Das Becken im Zentrum
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Das Becken im Zentrum
01 inform DEZ_x 25.11.13 11:18 Seite 1 P.b.b. Verlagspostamt 8000 Graz 02Z031875 M 6 EUR inform exklusiv Nur in der Ausgabe für Mitglieder von Physio Austria enthalten: 12 Seiten Berufspolitik, Tipps und Services für PhysiotherapeutInnen Zeitschrift von Physio Austria, dem Bundesverband der PhysiotherapeutInnen Österreichs Nr. 5 Dezember 2013 physioaustria inform Das Becken im Zentrum © Blend Images - Fotolia.com Physiotherapie erfolgreich im Einsatz bei Leiden im Bereich Urologie, Proktologie und Gynäkologie. 01 inform DEZ_x 25.11.13 11:18 Seite 2 ENDOMED • SONOPULS • VACOTRON DIE NEUE SERIE 400 69 evidenz-basierte Behandlungsprotokolle klare anatomische Lokalisation und Behandlungsinformation PARTNER FÜR THERAPIE Erfahren Sie mehr unter 01 710 31 65 und in unserem Therapieshop: www.therapieshop.at bezahlte Anzeige TOP ANGEBOTE gültig bis 31. März 2014 01 inform DEZ_x 25.11.13 11:18 Seite 3 Inhalt 05/2013 inform Inhalt dez 2013 EINSTIEG 18 INFORM EXKLUSIV 4 EDITORIAL Der kleine Unterschied! Der neue Stil Beckenbodenprävention für den Mann? Markus Martin e2 PHYSIO AUSTRIA Startschuss – FunktionärInnen-Fest von Physio Austria Mag. Patricia Otuka-Karner Silvia Mériaux-Kratochvila, M.Ed. 22 SCHWERPUNKT »DAS BECKEN IM ZENTRUM« 6 Pelvic Organ Prolaps Physiotherapie bei Senkungen im weiblichen Becken Überblick und Update Christine Stelzhammer, MEd 10 Der Beckenboden im Tanz – ein zuverlässiger Partner? Erregung als Störfaktor Beate Carrière 25 Chance oder Risiko für MTD-Berufe? Mag. Gabriele Jaksch 26 Die Umsetzungsarbeiten zu den RahmenGesundheitszielen für Österreich Mag.iur. Agnes Görny Judith Elisa Kaufmann und Anita Kiselka, MSc 30 14 Doris Necker Beckenboden-Krafttraining während der Schwangerschaft? Maria Schwingenschlögl, MSc 15 Das fachliche Netzwerk UroProktoGynäkologie und Geburtshilfe stellt sich vor Bilanz Rückenfit 31 Kongress zu Inkontinenz Beate Carrière e4 KONGRESS SportphysiotherapeutInnen tagten in Kapstadt e5 Physiotalk mit lebhaften Diskussionen Ingrid Großbötzl e6 Qualitätssicherung – Der Praxis-Check für die freiberufliche Praxis Mag. Nicole Muzar e9 Neue Open Access Zeitschrift für Gesundheitsberufe VFWG e10 SERIE ARBEITSRECHT Pflegekarenz und Pflegeteilzeit neu Valid Hanuna Elisabeth Udier, MSc e11 SERIE STEUERRECHT Prüfung von Dienstverhältnissen Günter Ernst 16 e16 Literatur und Kurse zum Schwerpunkt »Becken« IN EIGENER SACHE 17 Vor Gericht erkämpft: Mehr Sicherheit für PatientInnen bezahlte Anzeige Mag. Patricia Otuka-Karner und Mag. Nicole Muzar physioaustria inform Dezember 2013 3 01 inform DEZ_x 25.11.13 11:18 Seite 4 Themenschwerpunkt Becken Silvia Mériaux-Kratochvila, M.Ed. EDITORIAL Impressum MEDIENINHABER, HERAUSGEBER UND REDAKTION Ein neuer Stil ist angesagt physioaustria Bundesverband der PhysiotherapeutInnen Österreichs Linke Wienzeile 8/28, A-1060 Wien Tel. (01) 587 99 51-0, Fax DW-30 www.physioaustria.at ZVR 511125857 GESCHÄFTSFÜHRUNG Mag. Stefan Moritz, MSc, RESSORT BERUFSPOLITIK Mag. Nicole Muzar, [email protected] RESSORT MEDIZINRECHT Mag. Agnes Görny, [email protected] RESSORT BILDUNG Mag. Uta Ganev, Bakk. phil., Elisabeth Kvarda, [email protected] RESSORT ADMINISTRATION Petra Ritzal, [email protected], Eva Maierhofer, [email protected] BIBLIOTHEK nach Vereinbarung [email protected] ÖFFENTLICHKEITSARBEIT Mag. Patricia Otuka-Karner, oeffentlichkeitsarbeit@ physioaustria.at REDAKTIONSSCHLUSS Beiträge, Inserate und bezahlte Anzeigen für das mit Monatsbeginn erscheinende inform müssen bis spätestens 5. des Vormonats im Verbandsbüro eingelangt sein. Ist dieser Tag ein Samstag, Sonnoder Feiertag, so gilt der nächste darauf folgende Werktag. WEITERE MITARBEITERINNEN DIESER AUSGABE Christine Stelzhammer, MEd, Judith Elisa Kaufmann, Anita Kiselka, MSc, Maria Schwingenschlögl, MSc, Elisabeth Udier, MSc, Markus Martin, Beate Carrière, Doris Necker, Mag. Gabriele Jaksch, Karl Lochner, Ingrid Großbötzl, Valid Hanuna, Günter Ernst. Es ist in diesem Land gute Tradition, dass viele Organisationen die Zeit der Regierungsverhandlungen nützen, um der möglichen neuen Koalition mehr oder weniger unverblümt ihre »Wunschliste« zu kommunizieren. Die Berufsvertretung der PhysiotherapeutInnen in Österreich möchte sich an dieser Stelle zwar nicht direkt in diesen vielstimmigen Kanon einbringen, dennoch ist es ein offenes Geheimnis, dass auch wir Anliegen haben, die es wert sind, unterstrichen zu werden. Zumal gerade in den vergangenen Wochen vielfach ein »Regieren des neuen Stils« angekündigt wurde, wäre es an der Zeit, die Absender auch an dieses Versprechen zu erinnern. Zu einem neuen Stil würde aus unserer Sicht auch gehören, dass sich der Versuch eines Drüberfahrens über einen ganzen Berufsstand, wie wir es bedauerlicher Weise im Fall der für uns relevanten Beauftragung der Arbeiterkammer mit der Führung des MTD-Registers geschehen ist, keinesfalls wiederholt. Das Ansinnen ist ja vorerst am Veto zweier Bundesländer gescheitert. Ein gutes Beispiel für ein Regieren neuen Stils wäre es, die Betroffenen von dieser (aus unserer Sicht) sehr nachteiligen Regelung mit ins Boot zu holen und in einem neuen Anlauf eine Lösung zu finden. Eine Lösung, die dem verständlichen Wunsch nach Neutralität genauso nachkommt wie der Transparenz und Sicherheit für die PatientInnen aber auch für die Berufsgruppe. Selbstverständlich kann es dem ganzen Gesundheitswesen, und natürlich auch den PhysiotherapeutInnen, nicht egal sein, wenn offenbar zur Vorbereitung neuer Sparprogramme allenthalben von gigantischen Löchern in den Budgets die Rede ist. Es sei daher daran erinnert, dass Investitionen in Physiotherapie für alle Beteiligten eine WinWin-Situation darstellt: Für die PatientInnen in erster Linie, aber auch über den Weg der Präventionen nicht zuletzt zur Vermeidung von Folgekosten auch für die Allgemeinheit. Und wenn man von Konjunkturmaßnahmen spricht, so gibt es wohl kaum Investitionen, die ohne Streuverluste so direkt in hochqualitative Arbeitsplätze gehen und die noch dazu mit dramatischen Kosteneinsparungen durch weniger Medikamente und dem Erhalt der Arbeitsfähigkeit einhergehen, wie die Physiotherapie. G D t t t t In diesem Sinne wünsche ich Ihnen mit unserem inform mit dem diesmaligen Schwerpunkt »Das Becken in Zentrum« eine interessante Lektüre. Silvia Mériaux-Kratochvila, M.Ed. CHEFREDAKTEUR GESTALTUNG Dechant Grafische Arbeiten FOTOS Helmut Wallner/ © Physio Austria, ausgenommen: wo gesondert angegeben Foto Portrait S4: Franziska Höhne FARBKORREKTUR UND RETUSCHE Dechant Grafische Arbeiten/ Helmut Wallner DRUCK Medienfabrik, Graz BEZUGSPREISE Einzelheft: 6 Euro; Abo (5 Ausgaben/Jahr): 28 Euro (Inland), 48 Euro (Ausland). STORNO schriftlich 2 Monate vor Ablauf des Abos. 4 physioaustria inform Dezember 2013 OFFENLEGUNG GEMÄSS MEDIENGESETZ VEREINSNAME Physio Austria, Bundesverband der PhysiotherapeutInnen Österreichs Linke Wienzeile 8/28, 1060 Wien T +43 (0)1 587 99 51 F +43 (0)1 587 99 51-30 [email protected] www.physioaustria.at RECHTSFORM gemeinnütziger Verein, ZVR-Zahl: 511125857 VEREINSZWECK (STATUTEN §2) 2.1. Der Verein, dessen Tätigkeit nicht auf Gewinn ausgerichtet ist, verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Sinne der Bundesabgabenordnung. 2.2. Der Verein setzt sich zur Aufgabe, 2.2.1 berufs- und bildungspolitische Ziele und Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen 2.2.2 den Wissensstand der Bevölkerung auf dem Gebiet der Gesundheitsförderung, Vorsorgemedizin, der Therapie, der Rehabilitation und der Palliation/ des Hospizwesens im Bereich der Physiotherapie zu verbessern 2.2.3 das Berufsbild »Physiotherapie« zu stärken und in der Öffentlichkeit bekannt zu machen 2.2.4 die Zusammenarbeit mit benachbarten Berufsgruppen zu pflegen und das Berufsbild »Physiotherapie« im Gesundheitswesen klar zu positionieren 2.2.5 den Informations- und Gedankenaustausch zwischen den PhysiotherapeutInnen zu fördern 2.2.6 Qualitätssicherung in der Physiotherapie zu schaffen und weiterzuentwickeln mit dem Ziel, eine standardisierte, flächendeckende physiotherapeutische Versorgung der österreichischen Bevölkerung intra- und extramural zu fördern 2.2.7 die Rahmenbedingungen für die Berufsausübung von PhysiotherapeutInnen als freier Beruf zu gestalten und zu sichern. DAS PRÄSIDIUM PRÄSIDENTIN Silvia Mériaux-Kratochvila,MEd. FINANZREFERENT Gerhard Eder, MSc VERTRETERIN FÜR FREIBERUFLICH TÄTIGE PHYSIOTHERAPEUTiNNEN Beate Salchinger, MSc, MSc VERTRETERIN FÜR ANGESTELLT TÄTIGE PT Brigitta Kolmayr, MSc VERTRETERIN FÜR BILDUNG UND FORSCHUNG Elisabeth Eckerstorfer, M.A. VERTRETERIN DER LÄNDER Joan Klee BLATTRICHTUNG Die Zeitschrift inform ist ein Publikationsorgan des eingetragenen Vereins Physio Austria. Dieser ist die berufspolitische Vertretung aller berufstätigen und in Ausbildung befindlichen PhysiotherapeutInnen Österreichs. Die Zeitschrift inform dient als Informationsmedium von Physio Austria für seine Mitglieder und die an physiotherapeutischen Themen interessierte Öffentlichkeit. WEB-ADRESSE www.physioaustria.at/impressum bezahlte Anzeige Bernhard Baumgartner, BA [email protected] 01 inform DEZ_x 25.11.13 11:18 Seite 5 “Gymna, eine Investition, die sich wirklich lohnt!” BEHANDLUNGSLIEGEN ACTIVE MOTION Gymna Behandlungsliegen Gymna W-Move Die erste Wahl von Physiotherapeuten weltweit Der Move für Ihre Praxis und Ihre Patienten t t t t Vorteile für Sie: tFSXFJUFSO4JF*IS"OHFCPU tNJU*ISFS1SBYJTEFOBOEFSFOFJOFO4DISJUUWPSBVT t,VOEFOCJOEVOH tHFSJOHFS1MBU[CFEBSG FY[FMMFOUF'FSUJHVOHTRVBMJUÊU FSHPOPNJTDIF'PSNHFCVOH VNGBOHSFJDIFT"OHFCPU JIS[VWFSMÊTTJHFS1BSUOFSJOEFS1SBYJT Vorteile für Ihre Patienten: tVOHF[XVOHFOF"UNPTQIÊSFBOHFOFINF6NHFCVOH tGBDIMJDIF#FUSFVVOH tHFNFJOTBNFT5SBJOJOH[VTÊU[MJDIF.PUJWBUJPOVOE CFTTFSF&SHFCOJTTF %BOLEFNFJONBMJHFO(ZNOB 4UBCJMJUÊUT1SPmM(41 LPNNU*ISF ,SBGU[VCFJN1BUJFOUFOBO *NNFSEJFPQUJNBMF #FIBOEMVOHTQPTJUJPOTDIPOU *ISFO3àDLFOVOEEJF4DIVMUFSO HZNOBDPN 01 inform DEZ_x 25.11.13 11:18 Seite 6 © Helmut Wallner Themenschwerpunkt Becken 6 physioaustria inform Dezember 2013 01 inform DEZ_x 25.11.13 11:18 Seite 7 Christine Stelzhammer, MEd SENKUNGSZUSTÄNDE Pelvic Organ Prolaps Physiotherapie bei Senkungen im weiblichen Becken Überblick und Update Die Senkung der inneren Organe im kleinen Becken ist weit verbreitet. Physiotherapie kann viel zur Verbesserung für die Betroffenen beitragen. © Helmut Wallner Pelvic Organ Prolaps (POP) ist der englische Begriff für Senkungszustände der inneren Organe des kleinen Beckens bei der Frau, wobei der englische Sprachgebrauch nicht zwischen Senkung und Prolaps, sondern nur bezüglich des Ausprägungsgrades unterscheidet. Die international gebräuchliche Definition des »fehlenden Supports für Uterus, Blase, Colon und Rektum, der zu einem Vorfall eines oder mehrerer dieser Organe in die Vagina führt« findet sich auf der Homepage der Internationalen Continence Society (ICS), die eine große Anzahl an aktuellen und gut recherchierten Informationen frei zugänglich zur Verfügung stellt: www.ics.org Für die Beurteilung des Ausprägungsgrades gibt es mehrere Bewertungsschemen. Vor allem im Forschungsbereich wird sehr häufig die von der ICS erstellte, reliable Pelvic Organ Prolaps Quantification (POP-Q) mit einer Abstufung von Grad I – IV verwendet, die von einer leichten Senkung bis zum Totalprolaps reicht. Dabei wird die Vorwölbung spezifischer Segmente der Vagina im Verhältnis zum Fixpunkt Hymenring gemessen, was jedoch noch keinen Rückschluss auf Symptome zulässt. Bei diesem Test soll die Frau ein »Valsalvamanöver« durchführen, also den Atem anhalten und stark nach unten pressen bei entspannter Beckenbodenmuskulatur, wodurch die ligamentäre Sicherung der Organe des kleinen Beckens unter Ausschaltung der Muskelaktivität des Beckenbodens überprüft wird. Als Ergebnis wird gemessen ob und wie stark eine Vorwölbung der vorderen oder hinteren Scheidenwand, eine Absenkung der Cervix oder des Scheidenstumpfes (nach Hysterektomie) zu beobachten ist. In verschiedenen Studien wird gleichlautend die vordere Scheidenwand als häufigste betroffene Struktur genannt, gefolgt von der hinteren Scheidenwand und dem seltener betroffenen apicalen Kompartment bzw. Scheidenstumpf. Das Problem der Senkung hat eine lange medizinische Geschichte: Schon ca. 1500 vor Christus beschrieben die Ägypter in dem Kahun Papyrus das »Fallen der Gebärmutter«. Aktuell liegt die Prävalenz von POP für Frauen zwischen dem 20. und 59. Lebensjahr bei 31%, für Frauen zwischen dem 50. und 79. bei 41%, wobei nur ein geringer Prozentsatz der Betroffenen eine starke Senkung von Grad III und IV erleidet, hingegen Senkungen I. und II. Grades weit verbreitetet sind und relativ beschwerdefrei verlaufen können. Erwiesene Risikofaktoren sind Alter, Anzahl der Schwangerschaften, die Kraft der Beckenbodenmuskulatur und ein hohes Geburtsgewicht des Kindes bzw. der Kinder. In einigen Studien werden hohe physische Belastung, chronischer Husten, geringe Belastbarkeit des Bindegewebes, vorangegangene Hysterektomie, großer Bauchumfang sowie niedriger Bildungsstand als Risikofaktor dargestellt. Es gibt jedoch keinen sicheren Nachweis über negative Auswirkungen von Übergewicht. Eine von Braekken 2009 veröffentlichte Studie beschreibt einen signifikanten Unterschied in Kraft, Ausdauer und Ruhetonus der Beckenbodenmuskulatur zwischen Frauen mit POP Stage II oder höher gegenüber Frauen mit POP 0 oder I. DeLancey zeigte eindrucksvoll, dass sowohl bei Harninkontinenz als auch bei POP nach vaginalen Entbindungen das Risiko mit jedem Kind ansteigt – jedoch ist dieser Anstieg bei POP mehr als doppelt so hoch! Christine Stelzhammer, MEd arbeitet an der Fachhochschule Campus Wien und ist darüber hinaus freiberuflich tätig. Ihr fachlicher Schwerpunkt liegt in der Inkontinenztherapie und den angrenzenden Fachbereichen. Sie ist Vorstandsmitglied der Medizinischen Kontinenzgesellschaft Österreich und vertritt dort die Sichtweise der Physiotherapie. Christine Stelzhammer ist Mitglied des fachlichen Netzwerks Uro-Prokto-Gynäkologie und Geburstshilfe. Zu den Symptomen werden Schwere- oder Druckgefühl, ziehende Schmerzen im Unterbauch, in der Leiste oder im unteren Rücken, Hautirritationen und plötzliche Vorwölbung bei Druckbelastung mit Fremdkörpergefühl gezählt, sowie die Auswirkungen auf räumliche Lageveränderung von Harnröhre (Cystocele) und Enddarm (Rektocele), die sowohl mit Kontinenzproblemen als auch mit Entleerungsstörungen einhergehen können. Ca. 30 – 40 Prozent der Frauen mit POP haben auch eine Harninkontinenz physioaustria inform Dezember 2013 7 01 inform DEZ_x 25.11.13 11:18 Seite 8 Themenschwerpunkt Becken und/oder -drangproblematik, was auf der Basis der geänderten anatomischen Verhältnisse nachvollziehbar ist. Obstipation tritt als Symptom auf, wird jedoch in Folge vermehrter Pressmanöver in einigen Studien auch als verursachender Faktor genannt. Der Einfluss der Schwerkraft kann bei POP sehr deutlich sein, sodass die Symptomatik häufig in der zweiten Tageshälfte deutlicher wird bzw. Entlastungsstellungen Linderung bringen können. Die Wahl von geeigneten Positionen kann auch eventuell vorhandene Schmerzen beim Geschlechtsverkehr reduzieren. Als objektiver Befund wird von ÄrztInnen häufig die Beurteilung der vorhandenen passiven Fixierung der inneren Organe während des Valsalvamanövers herangezogen. Mit dieser Testmethode, welche Aktivität des Beckenbodens ausschließt, können Verbesserungen der aktiven Stabilisierung und im Bereich der Muskulatur nicht unter Beweis gestellt werden. Dies hat in der Vergangenheit auch dazu geführt, dass der Evidenzlevel für Beckenbodentraining mit 2 eingestuft wurde. Im Überblick betrachtet kommen derzeit vier verschiedene therapeutische Ansätze zum Einsatz: 1 Operationen Die Anzahl an verschiedenen Operationsmethoden ist sehr groß und ständig in Weiterentwicklung begriffen. Generell wird zwischen Operationen mit abdominellen und vaginalem Zugang unterschieden. Zu den »Klassikern« zählen die Raffung der vorderen oder hinteren Scheidenwand (vordere oder hintere Kolporraphie) und die Fixation der Gebärmutter am Kreuzbein mittels Einbringung eines Kunststoffnetzes (Kolposakropexie). In aktuellen Studien wird für Frauen die Wahrscheinlichkeit sich im Lauf des Lebens einer Operation unterziehen zu müssen mit 11% angegeben, wobei ca. ein Drittel der operierten Patientinnen in den Folgejahren eine zweite Operation benötigt. 2 Pessare Bei der Pessartherapie werden ringförmige oder würfelähnliche Kunststoffprodukte in die Vagina eingeführt, die je nach Modell und Selbstständigkeit der Patientin unterschiedliche Liegedauer haben. Stundenweises Tragen (bei sportlicher Belastung) oder Verwendung während des Tages mit Entfernung in der Nacht setzen gute Beweglichkeit und Geschicklichkeit der Patientin voraus, beim Fehlen dieser Voraussetzungen gibt es auch die Möglichkeit einer langen Liegedauer (mehrere Wochen bis Monate) in Kombination mit regelmäßigen ärztlichen Kontrollen. Obwohl die Pessartherapie häufig und mit gutem Erfolg verwendet wird, gibt es wenige Langzeitstudien, weshalb der Evidenzlevel durch die ICS nur mit 2 eingestuft wird. Der Vergleich dieser Therapieoption mit anderen Interventionen ist zurzeit noch nicht vorhanden. Für die Auswahl des richtigen Pessartyps stehen zwar viele Studien, aber nur ein Randomised Controlled Trial als Unterstützung zur Verfügung. 3 Beckenbodentraining Diese Maßnahme ist aus Sicht der Physiotherapie nach wie vor der wichtigste Beitrag – mit oder ohne Unterstützung durch Biofeedback oder Elektrotherapie. Nach erfolgter Sicherstellung einer korrekten Aktivierung ist neben der Kräftigung auch der beckenbodenschonende, ergonomische Umgang mit erhöhten intraabdominellen Kräften, z.B. beim Husten und Tragen, wesentlicher Teil der physiotherapeutischen Intervention. Das Ziel ist eine Erhöhung von Kraft, Ausdauer, Koordination und Funktion. Gerade für die Verkleinerung der Levatoröffnung (der Bereich zwischen den beiden Puborectalismuskeln) ist eine Hypertrophie des Muskels und die damit verbundene Raumforderung als wertvoller Bestandteil der Therapie zu sehen. Beckenbodentraining ist als Maßnahme effektiv, wobei Studien zu Langzeitergebnissen derzeit noch fehlen. Für die Bewertung der Evidenz wurde bereits 2012 eine Änderung beschlossen, sodass ab 2013 ein Level of Evidence 1 und Grade of Recommendation A in den Richtlinien der ICS zu finden sein werden. 4 Lifestyle Interventionen Diese umfassen Reduktion des Bauchumfangs, Einschränkung von starker physischer Belastung und Behandlung einer ev. vorhandenen Obstipation, sind jedoch derzeit noch nicht mit Studien bezüglich ihrer Effektivität untersucht. Auch zur häufig erwähnten Verwendung von Hormonsalben finden sich keine Empfehlungen, die durch Studien belegt sind. 8 physioaustria inform Dezember 2013 Eine interessante Beobachtung ist, dass in Langzeitstudien bei Patientinnen mit Stage I auch ohne Therapie eine Verbesserung gemessen werden konnte, die je nach Lokalisation bei 22 – 48% lag. Bei den Ausprägungsgraden II und III konnte eine Reduktion nur mehr bei 0 – 9% der untersuchten Frauen beobachtet werden. Eine 2013 publizierte Studie, die jedoch nur an 37 Patientinnen durchgeführt wurde, untersucht die Auswirkung einer POP-Operation auf den Beckenboden. Drei Monate postoperativ zeigt sich eine Verbesserung der EMG-Aktivität der Muskulatur im Vergleich zur Aktivität vor der Operation. Gemessen wurden die Parameter der MVC (maximum voluntary contractrion) und kurze, schnelle Kontraktion über einen Zeitraum von 6 Sekunden. Die Patientinnen erhielten kein Beckenbodentraining und nahmen auch keine Veränderung der sportlichen Aktivitäten im Vergleich zum Status vor der Operation vor. Die naheliegende Fragestellung, ob sich äquivalent dazu auch eine Verbesserung der Muskelaktivität durch Verwendung eines Pessars erreichen ließe, bzw. ob das Training und der Einsatz der Beckenbodenmuskulatur durch dessen Verwendung im Alltag eine Steigerung erfahren können, ist aus heutiger Sicht nicht beantwortbar, da diesbezügliche Studien noch nicht vorliegen. 01 inform DEZ_x 25.11.13 11:18 Seite 9 Christine Stelzhammer, MEd © Helmut Wallner SENKUNGSZUSTÄNDE Zusammenfassung der »Levels of Evidence« und »Grades of Recommendation« für Therapeutische Interventionen gemäß ICS (basierend auf dem Oxford System) Recommendation GRADE A Basiert meistens auf Level 1 Evidence, in klinischen Behandlungspfaden eingebaut mit starker Empfehlung diese Therapie zu wählen GRADE B Evidence Es kann sowohl die Wirksamkeit als auch die Nicht-Wirksamkeit einer Therapie durch Evidenz bewertet werden LEVEL 1 Metaanalysen randomisiertkontrollierten Studien (RCT) oder zumindest ein qualitativ hochwertiges RCT Mehrheitlich liegen Level 2 Studien zugrunde, die Evidence ist vor allem auf Basis von RCT s gegeben GRADE C die Evidence begründet sich vor allem auf Studien mit Level 2 und 3 oder Expertenmeinung LITERATUR www.ics.org/Publications/ICI_4/book.pdf Braekken I., Majida M., Ellström Eng M., Holme I., Bo K. (2009): Pelvic floor function is independently associated with pelvic organ prolapse. BJOG 2009;(116):1706-1714; DeLancey J.O.L. (2005): The hidden epidemic of pelvic floor dysfunction: Achievable goals for improved prevention and treatment. Am J Obstet Gynecol(2005);(192):1488-95; Bugge D., Adams EJ., Gopinath D., Reid F. (2013): Pessaries (mechanical devices) for pelvic organ prolapse in women (Review) (2013) The Cochrane Collaboration GRADE D bedeutet, dass keine Empfehlung abgegeben werden kann. LEVEL 2 Ein RCT von niedriger Qualität oder Metaanalysen prospektiver Kohortenstudien von hoher Qualität LEVEL 3 Retrospektive Fall-Kontrollstudien von guter Qualität oder Fallserien von guter Qualität LEVEL 4 Expertenmeinung physioaustria inform Dezember 2013 9 01 inform DEZ_x 25.11.13 11:18 Seite 10 Themenschwerpunkt Becken Der Beckenboden im Tanz – ein zuverlässiger Partner? Professionelle Tänzerinnen vereinen Kunst und Hochleistungssport in ihrem Beruf. Mit einem hohen täglichen Trainingspensum und einem großen Repertoire an Sprüngen zählt der Tanz zu den »High-Impact«-Sportarten und stellt eine hohe Belastung für den Beckenboden dar. Wissen um mögliche Prävention und gezielte Muskelarbeit, die ins tägliche Tanztraining inkludiert werden kann, sollten so früh wie möglich Anwendung finden, um Beckenbodenbeschwerden vorzubeugen und eine uneingeschränkte Tanzkarriere zu ermöglichen. Urinale Stressinkontinenz ist der Definition zufolge das unfreiwillige Harnlassen unter plötzlichem Druckanstieg im Becken wie im Falle von Husten, Niesen oder auch Lachen. Die Prävalenz liegt in der Normalbevölkerung zwischen 10 und 55% bei Frauen zwischen 15 und 64 Jahren. Vor allem »High-Impact«-Sportarten weisen eine drastisch erhöhte Prävalenz auf. Es handelt sich dabei um Leistungssportarten wie Trampolinspringen (80% Prävalenz), diverse Tanz- und Gymnastikstile (40-56%), sowie manche Ballsportarten (17-30%). Der Harnverlust tritt bei annähernd allen Sportlerinnen während des Trainings auf, bei 50% der Betroffenen auch während Wettkämpfen oder Vorstellungen. Zwar zeigt sich die Harninkontinenz häufiger während der sportlichen Aktivität, sie kann aber auch den Alltag beeinträchtigen. Stressinkontinenz bei Sportlerinnen im Allgemeinen und Tänzerinnen hier im Besonderen bedeutet emotionalen und psychischen Stress. Sie beeinflusst nicht nur maßgeblich die sportliche Leistung sondern auch das körperliche Wohlbefinden und das Selbstwertgefühl der typischerweise sehr jungen Sportlerinnen. Judith Elisa Kaufmann Direktorin Body, Art & Expression, Schule für darstellende Kunst & Akademie für Tanzpädagogik und Tanzmedizin, Leitung tamed Österreich. Ehemalige klassische Tänzerin und Schauspielerin; Regisseurin, Choreographin, Ballettmeisterin, Autorin und Dozentin für Tanzmedizin in D, GB, USA, Israel, Palästina und Ö. 10 physioaustria inform Dezember 2013 Ursachen Den Einfluss der Trainingsintensität zeigten Vitton et al. (2011): Sportlerinnen, die mehr als acht Stunden trainieren, zeigen eine signifikant höhere Prävalenz urinaler und analer Inkontinenz als Sportlerinnen mit weniger als acht Trainingsstunden pro Woche (UI: 33.1% vs. 18.3%, p=0.001; AI: 14.8% vs. 4.9%, p=0.001). Anale Inkontinenz äußerte sich in ihrer Studie vor allem als Flatulenz (84%). Bestätigt wurde dies von Borin, Nunes und Guirro (2012). Ihre Untersuchungen zur physiologischen Funktion des Beckenbodens von gesunden Sportlerinnen zeigten einen deutlichen Zusammenhang zwischen perinealem Druck und der Trainingsintensität. Je höher die Trainingsintensität, desto weniger stark konnte der Beckenboden kontrahieren. Die Häufigkeit des unfreiwilligen Harnabganges während sportlicher Belastung stieg ebenso wie der nächtliche Harndrang und die Häufigkeit des Harndranges. Sport ist folglich zwar gesundheitsfördernd, im Hochleistungsbereich bringt er jedoch auch negative Auswirkungen auf den Beckenboden im Sinne einer Dysfunktion mit sich. Studien von Kruger, Dietz, Murphy und Heap zeigten 2005 und 2007 mittels MRT und Ultraschall bei Sportlerinnen eine stärkere Absenkung des Blasenhalses beim Valsalva Manöver, einen messbar größeren Hiatus-Bereich und eine Hyperthrophie des M. levator ani. Anita Kiselka, MSc setzt sich als Physiotherapeutin aktiv für die Gesundheitsförderung von TänzerInnen ein, seit 2012 auch in ihrer Funktion als Vorstand von tamed e. V. und seit 2013 als Junior Researcher an der FH St. Pölten. 01 inform DEZ_x 25.11.13 11:18 Seite 11 Judith Elisa Kaufmann, Anita Kiselka, MSc © Ingrid Kiselka TANZMEDIZIN physioaustria inform Dezember 2013 11 01 inform DEZ_x 25.11.13 11:18 Seite 12 © Ingrid Kiselka Themenschwerpunkt Becken Es mag erstaunlich erscheinen, dass bei Sportlerinnen und gerade bei Tänzerinnen im Ballett und gymnastischen Leistungssport die Prävalenz von Beckenbodenbeschwerden und Stressinkontinenz sehr hoch ist. Nicht nur wird gerade diesen Frauen höchster Trainingsstatus zugeschrieben, sondern grundlegende muskuläre Prinzipien des Tanzes stehen in direktem Zusammenhang mit der Beckenbodenmuskulatur und müssten folglich beispielsweise über das En Dehors oder »Turn-ou«, der Außenrotation des Beines aus der Hüfte, täglich trainiert werden. Die dennoch erhöhte Rate der Stressinkontinenz resultiert unter anderem daraus, dass Leistungssportarten mit hohem Sprunganteil die Prävalenz von Beckenbodenbeschwerden stark erhöhen. Vergleicht man beispielweise die Prävalenz von 0% im Golfsport mit der Prävalenz urinaler Inkontinenz im Trampolinspringen von 80%, so ist der Anteil des Springens an der jeweiligen Sportart ein Wertungskriterium. Doch nicht allein das Springen ist Grund für die erhöhte Stressinkontinenz bei Tänzerinnen. Auch eine reduzierte Flexibilität des Fußes könnte aufgrund mangelnder Schock absorbierender Wirkung die Leistungsfähigkeit des Beckenbodens beeinträchtigen. Obwohl Tänzerinnen ihre Profession auf die Gesundheit ihrer Füße stützen, wird vielfach wenig dafür getan, die Füße bewusst zu trainieren und für die Anforderungen des Tanzes fit zu machen bzw. zu erhalten. Das typische Schuhwerk, das aus Tanzschuhen mit oft sehr hohen Absätzen, weichen Schläppchen oder Spitzenschuhen besteht und nicht die geringste Schockabsorption bietet, sowie für den Tanz zu harte und somit ungeeignete Böden, können die Belastung für den Beckenboden noch weiter erhöhen. Aufgrund der körperlichen Anforderungen werden im Rahmen der Eignungstests besonders häufig Tänzerinnen mit einer generalisierten Hypermobilität für diesen Beruf ausgewählt. Eine Untersuchung von Bø et al. (1994) liefert Hinweise darauf, dass im Falle ausreichend kräftiger Beckenbodenmuskulatur eine dennoch vorliegende Inkontinenz durch ein benignes Hypermobilitäts-Syndrom erklärt werden kann. Nicht wenige Tänzerinnen haben damit zu 12 physioaustria inform Dezember 2013 kämpfen, ihre Hypermobilität über muskuläre Stabilisation so weit auszugleichen, dass ihr Körper gesund und leistungsfähig bleiben kann. Während Beine, Füße und Rücken über das natürliche Maß hinaus flexibel gehalten werden, muss sich das Becken dieser Mobilität als stabiles Zentrum entgegensetzen. Seine elastisch-reaktive Funktionalität und Flexibilität zu erhalten ist eine Herausforderung. Conclusio Der Beckenboden einer Tänzerin ist gemäß ihres Trainingszustandes hoch trainiert, und die gesamte Muskulatur weist eine viel höhere Grundspannung auf. Der im MRT sichtbar als Kuppel in den Bauchraum hochgewölbte Beckenboden ist an der täglichen Atmung und Bewegung wie Gehen und Laufen beteiligt. Voraussetzung dafür, dass er die Organe des Bauches nach dem Einatmen wieder in ihre Lage zurückhebt, ist seine Fähigkeit zu schwingen, sich Bewegungen wie Atmen oder Gehen anzupassen und auch bei raschen Druckveränderungen einem Druckanstieg im Bauchraum vorab entgegenzuwirken. Diese Anpassungsfähigkeit resultiert nicht ausschließlich aus einem hohen Muskeltonus und trainierter Kontraktionsbereitschaft, sondern eben auch aus einer funktionalen Flexibilität. Ein durch das tägliche Training übertrainierter Beckenboden kann dafür jedoch einen zu hohen Muskeltonus aufweisen. Dieser »harte« oder »steife« Beckenboden erscheint aus diesem Blickwinkel betrachtet als Nachteil in einem an sich gesunden Sportlerleben. Kommt es zu raschen Druckveränderungen, wie beim Abspringen, Landen oder während einer Hebung, könnte die nötige zusätzliche Spannungserhöhung in der mehrschichtigen Muskelkuppel zu spät oder gar nicht mehr zum Einsatz kommen. 01 inform DEZ_x 25.11.13 11:18 Seite 13 Therapie & Prävention Gezieltes Beckenbodentraining ist auch bei Sportlerinnen eine effektive Präventions- und Rehabilitationsmaßnahme für Stressinkontinenz. Aufgrund der veränderten Morphologie und Funktion empfehlen sich bei Sportlerinnen oft jene Übungen, die die Flexibilität des Beckenbodens trainieren, sowie eine Kombination mit funktioneller Elektrostimulation und Biofeedback. Pessare und Vaginaltampons helfen außerdem, einem Harnverlust während des Springens und Laufens vorzubeugen. Im täglichen Tanztraining sollte deutlich mehr Wert auf eine bewusste Schulung der Atemtechnik im Bewegungsfluss gelegt werden, um dem Problem eines »zu steifen« Beckenbodens vorzubeugen und seine Flexibilität zu erhalten. Engagierte TrainerInnen und Ausübende von Gesundheitsberufen ermöglichen den Tänzerinnen in der Praxis, ihren Beckenboden durch den Einsatz von bewusstem Atemtraining gezielt flexibel zu halten, damit er auf hohe Anspannungen im Bauchraum reagieren kann und die hierbei so wichtige Stabilisation des Rumpfes unterstützen kann. Aufklärung und gezielte Initiativen für und durch Tanzschaffende und Gesundheitsberufe können dieses Tabuthema ans Licht und den betroffenen Tänzerinnen Hilfe bringen. Dafür setzt sich auch, tamed e. V. ein. Die größte deutschsprachige Organisation für Tanzmedizin fördert den interdisziplinären Austausch zwischen und die Vernetzung von Tanzschaffenden und Gesundheitsberufen. Im Rahmen des Projekts »tamed berät« werden Fragen zu tanzmedizinischen Themen beantwortet. Hier erhalten Tänzerinnen auch zum Thema Beckenboden, Schwangerschaft und Rückbildung im Tanz präventive und weiterführende Informationen. UPLEDGER INSTITUT ÖSTERREICH führend in den Ausbildungen: Upledger CranioSacral Therapie® Viszerale Manipulation nach Barral® Osteopathische Therapie und Heilkunde Ein Kursprogramm im Besonderen für die tägliche Praxis der Physiotherapie. NEU im Programm: Die Osteopathieausbildung mit freier Modulwahl. Kostenlos anfordern unter: www.upledger.at LITERATUR Borin LC, Nunes FR, Guirro EC. Assessment of pelvic floor muscle pressure in female athletes. PM R. 2013;5(3):189-93. Vitton V, Baumstarck-Barrau K, Brardjanian S, Caballe I, Bouvier M, Grimaud JC. Impact of high-level sport practice on anal incontinence in a healthy young female population. J Womens Health. 2011;20(5):757-63. Kruger JA, Dietz HP, Murphy BA. Pelvic floor function in elite nulliparous athletes. Ultrasound Obstet Gynecol. 2007;30(1):81-5. Kruger JA, Murphy BA, Heap SW. Alterations in levator ani morphology in elite nulliparous athletes: a pilot study. Aust N Z J Obstet Gynaecol. 2005;45(1):42-7. Thyssen HH, Clevin L, Olesen S, Lose G. Urinary incontinence in elite female athletes and dancers. Int Urogynecol J Pelvic Floor Dysfunct. 2002;13(1):15-7. Bø K. Urinary incontinence, pelvic floor dysfunction, exercise and sport. Sports Med. 2004;34(7):451-64. Nygaard IE, Glowacki C, Saltzman CL. Relationship between foot flexibility and urinary incontinence in nulliparous varsity athletes. Obstet Gynecol. 1996;87(6):1049-51. Bø K, Stien R, Kulseng-Hanssen S, Kristofferson M. Clinical and urodynamic assessment of nulliparous young women with and without stress incontinence symptoms: a case-control study. Obstet Gynecol. 1994;84(6):1028-32. Rivalta M, Sighinolfi MC, Micali S, De Stefani S, Torcasio F, Bianchi G. Urinary incontinence and sport: first and preliminary experience with a combined pelvic floor rehabilitation program in three female athletes. Health Care Women Int. 2010;31(5):435-43. Upledger Institut Österreich Sparbersbachg. 63 | 8010 Graz Tel.: 0316/84 00 50-0 E-Mail: [email protected] www.upledger.at www.barral.at physioaustria inform Dezember 2013 bezahlte Anzeige Da Roza T, de Araujo MP, Viana R, Viana S, Jorge RN, Bø K, Mascarenhas T. Pelvic floor muscle training to improve urinary incontinence in young, nulliparous sport students: a pilot study. Int Urogynecol J. 2012; 23(8):1069-73. 13 01 inform DEZ_x 25.11.13 11:18 Seite 14 Themenschwerpunkt Becken SCHWANGERSCHAFT Maria Schwingenschlögl, MSc © Ilike - Fotolia.com Maria Schwingenschlögl, MSc ist freiberufliche Physiotherapeutin mit Abschluss des Masterlehrgangs »evidenzbasiertes Arbeiten in der Physiotherapie«. Sie leitet den Fachskype/Journal Club im fachlichen Netzwerk Uro-Prokto-Gynäkologie und Geburtshilfe. Beckenboden-Krafttraining während der Schwangerschaft? Evidenz am Beispiel der Studie: Salvesen KÅ, Mørkved S. Randomised controlled trial of pelvic floor muscle training during pregnancy. BMJ 2004;329:378-80 Intensives Beckenbodentraining während der Schwangerschaft kann urinarer Inkontinenz während der Schwangerschaft und nach der Geburt vorbeugen. Unter GeburtshelferInnen ist jedoch das Gerücht verbreitet dass ein starker Beckenboden, wie z.B. bei Reiterinnen, die Geburt behindert. Ziel der Studie ist die Untersuchung des Effekts von Beckenboden-Krafttraining (Pelvic Floor Muscle Training=PFMT) auf die Geburt. Methodik In dem singlel-blinded RCT wurden 301 gesunde Erstgebärende in eine Interventionsgruppe (n=148) und eine Kontrollgruppe (n=153) eingeteilt. Die Interventionsgruppe trainierte zwischen der 20. und 36. Schwangerschaftswoche 12 Wochen lang einmal die Woche für 60 Minuten unter Anleitung einer Physiotherapeutin . Zusätzlich wurden die Schwangeren angewiesen, zweimal täglich acht bis 12 intensive Beckenboden-Kontraktionen durchzuführen. Die Schwangeren in der Kontrollgruppe bekamen eine allgemeine Information und von der Durchführung eines PFMT wurde ihnen nicht abgeraten. Main outcome measures waren die Dauer der Austreibungsphase in Minuten und die Anzahl der Geburten, bei denen die Austreibungsphase länger als 60 Minuten dauerte, bei Spontangeburten ab der 38. Schwangerschaftswoche mit Schädellage und Schwangerschaft mit einem Kind. 14 physioaustria inform Dezember 2013 Ergebnisse Die Schwangeren in der Interventionsgruppe haben eine niedrigere Rate einer verlängerten Austreibungsphase (22 von 105 Frauen) als in der Kontrollgruppe (37 von 109 Frauen). Es gab einen Unterschied in der Dauer der Austreibungsphase zwischen den zwei Gruppen (40 min vs. 45 min, P=0,06), allerdings ist dieser nicht statistisch signifikant. In der Interventionsgruppe kamen weniger Steißlagen vor (1 vs 9, P=0,01) und es traten weniger Episiotomien (51% vs 64%) auf. Vaginale operative Geburten unterschieden sich nicht. Diskussion PFMT während der Schwangerschaft führt zu einer verbesserten Muskelkontrolle und zu kräftiger, flexibler Muskulatur. Die Autorinnen meinen, dass diese Effekte in Zusammenhang mit dem zentralen Nervensystem und der Muskulatur stehen und Training eher zu erleichtern als zu behindern scheint. Der Unterschied bei den Steißlagen (1:9) wurde als möglicher Zufallsbefund interpretiert. Dies könnte damit zusammenhängen, dass die Schwangeren in unterschiedlichen Positionen trainiert haben. Schlussfolgerungen Intensives Beckenbodentraining während der Schwangerschaft scheint die Geburt eher zu erleichtern als zu erschweren und könnte eine verlängerte Austreibungsphase bei einer von acht Frauen vorbeugen. Klinische Relevanz Einen wichtigen Stellenwert in der physiotherapeutischen Befunderhebung stellt die Untersuchung des (Spannungs-)Zustands und der Funktion des Beckenbodens dar: Z.B. mittels vaginaler Palpation nach dem PERFECT Schema mit Überprüfung der Entspannungsfähigkeit, um entsprechend individuelle Therapiemaßnahmen und Training zu planen. Die Studie zeigt dass PFMT während der Schwangerschaft zur Prävention und Behandlung von Urininkontinenz sinnvoll ist. Dies sollte unter Berücksichtigung der für die Geburt notwendigen Entspannungsfähigkeit des Beckenbodens erfolgen. LITERATUR Laycock J, Brown J, Cusack C, et al. Pelvic floor reeducation for stress incontinence: comparing three methods. Br J Community Nurs. 2001;6(5):230-237. 01 inform DEZ_x 25.11.13 11:18 Seite 15 FACHLICHES NETZWERK Elisabeth Udier, MSc Das fachliche Netzwerk UroProktoGynäkologie und Geburtshilfe stellt sich vor Etwa 50 PhysiotherapeutInnen in allen Bundesländern engagieren sich im Rahmen des fachlichen Netzwerks Uro- Prokto- Gynäkologie und Geburtshilfe. Eine ganzheitliche Sichtweise in Kombination mit spezifischen Befundungskenntnissen macht die Basis des Therapieerfolges aus. Dieses Ganze, genauso wie bei anderen körperlichen Schmerzen oder Beschwerden, zu sehen und zu behandeln und auch zu artikulieren ist uns wichtig, damit das veraltete Bild vom Beckenbodentraining erweitert wird zu dem, was wir in der Physiotherapie an Therapiemöglichkeiten nutzen können. In »Fachskypes« besprechen wir im Netzwerk regelmäßig Fallbeispiele oder Studien. Hier möchte ich Maria Schwingenschlögel ganz herzlich für die professionelle Aufbereitung der Skypeinhalte danken. Unser neuer Folder ist unter Kathi Meller im Fertigwerden und auf Kongressen sind wir sowohl aktiv als ReferentInnen als auch mit Fragen aus dem Publikum und im interdisziplinären Austausch aktiv. Laufend werden Artikel in Fachzeitschriften, wie Clinicum Urologie, Spektrum Urologie und Ärzteblatt veröffentlicht. Das Netzwerk ist ein tolles Team, wo jede und jeder, der möchte, kleine oder größere Aufgaben übernimmt und so erscheinen Artikel, entstehen Folder, Listen wer genau in welchem Bereich arbeitet, fachlicher Austausch, etc. Ich möchte mich bei allen Mitgliedern des fachlichen Netzwerkes für ihren Einsatz, die Präsenz bei Kongressen, etc. bedanken und freue mich schon auf unsere Tagung am 7. – 8. März 2014! © Fachliches Netzwerk UPG Das fachliche Netzwerk »UroProktoGyn« hat Mitglieder – mit Ausnahme des Burgenlandes – in allen Bundesländern. Wir sind mittlerweile ca. 50 PhysiotherapeutInnen. Das Aufgabengebiet in diesem Bereich ist vielfältig und streckt sich von Inkontinenz über Senkung und Prostatabeschwerden bis zum Beckenschmerz und Dysfunktionen in der Sexualität. Auch Information und Aufklärung der Bevölkerung hat immer noch einen sehr hohen Stellenwert, um auf die Problematik, die durch diese Krankheitsbilder entstehen, aufmerksam zu machen. Es gibt allerdings immer mehr ÄrztInnen, die bereits sehr sensibel in diesem Bereich untersuchen und mit uns zusammenarbeiten. Physiotherapie ist bei Belastungsinkontinenz first-line Therapie, auch bei Senkung ist sie auf 1A-Empfehlung »gestiegen«. Bei Beckenschmerz und Vulvadynie ist individuell zu befunden, in welchen Bereichen Physiotherapie die Beschwerden verbessern kann. Aktuell werden bei weitem nicht allen PatientInnen in diesen Bereichen die Möglichkeiten der Physiotherapie angeboten. Hier Aufklärungsarbeit zu leisten ist uns als Netzwerk sehr wichtig. Der Beckenboden spielt in unserem Bereich eine große Rolle als beeinflussbare Muskulatur, die - besonders bei Frauen durch die Geburt - oft schon einiges an Belastung erlebt hat. Zu den wichtigsten Faktoren, die eine beeinflussende Rolle spielen, zählen: ° Neurogene und vaskuläre Einflüsse ° Umliegende Gelenke ° Sowie Atmung und der Gesamtspannungszustand des Körpers. physioaustria inform Dezember 2013 15 01 inform DEZ_x 25.11.13 11:18 Seite 16 Themenschwerpunkt Becken Neuerwerbungen der Bibliothek Literatur zum Schwerpunkt Becken R. Tanzberger/A. Kuhn/G. Möbs/U. Baumgartner (2013): Der Beckenboden – Funktion, Anpassung und Therapie. 3. Auflage. München: Urban & Fischer Verlag. B. Carrière et al. (Hrsg.) (2012) Beckenboden. Physiotherapie und Training. Stuttgart: Thieme Verlag. R. Schliermann/V. Anneken/ Th. Abel/T. Scheuer/ I. Froböse (2014) Sport von Menschen mit Behinderung. Grundlagen, Zielgruppen, Anwendungsfelder. München: Urban & Fischer Verlag. J. Johnson (2013) Haltungsanalyse. Schritt für Schritt in Wort und Bild. 1. Auflage. München: Urban & Fischer Verlag. B. Carrière/C. M. Feldt (2006) The Pelvic Floor. Stuttgart: Georg Thieme Verlag. U. Michaelis (2003) Beckenbodentraining für Männer. Harninkontinenz und Errektionsstörungen mindern und überwinden. München: Urban &Fischer. A. Heller (2002) Nach der Geburt. Wochenbett und Rückbildung. Stuttgart: Georg Thieme Verlag. M. Nolan (2001) Professionelle Geburtsvorbereitung. Geburtsvorbereitungskurse erfolgreich planen, durchführen und bewerten. Bern: Verlag Hans Huber. R. Day/J. Fox/G. Paul-Taylor (2013) Neuromuskuloskelettale Tests. Ein Handbuch für Physiotherapeuten. 1. Auflage. München: Urban & Fischer Verlag. R. Tanzberger/ A. Kuhn/ G. Möbs/ U. Baumgartner (2013) Der Beckenboden – Funktion, Anpassung und Therapie. 3. Auflage. München: Urban & Fischer Verlag. Kurse zum Schwerpunkt Viszerale Manipulation III, Urogenitaltrakt (2), Rektum und Becken, Hormonsystem 1. Teil: 11. – 12.01.2014, 2. Teil: 25. – 26.01.2014 Wien, Physio Austria Kurszentrum Die weibliche Inkontinenz. Palpation als Grundlage für einen befundspezifischen Behandlungsaufbau bei weiblicher Inkontinenz und Senkungsbeschwerden. 31.01. – 01.02.2014, Wien, Physio Austria Kurszentrum Schwangerschaft und Geburtsvorbereitung. 26. – 27.04.2014, Wien, Physio Austria Kurszentrum Beckenboden. Grundlagenkurs. 19. – 20.05.2014, Salzburg, FH Salzburg A. Gottlob (2013) Differenziertes Krafttraining mit Schwerpunkt Wirbelsäule. 4. Auflage. München: Urban & Fischer Verlag. S. Paoletti (2011) Faszien. Anatomie, Strukturen, Techniken, Spezielle Osteopathie. 2. Auflage. München: Urban & Fischer Verlag. Wochenbett und Rückbildung. Das Heller-Konzept nach der Geburt. 19. – 20.09.2014, Wien, Physio Austria Kurszentrum Beckenbodenfunktionen/dysfunktionen/dysbalancen bei Frau und Mann. Das Heller-Konzept. 20. – 23.10.2014, Wien, Physio Austria Kurszentrum Apparateunterstütztes Feedback in der Physiotherapie. Inkontinenz beim Mann: erkennen – behandeln – dokumentieren. 24. – 25.10.2014, Graz, FH Joanneum Der anale Verschlussmechanismus. Funktion und Dysfunktion. 21. – 22.11.2014, Wien, Physio Austria Kurszentrum Viszerale Manipulation II, Bauchorgane + Urogenitaltrakt 24. – 28.11.2014, Wien, Physio Austria Kurszentrum Kursanmeldungen bitte schriftlich an [email protected] 16 physioaustria inform Dezember 2013 BERUFSSCHUTZ Mag. Patricia Otuka-Karner, Mag. Nicole Muzar Vor Gericht erkämpft: Mehr Sicherheit für PatientInnen In einem von Physio Austria, dem Bundesverband der PhysiotherapeutInnen Österreichs, angestrengten Prozess hat das Oberlandesgericht Wien vor wenigen Wochen eine Entscheidung getroffen und Physio Austria Recht gegeben. In der Rechtssache ging es darum, dass der Beklagte, ein Heilmasseur mit zahlreichen östlichen und westlichen Massageausbildungen, der sich selbst als »Wirbelsäulenspezialist« bezeichnete – mit einer von ihm entwickelten »Transformations-Wirbelsäulen-Therapie« die Soforthilfe bei Rückenschmerzen aller Art ermöglichen sollte –, warb. Dabei bot der Beklagte u.a. die Diagnose von Beckenschiefständen und therapeutischen Behandlungen wie z.B. Atemübungen und passiver Bewegungsübungen bei Wirbelsäulenproblemen an. Aufmerksam auf den Sachverhalt wurde Physio Austria zum einen durch ehemalige PatientInnen des Beklagten, zum anderen auch durch PhysiotherapeutInnen, welche die Rechtmäßigkeit des Angebotes hinterfragten sowie durch Inserate des Beklagten in diversen Medien. Physio Austria vertritt den Standpunkt, dass derartige Therapieangebote durch dazu rechtlich nicht befugte Personen für PatientInnen ein erhebliches Gesundheitsrisiko bedeuten können und zumindest zu einem Teil in den Vorbehaltstätigkeitsbereich der PhysiotherapeutInnen eingreifen und hat daher im Sinne des PatientInnen – und Berufsschutzes Klage beim Handelsgericht Wien eingebracht. Inhalt der Klage war, dass der Beklagte es zu unterlassen habe, »im geschäftlichen Verkehr zu Zwecken des Wettbewerbs Leistungen, die Ärzten oder PhysiotherapeutInnen vorbehalten sind, insbesondere die Diagnose eines Beckenschiefstandes, das Ausfindigmachen der Ursachen chronischer Krankheiten, die Diagnoseerstellung und therapeutische Behandlungen bei Wirbelsäulenproblemen (z.B. Rückenschmerzen, § Bandscheibenvorfall, Skoliose) sowie die Anordnung spezieller Atemübungen und passiver Bewegungsübungen gegenüber kranken oder krankheitsverdächtigen Personen anzukündigen oder anzubieten, sofern er nicht über die hierfür erforderliche Ausbildung des physiotherapeutischen Dienstes oder eine gleichwertige Ausbildung verfügt«. Gegen das Urteil des Handelsgerichtes Wien, das dem Klagsbegehren vollinhaltlich stattgab, hat der Beklagte Berufung erhoben. Mit Urteil vom 29.07.2013 hat das Oberlandesgericht Wien als Berufungsgericht das erstinstanzliche Urteil aber bestätigt. Dieses Urteil blieb unangefochten. Damit ist die Rechtssache rechtskräftig entschieden. Um auch den betroffenen Personenkreis über das Urteil informieren zu können, war die Veröffentlichung in Diversen Medien ebenfalls Teil des Klagsbegehrens. Es wurde festgehalten, dass der Beklagte gegenüber der klagenden Partei schuldig ist, den dem Unterlassungsbegehren stattgebenden Urteilsspruch für die Dauer von zwei Monaten auf seiner Webseite zu veröffentlichen. Physio Austria wurde zudem ermächtigt, einen Teil des Urteilsspruchs auf Kosten des Beklagten in jeweils einer Ausgabe der Zeitschrift »Medizin Heute« (mittlerweile »Vorsorge«) – eine Beilage der Kronen Zeitung – (siehe Ausgabe Oktober 2013), in einer Ausgabe von »Österreich« (siehe Ausgabe von 30. Oktober), sowie dem »inform« (siehe unten) auf Kosten des Beklagten veröffentlichen zu lassen. Die Übernahme der Verfahrenskosten durch den Beklagten versteht sich von selbst. Fest steht: Nicht nur für die PatientInnen, auch für die in Österreich tätigen PhysiotherapeutInnen ist dieses Urteil wesentlich, da ihnen durch derartige Therapieangebote von Unbefugten Schaden entstehen kann. GZ: 41 Cg 93/10z-52 Im Namen der Republik Das Handelsgericht Wien erkennt durch die Richterin MMag. Liselotte Eckl in der Rechtssache der klagenden Partei P h y s i o A u s t r i a , Bundesverband der Physiotherapeutinnen Österreichs, Linke Wienzeile 8/28, 1060 Wien, vertreten durch Ferner, Hornung & Partner Rechtsanwälte GmbH, Hellbrunner Straße 11, 5020 Salzburg, wider die beklagte Partei W a l t e r S a g a n , Heilmasseur, Hirschstettner Straße 19-21, C/2, 1220 Wien, vertreten durch (zuletzt) Mag. Dr. Martin Dercsaly, Rechtsanwalt, Oppenheimgasse 37/17/3, 1100 Wien, wegen Unterlassung und Veröffentlichung (EUR 41.000,--), nach durchgeführter mündlicher Streitverhandlung zu Recht: 1. Der Beklagte ist gegenüber der klagenden Partei schuldig, es im geschäftlichen Verkehr zu Zwecken des Wettbewerbes zu unterlassen, Leistungen, die Ärzten oder Physiotherapeutinnen vorbehalten sind, insbesondere die Diagnose eines Beckenschiefstandes, das Ausfindigmachen der Ursachen chronischer Krankheiten, die Diagnoseerstellung und therapeutische Behandlung bei Wirbelsäulenproblemen (z.B. Rückenschmerzen, Bandscheibenvorfall, Skoliose) sowie die Anordnung spezieller Atemübungen und passiver Bewegungsübungen gegenüber Kranken oder krankheitsverdächtigen Personen anzukündigen oder anzubieten, sofern er nicht über die hiefür erforderliche Ausbildung des physiotherapeutischen Dienstes oder eine gleichwertige Ausbildung verfügt und nicht zur freiberuflichen Ausübung nach dem Gesetz über die Regelung der gehobenen medizinisch-technischen Dienste (MTD-Gesetz), BGBl. Nr. 460/1992 i.d.g.F., oder zur Ausübung des Arztberufes beruft ist, oder darauf hinweist, dass diese Leistungen nur von dazu befugten dritten Personen erbracht werden. bezahlte Anzeige n 01 inform DEZ_x 25.11.13 11:19 Seite 17 physioaustria inform Dezember 2013 17 01 inform DEZ_x 25.11.13 11:19 Seite 18 Themenschwerpunkt Becken Der kleine Unterschied! Beckenbodenprävention für den Mann? Beckenbodentraining ist im Allgemeinen weiblich konnotiert. Zu Unrecht, wie die Physiotherapie zeigt. Die Beschäftigung mit dem Becken und seiner Funktion von Ausscheidung und Sexualität ist nach wie vor in weiten Kreisen ein Tabuthema. Dies betrifft aber nicht nur die Masse der Bevölkerung, sondern auch die medizinische Welt. Die Physiotherapie hat mittlerweile einen wissenschaftlich gesicherten Stand auf dem Gebiet der Arbeit im kleinen Becken: bei Belastungsinkontinenz ist sie in den Leitlinien von Fachverbänden als Methode mit Empfehlungsgrad A und Evidenzklasse 1A Standard verankert. Heuer wurde der Physiotherapie von der International Incontinence Society das gleiche Level in der Behandlung von Organsenkungen im kleinen Becken zugesprochen. Für GynäkologInnen, ProktologInnen und UrologInnen heißt das, dass jede Maßnahme ohne 1ALevel, die bei Inkontinenz oder Senkungsbeschwerden vorgeschlagen wird, ohne vorherigen Versuch einer physiotherapeutischen Intervention, entgegen der evidenzbasierten Leitlinien vorgenommen wird. Der weibliche Beckenboden in der Prävention Es ist bekannt, dass es diverse Risikofaktoren gibt, die bei der Frau zur Entstehung von Symptomen im Beckenbereich führen können. Gesichert sind: Geburten, Adipositas, Alterungsprozesse – sie erhöhen die Gefahr im Laufe des Lebens Kontinenz- und Senkungsbeschwerden oder Schmerzsyndrome zu entwickeln. Aufgrund der weiblichen Anatomie – die im Unterschied zum Mann die Möglichkeit eröffnen muss, ein Baby durch das Becken hindurch in die Außenwelt zu entlassen – ist ein gehöriges Maß an Flexibilität gefordert. Im Laufe des Lebens kann es zu flexibel werden – mit allen entsprechenden Beschwerden. Präventives Training während und nach der Schwangerschaft hat gezeigt, dass es wirksam solchen Spätfolgen entgegenwirken kann. 18 physioaustria inform Dezember 2013 Und beim Mann? Die Gefahr eine Belastungsinkontinenz zu entwickeln hat der Mann nur in Folge eines Traumas: bei Riss-, Schnitt-, Stichverletzungen oder auch in Folge von Beckenringfrakturen kann es zu Störungen des Schließmuskelsystems kommen. Das häufigste Trauma, das zu einer Belastungsinkontinenz des Mannes führt, ist jedoch iatrogen: Die Verletzung des Harnröhrensphinkters aufgrund von Prostataoperationen oder –bestrahlungen. Deshalb ist präventives Beckenbodenmuskel-Training zur Vermeidung von Schließmuskeldefiziten beim Mann nicht wirklich sinnvoll. Es wäre vergleichbar mit der Empfehlung eines präventiven Quadricepstrainings, da man in ungewisser Zukunft unter Umständen einmal eine Meniscus-OP haben könnte. Ganz anders allerdings stellt sich die Lage in Bezug auf ein präoperatives Trainings bei geplanter Prostataentfernung dar: hier im Vorfeld aktiv zu sein, bringt dem Mann sehr viel. Schon allein das Kennenlernen und gezielte Ansteuern der Beckenbodenmuskeln hilft den Betroffenen in der postoperativen Situation. Allerdings handelt es sich hierbei natürlich nicht um Prävention, sondern ist Teil eines – noch viel zu wenig etablierten - interdisziplinären Behandlungskonzeptes um postoperativ schneller und effektiver das Training aufnehmen zu können. Andere Gründe für eine Beckenboden-Prävention des Mannes? Neben der Belastungsinkontinenz, die auf Trauma zurückgeht, kann der, vorwiegend ältere, Mann auch eine überaktive Blase entwickeln. Auch hier kann es zu Inkontinenz kommen, wenn es nicht gelingt, den »zu stürmischen« Blasenmuskel zu bändigen. Dies ist mögliche Folge einer neurologischen Erkrankung (wie bei MS, M. Parkinson u.v.m.). Aber auch die Prostata kann Ursache sein: eine gutartige Vergrößerung, die zu einem Engpass in der Urethra und daraufhin langfristig zu einem überaktiven Blasenmuskel führt. Ein Krafttraining der Beckenbodenmuskulatur hilft hier nicht und kann der Symptomatik auch nicht vorbeugen. Wobei natürlich Muskeltraining immer zur Verbesserung der Zirkulation (Blut und Lymphe) und damit auch zur Optimierung des allgemeinen Gewebezustands in der Region führt. Ob dies einer möglichen benignen Prostatahypertrophie entgegenwirkt, ist jedoch nicht bekannt. 01 inform DEZ_x 25.11.13 11:19 Seite 19 Markus Martin Markus Martin ist seit 1982 Physiotherapeut, seit 1996 in eigener Praxis. Seit 2006 in Wien Entwickler der Methode »BM Balance Moderne Prävention und Rehabilitation für Blase, Beckenboden und Prostata«. Seit 1994 Lehrtätigkeit in verschiedenen Fortbildungskursen. Mitglied der Fachgruppe Uro-, Prokto-, Gynäkologie und Geburtshilfe bei Physio Austria. © Markus Bormann - Fotolia.com PRÄVENTION Prävention der erektilen Dysfunktion Studienmäßig belegt ist jedoch die positive Wirkung von Beckenboden-Training bei erektiler Dysfunktion (Sommer 2004, van Kampen 2003). Welche Mechanismen hier wirken ist noch nicht bekannt; Claes und Baert hatten das Beckenbodenmuskel-Training 1993 bei Männern mit erektiler Dysfunktion und venösen Störungen untersucht und gute Erfolge erzielt. Aber auch eine verbesserte arterielle Versorgung mag die Erfolge begründen (die Erfolgsgeschichte der PDE5-Hemmer – »Viagra & Co.« – spricht für sich!). Auch die Spannkraft der Mm. bulbocavernosi und Mm. ischiocavernosi wird einen Teil dazu beitragen können, da sie zu einer intracavernösen Druckerhöhung führen dürfte. Regelmäßiges Training bewirkt bekanntlich nicht nur Spannungszunahme sondern damit einhergehend auch eine höhere Sensitivität in der Region. Schließlich dürfte der eine oder andere Mann die rhythmischen Kontraktionen bei der Ejakulation auch lustvoller empfinden, wenn diese Muskeln stärker ausgebildet sind. physioaustria inform Dezember 2013 19 01 inform DEZ_x 25.11.13 11:19 Seite 20 Quelle: Wikicommons Themenschwerpunkt Becken Was jedoch die Evidenz der Prävention von erektiler Dysfunktion betrifft, so gibt es keine verlässlichen Untersuchungsergebnisse. Dass das Muskeltraining hier auch hilfreich sein könnte, ist insofern anzunehmen, als dessen Präventionswirksamkeit bei anderen Erkrankungen sowohl in der Phlebologie, Angiologie und natürlich Sportwissenschaft nachgewiesen ist. Angesichts der Tatsache, dass jeder 3. Mann ab dem 60. Lebensjahr von einer erektilen Dysfunktion betroffen ist, scheint ein präventives Training sinnvoll. Auch wenn diese Empfehlung, statistisch gesehen, schnell relativiert sein mag: Bei einer Prävalenz der erektilen Dysfunktion von ca. 20% der über 30-Jährigen empfindet dies nur ein Drittel der Betroffenen – und damit also ca. 7% aller Männer - auch als Leiden, dass sie therapeutisch angehen wollen (Braun 2000). Diese Untersuchungsergebnisse könnten in ein paar Jahren aber ganz anders aussehen, wenn ein entsprechendes Präventionstraining einem breitem Publikum nahegebracht wird – denn wie viel Resignation und Beziehungswandlung aufgrund von »weichen« Tatsachen dürfte hier schon in die mittels Fragebogen erhobenen Zahlen mit eingeflossen sein? 20 physioaustria inform Dezember 2013 Wechseljahre des Mannes? Schlagworte, die seit einigen Jahren die Runde machen – das »Klimakterium virile« oder »Andropause« - lassen einen speziellen Lebensabschnitt des Mannes erscheinen, der mit hormoneller Umstellung analog zum Klimakterium der Frau beschrieben wird. Allerdings sollte sehr vorsichtig damit umgegangen werden, denn die Studienlage zeigt keine Verbindung zwischen Testosteron-Spiegel einerseits und Erektionsfähigkeit, Libido, allgemeiner Kraft und Gewebesituation auf der anderen Seite. So wird jetzt immer häufiger Testosteroneinsatz empfohlen (und auch verlangt), der sehr an die obligatorische Östrogen-Substitution bei der Frau der 90er Jahre erinnert und in dessen Folge die Brustkrebsrate deutlich anstieg. Bezüglich des Prostatakarzinoms ist Ähnliches zu befürchten. Daher sollten wir von Seiten der Physiotherapie eher zurückhaltend sein, einer physiologischen Veränderung im Leben einen behandlungsbedürftigen Anstrich zu geben. Es sind keine Wechseljahre sondern Alterungsprozesse (beider Geschlechter!), die mit Hilfe präventiver oder begleitender physiotherapeutischer Maßnahmen ohne Einschränkung der Lebensqualität erlebt werden können. Hier ist unsere berufliche Stärke, mit einem zentralen Pluspunkt im Vergleich zu vermeintlich schnellen Lösungen mittels Pharmazie: Physiotherapie von der Fachkraft ist (fast immer) nebenwirkungsfrei! 01 inform DEZ_x 25.11.13 11:19 Seite 21 Exklusives Angebot für Physio Austria Mitglieder. Es gibt nichts geschenkt. 3Spezial-Bonus XL. • 15% Bonus auf die Grundgebühr • 49€ Aktivierungsentgelt sparen • Bis zu vier Anmeldungen pro Mitglied Bei Interesse wenden Sie sich bitte an [email protected] bezahlte Anzeige Aktion gültig bei Neuanmeldung zu einem Sprach- oder Internettarif mit Gerät und 24 Monaten Mindestvertragsdauer. Ausgenommen Hui Plus Internet-Tarife. Rabatte beziehen sich nur auf den Basis-Tarif und sind nicht auf Zusatzpakete, Servicepauschale und sonstige Entgelte anrechenbar. 01 inform DEZ_x 25.11.13 11:19 Seite 22 Themenschwerpunkt Becken Erregung als Störfaktor Unwissenheit, Unverständnis und Scham prägen oft die Reaktion gegenüber Patientinnen, die unter dem persistierenden sexuellen Erregungssyndrom leiden. Die Physiotherapie kann bei dieser noch nahezu unbekannten Erkrankung, die die Lebensqualität massiv stört, helfen. Laut einer Studie von Thubert et al (2012), leiden 1% der Frauen an »Persistent Genital Arousal Disorder« (PGAD). Die Dunkelziffer ist vermutlich höher, weil Patientinnen nicht wissen, wer ihnen helfen kann – selbst viele UrologInnenen/GynäkologInnen haben noch nie von diesem Syndrom gehört. Diese Erkrankung ist auch bekannt als »persistierendes sexuelles Erregungssyndrom« (Resistent Sexual Arousal Syndrome=PSAS), oder »Female Sexual Arousal Disorder (FSAD)«. Das durchschnittliche Alter der Betroffenen liegt zwischen 35 und 54 Jahren. Das von Leiblum und Nathan (2001) erstmalig beschriebene Syndrom zeigt sich in einer ungewollten, persistierenden Erregung in der Genitalregion. Thubert et al (2012) fanden in einer systematischen Durchsuchung von 300 Artikeln 37, die sich mit PGAD befassten. 67 Prozent der Betroffenen litten gleichzeitig an einer überaktiven Blase, bei 67% bestand ein Restless Legs Syndrom und 55% hatten Varizen im Becken. Die Patienteinnenwurden vor allem mit Medikamenten behandelt, allerdings oft erfolglos, manche erhielten zusätzlich psychologische oder kognitive Verhaltensbehandlung (Brotto et al 2010, Carvalho J., Verissimo A., Nobre P.J. 2013). In einer Studie von Leiblum S.R. und Seehuus M. (2009) gab es keine Beweise, dass die Betroffenen hypersexuell waren. Die Ursache für PGAD ist bisher unbekannt. Physiotherapeutische Behandlung wird selten verordnet. Es gibt keine evidenzbasierten Studien, alle Behandlungen von ÄrztInnen beruhen auf empirischem Wissen. Im Folgenden wird die physiotherapeutische Behandlung einer 23jährigen Studentin beschrieben, die von der schwersten Form des PGAD (Leiblum und Chivers 2007) betroffen war und drei Monate lang erfolglos von einer Expertin für sexuelle Störungen und einem Neurologen behandelt worden war. Sie litt seit November 2012 unter ständiger ungewollter intensiver genitaler Erregung, sobald sich ihre Oberschenkel berührten. Sie konnte im Auto sitzend keine Vibration des Autos vertragen, ohne starkes Pulsieren in der Scheide zu haben und sie hatte Mühe sich beim Studium zu konzentrieren. Die Patientin war unglücklich über diese anhaltenden Symptome, sie konnte nicht auf der Seite schlafen und nur breitbeinig sitzen und gehen. 22 physioaustria inform Dezember 2013 Nach Angabe der Patientin wurden ihr folgende Medikamente ärztlich verordnet: Prozac, Sudafed, Skellaxin, Voltaren gel, Flector patches, Lyrica, Neurontin (gabapentin), Medrol Dosepack-zweimal und schließlich Botox Injektionen in die Musculi Piriformis, Obturator Internus Muskeln, und ins Impar Ganglion (oder Ganglion Impar). Sie bekam drei Injektionen in das rechte und zwei in das linke Gesäß, leider ohne Erfolg (danach Cipro, Naproxen, und Valtrex). Physiotherapeutische Behandlung ANAMNESE Die Patientin erzählte, dass sie schon als Kind übersensibel war und sich nicht gerne anfassen ließ. Sie hatte manchmal Angstattacken, im Frühjahr 2012 einen genitalen Herpes, der geheilt war, sonst war sie gesund. Sie wurde nie missbraucht. Es war ihr peinlich, über das Problem zu sprechen, von dem sie betroffen war und das so unbekannt war. ZIEL DER BEHANDLUNG Alle betroffenen Systeme des Körpers in einen bestmöglichen Zustand zu bringen und der Patientin zu zeigen, wie sie sich selbst helfen kann (»empower«). BETROFFENE SYSTEME DER PATIENTIN ° Limbisches System ° Furcht und Frustration, Angst ° Autonomes Nervensystem (ANS) ° Sympathisch getrieben, dysreguliert. Die Patientin konnte nicht gut schlafen, hatte Schmerzen, hatte Verspannungen, einschließlich in der Beckenbodenmuskulatur. Sensorisches System Hyperaktiv, stark berührungsempfindlich, die Berührung ihre Oberschenkel löste unangenehme Erregung und Pochen in der Scheide aus. Vibrationen (beim Autofahren) waren besonders unangenehm. 01 inform DEZ_x 25.11.13 11:19 Seite 23 PGAD Beate Carrière ist Physiotherapeutin in den USA und Deutschland. Sie ist Certified Instructor Functional Kinetics (FBL), Certified Achievement Pelvic Pain sowie Autorin von Fachbüchern (»Beckenboden«, »Fitness für den Beckenboden« und »Der grosse Ball in der Physiotherapie« und vielen Fachartikeln auf diversen Gebieten der Physiotherapie. Beate Carrière ° Zentralnervensystem ° ° ° Probleme mit Innervation der Muskeln (möglicherweise durch Botox), verkürzte Strukturen durch schlechte Haltung beim Gehen, Sitzen und Liegen. Beim Versuch ein Bein in Bauchlage anzuheben, spürte man deutlich Zucken im Musculus Glutaeus, aber keine richtige Anspannung der Muskulatur. Muskel/Skelettsystem Verspannte und verkürzte Muskeln, funktionelle Kontrakturen der Gelenke, besonders Hüften und Wirbelsäule. Kardio/Pulmonales System Fehlatmung, vermeidet Bauchatmung. Lymphsystem Neigt zu Schwellungen, vermutlich auch durch Medikamentennebenwirkungen ausgelöst. physioaustria inform Dezember 2013 23 01 inform DEZ_x 25.11.13 11:19 Seite 24 © Beate Carrière Themenschwerpunkt Becken Die Patientin zeigte zu Beginn massive Reaktion auf Bindegewebsmassagen (li). Nach drei Wochen waren die Reaktionen bereits deutlich schwächer (re). 24 Behandlungsschritte Die Patientin hatte die Medikamente reduziert, weil sie ihr nicht halfen. Sie nahm weiterhin Prozac und Gabapentin und wurde im März dreimal in der Woche behandelt, mit einer Woche Pause. Jede Behandlung wurde mit der Patientin besprochen und mit ihrer Zustimmung durchgeführt. Bindegewebsmassage löste eine starke Reaktion aus, sorgte aber bald für besseren Schlaf. Eine vorsichtige Mobilisation der Hüftgelenke und Wirbelsäule wurde durchgeführt. Atemübungen, um Entspannung des Körpers und Muskulatur zu erreichen, auch als Hausaufgabe. Die Patientin berichtete von besserem Schlaf, weniger Pochen in der Scheide, aber immer noch starker Übersensibilität. Sie berichtete, dass sie morgens in Seitenlage mit den Oberschenkeln aufeinander aufwachte, was erträglich war. Hin und wieder hatte sie Rückschläge, wenn zu viele oder zu lange Übungen vereinbart wurden oder Wahrnehmungstraining oder Dehnungen gemacht wurde. Jedesmal wurde besprochen, welche Übungen gut vertragen wurden und die Behandlung abgestimmt. Die Patientin lernte Selbstentspannung und sich selber an den Oberschenkeln zu berühren. Abgleichen der Berührung rechter und linker Oberschenkel wurde mit der Patientin geübt. Die Patientin fühlte sich innerhalb von ca. vier Wochen nach eigener Angabe um 2530% gebessert. Sie begriff, dass die Heilung lange Zeit brauchte, weil ihre Muskeln im Beckenbereich noch Mühe hatten sich zu rekrutieren und sie immer noch stark berührungsempfindlich an den Oberschenkeln und am Becken war, sie konnte aber auf der Seite schlafen. Insbesondere nach der Bindegewebsmassage verbesserte sich ihr physioaustria inform Dezember 2013 Schlaf, die Hautreaktion war deutlich vermindert. Die Patientin wurde zusätzlich psychotherapeutisch behandelt und die Krankenkasse genehmigte monatelang weitere physiotherapeutische Behandlungen. Inzwischen kann die Patientin normal gehen und sitzen, fühlt sich etwa 80% gebessert und kann zur Behandlung von Triggerpunkten in der verspannten Beckenbodenmuskulatur sogar intravaginale Behandlung vertragen. Die Patientin benötigt nur noch zwei Medikamente (Prozac und Neurontin) und ist zuversichtlich, auch diese in Kürze absetzen zu können. LITERATUR Carvalho J, Verissimo A, Nobre PJ. Cognitive and emotional determinants characterizing women with persistent genital arousal disorder. J.Sex Med. 2013 Jun; 10 (6): 1549-58 Brotto, LA, Bitzer J, Laan E, Leiblum S, Luria M. Women’s sexual desire and arousal disorders J Sex Med. 2010. Feb; 7: 856-614 Leiblum SR, Nathan SG. Persistent sexual arousal syndrome: a newly discovered Pattern of female sexuality. J of Sex/ Marital Therapy 2001 27; (4) 365-380 Leiblum SR, Chivers ML. Normal and persistent genital arousal in women: new perspectives. J Sex Marital Ther. 2007 Jul-Sep; 33 (4):357-73 Leiblum SR, Seehuus M. FSFI scores of women with persistent genital arousl disorder compared with published scores of women with female sexual arousal disorder and healthy controls. J of Sex Med. 2009 FebÖ 6 (2):469-73 ThubertT, Brondel M, Jousse M et al. Persistent genital arousal disorder: a systematic review. Prog Urol. 2012 Dec; 22 (17): 1043-50 01 inform DEZ_x 25.11.13 11:19 Seite 25 MTD-AUSTRIA Mag. Gabriele Jaksch Chance oder Risiko für MTD-Berufe? Gesundheitsreform, Gesundheitsziele, Primary Health Care – viele Schlagworte in der Gesundheitslandschaft! Die Gesundheits- und Krankenbehandlung der österreichischen Bevölkerung steht unter anderem im Fokus der Reformen der kommenden Legislaturperiode. Je besser unser Informationsstand und je rascher unsere gemeinsamen Veränderungsvorschläge positioniert werden, umso positiver wird der zukünftige Diskurs für unsere Berufsgruppen. Der internationale Ansatz der WHO (Gesundheit 2020) und die nationalen Reformen sprechen sich für eine »erhebliche Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden der Bevölkerung, Abbau von Benachteiligungen im Gesundheitsbereich, Stärkung der öffentlichen Gesundheit und Gewährleistung bürgernaher Gesundheitssysteme, die flächendeckend sind und Chancengleichheit sowie qualitativ hochwertige Leistungen bieten« aus. Dafür ist eine Neuorientierung und Reorganisation notwendig, in der die Zuständigkeiten von ärztlichem und nicht-ärztlichem Bereich neu zu regeln und Ressourcen neu zu verteilen sind. Gesundheitsberufe haben ihr Qualifikationsprofil auf zukünftige Qualifikationserfordernisse hin zu überprüfen, anzupassen und unbedingt multiprofessionell und interdisziplinär anzulegen. Im Rahmen der Gesundheitsreform haben Bund, Länder und Sozialversicherung fixe Ziele vereinbart und verpflichten sich zu einem laufenden Monitoring mit klar festgelegten Messgrößen und Zielwerten. Im sogenannten Bundes-Zielsteuerungsvertrag (www.bmg.gv.at/home/Startseite/aktuelle_Meldungen/Gesundheitsreform_2013_Erster_Bundes_Zielsteuerungsvertrag) und den darauf aufbauenden Landeszielsteuerungsverträgen wurden erste zeitnahe Ziele festgelegt. Auf Bundes- und Landesebene wurden dafür Gremien eingerichtet – derzeit ausnahmslos ohne Beteiligung von Gesundheitsberufen. In den folgenden Phasen, so wird von höchsten Stellen versichert, werden die wichtigen PartnerInnen (z.B. Gesundheitsberufe) zum Thema Gesundheit und Krankheit mit eingebunden. Die österreichischen Rahmengesundheitsziele (www.gesundheitsziele-oesterreich.at) sind ein essentielles und eng mit der Gesundheitsreform verknüpftes Modul. Die Rahmen-Gesundheitsziele für Österreich wurden von der Bundesgesundheitskommission auf Basis eines fachlichen Entwurfs beschlossen, der von einem eigens dafür geschaffenen Expertengremium erarbeitet wurde. Das Plenum dieses Expertengremiums umfasst 35 Personen. VertreterInnen verschiedener Ministerien, LändervertreterInnen, Sozialpartner, Hauptverband, Gesundheitsberufe (u.a. auch MTD-Austria), haben in vielen mehrstündigen Sitzungen zehn sogenannte RahmenGesundheitsziele definiert. Einige dieser zehn Gesundheitsziele wurden bereits vertiefend weiterbearbeitet und werden unter der Schirmherrschaft von mindestens zwei verschiedenen Ministerien (das ist sehr wichtig, da das Mag. Gabriele Jaksch Präsidentin von MTD-Austria, formuliert grundlegende Vorschläge an die kommende Bundesregierung. Thema Gesundheit keineswegs nur das Gesundheitsministerium betrifft) mit Pilotprojekten auf den Weg geschickt. Auch dabei konnte MTD-Austria alle gehobenen medizinisch-technischen Berufe gut positionieren. Es liegt nun an uns allen, für die nächsten Schritte der Gesundheitsreform gerüstet zu sein. Präventionscharta und Primary Health Care sind zwei von vielen Begriffen, welche wiederum eng mit der Gesundheitsreform verknüpft sind. Seit vielen Jahren finden in Alpbach in Tirol unter anderem die Gesundheitsgespräche statt. Diese Möglichkeit des nationalen und internationalen Austausches von Wissen und Erfahrungen wird natürlich auch von MTD-Austria genutzt, sich in der Gesundheitswelt für unsere MTD-Berufsangehörigen einzusetzen. Neben den, bereits im vorangegangenen Teil, angesprochenen Themen wurde das Thema Prävention auf neue, stabile Beine gestellt. Auf Einladung der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA) haben dort die wichtigsten Stakeholder in der Gesundheitslandschaft eine »PräventionsCharta Österreich« verfasst und in einer Pressekonferenz präsentiert. Doch es soll nicht bei Begrifflichkeiten bleiben: Nun kann ein Ist-Stand erhoben werden und alle relevanten Organisationen werden ihre Präventionsaktivitäten bekannt geben. Diese werden dann in einer Präventionslandkarte zusammengefasst, damit eine umfassende Übersicht über alle Präventionsaktivitäten in Österreich entsteht. Nachfolgend sollten Best-Practice Modelle ausgewählt und bestimmt werden, die dann im Sinne der Gesundheitsreform in ganz Österreich zum Einsatz kommen. Dies ist ein weiterer Schritt für mehr gesunde Lebensjahre für alle Österreicherinnen und Österreicher. Eng verknüpft mit der Gesundheitsreform – wie bereits erwähnt – ist das Thema Primary Health Care (PHC). Primärversorgung (also PHC) bezeichnet demnach die »allgemeine und direkt zugängliche erste Kontaktstelle für alle Menschen mit gesundheitlichen Problemen im Sinne einer umfassenden Grundversorgung. Sie soll den Versorgungsprozess koordinieren und gewährleistet ganzheitliche und kontinuierliche Betreuung«. Anhand internationaler, bewährter Modelle der Primärversorgung wird nun in naher Zukunft auch in Österreich einiges verändert werden. Ein sehr wesentliches Merkmal der PHC werden neue Primärversorgungs-Einheiten darstellen. Kennzeichnend dafür (unabhängig von rechtlicher und organisatorischer Ausgestaltung) ist eine verpflichtende Zusammenarbeit der Berufsgruppen im Sinne von Multiprofessionalität – auch mit möglichen neuen Rollenverteilungen der Gesundheitsberufe. Neue Rahmenbedingungen müssen ermöglichen, dass die Gesundheitsberufe die Veränderungen selbst bewältigen können. Viele Erneuerungen und Umgestaltungen werden die Gesundheitslandschaft positiv erschüttern. Ich bedanke mich für ihr Vertrauen, ihre Unterstützung und ihren persönlichen Einsatz. Die sieben Berufsverbände und MTD-Austria setzen sich weiterhin gerne dafür ein, dass die MTD-Welt in Zukunft noch etwas spezieller wird – im Sinne eines international bereits üblichen Standards. Wir werden sie regelmäßig informieren. physioaustria inform Dezember 2013 25 01 inform DEZ_x 25.11.13 11:19 Seite 26 Thema Gesundheitspolitik Die Umsetzungsarbeiten zu den Rahmen-Gesundheitszielen für Österreich Die Strategie »Health in All Policies« soll alle Gesundheitsbereiche durchdringen. Die Gesundheit der Bevölkerung wird durch eine Vielzahl von individuellen, sozialen, sozioökonomischen wie gesellschaftlichen Faktoren beeinflusst und kann daher insbesondere durch gebündelte Anstrengungen in allen Politikfeldern wirksam und nachhaltig gefördert werden. Aufbauend auf dieser Erkenntnis wurde die Strategie »Health in All Policies« (dt. »Gesundheit in allen Politikfeldern«) entwickelt, die auf eine gesundheitsfördernde Gesamtpolitik durch die verstärkte Berücksichtigung des Themas Gesundheit in allen politischen Sektoren mit ihren jeweils spezifischen Zielen und Prioritäten abzielt. Physio Austria hat – im Wege der Vertretung durch MTD-Austria als eine der offiziell ins Plenum und alle Arbeitsgruppen eingeladene, maßgebliche Berufsvertretung – einen wertvollen Beitrag geleistet, um den Einsatz und die Umsetzung des Fachwissens der Gesundheitsberufe in den nationalen Gesundheitsziele-Prozess zu optimieren und gestalten. bezahlte Anzeige Auf diesem umfassenden und alle Politikbereiche einschließenden Konzept basierte die Erarbeitung der ersten österreichischen Rahmen-Gesundheitsziele, welche am 14. August 2012 vom Ministerrat beschlossen wurden (durch das BMG veröffentlicht unter www.gesundheitsziele-oesterreich.at/). Sie sollen nun – als von der WHO empfohlenes Steuerungsinstrument für das Gesundheitswesen – auch für die österreichische (Gesundheits-)politik eine Orientierung und Ausrichtung der Handlungsschwerpunkte für die nächsten 20 Jahre geben. Es gibt in Europa viele erfolgreiche Beispiele für die Implementierung von Gesundheitszielen (s. Literatur). »Gesundheitsziele integrieren verschiedene gesundheitspolitische Aspekte: Sie bilden einen gemeinsamen Handlungsrahmen und unterstützen planmäßiges Handeln und Transparenz. Erarbeitet werden Gesundheitsziele im breiten Konsens von VertreterInnen der Poltik, Kostenträgern, Leistungserbringern, Selbsthilfe- und Patientenorganisationen, Wissenschaft und Forschung.« Quelle: www.gesundheitsziele.de Bereits diese Beschreibung des Zustandekommens und der Zielsetzung nationaler Gesundheitsziele lässt unschwer erkennen, dass es wie so häufig, von der konkreten Umsetzung und nicht zuletzt auch vom konsensualen Entstehungsweg und dem vielbeschworenen Commitment der beteiligten Entscheidungsträger (insbesondere Finanzzuständigen), sprich dem politischen Willen zur Umsetzung und Budgetierung abhängen wird, wie konkret die Auswirkungen eines auf einzelne Ziele richtungsgelenkten Vorgehens spürbar werden oder auch nicht. Gesundheitsziele benötigen daher zu ihrer Erarbeitung und Umsetzung eine breite Beteiligung sowohl der Länder und Sozialversicherungsträger unbedingt auch der gesetzlich geregelten Gesundheitsberufe, deren Aufgaben in der Gesundheitsförderung und Prävention sehr wesentlich und viel-schichtig sind. Dementsprechend setzen sich Physio Austria und MTD-Austria seit Beginn des Gesundheitsziele-Prozesses welcher im Jahre 2011 mit der Erarbeitung der Gesundheitsziele begann, sodann die Beschlussfassung im Nationalrat vorbereitete und nunmehr im Rahmen der Erarbeitung konkreter Umsetzungsmaßnahmen mündet, kontinuierlich mit der Gestaltung dieser Ziele und die adäquate Einbindung in deren Umsetzung auseinander. 26 physioaustria inform Dezember 2013 01 inform DEZ_x 25.11.13 11:19 Seite 27 GESUNDHEITSZIELE bezahlte Anzeige www.gesundheit.gv. at/Portal.Node/ghp /public/content/ gesundheitsfoerderung-gesundelebenswelten.html Mag.iur. Agnes Görny 1 Gesundheitsförderliche Lebens- und Arbeitsbedingungen 2 Gesundheitliche Chancengleichheit 3 Gesundheitskompetenz der Bevölkerung stärken 4 Die naturlichen Lebensgrundlagen und Lebensräume sichern 5 Sozialer Zusammenhalt stärkt Gesundheit Die Gesundheitsziele geben über die in den vielen Arbeitsgruppen erarbeiteten Unterzielen und messbar gemachten Zielgrößen natürlich nicht unwesentliche Zielvorgaben für unterschiedliche mehr oder weniger konkrete Maßnahmen, Strategien und Projekte vor. Maßnahmen der Gesundheitsförderung werden sich in den kommenden Jahren ebenso an diesen Gesundheitszielen orientieren, wie die noch in Ausarbeitung befindliche Präventionsstrategie. Ein sehr stark gegliedertes wenn nicht gar zerklüftetes Gesundheitswesen, wie es das österreichische zweifellos ist – unter anderem aufgrund der geteilten Finanzierungszuständigkeiten (intra-/extramural, Gesundheits/Sozialleistungen, Kassen-Sozialbereich-Privat), aufgrund der Trennlinien zwischen mehreren in-/direkt für den Gesundheitsbereich zuständigen Politikressorts wie insbesondere den Ministerien und Politikbereichen Gesundheit/Soziales/Bildung, aufgrund der verfassungsrechtlich verankerten bundesstaatlichen Aufteilung der gesetzlichen Zuständigkeiten insbesondere für die Krankenanstalten (Bund-Länder) aber auch aufgrund der Position der gesetzlichen Sozialversicherungsträger als 6 Gesundes Aufwachsen fur alle Kinder und Jugendlichen unterstützen 7 Gesunde Ernährung für alle zugänglich machen 8 Gesunde und sichere Bewegung im Alltag fördern 9 Psychosoziale Gesundheit fördern 10 Qualitativ hochstehende und effiziente Gesundheitsversorgung für alle sichern weitgehend unabhängige, meist örtlich zuständige Gebietskörperschaften – in einem solch pluralistischen und stark gegliederten Gesundheitswesen wäre eine gemeinsame Zielorientierung wie sie die WHO durch Gesundheitsziele empfiehlt durchaus sinnvoll und angebracht. Bereits in den ersten Arbeitssitzungen des Gesundheitsziele-Plenums, welche vor allem der Sammlung und Darstellung bereits bestehender Initiativen und Programme als auch länderspezifischer Gesundheitsziele dienten, war unschwer erkennbar, dass Vieles geschieht, meist jedoch relativ unkoordiniert und regional in sehr unterschiedlicher Ausprägung und mit unterschiedlicher Zielsetzung und auch nur einzelnen Einheiten bekannt ist. Best Practice Beispiele, erfolgreiche Projekte und wertvolle Erfahrungen sollten geteilt werden. Vorarbeiten, Irrwege und Lehrstücke sollten ebenfalls allen Beteiligten zugänglich gemacht werden. Der Gesundheitszieleprozess hat sich in diesem Sinne der Schaffung von gemeinsam erarbeiteten (und damit hoffentlich auch getragenen) Zieldefinitionen, Handlungsfeldern und Umsetzungsstrategien gewidmet. physioaustria inform Dezember 2013 27 01 inform DEZ_x 25.11.13 11:19 Seite 28 Thema Gesundheitspolitik Gesundheit der Bevölkerung – Ausgangslage Evaluation der Zielerreichung Auswahl und Definition von Gesundheitszielen Modell eines Aktionszyklus im Bezug auf den Umgang mit Nationalen Gesundheitszielen QUELLE: Umsetzung durch die Akteure in Selbstverpflichtung, Iniitierung von Modellprojekten Die österreichischen Rahmengesundheitsziele befassen sich primär mit der Gesundheitsvorsorge und der entsprechenden Gestaltung der Lebensbereiche der Bevölkerung und Beeinflussung der Politikfelder mit spezifischem Gesundheitsbezug – im Sinne des Health Impact Assessment. Aufgrund dieser Ausrichtung ist allerdings nur eines der 10 Gesundheitsziele - das Ziel 10 »Qualitativ hochstehende und effiziente Gesundheitsversorgung für alle nachhaltig sicherstellen« - ein dezidiertes »Versorgungsziel« in welchem die Thematik der Verbesserung und Budgetierung der Versorgung mit Gesundheitsleistungen wie physiotherapeutischen Leistungen der Krankenbehandlung in den Aspekten Budgetierung und Verbesserung der Struktur thematisiert wird. Eben dieses Ziel konnte zwar im Rahmen des Plenums gemeinsam bearbeitet und formuliert werden um in der Folge durch das Parlament beschlossen zu werden, in der Folge wurde es jedoch 2013 im Zusammenhang mit der Gesundheitsreform und den damit verbundenen Verträgen auf Bundes- und Landesebene über die Versorgung und Finanzierung aus der weiteren Bearbeitung durch das Plenum entfernt und in die Verhandlungen dieser Verträge unter der Feder der Bundespolitik implantiert. Insofern darf man sich von den Gesundheitszielen leider nicht unmittelbar die Verbesserung bzw. Lösung von Bedarfsplanung, Versorgungsengpässen und Finanzierungsproblemen erwarten – wie sie u.a. im Bezug auf Versorgung von Kindern mit Kassenleistungen und die Kassenpolitik im Zusammenhang mit der Vertragsvergabe an PhysiotherapeutInnen als auch im Bezug auf die ressortübergreifende Finanzierung und Koordinierung von Sozialleistungen und Gesundheitsleistungen auftreten. Nach der Beschlussfassung im Parlament befindet sich der Rahmen-Gesundheitsziele-Prozess seit 2013 in Phase 2, im Rahmen derer ein konkretes Strategie- und Maßnahmenkonzept zur Umsetzung der Rahmen-Gesundheitsziele erarbeitet sowie Schwerpunktsetzungen und Indikatoren festgelegt werden sollen. In der Phase 3 gilt es dann, die durch Plenum und Arbeitsgruppen für die Ziele definierten Umsetzungs-Maßnahmen, begleitet durch ein Monitoring, auch nachvollziehbar umzusetzen. 28 physioaustria inform Dezember 2013 www.gesundheitsziele.de Aktionszyklus von gesundheitsziele.de Zentral für die Erarbeitung der Gesundheitsziele als auch für die momentane Arbeit an den Maßnahmenkonzepten zu den einzelnen Gesundheitszielen ist die intensive intersektorale Zusammenarbeit von AkteurInnen aus Politik und Verwaltung von Bundes- und Länderebene gemeinsam mit Organisationen der Zivilgesellschaft – damit selbstverständlich auch der Berufsvertretungen der maßgeblichen gesetzlich geregelten Gesundheitsberufe wie Physio Austria vertreten durch MTD-Austria. Über das Jahr 2013 hinweg wurde – unter anderem in einem mehrtägigen, intensiven Workshops im Sommer an der Strategie- und Maßnahmenerarbeitung für die Rahmen-Gesundheitsziele »Die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung stärken« (Ziel 3), »Gesundes Aufwachsen für alle Kinder und Jugendlichen bestmöglich gestalten und unterstützen« (Ziel 6) und »Gesundheitsförderliche Lebens und Arbeitsbedingungen für alle Bevölkerungsgruppen durch Kooperation aller Politik und Gesellschaftsbereiche schaffen« (Ziel 1), an der Formulierung der Ziele, Subziele und nunmehr auch an den Maßnahmenpaketen gearbeitet. Die Plenumssitzung am 3. Juni 2013 diente vor allem zur Präsentation der ersten Zwischenergebnisse aus den Arbeitsgruppen und den Erfahrungen aus der Arbeitsgruppenarbeit. Dabei wurde beschlossen, dass im Herbst 2013 noch eine weitere Arbeitsgruppe zum RahmenGesundheitsziel »Für gesundheitliche Chancengerechtigkeit zwischen den Geschlechtern und sozioökonomischen Gruppen, unabhängig von der Herkunft, für alle Altersgruppen sorgen« (Ziel 2) mit der Formulierung von Wirkungszielen und Maßnahmen beginnen wird. 2014 sollen die Arbeitsgruppen zu den Rahmen-Gesundheitszielen »Gesunde und sichere Bewegung im Alltag durch die entsprechende Gestaltung der Lebenswelten fördern« (Ziel 8) Bewegung und »Psychosoziale Gesundheit bei allen Bevölkerungsgruppen fördern« (Ziel 9) starten. 01 inform DEZ_x 25.11.13 11:19 Seite 29 Literatur und Hintergrundinformationen zu Gesundheitszielen Informationen zum aktuellen Stand der Umsetzung als auch interessante Inhalte zu den Hintergründen und internationalen und Erfahrungen mit Gesundheitszielen finden Sie unter folgenden Links: www.gesundheitsziele-oesterreich.at/ information/ Zur Implementierung des Gesundheitsbezuges in allen Politik,- und Gesellschaftsfeldern »Health Impact Assessment« bieten sich viele Unterlagen der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) an: http://hia.goeg.at/ Sichern Sie sich schon JETZT Praxisräume P raxisräume beim Krankenhaus Nord! Behandlungsräume ab 20m², Nebenräume in Miete enthalten. Ab 340,- Euro inkl. BK. Barrierefreier Zugang! Publikation der durch das Parlament beschlossenen nationalen RahmenGesundheitsziele, den beteiligten Plenumsmitgliedern und der Hintergründe: http://www.gesundheitsziele-oesterreich.at/publikationen/ http://issuu.com/bmgoesterreich/docs/kickbusch_wien_ hiap_2011/1?e=3074137/3378272 Anschauliche wissenschaftliche Grundinformation zum Konzept der Gesundheitsziele: www.ilonakickbusch.com/kickbusch/gesundheitsgesellschaft/index.php Zum deutschen Bundes-Gesundheitsziel »Gesund aufwachsen: Lebenskompetenz, Bewegung, Ernährung« www.gesundheitsziele.de/cgi-bin/render.cgi?_ cms_page=nationale_gz/gesund_aufwachsen Ihre Fragen Fragen beantwortet Ihnen Herr Markus Boubeva unter 0660/46 78 417. Zum Hintergrund des österreichischen Rahmen-Gesundheitszieles Nr. 3 »Gesundheitskompetenz der Bevölkerung stärken«: www.euro.who.int/de/health-topics/environment-and-health/ urban-health/publications/2013/health-literacy.-the-solid-facts Dank der weit fortgeschrittenen Arbeit an den deutschen Bundes-Gesundheitszielen kann man unter dem folgenden Link einzelne Ziele aber auch bereits deren detaillierte Umsetzungsmaßnahmen samt Evaluierung einsehen: www.gesundheitsziele.de bezahlte Anzeige Boubeva Immobilien GmbH Wiedner Hauptstr. 112 1050 Wien Festnetz: 01/544 26 83 [email protected] Kurse, die Sie weiter bringen: beruflich und persönlich. Als führendes Therapie- und Ausbildungszentrum für Lymphologie genießen wir internationales Renommee. In unseren (Intensiv)-Kursen lehren wir die Manuelle Lymphdrainage/KPE nach der Dr. Vodder-Originalmethode, die weltweit Achtung und Anerkennung findet. Wer uns verlässt, zählt zur Elite. Wir freuen uns auf Ihre Anmeldung. r y Ste n Wie see lch Wa s em hen o H k/ ruc sb Inn l l a H , weitere Infos e für Österreich Alle Kurstermin finden Sie unter: und Anmeldung om kademie.c www.voddera 74-5245-0 Tel. +43 (0) 53 ISO 9001:2008 zertifiziert physioaustria inform Dezember 2013 bezahlte Anzeige Int. anerkanntes Aus-, Fort- und Weiterbildungszentrum für Ärzte, Physiotherapeuten und Masseure. Dr. Vodder Akademie – Wittlinger Therapiezentrum, 6344 Walchsee/Tirol, Alleestraße 30, Tel. +43 (0) 5374-5245-0, [email protected], www.vodderakademie.com 29 01 inform DEZ_x 25.11.13 11:19 Seite 30 Thema Gesundheitsförderung Bilanz Rückenfit Das Projekt »Rückenfit – der Kinderhit« zur Vorbeugung von Haltungsschäden im Volksschulalter durch PhysiotherapeutInnen geht in seiner bisherigen Form nach 12 Projektjahren zu Ende. Am Anfang stand ein Alarmruf: Das Badener Projekt »Rückenfit – der Kinderhit« zur Vorbeugung von Haltungsschäden an allen öffentlichen Volksschulen der Stadt wurde von der Initiative der Badener Turn- und Sportvereine, einer Partnerschaft von DirektorInnen, LehrerInnen, Elternvertretern und SchulärztInnen aller fünf Badener Volksschulen mit den in Baden tätigen Turnvereinen sowie der Stadtgemeinde mit dem Ziel der Gesundheitsförderung der Badener Volksschulkinder aufgrund von alarmierenden Schularztbefunden im November 2000 beschlossen. Auf Vorschlag der Physiotherapeutin Doris Necker, die auch seit Beginn des Projektes die therapeutische Projektleitung inne hatte, wurde die Idee eines auf auf drei Säulen basierenden Modells der Kinderrückenschule angenommen und während des Projektes laufend weiterentwickelt. PhysiotherapeutInnen sehen in der Praxis täglich die Folgen von Fehlhaltung und mangelnder Bewegung und sind daher prädestiniert bereits in der Vorbeugung tätig zu werden. Dank des rührigen, ehrenamtlichen organisatorischen Projektleiters, Rolf-Dieter Lackinger konnten neben der Stadtgemeinde Baden noch andere Sponsoren, u. a. die Sparkasse Baden und die Volksbank zur Finanzierung des Projektes gefunden werden. Ein geringer Beitrag von dzt. 8 Euro pro Kind wird auch von den Eltern getragen. Die ersten vier Projektjahre wurden nach einem aufwendigen Einreichungsverfahren vom Fonds Gesundes Österreich unterstützt. Ziel des Projektes waren und sind die Sensibilisierung für und die Schulung von Rücken 30 physioaustria inform Dezember 2013 schonendem, ergonomischem Alltagsverhalten sowie Vermittlung der Wichtigkeit von ausreichend Bewegung für die SchülerInnen und deren Umfeld. Kinder, Eltern und Lehrpersonal werden hinsichtlich Eigenverantwortlichkeit für ihre Gesundheit im Hinblick auf Vorbeugung von Schäden am Haltungsund Bewegungsapparat geschult. Der aufwendigste und wichtigste Schwerpunkt des 3-Säulenmodells von »Rückenfit – der Kinderhit« ist die 6-stündige Kinderrückenschule im Schulunterricht, gehalten von PhysiotherapeutInnen unter Anwesenheit und Mitarbeit der jeweiligen Klassenlehrperson sowohl in der Klasse als auch im Turnsaal. Bei dieser Form der Betreuung werden im Unterschied zu nachmittäglicher Kinderrückenschule alle Kinder erfasst und Kinder mit Bewegungs- und Haltungsbeeinträchtigungen nicht diskriminiert. Die LehrerInnen können anschließend an die Kinderrückenschule das gelernte Rücken schonende Verhalten, wie zum Beispiel die ergonomisch richtige Sitzhaltung beim Schreiben oder das Rücken-freundliche Hochheben der Schultasche und Bewegungsübungen wie z. B. zur Stärkung der Rumpfmuskulatur in den Schulalltag einbauen. Beim zweiten Projektschwerpunkt handelt es sich um die Fortbildung der LehrerInnen durch PhysiotherapeutInnen. Diese werden regelmäßig im Rahmen der Bezirkslehrerfortbildung der Pädagogischen Fachhochschule durch Doris Necker und Martina Flachberger gehalten. Die dritte Projektsäule ist die Elterninformation. Die Eltern wurden regelmäßig zu Elterninformationsabenden über Vorbeugung von Haltungsschäden bei ihren Kindern eingeladen. Der Erfolg des Projektes wurde regelmäßig mittels Fragebögen, Stellungnahmen der Schuldirektionen, Kinderquizen und Schularztbefunden evaluiert. So gaben bereits am Ende des ersten Projektjahres 65 Prozent der befragten LehrerInnen an, dass nur noch kleine Impulse genügten, damit die Kinder ihre Haltung korrigierten und dass 15 Prozent der Kinder bereits eine leichtere Schultasche hatten. Besonders erfreulich ist, dass die Auswertung der Schularztbefunde des Schuljahres 2012/13 ergab, dass nur noch 12 Prozent der Badener Volksschulkinder Haltungsstörungen aufwiesen, während es zu Projektbeginn noch 25 Prozent waren. Mit Beendigung des Schuljahres 2012/13 beenden Herr D.I. Rolf-Dieter Lackinger und Frau Doris Necker ihre Tätigkeit als Projektleiter. Sie bedanken sich für die durchwegs gute Zusammenarbeit mit den Schuldirektionen und LehrerInnen sowie den Vertretern der Stadtgemeinde Baden. Damit Badens Kinder auch in der Zukunft bereits in der Volksschule lernen, was man für die Gesunderhaltung der Wirbelsäule tun kann, wird die Kinderrückenschule ab dem Schuljahr 2013/14 von den Schulen selbst organisiert. Da die meisten Lehrkräfte nun bereits seit vielen Jahren die Kinderrückenschulen durch PhysiotherapeutInnen miterlebt haben und an entsprechenden Fortbildungen teilgenommen haben, werden nur noch drei Schulunterrichtsstunden von PhysiotherapeutInnen (Frau Martina Flachberger und Frau Birgit Syrch) gehalten. Die restlichen Kinderrückenschulstunden werden von den LehrerInnen selbst gestaltet. 01 inform DEZ_x 25.11.13 11:19 Seite 31 SCHULE Doris Necker BERICHT Beate Carrière Kongress zu Inkontinenz © Doris Neckar Doris Necker ist langjährige Physiotherapeutin mit freier Praxis in Baden bei Wien. Sie initiierte das hocherfolgreiche Projekt »Rückenfit - der Kinderhit«. Das heurige 43. jährliches Treffen der internationalen Kontinenz Gesellschaft (ICS), eine wichtige Veranstaltung für PhysiotherapeutInnen (PTs), ÄrztInnen und andere medizinische Berufe, die mit der Beckenregion (BB) zu tun haben, fand vom 26. bis 30. August 2013 in Barcelona statt. Ein halber Tag diente dem Treffen der BB-PhysiotherapeutInnen aus aller Welt. Drei Vorträge von PTs wurden über wissenschaftliche Themen gehalten. Grace Dorey betrachtete kritisch die Behandlung nach radikaler Prostatektomie (RP) und erektile Dysfunktion. Die Empfehlung von Dorey für die Zukunft ist: bereits vor der Operation (OP) Instruktionen von Übungen, wöchentlich 1x Behandlungen durch eine TherapeutIn mit BB Training, bis der Patient trocken ist. Untersuchungen von schwerer erektiler Dysfunktion nach RP OP von Lin et al (2012) und Patel et al (2012) zeigte deutliche Besserung mit physiotherapeutischen Übungen direkt nachdem der Katheter entfernt wurde. Nach 6 und 12 Monaten war eine signifikante Verbesserung bei den behandelten Patienten (47 Prozent hatten wieder Erektionen, versus 12 Prozent in der Kontrollgruppe). Caroline Walker präsentierte eine wichtige Studie über alternativen Geburtenmodus (Walker et al 2012). Frauen, die sich in der 2. Phase der Geburt bewegen konnten und in Seitenlage mit dem oberen Bein in Abduktion und Innenrotation positioniert waren, hatten in einer randomisierten Studie signifikant weniger Espiotomien (nur 21 Prozent vs. 51,4 Prozent) und eine intaktes Perineum im Vergleich zu traditioneller Geburt im Rückenlage (40,3 Prozent vs. 12,2 Prozent). Epidurale Anästhesie hindert aktive Mithilfe und hat ein größeres Risiko für vaginale und perineale Verletzungen bei der Geburt. Kari Bø berichtete über Übungsprogramme und dass die Evidenz zeigt, das Physiotherapeutischen Übungen Level A, also am besten sind im Vergleich zu Übungen in Kombinationen mit Konen, Elektrotherapie oder Biofeedback. Die Teilnehmer diskutierten die Vorträge in kleinen Gruppen und mit Experten. Anschließend gab es die Möglichkeit an verschiedenen Workshops von erfahrenen PTs teilzunehmen. Der Kongress informierte in den folgenden Tagen über neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu allen Themen des Beckenbodens, es gab Workshops um sein Wissen aus Spezialgebieten zu erweitern, eine Fachausstellung von modernen Hilfsmitteln bei der Behandlung und 300 Postern. mit neuen Ideen und immer wieder die Gelegenheit sich mit anderen Kollegen und Fachkräften auszutauschen. Ein festlicher Abend vereinte viele der über 2000 Teilnehmer bevor sie wieder in alle Richtungen der Welt verschwanden. physioaustria inform Dezember 2013 31 01 inform DEZ_x 25.11.13 11:19 Seite 32 Eine fundierte Aus- und Weiterbildung ist Fundament für die Ausübung des Berufes des/der PhysiotherapeutIn. Z I E LO R I E N T I E RT – Q UA L I TAT I V H O C H W E RT I G – Ö ST E R R E I C H W E I T Physio Austria steht für ein hochwertiges Weiterbildungsangebot speziell für PhysiotherapeutInnen und gezielte interdisziplinäre Weiterbildungen, die sich am Berufsbild, den ethischen Grundsätzen der Physiotherapie und den rechtlichen Rahmenbedingungen im österreichischen Gesundheitswesen orientieren. Physio Austria engagiert sich für die kontinuierliche Weiterentwicklung des Angebotes im Sinne der Professionalisierung des Berufes unter Berücksichtigung internationaler Entwicklungen. physioaustria Ihr kompetenter Partner in Sachen Weiterbildung WWW.P H YS I OAU ST R IA .AT Stärken Sie mit Ihrer Kompetenz Ihr Fundament und Ihren Berufsstand