben – wenn auch wohl nur leicht. Denn anspruchsvolle Konzernbeschäftigte suchen oft höhere Qualitäten als der Wohnungsmarkt in der Nachbarschaft bieten kann. Die angebotenen Wohnungen in diesem Gebiet fallen mit im Schnitt 60 Quadratmetern, mit Ausnahme des Zentrums, auch kleiner aus als in allen anderen Teilen der Stadt. Das Essener Zentrum fällt bei den Mietwerten gegenüber dem Süden der Stadt deutlich ab, ordnet sich jedoch noch über dem Mittelwert der Stadt ein. Im Bereich Stadtkern, Ost-, Süd-, Südost- und Westviertel sowie Huttrop [06] liegt die mittlere Angebotsmiete pro Quadratmeter bei 6,31 Euro. Trotz bester Verkehrslage und Infrastruktur kommt dieses Gebiet nicht gegen den grünen und gepflegten Süden der Stadt an. Mit 1,4 Prozent verzeichnet der Stadtkern 2015 auch keinen sehr starken Preisanstieg. Gebremst wird der Trend zur Urbanisierung durch die hohe Verkehrsbelastung, durch eine teils enge und unattraktive Baustruktur aus Nachkriegszeiten und durch Brachen und altindustrielle Überreste, die sich sogar unmittelbar an der Essener City finden. Bei 5,89 Euro liegen die Angebotsmieten im Schnitt am nordwestlichen Stadtrand im Gebiet Borbeck, Frintrop, Gerschede, Schönebeck, Bochold, Dellwig [03]. Diese Stadtteile gehören schon zur Emscherzone, die besonders stark von einstiger und noch existenter Industrie sowie von West-Ost-Verkehrswegen wie beispielsweise der A 42 (Emscherschnellweg) geprägt ist. Teils gibt es im Gebiet dicht bebaute Stadtviertel, teils kleinere Siedlungen und teils noch deutlich erkennbare vorstädtische Kerne, vor allem in Borbeck. Der Anstieg der mittleren Angebotsmiete pro Quadratmeter war zuletzt allerdings mit 2,2 Prozent im städtischen Vergleich überdurchschnittlich. 080 STA N D O RT P O RT R ÄT n ESSEN VERTEILUNG DER AngebotsmieteN IN ESSEN 2014 UND 2015 Anteil der Angebote zum jeweiligen Mietpreis in €/m2/Monat 2014 0,7 1,1 29,6 26,9 46,6 46,9 15,9 17,1 5,2 5,6 2015 2,0 2,3 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0% unter 4,00 € 4,00 € bis 5,49 € 5,50 € bis 6,99 € 7,00 € bis 8,49 € 8,50 € bis 9,99 € 10,00 € und mehr Essen ist nach wie vor günstig: Knapp die Hälfte aller Mietangebote lag im Jahr 2015 zwischen 5,50 und 6,99 Euro pro Quadratmeter, mehr als ein Viertel der Angebote war zudem günstiger als 5,50 Euro. MÄSSIGE MieteN AM WELTKULTURERBE Nördlich und nordöstlich der City bis zum Stadtrand nach Gelsenkirchen erstreckt sich das Gebiet, zu dem die Stadtteile Stoppenberg, Nordviertel, Katernberg und Schonnebeck [08] gehören. Hier betrug der Median aller Angebotsmieten zuletzt 5,70 Euro pro Quadratme ter. In diesem Gebiet haben unter anderem die Universität Duisburg-Essen und das UNESCO-Weltkulturerbe Zeche Zollverein ihren Standort. Der westlich von hier gelegene Teil des Essener Nordens weist ebenfalls eine mittlere Miete von 5,70 Euro auf: In Altenessen, Karnap und Vogelheim [02] gibt es eine teilweise wild zerklüftete Siedlungsstruktur mit Wohngebieten, die von Gewerbe, Halden und Restgrün umgeben sind und in Teilen bereits nördlich des Emscherschnellwegs liegen. Den Grund für die Errichtung vieler dieser Siedlungen, nämlich die Nähe zu den Zechen, gibt es längst nicht mehr. Als kleiner Lichtblick mag gelten, dass die mittleren Angebotsmieten KENNZAHLEN ZUM WOHNUNGSMARKT Essen Nordrhein-Westfalen Deutschland durchschnittliche Angebotsmiete 2015 in €/m²/Monat 6,00 6,14 6,51 durchschnittliche Fläche der Mietangebote 2015 in m² 64,0 69,9 68,0 Leerstandsquote im Geschosswohnungsbau 2014 in % 3,4 3,1 3,0 fertiggestellte Wohnungen1) je 1.000 Einwohner 2014 1,3 2,4 2,7 davon im Geschosswohnungsbau 0,7 1,3 1,3 2) 1) im Wohn- und Nichtwohnbau, ohne Umbaumaßnahmen, inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar 2) inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar Quellen für Grafiken und Tabellen: CBRE auf Datenbasis empirica-systeme, CBRE-empirica-Leerstandsindex, Statistische Landesämter, Statistische Ämter der Städte, Statistisches Bundesamt, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), Michael Bauer Research, Bundesagentur für Arbeit 081 STA N D O RT P O RT R ÄT n ESSEN AngebotsmieteN IN ESSEN 2015 Stadtgebiet Anzahl der Mietangebote Wohnungsgröße, Median in m2 Kaltmiete, Median, in €/m2/Monat 1.945 60,0 5,96 715 61,0 5,55 1.576 63,1 5,89 [04] Heisingen, Byfang, Kupferdreh, Überruhr, Burgaltendorf 653 72,0 6,83 [05] Rüttenscheid, Bergerhausen, Rellinghausen, Stadtwald 880 66,0 7,41 [06] Stadtkern, Ost-, Süd-, Südost- und Westviertel, Huttrop 1.002 60,0 6,31 [07] Steele, Kray, Horst, Leithe, Freisenbruch, Frillendorf 1.456 67,7 5,51 [08] Stoppenberg, Nordviertel, Katernberg, Schonnebeck 1.268 61,0 5,70 929 77,4 7,86 10.424 64,0 6,00 [01] Altendorf, Frohnhausen, Holsterhausen [02] Altenessen, Karnap, Vogelheim [03] Borbeck, Frintrop, Gerschede, Schönebeck, Bochold, Dellwig [09] Werden, Kettwig, Bredeney, Schuir, Fischlaken, Heidhausen, Margarethenhöhe, Haarzopf Essen gesamt hier von 2014 zu 2015 um 1,5 Prozent gestiegen sind. Mit 5,55 Euro pro Quadratmeter verlangen Anbieter aber nach wie vor bescheidene Mieten im Gebiet. An letzter Stelle im Mietwerteranking liegen die östlichen Stadtteile Steele, Kray, Horst, Leithe, Freisenbruch und Frillendorf [07]. Es sind qualitativ durchwachsene, teilweise vom Ruhrschnellweg und der Hauptbahnstrecke durchschnittene Stadtteile, durchmischt mit Gewerbe und kleineren Grünflächen. Hier fallen die Angebotsmieten mit im Schnitt 5,51 Euro pro Quadratmeter moderat aus. Im Gebiet gibt es zahlreiche Nachkriegsbauten von oft nur mäßigem Standard. Das günstigste Zehntel der Wohnungen wird für maximal 4,49 Euro pro Quadratmeter angeboten – dies ist der niedrigste Wert in Essen. STABILITÄT IM SÜDEN, UNSICHERHEIT IN ALTEN INDUSTRIEQUARTIEREN Wirtschaftlich wirken sich in Essen ebenso die Schwächen der alten Industrien wie die Stärken der neuen Serviceund Wissensbranchen aus. Dieser Widerspruch schlägt sich auch auf dem Wohnungsmarkt nieder: Dieser wird durch ein starkes Gefälle zwischen den südlichen Stadtteilen und den traditionellen Arbeiterquartieren im Norden geprägt. Die Wohnungsmärkte verzeichnen aber in der ganzen Stadt keine großen Ausschläge, sondern fast durchweg einen leichten bis höchstens mäßigen Anstieg der Angebotsmieten. Investments sind im Süden Essens deutlich teurer als in den nördlichen Stadtgebieten, in denen die Überreste der alten Industrien noch vielfach zu sehen sind. Nur die dort einst gebotenen Arbeitsplätze findet man heute nicht mehr. 082 STA N D O RT P O RT R ÄT n ESSEN MiTTleRe an Ge BoTS Mie Te in Den STaDTGeBieTen 2015 02 03 08 06 01 07 05 04 09 Median in €/m²/Monat 5,51 – 5,55 5,56 – 5,70 5,71 – 5,89 5,90 – 5,96 5,97 – 6,31 083 6,32 – 6,83 6,84 – 7,41 7,42 – 7,86 STA N D O RT P O RT R ÄT n F R A N K F U RT A M M A I N Frankfurt am Main: Global City in Bewegung Die hohe Attraktivität Frankfurts sorgt für stetes Bevölkerungswachstum und einen Nachfrage überhang in der Wohnraumversorgung. Bei der Schaffung von neuem Wohnraum setzt die Stadt auf Förderprogramme, das Wohnbauland-Entwicklungsprogramm, Nachverdichtung und Umnutzungen. Seit dem Mittelalter Knotenpunkt der europäischen Handelsstraßen hat sich Frankfurt zu einem bedeutenden europäischen Finanz- und Handelsstandort entwickelt. Neben der Europäischen Zentralbank hat hier die Europäische Bankenaufsichtsbehörde ihren Sitz. Die Frankfurter Messe zählt zu den größten Messeplätzen der Welt, und der Frankfurter Flughafen verbindet die Stadt mit 300 Zielorten in 110 Ländern. Frankfurt ist die Kernstadt der Rhein-Main-Region, in der rund 5,5 Millionen Menschen leben und 365.000 Unternehmen ein jährliches Bruttoinlandsprodukt von 200 Milliarden Euro erwirtschaften. Ende 2014 zählte Frankfurt 717.624 Einwohner, 6,1 Prozent mehr als noch Ende 2011, und liegt damit hinsichtlich der Bevölkerungsentwicklung nach Leipzig an zweiter Stelle aller 29 analysierten Städte. Mit 300.000 Pendlern täglich gilt die Mainmetropole als Transitstadt par excellence. In dieser Global City sind Menschen aus 180 Nationen zu Hause. Etwa jeder Vierte verfügt nicht über einen deutschen Pass. Nur etwa die Hälfte der Frankfurter lebt länger als 15 Jahre in der Stadt. Daher überwiegt der Mietwohnungsmarkt – weniger als 20 Prozent aller Wohnungen werden von ihren Eigentümern bewohnt. Die zahlreichen internationalen Schulen und Forschungsinstitute ebenso wie die Hochschulen, Theater, Museen, der Main und die vielen Grünflächen machen die Stadt attraktiv. Entsprechend hoch ist die Kaufkraft: Mit im Schnitt 25.168 Euro pro Kopf nimmt Frankfurt diesbezüglich den dritten Rang hinter München und Düsseldorf ein. In der Haushaltsprognose bis 2030 kann die Stadt jedoch mit den anderen Top-7-Standorten nicht mithalten, die mit 5,4 bis 8,2 Prozent deutlich stärker zunehmen sollen als Frankfurt mit 3,4 Prozent. NACHFRAGEÜBERHANG TROTZ STARK GESTIEGENER BAUTÄTIGKEIT Die Bautätigkeit legte in den vergangenen Jahren in Frankfurt deutlich zu. Im Jahr 2014 wurden knapp 3.600 neue Wohnungen (in Wohn- und Nichtwohngebäuden, inklu- 084 STA N D O RT P O RT R ÄT n F R A N K F U RT A M M A I N Frankfurt hat eine extrem hohe Arbeitsplatzdichte. Die Zahl der Erwerbstätigen pro 1.000 Einwohner liegt bei knapp 950. Zum Vergleich: Düsseldorf rund 850, München rund 730, Hamburg rund 670, Deutschland rund 520. sive Wohnheimen) fertiggestellt. Der überwiegende Teil dieser Wohneinheiten entfiel dabei auf den Geschosswohnungsbau. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das Fertigstellungsvolumen einen starken Anstieg von 28,0 Prozent. Auch im Vergleich mit den größten deutschen Städten erreicht Frankfurt damit in Bezug auf die Einwohnerzahl ein hohes Bauvolumen. Dennoch reicht das Angebot nicht aus, um die starke Nachfrage zu befriedigen. Die Wohnungsversorgungsquote, die das Verhältnis von Wohnungen zu Haushalten angibt, lag Ende 2013 bei 93,7 Prozent. Eine Unterversorgung besteht vor allem im Segment der preisgünstigen Wohnungen und in den besonders gefragten Stadtteilen wie Westend, Sachsenhausen und Bornheim. 085 STA N D O RT P O RT R ÄT n F R A N K F U RT A M M A I N MEHRGLEISIGE WOHNUNGSBESCHAFFUNG QUARTIERE VERÄNDERN IHR GESICHT Das zu geringe Wohnungsangebot in Frankfurt lässt sich nicht ausschließlich mit Nachverdichtungen, Baulückenbebauung und Umwandlung von Gewerberaum in Wohnungen steigern. Die Stadt hat daher ihr Wohnbauland-Entwicklungsprogramm von 2011 noch einmal erweitert und weitere Flächenpotenziale für rund 6.000 Wohnungen ermittelt sowie bereits 15 Bebauungspläne gestartet. Dieses Programm weist somit ein Gesamtpotenzial von 30.270 Wohneinheiten aus. Eine zweite Schiene beschreitet die Stadt mit der Wohnungsbauförderung, sowohl durch den Ankauf von Belegungsrechten als auch mit Förderprogrammen für den Neubau. Das „Mittelstandsprogramm“ genannte Förderprogramm für den Mietwohnungsbau der Zielgruppe mittlerer Einkommensbezieher gehört ebenso in diese Rubrik wie spezifische Förderprogramme für studentisches Wohnen oder seniorengerechten Wohnraum. Als Instrumente gegen „Luxussanierungen“ und Gentrifizierung nutzt die Stadt Erhaltungs- und Milieuschutzsatzungen und wirkt bei größeren Bauvorhaben im Zuge des Planungsrechts auf einen Anteil von 30 Prozent sozialen Wohnungsbaus hin. Die vom Land Hessen geplante Mietpreisbremse sieht Frankfurt zwar als Stadt mit „angespanntem Wohnungsmarkt“ an, allerdings nicht in den vier Gemeindeteilen Berkersheim, Eckenheim, Harheim und Unterliederbach. Zahlreiche Großprojekte werden in den kommenden Jahren das Frankfurter Stadtbild verändern. Mit der Neugestaltung des Dom-Römer-Areals soll die alte Mitte mit neuer Identität wiedererstehen und die Wohnfunktion, die im Zweiten Weltkrieg verloren ging, zurückgeholt werden. Das Ostend, einst Industrie- und Arbeiterviertel, erfährt im Zuge des Neubaus der Europäischen Zentralbank eine Neuausrichtung zum hippen Szeneviertel. In Sichtweite entsteht in Sachsenhausen mit der Konversion des ehemaligen Henninger-Brauerei-Geländes ein gemischt genutztes Quartier mit rund 1.000 Wohnungen. Das Bahnhofsviertel, lange Zeit durch sein Rotlichtmilieu stigmatisiert, ist ein Paradebeispiel dafür, wie ein gut durchdachtes Förderprogramm zur Aufwertung eines Quartiers beitragen kann. Sichtbar wird dies an der signifikant gewachsenen Bevölkerung und der steigenden Zahl an Wohnungen. Größere Wohnquartiere sind zudem auf dem ehemaligen Siemens-Areal südlich der Rödelheimer Landstraße und auf dem früheren Standort der GoetheUniversität mit dem neuen Stadtquartier „Kultur-Campus“ vorgesehen. Ein Beispiel für die gelungene Revitalisierung einer Infrastrukturbrache ist das Europaviertel, in dem bis zum Jahr 2025 urbane Quartiere mit unterschiedlichem Charakter realisiert werden. In unmittelbarer Nachbarschaft bescheren Konversion und Revitalisierung dem ehemaligen Arbeiterviertel Gallus 1.500 neue Wohnungen und 600 Studentenwohnungen. Der stete Zustrom an Einwohnern führt in Frankfurt aktuell zu einer Renaissance des vertikalen Wachstums und zu einem Imagewandel der Hochhäuser. Diese werden heute in besten Stadtlagen errichtet, von renommierten Architekten ressourcenschonend geplant und mit zahlreichen Zusatzangeboten ausgestattet. 086 STA N D O RT P O RT R ÄT n F R A N K F U RT A M M A I N VERTEILUNG DER AngebotsmieteN IN FRANKFURT 2014 UND 2015 Anteil der Angebote zum jeweiligen Mietpreis in €/m2/Monat 2014 4,9 4,4 17,8 16,7 28,5 28,1 24,5 25,1 13,6 15,7 2015 10,7 9,9 40 % 30 % 20 % 10 % 0% unter 8,00 € 8,00 € bis 9,99 € 10,00 € bis 11,99 € 12,00 € bis 13,99 € 14,00 € bis 15,99 € 16,00 € und mehr In Frankfurt liegen 53,2 Prozent der Angebotsmieten zwischen 10,00 und 13,99 Euro pro Quadratmeter. Die Stadt weist aber auch einen hohen Anteil (rd. 25 Prozent) von hochpreisigen Mieten ab 14,00 Euro auf. STEIGENDE MieteN UND PREISE Die Mieten steigen in Frankfurt weiterhin an. Der gesamtstädtische Mittelwert erhöhte sich von 11,89 Euro im Jahr 2014 auf 12,00 Euro pro Quadratmeter im Jahr 2015, wobei die Mietspanne im mittleren Marktsegment von 8,92 bis 15,98 Euro pro Quadratmeter reicht. Im beliebten und zentrumsnahen Gebiet Westend, Nordend-West [20] stieg die mittlere Angebotsmiete 2015 von 14,47 Euro auf 15,00 Euro pro Quadratmeter, nachdem sie im Vorjahr leicht nachgegeben hatte. Im teuersten Frankfurter Gebiet reicht die Mietspanne des mittleren Marktsegments von 11,76 bis 19,44 Euro. Gefragt und daher entsprechend teuer sind auch die traditionell stark nachgefragten, zen tralen Viertel Sachsenhausen-Nord [16] (13,96 Euro), Altstadt, Ostend [01] (13,67 Euro), Nordend-Ost, NordendWest [12] (13,03 Euro), Gutleut- und Bahnhofsviertel [08] (13,00 Euro) und Bornheim [05] (12,38 Euro). Am günstigsten bekommt man eine Mietwohnung mit 9,51 Euro pro KENNZAHLEN ZUM WOHNUNGSMARKT Frankfurt Hessen Deutschland durchschnittliche Angebotsmiete 2015 in €/m²/Monat 12,00 8,18 6,51 durchschnittliche Fläche der Mietangebote 2015 in m² 72,0 74,8 68,0 Leerstandsquote im Geschosswohnungsbau 2014 in % 0,6 2,1 3,0 fertiggestellte Wohnungen1) je 1.000 Einwohner 2014 5,0 2,5 2,7 davon im Geschosswohnungsbau 4,4 1,5 1,3 2) 1) im Wohn- und Nichtwohnbau, ohne Umbaumaßnahmen, inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar 2) inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar Quellen für Grafiken und Tabellen: CBRE auf Datenbasis empirica-systeme, CBRE-empirica-Leerstandsindex, Statistische Landesämter, Statistische Ämter der Städte, Statistisches Bundesamt, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), Michael Bauer Research, Bundesagentur für Arbeit 087 STA N D O RT P O RT R ÄT n F R A N K F U RT A M M A I N AngebotsmieteN IN FRANKFURT Am Main 2015 Stadtgebiet Anzahl der Mietangebote Wohnungsgröße, Median in m2 Kaltmiete, Median, in €/m2/Monat 13,67 [01] Altstadt, Ostend 371 72,9 [02] Bergen-Enkheim, Fechenheim, Riederwald 387 71,0 9,82 [03] Berkersheim, Preungesheim, Eckenheim 295 75,7 10,82 [04] Bockenheim 956 70,0 12,84 [05] Bornheim 442 60,0 12,38 [06] Dornbusch 282 75,0 12,26 [07] Gallus 514 86,0 12,06 [08] Gutleutviertel, Bahnhofsviertel 606 78,0 13,00 [09] Höchst, Unterliederbach, Zeilsheim, Sindlingen, Sossenheim 623 65,0 9,51 [10] Nieder-Erlenbach, Nieder-Eschbach, Bonames, Harheim, Kalbach 308 76,0 9,72 [11] Niederursel, Heddernheim, Nordweststadt, F. Berg, Eschersheim 547 68,0 10,50 [12] Nordend-Ost, Nordend-West 773 65,0 13,03 [13] Praunheim, Hausen, Ginnheim 398 70,0 10,98 [14] Riedberg 175 90,0 12,07 [15] Rödelheim 305 65,0 10,83 [16] Sachsenhausen-Nord 810 80,6 13,96 1.134 70,0 11,49 [18] Schwanheim, Griesheim, Nied 416 66,0 9,72 [19] Seckbach 209 65,0 11,99 [17] Sachsenhausen-Süd, Niederrad, Oberrad [20] Westend-Nord und -Süd, Nordend-West Frankfurt gesamt Quadratmeter am westlichen Stadtrand im Gebiet Höchst, Unterliederbach, Zeilsheim, Sindlingen, Sossenheim [09]. Den größten Sprung nach oben nahmen die Angebots mieten mit einem Plus von 9,4 Prozent im Gebiet Altstadt, Ostend. Diese Durchschnittsmieten dürfen allerdings nicht darüber hinweg täuschen, dass sich die Situation in den Mikrolagen und auch in den Marktsegmenten deutlich 1.081 95,0 15,00 10.632 72,0 12,00 anders gestalten kann. Zehn Prozent der inserierten Wohnungen in Frankfurt werden bereits für knapp 16 Euro pro Quadratmeter und mehr angeboten. Lediglich bei jeder zehnten Wohnung verlangten Vermieter Angebotsmieten unter 8,92 Euro. IHRE HOHE ANZIEHUNGSKRAFT STELLT DIE GLOBAL CITY VOR HERAUSFORDERUNGEN Trotz steigender Bautätigkeit herrscht in Frankfurt aufgrund der starken Einwohnerzuwächse in den vergangenen Jahren ein unausgeglichener Wohnungsmarkt. Die Wohnungsversorgungsquote liegt derzeit bei 93,7 Prozent. Engpässe bestehen vor allem im preiswerten Segment und in innenstadtnahen, zentralen Stadtteilen, die wiederum auch bei Investoren besonders beliebt sind. Die hohe Nachfrage sorgt für einen kaum noch wahrzunehmenden Leerstand. Der gut ausgebaute ÖPNV erweitert den Attraktivitätsradius inzwischen auf eine 45-Minuten-Linie um das Zentrum. Freiwerdende Industrie- und Infrastrukturareale werden umgenutzt und zur Aufwertung zahlreicher Quartiere führen. 088 STA N D O RT P O RT R ÄT n F R A N K F U RT A M M A I N MiTTleRe an Ge BoTS Mie Te in Den STaDTGeBieTen 2015 10 14 11 03 13 15 19 02 06 04 20 12 05 01 09 07 08 16 18 17 Median in €/m²/Monat 9,51 – 9,76 9,77 – 10,74 10,75 – 11,04 11,05 – 12,03 12,04 – 12,24 089 12,25 – 12,88 12,89 – 13,43 13,44 – 15,00 STA N D O RT P O RT R ÄT n FREIBURG Freiburg: Die erfolgreiche Green City mit mediterranem Flair Freiburg hat sich in den Bereichen Solartechnik, Umwelt- und Klimaschutz sowie nachhaltiges Bauen einen Namen gemacht. Daneben sorgen die badische Lebensart, die Lage im Dreiländereck, die historische Altstadt und die gute Bildungslandschaft für stetiges Bevölkerungswachstum. Freiburg liegt im äußersten Südwesten Deutschlands und bietet seinen 220.203 Einwohnern (Ende 2014) meist über 1.800 Sonnenscheinstunden pro Jahr. Das schweizerische Basel liegt knapp 70 Kilometer entfernt, das französische Colmar sogar nur rund 50 Kilometer. Die charakteristischen „Bächle“ der Freiburger Altstadt, die einst die Stadt mit Brauch- und Löschwasser versorgten, begeistern jährlich fast 1,5 Millionen Touristen. Wahrzeichen der Stadt ist das Münster, das als eines der wenigen Gebäude den schweren Bombenangriff vom 27. November 1944, bei dem weite Teile der Stadt in Schutt und Asche gelegt wurden, unbeschadet überstand. Der Wiederauf- bau der Altstadt orientierte sich am historischen Stadtbild und trägt durch die zahlreichen Rekonstruktionen viel zum Reiz der Innenstadt bei. Die 1457 gegründete Albert-Ludwigs-Universität zählt knapp 25.000 Studenten aus über 100 Nationen und gehört seit 2007 zu den neun Top-Universitäten Deutschlands. Daneben ist Freiburg Standort renommierter Forschungseinrichtungen und beherbergt mehrere Institute der Fraunhofer- und der Max-Planck-Gesellschaft. Freiburg ist eine quirlige Stadt, in der sich ein Großteil des Lebens draußen abspielt, mit einer vielfältigen Kultur- und Gastronomieszene, zahlreichen Park- und Waldflächen und einer gut ausgebauten Bildungs- und Betreuungsinfrastruktur. „Es gibt zwei Arten von Menschen: solche, die in Freiburg wohnen und solche, die nach Freiburg ziehen wollen“, verkünden die Einheimischen stolz. Im Gegensatz zu vielen anderen Städten stammen die Wanderungsgewinne von Freiburg 090 STA N D O RT P O RT R ÄT n FREIBURG Der Anteil des Radverkehrs am Gesamtverkehr liegt in Freiburg bei 28 Prozent. Unter den größten deutschen Städten ist der Anteil der Radfahrer nur in Münster noch höher als in Freiburg. aus nahezu allen Städten und Landkreisen Deutschlands, das Potenzial Zuzugswilliger ist entsprechend hoch. Nach Prognosen des BBSR soll die Einwohnerzahl der Stadt bis 2030 im Vergleich zum Jahr 2012 um 5,8 Prozent, die Zahl der Haushalte sogar um 10,3 Prozent steigen. Dabei ist Freiburg eine junge Stadt. Der Anteil der unter 30-Jährigen liegt bei 38,2 Prozent (BRD: 30,2 Prozent), während nur 21,1 Prozent älter als 60 Jahre sind (BRD: 27,4 Prozent). Bis zum Jahr 2030 soll sich diese Altersstruktur laut städtischen Prognosen allerdings deutlich wandeln. Zwar wird – mit Ausnahme der 45- bis unter 60-Jährigen – für alle Altersgruppen eine Bevölkerungszunahme prognostiziert, jedoch fallen die Zuwächse in den Altersgruppen ab 60 Jahren deutlich am stärksten aus. 091 STA N D O RT P O RT R ÄT n FREIBURG GESUNDHEIT UND NACHHALTIGKEIT Beim Vergleich mit den anderen baden-württembergischen Städten wird die hohe Bedeutung des Gesundheits- und Sozialwesens in Freiburg deutlich: 24,1 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sind in diesem Zweig tätig. Dagegen spielt das Verarbeitende Gewerbe mit einem Anteil von 13,3 Prozent in keiner baden-württembergischen Stadt eine geringere Rolle als in Freiburg. Insgesamt sind in Freiburg 86,5 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Dienstleistungssektor beschäftigt. Die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten legte von 2004 bis 2014 um 22,2 Prozent zu. Nur Berlin und Leipzig verzeichneten unter den 29 in diesem Report untersuchten Städten noch höhere Zuwächse. Neben Medizin und Gesundheit ist in Freiburg der Faktor Nachhaltigkeit zum Imagefaktor geworden. Mit 12.000 Erwerbstätigen in 2.000 Betrieben trägt der Sektor Umweltwirtschaft und -forschung rund 650 Millionen Euro zur Wertschöpfung bei. Insbesondere die Bereiche Forschung und Entwicklung, Wissenstransfer und Umweltbildung sind Motor bei der Entwicklung des Branchenportfolios rund um Solartechnologien, Erneuerbare Energien, Energieeffizienz, Planen und Bauen sowie Umwelttechnologie. Freiburg erkannte früh, dass Klimaschutz, Energieversorgung und Stadtentwicklung nicht voneinander zu trennen sind, und berücksichtigt seit Jahren energierelevante Aspekte bei der Entwicklung von Stadtteilen. Bis 2030 will die Stadt die klimaschädlichen Emissionen um mindestens 50 Prozent senken und bis 2050 Klimaneutralität erreichen. Neben einzelnen Leuchtturmprojekten wie dem ersten energieautarken Solarhaus der Welt, dem drehbaren „Heliotrop“ der Solarsiedlung des Architekten Rolf Disch, oder dem ersten Passivhochhaus Deutschlands in der Bugginger Straße 50 entstand seit 1998 in Freiburg mit dem Stadtteil Vauban ein verkehrsberuhigtes Ökoquartier, in dem Bürgerengagement, Bauen in der Gemeinschaft, variantenreiche Architektur und umweltbewusstes Leben großgeschrieben werden. Niedrigenergiebauweise ist verpflichtend, Passivbauweise, Plusenergiebauweise und der Einsatz von Solartechnik sind für die meisten Standard. Die Clusterinitiative „Green City Freiburg“ vernetzt mehr als 145 Akteure aus der Solar- und Umweltwirtschaft. Im Jahr 2012 erhielt Freiburg den Deutschen Nachhaltigkeitspreis als nachhaltigste Großstadt Deutschlands. ANGEBOT UND NACHFRAGE NICHT AUSGEWOGEN Mit einem Anteil von 44,8 Prozent entstammt der überwiegende Teil der Freiburger Wohnungen den Baujahren 1949 bis 1978. Vor 1948 wurde rund ein Fünftel der Wohnungen errichtet. Nur 8,7 Prozent der Wohnungen wurden nach 2000 gebaut. Vermietet werden 69,6 Prozent der Freiburger Wohnungen. Insgesamt ist der Freiburger Markt durch einen deutlichen Nachfrageüberhang gekennzeichnet: Der marktaktive Leerstand lag laut CBRE-empirica-Leerstandsindex im Jahr 2014 bei lediglich 0,7 Prozent und gehört damit zu den geringsten in Deutschland. Die Nachfragesituation spitzt sich aktuell auch durch die stetig steigende Zahl von Flüchtlingen zu. Die Anzahl der fertiggestellten Wohnungen in Wohn- und Nichtwohngebäuden lag 2014 mit 677 Einheiten (inklusive Wohnheimen) deutlich unter dem im „Handlungsprogramm Wohnen“ von der Stadt identifizierten Bedarf von 1.000 Wohnungen pro Jahr. Im Rahmen des kommunalen Handlungsprogramms entwickelte die Stadt Mitte 2013 Strategien zur Herstellung eines ausgewogenen Wohnungsmarktes. Mitte Mai 2015 beschloss der Gemeinderat, den Anteil von geförderten Mietwohnungen, den Bauherren bei neuen Bauvorhaben schaffen müssen, von 30 auf 50 Prozent zu erhöhen. Zur Deckung des Wohnungsbedarfs hält die Stadt zudem 092 STA N D O RT P O RT R ÄT n FREIBURG VERTEILUNG DER AngebotsmieteN IN FREIBURG 2014 UND 2015 Anteil der Angebote zum jeweiligen Mietpreis in €/m2/Monat 2014 4,0 4,2 19,3 14,0 33,7 33,3 29,6 32,5 8,6 10,9 2015 4,7 5,0 40 % 30 % 20 % 10 % 0% unter 7,00 € 7,00 bis 8,99 € 9,00 bis 10,99 € 11,00 bis 12,99 € 13,00 bis 14,99 € 15,00 und mehr Das hohe Mietniveau in Freiburg spiegelt sich in der Verteilung der Angebotsmieten wider: Knapp die Hälfte der Wohnungen zur Neuvermietung wird für mehr als 11,00 Euro pro Quadratmeter angeboten. die Ausweisung neuer Flächen für erforderlich. Diese sollen ab etwa 2020 im neuen Stadtteil Dietenbach realisiert werden. Auf einer Fläche von insgesamt 98 Hektar ist Wohnraum für 11.500 zusätzliche Einwohner geplant. Größere Wohnungsbauentwicklungen finden zurzeit im Quartier „Gutleutmatten“ in Haslach, im Stadtquartier „Güterbahnhof Nord“ und auf dem „Ganther Campus“ in der Oberau statt. Um die Bestandsmieten zu deckeln, gelten in Freiburg seit Juli 2015 eine auf 15 Prozent gesenkte Kappungsgrenze, eine Verlängerung der allgemeinen Kündigungssperrfrist bei Umwandlungen von Wohnungen in Eigentumswohnungen auf fünf Jahre und seit 1. November 2015 die Mietpreisbremse. STEIGENDE MieteN IN ALLEN STADTTEILEN Die durchschnittliche Angebotskaltmiete erhöhte sich in Freiburg 2015 gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 10,57 auf 10,91 Euro pro Quadratmeter. Freiburg liegt damit auf KENNZAHLEN ZUM WOHNUNGSMARKT Freiburg Baden-Württemberg Deutschland durchschnittliche Angebotsmiete 2015 in €/m²/Monat 10,91 7,82 6,51 durchschnittliche Fläche der Mietangebote 2015 in m² 66,0 75,0 68,0 Leerstandsquote im Geschosswohnungsbau 2014 in % 0,7 1,8 3,0 fertiggestellte Wohnungen1) je 1.000 Einwohner 2014 3,0 3,1 2,7 davon im Geschosswohnungsbau 2,7 1,6 1,3 2) 1) im Wohn- und Nichtwohnbau, ohne Umbaumaßnahmen, inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar 2) inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar Quellen für Grafiken und Tabellen: CBRE auf Datenbasis empirica-systeme, CBRE-empirica-Leerstandsindex, Statistische Landesämter, Statistische Ämter der Städte, Statistisches Bundesamt, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), Michael Bauer Research, Bundesagentur für Arbeit 093 STA N D O RT P O RT R ÄT n FREIBURG AngebotsmieteN IN FREIBURG 2015 Stadtgebiet Anzahl der Mietangebote Wohnungsgröße, Median in m2 Kaltmiete, Median, in €/m2/Monat [01] Altstadt 105 60,0 11,67 [02] Brühl, Hochdorf, Landwasser, Mooswald 234 67,4 11,07 [03] Haslach, Weingarten, Stühlinger, Betzenhausen 347 56,6 10,42 [04] Herdern, Neuburg 132 82,0 11,94 [05] Kappel, Waldsee, Günterstal, Wiehre, Oberau 298 66,5 11,52 [06] Opfingen, Tiengen, Munzingen, Waltershofen 104 79,3 8,40 [07] St. Georgen, Rieselfeld, Mundenhof 133 77,0 10,55 1.353 66,0 10,91 Freiburg gesamt dem Niveau von Stuttgart und wird unter den 29 in diesem Report analysierten Städten nur noch von München (14,61 Euro) und Frankfurt (12,00 Euro) übertroffen. Allerdings liegt die durchschnittliche Kaufkraft in Freiburg nicht nur deutlich unter der der Bewohner Münchens, Frankfurts oder Stuttgarts, sondern auch unter dem Bundesdurchschnitt; die Schere zwischen Miethöhe und Einkommen klafft hier demnach besonders auseinander. Zehn Prozent der Wohnungen in Freiburg wurden 2015 für mindestens 13,68 Euro pro Quadratmeter angeboten. Die höchste Durchschnittsmiete wurde mit 11,94 Euro im traditionell stark gefragten Gebiet Herdern, Neuburg [04] gefordert. Hier stehen viele Gründerzeithäuser und Villen mit weitläufigen Gärten. Seit einigen Jahren kaufen Bauträger vermehrt solche Villengrundstücke auf und ersetzen den Bestand durch hochpreisige Eigentumswohnungen. Mit durchschnittlich 82 Quadratmetern lebt man bei Neubezug in diesem Quartier am großzügigsten. In der Freiburger Altstadt [01] wurden im Schnitt 11,67 Euro pro Quadrat meter aufgerufen. Hier könnten in den kommenden Jahren die Um- und Neugestaltungen des kompletten Bereichs zwischen Platz der Universität, Platz der Alten Synagoge, Rotteckring, Fahnenbergplatz und Siegesdenkmal zu weiteren Mietsteigerungen führen. Am preisgünstigsten waren die Wohnungen 2014 mit durchschnittlich 8,40 Euro pro Quadratmeter am östlichen Stadtrand im Gebiet Opfingen, Tiengen, Munzingen und Waltershofen [06]. FREIBURG SETZT AUF NACHHALTIGKEIT UND DIE GESUNDHEITSWIRTSCHAFT Die südlichste Großstadt Deutschlands punktet mit mediterranem Klima, hoher Wirtschaftskraft und stetig wachsenden Bevölkerungszahlen. Die geografisch günstige Lage im Dreiländereck beschert der Stadt nicht nur zahlreiche Einkaufstouristen aus der Schweiz und aus Frankreich, sondern fördert auch die Zusammenarbeit innerhalb der Trinationalen Metropolregion Oberrhein. Zu den Freiburger Wachstumsbranchen zählen die Gesundheitswirtschaft sowie die Umweltwirtschaft und -forschung. Mit seinen Hochschulen, Bildungs- und Forschungseinrichtungen ist die Stadt auch international gut aufgestellt. Die hohe Attraktivität stellt die Universitätsstadt vor die Herausforderung, genügend Wohnbauland zur Verfügung zu stellen, um den hohen Bedarf an Wohnraum zu befriedigen und die Mieten nicht noch weiter steigen zu lassen. 094 STA N D O RT P O RT R ÄT n FREIBURG MiTTleRe an Ge BoTS Mie Te in Den STaDTGeBieTen 2015 02 04 06 07 03 01 05 Median in €/m²/Monat 8,40 – 9,91 9,92 – 10,49 10,50 – 10,68 10,69 – 11,07 11,08 – 11,41 095 11,42 – 11,60 11,61 – 11,74 11,75 – 11,94 STA N D O RT P O RT R ÄT n HALLE Halle: Die Nachfrage belebt sich – vor allem die Innenstadt profitiert Nach langem Schrumpfen der Bevölkerung und des Arbeitsmarktes hat sich in Halle der Trend gedreht; Wirtschaft, Einwohnerzahl und auch das Mietniveau wachsen wieder leicht. Die Wohnungsnachfrage konzentriert sich auf zentrale Altbauten, große Plattenbauquartiere stagnieren. In der traditionsreichen Industriestadt Halle haben sich nach einer langen Krisenzeit wichtige Produktionszweige wieder stabilisiert oder wachsen sogar. Das gilt für Chemie und Maschinenbau ebenso wie für Nahrungs- und Genussmittel. Hinzugekommen sind Dienstleister verschiedenster Art wie beispielsweise Logistiker, Medien- und Biotechnikfirmen sowie Callcenter. Die Arbeitslosenquote ist in den letzten zehn Jahren von über 20,0 auf 11,8 Prozent gesunken (2014). Seit 2011 wächst nach 20-jähriger Schrumpfung auch wieder die Zahl der Einwohner, allerdings ist die Bevölkerung überaltert: Der Anteil der unter 18-Jährigen ist niedriger als im Bundesdurchschnitt, dagegen der Anteil der über 60-Jährigen im Vergleich höher, was typisch für die Altersverteilung in ostdeutschen Städten ist. Die Zahl der Haushalte steigt ebenfalls wieder an – nicht zuletzt, da auch in Halle die durchschnittliche Haushaltsgröße immer weiter zurückgeht. Im Jahr 2000 lag sie im Schnitt noch bei 1,98 Personen, 2014 nur noch bei 1,72. Dennoch gehen die Prognosen bis 2030 von erheblichen Bevölkerungs- und Haushaltsverlusten aus. Unter den 29 untersuchten Standorten schneidet nur Chemnitz hierbei noch schlechter ab als Halle. MieteR SUCHEN SANIERTE ALTBAUTEN Im vorigen Jahrzehnt waren Leerstand und Abbau die alles beherrschenden Themen für Halles Wohnungsanbieter. Die Zahl der Einwohner war in der Gesamtstadt seit 1990 um rund ein Viertel gesunken. In einzelnen Stadtteilen fielen die Einwohnerverluste noch deutlich höher aus. So reduzierte sich die Zahl der Bewohner in Halle-Neustadt um rund die Hälfte und im südlichen Plattenbaugebiet Silberhöhe bis heute gar um etwa zwei Drittel. Auch citynahe Altbaugebiete wie Glaucha waren von hohem Leerstand und weitgehendem Stillstand bei der Sanierung betroffen. Die (vorläufige) Trendwende in Wirtschaft und Demogra- 096 STA N D O RT P O RT R ÄT n HALLE Mittelalterlicher, frühneuzeitlicher sowie repräsentativer Baubestand des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts machen die historische Altstadt zu einem der größten deutschen Flächenarchitekturdenkmäler. fie hat jetzt auch zu einer Wende auf dem Wohnungsmarkt geführt. Der Leerstand ist allein zwischen 2009 und 2014 von 10,5 auf 8,2 Prozent gesunken, ist aber – nach dem von Chemnitz – nach wie vor der zweithöchste aller in diesem Report analysierten Städte. 2015 lag der Mittelwert der Angebotsmiete mit 5,63 Euro pro Quadratmeter 1,8 Prozent höher als im Vorjahr. Hier liegt Halle gleichauf mit Leipzig und übertrifft die beiden ostdeutschen Städte Magdeburg (5,45 Euro) und Chemnitz (5,00 Euro) sowie mit Duisburg (5,30 Euro) auch eine westdeutsche Stadt. Halles Wohnungssuchende haben klare Lageprioritäten, was sich in Angebotsmieten der Eigentümer ausdrückt. Mieter mögen es zentral, und sie mögen sanierte Altbau- 097 STA N D O RT P O RT R ÄT n HALLE ten. Die mit deutlichem Abstand höchsten Angebots mieten werden für die Mitte und die nördliche Innenstadt Halles aufgerufen, wo der Mittelwert bei 6,57 Euro pro Quadratmeter liegt. Dies sind 3,7 Prozent mehr als im Jahr zuvor und bedeutet den stärksten Anstieg in der gesamten Stadt. In Mitte finden sich noch Spuren des Mittelalters und aller jüngeren Epochen einschließlich des Versuchs, Plattenbauten in eine Altstadt einzupassen. Der Nordteil des Zentrums ist von Gründerzeitbauten geprägt. Neben den üblichen Innenstadtdienstleistern finden sich hier große Teile der Universität, die Landesbibliothek, die Wissenschaftsgesellschaft Leopoldina und die Oper. Auch Grün fehlt nicht: Im Gebiet liegen der Botanische Garten, der Stadtpark und ein Stück des Saaleufers. Besonders beliebt bei Wohnungssuchenden ist das Mühlwegviertel. Hier findet sich auch ein Großteil des lokalen Topsegments: Für das teuerste Zehntel der Wohnungen werden im Gebiet Mitte, Nördliche Innenstadt [01] Quadratme termieten ab 8,42 Euro verlangt. Auch das Gebiet auf Rang 3 ist überwiegend von Altbauten geprägt: die südliche Innenstadt [05] mit einer mittleren Angebotsmiete von 5,71 Euro pro Quadratme ter – acht Cent über dem Mittelwert der Gesamtstadt. Das Gebiet grenzt unmittelbar an die City, ist aber von ihr durch eine umstrittene, baufällige und möglicherweise bald verschwindende Hochstraße getrennt. Unmittelbar südlich davon liegen die Franckeschen Stiftungen, eine 300-jährige Bildungs- und Sozialeinrichtung, an deren Rand jetzt auch die Bundeskulturstiftung Platz gefunden hat. Das umgebende Altbauviertel Glaucha war lange ein Sorgenkind der Stadtentwicklung mit hohem Leerstand und drohendem Verfall. Zuletzt hat sich aber die Situation auch hier durch Stadtumbaumaßnahmen deutlich entspannt, viele Gründerzeithäuser wurden saniert. Der Süden des Gebiets ist durch eine weniger dichte, gartenstadtähnliche und rein dem Wohnen vorbehaltene Bebauung gekennzeichnet. Auf Rang 2 hinsichtlich des Angebotsmietniveaus folgt mit im Schnitt 6,00 Euro pro Quadratmeter Halles Norden [02]. 2015 stagnierte die mittlere Angebotsmiete jedoch. Der citynähere Teil des Gebiets ist wie das Zen trum der Stadt von Altbauten geprägt und weist Einrichtungen wie die Kunsthochschule Burg Giebichenstein auf, die die Nachfrage beleben. Attraktiv im Quartier ist das an die nördliche Innenstadt angrenzende Paulusviertel mit seinen stilvollen, in Grün gebetteten Altbauten. Hier stieg die Nachfrage nach Eigentumswohnungen in den letzten Jahren spürbar an. Die äußeren Teile des Hallenser Nordens werden von überwiegend kleinteiliger Bebauung sowie dem kleineren Plattenbaugebiet Trotha und dörflichen Ortslagen wie Seeben, Tornau und Mötzlich geprägt. Das im Mietranking folgende Gebiet liegt beim Angebotsmittelwert bereits unter dem städtischen Mittelwert: der Osten der Stadt [03] mit 5,50 Euro pro Qua dratmeter. Hier gibt es kaum dichte urbane Strukturen. Den citynäheren Teil prägen der Hauptbahnhof sowie diverse Gewerbe- und Siedlungsgebiete und zahlreiche teils ausgedehnte Kleingartenkolonien im Gebiet Dieselstraße. Am Stadtrand liegen die kleinen Stadtteile Diemitz, Dautzsch und Reideburg. Teile dieses Gebietes sind eher dünn besiedelt. Kanena und Bruckdorf sind noch fast dörflich. Zwischen ihnen liegen ein Gewerbegebiet und ein gemeinsamer S-Bahnhof. Der Mittelwert der An gebotsmieten ist im östlichen Stadtgebiet zuletzt noch um 0,9 Prozent gestiegen – nach einem starken Anstieg von 7,7 Prozent im Vorjahr. WENIGER SORGEN IN GLAUCHA 098 STA N D O RT P O RT R ÄT n HALLE VERTEILUNG DER AngebotsmieteN IN HALLE 2014 UND 2015 Anteil der Angebote zum jeweiligen Mietpreis in €/m2/Monat 2014 5,3 5,2 21,9 20,2 36,0 35,0 24,4 25,9 7,2 8,3 2015 5,3 5,3 40 % 30 % 20 % 10 % 0% unter 4,00 € 4,00 € bis 4,99 € 5,00 € bis 5,99 € 6,00 € bis 6,99 € 7,00 € bis 7,99 € 8,00 und mehr Die Angebotsmieten liegen weiterhin auf moderatem Niveau. Über 60 Prozent der Wohnungsangebote waren 2015 günstiger als 6,00 Euro pro Quadratmeter. Jedoch stieg der Anteil der Angebote ab 7,00 Euro auf 13,6 Prozent. PLATTENBAUGEBIETE AM GÜNSTIGSTEN Die letzten Plätze bei den Angebotsmieten unter den Stadtgebieten in Halle nehmen die beiden Gebiete mit den größten Plattenbausiedlungen ein. Auf dem vorletzten Rang liegt mit einem Mittelwert von 4,99 Euro der Süden der Stadt [04], zu dem auch das Gebiet Silberhöhe gehört. In dem ab 1979 entstandenen Plattenbaugebiet setzte wegen gravierender Leerstände im vorigen Jahrzehnt eine große Abrisswelle ein, die ausgerechnet bei der Genossen- schaft „Frohe Zukunft“ begann. Unter anderem verschwanden zwei 22-geschossige Hochhäuser. Insgesamt wurden mehr als 5.500 Wohnungen abgerissen. Heute ist die Silberhöhe nicht mehr durch extreme Leerstände geprägt. Ferner gehören zum Hallenser Süden noch die Gegend um den Pestalozzipark mit ihren Genossenschaftsbauten und Reihenhäusern, die Südstadt mit dem Plattenbaugebiet und den Bauten der 1950er-/60er-Jahre sowie die Stadt- KENNZAHLEN ZUM WOHNUNGSMARKT Halle Sachsen-Anhalt durchschnittliche Angebotsmiete 2015 in €/m²/Monat 5,63 5,15 6,51 durchschnittliche Fläche der Mietangebote 2015 in m² 58,0 59,9 68,0 Leerstandsquote im Geschosswohnungsbau 2014 in % 8,2 7,0 3,0 fertiggestellte Wohnungen1) je 1.000 Einwohner 2014 0,6 1,0 2,7 davon im Geschosswohnungsbau 0,1 0,3 1,3 2) Deutschland 1) im Wohn- und Nichtwohnbau, ohne Umbaumaßnahmen, inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar 2) inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar Quellen für Grafiken und Tabellen: CBRE auf Datenbasis empirica-systeme, CBRE-empirica-Leerstandsindex, Statistische Landesämter, Statistische Ämter der Städte, Statistisches Bundesamt, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), Michael Bauer Research, Bundesagentur für Arbeit 099 STA N D O RT P O RT R ÄT n HALLE AngebotsmieteN IN HALLE 2015 Stadtgebiet Anzahl der Mietangebote Wohnungsgröße, Median in m2 Kaltmiete, Median, in €/m2/Monat [01] Mitte, Nördliche Innenstadt 1.290 54,8 6,57 [02] Nord 1.195 58,2 6,00 [03] Ost 675 61,0 5,50 [04] Süd 1.164 57,0 4,99 [05] Südliche Innenstadt 1.382 64,6 5,71 936 57,0 4,79 6.642 58,0 5,63 [06] West Halle gesamt teile Ammendorf, Beesen, Osendorf, Planena, Radewell und Rosengarten. Teils sind es grüne Siedlungen, teils sind Wohnen und Gewerbe auf engem Raum gemischt. Das günstigste unter den Stadtgebieten ist Halles Westen [06], der aus Citysicht jenseits der Saale liegt und erst 1990 in die Stadt eingemeindet wurde. Hier gibt es Siedlungsgebiete wie Dölau und Heide nebst Heide-Süd mit vielen individuellen Neubauten. Vor allem aber findet sich hier das große Plattenbaugebiet Halle-Neustadt, von Bewohnern und Außenstehenden gern „Ha-Neu“ abgekürzt. Es hat in den letzten 25 Jahren rund die Hälfte seiner Einwohner verloren – heute lebt jeder Fünfte Hallenser hier –, erlebte zahlreiche Abrisse und kämpft mit hohem Leerstand. Dagegen halfen auch Versuche nicht, es für die Internationale Bauausstellung Sachsen-Anhalt 2010 als gleichgewichtigen Teil einer „Doppelstadt“ neben dem historischen Halle zu präsentieren. Der Mittelwert der Angebotsmiete liegt weiterhin bei nur 4,79 Euro pro Quadratmeter und ist 2015 gegenüber dem Vorjahr um nur 0,4 Prozent gestiegen – Halles Westen verzeichnete damit den zweitschwächsten Anstieg in der Stadt. Das günstigste Zehntel der Wohnungen wird hier sogar mit maximal 3,53 Euro pro Quadratme ter angeboten. Das ist von allen Gebieten in den 29 Städten dieses Reports der niedrigste Wert. INNENSTADT MIT GUTEN ENTWICKLUNGSCHANCEN Halle hat sich 20 Jahre lang auf schmerzhafte Weise gesund geschrumpft und gewinnt seit einigen Jahren aufgrund leichter, aber stetiger Wanderungsüberschüsse auch wieder Einwohner. Leerstand und Abrisse gab es vor allem in architektonisch, städtebaulich und nach ihrer Lage unattraktiven Plattenbauquartieren. Die zugleich weitgehend sanierte Innenstadt präsentiert sich heute als gemischtes attraktives Zentrum mit historischem Flair und teils hoher Wohnqualität. In absehbarer Zukunft dürfte sich das Interesse der Wohnungsnachfrager hier konzentrieren. Die verbliebenen Plattenbauten dürften aber zum Gutteil ihrerseits Interessenten finden, die auf die Niedrigmieten angewiesen sind. Allerdings muss eine Stadt wie Halle dafür sorgen, dass diese Gebiete nicht zu Brennpunkten werden, sondern diese mit adäquaten Entwicklungskonzepten fördern. 100 STA N D O RT P O RT R ÄT n HALLE MiTTleRe an Ge BoTS Mie Te in Den STaDTGeBieTen 2015 02 06 01 03 05 04 Median in €/m²/Monat 4,79 – 4,92 4,93 – 5,12 5,13 – 5,44 5,45 – 5,61 5,62 – 5,75 101 5,76 – 5,93 5,94 – 6,21 6,22 – 6,57 STA N D O RT P O RT R ÄT n HAMBURG Hamburg: Die weltoffene, grüne und wachsende Stadt am Wasser Wirtschaft und Bevölkerung wachsen in der Hansestadt kontinuierlich. Hamburg ist Kernstadt einer Metropolregion mit mehr als fünf Millionen Menschen. Etwa 10.000 Unternehmen kommen hier jedes Jahr hinzu oder werden neu gegründet. Hamburg lebt mit und vom Wasser, manchmal laut und geschäftig wie am Hafen, manchmal nobel und mit Eleganz wie an den Alsterarkaden und manchmal auch verträumt und grün wie an den Ufern der Außenalster. Rund 60 Kilometer lang ist das Netz der Kanäle und Fleete, die Hamburg durchziehen. Die Nähe der absoluten Gegensätze spiegelt sich auch in den Stadtteilen – das noble Treppenviertel Blankenese, die Szene in der Schanze und die Arbeiterquartiere in Wilhelmsburg – wider. Der Handel mit Waren aus dem In- und Ausland bescherte der Hansestadt nicht nur finanziellen Wohlstand, sondern auch Weltoffenheit und das Bewusstsein für die Notwendigkeit von Kooperationen. Das bürgerschaftliche Engagement der Hamburger zeigt sich in einem ausgeprägten Stiftungswesen, das beispielsweise den Bau der Elbphilharmonie mit auf den Weg brachte, oder den Verträgen zwischen Senat, Bezirken und Immobilienwirtschaft zur Förderung des Wohnungsbaus. Aktuell sind in Hamburg mehr als 1.300 Stiftungen mit einem Gesamtvermögen von gut acht Milliarden Euro ansässig. In kaum einer anderen Stadt wird andererseits so häufig mit Bürgerbegehren, Petitionen und Demonstrationen um unterschiedliche Bedürfnisse und Positionen gerungen. Meist finden sich jedoch am Ende Lösungen, die von einer Mehrheit getragen werden. So wird das historische Gängeviertel, das noch 2008 an einen Investor verkauft und weitgehend einer Neubebauung weichen sollte, heute von der Stadt aufwendig saniert. Den Hamburgern gelingt es in einer sehr identitätsstiftenden Form, Neues zu schaffen, ohne das Alte zu zerstören. Sichtbaren Ausdruck findet dies in der HafenCity und der Speicherstadt, die gemeinsam mit dem Kontorhausviertel im Juli 2015 in die UNESCO-Welterbe-Liste aufgenommen wurden. Die Umwelthauptstadt 2011 verfolgt ehrgeizige Klimaziele: Bis 2050 sollen die CO2-Emissionen um 80 Prozent auf nur noch vier Millionen Tonnen gesenkt werden. 102 STA N D O RT P O RT R ÄT n HAMBURG Der Containerumsatz im Hamburger Hafen hat sich rasant entwickelt: Kamen 1990 noch auf jeden Einwohner Hamburgs statistisch gesehen 1,2 Container, waren es 2014 bereits 5,5. WACHSTUM BEI WIRTSCHAFT UND BEVÖLKERUNG Hamburg mit seinen mehr als 1,7 Millionen Einwohnern ist eine der dynamischsten Metropolen der Europäischen Union und Anziehungspunkt für viele internationale Firmen, Institutionen und Fachkräfte. Rund 250.000 Wahlhamburger aus 185 Nationen leben und arbeiten gegenwärtig an Alster und Elbe. In der Metropolregion Hamburg mit mehr als 5 Millionen Einwohnern hat die Stadt die stärkste Zentralitätswirkung einer deutschen Großstadt. Bis 2030 soll die Bevölkerung gegenüber 2012 um 5,4 Prozent, die Anzahl der Haushalte sogar um 6,7 Prozent wachsen. Insgesamt rechnet die Stadt schon mittelfristig mit einer deutlich ansteigenden Einwohnerzahl, auch durch die große Zahl von Flüchtlingen, die voraussichtlich dauerhaft 103 STA N D O RT P O RT R ÄT n HAMBURG an der Elbe bleiben werden. Hamburg ist eine junge Stadt: Knapp ein Drittel der Einwohner ist jünger als 30 Jahre, weniger als ein Viertel älter als 60 Jahre. Die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg von 2004 bis 2014 um 21,9 Prozent, dies ist nach Leipzig, Berlin und Freiburg der viertstärkste Wert der 29 untersuchten Städte dieses Reports. Die Arbeitslosenquote liegt bei 7,6 Prozent. Hamburgs Wirtschaftsstruktur ist dabei geprägt vom Dienstleistungssektor, in dem rund 84 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten tätig sind. In der Stadt findet man eine Vielzahl an innovativen Wachstumsbranchen. Besonders stark sind die Bereiche Hafen & Logistik, Life-Science, Luftfahrtindustrie sowie Medien & IT vertreten. Aber auch Erneuerbare Energien, Maritime Industrie sowie der Handel mit Asien, insbesondere China, gehören zu den wirtschaftlichen Schwerpunkten der Stadt. Unter deutschen Großstädten gilt die Musicalstadt Hamburg als Touristenmagnet. Im Jahr 2014 verbrachten 6,1 Millionen Gäste 12 Millionen Nächte in den 348 gewerblichen Beherbergungsbetrieben Hamburgs. WISSENSSTANDORT MIT STARKER INFRASTRUKTUR Hamburg liegt im Schnittpunkt wichtiger europäischer Verkehrsachsen zwischen Skandinavien, West-, Ost- und Südeuropa. Über Wasser, Schiene, Straße und Luft ist die Stadt global gut vernetzt. Der sechsspurige Ausbau der A 1 und A 7 und die neuen Elbquerungen westlich und östlich von Hamburg werden die überregionale Anbindung der Region weiter verbessern. Der Hamburger Hafen ist der größte deutsche Seehafen und Europas zweitgrößter Containerhafen. Um dem zunehmenden Kreuzfahrttourismus gerecht zu werden, erhielt Hamburg im Juni 2015 mit dem Cruise Center Steinwerder einen dritten Liegeplatz für große Kreuzfahrtschiffe. Das Terminalgebäude bietet ausreichend Kapazität, um pro Anlauf über 4.000 Passagiere abfertigen zu können. Der stadtnahe Flughafen zählte im vergangenen Jahr 14,76 Millionen Fluggäste. Am Hamburger Flughafen entsteht zudem bis Sommer 2016 das neue Luftfrachtzentrum „Hamburg Airport Cargo Center“ (HACC), das eine Jahreskapazität von 150.000 Tonnen Luftfracht aufnehmen kann. Mit 19 anerkannten Hochschulen unter staatlicher und privater Trägerschaft sowie weiteren Hochschulen in der Metropolregion ist Hamburg die akademische Heimat für rund 85.000 Studierende. Knapp 12 Prozent der Studierenden kommen aus dem Ausland. Eng mit den Hochschulen zusammen arbeiten außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, wie das Deutsche ElektronenSynchrotron (DESY), das größte Forschungszentrum der Stadt, drei Max-Planck-Institute und ein Leibniz-Institut. In Hamburg werden viele Innovationen auf den Weg gebracht. Nicht verwunderlich ist daher, dass hier eine der vier deutschen Lokalkammern des künftigen Einheitlichen Europäischen Patentgerichts zu Hause ist. 104 STA N D O RT P O RT R ÄT n HAMBURG VERTEILUNG DER AngebotsmieteN IN HAMBURG 2014 UND 2015 Anteil der Angebote zum jeweiligen Mietpreis in €/m2/Monat 2014 14,5 14,6 29,5 29,5 24,5 25,6 17,2 17,6 8,6 8,7 2015 5,7 4,0 40 % 30 % 20 % 10 % 0% unter 8,00 € 8,00 € bis 9,99 € 10,00 € bis 11,99 € 12,00 € bis 13,99 € 14,00 € bis 15,99 € 16,00 und mehr Mehr als die Hälfte der inserierten Wohnungen wird in Hamburg ab 10,00 Euro pro Quadratmeter angeboten. Im Gegensatz zu anderen deutschen Metropolen ist der Anteil hochpreisiger Angebote 2015 jedoch leicht gesunken. WOHNUNGSPOLITISCHE INSTRUMENTE Aus Sicht von Immobilieninvestoren sprechen insbesondere die Sicherheit und Stabilität des Marktes für ein Engagement in Hamburg. Die Unternehmensberatung PwC und das Urban Land Institute (ULI) Hamburg kürten die Stadt 2015 in einem weltweiten Vergleich nach Berlin, Dublin und Madrid zum viertattraktivsten Immobilienstandort für langfristig orientierte, eigenkapitalstarke Investments in Bestandsimmobilien in Europa. Beim Ranking für neue Investitionen liegt Hamburg sogar nach Dublin auf Platz 2. Größter Grundeigentümer sind die Stadt Hamburg und ihre öffentlichen Unternehmen. Beim Verkauf öffentlicher Grundstücke setzt die Stadt auf die Instrumente der Konzeptausschreibung und der Anhandgabe. Bei dieser erhält der künftige Erwerber nach der Auswahlentscheidung Zeit, die zur Bebaubarkeit und Finanzierung seines Vorhabens notwendigen Details vor Abschluss des Kaufvertrages zu klären. Die Stadt bietet das Grundstück in diesem KENNZAHLEN ZUM WOHNUNGSMARKT Hamburg Bundesland Hamburg Deutschland durchschnittliche Angebotsmiete 2015 in €/m²/Monat 10,23 10,23 6,51 durchschnittliche Fläche der Mietangebote 2015 in m² 65,0 65,0 68,0 Leerstandsquote im Geschosswohnungsbau 2014 in % 0,7 0,7 3,0 fertiggestellte Wohnungen1) je 1.000 Einwohner 2014 3,5 3,5 2,7 davon im Geschosswohnungsbau 2,9 2,9 1,3 2) 1) im Wohn- und Nichtwohnbau, ohne Umbaumaßnahmen, inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar 2) inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar Quellen für Grafiken und Tabellen: CBRE auf Datenbasis empirica-systeme, CBRE-empirica-Leerstandsindex, Statistische Landesämter, Statistische Ämter der Städte, Statistisches Bundesamt, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), Michael Bauer Research, Bundesagentur für Arbeit 105 STA N D O RT P O RT R ÄT n HAMBURG Zeitraum keinem anderen Interessenten an. Ziele der Anhandgabe sind eine grundsätzliche Vereinfachung zu realisierender Bauvorhaben und die Schaffung von Planungssicherheit für alle Beteiligten. Auf dem Wohnungsmarkt beträgt der marktaktive Leerstand nur noch 0,7 Prozent, was zeigt, dass weiterhin ein starker Nachfrageüberhang vorhanden ist. Nachfragedruck besteht vor allem in den Stadtteilen nördlich der Elbe. Die Stadt hat sich daher in ihrem Wohnungsbauprogramm zum Ziel gesetzt, die Rahmenbedingungen für 6.000 neue Wohnungen pro Jahr zu schaffen. Mindestens 2.000 davon sollen geförderte Wohnungen für Haushalte mit niedrigen und mittleren Einkommen sein. Dafür wurde 2011 mit den Hamburger Bezirken der „Vertrag für Hamburg – Wohnungsneubau“ für mehr und schnellere Wohnungsbaugenehmigungen geschlossen. Mit den wohnungswirtschaftlichen Verbänden und den Mietervereinen ist die Stadt das „Bündnis für das Wohnen in Hamburg“ eingegangen. Die Kooperationen der Stadt beginnen zu greifen. Im Jahr 2014 wurden knapp 6.150 Wohneinheiten (in neuen Wohn- und Nichtwohngebäuden) fertiggestellt, 2013 wurde die 6.000er-Marke ebenfalls überschritten. Werden die 2014 rund 10.000 genehmigten Wohnungen alle fertiggestellt, setzt sich der positive Trend fort. Um den Bau von Wohnungen zu erleichtern, hat die Stadt Anfang 2014 die Stellplatzverordnung aufgehoben. Die Richtlinie des Senats, bei jedem Bauvorhaben mindestens ein Drittel Sozialwohnungen zu bauen, soll Sozialwohnungen auch in bevorzugten Wohnlagen entstehen lassen. Zum Schutz der sozialen Zusammensetzung in einzelnen Bereichen oder Stadtteilen setzt die Stadt zudem Soziale Erhaltungsverordnungen ein. Seit dem 1. Juli 2015 gilt in Hamburg für die Dauer von fünf Jahren flächendeckend die Mietpreisbremse. Da nach Ansicht der Wohnungswirtschaft nicht in allen Stadtteilen ein angespannter Wohnungsmarkt vorliegt, soll ein Gutachten nun die Mieten der einzelnen Stadtteile analysieren. Bestätigt das Gutachten die Sicht der Wohnungswirtschaft, soll die Verordnung für die entsprechenden Teilgebiete aufgehoben werden. HAMBURG IST MieteRSTADT Laut Zensuserhebung umfasste der Hamburger Wohnungsbestand 2011 insgesamt 905.381 Wohneinheiten. Mit 721.110 Wohnungen befand sich der Großteil dieser Wohneinheiten in Mehrfamilienhäusern. Insgesamt wurden laut Zensus rund 75 Prozent der Hamburger Wohnungen von Mietern bewohnt. In Hamburg wurde rund ein Viertel der Gebäude mit Wohnraum vor 1949 errichtet, knapp 48 Prozent zwischen 1949 und 1978. Der Anteil von Gebäuden mit Baujahr ab 2001 liegt bei 7,5 Prozent. Welche Nachfrage nach innerstädtischen Wohnstandorten besteht, ließ die Stadt durch ein unabhängiges Gutachten klären. Dieses identifiziert die seit Jahren anhaltenden Wanderungsgewinne, insbesondere in der Gruppe der 20- bis 30-Jährigen, als Hauptursache des Nachfragedrucks. Während sich die Fernzuzügler dieser Altersklasse über die gesamte Stadt verteilen, konzentriert sich deren Binnenwanderung auf die innere Stadt. Familien orientieren sich hingegen vor allem an ausreichenden Versorgungsangeboten im Bereich Kindergärten, Schulen, Freiflächen und Nahversorgung. Dennoch ist auch bei dieser Gruppe die infrastrukturelle Anbindung ein wichtiger Bestandteil, um die Erreichbarkeit der Arbeitsstelle zu gewährleisten. Die selektiv geprägte Nachfrage hat zur Folge, dass Mieten und Immobilienpreise speziell in den Stadtteilen, die im Fokus der urban geprägten und einkommensstärkeren Nachfragegruppen stehen, stärker ansteigen. NEUE QUARTIERE ERWEITERN DIE STADT Die Schließung von Produktionsstandorten, der Abzug des Militärs und die Aufgabe von Infrastrukturflächen bescherten Hamburg zahlreiche Großflächen, für die es zukunftsfähige Konzepte zu entwickeln gilt. Das größte Stadtentwicklungsprojekt stellt die HafenCity dar, die das Areal der heutigen Innenstadt um 40 Prozent erweitert. Auf einer Fläche von 157 Hektar entsteht bis 2025 ein lebendiges Quartier mit maritimem Flair, mehr als 6.000 Wohnungen, über 45.000 Arbeitsplätzen und zwei Universitäten. Um den Wasserbezug zu erhalten, wurde das Areal nicht eingedeicht, sondern durch künstlich angelegte Warften, deren Höhenniveau bei acht bis neun Metern über Normalnull liegt, geschützt. Bis 2017 soll nach einigen Verzögerungen hier auch das neue Hamburger Wahrzeichen, die Elbphilharmonie mit ihren zwei Konzertsälen, einem Fünfsternehotel und rund 45 Wohnungen, fertiggestellt werden. Neben der HafenCity ist das Quartier „Mitte Altona“ mit einer Gesamtfläche von 75 Hektar eines der größten Potenziale für eine nachhaltige innerstädtische Entwicklung. Auf dem Areal des ehemaligen Güterbahnhofs und dem Gelände, das durch die Verlegung der Fernbahn vom heutigen Bahnhof Altona an den Standort Diebsteich frei wird, soll ein neuer, gemischt genutzter Stadtteil mit rund 3.600 Wohnungen und acht Hektar Grün- und Freiflächen entstehen. Durch die Internationale Bauausstellung und mit dem städtebaulichen Rahmenplan „Sprung über die Elbe“ eröffnen sich für das Gebiet süd- 106 STA N D O RT P O RT R ÄT lich der Elbe – Veddel, Wilhelmsburg und den Harburger Binnenhafen – Perspektiven weg vom lange vergessenen Stadtteil hin zu einem Raum, in dem man gern lebt, arbeitet und wohnt. In den kommenden Jahren will die Stadt die urbanen Räume Hammerbrook, Borgfelde, Hamm, Horn, Rothenburgsort, Billbrook und Billstedt mit Mümmelmannsberg im östlichen Teil Hamburgs in den Fokus der Stadtentwicklung rücken. Ziel ist der Bau von weiteren 15.000 bis 20.000 Wohnungen und die Stärkung des wirtschaftlichen Potenzials. Im Dezember 2014 schloss die Stadt mit den Verbänden der Wohnungswirtschaft das „Bündnis der Quartiere“, das künftig eine gemeinsamen Entwicklung und Stärkung dieser Stadtteile vorsieht. Die ersten beiden Pilot-Quartiere sind Rothenburgsort und das südliche Hamm. DIE Angebotsmiete BLEIBT STABIL Die durchschnittliche Angebotskaltmiete lag in Hamburg 2015 mit 10,23 Euro pro Quadratmeter leicht unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums von 10,26 Euro und des Jahres 2013 von 10,27 Euro. Ein Rückgang der Durchschnittsmiete von mehr als 2 Prozent gegenüber dem Vorjahr lässt sich in 3 der betrachteten 35 Stadträume beobachten, in 14 Gebieten bewegte sich die An gebotsmiete gegenüber dem Vorjahr um plus/minus 1,0 Prozent. Die größte Differenz gegenüber dem Vorjahreszeitraum weist die zum Stadtteil Billstedt gehörende Großsiedlung Mümmelmannsberg [20] im östlichen Teil Hamburgs auf. Jedoch ist der Preisanstieg aufgrund der insgesamt geringen Fallzahl unter Umständen nicht als signifikant zu bewerten. Hohe Anstiege verzeichneten auch die Gebiete Allermöhe, Kirchwerder, Ochsenwerder, Reitbrook, Neuengamme, Altengamme, Curslack [01] (plus n HAMBURG 5,4 Prozent), das der Altstadt zuzurechnende Gebiet Neustadt [21] (5,0 Prozent) und das am westlichen Stadtrand an Blankenese angrenzende Gebiet Rissen [26] (4,6 Prozent). Die höchsten durchschnittlichen Angebotsmieten 2015 wurden mit 15,75 Euro pro Quadratmeter im Gebiet HafenCity, Altstadt (West), Speicherstadt [13] aufgerufen, gefolgt vom an der Außenalster gelegenen Gebiet Rotherbaum (Ost), Harvestehude (Ost) [27] mit 14,50 Euro pro Quadratmeter. Weniger als 8,00 Euro wurde neben Mümmelmannsberg nur noch im südlich der Elbe gelegenen Gebiet Finkenwerder, Neuenfelde, Seehof, Cranz, Neugraben-Fischbek, Hausbruch [11] mit 7,60 Euro pro Quadrat meter aufgerufen. Alle Hamburger Stadtteile weisen eine breite Spanne der Angebotsmieten auf. Das Spitzensegment war mit Mieten ab 19,00 Euro pro Quadratmeter im Gebiet HafenCity, Altstadt (West), Speicherstadt sowie ab 18,50 Euro im Gebiet Rotherbaum (Ost), Harvestehude (Ost) am teuersten. Spitzenmieten von mindestens 14,00 Euro wurden in 13 der 35 der zusammengefassten Stadträume gefordert. Die durchschnittliche Wohnungsgröße der Angebote variiert von 56 Quadratmetern im Gebiet Dulsberg, Bramfeld [08] bis zu 103,1 Quadratme tern in Rotherbaum (Ost), Harvestehude (Ost), im Durchschnitt lag sie in der Stadt bei 65 Quadratmetern. HAMBURG IST EINE WELTOFFENE, WIRTSCHAFTSSTARKE UND GRÜNE STADT AM WASSER Hamburg mit seinen mehr als 1,7 Millionen Einwohnern ist eine der dynamischsten Metropolen der Europäischen Union und Anziehungspunkt für viele internationale Firmen. Bis 2030 soll die Bevölkerung gegenüber 2012 um 5,4 Prozent, die Anzahl der Haushalte sogar um 6,7 Prozent wachsen. Die Umwelthauptstadt 2011 verfolgt ehrgeizige Klimaziele: Bis 2050 sollen die CO2-Emissionen um 80 Prozent gesenkt werden. Hamburgs Wirtschaftsstruktur ist geprägt vom Dienstleistungssektor, in dem mehr als 80 Prozent der Beschäftigten tätig sind. Rund 75 Prozent der Hamburger Wohnungen werden von Mietern bewohnt. Das Ziel der Stadt, die Rahmenbedingungen für 6.000 neue Wohnungen pro Jahr zu schaffen, wurde in den vergangenen Jahren erreicht. Dennoch besteht weiterhin ein Nachfrageüberhang, besonders in den Gebieten nördlich der Elbe. 107 STA N D O RT P O RT R ÄT n HAMBURG AngebotsmieteN IN Hamburg 2015 Stadtgebiet [01] Allermöhe, Kirchwerder, Ochsenwerder, Reitbrook, Neuengamme, Altengamme, Curslack [02] Alsterdorf, Barmbek-Nord [03] Altona, Altona-Altstadt Anzahl der Mietangebote Wohnungsgröße, Median in m2 Kaltmiete, Median, in €/m2/Monat 441 73,7 8,65 1.222 60,0 10,71 647 60,0 12,50 1.454 59,0 10,00 [05] Bahrenfeld, Altona-Nord 610 65,0 11,65 [06] Bergedorf, Lohbrügge, Billwerder 664 64,5 9,23 1.157 57,0 8,94 9,29 [04] Altstadt (Ost), Klostertor, Borgfelde, Hamm, Eilbek [07] Billstedt, Horn, Billbrook, Moorfleet, Rothenburgsort, Veddel 798 56,0 [09] Eidelstedt, Niendorf, Schnelsen 1.273 67,0 9,79 [10] Eppendorf, Winterhude 1.194 70,0 13,04 498 68,0 7,60 1.061 69,1 9,57 310 98,1 15,75 1.806 62,0 8,74 878 67,0 13,45 [16] Hoheluft-West, Eimsbüttel 1.073 60,0 12,50 [17] Hohenfelde, Barmbek-Süd 1.140 59,0 11,40 [18] Iserbrook, Sülldorf 182 64,5 10,41 [19] Langenhorn (Nord) 221 66,0 8,94 [08] Dulsberg, Bramfeld [11] Finkenwerder, Neuenfelde, Seehof, Cranz, Neugraben-Fischbek, Hausbruch [12] Fuhlsbüttel, Langenhorn (Süd), Hummelsbüttel, Poppenbüttel [13] HafenCity, Altstadt (West), Speicherstadt [14] Harburg, Moorburg, Rönneburg, Langenbek, Eißendorf, Heimfeld, Marmstorf, Wilstorf [15] Harvestehude (West), Rotherbaum (West), Sternschanze, St. Pauli, Neustadt (Süd) 63 70,7 7,20 120 86,6 13,65 [22] Ohlsdorf, Wellingsbüttel 457 75,0 10,33 [23] Osdorf, Lurup 329 69,0 8,86 [24] Othmarschen, Groß Flottbek, Nienstedten, Blankenese 836 92,0 12,65 [25] Ottensen 453 78,0 13,54 [26] Rissen 227 61,0 9,67 [27] Rotherbaum (Ost), Harvestehude (Ost) 352 103,1 14,50 [20] Mümmelmannsberg [21] Neustadt 235 84,6 13,00 1.325 65,0 12,98 246 65,0 8,73 [31] Stellingen, Groß Borstel, Lokstedt 1.300 65,0 11,04 [32] Tonndorf, Rahlstedt, Farmsen-Berne 2.043 67,0 8,89 [33] Volksdorf, Sasel, Bergstedt, Wohldorf-Ohlstedt, Duvenstedt, Lemsahl-Mellingstedt 631 76,0 9,70 [34] Wandsbek, Marienthal, Jenfeld 990 64,0 9,85 [28] St. Georg [29] Stadtpark, Uhlenhorst [30] Steilshoop [35] Wilhelmsburg Hamburg gesamt 108 414 60,0 8,16 26.650 65,0 10,23 STA N D O RT P O RT R ÄT n HAMBURG MiTTleRe an Ge BoTS Mie Te in Den STaDTGeBieTen 2015 19 33 12 09 22 31 26 18 32 29 16 05 25 08 10 23 24 30 02 04 13 11 34 28 21 03 17 27 15 07 20 35 06 14 01 Median in €/m²/Monat 7,20 – 8,73 8,74 – 8,94 8,95 – 9,65 9,66 – 10,00 10,01 – 11,13 109 11,14 – 12,58 12,59 – 13,35 13,36 – 15,75 STA N D O RT P O RT R ÄT n H A N N OV E R Hannover: Die grüne Messestadt Die Leinestadt verfügt neben der Messe über eine vielfältige Forschungs- und Wissenschaftslandschaft mit international renommierten Instituten. Trotz der dynamischen Entwicklung des Wohn immobilienmarktes sind die Mieten der 523.642 Einwohner starken Stadt vergleichsweise moderat. Die Landeshauptstadt Niedersachsens ist Kernstadt einer Region, in der Ende 2014 insgesamt knapp 1,13 Millionen Menschen lebten. Im Jahr 2014 feierte die Stadt das 300. Jubiläum der Personalunion: Im Oktober 1714 bestieg der Kurfürst von Hannover als König Georg I. in London den britischen Thron. Es folgten 123 Jahre, in der das Kurfürstentum Hannover und das Königreich Großbritannien durch einen gemeinsamen König verbunden waren und in denen sich vielfältige politische Einflüsse und Wechselwirkungen ergaben. Zurückhaltung, der Hang zum Understatement und eine Politik der kleinen Schritte ließen das Klischee von Hannover als „langweiliger“ Stadt entstehen. Hannover gehört zu den eher stillen Stars, deren Stärken und Potenziale sich erst auf den zweiten Blick erschließen. Wichtige Akteure sind neben den Hochschulen mit mehr als 40.000 Studenten und universitären Forschungseinrichtungen auch die 34 außeruniversitären und privaten Forschungsinstitute sowie Forschungsabteilungen in Unternehmen. Spezifische Stärken liegen im Bereich Medi- zin und den ingenieurwissenschaftlichen Disziplinen. Dank der vielfältigen Wissenschafts- und Forschungsinfrastruktur ergeben sich für Unternehmen vor Ort sowohl bei der Forschung und Entwicklung als auch bei der Aus- und Weiterbildung qualifizierter Fachkräfte zahlreiche Kooperationsmöglichkeiten. MESSESTADT MIT STABILER WIRTSCHAFT Hannover ist ein international führender Messestandort und das Messegelände mit rund 470.000 Quadratmetern überdachter Ausstellungsfläche das größte der Welt. Zu den Leitmessen zählen die CeBIT, die Hannover Messe und die Agritechnica. Die Wirtschaftsstruktur in Hannover ist durch die Automobilwirtschaft, Energiewirtschaft, Informationsund Kommunikationstechnologie, Gesundheitswirtschaft, Kreativwirtschaft und Produktionstechnik geprägt. Für den Arbeitsmarkt sind darüber hinaus die Logistikwirtschaft, Finanzdienstleistungen, wissensbasierte Dienstleistungen und das Handwerk von Bedeutung. Die 23.000 Unterneh- 110 STA N D O RT P O RT R ÄT n H A N N OV E R Grüne Großstadt Hannover: Über 13 Prozent des Stadtgebietes sind Grünanlagen, 12 Prozent Forstungen und Holzungen, knapp 16 Prozent werden landwirtschaftlich und gärtnerisch genutzt und 3,5 Prozent sind Gewässer. men in Hannover teilen sich grob in 75 Prozent Handel und Dienstleistungen und 25 Prozent Industrie und Verarbeitendes Gewerbe auf. Global agierende Konzerne wie VW Nutzfahrzeuge, Wabco, Continental, TUI oder Bahlsen sind hier ebenso zu finden wie ein breit aufgestellter, technologieorientierter Mittelstand. Wesentlicher Indikator für Wirtschaftswachstum und Wohlstand einer Region ist eine po- sitive Beschäftigungsentwicklung. Von 2004 bis 2014 stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um 12,9 Prozent. In 2014 arbeiteten über 300.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Hannover, 2,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Allerdings geht die mit 10,2 Prozent (2014) recht hohe Arbeitslosenquote, die aus dem Strukturwandel früherer Jahre resultiert, nur langsam zurück. 111 STA N D O RT P O RT R ÄT n H A N N OV E R GRÜNE STADT MIT HOHEN KLIMASCHUTZZIELEN STEIGENDER BEDARF AN MODERNEN WOHNUNGEN Fast 50 Prozent der gesamten Stadtfläche Hannovers sind Grün- und Freiflächen. Der Stadtwald Eilenriede, der Maschsee sowie die Flüsse Leine und Ihme sind weitere Elemente, die die Naturqualität der Stadt stärken. Seit 2011 ist Hannover „Bundeshauptstadt der Biodiversität“. Mit dem „Masterplan – 100 Prozent für den Klimaschutz“ haben sich Stadt und Region gemeinsam das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2050 eine nahezu klimaneutrale Region zu schaffen. Bei der Stadtentwicklung setzt Hannover ebenfalls auf Nachhaltigkeit. Neubebauung findet bevorzugt auf innerstädtischen Baulücken und Brachflächen statt. Seit Mitte 2015 wird das Stadtentwicklungskonzept „Mein Hannover 2030“ erarbeitet. Im Frühjahr 2016 beginnt der Stadtrat mit seinen Beratungen über den Konzeptentwurf. Eine der größten Wohnquartiersentwicklungen wird in den nächsten Jahren die Wasserstadt Limmer sein. Auf dem 230.000 Quadratmeter großen Areal des ehemaligen ContinentalWerkes direkt an der Leine könnten bis zu 1.800 Wohnungen entstehen. Derzeit werden die Planungen nach Maßgabe des Wohnkonzeptes 2025 und unter Beteiligung der Bürger überarbeitet. Auf dem Grundstück des ehemaligen Oststadtkrankenhauses in Groß-Buchholz sollen rund 400 Wohneinheiten entstehen, ebenso auf den nicht mehr benötigten Erweiterungsflächen des Annastifts in Mittelfeld, die sich ab Ende 2016 zum „Vitalquartier“ mit rund 370 Wohnungen wandeln. Auf dem ehemaligen Telekom-Areal in Kleefeld sollen bis Mitte 2018 knapp 220 Wohneinheiten entstehen. Ansonsten liegt der Schwerpunkt der Stadtentwicklung auf kleinteiligeren innerstädtischen Quartieren mit gemischten Nutzungen wie am Klagesmarkt, am Hohen Ufer, am Marstall und am Köbelinger Markt. Laut Zensus 2011 umfasste der Wohnungsbestand in Hannover 65.652 Wohngebäude mit 282.007 Wohnungen; davon sind 73 Prozent Mietwohnungen. Über die Hälfte des Wohnungsbestandes wurde in der Nachkriegszeit zwischen 1949 und 1978 erbaut. Rund 86 Prozent der Wohnungen haben drei oder mehr Räume, Einzimmerwohnungen bilden dagegen mit nur rund 6 Prozent die Ausnahme. Der Wohnungsmarkt in Hannover galt lange Jahre als entspannt. Seit Ende 2005 wächst die Zahl der Bewohner Hannovers jedoch kontinuierlich – allein von Ende 2012 bis Ende 2014 stieg die Einwohnerzahl um 2,8 Prozent. Von 2014 bis 2030 wird ein Bevölkerungswachstum von 3,7 Prozent prognostiziert. Dieser Entwicklung stand kein entsprechendes Neubauvolumen gegenüber. In den Jahren 2008 bis 2011 wurden im Schnitt nur knapp 350 Wohneinheiten fertiggestellt. Erst ab 2012 zog der Wohnungsneubau mit rund 880 Einheiten (in neuen Wohnund Nichtwohngebäuden ohne Wohnheime) wieder an, 2013 wurden knapp 640 neue Einheiten fertiggestellt. Der marktaktive Leerstand sank von 2009 bis 2014 von 2,6 auf 2,0 Prozent. Dies führt auf dem Wohnungsmarkt zu einem immer knapperen Angebot und zu steigenden Mieten. Eine zusätzliche Herausforderung für die Stadt bedeutet gegenwärtig die Unterbringung von Flüchtlingen. Betrug die durchschnittliche Angebotskaltmiete in der Stadt im Jahr 2012 noch 6,58 Euro pro Quadratmeter, lag sie 2015 schon bei 7,50 Euro – ordnet sich damit jedoch im Mittelfeld der 29 in diesem Report untersuchten Städte ein. Mit dem „Wohnkonzept 2025“ will die Stadt Hannover dem Preisanstieg entgegenwirken. Ziel der Stadt ist es, bis 2025 etwa 8.000 zusätzliche Wohnungen zu realisieren. Darüber hinaus steht die Weiterentwicklung des Bestandes auf dem Programm. Im Rahmen der 112 STA N D O RT P O RT R ÄT n H A N N OV E R VERTEILUNG DER AngebotsmieteN IN HANNOVER 2014 UND 2015 Anteil der Angebote zum jeweiligen Mietpreis in €/m2/Monat 2014 2,2 1,7 26,1 19,3 40,6 40,2 18,8 23,1 7,0 8,8 2015 5,1 6,9 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0% unter 5,00 € 5,00 € bis 6,49 € 6,50 € bis 7,99 € 8,00 € bis 9,49 € 9,50 € bis 10,99 € 11,00 und mehr Die Angebotsmieten bewegen sich in Hannover auf moderatem Niveau. Gut 61 Prozent der Wohnungen wurden 2015 unter 8,00 Euro pro Quadratmeter angeboten. Jedoch steigt der Anteil der höherpreisigen Angebote an. Stadterneuerung sollen dabei der Wohnungsbestand modernisiert und der Bestand an preisgünstigem Wohnraum erhalten und erweitert werden. Im Programm „Soziale Stadt“ werden aktuell Gebiete in den Stadtteilen Hainholz, Sahlkamp-Mitte und Stöcken, im Programm „Stadtumbau West“ die Gebiete Ihme-Zentrum, Limmer-Ost, Wasserstadt und Vinnhorst-Mitte aufgewertet. Stark nachgefragt sind in Hannover vor allem die Gebiete Ost- und Südstadt, List, Linden, Zooviertel und Kirchrode. Die teuersten durchschnittlichen Angebotskaltmie ten wurden mit 9,99 Euro pro Quadratmeter im Gebiet Zoo [14] aufgerufen. In dem gefragten, innenstadtnahen Viertel direkt an Tierpark, Stadtpark und Stadtwald Eilenriede genoss Reichspräsident Paul von Hindenburg seinen Ruhestand, und Altkanzler Gerhard Schröder lebte hier eine Zeitlang mit seiner Familie. Mindestens KENNZAHLEN ZUM WOHNUNGSMARKT Hannover Niedersachsen durchschnittliche Angebotsmiete 2015 in €/m²/Monat 7,50 6,00 6,51 durchschnittliche Fläche der Mietangebote 2015 in m² 65,2 70,0 68,0 Leerstandsquote im Geschosswohnungsbau 2014 in % 2,0 3,4 3,0 fertiggestellte Wohnungen1) je 1.000 Einwohner 2014 1,9 3,0 2,7 davon im Geschosswohnungsbau 1,4 1,1 1,3 2) Deutschland 1) im Wohn- und Nichtwohnbau, ohne Umbaumaßnahmen, inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar 2) inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar Quellen für Grafiken und Tabellen: CBRE auf Datenbasis empirica-systeme, CBRE-empirica-Leerstandsindex, Statistische Landesämter, Statistische Ämter der Städte, Statistisches Bundesamt, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), Michael Bauer Research, Bundesagentur für Arbeit 113 STA N D O RT P O RT R ÄT n H A N N OV E R AngebotsmieteN IN Hannover 2015 Stadtgebiet Anzahl der Mietangebote Wohnungsgröße, Median in m2 [01] Ahlem, Badenstedt, Davenstedt, Limmer 302 60,0 6,67 [02] Bemerode, Wülferode, Döhren-Wülfel 387 67,0 7,75 [03] Herrenhausen-Stöcken, Vinnhorst, Hainholz, Vahrenwald 598 60,6 6,94 [04] Isernhagen, Vahrenheide, Bothfeld 230 68,0 6,69 [05] Kirchrode, Anderten 217 73,0 7,92 [06] Kleefeld, Heideviertel, Groß-Buchholz 469 65,8 7,51 84 66,0 7,72 [08] Linden-Nord und -Süd 272 65,0 7,44 [09] List 442 70,0 8,00 [10] Misburg, Buchholz-Kleefeld 208 65,2 7,20 [11] Mitte, Oststadt, Nordstadt 695 65,0 8,14 [12] Ricklingen, Wettbergen, Mühlenberg 377 65,0 6,74 [13] Südstadt, Bult, Maschsee, Calenberger Neustadt 546 72,5 8,10 [07] Lahe [14] Zoo Hannover gesamt 8,00 Euro wurden zudem in den Gebieten Mitte, Oststadt, Nordstadt [11] (8,14 Euro), Südstadt, Bult, Maschsee, Calenberger Neustadt [13] (8,10 Euro) und List [09] (8,00 Euro) aufgerufen. Die niedrigsten durchschnittlichen Angebotskaltmieten wurden mit 6,67 Euro pro Qua dratmeter am westlichen Stadtrand im Gebiet Ahlem, Badenstedt, Davenstedt, Limmer [01] verlangt. Nicht viel teurer war es mit 6,69 Euro am nördlichen Stadtrand im Gebiet Isernhagen, Vahrenheide, Bothfeld [04]. Stabil blieben die durchschnittliche Angebotsmieten im Gebiet Kaltmiete, Median, in €/m2/Monat 135 80,0 9,99 4.962 65,2 7,50 Kleefeld, Heideviertel, Groß-Buchholz [06] (+0,7 Prozent), in 12 von 14 Gebieten stiegen die Mieten um mehr als 3 Prozent. DER MESSE-, WISSENSCHAFTS- UND FORSCHUNGSSTANDORT VERFÜGT ÜBER HOHES POTENZIAL Hannover ist ein international führender Messestandort mit einer vielfältigen Forschungs- und Wissenschaftslandschaft. Durch die Erweiterung der Europäischen Union nach Osten ist der Standort stärker in die Mitte Europas gerückt. Fast 50 Prozent der gesamten Stadtfläche Hannovers sind Grün- und Freiflächen. Bis 2050 wollen Stadt und Region eine nahezu klimaneutrale Region schaffen. Das positive Bevölkerungswachstum und eine zu geringe Neubautätigkeit führen auf dem Wohnungsmarkt zu einem knapperen Angebot und zu steigenden, jedoch – im Vergleich zu den 29 untersuchten Städten – nicht überdurchschnittlichen Mieten. Mit dem „Wohnkonzept 2025“ und dem Stadtent wicklungskonzept „Mein Hannover 2030“ will Hannover die künftige Entwicklung gestalten. 114 STA N D O RT P O RT R ÄT n H A N N OV E R MiTTleRe an Ge BoTS Mie Te in Den STaDTGeBieTen 2015 04 07 03 09 11 01 10 14 06 08 05 13 12 02 Median in €/m²/Monat 6,67 – 6,72 6,73 – 7,00 7,01 – 7,41 7,42 – 7,62 7,63 – 7,77 115 7,78 – 7,98 7,99 – 8,12 8,13 – 9,99 STA N D O RT P O RT R ÄT n KARLSRUHE Karlsruhe: Der Technologie-Hotspot Die zweitgrößte Stadt Baden-Württembergs gehört zu den führenden Technologiestandorten Deutschlands. Die beiden höchsten deutschen Gerichte, das Bundesverfassungsgericht und der Bundesgerichtshof, haben hier ihren Sitz. Die Nachfrage nach urbanen Wohnquartieren ist hoch. Ideenreichtum und Unternehmergeist haben in der Fächerstadt Karlsruhe eine lange Tradition. Im Jahr 1715 entwarf Karl-Wilhelm, Markgraf von Baden-Durlach, am Reißbrett Karlsruhe als Modellstadt mit dem Schloss im Mittelpunkt und einem sich aus 32 Radialstraßen ausbreitenden „Fächer“ als Grundriss. Mit Gewerbefreiheit, Steuer erleichterungen und Religionsfreiheit warb der findige Landesherr erfolgreich um Neubürger aus ganz Europa. Schon 1901 erreichte Karlsruhe mit 100.000 Einwohnern den Status einer Großstadt. Forschergeist beflügelte weitere Karlsruher Wissenschaftler zu Erfindungen, die die Welt veränderten: Freiherr Drais von Sauerbronn, seinerzeit von allen nur der „verrückte Baron“ genannt, erfand die Draisine, mit der zum ersten Mal das Zweiradprinzip verwirklicht wurde; Heinrich Hertz entdeckte die elektromagnetischen Wellen, die Basis der heutigen Informationstechnologie, und 1984 empfing die Universität Karlsruhe die erste E-Mail – der Brückenschlag ins Internet. In Karlsruhe lässt es sich nicht nur gut forschen, sondern auch gut leben. Die Nähe zu Schwarzwald, Elsass und der Pfalz trägt dazu ebenso bei wie das milde Klima, die weitläufigen Grünflächen und das reiche Kulturleben. DENKFABRIK MIT PRAXISNÄHE Die zentrale Lage in Europa macht den Standort Karlsruhe besonders wettbewerbsfähig. Zu der guten Infrastruktur tragen, neben der Anbindung an die ICE-Hauptstrecken und den TGV, der Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden sowie ein gut ausgebautes öffentliches Nahverkehrsnetz bei. Knapp 100.000 Menschen pendeln täglich aus dem Umland in die Fächerstadt ein. Im Rahmen eines umfangreichen städtebaulichen Projektes, der Kombilösung, entsteht in der Innenstadt bis 2018/2019 ein Stadtbahntunnel unter der Fußgängerzone in der Kaiserstraße und eine begrünte Straßenbahntrasse über einem Straßentunnel in der Kriegsstraße. Damit wird nicht nur der ÖPNV optimiert, sondern auch die Haupteinkaufsmeile, die Kaiserstraße, zur reinen Fußgängerzone. Mit der Universi- 116 STA N D O RT P O RT R ÄT n KARLSRUHE Die baden-württembergische Stadt Karlsruhe ist der größte Standort für Rohöl verarbeitung in Deutschland. Jeder fünfte in Deutschland hergestellte Liter Benzin stammt aus Karlsruhe. tät, dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT), einem breiten Spektrum von Hochschulen, herausragenden Forschungseinrichtungen sowie zahlreichen Hightech unternehmen verfügt die Stadt über eine hohe Dichte an Innovationszentren. Netzwerke sorgen für ein anregendes Gründerklima und effizienten Technologietransfer. Im Wintersemester 2014/2015 zählte die Stadt mehr als 40.000 Studierende. Einer der Forschungsschwerpunkte ist die Nanotechnologie, in dem sich insbesondere das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), das DFG-Centrum für Funktionelle Nanostrukturen (CFN) und das Institut für Nanotechnologie der Universität Straßburg engagieren. Ebenso sind auch die Fraunhofer-Gesellschaft und die Leibniz-Gemeinschaft mit Forschungsinstituten 117 STA N D O RT P O RT R ÄT n KARLSRUHE am Standort vertreten. Die Karlsruher Wirtschaft prozugenommen und sich der Anteil der Kinder und Jugendfitiert von der Nähe zur Forschung durch einen intensilichen unter 18 Jahren in den vergangenen zehn Jahren ven Wissens- und Technologietransfer sowie exzellent verringert. Der Zensus 2011 weist für Karlsruhe insgeausgebildete Fachkräfte. Zu den beschäftigungsstärksten samt 42.044 Gebäude mit Wohnraum und 151.648 WohBranchen zählen das Gesundheitswesen, der Einzelhannungen aus. Von den Gebäuden stammen 14,5 Prozent del, Erziehung und Unterricht sowie Dienstleistungen der aus den Jahren vor 1919, ebenso viele stammen aus den Informationstechnologie. Eine Arbeitslosenquote von nur Jahren 1919 bis 1948. Zwischen 1949 und 1978 wurden 5,5 Prozent, kontinuierlich steigende Beschäftigtenzahlen – 43 Prozent der Gebäude errichtet. Trotz reger Bautätigdie Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten keit in den darauffolgenden Jahren wurde dieses Volumen stieg von 2004 bis 2014 um 17,7 Prozent – und eine Pronicht mehr erreicht. Zwischen 1979 und 1986 entstanden Kopf-Kaufkraft von 22.738 Euro kennzeichnen Karlsruhe nur noch 8,9 Prozent der Gebäude, weitere 12,2 Prozent als prosperierenden Standort. Global Player wie Siemens, wurden zwischen 1987 und 2000 errichtet. Den Jahren Bosch oder Michelin sind hier ebenso zu finden wie leis2009 bis 2011 entstammen nur noch etwas mehr als tungsstarke Mittelständler. 1 Prozent des Gesamtbestands an Gebäuden. Die Zahl der Wohnungsfertigstellungen (im Wohn- und Nichtwohnbau ERFORDERLICHE NEUBAUQUOTE NICHT ERREICHT inklusive Wohnheimen) lag im Jahr 2014 bei knapp 740 Die Attraktivität der Stadt Karlsruhe ließ die Bevölkerung neuen Einheiten. Auf Neubauwohnungen im Geschossvon Ende 2011 bis Ende 2014 um 2,8 Prozent auf 300.051 wohnungsbau entfiel dabei mehr als die Hälfte der neu Einwohner steigen. Die Zahl der Haushalte liegt heute errichteten Wohnungen. Insgesamt bleibt die Bautätigkeit bei knapp 175.500, wobei der Anteil Alleinlebender fast in Karlsruhe seit Jahren unter der für einen ausgegliche54 Prozent beträgt und damit zu den höchsten der in dienen Wohnungsmarkt kalkulierten Neubauquote von etwa sem Report untersuchten Städte gehört. Für den Zeit1.000 Wohnungen pro Jahr. Letztmalig wurde dieses Voraum von 2012 bis 2030 gehen die Prognosen von einem lumen im Jahr 2000 mit rund 960 bezugsfertigen WohWachstum der Haushaltszahlen von 3,5 Prozent aus. Der nungen annähernd erreicht. Der marktaktive Leerstand im Altersaufbau wird stark geprägt von der hohen Zahl junGeschosswohnungsbau der Stadt liegt inzwischen bei nur ger Erwachsener im Ausbildungs- und Studierendenalter noch 0,9 Prozent (2014). zwischen 20 und 29 Jahren. Dennoch hat der Seniorenanteil ab 65 Jahren in den vergangenen Jahren kontinuierlich WOHNUNGSMANGEL LÄSST MieteN STEIGEN Der Trend „Zurück in die Stadt“ zeigt sich in Karlsruhe in einer sehr hohen Nachfrage nach urbanen Wohnquartieren. Dieser seit rund zehn Jahren spürbare quantitative und qualitative Trend konnte bisher durch die Bebauung der großen Konversionsgebiete Südstadt-Östlicher Teil, Kirchfeld-Nord (Neureut) und Knielingen 2.0 sowie die Ausweisung neuer Baugebiete teilweise aufgefangen 118 STA N D O RT P O RT R ÄT n KARLSRUHE VERTEILUNG DER AngebotsmieteN IN KARLSRUHE 2014 UND 2015 Anteil der Angebote zum jeweiligen Mietpreis in €/m2/Monat 2014 0,5 0,7 8,7 8,3 44,3 41,3 34,1 34,8 8,9 11,6 2015 3,5 3,3 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0% unter 5,00 € 5,00 € bis 6,99 € 7,00 € bis 8,99 € 9,00 € bis 10,99 € 11,00 € bis 12,99 € 13,00 € und mehr Karlsruhe gehört zu den teureren Standorten in diesem Report. Mehr als drei Viertel der Angebotsmieten lagen 2015 zwischen 7,00 und 10,99 Euro pro Quadrat meter, während nur 9,0 Prozent günstiger als 7,00 Euro waren. werden. In ihrem Sachstandsbericht 2015 „Wohnen und Bauen in Karlsruhe“ legt die Stadt dar, dass zur Schaffung eines ausgeglichenen Wohnungsmarktes bis zum Jahr 2030 insgesamt 20.700 neue Wohnungen gebaut werden müssten. Mit den vorhandenen Wohnbauflächenpotenzialen ließen sich jedoch nur 12.500 Wohnungen realisieren. Bis 2030 geht die Stadt daher von einem weiter steigenden Miet- und Kaufpreisniveau aus. Seit 1. November 2015 gilt in Karlsruhe bei der Neuvermietung von Bestandswohnungen die Mietpreisbremse. Im Jahr 2015 sind in Karlsruhe die Stadtteile Mühlburg, Alter Schlachthof, Rintheimer Feld und Durlach-Aue als Sanierungsgebiete ausgewiesen. Die durchschnittliche Angebotskaltmiete der Gesamtstadt stieg von 8,85 Euro im Jahr 2014 auf 8,97 Euro pro Quadratmeter 2015. Die höchste durchschnittliche Angebotskaltmiete wurde mit 9,45 Euro pro Quadrat- KENNZAHLEN ZUM WOHNUNGSMARKT Karlsruhe Baden-Württemberg Deutschland durchschnittliche Angebotsmiete 2015 in €/m²/Monat 8,97 7,82 6,51 durchschnittliche Fläche der Mietangebote 2015 in m² 72,0 75,0 68,0 Leerstandsquote im Geschosswohnungsbau 2014 in % 0,9 1,8 3,0 fertiggestellte Wohnungen1) je 1.000 Einwohner 2014 2,4 3,1 2,7 davon im Geschosswohnungsbau 1,6 1,6 1,3 2) 1) im Wohn- und Nichtwohnbau, ohne Umbaumaßnahmen, inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar 2) inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar Quellen für Grafiken und Tabellen: CBRE auf Datenbasis empirica-systeme, CBRE-empirica-Leerstandsindex, Statistische Landesämter, Statistische Ämter der Städte, Statistisches Bundesamt, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), Michael Bauer Research, Bundesagentur für Arbeit 119 STA N D O RT P O RT R ÄT n KARLSRUHE AngebotsmieteN IN Karlsruhe 2015 Stadtgebiet [01] Beiertheim-Bulach, Südwest-Stadt [02] Daxlanden, Mühlburg, Oberreut, Alte Heidenstückersiedlung [03] Durlach [04] Grötzingen [05] Grünwettersbach, Palmbach, Stupferich, Wolfartsweier, Hohenwettersbach [06] Hagsfeld, Rintheim Anzahl der Mietangebote Wohnungsgröße, Median in m2 Kaltmiete, Median, in €/m2/Monat 164 78,0 9,42 59 70,0 8,44 188 70,0 8,80 41 75,6 8,00 86 79,0 7,93 96 69,3 8,57 [07] Knielingen 105 80,0 8,67 [08] Neureut, Nordstadt 112 63,0 8,96 [09] Nordweststadt, Grünwinkel 199 70,0 8,75 [10] Oststadt, Waldstadt, Innenstadt 182 65,5 9,13 [11] Südstadt 299 75,0 9,41 72 81,0 8,82 232 75,0 9,45 1.835 72,0 8,97 [12] Weiherfeld-Dammerstock, Rüppurr [13] Weststadt, Innenstadt Karlsruhe gesamt meter im Gebiet Weststadt, Innenstadt [13] aufgerufen. Hier dürfte neben dem Trend zum urbanen Leben vor allem das geringe Angebot zum Tragen kommen. Ähnlich hoch lagen die durchschnittlichen Angebotsmieten in den Gebieten Beiertheim-Bulach, Südwest-Stadt [01] (9,42 Euro) und Südstadt [11] (9,41 Euro). Beide Stadtteile verfügen über einen hohen Anteil an gründerzeitlicher Bebauung, urbanem Flair und Grünanlagen. In der Südstadt entstand zudem in den vergangenen Jahren das Neubaugebiet „City Park“ mit rund 2.800 neuen Wohnungen. Am günstigsten waren die inserierten Mieten im Schnitt mit 7,93 Euro im Gebiet Grünwettersbach, Palmbach, Stupfe- rich, Wolfartsweier, Hohenwettersbach [05] am südöstlichen Stadtrand, das durch einzelne Ortslagen mit kleinteiliger Bebauung geprägt ist. Allerdings war das Angebot hier mit weniger als 100 Wohnungen auch recht gering. EIN PROSPERIERENDER STANDORT MIT HOHEM FORSCHUNGS- UND WIRTSCHAFTSPOTENZIAL Mit 300.051 Einwohnern ist Karlsruhe die zweitgrößte Stadt Baden-Württembergs. Die ehemalige Residenz- und Beamtenstadt hat sich zum Technologie-Hotspot gewandelt. Die zentrale Lage in Europa, die starke Wirtschaft und die hohe Dichte an Innovationszentren tragen ebenso zur Wettbewerbsfähigkeit bei wie das milde Klima, die weitläufigen Grünflächen und das reiche Kulturleben. Die Karlsruher Wirtschaft profitiert von der Nähe zur Forschung durch einen intensiven Wissens- und Technologietransfer sowie exzellent ausgebildete Fachkräfte. Seit Jahren bleibt die Bautätigkeit bei gleichzeitig steigenden Bevölkerungszahlen unter der für einen ausgeglichenen Wohnungsmarkt kalkulierten Neubauquote von etwa 1.000 Wohnungen pro Jahr zurück. Die Folge sind steigende Mieten, vor allem in der Innenstadt und den zentrumsnahen Gebieten. 120 STA N D O RT P O RT R ÄT n KARLSRUHE MiTTleRe an Ge BoTS Mie Te in Den STaDTGeBieTen 2015 07 08 06 04 10 13 09 02 11 03 01 12 05 Median in €/m²/Monat 7,93 – 8,22 8,23 – 8,57 8,58 – 8,71 8,72 – 8,80 8,81 – 8,89 121 8,90 – 9,13 9,14 – 9,41 9,42 – 9,45 STA N D O RT P O RT R ÄT n KIEL Kiel: Dienstleister- und Einwohnerzahl wachsen – der Wohnungsmarkt wächst mit Schleswig-Holsteins Landeshauptstadt hat attraktive Lagen nahe Förde, Landtag, Universität und City, die von Beschäftigten aus lokalen Wachstumsbranchen zunehmend nachgefragt werden. In Stadtrandquartieren dagegen ist der Aufschwung nur schwach. Die einst von Werften, Maschinenbau und Elektrotechnik geprägte Stadt Kiel hat den Strukturwandel erfolgreich bewältigt. Die Erwerbstätigenzahl im produzierenden Gewerbe hat sich in 20 Jahren mehr als halbiert. Dieser Verlust ist aber durch das Wachstum von Dienstleistungsbranchen mehr als ausgeglichen. Zu den zukunftsträchtigen Branchen der Stadt zählen die Meeres- und Umwelttechnologie, die Gesundheitswirtschaft/Medizintechnik, die Informations-, Kommunikations- und Biotechnologie sowie Multimedia und die Werftentechnologie. Die Tiefpunkte bei der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und damit der Höhepunkt der Arbeitslosigkeit lagen im Jahr 2005. Seitdem ist Kiels Arbeitslosenzahl um rund ein Drittel gesunken und heute im saisonalen Vergleich mit 10,1 Prozent die niedrigste seit 22 Jahren. Die Einwohnerzahl hatte ihren Tiefpunkt bereits im Jahr 2000, seitdem hat sie um mehr als 13.000 zugenommen. Von Ende 2011 bis Ende 2014 stieg die Zahl der Bewohner um 2,3 Prozent und damit stärker als im deutschlandweiten Schnitt (1,1 Prozent). Dabei war die natürliche Bevölkerungsentwicklung in den vergangenen Jahren in Kiel negativ, sodass der Zuwachs allein auf Wanderungsgewinne zurückgeht. Besonders stark sind, auch dank der ChristianAlbrechts-Universität zu Kiel, die 18- bis 29-Jährigen in der Stadt vertreten. Der Anteil dieser Altersgruppe liegt in Kiel mit 21,3 Prozent deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 14,0 Prozent. WOHNEN ZWISCHEN POLITIK UND WISSENSCHAFT Die verbesserte Beschäftigungslage und der Anstieg der Einwohnerzahl beleben auch den Wohnungsmarkt: Der Mittelwert der Angebotsmiete pro Quadratmeter hat sich 122 STA N D O RT P O RT R ÄT n KIEL Die Stadt Kiel ist bedeutender Kreuzfahrtstandort: Verzeichnete die Stadt 1994 lediglich rund 44.000 Kreuzfahrer, waren es im Jahr 2014 mit rund 354.000 bereits 8-mal so viele. seit 2012 um 6,2 Prozent erhöht und die 7-Euro-Marke um 0,03 Euro übersprungen, stagnierte aber zuletzt. Der Leerstand ist von 2009 bis 2014 um mehr als ein Viertel gesunken und liegt nunmehr bei 1,7 Prozent. Da die Wirtschafts- und Haushaltsprognosen weiterhin positiv sind, kann für Kiel mit weiterem Mietanstieg vor allem in guten Lagen gerechnet werden, zumal hier das Potenzial für Neu- bauten aufgrund der bereits dichten Bebauung begrenzt ist und sich die Nachfrage auf den Bestand konzentriert. Spitze in mehrfacher Hinsicht ist das Gebiet Ravensberg, Brunswik, Düsternbrook, Blücherplatz [07]. Es liegt nördlich des Zentrums und ist Standort des Landtags und der meisten Ministerien, der Universität sowie zahlreicher privater Dienstleister. Zwischen der Förde und dem 123 STA N D O RT P O RT R ÄT n KIEL Hochschulbereich liegen die angesehensten Villenviertel der Stadt und westlich davon attraktive urbanere Quartiere. Die mittlere Angebotsmiete pro Quadratmeter beträgt exakt 8,00 Euro. Besonders deutlich ist das Spitzensegment ausgeprägt: Für das teuerste Zehntel der hier angebotenen Wohnungen wurden zuletzt mindestens 10,33 Euro pro Quadratmeter verlangt. Das günstigste Zehntel in diesem Gebiet kostet bis zu 6,61 Euro, sodass für Studenten das Wohnen nahe der Universität immer schwerer finanzierbar ist. BELIEBTE CITY, BEGEHRTES GRÜN Auf Rang 2 folgt die City mit der Altstadt und deren Randgebieten Vorstadt, Exerzierplatz und Damperhof [01]. Hier finden sich Kiels urbanste und am dichtesten bebaute Quartiere, in und an denen aber auch luftige Gebiete wie der Hiroshimapark, der Schrevenpark und das Ufer der Förde liegen – das aber hier teils nicht begehbar ist. In der City beträgt die mittlere Angebotsmiete 7,73 Euro; ihr Anstieg war zuletzt mit 2,1 Prozent für Kieler Verhältnisse relativ lebhaft. In den besseren Lagen gibt es ein durchaus hochwertiges Spitzensegment. Den dritten Platz nimmt das Gebiet westlich und südlich des Stadtkerns mit Schreventeich und Südfriedhof [10] an. Hier führt vor allem die zentrumsnahe Lage zu einer mittleren Angebotsmiete von 7,50 Euro pro Quadratmeter. Die Bebauung ist über weite Strecken von teils recht engen Altbaublöcken geprägt, zudem wird das Gebiet von fünf Ausfallstraßen durchschnitten. Andererseits gibt es viel Grün vor allem in ausgedehnten Kleingartengebieten und im Schrevenpark. In solchen Lagen konzentriert sich das Topsegment, für das im teuersten Zehntel des Marktes pro Quadratmeter 9,47 Euro oder mehr verlangt werden. Der Mietmittelwert für den Gesamtmarkt des Gebiets stagnierte 2015, genau wie in der Gesamtstadt. Auf Rang 4 folgt mit Wik [12] das erste Gebiet mit eher vorstädtischem Charakter. Es zeichnet sich durch eine attraktive Lage zwischen Düsternbrook/Ravensberg, dem Nord-Ostsee-Kanal und der Förde aus, auch wenn die ufernahen Gebiete über weite Strecken gewerblich und militärisch genutzt sind. Ein Großteil der Mietshäuser hier stammt aus der Nachkriegszeit und besitzt die Vor- und Nachteile vieler Bauten dieser Epoche: einerseits viel Grün, Licht und Freiräume zwischen den in Zeilen gestellten Bauten, andererseits geringe urbane Qualitäten und an größeren Straßen Lärm vor allen Fenstern. Jedoch ist ein Großteil der Nachkriegsbestände inzwischen modernisiert, sodass insgesamt eine mittlere Angebotsmiete von 7,33 Euro aufgerufen werden kann. WEITLÄUFIGE STADTRANDLAGEN 0,19 Euro niedriger als dieser liegt der Wert im weitläufigen südwestlichen Stadtrand mit Russee, Hassee und GaardenSüd [08]. Hier fällt die hohe Spanne zwischen dem untersten und oberen Segment auf: Das günstigste Zehntel der Wohnungen wird für bis zu 5,57 Euro pro Quadratmeter angeboten, etwa an verkehrs- und gewerbereichen Straßen im mittleren Hassee, das teuerste ab 9,00 Euro. In den ländlichen Gebieten Meimersdorf, Moorsee, Rönne und Wellsee [05] ist der Markt aufgrund der oftmals kleinteiligen Bebauung überschaubar: Für die mittlere Angebotsmiete von 7,06 Euro pro Quadratmeter locken die Vermieter mit vielen idyllischen, ruhigen Lagen und weiten Grünflächen. Alle bisher genannten Gebiete liegen über, alle folgenden unter dem stadtweiten Angebotsmittelwert von 7,03 Euro. Der erste Stadtteil, der sich hinsichtlich der Angebotsmiete unter den Kieler Mittelwert einordnet, ist ein recht kleiner, am Stadtrand gelegener Markt: Elmschenhagen [03] im Südosten mit einem Mietmittelwert von 6,82 Euro, vielen Siedlungshäusern und dem Hochhausgebiet Krooger Kamp. 124 STA N D O RT P O RT R ÄT n KIEL VERTEILUNG DER AngebotsmieteN IN KIEL 2014 UND 2015 Anteil der Angebote zum jeweiligen Mietpreis in €/m2/Monat 2014 4,4 3,3 29,9 30,4 37,8 38,3 18,5 18,9 6,4 6,5 2015 3,1 2,6 40 % 30 % 20 % 10 % 0% unter 5,00 € 5,00 € bis 6,49 € 6,50 € bis 7,99 € 8,00 € bis 9,49 € 9,50 € bis 10,99 € 11,00 und mehr Die insgesamt stabilen Angebotsmieten in der Gesamtstadt spiegeln sich auch in der Mietverteilung wider: Im Vergleich zum Vorjahr blieben die Anteile 2015 in den einzelnen Klassen nahezu konstant. Es folgt das sich über fünf Kilometer entlang der äußeren Kieler Förde erstreckende Gebiet mit Schilksee, Holtenau und Friedrichsort [09]. Man wohnt hier zwar überwiegend grün, doch die City ist fern und der vorherrschende Bautypus aus der Nachkriegszeit genügt nicht allen Wünschen nach Urbanität und Infrastruktur. Zudem sind die Ufer teils stark verbaut, und mitten im Gebiet liegt der Kieler Flughafen. Die mittlere Angebotsmiete liegt bei 6,64 Euro pro Quadratmeter. NIEDRIGSTE MieteN IN GAARDEN-OST UND METTENHOF Das Gebiet auf dem nächsten Rang liegt auf der östlichen, cityfernen Seite der Kieler Förde. Ellerbek, Wellingdorf und Neumühlen-Dietrichsdorf [02] bestehen zum Großteil aus Siedlungsgebieten der Vor- und vor allem Nachkriegszeit und sind vom Wasser durch eine Hafen- und Gewerbezone getrennt. Je weiter östlich man kommt, desto grüner wird es. Die mittlere Angebotsmiete von 6,08 Euro pro Qua KENNZAHLEN ZUM WOHNUNGSMARKT Kiel Schleswig-Holstein Deutschland durchschnittliche Angebotsmiete 2015 in €/m²/Monat 7,03 6,72 6,51 durchschnittliche Fläche der Mietangebote 2015 in m² 57,0 65,0 68,0 Leerstandsquote im Geschosswohnungsbau 2014 in % 1,7 2,7 3,0 fertiggestellte Wohnungen1) je 1.000 Einwohner 2014 1,0 3,5 2,7 davon im Geschosswohnungsbau 0,5 1,3 1,3 2) 1) im Wohn- und Nichtwohnbau, ohne Umbaumaßnahmen, inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar 2) inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar Quellen für Grafiken und Tabellen: CBRE auf Datenbasis empirica-systeme, CBRE-empirica-Leerstandsindex, Statistische Landesämter, Statistische Ämter der Städte, Statistisches Bundesamt, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), Michael Bauer Research, Bundesagentur für Arbeit 125 STA N D O RT P O RT R ÄT n KIEL AngebotsmieteN IN kiel 2015 Stadtgebiet Anzahl der Mietangebote Wohnungsgröße, Median in m2 Kaltmiete, Median, in €/m2/Monat [01] Altstadt, Vorstadt, Exerzierplatz, Damperhof 389 59,0 7,73 [02] Ellerbek, Wellingdorf, Neumühlen-Dietrichsdorf 396 52,0 6,08 [03] Elmschenhagen 145 57,0 6,82 [04] Gaarden-Ost 606 53,6 5,95 92 72,1 7,06 [05] Meimersdorf, Moorsee, Rönne, Wellsee [06] Mettenhof, Hasseldieksdamm 214 69,9 5,82 [07] Ravensberg, Brunswik, Düsternbrook, Blücherplatz 743 60,0 8,00 [08] Russee, Hassee, Gaarden-Süd 443 60,0 7,14 [09] Schilksee, Holtenau, Friedrichsort 392 59,8 6,64 [10] Schreventeich, Südfriedhof 992 50,0 7,50 [11] Suchsdorf [12] Wik Kiel gesamt dratmeter bewegt sich in einer recht breiten Spanne, die am oberen Ende durch Wohnungen in idyllischen Lagen geprägt wird und am unteren durch Standorte nahe an Betrieben und großen Straßen. Suchsdorf [11] weit im Nordwesten ist der kleinste Teilmarkt Kiels mit zuletzt weniger als 100 Mietangeboten für im Mittel 6,05 Euro pro Qua dratmeter – überwiegend in Bauten von der Nachkriegszeit bis in die 1980er-Jahre. Gaarden-Ost [04] liegt einerseits citynah, ist dicht bebaut und lebendig. Andererseits ist der Stadtteil von hoher Arbeitslosigkeit, sozialen Problemen und teils wenig attraktiven Nachkriegsbauten geprägt. Letzteres beeinflusst auch sein Image im Rest der Stadt und drückt die mittlere Ange botsmiete auf 5,95 Euro pro Quadratmeter. Noch 0,13 Euro 78 66,5 6,05 377 64,0 7,33 4.867 57,0 7,03 weniger sind es im Gebiet Mettenhof, Hasseldieksdamm [06], dem Kieler Schlusslicht. Hasseldieksdamm ist ein unauffälliges grünes Vorstadtgebiet und Mettenhof die größte Trabantenstadt Kiels aus der Zeit um 1970 im äußersten Westen der Stadt; hier wurden Sozialwohnungen in oft hohen Häusern systematisch geballt. DYNAMIK IM MARKT UND WACHSENDES GEFÄLLE Die Landeshauptstadt Kiel hat den Strukturwandel bewältigt und zeigte dementsprechend in der jüngeren Vergangenheit positive Trends in der Wirtschafts- und Bevölkerungsentwicklung. Gleichwohl gehört die Stadt hinsichtlich der demografischen Prognosen zu den schwächeren der 29 untersuchten Standorte. Die Nachfrage nach höherwertigen Wohnungen in guten Lagen ist in Kiel deutlich angestiegen und dürfte weiterhin hoch bleiben. Davon profitieren vor allem gepflegte Standorte in der Umgebung der City. Das Gefälle zwischen der gefragten westlichen und der einfachen östlichen Fördeseite dürfte noch stärker werden. In den Stadtteilen mit den niedrigsten Angebotsmieten konzentrieren sich Bevölkerungsschichten, die unter dem Verschwinden der alten Industrie leiden und vom Aufschwung der Dienstleistungsbranchen bisher wenig profitieren. 126 STA N D O RT P O RT R ÄT n KIEL MiTTleRe an Ge BoTS Mie Te in Den STaDTGeBieTen 2015 09 Kieler Förde 12 11 07 01 06 02 10 04 08 03 05 Median in €/m²/Monat 5,82 – 5,98 5,99 – 6,07 6,08 – 6,66 6,67 – 6,94 6,95 – 7,13 127 7,14 – 7,37 7,38 – 7,64 7,65 – 8,00 STA N D O RT P O RT R ÄT n KÖ L N Köln: Wirtschaft und Mieten im Plus Die größte Stadt am Rhein profitiert von ihrer günstigen Lage, ihren dynamischen Wirtschafts branchen und ihren urbanen Qualitäten. Der lange Zeit starke Mietanstieg in der Innenstadt ist aber inzwischen gedämpft; weiter draußen gelegene Quartiere holen auf. Die Stadt Köln blickt als eine der ältesten Städte Deutschlands auf eine rund 2000-jährige Stadtgeschichte zurück. Durch die günstige Lage am Rhein und an wichtigen Handelsstraßen erlangte die heute viertgrößte Stadt Deutschlands schon früh eine hohe überregionale Bedeutung und war im Hochmittelalter größte Stadt des deutschsprachigen Raums. Aus dieser Zeit datiert auch die Grundsteinlegung des wohl heute bekanntesten Wahrzeichens der Stadt, des Kölner Doms, der jedoch erst viele hundert Jahre später fertiggestellt wurde. Heute gilt die Stadt bei Besuchern und Bewohnern als weltoffene und lebensfrohe Metropole, und der Karneval, die kölschen Brauhäuser und der kölsche Dialekt sind weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt und beliebt. Auch die Wirtschaftsstruktur der Stadt ist heute vielfältig. Zu den wichtigsten Branchen gehören Fahrzeugbau, Energie, Chemie, Nahrungsmittel, Verlage, Medien und Versicherungen. Zudem beheimatet die Stadt eine der größten Universitäten des Landes. TEUERSTE STADT IM BUNDESLAND Seit Jahren verzeichnet die Stadt am Rhein deutliche Einwohnerzuwächse. Die Bewohnerzahl stieg von Ende 2011 bis Ende 2014 deutlich um 3,3 Prozent an und hat die Millionengrenze mit 1.046.680 Menschen hinter sich gelassen. Prognosen, die inzwischen schon teilweise als zu vorsichtig gelten, gehen von weiteren Zuwächsen in den kommenden Jahren aus: Verglichen mit dem Jahr 2012 soll die Zahl der Einwohner bis 2030 um 1,9 Prozent wachsen, die Haushaltszahl sogar um 5,4 Prozent. Kölns Mietwohnungsmarkt spürt die Folgen des anhaltenden Wachstums deutlich: Der Wohnungsleerstand ist von 2009 bis 2014 von 2,2 auf 1,1 Prozent gesunken. Die Angebotsmieten steigen kontinuierlich; ihr Median ist mit 9,86 Euro pro Quadrat meter der höchste der nordrhein-westfälischen Städte. Insgesamt verlangten Anbieter 2015 bei Neubezügen in 11 der 19 untersuchten Kölner Stadträume mindestens 2,0 Prozent höhere Mieten als im Vorjahr. Unter Kölns hochpreisigen Stadtvierteln dominieren Zentrumslagen und Villen- 128 STA N D O RT P O RT R ÄT n KÖ L N In der Stadt Köln sorgt der Karneval pro Saison für einen durchschnittlichen Gesamtumsatz von mehr als 460 Millionen Euro – dies entspricht nahezu dem Jahresumsatz des FC Bayern München. viertel mit einer mittleren Angebotsmiete über 10,00 Euro pro Quadratmeter. Ganz vorn liegt hier das Gebiet um Neustadt-Nord (Belgisches Viertel, Friesenviertel, Stadtgarten, Bahnhof West) und Neustadt-Süd [15], das sich wie ein Halbring westlich und südlich um die Altstadt legt. Viele Straßen sind eng und verkehrsreich und die Hinterhöfe meist dicht bis vollständig überbaut, aber Nachfrager nehmen diese Einschränkungen für die zentrale Lage und die urbane Lebensweise in Kauf. Selbst das preisgünstigste Zehntel der Wohnungen erreichte hier 2015 Angebotsmie ten von bis zu 9,38 Euro pro Quadratmeter. 129 STA N D O RT P O RT R ÄT n KÖ L N 0,53 Euro unter dem Wert der Neustadt-Nord und Neustadt-Süd lag mit einer durchschnittlichen Angebots miete von 11,29 Euro pro Quadratmeter das sich anschließende Geschäftszentrum der Stadt mit Dom, Neu- und Heumarkt, Schildergasse, Hoher Straße, Altem Markt und dem südlichen Teil der Altstadt [01] unter anderem mit dem Griechenmarkt-, Kapitol- und Pantaleonsviertel. Weitere 0,23 Euro niedriger lag mit einer mittleren Ange botsmiete von 11,06 Euro pro Quadratmeter ein weiteres Gebiet in der nördlichen Alt- und Neustadt mit dem Hauptbahnhof, dem Eigelsteinviertel und den zu Neustadt-Nord zählenden Quartieren Agnesviertel, Media park und Flora [02]. Hier ist die Zentralität besonders hoch und die Bebauung oft extrem eng. Das schlägt beim Wohnwert teilweise etwas ins Negative um: Oft ist das direkte Umfeld mehr von Gewerbe als von Wohnnachbarschaft geprägt. lebhaften Mietmarkt. Die mittlere Angebotsmiete lag 2015 bei 11,20 Euro pro Quadratmeter. Offenbar liegt hier derzeit eine Grenze: Im Vorjahr war sie noch 0,4 Prozent höher gewesen. Das andere Gebiet ist das benachbarte Klettenberg, Sülz [11], wo Anbieter im Schnitt 11,16 Euro verlangten. Die genannten Stadtteile schließen sich im Südwesten der Stadt an den inneren Grüngürtel an. Das Stadtbild ist von urbaner Blockrandbebauung in oft nur mäßiger Höhe geprägt. Man genießt hier citynahes Wohnen ohne die Nachteile der Kerngebiete, dafür mit viel kleinteiliger und stadtteilbezogener Infrastruktur. Das südöstlich von hier gelegene Gebiet mit Zollstock, Raderberg, Bayenthal, Marienburg, Rodenkirchen und Hahnwald [19] gilt teils als vornehmer und exklusiver, weist aber auch viele einfache Nachkriegszeilen und Wohnhochhäuser auf und liegt etwas cityferner, sodass die mittlere Angebotsmiete mit 10,61 Euro pro Quadratmeter unter der von Klettenberg und Sülz rangierte. GRÜNE UND GEPFLEGT-URBANE QUARTIERE AUFSTEIGER MIT INDUSTRIETRADITION Zwei grüne Gebiete im Westen und Südwesten Kölns mit Villen und gepflegten Mehrfamilienhäusern liegen bei der mittleren Angebotsmiete auf dem Niveau der Citygebiete: Das eine ist Müngersdorf, Braunsfeld, Lindenthal (West) [14]. Es beginnt kurz außerhalb der Innenstadt und zieht sich dann beiderseits der Aachener Straße bis nahe dem Stadtrand. Die Bebauung ist überwiegend aufgelockert, durchgrünt, relativ niedrig und gepflegt. Trotzdem gibt es nicht nur Einfamilienhäuser, sondern mit mehr als 900 Angeboten im Erfassungszeitraum einen Übertroffen werden Zollstock und seine Umgebung inzwischen von zwei früher industriell geprägten citynahen Vierteln. In Deutz [06] auf der rechten Rheinseite liegt der Mittelwert nunmehr bei 10,76 Euro pro Quadrat meter. Viele Kölner und Besucher kennen Deutz nur als Durchgangs-, Messe-, Verwaltungsstandort und mit der Köln-Arena als Veranstaltungsviertel auf der „schäl sick“ des Rheins. Es ist aber daneben ein teils recht heimeliges, wenn auch mit seinen vielen Nachkriegsbauten eher schlichtes Wohnviertel. Doch für das etwas karge Bild entschädigen die Nähe zur Altstadt gleich jenseits der Rheinbrücken und die überaus gute Verkehrsinfrastruktur von der Stadtbahn bis zum ICE-Bahnhof. Mit einer mittleren Angebotsmiete von 10,70 Euro pro Quadratmeter ordnet sich das einst industriestarke und aktuell gentrifizierte Eh- CITY: BESTE LAGE, ABER GEWISSE SCHWÄCHEN 130 STA N D O RT P O RT R ÄT n KÖ L N VERTEILUNG DER AngebotsmieteN IN KÖLN 2014 UND 2015 Anteil der Angebote zum jeweiligen Mietpreis in €/m2/Monat 2014 2,2 1,9 17,5 14,3 34,4 35,4 28,5 30,9 12,5 12,7 2015 4,8 4,8 40 % 30 % 20 % 10 % 0% unter 6,00 € 6,00 € bis 7,99 € 8,00 € bis 9,99 € 10,00 € bis 11,99 € 12,00 € bis 13,99 € 14,00 € und mehr Köln gehört zu den hochpreisigen deutschen Märkten: Knapp die Hälfte der Wohnungsangebote waren 2015 teurer als 10,00 Euro pro Quadratmeter. Der Anteil der Angebote unter 8,00 Euro ist deutlich zurückgegangen. renfeld, Neuehrenfeld [07] knapp darunter ein. Genau auf der 10-Euro-Marke liegt im Norden der Stadt das Gebiet Niehl, Riehl, Weidenpesch, Longerich [16]. Unter den Kölner Stadtvierteln mit mittleren Angebotsmie ten unter 10,00 Euro pro Quadratmeter seien nur die mit strukturellen oder statistischen Besonderheiten genannt: Das früher sehr stark industriell geprägte rechtsrheinische Mülheim [13] galt kürzlich noch als Geheimtipp. Von 2012 bis 2015 verzeichnete es unter allen Gebieten Kölns den stärksten Anstieg der Angebotsmiete mit 19,5 Prozent, allein im Jahr 2015 mit 7,0 Prozent – das höchste Plus der gesamten Stadt. Anbieter verlangen nun im Schnitt 9,67 Euro pro Quadratmeter. Ebenfalls dynamisch war die Entwicklung mit 4,1 Prozent auf 8,82 Euro pro Quadratmeter im Gebiet zwischen Deutz und östlichem Stadtrand mit Kalk, Höhenberg, Vingst, Humboldt-Gremberg, Poll, Ostheim, Rath-Heumar, Merheim und Brück [10]. KENNZAHLEN ZUM WOHNUNGSMARKT Köln Nordrhein-Westfalen Deutschland durchschnittliche Angebotsmiete 2015 in €/m²/Monat 9,86 6,14 6,51 durchschnittliche Fläche der Mietangebote 2015 in m² 67,0 69,9 68,0 Leerstandsquote im Geschosswohnungsbau 2014 in % 1,1 3,1 3,0 fertiggestellte Wohnungen1) je 1.000 Einwohner 2014 3,3 2,4 2,7 davon im Geschosswohnungsbau 2,5 1,3 1,3 2) 1) im Wohn- und Nichtwohnbau, ohne Umbaumaßnahmen, inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar 2) inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar Quellen für Grafiken und Tabellen: CBRE auf Datenbasis empirica-systeme, CBRE-empirica-Leerstandsindex, Statistische Landesämter, Statistische Ämter der Städte, Statistisches Bundesamt, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), Michael Bauer Research, Bundesagentur für Arbeit 131 STA N D O RT P O RT R ÄT n KÖ L N AngebotsmieteN IN Köln 2015 Stadtgebiet Anzahl der Mietangebote Wohnungsgröße, Median in m2 Kaltmiete, Median, in €/m2/Monat [01] Altstadt-Nord (Dom, Neu-, Heumarkt, Schildergasse, Hohe Straße, Alter Markt), Altstadt-Süd 450 58,0 11,29 [02] Altstadt-Nord (Hauptbahnhof, Eigelstein), Neustadt-Nord (Agnesviertel, Mediapark, Flora) 464 63,0 11,06 [03] Bickendorf, Ossendorf, Vogelsang, Bocklemünd-Mengenich, Lövenich, Widdersdorf, Weiden (West) 609 73,0 9,20 [04] Bilderstöckchen, Pesch, Lindweiler, Heimersdorf 352 67,5 8,87 [05] Buchforst, Buchheim, Holweide 572 65,9 8,53 [06] Deutz 195 65,0 10,76 [07] Ehrenfeld, Neuehrenfeld 699 62,0 10,70 [08] Flittard, Stammheim, Höhenhaus, Dünnwald, Dellbrück 576 70,0 8,58 [09] Junkersdorf, Marsdorf, Weiden (Ost) 460 76,0 9,89 1.460 65,0 8,82 [11] Klettenberg, Sülz 601 61,0 11,16 [12] Meschenich, Immendorf, Godorf, Sürth, Weiß 413 77,0 9,49 [13] Mülheim 432 60,0 9,67 [14] Müngersdorf, Braunsfeld, Lindenthal (West) 911 70,0 11,20 1.130 63,0 11,82 [16] Niehl, Riehl, Weidenpesch, Longerich 998 65,0 10,00 [17] Nord 353 72,0 8,00 1.089 69,1 8,06 928 74,0 10,61 12.692 67,0 9,86 [10] Kalk, Höhenberg, Vingst, Humboldt-Gremberg, Poll, Ostheim, Rath-Heumar, Merheim, Brück [15] Neustadt-Nord (Belgisches Viertel, Friesenviertel, Stadtgarten, Bahnhof West), Neustadt-Süd [18] Südost [19] Zollstock, Raderb., Bayenthal, Marienb., Rodenkirchen, Hahnwald Köln gesamt In nur zwei Gebieten Kölns unterschritt die mittlere Angebotsmiete 2015 deutlich die Marke von 8,50 Euro pro Quadratmeter. Es betraf zum einen den Kölner Norden [17] mit unter anderem der Trabantenstadt Chor weiler, zum anderen den Südosten der Stadt [18] nahe dem Flughafen. Beides sind Randgebiete mit vielen Nachkriegsbauten, die weder starke urbane noch landschaft liche Qualitäten haben. EIN MARKT MIT WACHSTUMSPOTENZIAL – UND GEWISSEN RISIKEN Die weltoffene und lebensfrohe Stadt am Rhein bietet für aktuelle oder zukünftige Bewohner, Touristen und Investoren eine hohe Attraktivität als Wohn- und Arbeitsort. Entsprechend wächst die Einwohnerzahl in der Stadt seit Jahren, und der Wohnungsmarkt zeichnet sich durch einen deutlichen Nachfrageüberhang aus. Köln ist heute hinsichtlich der Angebotsmieten die teuerste Stadt in Nordrhein-Westfalen und hat die Landeshauptstadt Düsseldorf spürbar abgehängt. Trotz des bisher bereits erreichten hohen Niveaus steigen die inserierten Mieten in der Stadt weiter an und nähern sich im Schnitt der 10-Euro-Marke – und damit schon fast dem Hamburger Niveau. Aufgrund der positiven Rahmenbedingungen ist auch in den kommenden Jahren keine Umkehrung dieses Trends zu erwarten. 132 STA N D O RT P O RT R ÄT n KÖ L N MiTTleRe an Ge BoTS Mie Te in Den STaDTGeBieTen 2015 17 04 08 16 13 03 05 07 09 14 02 01 06 10 15 11 19 12 18 Median in €/m²/Monat 8,00 – 8,54 8,55 – 8,84 8,85 – 9,42 9,43 – 9,89 9,90 – 10,63 133 10,64 – 10,91 10,92 – 11,19 11,20 – 11,82 STA N D O RT P O RT R ÄT n L E I PZ I G Leipzig: Traditioneller Handels- und Kulturstandort im Fokus der Investoren Die einwohnerstärkste Stadt Sachsens hat seit dem Jahr 2000 große Unternehmensansiedlungen im Logistik- und Automobilsektor verzeichnen können. Bevölkerung und Wirtschaft wachsen überdurchschnittlich und führen zu einer positiven Entwicklung auf dem Leipziger Wohnungsmarkt. Leipzig beging 2015 ein besonderes Jahr: Die erste Nennung der Stadt erfolgte vor genau 1000 Jahren. 2015 feierte die Stadt daher das Jubiläum „Leipzig 2015 – 1000 Jahre Ersterwähnung“ mit zahlreichen Veranstaltungen und Festen. Nach der Erlangung des offiziellen Stadtrechts 1165 und der Erhebung zur Reichsmessestadt 1497 entwickelte sich Leipzig zu einer Messestadt von europäischem Rang und gilt heute als traditioneller Messestandort. Neben dieser Funktion weist die Stadt eine lange Historie als Kulturstadt auf. Die große musikalische Tradition geht vor allem auf das Wirken von Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn Bartholdy sowie auf die Bedeutung des Gewandhausorchesters und des Thomanerchors zurück. Im Bereich der Literatur setzte Goethe der Stadt in seinem „Faust“ mit der Szene in Auerbachs Keller ein literarisches Denkmal. Darüber hinaus gilt die Stadt als eines der historischen Zentren des Buchdrucks und -handels und war im Laufe des 19. Jahrhunderts Hauptumschlagplatz und Schnittstelle des deutschen Buchgewerbes. ERFOLGREICHE ANSIEDLUNGSSTRATEGIE Auf eine lange Tradition blickt auch die 1409 gegründete Universität Leipzig zurück. An ihr studieren aktuell rund 28.000 Menschen. Knapp 9.500 sind an sechs weiteren Hochschulen eingeschrieben. Die Entwicklung der Studentenzahlen ist stark positiv, sie hat sich in zehn Jahren fast verdreifacht. Leipzig gehört heute zu den attraktivsten Hochschulstandorten in den ostdeutschen Bundesländern. Der positive Trend spiegelt sich auch insgesamt in der demografischen Entwicklung wider. Allein von Ende 2011 bis Ende 2014 stieg die Einwohnerzahl um 6,8 Prozent und erreichte damit den höchsten Wert unter allen kreisfreien Städten Deutschlands. Ursächlich sind die Wanderungsüberschüsse, die seit 2011 jährlich bei mehr 134 STA N D O RT P O RT R ÄT n L E I PZ I G Leipzig ist wichtiges Frachtdrehkreuz in Deutschland und hat sich in den vergangenen Jahren rasant entwickelt. Das Fracht- und Postaufkommen hat sich zwischen 2006 und 2014 verdreißigfacht. als 9.000 Personen liegen. 2014 verzeichnete die Stadt zudem erstmals seit vielen Jahren einen Geburtenüberschuss von 400 Personen. Hinsichtlich der Pro-KopfKaufkraft liegt Leipzig auf dem drittletzten Rang der 29 untersuchten Standorte. Jedoch zeigt die Wirtschaftsentwicklung – ebenso wie die demografische Entwicklung – eine stark aufstrebende Tendenz: Die Arbeitslosenquote lag 2014 bei 10,2 Prozent und damit mehr als 10 Prozentpunkte unter dem Wert des Jahres 2005. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg von 2004 bis 2014 um 28,2 Prozent – der Spitzenwert unter den untersuchten Städten vor Berlin (24,6 Prozent). Der „Financial Times“ waren die Leipziger Entwicklungen eine Spitzenanerkennung als Investitionsstandort wert. Gewürdigt 135 STA N D O RT P O RT R ÄT n L E I PZ I G wurde insbesondere die im Vergleich mit anderen europäischen Städten erfolgreiche Ansiedlungsstrategie, die im vergangenen Jahrzehnt zu großen Unternehmensansiedlungen führte: Seit 2008 dient der Flughafen Leipzig/ Halle dem Frachtunternehmen DHL als zentrales europäisches Drehkreuz. Im Cluster Automobil- und Zuliefer industrie, das heute prägend für die Leipziger Wirtschaft ist, konnte die Stadt mit dem seit 2002 produzierenden Porsche-Werk und dem 2005 eröffneten BMW-Werk ebenfalls zwei große Ansiedlungen verzeichnen. KEIN GEHEIMTIPP MEHR BEI INVESTOREN Die positive demografische und ökonomische Entwicklung der vergangenen Jahre spiegelt sich auch auf dem Leipziger Wohnungsmarkt in steigenden Preisen wider. Zwar lag die mittlere Angebotsmiete 2015 mit im Schnitt 5,63 Euro pro Quadratmeter gemeinsam mit der Nachbarstadt Halle nur auf Platz 25 der 29 in diesem Report analysierten Städte. Im Vergleich zu 2012 stiegen die inserierten Mieten jedoch um 12,6 Prozent an. Nur fünf der untersuchten Standorte – Berlin, Augsburg, Braunschweig, Hannover und München – wiesen eine höhere Preisentwicklung auf. Der marktaktive Leerstand im Geschosswohnungsbau liegt in Leipzig mit 6,0 Prozent (2014) über dem Niveau anderer ostdeutscher Großstädte wie Dresden, Magdeburg, Cottbus oder Rostock, sank aber seit 2009 (10,0 %) spürbar. Insgesamt sind in der Stadt sowohl Altbauten, Plattenbauten als auch Nachwendebauten vom Leerstand betroffen, der vorrangig aus der hohen Bautätigkeit in den 1990er-Jahren und dem sich in den Folgejahren ergebenden Angebotsüberhang resultiert. Räumlich konzentriert sich der Leerstand vor allem auf die äußeren Stadtbereiche. Für Investoren ist der Leipziger Wohnungsmarkt längst kein Geheimtipp mehr. Die Stadt gehört zu den Wachstumszentren in den ostdeutschen Bundesländern, weist aber immer noch ein moderates Preisniveau auf – vielfach wird Leipzig ein ausgewogenes Rendite-Risiko-Profil attestiert. Inzwischen weichen Investoren vermehrt auf mittlere und einfache Lagen aus, da sich das Angebot an sanierten Altbauwohnungen in den zentralen Lagen bereits verknappt. Dabei verfügt die Stadt über einen großen Anteil an Altbauten: Mit 52,9 Prozent macht diese Baualtersklasse die Mehrheit der insgesamt 59.522 Gebäude mit Wohnraum aus, die in der letzten Zensuserhebung erfasst wurden. TEUERSTE LAGEN IM Zentrum DER STADT Aufgrund der Historie ist Leipzig nach wie vor eine Mie terstadt. Nur 11,1 Prozent der Wohnungen werden laut der letzten Zensuserhebung von ihren Eigentümern bewohnt. Gleichzeitig sind Wohnungen im Geschosswohnungsbau die prägende Wohnform. Obwohl nach der Wende eine deutliche Zunahme des Eigenheimbaus in Leipzig registriert wurde, nehmen Wohnungen in Mehrfamilienhäusern mit knapp 90 Prozent des gesamten Bestandes das Gros ein. Aufgrund beider Faktoren kommt dem Mietwohnungsmarkt daher eine wichtige Rolle in der Stadt zu. Allerdings ist auch das Angebot an Mietwohnungen sehr umfangreich, nur in Berlin lag die Angebotszahl über dem Leipziger Niveau. Wie auch auf dem Investmentmarkt besteht im Segment der Mietwohnungen aktuell eine hohe Nachfrage nach sanierten Altbauten in den zentralen Lagen. Sehr beliebt sind beispielsweise das Waldstraßenviertel im Zentrum-Nordwest, die Südvorstadt und das Musikviertel im südwestlichen Zentrum. Entsprechend weisen die zentralen Stadtgebiete mit ihrem hohen Altbauanteil auch die höchsten inserierten Mieten Leip- 136 STA N D O RT P O RT R ÄT n L E I PZ I G VERTEILUNG DER AngebotsmieteN IN LEIPZIG 2014 UND 2015 Anteil der Angebote zum jeweiligen Mietpreis in €/m2/Monat 2014 4,7 2,3 28,6 20,9 35,6 35,1 17,7 21,4 7,2 10,3 2015 6,2 9,9 40 % 30 % 20 % 10 % 0% unter 4,00 € 4,00 € bis 4,99 € 5,00 € bis 5,99 € 6,00 € bis 6,99 € 7,00 € bis 7,99 € 8,00 € und mehr Die Mieten in Leipzig sind weiterhin günstig: Rund 58 Prozent der Angebote lagen 2015 unter 6,00 Euro pro Quadratmeter. Der Preisanstieg ist jedoch erkennbar, 2014 waren noch knapp 69 Prozent günstiger als 6,00 Euro. zigs auf. Die höchsten Forderungen stellten Anbieter mit 7,46 Euro im Gebiet, das die City, das Zentrum-Süd und -West [18] umfasst. 2014 hatte es als Erstes die 7-EuroMarke überschritten. Noch etwas günstiger waren die Bereiche Zentrum-Ost und -Südost inklusive der Südvorstadt [17] sowie Zentrum-Nord und -Nordwest [16] mit 7,40 bzw. 7,00 Euro pro Quadratmeter. Jedoch zeichnen sich alle drei Zentrumsbereiche durch Mietsteigerungen im zweistelligen Bereich in den vergangenen drei Jahren aus. Deutlich günstigere Angebote finden sich hingegen in den Plattenbaugebieten. So verlangten Vermieter 2015 in den Gebieten Neu-Paunsdorf [06] sowie Grünau-Nord, -Mitte, -Ost und -Siedlung, Schönau, Lausen, Miltitz [05], die vor allem durch die industrielle Großbauweise charakterisiert sind, im Durchschnitt nur 4,60 Euro pro Quadrat meter. Aber auch im östlich des Hauptbahnhofes gelegenen Bereich Neustadt, Neuschönefeld, Volkmarsdorf [12] lag die mittlere Angebotsmiete mit genau 5,00 Euro pro KENNZAHLEN ZUM WOHNUNGSMARKT Leipzig Sachsen Deutschland durchschnittliche Angebotsmiete 2015 in €/m²/Monat 5,63 5,39 6,51 durchschnittliche Fläche der Mietangebote 2015 in m² 62,0 60,2 68,0 Leerstandsquote im Geschosswohnungsbau 2014 in % 6,0 6,5 3,0 fertiggestellte Wohnungen1) je 1.000 Einwohner 2014 1,4 1,5 2,7 davon im Geschosswohnungsbau 0,9 0,6 1,3 2) 1) im Wohn- und Nichtwohnbau, ohne Umbaumaßnahmen, inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar 2) inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar Quellen für Grafiken und Tabellen: CBRE auf Datenbasis empirica-systeme, CBRE-empirica-Leerstandsindex, Statistische Landesämter, Statistische Ämter der Städte, Statistisches Bundesamt, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), Michael Bauer Research, Bundesagentur für Arbeit 137 STA N D O RT P O RT R ÄT n L E I PZ I G AngebotsmieteN IN Leipzig 2015 Stadtgebiet Anzahl der Mietangebote Wohnungsgröße, Median in m2 Kaltmiete, Median, in €/m2/Monat [01] Anger-Crottendorf, Stünz, Sellerhausen, Heiterblick, Alt-Paunsdorf, Schönefeld 3.031 60,4 5,11 [02] Connewitz-Süd, Marienbrunn, Lößnig, Dölitz, Dösen 1.164 60,0 5,90 [03] Gohlis-Nord und -Süd, Eutritzsch 3.400 62,8 5,97 430 59,0 5,44 1.931 63,4 4,60 314 60,7 4,60 [07] Leutzsch, Neulindenau, Böhlitz-Ehrenberg, Burgh., Rückmarsdorf 1.386 60,0 5,50 [08] Lindenau, Altlindenau 1.773 61,0 5,64 [09] Lindenthal, Wiederitzsch, Möckern, Wahren, Lützschena-Stahmeln 1.643 58,4 5,41 [10] Mockau-Nord und -Süd, Plaußig-Portitz, Thekla, Seehausen 902 58,7 5,23 [11] Mölkau, Zweinaundorf, Baalsdorf, Engelsdorf, Sommerfeld, Althen, Kleinpösna 416 56,6 5,50 [04] Großzschocher, Knautkleeberg, Knauthain, Hartmannsdorf, Knautnaundorf [05] Grünau-Nord, -Mitte, -Ost, -Siedlung, Schönau, Lausen, Miltitz [06] Neu-Paunsdorf [12] Neustadt, Neuschönefeld, Volkmarsdorf 1.694 63,9 5,00 [13] Plagwitz, Kleinzschocher, Schleußig 1.888 61,0 5,98 [14] Reudnitz, Thonberg 1.191 64,1 5,67 [15] Stötteritz, Probstheida, Meusdorf, Holzhausen, Liebertwolkwitz 1.750 61,0 5,69 [16] Zentrum-Nord und -Nordwest 1.161 78,7 7,00 [17] Zentrum-Ost und -Südost, Südvorstadt 2.487 64,7 7,40 [18] Zentrum, Zentrum-Süd und -West 1.393 73,0 7,46 27.954 62,0 5,63 Leipzig gesamt Quadratmeter auf sehr moderatem Niveau. Das Gebiet zeichnet sich durch eine heterogene Baustruktur aus. Es finden sich hier Altbauten, die oftmals saniert sind, teilweise aber auch noch Substandards beispielsweise mit Ofenheizung aufweisen. Daneben gibt es Zeilenbauten der 1960er-Jahre sowie Plattenbauten mit 4 bis 5 Geschossen, die teils noch un- oder teilsaniert sind. Insge- samt hat das Gebiet kein einfaches Image, erfuhr aber in den vergangenen Jahren durch das Sanierungsgebiet Rabet eine Aufwertung. LEIPZIG BEHAUPTET SICH IM STANDORTWETTBEWERB Die 544.479 Einwohner zählende größte Stadt Sachsens weist eine lange Tradition als Handels- und Kulturstadt zugleich auf. Namhafte Musiker und Literaten wirkten in Leipzig, das Buchwesen und die Universität blicken auf eine lange Historie zurück. In den vergangenen Jahren schaffte die Stadt eine Trendwende sowohl in der Bevölkerungsals auch Wirtschaftsentwicklung. Eine wichtige Rolle spielten dabei große Unternehmensansiedlungen, bei denen sich Leipzig auch gegen internationale Konkurrenz durchsetzen konnte. Die Angebotsmieten bewegen sich in der Stadt nach wie vor auf moderatem Niveau. Jedoch ist der positive Trend auf dem Wohnungsmarkt deutlich erkennbar und macht die Stadt für Investoren interessant. In attraktiven Vierteln zeichnen sich daher erste Knappheiten ab. 138 STA N D O RT P O RT R ÄT n L E I PZ I G MiTTleRe an Ge BoTS Mie Te in Den STaDTGeBieTen 2015 09 10 03 01 07 16 08 06 12 18 11 14 17 13 05 02 15 04 Median in €/m²/Monat 4,60 – 5,01 5,02 – 5,28 5,29 – 5,46 5,47 – 5,57 5,58 – 5,68 139 5,69 – 5,95 5,96 – 6,87 6,88 – 7,46 STA N D O RT P O RT R ÄT n LÜ B EC K Lübeck: Trendwende nach langer Schrumpfung Mehr als 40 Jahre lang ging Lübecks Einwohnerzahl zurück; jetzt ist sie dank der guten Konjunktur wieder gestiegen. Das belebt den Wohnungsmarkt, auf dem allerdings die Zahlungsbereitschaft auch im Topsegment begrenzt ist. Lübeck ist nach Kiel die zweitgrößte Stadt im Bundesland Schleswig-Holstein und gilt heute als Dienstleistungs- und Tourismuszentrum im westlichen Ostseeraum. Bekannt ist die Stadt für ihre mittelalterliche Altstadt, die seit 1987 Teil des UNESCO-Welterbes ist. Allein mehr als 1.000 Gebäude – und damit mehr als ein Viertel aller Häuser – stehen in der Lübecker Innenstadt unter Denkmalschutz. Am Übergang der Trave zur Altstadt findet sich auch das berühmte Holstentor, das als Wahrzeichen der Stadt gilt und für den Betrachter eine leichte Schieflage aufweist. Überregional bekannt sind zudem der Fährhafen in Travemünde, von dem zahlreiche Fährverbindungen in den Ostseeraum bestehen, und das Lübecker Marzipan. Lange haben der Schiffbau und die Schwerindustrie eine wichtige Rolle in der Lübecker Wirtschaftsstruktur gespielt. In jüngster Zeit hat die Industrie in der Stadt wieder einen Aufschwung erlebt, wichtige Branchen sind heute die Ernährungs-, Gesundheits- und Logistikwirtschaft sowie der Sondermaschinenbau. Der Lübecker Hafen hat als größter deutscher Ostseehafen weiterhin eine hohe Bedeutung für die Stadt. Die Beschäftigung zeigte in Lübeck in den vergangenen Jahren positive Trends: Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist von 2004 bis 2014 um 15,9 Prozent gestiegen und liegt damit leicht über dem bundesdeutschen Durchschnitt von 14,7. Die Arbeitslosenquote sank zwar auf 10,1 Prozent (2014), ordnet sich aber weiterhin deutlich über dem deutschlandweiten Vergleichswert (6,7 Prozent) ein. Insgesamt konnte der zuvor lange währende Trend zum Einwohnerrückgang umgekehrt werden. Von Ende 2011 bis Ende 2014 stieg die Bevölkerungszahl um 1,8 Prozent. Der Einwohnerzuwachs resultierte dabei allein aus Wanderungsgewinnen, der natür liche Bevölkerungssaldo in der Stadt ist weiterhin negativ. Unter den Zuziehenden ist besonders die Altersgruppe der 18- bis unter 30-Jährigen stark vertreten, dennoch stellen die Einwohner der Altersgruppe 60+ den größten Anteil an der Lübecker Bevölkerung. Ihre Quote liegt mit 29,0 Pro- 140 STA N D O RT P O RT R ÄT n LÜ B EC K In der Hauptsaison werden in der Hansestadt Lübeck täglich mehr als 30 Tonnen Marzipan hergestellt. Zum Vergleich: Dies entspricht dem Gewicht von rund 30 Kleinwagen. zent über dem Bundesdurchschnitt (27,4 Prozent) und auch über allen anderen Städten aus den alten Bundesländern dieses Reports. VERKNAPPUNG IN EINFACHEN LAGEN Die positive Entwicklung von Wirtschaft und Einwohnerzahl hat sich auch auf Lübecks Mietwohnungsmarkt ausgewirkt. Die mittlere Angebotsmiete ist 2015 um 1,8 Prozent gestiegen, der Leerstand schon von 2009 bis 2014 von 1,9 Prozent auf 1,4 Prozent gesunken. Allerdings ist in dem nicht sehr kaufkraftstarken Lübeck gerade auf den Märkten mit mittlerem Mietniveau rasch die Grenze der Zahlungsfähigkeit oder -bereitschaft erreicht, sodass sich Angebotsmieten im Vergleich zum Vorjahr nur geringfügig veränderten. 141 STA N D O RT P O RT R ÄT n LÜ B EC K Spitzen- und einfache Lagen verzeichnen dagegen ein anhaltendes Plus. Das deutet auf eine Verknappung von Wohnraum einfacher Qualität hin, für den in dieser Stadt ein frei finanzierter Neubau wegen seiner Kosten keine zusätzlichen Angebote schaffen kann. Lübecks teuerster Teilmarkt gehört zwar rechtlich seit 1913 zur Stadt, ist aber strukturell und geografisch buchstäblich außen vor: Travemünde [07] ist ein Bade- und Hafenort von eigenem Charakter, beliebt bei Dauerbewohnern und Gästen. Wie viele Orte dieses Typs ist auch der Wohnungsmarkt in Travemünde stark vom Tourismus geprägt. Es gibt zahlreiche temporär genutzte Eigentums- und andere Ferienwohnungen, für die über das Jahr gerechnet weit höhere Mieterträge erzielt werden können als für normale Mietwohnungen. Für diese wird vor Ort eine mittlere Angebotsmiete von 8,30 Euro pro Quadratmeter aufgerufen. Anbieter verlangten damit 3,7 Prozent mehr als 2014. Das Angebot an freien Wohnungen war jedoch im Betrachtungszeitraum mit knapp 120 Inseraten eher gering. GROSSE WOHNUNGEN IN DER ALTSTADT Die Lübecker Innenstadt [01] umfasst exakt die von der Trave und ihrem Kanal umflossene Altstadtinsel. Hier konzentrieren sich Lübecks Handel, Dienstleister und Kultureinrichtungen. Historisches und ideelles Zentrum der stolzen Hansestadt ist die Altstadt ohnehin, auch durch den Status als UNESCO-Weltkulturerbe. Das Wohnungsangebot ist sehr heterogen. So finden sich hier uralte Häuschen mit historischem Flair, aber oft nur bescheidenen Größen und nicht immer modernstem Standard, jedoch auch schicke Wohnungen mit Blick aufs Wasser oder auf die Türmeund Dächerlandschaft der Stadt. Auch bei bürgerlichen Nachfragern, die in früheren Jahren oft zu Villenvororten tendierten, ist die Altstadt wieder als Wohnort en vogue. Es gibt ehrgeizige Entwicklungsprojekte wie das Gründungsviertel nahe der Marienkirche, in dem ein im Krieg zerstörter Stadtteil auf den historischen Parzellen, aber mit neuzeitlichen Häusern, wieder neu entstehen soll. Die mittlere Angebotsmiete beträgt in der Innenstadt genau 8,00 Euro pro Quadratmeter und stieg zuletzt um 3,1 Prozent an, liegt damit aber noch leicht unter dem Wert von 2012 (8,02 Euro). In der Altstadt werden auch alte Häuser zur Miete angeboten, die zwar winzig im Vergleich zu vorstädtischen Eigenheimen sind, aber größer als viele neuere Mietapartments. AUSGEDEHNTE MIETSHAUSGEBIETE – MITTLERES MIETNIVEAU Das Gebiet St. Jürgen Ost, Strecknitz [04] im Lübecker Südosten liegt mit einem Mietmittelwert von 7,42 Euro pro angebotenem Quadratmeter auf Rang 3 in der Stadt. Den Mietmarkt prägen ausgedehnte, teils stark durchgrünte Wohnquartiere der Vor- und Nachkriegsjahre. Die damals üblichen sparsamen Grundrisse führen zur stadtweit geringsten mittleren Angebotsgröße von 55 Quadratmetern. Örtliche Nachfrage kommt unter anderem vom Universitätsklinikum und der Fachhochschule im Gebiet. Das Gebiet schließt nicht unmittelbar an die Altstadt an; diese ist aber von hier rasch erreichbar. Es folgt der ausgedehnte und heterogene Bereich mit den Stadtteilen St. Gertrud und Schlutup [03], der östlich und nördlich an die City grenzt. St. Gertrud ist ein im Nordwesten eher gründerzeitliches, im Osten stärker von Nachkriegsbebauung geprägtes Gebiet unmittelbar gegenüber der Altstadt. Das zu St. Gertrud gehörende Marli östlich des Zentrums weist ausgedehnte Geschossbaugebiete der Zwischen- und Nachkriegszeit auf. Im cityfernen Eichholz und in Schlutup sind Mietshaus- und Eigenheimquartiere 142 STA N D O RT P O RT R ÄT n LÜ B EC K VERTEILUNG DER AngebotsmieteN IN LÜBECK 2014 UND 2015 Anteil der Angebote zum jeweiligen Mietpreis in €/m2/Monat 2014 4,0 2,6 36,0 34,3 35,9 35,4 17,0 18,2 4,9 7,3 2015 2,2 2,2 40 % 30 % 20 % 10 % 0% unter 5,00 € 5,00 € bis 6,49 € 6,50 € bis 7,99 € 8,00 € bis 9,49 € 9,50 € bis 10,99 € 11,00 € und mehr Das Gros der Angebotsmieten bewegt sich mit fast 70 Prozent zwischen 5,00 und 7,99 Euro pro Quadratmeter. Das lokale Hochpreissegment ist eher klein, nur 9,5 Prozent der Angebote liegen über der Grenze von 9,50 Euro. gemischt. Die mittlere Angebotsmiete im Gesamtgebiet beträgt 6,83 Euro pro Quadratmeter und liegt damit exakt auf dem Niveau des Vorjahres. Räumlich sehr groß und quantitativ mit einem großen Angebot ist der Teilmarkt St. Lorenz Nord und Süd nebst Buntekuh [06]. Die mittlere Angebotsmiete von 6,80 Euro pro Quadratmeter liegt 0,14 Euro unter dem entsprechenden Wert der Gesamtstadt; ihr Anstieg war zuletzt etwas gerin- ger als dort. St. Lorenz erstreckt sich westlich der Altstadt und weist mit wassernahen Gewerbevierteln und dem Lübecker Bahnhofsquartier über Mietshausgebiete aller Epochen bis hin zu Eigenheimgebieten ganz unterschiedliche Quartiere auf. Buntekuh ist ein Produkt der klassischen Stadterweiterung der 1960er- und 1970er-Jahre, in dem es nach dem Jahr 2000 zu Leerständen bis zu 20 Prozent kam. 2006 wurde das Gebiet in das Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“ aufgenommen. KENNZAHLEN ZUM WOHNUNGSMARKT Lübeck Schleswig-Holstein Deutschland durchschnittliche Angebotsmiete 2015 in €/m²/Monat 6,94 6,72 6,51 durchschnittliche Fläche der Mietangebote 2015 in m² 59,0 65,0 68,0 Leerstandsquote im Geschosswohnungsbau 2014 in % 1,4 2,7 3,0 fertiggestellte Wohnungen1) je 1.000 Einwohner 2014 2,0 3,5 2,7 davon im Geschosswohnungsbau 0,8 1,3 1,3 2) 1) im Wohn- und Nichtwohnbau, ohne Umbaumaßnahmen, inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar 2) inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar Quellen für Grafiken und Tabellen: CBRE auf Datenbasis empirica-systeme, CBRE-empirica-Leerstandsindex, Statistische Landesämter, Statistische Ämter der Städte, Statistisches Bundesamt, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), Michael Bauer Research, Bundesagentur für Arbeit 143 STA N D O RT P O RT R ÄT n LÜ B EC K AngebotsmieteN IN lübeck 2015 Stadtgebiet Anzahl der Mietangebote Wohnungsgröße, Median in m2 Kaltmiete, Median, in €/m2/Monat [01] Innenstadt 369 60,0 8,00 [02] Kücknitz 157 59,0 5,93 [03] St. Gertrud, Schlutup 648 56,0 6,83 [04] St. Jürgen Ost, Strecknitz 286 55,0 7,42 [05] St. Jürgen West, Moisling 254 62,2 6,40 [06] St. Lorenz Nord und Süd, Buntekuh 857 60,0 6,80 [07] Travemünde 116 60,0 8,30 2.687 59,0 6,94 Lübeck gesamt PREISGÜNSTIGE MÄRKTE IN AUSGEDEHNTEN NACHKRIEGSQUARTIEREN In der Mietrangordnung folgt mit 6,40 Euro der Lübecker Südwesten, bestehend aus dem gewerblich geprägten St. Jürgen West und dem cityfernen Moisling [05]. Letzteres entwickelte sich in den 1960er-Jahren rasch vom randständigen, eher dörflichen Gebiet zum Stadtrandwohngebiet mit vielen Zeilen- und Hochhäusern. Wie Buntekuh geriet es ab den 1990er-Jahren in eine Krise mit steigenden Leerständen. Jetzt jedoch gibt es auch hier Bemühungen zur Strukturverbesserung: Der Stadtteil soll das bis heute fehlende Zentrum und einen Haltepunkt an der Bahnstrecke nach Hamburg erhalten. Zahlreiche Wohnhäuser werden modernisiert, einzelne sogar neu gebaut. Auch die teils schwierige Sozialstruktur soll sich auf diese Weise bessern. Vermieter sind schon jetzt optimistischer; der Mittelwert der Angebotsmiete stieg zuletzt um 4,3 Prozent an – der stadtweit zweithöchste relative Anstieg. Den höchsten prozentualen Anstieg gab es mit 6,3 Prozent auf dem recht kleinen Mietmarkt in Kücknitz [02]. Der Stadtteil liegt räumlich etwas isoliert zwischen dem eigentlichen Lübeck und Travemünde und war in der Nachkriegszeit eine Hochburg des damals so beliebten Zeilenbaus. Heute ist dies nicht mehr die beliebteste Wohnform, was neben der Lage des Stadtteils zu Lübecks niedrigster mittlerer Angebotsmiete von 5,93 Euro pro Quadratmeter beiträgt – trotz des jüngsten Anstiegs. CHANCEN FÜR GUTE KENNER DER VERHÄLTNISSE Lübecks Vermieter schöpfen nach schwierigen Jahrzehnten wieder Hoffnung – manche allerdings mehr, als die örtliche Kaufkraft hergibt. Deshalb sind die Mieten in der Spitze derzeit deutlich begrenzt. Investoren müssen auf Standort und Wohnqualität achten, wenn sie ihr Produkt reibungslos vermarkten wollen, auch seniorengerechte Wohnungen könnten aufgrund der Altersstruktur in Lübeck in den Fokus rücken. In unteren Segmenten deutet sich Knappheit an, was Bestandskäufern Potenziale bietet. Allerdings ist ein Großteil der Häuser aus Vor- und Nachkriegszeiten instandsetzungsbedürftig, sodass zum Kaufpreis meist noch Modernisierungskosten hinzugerechnet werden müssen. Lübeck bleibt somit ein Standort, der eine genaue Kenntnis von Mikrolagen und Mietervorlieben verlangt. 144 STA N D O RT P O RT R ÄT n LÜ B EC K MiTTleRe an Ge BoTS Mie Te in Den STaDTGeBieTen 2015 Lübecker Bucht 07 02 03 06 01 04 05 Median in €/m²/Monat 5,93 – 6,28 6,29 – 6,60 6,61 – 6,81 6,82 – 6,83 6,84 – 7,27 145 7,28 – 7,71 7,72 – 8,07 8,08 – 8,30 STA N D O RT P O RT R ÄT n M AG D E B U R G Magdeburg: Erholung nach langer Krise Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt musste einen Einwohnerrückgang von über 20 Prozent verkraften, hat aber inzwischen die Trendwende geschafft und wächst wieder. Wohnungen sind vor allem im Zentrum gefragt, aber auch in weniger beliebten Randlagen steigen die Angebotsmieten. In der Zeit nach der Wiedervereinigung schrumpfte Magdeburg zunächst drastisch: Von 1990 bis 2002 verlor die Stadt rund 50.000 Einwohner, mehr als 20 Prozent der Bevölkerung. Doch inzwischen hat die industrielle Kernbranche der Stadt, der Maschinenbau, die Anpassungskrise bewältigt und sich wieder vergrößert, nicht zuletzt durch den Bau von Windkraftanlagen. Auch die Logistikbranche wächst in der per Straße, Schiene und Wasserwegen gut angebundenen Stadt. Zukunftsbranchen wie Umwelttechnologie und Kreislaufwirtschaft, die Verarbeitung nachwachsender Rohstoffe und die Gesundheitswirtschaft sind gut vertreten. Eine recht neue Branche sind überregionale Elektronik-Dienstleistungen, etwa im deutschlandweit größten Rechenzentrum von T-Systems und im Servicecenter von IBM. Gefestigt ist die starke regionale Stellung Magdeburgs als Landeshauptstadt SachsenAnhalts, Universitätsstadt und Zentrum von Handel und Dienstleistungen. All das spiegelt sich auch in der Bevölkerungsentwicklung wider. Die jahrelange Schrumpfung ist einem leichten Wachstum gewichen: Von Ende 2011 bis Ende 2014 stieg die Einwohnerzahl um 1,5 Prozent. Heute gibt es in der Stadt relativ mehr 18- bis 29-Jährige, aber auch mehr über 59-Jährige als in Deutschland insgesamt. Wegen des hohen Anteils der Älteren sowie der hohen Bevölkerungsverluste in den vergangenen Jahren sind die Einwohner- und Haushaltsprognosen bis zum Jahr 2030 stark negativ – nur Chemnitz und Halle weisen unter den 29 untersuchten Städten noch schlechtere Prognosen auf. Der aktuelle Trend widerspricht den Prognosen aber. WOHNUNGEN ÜBERALL GEFRAGT Auch Magdeburgs Wohnungsmarkt schrumpfte nach 1990, geriet aber nicht so aus dem Gleichgewicht wie die Märkte anderer ostdeutscher Städte. Dazu trugen konsequente Abrissprogramme bei. Inzwischen hat sich die Nachfrage wieder belebt und der Leerstand ist seit 2009 von 7,7 auf 5,5 Prozent (2014) gesunken. Auch bei den Mieten macht 146 STA N D O RT P O RT R ÄT n M AG D E B U R G Im Gegensatz zum Landestrend ist der Wanderungssaldo in Magdeburg seit Jahren immer positiv. Seit 2007 hat die Stadt durch Wanderungsüberschüsse knapp 11.000 Einwohner gewinnen können. sich die Trendwende positiv bemerkbar. Zwar lag die mittlere Angebotsmiete im Jahr 2015 mit 5,45 Euro gemessen an anderen Großstädten nach wie vor auf niedrigem Niveau. Doch ist sie gegenüber dem Vorjahr um 2,8 Prozent angestiegen. Bis auf das Gebiet Rothensee, Neustädter See [07] verzeichnen sämtliche Einzelgebiete der Stadt bei den An gebotsmieten ein mehr oder minder deutliches Plus. Stadtweit an der Spitze bei den Angebotsmieten lagen mit einem Mittelwert von 5,80 Euro pro Quadratmeter die Altstadt und das südlich anschließende Buckau [02]. Die Altstadt hat in ihrem Nordteil seit dem Zweiten Weltkrieg kaum noch historische Bausubstanz, vielmehr ist das Gebiet durch Großformen aus der DDR-Zeit geprägt. In ihrem Südteil ist noch viel Gründerzeitsubstanz zu finden, das 147 STA N D O RT P O RT R ÄT n M AG D E B U R G Gebiet rund um den Hasselbachplatz mit seinen vielen renovierten Stilfassaden gilt als eines der beliebtesten der Stadt; eine Vielzahl an Lokalen im Ausgehviertel nahe dem Platz und die östlich der Altstadt fließende Elbe prägen den Standort. Die oft sehr engen Hinterhöfe beeinträchtigen seinen Ruf nur wenig. Auch das sich südlich anschließende Buckau ist ufernah, aber etwas grüner und lockerer bebaut. Wohnen und Gewerbe sind stark durchmischt – ein Vorteil wegen der kurzen Wege, aber ein Nachteil im Hinblick auf Verkehr, Lärm und Stadtbild. Ein weiterer Pluspunkt der Altstadt und Buckaus sind die Größen der angebotenen Wohnungen: Ihr Mittelwert von 62,9 Quadratme tern war 2015 der größte der Stadt. BELIEBTE HISTORISCHE SIEDLUNGEN Westlich der Altstadt, aber von ihr durch die Hauptbahnstrecken und die Bundesstraße 71 getrennt, liegt Stadtfeld, Richtung Stadtgrenze schließt sich Diesdorf an [08]. Das Gebiet steht hinsichtlich des Mietniveaus mit 5,70 Euro pro Quadratmeter in Magdeburg an zweiter Stelle. In Stadtfeld-Ost sind noch zahlreiche Gründerzeithäuser erhalten, von denen viele in den letzten 25 Jahren grundlegend modernisiert worden sind. Ein weiterer großer Teil der Bebauung stammt aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, etwa die frühmoderne Hermann-Beims-Siedlung mit 2.000 Wohnungen sowie das traditioneller gestaltete Eigenheimgebiet Lindenweiler. Zu DDR-Zeiten kamen zahlreiche vier- bis fünfgeschossige Wohnhäuser hinzu. Auch die einfachen Wohnungen waren 2015 begehrt: Das preisgünstigste Zehntel der Angebote verzeichnete mit genau 5,00 Euro pro Quadratmeter den höchsten Mietwert aller untersten 10-Prozent-Segmente in der Stadt. Auf Rang 3 hinsichtlich der mittleren Angebotsmieten liegt der weitläufige, locker bebaute Osten der Stadt [04] am rechten Elbufer. Er enthält diverse kleinere Ortsteile wie beispielweise Brückfeld, Cracau und Prester. Der größte Ortsteil Cracau ist besonders beliebt, da er nahe der Innenstadt und zugleich nahe an der offenen Elblandschaft liegt. Seine gleichnamige Siedlung aus der Zeit um 1930 mit rund 2.000 Wohnungen präsentiert ein äußerlich nahezu unverfälschtes Bauhaus-Ambiente. Brückfeld hat eine gemischte Bebauung, die überwiegend aus Kaiser- und DDR-Zeiten stammt. Attraktiv ist die Angersiedlung, die ab 1900 über 38 Jahre hinweg entstand und alle in dieser langen Zeit gängigen Baustile aufweist. Die mittlere Angebotsmiete im Magdeburger Osten lag zuletzt bei 5,60 Euro pro Quadratmeter. 0,12 Euro darunter liegt sie auf dem kleinen Stadtrand-Teilmarkt von Ottersleben, Sudenburg-Südwest [05]. NEUE NEUSTADT MIT ALTEN GEBÄUDEN In allen weiteren Gebieten Magdeburgs lag der Mittelwert der Angebotsmieten unter dem gesamtstädtischen Level von 5,45 Euro pro Quadratmeter. Mit 5,40 Euro nur um fünf Cent unterboten wurde er in der Alten und Neuen Neustadt [01] nördlich des Magdeburger Zentrums. Die citynähere Alte Neustadt wurde im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört und danach rasch mit Zeilenbauten wieder aufgebaut, vor allem rund um den ausgedehnten Nordpark. Die grüne, günstige Lage ist heute beliebt, doch entsprechen manche Wohnungen nur noch bedingt den aktuellen Wünschen an Größe und Grundriss. Nahe dem Elbufer ist die Neustadt fast komplett gewerblich bebaut. Die Neue ist von der Alten Neustadt durch die Bahnstrecke nach Berlin getrennt. Teilweise ist sie ein reines Wohngebiet mit durchgrünten Häuserzeilen, teilweise sind Wohnen und Gewerbe stark gemischt. 148 STA N D O RT P O RT R ÄT n M AG D E B U R G VERTEILUNG DER AngebotsmieteN IN MAGDEBURG 2014 UND 2015 Anteil der Angebote zum jeweiligen Mietpreis in €/m2/Monat 2014 1,3 0,7 24,2 20,8 52,1 52,5 16,3 18,4 4,4 5,0 2015 1,7 2,5 60 % 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0% unter 4,00 € 4,00 € bis 4,99 € 5,00 € bis 5,99 € 6,00 € bis 6,99 € 7,00 € bis 7,99 € 8,00 € und mehr Magdeburg war trotz des Mietanstiegs auch 2015 ein für Mieter günstiger Markt: Fast drei Viertel der Angebotsmieten lagen unter 6,00 Euro pro Quadratmeter, nur 2,5 Prozent bei 8,00 Euro und mehr. Das Gebiet mit den Stadtteilen Reform, Hopfengarten, Beyendorfer Grund und Lemsdorf [06] liegt im Süden der Stadt und wies eine mittlere Angebotsmiete von 5,25 Euro auf. Südlich schließt sich daran das DDR-Plattenbaugebiet NeuReform an, das weder in ästhetischer noch in sozialer Hinsicht als besonders gelungen erscheint. Vor wenigen Jahren wurden hier einzelne Blöcke abgerissen. In der Nähe der beiden Siedlungen liegt mit Hopfengarten ein sehr weitläufiges und locker bebautes Einfamilienhausgebiet. ZWEI DRITTEL VERLIESSEN DIE PLATTE Das Gebiet Sudenburg, Leipziger Straße [09] liegt südwestlich des Zentrums und besitzt noch viele Bauten aus der Gründerzeit nahe an bedeutenden Industriewerken. Eine zweite große Bebauungswelle setzte ab 1990 ein, als die Wohnviertel Hansapark und Goethesiedlung entstanden. Auch heute ist viel Industrie vor Ort ansässig. Das Angebot an Wohnungen ist im Gebiet sehr groß, sodass die mittlere Angebotsmiete pro Quadratmeter KENNZAHLEN ZUM WOHNUNGSMARKT Magdeburg Sachsen-Anhalt durchschnittliche Angebotsmiete 2015 in €/m²/Monat 5,45 5,15 6,51 durchschnittliche Fläche der Mietangebote 2015 in m² 58,6 59,9 68,0 Leerstandsquote im Geschosswohnungsbau 2014 in % 5,5 7,0 3,0 fertiggestellte Wohnungen1) je 1.000 Einwohner 2014 1,6 1,0 2,7 davon im Geschosswohnungsbau 0,6 0,3 1,3 2) Deutschland 1) im Wohn- und Nichtwohnbau, ohne Umbaumaßnahmen, inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar 2) inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar Quellen für Grafiken und Tabellen: CBRE auf Datenbasis empirica-systeme, CBRE-empirica-Leerstandsindex, Statistische Landesämter, Statistische Ämter der Städte, Statistisches Bundesamt, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), Michael Bauer Research, Bundesagentur für Arbeit 149 STA N D O RT P O RT R ÄT n M AG D E B U R G AngebotsmieteN IN Magdeburg 2015 Stadtgebiet Anzahl der Mietangebote Wohnungsgröße, Median in m2 Kaltmiete, Median, in €/m2/Monat [01] Alte und Neue Neustadt 640 57,1 5,40 [02] Altstadt, Buckau 634 62,9 5,80 [03] Olvenstedt, Kannenstieg, Neustädter Feld, Nordwest 503 56,7 4,80 [04] Ost 544 58,0 5,60 [05] Ottersleben, Sudenburg-Südwest 162 55,0 5,48 [06] Reform, Hopfengarten, Beyendorfer Grund, Lemsdorf 292 50,6 5,25 [07] Rothensee, Neustädter See 193 49,5 5,14 [08] Stadtfeld Ost und West, Diesdorf 1.096 60,3 5,70 [09] Sudenburg, Leipziger Straße 945 62,0 5,20 [10] Westerhüsen, Salbke, Fermersleben, Beyendorf-Sohlen 261 57,0 5,02 5.270 58,6 5,45 Magdeburg gesamt 2015 trotz eines Anstiegs um zuletzt 1,6 Prozent bei moderaten 5,20 Euro lag. Das Gebiet Rothensee, Neustädter See [07] liegt im äußersten Norden der Stadt und sein Kern ist ländlich strukturiert. In der Zeit zwischen den Weltkriegen entstanden auch hier zwei Siedlungen und in der DDR-Zeit einige Plattenbauten rund um den Neustädter Platz. Die mittlere Angebotsmiete liegt bei moderaten 5,14 Euro pro Quadratmeter. 2015 war dies Magdeburgs einziges Gebiet mit einem Rückgang dieses Werts: Er sank um 1,2 Prozent. Westerhüsen, Salbke und Fermersleben sind zusammengewachsene ehemalige Fischerdörfer entlang der Elbe. Sie bilden zusammen mit dem ebenfalls dezentral liegenden Beyendorf-Sohlen ein Postleitzahlgebiet [10]. Wegen der isolierten Lage des Gebiets ist der Wohnungsleerstand vor allem an der stark verkehrsbelasteten Straße AltSalbke hoch, die mittlere Angebotsmiete mit 5,02 Euro pro Quadratmeter im Gebiet insgesamt niedrig. Mit Abstand am unteren Ende der Tabelle liegen die Stadtteile Olvenstedt, Kannenstieg, Neustädter Feld und Nordwest [03]. Die mittlere Angebotsmiete pro Quadratme ter betrug hier nur 4,80 Euro. Neu Olvenstedt war und ist immer noch die größte Plattenbausiedlung der Stadt. Die Einwohnerzahl ist von rund 30.000 im Jahr 1989 auf etwa 10.000 im Jahr 2014 gesunken, zeitweise standen 30 Prozent der Wohnungen leer. Inzwischen sind etwa 3.000 Einheiten abgerissen, andere in Reihenhäuser umgewandelt. WACHSENDES GEFÄLLE ZWISCHEN Zentrum UND RAND Magdeburgs Wohnungsmarkt hat sich wieder erholt, doch herrscht in der Stadt keine ungedämpfte Euphorie. Dafür sind die Erfahrungen der vorangegangenen 20 Jahre zu schlecht und auch trotz verbesserter Daten die Hoffnungen für die Zukunft noch nicht positiv genug. Die Industriekonjunktur könnte erlahmen und die Überalterung der Bürger zu einem wachsenden Problem werden. Deshalb geht der Trend in Magdeburg nicht zu exzessivem Neubau, sondern zu einer wohlbedachten Weiterentwicklung des Bestands. Hier lohnen Investitionen meist umso mehr, je näher sich das Objekt an der Innenstadt befindet. Das Mietgefälle zwischen zentralen und cityferneren Standorten dürfte künftig noch stärker werden. 150 STA N D O RT P O RT R ÄT n M AG D E B U R G MiTTleRe an Ge BoTS Mie Te in Den STaDTGeBieTen 2015 07 03 01 08 02 04 09 05 06 10 Median in €/m²/Monat 4,80 – 5,04 5,05 – 5,16 5,17 – 5,22 5,23 – 5,33 5,34 – 5,45 151 5,46 – 5,57 5,58 – 5,69 5,70 – 5,80 STA N D O RT P O RT R ÄT n MAINZ Mainz: Die Schwarm- und Medienstadt Die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt zieht als Schwarmstadt vor allem junge Erwachsene an. Der beliebte Studienort profitiert von hohen Wanderungsgewinnen. Auf dem Wohnungsmarkt übersteigt die Nachfrage seit Jahren das Angebot mit der Folge steigender Mieten. Die Stadt Mainz mit ihren 206.991 Einwohnern zum Jahresende 2014 profitierte in ihrer über 2000-jährigen Geschichte stets von der günstigen Lage am Zusammenfluss von Rhein und Main. Die Römer errichteten hier ihr Legionslager „Mogontiacum“, Ursprung des urbanen Mainz. Friedrich II. rief in Mainz 1235 die Mächtigen des Reiches zum Reichstag zusammen, und als Mitglied des Rheinischen Städtebundes stieg die Stadt im 13. Jahrhundert zu einem wichtigen Wirtschaftsstandort auf. Der vom Mainzer Johannes Gutenberg um 1450 erfundene Buchdruck und die Druckerpresse revolutionierten die Medienentwicklung, aber auch die Bildungslandschaft. Bekannt ist die Stadt daneben als Heimat der „Mainzelmännchen“ des Zweiten Deutschen Fernsehens, das mit weiteren Sendern wie dem Süddeutschen Rundfunk, 3sat und mehreren Verlagen den Medienstandort Mainz prägt. Eine politische Besonderheit sind die ehemaligen rechtsrheinischen Stadtteile Mainz-Amöneburg, Mainz-Kastel und MainzKostheim („AKK“) sowie Mainz-Bischofsheim, Mainz- Ginsheim und Mainz-Gustavsburg. Nach dem Zweiten Weltkrieg bildete der Rhein auf der Höhe von Mainz die Grenze zwischen der französischen und amerikanischen Besatzungszone. Die rechtsrheinischen Stadtteile nördlich der Mainmündung, Amöneburg, Kastel und Kostheim, wurden der treuhänderischen Verwaltung der Stadt Wiesbaden übergeben, was noch heute ein Grund für die Animositäten zwischen beiden Städten ist. Die rechtsrheinischen Stadtteile südlich des Mains, Bischofsheim, Ginsheim und Gustavsburg, wurden zu selbstständigen Gemeinden im Landkreis Groß-Gerau. Die Neubildung der Länder Hessen und Rheinland-Pfalz zementierte diese Teilung. Aufgrund der rechtlich nie ganz abgeschlossenen Gebietsübertragung nach Wiesbaden tragen die AKKStadtteile in ihrem amtlichen Namen noch immer das Präfix „Mainz-“ und gehören nach dem Lebensgefühl vieler Einwohner zu Mainz. Im Jahr 2013 beendete Mainz eine vier Jahrzehnte dauernde städtebauliche Mammutaufgabe: Die Wiederherstellung der 230.000 Quadratmeter großen 152 STA N D O RT P O RT R ÄT n MAINZ Die Medienbranche in der Stadt Mainz beschäftigt rund 16.000 feste Mitarbeiter. Damit arbeitet jeder sechste Festangestellte in der rheinland-pfälzischen Stadt im Mediensektor. Altstadt südlich des Doms. Während im nördlichen Teil der historischen Altstadt aufgrund der fast völligen Zerstörung durch den Krieg ein neues, zeitgenössisches Stadtzentrum mit Kaufhäusern entstand, blieben im südlichen Teil beinahe alle Häuser vom Krieg verschont. Hier war die Mainzer Altstadt noch zu Beginn der 1980er-Jahre ein marodes, baufälliges Viertel mit katastrophalen Wohnverhältnissen: Halb verfallene Häuser mit muffigen, dunklen Hinterhöfen, winzige Wohnungen ohne Badezimmer und mit Gemeinschaftstoiletten im Treppenhaus. Von den Gebäuden waren 47 Prozent abbruchreif, es gab kaum Grün und keine Gärten, dafür herrschten chaotische Verkehrsverhältnisse. Heute glänzt das Viertel mit attraktiven Fußgängerzonen, hoher Aufenthaltsqualität sowie einem qualitativ hochwer- 153 STA N D O RT P O RT R ÄT n MAINZ tigen Wohnumfeld. Zahlreiche Denkmäler wurden erhalten, andere Gebäude rekonstruiert. In zuvor dicht bebauten Innenhöfen entstanden Grünflächen und Kinderspielplätze. Mehr als 80 Millionen Euro wurden allein an öffentlichen Mitteln investiert. STARK IN WIRTSCHAFT UND WISSENSCHAFT Die Stadt Mainz ist eines der fünf Oberzentren des Landes Rheinland-Pfalz und bildet mit der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden ein länderübergreifendes Doppelzentrum mit rund 480.000 Einwohnern. Dank der zentralen Lage in der Region Rhein-Main, der Nähe zum internationalen Flughafen Frankfurt am Main und den guten Autobahnverbindungen ist Mainz als Wirtschaftsstandort gefragt. Allerdings sorgt der Flugverkehr an einigen Standorten auch für eine erhöhte Lärmbelastung. Stärken zeigt Mainz in den Clustern Informations- und Kommunikationstechnologie, Kultur- und Kreativwirtschaft und Gesundheitswirtschaft. Zu den mitarbeiterstärksten Unternehmen zählen die Johannes-Gutenberg-Universität mit ihren Kliniken, die Stadtverwaltung Mainz, das ZDF, Schott, der SWR und die Verlagsgruppe Rhein-Main. In Mainz gibt es neben den drei Hochschulen mit insgesamt rund 40.000 Studierenden auch andere hochschulähnliche Bildungseinrichtungen. Die „Wissenschaftsallianz Mainz“ mit ihren annähernd 4.000 Wissenschaftlern sichert einen kontinuierlichen Wissens- und Technologietransfer in Wirtschaft und Gesellschaft. WANDERUNGSGEWINNE BEFLÜGELN DEN MAINZER WOHNUNGSMARKT Die Bevölkerung von Mainz wuchs von Ende 2011 bis Ende 2014 um 3,0 Prozent. Die Prognose des BBSR geht davon aus, dass die Bevölkerung von 2012 bis 2030 im Mittel stagnieren, die Zahl der Haushalte jedoch um 5,1 Prozent zulegen wird. Die seit Jahren steigenden Mieten in der Innenstadt deuten auf einen Nachfrageüberhang hin. Um den angespannten Wohnungsmarkt zu entlasten, hat die Stadt 20 größere Flächen mit einem Gesamtpotenzial von rund 6.500 Wohnungen ausgewiesen, die bis 2020 realisiert werden können. Zu den größeren Entwicklungsgebieten zählen das Heiligkreuzareal (1.950 Wohnungen), der Zollund Binnenhafen (1.400 Wohnungen), der Quartiersplatz Neustadt (bis zu 500 Wohnungen), GFZ-Kaserne (bis zu 500 Wohnungen) und der Martin-Luther-King-Park mit bis zu 350 Wohnungen. Bei der Umsetzung setzt die Stadt im Rahmen des neu initiierten „Bündnis für das Wohnen“ auf die Kooperation mit der Wohnungswirtschaft und dem Land. Seit Februar 2015 gilt in der Stadt für Bestandsmie ten eine Kappungsgrenze von 15 Prozent innerhalb von drei Jahren und seit Oktober 2015 die Mietpreisbremse bei der Neuvermietung im Bestand. Zudem erarbeitet die Stadt gemeinsam mit den Bürgern ein „Integriertes Entwicklungskonzept“, das eine zukunftsfähige Perspektive für die städtebauliche Gestaltung der Innenstadt in den kommenden 10 bis 15 Jahren entwickeln soll. Die durchschnittlichen Angebotskaltmieten stiegen – über das gesamte Stadtgebiet betrachtet – von 9,47 Euro im Jahr 2012 bis auf 10,00 Euro pro Quadratmeter 2015 (plus 5,6 Prozent). Die höchsten Forderungen finden sich dabei mit im Schnitt 10,95 Euro in der Oberstadt [09], einem Innenstadtgebiet, das durch gründerzeitliche Villen, große Parkanlagen, die barocke Zitadelle aus dem 17. Jahrhundert und die Universitätskliniken geprägt ist. Nicht viel weniger wird mit 154 STA N D O RT P O RT R ÄT n MAINZ VERTEILUNG DER AngebotsmieteN IN MAINZ 2014 UND 2015 Anteil der Angebote zum jeweiligen Mietpreis in €/m2/Monat 2014 1,2 1,1 11,9 9,3 40,6 38,5 33,2 37,0 8,2 10,1 2015 4,8 4,1 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0% unter 6,00 € 6,00 € bis 7,99 € 8,00 € bis 9,99 € 10,00 € bis 11,99 € 12,00 € bis 13,99 € 14,00 € und mehr Die Angebotsmieten in Mainz liegen auf hohem Niveau. Mehr als die Hälfte der Wohnungen wurde 2015 für mindestens 10,00 Euro pro Quadratmeter inseriert. Nur 10,4 Prozent waren günstiger als 8,00 Euro. durchschnittlich 10,80 Euro im Gebiet Altstadt [01] gefordert, die nach ihrer Sanierung zu den gefragtesten Vierteln zählt. Gefragt, insbesondere von Studenten, ist auch das nordwestlich der Altstadt gelegene Gebiet Neustadt [08]. Die durchschnittliche Angebotskaltmiete lag hier 2015 bei 10,01 Euro pro Quadratmeter. Obwohl der Stadtteil im Zweiten Weltkrieg schweren Zerstörungen ausgesetzt war, sind doch viele der gründerzeitlichen Wohngebäude erhalten geblieben. In den vergangenen Jahren wurde die Neustadt an zahlreichen Stellen behutsam saniert, ohne den urbanen Charakter mit den vielen Plätzen, verkehrsberuhigten Straßen, Kneipen und Cafés, kleinen Geschäften und Handwerksbetrieben zu zerstören. Am Rheinufer entlang kommt man zum Zoll- und Binnenhafen, der in den nächsten Jahren zu einem neuen, gemischt genutzten Stadtquartier umgebaut wird. Jeweils 10,00 Euro pro Qua dratmeter betrugen die geforderten Mieten in den Gebieten Gonsenheim, Hartenberg-Münchfeld [06] und Bret- KENNZAHLEN ZUM WOHNUNGSMARKT Mainz Rheinland-Pfalz Deutschland durchschnittliche Angebotsmiete 2015 in €/m²/Monat 10,00 6,29 6,51 durchschnittliche Fläche der Mietangebote 2015 in m² 63,0 75,0 68,0 Leerstandsquote im Geschosswohnungsbau 2014 in % 1,2 3,3 3,0 fertiggestellte Wohnungen1) je 1.000 Einwohner 2014 5,0 2,8 2,7 davon im Geschosswohnungsbau 3,8 1,0 1,3 2) 1) im Wohn- und Nichtwohnbau, ohne Umbaumaßnahmen, inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar 2) inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar Quellen für Grafiken und Tabellen: CBRE auf Datenbasis empirica-systeme, CBRE-empirica-Leerstandsindex, Statistische Landesämter, Statistische Ämter der Städte, Statistisches Bundesamt, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), Michael Bauer Research, Bundesagentur für Arbeit 155 STA N D O RT P O RT R ÄT n MAINZ AngebotsmieteN IN mainz 2015 Stadtgebiet Anzahl der Mietangebote Wohnungsgröße, Median in m2 Kaltmiete, Median, in €/m2/Monat [01] Altstadt 429 62,0 10,80 [02] Bretzenheim 224 58,0 10,00 [03] Drais, Lerchenberg, Marienborn 163 64,0 9,33 [04] Ebersheim, Hechtsheim 228 73,0 9,00 [05] Finthen 186 68,3 9,29 [06] Gonsenheim, Hartenberg-Münchfeld 558 64,0 10,00 [07] Mombach 191 64,0 9,38 [08] Neustadt 386 56,0 10,01 [09] Oberstadt 243 60,0 10,95 [10] Weisenau, Laubenheim 247 67,0 9,76 2.855 63,0 10,00 Mainz gesamt zenheim [02]. Mainz-Gonsenheim ist fast eine kleine Stadt in sich, mit einem alten Ortskern, herrschaftlichen Villen und modernen Wohnsiedlungen sowie einer lebhaften Einkaufsstraße, eigener Fastnachtstradition und dem Lennebergwald als Naherholungsgebiet. Hartenberg-Münchfeld, zwischen Innenstadt und Gonsenheim gelegen, wird neben Familien dank der Nähe zur Universität auch von Studenten geschätzt. Bretzenheim profitiert ebenfalls von seiner Nähe zu den Universitätsstandorten. Städtebaulich weist der Stadtteil neben zahlreichen Wohnhochhäusern im Süden und einem historischen Stadtkern vor allem Einfamilien- und Reihenhäuser auf. Die geringste durchschnittliche Angebotskaltmiete wird mit 9,00 Euro pro Quadratmeter im Gebiet Ebersheim, Hechtsheim [04] im Süden der Stadt gefordert. In dem dörflich geprägten Ebersheim sind in den vergangenen Jahren zahlreiche Neubaugebiete entstanden. Vor allem junge Familien haben sich hier ihren Traum vom Einfamilienhaus ermöglicht. In Hechtsheim hat sich seit den 1960er-Jahren neben der Landwirtschaft und dem Weinbau das größte Gewerbe gebiet von Mainz mit diversen Medienunternehmen, Forschungs- und IT-Firmen entwickelt. DIE DYNAMISCHE MEDIENSTADT ZEIGT VIEL KREATIVITÄT UND BEWUSSTSEIN FÜR GESCHICHTE Mainz ist Landeshauptstadt von Rheinland- Pfalz und bildet mit der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden ein länderübergreifendes Doppelzentrum mit rund 480.000 Einwohnern. Dank der zentralen Lage in der Region RheinMain, der Nähe zum internationalen Flughafen Frankfurt am Main und den guten Autobahnverbindungen ist Mainz als Wirtschaftsstandort gefragt. Stärken zeigt Mainz in den Clustern Informations- und Kommunikationstechnologie, Kultur- und Kreativwirtschaft und Gesundheitswirtschaft. Mainz ist eine wachsende Stadt mit hohem Wanderungssaldo, insbesondere von jungen Erwachsenen. Der steigenden Nachfrage in der Innenstadt, die durch die Nutzungskonkurrenz von Einzelhandel und Büros verschärft wird, steht kein ausreichendes Angebot gegenüber. Junge Familien weichen daher häufiger auf innenstadtfernere Stadtbezirke aus. 156 STA N D O RT P O RT R ÄT n MAINZ MiTTleRe an Ge BoTS Mie Te in Den STaDTGeBieTen 2015 07 08 06 01 05 09 02 03 10 04 Median in €/m²/Monat 9,00 – 9,30 9,31 – 9,34 9,35 – 9,52 9,53 – 9,88 9,89 – 10,00 157 10,01 – 10,02 10,03 – 10,70 10,71 – 10,95 STA N D O RT P O RT R ÄT n MANNHEIM Mannheim: Mit Querdenken Raum schaffen in der Quadratestadt Mannheim ist das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum der Metropolregion Rhein-Neckar mit ihren 2,4 Millionen Einwohnern. In den kommenden Jahren steht die Stadt vor der Herausforderung, gut 500 Hektar Konversionsflächen quantitativ und qualitativ zu integrieren. Ob in Wirtschaft, Musik oder Architektur – in Mannheim mit seinen 299.844 Einwohnern verbinden sich Klassik und Moderne, Tradition und Experimentierfreude. Schon die Entstehung der Stadt stand unter dem Motto „Neues Denken“: Kurfürst Friedrich IV. von der Pfalz ließ sie 1606 nach den damaligen Vorstellungen einer Idealstadt mit einer strengen Grundrissgeometrie bauen. Noch heute prägt das gitterförmige Straßennetz, die Aufteilung in Quadrate, das Bild der Innenstadt. Mannheim brachte viele Denker und Tüftler hervor: Carl Benz erfand das Automobil, Hugo Stotz den Leitungsschutzschalter und Julius Hatry das erste Flugzeug mit Raketenantrieb. Ab 2016 soll Mannheim aufgrund der hohen Qualität der Patentrechtsprechung Standort einer Lokalkammer des Einheitlichen Europäischen Patentgerichts werden. Geografisch punktet die Stadt am Zusammenfluss von Rhein und Neckar mit ihrer zentralen Lage. Sie verfügt über eine sehr gut ausge- baute Infrastruktur mit Anschluss an das überregionale Autobahnnetz, den Mannheimer Bahnhof als zweitgrößten ICE-Verteilbahnhof Deutschlands, den nur 30 Minuten entfernten internationalen Frankfurter Flughafen und den Rhein-Neckar-Hafen als einen der größten Binnenhäfen Deutschlands. Von der rheinland-pfälzischen Schwesterstadt Ludwigshafen trennt das baden-württembergische Mannheim nur der Rhein. Zusammen mit der Universitätsstadt Heidelberg bilden beide Städte zudem den Kern der prosperierenden Metropolregion Rhein-Neckar. Die Quadratestadt zählt zu den attraktivsten deutschen Wirtschaftsstandorten. Global Player wie Daimler, ABB, John Deere, Roche Diagnostics, Siemens und Bilfinger sind hier ebenso zu Hause wie mittelständische „Hidden Champions“ der Kaliber Fuchs Petrolub, Südzucker und MVV Energie. Der Standort bietet eine ausgewogene Branchen- 158 STA N D O RT P O RT R ÄT n MANNHEIM In Mannheim stehen durch Übergabe von US-Kasernen rund 500 Hektar Flächen der US-amerikanischen Streitkräfte zur Umnutzung bereit. Dies entspricht etwa der Größe von 700 Fußballfeldern. struktur mit Fahrzeug- und Maschinenbau, Elektrotechnik, Chemie sowie Pharma- und Medizintechnik. Ausbauen will die Stadt die Cluster Energie, Umwelt, Mobilität und Logistik. Daneben etabliert sich Mannheim mit dem deutschlandweit ersten Existenzgründungszentrum für die Musikwirtschaft und der Gründung der deutschlandweit einzigen staatlichen Hochschule für Populärmusik und Musikbusi- ness als „heimliche Musikhauptstadt“. Insgesamt verzeichnen die staatlichen und privaten Hochschulen in der Stadt rund 26.000 Studenten. EINE STADT IM AUFBRUCH ZU NEUEN UFERN Den Mannheimer Wohnungsmarkt kennzeichnet eine steigende Nachfrage: Die Einwohnerzahl stieg allein von Ende 159 STA N D O RT P O RT R ÄT n MANNHEIM 2011 bis Ende 2014 um 2,9 Prozent. Bis 2030 soll die Bevölkerung im Vergleich zu 2012 um 4,1 Prozent zunehmen, die Zahl der Haushalte sogar um 8,2 Prozent. Nur in Freiburg und Wiesbaden fällt unter den 29 untersuchten Städten die Prognose noch höher aus. Herausfordernd ist in diesem Zusammenhang, dass es in Mannheim selbst bisher wenig Grundstücksangebote und nur ein kleines Angebot an mittel- und hochwertigem Wohnraum gab. Zusätzlich zum Einwohnerzuwachs steigt daher auch die Zahl der Pendler stetig an. Jetzt stehen jedoch durch den Abzug der US-amerikanischen Streitkräfte, die hier seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs stationiert waren, gut 500 Hektar Flächen für eine Umnutzung bereit. Zusammengerechnet ist dieses Areal fünfmal so groß wie die Mannheimer Innenstadt. Die Stadt hat ihre Ziele im Umgang mit den Flächen in einem „Weißbuch zur Konversion“ zusammengefasst. Dabei fanden auch die in einem breit angelegten Bürgerbeteiligungsprozess ermittelten Vorstellungen der Bewohner Berücksichtigung. Auf dem Areal von Benjamin Franklin Village, Funari und Sullivan Barracks werden zahlreiche Wohnungen abgerissen. Gleichzeitig entstehen hochwertige Neubaugebiete, Sport- und Schulanlagen sowie Einzelhandel. Auf dem Turley Areal soll eine bunte Mischung aus Wohnen und Arbeiten entwickelt werden. Auf dem Taylor Campus ist eine Mischung aus Gewerbe, Grünzug und Medienpark geplant. Die in den Spinelli Barracks vorhandenen Hallen sollen fast vollständig Freiflächen weichen, unter anderem für die Bundesgartenschau 2023, mit der der Grünzug Nordost geschlossen werden kann. Die verbleibende Fläche dient der Wohnbebauung und den erhaltenswerten Altbauten. Das ehemalige Flughafenareal, die Coleman Barracks, wird als größte Kasernenfläche weitgehend freigeräumt und soll Angebote für Natur und Klimaverbesserung schaffen sowie ab 2016 zur Stärkung der Stadtteile im Norden Mannheims beitragen. Innerhalb von zehn Jah- ren soll auf den Konversionsflächen Wohnraum für 10.000 Menschen geschaffen werden. Die Flächen der Hammonds Barracks im Stadtteil Seckenheim werden durch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben zu einem Wohngebiet entwickelt. Die Stadt will die Konversion als Möglichkeit nutzen, vielfältiger, bunter, urbaner, attraktiver und offener zu werden. Die Vermarktung der Flächen soll dabei in Umfang, Zeitschiene und Nutzungsmischung sensibel am vorhandenen Bedarf ausgerichtet werden, um die Aufnahmekapazität des Immobilienmarktes nicht zu überfordern. NEUE QUARTIERE SETZEN AUF MISCHNUTZUNGEN Ein weiteres Großprojekt der Stadtentwicklung stellt das 33 Hektar große Glückstein-Quartier im Stadtteil Lindenhof dar, das in unmittelbarer Nachbarschaft zum Hauptbahnhof entsteht. Im Endausbau schafft das Quartier Raum für rund 4.600 Arbeitsplätze und 1.500 Bewohner. Mitten in der Mannheimer City, in den Quadraten Q 6 und Q 7, soll bis 2016 ein urbanes Stadtquartier realisiert werden und Event-Shopping, hochwertiges Wohnen, Arbeiten sowie ein Hotel verbinden. Auf dem ehemaligen, vier Hektar großen Post-Areal am Mannheimer Bahnhof soll ein neues Quartier mit Hotels, Boardinghäusern, Büros und Wohnungen entstehen. Am Willy-Brandt-Platz und am Südende ist jeweils ein Hochhaus vorgesehen. GERINGE BAUTÄTIGKEIT IN DER STADT Für das Jahr 2014 ermittelte das Statistische Landesamt für die Stadt Mannheim 623 fertiggestellte Wohnungen (2013: 259), 602 Wohnungen erhielten eine Baugenehmigung (2013: 382). Der marktaktive Leerstand lag 2014 bei 1,9 Prozent. In der Quadratestadt wurde der innerstädtische Wohnungsbestand im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört. Der Hauptanteil – knapp 52 Prozent – der laut Zensus 2011 160 STA N D O RT P O RT R ÄT n MANNHEIM VERTEILUNG DER AngebotsmieteN IN MANNHEIM 2014 UND 2015 Anteil der Angebote zum jeweiligen Mietpreis in €/m2/Monat 2014 4,3 3,3 34,7 29,3 32,7 35,8 16,8 19,3 6,9 7,3 2015 4,7 5,1 40 % 30 % 20 % 10 % 0% unter 6,00 € 6,00 € bis 7,49 € 7,50 € bis 8,99 € 9,00 € bis 10,49 € 10,50 € bis 11,99 € 12,00 € und mehr Der Schwerpunkt innerhalb der Mietpreise liegt mit rund 65 Prozent im Bereich zwischen 6,00 und 8,99 Euro pro Quadratmeter. Gegenüber 2014 stiegen die Anteile aller Preissegmente ab 7,50 Euro. insgesamt 41.343 Mannheimer Gebäude mit Wohnraum entfällt daher auf die Baujahre zwischen 1949 und 1986. Immerhin rund 32 Prozent des Bestandes entstammen allerdings noch den Baujahren bis 1948. Lediglich knapp 5 Prozent wurden dagegen ab dem Jahr 2000 gebaut. MODERATER ANSTIEG DER AngebotsmieteN Die durchschnittliche Angebotsmiete lag in Mannheim im Jahr 2015 bei 8,10 Euro pro Quadratmeter, 0,22 Euro höher als im Vorjahr. Lediglich in zwei Stadtteilen blieben die Mieten im Vergleich nahezu gleich: Im teuersten Gebiet Schwetzingerstadt/Oststadt [09], mit einem hohen Anteil an alten Villen und Gründerzeithäusern, sank die Miete von 8,98 auf 8,95 Euro pro Quadratmeter, im wasser- und innenstadtnahen Gebiet Lindenhof, Neuostheim/ KENNZAHLEN ZUM WOHNUNGSMARKT Mannheim Baden-Württemberg Deutschland durchschnittliche Angebotsmiete 2015 in €/m²/Monat 8,10 7,82 6,51 durchschnittliche Fläche der Mietangebote 2015 in m² 66,1 75,0 68,0 Leerstandsquote im Geschosswohnungsbau 2014 in % 1,9 1,8 3,0 fertiggestellte Wohnungen1) je 1.000 Einwohner 2014 2,1 3,1 2,7 davon im Geschosswohnungsbau 1,5 1,6 1,3 2) 1) im Wohn- und Nichtwohnbau, ohne Umbaumaßnahmen, inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar 2) inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar Quellen für Grafiken und Tabellen: CBRE auf Datenbasis empirica-systeme, CBRE-empirica-Leerstandsindex, Statistische Landesämter, Statistische Ämter der Städte, Statistisches Bundesamt, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), Michael Bauer Research, Bundesagentur für Arbeit 161 STA N D O RT P O RT R ÄT n MANNHEIM AngebotsmieteN IN Mannheim 2015 Stadtgebiet [01] Friedrichsfeld Anzahl der Mietangebote Wohnungsgröße, Median in m2 Kaltmiete, Median, in €/m2/Monat 7,00 48 69,1 [02] Innenstadt/Jungbusch 628 64,1 8,81 [03] Käfertal, Vogelstang 266 68,0 7,44 [04] Lindenhof, Neuostheim/Neuhermsheim 374 72,0 8,78 [05] Neckerau 338 62,0 8,33 [06] Neckerstadt-Ost und -West 525 60,0 7,86 [07] Rheinau, Seckenheim 389 68,4 7,61 [08] Sandhofen, Schönau, Waldhof, Gartenstadt 304 70,0 7,50 [09] Schwetzingerstadt/Oststadt 395 66,0 8,95 [10] Wallstadt, Feudenheim 223 76,0 7,90 3.490 66,1 8,10 Mannheim gesamt Neuhermsheim [04] von 8,80 auf 8,78 Euro – hier werden dennoch Spitzenmieten ab 11,89 Euro bzw. 12,00 Euro im oberen Marktsegment aufgerufen. Hochpreisig präsentiert sich auch das Gebiet Innenstadt/Jungbusch [02] mit einer mittleren Angebotsmiete von 8,81 Euro pro Quadratmeter. Der Stadtteil Jungbusch entwickelt sich seit der Ansiedlung des Musikparks und der Popakademie Baden-Württemberg, dem Bau moderner Studentenwohnungen, dem Hafenambiente und der multikulturellen Bevölkerung zum angesagten Szeneviertel. Das Kreativwirtschaftszentrum, das Anfang 2015 seine Pforten öffnete, verstärkt diesen Trend. Am günstigsten fiel die Angebotsmiete in den weniger innenstadtnahen Stadtteilen wie Friedrichsfeld [01] mit 7,00 Euro pro Quadratmeter (2014: 6,96 Euro), Käfertal, Vogelstang [03] mit 7,44 Euro pro Quadratme ter (2014: 7,35 Euro) sowie Sandhofen, Schönau, Waldhof, Gartenstadt [08] mit 7,50 Euro pro Quadratmeter (2014: 7,19 Euro) aus. Die Bebauung ist hier vor allem kleinteilig, teilweise auch mit ländlichem Charakter (Sandhofen) oder – im gleichnamigen Gebiet – nach dem Gartenstadtmodell angelegt, ergänzt durch Gebiete mit Wohnblocks wie im Nordwesten Schönaus und im Norden Waldhofs. In den Gebieten könnte es zu Veränderungen kommen, wenn ab Mitte 2016 die neue Stadtbahn Nord die Stadtteile Neckarstadt-Ost, Käfertal, Waldhof und Gartenstadt mit der Mannheimer City verbindet. WANDEL IM QUADRAT SCHAFFT URBANE VIELFALT Die Quadratestadt Mannheim zählt zu den attraktivsten deutschen Wirtschaftsstandorten. Global Player sind hier ebenso zu Hause wie mittelständische „Hidden Champions“. Die Stadt am Zusammenfluss von Rhein und Neckar punktet mit der zentralen Lage in Europa, der sehr gut ausgebauten Infrastruktur, kultureller Vielfalt, exzellenten Wohn- und Einkaufsmöglichkeiten und insgesamt mehr als 34 Quadratkilometern Wald-, Wasser- und Erholungs fläche. Der rege Austausch der Hochschulen und der zahlreichen Forschungseinrichtungen mit der Industrie gewährleistet einen breiten Wissenstransfer. Die Mieten steigen aufgrund der positiven Bevölkerungsentwicklung und der geringen Neubautätigkeit aktuell noch weiter. In der Stadt stehen durch den Abzug der US-amerikanischen Streitkräfte allerdings gut 500 Hektar Flächen für eine Umnutzung bereit. 162 STA N D O RT P O RT R ÄT n MANNHEIM MiTTleRe an Ge BoTS Mie Te in Den STaDTGeBieTen 2015 08 03 06 02 10 09 04 05 07 01 Fallzahl zu gering Median in €/m²/Monat 7,00 – 7,44 7,45 – 7,53 7,54 – 7,70 7,71 – 7,88 7,89 – 8,17 163 8,18 – 8,67 8,68 – 8,80 8,81 – 8,95 STA N D O RT P O RT R ÄT n MÜNCHEN München: Die Kunst- und Wissenschaftsstadt Die bayerische Landeshauptstadt pflegt Kunst, Kultur und Tradition, setzt aber ebenso auf Mobilität, Spitzenforschung, internationale Beziehungen und nachhaltige Entwicklung. Das stetige Bevölkerungswachstum beschert München den teuersten Wohnungsmarkt der Republik. München ist die Stadt der Superlative, der Toleranz und der Vielfalt. Die Isarmetropole weist mit 29.037 Euro die höchste Pro-Kopf-Kaufkraft, mit 5,2 Prozent die niedrigste Arbeitslosenquote und mit 0,4 Prozent den geringsten marktaktiven Leerstand aller in diesem Report untersuchten deutschen Großstädte auf. München bietet vielen Heimat, der „Bussigesellschaft“ der Schönen und Reichen, der Szene in Schwabing, Haidhausen oder Neuhausen, den Feierlustigen auf der „Wiesn“ des Oktoberfestes und den Gemütlichen, die sich im Sommer zu Tausenden in den zahlreichen Biergärten tummeln. Auch als Kunst- und Kulturstadt blickt München auf eine lange Tradition zurück. Unter König Ludwig I. von Bayern wurde München im 19. Jahrhundert zur repräsentativen Residenz ausgebaut und avancierte zu einer weithin bekannten Kunststadt. Sein Sohn Max II. förderte die Geisteswissenschaften, scharte den Literatenkreis „Die Krokodile“ um sich und ließ die Bauten der Maximilianstraße errichten, heute eine der exklusivsten und teuersten Einkaufsstra- ßen Deutschlands. Ihm folgte der geheimnisumwitterte Märchenkönig König Ludwig II. von Bayern, dem das Land eine Reihe imposanter Bauwerke wie die Schlösser Linderhof, Neuschwanstein, Herrenchiemsee und Schachen verdankt. Unter Prinzregent Luitpold erlebte München einen großen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung. Ab 1911 formierte sich hier unter der Führung von Wassily Kandinsky und Franz Marc die Künstlervereinigung „Der Blaue Reiter“. Ihre Bilder lassen noch heute das Herz von Kunstliebhabern höherschlagen und erzielen in Auktionen Millionenbeträge. Münchner Kultur repräsentiert aber auch der Humorist Karl Valentin mit seinem absurdskurrilen Wortwitz, der auf der Bühne des „Frankfurter Hofs“ ab 1908 das Publikum begeisterte. Ihrem Original, von dem der Spruch stammt „Mögen hätt’ ich schon wollen, aber dürfen habe ich mich nicht getraut“, haben die Münchner mit einer Brunnenfigur auf dem Viktualienmarkt ein Denkmal gesetzt. Der Sinn für Kunst und Kultur blieb München über die Zeiten erhalten. Das Deutsche 164 STA N D O RT P O RT R ÄT n MÜNCHEN München weist die mit Abstand höchste Kaufkraftkennziffer aller deutschen Städte auf. Mit einem Wert von 132,8 liegt die Stadt deutlich vor Düsseldorf (118,7), Frankfurt (115,1) und Stuttgart (114,0). Museum, das Lenbachhaus, die drei Pinakotheken oder das Museum Brandhorst genießen mit ihren Ausstellungen internationales Ansehen. Neben Kunst und Kultur punktet München mit einem hohen Anteil an Grünflächen wie dem Englischen Garten, dem Hofgarten, den Botanischen Gärten oder den Schlossgärten und der Isar mit ihren renaturierten Isarauen. München ist der Sitz des Bay- erischen Landtages und der Bayerischen Staatsregierung, aber auch des Bundesfinanzhofs und des Europäischen Patentamts. GÜNSTIGE BEDINGUNGEN FÜR UNTERNEHMEN München ist Zentrum der europäischen Metropolregion München mit rund 5,8 Millionen Einwohnern und bestens 165 STA N D O RT P O RT R ÄT n MÜNCHEN an das europäische Bahn- und Autobahnnetz angeschlossen. Dank der neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke LGV Est beträgt die Fahrzeit nach Paris rund sechs Stunden. In nördlicher Richtung ist München mit Nürnberg über eine neue Hochgeschwindigkeitsstrecke verbunden, deren Ausbau bis nach Berlin geplant ist. Der Flughafen München, der zweitgrößte in Deutschland, zählte 2014 rund 39,7 Millionen Passagiere, gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 3,0 Prozent. Im europäischen Luftverkehr übernimmt er eine wichtige Drehkreuzfunktion mit über 240 Direktverbindungen weltweit. Um das wachsende Passagieraufkommen bewältigen zu können, soll der Flughafen eine dritte Start- und Landebahn erhalten. Die Basis der Münchner Wirtschaftskraft ist eine ausgewogene Mischung aus Global Playern, Hidden Champions des Mittelstandes, aufstrebenden Start-up-Unternehmen sowie traditionellen Handwerksbetrieben. Als Wachstumsmotoren gelten besonders die Informations- und Kommunikationstechnologie, Dienstleistungen, die Automobilbranche, forschungs- und wissensintensive Branchen – speziell Life Sciences, Medizin- und Umwelttechnologien und die Luft- und Raumfahrt – sowie die Finanzbranche. Die Messe München ist mit rund 40 Fachmessen eine der weltweit führenden Messegesellschaften. Die in der Immobilienwirtschaft bekanntesten Veranstaltungen sind die Expo Real und die Bauma. Besondere Bedeutung hat München als Standort der Kultur- und Kreativwirtschaft, wobei ein Großteil dabei dem Mediensektor zuzuordnen ist. Die rund 10.770 Medienunternehmen generieren ein jährliches Umsatzvolumen von knapp 8,3 Milliarden Euro. Der Teilmarkt Filmwirtschaft nimmt eine besondere Spitzenstellung in München ein. Das Herz der Filmstadt München bildet die Bavaria Film Gruppe. Auf dem 300.000 Quadratmeter großen Areal stehen zwölf Studios sowie mehrere Drehvillen und Kulissenstraßen zur Verfügung. Neben Bavaria Film und ihren zahlreichen Töchtern bietet das Gelände mehr als 100 weiteren Medienunternehmen eine Heimat. EXZELLENTE HOCHSCHULEN UND FORSCHUNG München ist mit 15 Universitäten, Akademien und Hochschulen nach Berlin der zweitgrößte Hochschulstandort in Deutschland. Im Wintersemester 2014/2015 waren allein an den zwei Exzellenzuniversitäten Ludwig-MaximiliansUniversität München (LMU) und Technische Universität München (TUM) rund 89.000 Studierende immatrikuliert. Neben den Hochschulen stärken renommierte Institutionen den Forschungsstandort München – etwa die Fraunhofer-Gesellschaft sowie die Max-Planck-Gesellschaft. Hinzu kommen Facheinrichtungen wie das Helmholtz-Zentrum – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt sowie der Standort Oberpfaffenhofen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Die enge Vernetzung von Hochschulen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen und forschungsintensiven Unternehmen führt in München zu gewinnbringenden Kooperationen. 166 STA N D O RT P O RT R ÄT n MÜNCHEN VERTEILUNG DER AngebotsmieteN IN MÜNCHEN 2014 UND 2015 Anteil der Angebote zum jeweiligen Mietpreis in €/m2/Monat 2014 5,6 3,1 19,9 14,2 35,9 38,1 21,7 25,5 9,8 11,1 2015 7,1 8,0 40 % 30 % 20 % 10 % 0% unter 10,00 € 10,00 € bis 12,49 € 12,50 € bis 14,99 € 15,00 € bis 17,49 € 17,50 € bis 19,99 € 20,00 und mehr Die Kurve der Angebotsmieten steigt ab dem Bereich 10,00 Euro deutlich an, erreicht ihren Peak im Bereich 12,50 bis 14,99 Euro und flacht dann wieder ab. Im Vergleich zum Vorjahr legten die hochpreisigen Segmente ab 17,50 Euro zu. HERAUSFORDERUNG BEVÖLKERUNGSWACHSTUM Der Zensus 2011 weist für München zum Stichtag 765.681 Wohnungen in 140.216 Gebäuden mit Wohnraum aus. Davon stammen 21,6 Prozent der Gebäude aus den Jahren vor 1949, 32,8 Prozent wurden in den Jahren 1950 bis 1969 errichtet, 25,6 Prozent entfallen auf die Jahre 1970 bis 1989 und 20,0 Prozent auf die Jahre ab 1990. 87,7 Prozent der Wohnungen befinden sich in Gebäuden mit drei und mehr Wohnungen. Nur jeder vierte Münch- ner wohnt dabei in den eigenen vier Wänden. Im Jahr 2014 wurden in München rund 6.250 Wohnungen (in neuen Wohn- und Nichtwohngebäuden inklusive Wohnheimen) fertiggestellt. Genehmigt wurden in diesen Segmenten rund 7.700 Wohnungen. Mit knapp 80 Prozent überwiegen in München die Ein- und Zweipersonenhaushalte, wobei der Anteil der Singlehaushalte mit 54,4 Prozent lediglich noch von Kiel und Hannover übertroffen wird. Besonders stark vertreten ist die Altersgruppe der KENNZAHLEN ZUM WOHNUNGSMARKT München Bayern durchschnittliche Angebotsmiete 2015 in €/m²/Monat 14,61 7,70 6,51 durchschnittliche Fläche der Mietangebote 2015 in m² 71,3 74,0 68,0 Leerstandsquote im Geschosswohnungsbau 2014 in % 0,4 1,6 3,0 fertiggestellte Wohnungen1) je 1.000 Einwohner 2014 4,4 3,7 2,7 davon im Geschosswohnungsbau 3,8 1,9 1,3 2) Deutschland 1) im Wohn- und Nichtwohnbau, ohne Umbaumaßnahmen, inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar 2) inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar Quellen für Grafiken und Tabellen: CBRE auf Datenbasis empirica-systeme, CBRE-empirica-Leerstandsindex, Statistische Landesämter, Statistische Ämter der Städte, Statistisches Bundesamt, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), Michael Bauer Research, Bundesagentur für Arbeit 167 STA N D O RT P O RT R ÄT n MÜNCHEN 30- bis unter 45-Jährigen in München. Knapp 25 Prozent der Münchner gehören dieser Gruppe an – im deutschlandweiten Schnitt sind es weniger als 19 Prozent. In der zweiten Phase der langfristigen Siedlungsentwicklung will die Stadt München konkrete Umstrukturierungsund Verdichtungsprojekte erproben und umsetzen. Für den Münchner Nordosten wird ein Strukturkonzept erstellt. Die Zahl der in München lebenden Menschen wird in erster Linie durch Zu- und Abwanderung bestimmt. Ende 2014 zählte München 1.429.584 Einwohner. Von 2012 bis 2030 soll die Bevölkerung voraussichtlich um 4,3 Prozent zulegen, die Zahl der Haushalte um 7,6 Prozent. Die Kehrseiten des stetigen Wachstums sind der steigende Wohnungsbedarf, die hohen Lebenshaltungskosten und der zunehmende Verkehr. Um stadtentwicklungsplanerische Gegenmaßnahmen und Konzepte zu entwickeln, hat die Stadt eine Prognose der Wanderungsprozesse auf Stadtteilebene für den Zeitraum bis 2030 erarbeitet. Während sie für die meisten Bezirke am Stadtrand deutliche Bevölkerungszuwächse erwartet, wird für die Innenstadtbezirke überwiegend mit geringerem Wachstum gerechnet. Das größte prozentuale Einwohnerwachstum wird für die Bezirke Aubing-Lochhausen-Langwied (vor allem wegen des neu entstehenden Stadtteils Freiham), Schwabing-Freimann, Thalkirchen – Obersendling – Forstenried – Fürstenried – Solln, Berg am Laim und Bogenhausen prognostiziert. Die Innenstadtbezirke und die Umgebung der Universitäten wie Schwabing West, Schwabing-Freimann, die Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt sowie MilbertshofenAm Hart werden bis 2030 weiterhin vor allem Wanderungsgewinne bei den extern von München zuziehenden zwischen 18- bis 30-Jährigen generieren. Anders sieht es bei den Wanderungsbewegungen innerhalb von München aus. Personen, die innerhalb von München umziehen, sind durchschnittlich etwas älter als neu Zuziehende und haben häufiger Kinder. Sie bevorzugen auch künftig meist weniger zentrale Lagen. In den vergangenen 20 Jahren konnten in München 650 Hektar ehemalige Kasernen-, Bahn-, Industrie- und Verkehrsflächen bebaut werden. Bis 2030 sieht die Stadt einen Bedarf von 152.000 neuen Wohnungen, die Baulandreserve umfasst allerdings nur noch Flächen für 54.000 Wohneinheiten. Im Rahmen des Handlungsprogramms „Langfristige Siedlungsentwicklung“ (LaSie) ließ die Stadt Vorgehensweisen zur Aktivierung der benötigten Baulandpotenziale untersuchen. Gelingen soll das in erster Linie durch die Nachverdichtung von Siedlungen aus den 1950erbis 1980er-Jahren. Darüber hinaus sollen Gewerbe- in Mischgebiete mit einem Anteil für neue Wohnformen umstrukturiert und städtebauliche Entwicklungsmaßnahmen vor allem im Münchner Nordosten vorangetrieben werden. Für die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum hat die Stadt in ihrem wohnungspolitischen Handlungsprogramm „Wohnen in München V“ das Ziel formuliert, in den Jahren 2012 bis 2016 neues Baurecht für jährlich 3.500 Wohneinheiten und die Realisierung von 1.800 geförderten Wohnungen jedes Jahr zu schaffen. Als Reaktion auf die gestiegenen Grundstückspreise und Mieten sollen die Zielgruppen auf mittlere Einkommen erweitert werden. Für Genossenschaften und Baugemeinschaften sieht das Programm bei neuen Projekten auf städtischen Flächen feste Flächenanteile zwischen 20 und 40 Prozent vor. Zudem will die Stadt bei der Ausschreibung städtischer Wohnungsbauflächen verstärkt das Verfahren der Konzeptausschreibung nutzen, um einen überzogenen Preiswettbewerb zu verhindern und neben dem Preis auch die Qualität der Konzepte besser berücksichtigen zu können. Größere Wohnbauvorhaben sind unter anderem geplant im Quartier an der Paul-Gerhardt-Allee im Münchner Westen (2.400 Wohnungen), auf dem Campus Süd in Obersendling (1.270 Wohnungen), im PrinzEugen-Park (1.800 Wohnungen), in der Messestadt-Riem (1.800 Wohnungen), auf dem Areal der ehemaligen Funkkaserne (1.600 Wohnungen), im „Werksviertel München“ am Ostbahnhof (1.400 Wohnungen), auf dem Gelände der Paulaner-Brauerei (1.300 Wohnungen), im Quartier an der Hochäckerstraße (1.100 Wohnungen) in Perlach, auf dem Betriebsgelände des ehemaligen „Agfa Camerawerks“ (1.000 Wohnungen), im Kreativquartier an der Dachauer Straße (900 Wohnungen), in der Parkstadt Schwabing (900 Wohnungen) und an der ehemaligen Bayernkaserne (4.000 Wohnungen). Das größte Projekt ist die Entwicklung des neuen Stadtteils Freiham, in dem bis zu 10.000 Wohnungen entstehen sollen. 168 STA N D O RT P O RT R ÄT ANGEBOTSKALTMieteN WACHSEN DEUTLICH Während in vielen anderen Großstädten die Innenstädte mit Abstand die höchsten Preise aufweisen und die Differenz zu Mieten in den Vororten groß ist, entwickelt sich der Münchner Wohnungsmarkt eher gleichförmig, sodass auch in den Stadtrandgebieten bereits eine mittlere Angebotsmiete von fast 13 Euro pro Quadratmeter aufgerufen wird. Die durchschnittlichen Angebotskaltmie ten stiegen in der Gesamtstadt seit 2012 von im Schnitt 12,88 auf 14,61 Euro pro Quadratmeter. In 25 der untersuchten 30 Stadträume erhöhte sich die durchschnitt liche Angebotsmiete 2015 gegenüber dem Vorjahreszeitraum, in drei Gebieten sank sie und zwei entwickelten sich stabil. Die höchste Mietsteigerung weist das Gebiet Parkstadt (Süd), Prinzregentenstraße [18] mit einem Plus von 17,9 Prozent zum Vorjahr auf. Das Ranking der durchschnittlichen Angebotsmieten führt mit 18,38 Euro pro Quadratmeter das Szenegebiet Schwabing (West), Neuschwabing (Ost) [22] an. Im Gebiet liegen unter anderem der Elisabethplatz – hier findet als Pendant zum Viktualienmarkt ebenfalls ein ständiger Markt statt – und der Leopoldpark. Überall gibt es kleine Cafés und Bistros und einen hohen Altbaubestand, der das Bild des Stadtteils wesentlich prägt. Die Altbauten sind überwiegend renoviert und modern hergerichtet. In den prächtigen Mietshäusern des Jugendstils, Historismus und Expressionismus lebte einst die Boheme. Nur wenig preiswerter fällt die durchschnittliche Angebotskaltmiete in den Gebieten Parkstadt (Süd), Prinzregentenstraße (17,08 Euro), Altstadt, Maxvorstadt, Isarvorstadt, Haidhausen [04] (17,01 Euro) und Haidhausen-Nord, Steinhausen, Altbogenhausen (West) [09] (17,00 Euro) aus. Im traditionell stark gefragten Gebiet Lehel, Englischer Garten, Altbogenhausen [11] sanken die Angebotsmieten erstmals seit 2012, und zwar um n MÜNCHEN 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 16,37 Euro. Das Lehel, in dem mit einer durchschnittlichen Wohnungsgröße von 95 Quadratmetern die großzügigsten Angebote inseriert wurden, gehört von der baulichen Substanz mit zu den schönsten Stadtvierteln Münchens. Viele der Wohnhäuser sind im neobarocken Stil oder im Stil der Neorenaissance erbaut. Neben dem Englischen Garten befinden sich hier auch das Haus der Kunst und das Bayerische Nationalmuseum. Eine der Hauptattraktionen ist der Eisbach mit der stehenden Welle, die Surfer aus der ganzen Welt begeistert. Altbogenhausen wurde ab der Spätgründerzeit nach einheitlichen städtebaulichen Grundsätzen als großflächiges, repräsentatives Villen- und Mietshausviertel angelegt, das seinen ursprünglichen Charakter bis heute weitgehend bewahrt hat. Am geringsten fallen die geforderten Durchschnittsmieten in den Gebieten FürstenriedWest [08] am südwestlichen Stadtrand von München und Untermenzing, Allach, Ludwigsfeld, Feldmoching, Hasenbergl [29] mit jeweils 12,86 Euro pro Quadratmeter aus. Der erst in den 1960er-Jahren entstandene Stadtteil Fürstenried ist vor allem durch Großbauprojekte geprägt, mit denen ähnlich wie im Hasenbergl möglichst schnell günstiger Wohnraum für die wachsende Bevölkerung geschaffen werden sollte. Mittlerweile sind die Wohnblöcke meist umfassend saniert und mit Grünflächen aufgewertet worden. MÜNCHEN VEREINT HARMONISCH VIELSEITIGKEIT, INTERNATIONALITÄT UND TRADITION München ist die Stadt der Superlative: Die Isarmetropole weist die höchste Pro-Kopf-Kaufkraft, die geringste Arbeitslosenquote, die höchsten Angebotsmieten und den geringsten Leerstand der deutschen Großstädte auf. Mit 15 Universitäten, Akademien und Hochschulen ist München der zweitgrößte Hochschulstandort in Deutschland. Neben den Hochschulen stärken renommierte Institutionen den Forschungsstandort München. Die Basis der Münchner Wirtschaftskraft ist eine ausgewogene Mischung aus Global Playern, Hidden Champions des Mittelstandes, aufstrebenden Start-up-Unternehmen sowie traditionellen Handwerksbetrieben. Das stetige Wachstum beschert der Stadt einen steigenden Wohnungsbedarf, der aufgrund des zu geringen Angebots zu hohen Mieten führt. Bis 2030 sieht die Stadt einen Bedarf von 152.000 neuen Wohnungen. 169 STA N D O RT P O RT R ÄT n MÜNCHEN AngebotsmieteN IN münchen 2015 Stadtgebiet [01] Alt-Moosach (Nord), Moosach-Bahnhof (Nord) Anzahl der Mietangebote Wohnungsgröße, Median in m2 Kaltmiete, Median, in €/m2/Monat 14,44 82 60,0 181 66,4 14,47 274 81,2 15,42 [04] Altstadt, Maxvorstadt, Isarvorstadt, Haidhausen [05] Am Riesenfeld, Milbertshofen, Neufreimann, Alte Heide (West), Freimann, Obere Isarau 831 75,0 17,01 391 61,9 14,17 [06] Englschalking, Daglfing, Johanneskirchen [07] Friedenheim, Land in Sonne (West), St. Ulrich, Blumenau, Am Westbad, Pasing (Ost) 275 69,0 13,90 502 62,9 13,93 [02] Alt-Moosach (Süd), Moosach-Bahnhof (Süd), Neuhausen (Nord) [03] Alte Heide (Ost), Hirschau, Biederstein, Münchner Freiheit (Ost), Oberföhring, Herzogpark [08] Fürstenried-West 63 69,0 12,86 [09] Haidhausen-Nord, Steinhausen, Altbogenhausen (West) 159 82,0 17,00 [10] Harlaching, Neuharlaching, Giesing, Obergiesing (Süd) 470 77,0 14,50 [11] Lehel, Englischer Garten, Altbogenhausen 232 95,0 16,37 [12] Lerchenau Ost, Am Hart [13] Marsfeld, St. Benno, Schwanthaler Höhe, Westend, Neuhausen (Süd), St. Vinzenz, Alte Kaserne 94 70,0 13,42 531 66,0 15,38 [14] Neuhadern 112 69,5 13,72 [15] Obermenzing 140 83,5 14,02 [16] Obersendling, Thalkirchen, Siebenbrunn, Untergiesing [17] Oberwiesenfeld, Dom Pedro, Nymphenburg (Süd), Neuhausen (Mitte) 347 66,0 14,53 278 71,0 14,70 187 80,2 17,08 401 75,0 13,36 678 71,0 13,64 [21] Schwabing (Ost), Münchner Freiheit (Südwest) 172 84,0 16,67 [22] Schwabing (West), Neuschwabing (Ost) 133 80,0 18,38 [23] Schwere-Reiter-Straße, Neuschwabing (West), Am Luitpoldpark [24] Sendlinger Feld, Unter- und Mittersendling, Land in Sonne (Ost), Am Waldfriedhof, Großhadern 388 67,0 16,36 596 66,0 13,98 [25] Solln, Forstenried [26] St. Paul, Ludwigsvorstadt-Kliniken, Am südlichen Friedhof, Am Schlachthof 316 80,5 13,61 281 72,0 16,44 [18] Parkstadt (Süd), Prinzregentenstraße [19] Pasing (West), Lochhausen, Langwied, Altaubing, Aubing-Süd, Freiharn, Neupasing [20] Riem, Trudering, Josephsburg, Echarding, Berg am Laim, Ramersdorf (Mitte/Nord) [27] Südgiesing, Fasanengarten 169 72,7 13,55 [28] Untere Au, Obere Au, Obergiesing (Nord), Balanstr.-West (Nord) 255 67,0 15,40 [29] Untermenzing, Allach, Ludwigsfeld, Feldmoching, Hasenbergl 274 70,0 12,86 [30] Waldperlach, Neuperlach, Altperlach, Ramersdorf (Ost) München gesamt 170 407 74,0 13,21 9.219 71,3 14,61 STA N D O RT P O RT R ÄT n MÜNCHEN MiTTleRe an Ge BoTS Mie Te in Den STaDTGeBieTen 2015 29 12 05 01 02 15 23 17 19 22 13 07 14 03 21 06 11 04 09 18 26 20 28 24 10 16 30 08 25 27 Median in €/m²/Monat 12,86 – 13,39 13,40 – 13,66 13,67 – 13,97 13,98 – 14,46 14,47 – 14,79 171 14,80 – 16,12 16,13 – 16,79 16,80 – 18,38 STA N D O RT P O RT R ÄT n NÜRNBERG Nürnberg: Der Knowledge Economy Hub Die zweitgrößte Stadt Bayerns hat den Strukturwandel vom traditionellen Industrie- zum modernen Wissenschaftsstandort erfolgreich bewältigt. Der Wohnungsmarkt ist aktuell durch einen deutlichen Nachfrageüberhang geprägt – entsprechend steigen die Angebotsmieten weiter an. Nürnberg, das mit Erlangen und Fürth das Zentrum einer zusammenwachsenden Metropolregion von rund 3,5 Millionen Einwohnern bildet, versteht es, unaufgeregt Tradition und Moderne zu vereinen. Die reizvolle historische Innenstadt, die vielfältigen Kulturangebote, der weltberühmte Christkindlesmarkt, die jährlich stattfindende Spielwaren messe, die umfangreichen Einkaufsmöglichkeiten, die zahlreichen Grünflächen und Naherholungsgebiete und das abwechslungsreiche gastronomische Angebot werden gepflegt und ausgebaut. Für Bewohner bedeuten diese Faktoren eine hohe Lebensqualität und für Unternehmen einen nicht unerheblichen Standortvorteil im Wettbewerb um die besten Köpfe. Gleichzeitig bewältigt die Stadt erfolgreich einen umfassenden Strukturwandel weg von traditioneller Produktion hin zum Hightech-, Industrie-4.0und innovativen Dienstleistungsstandort. Täglich pendeln über 140.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Nürnberg, um dort zu arbeiten. Wachstumsbranchen sind insbesondere die Energiewirtschaft, die Infor- mations- und Kommunikationswirtschaft, Energietechnik, zukunftsfähige städtische Infrastrukturen, Medizintechnik, Serviceentwicklung, aber auch Logistik und logistikaffine Dienstleistungen. Die zahlreichen Hochschulen und natio nalen wie internationalen Forschungseinrichtungen, die innovative Verknüpfung von Wissenschaft, Forschung und unternehmerischer Praxis qualifizieren Nürnberg zu einem „Knowledge Economy Hub“ mit beachtlichem Potenzial. Nürnberg ist traditionell eine Zuwandererstadt und die Bevölkerung hat in den letzten Jahren stetig zugenommen. Der Bestand an Wohnungen konnte dabei bei weitem nicht mit der Bevölkerungszunahme mithalten. Bis 2030 soll die Bevölkerung – verglichen mit dem Stand von 2012 – voraussichtlich um 3,7 Prozent ansteigen, die Anzahl der Haushalte um 7,3 Prozent. Stark vertreten sind schon heute die Einpersonenhaushalte in der Stadt: Jeder zweite Haushalt in Nürnberg besteht nur aus einer Person. 172 STA N D O RT P O RT R ÄT n NÜRNBERG Nürnberg ist Bratwurst-Hauptstadt: Rund eine Milliarde Bratwürste werden jedes Jahr in der Stadt produziert. Zum Vergleich: In München sind es jährlich nur 75 Millionen Weißwürste. STEIGENDER NEUBAU DECKT BEDARF NICHT Um dem Bevölkerungswachstum qualitativ und quantitativ Rechnung zu tragen, hat die Stadt Nürnberg mit dem Gutachten „Wohnen 2025“ den konkreten Handlungsbedarf im Bereich der Wohnungs- und Baulandpolitik ermitteln lassen. Danach besteht bis zum Jahr 2030 ein Neubaubedarf von rund 23.000 Wohneinheiten. Die Gegenüberstel- lung des flächenrelevanten Neubaubedarfs und des Flächenpotenzials zeigt, dass bis 2020 einem Neubaubedarf von 7.500 Wohnungen lediglich baureife Potenzialflächen für den Bau von 1.860 Wohnungen gegenüberstehen. Die Stadt will aufbauend auf den Ergebnissen des Gutachtens ein Handlungsprogramm erstellen, um zusätzliches Bauland zu gewinnen. 173 STA N D O RT P O RT R ÄT n NÜRNBERG Im Jahr 2014 wurden rund 1.600 Wohnungen (in neuen Wohn- und Nichtwohngebäuden inklusive Wohnheimen) fertiggestellt und damit weniger, als laut prognostiziertem Bedarf notwendig wären. Um den geförderten Mietwohnungsbau zu forcieren, hat die Stadt die Förderbedingungen an die geänderte Marktsituation angepasst und die „Quotenregelung“ im Zuge der Baurechtschaffung verschärft. Waren bisher in Neubaugebieten beim Bau von mehr als 100 Geschosswohnungen 30 Prozent für den geförderten Wohnungsbau einzuplanen, so sind künftig zusätzlich bereits beim Bau von mehr als 70 Geschosswohnungen 20 Prozent der Wohnfläche hierfür zu sichern. Die Vergabe städtischer Grundstücke soll verstärkt nach wohnungspolitischen Gewichtungen (Konzeptausschreibung) erfolgen. Das Wachstum der Neubautätigkeit wird mit zunehmender Flächenknappheit immer schwieriger werden, insbesondere da in Nürnberg eine deutliche Flächenkonkurrenz zwischen Wohnen, Gewerbe und Freiraum besteht. Der Bestand an Gebäuden mit Wohnraum lag laut Zensus 2011 bei 71.408 mit 266.267 Wohnungen. Aufgrund der starken Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg stammt das Gros der Nürnberger Gebäude (50,7 Prozent) aus den Baujahren 1949 bis 1978. Gebäude ab 2001 kommen zusammen nur auf einen Anteil von 6,6 Prozent. Die Anpassung des Bestandes an den aktuellen Standard sowohl im Hinblick auf die energetische als auch auf die altersgerechte Ausrüstung wird die Eigentümer in den kommenden Jahren als Aufgabe begleiten. Quartier „Auf AEG“, das eine vielseitige Nutzung durch Büros, Produktion, Handwerk, Handel, Gastronomie sowie Kunst und Kultur beherbergt. Es wird in den kommenden Jahren mit Unterstützung des Freistaates zum Wissenschafts- und Forschungsstandort ausgebaut. Auf einer gut vier Hektar großen Teilfläche auf dem Parkplatzareal des ehemaligen Quelle-Versandzentrums sind in den kommenden Jahren bis zu 250 Wohnungen geplant. Das denkmalgeschützte Zentrumsgebäude selbst, in dem sich in den vergangenen Jahren zahlreiche Künstler und Kreative sowie Start-up-Unternehmen als Zwischennutzer angesiedelt haben und das im Juli 2015 zwangsversteigert wurde, soll einer Mischnutzung aus Einzelhandel, Büro, Wohnen, Hotel, Kreativhaus und Freizeitnutzungen zugeführt werden. Im Stadtteil Maxfeld entwickelt die KIB Gruppe auf dem Areal der ehemaligen Tucher-Brauerei bis 2018 die „Nordstadtgärten“ mit 600 bis 800 Wohnungen und großzügigen Grünflächen. Die Konversion des ehemaligen Nürnberger Südbahnhofs an der Brunecker Straße stellt eines der größten Stadtentwicklungsprojekte Deutschlands dar. Für das rund 95 Hektar große Areal ist eine Nutzungsmischung von Wohnen, Gewerbe und einem Grünflächenanteil von rund einem Drittel der Grundstücksfläche geplant. Insgesamt ist für das Stadtquartier Lichtenreuth eine stufenweise Realisierung bis 2032 vorgesehen. STRUKTURWANDEL ERMÖGLICHT NEUE QUARTIERE Die Schließung großer Traditionsunternehmen wie Grundig, Quelle und AEG in den Jahren 2003 bis 2009 stellte die Stadt Nürnberg vor große Herausforderungen, die jedoch mit großer Innovationskraft bewältigt wurden. So wandelt sich das Areal des ehemaligen AEG-Konzerns zum 174 STA N D O RT P O RT R ÄT n NÜRNBERG VERTEILUNG DER AngebotsmieteN IN NÜRNBERG 2014 UND 2015 Anteil der Angebote zum jeweiligen Mietpreis in €/m2/Monat 2014 4,4 3,1 27,6 21,6 35,9 38,7 19,5 22,0 7,5 9,6 2015 5,1 5,0 40 % 30 % 20 % 10 % 0% unter 6,00 € 6,00 € bis 7,49 € 7,50 € bis 8,99 € 9,00 € bis 10,49 € 10,50 € bis 11,99 € 12,00 € und mehr Der Preisanstieg in Nürnberg zeigt sich in der Verteilung der Angebotsmieten: Mehr als ein Drittel der Wohnungen war 2015 teurer als 9,00 Euro pro Quadratmeter. Die Marke von 7,50 Euro unterschritt nur rund ein Viertel der Angebote. DIE AngebotsmieteN STEIGEN WEITER Nürnbergs Bevölkerung wuchs von Ende 2011 bis Ende 2014 um 2,2 Prozent. Aufgrund der positiven Einwohnerentwicklung und der immer noch verhältnismäßig zurückhaltenden Wohnungsbautätigkeit steigen die Mieten seit Jahren stetig. Riefen Vermieter 2012 bei Neuvermietungen durchschnittlich noch 7,65 Euro pro Quadratmeter auf, waren es 2014 bereits 8,12 Euro und 2015 schon 8,42 Euro pro Quadratmeter. Am höchsten gestaltet sich die durch- schnittliche Angebotsmiete mit 9,50 Euro pro Quadratme ter im Gebiet Altstadt/St. Sebald [02] hoch zur Burg hin. Im Vorjahr wurden hier allerdings noch 9,69 Euro, 2012 sogar noch 10,00 Euro gefordert. Nur wenig günstiger sind die inserierten Mieten mit 9,07 Euro im Gebiet Nord [07] – hier zeigten die Angebotsmieten mit einem Plus von 9,9 Prozent die stärkste Aufwärtsbewegung – und im innenstadtnahen Gebiet Pirckheimerstraße, Uhlandstraße, Maxfeld, Schleifweg [09] mit einem durchschnittlichen Wert von 9,00 Euro KENNZAHLEN ZUM WOHNUNGSMARKT Nürnberg Bayern durchschnittliche Angebotsmiete 2015 in €/m²/Monat 8,42 7,70 6,51 durchschnittliche Fläche der Mietangebote 2015 in m² 66,0 74,0 68,0 Leerstandsquote im Geschosswohnungsbau 2014 in % 1,0 1,6 3,0 fertiggestellte Wohnungen1) je 1.000 Einwohner 2014 3,1 3,7 2,7 davon im Geschosswohnungsbau 2,2 1,9 1,3 2) Deutschland 1) im Wohn- und Nichtwohnbau, ohne Umbaumaßnahmen, inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar 2) inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar Quellen für Grafiken und Tabellen: CBRE auf Datenbasis empirica-systeme, CBRE-empirica-Leerstandsindex, Statistische Landesämter, Statistische Ämter der Städte, Statistisches Bundesamt, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), Michael Bauer Research, Bundesagentur für Arbeit 175 STA N D O RT P O RT R ÄT n NÜRNBERG AngebotsmieteN IN nürnberg 2015 Stadtgebiet Anzahl der Mietangebote Wohnungsgröße, Median in m2 [01] Altstadt/St. Lorenz, Marienvorstadt, Tullnau, Wöhrd, Veilhof 494 60,0 8,65 [02] Altstadt/St. Sebald [03] Bielingplatz, Sandberg, St. Johannis, Himpfelshof, Bärenschanze, Eberhardshof, Muggenhof 200 62,0 9,50 670 64,9 8,75 [04] Gebersdorf, Röthenbach-West und -Ost, Eibach 246 70,0 8,00 [05] Langwasser, Dutzendteich, Beuthener Straße, Altenfurt 228 70,1 7,78 [06] Ludwigsfeld, Glockenhof, Guntherstraße, Hasenbuck 629 65,0 8,42 [07] Nord 334 78,0 9,07 [08] Ost, Nordost 598 70,0 8,68 [09] Pirckheimerstraße, Uhlandstraße, Maxfeld, Schleifweg 559 67,0 9,00 [10] Süd, Südwest 278 78,0 7,66 [11] Tafelhof, Steinbühl, Gibitzenhof, Galgenhof, Hummelstein 672 63,0 7,76 [12] Werderau, Hohe Marter, Schweinau, St. Leonhard, Sündersbühl, Gaismannshof, Höfen, Grossreuth 430 63,4 8,08 5.338 66,0 8,42 Nürnberg gesamt pro Quadratmeter. Dieses Gebiet, das nördlich an die Sebalder Altstadt angrenzt, ist aufgrund der vielen Grünflächen und zahlreichen Straßenzüge mit Jugendstil- und Gründerzeithäusern sehr gefragt. Von den untersuchten zwölf Stadtregionen sanken die Mieten nur in einem Gebiet, zwei entwickelten sich stabil und im Rest legten die Mieten zwischen 1,1 und 9,9 Prozent zu. Seit dem 1. August 2015 gilt auch in Nürnberg die Mietpreisbremse. Kaltmiete, Median, in €/m2/Monat Am günstigsten fallen die Mieten hingegen in den Bezirken südlich und westlich der Stadtmauer aus. Neben dem südlichen und südwestlichen Stadtgebiet [10] mit 7,66 Euro pro Quadratmeter zählt hierzu auch das Gebiet Tafelhof, Steinbühl, Gibitzenhof, Galgenhof, Hummelstein [11] mit einer durchschnittlichen Angebotsmiete von 7,76 Euro pro Quadratmeter. Hier herrscht eine kleinteilige Mischnutzung aus Wohnen und Gewerbe vor, die Gebäude stammen zumeist aus den 1950er- und 1960er-Jahren. In Steinbühl und Galgenhof verändert sich die Quartiersstruktur mit Mitteln des Förderprogramms „Soziale Stadt“, aber auch durch Projekte privater Investoren. BAUTÄTIGKEIT ZIEHT AN – ZUNEHMENDE KONKURRENZ DER NUTZUNGSARTEN Nürnberg entwickelt sich zum erfolgreichen Knowledge Economy Hub mit einer wachsenden Bevölkerung und einer starken Wirtschaft. Aufgrund der positiven Einwohnerentwicklung und der immer noch verhältnismäßig zurückhaltenden Wohnungsbautätigkeit steigen die Mieten weiterhin an. Der marktaktive Leerstand von 1,0 Prozent weist auf einen deutlichen Nachfrageüberhang hin. Bis 2030 benötigt die Stadt nach eigenen Angaben rund 23.000 neue Wohnungen. Die Flächen sind knapp und geraten in zunehmende Nutzungskonkurrenz mit Gewerbe- und Freiflächen. Bis zum Jahr 2032 wird mit der Konversion des ehemaligen Nürnberger Südbahnhofs eines der größten Stadtentwicklungsprojekte Deutschlands realisiert. 176 STA N D O RT P O RT R ÄT n NÜRNBERG MiTTleRe an Ge BoTS Mie Te in Den STaDTGeBieTen 2015 07 09 03 12 02 11 08 01 06 04 05 10 Median in €/m²/Monat 7,66 – 7,77 7,78 – 7,94 7,95 – 8,12 8,13 – 8,54 8,55 – 8,68 177 8,69 – 8,81 8,82 – 9,04 9,05 – 9,50 STA N D O RT P O RT R ÄT n R O STO C K Rostock: Solides Wachstum an der Ostsee dank Technologie und Tourismus Rostock hat die Trendwende zu einer nachhaltigen Entwicklung früher und gründlicher geschafft als manch andere ostdeutsche Stadt. Entsprechend zeigt sich der Wohnungsmarkt in insgesamt guter Verfassung, cityferne Plattenbaugebiete sind jedoch weiterhin schwerer zu vermarkten. Die Lage an der Ostsee prägt Rostocks Wirtschaftsstruktur. Wichtige ökonomische Standbeine sind der Hafen als Umschlagplatz für Güter- und Fährverkehr, die großen Werftbetriebe und der Tourismus. Dessen Schwerpunkt liegt im Seebad Warnemünde, das auch von immer mehr Kreuzfahrtschiffen angelaufen wird. Innovative Impulse kommen aus der Universität, aus dem Technologiezentrum Warnemünde und dem Innovations- und Gründerzentrum Rostock. Biotechnik-Aktivitäten vernetzt und bündelt die Stadt in der Initiative „BioCon Valley“ mit einem biomedizinischen Forschungszentrum. Dem gleichen Ziel in der Biomedizintechnik dient die Einbindung in die internationale „ScanBalt-Initiative“. Die breite Wirtschaftsbasis hat dazu geführt, dass Rostock früher als andere ostdeutsche Städte von der Schrumpfung zum Wachstum überging. Nach einem rund zwanzigprozentigen Rückgang der Einwohnerzahl war der Tiefpunkt bereits im Jahr 2002 erreicht – seit- dem geht es wieder kontinuierlich aufwärts. 2014 hatte Rostock 16,4 Prozent mehr sozialversicherungspflichtig Beschäftigte als 2004. Damit liegt die Stadt in der oberen Hälfte der 29 in diesem Report untersuchten Standorte und über dem Bundesdurchschnitt. Die Pro-Kopf-Kaufkraft ist vergleichsweise gering, jedoch höher als in Leipzig, Magdeburg, Duisburg und Halle (Saale). Dank der Universität und der florierenden Wirtschaft ist der Anteil der 18bis 29-Jährigen überdurchschnittlich – allerdings auch der Anteil der über 59-Jährigen. Die aktuellen Einwohner- und Haushaltsprognosen für den Zeitraum von 2012 bis 2030 sind zwar deutlich negativ, dieser rückläufige Trend hat aber bisher nicht eingesetzt. 178 STA N D O RT P O RT R ÄT n R O STO C K Die im August stattfindende Hanse Sail, eines der größten jährlichen Traditions seglertreffen, ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Rostock. Auf jeden Einwohner der Stadt kommen dabei fünf Besucher. GEFRAGTER STANDORT, MODERATE MieteN Rostocks Wohnungsmarkt entwickelt sich dank des Wachstums von Wirtschaft und Bevölkerung insgesamt positiv, allerdings zwischen den Stadtteilen sehr unterschiedlich. Die mittlere Angebotsmiete pro Quadratme ter und Monat stieg 2015 um 2,6 Prozent auf 6,30 Euro an. Der Leerstand, der schon 2009 mit 4,3 Prozent niedriger war als in der Mehrzahl der großen ostdeutschen Städte, ist bis 2014 auf 3,1 Prozent gesunken. Zum jüngsten Mietspiegel teilte die Stadt mit: „Wohnraum in Rostock ist ein hohes und derzeit leider auch knappes Gut. […] Umso wichtiger ist es, das knappe Gut Wohnen so zu regulieren, dass es bezahlbar bleibt. Sicher wird es nicht gelingen, alle Wohnwünsche zu kleinen Preisen zu erfüllen.“ 179 STA N D O RT P O RT R ÄT n R O STO C K Für Rostocks Mietgeografie gilt das Gleiche wie für viele andere Städte: Zentrale Lagen und citynahe Altbauviertel sind begehrt, während es große Mietshausgebiete am Stadtrand aus den 1960er- bis 1980er-Jahren schwer haben. An der Spitze aller Gebiete rangiert bei den Mieten wenig überraschend ein Ausnahmemarkt: der Strandort Warnemünde. Zu ihm gehören auch das ländlich-touristische Diedrichshagen und der ganz für den Bade- und Gästebetrieb genutzte Ortsteil Hohe Düne. Warnemünde gehört zwar schon seit 1323 zu Rostock, liegt aber rund zehn Kilometer nordwestlich des Zentrums und ist bis heute baulich noch nicht mit der Stadt zusammengewachsen. Historisch ist der Stadtteil ein Fischer- und Hafenort mit einer bald 200-jährigen Seebadtradition. Heute wird vor allem das malerische Gebiet am Fluss Warnow und nahe dem Strand fast vollständig vom Tourismus beherrscht. Eigentumswohnungen gehören in der Regel Feriengästen und Vermietern von außerhalb. Mietwohnungen konzentrieren sich in den binnenländischen Blöcken und Zeilen rund um den Markt und wurden 2015 im Mittel für 9,63 Euro pro Quadratmeter angeboten. Insgesamt ist auch das Angebot an bezugsfreien Mietwohnungen in Warnemünde nicht üppig. Neubauten würden sich wirtschaftlich lohnen, doch ist das Siedlungsgebiet Warnemündes von Wasser, Hafengewerbe und geschützter Landschaft umgeben und deshalb nur noch partiell erweiterbar. Im Gebiet „Molenfeuer“ und dem Dünenquartier wurde der Neubau bereits begonnen; auf der Mittelmole gibt es weitere Potenziale. EIN BAHNHOFSVIERTEL MIT IDYLLEN Im zentraleren Rostock ist die Stadtmitte inklusive Altstadt, Hansaviertel und Kröpeliner-Tor-Vorstadt [01] das teuerste Gebiet. Hier wurde der Quadratmeter 2015 im Mittel für 8,50 Euro angeboten. In der Altstadt sind noch zahlreiche historische Gebäude erhalten, die in den letzten 25 Jahren grundlegend modernisiert wurden. Ein sehr reizvolles Quartier, das Bahnhofsviertel, liegt zwischen dem historischen Kern und dem Bahnhof – einerseits zentral, andererseits geprägt von historischen Stadtvillen mit baumgesäumten Straßen und grünen Hinterhöfen. Das Wohnen konkurriert hier allerdings mit der Nachfrage von Dienstleistern, die diese so praktische wie repräsentative Gegend längst für sich entdeckt haben. Die lebhafte Nachfrage und einige Brachflächen machten das Zentrum auch zu einem Schwerpunkt für Mietneubauten, etwa in der Straße Am Vögenteich, auf der vorgelagerten Holzhalbinsel und nebenan im Petriviertel. Etwas schlichter stellt sich der westliche Gebietsteil mit der Kröpeliner-Tor-Vorstadt und dem Hansaviertel dar. Im citynahen Teil dominieren Altbauten der Gründerzeit, ansonsten jüngere und einfachere Mietshausblöcke. Je weiter man sich von der City entfernt, desto jünger, schlichter und preisgünstiger werden die Architektur und die Wohnungen. Rein postalisch gehört zur Innenstadt auch das große östliche Stadtviertel Brinckmansdorf. Es ist aber für den Mietmarkt von geringer Bedeutung, da es fast nur aus Einfamilienhäusern besteht. WO STUDENTEN UND SENIOREN LEBEN Auch in Rostocks Südstadt [05] lag die mittlere Ange botsmiete pro Quadratmeter 2015 mit 7,00 Euro über dem Durchschnitt der Stadt. Einerseits umfasst das Gebiet Rostocks ältestes Plattenbauareal aus den 1960er- 180 STA N D O RT P O RT R ÄT n R O STO C K VERTEILUNG DER AngebotsmieteN IN ROSTOcK 2014 UND 2015 Anteil der Angebote zum jeweiligen Mietpreis in €/m2/Monat 2014 12,5 11,0 43,3 42,2 17,8 19,0 17,0 17,4 6,6 7,8 2015 2,7 2,6 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0% unter 5,00 € 5,00 € bis 6,49 € 6,50 € bis 7,99 € 8,00 € bis 9,49 € 9,50 € bis 10,99 € 11,00 € und mehr Der Rostocker Mietmarkt ist nach wie vor günstig, mehr als die Hälfte der Wohnungen wurde 2015 zu Quadratmeterpreisen unter 6,50 Euro angeboten, nur gut ein Viertel war teurer als 7,99 Euro pro Quadratmeter. Jahren und hat nur begrenzten architektonischen und atmosphärischen Charme. Andererseits beginnt die Südstadt kurz hinter dem Hauptbahnhof und ist per Straßenbahn nur zehn Minuten von der Altstadt entfernt. Auch liegen hier einige Universitätsinstitute. In der Südstadt dominieren zwei Bevölkerungsgruppen, die in Rostock insgesamt stark vertreten sind: Senioren und Studenten. Die Lage ist praktisch, aber es ist und wird auch in absehbarer Zukunft definitiv kein Trendviertel. In den westlichen Stadtteilen Reutershagen und Evershagen stammen die Mietwohnungen größtenteils aus DDRZeiten. Das erste Neubaugebiet in Reutershagen entstand bis 1957 im sowjetisch inspirierten Monumentalstil, heute freundlich als „sozialistischer Klassizismus“ bezeichnet. Die Fassaden der Gebäude sind häufig verklinkert. Danach wurden zunächst in Reutershagen, dann in Evershagen Plattenbauten in Zeilen, Blöcken, langen Ketten und Punkthochhäusern gebaut, zudem Sondertypen, die als „Wind- KENNZAHLEN ZUM WOHNUNGSMARKT Rostock Meckl.-Vorpommern durchschnittliche Angebotsmiete 2015 in €/m²/Monat 6,30 5,80 6,51 durchschnittliche Fläche der Mietangebote 2015 in m² 58,0 60,0 68,0 Leerstandsquote im Geschosswohnungsbau 2014 in % 3,1 4,7 3,0 fertiggestellte Wohnungen1) je 1.000 Einwohner 2014 2,1 2,6 2,7 davon im Geschosswohnungsbau 1,3 1,1 1,3 2) Deutschland 1) im Wohn- und Nichtwohnbau, ohne Umbaumaßnahmen, inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar 2) inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar Quellen für Grafiken und Tabellen: CBRE auf Datenbasis empirica-systeme, CBRE-empirica-Leerstandsindex, Statistische Landesämter, Statistische Ämter der Städte, Statistisches Bundesamt, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), Michael Bauer Research, Bundesagentur für Arbeit 181 STA N D O RT P O RT R ÄT n R O STO C K AngebotsmieteN IN rostock 2015 Stadtgebiet [01] Altstadt, Stadtmitte, Hansaviertel, Kröpeliner-Tor-Vorstadt [02] Gehlsdorf, Toitenwinkel, Dierkow, Rostock-Ost [03] Groß Klein, Lichtenhagen, Lütten Klein, Schmarl, Evershagen (Nord) Anzahl der Mietangebote Wohnungsgröße, Median in m2 Kaltmiete, Median, in €/m2/Monat 1.157 56,0 8,50 781 61,6 5,11 1.355 57,7 5,52 [04] Reutershagen, Evershagen (Süd) 210 57,7 7,01 [05] Südstadt, Biestow, Gartenstadt/Stadtweide 143 52,0 7,00 [06] Warnemünde, Diedrichshagen, Hohe Düne Rostock gesamt mühlen“ oder als „Stelzenhochhaus“ bezeichnet werden, und schließlich abgetreppte Hochhäuser. Die mittlere Angebotsmiete von 7,01 Euro pro Quadratmeter im Gebiet Reutershagen, Evershagen (Süd) [04] ist dem hohen Sanierungsstand, der nicht allzu cityfernen Lage und den großen Grünflächen zwischen den Häusern und ringsum zu verdanken. Der prozentuale Anstieg des Mietmittelwerts war 2015 mit 3,0 Prozent der stärkste in der Stadt. 95 62,0 9,63 3.741 58,0 6,30 riert. Mit mehr als 1.300 Wohnungen ist das Gebiet zudem der größte der untersuchten Rostocker Teilmärkte, was zusätzlich preisdämpfend wirkte. CITYFERNER PLATTENBAU SCHWER ZU VERMARKTEN Noch stärker vom Plattenbau geprägt und im Nordwesten gelegen ist das Gebiet mit den Stadtteilen Groß Klein, Lichtenhagen, Lütten Klein, Schmarl und Evershagen (Nord) [03]. Die mittlere Angebotsmiete lag mit 5,52 Euro tief unter der des Nachbargebiets, der Anstieg von 0,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr fiel ebenso deutlich niedriger aus. Es gibt praktisch keine hochwertigen Mietwohnungen – selbst das teuerste Zehntel der Angebote war schon ab einer Quadratmetermiete von 6,50 Euro inse- Die preisgünstigsten Angebote fanden wohnungssuchende Haushalte in Rostock 2015 im Osten der Stadt mit Gehlsdorf, Toitenwinkel, Dierkow und Rostock-Ost [02]. Die mittlere Angebotsmiete lag 2015 bei 5,11 Euro, das preisgünstigste Zehntel unter 4,40 Euro pro Quadratmeter. Vor allem das große Plattenbaugebiet Toitenwinkel ist baulich fast völlig vom Rest der Stadt isoliert. Schon über 500 Wohnungen sind hier abgerissen worden; Gutachter empfahlen 2012 die Entfernung von mindestens weiteren 1.100 Wohneinheiten. Hingegen handelt es sich bei Gehlsdorf um einen attraktiven Wohnstandort am Ufer der Warnow, der vor allem kleinteilige Bebauung – auch in sanierten alten Villen – umfasst. In den hier in den vergangenen Jahren entstandenen Neubauten liegt das Mietniveau deutlich über dem in Toitenwinkel. ZWEI STARKE WACHSTUMSKERNE UND HERAUSFORDERNDE ZWISCHENZONEN Der mit breitem Strand und pittoresken alten Häusern verwöhnte Badeort Warnemünde bleibt Rostocks tourismus getriebener Spitzenmarkt. Auch das baulich und infrastrukturell attraktive Zentrum hat gute Wachstumsaussichten. Rostock dürfte sich solide weiterentwickeln. Gut platzierte und marktgerechte Neubauten dürften ihre Abnehmer finden und bestehende Gebäude weiteres Mieterhöhungspotenzial bieten. Problematisch sind dagegen die großen Bestände aus den Zwischen- und vor allem die aus den Nachkriegsjahrzehnten. Damals wurde in Rostock viel Masse und wenig Klasse gebaut. Heute leiden die Gebiete unter Monotonie und den gewandelten Vorlieben anspruchsvollerer Wohnungssuchender. Aktuelle Mieterträge dürften nur begrenzt zu steigern sein. 182 STA N D O RT P O RT R ÄT n R O STO C K MiTTleRe an Ge BoTS Mie Te in Den STaDTGeBieTen 2015 Ostsee 06 02 03 04 01 05 Median in €/m²/Monat 5,11 – 5,37 5,38 – 5,89 5,90 – 6,82 6,83 – 7,00 7,01 – 7,19 183 7,20 – 8,13 8,14 – 8,92 8,93 – 9,63 STA N D O RT P O RT R ÄT n ST U T TG A RT Stuttgart: Offen, vielseitig und tolerant Die Landeshauptstadt von Baden-Württemberg ist durch eine Höhendifferenz von fast 350 Metern geprägt. Die Attraktivität der Stadt und die eingeschränkte Flächenverfügbarkeit bedingen einen angespannten Wohnungsmarkt, besonders im preiswerten Segment. Stuttgart ist als Sitz der Landesregierung und des Landtags politisches Zentrum von Baden-Württemberg. Die Stadt mit ihren 612.441 Einwohnern Ende 2014 ist wie kaum eine andere durch ihre besondere Topografie geprägt: Die Höhe reicht von 207 Metern bei der Neckarschleuse Hofen bis zu 549 Metern auf der Bernhartshöhe. Zur Überwindung dieser Höhendifferenz stehen den Stuttgartern mehr als 400 „Stäffele“ genannte Treppen zur Verfügung. Die Kernstadt selbst liegt im „Stuttgarter Kessel“, was die Verfügbarkeit bebaubarer Flächen im Hinblick auf das Volumen als auch auf die notwendige Durchlüftung einschränkt. MOBIL, KREATIV UND HIGHTECHORIENTIERT Stuttgarts Wirtschaftsstärke beruht auf der Branchenvielfalt, der hohen Exportquote, dem starken Dienstleistungssektor und der Innovationskraft. Bekannt ist die Stadt vor allem als Kompetenzzentrum für Mobilität. Gottlieb Daimler erfand hier 1886 den ersten motorbetriebenen Wagen. Heute beschäftigt Daimler am Standort knapp 18.000 Mitarbeiter. Bedeutende Unternehmen der Zulieferindustrie, allen voran Robert Bosch, wirken eng mit Bildungs-, Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen vor Ort zusammen. Die Stadt gehört aber auch zu den bedeutenden Standorten der europäischen Luft- und Raumfahrt industrie. Die Universität Stuttgart bildet rund 80 Prozent der Raumfahrtingenieure in Deutschland aus. Im europäischen Kompetenzzentrum für Maschinenbau und Elektrotechnik werden weltweit führende Produkte in den Bereichen Werkzeugmaschinen, Industrielaser, Hochleistungselektronik, Medizintechnik und Umwelttechnik hergestellt. Mit der zweitgrößten deutschen Börse ist Stuttgart zudem ein bedeutender deutscher Finanzplatz. Im Bereich der Grundlagenforschung und der anwendungsorientierten Forschung nimmt die Forschungsinfrastruktur der Landeshauptstadt bundesweit eine Spitzenposition ein. Rund 45 Prozent der Forschungs- und Entwicklungskapazitäten des Landes Baden-Württemberg konzentrie- 184 STA N D O RT P O RT R ÄT n ST U T TG A RT Stuttgart ist Exportmeister: Die Exportquote im Verarbeitenden Gewerbe lag in der Stadt im Jahr 2014 bei 78 Prozent. Zum Vergleich: In Baden-Württemberg waren es 54 Prozent, in Deutschland 46 Prozent. ren sich hier. Mit sieben öffentlichen und zahlreichen privaten Hochschulen bietet Stuttgart ein großes Potenzial an hochqualifizierten Arbeitskräften. ATTRAKTIVES STADTLEBEN Als dynamischer Wirtschaftsstandort benötigt die Stadt qualifizierte Arbeitskräfte. Der Bedarf soll, soweit er nicht aus dem Inland rekrutiert werden kann, weiterhin durch Anwerbung von ausländischen Arbeitskräften gedeckt werden. Ende 2014 lag der Anteil der ausländischen Einwohner bei knapp 24 Prozent. Stuttgart ist zwar Kernstadt der Region, konkurriert aber im regionalen Umfeld mit insgesamt 14 leistungsfähigen Mittelzentren um Einwohner, Unternehmen und Arbeitskräfte. Die Polyzentralität 185 STA N D O RT P O RT R ÄT n ST U T TG A RT dieser Region ist dabei kein Ergebnis suburbaner Verdichtungsprozesse der jüngeren Zeit, sondern wurzelt in historischen Traditionen. Trotz starker Zerstörung im Zweiten Weltkrieg glänzt die Innenstadt Stuttgarts mit zahlreichen „historischen“ Gebäuden wie dem Alten und dem Neuen Schloss, dem Königsbau oder der Markthalle, die alle nach dem Krieg originalgetreu wieder aufgebaut wurden. Mitten im Stadtzentrum erstreckt sich das „Grüne U“ zahlreicher Parkanlagen bis hinauf zum Killesberg. Auch wenn kultige Stadtviertel mit einer umtriebigen Clubszene eher mit Berlin in Verbindung gebracht werden, finden sich diese auch im schwäbischen Stuttgart, wie im Quartier rund um den Hans-im-Glück-Brunnen oder im Stuttgarter Westen. Kein Wunder also, dass die Bevölkerungszahlen seit Jahren steigen: Allein von Ende 2011 bis Ende 2014 um 3,6 Prozent. Die konjunkturell bedingt große Nachfrage nach Arbeit in der Region Stuttgart und die wirtschaftliche und soziale Lage vor allem in Südosteuropa führen dazu, dass die Wanderungsgewinne aus dem Ausland weiterhin anhalten. Der Anteil der unter 30-jährigen Stuttgarter ist entsprechend mit rund einem Drittel im bundesweiten Vergleich überdurchschnittlich, der Anteil der über 60-Jährigen dagegen mit weniger als einem Viertel der Einwohner vergleichsweise niedrig. WACHSENDE HAUSHALTSZAHLEN STEIGERN BEDARF Prognosen gehen davon aus, dass die Stuttgarter Bevölkerung im Zeitraum 2012 bis 2030 um 4,5 Prozent, die Zahl der Haushalte sogar um 8,2 Prozent zulegen wird. Die Stadt hat hinsichtlich des künftigen Wohnungsbedarfs eine Zielgröße von jährlich 1.800 Wohneinheiten, davon 600 Einheiten im geförderten Wohnungsbau. Im Jahr 2014 wurde diese Größe mit knapp 1.700 fertiggestellten Wohnungen (in neuen Wohn- und Nichtwohnbauten inklusive Wohnheimen) nur knapp verfehlt. Der marktaktive Leerstand im Geschosswohnungsbau liegt inzwischen bei 1,0 Prozent (2014). Aufgrund der konstant hohen Nachfrage nach Wohnungen, dem Trend zum innerstädtischen Wohnen und dem seit Jahren steigenden Pro-KopfWohnflächenverbrauch bestehen aktuell in Teilsegmenten des Wohnungsmarktes starke Nachfrageüberhänge. Preiswertes Wohnen in den zentralen Lagen gestaltet sich zunehmend schwieriger. Zudem fehlt es an kleineren Wohnungen. Um trotz des Vorrangs der Innenentwicklung quantitativ und qualitativ ausreichenden Wohnraum zu schaffen, sieht das Konzept „Wohnen in Stuttgart“ vor, Brach- und Konversionsflächen qualitativ zu entwickeln und Quartiere stärker nachzuverdichten. Das größte und auch überregional bekannte Entwicklungsprojekt der Stadt ist aktuell „Stuttgart 21“. Neben der Neuordnung des Bahnknotens wird Stuttgart eine riesige Fläche zur Verfügung stehen, auf der mehrere tausend neue Wohnungen entstehen sollen und die aufgrund der Kessellage eine ganz besondere städtebauliche Bedeutung für die Stadt hat. Zur Förderung des sozialen Wohnungsbaus wurde das „Stuttgarter Innenentwicklungsmodell“ (SIM) geschaffen. Dieses sieht vor, 20 Prozent der für Wohnen neu geschaffenen Geschossfläche für den geförderten Wohnungsbau zu sichern. Zudem sollen städtische Grundstücke stärker im Rahmen des Konzeptverfahrens vergeben werden. Da- 186 STA N D O RT P O RT R ÄT n ST U T TG A RT VERTEILUNG DER AngebotsmieteN IN StUTTGART 2014 UND 2015 Anteil der Angebote zum jeweiligen Mietpreis in €/m2/Monat 2014 4,1 3,3 19,0 13,8 35,0 34,1 23,3 25,5 11,5 15,3 2015 7,0 8,1 40 % 30 % 20 % 10 % 0% unter 7,00 € 7,00 € bis 8,99 € 9,00 € bis 10,99 € 11,00 € bis 12,99 € 13,00 € bis 14,99 € 15,00 € und mehr Die Angebotsmieten liegen zu knapp 60 Prozent zwischen 9,00 und 12,99 Euro pro Quadratmeter. Der preiswerte Bereich fällt mit rund 17 Prozent allerdings geringer aus als der hochpreisige (rd. 23 Prozent). bei wird zu 30 Prozent der Kaufpreis und zu 70 Prozent die Konzeptqualität berücksichtigt. Seit 1. November 2015 gilt in Stuttgart zudem bei der Neuvermietung von Bestandswohnungen die Mietpreisbremse. Die durchschnittliche Angebotskaltmiete stieg in BadenWürttembergs Landeshauptstadt von 10,47 Euro pro Qua dratmeter 2014 auf 10,91 Euro im Jahr 2015. Am teuersten war sie mit 13,44 Euro im Gebiet Am Bismarckturm, Lenz- halde, An der Burg, Killesberg [01]. Das Gebiet gehört zu den besten Wohnlagen der Stadt, weist Halbhöhenlage mit Blick auf die Stadt auf und ist vorrangig kleinteilig bebaut. Weiterhin findet sich hier auf dem ehemaligen Messegelände Stuttgarts größtes Neubaugebiet, die Killesberghöhe, auf der in den vergangenen Jahren mehrere hundert Mietund Eigentumswohnungen entstanden. Insgesamt war das Angebot an Mietwohnungen im Jahr 2015 im Gebiet jedoch eher klein. KENNZAHLEN ZUM WOHNUNGSMARKT Stuttgart Baden-Württemberg Deutschland durchschnittliche Angebotsmiete 2015 in €/m²/Monat 10,91 7,82 6,51 durchschnittliche Fläche der Mietangebote 2015 in m² 74,0 75,0 68,0 Leerstandsquote im Geschosswohnungsbau 2014 in % 1,0 1,8 3,0 fertiggestellte Wohnungen1) je 1.000 Einwohner 2014 2,8 3,1 2,7 davon im Geschosswohnungsbau 2,4 1,6 1,3 2) 1) im Wohn- und Nichtwohnbau, ohne Umbaumaßnahmen, inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar 2) inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar Quellen für Grafiken und Tabellen: CBRE auf Datenbasis empirica-systeme, CBRE-empirica-Leerstandsindex, Statistische Landesämter, Statistische Ämter der Städte, Statistisches Bundesamt, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), Michael Bauer Research, Bundesagentur für Arbeit 187 STA N D O RT P O RT R ÄT n ST U T TG A RT AngebotsmieteN IN stuttgart 2015 Stadtgebiet [01] Am Bismarckturm, Lenzhalde, An der Burg, Killesberg Anzahl der Mietangebote Wohnungsgröße, Median in m2 Kaltmiete, Median, in €/m2/Monat 78 107,0 13,44 [02] Auf der Prag, Weißenhof 126 65,0 13,03 [03] Berg, Stöckach, Ostheim, Uhlandshöhe, Ost, Gablenberg 294 67,8 11,05 [04] Botnang 66 78,5 10,52 [05] Degerloch, Sonnenberg, Hoffeld, Haigst 173 75,0 11,00 [06] Feuerbach, Hohe Warte 210 74,0 11,26 [07] Hasenberg, Rotebühl, Heslach 179 65,0 11,43 [08] Heusteigviertel (Nord), Oberer Schlossgarten, Dobel, Diemershalde 248 90,0 12,21 [09] Heusteigviertel (Süd), Lehen, Weinsteige 110 89,5 12,03 [10] Mitte, Rathaus, Karlshöhe 339 84,4 13,41 [11] Möhringen, Sternhäule, Fasanenhof-Ost 154 78,0 10,68 [12] Münster, Hallschlag, Burgholzhof, Birkenäcker, Altenburg 126 75,0 10,00 [13] Neue Vorstadt, Relenberg, Rosenberg, Feuersee 275 75,0 12,61 [14] Plieningen, Birkach, Steckfeld, Schönb., Sillenb., Heumaden, Riedenb. 345 74,0 10,28 [15] Stammheim, Zuffenhausen, Neuwirtshaus 229 66,0 9,95 [16] Untertürkh., Wangen, Uhlbach, Obertürkh., Hedelfingen, Rohracker 270 65,0 9,76 [17] Vaihingen, Heerstraße, Höhenrand, Dachswald, Kaltental, Büsnau 213 68,0 11,11 [18] Veielbrunnen, Kurpark, Winterhalde, Im Geiger, Espan, Sommerrain 281 70,0 10,19 [19] Wallgraben, Dürrlewang, Rohr, Fasanenhof 161 71,2 10,14 [20] Weilimdorf, Bergheim, Hausen, Giebel 133 79,0 9,72 [21] Zazenh., Freiberg, Rot, Mühlh., Mönchfeld, Hofen, Steinhaldenfeld 136 69,8 9,52 4.146 74,0 10,91 Stuttgart gesamt In 17 der 21 untersuchten Stuttgarter Stadtgebiete lag die durchschnittliche Angebotskaltmiete im Jahr 2015 bei mindestens 10,00 Euro pro Quadratmeter. 2012 war dies erst bei zwölf Gebieten der Fall gewesen. Günstigere Wohnungen wurden hingegen an der nördlichen Stadtgrenze inseriert: Im Bereich Zazenhausen, Freiberg, Rot, Mühlhausen, Mönchfeld, Hofen, Steinhaldenfeld [21], der sowohl durch Geschossbauten als auch kleinteilige Bebauung und eher einfache Lagen charakterisiert ist, lag die mittlere Angebotsmiete 2015 bei 9,52 Euro. Auch in Weilimdorf, Bergheim, Hausen, Giebel [20] unterschritten die inserierten Mieten 2015 mit im Mittel 9,72 Euro den städtischen Durchschnittswert deutlich. STUTTGART IST EINE LEBENDIGE METROPOLE MIT HOHER WIRTSCHAFTS- UND INNOVATIONSKRAFT Stuttgart ist als Sitz der Landesregierung und des Landtags politisches Zentrum Baden-Württembergs. Zu den Besonderheiten der Stadt gehören ihre Topografie und die Polyzentralität der sie umgebenden Region. Bekannt ist die Stadt vor allem als Automobilstandort, die Wirtschaftsstärke beruht auf der Branchenvielfalt, dem starken Dienstleistungssektor und der Innovationskraft. Die steigenden Einwohnerzahlen gehen sowohl auf Wanderungsgewinne als auch auf Geburtenüberschüsse zurück. Auch in Zukunft ist mit überdurchschnittlichem Haushaltswachstum zu rechnen. Am Wohnungsmarkt besteht ein deutlicher Nachfrageüberhang, vor allem im preiswerten Wohnungsbau und im Bereich kleiner Wohnungen. Trotz des bereits hohen Niveaus steigen die Angebotsmieten weiter an, was durch die starke Kaufkraft in Stuttgart zum Teil aufgefangen werden kann. 188 STA N D O RT P O RT R ÄT n ST U T TG A RT MiTTleRe an Ge BoTS Mie Te in Den STaDTGeBieTen 2015 21 15 12 20 06 18 02 01 03 04 13 10 07 16 08 09 17 05 11 14 19 Median in €/m²/Monat 9,52 – 9,85 9,86 – 10,14 10,15 – 10,40 10,41 – 11,00 11,01 – 11,19 189 11,20 – 12,03 12,04 – 12,82 12,83 – 13,44 STA N D O RT P O RT R ÄT n WIESBADEN Wiesbaden: Elegante Kur- und ambitionierte Dienstleistungsdestination Die hessische Landeshauptstadt hat sich vom mondänen Kurort zum internationalen Verwaltungsund Dienstleistungszentrum gewandelt. Die steigende Wohnungsnachfrage, insbesondere in den Villen- und Gründerzeitvierteln der Innenstadt, trifft auf kein ausreichendes Angebot. Wiesbaden ist eines der ältesten Kurbäder Europas. Die Blütezeit erlebte das „Nizza des Nordens“ im 19. Jahrhundert, in dem die Stadt zu einem Zentrum der Gesellschaftskur emporstieg – einem Zentrum, in dem sich Adel und vermögendes Bürgertum zur Unterhaltung und Genesung trafen. Als wahrer Publikumsmagnet erwiesen sich die Aufenthalte der deutschen Kaiser Wilhelm I. und Wilhelm II., in deren Gunst Wiesbaden zum Treffpunkt von Adel, Kunst und Politik avancierte. Da Wiesbaden im Zweiten Weltkrieg kaum zerstört wurde, blieb die städtebauliche Grundstruktur in weiten Teilen erhalten. Die ursprünglichen Funktionsräume der Kurstadt sind nach wie vor ablesbar: Das Quellenviertel beherbergt als Hotels betriebene Badhäuser. Das Kurhaus umfasst nicht nur die Spielbank, der Dostojewski in seinem Roman „Der Spieler“ ein literarisches Denkmal setzte, sondern ist auch Veranstaltungsort von Bällen und großen Festen. Der Ruf als Weltkurstadt ließ in der Innenstadt zudem viele repräsentative öffentliche Gebäude sowie ausgedehnte Parkanlagen entstehen. Die beiden Stadterweiterungszonen Bergkirchenviertel und Inneres Westend spiegeln die Struktur des historischen KleineLeute-Viertels, dessen charakteristische Höfe, Hinterhäuser und Werkstätten in den meisten Fällen noch vorhanden sind. Die Stadterweiterungszone Ringkirchenviertel ist bis heute ein bevorzugtes Wohngebiet der gehobenen Mittelschicht. Die denkmalgeschützte Gesamtanlage Wiesbadens gehört zu den größten Flächendenkmalen in Deutschland. Die Pflege und Erhaltung des historischen Baubestandes nimmt seit Jahrzehnten eine bedeutende Rolle in der Stadtentwicklung ein. Im Sommer 2012 reichte die Stadt die Bewerbung zum UNESCO-Weltkulturerbe als „Bühne der Gesellschaftskur im 19. Jahrhundert“ ein. 190 STA N D O RT P O RT R ÄT n WIESBADEN In der Landeshauptstadt Wiesbaden entsteht in den kommenden Jahren das neue Europa-Hauptquartier der US-Army. Bis Sommer 2016 soll der Standort auf knapp 20.000 Angehörige anwachsen. DIENSTLEISTUNG UND BRANCHENMIX Wiesbaden, mit 275.116 Einwohnern zum Jahresende 2014 Hessens zweitgrößte Stadt, ist über Straße, Schiene und die Wasserwege von Rhein und Main gut angebunden. Der internationale Flughafen Frankfurt am Main liegt etwa 25 Kilometer entfernt. Mit der Hochschule RheinMain, der European Business School und der hessischen Hochschule für Polizei und Verwaltung bietet Wiesbaden vielseitige Studienmöglichkeiten. Die Wirtschaft Wiesbadens ist durch einen breit angelegten Branchenmix aus Dienstleistungsunternehmen, Hightechunternehmen, IT-Betrieben, einer lebendigen Kreativwirtschaft und der Verarbeitenden Industrie geprägt. Gut 80 Prozent der Beschäftigten arbeiten in Dienstleistungsunternehmen, darunter viele 191 STA N D O RT P O RT R ÄT n WIESBADEN Landesbehörden, aber auch wichtige Bundesbehörden wie das Statistische Bundesamt und das Bundeskriminalamt. Eine bedeutende Position im Dienstleistungssektor nehmen zudem Finanz- und Versicherungsunternehmen ein. Sie profitieren von der Nähe Wiesbadens zur Finanzmetropole Frankfurt und der dort beheimateten Europäischen Zentralbank (EZB). Eine weitere Säule des Wirtschaftswachstums in Wiesbaden bildet die Consulting-Branche mit einer Vielzahl von Unternehmensberatungen und freien Unternehmensberatern. Als Gesundheitsstandort punktet die Kurstadt mit renommierten Rehabilitationseinrichtungen und einem dichten Netzwerk aus Kliniken. In Wiesbaden sind nicht nur zahlreiche Weltmarktführer ansässig, hier befinden sich auch die Europaund Deutschlandzentralen internationaler Unternehmen. So ist die Landeshauptstadt unter anderem Sitz der deutschen Tochtergesellschaft des US-Pharmakonzerns Abbott. In Wiesbaden befindet sich zudem das Headquarter der amerikanischen Streitkräfte in Europa. HOHE WANDERUNGSGEWINNE BEI DEN JUNGEN Die Bevölkerung Wiesbadens soll im Zeitraum 2012 bis 2030 voraussichtlich um 6,6 Prozent, die Zahl der Haushalte sogar um 10,4 Prozent steigen. Die Prognosen fallen damit deutlich positiver aus als für die Nachbarstadt Frankfurt, obwohl die Altersgruppe 60+ in Frankfurt schwächer vertreten ist als in der Landeshauptstadt. Der Zensus 2011 weist für Wiesbaden 40.180 Gebäude mit Wohnraum und 142.536 Wohnungen aus. Mehr als ein Drittel dieser Gebäude sind Mehrfamilienhäuser, in denen sich knapp 80 Prozent aller Wohnungen befinden. Der markt aktive Leerstand im Geschosswohnungsbau lag bei 2,0 Prozent (2014) und damit über dem Niveau der Nachbarstädte Frankfurt und Mainz. Der Gebäudebestand in Wiesbaden datiert vorrangig aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg: Besonders viele Gebäude entstanden mit 44 Prozent in den Jahren von 1949 bis 1978. Lediglich 6,4 Prozent des Gebäudebestands wurden nach der Jahrtausendwende errichtet. Vor 1919 wurden 18,5 Prozent der Gebäude gebaut, 11 Prozent stammen aus der Zeit von 1919 bis 1948. Hinsichtlich des Gebäudealters gibt es klare lokale Unterschiede: Spitzenreiter beim Altbaubestand sind die Ortsbezirke Westend/Bleichstraße und Mitte, in denen mehr als 70 Prozent der Gebäude mit Wohnraum aus der Zeit vor 1949 stammen. Aber auch in Kostheim, Rambach und Biebrich liegt der Altbauanteil deutlich über dem Wiesbadener Durchschnitt. Hohe Neubauanteile (Baujahr 2001 und später) finden sich in Mainz-Amöneburg, Auringen und Schierstein. Eine Sonderstellung nimmt der innenstadtnahe Ortsbezirk Rheingauviertel/Hollerborn ein, in dem die beiden Konversionsflächen Europaviertel und Künstlerviertel für Wohnzwecke erschlossen wurden. Im Jahr 2014 wurden in Wiesbaden 550 neue Wohnungen fertig gestellt und damit ähnlich viele wie im Jahr zuvor. Knapp die Hälfte der neuen Einheiten waren Eigentumswohnungen und das Gros entstand in Mehrfamilienhäusern. AngebotsmieteN STEIGEN STADTWEIT AN Für Wiesbaden ist für die vergangenen drei Jahre ein Anstieg der durchschnittlichen Angebotskaltmiete von 8,81 Euro auf 9,24 Euro pro Quadratmeter festzustellen. 2015 stieg die mittlere Angebotsmiete gegenüber dem Vorjahreszeitraum in vier der neun untersuchten Stadträume um mindestens 2,0 Prozent an. Die höchsten Durchschnittsmieten wurden mit 10,69 Euro im traditio- 192 STA N D O RT P O RT R ÄT n WIESBADEN VERTEILUNG DER AngebotsmieteN IN WIESBADEN 2014 UND 2015 Anteil der Angebote zum jeweiligen Mietpreis in €/m2/Monat 2014 1,0 0,7 19,5 16,4 46,8 48,4 21,8 24,8 7,1 6,8 2015 3,7 2,9 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0% unter 6,00 € 6,00 € bis 7,99 € 8,00 € bis 9,99 € 10,00 € bis 11,99 € 12,00 € bis 13,99 € 14,00 € und mehr Knapp zwei Drittel der Angebotsmieten liegen im Bereich von 8,00 bis 11,99 Euro mit einem deutlichen Schwerpunkt im Segment bis 9,99 Euro. Der Anteil hoch preisiger Mieten ab 12,00 Euro ist gegenüber 2014 leicht gesunken. nell teuren Gebiet Sonnenberg, Nordost [08] gefordert. Im Sonnenberg, der an den Nordosten der Innenstadt anschließt, erstrecken sich an den Hängen der Talmulde ausgedehnte Villengebiete aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert. Wiesbaden-Nordost ist geprägt durch das Kurgebiet mit seinen großzügig angelegten Parklandschaften. Eingebettet in das Grün liegt ein großes, zusammenhängendes Areal mit gründerzeitlicher Villenbebauung. Mehrfamilienhäuser runden die Gebäudestruktur zur Innenstadt hin ab. Ebenfalls im hochpreisigen Bereich lag die durchschnittliche Angebotskaltmiete mit 10,00 Euro pro Quadratmeter im Gebiet Südost, Bierstadt [09], das unter anderem im Westen das Dichterviertel und im Osten die Housing Area Hainerberg der US-Streitkräfte umschließt. Die Bebauung ist sehr heterogen: Es gibt Villenviertel um die Bierstadter Straße und an der Frankfurter Straße, das vom Jugendstil geprägte „Dichterviertel“, aber auch Einkaufsmärkte sowie Büro- und Verwaltungsgebäude. KENNZAHLEN ZUM WOHNUNGSMARKT Wiesbaden Hessen durchschnittliche Angebotsmiete 2015 in €/m²/Monat 9,24 8,18 6,51 durchschnittliche Fläche der Mietangebote 2015 in m² 73,0 74,8 68,0 Leerstandsquote im Geschosswohnungsbau 2014 in % 2,0 2,1 3,0 fertiggestellte Wohnungen1) je 1.000 Einwohner 2014 2,0 2,5 2,7 davon im Geschosswohnungsbau 1,8 1,5 1,3 2) Deutschland 1) im Wohn- und Nichtwohnbau, ohne Umbaumaßnahmen, inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar 2) inkl. Wohnheime, sofern Zahlen verfügbar Quellen für Grafiken und Tabellen: CBRE auf Datenbasis empirica-systeme, CBRE-empirica-Leerstandsindex, Statistische Landesämter, Statistische Ämter der Städte, Statistisches Bundesamt, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), Michael Bauer Research, Bundesagentur für Arbeit 193 STA N D O RT P O RT R ÄT n WIESBADEN AngebotsmieteN IN wiesbaden 2015 Stadtgebiet Anzahl der Mietangebote Wohnungsgröße, Median in m2 Kaltmiete, Median, in €/m2/Monat [01] Biebrich, Mainz-Amöneburg, Südost (West) [02] Breckenheim, Medenbach, Auringen, Naurod, Heßloch, Kloppenheim, Igstadt, Rambach 624 70,0 9,31 241 80,0 8,81 [03] Dotzheim, Frauenstein, Schierstein 322 71,1 9,26 [04] Erbenheim, Delkenheim, Nordenstadt 226 73,8 8,83 [05] Klarenthal, Rheingauviertel, Westend 903 70,0 9,00 [06] Mainz-Kostheim, Mainz-Kastel 246 67,5 8,62 [07] Mitte 956 72,5 9,02 [08] Sonnenberg, Nordost 341 84,0 10,69 [09] Südost, Bierstadt 592 79,6 10,00 4.451 73,0 9,24 Wiesbaden gesamt Am preiswertesten war die durchschnittliche Angebots kaltmiete mit 8,62 Euro pro Quadratmeter in dem an den Rhein grenzenden Gebiet Mainz-Kostheim, Mainz-Kastel [06] im Süden der Stadt, rund zehn Kilometer von der Innenstadt entfernt. Seit 2005 werden die beiden Stadtteile im Rahmen des Förderprogramms „Stadtumbau in Hessen“ aufgewertet. Sie gehören zu den sechs rechtsrheinischen Stadtteilen von Mainz, die seit der Nachkriegszeit der „treuhänderischen Verwaltung“ durch die Stadt Wiesbaden unterstellt sind. Mitte November 2015 hat das Land Hessen für Wiesbaden die Mietpreisbremse eingeführt, ausgenommen sind die Stadtteile Igstadt, Medenbach und Naurod. Größere Wohnbauvorhaben entstehen in den kommenden Jahren auf dem Areal des ehemaligen Linde-Kältewerkes am Rheinufer von Mainz-Kostheim, in Mainz-Amöneburg, wo auf dem alten Mitarbeiterparkplatz des Baustoffherstellers Dyckerhoff und auf städtischem Grundbesitz ein neuer Stadtteil entwickelt wird, auf dem ehemaligen Areal der Söhnlein-Sektkellerei in Schierstein, auf einem ehemals von der Deutschen Post genutzten Areal an der Welfenstraße, im „Wohngebiet Hainweg“ in Nordenstadt und auf einem ehemaligen Gärtnereiareal im Stadtteil Biebrich. Weitere Flächenpotenziale ergeben sich durch die Schließung der US-Army-Standorte Mainz-Kastel Storage Station bis zum Jahr 2022 und Amelia Earhart bis zum Jahr 2023. WIESBADEN SETZT TRENDS ALS DENKMALSCHÜTZER UND INTERNATIONALER DIENSTLEISTER Die hessische Landeshauptstadt Wiesbaden ist eines der ältesten Kurbäder Europas. Die denkmalgeschützte Gesamtanlage der Stadt gehört zu den größten Flächendenkmalen in Deutschland. Mit 275.116 Einwohnern Hessens zweitgrößte Stadt, ist Wiesbaden über Straße, Schiene, den internationalen Flughafen Frankfurt am Main und die Wasserwege von Rhein und Main gut angebunden. Die Wirtschaft Wiesbadens ist durch einen breit angelegten Branchenmix aus Dienstleistungsunternehmen, Hightechunternehmen, IT-Betrieben, einer lebendigen Kreativwirtschaft und der Verarbeitenden Industrie geprägt. Bei jungen Menschen verzeichnet die Stadt deutliche Wanderungsgewinne. Für Wiesbaden ist für die vergangenen beiden Jahre in den meisten Stadtgebieten ein weiterer Anstieg der durchschnittlichen Angebotskaltmiete festzustellen. 194 STA N D O RT P O RT R ÄT n WIESBADEN MiTTleRe an Ge BoTS Mie Te in Den STaDTGeBieTen 2015 05 03 08 02 07 09 04 01 06 Median in €/m²/Monat 8,62 – 8,81 8,82 – 8,83 8,84 – 9,00 9,01 – 9,02 9,03 – 9,26 195 9,27 – 9,31 9,32 – 10,00 10,01 – 10,69 AU S B L I C K Die weitere Entwicklung des deutschen Wohnimmobilienmarktes Der hohe Flüchtlingszuzug wird Deutschland auch in den nächsten Jahren beschäftigen. Die Situation in den Krisengebieten bleibt schwierig – zukünftig könnte sie noch an Schärfe zunehmen und die starke Flüchtlingsbewegung weiter verstärken. Die Wohnungsmärkte vieler Kommunen werden auch weiterhin vor großen Herausforderungen stehen. Um diese zu meistern und auch die Chancen der Zuwanderung für Deutschland in den Fokus zu rücken, sind tragfähige Konzepte gefragt, die alle Möglichkeiten in Betracht ziehen. So berücksichtigt zum Beispiel die momentane Verteilung der Asylbewerber nach dem Königsteiner Schlüssel weder die Verfügbarkeit von Wohnraum noch die sozialen Strukturen der Flüchtlinge. Ein Konzept hierzu liefert das Institut empirica in seinem Papier „Familien aufs Land – Teil 2“. Der grundlegende Vorschlag hierin lautet, dass bei der Verteilung der Flüchtlinge die Familienstrukturen Berücksichtigung finden müssen und zudem ländlichere Regionen Deutschlands durch den Zuzug ebenfalls profitieren sollten. Momentan werden allerdings eher statische Lösungsansätze diskutiert. Durch geringere Restriktionen im Planungsund Baurecht soll die Möglichkeit geschaffen werden, Wohnungsbauvorhaben schneller zu realisieren. Bereits 2014 hat der Bundestag das „Gesetz über Maßnahmen im Bauplanungsrecht zur Erleichterung der Unterbringung von Flüchtlingen“ verabschiedet. Danach kann beispielsweise für die Schaffung von Unterkünften leichter eine Befreiung von Festsetzungen in bestehenden Bebauungsplänen gewährt werden. Trotz aller Bemühungen um eine stärkere Anbindung von Flüchtlingsfamilien in den schrumpfenden Regionen wird der Neubau von Wohnungen in den wachsenden Städten unumgänglich sein. Eine besondere Förde- rung des Wohnungsneubaus wird jedoch kurzfristig keinen größeren Beitrag zur Wohnraumversorgung oder zur Inte gration der Flüchtlinge leisten können. Selbst wenn, wie aus den Stadtverwaltungen zu hören ist, derzeit Genehmigungen sehr schnell erteilt werden, so ist der Bauleistungsmarkt ohnehin schon in der Nähe seiner Kapazitätsgrenze, sodass eine Ausweitung nur bedingt möglich ist. Zudem ist nicht ausreichend Bauland verfügbar. STÄDTE ALS WACHSTUMSTREIBER Nicht nur vor dem Hintergrund der Flüchtlingsthematik wird die Bedeutung der Städte als Lebens- und Wirtschaftsraum in Zukunft weiter zunehmen. Sie werden auch zukünftig attraktiv für Zuwanderer aus dem In- und Ausland sein, da sich Arbeits- und Ausbildungsplätze, aber auch kulturelle und gesellschaftliche Angebote in ihnen konzentrieren. Vor allem Großstädte werden zu siedlungsstrukturellen Ankerpunkten, in denen sich gesellschaftliche Trends fokussieren. Städte entwickeln sich somit zu Wachstumstreibern für die Regionen. Dabei werden vor allem Standorte profitieren, die einerseits den demografischen Wandel gut gestalten und dessen negative Auswirkungen am besten abfedern können. Andererseits gilt es für die Städte, attraktive Standortbedingungen zu bieten – sowohl für Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer. Der Fokus ist hierbei vielschichtig, wichtige Rollen spielen Forschungs- und Bildungseinrichtungen, die Verfügbarkeit von Arbeitskräften, die Infrastruktur, ein attraktives Wohnungsangebot sowie weiche Standortfaktoren wie beispielsweise Kulturangebot und Freizeitmöglichkeiten, die für die Anwerbung von hoch qualifizierten Mitarbeitern eine wichtige Rolle spielen können. MIETRECHTSNOVELLE – WEITERE REgulierung? Die Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg sowie mehr als 260 Kommunen in den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein haben bis zum Jahres ende 2015 die Mietpreisbremse eingeführt. Allerdings existiert nach Recherchen von CBRE in Bremen sowie in 207 dieser Kommunen weder ein einfacher noch ein qua- 196 AU S B L I C K lifizierter Mietspiegel. In vielen Kommunen ist damit nicht nachvollziehbar, auf welcher Grundlage die Höhe der ortsüblichen Vergleichsmiete für die Neuvertragsmiete festgelegt wird. Die Festlegung dieser über eine Anzahl von vergleichbaren Wohnungen ist ohne ein Mietgutachten schwer. Die Mietpreisbremse ohne eine Novellierung der Mietspiegelsystematik eingeführt zu haben, macht die Mietpreisgestaltung schwierig. Die mittlerweile unterschiedlichen Feststellungen der Gerichte zum Thema „Ist der Mietspiegel unter wissenschaftlichen Kriterien erstellt und als Basis für die ortsübliche Vergleichsmiete überhaupt zulässig“ führen zu weiteren Irritationen. schweig, Leipzig und Magdeburg. Auf diese B- und auch CStandorte weichen neben den opportunistischen Investoren vermehrt die langfristig orientierten Bestandshalter aus, sodass auch hier der Wettbewerb zunimmt. In den Wohnimmobilienmärkten mit schwächeren soziodemografischen und ökonomischen Rahmenbedingungen lassen sich deutliche Preisanstiege weiterhin nicht durchsetzen. Über die bereits beschlossenen rechtlichen Mietrechtsthematiken hinaus hat das Justizministerium jüngst ein zweites Reformpaket zur Mietrechtsnovellierung angekündigt. So soll die Modernisierungsumlage, mit der die Modernisierungskosten auf die Mieter umgelegt werden können, von 11 Prozent auf 8 Prozent abgesenkt werden. Zahlreiche weitere Regelungen zu Mieterhöhungen nach Modernisierungen ergänzen den Vorschlag. Zur angekündigten Novellierung der Mietspiegelsystematik ist allerdings nur wenig im Entwurf enthalten: Die geplante Ausweitung des Mietspiegelbetrachtungszeitraums von vier auf zehn Jahre löst die oben beschriebenen Unklarheiten aus Mietpreisbremse sowie aktueller Rechtssprechung nicht. WOHNIMMOBILIEN INVESTMENTMARKT Unbeeindruckt von der zunehmenden Regulierung des Mietwohnmarktes zeigt sich der Investmentmarkt. In den regional attraktiven Wohnimmobilienmärkten mit vergleichsweise hohen Miet- und Preissteigerungen halten die Fertigstellungen nicht Schritt mit dem Haushaltsanstieg. Die Leerstandsquoten bewegen sich auf historischen Tiefstständen. Gleichzeitig ist die wirtschaftliche Situation so gut wie seit Jahren nicht: Niedrige und weiter sinkende Arbeitslosenzahlen, Höchststände bei den SVP-Beschäftigten sowie ein Ansteigen der Kaufkraft durch expan dierende Wirtschaftsbereiche sind die aktuellen Trends. Private Eigennutzer und Kapitalanleger nutzen das niedrige Zinsniveau, um langfristig Vermögen aufzubauen. Trotz sinkender Renditen schneiden deutsche Wohnimmobilien aktuell im Risiko-Rendite-Vergleich zu alternativen Anlageprodukten besser ab. Der kurzfristig orientierte Handel von Immobilien spielt zumindest im Bereich der privaten Kapitalanleger in Deutschland im Vergleich zu den angloamerikanischen Märkten keine Rolle. Auf Seiten der institutionellen Investoren wird – ausgehend von der mittelfristig ultraexpansiven Zinspolitik der EZB, den historisch günstigen Finanzierungskonditionen und einer Verzinsung risikoarmer Alternativinvestments in Form langfristiger Staatsanleihen unterhalb der Ein-Prozent-Marke – die Nachfrage nach Wohnungsportfolios trotz Mietpreisbremse auch 2016 ungebrochen hoch bleiben und das Angebot an marktfähigen Produkten deutlich übersteigen. Bei den Mehrfamilien- und Zinshäusern gewinnen bei der Preisfindung die Aufteilbarkeit in Wohneigentum und der Vergleich zu den Wiederherstellungskosten an Bedeutung. Das Thema Projektentwicklung gerät noch stärker als bisher in den Fokus institutioneller Investoren. Es gilt daher, die weitere Entwicklung der Mieten und Preise kleinräumig und unter qualitativen Aspekten zu beobachten. Vor dem Hintergrund einer ungebrochen hohen Nachfrage seitens institutioneller Investoren nach Mehrfamilienhäusern in den großen Verdichtungsräumen und einem starken Kaufpreisanstieg für Core-Immobilien sind auch die Kaufpreisfaktoren von Non-Core-Objekten in den Top-Standorten um ein bis drei Jahresmieten gestiegen. Zudem gibt es bei institutionellen Investoren einen zunehmenden Investitionstrend in Richtung wachstumsstarker Mittelzentren in Nord- und Ostdeutschland wie beispielsweise Braun- 197 G LO S S A R Erläuterungen und Quellenangaben ANGEBOTSMIETE SVP-BESCHÄFTIGTE Die Angebotsmiete stellt die Nettokaltmiete von aktuell am Markt angebotenen Mietwohnungen dar. Es handelt sich dabei um verfügbare Mietvertragsangebote, die öffentlich inseriert sind (u. a. in Immobilienportalen, Internetquellen, Printmedien) und bei denen es noch zu keinem Vertragsabschluss kam. Die Angaben zu den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten beziehen sich auf die SVP-Beschäftigten am Arbeitsort. WANDERUNGSSALDO Der Wanderungssaldo bezeichnet für ein bestimmtes Gebiet die Differenz von Zu- und Fortzügen über die Gebietsgrenzen hinaus innerhalb eines definierten Zeitraums. ARBEITSLOSENQUOTE Die Angaben zur Arbeitslosenquote basieren auf der Anzahl der Arbeitslosen bezogen auf alle zivilen Erwerbstätigen. Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die Angaben zu Fertigstellungen und Genehmigungen auf den Wohnund Nichtwohnbau, ohne Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden. KAUFKRAFT Als Kaufkraft wird das Netto-Einkommen (inkl. wieder kehrender sozialer Leistungen und Zuwendungen) einer Person oder eines Haushalts bezeichnet, das für Konsumzwecke in einem bestimmten Zeitraum zur Verfügung steht. „ZAHL DER RÄUME“ IM ZENSUS MARKTAKTIVER LEERSTAND Der marktaktive Leerstand umfasst leer stehende Wohnungen im Geschosswohnungsbau, die unmittelbar disponibel sind, sowie leer stehende Wohnungen, die aufgrund von Mängeln derzeit nicht zur Vermietung anstehen, aber gegebenenfalls mittelfristig aktivierbar wären (<6 Monate). MEDIAN Der Wert, der eine Stichprobe in zwei gleich große Werteintervalle teilt. Unterhalb wie oberhalb des Medians liegen somit jeweils 50 Prozent der Stichprobenwerte. WOHNUNGSBAUFERTIGSTELLUNGEN UND -GENEHMIGUNGEN Die Zahl der Räume umfasst alle Wohn-, Ess- und Schlafzimmer und andere separate Räume (z. B. bewohnbare Keller- und Bodenräume) von mindestens sechs Quadratmetern Größe sowie abgeschlossene Küchen, unabhängig von deren Größe. Bad, Toilette, Flur und Wirtschaftsräume werden grundsätzlich nicht mitgezählt. Ein Wohnzimmer mit einer Essecke, Schlafnische oder Kochnische ist als ein Raum zu zählen. Dementsprechend bestehen Wohnungen, in denen es keine bauliche Trennung der einzelnen Wohnbereiche gibt (z. B. sogenannte „Loftwohnungen“), aus nur einem Raum. 198 QUELLEN Amt für Statistik Berlin-Brandenburg Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung Berlin Tourismus & Kongress GmbH Braunschweig Zukunft GmbH Bundesagentur für Arbeit Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit CBRE-empirica-Leerstandsindex Chemnitzer Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH Deutsche Messe empirica-systeme Marktdatenbank Erfurt Tourismus und Marketing GmbH EWG – Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH Hallesche Wohnungsgenossenschaft „Freiheit“ eG Hansestadt Hamburg – Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt Hansestadt Lübeck – Bereich Logistik, Statistik und Wahlen Hansestadt Rostock – Bauamt, Bauverwaltung und Wohnungswesen Hansestadt Rostock – Stadtamt Hansestadt Rostock – 2. Fortschreibung des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes Flughafen Hamburg GmbH Industrie- und Handelskammer zu Köln Institut für Städtebau, Wohnungswirtschaft und Bausparwesen e. V. Landesamt für Statistik Niedersachsen Landeshauptstadt Dresden – Amt für Wirtschaftsförderung Landeshauptstadt Dresden – Geschäftsbereich Stadtentwicklung Landeshauptstadt Dresden – Kommunale Statistikstelle Landeshauptstadt Düsseldorf – Amt für Statistik und Wahlen Landeshauptstadt Erfurt – Personal- und Organisationsamt, Statistik und Wahlen Landeshauptstadt Hannover – Bauverwaltung Landeshauptstadt Hannover – Fachbereich Personal und Organisation Landeshauptstadt Hannover – Geschäftsbereich des Oberbürgermeisters Landeshauptstadt Hannover – Kulturbüro Landeshauptstadt Hannover – Wirtschaftsförderung Landeshauptstadt Kiel – Amt für Wirtschaft Landeshauptstadt Kiel – Bürger- und Ordnungsamt Landeshauptstadt Magdeburg – Amt für Statistik Landeshauptstadt Mainz – Amt für Stadtentwicklung, Statistik und Wahlen Landeshauptstadt Mainz – Pressestelle, Kommunikation Landeshauptstadt München – Referat für Arbeit und Wirtschaft Landeshauptstadt München – Referat für Stadtplanung und Bauordnung Landeshauptstadt München – Statistisches Amt München Landeshauptstadt Wiesbaden – Amt für Strategische Steuerung, Stadtforschung und Statistik Landeshauptstadt Wiesbaden – Pressereferat Michael Bauer Research GmbH Region Hannover – Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, Berlin Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung, Berlin Soziale Stadt und Land Entwicklungsgesellschaft mbH Stadt Augsburg – Amt für Statistik und Stadtforschung Stadt Braunschweig – Referat für Stadtentwicklung und Statistik Stadt Chemnitz – Amt für Informationsverarbeitung Stadt Dortmund – Stabsstelle Dortmunder Statistik Stadt Dortmund – Wirtschaftsförderung Stadt Duisburg – Stabsstelle für Wahlen, Europaangelegenheiten und Informationslogistik Stadt Essen – Amt für Statistik, Stadtforschung und Wahlen Stadt Frankfurt am Main – Amt für Wohnungswesen Stadt Frankfurt am Main – Bürgeramt, Statistik und Wahlen Stadt Frankfurt am Main – Presse- und Informationsamt Stadt Frankfurt am Main – Stadtplanungsamt Stadt Freiburg im Breisgau – Amt für Bürgerservice und Informationsverarbeitung Stadt Freiburg im Breisgau – Presse- und Öffentlichkeitsreferat Stadt Freiburg im Breisgau – Stadtplanungsamt Stadt Halle (Saale) – Abteilung Statistik und Wahlen Stadt Halle (Saale) – Fachbereich Planen Stadt Halle (Saale) – Fachbereich Einwohnerwesen Stadt Karlsruhe – Amt für Stadtentwicklung Stadt Köln – Amt für Stadtentwicklung und Statistik Stadt Leipzig – Amt für Statistik und Wahlen Stadt Mannheim – Dezernat IV, Planung, Bauen, Verkehr und Sport Stadt Mannheim – Kommunale Statistikstelle Stadt Mannheim – Geschäftsstelle Konversion Stadt Nürnberg – Amt für Stadtforschung und Statistik für Nürnberg und Fürth Stadt Nürnberg – Planungs- und Baureferat Stadt Nürnberg – Wirtschaftsreferat Statistikamt Nord Statistisches Bundesamt Statistisches Landesamt Bremen Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt Statistisches Landesamt Freistaat Sachsen Statistisches Landesamt Baden-Württemberg Wirtschaftsförderung Bremen GmbH Zensus 2011, Gebäude- und Wohnungszählung Landeshauptstadt Stuttgart – Statistisches Amt 199 IMPRESSUM Impressum Herausgeber: Vonovia SE Philippstraße 3, 44803 Bochum Telefon: +49 (0) 234 314-0 Fax: +49 (0) 234 314-1314 CBRE GmbH Hausvogteiplatz 10, 10117 Berlin Telefon: +49 (0) 30 726154-0 Fax: +49 (0) 30 726154-100 Marktdaten: Dr. Henrik Baumunk, Kristina Rüther, Michael Schlatterer MRICS Residential Valuation, CBRE GmbH Redaktion: Gabriele Bobka, Roland Stimpel Grafik/Layout: Storkan Informationsdesign Projektmanagement: Kristina Rüther, CBRE GmbH V.i.S.d.P.: Dr. Henrik Baumunk, CBRE GmbH Inger Giwer-Gaul, Vonovia SE Haftungsausschluss Vonovia/CBRE Die in diesem Marktbericht verwendeten Informationen basieren auf öffentlich zugänglichen (ggf. nur gegen Honorar erhältlichen) Quellen. Obwohl wir von der Richtigkeit der verwendeten Daten ausgehen, weisen wir darauf hin, dass wir diese im Einzelfall nicht nachgeprüft haben und dafür keine Gewähr übernehmen, ausgenommen bei Vorsatz und grober Fahrlässigkeit. Es liegt in der Verantwortlichkeit des Lesers, die Richtigkeit und Vollständigkeit der Informationen zu prüfen. Die weitere Verwendung, Vervielfältigung oder Veröffentlichung der im Marktbericht verwendeten Informationen bedarf der vorherigen schriftlichen Zustimmung von Vonovia und CBRE. 200