Leseprobe - Thienemann
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Leseprobe - Thienemann
Lucy Scharenberg Schokotaler aus Schottland Mit Bildern von Henning Löhlein Thienemann Scharenberg_Hase2_innen_K3.indd 3 12.11.13 09:51 INHALT KAPITEL 1: Was für ein Tag …! KAPITEL 2: Der Schottenbock KAPITEL 3 So ein Zirkus! KAPITEL 4: Die Vorstellung beginnt KAPITEL 5: Diebe! Räuber! Rette sich, wer kann! KAPITEL 6: Die Kröte und der Kassenwagen KAPITEL 7: Albern, dieser Clown KAPITEL 8: Falsches Spiel mit Schokotalern KAPITEL 9: Chick-Cago voller Schokotaler Scharenberg_Hase2_innen_K3.indd 4 7 11 17 23 29 35 41 47 55 12.11.13 09:51 KAPITEL 10: Der Schein trügt nicht KAPITEL 11: Auf Bärnies Spuren KAPITEL 12: Und wieder dieser Zirkus KAPITEL 13: Eine merkwürdige Maschine KAPITEL 14: Wo will wohl das Wiesel hin? KAPITEL 15: Zirkusluft am Hafen KAPITEL 16: Überraschung! KAPITEL 17: Rübchen …! KAPITEL 18: Ende gut, Eis gut! Scharenberg_Hase2_innen_K3.indd 5 63 71 79 85 91 99 105 111 117 12.11.13 09:51 KA P I T E L 1 Was für ein Tag …! Der Zirkusdirektor war fassungslos. »Was? ... Diebe? ... Sie haben den Kassenwagen gestohlen? ... Um Himmels willen: Ich bin ruiniert! ... Und das mir?! ... Mit der Polizei will ich nichts zu tun haben! ... Das sind doch die größten Verbrecher überhaupt!«, brüllte McMäh, der Schafsbock. Ich lächelte. Wie gut, dass Rübchen in den Zirkus wollte! Denn wenn das Schaf die Polizei nicht mag, wird er wohl jemand anderen brauchen, der ihm hilft, seinen Kassenwagen zurückzubekommen. Einen Detektiv. Wie erfreulich, denn ich bin ja Detektiv. Dabei hatte der Tag so schlecht begonnen: Wie so oft am Morgen hatte ich Kopfschmerzen. »Rübchen!«, rief ich und sperrte die Löffel auf. Nichts. Ich ! e tiv ermittl Als Detek . o k-Cag ich in Chic bedeutet s a d , Ermitteln ätsel lösen. R ie w so viel itinder, erm Und ihr, K alb findet esh telt mit! D Kästchen n se ie ihr in d e e Hinweis h c is v . detekti rn e rigen Wört zu schwie 7 Scharenberg_Hase2_innen_K3.indd 7 12.11.13 09:51 hörte nichts. Keinen einzigen Laut. Kein Klackern der Absätze auf dem Fußboden bei jedem Schritt wie sonst. Kein Hämmern der Schreibmaschine. Kein Sterbenswörtchen war zu hören. Überhaupt nichts. Mist, dachte ich und sofort wurden meine Kopfschmerzen stärker. Langsam nahm ich die Läufe as: vom Schreibtisch, stemmte mich aus dem n wissen d Alte Hase hinen sind sc Schreibma te SchreibStuhl hoch und schleppte mich durchs Büro e lt ra e v te u he n e k c dru geräte. Sie Tastatur hinaus in den Flur. r e d n o v n gleich e b r und ha »Rübchen!«, rief ich noch einmal. Noch aufs Papie tte wie ein la p st e F e in e k Das Geimmer nichts. Ich starrte auf die Bürotür, Computer. nn man a k e n e b e schri hern. auf der mein Name stand. nicht speic ! HUMPHREY HASE Privatdetektiv jeder Fall – alle Kassen Ja, das bin ich: Detektiv, Schnüffler, Spürnase. Und in diesem Moment suchte ich meine Sekretärin. Wieder blickte ich den Flur entlang. Da kam mir eine Idee. Ich ging zum Fahrstuhl und drückte den Knopf. Kein Rauschen des Motors war hinter den metallenen Türen zu hören, kein Knarzen der Stahlseile. Der Fahrstuhl bewegte sich keinen Zentimeter. Plötzlich 8 Scharenberg_Hase2_innen_K3.indd 8 12.11.13 09:51 hatte ich eine Ahnung, wo meine Sekretärin, Fräulein Möhrensen, stecken könnte … Ich ging zurück ins Büro, suchte hier, kramte dort und fand schließlich, was ich brauchte: ein Stemmeisen. So etwas sollte wirklich in keinem Büro fehlen. Man weiß nie, wofür man es gebrauchen kann. Zum Beispiel, wenn man seine Sekretärin aus dem Fahrstuhlschacht retten muss. Ich setzte das Stemmeisen an den Schlitz an, an dem sich die beiden Türflügel berührten, und machte ein paar kräftige Ruckbewegungen zur Seite. Stück für Stück, Ruck für Ruck öffneten sich die Fahrstuhltüren. Der Schacht war dunkel, kalt und die zwei Stahlseile, die vor meinen Augen ins Dunkel hinabfielen, schienen zu schlafen. Ich ging auf die Knie, stützte die Vorderläufe an den Rand des Schachtes und rief in den Abgrund hinunter: »Rübchen! Rübchen, sind Sie da?« »Ja, Herr Humphrey, natürlich bin ich da!«, hörte ich sie sagen. »Was machen Sie hier?«, fragte Rübchen dann und blickte über meine Schulter hinweg ebenso in den Schacht wie ich. Sie stand hinter mir. 9 Scharenberg_Hase2_innen_K3.indd 9 12.11.13 09:51 10 Scharenberg_Hase2_innen_K3.indd 10 12.11.13 09:51 KA P I T E L 2 Der Schottenbock »Rübchen!«, rief ich erschrocken und wandte mich um. Ich sah meine Sekretärin ungläubig an, die jetzt ja eigentlich im Fahrstuhl feststecken sollte. Ich schaute in den Schacht und wieder zu ihr. »Was machen Sie denn hier?« »Ich arbeite hier«, antwortete sie. Scheinbar wunderte sie sich über meine Frage. »Aber Sie müssten doch jetzt eigentlich im Fahrstuhl stecken und sich von mir retten lassen!« Rübchen lächelte. »Nächstes Mal, Herr Humphrey. Der Fahrstuhl funktionierte nicht, also habe ich die Treppe genommen.« Dann wuchs ihr Lächeln zu einem Grinsen. »Wollten Sie mich wirklich retten? Oh, das ist ja so – so heldenhaft, Herr Humphrey!« »Natürlich ist es das, Rübchen! Ich bin schließlich Detektiv«, antwortete ich. Plötzlich brach ein schrecklicher Lärm los. Durch die 11 Scharenberg_Hase2_innen_K3.indd 11 12.11.13 09:51 geöffnete Eingangstür zum Büro drangen unüberhörbar Trommeln und Trompeten – was für ein grausamer Krach! »Was zur Hasenpfote …«, wollte ich gerade zu Rübchen sagen, doch da war sie bereits verschwunden. Schon wieder. Diesmal ans Fenster, um zu sehen, was unten auf der Straße los war. Langsam schlurfte ich hinterher. Ich ahnte schon, dass mir die Aussicht nicht gefallen würde – egal, was dort unten auf der Straße für ein Trubel herrschte. Außerdem mag man keine Trommeln und Trompeten hören, wenn man Kopfschmerzen hat. Das ist einfach so. Meine Begeisterung für die Musik hielt sich also in Grenzen. Ganz anders bei Rübchen. »Huch, Herr Humphrey, sehen Sie nur: ein Zirkus! Ist das nicht wunderbar?«, rief sie freudig. 12 Scharenberg_Hase2_innen_K3.indd 12 12.11.13 09:51 Ich sah hinab auf die Straße. Was ich da sah, gefiel mir nicht. Ganz und gar nicht. Vor dem Haus lief eine bunte Bande vorbei: Clowns, Feuerspucker, Jongleure und Musiker, die unglaublich, unüberhörbar laut ihre Instrumente spielten. Ein Schaf mit zu langem Fell brüllte in ein Megafon: »So, so, so, Bürger von Chick-Cago, die Langeweile hat jetzt frei – denn endlich sind wir da: Der Zirkus MAXI-MÄH – drum, liebe Leute, seid dabei!« Rübchen sah mich an und ihr Gesicht strahlte wie das eines Häschens im Möhrenfeld. Ihre Augen wurden weit vor Staunen und mein Magen zog sich augenblicklich mit einer bösen Vorahnung zus Wort für Ein andere prachrohr. tS sammen. »Herr Humphrey, da müssen wir Megafon is bei einer ie w h Ähnlic hin! Bitte, bitte, bitte!«, rief sie aufgeregt. werden die te e p Trom ndelt und ü Töne geb me Ich hob die Pfote an den Kopf. Bei dem Ge– die Stim r verstärkt te u la e d En kommt am us. danken an einen Besuch im Zirkus hämmerte hera mein Kopf gleich noch viel stärker! ! 13 Scharenberg_Hase2_innen_K3.indd 13 12.11.13 09:51 Behutsam versuchte ich, meine Sekretärin davon zu überzeugen, dass das keine so gute Idee sei. »Meine liebe Rübchen, überlegen Sie doch bitte einmal, wir haben hier so ein hübsches Büro! Was sollen wir also in einem Zirkus?«, fragte ich, so süßlich ich konnte. Meine Zunge schmeckte schon fast nach Zuckerwatte, so klebrig war der Klang meiner Worte – pfui, Zuckerwatte! Detektive mögen keine Zuckerwatte! Das ist eben so. Doch Rübchen antwortete mir gar nicht. Sie zog nur ihr Stirnfell in zornige Gewitterfalten und sah mich an, als sei ich ein unartiges Junges. Ich versuchte es weiter und deutete mit der Pfote hinunter auf die Straße. »Zirkus – das ist doch was für Osterhasen!«, sagte ich. »Sehen Sie nur! Dieses Schaf ist ein Bock und trägt einen Rock! Sie müssen zugeben, wenn ein Bock einen Rock trägt, dann ist das schon sehr albern, nicht wahr?« 14 Scharenberg_Hase2_innen_K3.indd 14 12.11.13 09:51 »Nein! Gar nicht wahr!«, erwiderte Rübchen streng. »Dieser Rock ist nämlich kein gewöhnlicher Rock. Dieser Rock ist ein Kilt. Und ein Kilt ist ein Kleidungsstück – eben für Böcke – und zwar in Schottland!«, setzte sie bestimmt t ein knieEin Kilt is er früher ck, d langer Ro en und hinzu. von Jung nd in Schottla Männern l»Rübchen, BITTE!«, flehte ich meine urde – vie getragen w ihr schon t Sekretärin an. »Bitte streiten Sie nicht leicht hab sdruck u n e mal d A gehört. k c ro n e tt mit mir! Ich habe Kopfweh.« Scho t es auch ib g t il K n De gs h. Allerdin »Möchten Sie einen Beutel Eis gegen heute noc u z h c o rn wird er nu deren n Ihre Kopfschmerzen?«, fragte mich Rübso e b z n ga gezogen. n a Anlässen chen mit samtiger Stimme. »Oh, ja, bitte! Ein Eisbeutel täte meinem Kopf sicher sehr gut!«, antwortete ich erleichtert. »Dann werden Sie ihn sich wohl selbst holen müssen!«, polterte sie plötzlich los. »Ich gehe nämlich in den Zirkus!« ! 15 Scharenberg_Hase2_innen_K3.indd 15 13.11.13 11:39 Und im nächsten Moment rauschte meine Sekretärin aus dem Büro hinaus. Die Tür schlug mit einem lauten Knall zu, mein Kopf schmerzte und Rübchen war weg. Schon wieder. Zum dritten Mal heute. Oje, seitdem sie mich bei unserem letzten Fall, dem Möhrenraub, vor dem Ertrinken gerettet hatte, war sie merkwürdig, wirklich höchst merkwürdig. Da lässt man sich ein Mal von seiner Sekretärin aus einem Kessel voller Karottensaft retten und r Fall Möh Mein letzte erdam war st schon muss man mit ihr in den Zirkus geren aus Am spannend! ig n n si n h wa k hat Rüb hen … Zum Glüc schrie- ! aufge chen alles rey Hase · ph ben: Hum am s Amsterd Möhren au nn Verlag · a · Thienem N ISB 18329 1 978 3 522 16 Scharenberg_Hase2_innen_K3.indd 16 12.11.13 09:51 KA P I T E L 3 So ein Zirkus! Was soll ich sagen? Natürlich habe ich Rübchen nachgegeben und nur ein paar Stunden später standen wir schließlich vor dem Zelt des Zirkus Maxi-Mäh. Es war schrecklich. Am liebsten wäre ich weggelaufen. Doch Kerle wie ich laufen nun mal nicht einfach davon. – Na, wenigstens hatte ich den Wagen rückwärts eingeparkt. So komme ich nach der Vorstellung schneller weg, dachte ich. Denn Detektive parken immer rückwärts ein – man kann ja nie wissen, wann man mal schnell verschwinden muss. Und da ist es eigentlich ganz egal, ob man auf der Flucht vor fiesen Typen ist oder mit seiner Sekretärin eine Zirkusvorstellung besuchen muss. Nun standen wir also vor einem bunten Zirkuszelt auf einer viel zu feuchten Wiese. Meine Läufe waren pitschnass. 17 Scharenberg_Hase2_innen_K3.indd 17 12.11.13 09:51 »Zirkus!«, rief Rübchen voller Freude. »Ist das nicht aufregend, Herr Humphrey? Man kann die Anstrengung der Akrobaten, die gute Laune und das Lachen des Publikums schon beinahe riechen! Finden Sie nicht auch?« s Wort für Also, ich roch Popcorn, Zuckerwatte und Ein andere rtist. AkA t is Akrobat ch Limonade – alles viel zu süß für mich. Igitt! er eben au robaten od d Künstler, n Artisten si iWir gingen an den Kassenwagen, um die ere körperl d n so e b n die e h sc rr behe che Tricks dann vor Eintrittskarten zu kaufen. Dieser war nicht se ie d und . .B zeigen, z gerade groß – ein einfacher Anhänger, Publikum kus. Z im ir weiß mit rotem Dach, auf der einen Seite war ein übergroßes Clownsgesicht gemalt, auf der anderen stand, ebenfalls in Rot, Zirkus Maxi-Mäh, umringt von goldenen Sternen. Eine Seite hatte eine Art Fenster, jedenfalls waren dort Fensterläden angebracht, und dahinter saß eine alte Kröte. Sie schaute mich aus halb zugefallenen Augen über ihre Brillengläser hinweg an und fragte mit tiefer Stimme, die geradewegs aus ihrem Bauch zu kommen schien: »Zwei Erwachsene? Das macht 16 Bucks.« Ich hatte es passend – ein 10-BucksSchein und drei 2-Bucks-Münzen, anik ri e m a in e olBucks ist macht zusammen 16 Bucks. Die Kröruck für D sd u A r e h ld sc e G s a D eld. lar, also G ago heißt te nahm das Geld, legte den Schein -C k ic h C in s e t h n spric auf einen beachtlich hohen Stapel Bucks. Ma aks. us: B ! ! so a 18 Scharenberg_Hase2_innen_K3.indd 18 12.11.13 09:51 anderer 10-Bucks-Scheine und sortierte die Münzen in eine Ablage, die ebenfalls randvoll mit Kleingeld war. Wirklich ein hübsches Sümmchen Geld, dachte ich. Plötzlich stand wie aus dem Nichts ein Clown vor uns, ein Erdmännchen. Dieser Kerl sah wirklich absolut albern aus. Er trug eine alberne Kraushaarperücke auf dem Kopf, hatte einen albernen roten Punkt auf der ebenso kleinen wie spitzen Nase, und auf dieser spitzen Nase saß eine dafür um so wuchtigere Brille, die seine kleinen Augen unglaublich vergrößerte – einfach albern. Was soll ich sagen, der Kerl war halt vom Kopf bis zu den Pfoten ein Clown. Und dieser Clown stand nun vor uns und zauberte für Rübchen einen Blumenstrauß aus dem Ärmel. 19 Scharenberg_Hase2_innen_K3.indd 19 12.11.13 09:51 Ich dachte nur ein Wort: albern. Doch Rübchen war hingerissen von dem Kunststück. »Oh, vielen Dank!«, jauchzte sie vergnügt. Der Clown machte einen Knicks vor Rübchen und lächelte meine hübsche Begleiterin breit an. Etwas zu lang für meinen Geschmack. Dieses Erdmännchen fing an, mich zu nerven. »Scary Jerry!«, brüllte jemand plötzlich. Das Erdmännchen zuckte zusammen, rollte seine großen Augen hinter den Brillengläsern, machte noch einmal einen Knicks vor Rübchen und trollte sich mit Flik-Flaks fort, ohne ein Wort gesagt zu haben. Ich konnte zwar niemanden sehen, doch ich wusste genau, wer nach dem Erdmännchen gerufen hatte. Es war der Schafsbock mit dem Megafon aus der Straßenparade – diese Stimme würde ich immer und überall wiedererkennen. Scary Jerry … Fast hätte ich kichern müssen – was für ein alberner Name, selbst für einen Clown. Aber der Bock hatte natürlich ganz recht. Jerry, das Erdmännchen, schien wirklich unheimlich ängstlich, also scary zu sein. Rübchen riss mich aus meinen Gedanken. »Wollen wir nun ins Zelt gehen, Herr Humphrey? Damit wir noch einen guten Sitzplatz bekommen?« 20 Scharenberg_Hase2_innen_K3.indd 20 12.11.13 09:51 ! eutet übri Scary bed mer nur im gens nicht kann auch s e , ängstlich e Gegendas genau n, also te teil bedeu ößend, infl e z.B. angst nd oder e ig st beäng – aber das d n e k c ierschre ir bei so e kann ich m ie diesem nw nem Clow n eigentlich he c n Erdmän orstellen. v t h ic n 21 Scharenberg_Hase2_innen_K3.indd 21 12.11.13 09:51 »Sicher. Wenn ich nicht weglaufen darf, können wir auch genauso gut hineingehen.« »Seien Sie nicht so, Herr Humphrey! Darin erwartet uns ein wahrer Zirkus!«, sagte Rübchen. »Eben!« 22 Scharenberg_Hase2_innen_K3.indd 22 12.11.13 09:51