Potential an der Peripherie
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Potential an der Peripherie
Zentral- und Osteuropa Europäische Nachbarschaften – Potential an der Peripherie Von der Arktis bis zur Sahara, die europäischen Staaten des westlichen Balkans einschließend, bieten europäische Nachbarschaften Möglichkeiten, stellen jedoch auch Herausforderungen dar. Das Gebiet umfasst große und kleine Staaten mit unterschiedlichen Entwicklungsniveaus und Kulturen. Geographisch gesehen bestehen Interdependenzen mit Europa und somit Möglichkeiten, Beziehungen zu vertiefen und zusammenzuarbeiten. Europa steht ohne Zweifel im Mittelpunkt dieser Länder. Gleichzeitig sind Beziehungen zu Nachbarschaftsstaaten entscheidend für Europe – nicht nur in geopolitischer Hinsicht, sondern auch in Bezug auf Energiesicherheit, Verkehrsinfrastruktur oder Klimawandel. Die bedeutende Rolle europäischer Nachbarschaften ergibt sich auch aus ihrer Bevölkerungszahl von 504 Millionen Einwohnern, die nicht weit unter derjenigen der EU, 507 Millionen, liegt. Gerade für Mittel- und Osteuropa ist die Zusammenarbeit mit Nachbarstaaten sehr wichtig, nicht nur aufgrund geographischer Faktoren, sondern auch aufgrund wirtschaftlicher, kultureller und historischer Beziehungen und Wanderungstendenzen. Die Länder Mitteleuropas spielen eine entscheidende Rolle bei der Zusammenarbeit mit Nachbarstaaten sowie deren Beitritt und Integration in die EU. Karte 1. Abkommen zwischen Europa und seinen Nachbarstaaten (ITAN) Agreements between Europe and its Neighbourhoods Greenland Acores Guad. Svalbard Mart. Reu. Guyane This map does not necessarily reflect the opinion of the ESPON Monitoring Committee © CNRS GIS CIST, ITAN, 2013 0 500 1 000 km National level Source: ESPON project (ITAN), CNRS GIS CIST, 2013 Origin of data: P. Beckouche & Y. Richard, «Atlas de la grande Europe», 2013 © ESPON Database © UMS RIATE for administrative boundaries For some territories no clear international statement exists EU 28 + Iceland, Norway, Liechtenstein, Switzerland Association with eligible countries to the neighbourhood policy agreements: In effect Negotiating No agreements European Union Customs Union Eastern Neighbourhoods South-Eastern Neighbourhoods Candidate countries to EU Mediterranean Neighbourhoods Autonomous territories of Denmark *Strategic partnership EU-RUSSIA Union for the Mediterranean (Excluding Kosovo under UNSCR 1224/99, the former Yugoslav Republic of Macedonia, Serbia, Switzerland & Kaliningrad) Deutsch Europäische Trends Die heutigen Herausforderungen Europas und seiner Nachbarländer wie z. B. Wettbewerbsfähigkeit, Klimawandel, Energiesicherheit und demografischer Wandel haben eine räumliche Komponente. In den letzten drei Jahrzehnten ist der Einfluss der EU auf ihre Nachbarn gesunken und ihre dominante Bedeutung wird in den meisten Nachbarländern immer kleiner. In keinem der Nachbarländer ist Europa der einzige externe Einflussfaktor. Russland ist nicht nur ein großes, ressourcenreiches Land, in Bezug auf die Wirtschaftsgeografie der östlichen Nachbarschaftsstaaten versucht es ein aktiver Gegenpol zur EU zu sein. Auch wenn aus Sicht der Nachbarstaaten Europa die Peripherie und nicht den Kern darstellt, so sind die Nachbarländer wichtige Partner der EU. Sie machen 7,5 % des Güterhandels und 7 % der europäischen Luftverbindungen aus, erhalten 15 % der europäischen Entwicklungshilfegelder, stellen 30 % der Einwanderer und ein Drittel des europäischen Energieangebots. Eine territoriale Zusammenarbeit zwischen der EU, ihren Mitgliedstaaten, Regionen und Nachbarterritorien bietet gegenseitige Vorteile, nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht, sondern auch in den Bereichen Umwelt, soziale Integration sowie Friedensvermittlung in Unruhegebieten. Besonderheiten Mittel- und Osteuropas Für Mittel- und Osteuropa Nachbarschaftsregionen wichtig: sind zwei Karte 2. Jährliches Bevölkerungswachstum 2000 – 2010 (ITAN) • die östlichen Nachbarländer: Ukraine, Weißrussland, Moldawien und Russland (bis zum Uralgebirge), Georgien, Armenien und Aserbaidschan. • die südöstlichen Nachbarländer: BosnienHerzegowina, Serbien, Montenegro, Kosovo (gemäß Resolution 1244/99 des UNSicherheitsrates), die ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien und Albanien. Es handelt sich dabei nicht um die wohlhabendsten, sondern die dynamischsten Nachbarstaaten. Bevölkerung Mit einer Bevölkerungszahl, die fast derjenigen der EU-27 entspricht, ist das Bevölkerungspotential der Nachbarländer hoch, aber gleichzeitig auch sehr vielfältig. Die Regionen im Osten verzeichnen Bevölkerungsverluste und Überalterungstendenzen, jedoch auch Bevölkerungszunahme in Großstädten. Die Bevölkerung in Weißrussland, der Ukraine und Moldawien sinkt. Zwischen 1994 und 2009 sank die Bevölkerung in Russland aufgrund natürlicher Gegebenheiten um 11,9 Millionen, wobei Zuwanderungen das Nettoergebnis auf 6,7 Millionen verringerten. Auch die südöstlichen Gebiete verzeichneten einen erheblichen Bevölkerungsverlust. Zwischen 1991 und 2011 verlor diese Region zwei Millionen Einwohner, d. h. fast 10 % ihrer Bevölkverung. Es kam zu Vertreibungen aufgrund militärischer Konflikte. Seit 2001 hat sich die Region politisch stabilisiert und kann wieder ein Wirtschaftswachstum verzeichnen. In den Staaten der Region waren Abwanderungen, sinkende Geburtenraten und eine alternde Bevölkerung zu beobachten. Deutsch Handel und Energie Russland ist der drittwichtigste Partner im Güteraustausch mit der EU und exportiert vorranig Öl und Gas. Er ist auch ein wichtiger Akteur in den baltischen Staaten, wo ungefähr ein Drittel der Energieunternehmen in russischem Eigentum ist. Die Nachbarländer im Südosten haben, abhängig von Größe, geografischer Lage und politischem Status, unterschiedliche Handelsprofile. Die Handelsquote im Rahmen des Mitteleuropäischen Freihandelsabkommens ist unausgeglichen. Sie reicht von 10 % für Albanien bis 48 % für Montenegro und liegt bei den anderen Staaten bei zwischen 21 und 32 %. Ausländische Direktinvestitionen sind für die Nachbarländer im Südosten von größter Bedeutung. Privatisierungen sind die Hauptantriebskraft für ausländische Direktinvestitionen und die EU-Mitgliedstaaten sind die wichtigste Quelle. Verkehr Das Straßennetz ist nahe der Grenze zur EU erheblich dichter während die Bahnverkehrsdichte in den Hauptstadtregionen am höchsten ist. Die Erreichbarkeit der nördlichen Teile der östlichen Nachbarschaftsländer mit der Bahn ist relativ schlecht. Schlechte Qualität und Ineffizienz der Verkehrsinfrastruktur verhindern die regionale Integration innerhalb der Ostseeregion, welche eine große Bedeutung als Tor zu den Märkten der EU, Russlands und des Fernen Ostens besitzt. Institutionelle Hindernisse an den Grenzübergängen verhindern das Zusammenwachsen Nordwestrusslands und Weißrusslands mit den EU-Nachbarn. Das Angebot an Verkehrsnetzen mit regionaler und internationaler Bedeutung, insbesondere Straßen, in den südöstlichen Nachbarländern ist begrenzt und muss soweit nachgebessert werden, dass es die europäischen Geschwindigkeits- und Sicherheitsstandards erfüllt. Hochgeschwindigkeitsstraßennetze sind nicht grenzüberschreitend oder nicht existent. Das Eisenbahnnetz ist schlecht ausgebaut. Für die Unterhaltung des Netzes und die Sanierung von Bahnstrecken nach den Kriegen werden Subventionen benötigt, Investitionen fließen jedoch ausschließlich in das Straßennetz. Verkehrliche Priorität bleibt weiterhin die Binnenwasserverbindung Rhein-Donau. Die Luftfahrtsverbindungen sind relativ schlecht. Nur Zagreb und Belgrad verfügen über Flughäfen mit einem jährlichen Passagieraufkommen von über zwei Millionen. Karte 3. Räumliche Anbindung an Straßen, Bahnhöfe und Flughäfen 2010 (ITAN) Umwelt Aufgrund der zu Sowjetzeiten und auch danach üblichen industriellen Produktionssysteme, bei denen veraltete Verfahren zur Verarbeitung von Pestiziden, Industriemüll und veraltete Bergbaumethoden verwendet wurden, haben die östlichen Nachbarstaaten mit Umweltproblemen zu kämpfen. Schlechte Abwasserkanäle und Wasseraufbereitungsanlagen sowie Industrieabwasser, landwirtschaftliche Verschmutzung und Bodenerosionen haben negative Auswirkungen auf die Wasserqualität. Die Region wird ferner beeinträchtigt durch Bodenzerstörung und –verwüstung. Gleichzeitig macht die Region 30 % der Waldgebiete der Welt insgesamt aus und trägt somit einen großen Teil zur Bekämpfung des Klimawandels bei. Im Südosten werden die Umweltrichtlinien der EU nur langsam umgesetzt. Nationale Strategien und Politiken bedürfen der Überarbeitung, da Klimarichtlinien fehlen. Mülldeponien, illegales Müllabladen und schlechte Abwassersysteme Deutsch bleiben weiterhin gängige Entsorgungsmethoden. Dies führt zu schlechten Wasserversorgungssystemen sowie veralteten und ineffizienten Wasseraufbereitungsanlagen. In den letzten zehn Jahren hatte die Region mit häufigem Hochwasser zu kämpfen, das schlimmste Hochwasser ereignete sich in diesem Jahr. Die vorhandenen Flüsse bringen starke gegenseitige Abhängigkeiten mit sich und erfordern eine grenzübergreifende Zusammenarbeit zu Naturgefahren. Zusammenarbeit für eine nachhaltigere Zukunft Wirft man einen Blick auf die Trends in den östlichen und südöstlichen Nachbarstaaten so gibt es viele Bereiche, die eine verstärkte Zusammenarbeit erfordern. Ähnlichkeiten gibt es im sozialen, wirtschaftlichen und institutionellen Bereich. Allerdings sind auch einige spezielle Bereiche wie z. B. unterschiedliche Zahlungssysteme, der Umgang mit Minderheiten, Klimawandel und Ressourcenknappheit zu berücksichtigen. Das territoriale Kapital ist ungleich in den und über die Nachbarstaaten verteilt. Daher sollte eine Zusammenarbeit zwischen Europa und seinen Nachbarländern folgende Ziele haben: die Verknüpfung der Infrastruktur der EU mit der ihrer östlichen und südöstlichen Nachbarn; den Abbau von Verwaltungshindernissen für den grenzüberschreitenden Verkehr (vor allem auf dem westlichen Balkan); die Stärkung von Handelsbeziehungen, bei denen Russland eine wichtige Rolle spielt; die Sicherstellung von vor allem erneuerbarer Energiequellen und –netze; die Bewältigung von Umweltproblemen und Herausforderungen des Klimawandels, z. B. extremer Wetterereignisse. Karte 4. Verkehrsverbindungen auf dem westlichen Balkan 2010 (ITAN) Hungary Slovenia Romania Zagreb Croatia Belgrade Bosnia-Herzegovina Serbia Sarajevo Pristina Montenegro Bulgaria Kosovo** Podgorica Skopje Adriatic Sea This map does not necessarily reflect the opinion of the ESPON Monitoring Committee FYROM* Tirana Albania Italy Greece © Mcrit, ITAN, 2013 0 50 100 km National level Source: ESPON ITAN, Mcrit. Origin of data: ESRI, WPI-NGA, MCRIT 2013 ITAN Database © ESPON Database © UMS RIATE for administrative boundaries Larger airports (over 2 million passengers/year) Larger sea ports (World Port Index classification) Capitals Population High speed rail 1 000 000 500 000 100 000 Main railways Motorways Main roads Main ferries lines (*) The former Yugoslav Republic of Macedonia (**) Kosovo under UNSCR 1244/99 Das ESPONontheRoad Projekt Das ESPON on the Road Projekt ist ein transnationaler Zusammenschluss von neunzehn nationalen ESPON Contact Points, finanziert vom ESPON 2013 Programm mit dem Ziel, die Ergebnisse der vergangenen Forschungsprojekte zur europäischen territorialen Entwicklung näher an regionale Entscheidungsträger zu bringen. Das ESPON 2013 Programm wird vom Europäischen Fond für regionale Entwicklung, von den EUMitgliedsstaaten und den Partnerstaaten Island, Liechtenstein, Norwegen und Schweiz finanziert. Das Programm soll die politischen Bestrebungen einer territorialen Kohäsion und einer ausgeglichen Entwicklung der europäischen Regionen mit der Bereitsstellung von wissenschaftlichen Analysen unterstützen. Weitere Informationen finden sich auf der projekteigenen Website oder bei Facebook und Twitter. http://esponontheroad.eu Deutsch