Namen und Begriffe der germanischen Mythologie
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Namen und Begriffe der germanischen Mythologie
Namen und Begriffe der germanischen Mythologie 5 Überarbeitet zusammengestellt aus: Manfred Lurker, Lexikon der Götter und Dämonen, Stuttgart 1984 Aegir - nordgermanischer Meerriese, Gatte der >Ran. Bei einem Gelage für die >Asen ließ er leuchtendes Gold in die Halle tragen, so daß diese wie von einem Feuer erhellt wurde. Das Gold versuchte man als das 10 Leuchten des windstillen Meeres zu interpretieren. Alcis - göttliches Brüderpaar bei dem ostgermanischen Stamm der Naharnavalen (in Schlesien?). Nach des römischen Geschichtsschreibers Tacitus Bericht wurden die Götter in einem heiligen Wald verehrt; es gab keine 15 Bilder von ihnen. In der interpretatio romana werden sie dem Zwillingspaar Castor und Pollux gleichgesetzt. Die Ableitung des Namens Alcis ist unsicher; möglicherweise ist der Name mit dem von Caesar überlieferten Wort alces für "Elche" verwandt; die Alcis wären da20 nach eine Art Elch- oder Hirschgottheiten. Alp - (Alb), nordisch alfr, ursprünglich Bezeichnung der mythischen >Elben. Die Alben sind in der germanischen Mythologie überirdische, halb göttliche, halb zwergenhafte Wesen; hier ist auch an den durch seine Tarnkappe 25 und den Kraftgürtel bekannten Zwergenkönig Alberich der Nibelungensage zu erinnern. Später wurden die Alben als dämonische Wesen verstanden, die den Alpdruck und Krankheiten verursachen. Asen - germanisches Göttergeschlecht, das in Asgard 30 wohnt. Der Name wird von altnordisch ass ("Pfahl", "Balken") abgeleitet und könnte darauf schließen lassen, daß die älteste Darstellung dieser Götter geschnitzte Pfähle waren. An der Spitze der Asen steht >Odin, weiter gehören zu ihnen >Thor, >Tyr, >Baldr, >Heimdall 35 und die Göttinnen >Frigg, >Nanna und >Sif. In der Gotengeschichte des Historiographen Jordanes erscheinen die Asen (gotisch ansis) als vergöttlichte Ahnen. Die Grenzziehung zu dem anderen germanischen Göttergeschlecht (>Vanen) ist nicht einheitlich. 40 Balder - (altisländisch Baldr, neuisländisch Baldur). Nordgermanischer Gott; nach der Edda ist er schön, tapfer und milde und von glänzendem Aussehen. Er ist Sohn >Odins und der >Frigg und der gute Gegenspieler des bösen >Loki, der den blinden >Hödur einen Mistel45 zweig auf Balder schießen läßt und ihn so tötet. Die Deutungen der Funktionen Balders - im Anschluß an den etymologisch umstrittenen Namen - reichen von einem Gott des Lichtes bis zu einer Art sterbender und auferstehender Vegetationsgott. Auch wollte man in ihm 50 eine Hypostase des Kriegsgottes Odin erkennen, indem man das Theonym von baldr ("mutig, wehrhaft") ableitete. Bercht - auch Perchta, Frau Berta oder Eisenberta genannt, in vorchristliche Zeit zurückreichende Gestalt 55 der Mittwinterzeit, die mit der Christlanisierung als eine Art Personifikation der Nacht vor Dreikönig (6. Januar), althochdeutsch perahtun naht, weitergeführt wurde. Sie kann als Gabenbringerin (Butzenbercht), als nachts die Häuser besuchende "Spinnstubenfrau", aber auch als 60 Bauchaufschlitzerin (Kinderschreck) auftreten. An die einst kultische Verehrung erinnert noch der in einigen Alpengegenden übliche Brauch, ihr am Perchtentag (Dreikönig) Speisen auf das Dach zu stellen. Bestla - nach der Edda die Tochter des Riesen Bolthorn 65 und Mutter des Gottes >Odin. Der Name Bestla wird gedeutet entweder als "Bastspenderin" (und damit im Zusammenhang als Eibengöttin) oder als "Baumrinde"; damit wäre Odin der aus einem Baum Geborene. Bor(r) - im germanischen Mythos der Sohn von >Bur 70 und Vater der Götter >Odin, >Vili und Ve. Im Kult spielte er gar keine Rolle. Bragi - (altisländisch bragr "der Vornehmste"), nordgermanischer Gott der Dichtkunst, aber erst in späten Texten erwähnt, so daß schon vermutet wurde, es handle 75 sich um einen historisch bezeugten Skalden gleichen Namens, der in den Mythos übernommen wurde. Kultische Verehrung genoß er nicht; als seine Gemahlin erscheint >Idun. Bur(i) - mythisches Urwesen der Germanen, der erste 80 Mensch und zugleich der Stammvater der Götter. Er kam aus dem salzigen Eisblock hervor, als die Urkuh Audhumla daran leckte. Sein Sohn ist >Bor. Disen - (altnordisch disir, althochdeutsch idisi), Kollektivbezeichnung für germanische Fruchtbarkeits- und 85 Schicksalsmächte in weiblicher Gestalt. An Vegetationsgottheiten erinnert das im Herbst vollzogene Disenopfer (disablot). Weiter galten die Göttinnen als Geburtshelfer, in dieser Funktion trägt >Freyja den Namen "dis der Vanen" (Vanadis). Bei den Westgermanen übernahmen 90 die Idisen die Rolle von Schicksalsfrauen und Kampfgottheiten (so auch im 1. Merseburger Zauberspruch). In der Edda werden >Walküren und >Nornen auch als Disen bezeichnet. Elben - (auch Alben, altsächsisch alf, germanische 95 Naturgeister. Die Snorra-Edda unterscheidet zwischen Lichtelben und Dunkelelben. Im Unterschied zu den Zwergen haben sie kultische Verehrung genossen. Man dachte sie sich in der Rolle von Fruchtbarkeitsmächten und Schutzgeistern, manchmal erinnern sie auch an 100 Totenseelen. In das Dämonische überwechselnd, bringen sie Unheil und Krankheit (>Alp). Mit dem erst im 18. Jahrhundert aufkommenden Wort >Elfen ist eine Bedeutungserweiterung verbunden. Elfen - (von >Elben), aus dem Englischen in die deut105 sche Literatur übernommene Bezeichnung anmutiger weiblicher Geister. Sie lieben Musik und Tanz und sind den Menschen meist wohlgesonnen. Ihr Herrscher ist in Anlehnung an den Zwergenkönig Alberich - der Elfenkönig, dänisch elverkonge, was von Herder und 110 Goethe als "Erlkönig" übernommen wurde. Fafnir - (Umfasser"), in der germanischen Mythologie dämonisches Wesen, das seinen Vater erschlug und als Drache einen großen Goldschatz (Nibelungenhort) bewachte, bis es von Sigurd (Siegfried) getötet wurde. >Gefjon. Freyr - (altnordisch "Herr"), nordgermanischer Gott des 170 Wachstums, der Ernte und des friedlichen Gedeihens, 115 Fee - Bezeichnung niederer Naturgottheiten, teils auch den >Vanen zugehörig, Sohn >Njörds und Bruder der dämonischen Charakters, die in Quellen, Wäldern und >Freyja. In einem Tempel zu Alt-Uppsala war der Gott Grotten hausen. Den Menschen sind sie im allgemeinen unter seinem Aspekt der Fruchtbarkeit phallisch darfreundlich gesonnen, doch können sie Undankbare auch gestellt. Das schwedische Königsgeschlecht der bestrafen. Feenhafte Wesen sind bei den Germanen die 175 Ynglinge erblickte in ihm seinen Ahnherrn. Der Mythos 120 >Elfen, bei den Balten die Laume. Das Wort Fee kommt kennt ihn als Besitzer des Wunderschiffes Skidbladnir vom lateinischen fatua "Weissagerin" und fatum und des goldborstigen Ebers Gullinborsti. Das hohe "Schicksal". In Verbindung mit den griechischen Moiren Ansehen Freyrs zeigen die ihm zugelegten Beinamen und den römischen Parzen entstand die Vorstellung von "Schirmherr der Götter" und "Weltgott". drei Feen als Schicksalsgöttinnen. 180 Frigg - (südgermanisch Frija, langobardisch Frea), 125 Fenrir - (Fenrisulfr "der Wolf Fenrir"), wolfsgestaltiger germanische Göttin, die einerseits von starker Dämon der nordischen Mythologie, Sohn von >Loki Sinnlichkeit ist (ihr wird der Vorwurf des Ehebruchs und der Riesin Angrboda; seine Geschwister sind die gemacht), bei der andererseits aber doch das mütterliche >Midgardschlange und die Unterweltsherrscherin >Hel. Prinzip überwiegt. Ihr Name wird als "Geliebte" wie Als sich die >Asen vor Fenrir zu fürchten begannen, 185 auch als "Gattin" übersetzt. Sie ist Beschützerin des 130 fesselten sie ihn mit der unzerreißbaren Schnur Lebens und hat an ihres Gatten >Odin Weisheit teil. Von Gleipnir; dabei verlor der Gott >Tyr seine Hand, die er einem ihr zugedachten Kult ist nichts bekannt. Der zur Täuschung des Untiers in dessen Rachen gelegt lateinische Wochentagsname dies Veneris ("Tag der hatte. Beim Weltuntergang reißt sich der Wolf los und Venus") wurde von den Germanen als Tag der Frija tötet >Odin. 190 (Freitag) übernommen. Bei dem Geschichtsschreiber Paulus Diaconus erscheint die Göttin als Schutzherrin 135 Fjörgyn - nordgermanische Göttin. In der Völuspa der Langobarden. erscheint sie als Mutter >Thors; von einem Kult ist nichts bekannt. Nach der etymologischen Deutung des Fulla - ("die Fülle"), germanische Göttin, Dienerin der Namens könnte sie eine Berg- oder Waldgottheit >Frigg, im zweiten Merseburger Zauberspruch deren gewesen sein, wahrscheinlich hatte sie die Funktion 195 Schwester. 140 einer Fruchtbarkeitsgöttin. Fylgien - (Fylglr, Fylgjur, altnordisch "Begleiterinnen"), Fjörgynn - In der Snorra-Edda erwähnter männlicher bei den Germanen an einzelne Personen gebundene Gott, Vater der >Frigg. Obwohl man sonst nichts von Schutzgeister, die sich in Tier- oder Frauengestalt zeigen ihm weiß, wollte man in ihm einen vielleicht in können. Kultische Verehrung wurde ihnen nicht zuteil. vorgermanische Zeit zurückreichenden Gewittergott 145 erkennen. 200 Garm - (altisländisch Garmr), mythischer Hund, der beim Ausbruch des Weltuntergangs vor einer Höhle Fornjotr - Urriese der germanischen Mythologie, bellt und in der Letzten Schlacht mit dem Gott >Tyr Ahnherr der Reifriesen, nach einer Überlieferung Vater kämpft. der Riesen Hler, Logi und Kari, die über Meer, Feuer und Wind gebieten. Garmangabi(s) - segenspendende Göttin bei den germ205 anischen Neckar-Sueben. Der Namensteil gabi dürfte 150 Forseti - germanischer Gott; seine Namensdeutung ist mit "geben, Gabe" zusammenhängen und findet sich umstritten, man dachte schon an "Vorsitzer". Nach der auch im Rheinland bei einer Gruppe matronenhafter Snorra-Edda ist er ein Sohn >Balders, wohnt in dem Gottheiten, Alagabiae ("die reichlich Gebenden") glänzenden Saal Glitnir und spricht Menschen und genannt. Vgl. auch >Gefjon. Götter Recht. Wahrscheinlich entspricht der nordische 210 Gefjon - germanische Göttin aus dem Geschlecht der 155 Forseti dem friesischen Gott Fosite. >Asen. Ihr Name dürfte die Bedeutung von "geben" haben, sie selbst damit als Glück und Segen spendende Freyja - (altnordisch "Herrin, Frau"), nordgermanische Gottheit charakterisiert sein. In Dänemark erscheint sie Göttin der Liebe und Fruchtbarkeit; zu ihren Funktionen als Pflügerin. Bei den Südgermanen dürfte ihr gehört auch die der Geburtshilfe. Ihre Attribute sind die 215 >Garmangabis entsprechen. Hinter beiden hat man Halskette Brisingamen (brisa "glänzen" - Edelstein, schon die Fruchtbarkeitsgöttin >Freyja vermutet, die ja 160 vielleicht solare Bedeutung), ein Falkengewand und ein selbst den Beinamen Gefjon trägt. von Katzen gezogener Wagen; als Reittier benützt sie den goldborstigen Eber Hildeswin. Als Tochter des Gullveig - zu dem nordischen Göttergeschlecht der >Njörd gehört sie dem Geschlecht der >Vanen an, >Vanen gehörende Zauberfrau; eigentlich mehr kommt aber später zu den >Asen und wird Gattin von 220 dämonischen Charakters. Durch Gullveig kam die Gier 165 Od (Nebenform von >Odin); als sie ihn verliert, weint nach Gold in die Welt, ein Verlangen, dem auch die sie ihm goldene Tränen nach. Zeitweise ist die Gestalt >Asen erlagen. Letztere haben Gullveig dreimal ohne der Freyja in die der >Frigg übergegangen. Vgl. auch Erfolg verbrannt. Heimdall - (altisländisch Heimdallr), germanischer Gott 225 in der Funktion eines Hirnmelswächters; seine Wohnung heißt Himinbjörg ("Himmelsberg"). Er ist der Sohn von neun Riesenmädchen (als Töchter >Aegirs gedeutet). Die etymologische Erklärung des Namens ist unsicher, früher dachte man an eine Bedeutung "der Helleuch230 tende" und damit an eine Licht- bzw. Sonnengottheit. Man verglich des Gottes Namen auch mit einem poetischen Wort für "Widder" (heimdali) und folgerte einen Widdergott als Mittelpunkt primitiver agrarischer Kulte. Nach einer Stelle der Völuspa wollte man in ihm 235 den Stammvater der Menschen erblicken. Als "Wächter der Götter" steht Heimdall an der Brücke Bifröst (die Milchstraße?) und kündigt durch Blasen auf dem Gjallarhorn den Beginn der Ragnarök an. Die Verbindung des Horns mit dem Weltbaum führte auch zu einer 240 Deutung Heimdalls als Personifikation der axis mundi. Hel - (altnordisch "Hölle"), Name des Totenreiches und seiner Herrscherin in der germanischen Mythologie. Hel ist die Tochter >Lokis und der Riesin Angrboda, als Schwester von >Fenrir und der >Midgardschlange hat 245 sie dämonischen Charakter. Hel hat Anspruch darauf, über alle auf dem Lande nichtkriegerisch Gestorbenen zu herrschen. Auch Götter müssen den "Helweg" reiten, so >Balder nach seinem frühen Tod. 250 255 260 265 270 275 280 Hymir - nordischer Riese, der am Rand des Himmels wohnt und einen großen Metkessel besitzt. Seine Hausgenossin ist die Mutter des Gottes >Tyr, der 285 zusammen mit >Thor den Metkessel ausborgen will. Idun - (altisländisch Idunn, zu id "die Erneuernde, Verjüngende"), germanische Göttin im Besitz der Lebensfrucht und der immerwährenden Jugend. Als der Riese Thiassi die Göttin entführte, begannen die >Asen zu 290 altem, weil ihnen die goldenen Äpfel fehlten. Die Götter beauftragten >Loki, die Entführte wieder heimzuholen; mit ihr kehrte auch die Jugend zu den Göttern zurück. Ing - göttlicher Urahn der germanischen Ingwäonen (an der Nordseeküste wohnend). Die Deutung des Namens 295 ist nicht gesichert; man dachte an "Lanze", "Eibe" oder auch "Mann". Nach dem angelsächsischen Runenlied erscheint der Gott Ing mit den Ostdänen verbunden, er entspricht dem Yngoi der skandinavischen Tradition. Aus der schwedischen Heimat dürften die Wandalen den 300 Kult des Gottes Ing mitgebracht haben. Irmin - alter germanischer Gott, wahrscheinlich mit dem Kriegsgott Tiwaz Tyr) gleichzusetzen. Der Name Irmin dürfte ursprünglich die Bedeutung "göttlich, heilig" gehabt haben, wurde dann aber als "groß, 305 gewaltig" verstanden. Wahrscheinlich geht der Name Hlodyn - (Hlödin), altisländische Erd- und Fruchtder Irminsäule (im alten Sachsen) auf den Gott zurück. barkeitsgöttin, nach alter Überlieferung erscheint sie Vielleicht ist auch im an sich schon christlich gefärbten wie sonst >Fjörgyn - als Mutter von >Thor. Ein Hildebrandlied im Irmingot ("großer Gott") ein etymologischer und bedeutungsmäßiger Zusammenhang Nachklang der germanischen Gottesvorstellung zu mit der westgermanischen Göttin Hludana ist 310 finden. wahrscheinlich; bei letzterer dachte man auch schon an eine Ausgangsform für die Gestalt der Frau >Holle. Iwaldi - in der germ. Mythologie ein schmiedekundiger Zwerg, Vater der Göttin >Idun. Er und seine Söhne Hludana >Hlodyn fertigten >Freyrs Schiff Skidbladnir und >Odins Speer Gungnir. Höd(u)r - nordgermanischer Gott, Sohn >Odins. Obwohl sein Name "Streit, Kampf' bedeutet, läßt nichts auf 315 Jörd - (altisländisch "Erde"), nordgermanische Göttin, kriegerische Züge schließen. Im Mythos ist Hödr blind; nach der Snorra-Edda die Tochter und zugleich Gattin er beurteilt die Menschen nicht nach ihrer äußeren von >Odin; sie gilt wie >Fjörgyn als Mutter >Thors. Erscheinung, sondern nach ihrem inneren Wert. Auf Anstiften des heimtückischen >Loki tötet er unwissentJötun - (Jöten), germanische Bezeichnung für lich seinen Bruder >Balder. riesenhafte dämonische Wesen mit ungeheurer Kraft. Holle - ursprünglich wie die >Bercht Führerin einer 320 Nach der Völuspa sind sie "die früh Geborenen", die mehr oder weniger dämonischen Schar von Geistern beim Weltwerden schon vorhanden waren. Die als (Hollen oder Hulden genannt), im Volksglauben bald Urzeitwesen weisen, aber den Göttern feindlichen freundlichen, bald strafenden Jenseitswesen. Sie entläßt Riesen wohnen in Jötunheimr, im "Riesenland"; einer die Neugeborenen aus ihrem unterirdischen Reich, in der bekanntesten von ihnen ist >Mimir. Die dem sie auch die Seelen der Verstorbenen empfängt. 325 Unterscheidung von den >Thursen ist nicht immer klar. Wenn sie die Kissen schüttelt, schneit es. Bereits Bischof Burchard von Worms (um 1000) kennt Frau Kobold - neckischer, schadenfroher, aber auch Holle und gibt ihren Namen mit dem lateinischen Diana Wohlstand bringender Hausgeist des mitteleuropäischen wieder. Möglicherweise besteht eine Beziehung zur Volksglaubens. Der Name besteht aus einem Wort für altgermanischen Göttin Hludana ( >Hlodyn). "Gemach, Haus" (vgl. englisch cove) und old "walten"; 330 der Kobold ist also der im Hause Waltende. Kobolde Hönir - nordgermanischer Gott, der zusammen mit werden auch als Bergmännchen gedacht, die das Silber >Odin und >Lodur (vielleicht Loki?) bei der rauben und dafür das früher wertlos gehaltene Kobalt Anthropogonie beteiligt war; Odin gab den ersten geben. Der Übergang zu den Naturdämonen ist fließend. Menschen das Leben, Lodur die Sprache, das Gesicht und das Gehör, Hönir Verstand und Gefühl. Von Hönir Kvasir - in der nordischen Mythologie ein Wesen heißt es, daß er der schnellste Läufer und der beste Jäger 335 göttlicher Weisheit, Personifikation eines Gärtrankes. sei. Kvasir soll aus dem Speichel der >Asen und >Vanen entstanden sein, als diese einen Krieg beendeten. Das in einem heiligen See gewaschen. In Norwegen und nach seiner Ermordung mit Honig vermischte Blut Schweden ist Nerthus in die Gestalt des männlichen wurde zum Met der Skalden; jeder, der davon trinkt, soll 395 >Njörd übergegangen, beide dürften auf eine 340 zum Dichter werden. ursprünglich androgyne Fruchtbarkeitsgottheit zurückzuführen sein. Lodur(r) - im germanischen Schöpfungsmythos erwähnter Gott, der Zusammen mit Hönir und >Odin an Nixe - (althochdeutsch nihhus "Krokodil", verwandt mit der Erschaffung der Menschen beteiligt war. altindisch nijanas "sich waschend"). Der männliche Nix Etymologisch versuchte man den Namen als der 400 (Nicker) war ursprünglich ein Wasserungeheuer 345 "Lodernde" zu erklären und stellte ihn mit >Loki tierischer Art und galt als bösartig; in Schweden ist er ("Lohe") zusammen. unter dem Namen Näck bekannt. Die weibliche Nixe ist ein Wassergeist mit menschlichem Oberkörper und dem Loki - tricksterähnliche Gestalt unter den germanischen Schwanzteil eines Fisches. Nixenähnliche Wesen gibt es Göttern, Vater mehrerer gottfeindlicher Mächte: Wolf 405 bei zahlreichen Völkern, vgl. bei den Slawen Rusalka, >Fenrir, >Hel und >Midgardschlange. Als Stute soll bei den Japanern Ningyo. 350 Loki den Hengst Sleipnir geboren haben. Auch sonst kann sich Loki in die verschiedensten Gestalten Njörd - germanischer Gott, von den >Vanen abverwandeln. Der Name des Gottes wird stammend, aber bis zum Weltende bei den >Asen volksetymologisch mit logi ("Lohe") in Verbindung lebend. Er gebietet über Wind, Meer und Feuer; er ist gebracht. Wo Loki zusammen mit >Odin auftritt, 410 unermeßlich reich, spendet den Bauern Ernteglück und 355 fungiert er als der listenreiche Helfer der Götter, sonst verhilft den Fischern zu einem guten Fischfang, hat also ist er ihr Gegner, verursacht den Tod >Balders und führt die Funktion eines Fruchtbarkeitsgottes. Besondere Verdie Ragnarök (Weltuntergang) herbei. Lokis Gemahlin ehrung genoß Njörd in Westnorwegen als Meergott. ist >Sigyn. Seine Kinder sind >Freyr und >Freyja. Das weibliche 415 Pendant zu Njörd - und mit seinem Namen lautgleich Mani - nach nordgermanischer Überlieferung der ist >Nerthus. 360 Mond(gott), Sohn von Mundilferi (in dem vielleicht der alte Mond zu erkennen ist) und Bruder der Sonne Nornen - (altnordisch norn"die Raunende"), germani(>Sol). Mani lenkt das Mondgefährt am Himmel. Beim sche Schicksalsfrauen, die das Geschick des Menschen Weltuntergang wird der Mond von einem Wolf bereits bei seiner Geburt bestimmen, daneben haben sie verschlungen. 420 wie die >Disen geburtshelfende Funktion. Ursprünglich scheint es eine Vielzahl von Nornen gegeben zu haben, 365 Midgardschlange - dämonisches Wesen von riesenbis schließlich (unter dem Einfluß der Parzen?) sich die hafter Größe in der germanischen Mythologie, von Dreizahl durchsetzte. In der Völuspa sind ihre Namen >Loki abstammend. Sie liegt im Weltmeer rings um die Urd, Verdandi und Skuld; man deutete sie als die drei als Scheibe gedachte Erde. Ihr Hauptgegner ist >Thor, 425 Zeitstufen: das Gewordene, das Seiende und das Werder vergeblich versucht, sie aus dem Ozean zu angeln. dende. Der von den Nornen gesponnene Schicksals370 Beim Weltuntergang töten Thor und die Midgardfaden wird nur vereinzelt erwähnt. Ihrem Wesen nach schlange sich gegenseitig. sind die Nornen mit den >Walküren eng verwandt. Nanna - Gattin des germanischen Gottes >Balder, Mutter des >Forseti. Nach Balders Tod stirbt sie vor Kummer. Der Name dient im Altnordischen zur 375 poetischen Bezeichnung einer iungen Frau. Nehalennia - germanische Göttin, deren Zeugnisse im niederländischen Raum gefunden wurden. Die Deutung ihres Namens ist ungesichert, man dachte schon an Hinweise auf eine Fruchtbarkeits-, aber auch an eine 380 Totengöttin. Auf ihr geweihten Altären wird sie mit Früchten (oder Fruchtkorb) und einem Hund dargestellt, manchmal auch mit dem Vorderteil eines Schiffes, weshalb man sie auch als Schirmherrin der Schiffahrt zu interpretieren versuchte. Nott - (altisländisch "Nacht"), in der nordischen 430 Mythologie die Tochter eines Riesen; sie fährt mit einem Wagen über den Himmel, der vorangehende Hengst Reifmähne betaut die Erde. Ihr Sohn ist Dag ("Tag"). Odin - (niederdeutsch Wodan, oberdeutsch Wuotan), 435 germanischer Gott, nach dem Zeugnis der Edda der oberste der >Asen, Gemahl der >Frigg. Er ist Gott des Krieges, Schirmherr der Helden und "Vater der Toten" (Walvater); seine Dienerinnen sind die >Walküren. Wolf und Rabe sind die dem Gott geweihten Tiere; zwei 440 Raben, Hugin und Munin, raunen ihm ins Ohr, was sie auf ihrem Flug durch die Welt gesehen haben. Der Name Odin/Wodan hängt mit dem Wort "Wut" 385 Nerthus - von dem römischen Geschichtsschreiber ("Erregung") zusammen. Wodan ist der Gott der Tacitus überlieferte germanische Göttin, Mater Terra Ekstase, des Zaubers (Runenmagie) und der Dichtkunst; ("Mutter Erde") genannt. Archäologische Funde und 445 um Weisheit zu erlangen, opfert er ein Auge. In Sage Ortsnamen sprechen für eine Lokalisierung des Nerthusund Volksglauben tritt er als einäugiger Krieger mit dem Kultes in Dänemark. In einem mit einem Tuch Speer oder als Wanderer mit Schlapphut und blauem 390 bedeckten, von Kühen gezogenen Wagen fährt die Mantel auf. Schließlich ist der Gott auch Führer der im Göttin durch das Land; in ihr Heiligtum zurückgekehrt, Wilden Heer dahinziehenden Seelen. Sein häufiger werden Wagen und Tuch, ja das Bild der Göttin selbst, 450 Gestaltwandel (u.a. in Adler und Schlange) und seine Vorliebe für Verkleidungen führten zu dem Beinamen Grimnir ("der Maskierte"). Andere kennzeichnende Beinamen sind Hangagud ("Gott der Gehängten") und Bölverkr ("Unheilstifter"). In Nordeuropa und England 455 ist der Mittwoch nach ihm benannt (englisch wednesday). Im Mythos wird Odin beim Weltuntergang von >Fenrir verschlungen; frühmittelalterliche Brakteaten (einseitig geprägte, dünne Silbermünzen) zeigen den von zwei Vögeln (auf nebenstehendem Bild 460 auch von einem Hirsch) begleiteten Gott von einem Ungeheuer bedroht. Ostara - germanische Göttin, nach der das Osterfest benannt wurde; sie ist identisch mit der von dem englischen Kirchenschriftsteller Beda überlieferten 465 angelsächsischen Göttin Eostra. Name und Funktion der Göttin sind verwandt mit der griechischen Eos und der römischen Aurora; es ist die Personifikation der aufsteigenden Sonne, von den Germanen nicht auf die Tageszeit (Morgenröte), sondern auf die Jahreszeit 470 (Frühling) übertragen. Puck - in Norddeutschland und Skandinavien koboldartiges Wesen (norwegisch Pukje), im englischen Volksglauben ein böser Geist. Das Wort wurde von den Balten übernommen: >Pukis. 475 Pukis - Drachengestalt des lettischen Volksglaubens; der Name dürfte deutschen Ursprungs sein (>Puck). Gewöhnlich ist Pukis nicht bösartig, ja er hilft beim Anhäufen von Reichtum. In Litauen findet sich Pukys als koboldartiger Hausgeist und schatzbringender 480 Drache. 485 490 495 500 505 der treuen Gattin in einer Schüssel aufgefangen. Skadi - im germanischen Mythos Tochter des Riesen >Thiassi und Gattin des Gottes >Njörd, mit dem es aber zum Zwist wegen des Wohnsitzes kommt; Njörd liebt 510 die See, Skadi die Berge. Nach der Ynglingasaga ging Skadi später eine neue Ehe mit >Odin ein. Der Zusammenhang der Namen Skadi und Scandinavia ist hypothetisch. Skuld >Nornen 515 Sol - (altisländisch "Sonne"), Tochter des Mundilferi, Schwester des >Mani. Ihr Gefährt wird von zwei Pferden namens Arvakr ("der Frühwache") und Alsvidr ("der Allgeschwinde") über den Himmel gezogen. Die Personifizierung der Sonne findet sich unter dem 520 Namen Sunna auch im 2. Merseburger Zauberspruch. Sunna >Sol Surt(r) - in der germanischen Mythologie Gegner der Götter z. Z. des Weltuntergangs. Er ist Herrscher über Muspelheim und besitzt ein lohendes Schwert, mit dem 525 er die Welt am Ende der Zeiten in Brand setzen wird. Im letzten Kampf erschlägt er >Freyr. Thiassi - (Thjazi), Riese der nordischen Mythologie, Vater der >Skadi. Er wird von >Thor getötet, seine Augen werden als Sterne an den Himmel geworfen. 530 Thor - (altsächsisch Thunar; Donar, etymologisch mit"Donner" zusammenhängend), germanischer Gewitter- und Fruchtbarkeitsgott aus dem Geschlecht Ran - Seeweib der nordischen Mythologie, Tochter des der >Asen, Sohn >Odins und der göttlich >Aegir. Sie besitzt ein Netz, mit dem sie alle personifizierten Erde (>Jörd). Er fährt in einem von Ertrunkenen auffischt. Später ist sie in die Stellung einer 535 zwei Böcken gezogenen Wagen und besitzt den Totengöttin hineingewachsen, die über ein eigenes Wurfhammer Mjölnir. Die Edda bezeichnet ihn als den Totenreich herrscht. stärksten aller Götter, der diese wie auch die Menschen vor den Riesen verteidigt. Zur Zeit der Ragnarök tötet er Rind - (Rinda, altisländisch Rindr), nordgermanische die Midgardschlange, geht aber nach siegreichem Göttin. Ihr Name ist nicht sicher gedeutet, könnte aber 540 Kampf selbst zugrunde. Von dem Gott erhoffte man sich an das Wort rind für "Efeu" anknüpfen und die Göttin in Segen bei der Eheschließung und Schutz des Viehs und Verbindung mit der Wachstumskraft erscheinen lassen. der Saaten. Der ihm geweihte Baum war die Eiche Auch als Erdgöttin hat man sie schon gedeutet. In einer (Donareiche zu Geismar, von Bonifatius gefällt). In der Verbindung mit >Odin gebar sie >Vali. interpretatio romana entspricht ihm Hercules oder 545 Jupiter; unter den Wochentagen ist ihm der Donnerstag Saxnot - ("Schwertgenosse", zu althochdeutsch sahs zugeordnet. "Messer, Schwert"), ursprünglich der Stammesgott der Sachsen; in einer alten niederdeutschen Handschrift Thursen - bei den Germanen riesenhafte dämonische wird er neben >Donar und Wodan (>Odin) genannt. Er Wesen, zottig und mit großen Ohren. Sie können ist wahrscheinlich eine lokale Form des >Tyr. Krankheiten verursachen und dem Menschen den 550 Verstand verwirren. Im Mythos reichen die Thursen bis Sif - Gemahlin des germanischen Gottes >Thor; das ihr in die Zeit des Weltanfangs zurück; der Weltriese >Ymir zugehörige goldene Haar wurde schon (rein spekulativ) ist der Stammvater aller Hrimthursen, d.h. aller Frostals poetisches Bild für das wogende Getreidefeld und Reifriesen. gedeutet. Die Funktion einer Vegetationsgottheit ist jedoch wahrscheinlich. Troll - (altnordisch "Unhold"), männlicher oder weib555 licher Dämon im skandinavischen Volksglauben, sie Sigyn - Gemahlin des germanischen Gottes >Loki. können Riesen-, aber auch Zwergenwuchs aufweisen. Dieser wird wegen seiner Schuld an >Balders Tod Ihre zauberische Kraft haben sie nur nachts, deshalb bestraft, indem eine Giftschlange über sein Haupt fürchten sie den Tag. gehängt wird; das herabträufelnde Gift wird aber von Tyr - ursprünglich in der Lautform Tiwaz, angel560 sächsisch Tiw, althochdeutsch Ziu; etymologisch verwandt mit dem griechischen Zeus. Bei den alten Germanen zunächst Himmelsgott, dann von >Odin verdrängt. Schon die Römer erblickten in ihm einen Kriegsgott; der dem Mars geweihte Tag fällt nun Ziu zu 565 (Dienstag, alemannisch Zischdi). Tyr/Ziu war nicht nur Gott des Krieges, sondern auch des Rechts; sein Speer war sowohl Waffe als auch Zeichen der richterlichen Gewalt. In den Ragnarök fällt der Gott im Kampf gegen >Garm. 570 Ull(r) - nordgermanischer Gott; sein Name dürfte mit gotisch wulthus ("Herrlichkeit") verwandt sein. Er steht in enger Beziehung zur Rechtsordnung (auf seinen Ring wurden Eide geschworen) und wird im Zweikampf als Beschützer angerufen. Er gilt als guter Bogenschütze 575 und Skiläufer. Einerseits hat er die Züge eines Wintergottes, andererseits steht er mit den Mächten der Fruchtbarkeit in Verbindung; von ihm abgeleitete Ortsnamen sind auffallend häufig mit "Acker" und "Weide" verbunden. Im Mythos ist Ull Sohn der >Sif 580 und Stiefsohn >Thors. Utgard-Loki - in der nordischen Mythologie dämonischer Riese, dem selbst die Götter >Loki und >Thor im Wettkampf unterliegen. Letzterer versucht vergeblich, des Riesen Amme (Personifikation des 585 Alters) im Ringkampf zu besiegen und seine Katze (die >Midgardschlange) vom Boden zu heben. Vidar - nordgermanischer Gott, Sohn >Odins und der Riesin Gridr. Er ist der Rachegott, der Vergeltung übt für den Tod Odins beim Weltuntergang, indem er den 590 >Fenriswolf besiegt. Zusammen mit seinem Halbbruder >Vali wird Vidar nach den Ragnarök in der erneuerten Welt herrschen. Vali - germanischer Gott, Sohn >Odins und der >Rind. Er war erst eine Nacht alt, als er den Tod >Balders 595 rächte und dessen Mörder >Hödur tötete. Die Altersangabe von einer Nacht bezieht sich wohl nicht auf die Geburt, sondern auf die Initiation. Vanen - (auch Wanen), Gruppe nordgermanischer Götter; zu ihnen gehören >Freyr, >Freya und >Njörd, 600 alle drei Fruchtbarkeitsgottheiten. Der Streit und die Aussöhnung der Vanen mit den >Asen dürften den Gegensatz zwischen Bauerntum und Kriegertum widerspiegeln. Die Vanen kannten die Geschwisterehe und waren Meister des Zaubers (seidr). 605 Ve >Vili Vili und Ve - (auch Wili und We), in der nordischen Mythologie Söhne des Bor und Brüder >Odins. Die drei Brüder erschaffen aus den Körperteilen des von ihnen erschlagenen Urriesen >Ymir die Erde und aus seinem 610 Blut das Meer. Die etymologische Deutung "Wille" für Vili und "Heiligkeit" (gotisch weihs) für Ve ist nicht gesichert. Vör - (oder Wara), germanische Göttin; in späterer Zeit (bei dem isländischen Dichter Snorri) als Göttin der 615 Verträge und ihr Name als "die Vorsichtige" gedeutet. Ihr sind die Eide heilig, weiter ist sie Hüterin der Ehe. Walküren - (Valkyrien, von altnordisch valkyria, "Totenwählerin"), überirdische weibliche Wesen, die im Auftrag des germanischen Gottes >Odin in den 620 Schlachtenkampf eingreifen und die zum Tode bestimmten Helden (Einherjer) nach Walhall, der "Totenhalle", bringen. An einzelnen Namen der Walküren erkennt man die ursprüngliche Funktion von Naturdämonen, z.B. Wolkenthrut ("Wolkenkraft") oder 625 Mist ("Nebel"). Erst in der Heldendichtung entsteht das vermenschlichte Bild von der Schildmaid. Wara >Vör Ymir - Urriese der germanischen Mythologie; er ist aus giftigem Eis- und Reifwasser entstanden. Ernährt hat er 630 sich von der Milch der Urkuh Audhumla. Ymir wurde von den Göttern >Odin, >Vili und Ve erschlagen; sein Körper diente als Urstoff bei der Weltschöpfung.