Polnische Produktions-Probleme

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Polnische Produktions-Probleme
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B20095D
14.08.08
W O H N - M A R K T- M A G A Z I N 807
35. Jhg.
Adriana-Vorstand
Marek Karwan
Polnische Produktions-Probleme
14.08.2008
Nr. 807
Der Ausweg aus dieser Bedrängnis liegt auf der Hand,
nachdem eine Rückkehr in deutsche Lande wohl kaum als
Alternative in Erwägung gezogen wird: „Wir müssen uns
entweder günstigere Produktionsländer suchen, von denen
aus wir unsere angestammte Kundschaft beliefern können,
oder mit der Wertigkeit unserer Ware deutlich nach oben
gehen, wenn wir hier bleiben wollen“, denkt besagter
deutscher Polsterer über seine Perspektive nach. Adriana
hat sich für Variante zwei entschieden, so ist den RegionalGazetten in und um Chelmno zu entnehmen. Während
INSIDER erfahren haben wollen, dass 3C-Chef Burkhard
Kramer über einen Weiterzug seiner Schiene Carina ins
Produktionsland Türkei nachdenkt. Noch ist Polen zwar
nicht verloren. Doch im Bereich Billigheimer wird die Luft
immer dünner.
Sedus Stoll AG
Mutter hui, Töchter pfui?
Jahrelang schrieb Dr. Bernhard E. Kallup, Vorstandschef der Sedus
Stoll AG, Waldshut, Wachstum um fast jeden Preis auf seine Fahnen. So erwarb er zunächst die Bürostuhl-Perle Klöber, dann nahm
er den (damals) angesehenen Korpusmöbelhersteller Gesika aus
dem westfälischen Geseke unter seine Fittiche. Und schließlich
folgte vor Jahresfrist die Fachhandelsgruppe Planbüro im Rheinland, die zu diesem Zeitpunkt als sinnvoller, wenn auch wohl teurer
Zukauf galt.
Würde Dr. Bernhard Kallup diese Akquisitionen auch aus heutiger Sicht
so konsequent durchziehen? Die Halbjahreszahlen 2008 seiner von ihm
als „Konzern“ bezeichneten Unternehmensgruppe würden ihm da zu
großer Vorsicht raten. Denn während ihm die Ursprungsfirma Sedus
zwischen Januar und Juni den stolzen Umsatzanstieg von 17,5 Prozent
auf 57,5 (Vorjahr: 48,9) Millionen Euro bescherte, muss er bei den Töchtern die Zuwachsraten fast mit der Lupe suchen. Gesika, das jetzt als
„Sedus Systems“ auch namentlich einverleibt wurde, habe sich „moderat entwickelt“, teilen Kallups PR-Leute verschämt mit. Das Plus liegt
hier bei 3 Prozent auf 18,1 (17,6) Millionen Euro. Die Stuhltochter Klöber, die im Gegensatz zu Gesika noch mit eigenen Produktlinien im
Markt auftreten darf, legte um 3,1 Prozent auf 13,2 (12,8) Millionen Euro
zu. Noch bescheidener schnitt die Fachhandelsgruppe Planbüro ab, die
sich bis zum Erwerb durch Sedus sehr intensiv dem Verkauf von Produkten des Konkurrenten König + Neurath widmete. Bei ihr schlug
lediglich ein Wachstum von 0,9 Prozent auf 11,1 (11,0) Millionen Euro zu
Buche. Zuwächse von 0,9 bis 3,1 Prozent mögen bei anderen Unternehmen in Anbetracht der Immobilien- und Finanzkrise sowie der Euroaufwertung (die den Export behindert) noch als hinnehmbar gelten, dem
Ehrgeiz des Dr. Kallup werden sie sicher nicht gerecht.
Nun blickt er wie seine Mitbewerber hoffnungsvoll auf die Orgatec, dem
im Herbst nahenden internationalen Büromöbel-Event in Köln. Dort sollen Fachhandelspartner und Einrichter großer Objekte dafür sorgen, den
Aufschwung der Sedus-Gruppe fortzusetzen. Besonderes Augenmerk
wird in der dritten Oktoberwoche dem Auslandsgeschäft gelten, das im
ersten Halbjahr deutlich schwächelte. Denn während die Inlandsumsätze in den ersten sechs Monaten um 13,3 Prozent wuchsen, stiegen die
Exporte nur um 5,9 Prozent. Noch schlechter sah es bei den Auftragseingängen aus. Der Nachfrage im Inland mit einem Zuwachs von 10,4
Prozent stand ein Minus von 3,6 Prozent bei den Aufträgen aus dem
Ausland gegenüber. Die nach unten weisenden Parameter der Weltwirtschaft dürften es Sedus Stoll schwer machen, den Abwärtstrend im Ausland zu stoppen, geschweige denn ins Gegenteil zu kehren.
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Colani zum 80.
Der „wahre” Wohltäter
des Designs ?
INSIDE-Autor Wulf Rabe, einst selbst Colani-Schüler,
gratuliert Luigi Colani zum 80. Geburtstag.
Peter Zec machte sich im einst bedeutsamen Fachmagazin Mensch + Büro im Jahr 2003 auf die Suche nach „dem
Wohltäter der Nation in Sachen Design”. Nun, diese unsere Nation hat unbestritten die besten Industrie-Designer in
die Welt gesetzt, angefangen bei Otl Aicher, Hans Gugelot, Dieter Rams. Oder müssen wir nicht schon weit vor
dem Bauhaus anfangen? Bei Josef Hoffmann und seinem
noch heute von Wittmann produzierten Sessel? Oder bei
Peter Behrens für AEG, oder bei Walter Gropius?
Die Zuliefer-Designer
Gründe für die überragende Stellung der deutschen
Gestaltung sind das sachlich-analytische, oft architektonisch geprägte Denken und ein solides Handwerk. Das
alles rührt wohl auch von den zahlreichen Ausbildungsstätten von Bauhaus über die Ulmer Schule bis zu den Kielern und Pforzheimern. Heute bestimmen deutsche Designer wie Desanta, Deisig, Mezger, Vogtherr neben anderen das Objekt-Design u.a. in den USA, ein Michael Mauer bei Saab. Oder erinnern wir uns an Hartmut Esslingers
Frogdesign für Apple, Sony und andere Konzerne. Ein Dieter Zimmer lehrt im fernen China das Design-Handwerk,
dort, wo sich jetzt auch ein Haufen deutscher Möbelentwerfer verdingt. Denn zu Hause herrscht Ausverkauf. Und
der hat spätestens da eingesetzt, als die deutsche Möbelindustrie, die weltweit Führende immerhin, das Designen
seinen Zulieferern überließ.
Nicht anders ist zu erklären, das dass aktuelle Regaldesign
schnurgeradeaus von Jean Prouvé abgeleitet ist – aus
dem Jahre 1953. Kein Wunder, dass Prouvé zu einem der
Favoriten von Dr. Rolf Fehlbaum gehört, dieser Fehlbaum,
der mit Wolfgang Müller-Deisigs Vitramat 1973 die Drehstuhlbranche auf den Kopf stellte. All das, was jetzt zu dem
Thema entwickelt wird, gleicht einer ”eierlegenden Wollmilchsau”, so der Drehstuhl-Designer Simon Desanta –
und der muss es schließlich wissen.
Und die Produkte von Stars wie Philippe Starck? „Werden
als scheinaristokratisches Mobiliar wegen potenziellen
Verstoßes gegen das Vermummungsverbot zum Tode
durch Hammer und Flex verurteilt”, so das Kölner Design:
Tribunal. Die modischen Wabbeleier eines Marc Newson
verblassen neben Pierre Paulins Werken für Artifort,
gezeichnet vor gut 30 Jahren und immer noch in Produktion. Zu dem Kram von Arad, Irvaine, Grcic, Lovegrove,
Morrison & Co. passt der Ausspruch: „Ein Großteil dessen,
was heute angeboten wird und wofür wir unser Geld ausgeben, ist nutzloser Quatsch.” Gesagt von keinem geringeren als Richard Sapper, der seine Aufgabe u.a. für
Alessi und IBM wie folgt interpretiert: „Wir als Designer
sehen es als unsere Verantwortung an, Dinge zu schaffen,
die das Leben und die Zukunft aller verbessern.” Und mit
genau diesem Verständnis für den tatsächlichen Bedarf,
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Und den VW-Entwicklungsentstanden 1969 die auf Raumnutzung und
chef Prof. Fiala nannte Luigi
Bewegungsqualität abgestimmte Sechsecköffentlich eine „Blechpfeife”
Küche eines Heinz Racherbäumer aus Elver– wegen seines Einsatzes
dissen für Beckermann und die Kugelküche
von hauchdünnem Blech,
eines Luigi Colani aus Rheda für Poggenpohl.
das seine Stabilität nur durch
Eigentlich das, was heute mit „Dynamic Space”
das ”knick-knack-kleene”
lauwarm aufgetischt wird. Heute geht es nur um
Abkanten erhielt, während
„Sex, Drugs and Poggenpohl”, so Autor Christidoch die gewölbte Fläche,
an Schönwetter schon 2001 im Design Report,
ohne jegliche Verstärkung
als hätte er vorausgeahnt, dass Poggenpohl
stand. So folgte man den
lediglich für die Verwendung des PorscheTönen des Meisters „in einer
Namens Lizenzen abdrückt und eben nicht für
Phase”, wie Colani im Jahr
echtes Design. Schönwetter verwies auch auf
2000 sagte, „in der ich der
den Sachbestand, dass 60% der Bevölkerung
Pininfarina der Möbelbransich mit Küchen unter zehn Quadratmetern
che genannt wurde, weil ich
begnügen müssen – viele Menschen störe, dass
für sämtliche Hersteller Entgerade die so genannten Designerküchen regelwürfe machte. Da habe ich
rechte Platzfresser seien. Ist es also kein WunAngst bekommen, auf eine
der, dass die heutigen Kindersärge mit VollausGestaltungsaufgabe festgezug und Dämpfung wie Blei stehen? Und die
nagelt zu werden. Darauf
Autorin Birgit Müller setzt im Design Report
Hallo, wer da? Luigi Colani
habe ich nie mehr Möbel
nach: „Die Küche muss heute ein einziger groangerührt.” Colani ging damals mit 71 Jahren, wie er sagßer Schwerlast-Auszug sein ..., der mit seiner Breite für
te, „gerade auf meine midlife-crisis zu”.
jeden Hitchcock-Film getaugt hätte”. Tolle Sprüche in einer
Zeit, in der Design-Wettbewerbe inflationär durchs Land
Wo heute Grundwissen im 3D-Studio-Max ausreicht, sich
gehen, deren Juroren-Namen und Teilnahme-Gelder wichDesigner zu nennen, war Colani bereit, seine genialen
tiger sind als das Ergebnis.
Fähigkeiten im Freihandzeichnen
und bildhauerischen Formen den
Wie aktuell klingt das Hobby-Magazin von 9/1970, einst
„vertrockneten jungen Leuten
das bedeutendste Technik-Magazin des Landes: „Wir wolweiterzugeben, ängstliche Abbilder
len versuchen in einer Zeit der Super-Verblödung – denken
ihrer noch verknöcherteren Professie an das weißeste Weiß ihres Lebens – mit unseren Arbeisoren”, um daraus „Leute zu
ten das Denken unter den Menschen wieder in Mode zu
machen, die gerade zigeunerisch
bringen.” Unzählige Sprüche Lutz „Luigi” Colanis folgten –
kreativ sind wie ich”. Nicht selten
meist falsch verstanden, denn eigentlich wollte er, der höffinanzierte er dabei deren Studium
liche und zuvorkommende Charakter, nur anregen. Und das
mit – aus Vittorio Strosek wurde
begann spätestens Anfang der Siebziger in der damaligen
der Porsche-Veredler, aus Wolfgang
Hochburg der Möbelindustrie in und um Rheda-WiedenMüller-Deisig der Bürostuhlspeziabrück, wo in aller aufrechten Diskussion mit den Inhabern
list, aus Hermann Schieferstein
von Cor, Lübke, Interlübke, Fritz Hansen, Poggenpohl,
das Wohnmobil-Ass, aus Wilm SasStaff, Hansa, Blanc+Co Produkte entstanden, die die
se der Haus Aussel-Ausstatter, aus
„Wohnzimmer des Gelsenkirchener Barocks in Staunen und
Paul Henk der VW-Designer, aus
Bewunderung versetzten” – so Mensch & Büro 1/2003.
Kees Radius das Modellbau-Genie.
Werke und Schüler
Viele andere erlernten ein schnelles Poggenpohls Kugelküche
Ein kleiner Überblick über Colanis Werke: Für die Herforder
Begreifen von technischen ZuStreuber + Lohmanns Sulo, entstanden Pinkelpöttchen &
sammenhängen auf der einen und die Formenwelt der BioBabywannen, für Villeroy + Boch Bad-Sanitär, für Philip
nik auf der anderen unter tonnenweise Gips und Polyester
Rosenthal das Drop-Teeservice, für Burkhard Lübke der
eingebleut und obendrauf das Sich-Verkaufen. Vittorio Strogroße und kleine Zocker, für Vetter Cor der Orbis-Sessel,
sek heute: „Für uns Designstudenten war Colani das Voroder der immer noch unerreichbare Polyester-Stuhl Nr. 4,
bild”. Allein sein Canon T90-Design hat die Kameras der
die Sesselliegen für Didi Kusch, jüngst neuaufgelegt.
letzten 2 Jahrzehnte weltweit maßgeblich beeinflusst.
Langsam dämmert dem einen oder anderen auch, dass der
Prof. Dr. Peter Zec auf der Suche nach dem „wahren”
Zeitgeist der Kugelküche mit Kollegen wie Joe Colombo
Wohltäter des Designs: „Eigentlich hätte man ihn längst
oder Verner Panton, Gaetano Pesces oder Jean-Pierre
unschwer entdecken müssen. Strahlt doch sein Licht im
Laport die Blütezeit des ergonomischen Design war.
Glanz seiner Taten so hell, dass viele davon derartig
Colani passte bestens in die Zeit der frühen Siebziger: Da
lud Busnelli zur Möbelmesse in Köln unter dem Motto:
„Nonstop Party – Spaghetti mit Champagne” –, der Scirocco bekam die Sitze mit dem Karo-Muster nur, weil die
Textil-Designerin frisch in einen Schotten verknallt war.
geblendet, blind vor Neid, Missgunst und Ressentiments
seine wahre Leistung als Förderer des Designs nicht
erkennen können. Und so kommt es, dass er es war, der
Design in diesem Land zu einer Bekanntheit in der breiten
Öffentlichkeit geführt hat, wie kein anderer vor oder neben
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ihm.” Zec, der Erfinder des Red Dot Award und Inhaber
des höchsten Postens des weltweiten Designrates IDA,
setzt nach: „Wenn Menschen auf der Straße in Berlin, Tokio
oder New York gefragt werden, was sie mit Design verbinden, lautet die Antwort fast einstimmig: Luigi Colani!”
„Sind Sie also ein widersprüchlicher Charakter ?”, fragte
ihn einst ein Autor des Design-Reports. „Das ist sowieso
jeder Charakter, wenn er ein richtiger ist”, antwortete der
Jubilar.
Weko
Ärger mit
Ex-Mitarbeiter
Eigentlich feiert die Weko Wohnen GmbH mit Sitz im
niederbayerischen Pfarrkirchen und weiterem Haus in
Rosenheim gerade ihren 60. Geburtstag.
Der geschäftsführende Gesellschafter Bernd Weber hat
seit seinem Abschied von Atlas im Jahr 2004 jeglichem
Werben der Verbandszunft widerstanden und führt den 850-MannBetrieb sozusagen als eigenbrötlerischer Einzelkämpfer durch die
Möbelzeit.
Grund genug zur Freude, wenn da
nicht gerade ein ehemaliger Mitarbeiter den Wekos gewaltig Stress
bereitet hätte. Anfang August wurde der frühere Marketingleiter in
Pfarrkirchen von der Staatsanwaltschaft Landshut angeklagt.
Stein ins Rollen gebracht:
Vorwurf: „Bestechlichkeit im geBernd Weber
schäftlichen Verkehr in einem besonders schweren Fall und 13 Fällen der Beihilfe zur
Untreue“. Konkret vermuten die Fahnder, der ehemalige
Weko-Mann habe sich von einem einflussreichen Verleger
der Region bestechen lassen, um ausreichend MöbelhausWerbung in einem Anzeigenblatt unterzubringen. Der
besagte Verleger, Chef der Wochenblatt Verlagsgruppe
aus Landshut, Herbert Zelzer, immerhin lange Jahre Vizepräsident des Bundesverbands Deutscher Anzeigenblätter,
wurde ebenfalls wegen Korruption von der Staatsanwaltschaft angeklagt. Laut der Fachzeitschrift Werben & Verkaufen soll der Anzeigenblatt-Verleger dem MöbelhausMitarbeiter Schmiergelder in Höhe von 165.000 Euro
gezahlt haben. Die Zahlungen sollen über eine Scheinfirma
abgewickelt worden sein, die von der Ehefrau des Möbelhaus-Mitarbeiters eigens dafür gegründet worden sei. Die
Ehefrau des Angeklagten müsse sich deshalb ebenfalls vor
Gericht verantworten.
Möbelhaus-Werbung ist für Verlage – ob Zeitung oder
Anzeigenblatt – ein millionenschweres Geschäft. Der geschäftsführende Gesellschafter des Familienunternehmens
Weko, Bernd Weber, kann bis heute nur schwer fassen,
was sein ehemaliger Mitarbeiter, der bereits im Jahr 2005
aus dem Unternehmen ausgeschieden ist, abgezogen hat.
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Weko habe Ende 2007, so Weber, selbst den Stein ins Rollen gebracht, so dass Ermittlungen der Staatsanwaltschaft
wegen Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr aufgenommen werden konnten. Auf Anfrage übermittelte Bernd
Weber INSIDE folgendes Statement: „Weko hat bereits seit
Ende 2007 die Behörden, insbesondere die Staatsanwaltschaft aktiv unterstützt und Unterlagen zur Verfügung
gestellt, um den Vorfall lückenlos aufklären zu können. Wir
haben sofort, als wir mit dem Geschäftsgebaren unseres
ehemaligen Mitarbeiters konfrontiert wurden, alles in
unserer Macht stehende unternommen, um den Sachverhalt viele Jahre zurück bis hin nach 1997 aufklären zu helfen. Uns war dabei besonders wichtig, klar Stellung zu
beziehen, dass solche Praktiken bei Weko nicht geduldet
und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Wir hoffen, dass dieser zurückliegende Fall auch als
abschreckendes Beispiel wirken kann, damit diese Geschäftsgebaren in Deutschland, die in den letzten Monaten
und Jahren gehäuft Gegenstand der Presseberichterstattung waren, der Vergangenheit angehören, um einen sauberen und fairen wirtschaftlichen Wettbewerb zu gewährleisten. Wir bei Weko haben bereits seit längerem unseren
Mitarbeitern Verhaltensrichtlinien auferlegt, die von vornherein jegliche Handlung dieser Art zum Nachteil von Weko
zuverlässig verhindern sollen.“
Hilding Anders
Kurzer Prozess
Nicht mal ein Jahr nach dem Start steht das Engagement des schwedischen Beddingriesen Hilding Anders
in Deutschland vor dem Aus.
Auf dem schönen, großen, zweistöckigen Stand in der Mitte der Kölner Matratzenhalle 9 philosophierte Hans
Schwennesen zur IMM im Januar noch über Frauen. „Wir
reden hier nur über Frauen“, sagte er in charmanten Skandinavien-Deutsch. Es ging ihm natürlich um Frauen im
Sinne der Kaufentscheidung eines Mehrpersonen-Haushaltes. Die Frauen würden hier immer noch die wesentlichen Dinge entscheiden, so Schwennesen, und war sich
ganz sicher: „Verkäufer brauchen Frauen-Argumente.“
Wenige Monate später sind ihm selbst die Argumente ausgegangen. Was schade ist, denn der groß gewachsene
Däne gab sich bis dahin als gesprächiger und umgänglicher Mann. Doch in der aktuellen Angelegenheit sind ihm
offenbar die Hände gebunden. Da gibt die Zentrale in Malmö die offizielle Sprachregelung vor. Und wo sonst aus der
Hilding Anders International AB im Monatstakt die
Jubelmeldungen den Markt erfreuen, wenn wieder mal der
nächste Umsatzrekord geknackt und die nächste europäische Mittelstandsperle gekauft worden ist, geben sich die
Schweden im aktuellen Fall mehr als wortkarg.
Was seit Wochen durch den Matratzenmarkt als Gerücht
wabert, wird immer mehr zur Gewissheit. Der im Winter
mit der Gründung der Hilding Anders Deutschland GmbH
mit Sitz in Mörfelden-Walldorf gestartete Angriff auf den
deutschen Markt steht vor dem Aus. Im letzten Herbst
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wechselten noch einige Mitarbeiter der Matratzenmarke
Dunlopillo zu Hilding Anders, darunter Key Account-Manager Jörg Braner oder Marketing-Fachfrau Katja Reinl.
Nun dürfen sie sich wohl bald einen neuen Job suchen.
Die Preiskämpfe in Deutschland, der harte Markt, die hohen
Kosten, all das habe den Strategen im Norden den Spaß an
ihrem Deutschland-Engagement genommen, sagen mehrere Unternehmer des deutschen Matratzenmarktes unisono.
Allzu groß scheint der vertriebliche Erfolg von Hilding
Anders hierzulande bisher in der Tat nicht ausgefallen zu
sein. „Die waren doch außer bei Karstadt eigentlich nirgendwo richtig drin“, will ein Wettbewerber wissen. Ein
Großteil der Mitarbeiter der
Hilding Anders GmbH in der
Nähe von Frankfurt ist jedenfalls zum 1.10. gekündigt.
Was aus Schwennesen wird?
Unklar.
Die Betroffenen selbst tragen wenig zur Aufklärung
bei. Schwennesen weilt
gerade im Urlaub, sein Handy hat er trotzdem an. Auf
die Frage, ob es stimme,
dass Hilding Anders seine
Deutschland-Dependance „Kein Kommentar“:
Hans Schwennesen
schließe, sagt er kurz und
knapp: „Kein Kommentar.“ In der Hilding Anders-Zentrale in
Schweden ist Anja Trägardh, die verantwortliche Kommunikationsfrau des Konzerns, ebenfalls nur im Urlaub zu
erreichen. Sie bestreitet ein Ende der Deutschland-Aktivitäten: „Nein, das stimmt nicht.“
Im Matratzenmarkt wird die Kommunikationsstrategie der
Schweden in diesem Fall eigentlich nur noch mit einem
Lächeln zur Kenntnis genommen.
Richtigstellung
Whirlpool / Ikea / Electrolux
Für reichlich Aufregung im Geräte-Markt hat eine kleine
Notiz in der Ausgabe INSIDE 806 gesorgt. Im Zusammenhang mit der Einführung von Electrolux-Geräten auf dem
europäischen Markt beim weltgrößten Möbelhändler
Ikea, hatte INSIDE behauptet, Whirlpool werde bei Ikea
„aussortiert“ und ist damit offenbar übers Ziel hinaus
geschossen. Dies sei nicht der Fall, meldete sich daraufhin die Whirlpool-Loyalty-Brand Managerin Viola Linke zu
Wort.
Sie schreibt:
Richtigstellung des Artikels ‚Der Trend der heutigen Zukunft’
1. Kooperation Whirlpool und Ikea – hier wurde fälschlicherweise publiziert, dass die Kooperation zwischen Whirlpool und Ikea beendet wird. Ikea und der Whirlpool Konzern
werden ihre erfolgreiche Zusammenarbeit der letzten neun
Jahre auch zukünftig fortführen. So wird Whirlpool von 20092014 weiterhin als Hauptlieferant für Küchengeräte von Ikea
fungieren. Dies wurde durch das internationale LieferantenAuswahl-Verfahren der Möbelhauskette bestätigt.
2. Prozentzahl der Energiekosteneinsparung – hier wurde
fälschlicherweise die Angabe von 60% gemacht. Durch den
integrativen Ansatz von „Greenkitchen“ können Verbraucher
zukünftig bis zu 50% Energie und 70% der Energiekosten einsparen.
3. Statement von Herrn Marten van der Mei, Marketing
Director Germanic Region – hier bitten wir um Ergänzung (…)
„Erstmalig wurde der „Greenkitchen“-Prototyp auf der diesjährigen Eurocucina in Mailand vorgestellt. Wir freuen uns
sehr, das Modell sowie das Konzept gerade hier in Stuttgart,
dem deutschen Hauptsitz von Bauknecht, einem ausgewählten Fachpublikum präsentieren zu können.“
4. Schreibweise Milka Eskula – der richtige Name lautet Milka
Eskola.
gez. Viola Linke
Anm. d. Red.:
Bis dato werden in den Ikea-Häusern die Einbaugeräte
des weltweit größten Elektrogeräte-Herstellers Whirlpool
unter der Bezeichnung „for Ikea from Whirlpool“ exklusiv
angeboten. Ab 2009 kommen in Europa auch die des
schwedischen Sortimentskollegen Electrolux zum Einsatz. Allerdings zusätzlich und nicht alternativ, wie voreilig geschlussfolgert. Die Verträge mit Whirlpool laufen
noch bis ins Jahr 2014. Alle Geräte werden ab 2009 nur
noch unter dem Namen Ikea angeboten, so dass für die
Kunden auf den ersten Blick nicht erkennbar wird, welches Gerät sie erwerben. „Unser Geräte-Verkauf ist sehr
groß“, berichtet Kai Hartmann von der deutschen IkeaZentrale in Hofheim/Wallau, dort zuständig für Unternehmensfragen. „So waren wir auf der Suche nach einem
zweiten Lieferanten“. In den USA bleibt die Exklusivität
mit Whirlpool weiterhin bestehen.
Alliance + VME:
Messedaten fix
Nach der beschlossenen Verlegung der M.O.W. ab kommendem Jahr ins Frühjahr hatten sich auch die Einkaufsverbände darauf geeinigt, ihre jeweiligen Musterungen
vorzuziehen. Alliance und VME haben nun ihre Veranstaltungen terminiert: Demnach wird der Rheinbacher Verband
seine Messe am 29. und 30. Augut 2009 abhalten – für
dieses Jahr ist der 22. und 23. November fix –, während
der Bielefelder VME seine Lieferanten am 3. September
2009 zur Begutachtung anreisen lässt.
SALM: Dreifach zertifiziert
Das deutsch-französische Küchenherstellungs- und Handelshaus SALM (Société Alsacienne de Meubles)
/Schmidt Küchen/Cuisinella/EMK hat die Zahlen für das
vergangene Jahr veröffentlicht: Demnach sind in der Fertigungsabteilung bei SALM in den drei Werken Lièpvre,
Sélestat und im saarländischen Türkismühle 13% mehr
auf 295 Mio € umgesetzt worden. Die 1240 Mitarbeiter
sorgen pro Tag für einen Ausstoß von fast 550 Küchen. Im
Vertriebsnetz des Familienunternehmens mit den beiden
Schwestern Anne und Caroline Leitzgen sowie dem langjährigen Geschäftsführer Jean-Marie Schwab an der
Spitze plus Unterstützung durch den Ex-Allmilmö-Gf
Andreas Schröder als Vertriebsleiter werden 880 Mio €
als Umsatz angegeben. Insgesamt werden europaweit 397
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