Verkehr und Technische Infrastruktur in Havanna

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Verkehr und Technische Infrastruktur in Havanna
Bericht zur Exkursion Praxis der Stadtentwicklungsplanung
Verkehr und Technische
Infrastruktur in Havanna
Michael Ernst 0425376
Karoline Ohler 0401548
Betreuer:
Univ.Prof. Mag. Dr. Rudolf Giffinger
Maga. Karin Fischer
Univ.Ass. Dipl.-Ing. Robert Kalasek
Exkursion Kuba
Verkehr und Technische Infrastruktur in Havanna
17.06.2009
Inhalt
1.
Einleitung ........................................................................................................................................ 3
2.
Städtischer Verkehr in Havanna ..................................................................................................... 3
2.1
Verkehrsinfrastruktur .............................................................................................................. 3
2.2
Historischer Abriss zur Entwicklung des städtischen Verkehrs ............................................... 4
Die erste Eisenbahn ......................................................................................................................... 4
Ferrocarril Urbano de la Habana ..................................................................................................... 4
Autoboom in den 40-er und 50-er Jahren ....................................................................................... 7
Die Revolution und die amerikanische Blockade ............................................................................ 7
Special Periode ................................................................................................................................ 8
2.3
Angebot des Öffentlichen Verkehrs in Havanna ..................................................................... 9
Bussystem von Havanna .................................................................................................................. 9
Stadtfähren .................................................................................................................................... 12
Taxis bzw. Sammeltaxisysteme ..................................................................................................... 12
Staatliche Taxis .............................................................................................................................. 12
Collectivos ..................................................................................................................................... 12
Camiones ....................................................................................................................................... 13
Particulares/ Maquinas ................................................................................................................. 14
Bici Taxi .......................................................................................................................................... 14
Coco Taxi........................................................................................................................................ 15
Eisenbahn ...................................................................................................................................... 15
2.4
Nicht motorisierter Verkehr .................................................................................................. 16
Fahrrad .......................................................................................................................................... 16
Fußgänger ...................................................................................................................................... 16
2.5
Privatautos............................................................................................................................. 16
3.
Technische Infrastruktur in Havanna ........................................................................................... 17
3.1
Stromversorgung ................................................................................................................... 17
3.2
Wasserversorgung ................................................................................................................. 20
3.3
Abwasserentsorgung ............................................................................................................. 21
3.4
Telekommunikation............................................................................................................... 22
Festnetz und Mobiltelefon ............................................................................................................ 22
Internet .......................................................................................................................................... 22
4. Potenzial im Hinterhof der USA - Eine mögliche Entwicklung von Kuba nach dem Ende des
amerikanischen Embargos ................................................................................................................... 24
5.
Abbildungsverzeichnis .................................................................................................................. 28
6.
Bibliographie ................................................................................................................................. 28
Karoline Ohler, Michael Ernst
2
Exkursion Kuba
Verkehr und Technische Infrastruktur in Havanna
17.06.2009
1. Einleitung
Der folgende Bericht beschäftigt sich mit Havanna, der Hauptstadt Kubas, der technischen
Infrastruktur sowie dem Verkehr. Die Entwicklung von Stadtverkehr und technischer Infrastruktur in
Kuba wird stark von ihrer speziellen Geschichte geprägt. Die Bedeutung Havannas als wichtigster
Hafen der spanischen Kolonialmacht in der Karibik, die amerikanische Besetzung zur
Jahrhundertwende, sowie die Revolution und das amerikanische Handelsembargo prägten die
Entwicklungen im Verkehrsbereich sowohl als auch bei der Versorgung der Stadt mit Energie.
Das letzte Kapitel zeigt außerdem einen Ausblick auf die Zukunft Kubas aus Sicht der Autoren, im
wahrscheinlichen Falle einer Annäherung an die USA. Der karibische Staat „im Hinterhof der USA“,
wie es die Amerikaner es selber gerne bezeichnen, hat viel Potential sich durch das Ende der
Blockade wirtschaftlich gewaltig weiterzuentwickeln. Gleichzeitig werden auch mögliche Risiken der
Öffnung, sowie die Gefahr sozialer Spannungen im letzten Kapitel beschrieben.
2. Städtischer Verkehr in Havanna
Dieses Kapitel gibt einen einleitenden Überblick über Personentransport und Stadtmobilität in
Havanna. Nach einem kurzen historischen Überblick werden die aktuelle Verkehrsinfrastruktur sowie
das Verkehrsangebot des öffentlichen Verkehrs in Havanna beschrieben.
Unter städtischen Verkehr versteht man Wege die innerhalb der Stadt Havanna durchgeführt
werden, unabhängig vom Transportmittel. Wege über die Agglomerationsgrenze hinaus werden als
Regionaler bzw. Überregionaler Verkehr bezeichnet und werden in dieser Studie ebenso
ausgeschlossen wie der städtische Gütertransport.
Mobilität bezeichnet man allgemein als Bewegung bzw. Beweglichkeit. In diesem Bericht wird
Mobilität verkehrsplanerisch genauer definiert als die regelmäßigen physischen Ortsveränderungen
von Personen bzw. Gütern. In der heutigen Gesellschaft besteht ein immer größerer Drang an
Mobilität. Menschen müssen Wege zur Arbeit, zur Schule, zum Einkaufen, zu sozialen Einrichtungen
oder zu Freizeiteinrichtungen zurücklegen. Diese Wege können bzw. müssen von differenzierten
Verkehrsmitteln zurückgelegt werden. Die Art der Verkehrsmittel und die Möglichkeiten zur
Zurücklegung derartiger Wege wird im Kapitel 2.4 detaillierter dargestellt.
2.1 Verkehrsinfrastruktur
Die Stadt verfügt ein 3500 km langes Straßennetz1 aus hauptsächlich asphaltierten Straßen. Eine
Besonderheit ist der Tunnel unter der Bucht von Havanna. Er wurde 1958 nach zweijähriger Bauzeit
fertiggestellt, um eine schnelle Verbindung von der Altstadt in den Osten von Havanna herzustellen.
Die Bauausführung wurde von der französischen Baugesellschaft Grands Travaux de Marseille
durchgeführt.2 Ursprünglich wurde eine Maut für die Durchfahrt verlangt, die aber während der
Revolution wieder abgeschafft wurde. Bis heute ist die Durchfahrt gratis. Der Osten von Havanna war
von der Altstadt vor der Fertigstellung nur durch lange Umwege um die Hafenbucht herum bzw. mit
einer Fähre zu erreichen.
Havanna ist an das nationale Schienennetz eingebunden und besitzt einige Bahnhöfe.
1
Scarpaci Joseph, Coyula Mario: Havana: Two Faces of the Antillean Metropolis, The University of North
Carolina Press, 2002, Seite 269
2
Courbon, Jean: Le tunnel sous-marin de La Havane (Cuba), in Travaux Nr 289, November 1958
Karoline Ohler, Michael Ernst
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2.2 Historischer Abriss zur Entwicklung des städtischen Verkehrs
In diesem Kapitel werden die wichtigsten historischen Ereignisse mit relevanten Einflüssen, wie
wirtschaftliche und politische Veränderungen, auf den städtischen Verkehr in Havanna beschrieben.
Die erste Eisenbahn
1837 wurde die erste dampfbetriebene Eisenbahnstrecke auf Kuba eröffnet, noch vor dem
Mutterland Spanien. Sie führte von Havanna in das 27km südliche Bejucal. Sie war die erste
Eisenbahn in Lateinamerika und diente den Zuckertransport sowie den Personentransport. Die
Strecken wurden bis Anfang des 20. Jahrhundert weiter ausgebaut und Havanna wurde mit den
Osten des Landes zu verbunden. Auf der folgenden Abbildung ist die Eisenbahninfrastruktur in
Havanna im Jahre 1888 zu sehen.
Abbildung 1 Stadtplan von Havanna 1888
Ferrocarril Urbano de la Habana
Im Jahr 1859 wurde in Havanna die erste städtische Straßenbahn (Ferrocarril Urbano de la Habana)
eröffnet. Das Netz wurde bis 1865 auf 27km erweitert und beinhaltete zu dieser Zeit 32 Personen
und 16 Frachtwagen.3
3
Morrison, Allen: Latin America by Streetcar Latin America by Streetcar: A Pictorial Survey of Urban Rail Transport South of
the U. S. A., New York, Bonde Rr, 1996
Karoline Ohler, Michael Ernst
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Abbildung 2 Photo einer Straßenbahn I Quelle: Allen Morrison, Latin America by Streetcar, New York 1996
Die Straßenbahnen wurden um 1900 elektrifiziert. Davor wurden sie von Pferden gezogen, außer die
Linie nach Carmelo welche bereits ab 1837 von kleinen Lokomotiven gezogen wurde. Das Netz der
damaligen Straßenbahnen ist auf der nächsten Abbildung erkennbar.
Abbildung 3 Pferdestraßenbahn in Havanna 1858-1990 I Quelle: Allen Morrison, Latin America by Streetcar, New York
1996
Karoline Ohler, Michael Ernst
5
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Abbildung 4 Straßenbahnen in Havanna I Quelle: http://www.tramz.com/cu/hb/hbb.html
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde das Straßenbahnnetz weiter ausgebaut und elektrifiziert. In
der Innenstadt war die Straßenbahn meist eingleisig ausgebaut (Fahrt nur in eine Richtung) und
außerhalb zweigleisig.4 In der unteren Abbildung ist der Netzplan aller Eisenbahnen im Jahr 1930
dargestellt.
4
Presseartikel der „ERA Headlights - “ aus den 50er Jahren
Karoline Ohler, Michael Ernst
6
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Abbildung 5 Elektrische Eisenbahnen in Havanna 1930 I Quelle: Allen Morrison, Latin America by Streetcar, New York
1996
1945 hatte das Straßenbahnnetz eine Länge von 180km Straßen und beinhaltete 597
Straßenbahnwagen sowie 7 Busse. Im Jahr 1948 verkaufte der damalige Eigentümer, ein USUnternehmen die Straßenbahn an den Staat. 1950 entstand eine, vorher nicht vorhandene private
Konkurrenz mit 37 Buslinien. Daraufhin wurde die Straßenbahn in das Unternehmen „Autobuses
Modernos“ ausgegliedert, hinter dem der Chef der Miami Transit Company steckte. Es wurden
weitere Busse bestellt um das System umzustellen. Im Sommer 1952 wurde die Straßenbahn
endgültig eingestellt.5
Autoboom in den 40-er und 50-er Jahren
Zu Zeiten Batistas, in den 40er Jahren begannen die Kubaner große Mengen an amerikanischen Autos
zu importieren. Havanna hatte einen hohen Motorisierungsgrad vergleichbar mit US- amerikanischen
Städten. In den 50-er Jahren war Kuba der größte Markt für den amerikanischen Autoexport6. Der
Automobileboom sorgte mithilfe ihrer Lobbyisten (siehe Kapitel Straßenbahn) für die
Zurückdrängung der Straßenbahn7. Ähnliche Prozesse fanden gleichzeitig auch in vielen US Städten
statt. Noch heute stammt ein wesentlicher Anteil aller Automobile in Kuba aus dieser Zeit, wie auch
im Kapitel 2.5 genauer beschrieben.
Die Revolution und die amerikanische Blockade
Nachdem Sturz des Diktators Fulgencio Batista entstand aus Kuba unter Fidel Castro ein Staat nach
marxistischen Prinzipien. In den Folgejahren wurden unter anderem viele Verstaatlichung
durchgeführt, auch von US-amerikanischen Unternehmen. Im Jahre 1962, nach dem amerikanischen
Angriff auf die Schweinebucht sprach die USA ein Handelsembargo gegen Kuba aus und reduzierte,
auch mit Druck auf andere Staaten wie Kanada und Japan, damit die Importe nach Kuba. Das führte
zu Handelsengpässen, auch im Transportbereich. Die Besitzer der zahlreichen vorhandenen
5
Presseartikel der ERA Headlights aus den 50er Jahren
http://havanajournal.com/culture/entry/cuba_is_a_museum_of_antique_american_cars/
7
Presseartikel der ERA Headlights aus den 50er Jahren
6
Karoline Ohler, Michael Ernst
7
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amerikanischen Autos auf der Insel hatten keinen Zugang zu Originalersatzteilen. Die meisten neuen
Fahrzeuge (PKW, Busse, LKW) wurden von der Sowjetunion, China und den osteuropäischen Staaten
importiert. Auch verwendete Ersatzteile für alte amerikanische Wägen kamen aus den „östlichen“
Staaten. Die gesamte Außenhandelswirtschaft fokussierte sich grundsätzlich auf diese Staaten.
Special Periode
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion um 1990 fielen die wichtigsten Handelspartner Kubas
weg. Daraus ergaben sich extreme Engpässe im Bereich Lebensmittel und Treibstoff. Autos und
Busse konnten aufgrund von Benzinmangel oft nicht betrieben werden und die Mobilität wurde stark
eingeschränkt. Die Regierung versuchte mit Maßnahmen wie zum Beispiel vereinfachtes Tauschen
von Wohnungen um fußläufige Wege zur Arbeit für die Arbeiter zu ermöglichen entgegenzuwirken.
Diese Maßnahmen scheiterten jedoch in ihrer Effizienz.8 Eine weitere Maßnahme war der Import von
Fahrrädern Anfang der 90er. Aufgrund des tropischen Klimas, fehlender Infrastruktur und der
Assoziation mit Knappheit waren die Fahrräder bei den Kubanern nie beliebt und konnten sich als
breit akzeptiertes Verkehrsmittel nicht durchsetzen.
8
Vortrag am 19.05.2009 von Prof. Dr. Arq. Jorge Dena Diaz, Technische Universität Havanna
Karoline Ohler, Michael Ernst
8
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2.3 Angebot des Öffentlichen Verkehrs in Havanna
Bussystem von Havanna
Busse sind das wichtigste Fortbewegungsmittel in Havanna. Die Stadt hat ein relativ dichtes staatlich
geführtes Bussystem mit einer Vielzahl von Linien, die während der Rushhour mindestens im 10Minuten Takt verkehren (sollten).
Historisch gesehen sank die Zahl der Busse in der Special Periode, nach dem Zusammenbruch der
Sowjetunion. Während das Busnetz im Jahr 1990 noch 2.200 Busse auf 164 Routen fasste musste die
Anzahl in den folgen Jahren aufgrund von Treibstoffmangel und finanzieller Knappheit der Import
von neuen Bussen reduziert werden. Im Jahr 2000 fuhren nur noch 600 staatliche Busse in Havanna.9
Die Passagierzahlen sanken von 4.500.000 im Jahr 1990 auf 600.000 im Jahr 200010. Eine
Zwischenlösung – um das Angebot zu erhöhen – waren die Camellos, ehemalige Sattelschlepper die
zu Sattelzugbussen für den Personenverkehr umgebaut wurden. Diese Busse hatten meist nur 58
Sitzplätze, fassten aber insgesamt 400-500 Personen.
Abbildung 6 Camellos Quelle: Havanna Journal I Quelle: http://havanajournal.com/gallery/image_full/62/
Für die Kubaner war dies ein Symbol der Knappheit. Die unkomfortable Fahrt war aufgrund voller
Busse und vieler Taschendiebe unbeliebt, aber unumgänglich für die täglichen Wege. In den letzten
Jahren wurden die Camellos durch neue chinesische Gelenkbusse der Firma Yutong11 ersetzt. Das
Angebot der Busse hat sich seit dem Jahre 2000 sukzessive verbessert. Derzeit werden wieder
geschätzte 2 Mio. Passagiere12 im Stadtverkehr mit Bussen befördert.
In Havanna gibt es folgende Arten von Busse:
Metro Busse
Die Metrobusse sind die Nachfolger der Camellos und werden zum Großteil durch chinesische und
brasilianische Gelenkbussen entlang der alten Camellos Routen betrieben. Es gibt 16 Routen die das
Zentrum vom Havanna (Centro und Vedado) mit den Außenbezirken verbinden. Der wichtigste
Knotenpunkt ist der Parque de la Fraternidad, beim Kapitol. Von dort aus starten die meisten
Metrobuslinien.
9
Scarpaci Joseph, Coyula Mario: Havana: Two Faces of the Antillean Metropolis, The University of North
Carolina Press, 2002, Seite 269
10
Vortrag am 15.05.2009 in der Maqueta La Habana (Beratungsstelle der Stadtverwaltung)
11
http://cubalsero.wordpress.com/2008/04/20/adios-a-camellos-en-la-habana-transporte-publico-de-la-erasovietica/
12
Schätzung vom Vortrag am 19.05.2009 von Prof. Dr. Arq. Jorge Dena Diaz, Technische Universität Havanna
Karoline Ohler, Michael Ernst
9
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Abbildung 7 Photo Moderner Metrobus am Prado, Havanna
In der folgenden Abbildung ist der Netzfahrplan Havannas abgebildet. Er zeigt die 16
Metrobusrouten, die Omnibusse (gepunktet) sowie die Fähre zwischen Vieja und Regla bzw.
Casablanca.
Abbildung 8 Busnetzplan Havanna I Quelle: Alexis Labrada, Havanna 2008,
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/4d/Plano_rutas_Habana.jpg
Karoline Ohler, Michael Ernst
10
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Omnibusse Metropolitanos
Diese Busflotte besteht aus einer Vielzahl von verschiedenartigen Bussen. Die meisten Busse wurden
von Mercedes (Brasilien) und Yutong (China) produziert.13 Darüber hinaus wurden vereinzelt auch
Busse von italienischen und spanischen städtischen Verkehrsbetrieben gespendet, welche meist
noch mit der Originallackierung benützt werden. Immer mehr amerikanische gelbe Schulbusse,
importiert aus Kanada prägen die Straßen von Havanna. Weitere häufiger vertretende Busmarken
sind: Leyland (Groß Britannien) MAN (Deutschland), Vanhool (Belgien) und Iveco (Italien).
Abbildung 10 Photos Omnibusse Metroplitanos
Abbildung 9 Fahrkarte der Buslinie
400 von Guanabo nach La Habana
Vieja (1996)
Abbildung 11 Photo eines veralteten Linienbuses
Kuba hat in den letzten Jahren viel an neuem Busmaterial investiert. Es wurden 2007 100 Busse aus
Weißrussland14 und über 1000 Busse aus China15 importiert, zum Großteil für den urbanen Betrieb.
Die Yutong- Busse haben vor allem die veralteten Camellos ersetzt, die 2008 eingestellt wurden.16
Der Komfort des öffentlichen Busverkehrs wurde in den letzten Jahren deutlich verbessert. Nichts
desto trotz ist die Auslastung extrem hoch, zu Stoßzeiten sind die Busse relativ voll, und die
Warteschlangen an den Stationen relativ lang.
13
14
http://www.granma.cu/espanol/2006/febrero/vier17/anuncia.html
http://www.cubaheadlines.com/2007/07/18/4520/belarus_to_ship_100_urban_buses_to_cuba_by_late_2007
.html
15
http://www.chinadaily.com.cn/bizchina/2007-10/03/content_6151768.htm
16
Interview mit Touristenführer Sara
Karoline Ohler, Michael Ernst
11
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Stadtfähren
Die Altstadt Havanna wird von Osthavanna durch einen natürlichen Hafen getrennt. Zusätzlich zum
Straßentunnel, welcher auch von einigen Busrouten befahren wird, verbindet die Stadtfähre die
Altstadt mit den Osten. Von der Anlegestelle Havanna Vieja führen zwei Fährverbindungen nach
Casablanca bzw. Regla. Zwei Boote transportieren im Abstand von 15-20 Minuten vor allem Pendler
über den Hafen. Eine Fahrt dauert ca. sieben Minuten. Seit der Entführung einer Fähre am 2. April
1994, bei der Regierungsgegner das Boot gewaltsam nach Miami führen wollten, gibt es erhöhte
Sicherheitsmaßnahmen bei an den Anlegestellen.17 Eine einfache Fahrt kostet, ebenso wie bei Bussen
40 Centavos. Die Fähre wird auch von Radfahrern benutzt.
Abbildung 12 Stadtfähre von Havanna
Taxis bzw. Sammeltaxisysteme
Staatliche Taxis
Staatliche Taxis und Taxis mit staatlichen Lizenzen von privatwirtschaftlichen Betreibern sind für
Kubaner meist unleistbar und haben nur einen geringen Stellenwert für die Bewohner der Stadt. Sie
werden hauptsächlich von Touristen und in Havanna wohnende Ausländer benützt. Die Stadt verfügt
aber über Sammeltaxisysteme, die zusätzlich zu den Bussen die Erreichbarkeit erhöhen. Die
Habaneros werden meist mit veralteten oder nicht zweckgebundenen Fahrzeugen transportiert. Vor
allem für Pendler aus der Umgebung ist es oft die einzige Möglichkeit kostengünstig nach Havanna zu
kommen. Es gibt folgende Arten von Sammeltaxisystemen:
Collectivos
Collectivos sind Sammeltaxis, welche auf festgelegte Routen Passagiere transportieren, die jederzeit
entlang dieser Route ein- und aussteigen können. Diese Fahrten werden auch mit Privatautos
durchgeführten und kosten ungefähr 10 Pesos, wobei der Fahrtgast am Beifahrersitz mehr zahlen
muss als die Passagiere auf der engen Rückbank. Die Bandbreite der Fahrzeuge ist groß. Es wird mit
alten amerikanischen Wägen gefahren, mit etwas größeren Minibusse sowie umgebauten
Minitransportern, wie auf den Bildern unten erkennbar.
17
http://www.granma.cu/aleman/mayo03/mayo2/die%20bestrafung-al.html
Karoline Ohler, Michael Ernst
12
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17.06.2009
Abbildung 13 Photo Collectivo in Havanna
Abbildung 14 Warteschlange vor einem Collectivo
Camiones
Camiones sind große Lastkraftwagen, die ähnlich wie Collectivos entlang von festgelegten Routen
operieren. Die Routen befinden sich nicht in der Innenstadt, sondern beginnen in den Außenbezirken
Havannas an Metrobushaltestellen, und führen die Fahrgäste abseits der großen Metrobusroute an
den Rand Havannas sowie in deren Umgebung. Camiones werden auch im ländlichen Bereich oder
für den Transport zwischen Städten häufig verwendet. Aufgrund ihrer Größe können sie im
Gegensatz zu den anderen Sammeltaxis eine Vielzahl an Passagieren transportieren. Eine Fahrt
kostet 5-20 Pesos, - je nach Entfernung.18
Abbildung 15 Camiones im Süden von Havanna
18
Interview mit Touristenführer Sara
Karoline Ohler, Michael Ernst
13
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Particulares/ Maquinas
Particulares sind illegale – ohne Lizenz – betriebene Privattaxis welche ihre Fahrgäste zu ihren
individuellen Zielen transportieren. Maquinas werden die Privattaxis in der Stadt genannt, welche in
der Stadt Fahrgäste mit gleichen Zielen als Fahrgemeinschaft transportieren. Die Autos sind meist
alte amerikanische Fahrzeuge in schlechtem Zustand und fahren erst los wenn sie voll sind, um bei
geringeren Fahrpreisen pro Person trotzdem höhere (unversteuerte) Einnahmen zu erhalten.
Gelegentlich operieren Particulares auch als Fahrgemeinschaften für Überlandfahrten. Hier ist meist
ein Privatfahrer aus dem Bekanntenkreis am Steuer. In einigen Fällen sind Particulares auch
Fahrgemeinschaften für Überlandfahrten von Passagieren mit gleichem Ziel, die gemeinsam
günstiger von einem Privatfahrer, meist aus dem Bekanntenkreis, transportiert werden. Die
Organisation dieser Fahrten basiert auf soziale Netzwerke.
Die Fahrer der Particulares sind berufstätige PKW- Besitzer und verdienen sich mit ihren informellen
Extrafahrten, die keinen Steuerbeitrag für den Staat leisten, etwas Geld dazu.
Bici Taxi
Das Bici Taxi ist ein Fahrradtaxi, das bis zu zwei Personen auf Kurzstrecken transportieren kann.
Eingesetzt werden sie nur in der Innenstadt von Havanna in der sie viele Vorteile den anderen
Verkehrsmitteln gegenüber haben. Sie brauchen wenig Platz, können die engen Gassen in der
Altstadt leicht durchqueren und da sie keinerlei Emissionen verursachen werden sie weitaus
akzeptiert. Ihr Antrieb besteht aus Muskelkraft, daher sind die Kosten unabhängig von
Treibstoffpreisen bzw. –knappheit.
Die meisten Fahrräder sind veraltet und besitzen keine Gangschaltung. Um 5.000 Pesos sind sie
bereits erhältlich. Für die Fahrer sind die schweißtreibenden Fahrten oft der einzige Lebensunterhalt.
Sie stehen den Passagieren von 7-17 Uhr zu Verfügung und führen innerhalb dieser Zeit ca. 50
Fahrten durch. Die Fahrpreise sind nicht festgelegt und verhandelbar.19
Abbildung 16 Bici Taxi in der Innenstadt von Havanna
19
Interview mit einem Bici Taxi Fahrer am 24.05.2009
Karoline Ohler, Michael Ernst
14
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Coco Taxi
Der Vollständigkeit halber werden hier auch die gelben, motorisierten Dreiräder namens Coco Taxi
angeführt, welche in ihrer Funktion nicht weit über den Transport von Touristen hinausgeht. Eine
einfache Fahrt kostet ca. 5 CUC für eine Kurzstrecke. Bei wachsenden Touristenzahlen (Ende der
Blockade) besteht eine hohe Attraktivität für Arbeitsplätze wie diese. Für 50 CUC Fahrzeugmiete pro
Tag können die Fahrer den ganzen Tag Geld von Touristen einnehmen.20
Abbildung 17 Coco Taxi in Havanna
Eisenbahn
Die Eisenbahn leistet zwar kaum einen Beitrag für den innerstädtischen Verkehr, aufgrund ihrer
Bedeutung für die Stadt ist sie einer Erwähnung würdig. Schon 1837 wurde zwischen Havanna und
Bejucal die erste Eisenbahn Lateinamerikas geöffnet. Nicht einmal das Mutterland Spanien hatte zur
damaligen Zeit eine Eisenbahninfrastruktur. Von Havanna gibt es eine Hauptstrecke die bis nach
Santiago de Cuba führt. Entlang dieser Hauptroute gibt es Anschlüsse an einige Nebenstrecken. Ohne
die Zuckereisenbahnen besteht das heutige Netz aus 4226km, davon sind 140km elektrifiziert.21
Aufgrund mangelnder Finanzmittel ist die heutige Schieneninfrastruktur desolat, und die Züge
verkehren relativ langsam mit teilweise sehr veraltetem Wagenmaterial. Von Havanna aus gibt es
auch gute Nahverkehrsverbindungen zu den Umlandgemeinden. Generell ist der Ruf der Eisenbahn,
auch aufgrund ihrer häufigen Verspätungen nicht mehr sehr gut, und viele Passagiere bevorzugen
eine Reise mit den parallel laufenden Bussen.
Abbildung 18 Bahnhof in Havanna
20
Interview mit einem Cocotaxi Fahrer am 24.05.2009
Zanetti Lecuona; García Álvarez: Sugar and Railroads. A Cuban History; 1837-1959, Chapel Hill & London: The
University of North Carolina Press, 1998
21
Karoline Ohler, Michael Ernst
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2.4 Nicht motorisierter Verkehr
Fahrrad
Das Fahrrad war vor allem seit der Special Periode ein wichtiges Verkehrsmittel. Aufgrund von
Benzinknappheit und Finanzknappheit für den Import von teuren Bussen, wurden 2 Mio. Fahrräder
nach Kuba importiert, um die Mobilität der Kubaner verbessern zu können. Dadurch wurde das
Fahrrad für die Kubaner auch zum Symbol der Knappheit. Auch aufgrund der fehlender Radwege,
Radabstellplätze und ähnlichen Einrichtungen konnte sich das Fahrrad nicht als akzeptierte und
kostengünstige Alternative durchsetzen.22 Für viele Habaneros ist das Fahrrad aber weiterhin
unverzichtbar. Da die Mitnahme von Fahrrädern auf der Stadtfähre erlaubt ist, wird die Fähre auch
von vielen radfahrenden Pendlern aus Osthavanna benutzt.
Fußgänger
Für Kurzstrecken ist „zu Fuß gehen“ das günstigste und „ressourcensparendste“ Verkehrsmittel. Viele
Wege werden zu Fuß durchgeführt, da Alternativen nicht leistbar sind, auch wenn die Wegstrecke
unattraktiv ist. Die Stadtstruktur von Altstadt von Havanna, mit ihren engen Gassen und
überdachten, im Gebäude integrierten Gehwegen, hätte durchaus viel Potential für attraktive
Gehwege. Die Attraktivität versteckt sich derzeit allerdings unter den Augenschein der verfallenen
Gebäude, Baustellen und schlechten Gehsteigen.
Die Anzahl der privaten Autos wird steigen und vor allem in der Altstadt zu Problemen führen. Die für
Fußgänger attraktive Innenstadt könnte, nach Vorbild von Wien, für Autos unattraktiver gestaltet
werden, um Verkehrsüberlastung, Umweltverschmutzungen und Platzprobleme in der historischen
Altstadt zu vermeiden. Die Stadtregierung diskutiert bereits über alternative Möglichkeiten, die
Altstadt vor der Flut von Autos zu schützen.23
2.5 Privatautos
Havanna hat einen niedrigen Motorisierungsgrad. Im Schnitt haben 37 von 1000 Kubanern (2000) ein
privates Fahrzeug24. In den 40er und 50er Jahren vor der Revolution, lag Motorisierungsgrad bei 24
Autos pro 1000 Kubaner25. Einen großen Anteil dabei hatten die von den Amerikanern importierten
Autos. Das Innenministerium berichtete 2003, dass von den insgesamt 192.000 gemeldeten
Privatautos auf Kuba (2003) noch 31.760 amerikanische Wagen welche vor 1960 produziert worden
sind.26 Erhalten werden sie durch nicht originale Ersatzteile meist aus Russland oder Asien, da die
Originalteile aufgrund der US Blockade auf der Insel nicht verfügbar sind. Passende Ersatzteile sind
deswegen auch grundsätzlich schwer zu finden. Die meisten Autos sind in einem schlechten Zustand,
werden aber funktionstüchtig gehalten. Neben den alten amerikanischen Modellen gibt es auch
zahlreiche russische Autos, vor allem der Marke Lada.
22
Vortrag am 19.05.2009 von Prof. Dr. Arq. Jorge Dena Diaz, Technische Universität Havanna
Vortrag am 15.05.2009 in der Maqueta La Habana (Beratungsstelle der Stadtverwaltung)
24
Scarpaci Joseph, Coyula Mario: Havana: Two Faces of the Antillean Metropolis, The University of North
Carolina Press, 2002, Seite 269
25
http://www.contactomagazine.com/cubadata.htm
26
http://havanajournal.com/culture/entry/cuba_is_a_museum_of_antique_american_cars/
23
Karoline Ohler, Michael Ernst
16
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3. Technische Infrastruktur in Havanna
In diesem Kapitel werden die Bereiche Stromversorgung, Wasserversorgung, Abwasserentsorgung
und Telekommunikation in Havanna beschrieben.
3.1 Stromversorgung
Die Sowjetunion exportierte bis zu ihren Zusammenbruch Öl nach Kuba und importierte im Gegenzug
kubanischen Zucker. Mit dem Ende dieser Weltmacht begann auch das Ende dieses Handels. Zurzeit
importiert Kuba die Hälfte des benötigten Öls– welches zum Teil auch für die Stromerzeugung
verwendet wird –aus Venezuela. Der Rest wird in Kuba selbst gefördert – das sind in etwa 160.000
Barrel pro Tag27. Es wird kein Strom importiert – Kuba produziert den benötigten Strom eigenständig.
1999 setzten sich die für die Stromerzeugung verwendeten Ressourcen folgendermaßen zusammen:
47,35% der benötigten Energie wird aus Biomasse (u.a. Abfall bei Zuckerproduktion) hergestellt.
Erdöl trägt mit 45,84% zur Stromerzeugung bei. Erdgas mit 6,28%, Kohle mit 0,40% und Wasserkraft
mit 0,13% tragen nur geringfügig bei28.
Stromproduktion nach Ressourcen in Kuba 1999
Kohle 0,40%
Biomasse
47,35%
Erdöl 45,84%
Wasserkraft
0,13%
Erdgas 6,28%
Abbildung 19 Energieproduktion I Quelle: http://earthtrends.wri.org/text/energy-resources/country-profile-46.html
Seit 2007 produziert Kuba auf der Isla de la Juventud Strom durch Windenergie. Dadurch werden
10% des auf der Insel benötigten Stromes produziert. Auch in der Region Holguín wird an einem
Windpark gebaut29.
Kuba konsumiert pro Jahr ca. 14,67 Milliarden Kilowattstunden – im Vergleich hierzu verbrauchen die
USA ca. 3.829 Milliarden Kilowattstunden und Österreich ca. 62.35 Kilowattstunden (Schätzungen
27
http://havanajournal.com/business/entry/electricity_oil_and_sugarcane_biomass_energy_in_cuba/
http://earthtrends.wri.org/text/energy-resources/country-profile-46.html
29
http://www.granma.cu/ingles/2007/marzo/vier2/09eolico-i.html
28
Karoline Ohler, Michael Ernst
17
Exkursion Kuba
Verkehr und Technische Infrastruktur in Havanna
17.06.2009
erfolgten 2007)30. Pro Einwohner sind das ca. 1.380 Kilowattstunden in Kuba und 14.240
Kilowattstunden in den USA31.
66% der gesamten Energie wird von Privathaushalten konsumiert32.
Der Stromverbrauch fließt auch in die Berechnung des sogenannten „ökologischen Fußabducks“ mit
ein. Kuba hat einen Fußabduck von 1,5 ha pro Einwohner. Ab einem Abdruck von 1,6 ha pro
Einwohner gilt ein Land als ökologisch nachhaltig. Nach dem von UNDP berechnetem Human
Development Index gelten Länder welche einen Index über 0,8 haben als Entwickelt. Kuba hat im
Jahr 2007/08 einen HDI von 0,855 (vgl. Österreich 0,948)33. Kuba ist somit nach dem „WWF living
planet report 2006“ der einzige Staat welcher es geschafft hat beide dieser Kriterien zu treffen und
somit zurzeit das einzige ökologisch nachhaltige Industrieland.34
Energierevolution
Anfang 2006 fand in Kuba die sogenannte Energierevolution statt um unter anderem Kosten für die
Stromerzeugung zu sparen. Diese Energierevolution ist das in Kraft treten des neuen
Energiespargesetzes welches aufgrund der Energieknappheit und der immer wieder vorkommenden
Stromausfälle notwendig wurde. Dieses Gesetz schreibt den Umstieg auf Elektrogeräte vor welche
weniger Strom als die Vorgänger brauchen. So werden z.B. mehrere Jahre alte Kühlschränke durch
neue – Energiesparende ersetzt. So wurden auch Energiesparlampen eingesetzt und gefördert. Die
neuen Geräte wurden zu günstigeren Preisen angeboten. Ebenso ist eine Ratenzahlung möglich.
Abbildung 20 Schild in Pinar del Rio: Eine Energierevolution: mehr sparen mehr haben I Quelle:
http://www.solarenergy.org/resources/docs/SolarToday_Education.pdf
30
https://www.cia.gov/library/publications/the-worldfactbook/rankorder/2042rank.html?countryName=Cuba&countryCode=CU&regionCode=ca#CU
31
http://www.geni.org/globalenergy/library/technical-articles/generation/renewable-energy-world.com/larevolucion-energetica-cubas-energy-revolution/index.shtml
32
http://earthtrends.wri.org/text/energy-resources/country-profile-46.html
33
http://hdr.undp.org/en/statistics/
34
http://assets.panda.org/downloads/living_planet_report.pdf
Karoline Ohler, Michael Ernst
18
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17.06.2009
Bereits im ersten Quartal 2006 zeige die Energierevolution Erfolg – der Stromverbrauch wurde um
2,5% gesenkt. 35
Eine umfangreiche Informationskampagne wurde als Teil der Energierevolution gestartet. Bereits in
den Schulen wird begonnen Kinder mit der Thematik – unter anderem auf spielerische Weise vertraut zu machen. Es gibt Energiesparwettbewerbe bei denen Schüler/Innen Zeichnungen, selbst
gedichtete Lieder, Informationsbroschüren und dergleichen einreichen können. Diese Wettbewerbe
werden auf regionaler und nationaler Ebene ausgetragen und verhelfen der Thematik zu weiterer
Bekanntheit.
Universitäten bieten Masterstudiengänge zum Thema „Energy efficiency“ an und in der
Lehrerausbildung nimmt diese Thematik auch einen großen Stellenwert ein.
Abbildung 21 Fidel Castro werbt für energiesparende Glühbirnen I Quelle: REUTERS Claudia Deut aus
http://derstandard.at/fs/r1242317223754/Going-Green
Massenmedien werden natürlich auch zu diesem Zweck eingesetzt. So wurden 2007 629 Artikel in
den Zeitungen veröffentlicht, 5.919 Beiträge im Radio sowie 1.670 Beiträge im Fernsehen gesendet.
Auch der kubanische Nationalsport Baseball bleibt nicht ungenützt um die Kubaner/innen über das
Stromsparen zu Informieren. Zwischen den Innings bzw. in den Webepausen wird die große
Aufmerksamkeit der Bevölkerung für diesen Sport genützt36.
Aufgrund eines Anstiegs des Stromverbrauches Anfang des Jahres kann es ab Juni 2009 zu teilweisen
Stromabschaltungen an Samstagvormittagen in Privatwohnungen, sowie zur Abschaltung der
Klimaanlagen in Unternehmen kommen37.
35
http://www.cuba-si.de/milch/alt-energie/revista-energie-2-06.pdf
http://www.solarenergy.org/resources/docs/SolarToday_Education.pdf
37
http://derstandard.at/fs/1242316767378/Havanna-plant-drastische-Energiesparmassnahmen
36
Karoline Ohler, Michael Ernst
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17.06.2009
3.2 Wasserversorgung
Im Jahr 1550 investierten die spanischen Kolonialherren in eine bessere Wasserversorgung, vor allem
für ihre eigene Flotte im Hafen, und brachten Trinkwasser vom 9km entfernten Fluss Almendares
nach Havanna. Das gilt als das erste große Wasserversorgungsprojekt von Europäern in der neuen
Welt. Davor bestand die Trinkwasserversorgung in Havanna nur aus Zisternen die Regenwasser
sammelten.38
Bereits ab 1959 versuchte die neue sozialistische Regierung durch die Anlage von Stauseen und den
Bau neuer Wasserleitungen das Problem der Wasserversorgung in den Griff zu bekommen. Hierfür
wurde 1962 das Instituto Nacional de Tecursos Hidráulicos (INRH) gegründet welches sich noch heute
mit den Fragen der Wasserversorgung auseinandersetzt39.
Heute sind 91% der Haushalte Kubas an das staatliche Wasserleitungssystem angeschlossen. In
Städten wie Havanna hängen 95%, am Land nur 78% am Netz40. Ein Anschluss an die Wasserleitung in
Havanna ist nicht gleichzusetzen mit 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche durchgehend Wasser mit
gleichbleibendem hohem Wasserdruck. Das Wassernetz Havannas ist in Zonen aufgeteilt welche
nacheinander bedient werden so dass meist jede Zone einmal am Tag Wasser bekommt. Das Wasser
wird in großen Behältern – zum Teil auf dem Dach gespeichert. Da die Wasserspeicher offen sind
kann es zur Kontaminierung mit verschiedenen Bakterien kommen. Die Kubaner/innen sind
angewiesen das Wasser abzukochen bevor es getrunken wird.
Das gesamte Wasserleitungsnetz Havannas hat eine Länge von 3.594 km. Durch veraltete
Wasserleitungen und Wasserpumpen gehen zwischen 50 und 70% des Wassers verloren. Um diesen
Mangel zu beheben wäre es nötig das gesamte Rohrsystem Havannas zu erneuern41.
In Havanna befinden sich 40 Wasserquellen, beinahe die Hälfte davon im Süden. Die tägliche
Fördermenge beläuft sich auf 1.306.558 m3.
In privaten Haushalten gibt es meist keine Wasseruhren um den Verbrauch ablesen zu können. Da
für die Versorgung mit Wasser nur ein symbolischer Betrag von 1 Peso Cubano pro Person
eingehoben wird, besteht für den Endverbraucher keine Motivation Wasser zu sparen42.
38
Joseph L. Scarpaci u.A, Havanna, Two Faces of the Antillean Metropolis, Seite 16 ff.
Ammerl, Thomas: Aktuelle stadt- und landschaftsökologische Probleme in Havanna und Lösungsansätze
durch staatliche Raumordnung, Umweltpolitik bzw. kommunale Partizipation, Seite 124 ff
40
http://www.wssinfo.org/pdf/country/CUB_wat.pdf
41
http://www.vivaconagua.org/index.htm?post?45
42
Ammerl, Thomas: Aktuelle stadt- und landschaftsökologische Probleme in Havanna und Lösungsansätze
durch staatliche Raumordnung, Umweltpolitik bzw. kommunale Partizipation, Seite 124 ff
39
Karoline Ohler, Michael Ernst
20
Exkursion Kuba
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17.06.2009
3.3 Abwasserentsorgung
99% der Haushalte in urbanen Gegenden sind an das Abwassernetz angeschlossen, in ruralen
Gegenden sind es 95%.43 Dies bedeutet jedoch nicht dass diese Abwässer zu 100% richtig entsorgt
werden können.
Wie auch bei der Wasserversorgung kann man bei der Abwasserversorgung erkennen dass es an
finanziellen Mitteln fehlt beide Systeme Instandzuhalten. Abwässer fließen zum Teil in die
Hafenbucht und ins Meer hinaus. In stehenden Gewässern führt ein Nährstoffüberschuss – welcher
entsteht wenn Abwasser hineingelangt – zu einem übermäßigen Algenwachstum und bakterieller
Kontaminierung.
Das Abwassernetz ist hoffnungslos überfordert, es wurde 1915 errichtet für eine Bevölkerung von
600.000 welche auf einer Fläche von 25km2 lebten. Heute umfasst das Einzugsgebiet 100km2. Im
Stadtbereich befinden sich lediglich zwei überforderte Kläranlagen. Diese Anlagen können aber
aufgrund des hohen Kontaminierungsgrades das behandelte Abwasser nicht genügend reinigen. Da
viel zu wenige Kläranlagen vorhanden sind wird mehr als die Hälfte des Abwassers der Bevölkerung
direkt ins Meer oder zum Teil auch in die Flüsse geleitet. Auch Abwässer der Industrie fließen in das
Meer oder Fließgewässer. Durch den geringen Durchmesser der veralteten Kanalisation darf
Toilettenpapier meist nicht hinuntergespült werden sondern muss mit dem Hausmüll entsorgt
werden.
Gebiete welche sich in unmittelbarer Nähe der verschmutzten Flüsse befinden sind dadurch
besonders beeinträchtigt. Es kommt zu einer – mehr oder weniger starken – Geruchsbelästigung und
somit zu einer Minderung der Lebensqualität. Da Havanna über einen Mischwasserkanal – das
bedeutet Abwasser aus privaten Haushalten, Abwasser der Industrie sowie Regenwasser in einem
Abwasserkanalsystem aufgefangen wird – kommt es während der Hurrikanzeit öfters zu
Überschwemmungen da das Kanalsystem so große Mengen nur schwer fassen kann44.
Auf diese Weise kann das Trinkwasser kontaminiert werden. Eventuell auftretende Krankheitserreger
können so eine Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung darstellen.
In den Flüssen wird zum Teil auch der feste Abfall weggeschwemmt.
Fließende und verschmutzte Gewässer in Havanna münden nahe dem Stadtgebiet ins Meer. Auch
wie bereits erwähnt fließt das Abwasser auch direkt – durch 200 Meter lange Rohrleitungen welche
unter Wasser verlaufen – ins Meer und führt zu starken Verschmutzungen. Aufgrund der Strömungen
konzentriert sich der Abfall und treibt ggf. wieder ans Ufer. An manchen Strände im Westen
Havannas (z.B. Marianao) ist es daher nicht mehr erlaubt ins Wasser zu gehen, da das Wasser eine
zu hohe Konzentration von Kolibakterien aufweist. Die Strände im Osten (z.B. Playa del Este) sind
besser gelegen und daher nicht Kontaminiert.45
43
http://www.wssinfo.org/pdf/country/CUB_san.pdf
http://www.masoncountydemocrat.com/bottom.asp
45
Ammerl, Thomas: Aktuelle stadt- und landschaftsökologische Probleme in Havanna und Lösungsansätze
durch staatliche Raumordnung, Umweltpolitik bzw. kommunale Partizipation, Seite 128 ff
44
Karoline Ohler, Michael Ernst
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Exkursion Kuba
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17.06.2009
3.4 Telekommunikation
Festnetz und Mobiltelefon
Das Empresa de Telecomunicaciones de Cuba S.A., (ETECSA) ist das zum Großteil in staatlicher Hand
befindliche Telekommunikationsunternehmen Kubas. Die Kontrolle ETESCAs obliegt dem
Ministerium für Information und Kommunikation. ETESCA bietet Internet – sowie durch das
Tochterunternehmen Cubacel Festnetz und Mobiltelefone an.
Auf Kuba gibt es 1.043.000 Festnetzanschlüsse, das sind in etwa 91,3 Anschlüsse/1.000 Einwohner.
Nach einer Schätzung gab es 2007 198.000 Mobiltelefone, das sind ca. 17,3 Mobiltelefone/1.000
Einwohner. Im Vergleich dazu gibt es in Österreich ca. 411 Festnetzanschlüsse/1.000 Einwohner und
1.189 Mobiltelefone/1.00046 Einwohner.
Überall in Havanna findet man öffentliche Münztelefone welche stark frequentiert sind. 91,3
Festnetzanschlüsse auf 1.000 Einwohner – das ist sehr wenig. Daher sind die Münztelefone oftmals
das einzige Kommunikationsmittel. Sie funktionieren mit Peso Cubano - Münzen und die Kosten
halten sich in Grenzen.
Diese Zahlen sind aus dem Jahr 2007. Zu dieser Zeit war es – im Normalfall nicht erlaubt ein
Mobiltelefon zu besitzen. Es sei denn es wurde für die Arbeit benötigt oder jemand war Angehöriger
einer anderen Nationalität. Viele der Mobiltelefone wurden aber auch auf dem Schwarzmarkt
bezogen bzw. die Verträge von Ausländern unterzeichnet welche seit 1990 bereits Mobiltelefone in
Kuba benützen durften. Im März 2008 – kurz nach der Machtweitergabe von Fidel an Raúl Castro –
wurde es legal ein eigenes Mobiltelefon zu besitzen. Die Bezahlung erfolgt über eine Wertkarte im
Voraus47.
Auch wenn es nun legal möglich ist sich ein Mobiltelefon zu kaufen, wird aufgrund des Preises eine
flächendeckende Verwendung noch lange auf sich warten lassen müssen.
Internet
Es gibt 3.664 Computer mit Internetanschluss – das sind 0,32/1.000 Einwohner. In Österreich sind es
341 mit dem Internet verbundene Computer/1.000 Einwohner. Des weiteren ist die Benützung eine
teure Angelegenheit. Die ETECSA bietet Guthabenkarten an. Diese Karten werden in CUC bezahlt.
Eine Stunde Internet kostet 6 CUC. Bei einem Mindestlohn von 225 Peso Cubano 48/11 CUC (bei
einem Umrechnungskurs von 25/1) pro Monat ist die Benützung des Internets ein beinahe
unleistbares Gut. In den meisten größeren Städten führ die ETECSA Geschäfte mit einem
dazugehörigen Internetcafe. In den großen Hotels in Havanna sowie der Bibliothek des Kapitols ist es
ebenso Möglich mit den eben erwähnten Internetwertkarten online zu gehen49.
46
https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/AU.html sowie
https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/CU.html
47
http://www.abc.net.au/news/stories/2008/04/15/2217613.htm sowie
http://www.guardian.co.uk/world/2008/mar/28/cuba
48
http://www.state.gov/g/drl/rls/hrrpt/2006/78887.htm
49
https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/AU.html sowie
https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/CU.html
Karoline Ohler, Michael Ernst
22
Exkursion Kuba
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17.06.2009
Kubanisches Intranet ist zu einem günstigeren Preis verfügbar. Für 2 CUC kann man in den Correos de
Cuba – einem Internetcafe – im kubanischen Intranet eine Stunde E-Mails lesen und schreiben,
jedoch nicht im Internet surfen.
Durch das Embargo ist es für Kuba nicht möglich an das Glasfasernetzwerk angeschlossen zu werden.
Das Internet läuft daher über Satellit und wird unter Benützung des Telefonnetzes verteilt. Dies führt
zu einer langsamen Verbindung. 2010 soll Kuba neben Jamaika, Trinidad und Haiti von Venezuela an
ein Glasfaserkabel angeschlossen werden. Ein Anschluss von Florida aus wäre bedeutend günstiger
da die Entfernung geringer ist. Dies wird jedoch durch das Embargo der USA verweigert50.
Mit der Einführung des Internets in 1996 kam auch gleich das erste Gesetz, welches besagt, dass das
Internet nicht verwendet werden darf um sich gegen die Republik auszusprechen. Des Weiteren
muss beim Verfassen eines E-Mails genau darauf geachtet werden die Staatssicherheit nicht zu
gefährden. Bei Verstoß gegen dieses Gesetz drohen Haftstrafen51.
50
51
http://winfuture.de/news,40895.html
http://www.rsf.org/IMG/pdf/rapport_gb_md_1.pdf
Karoline Ohler, Michael Ernst
23
Exkursion Kuba
Verkehr und Technische Infrastruktur in Havanna
17.06.2009
4. Potenzial im Hinterhof der USA - Eine mögliche Entwicklung
von Kuba nach dem Ende des amerikanischen Embargos
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit dem Fall des amerikanischen Handelsembargos. Seit 1960, also
fast 50 Jahre, gibt es das Handelsembargo, das den Außenhandel Kubas mit den USA verbietet und
auch Druck auf andere Handelspartner ausübt. Kuba leidet wirtschaftlich unter diesen Embargo, und
auch auf Seiten der US- Politik wird die derzeitige Sinnhaftigkeit des Embargos in Frage gestellt. Von
beiden Seiten wird in den nächsten Jahren eine Annäherung der beiden Staaten erwartet, die früher
oder später zu einem endgültigen Ende des Embargos führen sollte. In diesem Kapitel werden
mögliche Entwicklungen nach Meinungen der Autoren beschrieben.
Ob und wann die Blockade aufgehoben wird kann zurzeit noch niemand wirklich sagen. Auf den
nachfolgenden Seiten findet man Ideen, Vorstellungen und Ängste wieder wie sie eventuell,
vielleicht, wahrscheinlich und gegebenenfalls eintreten könnten, wenn das Embargo der USA fällt.
Bis jetzt ist der Markt Kubas – unter anderem durch das Embargo– relativ geschützt. Keine
Billigprodukte aus dem Ausland machen den inländischen Produkten Konkurrenz, der Staat muss
nicht großartig subventionieren da sowieso vieles in staatlicher Hand ist. Die geringen
Importaktivitäten führen jedoch auch zu einer Knappheit an gewissen Gütern bzw. zu einer
geringeren Auswahl bei verschiedenen Produkten.
Was passiert nun wenn der Markt plötzlich vollständig offen ist? Im schlimmsten Fall werden nun
massig Produkte aus dem Ausland importiert. Zum Einen könnte es sein dass viele Kubaner im
Supermarkt nun zum importiertem Mehl, zu den neuen und interessant aussehenden
Konservendosen aus Mexiko oder zu der neuen, coolen Coca Cola anstatt der lange bekannten
TuCola greifen weil es neu ist bzw. nun endlich frei erhältlich ist. Zum Anderen könnte es sein dass
jene Produkte nun einfach günstiger als einheimische sind.
Der einheimische Markt ist – weil er in den letzten 50 Jahren so geschützt war – dieser Konkurrenz
nicht gewachsen, Verkaufszahlen einheimischer Produkte sinken und somit auch die Umsätze der
Geschäfte bzw. der Produzenten.
Die einzige Möglichkeit den Markt zu öffnen ohne ihn zu zerstören ist eine graduelle, langsame
Öffnung. Hier muss aber besonders der kubanische Landwirtschaftssektor geschützt werden. Dies
kann durch Einführbeschränkungen bzw. durch hohe Importzölle geschehen – ggf. zeitlich begrenzt.
Das könnte amerikanischen bzw. internationalen Wirtschaftsinteressen missfallen, kann aber eine
Stabilität der landwirtschaftlichen Produktion Kubas gewährleisten.
Kuba wird durch mehr Devisen im Land profitieren, dadurch wird das Staatsbudget steigen und die
Sozialpolitik kann weiterhin finanziert werden. Dann werden aber nicht alle Kubaner gleichermaßen
profitieren. Im Jahre 1986 lag der Gini-Koeffizient Kubas bei 0,22. Bis 1999 stieg er an auf 0,41. Der
Gini-Koeffizient drückt die Einkommensverteilung innerhalb eines Staates aus. 0 würde eine absolute
Gleichverteilung ausdrücken und je näher die Zahl gegen 1 geht desto ungleicher ist die
Einkommensverteilung. In nicht-sozialistischen Ländern liegt der Koeffizient zwischen 0,3 und 0,652
52
http://ctp.iccas.miami.edu/Research_Studies/GRanis_SKosack.pdf
Karoline Ohler, Michael Ernst
24
Exkursion Kuba
Verkehr und Technische Infrastruktur in Havanna
17.06.2009
(USA 0,45, Österreich 0,25 und Russland 0,41553). Der Hohe Gini-Koeffizient Kubas lässt sich dadurch
erklären dass einige Kubaner Geld von Angehörigen aus Florida beziehen. Diese Geldquellen werden
in den Gini-Koeffizient auch mit einberechnet.
Es wäre sehr wahrscheinlich dass es zu einer groben Umverteilung kommt. Einige wenige werden
sehr stark profitieren, andere kaum. Auch aufgrund der sozialen Gleichheit ist Kuba ein relativ
stabiles und ruhiges Land in dem es selten zu sozialen Konflikten kommt. Unter anderem könnte
Erhöhung der Ungleichverteilung auch eine soziale Unzufriedenheit steigen.
Die neue Situation von Kuba würde sich natürlich auch massiv auf die Arbeitsmarktsituation
auswirken. Wenn es sich finanziell nicht rentiert weiter bestimmte Güter in Kuba zu produzieren –
was wird dann aus den gut ausgebildeten Kubanern? Ergreifen sie nun – nach der Öffnung Kubas –
die Möglichkeit endlich legal auszureisen? Da der Staat das sehr gute Bildungssystem Kubas dank der
drastischen Verschlechterung der Wirtschaft nicht mehr aufrecht erhalten. Vor allem für gut
ausgebildete medizinischen Fachkräfte sowie Lehrer wären Arbeitsstätten im Ausland attraktiver als
im Inland. In anderen Ländern Lateinamerikas gibt es zum Teil einen Mangel an Lehrkräften. Es
bestünde für kubanische Ärzte ggf. die Möglichkeit in industrialisierten Ländern als Pflegepersonal
überqualifiziert aber dafür für mehr Lohn als in Kuba zu arbeiten.
Die Vereinten Nationen fordern Jahr für Jahr ein Ende des Embargos der USA gegen Kuba. Die
Resolution der Generalversammlung wurde mit einer Mehrheit von 184 Stimmen (4 Länder stimmten
dagegen - Israel, Marshall Inseln, Palau und natürlich USA. Die Föderierten Staaten von Mikronesien
haben sich Ihrer Stimme enthalten54. Für die USA ist kein Ende des Embargos möglich solange Kuba
noch ein sozialistischer Staat ist. Nun stellt sich die Frage ob es zu einem Umdenken der USA unter
Barack Obama kommt.
Wenn es zu einem Ende des Embargos sowie zu einer Öffnung Kubas kommt ist anzunehmen dass es
zu einer gewaltigen Steigerung der Reisenden nach Kuba kommt, vor allem aus den USA.
Werden die touristischen Highlights der kubanischen Natur diesen Ansturm überleben? Sollte dieser
Ansturm wirklich eintreten könnte man Argumentieren dass das wirtschaftlich schwache Kuba von
den zusätzlichen Devisen profitieren wird. Nur ist es nun auch möglich dass ausländische Firmen in
neue Hotels und neue Reiseveranstalter investieren und somit die Gewinne welche durch die neuen
Besucher erwirtschaftet werden in eine andere Tasche als Kubas Staatsbudget fließen. Diese
Problematik ist in vielen anderen Tourismusregionen bekannt. Die Touristen kommen, verbrauchen
Ressourcen und hinterlassen Müll – mehr als ein paar gewonnene Arbeitsplätze und erhöhte
Steuereinnahmen bleiben nicht. Zurzeit ist der Einfluss des Staates auf den Tourismus noch sehr
hoch. Der Staat hat auch – zum Teil – die Aufgabe erfüllt einen ökologisch Nachhaltigen Tourismus
aufzubauen. Bei privaten Hotels wird der Staat weniger Einfluss haben, ihre Aufgabe ist es nicht für
Nachhaltigkeit zu sorgen – sie werde z.B. den günstigeren Weg der Müllentsorgung wählen.
Kuba ist aufgrund hohen touristischen Potentials vor allem im Bereich Kultur und Landschaft ein
beliebtes Reiseziel. Das besondere Flair der Städte – besonders Havanna mit dem kolonialkaribischem Ambiente – trägt zum Reiz bei. Hier ist besondere Vorsicht geboten um dieses Flair
beizubehalten.
53
54
https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/fields/2172.html
http://www.un.org/ga/president/62/news/news.asp?NewsID=24471
Karoline Ohler, Michael Ernst
25
Exkursion Kuba
Verkehr und Technische Infrastruktur in Havanna
17.06.2009
Besonders profitieren können hier nun auch kubanische Privathaushalte. Als Alternative zu Hotels
gibt es die sogenannten Casa Particular – Kubaner können mit staatlicher Genehmigung Zimmer an
Touristen vermieten. Auf diese Weise haben sie Zugang Devisen bzw. der Pesos Convertibles.
Als Spannend wird auch die Stadtentwicklung Havannas nach dem Ende des Embargos gesehen. Die
Anzahl der privaten Autos in Kuba wird in Zukunft steigen. Vor allem die Altstadt von Havanna
(Habana Vieja), mit ihren schmalen Straßen und engen Gassen, ist nicht für eine hohe Anzahl an
Autos geschaffen. Die Altstadt hat nicht genug Platz für Anforderungen des laufenden Verkehrs
(fahrende Autos) sowie des ruhenden Verkehrs (Parkplätze). Auch die bekannte Uferpromenade, der
Malecon, hat jetzt bereits ein hohes Verkehrsaufkommen und würde bei einer höheren
Motorisierung an die Kapazitätsgrenze kommen. Die „Verweilmeile“ würde damit an Attraktivität bei
den Habaneros und den Touristen einbüßen. Ein neues Verkehrskonzept ist unbedingt erforderlich.
Idealerweise sollte die Altstadt von Havanna Großteils vom motorisierten Verkehr befreit werden. Sie
sollte das große Potential einer attraktiven Fußgängerstadt ausnützen. Die Innenstadt hat eine Größe
von 2,1km² 55, ähnlich wie Wien (2,88km² 56) und wäre damit für Fußgänger leicht durchquerbar.
Zusätzlich können die bereits vorhandenen Bici Taxis emissionsfreie Fahrten innerhalb der Innenstadt
tätigen. Da nach dem Embargo anzunehmen ist, dass die Privatwirtschaft boomen wird, und die
Altstadt aufgrund ihrer Touristeninfrastruktur zu einem lebendigeren Geschäftsort werden kann,
wird die Innenstadt mehr Touristen und Geschäftsleute zusätzlich anziehen. Restriktionen müssen
die Autos Großteils verbieten um sich aufgrund der Nachteile einer nicht restriktiven Konzentration,
wie Verkehrstaus, Abgase etc., nicht wieder zurück zu entwickeln. Nach außen hin, muss die Stadt
auch gut mit den Öffentlichen Verkehr verbunden werden. Das Kapitol ist jetzt schon ein wichtiger
Hauptverkehrsknotenpunkt. Höherrangige Vertreter des öffentlichen Verkehrs sind notwendig, um
den höheren Bedarf an Mobilität nach Ende des Embargos aufzunehmen. Verbindungen von dort
nach Vedado und in die Außenbezirke könnten mir BRT Systeme (Bus Rapid Transport Systems –
Busse auf eigener Busspur) oder durch Wiedereinführung der Straßenbahn geschehen.
Zurzeit wird Kuba zentralistisch gesteuert. Alle Entscheidungen gehen von Havanna aus. Dadurch
werden unter anderem Produktionsstätten in Kuba verteilt. Zum Beispiel wird Tabak in der Region
Pinar del Rio produziert – die Zigarren werden allerdings in der Region Havanna gerollt. Auf diesem
Wege können mehrere Regionen profitieren. Wenn es zu einer Veränderung des politischen Systems
kommt wird vermutlich auch diese Art der staatlichen Steuerung verändert. Mit dem Ende dieser
Zentralstaatlichkeit wird es vermutlich über einen längeren Zeitraum zu einem Ende dieser
Umverteilung unter den Regionen kommen. Dadurch werden größere Disparitäten entstehen.
Manche Regionen werden größere Vorteile daraus ziehen als andere – wie z.B. Pinar del Rio.
Zur Zeit versucht die Regierung den Zustrom der Kubaner/innen nach Havanna – aufgrund der
desolaten Zustände der Gebäude und der Infrastruktur der Stadt - zu in Grenzen zu halten. Wenn die
Steuerung durch eine Öffnung Kubas dezentraler werden wird, wird dies nicht mehr so einfach sein.
Havanna wird durch den relativ guten ökonomischen Stellenwert. Vermutlich gut ausgebildete
Personen werden vermehrt in die Hauptstadt ziehen. Dies führt zu einem sogenanntem „Brain drain“
in den ländlichen Gegenden. Eine Folge davon kann eine sich weiter vergrößernde ökonomische
sowie soziale Disparität zwischen Stadt und Land – Zentrum und Peripherie sein.
55
56
Vortrag am 14.05.2009 im Revitaliacion de Centro Historico
http://www.wien.gv.at
Karoline Ohler, Michael Ernst
26
Exkursion Kuba
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17.06.2009
In der Region Pinar del Rio wächst Tabak, es gibt wunderschöne – für den Tourismus gut genützte –
Natur sowie eine Vielzahl von schönen Stränden. Im Zuge des Embargoendes und der Öffnung
werden mehr Touristen diese Region aufsuchen – auch da sie in der Nähe Havannas liegt. Auf diese
Art fließen mehr Devisen in die Region Pinar del Rio als in vermutlich andere – touristisch nicht so gut
erschlossene – Regionen. Die Region wird auf diese Weise einen höheren Standard aufweisen als
Regionen in denen der Tourismus keine so große Einnahmequelle ist.
Der Tourismus ist für Pinar del Rio nicht nur ein Segen sondern kann auch zur Gefahr werden. Da die
Sehenswürdigkeiten der Region in der Natur zu finden sind muss auf diese besonders geachtet
werden. Eine Überbeanspruchung bzw. ein Verzicht auf ökologisch nachhaltigen Tourismus kann
eben jene zerstören.
Es besteht jedoch großes Potential für private Kleinunternehmen z.B. private Guides, Restaurants,
Hotels. Da der Staat nun weniger Einfluss hat bzw. es weniger Restriktionen geben wird kann sich die
Privatwirtschaft vor allem in diesen Bereichen entwickeln.
Karoline Ohler, Michael Ernst
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Exkursion Kuba
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17.06.2009
5. Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 Stadtplan von Havanna 1888 I Quelle: ................................................................................................................... 4
Abbildung 2 Photo einer Straßenbahn I Quelle: Allen Morrison, Latin America by Streetcar, New York 1996 .......................... 5
Abbildung 3 Pferdestraßenbahn in Havanna 1858-1990 I Quelle: Allen Morrison, Latin America by Streetcar, New York 1996
................................................................................................................................................................................................... 5
Abbildung 4 Straßenbahnen in Havanna I Quelle: http://www.tramz.com/cu/hb/hbb.html .................................................... 6
Abbildung 5 Elektrische Eisenbahnen in Havanna 1930 I Quelle: Allen Morrison, Latin America by Streetcar, New York 1996 7
Abbildung 6 Camellos Quelle: Havanna Journal I Quelle: http://havanajournal.com/gallery/image_full/62/ .......................... 9
Abbildung 7 Photo Moderner Metrobus am Prado, Havanna .................................................................................................. 10
Abbildung
8
Busnetzplan
Havanna
I
Quelle:
Alexis
Labrada,
Havanna
2008,
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/4d/Plano_rutas_Habana.jpg ................................................................ 10
Abbildung 9 Fahrkarte der Buslinie 400 von Guanabo nach La Habana Vieja (1996) ............................................................... 11
Abbildung 10 Photos Omnibusse Metroplitanos...................................................................................................................... 11
Abbildung 11 Photo eines veralteten Linienbuses ................................................................................................................... 11
Abbildung 12 Stadtfähre von Havanna ..................................................................................................................................... 12
Abbildung 13 Photo Collectivo in Havanna .............................................................................................................................. 13
Abbildung 14 Warteschlange vor einem Collectivo .................................................................................................................. 13
Abbildung 15 Camiones im Süden von Havanna ...................................................................................................................... 13
Abbildung 16 Bici Taxi in der Innenstadt von Havanna ............................................................................................................ 14
Abbildung 18 Bahnhof in Havanna ........................................................................................................................................... 15
Abbildung 17 Coco Taxi in Havanna ......................................................................................................................................... 15
Abbildung 19 Energieproduktion I Quelle: http://earthtrends.wri.org/text/energy-resources/country-profile-46.html ....... 17
Abbildung 20 Schild in Pinar del Rio: Eine Energierevolution: mehr sparen - mehr haben I Quelle:
http://www.solarenergy.org/resources/docs/SolarToday_Education.pdf .............................................................................. 18
Abbildung 21 Fidel Castro werbt für energiesparende Glühbirnen I Quelle: REUTERS Claudia Deut aus
http://derstandard.at/fs/r1242317223754/Going-Green........................................................................................................ 19
6. Bibliographie
Befragungen/Vorträge
Interview mit einem Bici Taxi Fahrers am 24.05.2009
Interview mit einem Cocotaxi Fahrer am 24.05.2009
Interview mit Touristenführer Sara
Vortrag am 14.05.2009 im Revitaliacion de Centro Historico
Vortrag am 15.05.2009 in der Maqueta La Habana (Beratungsstelle der Stadtverwaltung)
Vortrag am 19.05.2009 von Prof. Dr. Arq. Jorge Dena Diaz, Technische Universität Havanna
Karoline Ohler, Michael Ernst
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17.06.2009
Bücher und Zeitschriften
Ammerl, Thomas: Aktuelle stadt- und landschaftsökologische Probleme in Havanna und Lösungsansätze durch staatliche
Raumordnung, Umweltpolitik bzw. kommunale Partizipation, Dissertation der Fakultät für Geowissenschaften an der
Ludwig-Maximilians-Universität München, 2005.
Courbon, Jean: Le tunnel sous-marin de La Havane (Cuba), in Travaux Nr 289, November 1958
Morrison, Allen: Latin America by Streetcar Latin America by Streetcar: A Pictorial Survey of Urban Rail Transport South of
the U. S. A., New York, Bonde Rr, 1996
Scarpaci Joseph, Coyula Mario: Havana: Two Faces of the Antillean Metropolis, The University of North Carolina Press, 2002
Zanetti Lecuona; García Álvarez: Sugar and Railroads. A Cuban History; 1837-1959, Chapel Hill & London: The University of
North Carolina Press, 1998
Internetquellen
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https://www.cia.gov/library/publications/the-worldfactbook/rankorder/2042rank.html?countryName=Cuba&countryCode=CU&regionCode=cCU (letzter Zugriff: 13.06.2009)
https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/fields/2172.html (letzter Zugriff: 13.06.2009)
Der Standard
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Granma
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Karoline Ohler, Michael Ernst
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Exkursion Kuba
Verkehr und Technische Infrastruktur in Havanna
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Karoline Ohler, Michael Ernst
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