Bericht über ein 4-monatiges Praktikum an der University of Alberta
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Bericht über ein 4-monatiges Praktikum an der University of Alberta
Bericht über ein 4-monatiges Praktikum an der University of Alberta in Edmonton, Kanada Im Sommer 2013 habe ich als Teil meines Masters in Biologie (LMU) ein 4 monatiges Forschungspraktikum an der University of Alberta (UofA) in Edmonton, Kanada absolviert. Ich wurde auf das Internship Program der UofA (U ARE) über einen Aushang in der Biofakultät aufmerksam, sowie durch Emails unserer Studienkoordinatoren. Nach einer relativ unkomplizierten Bewerbung (Motivationsschreiben, Resume, zwei Beurteilungen, Notenspiegel) bekam ich schon nach wenigen Wochen eine Zusage, woraufhin der erste Kontakt mit meiner kanadischen Betreuerin zustande kam. Als größere Schwierigkeit stellte sich der Antrag auf eine Arbeitserlaubnis dar, den wir Praktikanten selbst bei der kanadischen Botschaft stellen mussten. Wir bekamen von der UofA gesagt, dass wir eine Arbeitserlaubnis beantragen müssen und uns wurden zwei Dokumente zugeschickt, welche wir zur Antragsstellung brauchten. Beantragt man sie bei der Botschaft direkt, ist es wahrscheinlich, dass der Antrag zwei Monate Bearbeitungszeit braucht, man sollte sich also früh darum kümmern. Einfacher war in unserem Fall, eine Arbeitserlaubnis über das IEC (International Experience Canada) Program zu beantragen. Diese vergeben jährlich eine bestimmte Anzahl an Visa in verschiedenen Programmen – Work and Travel sowie auch ein Internship Coop Program (zu letzterem braucht man schon einen festen Arbeitsplatz, aber es ist das Visum, welches man wohl am schnellsten bekommt). Was man auf alle Fälle nicht versuchen sollte ist, was laut den Emails der U ARE Programkoordinatoren funktioniert, alle Unterlagen mitzunehmen und eine Arbeitserlaubnis am sogenannten POE (Point of Entry, sprich dem Flughafen) zu bekommen. Dies ist nur für bestimmte Berufsfelder möglich und ich hatte sehr viel Glück, nette Beamte im Immigration Office anzutreffen, die eine Hintertür für mich gefunden haben. Was ich von Deutschland noch vorbereiten konnte, war, mir ein Zimmer in Edmonton zu suchen. Dies fand ich über das Internet, hierzu bekommt man einige Seiten mit Informationen von der U ARE Programkoordinatorin geschickt. Ich hatte Glück, ein recht günstiges Zimmer zu finden, welches der Hauptmieter genau für den Zeitraum meines Praktikums untervermieten wollte. Von der Lage her war es auch optimal, eine halbe Stunde zu Fuß zur Uni, bzw. mit dem Fahrrad 15 Minuten, sowie gleich neben der Whyte Avenue mit Geschäften, Kneipen usw., definitiv empfehlenswert! Desweiteren sollte man sich, sofern man hier ein Auto mieten möchte noch in Deutschland um einen Internationalen Führerschein kümmern. Es hat zwar bei Anmietung nie jemand danach gefragt, er ist aber ab einem Aufenthalt, welcher länger als 3 Monate ist, von der Provinz Alberta vorgeschrieben. Das Praktikum wird entlohnt mit 5000 CAD, welche bei mir ziemlich genau für die 4 Monate gereicht haben. Für ein Zimmer sollte man mit 4-500 CAD im Monat rechnen und auch das Leben an sich ist teurer in Kanada. Hat man ein Zimmer etwas außerhalb des Zentrums, kann man sich eine Monatskarte für die öffentlichen Verkehrsmittel kaufen, die ca. 100 CAD/Monat kostet. Allgemein sollte man jedoch damit rechnen, den ersten Monat noch mit eigenem Geld zu überbrücken, da es sehr gut sein kann, dass man seinen ersten Paycheck erst nach einem Monat ausgestellt bekommt. Hierzu empfiehlt es sich definitiv, wenn man nicht schon eine hat, eine deutsche Kreditkarte vor Abreise beantragen und schauen, dass der Kreditrahmen hoch genug ist ;) Entgegen Gerüchten wird sowohl Visa als auch MasterCard so ziemlich überall akzeptiert (Kreditkarte wird auf alle Fälle gebraucht für alles, was man über Internet bucht. Also vor allem, wenn man plant, Ausflüge zu machen und Mietwagen oder Hostels online buchen möchte). Im Laufe der ersten Wochen sollte man dann ein Konto bei einer kanadischen Bank eröffnen. Hier bieten die meisten größeren Banken ohne große Schwierigkeiten an, kostenlose Studentenkonten zu eröffnen (CIBC, TD Bank, Scotiabank…). Bei manchen Banken schreiben allerdings eine Kontomindestlaufzeit von 6 Monaten vor, so dass es schwierig werden kann, das Konto nach 4 Monaten schon zu schließen. Hier am besten vorher fragen. Auch sollte man darauf achten, dass nicht alle Banken unbegrenzte Transaktionen anbieten und das vorher abklären. Das Praktikum war ein reines Laborpraktikum (keine Vorlesungen oder Seminare) in welchem ich in einem mikrobiologischen Labor der Uni arbeitete. In diesem Labor wird an einem sogenannten Zweikomponenten-Signaltransduktionssystem des Darmbakterium Escherichia coli geforscht. Da ich bereits in München im Rahmen meiner Bachelorarbeit an einem ähnlichen System gearbeitet habe, fiel es mir nicht schwer, mich in dem Thema hier zurechtzufinden und konnte mich gut auf das Erlernen neuer Techniken konzentrieren. Ich bekam (allerdings erst auf Nachfrage) zwei Paper zugeschickt, mit welchen ich mich ein wenig auf das Thema vorbereiten konnte. Ich freute mich darauf, ganze vier Monate an meinem eigenen Projekt zu arbeiten. Diese Erwartung wurde leider ein wenig enttäuscht, da ich kein eigenes, sondern mehrere kleine Unterprojekte bekam, welche an Projekte anderer Leute angegliedert waren. Das Gute daran war jedoch, dass ich, einmal ins Labor eingearbeitet, meinen eigenen Zeit- und Versuchsplan verfolgen konnte, aber auch immer direkte Ansprechpartner für aufkommende Fragen hatte, welche sich in dem jeweiligen Projekt sehr gut auskannten. Zudem stand auch die gruppenleitende Professorin – zumindest immer über eMail Kontakt – mit Rat zur Seite. Am Ende habe ich, wenn auch nicht allzu viel Neues herausgefunden, doch viel Neues (zumeist Techniken) für mich selbst gelernt. Das Internship-Program der UofA (U ARE) im Allgemeinen bestand aus mehreren einstündigen Seminaren in denen die Universität vorgestellt wurde und Themen wie „Poster erstellen und präsentieren“ behandelt wurden. Des Weiteren gab es ein Posterseminar. Jeder Programteilnehmer sollte nach ca. 2 Monaten im Labor ein Poster anfertigen und am Seminartag vorstellen. In diesen Postern sollten die jeweiligen Projekt und erste Ergebnisse vorstellt. Dies war definitiv eine wertvolle Erfahrung für mich, da es das erste Mal war, dass ich die Chance bekam, ein Poster zu machen. Freizeitmäßig gab es von Seiten des International Offices der Uni aus angebotene Aktivitäten, welche aus gemeinsamen Grillnachmittagen, einem Filmabend oder Wochenendfahrten zu beispielsweise den Nationalparks (Banff und Jasper) bestand. Die Fahrten in die Nationalparks waren leider oft eher kurzfristig angesetzt und etwas teurer, so dass wir uns als kleine Gruppe eher privat über ein Wochenende ein Auto mieteten und die Parks auf eigene Faust erkundeten. Auf diesen Wochenendtrips lernten wir die Nationalparks Jasper und Banff, sowie Drumheller und das Stampede (Rodeofestival) in Calgary kennen. Auch in Edmonton kann man im Sommer einiges erleben. Die Stadt an sich ist nicht wirklich sehr besonders, wie ich zugeben muss, die Sehenswürdigkeiten (laut Reiseführer wohl Downtown, Whyte Ave und West Edmonton Mall) sind relativ schnell gesehen, aber es gibt hier einige Feste und Festivals verschiedenster Themen (Musik, Essen, Theater, etc.). So findet sich hier im Sommer auch einiges zu tun. Ansonsten ist auch oft etwas am Churchill Square in Downtown (z.B. Vorstellungen von Straßenkünstlern etc.) oder auf der Whyte Avenue (v.a. Konzerte oder Tanzabende in Kneipen) los. Das Leben in Kanada allgemein ist teurer als in Deutschland. Dies fängt bei den alltäglichen Dingen wie Lebensmitteln und Drogerieartikeln an und geht bis zur Miete. Die Lebensmittel bekommt man dafür allerdings auch oft in XL-Packungen. Auch für das Weggehen abends sollte man mehr einplanen, denn ein Bier hier ist etwa doppelt so teuer wie daheim (daher empfiehlt es sich, rechtzeitig nach Happy Hours zu schauen ;)). Auch Freizeit- und Sportmöglichkeiten gibt es reichlich. Es gibt ein Sportangebot von der Uni, wo man für einen Beitrag teilnehmen kann. Dasselbe gilt für die Benutzung eines Fitnessstudios und der Schwimmhalle. Wenn man einfach nur gerne auf eigene Faust draußen Sport macht, so bietet sich das Rivervalley rund um den North Saskatchewan River an, wo viele Fahrradwege und Joggingrouten zu finden sind. Ansonsten muss man sich ein wenig umschauen, je nachdem was einen interessiert. Freunde haben sich auch verschiedenen Dragenboat Racing Teams angeschlossen und hatten sehr viel Spaß dabei. Alternative Bewegungsmöglichkeiten findet man in der Stadt auch abends, wo mancher Orts für einen kleinen Eintrittspreis einmal die Woche Tanzstunden abgehalten werden zum erlernen von Salsa oder Swing. Dies ist auch eine gute Möglichkeit vielleicht neue Bekanntschaften zu schließen. Ich habe bereits vor der Abreise aus Deutschland über den Praktikumsbeauftragten der LMU (Hr. Hoch) Kontakt zu anderen Studierenden aus München von LMU und TU bekommen, die auch an dem Programm teilnehmen. So konnten wir uns bereits in Deutschland austauschen und Infos bezüglich Beantragen der Arbeitserlaubnis, Wohnungssuche etc. weitergeben. In Edmonton haben wir uns dann zum ersten Mal persönlich getroffen und im weiteren Verlauf auch die Stadt und Nationalparks erkundet. Im Endeffekt kamen dadurch auch die meisten Kontakte zu Einheimischen zustande, da immer mal wieder jemand jemand kennengelernt und mitgebracht hat. Ich persönlich musste am Anfang ein paar Tage überbrücken da ich noch nicht direkt in mein Zimmer einziehen konnte. In dieser Zeit habe ich „gecouchsurft“ und dabei einige Einheimische kennengelernt, die mir auch in den folgenden Monaten meines Praktikums als Freunde erhalten geblieben sind. Wir haben uns zu Feiern getroffen, ich wurde mit auf eine Farm genommen und im August war ich auf einem 3-tägigen Outdoorabenteuer dabei, einem Kanutrip auf dem North Saskatchewan River. Alles in allem kann ich nur jedem empfehlen generell Auslandserfahrung zu machen, egal ob Auslandssemester, Praktikum oder in anderen Formen. Das halbe Jahr in Kanada möchte ich in keinem Fall missen, ich habe wertvolle Laborerfahrungen sammeln können - auch wenn ich nicht mein eigenes Projekt bekommen habe ;) -, ein neues Land kennengelernt, neue Freunde gewonnen und ganz nebenbei auch noch mein Englisch verbessert. Annika Sprenger in Edmonton von Mai – August 2013