Festival Programm-Folder

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Festival Programm-Folder
Eintritt Frei
Brucknerhaus Linz
FESTIVAL 4020
DIE FARBE DES HIMMELS
LINZ, 22.04. – 25.04.2015
Festival 4020
Die Farbe
des Himmels
22.04. – 25.04.2015
„Wonach auch immer Du suchst,
Du bist es selbst.“
Molana Dschalal-ed Din Rumi
Trance-Musik des Zar-Kults vom Persischen Golf, die Regionen
Kurdistan und Khorasan und die damit zusammenhängenden
Ränder und Nachbarschaften Persiens stehen im Zentrum des
Festivals 4020 im Frühjahr 2015.
Besondere Schwerpunkte kommen dabei der Musik der Sufis,
aber auch zeitgenössischen Positionen junger Musikschaffender
dort und in der europäischen Diaspora zu.
Sehnsucht, als „Farbe des Himmels“ Thema des Festivals, kann
in der babylonischen Vielfalt der Sprachen und in der Musik
höchst unterschiedlich klingen und verstanden werden. Immer
jedoch richtet sich Sehnsucht an etwas, von dem wir getrennt
sind und das wir zugleich als uns zugehörig und schmerzlich
nahe erleben – sei es ein Ort, eine Erinnerung, ein Mensch, den
wir lieben: ein Gegenüber, das wir als verlorenen Teil von uns
selbst empfinden.
Diesem Eigenen im Fernen spürt das Festival nach.
Herzlich willkommen!
Peter Leisch
Künstlerischer Leiter Festival 4020
Anmerkung: alle Tagesthemen sind dem Buch „Das Ganze der
orientalisch-chinesischen Malerei nebst bildlichen Darstellungen“
von P. Kobalsky (Leipzig 1834) entnommen.
KLEIDER MACHEN FRAUEN © Michaela Ortner
VORPROGRAMM
Ausstellung: Linz–Teheran–Linz
MICHAELA ORTNER, GERALD ROSSBACHER UND MIKLOS BOROS
Zwei Positionen österreichischer KünstlerInnen in Auseinandersetzung mit der iranischen Kultur:
Michaela Ortner und Gerald Rossbacher waren 2014 Artists in Residence im Teehaus der Residenz
des Österreichischen Botschafters in Teheran. Eine dritte Position vertritt der in Ungarn geborene
und nach Österreich eingewanderte Miklos Boros, der an der Linzer Kunstuniversität studiert hat.
Er widmet sich in seinen Fotografien dem Thema Mensch und streift dabei das Thema Migration –
nicht nur im Hinblick auf seine Herkunft, sondern auch mit einem Blick auf die Gesellschaft.
Michaela Ortner beschäftigte sich während ihres Aufenthalts in Teheran vor allem mit dem Erscheinungsbild der Frauen im Iran. Es entstanden Fotografien, die die staatlichen Bekleidungsvorschriften
thematisieren. Die Fotoserien mit den Titeln „Dior in Teheran“ und „Kleider machen Frauen“ wurden
im Dezember 2014 im Rahmen des Festivals „limited access“ in Teheran erstmals gezeigt.
Auch Gerald Rossbacher thematisiert in seiner Serie „Face Job Tehran“ die strengen Bekleidungsregeln
im Iran, denen zu Folge der weibliche Körper bis auf Gesicht und Hände bedeckt bleiben soll. „Das
Gesicht wird wichtiger, und so erfreuen sich kosmetische Operationen immer größerer Beliebtheit.
Wir sind in unserer medialisierten Welt von geschönten Abbildungen von Menschen umgeben und
einem Schönheitsideal ausgeliefert, dessen Versprechen selbst die abgebildeten Körper nur mit aufwendiger digitaler Nachbearbeitung einhalten können …“ (Gerald Rossbacher) „Face Job Tehran“
wurde im September 2013 in der Galerie Tehran Art als Performance gezeigt.
Montag, 13.04.2015, 19:00 Uhr
Atelierhaus Salzamt, Obere Donaulände 15, 4020 Linz
In Residence
MODERATION: CONSTANZE WIMMER
Zeynep Gedizlioglu, Judit Varga und Mehrdad Pakbaz wurden vom Festival 4020 als Composers
in Residence nach Linz eingeladen, um die Aufführungen ihrer Stücke vorzubereiten und zu begleiten.
Eine Einführung und drei künstlerische Standpunkte.
Sonntag, 19.04.2015, 11:00 Uhr
Kepler Salon, Rathausgasse 5, 4020 Linz
05
POL-E KASHKAN | BRÜCKENFRAGMENT IN LORESTAN © Peter Leisch
Montag, 20.04.2015 – 19:30
EUROPA
UND DER ISLAM,
HERAUSFORDERUNG
UND ZUKUNFT
REV. DR. DR. MICHAEL WENINGER, PONTIFICAL COUNCIL FOR
INTERRELIGIOUS DIALOGUE WITH ISLAM (ROM/VATIKAN)
MODERATION: KLAUS LUGER, BÜRGERMEISTER DER STADT LINZ
DER Islam, im Singular, existiert in der Realität
nicht. Man muss stets die verschiedenen islamischen Traditionen im Auge behalten, um dem
Phänomen Islam gerecht zu werden. Alle diese
Traditionen sind in Europa vorhanden.
Die allermeisten AnhängerInnen des muslimischen Glaubens sind erst in den letzten Jahrzehnten als MigrantInnen nach Europa gekommen,
was zusätzliche Herausforderungen mit sich
bringt – sowohl für die muslimische Minderheitsin der nicht-muslimischen Mehrheitsgesellschaft
Hinzugefügt muss werden, dass es kaum eine
als auch umgekehrt.
Weltsprache gibt, die nicht auch in den muslimischen Kommunitäten Europas gesprochen
Nicht zuletzt gibt es einen genuinen europäischen
wird. Diese sind außerdem durch ein buntes
Islam, seit Jahrhunderten von Europäern gelebt.
Mosaik verschiedener Ethnien charakterisiert
Aus all diesen Prämissen folgen Problemstel-
und setzen sich aus Menschen zusammen, die in
lungen von unterschiedlicher Tragweite für die
Ländern mit sehr unterschiedlicher politischer
Gegenwart und Zukunft Europas – eines gemein-
Verfasstheit – von Monarchie bis Demokratie –
samen Europas. Ihm sei der Abend gewidmet.
leben. Die islamische Gesellschaft kennt auch
keine ausgeprägte hierarchische Struktur, wie
sie etwa die römisch-katholische Kirche besitzt,
Montag, 20.04.2015, 19:30 Uhr
Kepler Salon, Rathausgasse 5, 4020 Linz
sondern ist in einer Vielzahl von Vereinigungen,
Schulen, Gemeinschaften und weiteren Institutionen öffentlich wirksam.
07
PUR
PUR
FEUER
FARBEN
[… nach der Himmelshöhe steigend]
KHORRAMABAD | INNERES EINES BACKOFENS © Peter Leisch
ALI REZA MOLLAHOSSEINI © Pourya Nouri
Mittwoch, 22.04.2015 – 19:30
OMID
‫امید‬
BEGRÜSSUNG:
DIR. PROF. HANS-JOACHIM FREY (LIVA/BRUCKNERHAUS)
ERÖFFNUNG:
VIZEBÜRGERMEISTER MAG. BERNHARD BAIER (KULTURREFERENT DER STADT LINZ)
Ali Reza Mollahosseini, Daf
Der Genius Loci, die Stimmung eines Orts, waches Zeitempfinden und Freunde lassen einen
Anmerkung: Im Persischen bedeutet „Omid“ Hoff-
Künstler den Augenblick nach seinen Vorstellun-
nung. Omid heißt aber auch jener sibirische Kra-
gen hörbar machen. Wie ein Seher muss ich in
nich, der jedes Jahr seine 5.000 km lange Route
mich hineinhören können, um dem Herzschlag
aus Westsibirien in die iranische Region Fereidoun
der Formen und Gestalten zu folgen, die ich aus
Kenar am Kaspischen Meer fliegt. Er ist der letzte
der Tiefe nach oben holen will.“ Mollahosseini ist
seiner Art, seine Gefährtin wurde vor sechs Jahren
Artist in Residence des Festivals 4020 und war an
auf ihrem langen Flug von einem Jäger erschossen.
der Entwicklung des Programms maßgeblich be-
Jedes Jahr erreicht Omid gegen Anfang Oktober das
teiligt. Als musikalischer Partner des iranischen
kleine Dorf Ezbaran und bleibt dort vier Monate
Kamanché-Virtuosen Kayhan Kalhor zählt er
lang. Die Leute in Ezbaran haben ihm auch seinen
mittlerweile zu den Rising Stars in der internatio-
Namen gegeben. Sie erzählen von seinen Tänzen
nalen Perkussionisten-Szene.
und seinem rhythmischen Gesang. Heute noch
fliegt er den alten Weg, den alle Kranichschwärme
schon vor ihm genommen haben, allein. Jeden
Persische Grenzen und Nachbarschaften –
Herbst macht er uns Hoffnung, ihn wiederzusehen.
einige Gedanken zur Thematik des Festivals 4020
„Alles, was ich spiele, entsteht aus dem Augen-
Mag.a Gabriele Juen, (Leiterin ÖKFT Österreichi-
blick heraus“, beschreibt der aus dem südpersi-
sches Kulturforum Teheran, Gesandte der Öster-
schen Bandar Abbas stammende Perkussionist
reichischen Botschaft in Teheran)
Ali Reza Mollahosseini seine Musik. „Ich habe gelernt, wie ein klassischer Maler Bilder entstehen
zu lassen. Nun, da ich über diese Fertigkeiten ver-
Mittwoch, 22.04.2015, 19:30 Uhr
Brucknerhaus, Mittlerer Saal
füge, male ich auf meine Art.
Eine Geste, ein Blick von einem Musiker, der
gerade ein Solo spielt, lassen mich auch völlig
unvorbereitet reagieren und aus der Unmittelbarkeit der Situation und der Zeitabläufe heraus
antworten.
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LIA PALE © Pavel Karnowski
Mittwoch, 22.04.2015 – 20:30
WHERE BEGINS THE NIGHT?
Um meine Sehnsucht zu stillen, suche ich. Um mein Suchen zu leben, singe ich.
Um mein Lied zu singen, atme ich. Um meinen Atem zu finden, liebe ich – nach meiner Liebe sehne ich mich.
Lia Pale
Lia Pale, Gesang, Klavier, Perkussion
ICH SAGTE, DASS MEINE SEELE
Lia Pale, die charismatische Sängerin aus Wels,
DIR GÄNZLICH ERGEBEN SEI
mit einer außergewöhnlichen Interpretation von
Seit jener Stunde verzehrt sich mein Leib
Schuberts „Winterreise” rasant bekannt geworden,
Die Seele stirbt vor Sehnen ICH, EIN TOLLES KIND,
gibt beim Festival 4020 ihr Solo-Debüt: eine intime
Performance, entstanden aus einer intensiven Auseinandersetzung mit Texten von Rainer Maria Rilke
und Heinrich Heine.
Allein und verletzlich steht sie auf der Bühne,
ICH SINGE
JETZO IN DER DUNKELHEIT
Klingt das Lied auch nicht ergötzlich,
Hat's mich doch von Angst befreit.
GIEB DEINE SCHÖNHEIT IMMER HIN
OHNE RECHNEN UND REDEN. Ich bin zu Hause
zwischen Tag und Traum SONNE, MOND
vertrauend auf sich selbst, die Wirkung ihrer
UND STERNE LACHEN,
Musik und die Kraft des Publikums. Ihre persön-
UND ICH LACHE MIT - UND STERBE.
liche Dichterliebe – „my poet’s love“ – vertont von
Mathias Rüegg, ist soeben als CD erschienen.
Mittwoch, 22.04.2015, 20:30 Uhr
Brucknerhaus, Mittlerer Saal
Das alles, meine Süße,
Ist mir schon einmal geschehn.
ICH, EIN SOLCHER NARR, ICH LIEBE
WIEDER OHNE GEGENLIEBE!
Aus ihrem Leben geht jede Türe in einen Dichter
und in die Welt. UND ICH WEISS NOCH NICHT:
BIN ICH EIN FALKE, EIN STURM ODER EIN
GROSSER GESANG.
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KARAWANSEREI BEI ABARQUH (SÜDPERSIEN) © Lienhard Dinkhauser
Mittwoch, 22.04.2015 – 21:30
… NACH KHORASAN
Ich verberge mich in meinem Gedicht
um Deine Lippen zu küssen, wenn Du es liest.
Abū Sa‘īd-i Abū l-Chair (967–1049)
Ay-Mohammad Yousefi, Dotar, Gesang
die gespielt wird, ist die weibliche. Im Norden
Saeid Tehranizadeh, Dotar, Gesang
Khorasans wird in bestimmten Passagen auch die
Ali Tavakoli, Robab
männliche Saite mitgegriffen und begleitet die
Melodien dann intervallisch mit – eine äußerst
Bakhshi nennt man in Khorasan, jener großen
seltene Form von Mehrstimmigkeit in der orien-
nordöstlichen persischen Provinz, jene Sänger,
talischen Musik.
deren Kunst sich aus einer Vielzahl von Quellen
und Sprachen speist. Maghami, ihre Musik, um-
Die Rolle eines Bakhshi geht indessen weit über
fasst einen beeindruckenden Fundus von Instru-
jene des Musikers und Geschichtenerzählers
mentalstücken und Liedern, die in turkmenischen
hinaus: In ihren Gemeinschaften genießen die
Dialekten, auf Kurdisch, Türkisch und Farsi gesun-
Bakhshi auch als Richter, Vermittler in Konflik-
gen werden.
ten und als Heiler höchste Wertschätzung.
Diese Diversität hat damit zu tun, dass das histori-
Ay-Mohammad Yousefi, Protagonist dieses Kon-
sche Khorasan einen weitaus größeren Raum um-
zertabends, ist ein Bakhshi aus der Stadt Daregaz
fasste als die heutige Region. Es reichte weit bis
im Norden Khorasans. Er gehört einer turkme-
ins benachbarte Turkmenistan und Afghanistan,
nischen Minderheit an und singt seine Lieder in
zu ihm zählten neben seiner heutigen Hauptstadt
einem khorasanisch-türkischen Dialekt. Yousefi
Mashhad auch legendenumwobene Städte wie
bedient sich des Magham Navayı, einer Dotar-
Samarkand, Buchara und Balch. Eine Vielzahl
Spielart, in der sein Gesang in freiem Rhythmus
von Völkern, der Handel der Seidenstraße, zahl-
begleitet wird. Als einer der letzten seiner Art
lose Kriege und Migrationsbewegungen haben
spielt er sein Instrument mit Saiten aus Seide;
Khorasan nachhaltig geprägt und eine faszinie-
sein Repertoire umfasst über tausend Gedichte.
rende Vielfalt verschiedener Kulturen und einan-
Damit ist er ein Chronist und Archivar einer jahr-
der befruchtender Traditionen hervorgebracht.
tausendealten Kultur, die in dieser Art bald Ge-
Und so schöpfen die Bakhshi aus den mystischen
schichte sein wird.
Gedichten der Sufis und aus dem altpersischen
Epos des Shahnameh. Sie bearbeiten mythologische und historische Themen, und sie besingen
Mittwoch, 22.04.2015, 21:30 Uhr
Brucknerhaus, Mittlerer Saal
Legenden oder anonyme Liebesgedichte aus der
lokalen Stammes- und Volkskultur. Ihr Instrument ist der Dotar, eine zweisaitige, langhalsige
Lautenart, auf der sie ihre Lieder meist selbst
begleiten. Die Bakhshi betrachten die tiefer gestimmte und meist leer angeschlagene Saite als
männlich. Die höhere Saite, auf der die Melo15
BLAU
GRAU
[… vom Mond überstrahlte Landschaft]
Wer in der Wüste schmachtet, der lernt den Wert des Tropfens erkennen, der dem Dürstenden das Leben rettet.
Und auf wem das Gewicht des Leides und der Sorge lastete, ohne dass eine Hand sich helfend ihm entgegenstreckte,
der weiß, wie köstlich die Liebe ist, nach der er sich vergebens sehnte.
Karl May, „Durchs wilde Kurdistan“
CHAHKUH TAL | INSEL QESHM © Peter Leisch
FATEMEH KARAMJANI © Sepas Tabatabai
Donnerstag, 23.04.2015 – 19:30
DER STILLE FLUSS
Dairak Khatoun Ensemble
Maryam Khaneh Saz, Gesang
Fatemeh Karamjani, Kamanché
Pegah Salimi, Tanbour
Hosna Fathi, Tanbour
Sara Ahmadian, Daf, Tombak
Hojatollah Mehrabi, Horé Gesang
Eine kurdische Legende erzählt, dass Sultan Eshagh
Überlieferungen aus altiranischen Mythologien
sich mit seinen Anhängern am Ufer des Flusses
und aus dem Mithraskult. Ihre Spiritualität ist
Sirawân niederließ. Als er zu ihnen sprechen
von einem tiefen Bezug zur Natur und allem
wollte, konnte keiner durch das Tosen des Flusses
Lebendigen geprägt: An ihren Pilgerstätten trifft
seine Worte verstehen. Da gebot Sultan Eshagh dem
man auf uralte Baumriesen und heilige Quellen –
Fluss zu schweigen, und der Fluss wurde still. Wenn
Orte der Andacht und Verehrung.
man heute, nach einer kurvenreichen und strapaziösen Fahrt durch malerische Bergwelten, an dieser
Die jungen Musikerinnen des Dairak Khatoun En-
Stelle ankommt, trifft man immer noch auf einen
sembles haben ihre Gruppe nach Soltan Eshaghs
fast unwirklich anmutenden Ort der Stille. Hier
Mutter benannt. Zum einen wollen sie damit ihre
befindet sich auch Sultan Eshaghs Grab, den die
persönlichen Wurzeln (sie sind alle Ahl-e Hagh)
Ahl-e Hagh (übersetzt: „die aus der Wahrheit kom-
und die weibliche Seite dieser Gemeinschaft zum
men“) als ihren Glaubensgründer verehren.
Ausdruck bringen; zum anderen zeigen sie damit
ihre Verbundenheit mit dem Musikprojekt, das
Die Ahl-e Hagh (im Iran auch Yârsâni genannt)
von ihrem Mentor Ali Akbar Moradi künstlerisch
sind eine religiöse Minderheit, die im iranisch-
begleitet wird. Moradi, eine der großen Künstler-
irakischen Grenzgebiet der Provinzen Kerman-
persönlichkeiten des Iran, hat gemeinsam mit
shah und Lorestan angesiedelt ist und heute etwa
dem Ensemble das Programm erarbeitet.
eine Million Mitglieder zählt. Glaubensverwandte
finden sich aber auch im Irak, in Syrien und
Einen vokalen Akzent der eigenen Art wird
der Türkei – dort unter den Namen Kaka’i, Izedi
bei diesem Konzert Hojatollah Mehrabi setzen.
(Jesiden), Alawi und Bektashi. Ihre Rituale und
Mehrabi ist ein Meister des Horé-Gesangs, einer
religiösen Praktiken unterscheiden sich oft nur
fast verschwundenen, archaischen Sangeskunst,
geringfügig von denen der Ahl-e Hagh. In ihrer
die nur noch von wenigen Meistern zweier kurdi-
abgeschiedenen Welt haben sich unterschied-
scher Stämme gepflegt wird.
liche religiöse Kulturen zu einem einzigartigen
Ganzen vereint: Sie sind in der Mystik der Sufis
verwurzelt, glauben wie die Buddhisten an die
Donnerstag, 23.04.2015, 19:30 Uhr
Brucknerhaus, Mittlerer Saal
Wiedergeburt und haben in ihre Zeremonien
christliche Elemente ebenso eingebunden wie
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HAFENAUSFAHRT | BANDAR ABBAS © Peter Leisch
Donnerstag, 23.04.2015 – 20:30
SEHNSUCHT
ALS FARBE DES HIMMELS
Für mich ist Sehnsucht eine getriebene positive Energie, die sich durch undefinierbare Motivation
in einem einsiedelt, und sich, sobald das Ziel, die Endstation erreichbar scheint, schon auf den Weg macht
in eine neue, andere Richtung. Ich hoffe, es hört nie auf!
Zsófia Boros
Sehnsucht. Nicht Nostalgie, nicht Wehmut, kein schmerzliches Verlangen.
Sehnsucht. Das Bedürfnis, sich auszudrücken. Der Versuch, den ekstatischen Moment weiterzuspinnen.
Manu Mayr
Zsófia Boros, Gitarre
Im Auftrag des Festivals 4020 hat die junge
Manu Mayr, Kontrabass
ungarische Komponistin Judit Varga ein Duo für
Gitarre und Kontrabass komponiert: „Run ist
Frangis Ali-Sade, Phantasie für Gitarre solo
inspiriert von Slapstick-Movie-Szenen aus den
Judit Varga, Run (UA, Kompositionsauftrag
Anfangszeiten des Kinos mit deren speziellen
Festival 4020)
Eigenheiten. Skurrile Charaktere, unwirkliche,
Manu Mayr, Wolke (Neubearbeitung im
eckige und realitätsfern-schnelle Bewegungen
Auftrag des Festival 4020)
vertone ich in diesen kleinen Charakterstücken.
Mehrdad Pakbaz, Geheimnis des Zyklus
Die Komposition ist gleichzeitig eine Studie, ein
(UA, Kompositionsauftrag Festival 4020)
interessanter und lehrreicher Ausflug in die Welt
Carlo Domenico, Koyunbaba (arr. Manu Mayr)
der Instrumente Gitarre und Kontrabass.
Die Gitarristin Zsófia Boros und der Bassist Manu
So seltsam diese Zusammenstellung für mich
Mayr, beide bereits mehrmals beim Festival 4020
scheint, umso mehr bin ich gefesselt und inspi-
zu Gast, stehen heuer erstmals im Duo auf der
riert: Skurril, schräg, behäbig und quirlig – ich
Bühne des Brucknerhauses. Sie interpretieren ge-
mag diese Mischung.“
meinsam auf zehn Saiten das Motto des Festivals
„Sehnsucht als Farbe des Himmels“.
Donnerstag, 23.04.2015, 20:30 Uhr
Brucknerhaus, Mittlerer Saal
Zsófia Boros hat 2013 ihre erste Solo-CD En otra
parte beim renommierten Label ECM mit Musik
aus Südamerika herausgebracht, Manu Mayr ist
seit einigen Jahren in den unterschiedlichsten
Formationen und Stilrichtungen zu hören.
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BABA YADEGAR | PROVINZ KERMANSHAH (WESTIRAN) © Peter Leisch
Donnerstag, 23.04.2015 – 22:00
TANBOUR RECITAL
Ali Akbar Moradi, Tanbour, Gesang
Sara Ahmadian, Daf, Tombak
Der Tanbour, eines der ältesten Saiteninstrumente,
Die auf dem Tanbour gespielten Melodien
kann auf eine 5.000 Jahre alte Geschichte verwei-
(maqam) werden seit undenklichen Zeiten von
sen. Er ist untrennbar mit den Gesängen und ritu-
einer zur nächsten Generation weitergegeben.
ellen Anrufungen der Ahl-e Hagh verbunden und
wird von ihnen als heiliges Instrument verehrt.
Im Wesentlichen folgt man dabei drei Systemen,
die kalam maqam, bastani maqam (majlesi) und
Schon bei der Schöpfung, so glauben sie, habe
majazi maqam genannt werden. Ali Akbar Moradi,
Malek Tavus, der höchste und schönste von sie-
der virtuose Meister dieser alten Kunst, hat bei
ben Engeln, die Gott aus seinem Licht geschaf-
ihrer Aufarbeitung und Dokumentation Pionier-
fen hatte, Adam einen Tanbour übergeben. Da er
arbeit geleistet. Er hat unzählige alte maqamat
sich jedoch weigerte, vor Adam zu knien, wurde
erstmals in Partiturform gebracht (sie sind in
er zunächst in die Hölle verstoßen, später jedoch
der Weltkulturerbe-Schriftenreihe des Maison
wieder begnadigt und zum obersten Engel, zum
des Cultures du Monde in Paris veröffentlicht
Beschützer und Verwalter der Erde und zum Mitt-
worden) und damit eine bis heute nur persönlich
ler zwischen Gott und dem Menschen erhoben.
tradierte Musikform vor dem Vergessenwerden
Anders als im Christentum und im Islam veror-
bewahrt.
ten die Ahl-e Hagh deshalb das Böse nicht in den
Sphären gefallener Engel, sondern im Menschen
„Song Lines“, die renommierte Londoner Musik-
selbst.
zeitschrift, zählt Moradi zu den weltbesten
Solointerpreten.
Wer in seinem Leben etwas Schlechtes getan,
gesprochen oder auch nur gedacht hat, muss wiedergeboren werden, um es noch einmal zu versu-
Donnerstag, 23.04.2015, 22:00 Uhr
Brucknerhaus, Mittlerer Saal
chen. Wer sich jedoch richtig verhält, wird erlöst
und kann ins Jenseits eingehen.
23
ULTRA
MARIN
[… vom Himmel und den Wolken]
MAGISCHES DIAGRAMM | ISFAHAN, 19. JAHRHUNDERT
ZEYNEP GEDIZLIOĞLU © Manu Theobald
Freitag, 24.04.2015 – 19:30
WEGE UND KÜSTENLINIEN
ENSEMBLE 4020
Zeynep Gedizlioglu, u.a. ausgezeichnet mit dem
Suyang Kim, Klavier
Förderpreis der Ernst von Siemens Stiftung 2012,
Veronika Traxler, Violine
Burghard Toelke, Violine
Corrado Cicuttin, Viola
Klara Außerhuber, Violoncello
Bernhard Parkfrieder, Klarinette
ist Composer in Residence beim Festival 4020.
1977 in Izmir/Türkei geboren, lebt und arbeitet
sie seit Langem in Deutschland, derzeit in Berlin.
Die Studentin von Ivan Fedele und Wolfgang
Alexander Georgiev, Vibraphon, Perkussion
Rihm kann auf eine beachtliche Werkliste ver-
Ursula Langmayr, Sopran
bis hin zu großen Orchesterwerken reicht und
Martyna Kosecka, Leitung (Yol, Hommage
à Komitas)
Zeynep Gedizlioğlu, Yol (The Road)
Judit Varga, Klaviertrio (Neubearbeitung im
Auftrag des Festival 4020)
Idin Samimi Mofakham, Hommage à Komitas
(UA, Kompositionsauftrag Festival 4020)
Zeynep Gedizlioğlu, Susma, Streichquartett Nr. 2
(dedicated to the memory of Hrant Dink)
weisen, die von kleinbesetzten Ensemblestücken
auch elektroakustische Kompositionen, die aus
ihrem Aufenthalt am IRCAM in Paris resultieren,
mit einschließt. Als „zentrales dramaturgisches
und formales Prinzip ihrer Musik“ wird die „Folge
von Impuls und Nachklang“ bezeichnet (Markus
Böggemann).
So führen etwa auch in dem 2007 entstandenen Streichquartett „Susma“ („Schweige nicht“)
„Anläufe im Wechsel von Aktivität und nachhorchendem Innehalten“ zu einem eindrücklichen
emotionalen Stück, das dem 2007 in Istanbul auf
Im April 1915 begann der unfassbare Genozid am
offener Straße erschossenen Journalisten Hrant
armenischen Volk, der sich heuer zum 100. Mal
Dink, einem Türken armenischer Abstammung,
jährt. Dem Priester, Komponisten, Sänger und Mu-
gewidmet ist.
sikethnologen Komitas (1869–1935), dem Begründer der modernen klassischen Musik Armeniens,
In ihren Kompositionen setzt Zeynep Gedizlioglu
widmet Idin Samimi Mofakham daher im Geden-
den Konflikt als Konzept in den Mittelpunkt der
ken an die Opfer des armenischen Völkermordes
Musik. „Ich habe immer die Absicht, einen orga-
sein neuestes Werk.
nischen Zusammenhang zwischen dem Gesamtkonzept und dem musikalischen Material herzu-
Der junge iranische Komponist, bereits vor zwei
stellen. Dieser Zusammenhang formt jedes Werk
Jahre zu Gast beim Festival 4020, steuert mit
zu einem lebendigen Organismus.“
seiner Hommage eine Uraufführung bei. In
seinem Stück verwendet er drei populäre Lieder
von Komitas in erkennbaren Varianten, aber auch
Freitag, 24.04.2015, 19:30 Uhr
Brucknerhaus, Mittlerer Saal
dekonstruiert – als Echo auf die tragischen
Erinnerungen, die diesen Liedern, verankert im
globalen Gedächtnis, innewohnen.
27
BABA KHALOU GHANBAR © Mehdi Nahang
Freitag, 24.04.2015 – 19:30
ZAR RECITAL
In diese Welt – doch warum, weiß ich nicht
(wie Wasser, das fließt);
auch nicht, wohin ich getrieben werde,
wie der Wind, der einfach nur so weht.
Omar Khayyam
Baba Khalou Ghanbar, Djofti
Ali Reza Mollahosseini, Dohol, Pipé, Kasêr
„Ahl-e Hawa“, was man etwa mit „die aus der
Eine besondere Form von Musik spielt in diesen
Luft kommen“ übersetzen kann, nennt man in
Zusammenhängen eine zentrale therapeutische
der Provinz Hormozgan am Persischen Golf jene
Rolle. Angeführt und begleitet werden diese Ri-
religiösen Gruppierungen, die einen Trance-Kult
tuale von den Baba Zars und deren weiblichen
namens Zar pflegen.
Pendants, den Mama Zars. Sie haben in ihren
Gemeinschaften eine mächtige und hoch ange-
Er geht von der Annahme aus, dass es Formen
sehene Stellung: Sie schlichten Konflikte, stellen
dämonischer Besessenheit gebe, welche auf Men-
Heilmittel gegen Krankheiten her und sind Bera-
schen übertragen werden können, die entlang
ter in alltäglichen Dingen des Lebens.
der Küsten und in Hafenstädten leben. Dies geschehe dadurch, dass sich mächtige Geister in
Zar ist ein synkretistischer Kult, der im Islam
Form von Winden („bad“) manifestieren und vom
gleichermaßen wie in animistischen Traditionen
Bewusstsein der von ihnen Besessenen Besitz er-
schwarzafrikanischer Sklavenkulturen verankert
greifen. Um mit derlei Erfahrungen umgehen zu
ist. Diese gehen auf die afrikanischen Völker und
können, die sich als Krankheiten oder in sichtba-
Stämme zurück, die von Arabern und Persern
ren Verhaltensstörungen äußern, wurde von den
zu beiden Seiten des Golfs gewaltsam aus ihrer
Ahl-e Hawa ein umfangreiches und elaboriertes
ursprünglichen Lebenswelt entführt und zur
Repertoire von Exorzismen und Beschwörungs-
Zwangsarbeit angesiedelt wurden. Ihrer Musik
formeln entwickelt.
ist – im Dialog mit zeitgenössischen Kompositionen – dieser Abend gewidmet.
Freitag, 24.04.2015, 19:30 Uhr
(unmittelbar anschließend an
„Wege und Küstenlinien“, keine Pause!)
Brucknerhaus, Mittlerer Saal
29
BABA GHOLAM-ALI MARGIRI © Mehdi Nahang
Freitag, 24.04.2015 – 21:00
DER WIND, DIE STIMMEN
Zar comes from the sea, it finds access only to cities near the sea.
Zar imposes human lives in the air, in the red wind.
Zar is inherited: from mother to daughter, from father to son. What they do to humans!
There are seven kinds of wind in Zar:
Dingé Maru, Sie Die, Jask Khandar, Sheikh Adam, Sheikh Andarussi (the biggest),
Sheikh Haidarussi (from Yemen) and Bibi Reyhané.
I have so many prayers in my memory. I won’t tell you one unless I want to.
Baba Gholam-Ali Margiri, Minab, 12.04.14
Baba Gholam-Ali Margiri, Zar Gesang, Bendir
Es geht darum, den suggestiven Qualitäten von
Ali Reza Mollahosseini, Daf
Fantasiesprachen nachzuspüren: Man nimmt sie
als etwas Fremdes wahr und ist sich dennoch
JOSEF MATTHIAS HAUER
VOKALENSEMBLE
Emanuel Schmelzer-Ziringer, Leitung
Angelika Meißl, Sopran
Kinga Schleicher, Sopran
Heike Arlt, Mezzosopran
Péter Kuzsner, Countertenor
Michael Lind, Tenor
Georg Schmelzer-Ziringer, Bariton
Michael Böck, Bass
Theresa Dinkhauser, Bassklarinette
gewiss, einen ihnen zugrunde liegenden Sinn erahnen zu können. Gleichzeitig vermeint man, im
Hören etwas zu verstehen, kann aber nicht sagen,
was seine Bedeutung wäre. Sprache wandelt sich
in Klang, … aus fremdartigem Kauderwelsch und
Gebrabbel wird wiederum Verständliches, aus
dem versteckte Hinweise herausgehört werden.
Alles, was man zu verstehen glaubt, funktioniert
durch die Projektion eigener Erfahrungen, Gefühle und Zugänge.
Das können Stimmen sein, die man aus dem Inneren wahrnimmt, Engels- oder Dämonenstimmen,
wie man sie in Trancezuständen oder Traum-
Bernhard Lang, „Hermetica V – Fremde Spra-
welten erleben kann, Bilder anderer Sphären, wie
chen“ für Bassklarinette und 7 Stimmen
sie mittelalterliche Zauberbücher beschreiben.
Die Bassklarinette übernimmt in diesen sich ineinander verschränkenden, sich überlagernden
Aus dem Fundus spätantiker Mysterienreligionen
und aneinander reibenden Himmels- und Höllen-
und der Gnosis hat Bernhard Lang das Textmate-
chören die Rolle einer zusätzlichen Stimme. Im
rial als Vorlage und Ausgangspunkt für seine Kom-
Solo wird sie zu einem archaischen Instrument,
position „Hermetica V“ zusammengestellt.
das Abgründe auslotet und als Anker fungiert.
Als eine Reihe von Chorstücken angelegt, be-
inhaltet dieses Material aber auch assoziativ
Freitag, 24.04.2015, 21:00 Uhr
Brucknerhaus, Mittlerer Saal
ausgestaltete, dadaistisch anmutende Passagen.
31
INDIGO
[… zu den dunklen Stellen]
BROKATLADEN | KHORRAMABAD © Peter Leisch
SERGEJ PARAJANOV, COLLAGE (JEREWAN 2010) © Peter Leisch
Samstag, 25.04.2015 – 19:30
WAS KANN DAS FEUER?
TRIO WEINMEISTER
Das Trio Weinmeister, in dieser Formation heuer
Hanna Weinmeister, Violine
erstmals beim Festival 4020 zu Gast, kombi-
Gertrud Weinmeister, Viola
niert diese beiden aktuellen Stücke mit den zwei
Bruno Weinmeister, Violoncello
Streichtrios von Franz Schubert (von denen D471
Frangis Ali-Sade, Dastan für Violine solo
Kontext zur österreichischen Musik des 19. Jahr-
Franz Schubert, Streichtrio D 471
Tigran Mansurian, Streichtrio
Franz Schubert, Streichtrio D 581
unvollendet blieb) und stellt sie damit in einen
hunderts. Gerade bei Schubert sind volksmusikalische Ursprünge gut nachvollziehbar und verleihen seinen Werken die typische Unmittelbarkeit,
die oftmals berührt und zu Herzen geht. In den
Streichtrios vollzieht Schubert den Wechsel von
In ihren Kompositionen bringt Frangis Ali-Sade
(*1947) die musikalischen Traditionen ihrer
Heimat Aserbaidschan mit avantgardistisch-experimentellen Strömungen Europas zusammen.
seiner Auseinandersetzung mit der Tradition der
Klassik, was ganz deutlich an der formalen Anlage der gespielten Stücke erkennbar ist, hin zu
einer eigenständigen romantischen Sprache.
1999 erhielt Ali-Sade ein DAAD-Stipendium, das
ihr einen Aufenthalt in Berlin ermöglichte; seither lebt sie vornehmlich in Deutschland. Das
Stück Dastan schrieb sie 2008 im Auftrag des
7. Internationalen Violinwettbewerbs Leopold
Mozart in Augsburg für Violine solo. Die Interpretin / der Interpret kann die Reihenfolge der vier
Zurückliegend
Brüchig fand ich die Welt,
Was sind mir Staaten.
Den Bergen entstamm ich,
Was soll mir Schönheit.
Teile selbst bestimmen und so spielen, wie sie für
sie / ihn in der Dramaturgie der emotionalen und
Mein Herz rührt an Gott.
inhaltlichen Schwerpunkte stimmig ist.
Im Dunkel keimt Frühling.
Mit Tigran Mansurian (*1939) steht ein arme-
Was kann das Feuer.
nischer Komponist auf dem Programm, der als
seine musikalischen Vorbilder Komitas, die prägende Persönlichkeit der armenischen Musik des
20. Jahrhunderts, und Claude Debussy nennt. In
seinem dreisätzigen Streichtrio aus dem Jahr
2008 finden sich zarte sowie volkstümliche Me-
Was sagen mir Nacht, Baum, See.
Einst entließ ich die Liebe.
Meine Liebe ist frei,
Ohne Haut, ohne Grenze.
Was gibt mir Lust.
Fazil Hüsnü Dağlarca
lodien wieder, eingebettet in filigranes instrumentales Gewebe. Kein Ton ist zuviel – die musikalischen Gedanken sind auf das Wesentliche
reduziert.
Samstag, 25.04.2015, 19:30 Uhr
Brucknerhaus, Mittlerer Saal
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KHORRAMABAD | JÜDISCHES VIERTEL © Peter Leisch
Samstag, 25.04.2015 – 21:30
ESHTIAGH
Warum fragt Ihr mich nach der Farbe seiner Augen,
wann hat sie mich je gefangen genommen?
Es war das Feuer, das aus seinen Augen loderte,
das dieses verrückte Herz in Ketten gelegt hat.
Forough Farrokhzad
Özlem Bulut, Gesang
Unter dem Motto Esthiagh treffen verschiedene
Marwan Abado, Oud, Gesang
musikalische Welten und Persönlichkeiten auf-
Kaveh Kalhornia, Divan
einander, um die Sehnsucht nach einem Raum
Mona Matbou Riahi, Klarinette
zu stillen, in dem viele Ethnien, Sprachen und
Ali Reza Mollahosseini, Daf, Tombak, Perkussion
Religionen friedlich miteinander leben.
Esthiagh heißt „Verlangen“ und ist der Titel eines
musikalischen Projekts, das auf Initiative des Festivals 4020 entstanden ist. Die Akteure haben unterschiedliche religiöse und ethnische Hintergründe:
Mittlerweile in Wien beheimatet sind die türkische
Sängerin Özlem Bulut, die iranische Klarinettistin
Mona Matbou Riahi und der palästinensische Musiker aus Ottakring, Marwan Abado. Dazu kommen
zwei im Iran lebende Musiker: Kavé Kalhornia, ein
Schlaf Hanini*, schlaf
Schlaf Du meine Sehnsucht, schlaf,
Die Zeit des Schlafens ist gekommen.
Und die Zeit des Schlafens hat viele Farben.
Manchmal kommt es Grün wie ein Feiertag,
Und manchmal kommt es Rot wie die Dächer der Häuser.
Meister auf dem Divan (einer persischen Laute) und
Die Zeit des Schlafens hat viele Farben,
das Perkussions-Multitalent Ali Reza Mollahosseini.
Und jede Farbe hat Geschichten aus früheren Zeiten.
Im Mittelpunkt des Konzerts stehen Lieder, die als
Schlaf Du meine Sehnsucht, schlaf,
allgemeines Kulturgut des orientalischen Raums
Schlaf Hanini, schlaf.
gelten, darunter auch Wiegenlieder in Persisch,
Marwan Abado
*(dt. meine Sehnsucht)
Kurdisch und Arabisch. Daneben werden aber
auch Eigenkompositionen zu hören sein, ebenso
wie instrumentale Musik, die im Heute genauso
verankert ist wie in den jahrhundertealten Traditionen.
Samstag, 25.04.2015, 21:30 Uhr
Brucknerhaus, Mittlerer Saal
37
Für Lienhard Dinkhauser
Wir danken:
Arfa Allawi, Mohammad Bajelavand, Alireza Feyz Bashipoor, Djamileh Dastmaltschi, Hassan
Djavaheri, Ostad Asadollah Farmani, Nasim Fiuzat, Ahmad Gharaei, Maryam Gharasou,
Mahdis Golzarkashani, Ali-Asghar Haddad, Golzar Hafzi, Sayyed Nasr al-Din Haydari,
Neda Hosseini, Kavé Kalhornia, Khashayar Karimi, Mostafa Razagh Karimi, Nadja Kayali,
Sahar Lotfi, Nader Mashayekhi, Alireza Mollahosseini, Parvin Namazi, Gholam Ali Pourataei,
Roshanak Rafani, Mohammad Razeghi, Ehsan Sadigh, Mohsen Salari, Roodabe Shamloo,
Saeid Tehranizadeh, Norbert Trawöger, Teymoo Veysi, Constanze Wimmer, Ostad Taher Yarveysi.
Unser besonderer Dank gilt Herrn Botschafter Friedrich Stift, der Gesandten der Österreichischen
Botschaft in Teheran Gabriele Juen und dem Österreichischen Kulturforum Teheran.
PROGRAMMÜBERSICHT 22.4. - 25.4.2015
PUR
PUR
FEUER
FARBEN
Mittwoch, 22.04.2015 – 19:30
BLAU
GRAU
Donnerstag, 23.04.2015 – 19:30
OMID
DER STILLE FLUSS
Hans-Joachim Frey, Ali Reza Mollahosseini,
Gabriele Juen
Dairak Khatoun Ensemble
Mittwoch, 22.04.2015 – 20:30
Donnerstag, 23.04.2015 – 20:30
WHERE BEGINS THE NIGHT?
SEHNSUCHT ALS
FARBE DES HIMMELS
Lia Pale
Zsófia Boros, Manu Mayr
Mittwoch, 22.04.2015 – 21:30
Donnerstag, 23.04.2015 – 22:00
... NACH KHORASAN
TANBOUR RECITAL
Ay-Mohammad Yousefi, Saeid Tehranizadeh,
Ali Tavakoli
Ali Akbar Moradi, Sara Ahmadian
ULTRA
MARIN
INDIGO
Freitag, 24.04.2015 – 19:30
Samstag, 25.04.2015 – 19:30
WEGE UND KÜSTENLINIEN
WAS KANN DAS FEUER?
Ensemble 4020, Ursula Langmayr,
Martyna Kosecka
Trio Weinmeister
unmittelbar im Anschluss:
Samstag, 25.04.2015 – 21:30
ZAR RECITAL
Baba Khalou Ghanbar,
Ali Reza Mollahosseini
ESHTIAGH
Özlem Bulut, Marwan Abado, Kaveh Kalhornia,
Mona Matbou Riahi, Ali Reza Mollahosseini
Freitag, 24.04.2015 – 21:00
Live auf Radio Österreich 1
DER WIND, DIE STIMMEN
SPIELRÄUME NACHTAUSGABE
Baba Gholam Margiri, Ali Reza Mollahosseini,
Josef Matthias Hauer Vokalensemble
Freitag, 24.04.2015 – 23:03–02:00 Uhr: mit
Nadja Kayali und MusikerInnen des Festival 4020
41
Eine unserer Clubgarnituren.
Ö1 Club-Mitglieder erhalten beim »Festival 4020 – Die Farbe
des Himmels« von 22. – 25. April 2015 beim Vorzeigen der
Ö1-Clubkarte eine cd des Brucknerhauses.
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LEIMGRUBER/DEMIERRE/PHILLIPS.
BUTCHER&BINDER. FOILS QUARTET.
BARRE PHILLIPS SOLO. THE DORF.
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Mit dem L’Orfeo Barockorchester Linz unter Michi Gaigg
und G. Ph. Telemann auf den musikalischen Spuren des
Eroberers von Persien: Miriways
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DER GEIST ARMENIENS
Hesperion XXI & Armenische Künstler
Ltg: Jordi Savall
OSTERSONNTAG 05.04.2015, 20.15 UHR
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Akram Khan Company (Indien/Europa)
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Direktflüge buchbar über www.iranair.at
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www.festival4020.at
Eintritt Frei
Alle Veranstaltungen des Festivals 4020
finden bei freiem Eintritt statt.
TEAM FESTIVAL 4020
Künstlerische Leitung: Peter Leisch
Produktion: Brucknerhaus Linz, Nadia Preindl; Marie-Therese Rudolph
Produktionsassistenz: Katharina Gerstmayr
Marketing: Jörg P. Reitmaier, Daniela Haslecker
PR: Brucknerhaus
Für den Inhalt verantwortlich:
LIVA Linzer Veranstaltungsgesellschaft mbH, Brucknerhaus
VD Prof. Hans-Joachim Frey
Redaktion: Peter Leisch, Marie-Therese Rudolph
Lektorat: Judith Pouget
Grafik: Werbeagentur Moremedia
Festival 4020 ist eine Veranstaltung der LIVA
gemeinsam mit Linz Kultur
www.facebook.com/
Festival4020