Wenn Wälder brennen
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Wenn Wälder brennen
Drägerheft Gasmesstechnik Das Labor im Rohr Unter Tage 385 Das Magazin für die Sicherheitstechnik Juni 2010 Sicherheit durch Fluchtkammern und innovativen Atemschutz Nanotechnologie Kleine Helfer groß im Kommen Wenn Wälder brennen Konzepte gegen die heiße Gefahr 01_Cover385_S 1 25.05.2010 14:39:18 Uhr Rätselhaft Qualität liegt im Detail. Sie steckt bei Dräger in jedem Produkt – auch in den rund 250 Prüfröhrchen. Doch wie viele Gase erkennen sie? Sachdienliche Hinweise ab Seite 28. 1. 250 und noch ein paar mehr 2. rund 500 3. mehr als 1500 Schreiben Sie uns die richtige Lösung per E-Mail an [email protected] oder per Post an unsere Redaktionsadresse (siehe Impressum) und gewinnen Sie einen von dreißig USB-Sticks, 4 GB. Einsendeschluss ist der 31. Juli 2010. Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt. Bitte geben Sie hierfür Name und Adresse an. Eine Barauszahlung ist nicht möglich. Nicht teilnehmen dürfen Mitarbeiter von Dräger. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. 02_Rätselhaft_S 2 25.05.2010 14:40:10 Uhr Inh alt Er fahr u n g 4 Menschen, die bewegen Sie trainieren Luftrettung in Deutschland oder fahnden nach Drogenkonsumenten in Spanien. n ac h r I c h t E n 6 neues aus der Dräger-Welt universal-helm Dräger hPS 3100. neuer notarztwagen für frühchen. Drägerheft auf Deutsch, englisch und Spanisch. 18 Wasser enthält die größte Indoor-tauchanlage Europas bei köln – mehr ab seite 18. WassEr rEport 14 Im Bauch des Berges Aktuelle rettungskonzepte im Bergbau setzen auf sichere Orte unter tage und innovative Atemschutztechnik. 18 Blasenfrei abtauchen Bis zu 20 Meter tief kann man im größten tauchturm europas realistisch trainieren. 20 flammendes Inferno auf knopfdruck im französischen Vire steht eine kleine Stadt, in der feuerwehrleute sich auf den ernstfall vorbereiten. fok u s 8 feuer gegen feuer Waldbrände sind eine immense gefahr für hab und gut, für Leib und Leben. ihre Bekämpfung erfordert ungewöhnliche Strategien – und persönlichen Mut. Drägerheft 385 | Juni 2010 03_Inhalt_S 3 24 ST-116-33-2008 fEuEr 3.000.000 Liter Dr. GeorG NieS 8 GeT T y imaGeS titeLfOtO : CuSP/f1OnLine rund luft s c hu lt Er BlI c k 28 Wo gase farbe bekennen Dräger-röhrchen analysieren die unsichtbare gefahr. au s BlIc k 32 Messfühler im nanokosmos Winzige Kohlenstoff-nanoröhren stehen vor einer großen Karriere – auch in der Messtechnik. sErv IcE 34 Wo und wer? Dräger in aller Welt, impressum. h I n t Ergr u nD 24 gase messen mit Infrarot Wie funktioniert die Detektion brennbarer flüssigkeiten? Der dritte und letzte teil der Serie erklärt die Details. EInBlI c k 36 schnelle rettung – mit langem atem Vier Stunden saubere Atemluft bietet das Kreislauf-Atemschutzgerät PSS Bg4 plus. 3 25.05.2010 14:41:29 Uhr Er fahr un g Me n sch e n , Die b e w e ge n Was uns bewegt – Dräger weltweit Marco Monnig, fachkrankenpfleger und rettungsassistent bei der aDaC-Luftrettung, München bord entscheidend. ,christoph sim‘, unser lehrwerkzeug, steht in hangelar bei bonn und ist aus holz. es ist exakt so ausgebaut wie seine fliegenden Vorbilder: Perfusoren, Monitore, ein oxylog 3000, wenig Platz. Der simMan, unser Patient, ist lebensecht. er kann alle körperfunktionen darstellen, beatmet und abgehört werden. es kommt auch darauf an, unter stress vorausschauend zu planen. wer hier luftrettung trainiert, der weiß: ich kann nicht mal eben rechts anhalten, weil etwas nicht gut überlegt war. sind wir in der luft, müssen wir vorher überblickt haben, was wir tun. ob ,christoph sim‘ echt wirkt? regelmäßig klopfen wir an seine seitentür und sagen: ,willkommen im klinikum. sie sind gelandet‘ – so packend ist die simulation.“ fotos: hans rosarius, azul Marino ; text: silke uMbach, Merten worthMann „es ist ein gutes gefühl, wenn man am ende sieht: Das kind lebt – es verlässt gerade mit den eltern die klinik. Mehrmals erlebte ich intensiveinsätze für ein neugeborenes. Das hat mich geprägt. eine kurzzeitige behandlung genau zur rechten zeit entscheidet oft über leben und tod. gelingt es, ist das die rettung. Das wollen wir schaffen! Die toleranzen sind eng. Die richtige ausrüstung und das richtige wissen müssen zum richtigen ort. Das können wir leisten. unser ,werkzeug‘ ist der helikopter. aber ein werkzeug ist nur so gut wie die hände, die es führen. Damit diese die besten sind, bilden wir sie intensiv aus: Meine kollegen kommen von überall hierher zum training. nicht jeder für sich, sondern im team – nahtlose koordination aller ist an 4 04-05_Erfahrung_S 4 Drägerheft 385 | Juni 2010 25.05.2010 14:42:00 Uhr fr „b dä erw ab me au lieg ein ver wi kön Drä t he m a R u bR ik anne nig er- fotoS: hanS roSariuS, azul marino ; text: Silke umbach, merten Worthmann en. hts en kt? im 010 Francisco Javier Rodríguez-Madridejos Jiménez, Polizeichef von Seseña, Castilla-La Mancha / Spanien „bis vor zwei Jahren hatten wir keine Wahl. Wir mussten die Verdächtigen einfach laufen lassen. Das war wirklich frustrierend. zwar erwischten wir die alkoholsünder bei den Verkehrskontrollen immer. aber wer Drogen genommen hatte entwischte uns. Das nagte an meinem berufsethos. Wir schickten fahrende zeitbomben zurück auf die Straße. Das ging so nicht weiter. Seseña, unsere gemeinde, liegt im norden von castilla-la mancha und hat weniger als 20.000 einwohner. madrid ist nicht weit, das sorgt für eine menge Durchgangsverkehr. Vor zwei Jahren stieß ich das Projekt ,keine Drogen am Steuer!‘ an. Wir schafften ein mobiles Drogen-nachweissystem von Dräger an – und können nun endlich effektive kontrollen durchführen. manchmal stehen Drägerheft 385 | Juni 2010 04-05_Erfahrung_S 5 dabei einem alkoholisierten fahrer acht Drogentäter gegenüber. Womöglich hat das damit zu tun, dass sich die konsumenten immer noch in Sicherheit wiegen. Doch der Sturz vom hohen ross ist tief. Wenn wir die leute mit dem testergebnis konfrontieren, erleben wir echte zusammenbrüche. Die können es nicht glauben – ihnen bleiben keine ausflüchte mehr. Viele wollen sich dann spontan den Druck von der Seele reden. Da braucht man auch psychologisches feingefühl und muss zuhören können. meist sind das leute eines gewissen alters, so zwischen 40 und 50, und oft geht es dabei um kokain. ein 20-Jähriger, der cannabis geraucht hat, reagiert anders. in 97 Prozent der fälle wird die festgelegte buße umgehend beglichen. außerdem haben wir das gefühl: Die lektion ist wirklich angekommen.“ 5 25.05.2010 15:50:42 Uhr D-5195-2010 BJörn Steiger Stif tung N ac h r i c h t eN Schützt bei anspruchsvollen aufgaben: hPS 3100. Wie in abrahams Schoß: ruhig und sanft wird das Baby transportiert. Üb Universal-helm Dräger hPS 3100 Neuer Notarztwagen für Frühchen ita S Der Dräger hPS 3100 ist ein multifunktionaler und universeller helm für anspruchsvolle Aufgaben im Außeneinsatz – von der Waldbrandbekämpfung über Verkehrsunfälle bis zur höhenrettung. er kombiniert optimale Schutzfunktion – durch die integrierte Polystyrol-innenschale – mit hohem tragekomfort, wie ihn beispielsweise die Vier-Punkt-Bänderung inklusive Polsterung im gesamten Kopfbereich bietet. Durch ein Verstellrad lässt sich die Passform individuell anpassen. Das Belüftungssystem sorgt selbst bei langen Waldbrandeinsätzen für ein gutes Klima im helm-inneren. Vor dem eindringen größerer Partikel schützt ein Metallgitter, während sich das Belüftungssystem zum Schutz vor Löschwasser oder rauch bei Bedarf mit einem einfach zu bedienenden Schieberegler schließen lässt. in seinem modernen Design und Aufbau bildet der hPS 3100 eine Kombination aus industrieschutzhelm nach en 397 und Bergsteigerhelm nach en 12492. Der gesamte Kopftragering ist ebenso gepolstert wie die nackenpartie. ein umfassendes Angebot an Zubehör – bis hin zum elektrovisier – optimiert den helm für vielfältige Spezialanwendungen. Die Markteinführung ist für das dritte Quartal 2010 geplant. etwa 700.000 Babys werden jährlich in Deutschland geboren. rund 30.000 von ihnen müssen von Kinder- und entbindungskliniken in Spezialkliniken gebracht werden – entweder sind es frühchen, oder eine anfänglich normale geburt entwickelt sich zum notfall. Der transport der Babys erfordert besonders ausgestattete notarztwagen, wie sie die Björn Steiger Stiftung seit 1974 entwickelt. Das neueste Modell soll in der zweiten Jahreshälfte eingeweiht werden. „neonatologen sprechen hierbei von einem Quantensprung“, sagt Melanie Storch von der Stiftung. Die entwicklung des Prototyps kostete etwa eine Million euro, bis 2014 will die Stiftung 100 dieser Wagen zum Stückpreis von etwa 200.000 euro finanzieren. Kern des Babynotarztwagens ist der querliegende transportinkubator. „Bei Babys ist die fontanelle am Kopf noch nicht geschlossen“, erläutert Storch, „deshalb müssen sie wegen der beim transport auftretenden Beschleunigungs- und Bremswirkung quer zur fahrtrichtung liegen.“ Dieser Quertransport sei jedoch in herkömmlichen notarztwagen nicht möglich. Überdies ist das gerade entwickelte Modell mit einem neuartigen aktiven Dämpfungssystem ausgestattet, das erschütterungen und Vibrationen stark reduziert: elektromotor und Luftfeder sollen selbst Schlaglöcher von zehn Zentimeter tiefe ausgleichen. nahezu die komplette medizintechnische Ausrüstung für das fahrzeug wird Dräger zur Verfügung stellen. hierzu gehört das transportinkubatorsystem, das zusammen mit neonatologen, Krankenschwestern und hebammen sowie einem internationalen team von Medizintechnikern entwickelt wurde. Auch die zentrale gasversorgung, Beatmungsgeräte und das Monitoring stammen von Dräger. Akustikfachleute im dortigen testCenter arbeiten zudem an der Schallisolierung im inneren des Babynotarztwagens. Die geh ver süd 63 um kur Zeu ein Kra den ten sic Ca der hat tem Ko lev unt na gro gra Ver 6 06-07_Nachrichten_S 6 Drägerheft 385 | Juni 2010 25.05.2010 14:42:46 Uhr Drä en en, em n ur en en. t ster 010 MT-5469-2008 BJÖRN STEIGER STIF TUNG Drägerheft auf Deutsch, Englisch und Spanisch Überblick mit SmartPilot View. Immer dicht am Kunden: Dräger-Website. Italien: Erster SmartPilot View Dräger-Website für 48 Länder Die Geschichte des Ospedale Maggiore geht auf das Jahr 1351 zurück. Heute versorgt die Klinik (rund 50 Kilometer südöstlich von Mailand) mit ihren 638 Betten etwa 150.000 Einwohner im Umkreis. Zur Ausstattung zählen seit kurzem zwei neue Anästhesiesysteme: Zeus Infinity Empowered – inklusive eines SmartPilot View. „Damit ist dieses Krankenhaus das erste weltweit, das den Narkoselevel mithilfe unseres intelligenten Displays überwachen kann“, freut sich Dräger-Vertriebsmitarbeiter Emilio Carmignotto. Dr. Agostino Dossena, Leiter der Anästhesie des Ospedale Maggiore, hatte sich zunächst für das Anästhesiesystem entschieden, bis ihn auch das Konzept der Überwachung des Narkoselevels überzeugte. Der SmartPilot View unterstützt den Arzt von der Einleitung der Narkose bis zur Aufwachphase. Ein großes Display zeigt alle wichtigen Daten grafisch – einschließlich Prognose des Verlaufs. „One Dräger – One Voice“, das gilt auch für das Internet. Seit kurzem erkennt die unternehmenseigene Website automatisch, aus welchem Land sie aufgerufen wird, und leitet dann auf die entsprechende lokale Website weiter. Diese gibt es schon jetzt für 48 Länder und in 29 Sprachen. Allen gemeinsam sind generelle Informationen über das Unternehmen. Darüber hinaus gibt es informative und faszinierende Produktansichten in 360°-Optik ebenso wie Videos oder Produktdemonstrationen. Unter Navigationspunkten wie „Produkte & Dienstleistungen“, „Einsatzbereiche“, „Karriere“, „Investoren“, „Presse“ und „Online Ser vices“ erfährt der Besucher mehr über das Unternehmen und sein Angebot. Einen Überblick über die Inhalte des Drägerhefts findet man unter dem Punkt „Über Dräger“. www.draeger.com DRÄGERHEFT 385 | JUNI 2010 06-07_Nachrichten_S 7 Seit seiner ersten Ausgabe im Sommer 1912 informiert das Drägerheft über Technik aus dem Hause und ihre Anwendungen. Mitte 1959 erschien die erste Ausgabe auf Englisch. Ihr Schwerpunktthema: Einsatz von Pressluftatmern bei Industrie und Feuerwehr. Die jetzige 385. Ausgabe des deutschen Heftes ist zugleich die 100. Ausgabe auf Englisch. „Damit zeigen wir, dass wir die Sprache unserer Kunden nicht nur im über tragenen Sinne sprechen“, freut sich Burkard Dillig über dieses Jubiläum. Der heutige Dräger-Pressesprecher war bis Ende 2007 mehr als 20 Jahre für das Drägerheft verantwortlich. Im nunmehr 99. Jahrgang startet eine zusätzliche Ausgabe auf Spanisch; Französisch soll demnächst folgen. Das Unternehmen trägt damit der gewachsenen Bedeutung jener Märkte Rechnung, in denen diese Weltsprachen gesprochen werden. „Mit dem Drägerheft ist es wie mit unseren Produkten“, sagt Stefan Dräger, Vorstandsvorsitzender der Drägerwerk Verwaltungs AG, „beide sollen unseren Kunden höchsten Nutzen bringen.“ Mit der neuen Gestaltung geht seit Ende 2008 auch die Kombination aus technischer Information und Reportagen vor Ort auf, wie viele Leserreaktionen zeigen. Heute erscheint das Drägerheft mit drei Ausgaben jährlich und zwei Magazinen: eines für jeden Unternehmensbereich. Die Gesamtauflage beträgt mehr als 80.000 Exemplare. technik Gasmess or im Rohr Das Lab ter Tage Gas Detection Review Dräger R t efDräger eview Drägerh 385 Un mmern Fluchtka it durch schutz Sicherhe vativen Atem und inno hnologie Nanotec im Kommen Helfer groß Laboratory in a tube 100 Mining Safety through rescue chambers and respiratory equipment 1 Nanotechnology Kleine for Safety Technology June 2010 2010 The Magazine La revis Tiny helpers with a big impact ta de la chnik Juni tecnolog erheitste ía de segu die Sich azin für ridad Jun Das Mag io de 201 0 Detecció n Laboratoriode gases en un tubo Min ería Segurid refugios e innovado ad gracias a ra protecci ón respirato ria Pequeñas Nanotecno logía ayudas con gran efec to en brennfah Forests Cruando Burn älderWhen heiße Gefor Co losfireb fighting fire with WennznepteWgegen dieConcepts nceptos para comb osques a Ko rden atir el fue go con fue go 7 27.05.2010 9:34:50 Uhr a 8 08-13_Waldbrand_S 8 Drägerheft 385 | Juni 2010 26.05.2010 8:05:03 Uhr Drä W e lt br ä n De FO K U S Feuer gegen Feuer feuer wird auch heute noch oft und erfolgreich mit FeUer beKämpFt – zur Vorbeugung und als letztes Mittel. W aldbrand? Da denkt man an Griechenland, Portugal, Australien und Kalifornien. Dass es auch in nördlichen Breiten im Sommer oft brennt, entzieht sich oft unserer Wahrnehmung. Russland etwa: In den 800 Millionen Hektar Nadelwald, die größte zusammenhängende Waldfläche der Welt, brennt es zwischen 20.000 und 35.000 Mal im Jahr. In jedem Sommer steht die Feuerwehr dort vor der ungeheuerlichen Aufgabe, Feuer auf einer Fläche fast so groß wie die USA bekämpfen zu müssen. Und sogar das nasse Deutschland ist ein Waldbrandland. „2009 registrierten die Behörden etwa 1.000 Waldbrände“, sagt Detlef Maushake, Ausbildungsleiter für Waldbrandbekämpfung bei der deutschen Hilfsorganisation „@fire“, die Lösch- und Bergungshilfe leistet in der europäischen Nachbarschaft, aber kürzlich auch zu einem Hilfseinsatz nach Haiti aufbrach, nach den verheerenden Erdbeben dort. „Flächenbrände werden von der Statistik nicht erfasst. Wir schätzen, dass die Gesamtzahl etwa vier bis fünf Mal über den gemeldeten Fällen liegt.“ Und die Zahl der Brände steigt: Im Mittelmeerraum hat sich die durchschnittliche jährliche Waldbrandfläche seit den 1960er Jahren vervierfacht. Was wie ein brandstifter aussieht, ist tatsächlich ein Feuerwehrmann, der eine brandschneise legt. 010 Drägerheft 385 | Juni 2010 08-13_Waldbrand_S 9 foto : get t y iMages mensch ist brandursache Nr. 1 Ist der Klimawandel Ursache dieser enormen Zahlen? Maushake seufzt, diese Frage wird ihm oft gestellt, doch er kann keine abschließende Antwort darauf geben. Forscher vermuten, dass sich die Zahl der Brände in den menschenleeren Weiten Sibiriens, der USA oder Kanadas durchaus erhöhen könnte, bedingt durch Trockenheit und höhere Temperaturen. Das dabei frei gesetzte Treibhausgas Kohlendioxid könnte dann dazu beitragen, dass sich die Atmosphäre noch schneller erhitzt – ein Teufelskreis. Im dicht besiedelten Europa aber ist für Experten wie Maushake der Mensch Brandursache Nummer eins. Und nicht nur dort: Schätzungsweise 95 Prozent aller Brände weltweit werden von Menschen verursacht. Manchmal steckt Fahrlässigkeit dahinter, etwa ein Grillfeuer in heiklem Terrain oder auch ein Pkw mit heißem Katalysator, der über trockenem Laub abgestellt wurde. Oft finden die Fachleute aber auch Hinweise auf Brandstiftung, angetrieben von Boshaftigkeit, Pyromanentum, Versicherungsbetrug, Bodenspekulationen, um vermeintlich nutzlosen Wald in ergiebiges Weide- oder teures Bauland zu verwandeln oder als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. In Spanien, Portugal und Griechenland werden die meisten Feuerwehrleute nach Bedarf eingestellt. Den schaffen sie sich mitunter selbst. Die Folgen der Zündelei lassen sich inzwischen fast das gesamte Jahr über im Fernsehen betrachten. Immer brennt es irgendwo, und wenn die Waldbrandsaison in Südeuropa gerade vorbei ist, beginnt sie auf der Südhalbkugel, etwa in Australien oder in Afrika. Weltweit brennt es in jedem Jahr auf einer Fläche von über dreihundert Millionen Hektar. Tausende von Menschen müssen vor den Flammen fliehen. „Wir sehen die Tendenz, dass in vielen Regionen die Feuer nicht nur an Fläche zunehmen, sondern auch in ihren Auswirkungen sehr viel schwerwiegender wer- > 9 26.05.2010 8:05:14 Uhr FOK U S W e lt b r än De Einmal abgesprungen, ist der Smokejumper völlig auf sich gestellt > den“, hat der Feuerökologe Johann Georg Goldammer beobachtet, er leitet das Global Fire Monitoring Center in Freiburg und bewertet seit vielen Jahren das Waldbrandgeschehen auf der ganzen Welt. Feuerspringer: Hilfe vom Himmel Wenn nicht gerade ein Blitzschlag die Ursache war, beginnt ein Waldbrand immer als Bodenfeuer. Solange sie noch nicht in die Wipfel gesprungen sind, lassen sich die Brände einfach löschen. Mit Schaufel, Feuerpatsche, Kettensäge, ReisigÄsten, einem Werkzeug namens Pulaski, das auf der einen Seite eine Axt und auf der anderen eine Hacke ist – manchmal kämpfen die Löschtruppen sogar mit bloßen Händen gegen die Flammen. In den Nadelwaldweiten Russlands und der USA haben sich die Feuerspringer (Smokejumpers) als wirkungsvollste Einsatztruppe gegen das Feuer erwiesen. Am Fallschirm springen sie aus Flugzeugen oder klettern aus einem Hubschrauber ins bedrohte Waldgebiet und beginnen den manchmal tagelangen Kampf gegen die Flammen. Erfunden wurde diese Art der Brandbekämpfung im Russland der 1920er Jahre. Die fliegende Feuerwehr existiert dort noch heute unter ihrem Namen Awialessoochrana, zu Deutsch etwa „Luftbewachung der Wälder“: 1930 kletterten die ersten Feuerwehrleute der Awialessoochrana auf die Tragflächen ihrer Transportmaschine, sprangen über einem vom Feuer eingekreisten Dorf ab. Zwei Wege gibt es, einen Brand zu stoppen: Luftentzug, etwa durch Sand. Oder man entfernt alles brennbare Material aus dem Weg der Flammen. Bereits ein 30 10 08-13_Waldbrand_S 10 Zentimeter schmaler Graben im Erdreich kann ein Bodenfeuer stoppen. Zur Not legen die Löschkräfte ein kleines kontrolliertes Gegenfeuer, um dem eigentlichen Feuer die Nahrung zu nehmen. „Ein gutes Instrument, um gerade in unwegsamen oder durch Munition belastetem Gelände, wo Fahrzeuge nicht hinkommen, oder in entlegenen Regionen, die Flammen zu stoppen“, sagt Detlef Maushake. In Deutschland ist der Wald durch die Bewirtschaftung meist so gut erschlossen, dass die Forststraßen solche Verteidigungslinien bilden können. Ganz anders sieht es in der dichten Macchia („Dickicht, Gebüsch“) in südeuropäischen Ländern aus. Noch heute unterscheidet sich die Vorgehensweise der Smokejumper kaum von der Arbeit der Gründerväter. Zwar lassen sich die Fallschirme präziser steuern, es gibt Satellitennavigation und Funktelefone. Doch wenn die Einsatzkräfte erst einmal abgesprungen sind, sind sie völlig auf sich gestellt, bis entweder das Feuer gelöscht ist und sie zur nächsten Straße marschieren, um sich einsammeln zu lassen, oder sie von einem Helikopter evakuiert werden. Zumindest die amerikanische Luftfeuerwehr verfügt heute über bessere Schutzkleidung als die Altvorderen. Lernen von den USA Die Hilfskräfte in den USA und auch die Freiwilligen von der deutschen „@fire“Gruppe tragen statt dem Dunkelblau der normalen Feuerwehren ein schrilles Gelb. „Das heizt sich in der Sonne weniger auf“, erklärt Maushake. Die Schutzkleidung der Waldbrandlöscher ist auch weniger stark gepolstert als die der Gebäudelöschein- heiten. „Bei der anderen Kleidung ist die Schutzwirkung größer, die für draußen muss aber leicht sein, das gilt auch für den Helm (Anm. d. Red.: siehe auch Nachrichten Seite 6), denn wir müssen auch bei großer Hitze einige Tage damit unterwegs sein können und mit der Hitze klarkommen.“ Pflicht für seine Leute ist auch ein Schutzzelt, das zu einem handlichen Paket verpackt immer dabei ist. Es besteht aus einem feuerfestem Spezialgewebe, das mit einer Aluminiumschicht bedampft ist, die bis zu 95 Prozent der Hitzestrahlung reflektiert. „Das ist wie ein Airbag im Auto“, sagt Maushake, „man will das lieber nicht benutzen. Aber es ist sicherer, eines dabeizuhaben.“ Der Berufsfeuerwehrmann hatte sich selbst bislang zehn Fortbildungsreisen in die USA verordnet, um von den Kollegen das Löschen von Wald- und Buschbränden zu lernen. „Der größte Unterschied zwischen einem Flächen- und einem Gebäudebrand ist die Dynamik des Feuers“, erklärt Maushake. „Draußen gibt es mehr Einflussfaktoren. Schon eine Wolke vor der Sonne kann den Brand dämpfen. Waldbrände bewegen sich, es ist wie beim Schach: Man muss vorausdenken!“ Wenn die Flammen ganze Bäume erfasst haben, können die Mannschaften am Boden kaum noch etwas ausrichten. Dann ist die Stunde der Löschflugzeuge gekommen. Speziell für diese Zwecke entwickelt wurde die Maschine CL-415 vom kanadischen Unternehmen Canadair. Das Amphibienflugzeug kann seine Wasserfracht bei 120 Stundenkilometern im Tiefflug über einem Gewässer aufnehmen – 6.000 Liter in zwölf Sekunden. Drägerheft 385 | Juni 2010 25.05.2010 14:43:41 Uhr Be he um 30 wi tile do Wa da tig Bo na gen bis zu nie Fe We ru es gib ger gla sog ren ha Fe sen ten ha Fe Er de daf re Ge au öko Drä W e lt br ä n De FO K U S Aus der Luft bekämpfen Löschflugzeuge und – wie hier – in bergigem Gebiet auch Helikopter das Feuer. ch in en än ed em eu es lke en. im me en en. eu cke 415 na ne rn eh en. 010 Beim Abwurf wird das Wasser mit brand hemmenden Chemikalien vermischt, um die Löschwirkung zu verstärken. Nur 30 Meter über den brennenden Baum wipfeln drehen die Piloten die vier Ven tile ihrer Löschtanks auf, entweder fein dosiert oder auf einen Schlag, damit die Wassermassen selbst durch dichtes Laub dach brechen. Bislang weltweit einzigar tig ist die zum Löschflugzeug umgebaute Boeing 747200, die die Evergreen Inter national Airline bei Bedarf an Regierun gen vermietet. Der „LöschJumbo“ kann bis zu 77.600 Liter aufnehmen und kam zum ersten Mal bei Waldbränden in Spa nien im Juli 2009 zum Einsatz. Feuerplanet Erde Wenn man von der totalitären Zerstö rungskraft von Vollfeuern absieht, die es ohne menschliches Zutun aber kaum gibt, stört sich die Natur selbst weit weni ger an den Flammen als wir Menschen glauben. Viele Ökosysteme brauchen sogar die Kraft der Flammen, um existie ren zu können. Computersimulationen haben gezeigt, dass in einer Welt ohne Feuer zwar ein Drittel mehr Wald wach sen würde – viele artenreiche Landschaf ten wie HeideGebiete aber gingen dauer haft verloren, wenn nicht regelmäßig ein Feuer darüber striche. Seit Pflanzen die Landflächen der Erde bevölkern, gibt es großflächige Brän de auf dem Planeten. Als älteste Belege dafür fanden Geologen 420 Millionen Jah re alte verkohlte Pflanzenreste in tiefen Gesteinsschichten verborgen. „Wir leben auf einem Feuerplaneten“, sagt Feuer ökologe Goldammer, der sich dafür ein > Drägerheft 385 | Juni 2010 08-13_Waldbrand_S 11 foto : reuters ist au ch ch en mit tze ist nd Es al cht der wie an ist 11 25.05.2010 14:43:50 Uhr FOK U S W e lt b r än De Der Sprung ins oft Ungewisse: Ein Smokejumper schwebt in das Brandgebiet, um das Feuer vom Boden zu bekämpfen. > setzt, dem Feuer wieder mehr Raum zu geben. So verbreitet sich seit einigen Jah ren eine auf den ersten Blick kuriose Stra tegie unter den Waldbrandbekämpfern: Sie gehen dazu über, Feuer mit Feuer zu bekämpfen. Ihr Ziel ist es nicht, Flammen zu löschen, sondern zu verhindern oder wenigstens zu beherrschen. Brände können überhaupt nur gefähr lich werden, weil zu viel brennbares Mate rial im Wald liegt. Das tote Pflanzenma terial aus dem Vorjahr bleibt liegen, und sobald der Schnee geschmolzen ist und die Sonne zwei Tage geschienen hat, brennt das Zeug wie Zunder. Das war früher anders, als die Landbevölkerung jeden noch so kleinen Zweig aufklaubte, um damit den heimischen Herd zu hei zen. Feuerexperte Goldammer vergleicht die Wirkung eines schwachen, kontrollier ten Bodenfeuers in einem Wald mit einer leichten Durchforstung durch den Men schen – schwächere Bäume verschwin den, gesunde bleiben erhalten und junge können nachwachsen, weil sie am Boden mehr Licht bekommen. So könnte man den gefährlichen heißen Feuern vorbeu gen, die von einem Wald nichts übrig las sen außer ein paar verkohlten Stümpfen. Waldbrandkatastrophen August 1936: Die russische holzfällerstadt Kursha-2 brennt in einem feuersturm nieder. 1.200 Menschen sterben. 12 08-13_Waldbrand_S 12 August 1975: brand in der lüneburger heide, 74 Quadratkilometer vernichtet. fünf feuerwehrleute sterben. Zwischen 1997 und 1998 brennen in indonesien 97.000 Quadratkilometer regenwald ab und setzen 2,6 gigatonnen des treibhausgases Kohlendioxid frei. Juli 2005: in der spanischen Provinz guadalajara brennen 130 Quadratkilometer Wald nieder. elf brandbekämpfer sterben. Juli/September 2007: in ganz griechenland brennt es. Mehr als 3.000 einzelne feuer vernichten 2.700 Quadratkilometer Wald und Plantagen. 84 Menschen sterben. Februar 2009: im australischen bundesstaatVictoria vernichten 400 einzelne brände 4.500 Quadratkilometer buschland. 173 Menschen sterben in den flammen, 414 werden verletzt. August/Oktober 2009: Das „Station fire“ wütet am Stadtrand von los Angeles. es zerstört 89 häuser, vernichtet 650 Quadratkilometer buschland und Wald, mittendrin der tujunga Canyon, ein bedeutsames naherholungsgebiet und touristenattrak tion. ermittlungen ergeben, dass ein brandstifter das feuer entfacht hatte. Zwei feuerwehrleute sterben im einsatz. es wird Mordanklage gegen den unbekannten täter erhoben. Integriertes Feuermanagement foto : PiCture-AlliAnCe Oktober 1825: im großen Miramichi-feuer im kanadischen bundesstaat new brunswick sterben 160 Menschen, viele von ihnen sind insassen eines gefängnisses. 16.000 Quadratkilometer Wald werden vernichtet. „Wir sollten nicht den Brand verhindern, sondern seine Intensität mindern“, sagt Alexander Held vom Beratungsunterneh men Working on Fire, ein international anerkannter Feuermanager. Wenn er von der „Feuerindustrie“ spricht, meint er unter anderem Serviceleistungen, die etwa sein Unternehmen für Regierungen oder Großgrundbesitzer anbietet. Dazu gehören Drägerheft 385 | Juni 2010 25.05.2010 14:44:02 Uhr die au nin lie tes nu un Lie In lie be des ma sch seh bre tig Ka im sin Be me He er „E kon tio von los me es me Fe for bei sch wä kle Drä zu ah ra rn: zu en der hr te ma nd nd at, war ng te, ei cht er ner en in nge en an eu as en. rn, agt eh nal on er wa der en 010 die Überwachung der Landflächen, aber auch Aufklärungskampagnen und Trai nings, um der Bevölkerung das kontrol lierte Brennen beizubringen. „Integrier tes Feuermanagement“ nennt das Held, nur etwa zehn Prozent davon sind Feuer unterdrückung, der Rest wirkt präventiv. Lieber kontrolliert brennen In weiten Teilen Afrikas hat das kontrol lierte Brennen lange Tradition. Die Land besitzer legen viele kleine, aber keine destruktiven Feuer, die das tote Pflanzen material zersetzen, das lebende aber unbe schädigt lassen. Aus der Luft betrachtet, sehen manche Regionen aus wie Schach brettmuster. Dort, wo die Technik rich tig angewendet wird, kommt es kaum zu Katastrophen. „Die Leute brennen früh im Jahr, wenn die Pflanzen noch grün sind und die Luft feucht ist. Unter diesen Bedingungen gehen die Feuer nachts ohne menschliches Zutun wieder aus“, erklärt Held. Eine ähnliche Strategie empfiehlt er auch europäischen Brandmanagern. „Es wird ohnehin brennen, dann lieber kontrolliert und schonend für die Vegeta tion und den Boden.“ Die Bekämpfung von Bränden hält er für ein hoffnungs loses Unterfangen. „Griechenland hat die meisten Flugzeuge, und trotzdem brennt es alle zwei Jahre gewaltig.“ Doch das Bild wandelt sich: „Immer mehr Länder trauen sich, Feuer gegen Feuer einzusetzen“, sagt Held. Und er fordert noch mehr Mut, um neue Wege beim Feuermanagement zu gehen: „Es ist schwierig zu vermitteln, dass es am besten wäre, im Frühjahr rund um Athen 1.000 kleine Feuer zu legen.“ Hanno Charisius Drägerheft 385 | Juni 2010 08-13_Waldbrand_S 13 foto : uS foreSt ServiCe Photo W e lt br ä n De FO K U S „Es ist ein Lebensstil“ JOHn TwISS, 63, ist Präsident der nordamerikanischen national Smokejumper Association. Zwischen 1967 und 1976 sprang er selbst aus flugzeugen über Waldbränden ab und blieb oft tage, bis alle flammen gelöscht waren. er lebt in Custer, South Dakota. Erinnern Sie sich an Ihren ersten Fallschirmsprung aus einem Flugzeug in einen brennenden wald? Aber sicher! Das war vor mehr als 30 Jahren. Durch das training war ich gut vorbereitet, doch gerade deshalb ist es aufregend: weil man genau weiß, was auf einen zukommt. wie klingt ein waldbrand? ein kleines feuer macht nicht viel lärm. ein großes, das ganze bäume verschlingt, kann ziemlich laut werden, wie ein Zug. Wenn man dieses geräusch hört, weiß man aber auch, dass man in der Klemme steckt und schleunigst von dort weg kommen sollte. was geht einem durch den Kopf auf dem Luftweg zum Einsatzort? Wenn es ein langer flug ist, dann schläft man normalerweise, sammelt Kräfte. bei einer kurzen reise bis zu drei Stunden quatscht man mit den Kollegen, prüft die Ausrüstung und studiert die Karten vom Absprunggebiet. was ist das Erste, was ein Smokejumper nach der Landung tut? falls er in einem baum gelandet ist, muss er zusehen, dass er auf den boden kommt. Das nächste ist, nach dem gepäck mit den Werkzeugen, nahrung und trinkwasser zu schauen, das direkt nach ihm abgeworfen wurde. Dann wird das feuer gelöscht, alles wieder zusammengepackt und in richtung des vereinbarten Sammelpunktes marschiert. wie lange dauert so ein Einsatz? Man bleibt so lange, bis das feuer gelöscht ist oder man von der Zentrale zu einer anderen Stelle beordert wird. Das kann zwei, drei tage dauern, so lange reicht der Proviant. Und wenn der Proviant aufgebraucht ist? Dann isst man, was man findet oder auch mal nichts. Wenn man länger draußen ist, wird oft nahrung und Wasser von einem flugzeug abgeworfen. Klingt nach einem entbehrungsreichen Beruf. früher lag das optimale Alter für einen Smokejumper unter 30 Jahre. heute treffen sie aktive Springer, die über 50 Jahre alt sind. was hat sich noch verändert? Die fallschirme lassen sich heute besser lenken. So kann man besser an felsen und bäumen vorbeisteuern. und ich finde es gut, dass Smokejumper heute auch für das kontrollierte Ausbrennen von brennbarem Material in waldbrandgefährdeten gebieten eingesetzt werden – vermutlich wird das in Zukunft häufiger passieren. weiter im Internet: www.draeger.com/385/feuerwehr 13 25.05.2010 14:44:09 Uhr Im Bauch des Berges Sichere Orte unter tage und innovative Atemschutzausrüstungen sind zeitgemäße Lösungen im Bergund tunnelbau. Auf ihnen basieren aktuelle Rettungskonzepte in aller Welt – die Anforderungen an notfallpläne für gruben und Baustellen in mehreren hundert Meter tiefe haben sich indes verschärft. H ochbetrieb unter Tage braucht höchste Sicherheit – das gilt für den Schacht Konrad im niedersächsischen Salzgitter ebenso wie für die Olympic Dam-Mine auf der anderen Seite des Erdballs, in Australien. Dabei unterscheiden sich beide Gruben erheblich in ihrer Nutzung: In Deutschland entsteht im Bergwerk ein Endlager für schwachund mittelradioaktive Abfälle, während in der größten Untertageanlage Australiens neue Lagerstätten für den Abbau von Erzen erschlossen werden. Beide verbindet hingegen ihre Sicherheitsausstattung, mit Rettungskammern und Schutzräumen, die im internationalen Vergleich ein sehr hohes Niveau erreicht hat. Wie wichtig die Verbesserung der Sicherheit unter Tage in vielen Ländern noch immer ist, zeigen Berichte über Grubenunglücke. Allerdings verändert sich diese Situation zum Besseren: Während Minen und Verkehrstunnel in den vergangenen Jahren immer größer wurden, haben sich die Anforderungen an die Sicherheit im Berg- und Tunnelbau weltweit verschärft. „Und die Gesetzgeber fordern immer höhere Standards ein“, sagt Norbert Poch, Leiter des Bereichs Atemluftversorgungssysteme bei Dräger. Innovative Schutz- und Rettungstechnik für den Bergbau stand deshalb auch auf der International Mines Rescue Conference im Herbst 2009 in Tschechien im Mittelpunkt (siehe Interview Seite 17). Die Wegen der unterschiedlichen Bedingungen unter Tage setzen sichere Rettungskonzepte auf individuelle Lösungen. Zu 14 14-17_Fluchtkammern_S 14 ST-1613-2007 Individuelle Rettungskonzepte ob schacht konrad oder olympic Dam: „Down under“ sind die Risiken überall ähnlich. Drägerheft 385 | Juni 2010 25.05.2010 14:44:32 Uhr Die Drä Be rgBau R ep o R t n deren wichtigsten Elementen gehören Atemschutzausrüstungen zur Selbstrettung und „sichere Häfen“ wie Rettungskammern und Schutzräume. „Die verschiedenen Varianten beider Systeme ergänzen sich dabei“, erklärt Norbert Poch und verweist darauf, „dass heutige Rettungskonzepte oft eine Kombination aus Schutzräumen, Rettungskammern und persönlicher Atemschutzausrüstung enthalten.“ ST-1611-2007 Flucht nach draußen ST-1613-2007 ST-1707-2005 Diese autonome Rettungskammer bietet schutz vor Rauch und partikeln. nlich. Die Rettungskammer ist gasdicht: Im Inneren kann aufgeatmet werden. 010 Drägerheft 385 | Juni 2010 14-17_Fluchtkammern_S 15 Schutzräume und Rettungskammern bieten sehr gute Überlebenschancen, selbst bei Explosionen, Bränden oder dem Austritt schädlicher Gase. Schutzräume sind stationär ausgelegt. Meist wird dazu ein Blindstollen durch Mauern und eine Schleuse von der Grube abgetrennt. In diesen Räumen kann eine größere Anzahl von Menschen über einen längeren Zeitraum auf die Fremdrettung warten. Rettungskammern sind dagegen meist als mobile Container ausgeführt und auch als Zwischenstation für die Selbstrettung gedacht. „Denn, wo immer möglich, sollte die Selbstrettung durch Flucht nach draußen angestrebt werden“, sagt Dietmar Diercks, Produktspezialist bei Dräger. Wegweisend ist dabei innovative Atemschutztechnik: Drägers Charge Air bietet ein System mit Atemluft-Nachfüllstationen für die Selbstrettung über weitere Strecken. Charge Air kommt heute vor allem in Kohlebergwerken zum Einsatz, wo die Flucht aus der Grube (Selbstrettung) aufgrund der Schlagwetter- und Feuerproblematik absoluten Vorrang > 15 25.05.2010 14:44:44 Uhr > im Vergleich zu Rettungsraumkonzepten hat. Charge Air erlaubt das schnelle Wiederauffüllen von Pressluftatmern: „In 45 bis 70 Sekunden kann eine 9-LiterFlasche von 50 auf 300 bar befüllt werden, ohne die Atemluftversorgung zu unterbrechen“, erklärt Stefan Reiling von Dräger, der das System in Australien betreut. Das entspricht einem Atemluftvorrat für 60 Minuten. Nachgefüllt wird mit einem rein pneumatisch gesteuerten sequentiellen Kaskadensystem, das – im Vergleich zur Direktbefüllung – den Luftvorrat effizienter ausnutzt. Dräger bietet standardmäßig die Charge Air-Anlagen zum Auffüllen von 20 oder 40 Atemluftflaschen an. Mit Charge Air sind längere Evakuationswege als mit Sauerstoffselbstrettern möglich, bei angenehmerer Atemluft. Oaky Creek Coal in Queensland, Australien, ist zurzeit mit mehr als 80 Systemen im Einsatz der größte Kunde für diese Technik. D-16503-2009 St-13278-2007 Die Rettungskammer lässt sich flexibel konfigurieren und kann bis zu 20 Personen mehrere Tage lang Schutz bieten. Charge Air: für das schnelle Wiederbefüllen von Pressluftatmern – ein Plus für die Sicherheit. Mitten im Outback, rund 600 km nördlich von Adelaide, liegt die derzeit größte Untertageanlage des roten Kontinents. Olympic Dam ist eine Welt für sich: Jeden Tag sind hier mehrere hundert Bergleute in den Gängen unterwegs, in voller Montur mit Atemschutzmaske am Gürtel und Grubenlampe am Helm. Täglich werden neue Tunnel eröffnet, einer sieht aus wie der andere, auf mehreren hundert Kilometern zieht sich ein Gewirr von Straßen und Stollen durch den Granit. Bis zu 36 Stunden Schutz Von Dräger stammt der neue Schutzraum, in dem bis zu 100 Personen bis zu 36 Stunden Schutz und Sicherheit finden sollen. Ein leichter Überdruck gegenüber der Atmosphäre im Bergwerk, ein Luftschleiergerät und eine Luftschleuse sollen schädliche Gase draußen halten. Die Regeneration übernimmt die Abscheidung von Kohlendioxid aus der Richtlinien und Vorschriften Weltweit werden die rahmenbedingungen für den einsatz von rettungs- und fluchtkammern durch richtlinien und Vorschriften vorgegeben. in Deutschland ist hierfür neben der „Allgemeinen Bergverordnung über untertagebetriebe, tagebaue und Salinen“ (ABVO) der „Leitfaden für Planung und umsetzung eines Sicherheitsund gesundheitsschutzkonzeptes auf untertagebaustellen“ des Deutschen Ausschusses für unterirdisches Bauen (DAuB) maßgeblich. Zu entsprechenden internationalen regelungen zählen zum Beispiel die final rule (2008) „refuge Alternatives for underground Coal Mines“ der uS Mine Safety and health Administration (MShA), die „Mining and Quarrying Safety and health regulation 2001“ von Queensland und die richtlinie „refuge Chambers in underground Metalliferous Mines“ des Department of industry and resources von Westaustralien. 16 14-17_Fluchtkammern_S 16 Atemluft im klimatisierten Schutzraum und führt entsprechend dosiert Sauerstoff zu. Gasmesstechnik überwacht kontinuierlich schädliche Gase in der Schleuse sowie die Konzentrationen von Sauerstoff, Kohlendioxid und Kohlenmonoxid im Raum. Ein Schutzraum soll auch zur Sicherheitsausstattung von Schacht Konrad gehören, wo der Erzbergbau bereits im Jahr 1976 eingestellt wurde. Mehr als drei Jahrzehnte später laufen hier die Arbeiten, um das Bergwerk in Salzgitter für seine künftige Aufgabe als Endlager radioaktiver Abfälle mit vernachlässigbarer Wärmeentwicklung zu ertüchtigen. Zu den ersten Schritten des Umbaus gehört die Installation von Rettungskammern sowie eines Schutzraumes. Diese Räume dienen vor allem während der Umrüstphase als Rückzugsort. „Denn die Risiken bei Auffahrungen und Versatz unterscheiden sich kaum von jenen in einem aktiven Erzbergwerk“, sagt Dr. Thorsten Rebehn von der Deutschen Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern für Abfallstoffe mbH (DBE). Die Umrüstphase soll von 2010 bis 2014 dauern. Der Schutzraum (für bis zu 150 Personen) wird vor dem Extremszenario entwickelt, dass ein Brand im 1957 abgeteuften Schacht Konrad 1 entsteht. Dieser ist der „einziehende Schacht“ der Grube, durch den die Frischwetter einströmen, weshalb er als Weg bei einer eventuellen Evakuierung bevorzugt wird. Im Fall eines Brandes im einziehenden Schacht könnte die gesamte Grube mit schädlichen Gasen beaufschlagt werden, und die Ko Drägerheft 385 | Juni 2010 Drä 25.05.2010 14:44:56 Uhr in Au ein Vor ord ba Sei be Re ne ba de spe flü Vor ma gen ver Au De tec we spi ne Go Alp he tie de Re we ein W w R ep o R t D-16503-2009 Be rgBau erad im als die ter ger igchdes on tzem ckahch rzon nd ffe on erntufist be, en, elall cht ädnd 010 die Evakuierung müsste über Schacht Konrad 2 abgewickelt werden. Dass außerdem Rettungskammern in Deutschland direkt vor Ort beim Auffahren der Einlagerungskammern eingesetzt werden, entspricht den Vorschriften der „Allgemeinen Bergverordnung über Untertagebetriebe, Tagebaue und Salinen“ (ABVO; siehe Kasten Seite 16). Demnach sind Streckenvortriebe ab einer Länge von 400 Meter durch Rettungskammern zu sichern, wenn keine zweite Verbindung zu anderen Grubenbauen besteht und den Bergleuten somit der Fluchtweg durch einen Brand versperrt werden kann. „In diese Kammern flüchtet sich bei Gefährdung lediglich die Vor-Ort-Belegschaft“, erklärt Ingo Sandmann, der bei Dräger den hier zuständigen Vertriebsbereich Nord in Deutschland verantwortet. Auch tunnel sorgen für Nachfrage Der Bedarf an Sicherheits- und Rettungstechnik für Arbeiten unter Tage steigt weiter: Neben Bergwerken sorgen beispielsweise auch Baustellen für Tunnel mit großer Länge, wie etwa der Gotthard-Basistunnel in den Schweizer Alpen, für Nachfrage (siehe auch Drägerheft 381; Seite 32 ff.). Aber die Sicherheit tief unten im Bauch des Berges ist nicht der einzige Einsatz für Schutzräume und Rettungskammern: Ähnliche Lösungen werden auch auf Offshore-Bohrinseln eingesetzt. peter thomas Weiter im internet, dort unter anderem: Produktinformationen www.draeger.com/385/bergbau Drägerheft 385 | Juni 2010 14-17_Fluchtkammern_S 17 Grubenrettung in tschechien D-11056-2010 um ercht der on en- VáclAV poštA ist unter anderem Direktor des grubenrettungswesens in der tschechischen republik. Die dortigen Bergwerke setzen seit rund 100 Jahren geräte von Dräger ein. Herr pošta, worauf sind Sie besonders stolz, wenn Sie auf Ihre jahrelange tätigkeit beim tschechischen Grubenrettungsdienstes zurückblicken? Vor allem darauf, dass im Zeitraum von 31 Jahren – unter meiner direkten Leitung der havarienbekämpfung – kein grubenwehrmann ums Leben kam. Was waren die wichtigsten entwicklungen für die Bergwerkssicherheit in tschechien der vergangenen zehn Jahre? Wir haben vor allem in ausbildung und ausrüstung der Belegschaft investiert: So wurden allein in den vergangenen zwei Jahren für rund 20 Millionen euro Schuhe, arbeitsbekleidung mit reflektoren, Selbstretter, grubenlampen und gasmessgeräte mit Messwertspeicherung gekauft. Parallel hierzu hat die Ostrauer Bergbaugesellschaft OKD die ausrüstung weiter vereinheitlicht. So arbeitet jeder Bergmann mit dem gleichen Selbstretter und gasmessgerät. und in die innovation der abbau- und Vortriebstechnik hat die OKD ag während der beiden vergangenen Jahre weiter mehr als 330 Millionen euro investiert. auch das trägt zur Sicherheit bei. Wie ist die Minenrettung für die verschiedenen oKD-Bergwerke organisiert? neben der hauptstelle für das grubenrettungswesen gibt es sieben grubenrettungsstellen. hier kümmern sich fast 800 freiwillige und hauptberufliche grubenwehrmänner um die Sicherheit oder die rettung der Bergleute. Sind Sie ausschließlich für Sicherheit und Rettung in den Bergwerken zuständig? Oh nein. Der Bergbau steht natürlich im fokus unserer arbeit. aus den derzeit vier gruben fördert OKD rund 13 Millionen tonnen Kohle pro Jahr. aber unsere arbeit reicht noch weiter. So kommt die grubenrettung auch bei Bauarbeiten mit bergmännischen Verfahren zum einsatz – etwa beim tunnel- und dem unterirdischen Leitungsbau. außerdem haben wir Vereinbarungen mit der feuerwehr und dem integrierten rettungssystem der tschechischen republik für den einsatz im Zivilbereich getroffen: Bei einem hochhausbrand können wir etwa für die Personenevakuierung 300 Selbstretter zur Verfügung stellen. War die 4. International Mines Rescue conference (IMRc), die im Herbst 2009 in tschechien stattfand, ein leuchtturmprojekt für Sie? auf jeden fall. neben dem aufbau der grubenrettungsausstellung in Ostrava waren die Sitzung des international Mines rescue Body und die 4. internationale Konferenz der grubenrettungsdienste im Jahr 2009 herausragende ereignisse, durch die unsere arbeit auch in der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Das vollständige Interview ist im Internet abrufbar. 17 25.05.2010 14:45:04 Uhr R ep oR t thema proben für den einsatz: geschlossene Kreislauftauchsysteme erzeugen keine Luftblasen. Blasenfrei abtauchen mit drei millionen Litern Wasserinhalt steht in Siegburg bei Köln die größte indoor-tauchanlage europas. ideale Bedingungen für taucher – und das DRägeR LAR 5000. I ndoor-Tauchanlagen liegen im Trend: Die 20 Meter Wassertiefe bietende Anlage in Siegburg ist mit 26 Grad Wassertemperatur angenehm warm. „Im Frühjahr üben hier Sporttaucher für die neue Saison und prüfen ihre Ausrüstung“, konstatiert Stefan Orth, Tauchlehrer an der Anlage Dive4Life. Der riesige Tauchtank enthält eine Unterwasserlandschaft, die sich erkunden lässt. Bei vier, fünf und sieben Metern gibt es Plattformen. Zusammen mit dem Tauch- 18 18-19_Tauchturm_S 18 computer lässt sich die Tauchdauer in verschiedenen Tiefen abmessen und ein Multileveltauchen realisieren. Ins dunkle Blau Unterhalb der ringförmigen Plattform in sieben Metern gibt es nur noch den Einstieg in den Tauchtrichter – dort geht es hinab ins dunkle Blau, bis auf 20 Meter Tiefe. „Beim Tauchen kann man seine Ruhe finden“, sagt Orth. „Für viele ist das auch eine Art Meditation.“ Doch für Ein- satztaucher ist an Meditation und Ruhe nicht zu denken. Ob Strömung, eiskaltes oder trübes Wasser: Wenn der Einsatz kommt, sind sie zur Stelle. „Nimm eine Lampe mit, dann bist du nicht allein“, heißt es in Taucherkreisen, und selbst die müssen sich Tauchprofis von Polizei- und Spezialeinsatzkräften oft verkneifen. So gesehen ist ein Test von Tauchgeräten bei Optimalbedingungen in einer Indoor-Tauchanlage eher ungewöhnlich. Dennoch bot sich für Einsatztaucher ver- Drägerheft 385 | Juni 2010 25.05.2010 15:39:50 Uhr sch ein Ta be Sp sys bra völ ne Kr Dr ger Au tau ges Kr ein atm Drä Wie in einer Kathedrale fallen die Sonnenstrahlen durch das klare Wasser des tauchturms. he alinmm n“, die nd gener ch. er- 010 fotoS: D-11059-2010, Dr. georg nieS tauche n schiedener NATO-Länder und Spezialeinheiten Anfang März die Gelegenheit, Tauchgeräte von Dräger unter „Laborbedingungen“ auszuprobieren. Während Sporttaucher mit einem offenen Tauchsystem und Pressluftflasche abtauchen, brauchen Einsatztaucher häufig eine völlig andere Ausrüstung. Im Mittelpunkt stehen geschlossene (CCR) beziehungsweise halb offene Kreislauf-Tauchsysteme (SCR) wie das Dräger LAR 5000. Geschlossene Tauchgeräte erzeugen keine Luftblasen beim Ausatmen. Eine Eigenschaft, die Einsatztaucher zu schätzen wissen. Technisch gesehen, wird bei einem geschlossenen Kreislaufsystem die Ausatemluft durch einen Kalkfilter geführt, der das ausgeatmete CO2 absorbiert. Der in der Ausa- Drägerheft 385 | Juni 2010 18-19_Tauchturm_S 19 temluft noch enthaltene Sauerstoffanteil wird mit frischem Atemgas gemischt und wieder eingeatmet. So wird Atemgas eingespart, Tauchgerät und Atemgasflaschen werden kleiner und leichter. „Mit 15 bis 17 Kilogramm ist das LAR 5000 spürbar leichter als ein Druckgas-Tauchgerät“, erläutert Dräger-Portfoliomanager Oliver Schirk. „Zudem ist das Atemgas beim Kreislauf-Tauchgerät deutlich wärmer, der Temperaturverlust im Körper dadurch geringer.“ Durch die Verwendung von Sauerstoff oder Nitrox verringert sich der Anteil des für den berüchtigten Tiefenrausch verantwortlichen Stickstoffs im Atemgas. Dadurch lassen sich längere Tauchzeiten erzielen. Flexibilität ist trumpf Mit einem geschlossenen KreislaufTauchgerät wie dem LAR 5000, im Jargon auch „Rebreather“ genannt, kann man mit reinem Sauerstoff als Atemgas etwa auf zehn Meter Tiefe gehen. Für größere Tiefen werden Mischgase ver wendet – etwa Nitrox, ein Atemluftgemisch mit höherem Sauerstoffanteil. Bei Nitrox mit einem Sauerstoffanteil von 60 Prozent erreichen Taucher Tiefen von 24 Meter und können selbst nach längeren Tauchgängen schneller an die Oberfläche kommen, weil die Dekompressionsphasen verkürzt werden. Für Spezialeinsatzkräfte unter Wasser macht vor allem die Flexibilität der Ausrüstung den Unterschied: „Es gibt Operationen, da müssen die Taucher aus einem U-Boot aussteigen. Damit das U-Boot unsichtbar bleibt, kommt man auf eine Ausstiegstiefe von 20 Metern. Für reinen Sauerstoff ist das zu tief“, erklärt R ep o R t Oliver Schirk. Also verwenden die Taucher zum Ausstieg Nitrox und arbeiten mit dem halbgeschlossenen System. Ein Teil der Ausatemluft wird nach außen abgegeben, es entstehen vergleichsweise wenig Atemblasen. „Ab einer Tiefe von zehn Metern erfolgt dann ein Wechsel von Nitrox auf Sauerstoff im geschlossenen, völlig blasenfreien Modus.“ Bei Berufs- und Feuerwehrtauchern sind solche Rebreather-Systeme noch nicht sehr verbreitet. Doch, so schätzt DrägerExperte Schirk, hat die Technik auch hier noch Potenzial: „Die Feuerwehrtaucher in New Orleans haben nach dem Hurrikan Katrina die Erfahrung gemacht, dass trotz Vollmaske der Blasenvorhang im Maskenbereich hygienische Probleme mit sich bringt.“ Geringe Wassereinbrüche lassen sich nicht ganz vermeiden. Bei Wasser, in dem Tierkadaver und Fäkalien lauern, keine angenehme Vorstellung. Ein Polizeitaucher des New York Police Departments hätte sich vielleicht bei der Notwasserung eines Airbus A320 im Januar 2009 auf dem Hudson River auch ein LAR 5000 gewünscht: Mit einem konventionellen Druckluft-Tauchgerät half er erst an der Wasseroberfläche den Fluggästen im kalten Fluss. Später sollte er noch alle Sitzreihen der havarierten US-Airways-Maschine kontrollieren. Wäre das Flugzeug gesunken, hätte er für den Wiederaufstieg wahrscheinlich nicht mehr genügend Luft in den Flaschen gehabt. Mit einem offenen Tauchsystem reicht diese für etwa eine Stunde – bei einem geschlossenen Kreislaufsystem wie dem LAR 5000 sind hingegen bis zu vier Stunden möglich. Mario gongolsky 19 25.05.2010 15:40:00 Uhr R ep oR t B r an Ds imul at io n Flammendes Inferno auf Knopfdruck Das training für den ernstfall kennen die meisten feuerwehrleute als Brandcontainer oder Brandhaus. Das, was die feuerwehrschule im nordwest-französischen Départment Calvados in Vire anbietet, ist kein haus, sondern eher eine ganze stadt – und die gRöSSte BRanDSIMulatIonSanlage der Welt. Z D-31178-2009 vor bri län tio ein an an ne Ha un Die Simulation ist so gut, dass die Feuerwehrleute sich in manchen Momenten wie im echten einsatz fühlen. 20 20-23_Brandhaus_Vire_S 20 Drägerheft 385 | Juni 2010 25.05.2010 14:46:07 Uhr zw ist. kli De sch Sch ins Üb zu zw um ver un ein ser wi ge wa bre an gib Lu He pe ter tet Drä Nur realitäts nahes Üben bereitet auf die praxis vor. Des halb sieht auch die Cafeteria so aus, als könnte man auf einen Café au Lait platz nehmen – doch bald fegt das Feuer durch den Gastraum. D-31178-2009 Z 010 immerbrand in einem Einfamilienhaus: Unter Atemschutz dringt ein Angriffstrupp in die Räume vor. Die zwei jungen Feuerwehrmänner bringen ein C-Rohr mit drei Schlauchlängen und einer Hohlstrahldüse in Position. Rauch quillt durch den Flur. Der eine geht mit dem Strahlrohr rechts an der Türangel in Hockstellung, der andere steht an der Türklinke, zieht seinen Handschuh aus und prüft mit dem Handrücken die Temperatur der Tür von unten nach oben: Sie ist heiß. Ein Blickkontakt genügt, und die zwei Feuerwehrleute wissen, was zu tun ist. Ein Sicherungsband wird um die Türklinke gelegt, auf „drei“ soll es losgehen. Der Mann an der Klinke zählt an und schlägt die Tür auf. Der Kamerad am Schlauch feuert drei Sprühstöße Wasser ins Zimmer, in dem es lichterloh brennt. Über das Sicherungsband wird die Tür zurück in die Schlossfalle gezogen. Noch zwei Mal wiederholt sich die Prozedur, um die Temperatur im Brandraum zu verringern, dann müssen sie das Feuer unter Kontrolle bringen. Die Tür geht ein letztes Mal auf: einen Sprühstoß Wasser nach rechts und links, anschließend wird ein Wasserstoß in Form einer liegenden Acht im Zimmer verteilt. Jetzt wagen sich die beiden Männer in das brennende Schlafzimmer. Der Mann an der Löschdüse kniet ganz tief und gibt einen Sprühstoß senkrecht in die Luft. Das Wasser prasselt auf seinen Helm nieder – ein Test für die Lufttemperatur. Käme das Wasser nicht herunter, wäre es vorher in der Hitze verdunstet. Das aber wäre gefährlich. Das Bett Drägerheft 385 | Juni 2010 20-23_Brandhaus_Vire_S 21 wird abgelöscht, kurze Zeit später ist das Feuer aus. „Prima, das sah gut aus!“, ruft eine Stimme. Joël Bucher von Dräger Frankreich steht im Flur und hält eine Fernbedienung in seiner Hand. Die macht ihn zum Chef über das Feuer und entscheidet über Löscherfolg und zuschaltbare Komplikationen. Wäre der Raum nicht vorgekühlt worden und hätte man die Lufttemperatur nicht geprüft, ließe sich auf Knopfdruck auch ein „Flashover“ aktivieren. In der Realität handelt es sich dabei um eine plötzliche Durchzündung von Verbrennungsgasen (Pyrolysegasen) in Deckennähe: „Das ist etwas, was man in der Realität besser nie zu sehen bekommen sollte“, sagt einer der beiden Feuerwehrleute, die alle 32 Brandstellen der Simulationsanlage ausprobiert haben. Feuer – vom Keller bis aufs Dach Einige Monate haben die Ingenieure bei Dräger in Lübeck die Anlage realitätsnah bis ins Detail geplant – und dabei eng mit dem Kunden zusammengearbeitet. Einer der Höhepunkte ist das sechsgeschossige Apartmenthaus. „Da kann fast alles brennen, vom Keller bis zum Dach“, versichert der zweite Feuerwehrmann. Schon am Tag zuvor hatten sich die beiden Feuerwehrleute bis in die dritte Etage vorgearbeitet. Mit diesem Haus steht das gesamte Spektrum an Gebäudebränden zur Verfügung. In der „Hotelsituation“ können hier Rettungs- und Feuerwehrkräfte gemeinsam üben, beispielsweise kombinierte Außenund Innenlöschangriffe oder den Einsatz über eine Drehleiter und vieles mehr. R ep o R t D-31042-2009 B r a n Dsi m ul at i on In der vierten Etage bereitet ein französischer Techniker von Dräger die nächste Übungssituation vor: In einer Küche brennt das Fett in einer Fritteuse. Der Mann zeigt auf die Dunstabzugshaube: „Die kann auch brennen – sie entzündet sich passiv, wenn sie lange genug in Flammen stand.“ Es ist recht dunkel in dem Raum. Der Mann verstärkt das spärliche Licht durch seine Stirnlampe. „Schauen Sie mal hier“, weist er auf eine besondere Komplikation hin. Der Deckel der Fritteuse hakt an der aus Stahl angedeuteten Neonröhrenhalterung. Sie lässt sich nicht schließen. Die schnellste und sicherste Methode, einen Fettbrand zu löschen, steht somit nicht zur Verfügung. Als die zwei Feuerwehrleute in die Küche kommen, brennen nicht nur die Fritteuse und die Dunstabzugshaube, auch das Fett ist übergelaufen, und Feuer verteilt sich zusehends über den Küchenboden. Die Luft ist stechend heiß und nass. „Die Nässe wird zum Problem“, erklärt der eine Feuerwehrmann. „Aus einem Liter Löschwasser entstehen 1.700 Liter Wasserdampf. Durchnässt die Schutzkleidung, bietet sie keinen ausreichenden Schutz mehr gegen die 100 Grad heiße Luft, die einfach durchbricht.“ Und doch immer in Sicherheit In tatsächlicher Gefahr waren die beiden Männer aber zu keiner Zeit: „Sicherheit ist ein entscheidendes Merkmal aller Dräger-Brandsimulationsanlagen. Hier gibt es nicht nur den Trainer mit der Fernsteuerung – zusätzlich ist in jedem Brandraum am Türrahmen in geringer > 21 25.05.2010 14:46:15 Uhr R ep oR t B r an Ds imul at io n D-32107-2009 D-32016-2009 D-31724-2009 Aus einem Siloflansch entweicht Flüssigkeit – und plötzlich brennt eine Fläche von neun Quadratmetern Brand und Rauch: Im französischen Vire bereiten sich Feuerwehrleute auf den ernstfall vor. > Höhe ein gut ertastbarer Notausschalter angebracht“, beruhigt Joël Bucher. Alle Brandsimulationen werden mit 90-prozentigem Propangas durchgeführt. „Das verbrennt schadstoffarm, macht eine eindrucksvolle Flamme und erzeugt mächtig Hitze.“ Vom Kontrollraum im Erdgeschoss aus wird die Anlage komplett überwacht. Die einzelnen Brandsituationen werden von dort freigeschaltet. Der Trainer startet die Zünder der jeweiligen Brandstelle von einer Schalttafel in der Nähe des Brandraumes. Die Simulation wird dann mit der Fernsteuerung gestartet. Die Hitze in einem Meter Höhe wird in allen Brandräumen grundsätzlich auf 250 Grad Celsius begrenzt. Zusätzlich gibt es Sensoren an der Decke, die dem elektronisch gesteuerten Flashover bei 650 Grad Celsius Einhalt gebieten können. Das schreibt nicht einmal die DIN 14097 vor, es erhöht jedoch zusätzlich die Sicherheit der Anlage. Zur weiteren Sicherheit messen Sensoren in Bodennähe die Gaskonzentration. Wird hier ein kritischer Wert überschritten, schalten sich Feuer und Anlage sofort ab, zugleich geht die Notbeleuchtung an, und die leistungsstarke Entrauchungsanlage lüftet mit einer Gesamtleistung von bis zu 71.000 m3 je Stunde. D-32204-2009 D-32217-2009 Flüssigkeitsbrand aus Gas Kontrollraum: Von hier aus startet der trainer auf Knopfdruck. Und Sicherheit hat priorität. 22 20-23_Brandhaus_Vire_S 22 Übungssituationen gibt es aber auch auf dem Freigelände, beispielsweise einen Brand im Gasflaschenlager. Gelingt es nicht, die umliegenden Flaschen schnell herunterzukühlen, gibt es einen heftigen Knall, ein lautes Pfeifen, und eine Drägerheft 385 | Juni 2010 25.05.2010 14:46:39 Uhr fas me in de Ge en plö Qu Wi Di in Un Er Flu Flä sat ge Flä ne um Au un mi die erh tur ten die ers ha De stä sch Sc An de die ga Drä D-30803-2009 ter lle roDas ne ugt oss ht. erner ndhe ird et. in auf ch em bei önIN ch en enier alab, an, gsng auf en es ell ftine 010 fast transparent wirkende Stichflamme schießt mit Getöse rund vier Meter in die Luft. Nicht minder spektakulär: der Flansch- und Flächenbrand am Gefahrgutlaster. Aus einem Siloflansch entweicht Flüssigkeit. „Wumpf!“, und plötzlich brennt eine Fläche von neun Quadratmetern. Wirklich warm hier Die Simulation eines Flüssigkeitsbrandes in einer Gassimulation ist ein kniffliges Unterfangen. Damit hat Dräger bereits Erfahrung: In Thailand gibt es eine Flugzeugbrandsimulation mit einem Flächenbrand auf 750 m2. Als die Einsatzkräfte dort ihre erste Übung durchgeführt hatten und plötzlich der große Flächenbrand losging, hätten die Männer nur zu gern alles fallen gelassen, um möglichst schnell wegzurennen. Die Außenbrandanlagen bestehen aus Stahl und werden durch ein Sprinklersystem mit Wasser gekühlt. Dies geschieht, um die Lebensdauer der Installationen zu erhöhen. Bei den hohen Brandtemperaturen würden sonst selbst die Stahlbauten zu schnell spröde. Nach einem Übungstag in Vire sind die beiden Feuerwehrleute ganz schön erschöpft. Mehr als fünf Liter Wasser haben die jungen Männer getrunken. Der Flashover hinterließ bei ihnen den stärksten Eindruck. „Durch das eingeschränkte Sichtfeld, bedingt durch die Schutzausrüstung, hatte ich das am Anfang erst gar nicht gesehen“, schildert einer der beiden. Doch dann kam diese unvorstellbare Hitze: „Ich wusste gar nicht, wie klein ich mich machen Drägerheft 385 | Juni 2010 20-23_Brandhaus_Vire_S 23 Kein Kaufhaus in der Banlieu, sondern ein Übungsobjekt in Vire. École des Sapeur Pompier Département 14 Auf einem gesamtareal von 25 hektar, etwas außerhalb der Stadt Vire in der normandie, steht die feuerwehrschule des Département Calvados, mit Dräger-Brandsimulationsanlagen, einer unfallstraße, Schulungsräumen und unterkünften. täglich üben Kräfte der feuerwehr dort Löschen, retten und Bergen. Auf dem gelände gibt es eine feuerwache, in der mehrere tanklöschfahrzeuge, eine Drehleiter sowie ein rüst- und rettungswagen Platz finden. für die Personenrettung aus fahrzeugen steht ein kleines Sortiment ausrangier ter Kleinwagen zur Verfügung. françois fontaine, Direktor der unternehmensgruppe Défense & Sécurité, ist vom Konzept der Anlage überzeugt: „für die Ausbildung haben wir hier optimale Bedingungen geschaf fen. Die Anlage dient in erster Linie den feuerwehrkräften des Département 14, aber auch gäste aus benachbarten Départements haben hier schon trainiert. 2009 haben wir an der Schule 5.000 Mann-tage Schulungen angeboten, 2010 sollen es 7.000 werden“, sagt er und weist darauf hin, dass das Ausbildungsangebot sich auch an privat organisierte Werksfeuerwehren richtet. Die Baukosten der feuerwehrschule in höhe von rund 22 Millionen euro wurden durch private investoren erbracht. kann“, sagt er. „Dieser Spezialeffekt kann hier auf Knopfdruck trainiert werden – im Deckenbereich herrschen mitunter bis zu 600 Grad Celsius“, erläutert Joël Bucher. Seine Stirnleuchte beleuchtet das zuständige Gasdüsensystem, das erst bei genauem Hinsehen zu erkennen ist: „Damit wird es wirklich warm hier“, warnt er. Ein MANV im Supermarkt Doch das ist längst nicht alles, was die Anlage bei Vire zu bieten hat. Ein Einkaufszentrum neben dem Apartmenthochhaus gehört auch dazu: eine komplette Passage mit Apotheke, Wäscherei, Bistro und einem Supermarkt mit Regalen. Das Feuer im Supermarkt bietet endlose Möglichkeiten zur Darstellung von Schadenslagen, die mit einem „Massenanfall Verletzter (MANV)“ einhergehen. Die Suche nach Glutnestern oder vermissten Personen mithilfe einer Wärmebildkamera bietet sich hier geradezu an. Die Einkaufszeile beweist ganz nebenbei Liebe zum Detail: An der Außenwand der Apotheke hängt sogar ein Kondomautomat. Mario Gongolsky Weiter im internet, dort unter anderem: Brandstellen in Vire www.draeger.com/385/ausbildung 23 27.05.2010 10:54:23 Uhr D-30803-2009 ter lle roDas ne ugt oss ht. erner ndhe ird et. in auf ch em bei önIN ch en enier alab, an, gsng auf en es ell ftine 010 fast transparent wirkende Stichflamme schießt mit Getöse rund vier Meter in die Luft. Nicht minder spektakulär: der Flansch- und Flächenbrand am Gefahrgutlaster. Aus einem Siloflansch entweicht Flüssigkeit. „Wumpf!“, und plötzlich brennt eine Fläche von neun Quadratmetern. Wirklich warm hier Die Simulation eines Flüssigkeitsbrandes in einer Gassimulation ist ein kniffliges Unterfangen. Damit hat Dräger bereits Erfahrung: In Thailand gibt es eine Flugzeugbrandsimulation mit einem Flächenbrand auf 750 m2. Als die Einsatzkräfte dort ihre erste Übung durchgeführt hatten und plötzlich der große Flächenbrand losging, hätten die Männer nur zu gern alles fallen gelassen, um möglichst schnell wegzurennen. Die Außenbrandanlagen bestehen aus Stahl und werden durch ein Sprinklersystem mit Wasser gekühlt. Dies geschieht, um die Lebensdauer der Installationen zu erhöhen. Bei den hohen Brandtemperaturen würden sonst selbst die Stahlbauten zu schnell spröde. Nach einem Übungstag in Vire sind die beiden Feuerwehrleute ganz schön erschöpft. Mehr als fünf Liter Wasser haben die jungen Männer getrunken. Der Flashover hinterließ bei ihnen den stärksten Eindruck. „Durch das eingeschränkte Sichtfeld, bedingt durch die Schutzausrüstung, hatte ich das am Anfang erst gar nicht gesehen“, schildert einer der beiden. Doch dann kam diese unvorstellbare Hitze: „Ich wusste gar nicht, wie klein ich mich machen Drägerheft 385 | Juni 2010 20-23_Brandhaus_Vire_S 23 Kein Kaufhaus in der Banlieu, sondern ein Übungsobjekt in Vire. École des Sapeur Pompier Département 14 Auf einem gesamtareal von 25 hektar, etwas außerhalb der Stadt Vire in der normandie, steht die feuerwehrschule des Département Calvados, mit Dräger-Brandsimulationsanlagen, einer unfallstraße, Schulungsräumen und unterkünften. täglich üben Kräfte der feuerwehr dort Löschen, retten und Bergen. Auf dem gelände gibt es eine feuerwache, in der mehrere tanklöschfahrzeuge, eine Drehleiter sowie ein rüst- und rettungswagen Platz finden. für die Personenrettung aus fahrzeugen steht ein kleines Sortiment ausrangier ter Kleinwagen zur Verfügung. françois fontaine, Direktor der unternehmensgruppe Défense & Sécurité, ist vom Konzept der Anlage überzeugt: „für die Ausbildung haben wir hier optimale Bedingungen geschaf fen. Die Anlage dient in erster Linie den feuerwehrkräften des Département 14, aber auch gäste aus benachbarten Départements haben hier schon trainiert. 2009 haben wir an der Schule 5.000 Mann-tage Schulungen angeboten, 2010 sollen es 7.000 werden“, sagt er und weist darauf hin, dass das Ausbildungsangebot sich auch an privat organisierte Werksfeuerwehren richtet. Die Baukosten der feuerwehrschule in höhe von rund 22 Millionen euro wurden durch private investoren erbracht. kann“, sagt er. „Dieser Spezialeffekt kann hier auf Knopfdruck trainiert werden – im Deckenbereich herrschen mitunter bis zu 600 Grad Celsius“, erläutert Joël Bucher. Seine Stirnleuchte beleuchtet das zuständige Gasdüsensystem, das erst bei genauem Hinsehen zu erkennen ist: „Damit wird es wirklich warm hier“, warnt er. Ein MANV im Supermarkt Doch das ist längst nicht alles, was die Anlage bei Vire zu bieten hat. Ein Einkaufszentrum neben dem Apartmenthochhaus gehört auch dazu: eine komplette Passage mit Apotheke, Wäscherei, Bistro und einem Supermarkt mit Regalen. Das Feuer im Supermarkt bietet endlose Möglichkeiten zur Darstellung von Schadenslagen, die mit einem „Massenanfall Verletzter (MANV)“ einhergehen. Die Suche nach Glutnestern oder vermissten Personen mithilfe einer Wärmebildkamera bietet sich hier geradezu an. Die Einkaufszeile beweist ganz nebenbei Liebe zum Detail: An der Außenwand der Apotheke hängt sogar ein Kondomautomat. Mario Gongolsky Weiter im internet, dort unter anderem: Außenbrandstellen in Vire www.draeger.com/385/brand 23 25.05.2010 14:46:49 Uhr Gase messen mit Infrarot im ersten und zweiten teil wurde die Detektion brennbarer flüssigkeiten sicherheitstechnisch betrachtet und das thermo-katalytische Messverfahren eingehend erläutert (siehe Drägerheft 383 und 384). Dieser abschließender teil steht im Zeichen einer Messmethode, die auf der infrarot-Absorption vieler gase und Dämpfe beruht, und allgemein als zukunftsweIsenDe technoloGIe angesehen wird. W enn man sich die Unzahl brennbarer Gase und Dämpfe einmal vor Augen führt, wird man feststellen, dass nur ganz wenige dieser Substanzen anorganischen Ursprungs sind. Zu ihnen zählen insbesondere Wasserstoff, Ammoniak, Kohlenstoffmonoxid, Schwefelkohlenstoff und Cyanwasserstoff sowie die Stoffklasse der „Hydride“ (Wasserstoffverbindungen), zu denen auch der Schwefelwasserstoff gehört. Alle anderen brennbaren Gase und Dämpfe (einschließlich der im Drägerheft 383 erwähnten brennbaren Lösemittel) sind organische Substanzen, deren Moleküle stets Kohlenstoff-WasserstoffBindungen enthalten, weshalb sie auch als „Kohlenwasserstoffe“ bezeichnet werden. Und genau diese CH-Bindungen sind es, die aufgrund ihrer infrarot-optischen Eigenschaften die Grundlage der Infrarot-Detektion brennbarer Gase bilden. einer der härtesten Arbeitsplätze der welt: Auch auf einer Bohrinsel ist die zuverlässige warnung vor gefährlichen Gasen lebensnotwendig. 24 24-27_Fluessigkeiten_S 24 foto : get t y iMAges Das Infrarot-Messprinzip Das Messprinzip ist einfach: So wie gewisse, mit weißem Licht durchstrahlte Substanzen bestimmte Wellenlängen des Lichts absorbieren und dadurch im Durchlicht eine für uns wahrnehmbare Farbe annehmen, so ist es auch im nahen Infrarot-Bereich. Auch Gasmoleküle absorbieren bestimmte Wellenlängen des einfallenden Infrarots. Misst man in diesem Wellenlängenbereich die Strahlungsintensität, kann man sehen, dass diese sich in Abhängigkeit von der Gaskonzentration verringert: Je mehr Gasmoleküle, umso „dunkler“ wird das empfangene Infrarot (IR). Und hell und dunkel lassen sich mit einem IR-Detek- Drägerheft 385 | Juni 2010 25.05.2010 14:49:24 Uhr tor Oh ter ge u kü ab u We set tio u de die Ga ein be Str lun ga Ab zw ers IR Ga Ga ist So etw An de rät üb Ko ten Te gu die nu Drä e x p losi o n s schu t z H in t erg r u nd et genormte zuverlässigkeit: der tÜV bestätigt in einem zer tifikat, dass die normen schon während der ent wicklung des dräger Pir 7000 angewendet wurden. ahl pfe ird diengs asid, off asder nd ermiten offch ernd en ra. wie hlen im mim moensst die en, der hr das nd ek- 010 tor in ein elektrisches Signal umsetzen. Ohne näher auf die physikalischen Hintergründe einzugehen, lassen sich folgende Gesetzmäßigkeiten festlegen: u Die IR-Absorption hängt von der Molekülstruktur ab – es gibt stark und schwach absorbierende Gase und Dämpfe. u Die IR-Absorption hängt vom optischen Weg ab – je länger die vom IR durchsetzte Strecke, umso größer die Absorption (Lambertsches Gesetz). u Die IR-Absorption hängt von der Anzahl der absorbierenden Moleküle entlang dieser Strecke ab, ist also abhängig von der Gaskonzentration (Beersches Gesetz). Demnach kann die Konzentration eines vorgegebenen Gases dadurch bestimmt werden, dass man eine IRStrahlungsquelle verwendet, deren Strahlungsintensität nach Passieren eines gasgefüllten Volumens mit bekannter Absorptionsstrecke gemessen wird, und zwar zunächst nur mit reiner Luft (Sauerstoff und Stickstoff absorbieren kein IR) und dann mit dem zu messenden Gas-Luft-Gemisch. Die Absorption des Gases ergibt sich aus der Differenz, sie ist ein Maß für die Gaskonzentration. Soweit die Theorie. Die Praxis sieht etwas anders aus: Im Gegensatz zu IRAnalysengeräten sind die IR-Messgeräte der stationären Gasmesstechnik Feldgeräte, die ohne Wartung und Bedienung über einen langen Zeitraum zuverlässige Konzentrationsmessungen gewährleisten – und das kontinuierlich, bei zum Teil sehr widrigen Umgebungsbedingungen. Bei solchen Feldgeräten wird die IR-Strahlungsintensität in der Luft nur einmal bestimmt (Nullpunkt-Kali- Drägerheft 385 | Juni 2010 24-27_Fluessigkeiten_S 25 brierung) und als Referenzwert gespeichert. Ähnlich verfährt man bei der Empfindlichkeitskalibrierung. Man füllt das Messvolumen mit dem Messgas und speichert die gemessene IR-Strahlungsintensität als Referenzwert für die Empfindlichkeit. Der Rest ist Hard- und Software. Jeder von einem IR-Detektor gemessene Rückgang der Strahlungsintensität wird von nun an mit im Messgerät hinterlegten Kennlinien oder berechneten Zahlenwerten verglichen und in eine Gaskonzentration umgerechnet. Kompensation und Optimierung Unangenehm ist nur, dass der Rückgang der Strahlungsintensität auch durch andere Umstände als durch ein Gas erfol- gen kann. Solche nicht durch Gas verursachte Signale lassen sich aber durch das Zweistrahlverfahren kompensieren. Die IR-Strahlung wird durch einen Strahlteiler in zwei Wellenlängenbereiche aufgeteilt, wobei die vorgegebenen Gase in nur einem dieser Bereiche absorbieren. Wenn nun aber die den beiden Wellenlängen zugeordneten IR-Detektoren zugleich eine Intensitätsverringerung feststellen, kann Gas nicht der Verursacher sein, sondern nur Verschmutzung oder ein Rückgang der Intensität des Strahlers. Durch die auswertende Elektronik wird daher der Quotient der beiden Signale gebildet, so dass sich solche Einflüsse einfach herauskürzen. Mit dem „Vierstrahlverfahren“ lässt sich sogar > zuverlässigkeit geräte der stationären gasmesstechnik sind Automaten. sie werden kontinuierlich betrieben und sind über lange zeiträume sich selbst überlassen. Daher ist sicherzustellen, dass im fall einer gefährdenden gaskonzentration auch tatsächlich die geforderte sicherheitsfunktion ausgelöst wird und diese dann nicht durch einen unbemerkten fehler verhindert wird. Detektierbare fehler sind aus sicherheitstechnischer sicht unproblematisch, da sie das überwachte system stets in einen sicheren zustand überführen können. im rahmen einer fehleranalyse wird daher für ein gerät ermittelt, wie hoch die mittlere eintrittswahrscheinlichkeit für einen nicht-detektierbaren fehler innerhalb des prüfintervalls (normalerweise ein Jahr) ist. Auch das Verhältnis der Ausfallraten, verursacht durch nicht-detektierbare fehler im Verhältnis zu allen anderen fehlern, spielt bei der Beurteilung der zuverlässigkeit eine große rolle. für systeme mit sicherheitsfunktion gemäß sil2 muss dieses Verhältnis unter 10 % liegen. um nicht nur hardwarefehler, sondern auch softwarefehler weitgehend ausschließen zu können, muss die komplette entwicklung eines solchen gerätes nach Vorgaben der norm en 61508 kontinuierlich durch eine unabhängige prüforganisation überwacht werden. Bisher sind weltweit nur wenige gasmessgeräte bezüglich ihrer zuverlässigkeit nach en 61508 zertifiziert worden – der Dräger pir 7000 ist eines davon. 25 25.05.2010 15:42:17 Uhr St-11659-2007 St-11661-2007 Nase aus Edelstahl: links das optische System des im Einsatz mit Spritzschutz versehenen IR-Transmitters Dräger PIR 7000 (rechts). Wärmetönung und Infrarot ergänzen einander > noch ein altersbedingter Rückgang der Messempfindlichkeit beider IR-Detektoren kompensieren. Kombiniert mit nicht-abbildender Optik und beheizten Reflektoren sind heutzutage IR-Messgeräte wie der Dräger PIR 7000 mit vielen Features ausgestattet, die ein stabiles Messsignal über lange Zeiträume gewährleisten. Und das für eine große Anzahl unterschiedlicher Substanzen, wie sie in einer „Gase-Bibliothek“ in Form einer internen gasspezifischen Mini-Datenbank hinterlegt sind. Das einfache Umschalten auf ein vorgegebenes Bibliothekgas dient nicht allein der Kennlinien-Linearisierung, sondern optimiert die messtechnischen Eigenschaften des IR-Messgerätes für diese Substanz in vielerlei Hinsicht. In der Anwendung Die Infrarot-Messtechnik hat gegenüber der Wärmetönungs-Messtechnik Vorteile: u Die zu überwachende Atmosphäre, die durchaus auch korrosive Komponenten enthalten kann, hat keinen direkten Kontakt zu den empfindlichen IR-Detektoren, denn diese sind durch IR-durchlässige Fenster vom gasgefüllten Messraum, der „Küvette“, getrennt. Insbesondere gibt es beim IR-Messverfahren auch keine Sensorvergiftung, so dass Wartungsbzw. Kalibrierintervalle erfahrungsbasiert auf ein Jahr ausgedehnt werden können. u Bei geeigneter Länge der Küvette (Absorptionsstrecke) lassen sich für bestimmte Gase und Dämpfe Messbereichsendwerte von weniger als 1000 ppm bei hervorragender Messqualität realisieren. 26 24-27_Fluessigkeiten_S 26 u Als rein physikalisches Messverfahren kommt die Messung ganz ohne Sauerstoff aus, so dass nicht nur inertisierte Atmosphären überwacht werden können. Für bestimmte Gase, wie etwa Methan, sind auch Konzentrationsmessungen bis zu 100 Vol-% möglich. u Das Messsignal ist „fehlersicher“ („fail-safe“), denn ein Ausfall des Strahlers oder eine Verschmutzung der Optik über eine vorgegebene Toleranzschwelle hinaus (allgemein: die „Nichtbereitschaft des Messgerätes“) kann durch entsprechende elektronische Maßnahmen rasch erkannt werden. Hierdurch steigt die Zuverlässigkeit („Safety Integrity“; siehe auch Drägerheft 378), denn die Wahrscheinlichkeit des Auftretens nicht erkennbarer Fehler ist erheblich verringert (siehe Infokasten). Leider aber gibt es keine Faustregeln und keine Vorhersagbarkeit von Messempfindlichkeiten gegenüber noch nicht vermessenen Substanzen, und auch deren IR-Spektren sind bestenfalls qualitativ verwendbar. Ausschließlich durch Vermessung mit definierten Konzentrationen solcher Substanzen kann ein IR-Messgerät messtechnisch charakterisiert werden. Im Dräger-Anwendungslabor sind solche Messdaten für weit mehr als hundert verschiedene Gase und Dämpfe ermittelt worden, und mit jeder Anfrage und Vermessung wächst dieser Fundus an messtechnischer Erfahrung weiter an. Verschiedene Messwellenlängen Sollen beispielsweise in einem Lösemittellager sehr viele unterschiedliche Flüssigkeitsdämpfe detektiert werden, ist es sehr wichtig zu wissen, um welche Substanzen es sich handelt und wie das vorgesehene IR-Messgerät darauf reagiert. Denn stets gilt die Regel, dass bei einer ganzen Gruppe unterschiedlicher Substanzen auf die Substanz kalibriert werden muss, auf die das Messgerät am unempfindlichsten reagiert. Hierdurch rückt diese Substanz im Kenn- lin all be ke IR be gra ein ren tat tio da die Inf we se Ty em seh sta Ty de od ren he Gr Infrarot Die Wellenlänge des sichtbaren Lichts reicht von etwa 0,4 (blau) bis 0,8 (rot) Mikrometer. nur wenig langwelliger – aber schon unsichtbar – strahlen die Leuchtdioden in fernbedienungen der unterhaltungselektronik, nämlich mit etwa 0,9 bis 1 Mikrometer. Der für die gasmesstechnik interessante Wellenlängenbereich ist knapp viermal so groß, er liegt bei etwa 3,3 bis 3,5 Mikrometern. für solche Wellenlängen sind gerade noch herkömmliche Strahlungsquellen (glühlampen) einsetzbar, während die Atemalkohol-Messtechnik im Bereich um 10 Mikrometer schon auf spezielle Strahlungsquellen zurückgreifen muss. Die infrarot-Messtechnik folgt den gesetzen der Optik, daher wird oftmals auch von „verschmutzter Optik“, Spiegeln und ir-optischen Messgeräten gesprochen. Drägerheft 385 | Juni 2010 26.05.2010 8:16:40 Uhr Eig IR Bin Da Gr ba ska zu die Zu de mi Drä H in t erg r u nd e x p losi o n s schu t z %UEG Propan - Wärmetönungssensor 100 en mitüses uborrt. ner ubert rät ernn- t) wa ern. um e von 010 linien-Diagramm auf die 45°-Gerade, alle weiteren Kennlinien liegen darüber. Die resultierende Empfindlichkeitsspreizung allerdings kann beim IR-Messgerät erheblich größer sein als beim Wärmetönungssensor (siehe Diagramme), ja so groß, dass beispielsweise eine Alarmschwelle von 20 % der unteren Explosionsgrenze (UEG) schon bei tatsächlich viel geringeren Konzentrationen überschritten wird. Je nach Anwendungsfall sollten daher IR-Messgeräte eingesetzt werden, die sich in ihrer Messwellenlänge im Infraroten unterscheiden: Die Mittenwellenlänge des Typs 334 beispielswei%UEG Propan - Wärmetönungssensor se liegt bei 3,34100Mikrometern, die des Typs 340 bei 3,4 Mikrometern. Die Mess90 empfindlichkeiten 80 beider Typen sind sehr unterschiedlich, es gibt sogar Sub70 stanzen, die nur jeweils einer der beiden 60 Typen detektieren kann: Beispielsweise 50 detektiert Ethylen, Butadien, Benzol40 oder Styroldämpfe nur der Typ 334, wäh30 rend nur der Typ20340 Dämpfe von Cyclohexan aufspürt. 90 90 80 80 70 70 60 60 50 50 40 40 30 30 20 20 10 10 0 detektieren, die beim Wärmetönungssensor schon einen viel zu geringen ther%UEGEffekt Propan - Wärmetönungssensor mokatalytischen hervorrufen. So 100 werden beispielsweise langkettigere Koh90 lenwasserstoffe wie n-Dekan oder Unde80 kan problemlos von IR-Messgeräten (vor70 zugsweise Typ 340) erfasst, ohne dass sie 60 noch mit Wärmetönungssensoren detektierbar wären.50 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 % UEG 0 0 10 20 30 40 50 Ein auf Propan kalibrierter Wärmetönungssensor zeigt hinsichtlich seine %UEG Propan - IR-Transmitter Typ 340 anderes Bild als ein IR-Transmitter 100 %UEG Propan - IR-Transmitter Ty Typ 340 oder ein bis auf die Messwe 100 rot: Propan (UEG = 1.7 %V/V), braun: Ethanol (UEG = 3.1 %V/V), gelb: 90 90 grün: Methyl-i-butylketon (UEG = 1.2 %V/V), blau: 1-Methoxy-2-propano 80 80 70 70 60 60 50 %LEL Propane - catalytic bead sensor 40 100 40 Wärmetönung 30 oder infrarot? 50 %LEL Propane - IR-transmitter typ 40 100 30 90 20 20 80 60 60 60 50 50 50 40 40 30 30 30 20 20 20 10 10 10 0 0 30 90 20 80 Es zeigt sich sehr deutlich, dass der Ein10 10 10 70 70 satz von IR-Messgeräten ohne die Kennt0 0 0 nis des Messverhaltens, ohne Anwen60 60 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 0 10 20 30 40 50 % UEG % UEG dungslabor und ohne Kundenberatung, 50 50 Ein auf Propan Wärmetönungssensor typischen Löse oftmals nicht möglich ist, kalibrierter denn stets 40 zeigt hinsichtlich seiner Messempfindlichkeit gegenüber 40 %UEG Propan - IR-Transmitter Typ 340 %UEG Propan - IR-Transmitter Typ 334 anderes Bild als ein IR-Transmitter Typ 340 oder ein bis auf die Messwellenlänge praktisch identischer IR-Transmitter vom muss eine sicherheitstechnisch fun100 100 30 30 rot: Propan (UEG = 1.7 %V/V), braun: Ethanol (UEG = 3.1 %V/V), gelb: Ethylacetat (UEG = 2.0 %V/V), dierte Kalibriervorgabe erarbeitet wer90 90 20 20 grün: Methyl-i-butylketon (UEG = 1.2 %V/V), blau: 1-Methoxy-2-propanol (UEG = 1.8 %V/V), violett: Toluol (UEG = 1.1 % den. Diese, und somit die Sicherheit, 80 80 10 10 steht und fällt70mit der Qualität der Stoff70 0 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 0 10 20 30 40 50 liste der gelagerten Substanzen. Ein IR60 60 % LEL Messgerät ist 50 in dieser Anwendung im 50 In respect to its measuring sensitivity for different solvents catalytic bead %LEL Propane - catalytic bead sensor %LEL Propane - IR-transmitter type 340 %LEL Propane - IR-transmitter typ Vergleich zum Wärmetönungssensor or IR-transmitters type 33 40 40 diagram compared to IR-transmitters type 340100 100 100 sicherlich das30langlebigere und wenired: Propane (LEL = 1.7 %v/v), brown: Ethanol (LEL = 3.1 %v/v), yellow 30 90 90 90 green: Methyl-i-butylketone (LEL = 1.2 %v/v), blue: 1-Methoxy-2-propan ger wartungsintensive Produkt, aus der 20 20 80 80 80 Sicht des Betreibers aber dürfte – über 10 10 10 70 70 70 einen gewissen Zeitraum gemittelt – die 0 0 0 60 60 60 größere Moleküle 0 10 und 20 Beschaffungs30 40 50 60 70 80 90 100 0 10 20 30 40 50 60 70Summe 80 90 aus 100 Betriebs0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 % UEG % UEG % UEG 50 50 50 kosten in etwa gleich sein. Eigentlich sollte man vermuten, dass die Ein auf Propan kalibrierter Wärmetönungssensor typischen Lösemitteln ein ganz 40 zeigt hinsichtlich seiner Messempfindlichkeit gegenüber 40 die diagramme zeigen die Messempfind 40 IR-Absorption mit der Anzahl der CHDie oft diskutierte Frage „Wärmeanderes Bild als ein IR-Transmitter Typ 340 oder ein bis auf die Messwellenlänge praktisch identischer IR-Transmitter vom Typ 334: 30 30 30 lichkeit gegenüber typischen Lösungs Bindungen in einem zunimmt. oder Infrarot?“ lässt sich rot:Molekül Propan (UEG = 1.7 %V/V),tönung braun: Ethanol (UEG = 3.1 %V/V), gelb: nicht Ethylacetat (UEG = 2.0 %V/V),bei drei unterschiedlichen und mitteln 20 20 20 Das ist auch so – bis zu Methyl-i-butylketon einem gewissen(UEGgrundsätzlich beantworten. Beide (UEG Ver- = 1.8 %V/V), violett: grün: = 1.2 %V/V), blau: 1-Methoxy-2-propanol (UEG = 1.1 %V/V) jeweilsToluol auf Propan kalibrierten Sensoren. 10 10 Grad. Messgeräte zur Detektion brennfahren haben10 ihre DaseinsberechtiOben ein Wärmetönungssensor, in der Mitte ein irtransmitter typ 340, unten 0 0 0 barer Gase und Dämpfe sind in % UEG gung, sie ergänzen einander sogar. Die70 80 90 100 0 10 20 30 40 50 60 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 0 10 20 30 40 50 ein bis auf die Messwellenlänge praktisch % LEL % LEL skaliert, und die UEG selbst sinkt mit Produktpalette der stationären Gasmessidentischer irtransmitter vom typ 334. In respect to its measuring sensitivity for different solvents catalytic sensors Braun: calibrated for propane show a complete zunehmender Molekülgröße, so dass technik wäre nicht vollständig, wenn zur rot: Propan (ueg =bead 1.7 %V/V), %LEL Propane - catalytic bead sensor %LEL Propane - IR-transmitter type 340 %LEL Propane - IR-transmitter type 334 diagramGase compared IR-transmitters type 340 or IR-transmitters type 334 which areethylace identical except for their measuring w ethanol (ueg = 3.1 %V/V), gelb: 100 100 die Vermutung 100 nur bedingt richtig ist. Detektion brennbarer und to Dämpfe red: Propane (LEL = 1.7 %v/v), brown: Ethanol (LEL = 3.1 %v/v), yellow: Ethyl Methyl acetate (LEL = 2.0 %v/v), tat (ueg = 2.0 %V/V), grün: Zumindest aber 90sind IR-Messgeräte in nicht weiterhin 90 beide Messverfahren 90 (ueg = 1.2 %V/V), green: Methyl-i-butylketone (LEL = 1.2 %v/v),ibutylketon blue: 1-Methoxy-2-propanol (LEL = Blau: 1.8 %v/v), violet: Toluene (LEL = 1.1 %v der Lage, auch noch solche Substanzen unterstützt und 80 80 kontinuierlich verbes80 1Methoxy2propanol (ueg = 1.8 %V/V), Violett: toluol (ueg = 1.1 %V/V). mit ausreichender sert würden. 70 dr. Wolfgang Jessel 70 Empfindlichkeit zu 70 D-11057-2010-2010 ch onnn haenür ne en, ng ni- %UEG Propan - IR-Transmitter Ty 100 Drägerheft 385 | Juni 2010 40 24-27_Fluessigkeiten_S 27 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 % LEL 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 % LEL 0 27 26.05.2010 8:16:52 Uhr 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 % LEL W Dr be Dr D er we sen inh au we (z. Ko jed mo ma Di für ru Ein de ide de tru sag sen un zu spi tri fel zu tei tec un du 28-31_Roehrchen_S 28 D-11060-2010 Wer kennt die Farben, nennt die namen der Gase? Für gut 500 Gase gibt es das geeignete röhrchen, dessen indikator sich in typischer Weise verfärbt. Pri be ein es 25.05.2010 14:51:21 Uhr Drä M o b Il e g a sM es st echN I k S c hu lt er blic k Wo Gase Farbe bekennen D er erste Schrei eines Neugebore nen ist der Schritt ins Leben: Es atmet. Sauerstoff ist vital – fehlt er nur wenige Minuten, kann es kritisch werden. Der Mensch ist darauf angewie sen, dieses Lebenselixier unverfälscht zu inhalieren. Giftigen Gasen ist er schutzlos ausgeliefert und kann allenfalls fliehen, wenn diese – wie Schwefelverbindungen (z. B. Mercaptane) – schon in geringer Konzentration stark riechen. Doch nicht jede Gefahr kündigt sich an: Kohlenstoff monoxid etwa ist geruchlos. Strömt ein mal Gas aus, ist es bald allgegenwärtig. Die Gesetze der Thermodynamik sorgen für die Verteilung. rund 250 röhrchentypen D-11060-2010 Ein Nachweissystem muss auf verschie dene Gase sicher ansprechen, ihre Art identifizieren und ihre Konzentration in der Umgebungsluft messen. „Das Spek trum der DrägerRöhrchen ist vielfältig“, sagt Bernd Wittfoth, der bei Dräger die sen Bereich leitet. „Die ‚Renner‘ unter unseren etwa 250 Röhrchentypen für bis zu 500 Gase“, fügt er hinzu, „sind bei spielsweise solche für die OffshoreIndus trie, wo es um den Nachweis von Schwe felwasserstoff geht.“ Damit lenkt Wittfoth zugleich die Aufmerksamkeit auf die Vor teile, die eine zudem schnelle Analysen technik vor Ort bietet, die ohne Strom und somit ohne mögliche Funkenbil dung auskommt. Die Messung selbst ist einfach. Im Prinzip öffnet man das Glasröhrchen an beiden Seiten mit einem Gerät, das wie ein Bleistiftanspitzer aussieht und setzt es in die mechanisch betriebene Hand Drägerheft 385 | JUNI 2010 28-31_Roehrchen_S 29 pumpe „accuro“ ein. Durch sie strömt die Umgebungsluft in genau dosierter Weise durch das Röhrchen. Ist ein entsprechen des Gas in der Luft vorhanden, reagiert es mit der Indikatorfüllung. Diese che mische Reaktion führt zu einem deut lich sichtbaren Farbumschlag. Auf einer Skala lässt sich zudem der Gehalt dieses Gases in der Luft in „millionstel Anteilen“ ablesen: ppm – parts per million, also bei spielsweise Milliliter je Kubikmeter. Die ses colorimetrische Verfahren wurde 1919 in den USA patentiert. Seit Dräger 1937 nach diesem Prinzip sein erstes Röhrchen für den Nachweis von Kohlenstoffmono xid vorstellte, hat das Unternehmen mit mehreren Millionen DrägerRöhrchen für den Schutz von Menschen gesorgt. Heute werden sie – mit einer aus Quali tätsgründen außerordentlich hohen Ferti gungstiefe – größtenteils vollautomatisch in Lübeck gefertigt. Doch wie funktioniert ein so unschein bar wirkendes Glasröhrchen von etwa 125 Millimeter Länge und rund 7 Millimeter Durchmesser eigentlich? Im Zentrum stehen etwa zwei Gramm eines körni gen Substrats, das den chemischen Indi kator enthält. „Die Trägersubstanz“, erklärt Bernd Wittfoth, „sind Körnchen mit einem Durchmesser von 0,2 bis 1,2 Millimeter. Ihre genaue Größe richtet sich nach ihrem Verwendungszweck.“ Insgesamt werden zwölf verschiedene Trägermaterialien genutzt. „Das Silica oder Kieselgel kennt man aus den klei nen Tüten, die als Trocknungsmittel oft elektronischen Geräten beiliegen“, fährt Wittfoth fort. Dieses Material ist porös und nimmt daher größere Mengen einer D-11061-2010 Dräger-röhrchen sind ein klassisches Instrument, um gase zu analysieren und ihre konzentration zu bestimmen – nur eine SorGFältiGe Produktion sichert ihre hohe Zuverlässigkeit. ein grund, weshalb Dräger sie seit mehr als 70 Jahren im eigenen hause fertigt. herr der röhrchenfertigung: bernd Wittfoth Indikatorsubstanz auf. Signalisieren jedoch schon geringe Indikatormengen bestimmte Gase, so dienen kleine Glas körnchen als Trägermaterial. Sie wer den in der benötigten Fein und Reinheit aus Quarzglasbruch in einer hauseige nen Glasmühle gewonnen. „Wir sind ein Chargenbetrieb und produzieren indivi duell nach Auftrag“, erläutert Wittfoth. So bleibt das Lager klein und die Ware reak tionsfähig. „Die Röhrchen haben ab Aus lieferung eine chemische Haltbarkeit von 24 Monaten“, sagt Wittfoth und ergänzt, dass man auch während der Haltbarkeits zeit regelmäßig Stichproben der Charge überprüft. laufende tests Parallel dazu haben Chemielaboranten nach Rezept den Indikator gemischt – gut 400 Grundstoffe stehen zur Komposition des Reagenzsystems zur Verfügung. „Jede Charge wird ganz individuell gemischt. Schon die Luftfeuchtigkeit kann unge wünschte Reaktionen hervorrufen. Ein Rezept hierfür lässt sich also nur bedingt > 29 25.05.2010 14:51:32 Uhr Ein glasklarer Prozess legt die Basis für eine sichere Erkennung von Gasen D-11062-2010 D-11063-2010 > wie ma ple na Ein wir sta Ind die sec beg Bei manchen der rund 250 Röhrchentypen ist noch Handarbeit notwendig (links). Der Test rechts arbeitet automatisch. Denn 2000 Mal mit immer gleich präziser und vierfacher Erdbeschleunigung gegen die Röhrchen klopfen, das kann nur eine Maschine. Rö 20 die me mi sch un kle „w sie tisc ten ele im ch sta zu 30 Drä 28-31_Roehrchen_S 30 D-11065-2010 D-11064-2010 Abschließend macht die Hitze des Gasbrenners das offene Ende des Glasröhrchens zunächst plastisch, bevor es zugeschmolzen wird (links). Das dabei entstehende Mini-Vakuum ist Teil des Prozesses. Der wird an jeder Stelle kontrolliert und dokumentiert. Gla du ho od ein sta fer zu un Na Drägerheft 385 | JUNI 2010 26.05.2010 8:17:45 Uhr D-11065-2010 D-11063-2010 M o b Il e g a sM es st echN I k 010 > wiederholen“, weiß Wittfoth. Daher fertigt man für eine Vorprüfung bis zu 70 komplette Teströhrchen, mit denen – direkt nach Fertigstellung des Präparates – die Einhaltung der Spezifikation überprüft wird. Ist die Kombination von Trägersubstanz (Silikalgel oder Glaskörnchen) und Indikator individuell abgestimmt, muss dieses Material innerhalb der kommenden sechs Wochen verarbeitet werden. Sonst beginnt die Prüfprozedur von neuem. Der zukünftige Inhalt der DrägerRöhrchen wird in Steilbrustflaschen von 20 Liter Fassungsvermögen abgefüllt, die ein eingeschliffener Glasstopfen hermetisch verschließt. Nicht nur die chemischen, auch die physikalischen Eigenschaften des Materials können sehr unterschiedlich sein: „Manche sind fast klebrig wie Honig“, sagt Bernd Wittfoth, „während andere so trocken sind, dass sie sich beim Befüllen der Röhrchen statisch aufladen und an der Glaswand haften bleiben, würden wir diese Reibungselektrizität nicht gezielt ableiten.“ Das ist immer dann wichtig, wenn in ein Röhrchen nacheinander verschiedene Substanzen geschichtet werden müssen – bis zu acht Schichten können es sein. Die Röhrchen selbst bestehen aus Glas, die Sorte wechselt je nach Verwendungszweck. Häufig verwendet werden hochwertige Laborgläser wie „Duran“ oder das Borosilikatglas „Durobax“, wenn eine außergewöhnliche chemische Widerstandsfähigkeit erforderlich ist. Angeliefert werden meist bereits an einem Ende zugeschmolzene Röhren, die wie eine unten verschlossene Pipette aussehen. Nach einer Prüfung auf eventuelle Fehler Drägerheft 385 | JUNI 2010 28-31_Roehrchen_S 31 wird damit eine Abfüllmaschine bestückt, deren Konstruktion drei Jahre dauerte. Die Maschine befüllt das Röhrchen zunächst mit einer kleinen Keramikscheibe, die drei Millimeter dick ist und bis zu elf Bohrungen von jeweils 0,2 Millimeter aufweist, durch die dann später die Luft streichen kann. „Das ist für uns der Nullpunkt für die Befüllung“, erläutert Wittfoth. Diese Keramikscheibe sorgt auch dafür, dass bei sachgemäß geöffnetem Röhrchen das Material nicht herausrieselt. Nun können die Materialien in definierter Reihenfolge und Menge eingefüllt werden, was eine Videokamera mit jedem einzelnen Röhrchen als Hauptdarsteller auf einen Kontrollschirm überträgt. Den Abschluss des Analysensystems bildet zunächst eine Schicht Glasgewebe, das in Kreisform aus einem Band herausgeschnitten wird. Für den sicheren Sitz der Körnchen sorgt dann etwas, das blumig, aber durchaus feinsinnig „Tulpe“ genannt wird: eine ebenfalls kreisrund aus Nirostagewebe mit 0,2 Millimeter Maschenweite gestanzte Ronde, durch einen Dorn zum Kelch geformt. Die dabei entstehenden Falten sorgen für die Halt gebende Spannung. 2000 Mal klopfen Hält das wirklich? Die Antwort bietet ein Kasten, der 2000 Mal mit vierfacher Erdbeschleunigung auf das Röhrchen klopft. In diesem darf sich dabei nichts über Gebühr verschieben. Und durch die Löcher in der Keramikscheibe darf „Unterkorn“ nur in höchstens homöopathischen Dosen fallen. Diese qualitätssichernde Maßnahme kann natürlich S c hu lt er blic k erst erfolgen, nachdem das Röhrchen automatisch zugeschmolzen wurde. Das offene Röhrchenende passiert zunächst eine Anzahl kleinerer Gasflammen, die das Glas nicht nur plastisch machen, sondern auch die Luft soweit erhitzen, dass sich beim Abkühlen des zugeschmolzenen Röhrchens ein Mini-Vakuum bildet. Die noch heißen Röhrchen werden in einer Holzkiste gesammelt (Plastik würde schmelzen, bei Berührung mit Metall das Glas platzen). Für jede produzierte Charge wird eine individuelle Skale angefertigt. Hierfür werden während der laufenden Produktion Proben entnommen, die Röhrchen an unterschiedlich definierten Gaskonzentrationen vermessen und aus diesen Werten chargenspezifische Kalibrierkurven erzeugt. Sogar eine Alterung der Röhrchen wird simuliert, um die chemische Haltbarkeit zu gewährleisten. Die Skale ist auf die Feuchtseite einer Klebefolie gedruckt, mit der das Röhrchen umwickelt wird. Das gibt zugleich mechanischen Schutz. „Die Skale muss nicht nur stimmen, der Anteil des nachgewiesenen Gases in der Umgebungsluft, beispielsweise in ppm, muss sich auch gut ablesen lassen“, erklärt Bernd Wittfoth. Unter Umständen sind auch Vorröhrchen erforderlich, die das zu messende Gas erst aufspalten, um es analysefähig zu machen. Besonders stolz ist man bei Dräger auf den Nachweis von Sulfurylfluorid, für den die Luft in einem Vorröhrchen auf etwa 900 Grad Celsius erhitzt werden muss. Wie funktioniert das ohne Strom? Mit einer chemischen Verbindung, die an der Luft Energie freisetzt. Ist Chemie nicht alles, was riecht? „Nur, wenn wir mal mit Buttersäure arbeiten, dann riecht man das“, rümpft Wittfoth die Nase. Ist es nicht gefährlich, jene Röhrchen zu testen, die giftige Gase detektieren? „Nein, denn auch in diesem Bereich arbeitet entsprechend qualifiziertes Personal unter strengsten Sicherheitsvorschriften.“ Dass die Elektronik bald die Dräger-Röhrchen verdrängen wird, bezweifelt der Experte. „Denn sie sind zuverlässig, preiswert, schnell und arbeiten ohne Strom.“ Nils Schiffhauer 31 25.05.2010 14:52:03 Uhr Au sbl ic k n an ot ech n o lo gie spannend wie hitchcocks „vertigo“: kohlenstoffNanoröhren. Messfühler im Nanokosmos S eit der japanische Chemiker Sumio Iijima sie 1991 erstmals zweifelsfrei nachweisen konnte, sind Kohlenstoff-Nanoröhren, salopp auch „Nanotubes“ genannt, zu Ikonen der neuen Technik geworden. Dies verdanken sie zum einen ihrer ungewöhnlichen Gestalt. In ihnen sind Ebenen aus KohlenstoffAtomen, die in regelmäßigen Sechsecken angeordnet sind, zu Röhren aufgerollt. Diese ästhetische Laune der Natur macht sie enorm vielseitig: Die bis zu mehrere Mikrometer langen Röhrenmoleküle sind fester als Stahl, leiten Strom besser als Kupfer und Wärme besser als Diamant. Zugleich können sie, je nach 32 32-34_Nano_S 32 Verlauf der Kohlenstoff-Sechsecke, metallisch oder halbleitend sein. Und sie eignen sich als Messfühler für neue Sensoren. sechsecke, die strom leiten „Der entscheidende Vorteil von Nanoröhren ist ihre Sensitivität“, sagt Todd Krauss, Chemiker an der University of Rochester im US-Bundesstaat New York. Die rührt daher, dass in den hohlen Röhrenmolekülen der Strom nur durch die Oberfläche fließen kann. Die Elektronen jagen ausschließlich durch die Kohlenstoff-Sechsecke. „Jede Veränderung in der Umgebung der Röhren“ – also ein Molekül, das sich an ihnen anlagert – „beeinflusst den Elektronentransport in ihnen“, so Krauss. Dessen Veränderung lässt sich nun elektrisch oder optisch nachweisen und verrät damit die Anwesenheit von Substanzen, denen man auf der Spur ist. Eine clevere Anwendung hat etwa die Gruppe um den Chemiker Nicholas Kotov an University of Michigan entwickelt: Die Forscher funktionierten Textilien zu einem flächigen Sensor um. Sie tauchten Baumwollfasern in eine Lösung aus dem Polymer Nafion und Nanoröhren, auf deren Oberfläche Antikörper sitzen, die nur mit dem menschlichen Bluteiweiß Albumin reagieren. Das Nafion sorgt dafür, dass die Nanoröhren an den Fasern Drägerheft 385 | Juni 2010 25.05.2010 14:54:00 Uhr foto : picture-alliance / MeDicalpicture nanotechnologie hantiert mit atomen und Molekülen wie mit winzigen legosteinen, die – geschickt angeordnet – Dinge mit verblüffeNdeN eigeNschAfteN ermöglichen. allen voran: Kohlenstoff-nanoröhren. ha bin en de die wi sta an de ten 60 sch get rea en sch we Sen let etw he ver ma Drä e. die tov elt: zu chaus en, en, eirgt ern 010 foto : picture-alliance / MeDicalpicture ss. ekeran- haften. Benetzt nun Blut das Gewebe, verbinden sich die Antikörper mit dem darin enthaltenen Albumin und lösen sich von den Nanotubes. Dadurch verringern sich die Abstände der Röhrenmoleküle, was wiederum ihren elektrischen Widerstand senkt, wenn man eine Spannung an das Textil anlegt. Im Experiment fiel der Widerstand eines derart präparierten Baumwollfadens schlagartig von 60 auf 20 Kilo-Ohm, nachdem die Forscher ihn in mit Wasser verdünntes Blut getaucht hatten. Auf Rinderblut hingegen reagierte die Mixtur nicht – weil das darin enthaltene Bluteiweiß eine andere chemische Struktur hat, die nicht zu dem verwendeten Antikörper passt. Ein solches Sensorgewebe könnte augenblicklich Verletzungen mit Blutverlust signalisieren, etwa bei Einsatzkräften. Einziger Schönheitsfehler: Die Fasern sind nur einmal verwendbar. Wäscht man sie, entfernt man auch die Nanotube-Imprägnierung. Drägerheft 385 | Juni 2010 32-34_Nano_S 33 Nach demselben Prinzip hat Kotov gemeinsam mit chinesischen Wissenschaftlern auch ein Nanotube-beschichtetes Papier entwickelt, das Cyanobakterien nachweisen kann, die in vielen Ländern Trinkwasser belasten. In diesem Fall reagieren die Antikörper auf ein Toxin, das die Bakterien produzieren. „Zu unserer großen Überraschung war die Sensitivität so hoch wie bei den besten biochemischen Tests“, berichtet Kotov – „und das in einem Bruchteil der Zeit, die sonst bis zum Ergebnis verstreicht. Das Konzept ist so weit gediehen, dass es in Entwicklungsländern eingesetzt werden könne“, fügt Kotov hinzu. immer gut für überraschungen Einen ähnlich empfindlichen Sensor hat die Gruppe von Zhenan Bao, Chemikerin an der Stanford University, entwickelt. Er basiert allerdings auf Nanotube-Transistoren. In denen verbinden etliche Röhrenmoleküle zwei Elektroden auf einem n a n ot echn ologi e Au s blic k n a n ot echn ologi e Au s blic k Chip, der Veränderungen in der elektrischen Leitfähigkeit registriert. In Versuchen gelang es den Forschern, Konzentrationen des Sprengstoffs TNT sowie eine Variante des Nervengifts Sarin von nur > Nanofahrplan 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Ausgangsbasis für Verstärkungsfasern Elektrisch leitfähige Kunststoffe Membranen, Filter Brennstoffzellen-Elektroden Li-Ionen-Batterie-Elektroden FE-Hintergrundbeleuchtung für LCDs Feldemissions-Displays, groß Wärmeleitung (Kühlung) in Elektronik Nahinfrarot-Photolumineszenz für Sensorik Nanoelektronik/FETs Therapeutische Verfahren (Drug-Delivery) Grundlagenforschung Angewandte Forschung Erste Produkte Marktdurchdringung 33 25.05.2010 14:54:08 Uhr n an ot ech n o lo gie Mit Nanotechnik könnten sich biosensoren bauen lassen HAuPTsiTZ: Dräger safety AG & co. kGaA Revalstraße 1 23560 lübeck, Deutschland Tel. +49 451 882 0 Fax +49 451 882 20 80 www.draeger.com VERTRiEb ATEMscHuTZ, MObilE GAsMEssTEcHNik: > 2 ppb (Moleküle pro Milliarden Moleküle einer Flüssigkeit) nachzuweisen. Die Änderung der elektrischen Eigenschaften ist nur eine Möglichkeit, Nanoröhren als Messfühler zu nutzen. Eine zweite ist ihre Fähigkeit, Licht einer bestimmten Wellenlänge abzustrahlen, wenn sie zuvor mit Licht beschienen wurden („Photolumineszenz“). „Ummantelt man eine Nanoröhre mit kurzen DNA-Segmenten, führt dies zu einer nachweisbaren Verschiebung der PhotolumineszenzEnergie“, erläutert Achim Hartschuh, Physiker an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Die Farbe des abgestrahlten Lichts ändert sich also. Dieser Effekt tritt auch auf, wenn sich an die DNA-Ummantelung ein biologisches Molekül anlagert. Die Gruppe um Michael Strano vom Massachusetts Institute of Technology hat mit diesem Ansatz Prototypen für Sensoren entwickelt, die eines Tages für präzise medizinische Diagnosen genutzt werden könnten: „Im Vergleich zu elektrischen Messgrößen sei die Photolumineszenz empfindlicher“, sagt Strano. Anhand der Veränderungen des Lichts sei es sogar möglich, auf die Anzahl der Moleküle zu schließen, die sich an eine präparierte Nanoröhre angelagert haben. Während derart ausgeklügelte Nanosensoren den Sprung auf den Markt noch schaffen müssen, haben die Röhrenmoleküle als Zusatzstoffe bereits ihren Weg in Alltags- und Industrieprodukte gefunden: Sie machen beispielsweise Akkus leistungsfähiger, Fahrradrahmen oder Tennisschläger stabiler. Nanotubes werden uns auch in Zukunft weiter überraschen. Niels boeing 34 32-34_Nano_S 34 REGiON NORD Albert-Schweitzer-Ring 22 22045 Hamburg Tel. +49 40 66 86 70 Fax +49 40 66 86 71 50 REGiON OsT An der Harth 10 b 04416 Markkleeberg Tel. +49 341 35 03 11 73 Fax +49 341 35 03 11 72 REGiON sÜD Vor dem Lauch 9 70567 Stuttgart Tel. +49 711 72 19 90 Fax +49 711 721 99 50 REGiON WEsT Kimplerstraße 284 47807 Krefeld Tel. +49 2151 373 50 Fax +49 2151 37 35 50 TOcHTERGEsEllscHAFTEN: ÖsTERREicH Dräger Safety Austria GmbH Wallackgasse 8 1230 Wien Tel. +43 1 609 36 02 Fax +43 1 699 62 42 scHWEiZ Dräger Safety Schweiz AG Aegertweg 7 8305 Dietlikon Tel. +41 44 805 82 82 Fax +41 44 805 82 80 REGiONEN: EuROPA NORD / ZENTRAl Dräger Safety AG & Co. KGaA Revalstraße 1 23560 Lübeck, Deutschland Tel. +49 451 882 0 Fax +49 451 882 20 80 EuROPA sÜD Dräger Safety France S.A.S. 3c, Route de la Fédération 67025 Strasbourg Cedex, Frankreich Tel. +33 388 40 76 76 Fax +33 388 40 76 67 NORDAMERikA Draeger Safety, Inc. 101 Technology Drive Pittsburgh, PA 15275, USA Tel. +1 412 787 83 83 Fax +1 412 787 22 07 AsiEN / PAZiFik Draeger Safety Asia Pte Ltd 67 Ayer Rajah Crescent # 06-03 Singapore 139950 Tel. +65 68 72 92 88 Fax +65 65 12 19 08 90 46 877 Au sbl ic k iMPREssuM Herausgeber: Drägerwerk ag & co. Kgaa, corporate communications Anschrift der Redaktion: Moislinger allee 53–55, 23542 lübeck / [email protected], www.draeger.com chefredaktion: Björn Wölke, tel. +49 451 882 20 09, fax +49 451 882 39 44 Verlag: tellus PuBliShing gMBh Redaktionelle beratung: nils Schiffhauer (V.i.S.d.P.) Art Direktion, Gestaltung und bildredaktion: redaktion 4 gmbh, hamburg Druck: Dräger + Wullenwever print+media issN 1869-7275 Die Beiträge im Drägerheft informieren über Produkte und deren Anwendungsmöglichkeiten im Allgemeinen. Sie haben nicht die Bedeutung, bestimmte Eigenschaften der Produkte oder deren Eignung für einen konkreten Einsatzzweck zuzusichern. Alle Fachkräfte werden aufgefordert, ausschließlich ihre durch Aus- und Fortbildung erworbenen Kenntnisse und praktischen Erfahrungen anzuwenden. Die Ansichten, Meinungen und Äußerungen der namentlich genannten Personen sowie der externen Autoren, die in den Texten zum Ausdruck kommen, entsprechen nicht notwendigerweise der Auffassung der Drägerwerk AG & Co. KGaA. Es handelt sich ausschließlich um die Meinung der jeweiligen Personen. Nicht alle Produkte, die in dieser Zeitschrift genannt werden, sind weltweit erhältlich. Ausstattungspakete können sich von Land zu Land unterscheiden. Änderungen der Produkte bleiben vorbehalten. Die ak tuellen Informationen erhalten Sie bei Ihrer zuständigen DrägerVertretung. © Drägerwerk AG & Co. KGaA, 2010. Alle Rechte vorbehalten. Diese Veröffentlichung darf weder ganz noch teilweise ohne vorherige Zustimmung der Drägerwerk AG & Co. KGaA wiedergegeben werden, in einem Datensystem gespeichert oder in irgendeiner Form oder auf irgendeine Weise, weder elektronisch noch mechanisch, durch Fotokopie, Aufnahme oder andere Art übertragen werden. Drägerheft 385 | Juni 2010 25.05.2010 14:54:15 Uhr 1971_X-zone 5000 deutsch_alternativ:Ad_Industriekampagne_DINA4_de 05.05.10 14:52 Seite 1 Drahtlose Alarmketten Dräger X-zone® 5000: Sicherheit in Serie. Moderne Bereichsüberwachung – das Dräger X-zone 5000 ist in Kombination mit den Gasmessgeräten Dräger X-am 5000 oder X-am 5600 für die Messung von ein bis sechs Gasen geeignet. Das einfach zu transportierende, robuste und wasserdichte Gerät erweitert die mobile Gasmesstechnologie zu einem einzigartigen System mit vielen flexiblen Einsatzmöglichkeiten. 1971-2010 WEITERE INFORMATIONEN: WWW.DRAEGER.COM 29181_U3_D_ES_ENG_Sicherheit.indd 1 25.05.2010 16:19:52 Uhr EIN BL IC K K RE IS L AUF- AT E MSCH U T Z 6 14 7 5 8 10 9 13 11 11 4 12 3 1 D -2 355 0-20 09 2 Schnelle Rettung – mit langem Atem Bis zu vier Stunden lang bietet das Kreislauf-Atemschutzgerät PSS BG 4 plus – die Gehäuseschale ist hier abgenommen – seinem Träger saubere Atemluft. 400 Liter Sauerstoff sind dafür unter 200 bar Druck in der zwei Liter fassenden Flasche 1 komprimiert, aus der bei geöffnetem Ventil 2 über den Druckminderer 3 durchschnittlich 1,66 Liter Sauerstoff je Minute in den Einatemzweig strömen. Bei Bedarf wird automatisch über das Minimumventil 4 eine höhere Sauerstoffmenge zur Verfügung gestellt. Über den Schlauch 5 gelangt der Sauerstoff zur Maske 6 , deren Richtungsventil sich beim Einatmen leichtgängig öffnet. Die mit CO2 angereicherte Ausatemluft wird über den Ausatemschlauch 7 durch den mit 2,7 Kilogramm Atemkalk bestückten Absor- U4_385_S 36 ber 8 geleitet, der das schädliche Gas bindet. Der Atembeutel 9 mit seinem Fassungsvermögen von 5,5 Litern nimmt als „Gegenlunge“ die gereinigte Luft auf und führt sie über ein Kühlsystem 10 wieder dem Kreislauf zu. Darin sorgt z. B. eine Kühlkerze aus Wassereis dafür, dass die wieder in den Einatemkreislauf eingespeiste Luft unter einer Temperatur von 35 °C bleibt. Die Federn 11 erzeugen über die Brücke 12 eine definierte Kraft auf den Atembeutel, wodurch sich ein leichter Überdruck ergibt, der das Gerät zusätzlich gegen Schadgase schützt. Die Switchbox 13 warnt über das „Bodyguard 2“ 14 , wenn das Flaschenventil nicht geöffnet wurde. Auf diesem Monitor ist u. a. die noch verfügbare Einsatzzeit abzulesen. 25.05.2010 14:55:29 Uhr