DAS KLINIKUM KREMS SETZT AUF MODERNSTE
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DAS KLINIKUM KREMS SETZT AUF MODERNSTE
42-44_hitzinger2-4_Energie 28.03.2013 20:41 Seite 1 KOMMUNAL Fotos/Grafiken: Strebinger (zek) / Hitzinger Das Klinikum Krems hat die NotstromversorgungsAnlage rundum erneuert. DAS KLINIKUM KREMS SETZT AUF MODERNSTE NOTSTROMVERSORGUNG Grundsätzlich ist die Ausfallshäufigkeit in den österreichischen Stromnetzen ausgesprochen gering. Sollte es jedoch zu einem der ganz seltenen Stromausfälle kommen, kann dies verheerende Folgen haben. Im Speziellen betrifft dies Einrichtungen wie etwa Krankenhäuser, in denen vor allem so sensible Bereiche wie Operationssäle oder Intensivstationen unter allen Umständen vor einem Stromausfall bewahrt werden müssen. Um diese Grundvoraussetzung auch in Zukunft mit größtmöglichen Sicherheitsreserven erfüllen zu können, hat das Landesklinikum Krems vor kurzem beschlossen, seine Notstromversorgung auf den Letztstand der Technik zu bringen. Man setzt dabei auf das Know-how der Linzer Firma Hitzinger. D as Landeskrankenhaus Krems hat kürzlich seine NotstromversorgungsTechnik modernisiert. Seit Mitte Februar ist dort die neue unterbrechungsfreie Stromversorgungs-Anlage (kurz USV) mit der Bezeichnung „NBDK“, eine Innovation der Linzer Firma Hitzinger, in Betrieb. Grob definiert, handelt es sich dabei um eine Kopplung eines Dieselgenerators mit einem sogenannten KIN-Modul (Kinetisches Energie-Modul), das über eine rotierende Masse kinetische Energie erzeugt und diese speichert. Die Energie versorgt bei einem Stromausfall vorübergehend die wichtigsten Bereiche vollkommen unterbrechungsfrei. Und zwar so lange, bis der, direkt an das KIN-Modul gekoppelte, Dieselmotor anläuft und Strom erzeugt. Das ist unterbrechungsfreie Stromversorgung auf modernster Basis und repräsentiert ein patentiertes, neues System aus dem Hause Hitzinger. 42 April 2013 KRANKENHÄUSER SICHERN STROMVERSORGUNG AUF DREI EBENEN „Seit 2007 gab es im Landesklinikum Krems vier Notsituationen, wie Stromausfälle oder ein schadhaftes Stromaggregat. Der daraus resultierende Überbrückungszeitraum bis zur Wiederherstellung der externen Stromversorgung beziehungsweise bis zur WiederInbetriebnahme des Notstromaggregats, konnte nur mit erhöhtem Personaleinsatz und durch das Aufstellen von mobilen Notstromaggregaten bewerkstelligt werden. Eine umständliche und auch kostenintensive Prozedur“, erklärt Ing. Harald Schlager, Technischer Leiter des Landesklinikums Krems aufmerksam. Grundsätzlich verfügen österreichische Krankenhäuser immer über drei redundante Ebenen der Stromversorgung. Zum Ersten die externe Versorgung im Falle des Klinikums Krems durch den Landesenergieversorger EVN. Zum Zweiten die Notstromversorgung durch ein stationäres Notstrom-Aggregat, das den SV-Bereich versorgt. Das ist der sogenannte StromVersorgungs-Bereich, der mittelsensible Bereiche und sehr sensible Bereiche abdeckt. Und zum Dritten gibt es den ZSV-Bereich (zusätzlicher Strom-Versorgungs-Bereich), sollte das SV-System einen Defekt haben. Dann werden immerhin noch die sehr sensiblen Bereiche mit Energie versorgt, wie Operationssäle oder Intensivstationen. Der ZSV-Bereich muss bei einem Netzausfall auf jeden Fall unterbrechungsfrei mit Strom versorgt (USV) werden, da hier lebenserhaltende Geräte in Einsatz sind, wie zum Beispiel Beatmungsmaschinen. KREMS: FRÜHER HÄTTE MAN IM „WORST CASE“-SZENARIO EVAKUIEREN MÜSSEN „Kam es bisher in Krems zu einem Stromausfall, sah das Szenario bei uns im 42-44_hitzinger2-4_Energie 28.03.2013 20:41 Seite 2 KOMMUNAL Die neue USV-Anlage „Dynamische NBDK“ im Kremser Landesklinikum (ganz oben), darunter eine schmematische Darstellung. Legende: 1 Dieselmotor, 2 Kupplung, 3 Synchronmaschine, 4 Kinetisches Modul Erklärung: Während des Netzbetriebes werden die Verbraucher vom externen Stromnetz versorgt. Der Strom läuft über die USV-Anlage und sorgt dafür, dass sich im KIN-Modul während dem Netzbetrieb immer ein großes Gewicht mitdreht, wodurch kinetische Energie erzeugt und in jenem Modul auch gespeichert wird. Kommt es zu einem Netzausfall wird die USV-Last unterbrechungsfrei zunächst über die kinetische Energie des KIN-Moduls versorgt. Die Dieselmaschine hat Zeit zu starten, ohne dass es dabei zu einer Unterbrechung der Stromversorgung kommt. Nach rund 15 Sekunden übernimmt der Dieselmotor die Versorgung der USV-Last und die Wieder-Aufladung des KIN-Moduls. Krankenhaus folgendermaßen aus: Mit Ausnahme der Notstrombeleuchtung und den batterieversorgten Bereichen, wie OP-Säle oder Intensivstationen, war es für die Dauer von zwei Sekunden wortwörtlich finster“, erklärt Schlager. Die sehr sensiblen Bereiche konnten für einen Zeitraum von drei Stunden über die einzelnen Batterieanlagen versorgt werden. Zwischenzeitlich, nach dem „Hochfahren“ des einzigen Notstromaggre- gats, wurde die Stromversorgung wieder durch dieses übernommen. Wäre es während des Notbetriebes zu einem Schaden am Notstromaggregat gekommen - unter Berücksichtigung der vorhandenen Batteriereserve von nur drei Stunden - hätten Evakuierungsmaßnahmen von einzelnen Bereichen eingeleitet werden müssen. Das Kremser Spital setzt nun auf modernste Technik. „Wir tauschen im Mai auch unser stationäres Aggregat aus, das die mittelsensiblen und die ganz sensiblen Bereiche versorgt. Dieses hat eine höhere Leistung, als das jetzige, nämlich 1.600 kVA (kilo Volt Ampere) gegenüber zuvor 1.300. Sollte dieses Aggregat während eines Netzausfalles aus irgendeinem Grund nicht funktionieren, haben wir nun einen zweiten Dieselmotor in petto. Und zwar den, der an das KIN-Modul gekoppelt ist. Wir sind nicht mehr von April 2013 43 42-44_hitzinger2-4_Energie 28.03.2013 20:41 Seite 3 KOMMUNAL Batterien abhängig, sondern können im allerschlimmsten Fall alle sehr sensiblen Bereiche selbst mit Energie versorgen. Und theoretisch unendlich lange, also so lange wir eben Treibstoff haben. Gelagert haben wir Diesel für einen Betrieb von über 24 Stunden, aber zusätzlichen Diesel zu besorgen, wäre ja auch kein Problem“, sagt Schlager. Das Prinzip der USV-Anlage „NBDK“ ist simpel, aber effektiv. Während des Netzbetriebes werden die Verbraucher vom externen Stromnetz versorgt. Der Strom läuft ständig über die USV-Anlage und sorgt dafür, dass sich im kinetischen Modul während des Netzbetriebs immer ein großes Gewicht mitdreht, wodurch kinetische Energie erzeugt und in jenem Modul auch gespeichert wird. Kommt es zu einem Netzausfall, dreht sich das rotierende Gewicht im KIN-Modul trotz Reibungskräfte nach wie vor noch eine lange Zeit weiter und versorgt die USV-Last unterbrechungsfrei mit Energie. Die Dieselmaschine hat genügend Zeit um zu starten, ohne dass es dabei zu einer Unterbrechung der Stromversorgung kommt. Schließlich dauert es rund 5 Sekunden, bis der Motor läuft und die Versorgung der USV-Last sowie die Wieder-Aufladung des KIN-Moduls übernehmen kann. PRODUKTE SIND ZWAR NICHT GÜNSTIG, LOHNEN SICH ABER AUF JEDEN FALL Über 3,7 Millionen Euro kostet dem Landeskrankenhaus Krems das gesamte Projekt, inklusive aller Umbaumaßnahmen. Eine Investition, die im Grunde alternativlos ist, wenn man höchste Sicherheitsstandards für den Umgang mit Patienten anlegt. Die von Hitzinger entwicklete USV-Anlage „NBDK“ hat noch einen weiteren Pluspunkt: Bei dieser Ausführung dürfen zusätzlich zu den notwendigen Sicherheits-einrichtungen auch nicht unbedingt lebensnotwendige elektromedizinische Geräte, Laborgeräte, EDV-Anlagen und ähnliches angeschlossen werden. Dies war früher nicht möglich, ist aber heute, in einer informationstechnologisch abhängigen Zeit, von großer Bedeutung. NBDK-ANLAGE IST NICHT NUR FÜR KRANKENHÄUSER GEDACHT Die Anlage „NBDK“ ist für die Leistungsbereiche von 200 bis 2.500 kVA ausgelegt. Konzipiert ist sie nicht nur für Krankenhäuser, sondern auch für Datenverarbeitungszentren, Halbleiterproduktionsanlagen, Telekommunikations-Betriebe, Flughäfen, Lebensmittel verarbeitende Betriebe, chemische Industrie, Kunststoff erzeugende Unternehmen und all jene Betriebe, für die es unerlässlich ist unterbrechungsfrei Strom erzeugen zu können. Das NBDK-Kombi-System wurde entwickelt um die Last der Notstrom-versorgung, wie auch jene der unterbrechungsfreien Notstromversorgung mit einer einzigen Anlage versorgen zu können. Links: So sieht derzeit noch das 32 Jahre alte Relikt - das stationäre offene Stromaggregat im Landeskrankenhaus Krems aus. Im Mai wird auch dieses Gerät durch ein modernes der Firma Hitzinger ersetzt (unten). 44 April 2013