AUF DEM WEG ZU INDUSTRIE 4.0: LÖSUNGEN AUS
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AUF DEM WEG ZU INDUSTRIE 4.0: LÖSUNGEN AUS
INDUSTRIE 4.0 AUF DEM WEG ZU INDUSTRIE 4.0: LÖSUNGEN AUS DEM SPITZENCLUSTER IT’S OWL Mehr Infos finden Sie auf: www.its-owl.de VORWORT |3 AUF DEM WEG ZU INDUSTRIE 4.0 SPITZENCLUSTER IT’S OWL LIEFERT LÖSUNGEN Im Technologie-Netzwerk it’s OWL – Intelligente Technische Systeme OstWestfalenLippe – bündeln Weltmarkt- und Technologieführer im Maschinenbau, in der Elektro- und Elektronik industrie sowie in der Automobilzulieferindustrie ihre Kräfte. Gemeinsam mit regionalen Forschungseinrichtungen erarbeiten sie in 47 Projekten neue Technologien für intelligente Produkte und Produktionssysteme. Ausgezeichnet im Spitzencluster-Wettbewerb des Bundesministeriums für Bildung und Forschung – dem Flaggschiff der Hightech-Strategie der Bundesregierung –, gilt it’s OWL bundesweit als eine der größten Initiativen zu Industrie 4.0 und leistet einen wichtigen Beitrag, Produktion am Standort Deutschland zu sichern. Auf Empfehlung des wissenschaftlichen Beirats beleuchtet it’s OWL in Kooperation mit verschiedenen Clusterpartnern das Thema Industrie 4.0 aus unterschiedlichen Blickwinkeln und veröffentlicht wesentliche Ergebnisse in Form von Broschüren unter dem Titel »Auf dem Weg zu Industrie 4.0«. Diese erste Broschüre beschreibt die konkreten Technologien und Lösungen des Spitzenclusters. Ziel ist es, den Nutzen und die Potenziale von Industrie 4.0 anhand von Best-Practice-Beispielen aufzuzeigen. Auf dem Technologiekonzept basierend, werden die Bausteine der innovativen it’s OWL Technologieplattform (Selbstoptimierung, Mensch-Maschine-Interaktion, Intelligente Vernetzung, Energieeffizienz und Systems Engineering) erläutert. Reale Anwendungsfälle aus dem Maschinen- und Anlagenbau sowie aus der Elektroindustrie zeigen den Einsatz der Bausteine in der Praxis. WISSENSCHAFTLICHER BEIRAT VON IT’S OWL Prof. em. Dr. Otthein Herzog Jacobs University Bremen Prof. Dr. Edgar Körner Honda Research Institute Europe GmbH Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. Manfred Nagl Software Engineering, RWTH Aachen Prof. Dr. Ir. Fred J. A. M. van Houten Professor for Design Engineering, University of Twente LÖSUNGEN AUS DEM SPITZENCLUSTER IT’S OWL 4| INHALT INHALTSVERZEICHNIS VORWORT 3 Auf dem Weg zu Industrie 4.0 Spitzencluster it’s OWL liefert Lösungen 5 Industrie 4.0 – Die vierte industrielle Revolution Reale und virtuelle Welt wachsen weiter zusammen 7 Der Spitzencluster im Kontext Industrie 4.0 Intelligente Produkte und Produktionssysteme aus OWL 11 Technologieplattform für intelligente technische Systeme Forschungsergebnisse nutzbar machen 13Selbstoptimierung Die Maschine denkt mit, lernt und passt sich an 15Mensch-Maschine-Interaktion Intelligente Maschinen verstehen den Menschen 17 Intelligente Vernetzung Anschließen und Betreiben 20Energieeffizienz Weniger Energieverbrauch, höhere Leistung 22 Systems Engineering Intelligente Entwicklung für intelligente Produkte 24 Resümee und Ausblick Bereit für die vierte industrielle Revolution 25 Literatur 26 Clusterpartner 27 Impressum AUF DEM WEG ZU INDUSTRIE 4.0 INDUSTRIE 4.0 – DIE VIERTE INDUSTRIELLE REVOLUTION |5 INDUSTRIE 4.0 – DIE VIERTE INDUSTRIELLE REVOLUTION REALE UND VIRTUELLE WELT WACHSEN WEITER ZUSAMMEN Von jeher war die industrielle Produktion einem Wandel unterworfen (Bild 1). Häufig war dieser so stark, dass im Nachhinein der Begriff Revolution verwendet wurde. Heute steht die Wirtschaft an der Schwelle zur vierten Revolution (Industrie 4.0). Die erste industrielle Revolution vollzog den Übergang von der reinen Handarbeit zur maschinellen Produktion und ereignete sich ab 1770 zunächst in den Baumwollspinnereien und Webereien Mittelenglands. Den großen Durchbruch brachte 1782 die Vollendung der Dampfmaschine durch James Watt. Sie ermöglichte die Bereitstellung von Energie an beliebigen Orten und machte die Menschheit von den Kräften der Natur unabhängig [Geo08]. Die zweite industrielle Revolution charakterisierte eine starke Mechanisierung und Elektrifizierung kombiniert mit einer ausgeprägten Rationalisierung. Dies ermöglichte ein erhebliches Wachstum und damit die Versorgung der entstehenden Massenmärkte. Wesentliche Merkmale der durch Frederick Winslow Taylor geprägten Rationalisierung dieser Epoche waren die Arbeitsteilung, die Standardisierung, die Präzisionsfertigung sowie die Fließfertigung. Henry Ford wandte diese neue Methodik auf die Produk BILD 1 Historische Entwicklung der industriellen Produktion (nach DFKI) Henry Ford, Produktion T-Modell Spinn- und Webmaschinen 4. INDUSTRIELLE REVOLUTION auf Basis cyber-physischer Systeme 3. INDUSTRIELLE REVOLUTION Einsatz von IT zur Automatisierung der industriellen Fertigung (NC-Maschine, Industrieroboter, SPS), Paradigma der flexiblen Automatisierung 2. INDUSTRIELLE REVOLUTION Rationalisierung, Betriebswissenschaft nach Taylor: Arbeitsteilung, Fließprinzip, Standardisierung, Präzisionsfertigung, Bedienung von Massenmärkten GRAD DER KOMPLEXITÄT Speicherprogrammierbare Steuerung (SPS) 1. INDUSTRIELLE REVOLUTION Nutzung der Dampfmaschine: Aufschwung Textilindustrie, Kohleförderung, Stahlerzeugung Ende 18. Jahrhundert Beginn 20. Jahrhundert 1960er Jahre heute LÖSUNGEN AUS DEM SPITZENCLUSTER IT’S OWL 6| INDUSTRIE 4.0 – DIE VIERTE INDUSTRIELLE REVOLUTION BILD 2 Vier-Ebenen-Modell zur zukunftsorientierten Unternehmensgestaltung [GP14] SYSTEME PROZESSE STRATEGIEN VORAUSSCHAU Antizipieren der Entwicklungen von Märkten, Technologien etc., um Chancen und Bedrohungen für das etablierte Geschäft frühzeitig zu erkennen. Entwicklungen von Geschäfts-, Produkt- und Technologiestrategien, um Chancen rechtzeitig zu nutzen. Gestaltung von strategiekonformen Geschäftsprozessen, »Structure follows Strategy«. tion des T-Modells an und erzielte damit einen bahnbrechenden Erfolg in der Automobilherstellung. Die Elektrizität förderte die Dezentralisierung der mechanischen Systeme. Die dritte industrielle Revolution basierte auf der Ent wicklung und Verbreitung des Computers bzw. Mikroprozessors. Dies führte zu numerisch gesteuerten Arbeits maschinen (NC-Maschinen, Industrieroboter), die wesent lich schneller umgerüstet werden können als konventionell automatisierte mechanische Systeme. Es entstand das Paradigma der flexiblen Automatisierung; die entsprechenden Systeme zeichnen sich durch eine hohe Produktivität und Flexibilität aus. Seit einiger Zeit beobachten wir den Wandel von natio nalen Industriegesellschaften zur globalen Informationsgesellschaft. Informations- und Kommunikationstechnik wachsen zusammen und durchdringen alle Lebensbereiche. Produktion wird als komplexes informationsverarbeitendes System verstanden, in dem bereichs- und unternehmensübergreifende Leistungserstellungsprozesse und deren durchgängige Unterstützung durch Informations- und Kommunikationstechnik eine herausragende Rolle spielen. Vor diesem Hintergrund werden Geräte und Systeme unserer realen Umgebung, die durch eingebettete Software gesteuert werden, zunehmend in das weltumspannende AUF DEM WEG ZU INDUSTRIE 4.0 Einführung von IT-Systemen zur Unterstützung wohlstrukturierter Prozesse. Kommunikationsnetz integriert, wofür der Begriff Internet der Dinge steht. Reale Welt und virtuelle Welt wachsen zusammen, was durch den Begriff Cyber-Physical Systems zum Ausdruck kommt. Im Kontext der industriellen Produktion eröffnet sich nun eine neue Perspektive, die von vielen als die vierte industrielle Revolution (Industrie 4.0) gesehen wird [KLW11], [FA13]. Der Weg zum neuen Leitbild Industrie 4.0 wird evolutionär verlaufen. Die Auswirkungen auf die industrielle Produktion werden rückblickend den Charakter einer Revolution haben. Bei aller Euphorie für Industrie 4.0 darf nicht übersehen werden, dass die Einführung und Nutzung von IT-Systemen am Ende einer gut überlegten Handlungskette steht und nicht am Anfang – »das Pferd darf nicht von hinten aufgezäumt werden«. Bild 2 soll diese Botschaft anschaulich und plausibel vermitteln: Wirkungsvolle IT-Systeme benötigen wohlstruk turierte Geschäftsprozesse; diese wiederum folgen einer Geschäftsstrategie, die darauf abzielt, Erfolgspotenziale der Zukunft zu erschließen. Soll Industrie 4.0 nicht das gleiche Schicksal erleiden wie Computer Integrated Manufacturing (CIM), muss dementsprechend unternehmerisch gehandelt werden [GP14], [Jas12]. DER SPITZENCLUSTER IM KONTEXT INDUSTRIE 4.0 |7 DER SPITZENCLUSTER IM KONTEXT INDUSTRIE 4.0 INTELLIGENTE PRODUKTE UND PRODUKTIONSSYSTEME AUS OWL Im Technologie-Netzwerk it’s OWL – Intelligente Tech nische Systeme OstWestfalenLippe – haben sich 180 Unternehmen, Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Organisationen zusammengeschlossen, um gemeinsam den Innovationssprung von der Mechatronik zu intelligenten technischen Systemen zu gestalten. position der Region OstWestfalenLippe im globalen Wettbewerb für intelligente technische Systeme. Hierzu werden 47 anwendungsorientierte Forschungsprojekte im Gesamt umfang von ca. 100 Mio. Euro in einem Zeitraum von fünf Jahren durchgeführt. DAS IT’S OWL TECHNOLOGIEKONZEPT Weltmarktführer im Maschinenbau und in der Elektro-, Elektronik- und Automobilzulieferindustrie sowie inter national renommierte Forschungseinrichtungen bündeln hierzu ihre Kräfte. Das gemeinsame Ziel: eine Spitzen Intelligente technische Systeme basieren auf dem Zusammenspiel von Informatik und Ingenieurwissenschaften. Das Technologiekonzept beschreibt den Aufbau und die Funk- BILD 3 Technologiekonzept: Von intelligenten Teilsystemen hin zum vernetzten, cyber-physischen System VERNETZTES SYSTEM KOMMUNIKATIONSSYSTEME KOMMUNIKATIONSSYSTEM LEISTUNGSVERSORGUNG AKTORIK INFORMATIONSVERARBEITUNG Kognitive Regulierung Assoziative Regulierung Nicht-kognitive Regulierung TEILSYSTEM MENSCH-MASCHINE-SCHNITTSTELLE MENSCH KOMMUNIKATIONSSYSTEM SENSORIK UMGEBUNG Information Energie GRUNDSYSTEM Stoff LÖSUNGEN AUS DEM SPITZENCLUSTER IT’S OWL 8| DER SPITZENCLUSTER IM KONTEXT INDUSTRIE 4.0 tion intelligenter technischer Systeme und durch welche Eigenschaften sich diese auszeichnen. physische Systemaktion ausführt. Beim Grundsystem handelt es sich in der Regel um mechanische Strukturen. Die Realisierung der vier Eigenschaften adaptiv, robust, vorausschauend und benutzungsfreundlich beruht auf der Grundlagenforschung der drei führenden Hochschulen auf den Gebieten Selbstoptimierung, Kognition, MenschMaschine-Interaktion und Intelligente Vernetzung. Dabei orientiert sich das Technologiekonzept des Spitzenclusters an den Konzepten von Cyber-Physical Systems und Industrie 4.0. In fünf Querschnittsprojekten erarbeiten die regionalen Hochschulen Grundlagen, die den Unternehmen in einer Technologieplattform zur Verfügung gestellt werden. Eine Zusammenstellung aus den vier genannten Einheiten wird als Teilsystem bezeichnet. Beispiele für Teilsysteme sind Antriebe, Automatisierungskomponenten, intelligente Energiespeicher etc. Systeme wie eine Werkzeugmaschine bestehen in der Regel aus mehreren Teilsystemen, die als interagierender Verbund zu betrachten sind [GTD13]. Das Technologiekonzept strukturiert ein intelligentes technisches System in vier Einheiten: Grundsystem, Sensorik, Aktorik und Informationsverarbeitung (Bild 3). Der Informationsverarbeitung kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Sie schaltet sich via Kommunikationssystem zwischen die Sensorik, durch die die notwendigen Informationen über die Betriebssituation wahrgenommen werden, und die Aktorik, die im Zusammenspiel mit dem Grundsystem die In erster Linie prägt die Art der Informationsverarbeitung den beabsichtigten Wandel von mechatronischen zu intelli genten technischen Systemen. So verfügen mechatronische Systeme nur über eine reaktive und starre Kopplung zwischen Sensorik und Aktorik. Intelligente technische Systeme hingegen können diese gezielt anpassen. Reaktive Wirkungsabläufe werden dabei nicht vollständig ersetzt, da die meisten grundlegenden Systemmechanismen schon aus Sicherheitsgründen reaktiv und reflexartig ablaufen müssen. Das aus der Kognitionswissenschaft stammende Dreischichtenmodell für die Verhaltenssteuerung [Str98] BILD 4 Zwei konvergierende Entwicklungsstränge als Innovationstreiber (nach Forschungsunion 2013) viele Benutzer, 1 Computer Zentralrechner 1 Benutzer, 1 Computer Data Warehouses, Internet, PC Eingebettete Systeme Physikalische Objekte, Geräte, ... AUF DEM WEG ZU INDUSTRIE 4.0 A Sensorik, Aktorik hochleistungsfähiger Kleinstcomputer A Integration 1 Benutzer, viele Computer Big Data, Cloud Computing, Smart Devices INTERNET DER DATEN UND DIENSTE Cyber-Physical Systems (CPS) INTERNET DER DINGE A Semantische Beschreibung Internet (M2M) A Drahtlose Kommunikation A Vernetzung, A IP-Fähigkeit DER SPITZENCLUSTER IM KONTEXT INDUSTRIE 4.0 |9 BILD 5 Anwendungsfelder von intelligenten vernetzten Systemen (nach Forschungsunion 2012) Smart Building Smart Mobility Smart Products INTERNET DER DATEN UND DIENSTE INTERNET DER DINGE Smart Grids Smart Health (Bild 3) veranschaulicht die abstrakte Sichtweise auf die Informationsverarbeitung intelligenter Systeme: Die nicht-kognitive Regulierung enthält die Steuerung und Regelung (motorischer Regelkreis) sowie Reflexe. Übertragen auf ein mechatronisches System wäre das beispielsweise die Sicherstellung des kontrollierten Bewegungsverhaltens eines Mehrkörpersystems, z. B. das Fahrwerk eines Pkws. Die assoziative Regulierung beinhaltet u. a. Reiz-ReaktionsMechanismen und Konditionierung. In einem technischen System würde die Reglerumschaltung – z. B. von einer Geschwindigkeits- auf eine Abstandsregelung – auf dieser Schicht veranlasst. Die kognitive Regulierung weist typische Funktionen der künstlichen Intelligenz, wie Zielmanagement, Planung und Handlungssteuerung, auf. Ein Beispiel auf dieser Schicht wäre die Selbstoptimierung, wonach ein System aufgrund geänderter Betriebsbedingungen automatisch seine Ziele modifiziert und dann sein Verhalten selbstständig an die veränderten Ziele anpasst [GRS14]. Intelligente technische Systeme sind häufig geografisch verteilt. Ein weiterer zentraler Punkt des Technologie Smart Factory Smart Logistics konzepts ist daher, dass intelligente technische Systeme kommunizieren und kooperieren können. Die Funktionalität des daraus entstehenden vernetzten Systems erschließt sich erst durch das Zusammenspiel der Einzelsysteme. Weder die Vernetzung noch die Rolle der Einzelsysteme ist statisch. Vielmehr kann sich beides im Sinne der geforderten Gesamtfunktionalität verändern. Die Vernetzung erfolgt zunehmend in globaler Dimension. Dabei werden Ansätze im Sinne von Cyber-Physical Systems integriert, die in der Vergangenheit völlig separat betrachtet wurden, wie beispielsweise Cloud-Computing und eingebettete Systeme. Das vernetzte System wird nicht mehr ausschließlich durch eine globale Steuerung beherrschbar sein, vielmehr muss auch durch lokale Strategien ein global gutes Verhalten erreicht werden [GTD13]. INNOVATIONSTREIBER »INTERNET DER DINGE« UND »INTERNET DER DATEN UND DIENSTE« Wie in Bild 4 dargestellt, handelt es sich beim Internet der Dinge und dem Internet der Daten und Dienste um zwei konvergierende Entwicklungsstränge, die neue Perspek tiven in vielen Lebens- und Wirtschaftsbereichen eröffnen. Diese neuen Anwendungsfelder sind in Bild 5 beispielhaft aufgeführt. LÖSUNGEN AUS DEM SPITZENCLUSTER IT’S OWL 10 | DER SPITZENCLUSTER IM KONTEXT INDUSTRIE 4.0 Das Internet der Dinge ist das Resultat aus dem oben beschriebenen Technologiekonzept. In diesem kommunizieren physische intelligente Objekte, wie z. B. Werkstücke, Maschinen, Betriebsmittel, Lager- und Transportsysteme und Fertigungsleitstand, über das Internet oder andere Netze. wie Big Data, Cloud-Computing und Smart Devices, ermöglichen ein Internet der Daten und Dienste. Daraus ergeben sich vielfältige Möglichkeiten für innovative Dienstleistungen – oft durch Kombination von Sachleistungen – und attraktive Geschäftsmodelle [ASSW14]. Der Wandel zu einer virtuellen Geschäftswelt basiert hingegen auf einem zunehmenden Angebot von internet basierten Dienstleistungen und der Verfügbarkeit von großen Datenmengen, die immer schneller verarbeitet werden können. Globale Datennetze, basierend auf Technologien Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung sind die 33 Innovationsprojekte des Spitzenclusters zu sehen, die zu innovativen Marktleistungen führen. Tabelle 1 ordnet eine Auswahl der Innovationsprojekte des Spitzenclusters den in Bild 5 dargestellten Anwendungsbereichen zu. TABELLE 1 it’s OWL Innovationsprojekte (Auswahl) im Kontext von Industrie 4.0 1 Zahlreiche Anwendungen aus dem Bereich Logistik im Kontext Industrie 4.0 erarbeitet das EffizienzCluster LogistikRuhr, das ebenfalls als Spitzencluster ausgezeichnet wurde. Zwischen beiden Spitzenclustern besteht eine strategische und fachliche Kooperation. SMART PRODUCTS SMART FACTORY SMART LOGISTICS1 Elektronische Umfelderkennung CLAAS Fertigungsinseln HARTING Energieeffiziente Intralogistik Lenze eXtreme Fast Control Beckhoff Intelligente Leistungssteller AEG Intelligente Vernetzung von Landmaschinen CLAAS Hochintegrierter Elektronikmotor Lenze Intelligente Verarbeitung von Großbauteilen Goldbeck Innovative Automatisierungsgeräte Weidmüller Intelligente Werkzeugmaschine DMG MORI Integrierte Steuerungstechnik KEB Interaktive Robotik im Fertigungsprozess HARTING Intelligenter Systembaukasten Wittenstein Scientific Automation Beckhoff Intelligentes Gefahrstofflager DENIOS Selbstoptimierende Wäscherei Kannegiesser Selbstoptimierender Bonder Hesse Self-X-Fertigungsprozesse Weidmüller, Hettich Selbstoptimierender Kneter WP Kemper Virtuelle Arbeitsvorbereitung DMG MORI Separator i4.0 GEA Wandlungsfähige Produktionstechnik Phoenix Contact Software Defined Industrial Ethernet WAGO AUF DEM WEG ZU INDUSTRIE 4.0 TECHNOLOGIEPLATTFORM FÜR INTELLIGENTE TECHNISCHE SYSTEME | 11 TECHNOLOGIEPLATTFORM FÜR INTELLIGENTE TECHNISCHE SYSTEME FORSCHUNGSERGEBNISSE NUTZBAR MACHEN Das Management von 47 Forschungsprojekten mit einem Gesamtvolumen von ca. 100 Mio. Euro erfordert eine geeig nete Projektstruktur. Die Projektstruktur des Clusters (Bild 6) weist 33 Innovationsprojekte, fünf Querschnittsprojekte und neun Nachhaltigkeitsmaßnahmen auf. Innovationsprojekte und Querschnittsprojekte sind in einer Matrix orga- nisiert. Bild 7 zeigt die Einordnung der Querschnittspro jekte in das Technologiekonzept und verdeutlicht deren Wirkungsumfeld. Die von der Industrie vorangetriebenen Innovationsprojekte verwenden die durch die Hochschulen im Rahmen der BILD 6 Projektstruktur des Spitzenclusters Globale Zielmärkte Maschinenbau, Fahrzeugtechnik und Energietechnik Teilsysteme Systeme Vernetzte Systeme Selbstoptimierung Beispiele: A Intelligente Sensoren A Antriebe A Automatisierungskomponenten Sie bilden die Basis für Systeme. Beispiele: A Produktionsmaschinen A Hausgeräte A Geldautomaten Beispiele: A Smart Grids A Produktionsanlagen A Cash Management Systeme Sie bilden die Basis für teils geografisch verteilte, vernetzte Systeme. Zur Laufzeit veränderlich, neue Funktionalität durch Zusammenspiel von Systemen. 33 INNOVATIONSPROJEKTE der Kernunternehmen führen zu überlegenen Marktleistungen Mensch-Maschine-Interaktion Intelligente Vernetzung Energieeffizienz Systems Engineering 5 QUERSCHNITTSPROJEKTE schaffen Technologieplattform für Innovationsprojekte und Transfer Vorausschau Prävention Produktpiraterie Marktorientierung Internationalisierung Technologietransfer Unternehmensgründungen Arbeit 4.0 Aus- und Weiterbildung Akzeptanz 9 NACHHALTIGKEITSMASSNAHMEN erzeugen Entwicklungsdynamik über Förderdauer hinaus LÖSUNGEN AUS DEM SPITZENCLUSTER IT’S OWL 12 | TECHNOLOGIEPLATTFORM FÜR INTELLIGENTE TECHNISCHE SYSTEME BILD 7 Die fünf Querschnittsprojekte im Technologiekonzept Systems Engineering Intelligente Vernetzung KOMMUNIKATIONSSYSTEME KOMMUNIKATIONSSYSTEM LEISTUNGSVERSORGUNG AKTORIK INFORMATIONSVERARBEITUNG Kognitive Regulierung Assoziative Regulierung Nicht-kognitive Regulierung TEILSYSTEM Mensch-MaschineInteraktion MENSCH-MASCHINE-SCHNITTSTELLE MENSCH Selbstoptimierung SENSORIK UMGEBUNG Energieeffizienz GRUNDSYSTEM Information Energie Stoff Querschnittsprojekte bereitgestellte Technologieplattform. Die Nachhaltigkeitsmaßnahmen fördern die Entwicklung von Kompetenzen in den Clusterunternehmen und sichern die Entwicklungsdynamik des Clusters über das Ende der finanziellen Förderung hinaus. Die Matrixorganisation hat sich bewährt: D ie Innovationsprojekte nutzen technologische Synergien; das »Rad wird nicht jedes Mal neu erfunden«. D ie Technologieplattform reift durch den Einsatz der Leistungen und Technologien der Querschnittsprojekte in den Innovationsprojekten. AUF DEM WEG ZU INDUSTRIE 4.0 D ie Technologiebasis steht weiteren Unternehmen im Cluster und ggf. auch außerhalb des Clusters offen. Dadurch kann eine große Anzahl von Unternehmen, insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU), von Spitzentechnologien profitieren. Dies in der Praxis zu realisieren, ist Zweck der etwa 170 geplanten Transferprojekte. Auf den nächsten Seiten werden die fünf Querschnitts projekte erläutert, die die Technologieplattform des Clusters bilden. Anhand von Best-Practice-Beispielen wird gezeigt, wie die Ergebnisse aus der Forschung für Unternehmen anwendbar werden. SELBSTOPTIMIERUNG | 13 QUERSCHNITTSPROJEKT SELBSTOPTIMIERUNG DIE MASCHINE DENKT MIT, LERNT UND PASST SICH AN Grundlage für die Umsetzung des Leitbilds Industrie 4.0 ist die Realisierung von intelligenten Maschinen und Anlagen in der Produktion. Hierzu gilt es, die bestehende Informationsverarbeitung mithilfe von Ansätzen der Regelungsund Automatisierungstechnik (z. B. adaptive und selbst optimierende Regelungen sowie Model Predictive Control), der mathematischen Optimierung (z. B. Optimalsteuerung oder Mehrzieloptimierung) oder der künstlichen Intelligenz (Clusterverfahren oder neuronale Netze) zu erweitern [GRS14]. Zukünftige Maschinen und Anlagen werden hierdurch in der Lage sein, selbstständig und flexibel auf veränderte Betriebsbedingungen zu reagieren und sich optimal auf neue Situationen einzustellen. Die Ansätze der Selbstopti- mierung lassen sich dabei dem Handlungsfeld der Vertikalen Integration im Themenbereich Industrie 4.0 zuordnen (u. a. Optimierung der Prozesssteuerung oder Sensordatenanalyse) [Pla14]. Best-Practice-Beispiel SELBSTOPTIMIERENDE STANZ-BIEGE-MASCHINE Selbstoptimierende Elemente der Stanz-Biege-Maschine von Weidmüller (Bild 8) sind eine hochpräzise Messtechnik, eine intelligente Informationsverarbeitung sowie die Vernetzung von Maschinen. Ein Messsystem innerhalb der Anlage erfasst die Kennwerte der produzierten Teile und gibt Informationen über die Maschinenleistung an die BILD 8 Selbstoptimierende Stanz-Biege-Maschine (Weidmüller, Bihler) Hochpräzise Messtechnik und intelligente Informationsverarbeitung minimieren Materialverluste und verbessern die Qualität des Bearbeitungsprozesses. LÖSUNGEN AUS DEM SPITZENCLUSTER IT’S OWL 14 | SELBSTOPTIMIERUNG BILD 9 Selbstoptimierende und ressourceneffiziente Großwäschereien (Kannegiesser) Intelligente Automatisierung optimiert das Zusammenspiel der Maschinen und die Prozesse der gesamten Wäscherei. Steuerung weiter. Diese sorgt dafür, dass die Maschine eigenständig auf Abweichungen reagiert und die Werkzeuge anpasst. Ergebnis sind minimierte Materialverluste sowie eine verbesserte Qualität der Bearbeitung [Kal13]. In Zukunft kann das Prinzip der Selbstoptimierung auf ganze Produktionslinien angewendet werden. Die vernetzten Maschinen kommunizieren Unregelmäßigkeiten im Prozess, sodass Ausfälle vermieden und der gesamte Produktionsverbund optimiert wird. Zur Umsetzung solcher selbstoptimierender Prozesse muss eine autonome Parametrisierung der Maschine bzw. Anlage erfolgen. Die Anpassung des Verhaltens erfolgt dabei indirekt über sogenannte Systemziele. Diese stellen übergeordnete Ziele des Systems dar und werden hinsichtlich der aktuellen Situation eigenständig vom System prio risiert. Beispiele für Systemziele sind: »Minimiere Durchlaufzeit«, »Minimiere Energieverbrauch« oder »Maximiere Qualität«. AUF DEM WEG ZU INDUSTRIE 4.0 Best-Practice-Beispiel RESSOURCENEFFIZIENTE GROSSWÄSCHEREI Die Firma Kannegiesser definiert solche übergeordneten Ziele z. B. für die Automatisierung in Großwäschereien (Bild 9). In Abhängigkeit vom Energiepreis, dem Grad der Verunreinigung sowie der Auslastung der Wäscherei werden die Ziele »Minimiere Durchlaufzeit«, »Minimiere Energieverbrauch« oder »Maximiere Qualität« priorisiert. Falls nun stark verunreinigte Wäsche zur Desinfektion vorliegt, wird beispielsweise die Reinigungsleistung wesentlich erhöht, wenngleich dies in bestimmten Grenzen zu erhöhtem Energieverbrauch oder einer höheren Durchlaufzeit führt. Dazu werden Parameter wie Temperatur, die Dosierung von Reinigungsmitteln oder die Einwirkzeit bedarfsgerecht und selbstständig angepasst. MENSCH-MASCHINE-INTERAKTION | 15 QUERSCHNITTSPROJEKT MENSCH-MASCHINE-INTERAKTION INTELLIGENTE MASCHINEN VERSTEHEN DEN MENSCHEN Die zunehmende Durchdringung von Produkten und Produktionssystemen mit Informations- und Kommunikationstechnik erhöht deren Komplexität. Sie stellt neue Anforderungen an die Entwicklung bzw. Planung der Systeme und fordert neue Wege der Interaktion der Bediener mit den intelligenten Systemen im Betrieb. Die rasante Entwicklung moderner Interaktionstechnologie in den letzten Jahren eröffnet neue Möglichkeiten bei der Gestaltung der Mensch-Maschine-Interaktion. Neben klassischen zeichenorientierten und grafischen Schnittstellen haben sich verschiedene fortgeschrittene Interaktions formen etabliert, die von sprachbasiert über haptisch bis hin zu wahrnehmungsgesteuert (z. B. multimodal) reichen. So ist z. B. eine robuste 3D-Erkennung von Personen durch eine aus dem Entertainment-Bereich stammende Technologie in kurzer Zeit und zu geringen Kosten verfügbar geworden. Ähnliche Technologiesprünge sind in anderen Bereichen zu erwarten, z. B. in der Taktilsensorik oder der gefügigen Robotertechnologie. Außerordentlich Erfolg versprechend ist die Übertragung dieser Technologien in die Produktionstechnik. Für diesen Transfer wird im Spitzencluster auf etablierte Strukturen zurückgegriffen: Das Institut für Kognition und Robotik (CoR-Lab) und der DFG Exzellenzcluster Kognitive Inter aktionstechnologie (CITEC) an der Universität Bielefeld betreiben die Entwicklung eines Interaktions-Toolkits [LSP+12], welches neue Methoden und Werkzeuge der Interaktionstechnologie (bspw. [KWY+13]) bereitstellt und damit die Entwicklung anwendungsorientierter Assistenzsysteme unterstützt [WEG+13]. Auf diesen Vorarbeiten aufbauend, werden geeignete Methoden im Spitzencluster aufbereitet und für den Technologietransfer bereitgestellt. Best-Practice-Beispiel VIRTUELLE DESIGN REVIEWS IM MASCHINENBAU Ein Beispiel ist der Einsatz von intuitiven Interaktionstechniken in virtuellen Design Reviews. Diese erlauben es, das entstehende Produkt im Entwicklungsprozess zu begutach- BILD 10 Detailansicht zum virtuellen Prototypen der Fertigungsstraße für Backwaren (WP Kemper, Heinz Nixdorf Institut) LÖSUNGEN AUS DEM SPITZENCLUSTER IT’S OWL 16 | MENSCH-MASCHINE-INTERAKTION BILD 11 Flexible Fertigung durch intelligente Automatisierung und Mensch-Maschine-Interaktion (HARTING) Intuitive Benutzerschnittstellen unterstützen die flexible Kombination von Fertigungslinien. ten, kooperativ Design-Entscheidungen zu treffen und Fehler zu identifizieren. Bei der Entwicklung intelligenter technischer Systeme gewinnt die Analyse des Verhaltens zunehmend an Bedeutung – die klassische Virtual-RealityDarstellung der statischen CAD-Daten reicht hier nicht mehr aus. Aus diesem Grund werden Methoden entwickelt und bereitgestellt, die es dem Entwickler ermöglichen, durch direkte Interaktion mit dem virtuellen Prototyp das Verhalten des Systems (z. B. Bewegungsabläufe) zu beschreiben. Dadurch wird der zeitliche und technische Aufwand für die Vorbereitung eines Design Reviews deutlich reduziert, was die Hürden für den Einsatz dieser Technik senkt. Am Beispiel einer modernen Fertigungsstraße für Back waren der Firma WP Kemper wird demonstriert, wie ausgehend von den CAD-Daten einzelne kinematische Funktio nen bis hin zu komplexen Fertigungsabläufen am virtuellen Prototyp umgesetzt werden können (Bild 10). Mit geringem Aufwand lassen sich bewegliche Komponenten – wie Getriebe, Förderbänder etc. –, aber auch Interaktionsmöglichkeiten für den Entwickler – wie Serviceschritte, Bedienung von Anlagenteilen etc. – am virtuellen Prototyp darstellen. Best-Practice-Beispiel ASSISTENZSYSTEME FÜR DIE BEDIENUNG FLEXIBLER FERTIGUNGSLINIEN Neue Assistenzsysteme unterstützen Mitarbeiter bei der Konfiguration, Wartung und Instandhaltung intelligenter AUF DEM WEG ZU INDUSTRIE 4.0 technischer Systeme im Produktionsumfeld. Die Firma HARTING entwickelt beispielsweise ein integriertes Konzept für flexible Fertigungslinien (Bild 11). Dadurch lassen sich Fertigungsmodule dynamisch kombinieren, ohne dass eine manuelle Programmierung vor Ort erforderlich ist. Neben der dafür notwendigen modularen Systemarchitektur werden neuartige Konzepte für prozessintegrierte Benutzerschnittstellen benötigt. Sie bilden eine wichtige Grundlage für eine interaktive Beschreibung und schrittweise Verbesserung der für eine Produktionsaufgabe notwendigen Prozesslogik. Darüber hinaus werden im Projekt Strategien entwickelt, um eine dynamische Anbindung von Prozesskomponenten z. B. eines Roboterarms an ein Fertigungsmodul im Sinne von »Plug and Produce« zu ermöglichen. Assistenzsysteme unterstützen somit Mitarbeiter bei der Verknüpfung von physischer und digitaler Welt. Der modulare Aufbau, die flexible Steuerung und die Integration von Assistenz systemen verbessern die Flexibilität, Benutzerfreundlichkeit und Wirtschaftlichkeit von wandlungsfähigen Produktionssystemen, ohne die Qualität und Prozesssicherheit zu beeinträchtigen. So wird beispielsweise erwartet, dass die Kosten für die Inbetriebnahme der Fertigungslinien vor Ort um bis zu 30 % reduziert werden können. INTELLIGENTE VERNETZUNG | 17 QUERSCHNITTSPROJEKT INTELLIGENTE VERNETZUNG ANSCHLIESSEN UND BETREIBEN Ein wichtiger Schlüssel zur Realisierung des Leitbilds Industrie 4.0 ist die weitreichende Vernetzung intelligenter technischer Systeme bis hin zur ihrer Integration in das Internet bzw. das Internet der Dinge [HJ13]. Im Mittelpunkt stehen dabei die Unterstützung der Wandlungsfähigkeit der Produktion durch neue selbstorganisierte System konfigurationen (Self-X-Eigenschaften) sowie die damit einhergehende Realisierung eines reibungslosen Umbaus von Maschinen und Anlagen (Plug and Produce). Produktionsstrukturen werden durch die teilweise Selbst organisation der Prozesse flexibler und setzen keine zen trale Planung mehr voraus [NJ14]. Die Selbstkonfiguration beruht auf Methoden zur automatischen Konfiguration von Echtzeit-Kommunikationssystemen und der semantischen Selbstbeschreibungsfähigkeit von Produktionssystemen, -modulen und -komponenten. Beide Aspekte werden auf Basis einer dienstorientierten Architektur bereitgestellt. Die Komplexität der Inbetriebnahme und Anpassung von Automatisierungssystemen kann durch Selbstkonfiguration wesentlich reduziert und vereinfacht werden (Bild 12). Der Maschinenführer wird entlastet, die Produktivität und Effizienz gleichzeitig gesteigert. Außerdem ermöglichen rekonfigurierbare Kommunikationsschnittstellen die flexible Integration von intelligenten technischen Systemen in unterschiedliche Kommunikationsnetze. Dafür leisten anpassungsfähige Koordinationsprotokolle, die in Bezug auf ihre BILD 12 Intelligente Vernetzung als Grundlage wandlungsfähiger Produktion (inIT) Durch Plug and Produce können Fertigungssysteme mit einfachen Mitteln umgebaut werden. LÖSUNGEN AUS DEM SPITZENCLUSTER IT’S OWL 18 | INTELLIGENTE VERNETZUNG BILD 13 Wandlungsfähige Produktion durch Plug and Produce (Phoenix Contact) Produkt- und Prozess änderungen: Bestätigung nach Selbstkon figuration Sicherheitseigenschaften überprüft werden können, einen weiteren Beitrag zur Realisierung von wandlungsfähigen Produktionssystemen. mit Reihenklemmen (Bild 13). Ziel ist eine vereinfachte Planung und Inbetriebnahme sowie eine schnellere Anpassung der Anlagen an neue Anforderungen. Die verwendeten Algorithmen zur Informationsfilterung und zur intelligenten Verarbeitung basieren auf possibilistischen sowie evidenztheorie-basierten Ansätzen und eignen sich zur Einbettung in standardisierte Frameworks. Durch effizientes Design wird ein echtzeitfähiger Einsatz in ressourcenbeschränkten eingebetteten Systemen möglich. Schwerpunkte der Arbeiten sind die Integration der Anlagenmodule in bestehende IT-Systeme sowie eine intelligente Steuerungs- und Kommunikationstechnik. Durch die automatische Konfiguration bei Planung und Betrieb müssen nicht alle Fertigungsvarianten bereits während des Entwurfs einer Anlage berücksichtigt werden. Der EngineeringAufwand wird verringert. Die Anlage reagiert zudem flexibel auf Änderungen. Zum Beispiel kann während der laufenden Produktion eine Variante im Bauplan geändert, ein neues Produktionsmittel berücksichtigt oder die Stückzahl verändert werden. Das System stellt sich unverzüglich auf die neuen Gegebenheiten ein und passt den Produktionsablauf an. Durch das intelligente Miteinander von Mensch, Maschine und Produkt führen unerwartete Ereignisse nicht mehr zu Produktionsausfällen oder Qualitätseinbußen. Darüber hinaus kommt der Standardisierung eine zentrale Bedeutung zu, um die Kompatibilität von Systemen verschiedener Hersteller sicherzustellen. Für eine zuverlässige industrielle Kommunikation bietet der Standard OPC Unified Architecture (OPC-UA) einen aussichtsreichen Ansatz für die Integration heterogener Link-Layer-Technologien und der Informationsmodellierung. Best-Practice-Beispiel AUTOMATION FÜR FLEXIBLE PRODUKTIONSTECHNIK Das Unternehmen Phoenix Contact realisiert eine verbesserte Wandlungsfähigkeit von Produktionsanlagen am Beispiel einer individuellen Bestückung von Tragschienen AUF DEM WEG ZU INDUSTRIE 4.0 Ein weiterer Aspekt sind auf einer digitalen Artikelbeschreibung basierende intelligente Produkte. Sie kennen ihre geplante Wertschöpfungsfolge, können mit den Produktionsanlagen kommunizieren und sind jederzeit eindeutig identifizierbar. Informationen entlang ihres Lebenszyklus INTELLIGENTE VERNETZUNG werden gesammelt und bei Bedarf bereitgestellt. Basierend auf diesen im Produkt enthaltenen Informationen, können Fertigungs- und Montageprozesse leichter geplant, überwacht und gesteuert werden. Dadurch erhöht sich die Qualität sig nifikant bei gleichzeitiger Reduzierung des Ausschusses. Die Durchgängigkeit der Daten vom Engineering-Tool bis zur Qualitätskontrolle, die wandlungsfähige Produktion sowie die bildgestützte Auswertung und Qualitätskontrolle machen die Vorteile der Massenfertigung für die indivi duelle Produktion nutzbar – selbst bei Stückzahl eins. Best-Practice-Beispiel INTELLIGENTE ANPASSUNG UND VERNETZUNG VON LANDMASCHINEN Landmaschinen sind komplexe Produktionssysteme mit der Zielsetzung, schnell und effizient ein optimales Ernte ergebnis zu erreichen. Der Maschinenführer muss dazu die | 19 jeweiligen Bedingungen des Feldes, wie den Reifegrad der Pflanzen und die Bodenbeschaffenheit, berücksichtigen. Gleichzeitig müssen die einzelnen Prozesse, wie Ernten, Transport und Einlagerung, optimal aufeinander abgestimmt werden. Ziel der Firma CLAAS ist die Entwicklung eines softwarebasierten Dienstes, mit dem sich unterschiedliche Landmaschinen selbstständig an die Ernte bedingungen anpassen und die einzelnen Prozesse und Akteure intelligent miteinander vernetzt sind (Bild 14). Für eine optimale Auslastung der Landmaschinen müssen alle am Ernteprozess beteiligten Akteure, wie Hersteller, Lohnunternehmer und Landwirte, einbezogen werden. Es wird erwartet, dass die Auslastung durch intelligente Vernetzung um mindestens 10 % gesteigert werden kann. Die eigenständige Anpassung der Landmaschinen entlastet zudem den Maschinenführer, da er auf Änderungen im Ernteprozess nicht mehr manuell reagieren muss. Der softwarebasierte Dienst kann auf weitere Anwendungen, wie die Transportlogistik, übertragen werden. BILD 14 Prozessoptimierung durch die intelligente Vernetzung von Landmaschinen (CLAAS) Ein softwarebasierter Dienst koordiniert und optimiert den gesamten Ernteprozess. Grundlage ist die intelligente Vernetzung der Landmaschinen. LÖSUNGEN AUS DEM SPITZENCLUSTER IT’S OWL 20 | ENERGIEEFFIZIENZ QUERSCHNITTSPROJEKT ENERGIEEFFIZIENZ WENIGER ENERGIEVERBRAUCH, HÖHERE LEISTUNG Der effiziente Umgang mit den vorhandenen Ressourcen und insbesondere der benötigten Energie spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle im Leitbild Industrie 4.0. Übergeordnetes Ziel ist die ganzheitliche Optimierung von Fertigungsprozessen in Bezug auf deren Produktivität, Wirkungsgrad und Ressourceneffizienz. Die optimierte Steuerung von Energieverbrauchern und -erzeugern sowie der entsprechenden Leistungsflüsse ermöglicht ein Energie- und Lastmanagement in einem intelligenten technischen System. Durch die Kombination von Prozessdaten aus der Fertigungsanlage und den dazugehörigen Energieprofilen kann die Anlage unter Nutzung verhaltensbasierter Modelle ganzheitlich betrachtet und optimiert werden. Vernetzte Systeme (Smart Grids, Micro Grids etc.), die in einem ener- getischen Austausch mit ihrer Umgebung stehen, haben in zukünftigen Produktionsanlagen eine immer größere Relevanz und sind für die Optimierung ebenfalls von zentraler Bedeutung. Best-Practice-Beispiel ENERGIEEFFIZIENTE INTRALOGISTIK DURCH INTELLIGENTE ANTRIEBS- UND STEUERUNGSTECHNIK Als eine beispielhafte Anwendung wird vom Unternehmen Lenze die Intralogistik herangezogen (Bild 15). Heutige Intralogistiksysteme bestehen aus voll automatisierten Lager- und Verteilsystemen, deren Energieverbrauch hauptsächlich von elektrischen Antrieben verursacht wird. Energieeffiziente Lösungen wurden bisher aus Kosten BILD 15 Energieeffiziente Intralogistik durch effiziente Antriebslösungen (Lenze) Baukastensystem mit intelligenten Antriebslösungen und Lastmanagement für die energieeffiziente Intralogistik AUF DEM WEG ZU INDUSTRIE 4.0 ENERGIEEFFIZIENZ | 21 BILD 16 Intelligente Automatisierungslösungen für nachhaltige Produktion (Beckhoff) Energieeffiziente Produktionssysteme durch die Integration intelligenter Verfahren und Technologien in die Automatisierungstechnik gründen selten betrachtet. Durch steigende Energiekosten bildet der Energieverbrauch mittlerweile jedoch einen erheblichen Kostenfaktor. Der Einsatz von intelligenter Antriebs- und Steuerungstechnik und ein intelligentes Lastmanagement bieten ein erhebliches Optimierungspotenzial und ermöglichen den energieeffizienten Betrieb von Warenlagern und die damit einhergehende Sicherstellung der Nachhaltigkeit. Ein Baukastensystem stellt effiziente Antriebslösungen und die dazugehörigen Auslegungswerkzeuge zur Ver fügung, um für jeden Antriebsprozess im Warenlager die ökologisch und ökonomisch optimale Lösung zu realisieren. Darüber hinaus werden weitere Energieeinsparungen durch lastabhängig in Echtzeit angepasste Bewegungs profile erzielt, die durch adaptive Steuerungen, verteiltes Energiemonitoring und eine intelligente Vernetzung der verschiedenen Komponenten ermöglicht werden. Die Komponenten des Baukastensystems lassen sich mit wenig Aufwand in vorhandene Lösungen integrieren, da sie mechanisch, elektrisch und funktional kompatibel sind. Anhand von Demonstratoren wurde der reale Betrieb eines Warenlagers im Modellmaßstab nachgebildet. Vergleichsmessungen zeigen beim Einsatz elektrischer Antriebstechnik im Warenlager eine Energieeinsparung von 20 bis 35 % gegenüber konventioneller Technik. Die entwickelten Lösungen können in etwa 50 % aller Förderantriebe in Deutschland eingesetzt werden. Bei einer erwarteten Marktdurchdringung von 10 % ergibt sich eine CO2-Ein sparung von rund 870.000 Tonnen. Das Projekt wurde als herausragendes Beispiel für Ressourcenschonung im Rahmen der KlimaExpo.NRW ausgezeichnet. Best-Practice-Beispiel NACHHALTIGE PRODUKTION DURCH INTELLIGENTE AUTOMATISIERUNGSTECHNIK Intelligente Automatisierungslösungen sind ein wesent licher Hebel für eine ressourcenschonende und damit energieeffiziente Produktion. Großes Potenzial verspricht die Integration intelligenter Verfahren und Technologien, wie z. B. Selbstoptimierung, Lernverfahren, Condition Monitoring und Bildverarbeitung, in die klassische Automatisierungstechnik (Scientific Automation). Hierzu entwickelt die Firma Beckhoff eine Plattform, die die Entwicklung und den Betrieb nachhaltiger Produktionssysteme unterstützt und so maßgeblich zur Optimierung der Energieeffizienz beiträgt (Bild 16). Kern der Plattform sind wiederverwendbare Lösungs elemente, die sowohl als Hardware- als auch als Software komponenten intelligente Funktionen für die Automatisierungstechnik bereitstellen. Durch den Einsatz dieser Lösungselemente kann in Zukunft der Energieverbrauch von Produktionssystemen um mindestens 10 % reduziert werden. Ferner können die Produktivität und Verlässlichkeit der Produktionssysteme bei nahezu gleichbleibenden Kosten für die Automatisierungstechnik gesteigert werden. LÖSUNGEN AUS DEM SPITZENCLUSTER IT’S OWL 22 | SYSTEMS ENGINEERING QUERSCHNITTSPROJEKT SYSTEMS ENGINEERING INTELLIGENTE ENTWICKLUNG FÜR INTELLIGENTE PRODUKTE Durch intelligente technische Systeme werden Benutzerfreundlichkeit, Verlässlichkeit und Ressourceneffizienz von Produkten und Produktionssystemen verbessert. Der Nutzen ergibt sich durch das Zusammenspiel unterschiedlicher Komponenten und Technologien. Dadurch entstehen hohe Anforderungen an den Produktentwicklungsprozess, wie beispielsweise ein ganzheitliches Systemverständnis und die Betrachtung des gesamten Produktlebenszyklus. Systems Engineering (SE) versteht sich als durchgängige, fachdisziplinübergreifende Disziplin zur Entwicklung technischer Systeme. Es stellt das multidisziplinäre System in den Mittelpunkt und umfasst die Gesamtheit aller Entwicklungsaktivitäten. Systems Engineering ist heute mehr eine Sammlung von Praktiken und Einzellösungen als eine umfassende ganz- heitliche Methodik zur Entwicklung technischer Systeme [GDS+13]. Gleichwohl ist Systems Engineering der ge eignete Ansatz zur Entwicklung komplexer technischer Systeme zur Realisierung der Vision Industrie 4.0 [Rop75]. Ziel ist es, einen ganzheitlichen fachdisziplinübergreifenden Entwurf eines komplexen Systems zu ermöglichen. Dieser fließt im Zuge der weiteren Konkretisierung in die etablierten Entwicklungsmethodiken und die entsprechenden Tool-Umgebungen der betroffenen Fachdisziplinen, wie Mechanik, Elektrotechnik/Elektronik, Softwaretechnik sowie Anlagen- und Prozesstechnik, ein. Durch diese Vorgehensweise werden Entwicklungszeiten verkürzt, Abstimmungsbedarfe und nachträgliche Änderungen minimiert sowie die Produktqualität erhöht. BILD 17 Modellierung zur Optimierung der Ressourceneffizienz von Großwäschereien (Kannegiesser) Verhalten-Zustände: Produkt Wäsche Vorpuffer Formteil Waschen Zustände Wäschestück Wäschestück Personalisierbar:bool Saugfähigkeit [l/kg]:float Verschmutzungsgrad:float Faltmuster:enum Farbe:enum Sauber Feucht Verschmutzt Halbtrocken Formteile, Volltrockenware, Flachwäsche [verschmutzt] Wäschestück Zentrifuge [sauber] Entwässern [feucht] Kleine Waschstraße Wäsche waschen Gefaltet Volltrockenware Große Waschstraße Volltrockenware, Flachwäsche [verschmutzt] Ungefaltet Wäsche waschen Wäschestück [sauber] [feucht] Presse Markier- und Lagerstation Generalisierung Sotierstand Sortieren Sortierspeicher Trocken Legende Objekt Wäschestück [sauber] [halbtrocken] Wäsche puffern Flachwäsche Größe:enum Form:enum Verhalten-Aktivitäten: Wäschereiverarbeitungsprozess 12-Kammer-Waschstraße Wäsche vorpuffern Zustand Zustandsübergang Anfangsknoten Wäsche markieren Wäsche puffern Entwässern Bündel markierter Wäsche Wäschestück Vereinzelungsstand [sauber] Vereinzeln [halbtrocken] Wasch- & Schleudermaschine [2] Waschen Schleudern Wirkstruktur: einzelne Produktionsmittel 3D-Modell der Großwäschereianlage: A 800.000 Teile pro Woche A 25 t Wäsche pro Tag A 2 t Waschmittel pro Tag AUF DEM WEG ZU INDUSTRIE 4.0 SYSTEMS ENGINEERING | 23 BILD 18 Optimierung von Fertigungsunterlagen durch die virtuelle Werkzeugmaschine (DMG MORI) GEPLANTE ROLLE DER CLOUD -ANWENDUNG INTERNET Intelligente Maschinen auswahl und Einrichtung Intelligente Fertigungs steuerung ARBEITSPLANUNG FERTIGUNG Virtualisierte Simulation von Werkzeugmaschinen HEUTE Best-Practice-Beispiel DISZIPLINÜBERGREIFENDE PRODUKTUND PROZESSMODELLIERUNG Best-Practice-Beispiel ARBEITSVORBEREITUNG DURCH VIRTUELLE WERKZEUGMASCHINEN Ziel der Firma Kannegiesser ist die erhebliche Verbesserung der Ressourceneffizienz industrieller Wäschereien. Dies umfasst die bestmögliche Nutzung von Ressourcen, wie Energie, Wasser und Waschmittel, bei einer zeit- und kostenoptimalen sowie umweltgerechten Reinigung der Wäsche. Die Gesamtwäscherei ist unter ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten zu entwerfen, auszulegen und zu betreiben. Die Firma DMG MORI plant die Unterstützung der Arbeitsvorbereitung durch eine cloud-basierte Dienstleistungsplattform. Ein wichtiger Teil dieser Plattform sind virtuelle Werkzeugmaschinen zur Simulation von Fertigungspro zessen. Eine virtuelle Werkzeugmaschine ist eine exakte Abbildung einer realen Maschine. Diese verhält sich weitaus realistischer als vereinfachte Nachbildungen von Maschinen, die üblicherweise in NC-Programmiersystemen zum Einsatz kommen. Bei kleinen Losgrößen hängen die Werkstückkosten maßgeblich von den Zeiten der Arbeitsvorbereitung sowie von den Rüst- und Nebenzeiten einer Werkzeugmaschine ab. Durch den Trend hin zu sinkenden Losgrößen bieten diese Faktoren Potenzial für weitere Effizienzsteigerungen. Im Rahmen des Projekts werden dazu neuartige Modellierungs- und Simulationsmodelle erarbeitet, mit deren Hilfe sich die ganzheitliche Prozessplanung, -steuerung und -über wachung optimieren lässt. Wie in Bild 17 dargestellt, wird die Wäschereianlage dazu auf verschiedenen Abstraktions ebenen modelliert. Die Prozess- und Systemmodelle beschreiben das systemische, informationstechnische und physikalische Verhalten der Teilsysteme – vom Produkt Wäsche über die einzelnen Produktionsmittel bis hin zum gesamten Wäscheverarbeitungsprozess. Durch die durchgängige Verwendung dieser Modelle bei der Prozessplanung, -steuerung und ‑überwachung lassen sich suboptimale Zustände frühzeitig erkennen und Optimierungen zielgerichtet umsetzen. Mithilfe der selbstoptimierenden Prozessplanung wird so die Bearbeitungszeit der Wäscherei um voraussichtlich 7 bis 10 % reduziert. Die im Rahmen dieses Projekts erarbeiteten Methoden und Werkzeuge lassen sich auf analoge Problemstellungen komplexer maschinenbaulicher Systeme anwenden. Verwirklicht werden diese Effizienzsteigerungen durch die angestrebte Dienstleistungsplattform (Bild 18). In Zukunft werden die Fertigungsunterlagen aus der Arbeitsvorbereitung optimiert, bevor sie in die Werkstatt weitergeleitet werden. Die Planung berücksichtigt explizit die Wechselwirkungen zwischen der Optimierung einer einzelnen Maschine und des gesamten Maschinenparks. Diese kombinierte Planung erlaubt hinsichtlich der Rüst- und Nebenzeiten oftmals eine günstigere Prozessreihenfolge und Maschinenauswahl. Zusätzlich werden das Erfahrungs wissen der Fertigungsplaner und die Ergebnisse der Optimierungen für die Wiederverwendung in eine integrierte Wissensbasis übernommen [RIR+16]. LÖSUNGEN AUS DEM SPITZENCLUSTER IT’S OWL 24 | RESÜMEE UND AUSBLICK RESÜMEE UND AUSBLICK BEREIT FÜR DIE VIERTE INDUSTRIELLE REVOLUTION Mit einer stark durch den Maschinen- und Anlagenbau sowie die Elektroindustrie geprägten Struktur verkörpert der Spitzencluster it’s OWL die von der nationalen Plattform Industrie 4.0 propagierte duale Strategie, die Deutschland als Leitmarkt wie auch als Leitanbieter sieht. Die Clusterunternehmen Beckhoff, Harting, Phoenix Contact, Wago und Weidmüller setzen beispielsweise Standards im Bereich der industriellen Automatisierung und halten in der elektrischen Verbindungstechnik einen Weltmarktanteil von 75 %. Demgegenüber steht in OstWestfalen Lippe ein stark mittelständisch geprägter Maschinen- und Anlagenbau, für den der Einsatz von intelligenten tech nischen Systemen erhebliche Innovationspotenziale verspricht. Ergänzt durch eine starke Forschungslandschaft, bündelt it’s OWL Kompetenzen und Bedarfe. Mit der Umsetzung von konkreten Projekten im Kontext intelligenter technischer Systeme bietet der Cluster ideale Voraussetzungen, den Wandel der industriellen Produktion mitzugestalten und wesentliche Bausteine für die Verwirklichung des Leitbilds Industrie 4.0 beizutragen. Da die Mehrheit der produzierenden Unternehmen in OstWestfalenLippe – ähnlich wie in anderen Teilen Deutschlands – kleine und mittelständische Firmen sind, hängt die Realisierung von Industrie 4.0 sehr stark von deren Innovationskraft ab. Aus diesem Grund betreibt it’s OWL eine konsequente Transferstrategie mit dem Ziel der Verbreitung der beschriebenen Technologieplattform in die Breite. Der Technologietransfer soll in erster Linie durch sogenannte fokussierte Transferprojekte erreicht werden. Dabei handelt es sich um kleinere Projekte mit einer Dauer von fünf bis zehn Monaten, durch die die Einführung von Clustertechnologien gefördert wird. Bis Ende 2017 werden rund 170 solcher Transferprojekte durchgeführt. Das Projektvolumen beträgt insgesamt ca. 10 Mio. Euro. Der Spitzencluster it’s OWL ist gut gerüstet, den Weg zur vierten industriellen Revolution Schritt für Schritt zu gehen. OstWestfalenLippe gehört zu den fünf innovativsten Regio nen in Deutschland.* Durch eine gezielte Vernetzung von Standorten sowie Unternehmen und Forschungseinrichtungen werden Kräfte gebündelt und Industrie 4.0 zur Realität. * Ergebnis eines Wettbewerbs des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) im Januar 2014 AUF DEM WEG ZU INDUSTRIE 4.0 LITERATUR | 25 LITERATUR [ASSW14] Arbeitskreis Smart Service Welt: Smart Service Welt – Um setzungsempfehlungen für das Zukunftsprojekt Internet-basierte Dienste für die Wirtschaft, 2014 [FA13] Forschungsunion Wirtschaft-Wissenschaft; Acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (Hrsg.): Umsetzungsempfehlungen für das Zukunftsprojekt Industrie 4.0, 2013 [GDS+13] Gausemeier, J.; Dumitrescu, R.; Steffen, D.; Czaja, A.; Wiederkehr, O.; Tschirner, C.: Systems Engineering in der industriellen Praxis. Heinz Nixdorf Institut; Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT, Projektgruppe Entwurfstechnik Mechatronik; UNITY AG, Paderborn, 2013 [Geo08] Geo Epoche: Die industrielle Revolution. Gruner + Jahr, Hamburg, 2008 [GP14] Gausemeier, J.; Plass, C.: Zukunftsorientierte Unternehmens gestaltung. Carl Hanser Verlag, München, 2014 [GRS14] Gausemeier, J.; Rammig, F.-J.; Schäfer, W. (Eds.): Design Methodology for Intelligent Technical Systems – Develop Intelligent Technical Systems of the Future. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg, 2014 [GTD13] Gausemeier, J.; Tschirner, C.; Dumitrescu, R.: Der Weg zu Intel ligenten Technischen Systemen. Industrie Management, GITO Verlag, 1/2013 [HJ13] Hinrichsen, S.; Jasperneite, J.: Industrie 4.0 – Begriff, Stand der Umsetzung und kritische Würdigung. In: Betriebpraxis & Arbeitsforschung S. 45–47, Dr. Curt Haefner-Verlag GmbH, Heidelberg, Mai 2013 [Jas12] Jasperneite, J.: Alter Wein in neuen Schläuchen? Computer & Automation 12/2012, WEKA FACHMEDIEN GmbH, Haar, 2012 [Kal13] Kalla, H.: Industrie 4.0: Der Weg ist geebnet. etz, elektrotechnik & automation, VDE-Verlag, Ausgabe S2, 2013 [KWY+13] Kopp, S.; van Welbergen, H.; Yaghoubzadeh, R.; Buschmeier, H.: An architecture for fluid real-time conversational agents: Integrating incremental output generation and input processing. Journal on Multi modal User Interfaces, 2013 [LSP+12] Lier, F.; Siepmann, F.; Paul-Stueve, T.; Wrede, S.; Lütkebohle, I.; and Wachsmuth, S.: Facilitating Research Cooperation through Linking and Sharing of Heterogenous Research Artifacts. Proceedings of the 8th International Conference on Semantic Systems (I-SEMANTICS ‚12). Sack H, Pellegrini T (Eds); New York, NY, USA: ACM: 157–164, 2012 [NJ14] Niggemann, O.; Jasperneite, J.: Konzepte und Anwendungsfälle für die intelligente Fabrik. In: Bauernhansl, T.; ten Hompel, M.; VogelHeuser, B. (Hrsg.): Industrie 4.0 in Produktion, Automatisierung und Logistik, Springer-Verlag, 2014 [Pla14] Plattform Industrie 4.0 - Wissenschaftlicher Beirat (Hrsg.): Industrie 4.0 – Whitepaper FuE-Themen. April 2014 [RIR+16] Rehage, G.; Isenberg, F.; Reisch, R.; Weber, J.; Jurke, B.; Pruschek, P.: Intelligente Arbeitsvorbereitung in der Cloud. wt Werkstattstechnik online, (1/2-2016): S. 77–82, 2016 [Rop75] Ropohl, G.: Einleitung in die Systemtechnik. In: Ropohl, G. (Hrsg.): Systemtechnik – Grundlagen und Antworten, Carl Hanser Verlag, München, 1975 [Str98] Strube, G.: Modellierung Motivation and Action Control in Cognitive Systems. In: Schmid, U.; Krems, J. F.; Wysocki, F. (Eds.). Mind Modelling. Pabst, Berlin, 1998 [WEG+13] Wrede, S.; Emmerich, C.; Grünberg, R.; Nordmann, A.; Swadzba, A.; Steil, J.J.: A User Study on Kinesthetic Teaching and Learning for Efficient Reconfiguration of Redundant Robots. Journal of Human-Robot Interaction 2(1): 56–81, 2013 [KLW11] Kagermann, H.; Lukas, W.-D.; Wahlster, W.: Industrie 4.0 – Mit dem Internet der Dinge auf dem Weg zur 4. Industriellen Revolution. In: VDI Nachrichten 13, VDI Verlag, Düsseldorf, 2011 LÖSUNGEN AUS DEM SPITZENCLUSTER IT’S OWL 26 | CLUSTERPARTNER CLUSTERPARTNER GEMEINSAM ERFOLGREICH Im it’s OWL e.V. bündeln Unternehmen, Hochschulen, Forschungsinstitute und weitere Partner ihre Interessen. UNTERNEHMEN CONSULTING & INNOVATION motion control HOCHSCHULEN UND FORSCHUNGSEINRICHTUNGEN TRANSFERPARTNER FÖRDERMITGLIEDER Rund 100 Fördermitglieder – insbesondere kleine und mittlere Unternehmen – nutzen die Leistungsangebote des Spitzenclusters, um sich zu vernetzen und ihre Betriebe fit für Industrie 4.0 zu machen. Interessierte Unternehmen, wissenschaftliche Einrichtungen und wirtschaftsnahe Organisationen sind herzlich eingeladen, sich im Spitzencluster zu engagieren und dem Verein beizutreten. Informationen zum Verein (Satzung, Beitragsordnung und Beitrittserklärung) sowie weitere Partner finden Sie unter: www.its-owl.de/partner AUF DEM WEG ZU INDUSTRIE 4.0 IMPRESSUM DIE AUTOREN Prof. Dr.-Ing. Jürgen Gausemeier Heinz Nixdorf Institut Universität Paderborn, Vorsitzender Clusterboard it’s OWL Dr.-Ing. Roman Dumitrescu Geschäftsführer it’s OWL Clustermanagement GmbH Direktor Fraunhofer IEM Prof. Dr.-Ing. Jürgen Jasperneite Leiter Fraunhofer-Anwendungszentrum Industrial Automation und Institut für industrielle Informationstechnik Hochschule OWL HERAUSGEBER Arno Kühn Strategie, FuE it’s OWL Clustermanagement GmbH Fraunhofer IEM it’s OWL Clustermanagement GmbH Verantwortlich: Dr.-Ing. Roman Dumitrescu, Günter Korder, Herbert Weber Umsetzung: Sabrina Donnerstag, Wolfgang Marquardt Dr. Henning Trsek Industrial Security Consultant rt-solutions.de GmbH Gestaltung: VISIO Kommunikation GmbH Bildnachweis: DMG MORI (Titelbild, S. 23), Bihler (S. 13), Weidmüller (S. 13), Kannegiesser (S. 14, S. 22), Heinz Nixdorf Institut (S. 15), WP Kemper (S. 15), HARTING (S. 16), Institut für industrielle Informationstechnik (inIT) der Hochschule OWL (S. 17), Phoenix Contact (S. 18), CLAAS (S. 19), Lenze (S. 20), Beckhoff (S. 21), GraphicStock (S. 23) März 2016 it’s OWL Clustermanagement GmbH Zukunftsmeile 1 | 33102 Paderborn Tel. 05251 5465275 | Fax 05251 5465102 [email protected] | www.its-owl.de GEFÖRDERT VOM BETREUT VOM DAS CLUSTERMANAGEMENT WIRD GEFÖRDERT DURCH