Nr. 36 - Herder

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Nr. 36 - Herder
Nr. 36
Januar – Juni 2013
HERDER
aktuell
Informationen aus dem Herder-Institut in Marburg
Schwerpunktthemen:
Neue Vernetzungsinitiative
in der Leibniz-Gemeinschaft
Zeitschriftenredakteur im Porträt
Leibniz-DAAD Research Fellow
Nationsbildung in der Debatte
Lesungen am Herder-Institut
Nachrichten aus den Projekten
1
www.herder-institut.de
Editorial
Prof. Dr. Peter Haslinger
Eine Entwicklung, die die Arbeit
des Herder-Instituts in den beiden
kommenden Jahren wesentlich bestimmen wird und für das Institut
zukünftig neue Möglichkeiten eröffnet, hat im ersten Halbjahr 2013
ihren Schatten vorausgeworfen: Im
August wird nach einer einjährigen
intensiven Planungsphase nun der
Erweiterungsbau des Instituts in
Angriff genommen. Der Dank des
Instituts gilt zum einen der Stadt
Marburg, die trotz des städtebaulich
sensiblen Geländes die Baugenehmigung inzwischen erteilt hat, zum
anderen den Zuwendungsgebern
in Bund und Sitzland, konkret dem
Beauftragten der Bundesregierung
für Kultur und Medien und dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft
und Kunst, die beide das Institut in
dem inzwischen dringend notwendig
gewordenen Anbau nach Kräften
unterstützt haben.
Der Erweiterungsbau, der nach
seiner Fertigstellung 2015 die nun
noch bestehende Lücke zwischen
dem jetzigen Sammlungsturm und
dem Tagungsbereich im ehemaligen
Schlosscafé ausfüllen wird und einen direkten Durchgang zwischen
beiden Teilen ermöglicht, wird erstens die Magazinflächen beträchtlich erweitern, so dass die bisher
notwendigen Auslagerungen von
Material beendet werden können.
Er wird aber auch die Möglichkeiten
schaffen, um durch die Neugestaltung von Begegnungsbereichen das
Kontaktambiente für Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler
sowie Nutzerinnen und Nutzer vor
Ort noch einmal zu verbessern. Um
die Beeinträchtigungen, die am Institut in den kommenden beiden Jahren
durch die Bauaktivitäten phasenweise leider unvermeidbar sein werden,
für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
sowie die Gäste und Besucher möglichst gering zu halten, wurde unter
Leitung von Jürgen Warmbrunn,
dem Baubeauftragten am Institut,
nach intensiver Vordiskussion ein
Maßnahmenkatalog entworfen – der
2
Inhalt
aber in den kommenden Monaten
hoffentlich nur sparsam zum Einsatz
kommen wird.
Jedoch noch eine weitere neue
Entwicklung gibt es zu vermelden:
Die in den letzten Monaten ins Leben
gerufenen Leibniz-Forschungsverbünde erschließen auch dem HerderInstitut neue Möglichkeiten, um zu
übergreifenden Themen mit anderen
Leibniz-Instituten in einen intensiven Austausch zu treten. Diese
Aktivitäten bauen auf zahlreichen
Vorkontakten und gemeinsamen
Projekten auf, schaffen jedoch eine
neue Qualität der Vernetzung in den
für die Leibniz-Gemeinschaft vielversprechendsten Themenfeldern.
Neben den vielen laufenden
Projekten, über deren Fortschritt
in diesem Herder aktuell berichtet werden wird, ist jedoch last but
not least noch auf ein Projekt speziell hinzuweisen, das die ausgezeichnete Zusammenarbeit mit der
Justus-Liebig-Universität Gießen
unterstreicht. Im Zusammenwirken
zwischen dem Gießener Zentrum
Östliches Europa und dem HerderInstitut konnte im ersten Halbjahr
das Thematische Netzwerk „Kulturelle Kontakt- und Konfliktzonen
im östlichen Europa“ gestartet werden, das trotz der hohen Konkurrenz
beim DAAD eingeworben werden
konnte und Nachwuchsförderung
wie Gastwissenschaftlerprogramm
wirkungsvoll unterstützen wird. Die
enge Kooperation mit fünf Universitäten im östlichen Europa (darunter
Łódź, Minsk und Cluj-Napoca) wird
in den kommenden Jahren noch einmal deutlich die Bemühungen des
Herder-Instituts unterstreichen, eigene Profilmerkmale durch die Kooperation mit seiner Partneruniversität
Gießen offensiv weiterzuentwickeln.
Seite
■ Neue Vernetzungsinitiative
3
■ Im Porträt
4
■ Tagungen, Ausstellungen
und Lesungen
5
■ Ereignisse und
Informationen
28
■ Nachrichten
aus den Projekten
33
■ Personalien
35
■ Gäste am Herder-Institut
35
■ Lehrveranstaltungen
36
■ Vorträge, Workshops und
Tagungen
37
■ Neue Veröffentlichungen
45
■ Terminvorschau
47
Titelbilder:
Annual NISE Gathering, 14.-16. Mai
Miroslav Hroch (kleines Bild)
Impressum
„Herder aktuell“ erscheint halbjährlich
und wird herausgegeben vom
HERDER-INSTITUT für historische
Ostmitteleuropaforschung –
Institut der Leibniz-Gemeinschaft
35037 Marburg, Gisonenweg 5-7
Tel. +49 6421 184-0
Fax +49 6421 184-139
[email protected]
www.herder-institut.de
Abonnementsverwaltung:
Simone Cerwenka, +49 6421 184-101
Direktor: Prof. Dr. Peter Haslinger
(V.i.S.d.P.)
Redaktion: Antje Coburger
Layout/Satz: Wolfgang Schekanski
Verlag Herder-Institut
Fotos: Wolfgang Schekanski,
Claudia Junghänel u. a.
Druck: Jürgen Haas Print Consulting e.K.,
Gladenbach
Alle Bilddokumente befinden sich in den
Sammlungen des Herder-Instituts.
Nachdruck mit Quellenangabe gestattet,
Beleg erbeten.
Auflage: 2850 Stück
Redaktionsschluss dieser Ausgabe:
5. Juli 2013
Neue Vernetzungsinitiative in der Leibniz-Gemeinschaft
Das Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung
in den Leibniz-Forschungsverbünden
Die Leibniz-Gemeinschaft hat sich
2012 mit den Leibniz-Forschungsverbünden ein neues Instrument
geschaffen, um über die Sektionsstruktur hinweg die thematische
Schwerpunktbildung unter den Mitgliedern voranzutreiben und die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Leibniz-Instituten zu optimieren.
Sie sind auf bis zu fünfzehn Jahren
angelegt und verfolgen das Ziel, aktuelle wissenschaftlich und gesellschaftlich relevante Fragestellungen
inter- und transdisziplinär gemeinsam zu bearbeiten. Durch die Zusammenführung von Einzelprojekten
sollen neue Fragestellungen und Erkenntnishorizonte erschlossen werden. Die Forschungsverbünde sind
dabei offen für die Zusammenarbeit mit Universitäten, weiteren außeruniversitären Forschungs- und
Infrastruktureinrichtungen und mit
Forschungsgruppen im Ausland. Ein
weiteres strategisches Ziel der Forschungsverbünde ist es dabei auch,
die Sichtbarkeit der Leibniz-Gemeinschaft in der Forschungslandschaft
in Deutschland und international wesentlich zu erhöhen.
Von den zehn Verbünden, die seit
2012 vom Präsidium eingerichtet
worden sind, ist das Herder-Institut
für historische Ostmitteleuropaforschung an dreien aktiv beteiligt: am
Leibniz-Forschungsverbund „Historische Authentizität“, bei dem der
Direktor Peter Haslinger einer von
drei Stellvertretern ist, bei den „Krisen in einer globalisierten Welt“ und
beim Forschungsverbund „Science
2.0“. Diese drei Verbünde werden
sich in den kommenden Jahren mit
folgenden Schnittpunktthemen und
Forschungsproblemen befassen: Der
erste Forschungsverbund geht von
der Beobachtung aus, dass der Umgang mit Vergangenheit immer wieder
von der intensiven Suche nach dem
vermeintlich „Echten“ und dem Bestreben bestimmt wird, das „Wahre“
und „Originale“ zu erhalten. Dabei
zeigt sich die Suche nach historischer Authentizität in der Konservierung von historischen Spuren, in
der Entwicklung von Schulbüchern
und Karten, in der Einrichtung von
Denkmälern, Museen und Gedenkstätten und in Debattenbeiträgen, die
auf die kulturelle Speicher- und Formungsfunktion von Sprache zielen.
Der Forschungsverbund „Krisen in
einer globalisierten Welt“ hingegen
befasst sich mit Krisen in all ihren
Ausprägungen, seien sie ökonomischer, sozialer, politischer oder ökologischer Natur. Er stellt die Frage,
wie die Mechanismen von Krisen und
ihre wechselseitigen Abhängigkeiten
besser verstanden und Krisenphänomene auch in historischer Dimension untersucht werden können. Der
dritte Forschungsverbund „Science
2.0“ fragt schließlich danach, wie
sehr Wikis, Blogs, soziale Netzwerke
und andere Webtechnologien Wissenschaftskommunikation strukturieren und welche Mittel besonders
geeignet sind, um Erkenntnisse, Datensets und Theorieentwürfe online
zu teilen. Er stellt die Fragen, wie das
Internet Arbeitsgewohnheiten, Forschungs- und Publikationsprozesse
in einzelnen Wissenschaftsdisziplinen
verändert und wie neue Forschungsprozesse durch Technologieentwicklungen unterstützt werden können.
Wie bereits aus den Themen der
Forschungsverbünde deutlich wird,
findet sich das Herder-Institut mit
Kernaufgaben in den Kooperationsstrukturen zentral wieder. Es hat sich
mit folgenden Ausgangsüberlegungen in die Planungen eingebracht:
Kulturelle Überlieferungen und das
national „Authentische“ in Ostmitteleuropa berühren ein seit langem
intensiv betriebenes Thema und ermöglichen darüber hinaus direkte
Rückbezüge auf die Geschichte der
eigenen Sammlungsbestände und
ihre Entstehungskontexte. Der Beitrag des Herder-Instituts im zweiten
Forschungsverbund zu Krisen zielt
zum einen auf Krisen und Zäsuren
in Ostmitteleuropa und ihre Rückwirkungen auf staatliche und gesellschaftliche Ordnungssysteme von
der Frühen Neuzeit bis heute, zum
anderen auf die Umweltgeschichte
Ostmitteleuropas und die sich dar-
aus ergebenden Sicherheitskrisen.
In den Forschungsverbund „Science
2.0“ schließlich bringt das HerderInstitut seine reichen Erfahrungen
zu Fragen der transnationalen Wissenschaftskommunikation ein, die
in letzter Zeit durch zahlreiche Drittmitteleinwerbungen (wie bspw. das
eHumanities-Projekt „GeoBib – Frühe deutsch- bzw. polnischsprachige Holocaust- und Lagerliteratur
(1933-1949). Annotierte und georeferenzierte Online-Bibliographie zur
Erforschung von Erinnerungsnarrativen“ oder das im Juli anlaufende
deutsch-polnisch-russische Projekt
„Virtuelle Rekonstruktionen in transnationalen Forschungsumgebungen
– Das Portal: Schlösser und Parkanlagen im ehemaligen Ostpreußen“)
noch einmal wirkungsvoll unterstrichen worden sind.
Peter Haslinger
3
Homepage der
Leibniz-Gemeinschaft
Im Porträt
Redakteur der Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung
Christoph Schutte
Als im März 2010 meine Tätigkeit
als Redakteur der Zeitschrift für
Ostmitteleuropa-Forschung (ZfO)
begann, war ich zuvor bereits mehr
als zehn Jahre lang am Herder-Institut mit bibliografischer Arbeit befasst gewesen. Also führten mich
die ersten Schritte in meinem neuen Büro an das Regal mit allen bisher erschienenen ZfOs. Rein äußerlich hatte sich im Laufe der 48
Jahre wenig verändert. Gut, statt
„Ostmitteleuropa-Forschung“ hatte
es bis 1993 „Ostforschung“ geheißen, und die Gestaltung des Umschlags hatte einige Korrekturen
erfahren – nichts, was einen Bibliografen aus der Ruhe bringen konnte. Besser noch: Stets waren vier
Hefte pro Jahr erschienen, stets in
einem Umfang von 640 Seiten pro
Jahrgang.
Veränderungen hatten auf einer
anderen Ebene stattgefunden: Die
Autoren von Heft 1 des ersten Jahrgangs von 1952 trugen Namen wie
Hermann, Fritz und Herbert und
stammten aus altehrwürdigen deutschen Universitätsstädten wie Marburg, Münster und Göttingen. Das
einzige weibliche Wesen, das im
Impressum Erwähnung fand, hatte
den Umschlag entworfen. Die Manuskripte, die nun im Jahre 2010
auf mich warteten, stammten hingegen von Gelehrten namens Sarah, Cornelia oder Erki und waren
häufig aus dem ostmitteleuropäischen Ausland eingereicht worden.
Zahlreiche Texte in der ZfO werden also inzwischen von Personen
verfasst, die nicht in ihrer Muttersprache schreiben. Dies ist nur eine von mehreren grundlegenden
Veränderungen gegenüber den
1950er Jahren, die sich in der redaktionellen Arbeit ergeben haben.
Der zusätzliche Arbeitsaufwand,
der dadurch entsteht, verlangt vom
Redakteur sehr viel Sprachgefühl
und ein breites historisches Wissen. Doch durch die zahlreichen
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eingereichten Beiträge, die zu lesen sind, vertieft sich das historische Wissen ganz wie von selbst.
Die Kooperationsbereitschaft seitens der Autorinnen und Autoren
und die Möglichkeiten der elektronischen Textverarbeitung sorgen
dafür, dass sich die Anforderungen
an moderne redaktionelle Arbeit
gut bewältigen lassen.
Der zeitgenössische Wissenschaftsbetrieb stellt zudem ein
Werkzeug bereit, das die Kooperationsbereitschaft auf Autorenseite noch ein wenig erhöht hat: das
Zeitschriften-Ranking. Bereits in
der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte sich in den Naturwissenschaften die Ansicht verfestigt,
dass fast alle relevanten Beiträge
zu einem Wissenschaftssegment
quasi zwangsläufig in einer einzigen Zeitschrift erscheinen würden. Oder andersherum: Um sich
kompetent über den aktuellen Forschungsstand in einer Disziplin zu
informieren, genüge die Lektüre
einer einzigen Zeitschrift. Um nun
aber herauszufinden, welche Zeitschrift dies jeweils ist, wurden bibliometrische Verfahren ersonnen
und im Zuge der elektronischen
Vernetzung der Wissenschaftswelt
seit den 1990er Jahren verfeinert.
Hierbei werden, im Wesentlichen
über Zitationsstatistiken, Zeitschriften miteinander verglichen und in
Ranglisten eingestuft. Nur wer in
„top gerankten“ Zeitschriften publiziert, gilt gemäß dieser Logik
als führende/r Wissenschaftler/in
– und auch im Bereich der historischen Wissenschaften, insbesondere in Staaten Ostmitteleuropas,
hängt die Höhe des Einkommens
unter anderem von der Publikation
in entsprechenden Zeitschriften ab.
Da die ZfO in einigen Rankings (die
allerdings weniger auf bibliometrischen als vielmehr auf allgemeinen
Kriterien beruhen) Spitzenpositionen einnimmt, hat sie für Autor/inn/
en aus den betreffenden Ländern
eine zusätzlich hervorgehobene
Bedeutung.
Eine der Hauptaufgaben der konzeptionellen Redaktionsarbeit wird
in den kommenden Jahren darin bestehen, das Pro und Contra
bibliometrischer Rankings für die
ZfO abzuwägen. Hier hätte man
sich mit ganz überwiegend in englischer Sprache erscheinenden Periodika zu messen. Angesichts der
Dominanz des 20. Jahrhunderts
in der historischen Forschung wäre es außerdem ein Wagnis, mit
dem bedeutenden Anteil mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Beiträge, ohne die eine Zeitschrift wie
die ZfO nicht denkbar ist, in derartige Ranking-Verfahren einzusteigen.
Zugleich aber könnte ein solcher
Schritt die Sichtbarkeit und Reputation der ZfO gerade im englischen
Sprachraum erhöhen und mit sanftem Druck das regelmäßige, pünktliche Erscheinen der Hefte erleichtern.
Solche Sorgen hätten die Gründungsväter der ZfO vermutlich gern
gehabt. Im Vorwort des ersten Heftes von 1952 beklagte man sich:
„Die meisten Forscher sind aus
Armut und Heimat vertrieben, ihrer Bücher und Sammlungen beraubt. Nicht wenige hat die Not der
Kriegsjahre hingerafft. […] Die zusammengeschmolzene Schar der
Ungebrochenen aber sieht sich einer verwandelten Welt gegenüber,
die gerade der Ostforschung doppelt oder gar dreifach gesteigerte
Aufgaben stellt.“ Ob nun als Bibliograf oder als Redakteur: In der
heutigen Zeit arbeitet es sich doch
deutlich angenehmer.
Christoph Schutte
Leibniz-DAAD Research Fellow
Ich arbeite am Institut als Research
Fellow, das heißt abgesehen von
meiner eigenen Forschung habe
ich keine institutsbezogenen Aufgaben. Da ich aber ungern nur für
mich forsche und das Institut gute
Möglichkeiten bietet, sich zu vernetzen, blieb es nicht nur beim Lesen und Schreiben.
Meine
Forschungsinteressen
kreisen um die Wissenschaftsgeschichte Zentraleuropas im breitesten Sinne. Nach der Promotion
in Wien, wo es um personenbezogenen Wissenstransfer ging, widme ich mich jetzt mehr abstrakten
Themen. Im Herbst 2012 konnte
ich gemeinsam mit Klemens Kaps
eine zweisprachige Sondernummer
der Krakauer Zeitschrift Historyka
herausgeben, die sich der „postkolonialen“ Geschichte Galiziens widmete. Gleichzeitig erschien nach
langem Warten ein Band zur Nationalisierung der Wissenschaften in
der Habsburgermonarchie, an dem
ich ebenfalls editorisch gewirkt
habe. Das jetzige Projekt, das ich
am Herder-Institut begonnen habe,
betrifft die Entwicklung der Wissenschaftssprachen – Polnisch, Tschechisch und Ukrainisch – zwischen
1800-1930. Ich interessiere mich
dabei für die Strategien der Termi-
nologiebildung, in denen ich den
Ausdruck epistemischer Fragen
und der Verhandlungen des Interessengebiets der Wissenschaft finde.
Zudem versuche ich zu bestimmen,
welche Differenzen in der Produktion und Weitergabe des Wissens
dieser Prozess der Vernakularisierung bewirkt hat. Da die Sprache
in der Wissenschaftsgeschichte bis
jetzt kaum untersucht wurde, wird
mein Projekt eine Pilotstudie sein
und ich hoffe, dass es sich dann
Richtung größerer Projekte entwickeln lässt.
Meine Arbeit am Institut beschränkt sich aber nicht nur auf
die Nutzung der hervorragenden
Bibliothek. Im Oktober 2012 habe
ich gemeinsam mit Peter Haslinger
und Katalin Straner in Kooperation
mit der Central European University
in Budapest eine Tagung zu Nomadischen Konzepten in der Biologie
organisiert, deren Ergebnisse jetzt
in zwei renommierten englischsprachigen Zeitschriften veröffentlicht werden. Im Mai 2013 haben
Fabian Link und ich in Frankfurt
einen Studientag zu Übersetzung
und wissenschaftlichem Wandel
veranstaltet. Auch hier konnte eine
Kooperation zwischen dem HerderInstitut und dem Forschungszent-
rum für historische Geisteswissenschaften an der Goethe-Universität
initiiert werden. Beide Veranstaltungen sollten zunächst ein Auftakt
sein, Gespräche zu Nachfolgekonferenzen laufen bereits. Neben dem
Herder-Institut bin ich auch der
Studiengruppe Historische Epistemologie in Frankfurt angebunden
und hatte die Möglichkeit, nicht nur
deren Seminare zu besuchen, sondern auch das Kompaktseminar in
Riezlern (Österreich), aus dem sich
weitere Zusammenarbeitsmöglichkeiten ergaben.
Da ich aufgrund meines früheren
Aufenthalts in Marburg im Frühjahr 2012 die Leibniz Graduate
School kannte, arbeite ich meistens im sogenannten „Turm“ in der
Becker-Villa. Obwohl es logistisch
manchmal schwierig ist – die paar
Treppen zur Bibliothek sind zumindest zu Schnee- und Regenzeiten
nicht ungefährlich –, die Arbeit mit
den Stipendiatinnen und Stipendiaten der LGSch macht alles wett.
Anregende Gespräche und produktiver Austausch über eigene
Forschungen sind gerade das, was
ich am Anfang des neuen Projekts
gebraucht habe.
Jan Surman
Tagungen, Ausstellungen und Lesungen
Nationsbildung in der Debatte
Annual NISE Gathering im Herder-Institut
Das Akronym NISE steht für National
Movements and Intermediary Structures in Europe und bezeichnet ein
internationales Netzwerk von Wissenschaftlern, die sich mit Nationalismusforschung sowie mit der Sozial- und Kulturgeschichte nationaler
Bewegungen und anderer „intermediärer“ Formationen beschäftigen –
Gruppen, Vereine, Organisationen,
die systemtheoretisch zwischen der
Ebene der Staats- und Verwaltungsapparate und jener der Individuen
angesiedelt sind.
Im Zentrum des Jahrestreffens
2013 am Herder-Institut vom 14. bis
16. Mai stand neben Überlegungen
zur institutionellen Vernetzung vor
allem die Debatte: Zwei thesenstarke
keynotes sorgten dabei für angeregte, auch kontroverse Diskussionen.
Miroslav Hroch, der durch seine sozialhistorischen Studien der Nationalbewegungen in Ostmitteleuropa bekannt geworden ist, fragte in seinem
Beitrag „The Asynchronicity of National Movements“, wie sich historisch
erklären lasse, dass Nationalbewe-
gungen mit ganz ähnlichen sozioökonomischen Anfangsvoraussetzungen
ganz unterschiedliche Verlaufsformen
nähmen, während solche mit sehr
unterschiedlichen Startvoraussetzungen sich trotzdem überraschend
synchron entwickelt hätten. Warum
traten beispielsweise die Litauer, eine
Nation von Bauern, die sich an den
polnischen grundbesitzenden Eliten
und der russischen Imperialherrschaft
abarbeiten mussten, fast genauso
früh in die Startphase der nationalen
Mobilisierung ein wie die Katalanen,
5
Jan Surman
oben:
Miroslav Hroch, der
als Humboldt- Stipendiat zwischen
1965 und 1967 das
Herder-Institut erstmals besucht hatte
unten:
Tagungsplenum
die über ein ökonomisch schlagkräftiges Besitzbürgertum verfügten?
Ausgehend von seinem etablierten
Phasenmodell der Entwicklung nationaler Mobilisierung (A kulturelle
Erweckung / B politische Mobilisierung und politische Programme /
C Massenphase) stellte Hroch eine
Synopse dieser asynchronen Entwicklungen vor und stellte mögliche
Erklärungsansätze zur Diskussion.
Er identifizierte allerdings eher die
Faktoren, die nicht für Asynchronität verantwortlich zu machen seien,
so wie Wirtschaftskraft, Rolle politischer Repressionen oder geografische Verteilung, und ließ seine Frage
bewusst offen im Raum stehen. In
den Kommentaren des Debattennachmittags zeigten Aleksej Miller
(Moskau / Budapest) und Anna Veronika Wendland (Marburg) mögliche
Wege auf, die angesprochenen Fragen zu beantworten. Miller verwies
auf die Bedeutung der imperialen
Verfasstheit, in deren Rahmen viele
der osteuropäischen Bewegungen
ihren Verlauf nahmen, und auf die Interaktion nationaler Aktivisten, die im
imperialen Kontext voneinander lernten – diese Interaktion sei maßgeblich
für bestimmte Entwicklungsmuster,
auch für ihre zeitliche Versetzung gegeneinander. Wendland ging auf die
Frage der in den europäischen Peripherien weit verbreiteten nationalen
Indifferenz ein und fragte danach,
ob nicht das Phasenmodell überhaupt revidiert werden müsse, weil
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Asynchronität oder sogar Gleichzeitigkeit verschiedener Entwicklungsstufen innerhalb ein und derselben
Nationsgesellschaft die Regel seien: Bis tief ins 20. Jahrhundert hinein beobachte man neben nationaler
Mobilisierung eben auch
das Scheitern oder Nichtdurchdringen von Nationalbewegungen in lokalen
Zusammenhängen, und in
manchen Gegenden seien die Menschen aus der
vornationalen direkt in die
sowjetisch-postnationale
oder transnationale Phase
gesprungen, ohne überhaupt nennenswert von
nationaler Mobilisierung
ergriffen worden zu sein.
Im zweiten Vortrag der Debattensektion stellte Caspar Hirschi unter dem Titel „The Pre-modernity
of Nations and Nationalism“ seine
auch schon in Buchform erschienenen Überlegungen von der frühen
Geburt der Nationsidee vor, die er
in den Adelskulturen des Mittelalters und der Frühneuzeit verortet. Er
nahm Bezug auf frühe Quellen, die
seiner Auffassung nach bereits mit
einem moderneähnlichen Nationsbegriff operierten, etwa wenn von
Ehrbegriffen die Rede sei oder auch
von allegorischen Darstellungen und
Charakterlehren der vornationalen
„Nationen“. Die meisten Diskutanten
reagierten mit Zurückhaltung auf die-
se These, gehören für die Neuzeithistoriker doch zum Nationsbegriff nicht
nur seine Nachweisbarkeit in den
Quellen, sondern auch eine spezifi-
sche Form von komplementärer Kommunikation innerhalb verschiedener
Schichten einer Nationsgesellschaft,
eine schichtenübergreifende Zugehörigkeitsdefinition und ein kritisches
Maß an Mobilisierungsfähigkeit. Der
vormoderne Begriff der natio – dem
ja durchaus Konzepte wie Stolz und
Ehre, Identitätskonstrukte von Eigenund Fremdgruppe eigen waren, meinte, so ein Einwand, in der Vormoderne
in der Regel einen Personenverband
im ständischen System, der durch
Rechtsstatus und/oder territoriale
Zugehörigkeit definiert war: z.B. die
Universitätsnationen oder der polnische Adel als „polnische Nation“,
die von sprachlich-kultureller Zugehörigkeit sauber geschieden wurde.
Dies ermöglichte einerseits hybride
Konstruktionen wie natione polonus,
gente ruthenus / lituanus: litauische
oder aus orthodoxen ostslawischen
Familien stammende Adlige, welche
sich kraft ihrer Zugehörigkeit zur sozialen Formation auch der polnischen
„Nation“ zugehörig fühlten. Andererseits galten polnische Bauern,
die katholisch waren und polnisch
sprachen, nicht als Teil der natio – sie
wurden es erst mit der modernen nationalen Mobilisierung in der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts, als lud
(das plebejische Volk im Sinne der
Grundschichten) in naród (Nationsvolk) integriert wird.
Anna Veronika Wendland
Das Vorrücken des Staates in die Fläche
im langen 19. Jahrhundert
Die Entstehung des modernen
Staates ist eng mit der Ausweitung
der zentralen Staatsgewalt auf die
lokale Ebene des Staatsgebiets
verknüpft. Diese erfolgte nicht zuletzt durch den Aufbau von Bürokratien und durch die Ausweitung
der Staatstätigkeit. Betrachtet man
die beteiligten Akteure, so sind zum
einen die lokalen Amtsträger zu
nennen, die als zunehmend professionell ausgebildete Beauftragte einer bei aller Differenzierung einheitlichen Staatsgewalt erscheinen. Sie
stießen auf die traditionellen Eliten, die nicht selten noch kurz zuvor Herrschaftsträger aus eigenem
Recht gewesen waren. Wollten die
staatlichen Beauftragten Projekte zur Entwicklung der Gesamtgesellschaft implementieren, so konnte ihnen dies nur gelingen, wenn
sie sich erfolgreich innerhalb der
traditionellen lokalen Machtbeziehungen verorteten. Es erschien den
Tagungsorganisatoren vom Verband der Osteuropahistorikerinnen
und -historiker e.V. (VOH) lohnens-
wert, den Prozess des
Staatsausbaus als einen Aushandlungsprozess
zwischen
Agenten der Zentralgewalt und jenen der
lokalen Gesellschaften, speziell der ökonomisch Mächtigen
sowie sozial Einflussreichen unter ihnen, zu
untersuchen. Das Vorrücken des Staates in
die Fläche erscheint
dabei nicht als unaufhaltsamer Vormarsch
der staatlichen Bürokratie, sondern als diskontinuierlicher, vielfach kontingenter Prozess, in dem die Bedingungen der
Ausübung von Autorität auf verschiedenen Feldern stets neu ausgehandelt wurden. Ziel der Tagung
war es, den Staatsausbau als Prozess zu begreifen und in seinen unterschiedlichen europäischen Ausprägungen zu untersuchen. In einer
ersten Kartierung wurden alle eu-
ropäischen Geschichtsregionen in
den Blick genommen und im Mittelpunkt des Erkenntnisinteresses
standen die unterschiedlichen Konzepte des Staatsausbaus, die Felder, auf denen das Vorrücken des
Staates ausgehandelt wurde, und
die Akteure, die im Zuge dieser Prozesse vor Ort aufeinandertrafen.
Antje Coburger
Kaleidoskop aktueller Studien und Projekte
zur Ostmitteleuropaforschung
Das Herder-Institut lud im Rahmen
der Alumni-Arbeit seine ehemaligen Gastwissenschaftlerinnen und
Gastwissenschaftler zu einer wissenschaftlichen Tagung nach Marburg ein, um über aktuelle Studien
und Projekte der Ostmitteleuropaforschung zu berichten. Das Themenspektrum der Tagung war sehr
interdisziplinär und breit, regionale
und epochale Schwerpunkte wurden gesetzt. Die Diskussionen über
Fachgrenzen hinaus wurden von allen als sehr positiv und inspirierend
erlebt.
Prof. Dr. Peter Haslinger, Direktor
des Instituts und Gastgeber der Tagung, begrüßte die Teilnehmenden
mit einem Überblick über die Bedeutung und Einbindung des Her-
der-Instituts in der modernen Wissenschaftslandschaft. Ina Alber,
Koordinatorin des Alumni-Netzwerkes, stellte die Alumni-Arbeit des
Herder-Instituts vor. Deren zentraler Bestandteil sind neben regelmäßigen Informationen und einer
Vernetzung der rund 100 Alumni
aus Polen, Russland, der Tschechischen Republik, Ungarn, dem Baltikum und anderen Ländern auch die
im Dreijahresrhythmus stattfindenden Alumni-Tagungen.
Die erste Sektion stellte Studien
zur baltischen Geschichte vor. Sie
behandelte vor allem frühneuzeitliche Themen zur Stadtgeschichte
von Vilnius und zu den Herzogshäusern in Kurland. Außerdem wurden
die Online-Archivportale ArchiBalt
und „Hereditas Baltica“ (HerBalt) –
„Virtueller Lesesaal für baltisches
Archivgut“ vorgestellt, in denen versucht wird, mit baltischen Partnern
virtuelle Lesesäle einzurichten, um
teils disparate Archivbestände aus
dem Baltikum virtuell und digital
wieder zusammenzuführen.
Die folgende Sektion beschäftigte sich mit Themen zur Geschichte Polens und den deutsch-polnischen Beziehungen. Von Reisen
und Austausch handelten die ersten beiden Referate, die konfessionelle Aspekte der Migration nach
Polen und die Kontexte der Entstehung von Alfred Döblins Reise nach
Polen untersuchten. Aus polnischer
Sicht wurde die „deutsche Frage“
nach 1945 in weiteren Vorträgen
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Peter Haslinger
begrüßt die
Teilnehmer der
Tagung
Darius Baronas
sowie die Frage der Bedeutung des
Umweltschutzes in Polen zu kommunistischen Zeiten behandelt.
Mit Themen der Kunstgeschichte und des kulturellen Erbes befassten sich die Beiträge der dritten Sektion. Vor allem das Baltikum
und das Kaliningrader Gebiet mit
seiner Kunstszene und Architektur
standen im Fokus der Beiträge. Die
Frage der Rückführung von Gütern
und die hohe politische Brisanz, die
sich hinter diesem Thema verbirgt,
wurden in dieser wie auch in anderen Sektionen diskutiert. Provenienzforschung kristallisierte sich gerade für den ostmitteleuropäischen
Raum als wichtiges Forschungsfeld
heraus.
Der erste Beitrag der vierten
Sektion beschäftigte sich mit der
regionalen Identität und Regionalgeschichte im Habsburgerreich
am Beispiel eines Projekts zur Verflechtungs- und Beziehungsgeschichte von ethnischen und religiösen Minderheiten. Die jüdische
regionale Identität in Ostpreußen
wurde aus literaturwissenschaftlicher Perspektive beleuchtet, Teil
eines größeren Projekts zur Autorenschaft in Ostpreußen. Außerdem
wurde das Projekt „Historisch-topographischer Atlas schlesischer
Städte“ am Herder-Institut vorgestellt, das für die Region Schlesien
sowohl in Druck- als auch digitaler
Ausgabe zu über 30 Orten je einen Städteatlas erstellt. Mit einem
Blick hinter die Karten, die Entstehungskontexte und politischen
Raumbilder beschäftigt sich das
Kooperationsprojekt „Digitaler Atlas politischer Raumbilder zu Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert
– DAPRO/Geoimaginaries“. Vor
allem die Modelle der digitalen Erfassung und Aufbereitung zur Publikation von Materialien wurden
eindrucksvoll in diesen Projektvorstellungen dargestellt. Präsentiert wurde außerdem die auf der
Erforschung von Wissenskulturen
und Wissenstransfer in der ostmitteleuropäischen Region basierende Leibniz Graduate School for
Cultures of Knowledge in Central
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European Transnational Contexts
des Herder-Instituts. Transnationale Forschungsansätze wurden auch
in anderen Studien- und Projektvorstellungen immer wieder als aktuelles Thema deutlich.
Mit dem Alltagsleben im zweiten
Weltkrieg befasste sich die fünfte
Sektion. Das Forschungs- und Editionsprojekt „Everyday Life under
German Occupation“ zeigte ebenfalls sehr deutlich die Bedeutung
transnationaler Forschung. Ein Beispiel zur Alltagskultur im besetzten
Europa aus Weißrussland wurde
von einem Herder-Alumnus anhand
der Eingaben der weißrussischen
Bevölkerung vorgestellt. Eine weitere Studie beleuchtete die teils visuell verstörenden Eindrücke von
Tourismus im besetzten Europa anhand von Reiseführern für deutsche
Soldaten in den besetzten Gebieten. Transnationale Betrachtungsweisen eignen sich für diesen Forschungsschwerpunkt besonders.
In der sechsten Sektion befassten sich die Beiträge mit Zwangsmigration und ihren Folgen – vor
allem anhand von Vertriebenenzeitschriften und so genannten Hauskalendern, die als Fortsetzung
vorheriger Publikationen beispielsweise im Ermland in der BRD in den
1940er und 1950er Jahren erschienen. Auch die Unterschiede im li-
se wurde auch deutlich, dass sich
die Migrationsforschung gerade in
einem Paradigmenwechsel hin zu
kulturwissenschaftlichen Ansätzen
befindet.
Dies wurde auch in den Beiträgen der siebten Sektion zur Diplomatie- und Politikgeschichte deutlich. Die Beiträge befassten sich in
Bezug auf die russisch-polnischen
Beziehungen im 17. Jahrhundert
mit Fragen der symbolischen Praxis oder im Vergleich deutscher mit
polnischer Parlamentarismuskritik
in der Zwischenkriegszeit mit der
Rolle des Staates.
In der achten Sektion sorgten
zeitgeschichtliche Themen wie der
Abzug der Sowjettruppen im Ländervergleich oder die Konsumentenkultur in Polen in den 1990er
Jahren für viel Diskussionsbedarf,
da hier auch die persönlichen Erinnerungen stark mit in die Debatten einflossen. Auch die Frage des
Diskurses über russisch-lettische
Beziehungen in der Forschung der
letzten 20 Jahre wurde weiterführend unter den Schlagwörtern Minderheitenschutz und Nationalstaatlichkeit analysiert.
Das Kaleidoskop aktueller Studien und Projekte zur Ostmitteleuropaforschung zeigte zahlreiche
Facetten aktuellen Forschungsinteresses auf. Es wurde aber auch
Herder Alumni stellen ihre aktuellen Forschungen vor
terarischen Diskurs Deutschlands
und Polens zum Thema Zwangsmigration wurden in einer Präsentation beleuchtet. Auf diese Wei-
deutlich, dass es aufgrund neuer
Forschungsmöglichkeiten und -ansätze noch viele Desiderate gibt.
Der interdisziplinäre Charakter der
Tagung sorgte für neue Verknüpfungen und Ideen zwischen Themen und Fragestellungen, die in
unterschiedlichen Fachrichtungen
immer wieder auftauchten. Die Forderung nach der Untersuchung von
Beziehungs- und Verflechtungsgeschichte statt monokausaler und
singulärer Betrachtungen wurde
laut, aber auch in unterschiedlichen
vorgestellten Projekten eindrücklich umgesetzt. In den zahlreichen
und interessierten Fragen der Teilnehmenden, die je nach Quellenlage mal mehr, mal weniger gut zu
beantworten waren, wurde deutlich, wie wichtig die Bedeutung der
historischen Kontexte und Akteure
ist. Als roter Faden zog sich auch
die Problematik der Digitalisierung
und Katalogisierung und die Möglichkeiten der Realisierung durch
die Tagung. Ostmitteleuropaforschung ist und bleibt ein vielfältiges
Forschungsfeld, das über den regionalen Schwerpunkt hinaus viele
Vernetzungsaspekte bringt.
Ina Alber
Neue Forschungsfelder erschließen: Internationale
Tagung zur Umweltgeschichte Ostmitteleuropas
Vom 18. bis 20. April 2013 hatten das Herder Institut, Marburg,
das Collegium Carolinum, München und das Zentrum für Umweltgeschichte der Universität Tallinn
nach Marburg zur Tagung „Knowledge about Resources. Challenges of the Exploration and Exploitation of Resources in East Central
Europe in the 19th and 20th Centuries“ eingeladen. Christian Lotz,
Ulrike Plath und Martin Zückert
hatten die Tagung organisiert und
knüpften an die Konferenz „Turning Points in Baltic and East Central European Food History“ an, die
im Vorjahr in Tallinn stattgefunden
hatte.
Die Konferenz in Marburg näherte sich der Erkundung und Erschließung von Ressourcen in Ostmitteleuropa aus wissens- und
umweltgeschichtlicher Richtung.
Nach der Begrüßung durch Heidi
Hein-Kircher umriss Christian Lotz
in seiner thematischen Einführung die Fragestellung der Konferenz. Das Interesse der Organisatoren richtete sich auf vier
Bereiche, und zwar das Verhältnis zwischen wissenschaftlichem
Wissen und Alltagswissen über
Ressourcen: Welche Beziehungen
oder gar Spannungen zeigten sich
zwischen wissenschaftlichem Wissen über Ressourcen und tradiertem (lokalem) Wissen? Wissen von
Ökonomie und Ökologie der Ressourcen: Welche ökonomischen
und ökologischen Aspekte der Erschließung und Nutzung von Ressourcen wurden im wissenschaftli-
Tagungsleitung
chen Wissen und im Alltagswissen
reflektiert? Wissen über Ressourcen – Macht über Ressourcen:
Welche politischen Ansprüche
waren mit der Erkundung und Erschließung von Ressourcen verknüpft? Und schließlich Sprache,
Wissen und Ressourcen: Welche
Rolle spielen Wissenschafts- und
Alltagssprachen im Umgang mit
Ressourcen? Welche Transfer- und
Übersetzungsprozesse prägen den
Wissensaustausch zwischen Sprachen?
Das Programm umfasste insgesamt fünf Panels. Das erste Panel
versammelte Beiträge, die Wissen
über die Ausbeutung von Ressourcen erörterten, das zweite Panel
war transnationalen Austauschprozessen über Ressourcen gewidmet; im dritten Panel standen
Vorstellung und Beschreibung von
Ressourcen im Mittelpunkt. Das
vierte Panel analysierte die Spannungen zwischen akademischem
und traditionellem Wissen über
Ressourcen; und das fünfte Panel
bot Raum für die Vorstellung eines geplanten Forschungsprojekts
über umweltgeschichtliche Dimensionen des Białowieża Nationalparks.
In den Diskussionen der Vorträge
kehrten zahlreiche Problemstellungen wieder, die aus der Umweltgeschichte anderer Regionen Europas bekannt sind. Dazu gehörte
u.a. der Prozess, dass Wissen
über und Zugriff auf Ressourcen
im Verlauf des 19. und 20. Jahrhunderts immer stärker aus den
traditionellen Arbeitsabläufen und
lokalen Wissenskontexten herausgelöst wurden. Diesen Zusammenhang erörterte auf der Tagung u.a.
der Vortrag von Julia Lajus (St. Petersburg) am Beispiel des nordrussischen Fischfangs. Politische und
akademische Eliten setzten seit
Ende des 19. Jahrhunderts immer
stärker ihre Perspektiven und Tech9
niken der maritimen Ressourcennutzung gegenüber den Fischern
vor Ort durch. Was als Steigerung
der Effizienz angetreten war, rief
bald erhebliche Reibungen hervor: Die Missachtung traditionellen Wissens über lokale ökologische Eigenheiten führte in einigen
Fällen zu anhaltender Schädigung
der Fischgründe; bei den lokalen
Fischern riefen die neuen, „modernen“ Techniken immer wieder Irritationen über den staatlichen Kompetenzanspruch hervor.
Darüber hinaus wurde nach
mehreren Vorträgen das Verhältnis
zwischen Besonderem und Allgemeinem bzw. Verallgemeinerbarem
lebhaft diskutiert: Gibt es Formen
des „Wissens über Ressourcen“,
gibt es Herangehensweisen und
Techniken des Umgangs mit Umwelt und Ressourcen, die spezifisch „ostmitteleuropäisch“ sind,
oder finden sich in Ostmitteleuropa ähnliche Forschungsergebnisse wie für andere Regionen Europas und der Welt? Im Verlauf der
Debatten wurde deutlich, dass
Antworten auf diese Fragen, wenn
überhaupt, nur anhand von vergleichenden Untersuchungen zu
Ostmitteleuropa und anderen Regionen beantwortet werden können. In jedem Fall scheint Vorsicht
geboten, um nicht voreilig in dem
verhältnismäßig jungen Feld Umweltgeschichte Besonderheiten für
Ostmitteleuropa zu konstatieren.
Schon auf vielen anderen, etablierteren Forschungsfeldern sind solche „Sonderfälle“ oder „Sonderwege“ behauptet worden, die sich
nach vergleichenden Untersuchungen und nach intensiven Debatten
gar nicht mehr so besonders ausnahmen.
Christian Lotz
Nachwuchstagung zu politischen Zäsuren
Politische Zäsuren wirken nicht nur
auf die Entwicklung des Staates,
sondern auch auf die Entwicklung
der ihm angehörenden (Teil-)Gesellschaften. Ausgehend von diesem
grundsätzlichen Befund lud das
Herder-Institut erstmals gemeinsam mit der Slowakischen Akademie der Wissenschaften und dem
Slowakischen Nationalmuseum –
Museum der Kultur der Karpatendeutschen 14 Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler, die aus der Slowakei,
Tschechien, Polen, Großbritannien
und Deutschland kamen, zu einer
interdisziplinären und internationalen Nachwuchstagung vom 23. bis
25. Mai nach Bratislava. Angeregt
wurden die Debatten durch Impulsvorträge von Elena Mannová (Bratislava), die am Beispiel Bratislava
verdeutlichte, dass je nach Perspektive und je nach Fragestellungen Zäsuren unterschiedlich gesetzt werden können, von Peter
Haslinger (Marburg), der an der
Epochengrenze des Ersten Weltkriegs zeigte, dass diese eben von
weiteren, letztlich ohne ihn nicht
denkbaren Zäsuren bis Anfang der
1920er Jahre begleitet wurde, so-
wie von Michal Pullmann (Praha),
der die politische Zäsur von 1989
in der Tschechoslowakei als nationale und europäische Konsensfindung charakterisierte. Besonders
eindrücklich war die Exkursion zum
beeindruckenden Chatam Sofer
Memorial in Bratislava. Lässt sich
im Allgemeinen feststellen, dass
der Begriff der „Zäsur“ häufig verwendet wird, so gibt es noch keine tiefergehende historische Reflexion über diesen Begriff. Wie Heidi
Hein-Kircher kommentierend feststellte, liegt es wohl daran, dass
„Zäsur“ zu umfangreich und zu facettenreich ist. Sie stellte fest, dass
auch noch unterschieden werden
sollte zwischen Zäsuren, die als
solche von Zeitgenossen empfunden werden, und jenen, die ex post
als solche wahrgenommen, eventuell gar als solche überhaupt erst
konstruiert werden. Deutlich wurde,
dass „Zäsuren“ daher noch in geschichtswissenschaftlicher Hinsicht
weiter bearbeitet, verglichen, systematisiert und theoretisiert werden müssen. Insgesamt behandelte die Nachwuchstagung daher ein
höchst spannendes und anregendes Themenfeld – zu dessen weiterer Bearbeitung hoffentlich genügend Denkanstöße geboten wurden.
Heidi Hein-Kircher
10
Politische Mobilisierung
in Ostmittel- und Südosteuropa
Vom 13. bis 14. Juni 2013 fand in
Marburg der erste Teil einer Doppeltagung zur Politischen Mobilisierung in Ostmittel- und Südosteuropa statt, die insbesondere auf
Mobilisierungsformen
politischer
dass sich aber auch im ̦Westen‘
grundsätzlich ähnliche Strukturen
beobachten lassen. Während der
anschließenden Diskussion wurde
ein interdisziplinärer Konflikt evident, der im Verlauf der Tagung in
Teilnehmer der Tagung
Parteien und Bewegungen in Krisenzeiten abzielte. Das Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung kooperierte hierbei
erstmals in dieser Form mit dem Institut für Ost- und Südosteuropaforschung (Regensburg). Die Idee
zu der interdisziplinären Doppeltagung war während eines gemeinsam von Peter Haslinger (Marburg)
und Ulf Brunnbauer (Regensburg) betreuten Dissertationsprojekts über die politische Mobilisierung der Sudetendeutschen Partei
(1933-1938) entstanden. Zu Beginn
nahm Peter Haslinger bereits eine
Systematisierung des Phänomens
„politische Mobilisierung“ vor und
regte eine weitere Entwicklung von
Modellkomponenten an. Die Politikwissenschaftlerin Petra Stykow
stellte in ihrer Keynote zur aktuellen politischen Teilhabe in Ostmittel- und Südosteuropa fest, dass
zwar gemeinhin die These unbestritten sei, wonach heute die politische Partizipation im östlichen
Europa geringer ausgeprägt sei als
im westlichen Teil des Kontinents,
den augenzwinkernden Ausspruch
vom „parasitären Gehabe der Sozialwissenschaften“ gipfeln sollte. So
prallten unterschiedliche methodische Herangehensweisen der unterschiedlichen Fachvertreter aufeinander. Letztlich herrschte jedoch
ein breiter Konsens darüber, dass
man vom inter- bzw. intradisziplinären Austausch nur profitieren kann.
In ihrer ersten Sektion widmete
sich die Tagung dem Themenkomplex „Krise und Radikalisierung“
als aktuellem Politikphänomen und
wandte zunächst ihren Blick ins
gegenwärtige Ungarn. Aron Buzogány analysierte ungarische radikal-nationale Parteien und Bewegungen und betonte dabei die
Rolle der zivilgesellschaftlichen Einbindung hinsichtlich des Mobilisierungserfolgs. Zudem verwies er auf
historische Entwicklungskonstanten, insbesondere auf das immer
wiederkehrende „Trianon-Trauma“.
Philipp Karl, der am Beispiel Jobbiks („Bewegung für ein besseres
Ungarn“) eine Netzwerkanalyse vornahm, hob hervor, dass die weitver-
zweigten Netzwerke sowohl real als
auch virtuell existieren. Jobbik erreicht damit ihre Zielgruppen bereits
im vorpolitischen Raum und stellt
so in alltäglichen Kontexten vielfältige Angebote zur Verfügung (z.B.
Musik, Kleidung, Lebensmittel). In
der Tschechischen Republik treiben dagegen gegenwärtig die politischen Parteien mit ihren polemischen Mobilisierungsstrategien die
Entfremdung zwischen Politik und
Gesellschaft voran – so Adam Slabý
in seinem Beitrag. Damit förderten
sie nicht nur das Vertiefen bestehender, sondern auch das Entstehen neuer gesellschaftlicher Konfliktlinien. Ein weiteres Fallbeispiel
stellten die politischen Entwicklungen in Moldawien nach den Wahlen
vom April 2009 dar. Mihai Grigore
erläuterte, dass sich in den Protesten vor allem die jüngere, gebildete
Generation über neue Medien wie
Facebook, Twitter oder E-Mail mobilisierte. Sie seien dabei nicht nur
von der Empörung über die offensichtliche Wahlfälschung motiviert
worden, sondern auch von einer
Sehnsucht nach Freiheit und Modernisierung. Es erfolgte ein Rekurs
auf nationale Diskurse der Moldawier, zugleich wurde jedoch auch
die gemeinsame Vergangenheit mit
Rumänien idealisiert, das als Muster und Vorbild betrachtet wurde.
Florian Peters veranschaulichte im zweiten Panel, das sich mit
den symbolischen Ressourcen
11
politischer Mobilisierung befasste, dass die polnische Gewerkschaft „Solidarność“ und die um
sie gruppierte Oppositionsbewegung Geschichte und Erinnerungskultur als ihre wesentlichen Mobilisierungsressourcen nutzten. Der
Rekurs auf Deutungsmuster der
polnischen Nationalgeschichte habe auf die polnische Bevölkerung
mit den Eliten und der Parteienmobilisierung in Siebenbürgen Mitte des 19. Jahrhunderts. Ausgehend vom Jahr 1848 zeichnete sie
die Mobilisierungsstrategien der
ethnischen Eliten sowie die Genese politischer Parteien nach und
betonte dabei die Bedeutung nationaler Symbole und Riten. Den
Abschluss des Panels bildete ein
„Jahren der Gefahr“ (1944-1948).
Die Sozialdemokratie war nun in
den nationalen Konsens integriert,
während Kommunisten und Linksradikale als „Kriegsgegner“ identifiziert und daher aus dem nationalen
Konsens ausgeschlossen wurden.
Die entscheidenden politischen Akteure waren junge Kriegsteilnehmer, welche die Gehorsam-Be-
letztlich glaubwürdiger gewirkt als
die national-kommunistische Meistererzählung. Anschließend präsentierte Oleksandr Svyetlov Formen
und Praktiken der Massenmobilisierung während der „Orangenen
Revolution“ 2004. Auch hier stellte
die junge, gut ausgebildete Generation die Trägerschicht der Proteste. In beiden Fallbeispielen war ein
derart hoher Mobilisierungsgrad erreicht worden, dass er ein Bekenntnis entweder zu der einen oder zur
anderen Seite erforderlich machte.
Im Themenschwerpunkt „politische Mobilisierung in spät- und
postimperialen Kontexten“ widmete sich Jakub Beneš den Mobilisierungsstrategien der tschechischen
und der deutschen Sozialdemokratie im Habsburgerreich im Zeitraum
von 1890 bis 1914. Innerhalb des
eng gesteckten strukturellen und
gesetzlich-konstitutionellen Rahmens erfolgte die politische Kommunikation über öffentliche Reden,
Populärliteratur, ritualisierte Events
sowie über Visualisierungen. Zentral war dabei die Utopie von der
Erlösung des leidenden, in sozialer, politischer und kultureller Hinsicht unterdrückten Arbeiters. Anschließend befasste sich Judit Pál
Beitrag über die politische Mobilisierung in sowjetischen Industriebetrieben während der Perestrojka und der Transformationskrise im
Dnjestr-Tal. Anhand des Stahlwerks
Rybnica (Rîbniţa) machte Jan Zofka deutlich, dass die sowjetischen
Betriebsstrukturen mit ihren hierarchischen Machtverhältnissen, einer betrieblichen Daseinsvorsorge
und in der Spezifik der politischen
Elitenrekrutierung die strukturellen
Grundlagen für die Mobilisierung
der Arbeiter boten.
In der vierten Sektion wurden externe Faktoren und die Mobilisierung in politischen Übergangsphasen behandelt. Stefan Thierfelder
erläuterte die Mobilisierungspraktiken des Ostdeutschen Heimatdienstes in der Zeit vom Kriegsende bis zur Volksabstimmung
(1919-1920). Er hielt fest, dass das
ursprüngliche Handlungsmotiv der
Akteure einem Bedrohungsgefühl
entsprang, wobei die Verteidigung
der Heimat als Territorium der Volksgemeinschaft für die Mobilisierung
die entscheidende Handlungsideologie darstellte. Im Anschluss analysierte Hermann Beyer-Thoma die
Neupositionierung der Sozialdemokratischen Partei Finnlands in den
fehl-Struktur – aber auch ein stark
ausgeprägtes Freund-Feind-Schema – verinnerlicht hatten und politisch mit effizienter Organisationsarbeit ansetzen konnten.
Die politische Mobilisierung in
den neuen Nationalstaaten der
Zwischenkriegszeit stand schließlich im Focus des fünften Panels.
Zunächst referierte Roman Holec
über den Bund der slawischen Agrarjugend innerhalb der internationalen Agrarbewegung (1924-1938).
Der international vernetzte Bund
ermöglichte einen Ideenaustausch
und Erfahrungstransfer und mobilisierte über Vorträge und Schulungen, Publikationen, Exkursionen
oder Kongresse. Darüber hinaus
schuf der stark slawisch ausgerichtete Bund eigene Rituale wie
beispielsweise das Pflanzen sog.
slawischer Linden. Florian Kührer
erläuterte in seinem Beitrag die Entwicklung der Rumänischen Nationalpartei von einer Ethnopartei über
eine Regionalpartei bis hin zu einer
„gesamtrumänischen“ Massenpartei, wobei er auch auf die entscheidenden Akteure einging. Vasile Ciobanu setzte sich anschließend mit
der allgemeinen politischen Entwicklung in Rumänien auseinander
12
und konzentrierte sich dabei auf
die Aktivitäten der politischen Parteien zur Zeit der Weltwirtschaftskrise (1929-1933). Den Abschluss
bildete ein Beitrag über die Mobilisierungsstrategien der Jugoslawischen Nationalpartei (1932-1935).
Oskar Mulej erklärte, dass diese als
einzig zugelassene Partei einerseits
als Legitimationsmittel für die Herrschaft Alexanders I. fungierte, dass
sie andererseits die bedeutendste
Vertreterin der Idee des integralen
jugoslawischen Nationalismus darstellte.
Insgesamt zeigte sich, dass der
mediale Wandel die Formen der
politischen Mobilisierung stark beeinflusst hat. Petra Stykow regte
daher die Entwicklung eines zeitlich mehrstufigen Modells an, das
Trends wie die Globalisierung oder
die Entwicklung neuer Medien berücksichtigen könne. In den Diskussionen wurde jedoch mehrfach
davor gewarnt, die Bedeutung digitaler Netzwerke für die politische
Mobilisierung zu überschätzen, da
hier nach wie vor das persönliche
soziale Umfeld entscheidender sei.
Jedoch bietet z.B. das Internet einen weiteren Kommunikationskanal, der den Parteien einen neuen
Zugang zur Jugendkultur ermöglicht, sowie auch eine Plattform, die
durch ihre Anonymität radikale Äußerungen erleichtert. Auch dient die
objektiv fragliche Anzahl der sog.
„Freunde“ oder „Likes“ auf Facebook-Accounts den Parteien als
Legitimationsbeschaffung.
Grundsätzlich, zeigte sich, müssen bei der Analyse politischer Mobilisierung Aspekte wie Mentalität
oder politische Kultur betrachtet
werden sowie auch die Rolle des
Staates und seiner Institutionen.
Darüber hinaus stellen Faktoren wie
sozialer Druck oder physische Gewalt entscheidende Mobilisierungspraktiken dar, die hier noch etwas
vernachlässigt wurden. Dabei ist
auch die Konstruktion von Identitäten und Alteritäten zu berücksichtigen, zumal gerade das Gefühl der
Bedrohung ein wichtiger Faktor politischer Mobilisierung ist. Ein weiterer Punkt, der auf der Tagung
noch etwas zu kurz kam, war die
emotive Seite von Mobilisierungsprozessen. Hier sollte künftig auch
die emotionalisierende Wirkung von
Bildern stärker berücksichtigt werden. Deutlich wurde ferner, dass
die Akteure in bottom-up-Protesten
offensichtlich häufig junge Menschen mit guter Ausbildung sowie
das gesättigte Bürgertum seien.
Ulf Brunnbauer (Regensburg)
merkte in seiner Zusammenfassung
kritisch an, dass in den Tagungsbeiträgen ausschließlich konkrete
Fallbeispiele politischer Mobilisierung analysiert wurden und dabei
der vergleichende Aspekt noch zu
sehr im Hintergrund stand. Insgesamt müsse man sich auf der Fortsetzungstagung in Regensburg
stärker mit Verflechtungen, Ideenund Erfahrungsaustausch auseinandersetzen. In Regensburg soll
dann auch die intendierte Modellbildung erfolgen. Eine Publikation
der Beiträge der Doppeltagung ist
angedacht.
Birgit Vierling
Forschungen zur jiddischen und jüdischen Literatur
Am 20. Februar 2013 veranstaltete
das Herder-Institut für historische
Ostmitteleuropaforschung – Institut
der Leibniz-Gemeinschaft in Marburg einen Workshop. Ausgangspunkte waren das im vergangenen
Jahr angelaufene BMBF-Projekt
„GeoBib – Frühe deutsch- bzw.
polnischsprachige Holocaust- und
Lagerliteratur (1933-1949). Annotierte und georeferenzierte OnlineBibliografie zur Erforschung von
Erinnerungsnarrativen“ (kurz: GeoBib), das am Herder-Institut und
an verschiedenen Einrichtungen der
Justus-Liebig-Universität in Gießen
(ZMI; Professur für Computerlinguistik; Institut für Geographie; Arbeitsstelle Holocaustliteratur) angesiedelt ist, sowie der Stipendienaufenthalt von Goda Volbikaite (Kaunas) am Herder-Institut, die
ihr Projekt zu „Kaunas – eine jiddische Literaturinsel (1918-1941)“
vorstellte. Die weiteren Vortragenden beschäftigten sich aus unterschiedlichen Blickwinkeln mit
jiddischsprachigen Texten beziehungsweise der Literatur aus
der Feder jüdischer Autoren: Die
Bandbreite reichte von judaistischen über slawistische sowie geschichtswissenschaftliche Ansätze
hin zu einem abschließenden Vortrag, der aus informationswissen-
schaftlicher Sicht Nutzungsszenarien für geografisch-bibliografische
Suchportale für Holocaustliteratur
thematisierte. So stellte Annalena
Schmidt (Marburg/Gießen) einen
Ausschnitt aus ihrem Dissertationsprojekt vor und erörterte die Bedeutung der Literatur als Quelle zur
Verwaltung des Holocausts am Beispiel einer Studie zur „Jüdischen
Sozialen Selbsthilfe“ im General-
13
gouvernement. Elisa-Maria Hiemer
(Gießen/Marburg) diskutierte die
Konzeption ihres Dissertationsprojekts unter dem Titel „Mitteleuropa als Raum jüdischer Selbstverortung: Deutsche, polnische und
tschechische
autobiographische
Werke nach 1989“ und abschlie-
ßend stellte Frank Binder (Gießen)
seine Gedanken zu geografischbibliografischen Suchportalen vor
und führte somit in die konzeptionellen Überlegungen ein, die für die
Errichtung des Portals im GeoBibProjekt notwendig sind. Die unterschiedlichen Blickwinkel auf den
Gegenstand des interdisziplinären
Workshops haben ein breites Panorama an möglichen Fragestellungen und Methoden im Umgang mit
der jiddischen und jüdischen Literatur geboten.
Annalena Schmidt
Cultures of Opposition –
Samizdat in East Central Europe
Im Workshop am 24. April wurden
Synergieeffekte geschaffen zwischen verschiedenen Projekten
von
Gastwissenschaftler/inne/n
und Forschenden am Herder-Institut sowie den Materialien der umfangreichen privaten Kollektion
von Prof. Przemysław Urbańczyk
mit rund 1100 Monografien und
des Workshops. Daniela Sneppova (Toronto), von April bis Juni
2013 Visiting Fellow an der Leibniz Graduate School for Cultures
of Knowledge in Central European
Transnational Contexts, präsentierte Ergebnisse ihrer Forschungen zu
Samizdat und Kunst in der tschechischen Opposition. Die konkrete
Ina Alber, Gregor Feindt und Jan Lipinsky beim Workshop
Zeitschriften des polnischen Untergrunds, die seit 2008 zum Bibliotheksbestand gehört. Samizdat
und Oppositionskulturen sind nicht
nur vergangene Phänomene, sondern als Forschungs- und Sammlungsgegenstand aktuell diskursiv
umkämpft. Als Motto zum eigentlich aus dem Russischen stammenden sam izdat’ (selbst herausgeben) nannte Gregor Feindt: „you
publish yourself, you write yourself, you print yourself, you distribute it yourself, and if you get punished you sit in prison alone.“ Dass
Oppositionskulturen aber keine individuellen, sondern kollektive Phänomene unterschiedlicher Art waren und sind, zeigten die Beiträge
14
Materialität – das Fehlen des Papiers, das Schreiben und Vervielfältigen von Oppositionsliteratur unter
ressourcenknappen Bedingungen –
wurden ästhetisch durch ihre Präsentation erfahrbar. Ihre umfangreichen Materialien konnte sie in Form
einer Ausstellung auch für ein nordamerikanisches Publikum zugänglich machen (siehe http://artofresistance.ca/). Ina Alber (Marburg/
Göttingen) befasste sich aus soziologischer Sicht mit den Erinnerungs- und Erzählmustern, die sich
bei heutigen polnischen Zivilgesellschaftsaktivist/inn/en über die
Zeit der Solidarność und Opposition wiederfinden lassen. Die Deutungsmuster der Biografien sind
von Erinnerungen an die konspirativen Erfahrungen mit Untergrundliteratur – dem Lesen, Verteilen oder
Vervielfältigen – und Oppositionsaktivitäten geprägt. Bei einer näheren Rekonstruktion der Lebensläufe fällt aber auf, dass viele der
Deutungsmuster nicht aus damaligem Erleben stammen, sondern
im Laufe der Zeit eine Vermischung
persönlicher Erfahrung mit kollektiven Erinnerungsmustern stattgefunden hat. Gregor Feindt (Bonn),
zum Zeitpunkt des Workshops Herder-Stipendiat in Marburg, gab einen allgemeinen Überblick über
die Verfahren und Bedingungen
der Samizdat-Publikationen in der
tschechischen, polnischen und ungarischen Opposition im Vergleich
sowie davon ausgehend eine Einschätzung der Selbstwahrnehmung
der jeweiligen Gruppierungen als
politische Gemeinschaft. Er lieferte
eine Einführung in die Entwicklung
von selbstherausgegebenen Zeitschriften in den 1970ern bis hin zu
einem professionellen Untergrundverlagswesen in den 1980ern. Auch
Exilpublikationen und Importe spielten eine Rolle. Die anschließende
Diskussion der gesamten Beiträge
zeigte, dass Samizdat mehr war, als
alternative Öffentlichkeit und unabhängige Publikationen zu schaffen.
Über oppositionskulturelle Verbindungen, Debatten und Strategiebesprechungen formte sich eine
oppositionelle Identität. Bei der gemeinsamen Erkundung der Materialien aus der Urbańczyk-Sammlung
wurden auch immer wieder die Fragen diskutiert, wie die SamizdatPublikationen, die aufgrund der ge-
ringen Ressourcenausstattung aus
sehr schlechtem Papier bestehen
und heute kaum noch lesbar sind,
bewahrt und ggf. digitalisiert wer-
den können. Es wurde aber auch
deutlich, dass die Entstehungskontexte der Publikationen und Sammlungen eine ebenso wichtige Quelle
für das Verständnis der damaligen
Ereignisse und ihrer heutigen Interpretation sind.
Ina Alber
Übersetzung und wissenschaftlicher Wandel
„Translation“ ist in den letzten Jahren mit dem translational turn in den
Sozial- und Kulturwissenschaften
zu einem sowohl konzeptionellen
als auch politischen ‚Hoffnungsträger‘ avanciert. Vor diesem Hintergrund fügt sich der interdisziplinäre
Studientag zum Thema Übersetzung und wissenschaftlicher Wandel, der als Kooperationsprojekt
des Forschungszentrums für Historische Geisteswissenschaften der
Goethe-Universität Frankfurt und
des Herder-Instituts am 31.05.2013
in Frankfurt stattgefunden hat, in
einen hochaktuellen transdisziplinären Problemhorizont ein. Dabei
reagierten die Veranstalter Fabian
Link (Frankfurt) und Jan Surman
(Marburg) mit der Tagung auf einen,
trotz des gegenwärtig regen Übersetzungsdiskurses, noch relativ unterbelichtet gebliebenen Problemzusammenhang. Denn während
die Frage nach dem Einfluss von
Translation im literarischen Feld eine lange Tradition hat, genießt das
Thema des transformativen Potenzials der Übersetzung für die Bereiche Philosophie und Wissenschaft
in der translationsbezogenen Forschung weitaus weniger Aufmerksamkeit. Dabei zeigte sich am
Studientag, dass gerade das Wissenschaftssystem für eine Analyse translationsbedingter Wirkungsprozesse besonders interessant
ist, da es sich durch internationale
bzw. inter(wissenschafts)kulturelle
Diskursformationen, d. h. Sprachund (Wissenschafts-)Kulturgrenzen
überschreitende Kommunikations-
prozesse, konstituiert und damit
selbst immer schon das Ergebnis
von Translationsprozessen und Effekt von Grenzüberschreitungen
ist. Der interdisziplinäre Charakter
der Tagung, der sich aus der diskursiven Heterogenität der Vorträge ergab – etwa aus der Spätan-
näre Praxis führte in gewisser Weise
auf performativer Ebene die räumliche Dimension von Translation vor,
die wiederum eines der zentralen
Diskussionsthemen der Tagung
darstellte. Denn einerseits wurde
„Translation“ (als Metapher, Methode oder Begriff) in den präsen-
tike (Muriel Moser / Frankfurt), aus
der politischen Philosophie (Dagmar Comtesse / Frankfurt), aus der
Kultur- und Wissenschaftstheorie (Kinga Kuligowska / Marburg),
aus der Altgermanistik (Regina
Toepfer / Frankfurt), aus den Sozialwissenschaften (Friedolin Krentel / Gießen; Göttingen) und aus der
Wissenschafts- und Technikgeschichte (Catarina Caetano da Rosa / Darmstadt) –, erforderte selbst
immer
wieder
transdisziplinäre Übersetzungsleistungen. Denn
in den einzelnen Untersuchungen
wurden jeweils sehr unterschiedliche Translationsbegrifflichkeiten
funktionalisiert, die wiederum mit
dem Reflexionsstil jeweils unterschiedlicher Wissenschaftskulturen
verwoben sind. Diese transdiszipli-
tierten Studien immer dann funktionalisiert, wenn (etwa Sprach-,
Kultur-, Disziplin-, Generations-,
Epochen-, Tabu-)Grenzen zu einem
empirischen oder diskursiven Problem wurden. Andererseits zeigte sich am Untersuchungsmaterial,
aber auch an der transdisziplinären Diskussionspraxis der Tagung
selbst, dass Grenzen oft erst durch
Translation erfahrbar und dadurch
verhandelbar werden. Vor diesem
Hintergrund erwies sich Translation nicht nur als empirisch interessantes Forschungsobjekt im Kontext wissenschaftlichen Wandels,
sondern auch als epistemologisch
produktives Instrument, um die Genese diskursiver Transformationsprozesse auszuleuchten.
Lavinia Heller
CBSE - Conference on Baltic Studies in Europe
Vom 16. bis 19. Juni fand in Tallinn
die internationale „Conference on
Baltic Studies in Europe“ unter dem
Generalthema „Cultures, Crises,
Consolidations in the Baltic World“
an der Tallinna Ülikool (Tallinn University) statt. Es war dies bereits
die zehnte Konferenz ihrer Art.
Über 200 Vorträge wurden in einer
entsprechend großen Zahl von „Pa-
nels“ gehalten. Es gab Sektionen
zu den Themen: Cultural and Biographical Studies, History and Memory, Environment and Geography,
Linguistics, Literature, Folklore and
15
Arts, Media, Film and Communication, Political Studies, International
Relations, Law and Economics, Sociology, Youth Studies and Gender
Studies. In einer „Interdisciplinary
Section“ wurden Vorträge verschiedener Thematik zusammengefasst.
Vom Herder-Institut nahmen drei
Mitarbeiter an der Konferenz teil.
Zwei referierten in der Sektion „History and Memory“ im Panel „Archives“. Dorothee M. Goeze: A
Look into the Past for Assessing the
Present Age of Your Country. Considerations about the Online Project
HerBalt (Hereditas Baltica), Virtual
Reading Room for Archival Materials; Peter Wörster: Information Systems to Baltic Archives. The Project
Aus dem Bildarchiv
des Herder-Instituts:
Blick vom Balkon des
Uexküllschen Hauses
mit der Stadtansicht
Revals und dem Dom;
Inv.Nr.: 148281
ArchiBalt of the Herder Institute in
Marburg.
Am letzten Tag der Konferenz
fand die zentrale Abschlusssitzung statt. Dabei wurde der Veranstaltungsort für die in zwei Jahren
stattfindende 11. Konferenz für baltische Studien in Europa 2015 bestimmt. Die Wahl fiel auf Marburg
und das Herder-Institut.
Peter Wörster
Bitte vormerken:
vom 06.09.-10.09.2015 findet in
Marburg die Conference on Baltic
Studies in Europe statt
Wissenspraktiken und die Entdeckung des Neuen
Im Zentrum der Diskussionen der
Leibniz Graduate School for Cultures of Knowledge in Central European Transnational Contexts stehen seit langem die Fragen nach
dem Verhältnis von Alltags- und
Wissenschaftswissen, von Diskursen, Wissen und Praktiken. Daher
freuten sich die Stipendiat/inn/en
sehr, dass einer der ausgewiesenen
Experten im Feld der Wissens- und
Wissenschaftsgeschichte, Prof. Dr.
Dr. Olaf Breidbach (Universität Jena), der Einladung zu einer Master Class gefolgt war. Am 13. März
führte der promovierte Philosoph
und Biologe zunächst mit einem
öffentlichen Vortrag, zu dem viele
Interessierte des Herder-Instituts
und von den Universitäten in Gießen und Frankfurt gekommen waren, in das Thema unter dem Titel:
„Bemerkungen zum Verhältnis von
Wissenspraktiken, Konzepten und
Strukturen nebst einiger Bemerkungen zur Entdeckung des Neuen“ ein. Anhand unterschiedlicher
Verfahren und Methoden erläuterte
er, wie Wissen in verschiedenen Erfahrungszusammenhängen gewonnen und geordnet, wie Bekanntes
und Neues abgegrenzt und in bereits vorhandene Wissensbestände
eingebunden wird. Anschließend
wurden von den Leibniz-Gradu16
ate-School-Mitgliedern und anderen
Nachwuchswissenschaftler/
inne/n gemeinsam mit Olaf Breidbach Texte zum Thema „Neue Wissensordnungen. Wie aus Informationen und Nachrichten kulturelles
Wissen entsteht“ (so der Titel des
2008 erschienenen gleichnamigen
Buches) sowie zur experimentellen
Wissenschaftsgeschichte
diskutiert. Dieser Zweig beschäftigt sich
mit den, oft naturwissenschaftlichen, Praktiken der Wissenschaft,
mit deren Entwicklung, Vermittlung und Veränderung und geht
davon aus, dass die experimentelle Wissenschaftsgeschichte nicht
nur durch theoretische Konzepte
bestimmt, sondern auch in Handlungspraktiken abgebildet und
durch diese geprägt wurde. Dabei
standen die Fragen im Mittelpunkt,
wie Wissen geordnet und strukturiert wird, welche Rolle den einzelnen Wissenschaftler/inne/n zukommt, aber auch welche Rolle die
Informationsvielfalt und der -überfluss im Internet heute spielen. Für
den Diskussionszusammenhang
der Graduiertenschule waren besonders die Erläuterungen des Dozenten zur Wissenschaftsgeschichte und den neueren Ansätzen, die
sich mit der Analyse nicht explizierten Wissens und der Entdeckung
des Neuen beschäftigen, fruchtbar. Denn die Projekte der Stipendiat/inn/en greifen häufig auf Quellenmaterialen zurück, die sich mit
Wissen jenseits der hegemonialen
Wissenschaftsgeschichte in transnationalen Kontexten beschäftigen.
Mit einem weiteren Aspekt der Wissenschaftsgeschichte wird sich eine zweite Master Class der Leibniz
Graduate School befassen, die am
22. Oktober 2013 zum Thema „Universities in Transformation: Acade-
Olaf Breidbach
mia and Dramatic Political Change
in Central and Eastern Europe during the Short 20th Century“ stattfindet. Dafür konnte Prof. Dr. Per
Bolin (Centre for Baltic and East
European Studies) von der Södertörns Högskola aus Stockholm als
Gastdozent gewonnen werden. Im
Rahmen der zwischen dem CBEES
und dem Herder-Institut bestehenden Kooperation wird Per Bolin
auch noch über die Master Class
hinaus einige Tage zum Forschen
am Herder-Institut bleiben und für
Gespräche zur Verfügung stehen.
Ina Alber / Stanislava Kolková
Unheimliche Erinnerung an die jüdische Vergangenheit
Am 12. Juni 2013 hatte das Projekt
„Digitaler Atlas politischer Raumbilder zu Ostmitteleuropa im 20.
Jahrhundert (DAPRO)“ zu einer
Masterclass geladen, bei der Doktoranden und Postdoktoranden in
regelmäßigen Abständen die Gelegenheit erhalten, mit internationalen Gastwissenschaftlern über
aktuelle
kulturwissenschaftliche
Forschungsansätze und die eigenen Forschungsprojekte zu diskutieren.
DAPRO-Gastwissenschaftlerin
Zuzanna Dziuban (Konstanz / Berlin) hielt unter dem Titel „Memory as
Haunting: Memory Studies and the
̦Spectral Turn‘“ eine Masterclass,
die sich mit der Erinnerung an die
jüdische Vergangenheit des Warschauer Stadtteils Muranów beschäftigte. Von 1940 bis zu seiner
vollständigen Zerstörung im Mai
1943 existierte hier das Warschauer
Getto. Nach dem Ende des Zweiten
Weltkriegs wurde auf dem Schutt
eine neue Wohnsiedlung errichtet.
Anhand neuerer Forschungsansätze des so genannten spectral turn,
vor allem der Idee einer „heimsuchenden Erinnerung“ („memory as
haunting“), zeigte Zuzanna Dziuban den sich im Laufe der Jahre
verändernden Umgang der Stadt
Warschau und der Bewohner Muranóws mit der Erinnerung an die
jüdische Vergangenheit des Stadtteils. Im Vordergrund stand vor allem das „unfreiwillige Erinnern“ an
die Getto-Vergangenheit des Stadtteils. Das „Unheimliche“, das dieser Erinnerung anhaftet, äußert sich
unter anderem in der in diesem Zusammenhang immer wieder auftauchenden Figur des Geistes. Eben
die Präsenz von Geistern aber, so
Zuzanna Dziuban, muss als Indiz
dafür angesehen werden, dass die
Vergangenheit nicht vollständig
aufgearbeitet wurde, daher gleich
einem „Geist aus der Vergangenheit“ in die Gegenwart einbricht
und gleichzeitig das bestehende
System der nicht erfolgten Erinnerung in Frage stellt. Damit brachte
die Masterclass wichtige theoretische Impulse zum Themenkomplex der Erinnerungstopografien in
Ostmitteleuropa und bot eine spannende Vorschau auf
den Beitrag Zuzanna
Dziubans für den „Digitalen Atlas“, der im Februar 2014 unter www.
geoimaginaries.org online gehen wird.
Das von der Leibniz Gemeinschaft geförderte Projekt „Digitaler Atlas politischer
Raumbilder zu Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert“, in welchem
das Herder-Institut mit dem Georg-Eckert-Institut für Internationale Schulbuchforschung (Braunschweig), dem Leibniz-Institut für
Länderkunde (Leipzig) und dem
Institut für Wissensmedien (Tübingen) zusammenarbeitet, untersucht
die Wirksamkeit von Raumbildern
in politischen Handlungsprozessen während des 20. Jahrhunderts.
Neben der Erstellung eines „Digitalen Atlas“, eines webbasierten interaktiven Forschungs- und Lehrinstruments über Kartografie und
(geo)politische Imagination, ist ein
zentrales Anliegen des Projektverbundes, internationale Gastwissenschaftler an das Herder-Institut
einzuladen, die durch einen zweibis vierwöchigen Aufenthalt zum
Entstehen des „Digitalen Atlas“
beitragen. Dabei bringen sie ihre
Expertise in die theoretischen und
inhaltlichen Diskussionen innerhalb
des Projektverbundes ein und verfassen gleichzeitig, aus ihren eigenen Forschungsinteressen heraus,
einen Beitrag für den digitalen Atlas. Daneben leiten die eingeladenen Gastwissenschaftler eine Masterclass, die sich hauptsächlich an
Doktoranden richtet. Damit dient
das Gastwissenschaftlerprogramm
des DAPRO der internationalen
Vernetzung des Herder-Instituts mit
zu einschlägigen Themen forschen-
den Wissenschaftlern. Gleichzeitig
gibt das Format der Masterclass
Nachwuchswissenschaftlern
die
Möglichkeit, mit etablierten internationalen Wissenschaftlern in einer
intensiven Workshop-Atmosphäre
über die neuesten Entwicklungen
innerhalb der kulturwissenschaftlichen Forschung und über ihre eigenen Dissertationsprojekte zu diskutieren.
Bereits 2011 und 2012 konnte
das DAPRO Gastwissenschaftlerprogramm internationale Wissenschaftler wie Miloš Havelka (Prag)
und Patricia Chiantera-Stutte (Bari)
einladen. Ende Oktober 2013 wird
Róbert Győri (Budapest) eine Masterclass zum Thema „ ̦Scientific Repudiation of the Past‘ – Hungarian
Geography on the Way of Sovietization, 1945-1960“ halten.
Agnes Laba
17
Presseausschnittarchiv online:
Zwischen Open Access und Urheberrechtsschranken
Die ersten 24 Ordner aus dem Bestand des Personenarchivs, das
insgesamt ca. 4 650 Ordner mit
ca. 1,5 Millionen Ausschnitten umfasst, sind online in einer Datenbank durchsuchbar (http://www.
herder-institut.de/startseite/onlineressourcen/presseausschnitt-
eine spezielle Datenbank programmiert, um die Presseausschnitte möglichst komfortabel durchsuchen zu können. Derzeit ist die
einfache Suche nach Personen,
Zeitungsname, Autor und Datum
möglich. Die kombinierte Suche ist
in Planung. Die vorliegende Probe-
sammlung.html). Da Nutzerinnen
und Nutzer im Zeitungsausschnittarchiv des Herder-Instituts am häufigsten nach Personen suchen,
begann die Digitalisierung mit diesem Teilbestand, dem später dann
auch das Orts- und das anhand von
Sachschlagwörtern aufgebaute Archiv folgen sollen. Diese Entscheidung flankiert zudem sinnvoll die
institutsweit laufenden Arbeiten für
das Zentrale Personenregister, das
eine abteilungs- und datenbankübergreifende Suche nach Personen ermöglichen wird. Aus dem
Bestand P 0301 wurden bisher 46
Ordner (die Buchstaben A – F) digitalisiert. Der Bestand P 0301 (insgesamt 186 Ordner) enthält, alphabetisch nach Nachnamen sortiert,
Presseausschnitte zu deutschen
Personen, die (überwiegend bis
zum Jahr 1945) Bezüge zum heute polnischen Raum hatten bzw. zu
deutschen Vertriebenen aus diesem Raum.
In Kooperation mit der Gesellschaft zur Förderung angewandter
Informatik e.V. (GFaI), Berlin, wurde
in den zurückliegenden Monaten
version enthält die ersten 24 vollständig erfassten und automatisch
OCR-erkannten Ordner (Buchstaben A – B), insgesamt ca. 6 000
Ausschnitte. Wegen des geltenden
Urheberrechts ist die Datenbankrecherche derzeit nur innerhalb des
Herder-Instituts und innerhalb der
OCR-erkannten Texte möglich. Eine Integration der vorliegenden
Images der Artikel als PDF ist in
Planung. Kopien aus dem Bestand
können wie bisher über die Forschungsbibliothek bestellt ([email protected]) werden.
Auf einem Workshop mit Fachleuten und Archiven aus der Region am 10. April 2013 berichtete das Projektteam der GFaI über
die laufenden Arbeiten und stellte die bisher programmierten Tools
für eine möglichst automatisierte
und intelligente Erkennung und Erfassung der Ausschnitte durch die
Softwarelösung DaCaPo vor. Unter anderem ging es um das korrekte Zuordnen von Zeilenübergängen,
Textzusammenhängen
und Bildunterschriften, die OCRErkennung und das Auffinden und
Blick in die
Regale mit den Ordnern der
Zeitungsausschnittsammlung
18
Lesen der aufgestempelten Quellen- und Datumsangaben. Die anschließende Diskussion drehte sich
bald auch um urheberrechtliche
Schranken bei der Online-Stellung
sowie um mögliche konsortiale Lösungen, um in Lizenzverhandlungen mit den Zeitungsverlagen eine bessere Verhandlungsposition
zu erreichen. Diese urheberrechtlichen Auflagen werden in der Folgetagung am 18. Juli 2013 im HerderInstitut zum Thema „Urheberrecht.
Presseausschnitte, Pressespiegel,
Pressearchiv, Nutzungs- und Verwertungsmöglichkeiten“ genauer
analysiert.
Die bisher online recherchierbaren Artikel bieten nur einen minimalen Einblick in das über 5 Millionen
Artikel umfassende Pressearchiv.
Weitere Kurzbeschreibungen ausgewählter Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und
Kultur Polens und Estlands können bereits über den Link „Biografische Materialien zur Zeitgeschichte“ (http://www.herder-institut.de/
startseite/bibliothek/benutzung/
biografische-materialien-zur-zeitgeschichte.html) mit Angaben zum
Umfang des vorliegenden Materials recherchiert werden. Für darüber hinausgehende Recherchen
stehen online Systematik (http://
www.herder-institut.de/fileadmin/
user_upload/downloads/bibliothek/SystematikPA.pdf) und Index
(http://www.herder-institut.de/
fileadmin/user_upload/downloads/
bibliothek/Register_Ausschnittsammlung.pdf) der Presseausschnittsammlung sowie vor Ort
zur Beratung das Bibliothekspersonal zur Verfügung. Zu fast allen
Themen der ostmitteleuropäischen
Zeitgeschichte vor 1999 lassen sich
mit Materialien aus dem Zeitungsausschnittarchiv im Lesesaal der
Forschungsbibliothek interessante
Einstiege über die zeitgenössische
in- und ausländische Presse finden.
Jan Lipinsky
Deutsch-polnische Geschichte im Spiegel der
Ansichtskarte
„Die Beschäftigung mit deutschpolnischer Geschichte im Industriezeitalter ist für beide Seiten belastend: durch Erinnerungen an Streit
und Unterdrückung, Krieg und Verbrechen, Flucht und Vertreibung ...
Fast vergessen erscheint hingegen,
dass es zeitweilig auch Phasen von
Verständigung gab, von Hilfe, Solidarität, kultureller Kooperation. Erst
ein fanatisch übersteigerter Nationalismus zerstörte im Laufe des
20. Jahrhunderts ein faszinierendes
Vielvölkergemisch, wie es sich z.B.
in Lodz im Zeichen der prosperierenden Textilindustrie innerhalb
weniger Jahrzehnte entwickelt hatte.“ So skizziert der Einleitungstext
der vom LWL-Industriemuseum
Dortmund übernommenen, am 5.
März im Herder-Institut eröffneten
Postkartenausstellung den Hintergrund bzw. den Ausgangspunkt
für das Konzept. In mehreren chronologisch angeordneten Kapiteln
widmet sich die Präsentation der
Entwicklung der Beziehungen, beginnend mit der Vorstellung der
drei polnischen Teilungsgebiete in
der Zeit um 1900: Russisch-Polen,
Österreichisch-Polen, PreußischPolen. Die Abschnitte reichen dann
über die verschiedenen historischpolitischen Krisen und Umbrüche bis in die jüngere Gegenwart.
Aussagekräftige Motive und Texte
auf den rund 200 originalen Ansichtskarten, die überwiegend aus
den Beständen des LWL-Industriemuseums stammen, vermitteln
die gegenseitigen Beziehungen,
die Blicke auf den Nachbarn, die
Stereotype und Konflikte sowie die
konkreten Auseinandersetzungen.
Die subjektive, auf einige zentrale
Themen und Aspekte fokussierte Auswahl der Bildquellen war im
Bewusstsein darüber erfolgt, dass
die historischen Ansichtskarten
keine objektiven Dokumente sind.
Denn sie zeigen gelenkte, konfektionierte und oft von ideologischen
Absichten geprägte Perspektiven
– je nach Intention. „Man sieht
idyllische Ansiedlungsdörfer und
,polnische Wirtschaft‘, das Posener Kaiserschloss als ,Trutzburg
des Ostens‘, ̦heroische‘ Kampfszenen und die Hinrichtung von
Zivilisten in Galizien, das Ghetto
von ̦Litzmannstadt‘ und das brennende Warschau“, führt der Ausstellungskurator Dr. Thomas Parent
im Einleitungstext aus und betont:
„Es lohnt sich auch, die Beschriftungstexte der Karten etwas näher
anzusehen: Um 1900 erfolgten sie
nicht selten dreisprachig: in Russisch, Polnisch und Deutsch. Nach
1918 (und abermals nach 1945)
wurden dann deutsche Beschriftungen auf Ansichtskarten getilgt,
1939-45 zwischenzeitlich polnische. Fazit: Intoleranz verdrängt
kulturelle Vielfalt.“ Ebenso wie in
den Ausstellungstexten verwies der
Dortmunder Historiker in seinem
faszinierenden und sehr persönlich
geprägten Einführungsvortrag zur
Ausstellung auf sein Spezialgebiet
und das seines Museums, in dem er
drei Jahrzehnte als Stellvertretender Direktor tätig war: „Ein ausgeprägtes Interesse an Industriekultur
ist z. Z. in Deutschland und Polen
zu beobachten. Textilmuseen in
historischen Fabrikanlagen gibt es
in Lodz und in Delmenhorst, funktionsfähige Dampffördermaschinen
in Museumszechen in Zabrze und
in Bochum.“ Diese Bezugnahme
auf das Kulturerbe im heutigen
Polen – und darunter insbesondere das industrielle Erbe – war der
Ausgangspunkt für die Kooperation mit dem LWL-Industriemuseum,
die zur Übernahme der Ausstellung
nach Marburg geführt hat. Aber
auch die darin vorgeführten medialen Aspekte der Bildquellen, der
Postkarten und Fotos, sowie die
in diesen visuell umgesetzte politische Ikonografie und Propaganda sind Gegenstand der Bestände
wie der Forschungsvorhaben des
Herder-Instituts, weshalb sich die
Präsentation der historischen Ansichtskarten hervorragend in sein
Arbeitsprogramm (und die definierten „projektleitenden Perspektiven“) einfügte.
Dietmar Popp
Ausstellung zu Architektur und Städtebau
der Freien Stadt Danzig 1920-1939
Die bislang wenig beachtete, von
besonderen politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen geprägte bauliche Gestalt und
Entwicklung der Stadt Danzig in
der Zwischenkriegszeit vermittel-
te eine Ausstellung, die am 7. Mai
im Herder-Institut mit einer Einführung durch die Kuratorin Dr. Ewa
Barylewska-Szymańska
eröffnet
wurde. Basierend auf einer architekturhistorischen
Pionierarbeit
führt die Präsentation die in den
1920er/30er Jahren entstandenen
vielfältigen Bauten und Ensembles
anhand von Plänen und Grafiken,
historischen und aktuellen Fotografien auf 45 Tafeln sowie mit drei
19
Thomas
Parent bei der
Eröffnung der Ausstellung
Modellen vor Augen. In ihren zweisprachigen erläuternden Texten
wird dabei auch auf die vom Paradigma der Moderne geleiteten zeitgenössischen Diskurse der Architekturtheorie und Urbanistik Bezug
genommen.
Im Jahre 1920 entstand durch
Beschluss des Versailler Vertrags
die Freie Stadt Danzig. Sie umfasste ein Gebiet von knapp 2000 km²,
das in fünf Kreise unterteilt wurde: zwei Stadtkreise (Danzig, Zoppot) und drei Landkreise (Danziger
Höhe, Danziger Niederung, Großes
Werder). Außer Danzig und Zoppot befanden sich auf dem Gebiet
der Freien Stadt Danzig noch zwei
kleinere Städte: Neuteich und Tiegenhof. Von Anfang an standen ihre Behörden vor zahlreichen Herausforderungen. Die Schaffung
geeigneten Wohnraums sowie von
Einrichtungen des Bildungs-, Sozial- und Gesundheitswesens (Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser,
Sanatorien) war zentrale Aufgabe.
Auch die regionale Verwaltung sowie neue Firmen und Unternehmen
benötigten Bürogebäude. Die Bautätigkeit in Danzig nahm stark zu
und es entstanden von Grund auf
ganze Viertel mit neuer Bebauung,
u. a. in Langfuhr, Steegen, Zigankenberg und auch in Oliva. Die Planer schlugen neue Richtungen der
Stadtentwicklung ein, indem sie interessante Visionen für die Gebiete entwickelten, die für die Wohnbebauung, Industriebetriebe und
Erholung bestimmt waren. Neue
Grünbereiche wurden am Meer und
auf dem Gebiet der früheren Be-
Ewa Barylewska-Szymańska beim Einführungsvortrag
festigungen (vom Bischofsberg bis
zum Zigankenberg) angelegt und
die angemessene Bewirtschaftung der Hausgärten in den neuen Siedlungen angestrebt. Auch
nach dem Wahlsieg der NS-Partei
im Mai 1933 hatte der Wohnungsbau weiterhin Priorität, man legte
aber zudem mehr Nachdruck auf
den Bau von neuen Verwaltungsgebäuden und es entstanden erneut
Kindergärten und Schulen, insbesondere in ländlichen Gebieten. Mit
Kriegsausbruch am 1. September
1939 wurde die Freie Stadt Danzig
dann dem Deutschen Reich angeschlossen und im Oktober wurde
der Reichsgau Danzig-Westpreußen gebildet. Darin ging das Gebiet
der Freien Stadt Danzig auf und die
weitere Planungs- und Bautätigkeit
stand dann unter anderen Vorzeichen.
Die von den Kunsthistorikern Dr.
Ewa Barylewska-Szymanska und
Wojciech Szymanski vom Danziger
Historischen Museum, Abteilung
Uphagenhaus, konzipierte und mit
Unterstützung durch das HerderInstitut realisierte Wanderausstellung möchte die Erinnerung an die
architektonische und städtebauliche Tätigkeit wiederbeleben, die
in der Zeit der Freien Stadt Danzig
ausgeführt wurde. Wichtig ist dabei
zudem die didaktische Botschaft
der Ausstellung, denn die Bauwerke aus der Epoche der Freien Stadt
erfreuen sich keines breiten Interesses und werden oft vernachlässigt,
zumal Umbauarbeiten sie ihres ästhetischen Wertes berauben. Es ist
vielleicht der letzte Moment, um sie
ins Bewusstsein der Öffentlichkeit
zu rücken, denn sie bilden ein wichtiges Element der Kulturlandschaft
der ganzen Region.
Dietmar Popp
Ausstellung baltische Herrenhäuser in Lüneburg
Das Herder-Institut war in enger Kooperation mit der Ausstellung „Glanz und Elend. Mythos
und Wirklichkeit der Herrenhäuser
im Baltikum“ verbunden, die vom
Ostpreußischen
Landesmuseum
und von der Carl-Schirren-Gesellschaft erarbeitet und in Lüneburg
(1.12.2012-14.04.2013)
gezeigt
wurde. Die faszinierende Welt der
20
Herrenhäuser prägte Jahrhunderte lang den ländlichen Raum im
Baltikum, bis sie im 20. Jahrhundert ein Ende fand. Das Herder-Institut war mit zahlreichen Leihgaben u. a. archivalischer Originale
und in großer Zahl mit Digitalisaten
wichtiger Dokumente und architekturgeschichtlicher Aufnahmen
aus der Dokumentesammlung und
dem Bildarchiv an der Ausstellung
und am Katalogband beteiligt. Peter Wörster hat sich zudem mit einem Artikel über „Vasallen – Adel
– Ritterschaften: Beobachtungen
zur Entstehung des baltischen Herrenstandes und seiner Geschichte
vom 13. bis 17. Jahrhundert“ am
Katalogband beteiligt.
Mit Tschernobyl leben
Lesungen und Zeitzeugengespräche in Gießen und Marburg
Macher und Schuldigen überhaupt
nicht ausmachen kann – jedenfalls
nicht in der Weise, in der sie rasch
und vordergründig schlüssig präsentiert wurden.
So war es mit Tschernobyl, dem
katastrophalen Ereignis, das in der
Ukraine und in Weißrussland als
die nach dem Zweiten Weltkrieg
schwerste Krise des 20. Jahrhunderts wahrgenommen wird. Dieses
Ereignis liegt inzwischen
27 Jahre zurück.
Inzwischen haben andere Dinge die Erinnerung
daran überdeckt – große
weltgeschichtliche Wendungen, andere Katastrophen. Auch eine neue
große Atomkatastrophe,
Das erste (retuschierte) Bild, das vom Unfall verbrei- die gleichwohl – das wird
tet wurde: KKW Tschernobyl, Block 3 und 4, Ansicht in Deutschland gerne vervon Norden, aufgenommen vermutlich am Vormittag
des 26. April 1986. Quelle: Deržavne specializovane gessen – in Japan von der
Erdbebenpidpryjemstvo Čornobyl’s’ka AES, Slavutyč, Ukraine eigentlichen
und Tsunamikatastrophe
unterschieden und in den Schatten
dern ein ganz anderes Bild, das ich
gestellt wird.
später, schon als Forscherin in der
Auch ist die Erinnerung über
Ukraine, gesehen habe. Es waren
Tschernobyl nicht überall dieselbe.
Mühlsteine – Mühlsteine auf einem
Tschernobyl ist nicht gleich TscherPlatz in Lemberg-Lviv, einer Stadt,
nobyl. In Deutschland erinnern sich
in der ich wegen meiner Forschundie meisten an ein diffuses Bedrogen lange Zeit verbracht habe. Ein
hungsgefühl, an Salat, denn man
Künstler hatte diese Mühlsteine
nicht essen sollte, belastete Milch
und stilisierten Menschenfiguren
und Sandkästen, die die Kinder
geschaffen, um daran zu erinnern,
nicht benutzen durften; auch die
wie die Menschen dieser Stadt im
auf den Unfall folgende politische
20. Jahrhundert zwischen die MühlMobilisierung ist hierzulande als Ersteine der Geschichte gerieten und
innerung präsent und kam nach Fuzerrieben wurden.
kushima in erneuter Weise und mit
In der Geschichte des östliden bekannten Folgeentscheidunchen Europa im 20. Jahrhundert
gen zum Tragen. Das ist das deuthat es das sehr oft gegeben – das
sche Tschernobyl, das deutsche
Lebensgefühl der dort lebenden
Fukushima. Die meisten Deutschen
Menschen, unter die Räder oder
schauen mit großem Unverständnis
zwischen die Mühlsteine einer Gezu ihren östlichen Nachbarn, in die
schichte zu geraten, die man selbst
Ukraine und nach Weißrussland, die
nicht gemacht hat. Täter, GewaltOpfer-Länder von Tschernobyl, die
herrscher, Eroberer, Armeen aus
trotzdem weiterhin auf Kernenergie
anderen Ländern machten sie, auch
setzen. Ganz besonders die Ukviele Mitläufer und Profiteure aus
raine, die nach Frankreich und der
dem eigenen Land. Mitunter gibt
Slowakei der am meisten von der
es aber auch solche existenziellen
Kernenergie abhängige Staat der
Krisen, in denen man die Täter und
Nachdem ich angeboten hatte, die
Einleitung für die Veranstaltungen
im Herder-Institut und an der Universität Gießen zu übernehmen, da
kam mir beim Nachdenken über
ihren Anlass sonderbarerweise gar
nicht das erste Bild der Katastrophe
in den Sinn, an das ich mich eigentlich erinnere – das unscharfe Foto
des zerstörten Reaktorgebäudes im
Kernkraftwerk Tschernobyl – son-
Welt ist. Sie ist übrigens erst nach
Tschernobyl dazu geworden. Und
Weißrussland wird sogar erst jetzt
„einsteigen“ und baut sein erstes
Kernkraftwerk – haben die denn aus
ihren Erfahrungen nichts gelernt?
So meint der mainstream bei uns.
Aber was ist das weißrussische,
was das ukrainische Tschernobyl?
Rufen wir uns kurz die historischen
Fakten zurück ins Gedächtnis – sie
sind heute nicht mehr jedermann
präsent. Das Kernkraftwerk im ukrainischen Tschernobyl, rund 100
Kilometer nördlich von Kiew, war eines der größten in der Sowjetunion,
auch eines der größten in Europa
und das allererste in der Ukraine.
Somit spielte es eine besondere
Rolle, es war ein Vorzeigebetrieb,
der für seine zuverlässige Stromproduktion Orden und Auszeichnungen
einfuhr. Zwischen 1977 und 1983
„Černobyl’skaja AĖS s reaktorom RBMK
-1000. Pervaja na Ukraine“ [AKW Tschernobyl mit RBMK-1000-Reaktor. Das erste
[AKW] in der Ukraine], Kiev 1977, Umschlag
Vorderseite. Das KKW Tscher-nobyl war ein
sowjetisches Prestigeunternehmen, das in
solchen Broschüren populärwissenschaftlich
dargestellt wurde
waren in kurzen Zeitabständen vier
Reaktorblöcke ans Netz gegangen,
jeder mit 1000 Megawatt Leistung.
Grafitmoderierte Siedewasserreaktoren, die ganz anders aufgebaut
21
Der brennende
Reaktor: KKW
Tschernobyl, Block
4, Nordseite, aufgenommen vom
Werksfotografen bei
einem Erkundungsflug am Nachmittag
des 26. April 1986.
Quelle: Černobyl’skij
Reportaž, Moskva
1989, Tafel 7
waren als die Leistungsreaktoren im
Westen, aber auch die moderneren
Anlagen anderswo in der Sowjetunion.
Vom Bauprinzip her waren das
Anlagen aus der Frühzeit der Kernenergiegeschichte, die man weiterentwickelt und hochprojektiert hatte. Sie hatten einen großen Vorteil,
der in den Ölkrisenjahren wichtig
war: Sie waren günstig und schnell
zu errichten. Die Sowjetunion wollte mit ihren fossilen Rohstoffen auf
dem Weltmarkt Devisen verdienen.
Zuhause sollte die Kernenergie die
fossile Stromerzeugung sukzessive
ersetzen. Daher wurden Anlagen
wie jene, die man später als Tschernobyl-Reaktor bezeichnet hat, zuerst gebaut, an vielen Standorten
gleichzeitig.
Die Anlage hatte aber auch gravierende Nachteile, deren sich die
Spezialisten durchaus bewusst
waren, die aber als beherrschbar
galten: Diese Reaktoren vom Typ
RBMK – so die korrekte Bezeichnung – sind in der Regelung anspruchsvoll und kompliziert, sie
neigen unter bestimmten Umständen aus physikalischen Gründen
zu unerwünschten Leistungssteigerungen. Anders ausgedrückt, der
RBMK war immer für Überraschungen gut, wie die Praktiker sagten,
wenn sie unter sich waren. Systematisch wurden diese durchaus
vorliegenden Erkenntnisse im Sys22
kontrollierbaren Leistungsexkursitem der sowjetischen Kernenergieon, dann auch einer chemischen
wirtschaft nicht weitergegeben. Die
Explosion, die den Reaktor zerstörIngenieure an der Basis der Stromten und sein Inventar an Spaltproproduktion blieben ohne wichtige
dukten in die Umgebung freisetzten.
Informationen aus den ForschungsDen Rest der Geschichte kennen
instituten und Konstruktionsbüros,
wir, es ist die Geschichte der Wolaber häufig auch ohne Informatioke von Tschernobyl, die sich über
nen von besonderen VorkommnisWeißrussland und die Ukraine und
sen in ihren Schwesteranlagen. Es
danach über ganz Europa ausbreigab keine Fehler, aus denen man
tete. Im Umkreis von 30 Kilometern
hätte lernen können, denn die Fehum das Kraftwerk, teilweise auch
ler wurden nicht kommuniziert. Die
in weiter entfernten Gegenden,
Pläne zur sicherheitstechnischen
mussten die Menschen evakuiert
Nachrüstung des RBMK lagen in
werden, wurde das Land für Jahrden Schubladen, für die kommenhunderte radioaktiv kontaminiert.
den Jahre. Aber dort lagen sie auch
Um den brennenden Reaktor zu lönoch im April 1986.
schen, die Ruine abzudecken, eine
In der Nacht vom 25. auf den
Umhüllung zu bauen und das Kraft26. April wirkte sich diese Vorgewerksgelände zu dekontaminieren,
schichte fatal aus. Im Block vier
um verstrahlte Häuser abzutragen
des Kraftwerks Tschernobyl, dem
und ganze Ortschaften zu begraben
neuesten Block auf dem Gelände,
und schließlich auch um das Kraftstand das Abfahren zur Revision an;
werk wieder in Betrieb zu nehmen,
nebenbei wollte man ein eigentlich
haben rund 600 000 sogenannte Lizu den Routinen gehörendes Testquidatoren dort oder in der Umgeprogramm durchführen. Nachträglibung gearbeitet.
che Ironie der Geschichte ist dabei,
Diese sachliche Geschichte, in
dass das Programm zur besseren
der es vordergründig um Technik,
Beherrschung einer Situation verPhysik und Radiochemie geht, ist
helfen sollte, wie sie wir später in
also zugleich auch eine Geschichte
Fukushima Daiichi erlebten: des
station blackout, des
Totalstromausfalls
auf dem Kraftwerksgelände.
Während
des Tests kam es aufgrund vieler unvorhergesehener kleinerer Fehler und sehr
unwahrscheinlichem
Z u s a m m e n t re ff e n
einzelner Faktoren zu
einer dieser oben genannten schwerwie- KKW Tschernobyl, Dezember 1986: „Liquidatoren“
genden
Instabilitä- schreiben mit Kreide ihre Namen und Heimatstädte
ten. Der Reaktor lief oder -republiken auf Bauteile des „Sarkophags“, der
Abdeckung für den Unfallreaktor. Solche Abbildungen
außer Kontrolle, das standen in der späten Sowjetunion repräsentativ für
konnten die Opera- hunderttausende von Katastrophenhelfern.
teure sehen, und was Quelle: Deržavne specializovane pidpryjemstvo
Čornobyl’s’ka AES, Slavutyč, Ukraine
sie taten, das einzig
vieler Menschen. Das Herder-InstiRichtige, war die Betätigung der
tut und der Fachbereich OsteuropäSchnellabschaltung. Diese jedoch
ische Geschichte an der Universität
gab aufgrund eines AuslegungsGießen haben zwei Zeitzeugen der
fehlers für Bruchteile von Sekunden
Katastrophe zu Lesungen und Genoch zusätzlich Reaktivität ins Syssprächen in unseren Häusern und
tem, statt sie ihm zu entziehen. Das
an mehreren Schulen der Region
wiederum führte zu einer nicht mehr
Nach dem Unfall gab es medizinische Erhebungen, denen alle Mitarbeitenden des Kernkraftwerks unterzogen wurden, die während des
Unfalls dort gearbeitet hatten: Man
wollte im Nachhinein herausfinden,
wie hoch ihre persönliche Strahlenexposition gewesen war. Daher
wurden die Mitarbeiter gebeten, akribisch aufzuführen, wann sie sich
wo bewegt haben, wie lange sie wo
verweilten, was sie dort taten. Diese Angaben – genannt „maršrutnyj
list“, in etwa „Itinerarblatt“ – wurden
dann mit den Messwerten über die
Ortsdosisleistung auf dem Kraftwerksgelände und in der Stadt
Pripjat in Beziehung gesetzt. Dieses
Quellendokument ist das Dokument
eines individuellen Weges durch das
Geschehen des historischen 26.
April 1986. Es ist gleichzeitig auch
ein Zeugnis von der condition humaine unter den Bedingungen der
Megakatastrophe: Es zeugt von den
verzweifelten und teilweise auch
selbstmörderischen Versuchen der
Menschen, angesichts einer Situation, die sie wenige Stunden nach
dem Unfall noch gar nicht
einschätzen konnten, das
Richtige zu tun und dabei
doch ihr eigenes Scheitern und die Vergeblichkeit ihres Tuns eingestehen zu müssen.
Der Zeitzeuge Anatolij Kifa, Facharbeiter aus
Kiew, lebt bis heute „mit
KKW Tschernobyl, Reaktor- und Blockfahrpult in
Tschernobyl“, weil er als
der Leitwarte von Block 1 , 1977. Ganz ähnlich sah
Reservist zum Dienst in
auch der Arbeitsplatz von Oleksij Breus im Block 4
aus. Privatarchiv Vitalij Kozlov,
einem
Spezialbataillon
http://pripyat-city.ru/photo/89-stroitelstvochaeseinberufen wurde, ohne
chast-v.html.
genau zu wissen, welwar es umgekehrt. Der Kontrollche Aufgabe ihn erwartete und was
raum stand unversehrt, aber seine
überhaupt los war, ganz zu schweiVerbindungen zum Reaktor waren
gen von den Gefahren, die er daabgerissen. Die Menschen hatten
bei lief. Den Eingezogenen wurde
nicht mehr die Kontrolle, und selbst
gesagt, sie seien unter Kriegsrecht
das Spezialwissen der Atomingenigestellt – was man lange Jahre geeure reichte nicht aus, um in diesen
heimhielt. Die Reservisten konnten
ersten Stunden zu erfassen, was da
somit nur zwischen „Feind“einsatz
eigentlich passiert war.
und schwerer Bestrafung wählen,
Oleksij Breus’ Aufzeichnungen
erzählt Anatolij Kifa. Aber eins unMein Itinerar. Schicht 2, Block 4,
terschied Tschernobyl für die vielen
Samstag, 26. April 1986, gehen auf
hier „kämpfenden“ Soldaten und
einen praktischen Kontext zurück.
Reservisten vom Krieg: dass der
eingeladen. Finanziell unterstützt
wurde die Aktion vom Internationalen Bildungs- und Begegnungswerk
in Dortmund, das viele Tschernobyl-Hilfsprojekte begleitet.
Oleksij Breus, der wegen Erkrankung kurzfristig hatte absagen
müssen, war mit seinen in einem
„Itinerar“ festgehaltenen Erinnerungen präsent. Sie wurden am HerderInstitut von Jan Lipinsky und Antje
Coburger szenisch gelesen. Oleksij
Breus hat die Geschehnisse im Epizentrum der Ereignisse miterlebt.
Er lebte schon vor Tschernobyl mit
Tschernobyl, weil das Kernkraftwerk sein Arbeitsplatz war. Die Leute, die in der Nachtschicht des 26.
April 1986 im Block vier arbeiteten,
waren seine Bekannten und Freunde. Er kam am Morgen des 26. April
zu seiner Arbeitsstelle, die in Trümmern lag. Im normalen Leben, das
an diesem Tag endete, arbeitete
Oleksij im Kontrollraum des Blocks
vier. Im normalen Leben waren er
und seine Kollegen diejenigen, die
am Schaltpult saßen und den Reaktor unter Kontrolle hatten. Nun
Feind unsichtbar und schwer einzuschätzen war und dass er auch
nicht sofort zuzuschlagen schien.
Anatolij wurde in diese Geschichte hineingezogen, weil er seinem
Land gegenüber eine Pflicht zu
Oleksij Breus, Anatolij Kifa
erfüllen hatte und ihr nachkam. Er
schaufelte in Sichtweite des brennenden Reaktors Sand und Blei in
Säcke und lud diese dann in Bündel, die aus Fallschirmen hergestellt
wurden. Diese Bündel wurden von
Hubschraubern aufgenommen und
über dem Unglücksort abgeworfen, um das Feuer zu löschen und
den Austritt weiterer radioaktiver
Stoffe einzudämmen. Die Soldaten
am Landeplatz mussten ihre Zelte
direkt dort aufschlagen, mitten im
„Beschuss“ durch die Strahlung,
im radioaktiven Staub, der von den
Hubschraubern aufgewirbelt wurde. Sie arbeiteten, aßen und schliefen dort und hatten in den ersten
Tagen keinerlei Möglichkeiten, sich
zu waschen. „Jeder von uns strahlte wie ein kleiner Reaktor“ ist eine
Beschreibung, die viele der damals
Beteiligten für diese Situation gefunden haben. Anatolij gebraucht
sie im Gespräch, und wir finden sie
auch in vielen schriftlichen Zeitzeugenberichten.
Es wurde schon angedeutet: Wie
im Krieg fühlte man sich damals –
unter die Räder genommen von
einem schrecklichen Feind. Viele
der Kriegsanalogien, die später bei
der Bewältigung des Reaktorunfalls
zum Tragen kamen, waren daher
nicht pathetisch und auch nicht
nur Resultat der sowjetischen Propaganda, sondern sie entsprachen
einem Lebens- und Leidensgefühl.
Einberufung, Evakuierung, Kämpfen, Leiden und Sterben, Soldaten
und Veteranen: Es gibt tatsächlich
viele Kriegsanalogien im Geschehen von Tschernobyl.
23
Anatolij Kifa und Oleksij Breus
stehen aber auch für etwas anderes. Sie stehen für die vielen namenlosen Akteure dieser Geschichte, denen wir einiges verdanken und
die gleichwohl lange verkannt wurden. Der kalte Krieg, der erst nach
Tschernobyl zu Ende ging, und die
Systemkonfrontation haben uns ihre
Sichtweisen eingeprägt. Wir sahen
die Sowjetunion als Zwangsregime,
in dem der Einzelne und die Einzelne nichts gilt und der Staat alles
bestimmt. Wer das Land nicht aus
Untergang der
Tschernobyler
Titanic, Gemälde von
Oleksij Breus
eigener Anschauung kannte – und
das waren damals nicht sehr viele –,
dem war schwer vorstellbar, dass es
dort überhaupt individuelles Leben
und Erleiden gab, das dem unsrigen
ähnelte. Entsprechend wurden die
vielen hunderttausend Helfer und
Retter in Tschernobyl lange Zeit als
Kanonenfutter, als kollektive Verfügungsmasse gesehen – weniger
als Individuen, die zwischen den
Mühlsteinen gleichwohl doch Entscheidungen trafen –, Menschen,
die wir gemeinhin als „Helden“ bezeichnen. Wir wissen, dass in dieser
Geschichte tatsächlich viel Zwang
im Spiel war. Man hatte keine echte Alternative. Anatolij Kifa wurde
während der Lesungen immer wieder die Frage gestellt: „Würden Sie
es, auch mit den heutigen Kenntnissen, wieder tun?“ Die Antwort kam
ohne Zögern: „Ich würde es wieder
tun. Wir wussten damals: Wer soll
es tun, wenn nicht wir?“
Unzählige taten viel mehr, als sie
hätten tun müssen. Sie arbeiteten,
bis sie buchstäblich umfielen. Das
gilt insbesondere für die Einsätze
24
der ersten Stunden, Tage und Wochen. Leute wie Anatolij Kifa und ihr
Einsatz sind seit vielen Jahren, auch
dank vieler Initiativen auf westlicher
Seite, bekannt geworden. Oleksij Breus hingegen steht mit seinen Erinnerungen für eine Gruppe
von Menschen, die aus politischen
Gründen lange im Schatten der
Erinnerungskultur standen. Kurz
nach dem Unfall wurde nach Schuldigen gesucht. Die Machthaber in
Moskau – auch der hierzulande so
geschätzte Michail Gorbačev – und
die Verantwortlichen in den Leitungsetagen des militärisch-industriell-wissenschaftlichen Komplexes,
dem die zivile Atomindustrie unterstellt war, setzten alles daran, keinen Zweifel am System aufkommen
zu lassen. Sie brauchten Schuldige,
die in der Hierarchie möglichst weit
unten angesiedelt waren.
Wider besseres Wissen, das bereits im Juni 1986 vorlag, wurde so
die Unfallversion vom ausschließlichen Personalversagen verbreitet; Gorbačev, in dessen Macht
es gestanden hätte, sich anders
zu entscheiden, hat daran seinen
Anteil. Diejenigen, die das Verdikt
vor allem betraf, lebten nicht mehr
– ihre Familien mussten damit leben, dass das Andenken ihrer Angehörigen in den Schmutz gezogen
wurde. Einige leitende Ingenieure
des Kraftwerks wurden 1987 in einem Schauprozess verurteilt, der
ihre – nachweisbare – Mitschuld
nicht fair aufarbeitete, sondern sie
auf Grundlage manipulierter Akten
als Hauptschuldige identifizierte.
Damit war für die Regierung die Angelegenheit bereinigt. Erst ab 1990
brachten Untersuchungskommissionen allmählich die viel komplexere Wahrheit ans Licht – aber lange
immer noch nicht ans Licht der Öffentlichkeit.
Die Kerntechniker an der Basis jedoch – denen man lange Zeit unterstellt hat, als Einzige in der ganzen
Geschichte grob fahrlässig gehandelt zu haben – haben, wie wir heute
wissen, in den Tagen nach dem Unfall eigentlich alles richtig gemacht,
was man im Rahmen des damaligen
Wissenstandes (und der ist für den
Historiker als Rahmen des Akteurs
relevant) hat richtig machen können: Sie haben die drei verbliebenen Reaktorblöcke ihres Kraftwerks
in einen stabilen Zustand überführt
und dafür gesorgt, dass der Schaden sich nicht noch weiter ausbreitete. Wer weiß, wie interdependent
solche Anlagen damals gebaut waren, kann bestätigen, dass dies keine Selbstverständlichkeit war. Diese
Menschen haben für ihre durchaus
individuellen Entscheidungen teuer
bezahlt, als sie sich tödlichen Strahlungsdosen aussetzten, von deren
Auswirkungen sie als Profis wussten.
Als wir die Veranstaltungen vorbereiteten, schrieb mir Oleksij
Breus einmal: „Jeder hat sein eigenes Tschernobyl. Nur – nicht jeder
weiß davon.“ Tatsächlich ist jeder
Erinnerungstext, jedes Erinnerungsbild eine ganz persönliche Vision
der Geschichte. Häufig denken die
Menschen, ihr Tschernobyl sei das
Tschernobyl. Daher gibt es nicht nur
eine Vielfalt von Erinnerungen – es
gibt auch unzählige sich widersprechende, auch miteinander hadernde Erinnerungen, Versionen, Sichtweisen. Die meisten der damals
Beteiligten hat Tschernobyl aus ihrer
gewohnten Bahn geworfen. Anatolij fand nach seinem Einsatz nicht
mehr ins Alltagsleben zurück, seine
Ehe ging in die Brüche, er gründete
später eine neue Familie. Viele der
„Likvidatory“ kämpfen mit Folgeerkrankungen – und mit den postsowjetischen Behörden, welche Hilfe
verweigern, Rentenansprüche nicht
anerkennen. Im Herbst und Winter 2012/13 gab es deshalb große
Demonstrationen der Liquidatoren,
einmal wurde sogar das ukrainische
Parlament gestürmt. Anatolij Kifa
war einer der Aktivisten, die den
Zaun durchbrachen. „Aber ich bin
einer der Letzten“, sagt er, „die
meisten von den Leuten der ersten
Stunde sind heute zu schwach, um
auf Demonstrationen zu gehen.“
Auch Oleksij Breus’ Leben hat
sich nach dem Unfall radikal geändert. Drei Tage hielt er den Dienst
im Kraftwerk nach dem Unfall aus,
dann kam er ins Krankenhaus. Seine Krankenakte durfte er nie einsehen, von den Ärzten hörte er immer
nur ausweichende Aussagen: „Sie
sind praktisch gesund“. Die Dosis,
die er aufgenommen hatte, war zu
groß, als dass er je wieder hätte in
einem Kernkraftwerk arbeiten dürfen. Er zog mit seiner Familie nach
Kiew, wurde Ausbilder, später arbeitete er als Fachjournalist weiter im
Kontext der Kernenergiewirtschaft.
Gleichzeitig machte er seine frühere
Freizeitbeschäftigung, das Malen,
zu seinem zweiten Beruf. Heute ist
Oleksij Mitglied einer Kiewer Künstlergruppe, deren Arbeiten sich auch
immer wieder mit dem TschernobylTrauma auseinandersetzen. Außerdem engagiert er sich ehrenamtlich
für das Tschernobyl-Museum in Kiew. Oleksij Breus’ Bilder – eines da-
von ist hier abgedruckt – wurden als
Farbdias auf den Lesungen gezeigt.
Die Veranstaltungen im HerderInstitut und an der Gießener Universität haben auch neue Verbindungen gestiftet. Oleksij und Anatolij
kannten sich vorher nicht. Anatolij
hatte in Gießen Oleksijs Itinerar im
Original gelesen und sagte mir beim
Abschied: „Ich war früher sehr wütend auf die Kraftwerksleute, ich
dachte, die haben uns das alles
eingebrockt. Nachdem ich diesen
Text gelesen habe, denke ich anders darüber. Ich würde Oleksij
gerne kennenlernen.“ Im Mai trafen
sich die beiden in ihrer Heimatstadt
Kiew – Anatolij überbrachte die Plakate und Faltblätter der Lesungen,
auf denen Oleksijs Gemälde dargestellt war. Danach schrieb Oleksij
mir nach Marburg: „Wir stellten fest,
dass wir uns damals zwar nicht ge-
kannt haben, aber doch ganz nah
beieinander waren. Als ich am 27.
oder 28. April im Block drei Dienst
tat, spürte ich immer wieder, im Abstand weniger Minuten – dumpfe
Schläge. Das ganze Gebäude erzitterte. Das waren die Ladungen mit
Sand, Blei und Dolomit, die von den
Hubschraubern über dem vierten
Reaktor abgeworfen wurden. Na,
und diese Säcke, die haben Leute
wie Tolik am Landeplatz beladen.“
Lust zum Weiterlesen?
Rüdiger Lubricht (Fotografien):
Verlorene Orte – Gebrochene Biografien. Dortmund 2011 – ein eindrucksvoller Bildband mit Porträts
und Lebensberichten von „Liquidatoren“ und Bildern aus der Evakuierungszone von Tschernobyl.
Anna Veronika Wendland
Ein Spaziergang durch die Danziger Kulturgeschichte
Die Veranstaltungsreihe der Lesungen am Herder-Institut wurde in diesem Jahr am 26. Februar durch Dr.
Peter Oliver Loew (Darmstadt) eröffnet. Nach Begrüßung durch den
führte der Autor kenntnisreich und
sprachlich gewandt die zahlreichen
Zuhörer in die vielschichtige Historie der Hansestadt, die wie kaum
eine andere ostmitteleuropäische
Leiter der Forschungsbibliothek Dr.
Jürgen Warmbrunn und Einführung
durch Dr. Dietmar Popp trug der
am Deutschen Polen-Institut tätige
Historiker und Kulturwissenschaftler aus seinen Büchern Danzig:
Biographie einer Stadt und Literarischer Reiseführer Danzig: Acht
Stadtspaziergänge vor. Dabei ent-
Metropole geprägt ist von den jahrhundertelangen Interferenzen deutscher und polnischer Politik und
Kultur. Peter Oliver Loew machte
das erfahrbar durch einen reizvollen
Wechsel der Perspektiven und der
Folge zwischen eigenen erzählenden Textfragmenten einerseits und
Zitaten von Literaten und Dichtern
andererseits. Ebenso vielfältige Blicke in die Stadt bot auch die als
Vor- und Nachspann laufende Diashow mit historischen und aktuellen
Fotos aus dem Bildarchiv des Herder-Instituts. Diese sehr gelungene
Lesung war zugleich die Finissage
der Wanderausstellung „Danzig im
Luftbild der Zwischenkriegszeit“,
die in Zusammenarbeit vom Herder-Institut mit Danziger Kunsthistorikern und dem Verlag VIA NOVA
Wrocław erstellt und seit November
2012 präsentiert worden war. So
ergänzten sich auf schönste Weise
die wissenschaftlich fundierte historische Dokumentation der noch
unversehrten Stadt, das Kaleidoskop charakteristischer Bildmotive
aus Geschichte und Gegenwart, eine Auswahl von ausgestellter Danzig-Literatur der Institutsbibliothek
und das Florilegium von Texten des
herausragenden Danzig-Kenners,
der zugleich anerkannter Historiker
wie auch versierter Schriftsteller ist.
Dietmar Popp
25
Uwe Wolff sprach über Edzard Schaper,
den „Dichter des 20. Jahrhunderts“
Anfang April fand im Lesesaal der
Bibliothek eine weitere Veranstaltung innerhalb der Reihe „Lesun-
Uwe Wolff (rechts)
wurde von Peter
Wörster vorgestellt
gen am Herder-Institut“ statt, die
wiederum ein großes Auditorium
fand:
PD Dr. Uwe Wolf aus Bad Salzdetfurth stellte dabei sein 2012 erschienenes Buch über den Schriftsteller Edzard Schaper vor und
berichtete eindrucksvoll über seine
jahrelangen Forschungen in den
Archiven mehrerer europäischer
Länder und von spannenden Erlebnissen mit Menschen, die Schaper
auch vor dem Zweiten Weltkrieg
noch persönlich gekannt hatten.
Edzard Schaper (1908-1984)
stammte aus der Provinz Posen,
wo er seit der Kindheit das
Nebeneinander von Deutschen und Polen, Protestanten und Katholiken und
die damalige Grenzsituation
zum Russischen Reich erlebte. Nicht zuletzt durch diese
Kindheitseindrücke mag sein
Leben als „Grenzgänger zwischen Ost und West“ geprägt
worden sein. 1931 siedelte er
nach Estland um und lebte
hier als freier Journalist und
Schriftsteller. Große Resonanz
in ganz Europa erlebte 1935
sein Roman Die sterbende
Kirche. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs ging Schaper nach
Finnland, von dort flüchtete er nach
Schweden und siedelte nach dem
Ende des Krieges in die Schweiz
um, wo er dauerhaft lebte und arbeitete, unterbrochen von vielen
Vortragsreisen vor allem im Westen
Deutschlands. 1961 veröffentlichte er den vielbeachteten Roman
Der vierte König. Seine Bücher erreichten zu seinen Lebzeiten eine
Auflage von über sechs Millionen
Bänden und wurden in zahlreiche
Sprachen übersetzt. Durch die
Lektüre seiner Werke erfuhren die
Leser die bildende und zugleich
heilende Kraft von Dichtung, Kunst
und Kultur. Seit den 1970er Jahren
wurde es allerdings still um Edzard
Schaper und sein Werk, die breite
Öffentlichkeit hat ihn seitdem weitgehend vergessen.
Als ein Mensch, dessen Passion das Schreiben gewesen ist und
der wegen der Freimütigkeit seines
Denkens und Schreibens sowohl
vom sowjetischen Russland als
auch vom nationalsozialistischen
Deutschland zum Tode verurteilt
worden ist, bringt Schaper das
scharfe Licht des Schriftstellers
in das Dunkel der europäischen
Geschichte seiner Zeit. Schapers
Leben und Werk öffnen einen einmaligen Blick in den Nordosten Europas – ins Baltikum, nach Finnland
und Skandinavien, nach Polen und
Russland. Uwe Wolff hat Schapers
Leben und Werk wiederentdeckt
und damit die „Jahrhundertfigur
eines christlichen Schriftstellers“.
Nicht wenige Zuhörer nahmen von
diesem Abend im Herder-Institut
die Anregung mit, sich dem Werk
Edzard Schapers neu zu widmen.
Peter Wörster
Zum 200. Geburtstag von Richard Wagner
Richard Wagner (1813-1883) war
ein gefeierter deutscher Komponist,
Schriftsteller, Theaterregisseur und
Musikreformer. Dieses Jahr jährt
sich im Mai sein Geburtstag zum
200. Mal. Weniger bekannt ist, dass
Wagner zeitweilig auch im osteuropäischen Raum, namentlich in Königsberg und Riga, lebte und wirkte. Er war ein vielseitiger Künstler,
rastlos getrieben von dem Streben
nach Anerkennung und der Idee,
das Theater zu reformieren und die
Verbindung von Musik und Drama
unter dem Dach seines Festspielhauses herbeizuführen. Zugleich
galt Wagner auch als sehr von sich
26
Justus Noll (Klavier) und Gerd Schiebl (Violoncello)
eingenommener Mensch und verfasste antisemitische Schriften. Er
verstand es, die Menschen in seiner Umgebung durch seine Ausstrahlung und Musik für sich einzunehmen, erregte aber auch scharfe
Kritik. Wie kaum ein anderer deutscher Künstler ist Richard Wagner
deshalb bis heute ein vieldiskutierter Forschungsgegenstand bei musikalischen Kollegen, aber auch bei
Schriftstellern, die sich mit seiner
Ideenwelt literarisch auseinandersetzten. Die von Horst von Chmielewski und Jan Lipinsky gestaltete
Lesung, die am 28. Mai im Turner-
garten (Medienraum der Emil-vonBehring-Schule) stattfand, hat sich
diesen Kontroversen mit Hilfe des
Literaten Jarosław Iwaszkiewicz
angenähert. Der gebürtige Pole
Jarosław Iwaszkiewicz (1894-1980)
hatte großes Interesse an Musik
und Literatur vor allem aus Russland, Deutschland und Frankreich
und übersetzte zahlreiche Werke
ins Polnische. Insbesondere seine
Prosa setzt sich intensiv mit dem
Thema Musik auseinander, wobei
Iwaszkiewicz besonders Richard
Wagner und sein musikalisches
Wirken betrachtete. Seine Erzäh-
lung Tano (zu deutsch
Wotan) beleuchtet exemplarisch das Wirken von
Wagners Anschauungen
und Musik auf das Polen
des 20. Jahrhunderts und
ist damit eine faszinierende Facette im deutschpolnischen Beziehungsgeflecht.
Besonderer
Höhepunkt der Veranstaltung war die Begleitung
mit Musikbeispielen von
Richard Wagner durch Dr. Justus
Noll (Klavier), Michael Brauer (Tenor) und Gerd Schiebl (Violoncello).
Ludwig Mehlhorn (1950-2011): Demokratische
Opposition vor 1989 und deutsch-polnischer Dialog
Annemarie Franke, Herder-Stipendiatin im Juni 2013 und langjähriges
Vorstandsmitglied der Stiftung Kreisau, gab gemeinsam mit Stephan
Bickhardt, DDR-Bürgerrechtler und
heute als Theologe in Leipzig tätig,
in ihrer Lesung aus zwei Büchern
von und über ihren Kollegen und
Freund Ludwig Mehlhorn einen beeindruckenden Einblick in die historische Kontinuität von Widerstand
und Opposition.
Bereits als Student, im Sommer
1970, war Ludwig Mehlhorn (19502011) zum ersten Mal mit Aktion
Sühnezeichen aus der DDR nach
Polen gekommen. Dort begann
seine Faszination für das Nachbarland. Die Zeit seiner intensiven
Kontakte nach Polen in den 1970er
Jahren, zunächst vor allem mit Kreisen der katholischen Laienbewegung (KIK – Klub der Katholischen
Intelligenz), später mit dem Komitee zur Verteidigung der Arbeiter
(KOR), fiel zusammen mit seinem
zunehmenden Engagement in Opposition zum DDR-Regime. Ludwig
Mehlhorn war seit ihrer Gründung
1989/90 in der Internationalen Begegnungs- und Gedenkstätte in
Kreisau (Krzyżowa) engagiert und
gestaltete als Co-Autor die dort im
Schloss präsentierte ständige Ausstellung „In der Wahrheit leben. Aus
der Geschichte von Widerstand
und Opposition gegen die Diktaturen des 20. Jahrhunderts“. Sein Tod
unterbrach die Arbeit am Begleitbuch zu dieser Ausstellung. Freunde und Kolleginnen, darunter Annemarie Franke, haben sein Werk im
vergangenen Jahr fertiggestellt und
den Band in polnischer und deutscher Sprache herausgegeben.
Collagen aus biografischen Texten,
Zeitzeugenberichten,
Dokumenten und Bildern liefern von Ludwig
Mehlhorn komponierte Porträts von
Personen des „Kreisauer Kreises“
sowie von Dissidenten und Bürgerrechtlern aus Mittel- und Osteuropa
in den 1970er und 1980er Jahren.
Annemarie Franke las aus den
Kapiteln über Peter Yorck von Wartenburg und Jan Józef Lipski, die
das Interesse für einen Besuch
der Ausstellung, aber auch für ei-
ne intensivere Lektüre des Buches
weckten.
Das zweite Buch unter demselben Titel In der Wahrheit leben erinnert stärker biografisch und mit eigenen Texten an den Bürgerrechtler
Mehlhorn. Der Titel bezieht sich auf
den berühmten Essay von Václav
Havel von 1978, der für Mehlhorns
politisches Denken und Wirken in
der Opposition wegweisend wurde.
Stephan Bickhardt, Herausgeber
des Buches, las aus seinem biografischen Essay über den Freund
Mehlhorn sowie aus dessen Text
über Czesław Miłosz. Der Beitrag
unter dem Titel Der geschändete
Mythos – Die Reflexion von Macht
und Gewalt im 20. Jahrhundert
im Werk von Czesław Miłosz war
zuerst 1988 in der von Bickhardt
und Mehlhorn herausgegebenen
Samizdat-Zeitschrift radix-blätter
erschienen.
In der anschließenden Diskussion war Raum für weitere Fragen zur
Biografie Ludwig Mehlhorns, seiner
Haltung zu Polen nach 1989 und
seinem Einsatz für Demokratisierung in der Ukraine und Russland.
Annemarie Franke / Ina Alber
27
Horst
von Chmielewski
Ereignisse und Informationen
Deutsch-lettische Kooperation im Archiv
Der Bundesbeauftragte für Kultur und Medien bewilligt Digitalisierungsprojekt für die Dokumentesammlung
Das infolge der Umsiedlung der
Deutschbalten 1939 getrennte Archiv der „Compagnie der Schwarzen Häupter zu Riga“ wird in
deutsch-lettischer
Kooperation
Das Schwarzhäupterhaus
in Riga
„virtuell zusammengeführt“ und in
einem gemeinsamen Archivportal
online recherchierbar gemacht. Auf
deutscher Seite wirken der nach
dem Krieg in Bremen wiederge-
gründete Verein „Compagnie der
Schwarzen Häupter aus Riga“ und
das Herder-Institut eng zusammen.
Auf lettischer Seite ist das Lettische
Nationalarchiv federführend.
Die Compagnie der Schwarzen Häupter ist seit dem 14. Jahrhundert belegt. Ihr Wahrzeichen
war und ist der Heilige Mauritius,
der der Legende nach aus Afrika
stammte. In der Stadt Riga spielte
die Compagnie im öffentlichen, sozialen und kulturellen Leben über
Jahrhunderte eine führende Rolle. Das Haus der Schwarzhäupter
war eines der markantesten historischen Gebäude in der Altstadt, das
während des Zweiten Weltkriegs
zerstört, 1997/1998 aber wieder
aufgebaut wurde.
Der älteste Teil des Archivs gelangte im Verlauf der Umsiedlung
der Deutschbalten durch die Ergebnisse der deutsch-lettischen Kulturgüterverhandlungen 1940 nach
Deutschland und 1952 ins HerderInstitut Marburg. Der Teil, der 1940
nicht nach Deutschland ausgeführt
wurde, befindet sich im Historischen Staatsarchiv Lettlands (LVVA) in Riga.
Das jetzt vom Bundesbeauftragten für Kultur und Medien bewilligte
Projekt hat zwei Ziele:
1. Die in Deutschland und in Lettland vorhandenen Teile des Archivs
sollen zunächst sicherheitsverfilmt werden, wobei Lettland Duplikatfilme des „deutschen Teils“,
Deutschland solche des „lettischen
Teils“ erhält.
2. Die digitalisierten Teile des Archivs werden online recherchierbar
gemacht.
Dem Bundesbeauftragten für
Kultur und Medien ist zu danken,
dass das Herder-Institut damit die
gute Zusammenarbeit mit dem Lettischen Nationalarchiv langfristig
und „nachhaltig“ fortsetzen kann.
Das Herder-Institut ist auch in diesem Sinne für Einrichtungen im Baltikum der ideale Vertragspartner.
Peter Wörster
Das Herder Institut auf der Leipziger Buchmesse
Wie auch schon in den vergangenen
Jahren präsentierte der Verlag des
Herder-Instituts auf der Buchmesse
in Leipzig (14.-17. März 2013) sein
aktuelles Programm. Ein überdurchschnittlich hohes Interesse von
Fachbesuchern, aber gerade auch
von einem breiteren, historisch interessierten Publikum freute nicht nur
den Verlag, sondern besonders die
Autoren und Herausgeber, die zur
Vorstellung ihrer frisch im Verlag des
Herder-Instituts erschienenen Bücher eingeladen worden waren. Den
Auftakt machte Markus Podehl mit
Architektura Kaliningrada. Wie aus
Königsberg Kaliningrad wurde und
eröffnete damit eine neue Reihe des
Instituts: die Materialien zur Kunst,
28
Kultur und Geschichte Ostmitteleuropas. Auch die Autoren des zweiten Bandes der neuen Reihe, Rudolf
Jaworski und Florian Peters, waren
sich hoher Aufmerksamkeit des Publikums bei ihrer Präsentation von
Alltagsperspektiven im besetzten
Warschau. Fotografien eines deut-
schen Postbeamten (1939-1944) sicher. Ein weiteres Highlight stellte
die Präsentation und Diskussion des
Tagungsbandes Kampf der Karten.
Propaganda- und Geschichtskarten
als politische Instrumente und Iden-
titätstexte in Europa seit 1918 von
Peter Haslinger und Vadim Oswalt
dar. In zahlreichen Gesprächen am
Stand des Verlags wurde über die
Tätigkeit des Herder-Instituts sowie zur Möglichkeit des Publizierens
Auskunft gegeben. Mehrere Nachwuchswissenschaftler zeigten sich
sehr interessiert.
Konstantin Rometsch
Diskussion: Buchpräsentation in Wien
Im Rahmen einer gemeinsamen,
außergewöhnlich gut besuchten
Diskussionsveranstaltung mit der
Dépendence der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Wien
und des Instituts für Kulturwissenschaften und Theater (IKT) der
Österreichischen Akademie der
Wissenschaften stellten Rudolf Ja-
worski und Florian Peters ihr Buch
einem breiten Publikum vor. Unter
Moderation von Heidi Hein-Kircher
diskutierten die Autoren mit Heidemarie Uhl (Wien) und dem Begründer der Zeitschrift Fotogeschichte
Timm Starl (Wien) nicht nur grundsätzliche Aspekte nichtprofessioneller Fotografie und deren Be-
deutung für Erinnerungsprozesse
gerade an den Nationalsozialismus,
sondern auch, wie die Fotografien
Beyerleins, der als Leiter der „Deutschen Post Osten“ eine herausragende Stellung in der Verwaltung
des besetzten Polen einnahm, zu
bewerten seien.
Heidi Hein-Kircher
DAAD-Netzwerk im Programm „Strategische Partnerschaften und Thematische Netzwerke“
Seit April 2013 ist das Herder-Institut Partner im thematischen Netzwerk „Kulturelle Kontakt- und Konfliktzonen im östlichen Europa“,
das von der Universität Gießen koordiniert wird. Das Netzwerk ist Teil
der DAAD-Strategien zur Förderung von Internationalisierung in
der Hochschullandschaft. Es vernetzt das HI und die JLU Gießen
mit fünf Hochschulen im östlichen
Europa und baut dabei auf bereits bestehende Kooperationsvereinbarungen sowie Partnerschaften auf. Neben dem Herder-Institut
und der Universität Gießen sind die
Universitäten in Almaty (Kasach-
stan), Minsk (Belarus), Łódź (Polen), Kazan’ (Russische Föderation) und Cluj-Napoca (Rumänien)
beteiligt. In diesen Regionen und
urbanen Zentren stehen kulturelle Pluralität und damit verbundene Kontakt- und Konfliktszenarien
sowohl im wissenschaftlichen als
auch politisch-kulturellen Interesse. Dabei werden nicht nur aktuell existierende ethnisch-sprachliche, konfessionelle oder kulturelle
Kontakt- und Konfliktzonen betrachtet, sondern auch solche, die
in der Erinnerungs- und Identitätspolitik bzw. in historisch-literarischer Reflektion aufrechterhalten
werden und dadurch gesellschaftliche Relevanz erfahren. Allen Partnern ist gemein, dass sie über thematische Schwerpunkte im Bereich
Regionalismus- und Urbanismusforschung, Imperien- und Nationalismusforschung, Multilingualismus- und Sprachkontaktforschung
verfügen. Durch die für vier Jahre angelegte Netzwerkarbeit sollen
weitere Synergieeffekte geschaf-
Netzwerkpartner
beim Auftakttreffen
in Gießen
29
fen werden. Forschungsziele sind
die kommunikative Vernetzung von
Nachwuchswissenschaftler/inne/n,
die gemeinsame Reflexion methodischer Vorgehensweisen und leitender theoretischer Konzepte sowie die gemeinsame Entwicklung
von Modellen und Theorien zur Beschreibung von Kontakt- und Konfliktszenarien.
Wichtiges Instrument der Netzwerkarbeit ist die Förderung von
Mobilität unter Nachwuchswissenschaftler/inne/n und gleichzeitig der Ausbau eines multilateralen thematischen Netzwerks. Jedes
Jahr bestehen Mobilitätskapazitäten, um Doktorand/inn/en und Dozent/inn/en aus den Partneruniversitäten nach Marburg und Gießen
einzuladen und gleichzeitig aber
auch Wissenschaftler/innen aus
Mittelhessen nach Polen, Russland, Kasachstan und Rumänien zu
entsenden.
Längerfristig wird ein trinationaler
Studiengang mit den Partnern im
östlichen Europa in den Sprach-,
Literatur- und Geschichtswissenschaften für Master-Studierende
aufgebaut sowie eine internationale Graduiertenschule für Promovierende etabliert werden. Nach einer
Auftaktkonferenz im Oktober 2013
in Kazan’ zum Thema „Mehrsprachigkeit in politischen Umbruchsphasen“ wird es Ende November
eine internationale Master Class
am Herder-Institut in Kooperation mit dem International Graduate Centre for the Study of Cultures (GCSC) und dem Gießener
Zentrum Östliches Europa (GiZo)
zum Schwerpunkt „Regionalismusund Urbanismuskonzepte in multikulturellen Kontexten“ geben, bei
der sich Promovierende aus allen
Partnerländern mit Mitgliedern der
Leibniz Graduate School und anderen Nachwuchswissenschaftler/
inne/n am Herder-Institut vernetzen und gemeinsam diskutieren
können. Des Weiteren sind für die
vierjährige Laufzeit Konferenzen,
Workshops und Master Classes geplant, die sich mit den Forschungsthemen beschäftigen, aus denen
Publikationen hervorgehen sollen
und die einen transnationalen Wissenschaftskommunikationsraum
schaffen.
Ina Alber
Vernetzung der Deutschland- und Europastudien
WorkshopTeilnehmende
in Vilnius
Das Center for German Studies
unter Leitung von DAAD Langzeitdozent Dr. Felix Ackermann hatte
vom 14.-17. April zu einem Workshop an die EHU – die Europäische
Humanistische Universität in Vilnius
– eingeladen mit dem Ziel, Akteure
zu vernetzen, die in Mittel- und Osteuropa Deutschland- und Europa30
studien anbieten. Hintergrund sind
der Wandel von Studiengängen
zu Deutschland und/oder Europa,
die Bedeutung von Regionalstudien und der Rolle Deutschlands
in der Wissenschaftslandschaft
Ost(mittel)europas sowie die damit auch verbundenen Debatten
um Deutsch als Wissenschaftssprache. Themen, die dem DAAD,
der den Workshop finanzierte,
aber auch dem Herder-Institut aus
der alltäglichen Arbeit sehr vertraut sind. Die Teilnehmenden aus
Fachwissenschaft, Hochschulpolitik, Universitätsmanagement und
Hochschuldidaktik
aus
Polen,
Tschechien, Russland, Belarus, Rumänien, der Ukraine und Deutschland debattierten über Chancen
und Herausforderungen der Internationalisierung der Wissenschafts- und Hochschullandschaft
allgemein und der Deutschlandund Europastudien im Besonderen.
Ein Aspekt, der in einer öffentlichen
Podiumsdiskussion angesprochen
wurde, betraf die Frage nach der
Zukunft der Wissenschaftssprache
Deutsch. Von Frühförderung von
Deutsch als erster Fremdsprache
in litauischen Kindergärten, einem
Goethe-Institut-Projekt, über die
These, dass Wissenschaft, Philosophie und Kulturgeschichte ohne
Deutschkenntnisse nicht verständlich und studierbar seien, bis hin
zu Arbeitsmarktchancen durch
Deutschkenntnisse reichten die Argumente. Neben dieser oft leidenschaftlich geführten Debatte waren
aber auch organisatorische und
inhaltliche Fragen wie die Möglichkeiten doppelter Studienabschlüsse, die europäische Kontextualisierung von Deutschlandstudien
und die Unterschiede in den akademischen Kulturen Kernstück der
Diskussion. Auch die zunehmende
Digitalisierung der Hochschullehre, die Mobilität der Studierenden,
gerade an einer Exiluniversität wie
der EHU, aber auch in anderen
Ländern, stellen die Anbietenden
und Durchführenden von Deutschland- und Europastudien und die
transnationale Wissensvermittlung
vor neue Aufgaben.
Voneinander zu lernen und Erfahrungen auszutauschen, kann
bei diesen Herausforderungen sehr
hilfreich sein. Bisher gibt es wenig
Vernetzung der Akteure, die sich
mit diesen Fragen beschäftigen.
Aber der Workshop, der sehr viel
Raum zur Entwicklung von Ideen in
Kleingruppen und zum Austausch
bot, war ein gelungener Auftakt zu
einer Arbeit, die sich in den nächsten Jahren durch gemeinsame di-
gitale und analoge Angebote und
Veranstaltungen intensiveren soll.
Das Erstellen einer gemeinsamen
Homepage zur Stärkung eines
transnationalen Wissensnetzwerks,
gemeinsame Summer Schools für
Promovierende und ein verstärkter
Austausch im Rahmen der DAADStrukturen stehen für die nahe Zukunft auf der Agenda.
Felix Ackermann / Ina Alber
Netzwerk Sozialfürsorge und Gesundheit
Das Wissenschaftliche Netzwerk
„Sozialfürsorge und Gesundheit in
Ost- und Südosteuropa im langen
20. Jahrhundert“ hatte vom 21.-23.
März zu seinem zweiten Treffen ins
Herder-Institut eingeladen. Als Impulsreferenten waren Dr. Hormoz
Ebrahimnejad (University of Southampton) mit einem Vortrag „From
Avicenna to Pasteur: An Inquiry
into the Historiography of Medical Modernisation in Non-Western
Countries“ und Dr. Anelia Kassabova (Centre for Southeast European
Studies / University of Graz) zum
Thema „Visualisierungen als Strategie zur Aufdeckung oder zur Vertuschung sozialer Probleme“ zu Gast.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beschäftigten sich in drei Sektionen mit „diskursiven, programmatischen
Propaganda-Texten“,
mit „Erfahrungen und autobiografischen Narrativen“ und „Gerichts-,
Justiz- und Krankenakten“.
Antje Coburger
GeoBib: Hinter den Kulissen und auf der Bühne
Im vergangen Jahr ist das BMBFfinanzierte Projekt „GeoBib – Frühe deutsch- bzw. polnischsprachige Holocaust- und Lagerliteratur
(1933-1949). Annotierte und georeferenzierte Online-Bibliographie zur
Erforschung von Erinnerungsnarrativen“ angelaufen. Im April versammelten sich alle GeoBib-Beteiligten
aus Marburg und Gießen – Projektleiter, wissenschaftliche Mitarbei-
schäftigte man sich mit „GeoBib:
auf der Bühne“ – also den Punkten, die für das spätere Aussehen
und die Funktionalität der entstehenden Online-Bibliografie von Belang sind, und der Frage, was den
späteren Nutzerinnen und Nutzern
geboten werden soll. Im zweiten
Block beschäftigte sich die Gruppe
mit „GeoBib: hinter den Kulissen“ –
also den internen Arbeitsabläufen
terinnen und Mitarbeiter, Hilfskräfte –, um sich in einem Workshop
über die aktuellen und anstehenden Arbeiten im Projekt auszutauschen. Der Workshop war in zwei
Blöcke geteilt: Im ersten Teil be-
im Projekt. Im ersten Teil der Veranstaltung ging es vor allem um
Kartenmaterial und Geoinformationssysteme. Es wurde unter anderem über den aktuellen Stand der
Kartenrecherche berichtet und ge-
meinsam mit den Textbearbeitern
der Holocaust- und Lagerliteratur
eingeschätzt, für welche Regionen
geografisches Material benötigt
wird. Danach standen dann vor allem die späteren Nutzerinnen und
Nutzer des Portals im Mittelpunkt.
Eine Anforderungsanalyse wurde
vorgestellt sowie Nutzungsszenarien, die Benutzeroberfläche sowie
Such- und Findbarkeitskonzepte
besprochen. Im zweiten Abschnitt
des Workshops tauschten sich die
Beteiligten über die Materialmenge
sowie die Beschaffung aus. Dabei
ging es zum einen um die primären
Texte der Holocaust- und Lagerliteratur, zum anderen um die für die
Erforschung der Publikations- und
Rezeptionsgeschichte notwendigen Materialien. Der Workshop hat
allen Projektbeteiligten, die aus
sehr unterschiedlichen Disziplinen
kommen – neben Historikern und
Germanisten sind Geografen, Geoinformatiker, Informatiker und Computerlinguisten beteiligt –, Einblicke
in die Arbeitsbereiche der Kolleginnen und Kollegen eröffnet, den
internen Austausch gefördert und
das Projekt nach einem knappen
Jahr Laufzeit einen großen Schritt
vorangebracht.
Annalena Schmidt
31
Viel Marburger Lebenserfahrung im Herder-Institut
Rund 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Marburger SeniorenKollegs informierten sich am 16.
Januar 2013 zwischen 15 und 17
Gruppen durch die Forschungsbibliothek und die Wissenschaftlichen
Sammlungen geführt wurden. Originalurkunden aus der Dokumente-
Teilnehmer des Seniorenkollegs in der Dokumentesammlung
Uhr über Bestände, Arbeitsbereiche und Forschungsarbeiten am
Herder-Institut. Unter der Leitung
von Elfriede Herrmann erhielten
Seniorinnen und Senioren Einblicke in Geschichte, aktuelle Tätigkeitsfelder und laufende Projekte
des Herder-Instituts, ehe sie in zwei
sammlung, Fotos und Postkarten
aus dem Bildarchiv, faszinierende Beispiele aus der Karten- sowie Zeitungsausschnitt- und Musiksammlung ließen Geschichte
und Landeskunde Ostmitteleuropas anschaulich und lebendig werden. Bei den Seniorinnen und Seni-
oren lösten die Exponate angeregte
Diskussionen und Nachfragen aus.
Erfahrungen eines langen Lebens
konnten so erweitert oder ergänzt,
für manchen auch illustriert werden.
Wieder einmal zeigte sich, wie viele
familiäre Spuren in die historischen
deutschen Ostgebiete und damit in
das heutige Ostmitteleuropa weisen. Manch einer beschloss spontan, auf der Grundlage der umfangreichen, öffentlich zugänglichen
und in vielfältiger Weise erschlossenen Institutsbestände die eigenen Familien- und Ortsforschungen
während eines künftigen Aufenthaltes in den Lesesälen von Bibliothek
oder Wissenschaftlichen Sammlungen zu vertiefen. Das Senioren-Kolleg intensivierte damit die Beziehungen, die schon der leider viel zu
früh verstorbene Hans-Werner Rautenberg als ehemaliger Institutsmitarbeiter und langjähriger Leiter des
Kollegs sowie einige andere Mitarbeiter des Instituts als Referenten
vor dem Kolleg geknüpft hatten.
Jan Lipinsky
Großes Interesse an den Archivbeständen in der DSHI
Dr. Wilhelm Lenz mit alten
Kollegen zu Gast
Dr. Wilhelm Lenz, bis zu seiner Pensionierung Leitender Archivdirektor
im Bundesarchiv Koblenz, besuchte mit alten Kollegen des 9. Wissenschaftliches Kurses der Marburger
Archivschule (1967/68) am 6. Mai
Marburg. Unter anderem stand eine Besichtigung im Herder-Institut auf dem Programm. Die Gäste
konzentrierten sich auf die Abteilung Wissenschaftliche Sammlungen (Bilder, Karten, Dokumente) mit
ihren spezifischen Beständen und
Arbeitsweisen. Dr. Lenz, der auch
Vorstandsmitglied der Baltischen
Historischen Kommission ist, und
viele seiner Archivars-Kollegen interessierten sich besonders für die
DSHI, das größte Archiv zur baltischen Geschichte in Deutschland.
32
Jugend der Baltischen
Ritterschaften
Am 9. März besuchte eine aus 62
Personen bestehende Gruppe der
Jugendorganisation des Verbandes der Baltischen Ritterschaften unter der Leitung ihres früheren Sprechers Matthias v. Schilling
Marburg. Neben einer Besichtigung
der Stadt und einem Jugendball im
Quartier der Teutonia stand der Besuch in der Dokumentesammlung
im Vordergrund. Die Gäste, die aus
der ganzen Bundesrepublik zusammengekommen waren, ließen sich
über die Aufgaben und Arbeiten
der DSHI und über deren Bestände
informieren, zu denen seit 2006 ja
auch die Archivalien des Verbandes
der Baltischen Ritterschaften gehören. Die Jugendlichen erfuhren von
der ganz und gar dem Baltikum ge-
widmeten archivischen Arbeit der
DSHI und von der Bedeutung der
Konzentration baltischer Archivbestände für die Forschung; sie zeigten ihr besonderes Interesse durch
zahlreiche Fragen und weitere anregende Diskussionsbeiträge. Zum
Abschluss konnten die Gäste auch
noch eine Auswahl von originalen
Archivalien in Augenschein nehmen.
Paläografiekurs der
Bergischen Universität Wuppertal
Am 13. Juni besuchte eine Seminargruppe von der Universität Wuppertal unter der Leitung von Prof.
Dr. Christoph Schubert die Dokumentesammlung. Thematisch ging
es den Gästen des Master-Studiengangs „Editions- und Dokumentwissenschaft“ um die Paläografie
und Kodikologie vom Hochmittelalter bis in die Neuzeit. Schwerpunkte bildeten die Entwicklung der lateinischen und volkssprachlichen
Schrift, die tiefgreifenden Veränderungen in der Buchherstellung
(Übergang vom Pergament zum Papier und von der Handschrift zum
Druck) und die Buchillustration. Die
Teilnehmenden sollten die Fähigkeit weiterentwickeln, verschiedene
Buchschriften lesen, datieren und
lokalisieren zu können. Prof. Schubert und die Seminargruppe bekundeten ihr Interesse, die hier verfügbaren baltischen Archivbestände
für Qualifikationsarbeiten zu nutzen
und somit zu einer langfristigen Zusammenarbeit zu kommen.
Peter Wörster
Paläografiekurs
aus Wuppertal
Nachrichten aus den Projekten
World War II – Everyday Life Under German Occupation
Erstes Jahr und Ausblick im Editions- und Forschungsprojekt
In den vergangenen Jahren ist die
Geschichte des Zweiten Weltkriegs
vor allem als Geschichte der nationalsozialistischen Expansion und
ihrer Akteure geschrieben worden.
Schwerpunkte der Forschungstätigkeit waren und sind der Holocaust, die Wehrmachtsverbrechen
und Zwangsarbeit. Hinzu tritt in den
meisten ehemals besetzten Ländern eine starke Ausrichtung auf
den Widerstand. Alltag und Überlebensstrategien lokaler Bevölkerungen unter den Bedingungen deutscher Besatzung sind hingegen in
länderübergreifender Form bislang
nicht dokumentiert. Das von der
Leibniz-Gemeinschaft geförderte
Editions- und Forschungsprojekt
„World War II – Everyday Life Under German Occupation“ will helfen, diese Lücke zu schließen.
Unter der Leitung von Prof.
Dr. Peter Haslinger (Herder-Institut Marburg) und Prof. Dr. Tatjana
Tönsmeyer (KWI Essen und Bergische Universität Wuppertal) und der
Mitarbeit von Prof. Dr. Włodzimierz
Borodziej (Universität Warschau)
und Dr. Stefan Martens (DHI Paris)
startete im Mai 2012 ein auf mehrere Jahre angelegtes Editions- und
Forschungsvorhaben, dessen Fokus sich auf die lokalen Bevölkerungen in den im Zweiten Weltkrieg
von der Wehrmacht besetzten Ländern richtet. Im Zentrum der Dokumentation stehen u.a. Mangelerfahrungen, Formen von Herrschaft und
Gewalt sowie Zwangsarbeit, Ausbeutung, Vertreibung und Verfolgung. Die Edition wird in englischer
Sprache erscheinen. Daneben wird
es ein Online-Portal geben, das
die Quellen sowohl in englischer
Übersetzung als auch in der Originalsprache, teilweise unterstützt
durch Faksimiles, abbildet. An dem
Projekt beteiligt sind Kooperationspartner/innen und Expert/inn/
en aus insgesamt 15 europäischen
Ländern, die sich schwerpunktmäßig oder ausschließlich mit der Geschichte des Zweiten Weltkriegs
befassen. Nach einer ersten Planungsphase im Frühsommer 2012,
die dem Informationsaustausch der
Kooperationspartner/innen und der
Präzisierung des Work Flows diente, folgte eine intensive Quellenrecherche zu zwei von insgesamt
vier großen Themenbereichen, die
über Werkverträge mit Researchern in 19 europäischen Ländern
organisiert wurde. In Rücksprache
mit den Länderexperten sammelten die Researcher mehr als 2 000
Quellen, die überwiegend aus den
Kriegsjahren stammten und durch
Materialien aus der Zeit nach 1945
ergänzt wurden. Berücksichtigt
wurden in erster Linie bislang nicht
edierte Quellen aus den Zentral-,
Regional- und Ortsarchiven der jeweiligen Länder sowie Prozessüberlieferungen, zeitgenössische
Medienberichte und Ego-Dokumente. Bis Jahresende 2012 konnte die Quellenrecherche mit einem
ersten beeindruckenden Zwischenergebnis abgeschlossen werden.
Im Anschluss an die Recherche
wurden die Quellen durch die vier
Herausgeber Prof. Dr. Peter Has33
Projektleitung und
Kooperationspartner
linger, Prof. Dr. Tatjana Tönsmeyer,
Prof. Dr. Włodzimierz Borodziej und
Dr. Stefan Martens
geprüft und die Rechercheergebnisse
im März 2013 auf einer Tagung mit allen
Kooperationspartner/
inne/n besprochen.
In der Folgezeit fanden länderspezifische
Auswahlgespräche
zwischen Herausgebern und Länderexperten statt, die dazu dienten, die für
die Publikation bestimmten Quellen
festzulegen und eventuelle Nachre-
cherchen zu koordinieren. Bis zum
Herbst 2013 wird auf der Basis der
ausgewählten Quellen eine Rohversion zum ersten Themenbereich der
späteren Edition erstellt werden,
die alle Kriegsjahre und besetzten
Gebiete berücksichtigen wird. Die
Transkription der Quellentexte sowie die Kommentierung durch ausgewiesene Wissenschaftler und
die Übersetzungen der Quellen ins
Englische durch qualifizierte muttersprachliche Historiker sind ab
2014 geplant.
Daniela Kraus
Hereditas Baltica – HerBalt:
„Virtueller Lesesaal“ für baltisches Archivgut
Seit 2011 betreibt das Herder-Institut in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern meist in den
baltischen Staaten ein langfristig
angelegtes gemeinsames Digitalisierungsprojekt für baltisches Archivgut. Zum Abschluss des ersten
Teilprojekts mit dem Staatsarchiv in
Tartu fand im Februar 2013 in Estland die vom Estnischen Nationalarchiv und vom Herder-Institut organisierte archivische Fachtagung
„Verzeichnen, digitalisieren, nutzen: Baltisches Archivgut im Internet – Stand und Perspektiven
gemeinsamer Projekte“ statt. Im
Tagungszentrum Schloss Alatskivi bei Tartu waren Teilnehmer aus
Estland und Deutschland, aus Lettland, Schweden und Russland zusammengekommen. Die Tagung
führte Fachleute und Nutzer zusammen, Archivare und Bibliothekare, Historiker und Familienforscher. Die Fachleute berichteten
über den Stand und die Perspektiven der Digitalisierung von Archivgut und dessen Bereitstellung im
Internet in den einzelnen Ländern.
Die Nutzer formulierten ihre Erwartungen an die Archive. Den zehn
Referaten folgten ausführliche und
oft kontroverse Diskussionen. Es
wurden rasch die Möglichkeiten
und Grenzen der Digitalisierung von
34
Archivgut und deren Bereitstellung
im Internet deutlich. In den Gesprächen ergaben sich zahlreiche Anregungen, wie man in verschiedenen
Fragen durch weitere Zusammenarbeit zusätzliche Angebote an die
Forschung entwickeln könnte. Ein
Tagungsband ist in Vorbereitung.
installiert ist und welch bedeutenden Anteil die DSHI auch für eine
tiefere Erschließung des in Estland
digitalisierten Archivguts hat. Im
Juni wurde die HerBalt-Datenbank
erstmals freigeschaltet. Die zum
Projekt gehörenden Archivalieneinheiten können jetzt über die Home-
Tagungsteilnehmer in Alatskivi bei Tartu
Aus der Dokumentesammlung des
Herder-Instituts wurde berichtet,
wie man hier die Daten des HerBalt-Projektes in die eigene Archivdatenbank einarbeitet, wie bei jeder
Verzeichnungseinheit der direkte
Link zu „Saaga“, dem gemeinsam
genutzten Archivportal in Estland,
page des Herder-Instituts recherchiert und nach Registrierung im
estnischen Archivportal Saaga direkt eingesehen werden.
Peter Wörster
Personalien
Dorothee M. Goeze M.A., Mitarbeiterin der Dokumentesammlung des
Herder-Instituts, wurde im Berichtszeitraum in zwei ehrwürdige gelehrte
Gesellschaften berufen: im Februar
in die Õpetatud Eesti Selts – Gelehrte Estnische Gesellschaft (1838 in
Dorpat/Tartu gegründet) und im Mai
in die Baltische Historische Kommission (Göttingen). Damit wurden
ihre Verdienste um die Sicherung,
Erschließung und Nutzung von Archivalien zur Geschichte der baltischen
Region und ihre zahlreichen Arbeiten
über baltische, insbesondere estnische Geschichte gewürdigt.
Seit 1. Januar 2013 ist Mathias
Voigtmann als Projektmitarbeiter in
der DFG-Forschergruppe „Gewaltgemeinschaften“ im Herder-Institut
tätig. Er bearbeitet das Teilprojekt
„Paramilitärische Verbände im Ostmitteleuropa der Zwischenkriegszeit – Gewalt als Gemeinschaftserlebnis am Beispiel der baltischen
Freikorps“.
Seit Februar 2013 hat Antje Coburger die zuvor durch Dr. Alexandra Schweiger und Johanna
Schnabel geleistete Betreuung der
Onlineedition „Dokumente und Materialien zur ostmitteleuropäischen
Geschichte“ übernommen.
Mit Achim Diener verstärkt seit
dem 2. Mai 2013 ein weiterer Magazinmitarbeiter die Forschungsbibliothek des Herder-Instituts.
Das Team der Verwaltung wurde am 2. Mai 2013 mit Tamara Peil
vergrößert. Frau Peil ist als Sachbearbeiterin im Bereich Haushaltswesen tätig.
Das durch Dr. Vytautas Petronis betreute Teilprojekt „Paramilitärische Verbände in Ostmitteleuropa (1918-1944) – Selbstbild,
Gewaltpraxis, Soziale Dynamik am
Beispiel des ‚Eisernen Wolfes‘ in
Litauen“ innerhalb der DFG-Forschergruppe „Gewaltgemeinschaften“ ist zum 31. Mai 2013 ausgelaufen.
Dr. Piotr Kuroczynski beginnt
am 1. Juli 2013 im Bildarchiv des
Herder-Instituts als Koordinator des
Projekts „Virtuelle Rekonstruktionen in transnationalen Forschungsumgebungen – das Portal Schlösser und Parkanlagen im ehemaligen
Ostpreußen“ seine Tätigkeit.
Katharina Kreuder-Sonnen M.A.,
Gießen/Berlin (01.05.-31.07.)
„Bakteriologische Wissensräume.
Transfer bakteriologischen Wissens
nach und in Polen, 1885-1939“
„Kaunas als eine jiddische Literaturinsel (1918-1941)“
Gäste am Herder-Institut
Die Leibniz Graduate School Visiting
Fellows und die Stipendiaten und
Stipendiatinnen des Herder-Instituts
unter unseren Gästen werden mit
dem Titel ihres Forschungsvorhabens vorgestellt.
Leibniz Graduate School Visiting
Fellows:
Prof. Dr. Daniela Sneppova,
Toronto (16.04.-16.06.)
„The Assassination of Culture: Censorship, Propaganda, and the Dissemination of Banned Czech Culture,
1968-89“
Dr. Esa Ruuskanen,
Turku (15.05.-31.07.)
„Valuing Peatlands: Changing Land
Use Practices and Knowledge Transfer Regarding Bogs, Fens and Mires
in Finland, Estonia and Sweden from
the Late 1800s to the Mid-1900s“
Herder-Stipendiaten:
Dr. Joanna Chojnicka,
Poznań (01.01.-28.02.)
„Discourse-historical Analysis of the
Press Discourse on Ethnic Conflict
in Latvia“
Dr. Magdalena Kardach,
Olsztyn (01.-28.02.)
„Ostpreußens Kulturlandschaft“
Dr. habil. Marek Podlasiak,
Toruń (08.02.-06.03.)
„Theater in Elbing in der Zeit der Weimarer Republik und der NS-Diktatur“
Goda Volbikaite M.A.,
Kaunas (01.02.- 31.03.)
Barbara Pawełko-Czajka M.A.,
Wrocław (01.-31.03.)
„The Political and Legal Thought of
Krajowcy from Vilnius“
Krzysztof Wirkus M.A.,
Bytόw (01.-30.04.)
„Migration der einheimischen Bevölkerung aus der Kaschubei in die deutschen Staaten im Zeitraum 1949-89“
Gregor Feindt M.A.,
Bonn (01.03.-30.04.)
„Opposition und Nation. Politisches
Denken zur Ordnungskategorie Nation in den Oppositionsbewegungen
Ostmitteleuropas“
Dr. Denis Lomtev,
Moskva (01.03.-30.04.)
„Das Schaffen der Komponistin Ella
35
von Schultz-Adaïewsky im Kontext
der deutsch-russischen Kulturbeziehungen“
Eva Reder M.A.,
Wien (01.04.-31.05.)
„Pogrome in Polen 1918-20 und
1945/46“
Aleksandra Kmak-Pamirska M.A.,
Kraków (01.-31.05.)
„Was bedeutet es ̦Danziger‘ zu sein?
Die Identität der Danziger Katholiken
in Deutschland“
Dr. Przemysław Nowak,
Warszawa (01.-31.05.)
„Das Papsttum und Ostmitteleuropa
(10.-12. Jahrhundert)“
Kreisau für EuropäischeVerständigung
im Kontext der gesellschaftlichenTransformation Polens und der deutsch-polnischen Beziehungen 1989-98“
Stipendiaten anderer Förderer:
Dr. Jan Jakub Surman,
W i e n / Wa r s z awa ( 01 . 10 . 2 012 30.09.2013)
„Wissenschaftssprachen in Zentraleuropa im langen 19. Jahrhundert“
(Leibniz-DAAD-Stipendiat)
Dr. Zuzanna Dziuban,
Konstanz/Berlin (03.-14.06.)
„Totalitarianism – Nazism – Holocaust“ (DAPRO-Gastwissenschaftlerin)
Felix Heinert M.A.,
Köln (01.05.-30.06.)
„Rigas jüdische Gemeinde, der
̦Deutsche Liberale Klub‘ und die
Herausbildung eines transkulturellen
liberalen (Diskurs-)Raumes in Riga
um und nach 1905“
Austauschwissenschaftlerin mit IH
PAN:
Prof Dr. Izabela Skierska,
IH PAN Poznań / Instytut Historii Polskiej Akademii Nauk (02.-12.06.)
„Religiöse Erinnerungsorte. Das Lied
̦Bogurodzica‘ im Bewusstsein der
Polen“
Annemarie Franke M.A.,
Grodziszcze (01.-30.06.)
„Gründung und Aufbau der Stiftung
Gäste mit eigenen Mitteln:
Marianna Eszter Feketéné Balogh,
University of Debrecen (15.-29.06.)
„Hospitation in der Forschungsbibliothek des Herder-Instituts zum Kennenlernen der Arbeit einer deutschen
wissenschaftlichen Spezialbibliothek“
Stipendium des Ministeriums für
Menschliche Kraftquellen von Ungarn
Vera Adam,
Marburg (laufend während des ersten
Halbjahres) „Burgen und Schlösser
in Böhmen / Heraldik“
Heinrich Mrowka,
Langenstein (laufend während des
ersten Halbjahres) „Schweidnitz /
Ostpreußen 19. Jh.“
Adrianna Michel, Bad Endbach (laufend während des ersten Halbjahres)
„Polen / Dissertation“
Oliver-Frank Hornig, Wiesbaden
(laufend während des ersten Halbjahres) „Schlesien“
Dr. Dr. h.c. Winfried Irgang, Weimar
(Lahn) (laufend während des ersten
Halbjahres) „Schlesien“
Zenonas Norkus, Vilnius (Juni)
„Baltikum“
Lehrveranstaltungen
Prof. Dr. Peter Haslinger
Justus-Liebig-Universität Gießen
■ Wissenskulturen in der Geschichte
Übung
WS 2012/2013, 2 SWS
Dr. Peter Wörster
Dorothee M. Goeze M.A.
Philipps-Universität Marburg
■ Baltische Geschichte im Spiegel
von Institutionen und ihrer Amtsinhaber (Arbeit mit Archivmaterial)
Übung
WS 2012/2013, 2 SWS
36
Prof. Dr. Peter Haslinger
Justus-Liebig-Universität Gießen
■ Decades of Crisis? Societies and
Politics from Finland to the Balkans
during the Interwar Period
Übung
SS 2013, 2 SWS
Dr. Jürgen Warmbrunn
Justus-Liebig-Universität Gießen
■ Marburg und die Entwicklung der
russischen Wissenschaftslandschaft –
Michail V. Lomonossovs Studienjahre
an der Lahn
Übung mit Exkursion
SS 2013, 2 SWS
Dr. Peter Wörster
Philipps-Universität Marburg
■ Zwischen Region und Imperium.
Politik, Personen, Perspektiven zwischen Riga und St. Petersburg. Die
Livländischen Landtagsrezesse als
zentrale Quelle zur Landesgeschichte. Ausgewählte Beispiele vom Ende
des 18. bis zum Anfang des 20. Jhs.
(Arbeit mit Archivmaterial)
Übung
SS 2013, 2 SWS
Vorträge, Workshops und Tagungen
In dieser Rubrik finden Sie alle Vorträge unserer Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter sowie alle Vortragsveranstaltungen, die am Herder-Institut stattfanden bzw. bei denen das
Herder-Institut als Kooperationspartner aktiv war.
19. Januar 2013
Christian Lotz (Marburg/Stuttgart):
„Kartographische Repräsentationen
von Flucht und Vertreibung der Deutschen“, Workshop: „Medien der Erinnerung an Flucht und Vertreibung“,
BKGE, Oldenburg
9. Januar 2013
Herder-Kolloquium, Herder-Institut,
Marburg
Dr. Jan Jakub Surman (Marburg):
„Wissenschaft und Übersetzung,
Wissenschaft in Übersetzung“
24. Januar 2013
Christian Lotz (Marburg/Stuttgart):
„Die Auflösung der Nachhaltigkeit?
Internationaler forstwissenschaftlicher Austausch unter dem Eindruck
industrialisierter Beschleunigung und
Entgrenzung“, Kolloquium, Institut
für Europäische Geschichte, Mainz
17. Januar 2013
Peter Haslinger (Marburg/Gießen)
mit Ute Wardenga (Leipzig): „Neue
Wege in der Konzeption historischer
Atlanten: Der digitale Atlas politischer Raumbilder zu Ostmitteleuropa
(DAPRO)“, Centre Marc Bloch, Berlin
18. Januar 2013
Ina Alber (Göttingen/Marburg) mit
Anna Ransiek und Rixta Wundrak
(Göttingen): Impulsreferat: „Zur Triangulation von biographischen und
diskursanalytischen Fallrekonstruktionen“, Jahrestagung der Sektion
Biographieforschung der Deutschen
Gesellschaft für Soziologie, „Biographie und Diskurs“, Universität Kassel, Kassel
18. Januar 2013
Christian Lotz (Marburg/Stuttgart):
„Facing a Timber-Frontier? Imperial
Governments, International Conferences and the Problem of Calculating Future Prospects of Timber Supply in Northern Europe, 1850-1914“,
Konferenz „Encounters of Empires.
Interimperial Transfers and Imperial
Manifestations, ca. 1870-1950“, Internationales Kolleg Morphomata,
Universität zu Köln, Köln
31. Januar 2013
Peter Haslinger (Marburg/Gießen):
Podiumsdiskussion: Panel 2 „Wissenschaftskommunikation in Europa – Entwicklungstendenzen? Erfolgsmodelle?“, Tagung „recensio.
net“, München
7. Februar 2013
Kinga Kuligowska (Marburg): „Präsentation des Promotionsprojekts:
„Die Emigration polnischer Intellektueller nach dem März 1968 – Eine Reise in die Denkfreiheit?“, Forschungskolloquium von Prof. Bożena Chołuj
„Differenz-, Gender- und Grenzstudien“, Europa-Universität Viadrina
13. Februar 2013
Herder-Kolloquium, Herder-Institut,
Marburg
Dr. habil. Marek Podlasiak (Toruń):
„Das Elbinger Stadttheater und sein
Beitrag zur 700-Jahrfeier Elbings“
20. Februar 2013
Herder-Institut, Marburg
Workshop „Aktuelle Forschungen zur
jiddischen und jüdischen Literatur“
Heidi Hein-Kircher (Marburg): Begrüßung
Annalena Schmidt (Marburg/Gießen): Vorstellung des GeoBib-Projekts
Goda Volbikaite (Kaunas): „Kaunas – eine jiddische Literaturinsel
(1918-1941)“
Annalena Schmidt (Marburg/Gießen): „Literatur als Quelle zur Erforschung der Verwaltung des Holocaust“
Elisa-Maria Hiemer (Gießen/Marburg): „Mitteleuropa als Raum jüdischer Selbstverortung: Deutsche,
polnische und tschechische autobiographische Werke nach 1989“
Frank Binder (Gießen): „Geographisch-bibliographische Suchportale – Überlegungen zu Use Cases
und Dialoggestaltung“
21. Februar 2013
Christian Lotz (Marburg/Stuttgart):
„Katastrophenabwehr oder Rohstoffausbeutung? Debatten um Waldgebiete und ihre Schutzfunktion gegen
Überschwemmungen und Bodenerosion im Nord- und Ostseeraum während des 19. Jahrhunderts“, Workshop „Katastrophen im östlichen Europa vom 18. Jahrhundert bis heute“,
Universität Tübingen
22. Februar 2013
Anna Veronika Wendland (Marburg):
„Tschernobyl vor Gericht. Ordnung,
Krise und Kommunikation einer technologischen Leitkultur in der Sowjetunion“, SFB 23 „Bedrohte Ordnungen“, Universität Tübingen, Tübingen
21.-22. Februar 2013
Herder-Institut, Marburg
Tagung „Das Vorrücken des Staats
in die Fläche im langen 19. Jahrhundert“ des Verbands der Osteuropahistorikerinnen und -historiker (VOH)
und des Herder-Instituts
Workshop
Jüdische Literatur
37
Podiumsdiskussion
in Wien mit
Bogusław Dybaś
und Florian Peters
Sektion I „Akteure“
Eckart Conze (Marburg): Moderation
Markus Koller (Bochum): „Akteure
in den Provinzen des Osmanischen
Reiches – Anmerkungen zum Forschungsstand“
Norbert Franz (Walferdange): „Tätigkeitsfelder und Handlungsspielräume der ̦letzten Rädchen im Staat‘:
Durchstaatlichung und Ausweitung
der Staatstätigkeit in politisch-administrativen Landgemeinden Frankreichs und Luxemburgs im 19. Jahrhundert“
Hedwig Herold-Schmidt (Jena):
„Herrschaft vor Ort im Spanien
der Restaurationszeit (1875-1923):
Staatsgewalt, Bürokratie und Klientelismus“
Zsolt K. Lengyel (Regensburg): „Der
verlängerte Arm der noeabsolutistischen Staatsgewalt in Ungarn: Die
Bachhusaren in den 1850er Jahren“
Sektion II „Fürsorge – Hygiene – Gesundheitswesen“
Joachim von Puttkamer (Jena):
Moderation
Michael Zeheter (Wuppertal): „Civilising the Unwashed Masses. Gesundheitspolitik in England und Wales“
Barbara Kalinowska-Wójcik (Katowice): „Durchstaatlichung im Dorf.
Die Landgemeinden in Oberschlesien im 19. Jahrhundert“
Felix Heinert (Köln): „Das Rigaer
städtische Schlachthaus, der (koschere) Viehmarkt und die Aushandlungen des Schlachtzwanges um
1900, oder: Wie ̦der Staat‘ gerufen wurde“
38
Sektion III „Infrastrukturen und Ressourcenzugriff“
Anne Kwaschik (Berlin): Moderation
Dirk Mellies (Hamburg): „Infrastrukturpolitik in einer rückständigen Provinz Preußens. Das Beispiel Pommern
im 19. Jahrhundert“
Christian Lotz (Marburg): „Herausforderungen staatlicher Ressourcen-Bewirtschaftung am Beispiel
von Holz im Nord- und Ostseeraum
(1790-1914)“
Werner Benecke (Frankfurt/Oder):
„Die russische Wehrpflicht als gesellschaftliche Veranstaltung: Über
verhängnisvolle Kompromisse zwischen Staatsmacht, Dorfgemeinden
und Rekruten im ausgehenden Zarenreich (1874-1914)“
Andrzej Michałczyk (Bochum): „Das
Vorrücken des Staates am Beispiel
der oberschlesischen Industriesiedlung Bielschowitz (1890-1914)“
Sektion IV „Repräsentationen“
Peter Haslinger (Marburg/Gießen):
Moderation
Gabriele Clemens (Saarbrücken):
„Adel und Hochkultur in Italien“
Raphael Utz (Jena): „Der Staat
als monarchisches Projekt: Maria
Pawlowna und Sachsen-WeimarEisenach“
Christoph Augustynowicz (Wien):
„Ausweitung und Verdichtung von
Raumnutzung in der klein-polnischen
Stadt Sandomierz“
Agnieszka Zablocka-Kos (Wrocław):
„Zwischen Kunst und Politik: Hochschulbauten in Mitteleuropa im 19.
Jahrhundert“
Podiumsdiskussion in Wien
Tatjana Tönsmeyer (Essen/Wuppertal)/Jörg Ganzenmüller (Jena):
„Das Vorrücken des Staates in die
Fläche: Typologien eines europäischen Vergleichs“
5. März 2013
Heidi Hein-Kircher (Marburg): Moderation der Podiumsdiskussion zum
Band: Alltagsperspektiven im besetzten Warschau. Fotografien eines deutschen Postbeamten (19391944)/Perspektywy codzienności w
okupowanej Warszawie. Fotografie niemieckiego urzędnika pocztowego (1939-1944), Marburg 2013
(Materialien zur Kunst, Kultur und
Geschichte Ostmitteleuropas, 2),
Wissenschaftszentrum Wien der
Polnischen Akademie der Wissenschaften, Wien
6. März 2013
Herder-Kolloquium, Herder-Institut,
Marburg
Dr. Denis Lomtev (Moskva): „In Noten aufbewahrtes Kulturgut: Aus der
Musiksammlung des Herder-Instituts“
8. März 2013
Jasmin Nithammer: Vorstellung des
Dissertationsprojekts: „Grenzen des
Sozialismus zu Land und zu Wasser. Die tschechoslowakische Landgrenze und polnische Seegrenze im
Vergleich“, 17. Münchner Bohemisten-Treffen, Collegium Carolinum,
München
13. März 2013
Herder-Institut, Marburg
Master Class der Leibniz Graduate
School for Cultures of Knowledge
in Central European Transnational
Contexts
„Bemerkungen zum Verhältnis von
Wissenspraktiken, Konzepten und
26. März 2013
Herder-Institut, Marburg
Workshop des Bildarchivs „Der fotografische Nachlass von Ernst Stewner“ zur Bewahrung und Erschließung
der Fotografien
Teilnehmer des Workshops:
Dr. Piotr Korduba (Universität Posen)
trag: „Intelligente Erfassung von Zeitungsausschnitten: Vorstellung der
Softwarelösung DaCaPo“
● Server
● Client
● Korrektor
● Korrekturprogramm
11.-13. April 2013
Herder-Institut, Marburg
Herder-Alumni-Tagung 2013 „Kaleidoskop aktueller Studien und Projekte zur Ostmitteleuropaforschung“
Leibniz Graduate School Masterclass
Strukturen nebst einiger Bemerkungen zur Entdeckung des Neuen“
Prof. Dr. Dr. Olaf Breidbach (Jena):
Einführungsvortrag zu: „Bemerkungen zum Verhältnis von Wissenspraktiken, Konzepten und Strukturen nebst einiger Bemerkungen zur
Entdeckung des Neuen“
22. März 2013
Ina Alber (Göttingen/Marburg): „Warum reproduzierst gerade du diesen
Diskurs? Zur Interdependenz von
biographisch etablierten Handlungsmustern und Diskursen“, Frühjahrstagung der Sektion Wissenssoziologie der DGS „Die Diskursive Konstruktion von Wirklichkeit“, Universität Augsburg, Augsburg
22. März 2013
Workshop des Wissenschaftlichen
Netzwerkes Sozialfürsorge und Gesundheit in Ost- und Südosteuropa
im langen 20. Jahrhundert
Herder-Institut, Marburg
Dr. Hormoz Ebrahimnejad (University of Southampton): „From Avicenna
to Pasteur: An Inquiry into the Historiography of Medical Modernisation
in Non-Western Countries“
Dr. Anelia Kassabova (Centre for
Southeast European Studies, University of Graz): „Visualisierungen
als Strategie zur Aufdeckung oder
zur Vertuschung sozialer Probleme“
Dr. Szymonowicz (Universität Posen
für das „Zamek“)
Dr. Frank Stewner (Hamburg, Sohn
von Ernst Stewner)
Ute Perrey (Berlin, Tochter von Ernst
Stewner)
Dr. Miriam Y. Arani (Frankfurt, Fotohistorikerin)
Dr. Dietmar Popp (Herder-Institut)
Thomas Urban M.A. (Herder-Institut)
Wolfgang Schekanski (Herder-Institut)
Christina Gorol M.A. (Herder-Institut)
10. April 2013
Herder-Institut, Marburg
Tagung „Intelligente Erfassung von
Zeitungsausschnitten am Beispiel
des Presseausschnittarchivs im Marburger Herder-Institut“
Dr. Jürgen Warmbrunn (Marburg):
Begrüßung, Vorstellung des HerderInstituts
Dr. Jan Lipinsky (Marburg): „Vorstellung der Zeitungsausschnittsammlung des Herder-Instituts“
Dr. Wolfgang Schade (Berlin): „Vorstellung GFaI e.V., bisherige Arbeiten
des Bereichs Dokumentenmanagement. Aufgabenstellung für die intelligente Erfassung von Zeitungsausschnitten“
Dipl. Ing MartinTölle, Dr. Xia Wang
(Berlin): „Intelligente Erfassung von
Zeitungsausschnitten: Teilaufgaben
und ihre Lösung“
Dipl. Ing Martin Tölle (Berlin): Vor-
11. April 2013
Peter Haslinger (Marburg/Gießen):
„Verpflichtung und Perspektiven der
Entwicklung – Das Herder-Institut für
historische Ostmitteleuropaforschung
im deutschen Wissenschaftssystem“
Ina Alber (Marburg): „Vorstellung der
Alumni-Arbeit des Herder-Instituts“
Sektion 1: Studien zur baltischen
Geschichte
Peter Wörster (Marburg): Sektionsleitung
Darius Baronas (Vilnius): „Das Orthodoxe Vilnius: Die Entstehung und
Entwicklung der Heiliggeistbruderschaft 1584-1633“
Muntis Auns (Rīga): „The Revision
of Manors of the Dutchy of Curonia
in 1747-1748“
Peter Wörster (Marburg): „Vorstellung des Projekts HerBalt – ̦Virtueller
Lesesaal‘ für baltisches Archivgut“
Sektion 2: Studien zur Geschichte
Polens und zu den deutsch-polnischen Beziehungen
Anna Veronika Wendland (Marburg):
Sektionsleitung
39
Workshop zum
Nachlass von
Ernst Stewner
stellung des Projekts GeoBib – Frühe
deutsch- bzw. polnisch-sprachige
Holocaust- und Lagerliteratur (19331949) – annotierte und georeferenzierte Online-Bibliographie zur Erforschung von Erinnerungsnarrativen“
Alumni-Tagung
Marta Kuc (Warszawa): „Der konfessionelle Aspekt deutschsprachiger Migration nach Warschau im 18.
Jahrhundert“
Marion Brandt (Gdańsk): „Alfred
Döblins Begegnung mit Polen im
Licht der Notizen und Vorfassungen
zur ̦Reise in Polen‘“
Wanda Jarząbek (Warszawa): „Die
Deutsche Frage in der polnischen
Politik nach 1945“
Dominik Pick (Warszawa): „Umweltschutz im Kommunismus. Die polnischen Journalisten und die Umweltproblematik“
12. April 2013
Sektion 3: Studien zur Kunstgeschichte und zum kulturellen Erbe
Elke Bauer (Marburg): Sektionsleitung
Irina Belintseva (Moskva): „Die Holzarchitektur in Ostpreussen (heutiges
Kaliningrader Gebiet) aus dem Zeitraum Ende 19. – Anfang 20. Jh.: Baudenkmäler und ihre Meister“
Edvarda Šmite (Rīga): „Kunstecke,
Kunstvereine, Kunstleben und Kunstmarkt im Baltikum um die Wende des
19. zum 20. Jahrhundert“
Rasa Pārpuce (Rīga/Berlin): „Die im
Zweiten Weltkrieg verlagerten baltischen Kulturgüter zwischen den
politischen Grenzen und medialer
Möglichkeiten“
Sektion 4: Studien zur Regionalgeschichte Ostmitteleuropas und zu
regionalen Identitäten
Jan Surman (Marburg/Warszawa):
Sektionsleitung
40
Angela Ilić (Genf): „Verflechtungen
und Abgrenzungen – Identitäten in
regionalen Zentren der Habsburgermonarchie 1867-1918. Die Fallbeispiele Rijeka und Maribor“
Barbara Breysach (Olsztyn): „Jüdische Autorschaft in Ostpreussen
zwischen Emanzipation und regionaler Identität (1840-1914)“
Anna Veronika Wendland/Agnes
Laba (Marburg): „Vorstellung des Projekts Geoimaginaries / DAPRO – Digitaler Atlas politischer Raumbilder zu
Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert“
Marc Friede (Marburg): „Vorstellung
des Projekts Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte“
Ina Alber (Marburg): „Vorstellung
der Leibniz Graduate School for Cultures of Knowledge in Central European Contexts“
Sektion 5: Studien zum Alltag im
Zweiten Weltkrieg
Peter Haslinger (Marburg/Gießen):
Sektionsleitung
Alexander Rogatschewski (St. Petersburg): „Aspekte der Organisation
des deutschen Fremdenverkehrs in
Europa (1938-1945)“
Daniela Kraus (Marburg): „Vorstellung des Forschungs- und Editionsprojekts ̦World War II – Everyday
Life Under German Occupation. Der
Zweite Weltkrieg – Alltag unter deutscher Besatzung‘“
Aliaksandr Dalhouski (Minsk): „Alltag in den Eingaben der Weißrussen
während der deutschen Besatzung
(1941-1944)“
Annalena Schmidt (Marburg): „Vor-
Sektion 6: Studien zu Zwangsmigrationen und ihren Folgen
Heidi Hein-Kircher (Marburg): Sektionsleitung
Andrea D’Onofrio (Napoli): „Die Vertriebenenfrage aus der Sicht der Vertriebenenzeitschriften in Deutschland
in den 40er und 50er Jahren“
Barbara Sapala (Toruń): „Die Vertriebenen-Kalender und deren Rolle im
Prozess der Eingliederung“
Katarzyna Śliwińska (Poznań): „Literarische Diskurse über Zwangsmigrationen im deutsch-polnischen
Vergleich“
Sektion 7: Studien zur Diplomatieund Politikgeschichte
Ina Alber (Marburg): Sektionsleitung
Liliya Berezhnaya (Münster): „Wann
ziehen die Diplomaten die Hüte?
Symbolische Praxis in den diplomatischen Beziehungen zwischen
Polen-Litauen und dem Moskauer
Reich im 17. Jh.“
Justyna Jurkowska (Wien): „Die Parlamentarismuskritik der Zwischenkriegszeit im deutsch-polnischen
Kontext am Beispiel von Stanislaw
Car und Carl Schmitt“
Sektion 8: Studien zur Zeitgeschichte Ostmitteleuropas
Jürgen Warmbrunn (Marburg): Sektionsleitung
Jana Kosová (Praha): „Abzug der
Sowjettruppen aus dem Gebiet
Deutschlands, Polens und der Tschechoslowakei (1989-1994)“
Joanna Chojnicka (Poznań): „Twenty
Years of Research on the Latvian Nation-(re)building Project: an Attempt
at Comparative Discourse Analysis“
Patryk Wasiak (Warszawa): Vortrag:
„Consumer Culture, Home Appliances
and the Lifestyle of Poles of the 1990s“
18.-19. April 2013
Herder-Institut, Marburg
Tagung „Knowledge about Resour-
ces.“ Challenges of the Exploration and Exploitation of Resources in
East Central Europe in the 19th and
20th Centuries“, A joint conference
of the Herder Institute for Historical
Research on East Central Europe –
Institute of the Leibniz Association
(Marburg), the Collegium Carolinum
(München) and the Centre for Environmental History (Tallinn)
18. April 2013
Heidi Hein-Kircher (Marburg): Welcoming Words
Christian Lotz (Marburg): Introduction
Panel 1: Knowledge about the Exploitation of Resources
Heidi Hein-Kircher (Marburg): Chair
Peter Konečný (Banská Štiavnica):
„Between Cameralism and Natural
Sciences. Efforts for Exploitation of
Natural Resources in Hungarian Mining, ca. 1800-1850“
Sebastian Haumann (Darmstadt):
„Geology and Real-Estate. Opening
up Limestone Deposits in the 19th
Century“
Erki Tammiksaar (Tartu): „The Birth
of the Estonian Oil-shale Industry“
Martin Zückert (München): „Regions
of Resource Improvement? Czechoslovak Mountain Areas in an Agricultural Perspective“
Roman Holec (Bratislava): „Slovakia
as Eldorado of Strategic Raw Materials in the First Half of the 20th
Century“
Tadeus Janicki (Poznań): „Farmland
and People as Essential Resources
of the Second Republic of Poland in
the Concepts of Polish Agrarians“
Kadri Tüür (Tartu): „Hay: from resource to problem“
19. April 2013
Panel 2: Transnational Exchanges
and Debates about Resources
Christian Lotz (Marburg): Chair
Esa Ruuskanen (Turku): „The German Influence on Economic Appraisal and Land Use of Bogs, Fens
and Mires in Estonia and Finland,
circa 1880-1940“
Jan Arend (München): „The Scientific Study of Soil as a Natural Re-
source. Russia, Germany and the
U.S., 1880-1930“
Maria Pavlova (Moskva): „The Neman
River in the International Relations in
Eastern Europe, 1920s-1930s“
Panel 3: Imagining and Describing
Resources
Ulrike Plath (Tallinn): Chair
Karsten Brüggemann (Tallinn):
„ ̦Pol’za‘ for Russia: The Benefit of
the Baltic Provinces for the Empire
According to Russian Late 19th Century Regional Studies“
Borbála Zsuzsanna Török (Konstanz): „Historicizing the Notion of
Resources. Descriptive Statistics in
East-Central Europe in the First Half
of the ̦Long‘ Nineteenth-Century“
Panel 4: Academic and Traditional
Knowledge about Resources
Martin Zückert (München): Chair
Dorin-Ioan Rus (Graz): „Conflicts
between the Traditional and Scientific
Knowledge of Forests in EighteenthCentury Transylvania“
Robert Gray (Keele): „Creating the
Commons: Dialogues between Community, Nation and State in the Management of Natural Resource in
Hungary, 1848-1918“
Julia Lajus (St. Petersburg): „Experts,
State and Local Users of Natural Resources: Changes in Their Relations
in Imperial and Soviet Russia“
Veronika Wendland (Marburg): „Hidden Energies. Public and Arcane
Knowledge on Nuclear Technology
in the Soviet Union“
Panel 5: Exploiting and Conserving
Resources
Thomas Bohn (Gießen): Chair
Thomas Bohn (Gießen): Introduction
Julian Mühlbauer (Gießen): „Resource or Reserve? Players, Interests and Changes in the History of
Białowieża National Park“
Markus Krzoska (Gießen): „ ̦International Society for the Protection of the European Bison‘ after
World War I as a Trial for a Synenergistic Use of Resources“
Aliaksandr Dalhouski (Gießen): „Ambivalences of German Occupation –
Exploitation and Conservation in the
First and Second World Wars“
Ulrike Plath (Tallinn): Final Commentary
20. April 2013
Ina Alber (Marburg/Göttingen): „Creating Knowledge About Civil Society – Democracy Promotion In Transnational Contexts“, 2nd Copernicus
Graduate School Interdisci-plinary
Conference: „Good Governance and
Civil Society“, Nicolaus Copernicus
University, Toruń, Polen.
24. April 2013
Herder-Institut, Marburg
Workshop: „Cultures of Opposition
– Samizdat in East Central Europe“
Ina Alber (Marburg/Göttingen): Welcome and Introduction
Gregor Feindt (Bonn): „Introduction
to Samizdat and some Reflections on
(oppositional) Political Community“
Ina Alber (Marburg/Göttingen): „Cultures of Opposition in Biographical
Narrations – Polish Memories“
Daniela Sneppova (Toronto): „Samizdat: the Art of Czech Resistance,
1968-89“
Jan Lipinsky / Jürgen Warmbrunn
(Marburg): „Presentation of Samizdat
Sources in the Urbańczyk- and Herder Newspaper Collection“
2. Mai 2013
Jan Lipinsky (Marburg): „Geschichte
im Netz: Datenbanken, Wissensressourcen, Onlineportale: das HerderInstitut in Marburg“, Vortrag in der
Lehrveranstaltung „Zeitgeschichte
und Internet“, Universität Rostock
8. Mai 2013
Herder-Kolloquium, Herder-Institut,
Marburg
Eva Reder M.A. (Wien): „Im Schatten des polnischen Staates – Pogrome in Polen 1918-20 und 1945/46“
13.-14. Mai 2013
Herder-Institut, Marburg
Sitzung der Sektion A der LeibnizGemeinschaft
14.-15. Mai 2013
Herder-Institut, Marburg
Annunal NISE Gathering
41
14. Mai 2013
Louis Vos (Leuven), Peter Haslinger
(Marburg/Gießen): Welcoming words
Tour of the Herder-Institut
15. Mai 2013
Miroslav Hroch (Praha): key note:
„The Asynchronicity of National Movements“
Alexei Miller (Moskva), Anna Veronika Wendland (Marburg): commentary
Peter Haslinger (Marburg/Gießen):
chair: general discussion
Caspar Hirschi (St. Gallen): key note:
„The Pre-modernity of Nations and
Nationalism“
Maarten Van Ginderachter (Antwerpen): chair: general discussion
23. Mai 2013
Heidi Hein-Kircher (Marburg) und
Elena Mannová (Bratislava): Begrüßung und Vorstellung
Elena Mannová (Bratislava): „Pressburg – Pozsony – Bratislava: Politische Zäsuren und gesellschaftliche
Brüche in einer multiethnischen Stadt“
Peter Haslinger (Marburg/Gießen):
„Der Erste Weltkrieg, Demokratisierung und die kleinen Kriege in Ostmitteleuropa – Systembruch oder
Kontinuität?“
Sektion: Gewalterfahrungen als gesellschaftliche Zäsuren
Peter Haslinger (Marburg/Gießen):
Sektionsleitung
Teilnehmerinnen und
Teilnehmer der
Nachwuchstagung
„Politische Zäsuren“
22. Mai 2013
Annalena Schmidt (Marburg/Gießen): „Alltägliches Leben und organisiertes Sterben. Die ̦Jüdische
Soziale Selbsthilfe‘ im Generalgouvernement 1939-1945“, DHI-Kolloquium, Warschau
23.-25. Mai 2013
Bratislava
Internationale und interdisziplinäre
Nachwuchstagung des Herder-Instituts für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der LeibnizGemeinschaft und des Historischen
Instituts der Slowakischen Akademie
der Wissenschaften in Kooperation
mit dem Slowakischen Nationalmuseum – Museum der Kultur der Karpatendeutschen „Politische Zäsuren – gesellschaftliche Brüche? Zur
Bedeutung politischer Zäsuren für
die gesellschaftliche Entwicklung
in Ostmitteleuropa im 19. und 20.
Jahrhundert“
42
Florian Krug (Potsdam): „Die russische Sprachpolitik im Königreich Polen am Vorabend des Ersten Weltkrieges und während des ersten Kriegsjahrs“
Thomas Martin (Riegelsberg): „Wie
ein Phoenix aus der Asche?! Die
Transformation Griechenlands von
der orientalischen Okkupation zur
europäischen Monarchie im 19. Jahrhundert und die Probleme eines jungen Königreichs“
Timo Leimbach (Erfurt): „Im Spannungsfeld zwischen Volksvertretung,
Öffentlichkeit und Gesellschaft: Zum
scheinbaren Scheitern und der realen
Funktionalität des parlamentarischen
Systems in der Zwischenkriegszeit“
Tomáš Králik (Bratislava): „The Monastic Nurses in Totalitarian Regime
1948-1953 in Czechoslovakia on the
Example of the Order of Saint Elisabeth in Bratislava“
24. Mai 2013
Sektion: Radikalisierung als Antwort
auf Zäsuren
Elena Mannová (Bratislava): Sektionsleitung
Jakub Drábik (Oxford): „Perception of the Post-First World War Social Changes: The Case of Sir Oswald Mosley and the British Union
of Fascists“
Sektion: Zäsuren als Katalysator für
die Entwicklung von kollektiven Identitäten?
Michal Pullmann (Praha): Sektionsleitung
Thomas Oellermann (Praha): „Szenen einer erzwungenen Ehe – die
deutsche Sozialdemokratie in den
böhmischen Ländern nach 1918“
Janek Mareš (Praha): „Gender Relations in the Czech Society in the
Second Half of the Nineteenth Century: Between Masculinity, Femininity
and Nation“
Agáta Drelová (Exeter): „The Perception of ̦Religious freedom‘ among
Slovak Catholics before and after
1989“
Sektion: Paradigmenwechsel als Antwort auf Zäsuren, 1
Heidi Hein-Kircher (Marburg): Sektionsleitung
Christian Schäfer (Michendorf): „Zeit
des Energiesparens? Die Bundesrepublik und Frankreich in den Ölkrisen
der 1970er Jahre“
Michal Pullmann (Praha): „Konsensstiftung vor und nach 1989: Die
Tschechoslowakei im europäischen
Kontext“
25. Mai 2013
Sektion: Paradigmenwechsel als Antwort auf Zäsuren, 2
Maria Palme (Jena): „Zum Paradigmenwechsel im Streben nach Wahrheit und Gerechtigkeit – Eine komparatistische Länderfallstudie der
deutschen Enquête-Kommission zur
̦Aufarbeitung von Geschichte und
Folgen der SED-Diktatur‘ (1992-1994)
und der Südkoreanischen Wahrheitskommission „TRCK“ (2005-2010)“
Sektion: Gesellschaftliche Zäsuren
– kulturelle Brüche?
Elena Mannová: Sektionsleitung
Lenka Abaffyová (Bratislava): „Sozialismus – Postsozialismus. Auswirkungen des Übergangs auf das
Leben einer Industriestadt und ihrer
Bewohner“
Gregor H. Lersch (Berlin): „Kunst und
Politische Zäsuren – Das Beispiel Polnische Kunst und die deutsch-polnischen Kunstbeziehungen nach 1945“
Katarzyna Maria Walasek (Kraków):
„Political Turning Points – The Collapse of the Soviet Union and Reflections on Cultural Identity of the
Contemporary Russia“
29. Mai 2013
Jasmin Nithammer (Marburg): Vorstellung des Dissertationsprojekts
„Grenzen des Sozialismus zu Land
und zu Wasser – Die tschechoslowakische Landgrenze und polnische
Seegrenze im Vergleich“ im Kolloquium des Deutschen Historischen
Instituts Warschau
31. Mai 2013
Frankfurt am Main
Studientag „Übersetzung und wissenschaftlicher Wandel“
Eine Kooperationsveranstaltung mit
dem Forschungszentrum für historische Geisteswissenschaften, Goethe-Universität Frankfurt am Main
Fabian Link (Frankfurt) und Jan Surman (Marburg): Begrüßung
Federico Italiano (München/Innsbruck): „Wissen, Raum und Performativität: Überlegungen zur (kulturellen) Übersetzung“
Muriel Moser (Frankfurt): „Übersetzungen als Vermittler von Wissen und
Macht im römischen Reich am Beispiel der Res Gestae des Augustus“
Dagmar Comtesse (Frankfurt): „Politiken der Übersetzung. Jean Le Rond
d’Alemberts Eléments de Philosophie“
Kinga Kuligowska (Marburg): „Die
Begrüßung eines ̦Überzähligen‘? Zur
Rezeption der englischen Übersetzung von Zygmunt Baumans Klasa,
ruch, elita“
Regina Toepfer (Frankfurt): „ ̦Göttin
des Gesangs dich rufe ich an‘. Zur
Übersetzungspoetik der ersten deutschen Odyssea (1537/38)“
Christian Lotz (Marburg): „Zur Geschichte des Begriffs Nachhaltigkeit.
Fallbeispiele aus deutschen, englischen, norwegischen, polnischen und
russischen Lehr- und Wörterbüchern
des 19. Jahrhunderts“
Friedolin Krentel (Gießen/Göttingen): „Analog/Digital? Praktiken des
Übersetzens am Beispiel musealer
Ordnungssysteme“
Catarina Caetano da Rosa (Darmstadt): „Das Konzept der Übersetzung in der Akteur-Netzwerk-Theorie“
11. Juni 2013
Herder-Institut, Marburg
Kolloquium der Leibniz Graduate
School for Cultures of Knowledge
in Central European Transnational
Contexts
Daniela Sneppova (Toronto): „The
Assassination of Culture: Censorship,
Propaganda, and the Dissemination
of Banned Czech Culture, 1968-89“
Katharina Kreuder-Sonnen (Berlin/
Gießen): „Getting Microbes and People into Place. Epidemiological Statebuilding in the 2nd Polish Republic“
Esa Ruuskanen (Turku): „Valuing
Peatlands: Changing Land Use
Practices and Knowledge Transfer
Regarding Bogs, Fens and Mires in
Finland, Estonia and Sweden from
the Late 1800s to the Mid-1900s“
13.-14.Juni 2013
Herder-Institut, Marburg
Doppeltagung des Herder-Instituts
für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der Leibniz Gemein-
schaft, Marburg und des Instituts für
Ost- und Südosteuropa, Regensburg
„Politische Mobilisierung in Ostmittel- und Südosteuropa“
13. Juni 2013
Peter Haslinger (Marburg/Gießen):
Begrüßung und Einführung
Petra Stykow (München): „Politische Partizipation in Ostmittel- und
Südosteuropa heute: Gibt es einen
langen Schatten der sozialistischen
Vergangenheit?“
Krise und Radikalisierung als aktuelles Politikphänomen
Ulf Brunnbauer (Regensburg): Moderation
Aron Buzogány (Speyer): „Die dunkle
Seite der Zivilgesellschaft: Radikalnationale Bewegungen in Ungarn“
Philipp Karl (Budapest): „Das subkulturelle Netzwerk um Jobbik – entstanden als Antwort auf die Krise?“
Adam Slaby (Chemnitz): „Die gegenwärtige politische Mobilisierung
in der Tschechischen Republik als
Spiegelbild einer politisch-gesellschaftlichen Krise“
Mihai-D. Grigore (Mainz): „Moldawien zwischen Nationalismus und
Europäizität. Überlegungen zu den
politischen Ereignissen seit der Wahl
im April 2009“
Symbolische Ressourcen politischer
Mobilisierung
Peter Haslinger (Marburg/Gießen):
Moderation
Florian Peters (Berlin): „Geschichte und Erinnerung als Mobilitäts43
Pressegespräch
zur Vorstellung des
Städteatlas in
Nowa Sól
ressourcen der polnischen Oppositionsbewegung der 1970er und
1980er Jahre“
Oleksandr Svyetlov (Rīga/Kiev):
„Propaganda and Mass Mobilisation during the ‚Orange Revolution‘“
Spät- und postimperiale Kontexte
Eszter Gantner (Marburg): Moderation
Jakub Beneš (Birmingham): „Narrating Utopia into History: Czech and
German Social Democracy in Austria, 1890-1914“
Judit Pál (Cluj): „Eliten- und Parteienmobilisation in Siebenbürgen
in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts“
Jan Zofka (Leipzig): „Sowjetischer
Separatismus im Dnjestr-Tal in Moldova: Grundlagen politischer Mobilisierung in sowjetischen Industrie-
Parteien in den neuen Nationalstaaten der Zwischenkriegszeit
Birgit Vierling (München): Moderation
Roman Holec (Bratislava): „Der Bund
der slavischen Agrarjugend als Bestandteil der internationalen Agrarbewegung (1924-1938)“
Florian Kührer (Wien): „Die Rumänische Nationalpartei, ihre Protagonisten und die Integration Siebenbürgens in den rumänischen Staat.
Institutionelle Zentralisierung und politischer Regionalismus in der Krise“
Vasile Ciobanu (Sibiu): „Politische
Parteien aus Rumänien während der
Wirtschaftskrise 1929-1933“
Oskar Mulej (Ljubljana): „Mobilisierungsstrategien der Jugoslawischen
Nationalpartei 1932-1935“
Ulf Brunnbauer (Regensburg): Zusammenfassung und Ausblick
16.-21. Juni 2013
Dorothee M. Goeze (Marburg): „A
Look into the Past for Assessing the
Present Age of Your Country. Considerations about the Online Project
HerBalt (Hereditas Baltica), Virtual
Reading Room for Archival Materials“, 10th Conference on Baltic Studies in Europe, Tallinn
19.-21. Juni 2013
Jürgen Warmbrunn (Marburg): „Czy
̦akademickie wieże z kości słoniowej‘
mogą mieć też swoich fanów? Na
drodze do zmodyfikowanej własnej
definicji biblioteki Instytutu Herdera
w Marburgu“, IV Wrocławskie Spotkania Bibliotekarzy, Wrocław
20 Juni 2013
Anna Veronika Wendland gemeinsam mit Elke Bauer (Marburg): Kommentar zum Vortrag: „Personen, Orte und Verfahren zur Herstellung von
Authentizität im Mittelalter und beginnender Frühen Neuzeit“ von Michael Rothmann (Hannover), Kick-offWorkshop zum Leibniz-Forschungsverbund „Historische Authentizität“,
Leibniz-Institut für Europäische Geschichte, Mainz
22. Juni 2013
Anna Veronika Wendland (Marburg):
„Atomogrady. – Late Soviet Nuclear
Urbanism between Utopia and Disaster“, Tagung „The Peaceful Atom
Compared“, Universität Heidelberg
Präsentation der
Sammlungen für das
DAAD-Netzwerk
betrieben während Perestrojka und
Transformationskrise“
14. Juni 2013
Externe Faktoren und Mobilisierung
in politischen Übergangsphasen
Petra Stykow (München): Moderation
StefanThierfelder (Aalen): „Der Ostdeutsche Heimatdienst. Ostpreußen
zwischen Weltkriegsende und Volksabstimmung 1919-1920“
Hermann Beyer-Thoma (Regensburg): „Von der ̦Waffenbrüderschaft‘ zur
Abwehr des ̦Tschechoslowakischen
Weges‘. Die Neuaufstellung der Sozialdemokratischen Partei Finnlands in
den ̦Jahren der Gefahr‘ 1944-1948“
44
14.-15. Juni 2013
Kinga Kuligowska (Marburg): „Im
Wirrwarr der Ideologie – Leszek Kolakowski und Zygmunt Bauman im
Wortgefecht mit der britischen New
Left Anfang der 1970er Jahre“, Internationale Konferenz „Silence and
Voices of Dissent. Communists Intellectuals in Societies of the Soviet Type“, Centre Marc Bloch, Berlin
16.-21. Juni 2013
Peter Wörster (Marburg): „Information Systems to Baltic Archives. The
Project ArchiBalt of the Herder Institute in Marburg“, 10th Conference
on Baltic Studies in Europe, Tallinn
28. Juni 2013
Anna Veronika Wendland (Marburg):
„Der Zbruč als Phantomgrenze in der
Ukraine?“, Kommentar zum Vortrag
von Sabine von Loewis
Neue Veröffentlichungen
Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung
Jerzy Grzybowski: Belarussen in
den polnischen Streitkräften in Friedenszeiten (1921-1939)
Das neueste Heft 62/2 der Zeitschrift
für Ostmitteleuropa-Forschung versammelt ausgewählte Beiträge einer im WS 2011/12 an der Universität
Leipzig veranstalteten Vortragsreihe,
deren ursprünglicher Titel „Minderheitenpolitik als Interaktion? Die staatlichen Institutionen und die ‚nichtpolnischen‘ Staatsbürger (1918-1939)“
lautete. Die Überschrift wie auch die
Beiträge wurden für die Veröffentlichung in der ZfO von den Gastherausgebern Christhardt Henschel und Stephan Stach leicht überarbeitet. Neben
einem Besprechungsteil finden sich
in dem Heft die folgenden Beiträge:
Christhardt Henschel, Stephan
Stach: Einleitung. Nationalisierung
und Pragmatismus. Staatliche Institutionen und Minderheiten in Polen
1918-1939
Mateusz Rodak: Justizwesen und
Strafverfolgungsorgane der Zwei-
Andrii Rukkas: Ukrainians in Compulsory Military Service in the Polish
Armed Forces (1921-1939)
Cornelia Schenke: Polnische Ukrainepolitik in Wolhynien 1921-1939
Michał Gałędek: Relations between
the Local Administration of the Polish Eastern Territories and Non-Catholic Religious Associations in the
Second Republic
ten Polnischen Republik im Umgang
mit Juden
Wojciech Skóra: Auswärtige Nationalitätenpolitik. Der konsularische
Dienst Polens und die nationalen Minderheiten (1918-1939)
Bernadetta Wójtowicz-Huber: Die
griechisch-katholische und die orthodoxe Konfession als Instrument
nationaler Politik im Lemkenland in
Polen 1918-1939
Galizien. Peripherie der Moderne –
Moderne der Peripherie?
Das habsburgische Kronland Galizien hielt man im 19. Jahrhundert gemeinhin für ein „rückständiges“, von
den „Errungenschaften der Moderne“ kaum berührtes „Halb-Asien“.
Ein differenzierteres Bild der galizischen „Peripherie“ zeichnet der neue
Band des Doktoratskollegs „Galizien“
an der Universität Wien. In den geschichts- und literaturwissenschaftlichen Beiträgen werden unterschiedliche Facetten der Moderne dieser
multiethnischen und plurikulturellen
Region beleuchtet. Galizien wird hier
nicht zur bloßen „Peripherie der Moderne“ reduziert, sondern als nahezu idealer Verhandlungsort der „Vielfalt der Moderne“ verstanden. Im
Blickpunkt stehen unterschiedliche
Selbst- und Fremdzuschreibungen
Galiziens innerhalb der Diskurse um
ten und interreligiösen Spannungen
über die unterschiedlichen Modernisierungsprozesse in Verwaltung,
Politik und Militär bis hin zur Konstruktion Galiziens als postmoderner
Erinnerungsraum in der Gegenwart.
Elisabeth Haid, Stephanie Weismann,
Burkhard Wöller (Hrsg.)
Galizien. Peripherie der Moderne
– Moderne der Peripherie?
Marburg 2013, 216 S., 10 Abb.
€ 28,–
ISBN 978-3-87969-379-5
die Moderne. Dabei spannt sich der
Bogen von modernen Krisensymptomen, neuen nationalen Ideologien,
innerjüdischen Assimilationsdebat45
Alltagsperspektiven im besetzten Warschau
Der deutsche Postbeamte Hermann Beyerlein war in den Jahren
1939-1944 bei der „Deutschen Post
Osten“ im besetzten Warschau beschäftigt und leitete seit 1941 das
für die Besatzungsmacht kommunikationstechnisch bedeutende Fernmeldeamt. Seinen Arbeitsalltag und
seine Eindrücke aus der besetzten
polnischen Hauptstadt hielt er in
rund 300 erhalten gebliebenen pri-
vaten Fotografien fest. Der Fokus
der fotografischen Aufmerksamkeit lag auf dessen unmittelbarem
dienstlichem Aufgabenbereich und
Privatleben und war dabei klar von
der Binnenperspektive der deutschen Apartheid-Gesellschaft in
Warschau geprägt. Auch Beyerleins Blick auf die polnische Außenwelt wurde maßgeblich von diesem
Ausgangspunkt bestimmt.
Eine Auswahl aus diesem bemerkenswerten und erstmals ausgewerteten fotografischen Nachlass
wird in einer zweisprachig kommentierten Fotodokumentation präsentiert. Beyerleins Fotos zeichnen
sich dadurch aus, dass sie weder
die amtliche Perspektive der Besatzungsorgane und ihrer ideologisch
bestimmten Propaganda noch den
entgegengesetzten Blickwinkel des
polnischen Widerstands wiedergeben. Vielmehr eröffnen sie interessante Einblicke in den Alltag und
in die Wahrnehmungsmuster eines
höheren deutschen Zivilbeamten
im deutsch besetzten Warschau.
Die alltagsgeschichtlich und biografisch orientierte Studie wirft
somit ein neues Licht auf bislang
wenig untersuchte Grauzonen des
deutsch-polnischen Verhältnisses
während des Zweiten Weltkriegs
und erweitert unser Bild von der
deutschen Besatzungsherrschaft in
Polen.
Rudolf Jaworski, Florian Peters
Alltagsperspektiven im besetzten Warschau
Fotografien eines deutschen Postbeamten (1939-1944)
Perspektywy codzienności w
okupowanej Warszawie
Fotografie niemieckiego urzędnika
pocztowego (1939-1944)
Marburg 2013, 74 S., 113 Abb.
€ 25,–
ISBN 978-3-87969-380-1
Bibliographien zur Geschichte und Landeskunde
Ostmitteleuropas
Mit der „Bibliographie zur Geschichte Schlesiens 2003“, die zusätzlich in der Reihe „Acta Universitatis Wratislaviensis“ erscheint,
liegt ein weiteres Ergebnis der bewährten Kooperation zwischen
dem Herder-Institut, dem Historischen Institut der Universität Breslau und dem Slezský ústav Slezského zemského muzea in Troppau
vor. Während die Aufnahme der
deutsch- und der westsprachlichen Publikationen am Herder-Institut erfolgte, wurde die in Polen
und Tschechien erschienene Literatur zur Geschichte Schlesiens
von den beiden dortigen PartnerInstitutionen gesammelt. Die Bibliografie für das Berichtsjahr 2003
enthält 4 275 Titel, die durch ein
Personen- und ein Autorenregister sowie ein dreisprachiges Sach46
in westlichen Sprachen wurden ins
Deutsche übersetzt.
Die Bibliografie für das Jahr 2003
ist ein Auszug der über das Internet recherchierbaren Literaturdatenbank zur Geschichte Ostmitteleuropas (http://www.litdok.de).
und Ortsregister erschlossen werden. Ausgewertet wurden allein
über 700 Zeitschriften und Schriftenreihen aus der Geschichtswissenschaft und benachbarten Disziplinen. Die Sachtitel in anderen als
Bibliographien zur Geschichte
und Landeskunde Ostmitteleuropas 2003, Band 48
Herausgegeben von Peter Garbers
und Karol Sanojca
Marburg – Wrocław – Opava 2012
XLIX, 560 S.
€ 39,00
ISBN: 978-3-87969-368-9
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27. April - 31. Dezember 2013
Rathaus Kowary (Schmiedeberg)
Zeit-Reisen. Schlesien-Ansichten aus
der Graphiksammlung Haselbach
Eine Ausstellung des Herder-Instituts
Marburg, des Schlesischen Museums zu Görlitz und des Kunstforums
Ostdeutsche Galerie Regensburg, in
Kooperation mit dem Architekturmuseum in Breslau, gefördert vom Beauftragten der Bundesregierung für
Kultur und Medien, dem Hessischen
Sozialministerium, dem Sächsischen
Staatsministerium des Innern und
der Stiftung für deutsch-polnische
Zusammenarbeit. Die Ausstellung
wird vom Deutschen Kulturforum
östliches Europa präsentiert.
27. Juni - 20. September 2013
Generalkonsulat der Republik Polen
in München
Warschau – der letzte Blick. Deutsche
Luftaufnahmen aus der Zeit vor dem
Warschauer Aufstand, August 1944
Eine Ausstellung des Historischen
Museums der Stadt Warschau, der
Vereinigung der Polnischen Denkmalpfleger, des Bildarchivs Foto Marburg
und des Herder-Instituts.
20. Juni - 30. August 2013
Hessische Landeszentrale für politische Bildung, Wiesbaden
Im Objektiv des Feindes – Die deutschen Bildberichterstatter im besetzten Warschau 1938-1945 / W obiektywie wroga. Niemieccy fotoreporterzy
w okupowanej Warszawie (1939-1945)
Eine Ausstellung des Herder-Instituts
in Marburg in Zusammenarbeit mit
dem „Haus der Begegnungen mit der
Geschichte“ in Warschau, der Polnischen Akademie der Wissenschaften
in Warschau, dem Bundesarchiv in
Koblenz und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit der Bildagentur bpk sowie dem Museum Europäischer Kulturen – Staatliche Museen
zu Berlin im Rahmen des Föderalen
Programms der Stiftung Preußischer
Kulturbesitz.
12. Juli - 11. Oktober 2013
Haus des Deutschen Ostens
Zoppot, Cranz, Rigaer Strand. Ostseebäder im 19. und 20. Jahrhundert
Eine Ausstellung des Herder-Instituts
in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kulturforum östliches Europa in Potsdam und dem Lehrstuhl
für Geschichte Osteuropas an der
Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)
5.-6. September 2013
Berlin
Nachfolgetagung der Leibniz-Gemeinschaft und der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Zusammenarbeit mit dem Herder-Institut
Wissenschaftsdialog – grenzüberschreitend. Potenziale und Herausforderungen für die Geistes-und Sozialwissenschaften / Scientific Dialogue
across Boundaries. Potentials and
Challenges in the Social Sciences
and Humanities
10. September 2013
Herder-Institut, Marburg
Lesung
Ulrike Enke: „Leben“ aus der Nachlasskiste – Zum Nachlass Emil von
Behrings und Behrings Biografie(n)
11.-13. September 2013
Herder-Institut, Marburg
Tagung Untergangszenarien und
Zukunftsvisionen in imperialen Krisenphasen im östlichen Europa
1850-1920 in Kooperation mit dem
Lehrstuhl für Geschichte Ost- und
Mitteleuropas an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, der Leibniz Graduate School for Cultures
of Knowledge in Central European
Transnational Contexts, dem Gießener Zentrum Östliches Europa an
der Justus-Liebig-Universität Gießen
und dem Leibniz-Forschungsverbund
„Krisen in einer globalisierten Welt“
3.-6. Oktober 2013
Denver, Colorado
The Thirty-Seventh Annual Conference of the German Studies Association
Panel: Entangled Spaces: German,
Czech and Polish Territorial Contestation in the Weimar Era.
12. Oktober 2013
Frankfurt
13.00-14.00 Uhr: Präsentation und
Gespräch Von der Karte in den Kopf
– Wie Landkarten unsere Vorstellungen von der Welt prägen, gemeinsam
mit dem Georg-Eckert-Institut für
internationale Schulbuchforschung,
im Rahmen des Forum Weltempfang
der Frankfurter Buchmesse vom 9.13. Oktober 2013
19.-20. Oktober 2013
Kazan'
Auftaktkonferenz Mehrsprachigkeit
in politischen Umbruchphasen im
Rahmen des DAAD-Netzwerks „Kulturelle Kontakt- und Konfliktzonen im
östlichen Europa“ gemeinsam mit
dem Gießener Zentrum Östliches
Europa (GiZo) an der Justus-LiebigUniversität Gießen, der Staatlichen
Universität Kazan’ und dem HerderInstitut, Marburg
22. Oktober 2013
Herder-Institut, Marburg
Master Class der Leibniz Graduate
School for Cultures of Knowledge
in Central European Transnational
Contexts mit Dr. Per Bolin (Södertörns Högskola)
29. Oktober 2013
Herder-Institut, Marburg
Lesung zu Otfried Preußler im Rahmen der vom 24.-31.10. stattfindenden Veranstaltungswoche „Treffpunkt
Bibliothek“
30. Oktober 2013
Herder-Institut, Marburg
Masterclass mit Dr. Robert Györi
(Eötvös Loránd Universität Budapest)
zum Thema Scientific Repudiation of
the Past – Hungarian Geography on
the Way of Sovietization, 1945-1960
im Rahmen des SAW-Projektes „Digitaler Atlas politischer Raumbilder
zu Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert – Geoimaginaries“
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19. November 2013
Herder-Institut, Marburg
Lesung
Rudolf Jaworski und Florian Peters:
Alltagsperspektiven im besetzten Warschau. Fotografien eines deutschen
Postbeamten (1939-1944)
3. Dezember 2013
Herder-Institut, Marburg
Lesung
Beata Halicka: „Polens Wilder Westen“ – erzwungene Migration und die
kulturelle Aneignung des Oderraumes, 1945-1948
7. Februar 2014
Regenburg
Workshop Publikationskulturen im
Wandel, Teil 2, organisiert vom Institut für Ost- und Südosteuropaforschung, Regensburg und dem Herder-Institut, Marburg
21.-24. November 2013
Boston, Massachusetts
The 45th Annual ASEEES Convention
Session: Geo-Imaginaries and Politics of Space – East Central Europe
in the 20th Century
5.-6. Dezember 2013
Gießen
Belarus-Workshop Sozialistische Moderne oder kommunistischer „Ökozid“? Umweltkatastrophen und lokale
Identitäten im östlichen Europa des
Gießener Zentrums Östliches Europa
(GiZo) an der Justus-Liebig-Universität Gießen in Zusammenarbeit mit
dem Herder-Institut, Marburg
14.-15. Februar 2014
Regensburg
Zweiter Teil der Doppeltagung Politische Mobilisierung in Ostmittel- und
Südosteuropa in Kooperation mit dem
Institut für Ost- und Südosteuropaforschung, Regensburg
26.-27. November 2013
Herder-Institut, Marburg
Masterclass und Workshop Regionalismus und Urbanismuskonzepte
in multikulturellen Kontexten in Kooperation mit dem Gießener Zentrum Östliches Europa (GiZo) an der
Justus-Liebig-Universität Gießen und
dem International Graduate Centre
for the Study of Culture (GCSC) im
Rahmen des DAAD-Projektes „Kulturelle Kontakt- und Konfliktzonen im
östlichen Europa“
27.-29. November 2013
Berlin
Jahrestagung der Leibniz-Gemeinschaft
6.-8. Dezember 2013
Herder-Institut, Marburg
Jahrestagung Ethnizität als Analysekategorie der Ostmitteleuropaforschung und Mitgliederversammlung
des Johann Gottfried Herder-Forschungsrates
12.-13. Dezember 2013
Herder-Institut, Marburg
Jahrestagung Leibniz Graduate
School Geschlecht und Wissen(schaft)
in Ostmitteleuropa in Kooperation mit
der Professur „Europäische Zeitgeschichte seit 1945“ der Universität
Siegen
4.-7. März 2014
Herder-Institut, Marburg
Tagung Wissenstransfer und urbaner
Raum. Formate, Modi und Akteure
des Wissenstransfers in den Städten
Ostmittel- und Osteuropas
20.-22. März 2014
Gießen
Dritte Tagung Deutsche Polenforschung Wissen, Verstehen, Übersetzen: Nachbarn im Dialog, veranstaltet
vom Deutschen Polen-Institut Darmstadt, vom Gießener Zentrum Östliches Europa (GiZo) an der JustusLiebig-Universität Gießen und dem
Herder-Institut, Marburg
Herder-Institut
für historische
Ostmitteleuropaforschung –
Institut der Leibniz-Gemeinschaft
Gisonenweg 5-7
35037 Marburg
Tel. +49 6421 184-0
Fax +49 6421 184-139
[email protected]
www.herder-institut.de
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