7.8 Marktführer über Nacht
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7.8 Marktführer über Nacht
7.8 Marktführer über Nacht 123 Wer eine Idee hat, dem reicht auch der Küchentisch. JERRY AUERSWALD, deutscher Gitarrenbauer, baut Einzelstücke für internationale Stars 7.8 Marktführer über Nacht www.myphotobook.de. Jahrelang waren Fotoalben mit liebevoll eingeklebten Erinnerungen bei Alt und Jung sehr beliebt – schön handlich und stets im Regal zur Verfügung. Die moderne digitale Fotowelt hingegen agiert mit USB-Sticks und Foldern im Computer. Fotoalbum ade – oder doch nicht? Zwei junge Berliner aus Kreuzberg finden, dass man die Fotoalbenidee in moderner Form wieder aufleben lassen kann. Man nehme seine Digitalfotos, treffe eine Auswahl, maile sie an myphotobook.de und zurück kommt ein gebundenes Heft, ein Buch oder eine Fototapete in wesentlich höherer Qualität als das alte Fotoalbum – direkt nach Hause an den angegebenen Empfänger. Was war dazu notwendig? Haben die Gründer David Diallo und Jan Christoph Gras irgendetwas neu erfunden oder entwickelt? Dass man Bilder von digitalen Daten ausdrucken und binden kann, weiß jedes Kind. Braucht man dazu einen Hochleistungsdrucker? Nicht unbedingt; jedenfalls nicht zum Start des Unternehmens. Das Gleiche gilt für die Einrichtung zum Buchbinden. Aber myphotobook hat noch einen ganz anderen Aspekt von Entrepreneurial Design; es ist eine Art Super-Modell, das einen extravaganten Start in den Markt ermöglicht. Weil es vielen Unternehmen und ihren Kunden einen Zusatznutzen bringt, ohne dass sie etwas tun müssen. Die „normale“ Situation für Gründer lautet ungefähr so: Du gründest, kein Mensch kennt dich, wahrscheinlich hat 124 7 Im Konzert der Großen mitspielen auch kein Mensch auf dich gewartet. Jetzt musst du auf dich aufmerksam machen, du fängst also von null an und arbeitest dich langsam in rentable Größenordnungen vor. Anders myphotobook.de. Statt ein Geschäft in Kreuzberg zu eröffnen und später vielleicht nach Schöneberg zu expandieren, überlegten die Gründer, wer die meisten Kunden im Bereich Fotoentwicklung hatte. Sie stellten fest, dass nicht etwa eine Fotokette, sondern der Drogist Schlecker der Marktführer für digitale Fotos ist. Die Gründer nahmen Kontakt zu Schlecker auf und unterbreiteten folgenden Vorschlag: Bieten Sie Ihren Kunden ein Schlecker-Fotobuch an. Wie das geht? Darum müssen Sie sich nicht kümmern – wir machen alles im Hintergrund für Sie. Schlecker hatte also aus dem Stand ein neues gutes Produkt für seine Kunden, war aber von aller Organisation hierfür befreit. Der Vorteil für myphotobook.de: Die jungen Entrepreneure waren über Nacht Marktführer in Deutschland und hatten ein White-Label-Modell, das sie auch anderen im Fotogeschäft anbieten konnten. Aber nicht nur denen: Auch alle anderen Unternehmen oder Websites können ihren Kunden Fotobücher anbieten. So entstand zum Beispiel das Pro7Fotobuch. Heute ist myphotobook.de europäischer Marktführer und wird in Fachkreisen hoch gehandelt. Welche Komponenten sind dafür notwendig? Ein leistungsstarker Drucker sowie das Binden der losen Blätter. Die für derlei Produktionen verwendeten Hochleistungsdrucker sowie Bindemaschinen kann man mieten, selber kaufen lohnt sich am Anfang eher nicht. Nicht nur dieses Beispiel zeigt, dass man auch in der Anwendung vorhandener Technologie virtuos Entrepreneurship betreiben kann. Das Besondere liegt in der Koordination, in der aus vorhandenen Komponenten ein hochinteressantes unternehmerisches Konzept entsteht. Bereits Schumpeter konstatierte: Viele Neuerungen, die wir früher oder später überrascht oder erstaunt als solche begreifen, existierten längst. Nur ein kleiner Bruchteil ist wirklich neu. Das meiste ist eine Rekombination aus vorhandenen Ideen und Produkten. 7.9 Ein Unternehmen zum Mitmachen – Die CO2-Kampagne 125 Konzepte wie www.myphotobook.de haben einen TurboEffekt. Das Unternehmen www.spreadshirt.com verwaltet über 1 000 Minishops, in der Mini-Entrepreneure ihre eigenen Sweatshirts entwerfen und verkaufen. Jeder kann einen eigenen Shop eröffnen und wird dafür an den Verkaufserlösen von bedruckten T-Shirts beteiligt. Heute gibt es über 200 000 Shop-Partner. Das Schlagwort hierfür heißt Social Commerce und beschreibt den Übergang vom Nischen- zum Massenmarkt. 7.9 Ein Unternehmen zum Mitmachen – Die CO2-Kampagne Sie fühlen sich noch nicht in der Lage, ein eigenes Unternehmen aus Komponenten zusammenzusetzen? In Ordnung. Gehen wir zusammen einen Schritt weiter und komponieren ein Unternehmen, bei dem alle Komponenten schon fertig zusammengesetzt sind. Ein Fertig-Unternehmen also. Und so sieht es aus: Die Projektwerkstatt hat sich eine CO2-Kampagne ausgedacht. Der einfachste und schnellste Weg, Energie zu sparen und etwas für den Klimaschutz zu tun, sind Energiesparlampen. Energiesparlampen sind die zeitgemäße Alternative zu den technisch überholten Glühlampen. Die klassische Glühbirne wandelt nur maximal fünf Prozent der eingesetzten Energie in Licht um – der Rest verpufft als Wärme. Going for a cause, also. Ziel ist es, qualitativ hochwertige Energiesparlampen preiswert zu machen. Mit den Prinzipien der Teekampagne: nur ein Produkt, nur Großpackung, kein Zwischenhandel, Direkteinkauf. Was haben Sie damit zu tun? Sie können das „Gerüst“ der CO2-Kampagne für sich nutzen. Den Bestellvorgang, das Rechnungswesen, die Versandlogistik. Sie geben also die gesamte Business Administration ab. Und in diesem Falle auch die Probleme von