Geschichte der Sucht
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Geschichte der Sucht
06.10.2014 Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Bethel XXIV. Niedersächsische Suchtkonferenz Haus der Region Hannover 29. September 2014 Im Dickicht der Hilfesysteme ? Versorgungsansätze und innovative Lösungsansätze zwischen Suchthilfe und Psychiatrie Zum Spannungsverhältnis zwischen traditioneller Suchthilfe und psychiatrischer Suchtkrankenversorgung Wie zusammenwachsen kann, was zusammen gehört Dr. Martin Reker (Bielefeld-Bethel) Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Bethel XXIV. Niedersächsische Suchtkonferenz Haus der Region Hannover 29. September 2014 Im Dickicht der Hilfesysteme ? Versorgungsansätze und innovative Lösungsansätze zwischen Suchthilfe und Psychiatrie Gehören die Psychiatrischen Versorgungskliniken zur Suchthilfe ? 1 06.10.2014 Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Bethel Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Bethel Abteilung Abhängigkeitserkrankungen 3 Stationen mit 68 vollstationären Betten für suchtkranke Patienten mit ca. 2500 Behandlungsepisoden/Jahr bei psychiatrischer Pflichtversorgung für 320.000 Bielefelder mit 7-Tage-Rundum-die-Uhr Angebotsstruktur 1 Tagesklinik mit 16 Plätzen und ca. 300 Behandlungen/Jahr Sucht- bzw. Drogenambulanz mit ca. 650 Patienten/Quartal ca. 40 Pflegekräfte, 6 SozialarbeiterInnen, 7 PsychologInnen und 12 ÄrztInnen … und alle beschäftigen sich mit Suchtkranken ! Geschichte der Sucht Fixpunkte deutscher Suchtgeschichte 1883ff. Gründung christlich geprägter Selbsthilfegruppen 1900 BGB ermöglich geschlossene Unterbringung von chronischen Trinkern in Trinkerheilanstalten 1968 Bundessozialgericht erkennt Sucht als Krankheit an 1971 Betäubungsmittelgesetz (BtMG) 1978 Empfehlungsvereinbarung zwischen Kassen und Rentenversicherung: Trennung in Entgiftung und Entwöhnung 1988 Bericht der Expertenkommission 1989 Landesmethadonprogramm NRW 1983 Einrichtung der ersten Drogenstation in NRW in Hagen-Hohenlimburg 1989 Göttinger Tagung der DGSP zur „Vergessenen Mehrheit“ 1995 Erster Lehrstuhl für Suchtmedizin in Mannheim 2014 Hannover: Psychiatrie in der Suchthilfe angekommen … ?! 2 06.10.2014 Zielhierarchie (nach: Schwoon, Krausz) Dauerhafte Abstinenz Verlängerung der alkoholfreien Perioden Reduzierung der Trinkmenge + der Trinkexzesse Sicherung des möglichst gesunden Überlebens Sicherung des Überlebens 3 06.10.2014 Stadien der Änderungsmotivation (vereinfacht nach Prochaska & DiClemente) „Haben Sie die Absicht, an dem Verhalten, über das wir gesprochen haben, etwas zu verändern?“ Aufrechterhaltung Absichtslosigkeit „Nein, habe ich nicht vor.“ „Bin schon seit mehr als einem halben Jahr dabei.“ Handlung „Bin schon seit einigen Wochen dabei.“ Absichtsbildung Vorbereitung „Nein, aber im Laufe des nächsten halben Jahres.“ „Nein, aber im Laufe des nächsten Monats.“ Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Bethel Leistungsbereiche/-angebote Beratung Behandlung Suchtberatung Sozialpsychiatrischer Dienst Arztpraxis, Institutsambulanz, Klinik Stationär, teilstationär, ambulant Landesmittel, Kommunale Mittel Soziale Teilhabe (Eingliederungshílfe, § 67 SGB XII) Betreutes Wohnen, psychossoziale Begleitung, Wohnheime etc. Steuerfinanziert, bedarfsdeckungs- bzw. Bedürftigkeitsprinzip individuell bedarfsdeckend Krankenkassenfinanziert Arbeitsförderung/ berufliche Rehabilitation Qualifizierung, Eingliederungszuschüsse Arbeitsgelegenheiten, etc. Medizinische Rehabilitation Fachklinik, ambulante Reha, (teilstationär) DRV, Krankenkasse beitragsfinanziert Prävention Primär, sekundär, tertiär, Betrieblich Krankenkassenfinanziert Steuerfinanziert beitragsfinanziert Präventionsfond (?) Pflege Forensische Klinik/JVA Häusliche Krankenpflege, Pflege nach SGB XI Maßregel-/Strafvollzug 4 06.10.2014 Basis-Kooperation in der Versorgungsregion modifiziert nach Hüllinghorst, DHS, 2006 Suchtspezifische Versorgung Ambulante, ganztägig ambulante und stationäre Rehabilitation Ambulante, tagesklinische und vollstationäre Suchtmedizin (Ambulante) Suchthilfe in der (Tabak, Alkohol, Drogen und Spielen) Psychiatrie Modell der Hilfeplanung für Menschen mit psychischer Beeinträchtigung/ seelischer Behinderung in der Region Bielefeld ab 1.1.2005 (Stand: 29.09.2004) In Arbeit Einstiegssituation Komplexer Hilfebedarf: Eingliederungshilfe, Behandlung, berufliche und medizinische Rehabilitation, Pflege Arbeitslos und erwerbsfähig Bei Unterstützungsbedarf (Erwerbsfähige, Nicht-Erwerbsfähige, EU Rentner) Antragsverfahren Fragebogen zum SGB II Klienten haben Kontakt zu: bearbeitende/ behandelnde Stellen IFD Servicestelle Kundenzentrum Agentur f. Arbeit (SGB III) ARGE Klinik Niedergel. Ärzte Soz. psychiatr. Dienst/ DLZ Einrichtungen/ Beratungsstellen/ Servicestellen Selbstmelder/ Umfeld geschulte Fallmanager Zielvereinbarung KostenZusage/ Bewilligung IFD Zuweisung/ Kostenzusage Bedarfs feststellung (incl. Casemanage ment) Reha-Träger incl. BA Integrationsamt Vermittlungsmanagement Einleitung der Hilfeplanung durch geschulte Hilfeplaner Fallmanagement Individuelle Hilfeplanung (Klient/ -in, Hilfeplaner/in)/ ggfs. Personen-bezogene Fallkonferenz Tiefenprofiling/ Eingliederungsplan Hilfeplankonferenz (bei Bedarf) Fallmanager bewilligt nach Zielvereinbarung Funktionale Hilfeplankonferenz Örtl. Sozialhilfe LWL Clearing für: stationäres Reha-Träger (med./ berufl. Reha) u. ambulantes Wohnen FA Arbeit LWL für: WfbM (§11 SGB XII) Umsetzung Maßnahmen Integrationsfachdienst Aktivierende Hilfen Behandlung Maßnahmen (auch als Persönliches Budget möglich) Finanzierung SGB IX SGB II Krankenkassen/ Pflegekassen SGB XII Weitere Versicherungsleistungen, Renten SGB V Behandlung/ med. Reha) SGB XI 5 06.10.2014 Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Bethel Unterschiedliche Traditionen: • Klassische Suchthilfe mit Wurzeln in der christlich geprägten Selbsthilfe und den paternalistisch geprägten Trinkerheilanstalten • Drogenhilfe mit traditionellen Wurzeln in der antiautoritären Jugendhilfe und der parteilichen Sozialarbeit • Suchtmedizin mit starker ständischer Prägung und Wurzeln in der naturwissenschaftlich geprägten objektivierenden Medizin Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Bethel Unterschiedliche Freiheitsräume durch die verschiedenen Kostenträger • Rentenversicherungsträger mit sehr weitreichenden Vorgaben bzgl. Zugang und Ausgestaltung der Hilfe • Krankenkassen mit relativ großen Freiheitsgraden für die aufnehmenden Krankenhäuser und Institutsambulanzen bzgl. Zugang und Ausgestaltung der Behandlung • Kommunale Finanzierung mit zunächst großen Freiheitsgraden bei zunehmend sinkenden Zuschüssen 6 06.10.2014 Suchthilfen i.w.S. in Bielefeld SBG V Krankenversicherung Niedergelassene ÄrztInnen Psych. Ambulanz Klinik f. Psychiatrie SGB IX Fachkliniken KaH/B-S-K AllgemeinKrkhs. Selbsthilfe Beratungsstellen Öffentliche Förderung, priv. Träger u.a. Wohnungslosenu. Straffälligen Hilfe SGB XII Hilfen nach § 67 Kontaktstellen SpD/ Krisendienst Arbeitsprojekte SGB XII Hilfen zur Arbeit Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Bethel Was ist notwendig ? • Aktualisierende Reflektion tradierter Wertvorstellungen an die Erfordernisse unserer Zeit • Einübung eines respektvollen und vertrauensvollen Umgangs zwischen der verschiedenen beteiligten Berufsgruppen • Erarbeitung einer gemeinsamen Sprache • Ausbildung von regionalen Netzwerkstrukturen, in denen jeder sich als Teil eines größeren Ganzen begreifen kann • Ausbildung von regionalen Verantwortungsgemeinschaften, die die Versorgung aller Suchtkranken sicherstellen können 7 06.10.2014 Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Bethel Community Reinforcement Approach in Deutschland Ausbildungen zum CRA-Counseler: • • • • • • • • • • • • • Bielefeld/Gütersloh Tübingen Fachklinik Friedrichshof Caritasverband Darmstadt Bethel vorOrt Ruhrgebiet Fachklinik Im Hasel (CH) VIA/Träger gGmbH Berlin Helios Klinikum Schwerin NBQM Mönchengladbach LVR Klinik Viersen Fachklinik Langenberg LWL Klinik Lengerich Imtal Klinik in Rendsburg Welche Kriterien muss ein zukunftsweisendes Therapiekonzept für Suchtpatienten erfüllen ? • • • • • • • Personenzentriert Gemeindeorientiert Evidenzbasiert Interdisziplinär Sektorübergreifend vernetzt Effizient (ambulant vor stationär) Nachhaltig • … und für traditionelle Suchthilfe wie Psychiatrie nutzbar sein 8 06.10.2014 Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Bethel CRA – Zufriedenheitsskala 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 – 7 – 8 – 9 - 10 Körperliche Gesundheit Freizeit und meines Privatlebens Arbeit Schul- und Ausbildung Umgang mit Geld Umgang mit Alkohol und wie er mein Leben betrifft Umgang mit Drogen und wie sie mein Leben betreffen Abstinenz und Nüchternheit Seelische Gesundheit Körperliche Aktivität Beziehung zu meiner/m Partner/in Beziehung zu meinen Kindern Beziehung zu meinen Eltern Beziehung zu meinen engen Freunden/innen Juristische Angelegenheiten Kommunikation mit Anderen Spirituelles und religiöses Leben Meine Zufriedenheit mit meinem Leben insgesamt 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 – 7 – 8 – 9 - 10 Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Bethel CRA – Ziele der Beratung - Kurz, positiv, präzise > nachprüfbar Im Bereich meiner körperlichen Gesundheit würde ich gerne ... Im Bereich meiner Freizeit und meines Privatlebens würde ich gerne ... Im Bereich meiner Arbeit würde ich gerne ... Im Bereich meiner Schul- und Ausbildung würde ich gerne ... Im Bereich meines Umgangs mit Geld würde ich gerne ... Im Bereich meiner Wohnsituation würde ich gerne ... Im Bereich Partnerschaft würde ich gerne ... Im Bereich meines Umgangs mit Rauschmitteln würde ich gerne ... 9 06.10.2014 Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Bethel Wohnen Arbeit Führerschein Partnerschaft Haftverschonung Gesund heit Sorgerecht Dezentrales Wohnen Bethel regional Projekt Faire Fr.Fuhrmann, Schwerin, Diakonie T. O`Farrell, B. MacCrady CRA-FT Netzwerk Straffälligenhilfe B´feld Hepatitis Netzwerk Hamm Kids & Co. Bielefeld CoopPartner Bethel regional ARGE Bielefeld TÜV Hessen, PSBB Caritas Guttempler SHG s.o. Qualitätszirkel Methadon Jugendamt Bielefeld, Ansprech -partner Sozialarbei terInnen Daniel Müller Regina Behnert Katharina Spitzberg Bernhard Mayr Guido Faulhaber Jana Wand Status quo Regelversor gung als Modell implementiert Projektphase als Modell implementiert als Modell implement iert Impleme ntiert Im Drogenbereich implementiert Koop Treffen mit der ARGE Im Umbruch Paartherapie DBHWorkshop Kassel Treffen Modell Nächster Termin FH Koblenz Prof. Frietsch 10.10.2014 Georgsmarien -hütte Workshop Prof. Mc Crady Bethel März 2015 13.11.2014 Kinderklinik u.a. Qual.Zirkel Methadon 9. Dezember 2014 Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Bethel -. Vom Risiko, auf Suchkranke zu vertrauen: Community Reinfocement Approach als Hilfe zur Selbstverwirklichung 5. Kongress für gemeindeorientierte Suchttherapie vom 22. bis zum 24. April 2014 in Bielefeld-Bethel 10 06.10.2014 Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Bethel Weitere Informationen zum Thema CRA unter www.cra-bielefeld.de und www.Martin-Reker.de Kontaktaufnahme mit dem Referenten unter [email protected] Als Einführung wird empfohlen das von uns übersetzte CRA-Manual von R.J. Meyers und J.E. Smith aus dem Psychiatrie Verlag, in 4. überarbeiteter Auflage erhältlich 11