ibamag2_baustart_print - Saale

Transcrição

ibamag2_baustart_print - Saale
Baustart
IBA Stadtumbau 2010 Magazin Halle
2
Baustart
Herausgegeben von:
Stadt Halle (Saale)
Dezernat Planen und Bauen
Stadtplanungsamt
Jochem Lunebach
Hansering 15
06108 Halle (Saale)
0049 345 / 2214730
[email protected]
Verfasser, soweit nicht anders gekennzeichnet:
Dr. Friedrich Busmann
Architekt / Stadtplaner
Koordinierung IBA-Stadtumbau in Halle (Saale)
0049 5322 / 553022
[email protected]
In Kooperation mit:
Tore Dobberstein
Diplom-Kaufmann
complizen Planungsbüro
enjoy urban space!
0049 345 / 2024056
[email protected]
Bildnachweis:
Bürgerinitiative Hochstraße e.V., Halle: S. 62
congrav e.V., Halle: S. 54
Tore Dobberstein, complizen Planungsbüro: S. 6, 9, 12, 24, 44, 57
Dressler Architekten, Halle: S. 35
Stefan Forster Architekten, Frankfurt: S. 48
Uwe Graul Architekt, Halle: S. 36
Gesellschaft für Wohn- und Gewerbeimmobilien Halle-Neustadt (GWG), Halle: S. 49
Andreas Haase, complizen Planungsbüro: Cover, S. 7, 13, 21, 37, 38, 47, 50, 56
halleliebe, Braunschweig: S. 32, 52, 60
InterCityHotel: S. 58
KARO Architekten, Leipzig: S. 29, 30
Schwarzenberger & Weißenborn Landschaftsarchitekten, Halle: S. 50
Büro Spielraumplanung, Leipzig: S. 19, 20, 22
Stadt Halle an der Saale:
Stadtplanungsamt: S. 2, 11, 14, 17, 20, 26, 34, 40, 46
Stadtvermessungsamt: S. 18, 26, 46, 54
Stadtfotograf, Thomas Ziegler: S. 1, 7, 12, 13, 16, 18, 25, 41, 42, 55
Städtische Ausstellung Wandelhalle: S. 63, 64
Studio51 Landschaftsarchitektur, Halle: S. 58
www.halle-fotos.de: S. 10
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Baustart
Einleitung
Liebe Leserinnen und Leser
Warum ist die Internationale Bauausstellung
Stadtumbau Sachsen-Anhalt 2010 für Halle
so wichtig?
Dagmar Szabados, Oberbürgermeisterin
Z
unächst verdient es Anerkennung,
Entlang der Magistrale treten diese He-
erfüllen, von der neuen Brücke über den
dass Sachsen-Anhalt mit der IBA als
rausforderungen besonders hervor. Sie
Stadthafen bis zum Gasometer.
bislang einziges Bundesland den
betreffen den Verkehr, die Gestaltung des
Das sind nicht nur spannende, son-
Stadtumbau mit allen damit zusammen
öffentlichen Raumes, aber auch struk-
dern auch anspruchsvolle Themen, mit
hängenden Aspekten landesweit zu ei-
turelle Probleme, wie das zu schlechte
denen Halle die IBA Stadtumbau 2010 in
nem besonderen Thema gemacht hat.
Image von Glaucha. Alle Projekte der IBA
Sachsen- Anhalt bereichert. Wir nehmen
19 Städte engagieren sich mit ganz un-
Stadtumbau 2010 befinden sich deshalb
teil an der so genannten „Werkstatt des
terschiedlichen Themenschwerpunkten.
entlang der Magistrale zwischen Zent-
Stadtumbaus“. Das bedeutet die Bereit-
Es ist selbstverständlich, dass sich Hal-
rum Neustadt und dem Riebeckplatz.
schaft zum Experiment und zum offenen
le als größte Stadt des Landes in diesen
Die IBA Stadtumbau 2010 gibt uns
Meinungsaustausch, natürlich nicht nur
Prozess einbringt. Für alle Städte spielen
Hallenserinnen und Hallensern Gele-
allein unter Experten, sondern auch mit
die mit der IBA verbundenen Fördermit-
genheit, für eine gründliche Ausein-
Ihnen, den Bürgerinnen und Bürgern
tel eine wichtige Rolle, aber sie sind kein
andersetzung mit der Zukunft unserer
von Halle. Ich denke, dass dazu gerade
Selbstzweck. Gerade Halle bietet dafür,
Stadt. Es gefällt mir gut, dass dabei auf
in den letzten Monaten Vieles angesto-
wie ich meine, gute Beispiele. Gesucht
unterschiedlichen
ßen wurde – eben dies ist eine wichtige
sind Projekte, die nicht nur unserer ei-
wird: neben Bauprojekten spielt der
genen Stadt- und Quartiersentwicklung
öffentliche Dialog, aber auch die Ver-
Ich wünsche mir, dass auch Sie, liebe
dienen, sondern auch verallgemeiner-
netzung und die interdisziplinäre Arbeit
Leserinnen und Leser, die Gelegenheiten
bare Stadtumbauthematiken erforschen
eine große Rolle. Die Debatten um die
nutzen und an dem Prozess teilnehmen.
und vermitteln.
Ebenen
gearbeitet
Aufgabe der IBA.
Zukunft der Hochhäuser am Riebeckplatz
Helfen Sie mit, dass uns die gewonne-
Unter dem Thema „Balanceakt Dop-
sind genauso spannend, wie das Anlie-
nen Erfahrungen auch über das Jahr
pelstadt“ verstehe ich mehr als das Ge-
gen, mit einem Skatepark das Zentrum
2010 hinaus von Nutzen sein werden.
genüber von Neustadt und Altstadt. Es
von Neustadt zu beleben. Die Strategie,
Das ist vielleicht das Wichtigste an der
umschreibt schlagwortartig die Berüh-
mit vernetzten Aktionen und Schlüs-
IBA in Halle.
rungspunkte und natürlich auch Kon-
selprojekten
fliktpunkte von historischer Stadt und
Glaucha einzuleiten, mit dem gleichen
städtebaulicher Moderne. Das treibt
Ansatz das gute Image des Wohnkom-
auch andere Städte um. In Halle greift
plexes III in Neustadt zu erhalten, bieten
die Neustadt, mit den Punkthochhäu-
gute Vergleichsmomente. Auch ist die
sern und der Hochstraße ja buchstäblich
Tatsache, dass unsere schöne Saline-In-
in die Innenstadt bis hin zum Riebeck-
sel bislang kaum erschlossen ist, ein Er-
platz. Noch 40 Jahre nach der Errichtung
gebnis der Doppelstadt. Deshalb bedarf
von Neustadt müssen wir uns mit He-
die Insel auch besonderer Zuwendung
rausforderungen befassen, die sich aus
im Rahmen der IBA. Sie soll endlich eine
der damaligen Bauphilosophie ergeben.
bedeutsamere Rolle mitten in der Stadt
einen
Imagewandel
in
1
2
Baustart
Einleitung
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Inhalt
Hochhäuser Riebeckplatz 10
Franckesche Stiftungen 16
Glaucha 24
Saline-Insel 32
Quartier Tulpenbrunnen 44
Zentrum Neustadt 52
Hochstraße 60
Balanceakt Doppelstadt: alle IBA-Standorte liegen an der Magistrale, zwischen Zentrum
Neustadt und Riebeckplatz. Alle Projekte behandeln die städtebauliche Moderne der DDR-Zeit.
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Baustart
Einleitung
Die IBA Stadtumbau
2010 ist in Halle
angekommen
Martin Stein, IBA Büro GBR
D
as Jahr 2008 war besonders von
zungen zwischen Bürgerinitiative und
die Eigentümer und Akteure vor Ort zu
Fortschritten bei der Konkretisie-
Stadtverwaltung
versachlicht
einer weiter greifenden, zusammenhän-
rung, praktischen Umsetzung und
werden. Man verständigte sich zunächst
genden Freiraumgestaltung anregen. Für
Kommunikation von Projekten der IBA
auf verkehrsplanerische Untersuchungen,
den Stadtteil Glaucha konnte die Stadt
Stadtumbau 2010 in der Doppelstadt
mit denen vielleicht Grundlagen für eine
Fördermittel zur Sicherung gefährdeter
Halle/Halle-Neustadt
gekennzeichnet.
gemeinsame Suche nach Lösungen für
Altbauten einwerben. Ein von der Stadt
Dafür gebührt allen IBA-Akteuren in Halle
dieses ernstzunehmende städtebauliche
beauftragter Moderator hat 2008 erste
große Anerkennung.
Problem in der Doppelstadt Halle/Halle-
Eigentümer zur Sicherung ihrer Gebäude
Neustadt gelegt werden können.
sowie erste interessierte Nutzer gewin-
Die Stadt Halle hat sich gerade 2008
konnten
dem IBA-Thema „Balanceakt Doppel-
Nicht einfacher waren die Diskus-
stadt“ auf eine neue und produktive
sionen um die Zukunft der Hochhäuser
Weise genähert. Während in den ersten
am Riebeckplatz im Ergebnis eines Ar-
Nicht unerwähnt bleiben soll das
Jahren der IBA in Halle vor allem noch
chitektenwettbewerbes, der in diesem
große Engagement der Stadtverwaltung
das Nebeneinander und Miteinander von
Jahr entschieden wurde. Die Argumen-
und der von ihr beauftragten Planer, die
Halle-Neustadt und Altstadt im Zentrum
te für den Erhalt dieses städtebaulichen
es 2008 nach der Bewilligung von För-
der Diskussion gestanden hat, entfalten
Ensembles aus der zweiten Hälfte der
dermitteln für die Bauprojekte in kürzes-
die halleschen IBA-Akteure das Thema
1960er Jahre wurden bislang vor allem
ter Zeit geschafft haben, Planungs- und
„Balanceakt Doppelstadt“ jetzt vor allem
aus städtebaulich-architektonischer Sicht
Abstimmungsprozesse so zu organisieren,
an den Reibungsflächen von historischer
formuliert. Noch nicht sicher ist dagegen,
dass der Stadtrat Investitionsbeschlüsse
Stadt und städtebaulicher Moderne.
nen. Hier werden erste Baumaßnahmen
2009 beginnen.
welches tragfähige Nutzungskonzept den
umgehend fassen konnte, Genehmigun-
Besonders kontroverse Debatten er-
Eigentümer HWG auch wirtschaftlich in
gen kurzfristig erteilt und Bauaufträge
lebte Halle dabei mit dem Projekt „Fran-
die Lage versetzen wird, die Hochhäuser
ohne Verzug vergeben werden konnten.
ckesche Gärten“. Die öffentliche Diskussi-
zu sanieren und für zeitgemäße Nutzung
Darüber hinaus hat die Stadt die öffent-
on städtischer Planungen zur Aufwertung
umzubauen. Hier muss bis zum Frühjahr
liche Kommunikation des IBA-Themas
von Freiräumen zwischen der historischen
2009 eine Antwort gefunden werden.
und der Projekte verstärkt. Ein Ergebnis,
Schulstadt von August Hermann Francke,
Das Jahr 2008 war jedoch nicht nur
das jederzeit aktuelle Informationen zur
anderen Bildungseinrichtungen in ihrem
durch den Austausch unterschiedlicher
IBA Stadtumbau Sachsen-Anhalt 2010 in
Umfeld und vielgeschossigen Wohnbau-
Meinungen
Halle an der Saale bietet, ist der Interne-
ten führte rasch zur Frage, ob und wie
konnten an den IBA-Projekten „Am Tul-
sich die berühmte, einst sehr abge-
penbrunnen“ (Zentrum des Wohnkom-
schlossene Schulstadt heute als lokaler
plexes III), „Skaterbahn“ als weiterer
Kooperationspartner für die benachbar-
Baustein der Aufwertung des Neustadt-
ten Bildungseinrichtungen verstehen und
Zentrums und auf der Salineinsel begon-
öffnen soll. Zugleich erlebte der Dialog zur
nen werden. Für die Neugestaltung der
Zukunft der Hochstraße gerade hier eine
Franckeschen Gärten entsteht ein erstes
Weiterentwicklung. Die Auseinanderset-
Teilprojekt, das „Begegnungsfeld“. Es soll
geprägt.
Baumaßnahmen
tauftritt www.iba.halle.de.
3
4
Baustart
Einleitung
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Die Projekte der IBA Stadtumbau
Projekt
Ort
IBA-Ansatz
Projektbausteine
Balanceakt
Halle an
Kommunikation und Prozess
Sieben Standorte in Halle
Doppelstadt
der Saale
und Neustadt entlang
der Magistrale
Gaclg_jYee]
kljYv]
`mk]j
]
jÜEY[`ZYjf
]hYjc
Die Hochhäuser
Riebeckplatz
am Riebeckplatz
?g[``mk]j
Lfl]jÜEY[`ZYjf
Die IBA Stadtumbau fragt:
was sind die Hochhäuser den
Hallensern wert?
Hochhaustisch
Franckesche
Die IBA Stadtumbau 2010
Feld der Begegnung,
Gärten
gestaltet ein Begegnungsfeld
Tunnelaufwertung
>dYm[`Y
Unter Nachbarn
und den Fußgängertunnel
Lfl]jÜEY[`ZYjf
JcYl]hYjc
€‘ÜGaclg_jYee]
unter der Hochstraße
>dYm[`Y
>Yd]ja]ÜaeÜ>j1f]f
Stadtentwicklung
Glaucha
Eigentümermoderation,
mit sozialer
Die IBA Stadtumbau 2010
Dimension
stärkt Glaucha mit Schlüssel-
Vernetzung lokaler Akteure
projekten
>dYm[`Y
>Yd]ja]ÜaeÜ>j1f]f
d]Ü Ü Ü Ü Ü Ü>jYxcÜ Ü Ü Ü Ü ÚÜLfn]jrY_l‘ÜMakm]dd]ÜBgeemfacYlagfÜ Ü Ü Ü Ü ƒ‘ÜJ]hl]eZ]j܇‡…Ü Ü Ü Ü Ü J]al]Ü€Ü Ü Ü Ü Ü
?g[`kljYv]
Lfl]jÜEY[`ZYjf
Saalebrücke,
>dYm[`Y
Saline-Insel
Üja]ÜaeÜ>j1f]f
Ü Ü Ü ƒ‘ÜJ]hl]eZ]j܇‡…Ü Ü Ü Ü Ü J]al]Ü€Ü Ü Ü Ü Ü
`mk]j
?g[``mk]j
Die IBA Stadtumbau 2010
Stadthafen,
Brückenschlag
baut einen Stadthafen und
Badeingang,
mitten in Halle
verbindet die Saline mit der
Freiflächengestaltung
Altstadt
Lfl]jÜEY[`ZYjf
JYdaf]
>dYm[`Y
JcYl]hYjc
>Yd]ja]ÜaeÜ>j1f]f
Neugestaltung
Gaclg_jYee]
Wohnquartier
Tulpenbrunnen
Die IBA Stadtumbau 2010
Tulpenbrunnen,
Tulpenbrunnen und
Halle-Neustadt
setzt Maßstäbe beim Umbau
Grüne Galerie,
von Plattenbau und Freiraum
Spielplatz,
Grüne Galerie
]hYjc
>Yd]ja]ÜaeÜ>j1f]f
@98Ü?Ydd]Ü Ü Ü Ü Ü Ü>jYxcÜ Ü Ü Ü Ü ÚÜLfn]jrY_l‘ÜMakm]dd]ÜBgeemfacYlagfÜ Ü Ü Ü Ü ƒ‘ÜJ]hl]eZ]j܇‡…Ü Ü Ü Ü Ü J]al]Ü€Ü Ü Ü Ü Ü
kljYv]
?g[``mk]j
Lfl]jÜEY[`ZYjf
Transformation Plattenbau
am Oleanderweg
>dYm[`Y
Die IBA Stadtumbau 2010
Lebendiges Zentrum
Hallorenstraße
baut einen Skatepark ge-
für Halle-Neustadt
Ecke Magistrale
meinsam mit Nachbarn und
Skatepark und
Nutzern
Freiflächengestaltung
Ü Ü Ü Ü ƒ‘ÜJ]hl]eZ]j܇‡…Ü Ü Ü Ü Ü J]al]Ü€Ü Ü Ü Ü Ü
]
JcYl]hYjc
>Yd]ja]ÜaeÜ>j1f]f
€‘ÜGaclg_jYee]
Die IBA Stadtumbau 2010
Die Zukunft der
B80 vom
hilft bei der Suche nach
Verkehrsgutachten,
Hochstraße
Riebeckplatz
Alternativen
Diskussionen
bis zur Saale
d]Ü Ü Ü Ü Ü Ü>jYxcÜ Ü Ü Ü Ü ÚÜLfn]jrY_l‘ÜMakm]dd]ÜBgeemfacYlagfÜ Ü Ü Ü Ü ƒ‘ÜJ]hl]eZ]j܇‡…Ü Ü Ü Ü Ü J]al]Ü€Ü Ü Ü Ü Ü
?g[`kljYv]
?g[``mk]j
Lfl]jÜEY[`ZYjf
>dYm[`Y
Kosten gemäß Bewilligung des Landes und beantragter
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Baustart
Einleitung
2010 in Halle
Kosten/
Start
Ansprechpartner
Termine
7.641.000 €
IBA Stadtumbau 2010 Koordinator in Halle: Dr. Friedrich Busmann, Stadtplaner,
15.10.2010:
2003
05322/553022, [email protected]
Abschlusskongress
Assistenz: Martin Schmidt, Stadtplaner, 0345/221 4754, [email protected]
ca. 10.000 €
HWG, Christian Zeigermann, Architekt, 0345/ 52 71 718, [email protected]
Frühsommer 2009:
2008
Dreßler Architekten: Matthias Dreßler, Architekt, 0345/2025303 , [email protected]
Entscheidung über
Stadt Halle, Michael Kettel, Stadtplaner, 0345/ 221 48 81, [email protected]
die Zukunft der
Hochhäuser
466.000 €
Stadt Halle: Holger Saupe, Stadtplaner, 0345/ 221 48 85, [email protected],
Frühjahr 2010:
2008
SpielRaumPlanung: Almuth Krause, 0341/1499657, [email protected]
Öffentliche Disputation 2010
Stadt Halle: Udo Rost, 0345/ 221 35 01, [email protected]
Regelmäßige
100.000,00 €
Stadt Halle: Dr. Steffen Fliegner, 0345/ 221 47 41, [email protected]
Aktivitäten vor Ort,
2008
Eigentümer Moderator: Gernot Lindemann, 0171/ 536 26 39, [email protected]
bitte Tagespresse
Haushalten e.V. : Stephan Schirrmeister, 0176/51 222 387, [email protected]
entnehmen
Postkult e.V.: Andreas Howiller, 0345 9490639, [email protected]
Spätsommer 2009:
3.200.00 €
2008
Stadt Halle, Simone Trettin, Stadtplanerin, 0345/ 221 47 43, [email protected]
Festliche Eröffnung
Stadt Halle: Frank Gunkel 0345/ 21 24 41, [email protected]
des Stadthafens
JugendwerkstattFrohe Zukunft, Steffen Kohlert, 0345/5220281, [email protected]
Science Center: Kulturbüro, Detlef Stallbaum, 0345/2127916, [email protected]
Sept. 2009: Wiedereröffnung Galerie im
Quartiersmanagement Halle-Neustadt: Jana Kirsch, 0345/4788175 , [email protected]
Grünen und Spiel-
Schwarzenberger & Weißenborn Landschaftsarchitekten: Anton Schwarzenberger,
platzeinweihung
2.023.000 €
0345/4704180, [email protected]
2007
Stadt Halle, Simone Trettin, Stadtplanerin, 0345/ 221 47 43, [email protected]
25.07.2009
Eröffnung Skatepark,
Stadt Halle: Uwe Weiske, Sozialplaner, 0345/221-4030, [email protected]
Verleihung „Ort der Ideen“-Auszeichnung
1.330.000 €
congrav e.V.: Christian Andrae, 0345 4780781, [email protected]
2007
Studio 51: Wolfgang Aldag, 0345/4782855, [email protected]
Stadt Halle, Simone Trettin, Stadtplanerin, 0345/ 221 47 43, [email protected]
Ab Sommer 2009:
Quartiersmanagement Halle-Neustadt: Jana Kirsch, 0345/4788175, [email protected]
Öffentliche Diskussionen zur Hochstraße,
29.05.2010 festliche
Kosten in Planung
Stadt Halle: Rainer Möbius, 0345/ 221 62 68, rainer.mö[email protected]
Sperrung der Hoch-
2009
Bürgerinitiative Hochstraße, Dr. Jens-H. Göttner, 0345/2091343, [email protected]
straße
Bewilligung. Darin enthalten Zuwendungen der EU (EFRE-Fördermittel, 58%), des Bundes und des Landes (Stadtumbau-Fördermittel, je 14 %) sowie Eigenmittel der Stadt (14%).
5
6
Baustart
Einleitung
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Die IBA in Halle
auf gutem Wege
Thomas Felke (Stadtrat, MdL, Mitglied im
Lenkungsausschuss der IBA Stadtumbau 2010)
H
alle hatte auf dem bisherigen Weg
die Zukunft der Riebeck- Hochhäuser, als
zur Teilnahme an der Internatio-
markantes Eingangstor der Stadt, dreht
nalen Bauausstellung Stadtumbau
sich neben vielen weiteren Maßnahmen
Sachsen-Anhalt 2010 einige Probleme zu
der hallesche Teil der landesweiten Prä-
lösen. Seit Herbst 2007 aber steht end-
sentation zur IBA. Investitionsprojekte
gültig fest, man will die IBA und setzt
und Diskussionsprojekte machen den
sich mit ganzer Kraft für die Umsetzung
Prozesscharakter deutlich. Neben quali-
der einzelnen Projekte ein. Das Thema
tativ gelungenen Baumaßnahmen wird
„Balanceakt Doppelstadt – Kommunika-
2010 erkennbar, dass der Stadtumbau
tion und Prozess“ wird durch eine ganze
über dieses Jahr hinaus seine Fortsetzung
Reihe spannender Beiträge untersetzt.
finden muss. Durch eine bessere Öffent-
Vom Skatepark, mit dem junges Leben
lichkeitsarbeit wird die IBA jetzt auch be-
in das Zentrum von Halle-Neustadt ge-
wusster von vielen Hallenserinnen und
bracht werden soll, über Lösungsansätze
Hallensern wahrgenommen, und erfreu-
für die Leerstandsproblematik im Altbau-
lich ist, dass sich viele in diesen Prozess
gebiet Glaucha bis hin zur Diskussion um
einbringen.
Am 2. Oktober 2008 fand im Wappensaal des Stadthauses das alljährliche „Evaluationsgespräch“ zu den IBA- Projekten in Halle statt
mit Vertretern des Landes, der IBA GbR und der Stadt.
(v.l.n.r.) Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados, Dr. Friedrich
(v.l.n.r.) Prof. Angela Mensing-de Jong (Moderatorin), Staatsse-
Busmann (IBA-Koordinator in Halle), Dr. Thomas Pohlack (Bau-
kretär André Schröder (Ministerium für Landesentwicklung und
dezernent Halle), Jochem Lunebach (Leiter Stadtplanungsamt
Verkehr), Thomas Felke (IBA Lenkungsausschuss), Prof. Omar
Halle), Stefan Voß (Geschäftsführer Stadtmarketing Halle), Prof.
Akbar (Geschäftsführer IBA Büro GbR)
Jörg Sulzer (Gestaltungsbeirat Halle), Rüdiger Schulz (Geschäftsführer IBA Büro GbR)
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Baustart
Einleitung
Halle is
te
Stadt m ine
it Zuku
nft
die IBA
Stadtum ,
bau 20
10 träg
t
dazu b
ei.
Stefan Voß Geschäftsführer Stadtmarketing Halle (Saale) GmbH
Die IBA steht für Mobilität - ob auf Stra-
die IBA leistet wertvolle Schrittmacher-
ßenbahnen, mit tourenden Ausstellungen
dienste beim Zusammenwachsen von Alt-
oder Lauf-Events auf der Magistrale. Und
stadt und Neustadt.
Seit dem 27. November 2008 fährt die IBA-Straßenbahn durch Halle (gefördert von Ströer/DSM und Stadtmarketing Halle (Saale) GmbH).
7
8
Baustart
Einleitung
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Die Balance
neu definieren
Interview mit Dr. Friedrich Busmann,
ehemaliger Planungsdezernent
und seit 2008 IBA-Koordinator
der Stadt Halle an der Saale
Ute Semkat. Auszug aus: „Die anderen Städte.
IBA Stadtumbau 2010.“ Bd. 9: Potenziale.
Hrsg. IBA-Büro GbR Dessau, 2009
Ute Semkat: Zwischenzeitlich schien
haben sich auch die hochgesteckten Er-
haus-Tisch“ sitzen Eigentümer, Politik,
der Balanceakt Doppelstadt Halle
wartungen, die das Kulturprojekt Bahnhof
Verwaltung, Architekten, und dort will
aus der Balance geraten. Wie haben
Neustadt für die Erörterung bringen sollte,
die Mehrheit den Erhalt durch Totalsa-
Sie die Waage neu justiert?
wegen der damit verbundenen investiven
nierung oder sogar Abbruch und Neubau
Ansprüche nicht erfüllt.
der Hochhäuser. Die Skeptiker halten das
Dr. Friedrich Busmann: Wir haben die Balance neu definiert. In Phase eins wollte
Jetzt führen wir am „IBA-Tisch“ die
für unrealistisch und angesichts anderer
man eine Aufwertung der Neustadt mit
Diskussion um den städtebaulichen Ba-
Stadtumbauprioritäten für unangemes-
dem Ziel einer Gleichrangigkeit zur alten
lanceakt praktischer, anhand konkreter
sen, sie meinen, dass am Riebeckplatz
Stadt Halle. Jetzt, Phase zwei, definieren
Projektthemen. Die andere Ebene wird
neu gebaut werden müsse, aber nicht
wir Balance als die permanente Ausein-
bestenfalls mit Interesse zur Kenntnis
mit Hochhäusern. Wir haben einen be-
andersetzung der städtebaulichen Mo-
genommen. Fragen wie: Was sind uns
merkenswerten Konsens erreicht, dass
derne der DDR und der alten Stadt. Dieser
die Hochhäuser wert? Was wird aus der
die Entscheidung bis Mai 2009 fallen
Balanceakt findet an sechs Standorten
Hochstraße? Wie belebt der neue Skate-
soll. Bis dahin will man sich um soge-
entlang der Magistrale vom Neustadt-
park das Zentrum? Wie können Sanie-
nannte Ankermieter bemühen. Das heißt,
Zentrum bis zum Riebeckplatz statt. Das
rungsinitiativen der Wohnungseigentü-
die Stadt wird prüfen, ob sie mit ihren
ist eine einzigartige Schnittzone.
mer in Glaucha gefördert werden stoßen
Bediensteten einen Teil der Häuser fül-
zunehmend auf Resonanz. Im Rahmen
len kann. Davon wird eine Belebung und
Geht bei dieser starken Projektori-
der Öffentlichkeitsarbeit versuchen wir,
Aufwertung des Riebeckplatzes erhofft,
entierung nicht zwangsläufig der
von der Projektebene nach „oben“ zu
die dann der Anker für Wohnungsmieter
theoretische Diskurs unter?
stoßen und die ideellen Ansprüche mit
in den oberen Etagen sein könnte. Man
Nein. Der Diskurs wird fortgesetzt, aber
den praktischen Bedürfnissen zu verbin-
kann dort allenfalls mit einer Mischnut-
anders geführt. Der Anspruch in Phase
den und gemeinsam mit den Hallensern
zung wirtschaftlich sein, wahrscheinlich
eins, durch die Neustadt-Diskussion zur
auf den Weg zu bringen. Mein Eindruck
in Verbindung mit Fördermitteln.
Aufwertung der gesamten Doppelstadt
ist, die Identifikationsfähigkeit der Bür-
Ich möchte aber den Blick von den
beizutragen, hat sich nicht erfüllt. In dem
ger mit der IBA ist in Halle schwieriger zu
Hochhäusern am Riebeckplatz wieder auf
dreiviertel Jahr, in dem ich als „Alter“ wie-
erreichen als in kleineren Städten.
die Neustadt lenken: Was sind uns denn die
der neu in Halle bin, habe ich jedenfalls
vielen Hochhäuser dort wert? Wirtschaft-
nicht den notwendigen Auftrieb gespürt,
Was sind uns denn die Hochhäuser
lich, baukulturell und städtebaulich. Wel-
den man sich von der theoretischen Aus-
wert? Wie wird in Halle das Thema
che wollen wir erhalten? Und wie verhält
einandersetzung mit der Moderne erhofft
Moderne praktisch behandelt?
sich das zur Erneuerung der Innenstadt, in
hatte. Offenbar lässt sich dieses Thema
Die Hochhäuser am Riebeckplatz sind
der 12.000 Wohnungen leer stehen? Der
besser in Akademikerkreisen kommunizie-
vielen in der Stadt soviel wert, dass sie
Riebeckplatz steht insofern exemplarisch
ren, und auch dort sehr kontrovers. Leider
dafür viel einsetzen würden. Am „Hoch-
für die Problematik der Doppelstadt.
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Baustart
Einleitung
Für die Hochstraße als Verbindung
Sie ist ein ganz besonderes Produkt der
geholt werden, aber dessen ungeachtet
zwischen alter und neuer Stadt for-
Doppelstadt. Seit 40 Jahren wird sie von
muss man kulturelle Initiativen im wei-
dert eine Bürgerinitiative den Abriss.
der Magistrale durchschnitten und diente
testen Sinne des Wortes entfalten. Dazu
Dafür hatten Sie schon früher plä-
der Infrastruktur der Neustadt, während
gehört das IBA-Projekt Skatepark, es wird
diert, und die aktuelle Entwicklung
ihr eigenes Potential als neue Mitte der
zur Revitalisierung beitragen.
– Ölpreisanstieg und Klimawandel –
Stadt unterentwickelt geblieben ist. Ihre
Man tut der Neustadt auch keinen
scheint das zu unterstützen.
Entwicklung als originelles Bindeglied
Gefallen, wenn man ihre Entwicklung
Wir werden im Jahr 2009 einen Hochstra-
zwischen den Stadthälften muss qua In-
auf die Frage reduziert, wie man mög-
ßendiskurs führen, und die Stadt wird bis
frastruktur angestoßen werden, Brücke
lichst viel erhalten kann. Wenn es hilft,
dahin möglichst viele verkehrsplanerische
und Hafen sind deshalb wichtige IBA-
dass sie lebendiger wird, muss man dafür
Informationen einholen. Aber ich fürch-
Projekte. Das geschieht in der Hoffnung,
Bausubstanz opfern.
te, dass wir die Hochstraße noch lange
dass dieser reizvolle städtische Stand-
brauchen werden. Das Besondere an ihr,
ort trotz Schrumpfung und mangelnder
Welche Potentiale müssen in Halle
was es bei keiner anderen mir bekannten
Nachfrage nachhaltig aufgewertet wer-
noch entdeckt – geweckt werden?
Stadtmagistrale gibt, ist das Problem der
den kann.
Alternativlosigkeit. Denn das kritische Al-
Die IBA-Projekte geben wichtige neue
Anstöße quasi in der Ost-West-Dimensi-
leinstellungsmerkmal ist, dass diese Hoch-
Wie verhindert man eine soziale Tei-
on der Stadt ergänzend zur traditionellen
straße, dieser Teil des Masterplans für die
lung zwischen „altem“ Halle und
Nord-Süd-Dominanz der Stadt. Das ist
Stadt der Moderne, zur verkehrlichen Na-
Neustadt?
ein wichtiges Potenzial. Das zukunfts-
belschnur der Doppelstadt Halle und ins-
Die Neustadt ist längst zu vielen Neu-
trächtigste Potenzial der Stadt aber bleibt
besondere der Innenstadt geworden ist.
städtchen geworden, ist in der Sozial-
die Weiterentwicklung als Wissenschafts-
Trotzdem meine ich, die Zukunft der
struktur zerfallen, selbst das Mietniveau
und Forschungsstadt. Die Bewältigung
Doppelstadt hängt auf lange Sicht nicht
ist sehr unterschiedlich. Es gibt dort auch
des Wohnungsleerstandes in der Innen-
von dieser Hochstraße ab. Im Gegenteil
gut florierende Gebiete. Man darf nicht
stadt ist – bei allem Respekt vor den gro-
wäre es für Halles Innenorganismus gut,
vergessen, dass Halle-Neustadt das Mo-
ßen Sanierungserfolgen – mindestens so
wenn diese Schneise wegfällt. Die alte
dell des Sozialismus gegen die bürgerli-
wichtig wie in der Neustadt, beide hän-
Stadt würde lebendiger, und die Neustadt
che Stadt war. Wir haben nach der Wen-
gen siamesisch zusammen. Das bleibt ein
würde davon profitieren.
de eine Milliarde Euro in ihre Aufwertung
großes Aufgabenfeld.
gesteckt und mussten dann feststellen,
Als neues IBA-Projekt ist die Saline-
dass in schwindende Märkte investiert
Insel hinzu gekommen. Wo liegt ihr
wurde. Die Altstadt mit ihrer kulturellen
Potential für die Doppelstadt?
Kraft kann von der Neustadt niemals ein-
Martin Stein (links, IBA-Büro GbR) und
Friedrich Busmann (IBA-Koordinator in
Halle) präsentieren das erste IBA-Magazin
in der IBA-Evaluation am 2. Oktober 2008.
9
10 Baustart
Hochhäuser Riebeckplatz
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Hochhäuser
Riebeckplatz
€‘ÜGaclg_jYee]
?g[`kljYv]
?g[``mk]j
Lfl]jÜEY[`ZYjf
JYdaf]
JcYl]hYjc
>Yd]ja]ÜaeÜ>j1f]f
@98Ü?Ydd]Ü Ü Ü Ü Ü Ü>jYxcÜ Ü Ü Ü Ü ÚÜLfn]jrY_l‘ÜMakm]dd]ÜBgeemfacYlagfÜ Ü Ü Ü Ü ƒ‘ÜJ]hl]eZ]j܇‡…Ü Ü Ü Ü Ü J]al]Ü€Ü Ü Ü Ü Ü
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Baustart
Hochhäuser Riebeckplatz 11
Was sind uns die Hochhäuser
am Riebeckplatz wert?
Der Riebeckplatz ist ein gewichtiges Erbe der 60er Jahre.
Viele sehen in den beiden Hochhäusern das wichtigste
Eingangstor zur Stadt
D
Ie Hochäuser bilden den Auftakt der
auf der anderen Seite plädieren städte-
nomen und Planern tauschten engagiert
Magistrale und markieren den Weg
baulich orientierte Befürworter der Häuser
ihre Positionen aus und einigten sich auf
nach Halle-Neustadt. Der mit 80.000
für deren Erhalt. Kann das Wünschens-
das weitere Vorgehen. Das erste IBA-Ma-
PKW pro Tag größte innerstädtische Ver-
werte mit dem Realisierbaren überhaupt
gazin hat dazu ausführlich berichtet.
kehrsknotenpunkt weit und breit wurde
kombiniert werden, wenn ja: wie?
Zurzeit bearbeiten Stadtverwaltung
jüngst neu strukturiert und ist heute ein
Der von der IBA in Halle ins Leben
und HWG die am Hochhaustisch formu-
Anschauungsbeispiel für gelungenen Um-
gerufene Hochhaustisch hat den Weg für
lierten Aufgaben: Kann die Stadtverwal-
bau. Gleichzeitig präsentiert er jedem Be-
eine sachliche Diskussion geebnet. Es ist
tung „Ankermieter“ in einem umgebauten
sucher von Halle Brachen und komplet-
gelungen, alle maßgeblichen Entscheider
Hochhaus werden? In welchem Umfang,
ten Leerstand. Ausgerechnet die größten
des Landes und der Stadt mit dem Vor-
zu welchen Mietkonditionen, mit wel-
„Landmarken“ der Innenstadt – die bei-
stand der HWG an einen Tisch zu holen.
chen Konsequenzen? Ist ein Hochhaus-
den Hochhäuser stehen seit Jahren leer.
So konnte der für Außenstehende nicht
neubau möglicherweise realistischer und
Die Kulisse der leeren Häuser belastet den
nachvollziehbare Stillstand transparent
sogar wirtschaftlicher? Welche Nutzungen
Ort inzwischen mehr als das enorme Ver-
gemacht werden. Der IBA-Dialog macht
sind möglich? Das Zwischenergebnis soll
kehrsaufkommen.
die Positionen der Akteure erkennbar und
in einem weiteren Hochhaustisch vorge-
kann so eine Entscheidung vorbereiten.
stellt und erörtert werden. Denn bei aller
Die
Internationale
Bauausstellung
Stadtumbau Sachsen-Anhalt 2010 be-
Der Hochhaustisch tagte am 27.08.08
Offenheit der Lösungen: im Mai 2009 soll
schäftigt sich mit der Zukunft der beiden
nach sorgfältiger Vorbereitung zum ersten
die endgültige Entscheidung fallen. Ob
Riebeck-Türme. Sie sind der Schlüssel für
Mal - und war erfolgreich. Mehr als 20
damit dann auch die Hochhäuser fallen
die Zukunft des Platzes. Diese Einsicht ist
Vertreter von Land und Stadt, aus Politik
werden, bleibt vorerst offen.
im Laufe des Jahres 2008 gewachsen.
und Wirtschaft, Laien und Experten, Öko-
Deshalb beschränkt sich der IBA-Prozess
nicht auf städtebauliche Entwürfe, sondern erfordert die ernsthafte Auseinandersetzung mit den wirtschaftlichen
Realitäten, die hinter den sichtbaren
Missständen stehen. Ob Sanierung, Abriss
oder Neubau: alles erscheint besser als
die Fortsetzung des Status quo.
Die jetzige Situation kann als Pattsituation verstanden werden. Auf der einen
Seite befürwortet die ökonomisch argumentierende Hallesche Wohnungsgesellschaft HWG als Eigentümerin den Abriss,
Die Zukunft am Riebeckplatz:: mit oder ohne Hochhäuser?
12 Baustart
Hochhäuser Riebeckplatz
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Dr. Thomas Pohlack
Bürgermeister Stadt Halle
Nicht schlechtrechnen! Es ist
nicht leicht, in der Innenstadt
gute Wohnungsangebote zu
finden. Genutzte Hochhäuser
sind wichtig für die Belebung
des Umfeldes der oberen
Leipziger Straße und des
Charlottencenters.
Dagmar Szabados
Oberbürgermeisterin Stadt Halle
Es wäre eine symbolische
Handlung, wenn sich die Stadt
am Riebeckplatz in den Hochhäusern präsentiert. Ich sehe
die Möglichkeit, dass Teile der
Stadtverwaltung als Mieter
einziehen, z.B. aus den Standorten Magdeburger Straße und
Am Stadion in Neustadt.
Prof. Thomas Sieverts
Stadtplaner, Bonn
Auch für mich war der Erhalt
der Hochhäuser wichtig, aber
ich bin entsetzt über das
nachgewiesene große wirtschaftliche Risiko und sehe
nicht mehr die Möglichkeit
einer Realisierung. Die Stadt
muss jetzt Trauerarbeit leisten
und sich neuen Spielfeldern
öffnen.
Peter Kramer
GEWOS Hamburg
Dr. Heinrich Wahlen
Geschäftsführer HWG
Es gibt keine betriebswirtschaftliche Begründung für
den Erhalt der Hochhäuser.
Eine gesicherte Nachfrage und
der Einsatz von Fördermitteln
ist Voraussetzung, dazu eine
Bündelung der Initiativen zur
Aufwertung des gesamten
Umfeldes.
Die Vermietung der Hochhäuser ist ein hohes Risiko, nicht
annähernd kostendeckend.
Die angesetzten 6 € /qm Miete sind an diesem Standort
schwer erzielbar. Halle hat
hohe Wohnungsleerstände
und ein großes Wohnungsangebot in allen Segmenten.
Nicht schönrechnen!
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Baustart
Hochhäuser Riebeckplatz 13
Die Ge
staltu
ng
des H
ochha
usUmfel
des is
t eben
so ent
scheid
end
für de
n Rieb
eckplatz
Michael Kettel, Projektbetreuer für den Riebeckplatz im Stadtplanungsamt Halle
„IBA-on-tour“ am 17.09.08: die Wegeverbindung zwischen Charlottenviertel
und Leipziger Straße wird wieder eröffnet. Ein kleines, aber wichtiges Projekt
im Schatten des Hochhausriesen. Im Bild
vorn der Bauherr der Treppensanierung
Dr. Heinrich Wahlen (HWG, links) mit Dr.
Bertram Thieme, Direktor des benachbarten Dorint Hotels Charlottenhof. Dahinter
weitere Teilnehmer von „IBA-on-tour“.
14 Baustart
Hochhäuser Riebeckplatz
Als die Hochhäuser noch voll belegt waren: der Riebeckplatz kurz nach seiner Fertigstellung (1967) …
… und 2008, mit den komplett leer stehenden Hochhäusern (Blick vom neu gestalteten Bahnhofsvorplatz Richtung Innenstadt)
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Baustart
Hochhäuser Riebeckplatz 15
Die Hochhäuser
am Riebeckplatz
Bauzeit
Empfehlungen des Hochhaustisches
1968 bis 1970
vom 27.08.08
Höhe
Die Teilnehmer verständigten sich auf
22 Geschosse, damit die
folgende Empfehlungen:
höchsten Häuser der
Innenstadt
Bewohner
anfangs etwa 350 je Haus
Planer
Architektenteam aus Halle
Bauweise
Stahlskelettbau, erstmalig
in der DDR
Wohnungen
jeweils 130 2- und
3-Raumwohnungen,
sieben pro Etage
Eigentümer
Hallesche Wohnungsgesellschaft mbH (HWG)
Leerstand
Nachdem 1998 festgestellt wurde, dass
eine wirtschaftliche Sanierung nicht
mehr möglich sei, stieg der Leerstand bis
Gleichbewertung
Umbau bzw. Abriss und Neubau eines
Hochhauses oder beider Hochhäuser
2001 auf 70%
sind gleichermaßen zu prüfen.
Seit 2002
Nutzungsmischung
beide Häuser stehen komplett leer
Es sind nutzungsgemischte Lösungen
Abbruchantrag
Komfort-Wohnen in den oberen
anzustreben: Verwaltung in unteren,
08.04.2004 durch die HWG
Stockwerken, da eine Nachfrage im
Wettbewerb
oberen Stockwerke zu erwarten ist.
2007 führt die HWG einen mit vier renommierten Architekturbüros besetzten
Wettbewerb durch.
Preisträger Max Dudler Architekten und
Gerber Architekten
Ergebnis
Bestätigung der attraktiven Wiederverwendbarkeit für Wohnnutzung. Nur das
konstruktive Gerüst soll stehen bleiben.
Unwirtschaftlichkeit aufgrund zu hoher
höheren Preissegment nur für die
Stadt als Ankermieter
Die Stadt soll ohne Zeitverzug
entscheiden, ob und mit wie viel
Flächenbedarf die Verwaltung als
Ankermieter eintreten kann.
Förderung
Die Höhe der unabdingbar notwendigen und unter Berücksichtigung
gesamtstädtischer Prioritäten vertret-
Sanierungskosten
baren Fördermittel ist zu benennen.
Kostenreduktion
Abbruch möglich
Die HWG beauftragt im Frühjahr 2008 die
Preisträger mit Tiefenprüfung zur Kostenreduzierung. Die Kosten können um bis
zu 28% gesenkt werden. Unwirtschaftlichkeit bleibt bestehen.Nur bedeutende
Fördermittel bzw. hohe Mieten könnten
Für den Fall, dass HWG und Stadt bis
Mai 2009 keine einvernehmliche Lösung definieren, sollen die Hochhäuser abgebrochen werden.
Rahmenplan
eine umfassende Sanierung ermöglichen.
Für den Fall des Abrisses sollen
Hochhaustisch
Rahmenplan erarbeitet werden.
Im Rahmen der IBA Stadtumbau 2010
evaluieren am 27.08.2008 Vertreter von
Stadt, Land und HWG den Sachstand und
beschließen, dass bis Mai 2009 abschließend über die Zukunft Hochhäuser
entschieden werden soll.
städtebauliche Lösungen im in einem
16 Baustart
Franckesche Gärten
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Franckesche
Gärten
€‘ÜGaclg_jYee]
?g[`kljYv]
?g[``mk]j
Lfl]jÜEY[`ZYjf
JYdaf]
JcYl]hYjc
>Yd]ja]ÜaeÜ>j1f]f
@98Ü?Ydd]Ü Ü Ü Ü Ü Ü>jYxcÜ Ü Ü Ü Ü ÚÜLfn]jrY_l‘ÜMakm]dd]ÜBgeemfacYlagfÜ Ü Ü Ü Ü ƒ‘ÜJ]hl]eZ]j܇‡…Ü Ü Ü Ü Ü J]al]Ü€Ü Ü Ü Ü Ü
>dYm[`Y
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Baustart
Franckesche Gärten 17
Nachbarschaften in den
Franckeschen Gärten
Am 13. Dezember 2007 wurde das IBA-Thema „Unter
Nachbarn“ zum ersten Mal öffentlich diskutiert. Die Fragestellung lautete: wie können die räumlichen Beziehungen
am Standort der Franckeschen Stiftungen verbessert werden?
W
elche Maßnahmen stärken die
schenräume in der Schulstadt. Durch die
attraktiven und öffentlich zugänglichen
Anbindung der Schulstadt an
Absperrung der Hochstraße wird dieser
Raum gestaltet. So wird das Grundanlie-
das hallesche Zentrum und an
Eindruck verstärkt. Somit ist der Wunsch
gen der IBA unterstrichen: Räume zu öff-
nach einer Überwindung der Sperren für
nen und Begegnung zu erleichtern. Dort
viele Hallenser offensichtlich.
stimmten auch die Nachbarn dem IBA-
die Plattensiedlung in der Voßstraße?
Die Diskussion verlief sehr kontrovers, und am Ende schien das Projekt
Als Ergebnis der Diskussion vom 13.
Anliegen zu. Mit den Gremien der Schule
kaum noch Chancen auf Realisierung zu
Dezember 2007 werden vorerst weder
und den Wohnungsgenossenschaften WG
haben. Zu weit lagen die Vorstellungen
der Rote Weg, noch der Platz am Francke-
Eisenbahn und WG Freiheit hat die Stadt
des Hausherrn Franckesche Stiftungen
Denkmal ausgebaut. Aber mit dem „Be-
Planungsinhalte, Durchführung und Fi-
und der Planer auseinander. Der zentra-
gegnungsfeld“ ist ein Anfang gemacht.
nanzierung abgestimmt. Als Freiraumpro-
le Wunsch des halleschen IBA-Teams war
Es befindet sich zwischen der Sekundar-
jekt mag das Begegnungsfeld verhältnis-
eine Öffnung des Areals. Auch der his-
schule August-Hermann-Francke und der
mäßig unspektakulär sein, aber es könnte
torische „Rote Weg“ zwischen Francke-
Plattensiedlung auf beiden Seiten des
weitere Raumöffnungen anstoßen. Darum
Denkmal und südlicher Innenstadt sollte
Roten Weges. Seit Juli 2008 wird es zum
geht es.
attraktiver gestaltet werden. Aber gerade der Wunsch nach räumlicher Öffnung
wurde seitens der Stiftungen grundsätzlich in Frage gestellt. Stiftungsdirektor
Thomas Müller-Bahlke stellte der IBA die
herausfordernden Gegenfrage: „Wie stark
müssen sich die Franckeschen Stiftungen
überhaupt öffnen?“
Diese Frage wird den IBA-Prozess weiter begleiten. Sie unterstreicht die unerwartete Aktualität und die Deutungsbreite des IBA-Themas „Unter Nachbarn“.
Soll der besondere und einmalige Ort ein
Durchgangsort sein? Er ist täglicher Anlaufpunkt für zahlreiche Nutzer, für Schüler, Studenten und Gäste. Augenscheinlich
dominieren heute viele Zäune die Zwi-
„Baustelle des Begegnungsfeldes am Roten Weg. IBA-on-tour“ am 17.09.08,
Tore Dobberstein (complizen Planungsbüro, vorn links) mit Vertretern der
Wohnungsgenossenschaften, Bürgern und Planern.
18 Baustart
Franckesche Gärten
Der Campus der Franckeschen Stiftungen mit Plattenbausiedlung an der Voßstraße und
Hochstraße. Der Kreis markiert den Tunneleingang unter der Hochstraße.
Der durch Zäune abgegrenzte Rote Weg verbindet die Franckeschen Stiftungen mit der
Altstadt. Im Bildhintergrund Tunneleingang und Häuser am Waisenhausring.
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Baustart
Franckesche Gärten 19
Öffnung oder
Abschottung?
Auf der Suche nach einer
Balance vor Ort
Tom Hobusch, Architekt
Almut Krause, Garten-und Landschaftsarchitektin
W
ie im Dornröschenschlaf liegen
Nachbarquartieren, aber auch nach In-
richtungen, gleichzeitig Auftakt des Roten
die einstigen Gärten der Fran-
nen, zu den unmittelbaren Nachbarn im
Weges, der in die Vorstadt Glaucha führt.
ckeschen Stiftungen in der Stadt.
Block. Neben der traditionellen Abschot-
Einfache Eingriffe in die Oberflächen und
Nicht am Rande, sondern mittendrin zwi-
tung zu einem fast klosterhaften Gelän-
seine Umgestaltung zu einem „Lichtgang“
schen der Hallenser Innenstadt und der
de mit einem zentralen Zugang kann das
sollen wieder zu Angemessenheit und
Glauchaer Vorstadt. Viele kennen die
Gelände auch als Verbindungsknoten ge-
Würde des kleinen Bauwerkes führen; es
Franckeschen Stiftungen, nur wenige das
lesen werden, der verschiedene Wege der
soll Freude machen, den Tunnel täglich zu
Gelände. Prägnant ist die Kopplung der
Umgebung vernetzt.
passieren.
einzigartigen Fachwerkgebäude mit dem
Auch im Inneren des Geländes ent-
Die notwendige Diskussion zur Ge-
großen Freibereich der ehemaligen Plan-
wickelte sich das Thema Abschottung und
samtentwicklung des Areals wurde ange-
tagen, in zentraler Stadtlage. Besonders
Öffnung zur zentralen Frage. Ist ein Cam-
stoßen und muss weitergeführt werden.
ist auch das demonstrative, collagenartige
pus möglich, von dessen Freiraumange-
Zusammentreffen der alten Stadt und der
boten viele partizipieren können, oder
„modernen Stadt“ (Hochstraße, Platten-
ist es unumgänglich, dass sich die Nutzer
bauten) an diesem Ort. Der Freiraum ist
innerhalb des Geländes voneinander ab-
keineswegs romantisch verwildert, son-
grenzen?
dern eher etwas vernachlässigt, mit auf
Entlang des Roten Weges, einer al-
Schotter parkenden Autos zugestellt, als
ten Nord-Süd- Verbindung innerhalb des
Lager für Altmaterial genutzt. Die erfolg-
Geländes sollte mit mehreren Bausteinen
reiche Wiederbelebung der Gebäude der
begonnen werden, darunter einer Umge-
Franckeschen Stiftungen mit vielfältigen
staltung des Francke-Platzes. Nach einem
Bildungseinrichtungen zeigt die großen
kontroversen Diskurs wurde das Projekt
Potentiale des Geländes für die gesam-
auf die Bausteine „Tunnel“ und „Feld der
te Stadt Halle. Die Franckeschen Gärten
Begegnung“ konzentriert.
haben als großer Freiraum auf die direkt
Für einen Bereich am Roten Weg
angrenzenden Quartiere eine starke Aus-
konnten zwei Wohnungsbaugesellschaf-
strahlung.
ten und eine Schule zur Öffnung ihres
Hier wurde mit dem IBA-Projekt
Geländes gewonnen werden. Damit kann
„Franckesche Gärten“ angeknüpft. Es galt
ein erster Wegabschnitt exemplarisch
abzuwägen zwischen verschiedenen Nut-
umgebaut werden.
zerinteressen, einer Weiterentwicklung
Der Tunnel hat als unmittelbares Bin-
der Gartenstrukturen oder fortgesetzter
deglied zwischen Innenstadt und Stif-
Verdichtung. Das Thema „Öffnung und
tungsareal am Waisenhausring eine be-
Abschottung“ rückte in den Focus der Be-
sondere Bedeutung. Für Radfahrer und
trachtungen. Dies gilt einerseits für den
Fußgänger ist er die schnellste Verbin-
Bezug des Geländes nach außen, zu den
dung zu den verschiedenen Bildungsein-
20 Baustart
Franckesche Gärten
Der 1967 erbaute und 2002 verlängerte Fußgängertunnel unter Hochstraße und
Straßenbahntrasse ist heute ein unattraktives Nadelöhr (oben). Er soll bis zum Herbst
2009 mit Hilfe von Lichtbändern und Farbe attraktiver gestaltet werden (unten).
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Baustart
Dank der IBA
Stadtumbau
2010
hoffen wir au
f
wesentliche
Verbesserung
en.
Bernd Böhme, Vorstand Hallesche Wohnungsgenossenschaft „Freiheit“ e.G.
Akzeptanz und
Zukunftsfähigkeit
historischen Bauwerke zu den dagegen
stereotyp wirkenden Plattenbauten von
der Bevölkerung und Besuchern unserer
Stadt besser akzeptiert werden.
Mit dem IBA-Projekt „Feld der Begeg-
Andererseits verändert sich für die
nung“ haben die Entwurfsverfasser ge-
Bewohner der Voßstraße ein Teil ihres
meinsam mit der Stadtverwaltung in dop-
Wohnumfeldes in einer Weise, dass Jung
pelter Hinsicht eine bemerkenswerte Idee
und Alt ihre Freizeit dort besser als bisher
zur Umgestaltung des näheren Umfeldes
gemeinsam verbringen können.
der Frankeschen Stiftungen entwickelt.
Unter dem Aspekt der Bevölkerungs-
Einerseits können die vorgesehenen
entwicklung begrüßen wir deshalb aus-
Geländemodulierungen mit ihren An-
drücklich derartige Projekte, da sie für die
pflanzungen, Treppenanlagen und Sitz-
Zukunft bedeutsam sind.
gelegenheiten entlang des Weges dazu
beitragen, dass die räumliche Nähe der
Franckesche Gärten 21
22 Baustart
Franckesche Gärten
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Übersichtsplan vom Campus der Franckeschen Stiftungen
(oben) und Lageplan für das Begegnungsfeld (unten).
Wie viel Öffnung soll sein? Das Begegnungsfeld (Kreis) hebt
die Grenzen zwischen den Nutzern am Roten Weg auf. IBAPartner sind die Sekundarschule (im Lageplan links) und
die beiden Wohnungsgenossenschaften „Freiheit“ und
„Eisenbahn“ (rechts).
Be
BB
KP
Legende
Vegetation
Sch
L
W
Laubbaum
Bestand
Be
126
1
116
P
P
Neuanlage
Roter Weg
(mit neuem Profil,
neuer Beleuchtung)
2
3
115
113
Laubbaum
Neupflanzung
BP
Rasen
Überarbeitung / Neuanlage
Ortbeton
Betsand
112
Be
4
29
50
Frühblüher / Gehölze
35
34
30
7
Gehölzfläche
Neuanlage
31
33
28
9
10
Sporthalle
111
Gehölzfläche
Bestand
32
27
110
26
14
Modellierung
Böschung
16
18
Pergola mit
Blauregen berankt
Wassergebundene Decke
Bestand / Sanierung
23
19
Modellierung
Böschung
37
25
24
17
Beläge
Asphalt Bestand
21
22
20
36
Granitpflaster
Neuanlage
Garten WG Freiheit
L
Betonplatten 30x30 cm /
Betonpflaster
Ortbeton
Betsand
Sand
Bwassergebundene Decke
gelb, Neuanlage
Blüteninseln
Spielgerät
mit Rutsche
Sw
Sw
Sw
XI
Sw
Blutpflaume
40
Neuanlage
Treppe
41
Treppe mit Handlauf
neu
18 Stg. 15/33cm
E
Asphaltdecke
9
Blüteninseln
RP
109
Trittplattenweg
46 47 48
Basketballplatz
Bestand
49
RP
Blüteninseln
Spielbereich Fallschutz Kies
Neuanlage
P
Zierkirsche
Paßfeld Zaun
H 1,20
wassergeb.
Decke
Kletterbereich Fallschutz
Neuanlage
119
50
SCHNITT
Sitztreppe
neu
6Stg. 45/100cm
RP
RP
AA'
Ballfangzaun
H 4,00m neu
Leitungsbestand
BP
Trittplattenweg
Modellierung
Böschung
108
Pa
107
2 Sitzfelsen
H/B/T 0,75x0,75x0,75
Dt. Telekom
Garten
WG Eisenbahn
66
HL komm
SI
69
Felsen
Wilde Wand
CWW 3,0
100
71
68
1 Sitzfelsen
H/B/T 0,75x0,75x0,75
RP
70
ße
Voßstra
72
XI
96
95
73
P
74
90
93
92
Sitzplatz
Pa
94
Anschluß an vorhandenen
Zaun / Torherstellen
Modellierung
Böschung
RP
10
97
RG
Paßfeld Zaun
H 1,20
HL Komm
Bearbeitungsgrenze
P
67
Sw
Sw
HWA Trinkwasser
Kletternetz
Kletter
bereich
BB'
SCHNITT
HWA Regenwasser
P
65
SI
HWA Abwasser
F T-Com
118
Berankung Giebel
103
Felsen
groß
CF 3,0-1,5-1,5
Kletternetz
Zaun Stahlgitter
H 1,20m neu
62
63
L
106
Sw
HWA VW
Bepflanzung
Böschung
60
HWA
58
59
Paßfeld Zaun
H 1,20
Felsen
klein
CF 2,0-1,2-1,2
HWA
Ortbeton
Betsand
Berankung Giebel
SI
Treppe
Bestand
57
55
W
W
WD
Blütenhecke
Sitzbänke
75
84
IBA Stadtumbau 2010
Franckesche Gärten:
Feld der Begegnung /
Baustein 2008 und 2009
Wäsche
88
83
BPf
77
BPf
BP
78
BP
Stadt Halle (Saale)
Projekt
76
BPf
Anschluß an
bestehende
Sch
Wegefläche
Art der Änderung bzw. Ergänzung
Ortbeton
Betsand
Modellierung
87 86 85
Nr.
Bauherr
BPf
117
Plan
BP
L
81
82
Neuanlage
Treppe
80
Lageplan
Feld der Begegnung
79
Planungsphase
Entwurf
genehmigt:
Halle, den
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Baustart
Der Tunnel unter der Hochstraße
Franckesche Gärten 23
1. Bauabschnitt
Baustart: Juli 2008
1967
Abschluss: November 2008
Der Tunnel wird zeitgleich mit Hoch-
Begegnungsfeld am Roten
Kosten: ca. 180.000 €
straße gebaut, als Ersatz für die
Weg
Lage: zwischen Sekundarschule
historische Fußwegverbindung zwi-
August-Herrmann-Francke und
schen Franckeschen Stiftungen und
Ausgangslage
Innenstadt/Leipziger Tor. Er ist auf der
Der überwiegende Teil der
Nordseite des Stiftungs-Campus` die
schulischen Freiflächen in den
Die neue Gestaltung verschafft Kin-
einzige Fuß- und Radwegverbindung
Franckeschen Stiftungen wurde
dern und Jugendlichen einen attrak-
zur Altstadt.
in den 90er Jahren umge-
tiven Freiraum, der auch außerhalb
staltet. Das „Begegnungs-
der Schulzeit zugängig ist. Es entsteht
feld“ gehörte nicht dazu. Die
ein Treffpunkt für jede Tageszeit,
2002
Rotem Weg
Tunnelverlängerung beim Bau der Stra- unattraktive Fläche wurde zum
ßenbahntrasse zwischen Riebeckplatz
Ballspielen genutzt, war vom
insbesondere für die Bewohner der
und Halle-Neustadt.
Roten Weg durch einen Zaun
de. Befestigte und voll ausgestattete
abgetrennt und nur während
Volleyball- und Streetballflächen
Maße
der Schulzeit nutzbar. Die
ergänzen bisherige Nutzungen. Eine
Länge: 36m, Breite: 4,30m.
Öffentlichkeit hatte keinen
neue Sitztreppe im Böschungsbereich
Innenhöhe unter Hochstraße: 2,70m,
Zugang.
öffnet die Fläche zum Roten Weg und
Innenhöhe unter Kanalquerung 2,30m. Das Umfeld der Plattenbauten
gegenüber liegenden Wohngebäu-
dient als Tribüne. Neue Kletterfelsen
östlich des Roten Weges liegt
mit Kletterseilen schaffen zusätzliche
Wandverkleidung alt
ca. 2 m über dem roten Weg
Angebote.
Sandsteinplatten, unter der Straßen-
und wird von Norden und
bahn Sichtbeton. Graffiti
Westen über Treppen erschlos-
2.Bauabschnitt
sen. Das Gelände wirkt abge-
Baustart Mai 2009
2008
legen und ist vom Roten Weg
Abschluss Herbst 2009
Der Gestaltungsbeirat befürwortet
schwer einsehbar. Der Zustand
Kosten: circa 163.000 €
Entwurf für die Sanierung (Büro Spiel-
der Flächen ist sanierungsbe-
Lage: Zwischen Wohnhäusern Voss-
RaumPlanung, Leipzig, … Hobusch).
dürftig und weder für Kinder
straße 9-10 und Rotem Weg
noch für Spaziergänger und
2009
Anwohner attraktiv. Es mangelt
Die Sanierung erhöht die Auf-
Sanierung, Mai bis Herbst.
an zusammenhängender
enthaltsqualität der Freiflächen.
Kosten: 123.000 €
Gestaltung.
Bauabschnitt 1 und 2 ergeben einen
Einfarbige dunkle Gestaltung der
Sekundarschule August-Herr-
tig des Roten Weges. Es entsteht ein
Innenwände, mit rhythmisch ange-
mann-Franke
Spielbereich für kleinere Kinder sowie
ordneten, senkrechten Beleuchtungs-
Anzahl der Schüler: 385 inklu-
ein ruhigerer Bereich mit zahlreichen
körpern. Die dunkle Gestaltung soll
sive Abendrealschule
Sitzgelegenheiten und einer Pergola.
eine „optische Auflösung des Raumes“
Eine der vier Schulen in der
Neue Treppenanlagen stellen eine
bewirken. Die Vorsprünge an Wänden
„Schulstadt“ der Franckeschen
attraktive Verbindung zum Roten
und Decken sollen dadurch kaschiert
Stiftungen.
Weg her. Gestattungsverträge mit den
zusammenhängenden Raum beidsei-
werden. Der Bodenbelag bleibt dunkel
Wohnungsgenossenschaften sichern
und wird fugenlos ausgegossen. Ein
12 elfgeschossige Plattenbau-
hervorgehobener Tunneleingang zum
ten mit insgesamt 864 Mietern
Waisenhausring bringt die versteckte
Davon die beiden IBA-Partner:
Quelle: Stadtplanungsamt Halle. Vor-
Tunnelröhre stärker zur Geltung. Eine
„WG Eisenbahn“ – 43 Wohn-
lage zum Baubeschluss, Halle 2008
durchgehende Schutzschicht auf Decken einheiten und 72 Mieter
und Wänden soll den Tunnel dauerhaft „WG Freiheit“ – 129 Wohneinvor Graffitis schützen und die Reini-
heiten und 243 Mieter
gungskosten deutlich senken.
Erbaut: 1976-78
die öffentliche Nutzung der Flächen.
(Auszüge)
24 Baustart
Glaucha
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
€‘ÜGaclg_jYee]
Glaucha
?g[`kljYv]
?g[``mk]j
Lfl]jÜEY[`ZYjf
JYdaf]
JcYl]hYjc
>Yd]ja]ÜaeÜ>j1f]f
@98Ü?Ydd]Ü Ü Ü Ü Ü Ü>jYxcÜ Ü Ü Ü Ü ÚÜLfn]jrY_l‘ÜMakm]dd]ÜBgeemfacYlagfÜ Ü Ü Ü Ü ƒ‘ÜJ]hl]eZ]j܇‡…Ü Ü Ü Ü Ü J]al]Ü€Ü Ü Ü Ü Ü
>dYm[`Y
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Baustart
Glaucha 25
Stadtteilleben in Glaucha
Die soziale Dimension des Stadtumbaus
V
or 300 Jahren bewegte die Not der
setzt. Die Sanierungskosten „rechnen“
Neue Netzwerke sind sozusagen das
Menschen in Glaucha den Pfar-
sich nicht, egal wie beliebt die Woh-
Grundkapital des IBA-Projektes. Sie wer-
rer August-Hermann-Francke zum
nungen auch sein mögen. Einzig der Bau
den durch städtische und staatliche Hilfe
Bau eines Waisenhauses und zur Grün-
der Saale-Klinik an der Magistrale ist ein
unterstützt, könnten aber auf keinen Fall
dung der Franckeschen Stiftungen. Heute
wichtiges Signal, aber ihm müssen wei-
ersetzt werden.
leidet Glaucha abermals Not, als Folge
tere folgen.
Im Sommer 2008 nahm ein Eigen-
von Schrumpfung und Leerstand, Sozi-
Vor diesem Hintergrund ist das Projekt
tümermoderator erfolgreich seine Arbeit
alschwäche und Investitionsschwäche.
der IBA Stadtumbau 2010 darauf ausge-
auf. Er berät Einzeleigentümer über den
Abermals braucht Glaucha Hilfe, aber wie
richtet, Initiative vor Ort zu mobilisieren.
Zustand ihrer Gebäude und zu möglichen
und von wem?
Das passiert über die Ansprache der pri-
bzw. nötigen Sanierungsarbeiten. Typi-
Von Jahr zu Jahr wurde deutlicher,
vaten Grundeigentümer. Sie bilden, an-
scher Weise werden diese Informationen
dass die Hilfe weder von großen Plänen
ders als in vielen anderen Stadtteilen,
von Einzelbesitzern seltener abgefragt. Im
noch von großen Investoren erwartet
insbesondere den Großsiedlungen, die
Herbst bewilligte das Land erstmalig För-
werden kann. Symptomatisch ist, dass
Mehrheit in Glaucha. Dazu kommen die
dermittel für Sicherungsmaßnahmen an
die größte Grundeigentümerin des Quar-
sozialen „Netzwerker“, die Kirche(n) und
gefährdeten Altbauten. Parallel zu der auf
tiers, die Hallesche Wohnungsgesellschaft
z.B. junge Menschen, die in gefährdete
Einzelobjekte orientierten Strategie bear-
HWG, den 2006 begonnenen Abbruch ih-
leere Häuser ziehen und diese als so ge-
beitet eine Sozialplanergruppe aus Leipzig
rer Steg-Hochhäuser im Jahre 2008 fort-
nannte „Wächterhäuser“ betreiben.
das gesamte Quartier und untersucht dort
die Entwicklungspotenziale.
Nach einem knappen Jahr Laufzeit
spiegeln die Reaktionen der Akteure eine
Aufbruchstimmung wieder, die längst
nicht in einer solchen Deutlichkeit erwartet wurde. Der Erfolg der Einstiegsphase 2008 wurde für viele Hallenser am
25.Oktober 2008 auf dem „Entdeckertag“
sichtbar, als sich der Stadtteil mit seinen
wichtigsten Akteuren, besonderen Orten
und Einrichtungen präsentierte. Die Erfolge sollen sich jetzt verstetigen, um dem
Ziel des IBA-Projektes näher zu kommen:
Trendwechsel für Glaucha!
26 Baustart
Glaucha
Glaucha zwischen Steinweg und Franckeschen Stiftungen (rechts), dem Böllberger Weg
an der Saale (links) und der Hochstraße. Im Hintergrund die Altstadt.
Der Eigentümermoderator Gernot Lindemann (li.) im Gespräch mit Hauseigentümern.
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Baustart
Glaucha 27
Es ist als ob alle
in Glaucha auf
die IBA gewartet
hätten.
Dr. Steffen Fliegner, Projektleiter im Stadtplanungsamt der Stadt Halle
Aufbruchsstimmung
dank neuer Planungsstrategien
gegenwärtig für diese Sicherungsarbeiten
Glaucha aus vielen kleinen Mosaikstein-
bereit. Der Eigentümermoderator hat gro-
chen. Für eine nachhaltige Trendwende
ßen Erfolg in der Aktivierung der Eigentü-
braucht es noch viel Kraft, Geduld und
mer und ihrer Häuser.
Betreuung.
Es herrscht Aufbruchsstimmung in
Ich bin optimistisch, möchte aller-
Es ist viel passiert in Glaucha, im IBA-Jahr
Glaucha. Die großartige Resonanz auf den
dings auch vor überzogenen Erwartungen
2008 – viel mehr, als man erwarten konn-
Entdeckertag „Offenes Glaucha“ hat es ge-
an die IBA Stadtumbau 2010 warnen. Die
te. Wir haben im Frühjahr mit externer
zeigt. Selten ist das Presseecho in Hallo so
Stadt hat sich zum Jahresende 2008 er-
Unterstützung durch den „Eigentümer-
einhellig positiv. Das Image von Glauchas
folgreich
moderator“, dem Büro KARO architekten
verbessert sich und die Aktivitäten wecken
um ein Modellvorhaben zur Bildung ei-
und dem Verein HaushaltenHalle, richtig
das Interesse in der ganzen Stadt. Damit
ner Eigentümerstandortgemeinschaft in
losgelegt. Über die Ausgangssituation, die
könnte es gelingen, neue Menschen nach
Glaucha beworben. Dieses Projekt kann
volle Bandbreite der städtebaulichen Pro-
Glaucha zu ziehen, die für eine Umkehr
den Weg der IBA fortsetzen und die be-
bleme in Glaucha, ist in der IBA bereits
der negativen Entwicklungstrends wichtig
gonnene Arbeit wesentlich ergänzen. Die
viel gesagt worden. Umso mehr über-
sind, z. B. Kunst-Studenten mit Bedarf an
Stadt hat den festen Willen, das Modell
rascht das erreichte Zwischenergebnis,
Atelier-Räumen. Im ersten Schritt könn-
Glaucha zum Erfolg zu führen, um es auf
das zugleich hohe Erwartungen weckt.
ten sie mit temporären Nutzungen Leer-
andere Bereiche der Innenstadt übertra-
stand wieder mit Leben füllen und dem
gen zu können.
Die Strategie, bedrohte Gebäude zu
sichern, statt sie dem Verfall preiszugege-
Stadtteil so eine Perspektive geben.
ben, scheint aufzugehen. An drei Häusern
Die Synchronisation der unterschied-
konnte noch Ende 2008 mit der Dachsi-
lichen Ansätze zu einem Maßnahmenka-
cherung begonnen werden. Weitere An-
non im Kontext der IBA Stadtumbau 2010
träge werden 2009 bewilligt. Etwa eine
scheint dabei besonders wertvoll. So be-
halbe Million Euro Fördermittel stehen
steht das Projekt der Wiederbelebung von
beim
Bundesbauministerium
28 Baustart
Glaucha
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Aufbruchsstimmung
im Stadtteil
Stimmen aus Glaucha
Gernot Lindemann, Architekt
Antje Heuer, KARO architekten, Leipzig
den erfahrenen Veränderungen in den
Eigentümermoderator in Glaucha
Bearbeiter der sozial- und stadträum-
vergangenen Jahren.
Die wichtigste Erkenntnis meiner Ar-
lichen Studie
Als Nächstes werden wir das Daten-
beit der letzten Monate: es gibt ein so
Beim Stadtumbau geht es letzten
nicht vermutetes Entwicklungspotenzial
Endes darum, dass Menschen in einem
in Glaucha. Das bezieht sich sowohl auf
bestimmten Viertel der Stadt ihre Vorstel-
die Eigentümer als auch auf die Akteure
lungen vom guten Leben umsetzen kön-
Dagmar Jakob und Steffen Busch
vor Ort. Wenn die Eigentümer zur Kon-
nen. Deshalb beginnen wir unsere Arbeit
Mehrgenerationenhaus in Glaucha
taktaufnahme bereit waren, dann waren
immer bei den Aktivposten. Im anfangs
Als Mehrgenerationenhaus sind wir
sie sehr offen für mein Anliegen und zur
kleinen Akteurskreis war man sich einig,
auch deshalb in Glaucha geblieben, weil
Kooperation bereit. Es gibt ungefähr 70
dass Geschichten und Poesie Glauchas
es hieß: Hier habt Ihr tatkräftige Unter-
Gebäude mit Sanierungsstau im Viertel,
weitestgehend unentdeckt sind. Häuser
stützung, hier geht es mit gesammelter
sie sind im Besitz von privaten Eignern
und Höfe besitzen viel brachen Raum
Kraft los. Wir denken, das war richtig. In-
und Wohnungsgesellschaften. Etwa 40
und das Potenzial des Unverbrauchten.
mitten des Viertels hat ein Treff gefehlt.
Häuser davon weisen schwere bauliche
So entstand frühzeitig die Idee zu einem
Nachdem wir unser Haus im September
Mängel auf. Mit etwa 20 privaten Eigen-
Entdeckertag. Grundgedanke war, Symbi-
eröffnet haben, war der Tag des Offenen
tümern konnte ich bisher eine Zusam-
osen zwischen Akteuren und Aktionsfel-
Glaucha die erste größere Aktion. Wir
menarbeit aufbauen. Acht Sicherungsan-
dern zu schaffen, und diese miteinander
hatten großen Zulauf und hoffen, dass
träge sind dadurch bisher gestellt worden,
zu vernetzen. Die Entdeckungen began-
unsere Angebote nun auch im Alltag von
etwa weitere acht Anträge werden nach
nen bei der Vorbereitung – das Sich-
den Glauchaern stärker angenommen
bisherigem Stand folgen. Zukünftig geht
Kennenlernen war spannend. Auf diesen
werden. Es war eine gelungene Veran-
es verstärkt um die gemeinsame Projekt-
Kontakten können wir aufbauen. Und die
staltung, auch wenn noch viele Erwar-
entwicklung privater Eigentümer unter
Politik sollte eingebunden bleiben.
tungen offen bleiben. So hätten wir uns
meiner Moderation.
Wir haben bisher flexibel und nach
material zu Glaucha auswerten und einen Zielplan für Glaucha erarbeiten.
eine stärkere Anwohnerbeteiligung ge-
Außerdem habe ich mit etwa 20 Ak-
Notwendigkeit gearbeitet, den Tag des
teuren Kontakt, wobei darunter auch
offenen Glaucha organisiert und den
Wichtig für eine Glauchaer Agenda
potenzielle Investoren sind. Das Mehrge-
Einzug des Mehrgenerationenhauses mit
ist aus unserer Sicht die Belebung der
nerationenhaus in Glaucha hat sich als
Innenraumkonzepten unterstützt. Fast
Schwetschkestraße, die Schaffung von
wichtiger Treffpunkt zur Vernetzung der
fertig ist auch die Studie zum Sozialraum
Spielflächen – auch für Senioren – und
Kontakte bewährt. Überhaupt funktioniert
in den Steg-Hochhäusern. Neben der
die Gestaltung von Parkplätzen. Ebenso
die Zusammenarbeit der Akteure sehr gut,
Analyse wollten wir dort eine authenti-
halten wir die Initiierung einer Werbege-
das hat der Tag des Offenen Glaucha ge-
sche soziale Momentaufnahme liefern.
meinschaft unterschiedlicher Akteure aus
zeigt. Als Aufgabe sehe ich hier künftig
Unsere eintägige Intervention hieß Steg-
den Bereichen Wirtschaft, Soziales und
verstärkt die Zwischennutzung leer ste-
geschichten. Wir inszenierten ein Café
Kultur für wichtig.
hender Gebäude und eine kontinuierliche
vor den Aufzügen im Steg 3, und die
Es wäre schön, wenn die Aktiven vor
Image-Verbesserung des Viertels.
Hochhaus-Bewohner erzählten uns von
Ort auch künftig miteinander kooperie-
wünscht.
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Baustart
Glaucha 29
ren würden. Das muss nicht immer im
großen Rahmen passieren. Wir freuen uns
darauf und begleiten das IBA-Vorhaben
gern aktiv mit.
Uwe Nasarek
Verein HausHalten Halle e.V.
Glaucha liegt mitten in der Stadt
Halle und ist doch ein Randgebiet.
Der abwertend gebrauchte Begriff vom
Glaucha’schen Adel ist durchaus noch in
manchen Köpfen. Zur Belebung des Viertels will auch unser Verein durch die Umsetzung der HausHalten-Idee beitragen.
Das Interesse an diesem Thema ist groß:
Leer stehende Häuser vor dem Verfall zu
retten durch Zwischennutzung zu niedrigen Mieten auf Betriebskostenbasis. Vor
allem Burgstudenten, die auf der Suche
nach preiswerten Arbeits- und Atelierräumen sind, fragen nach.
Die ersten Gespräche laufen; viel versprechend sieht es dabei für ein Eckgebäude in der Schwetschkestraße aus. Bis
auf eine Wohnung steht es seit vielen
Jahren leer. Es wurde Mitte der 80er Jahre
von innen saniert. Der Zustand der Wohnungen ist gut, sie könnten mit wenig
Aufwand von Studenten genutzt werden.
Wenn möglich, wollen wir auch eine
leer stehende frühere Pizzeria in der selben Straße bespielen lassen. Am Tag des
offenen Glaucha konnten wir hier eine
kleine Ausstellung von drei Künstlern
zeigen und dabei über Besuchermangel
nicht klagen.
Wir wollen auch künftig Nutzer für
Wohnungen und Häuser finden und re-
Die Aktion Steggeschichten im Aufzugsfoyer des zum Abbruch vorgesehenen Hoch-
gelmäßig Erfahrungen und Ergebnisse mit
hauses Steg 3 im Herbst 2008. Ein „Aufzugscafe“, Fragen am „Statistik-Board“ und
den Beteiligten im Viertel auswerten.
Stadtmodelle animieren die Bewohner, ihre Geschichten zu erzählen.
30 Baustart
Glaucha
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Einladungskarte für die Aktion „Offenes Glaucha" im Oktober 2008. An 19 Orten
präsentiert sich die wachsende Zahl der Glauchaer IBA-Partner mit unterschiedlichen
Hochstraße
Einrichtungen – vom „Wächterhaus" an der Schwetschkestraße bis zum Mehrgenerati-
8
onenhaus an der Zwingerstraße.
ch
ae
8
Lange Straße
Tau
b
ens
traß
e
traß
e
9
12
10
Tau
b
ens
tra
ße
18
16
7
5
Rannischer
Platz
4
6
7 15
Torstraße
raße
Schwetschkest
717
18
14
19
6
ms
13
7
rtra
19
raße
Be
14
HirteTorstraße
nstra
ße
7 15
Schwetschkest
44
e
13
Jacobstraße
7
12
Zwingerstraß
ße
Lerchenfeldstraße
Unterp
Saale
nstra
ße
lan
tra
Hirte
1 2
4
3
Steinweg
ms
11
rtra
Lange Straße
Be
Lerchenfeldstraße
lan
Unterp
Saale
t
rS
ae
ch
u
la straße
GJacob
10
11
Francke
Platz
Hochstraße
Steinweg
e
raß
3
9
e
1 2
e
au
raß
Zwingerstraß
Gl
t
rS
Francke
Platz
Offenes Glaucha
Samstag, 25.10.2008
Rannischer
Entdeckertag. Ein Fest für Glauchaer,
5 PlatzNachbarn & Neugierige
17
16
Offenes Glaucha
Samstag, 25.10.2008
Entdeckertag. Ein Fest für Glauchaer, Nachbarn & Neugierige
1 Franckeplatz
HAVAG-Zelt
13:00
9 Steg 3, 20. Etage Steg-Blick/ HWG, Saale-Klinik, KARO architekten,
Offizielle Eröffnung Steinweg und Offenes Glaucha:
& Dachterrasse Architektur und Denkmalpflege Gernot Lindemann:
mit Dr. Karl-Heinz Daehre, Minister für Landesentwicklung
ab 15:00
und Verkehr Sachsen-Anhalt; Dagmar Szabados, OBM der
Zur Gegenwart und Zukunft Glauchas - Präsentation
10 Glaucha-Schule “Positive”: Ausstellung eines Fotoprojektes Jugendlicher
Stadt Halle; Francois Girard, HAVAG; Dr. Friedrich
14:00-18:00
Busmann, IBA Stadtumbau Sachsen-Anhalt 2010
Glauchaer Motive im ehemaligen Schulgebäude
13:30-18:00
ab 17:00
Feststart mit der HAVAG, Live-Musik, Film, Infomobil
Bandauftritte
11 Lange Str.
Historische Bahn auf dem Steinweg
Schönster Hof Glauchas - Offenes Mieterfest/ HWG:
21 Franckeplatz
Francke
Glaucha/Steinweg
Franckesche
Stiftungen:
Time Band,
Vermietungsaktion,
9 Innenhof
Offizielle inEröffnung
und Offenes
Glaucha:
Steg 3, 20. Etage Live
Steg-Blick/
HWG,Kinderschminken,
Saale-Klinik, KARO
architekten,
13:30-18:00
14:00-18:00
Kostümierte
Führungen
amMinister
Platz mitfürAufstieg
auf den
HAVAG-Zelt
mit Dr. Karl-Heinz
Daehre,
Landesentwicklung
& Dachterrasse Bewirtung
Architektur und Denkmalpflege Gernot Lindemann:
Altan
des Historischen
Waisenhauses,
freier Eintritt
Unbekannte
Kirche/
13:00
ab 15:00 46
und Verkehr
Sachsen-Anhalt;
Dagmar Szabados,
OBM der 12 Jacobstr.
Zur Gegenwart
und Zukunft Glauchas - Präsentation
16:00-17:30
Familienführung
über Girard,
das Gelände
derDr.
Stiftungen
Christliches
MissionsStudentenhaus:
10 Glaucha-Schule CMS
Stadt Halle; Francois
HAVAG;
Friedrich
“Positive”:
Ausstellung
einesund
Fotoprojektes
Jugendlicher
3 Franckeplatz 5 Das
älteste
Haus
Glauchas/
Lippertsche
Buchhandlung:
15:45
Führung
und
Vorstellung
des Umnutzungsvorhabens
14:00-18:00
Busmann, IBA Stadtumbau Sachsen-Anhalt 2010
Glauchaer Motive im ehemaligen
Schulgebäude
14:00
Besichtigungsmöglichkeit
der
historischen
Bohlenstube
13
5ünf
Sinne
Offene
Galerie
Lerchenfeldstr.
15/
Galerie
5ünf
Sinne:
13:30-18:00
Feststart mit der HAVAG, Live-Musik, Film, Infomobil
ab 17:00
Bandauftritte
4 Steinweg
“Neuer”
Steinweg
- offene
Läden/ Händlergemeinschaft: 11 14:00-18:00
Ausstellung
undGlauchas
Verkauf - Offenes Mieterfest/ HWG:
Historische
Bahn auf
dem Steinweg
Lange Str.
Schönster Hof
Händlerfest
zur Fertigstellung
der neu
gestalteten Straße - 14 Stadtmuseum
Offenes
Lerchenfeldstr. 14/Vermietungsaktion,
Stadtmuseum:
2 13.30-18:00
Franckeplatz
Innenhof
Francke in Glaucha/
Franckesche
Stiftungen:
Live TimeMuseum
Band, Kinderschminken,
16:30
Bühne,
Aktionen,
Fahrradrikscha,
Live-Musik,
Hüpfeburg
Führung
13:30-18:00
14:00-18:00
Kostümierte
Führungen
am Platz mit
Aufstieg auf
den
Bewirtungdurch das Magazin
5 Wörmlitzer Str. 1 Swingtime
- Glaucha tanzt
Lindy Hop/ Kulturtresor
Sofa-Block
Chill out, Grillfest/ MGH:
12 Innenhof
Jacobstr. MGH
46
Altan des Historischen
Waisenhauses,
freier Eintritt21 e.V. 15
Unbekannte- Kirche/
14:30
Schnupperstunde
mit Eddie
und Susi
ab 17:00
Einladung
des Mehrgenerationenhauses
an alle Nachbarn
16:00-17:30
Familienführung über
das Gelände
derQ.Stiftungen
CMS Christliches
Missions- und Studentenhaus:
63 Zwingerstr.
16 Torstr.
Haus
& Hof/
Mehrgenerationenhaus
(MGH):
Offenes
Esprit-Hotel:
Franckeplatz175 Offenes
Das älteste
Haus
Glauchas/
Lippertsche Buchhandlung:
15:45 7
Führung Hotel/
und Vorstellung
des Umnutzungsvorhabens
14:00-18:00
Vorstellung,
Kinderspiele, der
wikiwiki
- Spieleinsel,
Bewirtung 13 14:00-18:00
Kunst
Kultur
im Galerie-Hotel
14:00
Besichtigungsmöglichkeit
historischen
Bohlenstube
5ünf Sinne
Offeneund
Galerie
Lerchenfeldstr.
15/ Galerie 5ünf Sinne:
17 Torstr.
19:00
13
Canapees
für Akteure,
Glauchaer
Gespräche
Offene
Schule/
4 ab
Steinweg
14:00-18:00
“Neuer” Steinweg
- offene
Läden/ Händlergemeinschaft:
Ausstellung
undCantor-Gymnasium:
Verkauf
7 SchwetschkeWächtermeile/
Halle
Führung,
Ausstellungen
Kunst und
Schuljubiläum
13.30-18:00
Stadtmuseum
Händlerfest zurHausHalten
Fertigstellung
dere.V.:
neu gestalteten Straße - 14 17:15
Offenes Museum
Lerchenfeldstr.
14/20-jähr.
Stadtmuseum:
str.
Die
Wächterhausidee
präsentiert sich
in Glaucha
- Spiel, 18 Torstr.
Vor
Schichtbeginn/
16:30 20
Bühne,
Aktionen, Fahrradrikscha,
Live-Musik,
Hüpfeburg
Führung
durch das Spätschicht:
Magazin
15:00 MGH Bewirtung
Inszenierung,
Bewirtung
5 14:00-18:00
Wörmlitzer Str. 1 Ausstellungen,
Swingtime - Glaucha
tanzt Lindy
Hop/ Kulturtresor 21 e.V. 15 ab
Innenhof
Sofa-Block - Chill out, Grillfest/ MGH:
8 Glauchaer
Str. 77 Offene
19 Künstlerhaus
188 Kinderwerkstatt/
St. Georgen-Kirche/
Kindermuseum Halle e.V.an: alle Nachbarn
14:30
Schnupperstunde
mit Eddie Evangeliumsgemeinde:
und Susi Q.
ab 17:00
Einladung des Mehrgenerationenhauses
Zur
Geschichte
und des Viertels, Ausstellung
Vielfalt!
6 14:00-18:00
Zwingerstr. 17
16 14:00-18:00
Torstr. 7
Offenes
Haus & der
Hof/Kirche
Mehrgenerationenhaus
(MGH):
Offenes Mitmach-Ausstellung
Hotel/ Esprit-Hotel: zu Toleranz, freier Eintritt
14:00-18:00
14:00-18:00
Vorstellung, Kinderspiele, wikiwiki - Spieleinsel, Bewirtung
Kunst und Kultur im Galerie-Hotel
17 Torstr. 13
ab 19:00
Canapees für Akteure, Glauchaer Gespräche
Offene Schule/ Cantor-Gymnasium:
7 Schwetschke17:15
Wächtermeile/ HausHalten Halle e.V.:
Führung, Ausstellungen Kunst und 20-jähr. Schuljubiläum
str.
Die Wächterhausidee präsentiert sich in Glaucha - Spiel, 18 Torstr. 20
Vor Schichtbeginn/ Spätschicht:
25.10.2008
14:00-18:00
ab 15:00
Ausstellungen, Inszenierung, Bewirtung
Bewirtung
8 Glauchaer Str. 77 Offene St. Georgen-Kirche/ Evangeliumsgemeinde:
19 Künstlerhaus 188 Kinderwerkstatt/ Kindermuseum Halle e.V. :
%NTDECKERTAG%IN&ESTFàR'LAUCHAER.ACHBARN.EUGIERIGE%NTWICKELTALS0ROJEKTDER)"!3TADTUMBAU3ACHSEN!NHALTDER3TADT(ALLEIN0ARTNERSCHAFTMIT
14:00-18:00
14:00-18:00
Zur Geschichte der Kirche und des Viertels, Ausstellung
Vielfalt! Mitmach-Ausstellung zu Toleranz, freier Eintritt
!NWOHNERN'LAUCHAS!RCHITEKTURUND$ENKMALPFLEGE'ERNOT,INDEMANN#ANTOR'YMNASIUM%SPRIT(OTEL(ALLE%VANGELIUMSGEMEINDE(ALLE&RANCKESCHE3TIFTUNGEN'ALERIEàNF
Offenes Glaucha
3INNE (AUS(ALTEN (ALLE E6 (ËNDLERGEMEINSCHAFT 3TEINWEG (ALLESCHE 7OHNUNGSGESELLSCHAFT MB( (!6!' *&: 3T 'EORGEN E6 +!2/ ARCHITEKTEN +INDERMUSEUM (ALLE E6
+àNSTLERHAUSE6+ULTURTRESORE6,OKALITËT3PËTSCHICHT-EHRGENERATIONENHAUS(ALLE3AALE3TADTMUSEUM(ALLE3TADTWERKE(ALLE'MB(!UFZËHLUNGFOLGTDEM!LPHABET
Offenes Glaucha
25.10.2008
%NTDECKERTAG%IN&ESTFàR'LAUCHAER.ACHBARN.EUGIERIGE%NTWICKELTALS0ROJEKTDER)"!3TADTUMBAU3ACHSEN!NHALTDER3TADT(ALLEIN0ARTNERSCHAFTMIT
!NWOHNERN'LAUCHAS!RCHITEKTURUND$ENKMALPFLEGE'ERNOT,INDEMANN#ANTOR'YMNASIUM%SPRIT(OTEL(ALLE%VANGELIUMSGEMEINDE(ALLE&RANCKESCHE3TIFTUNGEN'ALERIEàNF
3INNE (AUS(ALTEN (ALLE E6 (ËNDLERGEMEINSCHAFT 3TEINWEG (ALLESCHE 7OHNUNGSGESELLSCHAFT MB( (!6!' *&: 3T 'EORGEN E6 +!2/ ARCHITEKTEN +INDERMUSEUM (ALLE E6
+àNSTLERHAUSE6+ULTURTRESORE6,OKALITËT3PËTSCHICHT-EHRGENERATIONENHAUS(ALLE3AALE3TADTMUSEUM(ALLE3TADTWERKE(ALLE'MB(!UFZËHLUNGFOLGTDEM!LPHABET
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Baustart
Glaucha 31
Glaucha
Historie
Baustruktur
ehemalige Amtsstadt
Blockrandbebauung stark fragmentiert, überwiegend gründerzeit-
vor den Toren Halles
licher Wohnraum, über 50% teil- und unsaniert. Weitere Nutzungen: Krankenhauskomplex St. Elisabeth, Alten- und Pflegeheim St.
Lage
Cyriaki, Hochhäuser am Steg mit hohem Leerstand, einige Platten-
Teil des Stadtum-
bauten. Die Sanierungstätigkeit ist im Verhältnis zu anderen Grün-
baugebietes Südliche
derzeitvierteln der Stadt unterdurchschnittlich. Deutliche Prozesse
Innenstadt
der Schrumpfung, zunehmende Brach- und Abrissflächen.
Größe
Sozialstruktur
ca. 40 ha
Glaucha galt und gilt als einfaches „Arbeiterviertel“ mit einem
hohen Anteil sozial schwacher Bewohner. Konzentration städtebaulicher und sozialer Probleme. Die Bevölkerungsentwicklung ist im
Gegensatz zu umgebenden Quartieren rückläufig. Der von Arbeitslosigkeit und sozialem Transferleistungsbezug betroffene Bevölkerungsanteil ist überdurchschnittlich hoch, ebenso der Ausländeranteil. Das Image des Stadtteils ist in der Bevölkerungswahrnehmung
vornehmlich negativ besetzt.
Ziele der IBA Stadtumbau 2010 für Glaucha
Fragen
Die Stadt Halle bündelt Kräfte aus dem IBA Stadtumbau
p Wie entwickelt sich die Bewohnerschaft in
2010-Projekt „Sozialraum Glaucha“ und dem -Programm Stadtumbau-Ost. So soll eine positive Dynamik
bzw. Trendumkehr für Glaucha erzielt werden. Die
Stärken des Quartiers sind u.A. die zentrale Lage, interessante Gestaltungsmöglichkeiten und günstige Mieten.
Diese werden zur Geltung gebracht und das Image soll
deutlich verbessert werden.
Der wichtigste Baustein dafür ist die Aktivierung des
Altbaubestandes. Glaucha ist Schwerpunkt für den Einsatz von Stadtumbau-Ost Sicherungsmitteln. Kurzfristig
sollen 10 bis 15 städtebaulich wichtige Altbauten in
Stadtumbau-Rückbauobjekten am Beispiel
der zwei Steg-Hochhäuser?
p Wie steuert das Wohnungsunternehmen
den Freizug der Rückbauobjekte Steg?
p Wie hat sich die Sozialstruktur in Glaucha in
der Phase starker Stadtumbau-Aktivitäten
(2003-2007) entwickelt/verändert?
p Wie charakterisiert sich der Wohnungsmarkt
in Glaucha und welche Perspektiven bietet
er (Angebots- und Nachfragestruktur)?
p Wie stellt sich die städtebauliche Struktur
Privateigentum gesichert werden. Ein Eigentümermo-
Glauchas dar? Welche städtebaulichen Po-
derator übernimmt die Aktivierung der Eigentümer und
tenziale, Perspektiven und Szenarien lassen
begutachtet die zu sichernden Häuser. Eine sozial- und
stadträumliche Studie soll konzeptionelle städtebauliche
Vorschläge für Glaucha entwerfen.
sich in und für Glaucha entwickeln?
p Wie lassen sich die Ergebnisse kleinräumig
verdichten? Ebene der privaten Kleineigentümer
p Wie lassen sich die Detailergebnisse zu
einer Handlungsstrategie bündeln? Welche Räume und Projekte lassen sich als
Entwicklungsimpulse definieren, die mit
Fördermitteln prioritär entwickelt werden
sollten?
32 Baustart
Saline-Insel
Saline-Insel
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
?g[`kljYv]
?g[``mk]j
Lfl]jÜE
JYdaf]
JcYl]hYjc
>Yd]ja]
@98Ü?Ydd]Ü Ü Ü Ü Ü Ü>jYxcÜ Ü Ü Ü Ü ÚÜLfn]jrY_l‘ÜMakm]dd]ÜBgeemfacYlagfÜ Ü Ü Ü Ü ƒ‘ÜJ]hl]eZ]j܇‡…Ü Ü Ü Ü Ü J]al]Ü€Ü Ü Ü Ü Ü
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Baustart
Saline-Insel 33
Wichtiger Brückenschlag
für Halle
Die Saline-Insel ist ein attraktiver Stadtraum
in der Mitte zwischen Neustadt und Altstadt
W
ie kam es, dass die mitten in der
Akteuren. Im Ergebnis hat der IBA-Prozess
der IBA Stadtumbau 2010 im finalen Jahr
Stadt, zwischen Neustadt und
dazu beigetragen, die Saline-Insel wieder
gebaut. Bis dahin soll ein Planfeststel-
Altstadt gelegene Saline-Insel
zum Thema zu machen.
lungsverfahren helfen, die Belange aller
erst so spät ins Zentrum der IBA Stadtum-
Es wuchs die Überzeugung, dass man
vom Bau der Brücke Betroffenen, gerecht
bau 2010 rückte? Liegt es daran, dass es
die Erreichbarkeit der Insel „zu Wasser
abzuwägen, gerade auch die der Anlieger
vielen immer noch so schwer fällt, sich
und zu Lande“ verbessern müsse. Das
an der Franz-Schubert-Straße. Zusammen
ein klares Bild von diesem Ort zu machen?
betrifft vor allem die Infrastruktur des
mit dem neuen Badeingang und der Frei-
Ist die Randlage womöglich einigen ganz
nördlichen Teils. Damit wurden die Bau-
raumgestaltung des Salinen-Ensembles
recht, die auch hier eine ungestörte Au-
stellen von Stadthafen und Saalebrücke
werden auf der Insel insgesamt – dank
enlandschaft bevorzugen? Oder liegt es
zu Schlüsselprojekten.
IBA – etwa 3.2 Mio € investiert. Es ist all-
an unterschiedlichen Auffassungen, auf
Die öffentliche Diskussion der IBA-
gemein bekannt, dass Vorleistungen in
welche Weise das Image der Insel verbes-
Projekte war für Bürger und Planer glei-
Infrastruktur Folgeinvestitionen nach sich
sert werden sollte?
chermaßen
Manche
ziehen. In Zeiten schrumpfender Nachfra-
Die vergangenen Monate haben ge-
wünschten sich vermeintlich bessere,
aufschlussreich.
ge bekommt dies allerdings ein besonde-
zeigt, dass wohl an allem etwas dran ist.
leider aber unrealisierbare Standorte für
res Gewicht.
So zentral die größte Saale-Insel der Stadt
Brücke und Hafen. Andere erkannten,
auch liegen mag, so fern ist sie doch vie-
dass die enge Vernetzung beider Projekte
und Ausstellungen im früheren Karstadt-
len Hallensern. So groß ihre Chancen als
mit dem Saaleradwanderweg mindestens
gebäude verdeutlichten die vielen Po-
attraktiver Ort zwischen Natur und Stadt,
genauso wichtig ist wie die Frage nach
tenziale dieser Räume. Daher werden
für Kultur und Freizeit auch sein mögen,
ihren exakten Standorten.
parallel zur IBA Folgeinvestitionen vor-
Erfolgreiche
Theaterinszenierungen
so gelang es doch trotz einiger Erfolge
Manchen mag es verwundern: die
bereitet, vor allem für das Salinen-En-
nicht, ihr Image grundlegend zu wan-
große Magistrale durchzieht mit der
semble. Hier sollen die Ergebnisse eines
deln. Wenn es in den wachstumsstarken
Mansfelder Straße inklusive Straßenbahn
Ideenwettbewerbes helfen, das Interes-
Nachwendejahren nicht gelang, zum Bei-
die Insel, und dennoch werden Fußgän-
se für ein Science Center zu wecken. Die
spiel den Sophienhafen als maritimen
ger und Radfahrer erst mit Hilfe der neu-
Herrichtung des Gasometers schafft die
Wohnstandort „flott“ zu machen, wie
en Saalebrücke eine wirklich attraktive
Möglichkeit, an Aktionen wie das gut be-
sollte dies dann in wachstumsschwachen
Verbindung zur Altstadt bekommen. Und
suchte Festival „Theater der Welt“ im Juni
Zeiten gelingen? Die gleiche Frage stellt
auch der Stadthafen an der Elisabethsaale
2008 anzuknüpfen. Alles zusammen wird
sich genauso für das Salinen-Ensemble,
holt eigentlich etwas Selbstverständliches
helfen, die Saline-Insel eines Tages wie-
für das Warenhaus und die Hafenstraße.
nach. Endlich erhalten alle Wasserwan-
der zu einem lebendigen Ort zu machen
Pläne gibt es für alle diese Standorte seit
derer, auch solche, die nicht in einem
– mitten in der Stadt.
langem, daran kann es nicht liegen.
halleschen Verein Mitglied sind, in Halle
Deshalb gab es gerade bei diesem
an der Saale eine Anlegemöglichkeit!
IBA-Thema viel zu klären, mit den Bür-
Der Hafenausbau startete im Juli 2008.
gern, aber auch zwischen den planenden
Die Brücke wird als letztes großes Projekt
34 Baustart
Saline-Insel
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Brückenschlag. Die Saale-Insel wird
mit der Altstadt und später mit Neustadt
vernetzt mit Hilfe der IBA-Projekte Saalebrücke und Stadthafen.
Der instandgesetzte Gasometer soll zum kulturellen Ort im Süden
der Saline-Insel werden. Im Juni 2008 wurde er zum Schauplatz
für das Theaterfestival „Theater der Welt“.
576 Stadt Halle (Saale),
Stadthafen an der Elisabethsaale - Ausführung
M. 1:100
Kreikenbaum + Heinemann
Konzept für den Stadthafen an der Elisabethsaale,
Fertigstellung im Sommer 2009.
Bürgerinformation und Pressekonferenz zum
Baustart der IBA-Projekte im Juli 2008 am
Standort des neuen Stadthafens.
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Baustart
Saline-Insel 35
Alles unter
einem Dach
Ein neuer Eingang für das Solbad
auf der Saline
Architekt Mathias Dreßler, Halle
I
m Rahmen der IBA Stadtumbau 2010
Fußgänger und Radwanderer haben an
heitsglas sind nur im Kassenbereich ange-
soll das Solbad auf der Saline-Insel ei-
der frei zugänglichen Südseite die Mög-
ordnet, wo sie funktional unumgänglich
nen neuen Eingang erhalten. Der Neu-
lichkeit, einen Imbiss zu sich zu nehmen,
sind. Die Cafeteria-Box kann außerhalb
ohne das Bad betreten zu müssen.
der Öffnungszeiten durch Einklappen der
bau ersetzt dabei ein Eingangsbauwerk
aus den 1970er Jahren, das in seiner Bau-
Die beiden Funktionsgebäude sind
substanz verschlissen ist und dessen as-
bewusst als einfache „Boxen“ konzipiert,
besthaltige Dacheindeckung eine baldige
die unter der beschriebenen Signifikanz
Entsorgung zwingend erforderlich macht.
des Daches zurücktreten. Die Fassaden-
Das neue Eingangsbauwerk am Ende der
Materialien müssen robust sein und ho-
Zuwegung von der Mansfelder Straße soll
hen Anforderungen an Sicherheit und
ein erkennbares Zeichen für das Solbad
Verschleiß genügen, auch durch Vanda-
setzen. Daneben ist es Etappenpunkt des
lismus und Graffiti.
Radwanderweges zwischen östlich gele-
Deshalb wurde auf eine geschlossene
gener Altstadt, neuer Fußgängerbrücke
Plattenverkleidung möglichst aus Metall
und der südlich gelegener Saline.
zurückgegriffen. Glasflächen aus Sicher-
Klapp-Paneele vollständig verschlossen
werden.
Der Besucher nimmt als erstes die
6
scheinbar schwebende, silbrig glänzende
Eingangsüberdachung im parkartigen Gelände der Saline wahr. Die sich nach Süden öffnende, gebogene Form des Daches
assoziiert eine Welle und stellt damit einen inhaltlichen Bezug zur Bade-Nutzung
her. Auch die Reihe von Stahlstützen und
die Abhängungen des Kragdaches erinnern an Schiffsmasten.
Unter dem alles überspannenden
Dach rahmen zwei eingeschossige Gebäude den Ein- und Ausgang für Badegäste
und die Zufahrt für Rettungs- und Feuerwehrfahrzeuge. Im westlichen Gebäude sind der Kassenbereich für das Solbad
und Personalräume untergebracht. Das
Ansicht
Nord
östliche Gebäude nimmt einen CafeteriaKiosk mit Lager-und Personalräumen auf.
Der Ausschank ist mit Terrasse und Freisitz
Modell und Ansicht des neuen Eingangsgebäudes zum Solbad. Die Form des Daches und
nach Norden zum Badbereich orientiert.
die Stützen erinnern an Wellen und Schiffsmasten.
36 Baustart
Saline-Insel
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Komplizierte
Konstruktion –
einfach schön!
Saale mit einer lichten Höhe von 6,0 m
Eine neue Brücke über die Saale
räumliche Situation. Der Brückenaufgang
über dem Normalpegel, ein barrierefreier
Übergang sowie die Begrenzung der nutzbaren Laufbreite von Brücke und Rampe
auf 3,0 m bzw. 2,0 m.
Eine besondere Herausforderung war
der Aufgang von der Franz-SchubertStraße, bedingt durch den mittels Rampe
und Treppe zu überwindenden Höhenunterschied von ca. 3,0 m und die beengte
soll gut einsehbar sein und deshalb etwa
in der Achse der Franz-Schubert-Straße
liegen, dabei aber ausreichend Abstand
Architekt Uwe Graul, Halle
von den benachbarten Gebäuden haben
und die Gartengrundstücke an der Saale
möglichst wenig beeinträchtigen. Grund-
D
ie Stadt Halle (Saale) beabsichtigt
und Pylonkonstruktionen, asymmetrische
anliegen war es, mit einer möglichst
eine Brückenverbindung für Fuß-
Stahlhohlprofilträger
Kragstützen.
leichten, transparenten und minimalisti-
gänger und Radfahrer über die Saa-
Schließlich entschieden wir uns für eine
schen Konstruktion die Lösung zu finden:
le vom Stadtzentrum zum Naherholungs-
Konstruktion aus zwei 12,0m hohen ko-
Die 3,0 m breite Freitreppe in Verlän-
gebiet Saline-Insel zu errichten. Mit dem
nisch zulaufenden Stahl-Doppelpylonen,
gerung der Brücke bildet den Auftakt, pa-
Brückenschlag wird die Durchgängigkeit
zwischen denen an Stahlseilen der leicht
rallel dazu läuft die 2,0 m breite, um den
des
Radwanderweges
gebogene Brückenkörper aufgehängt ist.
Pylon geführte Doppelrampe aus Stahl,
entlang der Saale hergestellt und gleich-
Die sparsame Ausbildung aus Stahlpro-
mit einem Boden aus engmaschigen Git-
zeitig das Salinemuseum der Halloren,
filen mit Stahlbeton-Deckplatten wirkt
terrosten u. seitlicher Begrenzung aus
das Freibad und der neue Stadt-Hafen
wie ein flaches Band über der Saale. Aus-
Edelstahlnetzen. Die Licht- und Farbge-
fußläufig an die historische Stadtkan-
schlaggebend war, dass auf diese Weise
staltung soll die angestrebte Gesamtform
te mit Moritzburg, Neumühle, Dom und
die Topografie, der städtebauliche Raum
unterstützen. Geplant ist eine einheitliche
Neuer Residenz angebunden.
und die funktionellen Vorgaben best-
silberhelle Farbigkeit der Stahlkonstrukti-
internationalen
auf
Seit dem Jahr 2002 haben wir die
möglich berücksichtigt werden konnten
on.Die Torwirkung der Pylone wird durch
verschiedensten Varianten für einen Saa-
in Verbindung mit einer kostengünsti-
vertikale Leuchten verstärkt. Indirekte
leübergang entwickelt, darunter eine
gen Ausführung. Zu den Vorgaben zählt
LED-Handlaufleuchten unterstreichen die
Deckbrücke mit Schrägstützen, Bogen-
u.a. die pfeilerlose Überbrückung der
Brückenführung.
Modell und Schnittzeichnung der neuen
Fußgängerbrücke über die Saale. Die
Rampe auf der Altstadtseite (in der
Zeichnung rechts) wird in das Brückenbauwerk eingebunden.
+82,28
+82,60
+82,27
+80,54
+80,19
2x
+79,06
+77,43
+76,76
WEG
10
Stg
. 15
,2/30
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Baustart
Saline-Insel 37
er l
d
e
en Ins lte
b
a
n
a
r h tive ie k t.
i
W rak e d eig
att lang r gez
zu ulte
Sch
Jochem Lunebach, Leiter des Stadtplanungsamtes in Halle
Raus aus dem Abseits
Nun sind die Städte vereint und wir
für Fußgänger und Radfahrer gebaut.
entdecken die Insel neu. Dies ist aber gar
Diese Brückenschläge steigern die At-
nicht so einfach. Gerade im nördlichen
traktivität der Insel für weitere Investi-
Teilbereich fehlen Brücken zur Altstadt
tionen: ein attraktives Wohnquartier am
und zur Neustadt, und es fehlen Anle-
Sophienhafen, vielfältige Freizeit-, Erho-
gemöglichkeiten für Boote, für die die
lungs-, Gesundheits- und Kultureinrich-
Eine Insel mitten in der Stadt, das ist schon
Saline-Insel Ausgangspunkt einer Stadt-
tungen und eine Nutzungsintensivierung
etwas Besonderes. Aber Halle hat diesem
besichtigung ist. Obwohl geographischer
im Salineensemble.
Juwel lange „die kalte Schulter gezeigt“
Mittelpunkt von Halle, liegt die Insel im
und den außergewöhnlichen Stadtraum
Abseits.
Die Saline-Insel ist ein
wichtiger Ort für ganz Halle
zwischen den beiden Saalearmen nicht
Mit dem IBA-Projekt „Brückenschlag“
in Besitz genommen. Warum eigentlich
werden die infrastrukturellen Defizite der
nicht? Ein wichtiger Grund dürfte sein,
Insel zu einem großen Teil beseitigt. Ein
dass die Saline-Insel bis 1990 zwischen
Stadthafen für Wassertouristen entsteht
den eigenständigen Städten Halle und
an der Hafenstraße; in Verlängerung der
Halle-Neustadt lag.
Franz-Schubert-Straße wird eine Brücke
Vom Rand in die Mitte: ich bin überzeugt, dass die Saline-Insel durch das
IBA-Projekt einen großen Attraktivitätssprung machen wird.
38 Baustart
Saline-Insel
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Ohne die Saline
wäre Halle vermutlich immer
noch ein Dorf.
Simone Trettin, Projektleiterin für die IBA-Projekte auf der Saline-Insel im Stadtplanungsamt Halle
Schöne Grünflächen
für die Königliche
Saline
Areal meiner Meinung nach das Poten-
Ortsfremden die Orientierung erleichtern,
tial, sich zur Schauseite des Museums zu
sie auf das Museum aufmerksam machen
entwickeln. Die Fundamente der alten
und zu einem Besuch einladen. Hier ist
Bebauung sollen gesucht und – sofern sie
eine großzügige, platzartige Treppen-
noch vorhanden sind – freigelegt und in
und Rampenanlage zur Mansfelder Stra-
Ein wichtiger Baustein der IBA Stadtum-
die Neugestaltung einbezogen werden.
ße vorgesehen, mit direkter Orientierung
bau 2010 auf der Saline-Insel ist die
Damit wird die erstaunlich dichte
Be-
zum Museumseingang, einer besonderen
Neugestaltung der Freiflächen rings um
bauungsstruktur zur Blütezeit der Saline
Lichtinszenierung und zahlreichen Sitz-
die ehemalige „Königliche Saline“. Kaum
wieder sichtbar, und gleichzeitig entsteht
möglichkeiten. Info-Stelen ermöglichen
ein anderes Bauwerk in Halle ist so un-
ein Rahmen für eine großzügige Stauden-
einen ersten Einblick in die Geschichte,
mittelbar mit der Entstehung und Ge-
und Gräserpflanzung. Einen anderen his-
Funktion und Struktur der Saline.
schichte der Stadt verbunden, wie dieses
torischen Bezug ermöglicht die geplante
historische Gebäudeensemble. Ich denke,
Freitreppe zur Saale, die daran erinnert,
Beide Maßnahmen stärken die Präsenz
diese Einzigartigkeit verlangt, neben der
dass der Fluss früher ein wichtiger Trans-
des Museums im öffentlichen Raum und
Sicherung der Bausubstanz und einem
portweg war - auch wenn heute kein Salz
erhöhen die Anziehungskraft für Besucher
tragfähigen Nutzungskonzept, vor allem
mehr verladen wird und die Treppe nur
und Touristen. Sie tragen so maßgeblich
auch nach einem entsprechenden äuße-
als Anleger für Paddelboote geeignet ist.
dazu bei, dass angestrebte Projekte, wie
ren Rahmen. Das IBA-Projekt widmet sich
Ein Umbau der Erschließung erhält die
z. B. das Science Center, ein Umfeld vor-
deshalb vor allem der Neugestaltung der
historische Zufahrt und integriert sie in
finden, in dem sie sich auch entwickeln
Uferseite des Museums und der Schaffung
das zukünftige Fußwegenetz, sichert aber
können.
eines attraktiven Eingangsbereichs und
auch die notwendige Mindestandienung
Entrees zur Mansfelder Straße.
für das Museum wie Müllentsorgung und
Anlieferung.
Uferseite Salinemuseum
Mit der Längsfront des alten Siedehau-
Entree zum Museum
ses auf der einen und der Kaimauer zur
Dieser Ort fungiert als Visitenkarte des
Saale auf der anderen Seite hat dieses
Salineensembles, er soll Touristen und
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Baustart
Saline-Insel 39
Was ist ein Planfeststellungsverfahren?
Der Bau der neuen Saalebrücke aus
planungsrechtlicher Sicht
Detlef Kilz, Jurist im Tiefbauamt der Stadt Halle
Planungssicherheit für alle
Zusätzlich sind Gutachten zu erstellen
dar. Bei berechtigten Einwänden erhält
Große Bauvorhaben wie Straßen, Bahn-
und auszulegen, die die Verträglichkeit
der Bauherr zumeist Auflagen, um wei-
strecken, Kraftwerke berühren immer die
mit Anwohnern, Natur und Umwelt nach-
tere Interessen stärker als ursprünglich
Interessen von Nachbarn, Natur und Um-
weisen.
geplant zu berücksichtigen. Die öffentli-
welt in den betroffenen Gemeinden. Für
che Bekanntgabe des Planfeststellungs-
den gerechten Ausgleich der Interessen
Mitsprache der Anwohner
beschlusses beschließt das Verfahren und
von Bauherren und den sonstigen Betrof-
Die Betroffenen sind dann aufgefordert,
eröffnet gleichzeitig den Verwaltungs-
fenen hat sich der Staat allgemeingültige
Ihre Einwände und Bedenken zum Vor-
rechtsweg.
Regeln gegeben. Ein Planfeststellungs-
haben bei der Anhörungsbehörde geltend
verfahren fasst alle Regeln zusammen,
zu machen. Dazu wird eine Frist bekannt
schreibt die einzelnen Prozessschritte vor
gegeben. Das Anhörungsverfahren endet
und regelt die Umsetzung. Ziel eines Plan-
mit einem Erörterungstermin der Anhö-
feststellungsverfahrens ist die Rechts-
rungsbehörde zwischen dem Bauträger
sicherheit, dass alle Belange sonstiger
und den Einwendern. Dort soll eine Ver-
Interessennehmer angemessen berück-
ständigung zwischen den Beteiligten er-
sichtigt werden. Nur so erhält der Bauherr
reicht werden. Bekräftigen sich aber die
tatsächliche Planungssicherheit.
unterschiedlichen Auffassungen, werden
diese für das weitere Verfahren abschlie-
Beispiel Saalebrücke
ßend protokolliert.
Will die Stadt Halle eine Brücke als Verbindung zwischen der Franz-Schubert-
Ausgleichender Beschluss
Straße und dem Wegenetz der Saline-
Auf der Grundlage des Planungsstan-
Insel errichten, hat sie die Regeln der
des nach der Anhörung und unter Be-
Planfeststellung zu beachten. Sie sind im
rücksichtigung der Stellungnahmen und
Straßengesetz Sachsen-Anhalt festgelegt.
Einwände wird ein Planfeststellungsbe-
In
einem
zweistufigen
Verfahren
schluss gefertigt. Dazu wird das Vorhaben
stellt die städtische „Anhörungsbehörde“
auf seine Übereinstimmung mit allen zu
das Bauvorhaben den Betroffenen vor.
beachtenden öffentlich-rechtlichen Vor-
Die Stadt gibt das Bauprojekt öffentlich
schriften aus Bau-, Umwelt- und Na-
im Amtsblatt bekannt und legt die Pla-
turschutz, Lärmschutz, Wasserrecht u. a.
nungsunterlagen für Jedermann zur Ein-
abschließend geprüft. Zwischen den Be-
sichtnahme aus. Neben den technischen
langen des Bauherren mit den Belangen
Zeichnungen der Brücke selbst, müssen
der Einwänder wägt die Behörde dabei
auch die Erläuterung der Zielsetzung, der
sorgfältig ab.
Nachweis der Erforderlichkeit und Umgebungspläne öffentlich gemacht werden.
Im Ergebnis stellt der Planfeststellungsbeschluss
eine
Baugenehmigung
40 Baustart
Saline-Insel
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Saale-Radwanderweg
Stadthafen
Hallorenpark
Wohnen am
Sophienhafen
Salinebrücke
Solbad
Saline
temporäre
Nutzungen
(Kunst und
Kultur)
Gasometer
Hafenbahntrasse
Saale-Radwanderweg
Der Masterplan zeigt die Zukunftsvision für die Saline-Insel: Eine grüne Oase zwischen
Altstadt und Neustadt, Jungfernwiese (oben) und Pulverweiden (unten). Mit neuem Wohnen
am Sophienhafen, Museumsbereich und Solebad im Park, Kultur-Gasometer im Süden und
Freizeitnutzung im ehemaligen Warenhaus.
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Baustart
Saline-Insel 41
Neue Impulse und
Angebote für das
Salineensemble
Science Center Wettbewerb
Prof. Angela Mensing-de Jong, Jury- Vorsitzende
D
ie Saline-Insel wurde durch den Bau
der Internationalen Bauausstellung sollen
desländer Sachsen-Anhalt, Sachsen und
von Halle Neustadt zwar zur geogra-
nun Impulse gegeben werden, die Insel zu
Thüringen arbeiteten von Mai bis Oktober
fischen Mitte der Doppelstadt, doch
einem wirklichen Bindeglied der Doppel-
an Konzepten für ein Science Center in
gleichzeitig von Magistrale, Mansfelder
stadt auszubilden. Neben den Projekten
der Saline, das neben der Aufwertung des
Straße und dem heute leer stehenden
„Stadthafen“ und „Salinebrücke“ kommt
Bereiches auch die Ziele verfolgt, Kinder
Warenhaus so durchschnitten, dass man
dabei vor allem der Reaktivierung des Sa-
und junge Erwachsene für Naturwissen-
sie kaum mehr als zusammenhängenden
lineensembles eine wichtige Rolle zu.
schaften zu begeistern und einen Bezug
Raum wahrnehmen kann. Im Rahmen
Studenten und Absolventen der Bun-
Ingrid Häußler, bis 2007 Oberbürgermeisterin der Stadt Halle und Initiatorin des
Konzeptes für ein Science Center, im Gespräch mit Preisträgern und Besuchern der
Ausstellung „Wettbewerb Science Center“ (Dezember 2008 im Christian-Wolff-Haus).
zur Technikgeschichte und -zukunft der
42 Baustart
Saline-Insel
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Die Architektin Prof. Angela Mensing-de Jong (Dresden), Jury-Vorsitzende für
den Ideenwettbewerb Science-Center, erläutert die Entwürfe der Preisträger.
mitteldeutschen Region herzustellen.
mar, gelingt es, die einmaligen Orts- und
großvolumige Überformung der westlichen
Die Jury aus Fachleuten unterschied-
Architekturqualitäten des Salineensembles
Bestandsbereiche mit einer schwarzen
licher Disziplinen hatte die Aufgabe, si-
in die neue Nutzung als Science Center zu
Gebäudehülle wurde von der Jury zwar
gnifikante Ideen heraus zu filtern, den
überführen. Die historischen Bestandsge-
strittig diskutiert, doch hinsichtlich des
Ortsbezug zu Salineensemble und Saale
bäude werden erhalten, sensibel und de-
radikalen Ansatzes und der konsequenten
zu überprüfen und die Ausstellungskon-
tailreich weiterentwickelt und im Hof um
Durchführung mit dem 3. Preis gewürdigt.
zeption zu beurteilen – keine leichte Ar-
ein neues Gebäude ergänzt.
Auch wenn keine Arbeit die Bewer-
beit angesichts der Tatsache, dass sich die
Der zweite Preis von Tobias Jordan und
tungskriterien gleichermaßen umfassend
neun eingereichten Arbeiten aufgrund der
Carolin Schönfeld (Hochschule für Technik
erfüllt, so besitzen die Beiträge ange-
offenen Ausschreibung als Ideenwettbe-
und Wirtschaft Dresden) überzeugt durch
sichts der komplexen Aufgabenstellung
werb in Umfang und Maß der Durcharbei-
ein klares bauliches Konzept, das die his-
dennoch eine hohe Qualität und geben
tung deutlich unterscheiden.
torischen Bestandsgebäude mittels einer
wichtige Impulse für die nächsten Schritte
neuen Erschließungsschicht zu einem
auf dem Wege zur Realisierung. Es bleibt
Ausstellungskomplex zusammenzieht.
zu hoffen, dass es gelingt, mit den vor-
Den Verfassern des mit dem ersten Preis
ausgezeichneten
Wettbewerbsbeitrages,
Stefan Kluth und Dirk Schuhmann, beides
Die von Patrick Bedarf, Architekturstu-
Absolventen der Bauhaus-Universität Wei-
dent an der HTWK Leipzig, vorgeschlagene
liegenden Entwürfen Sponsoren für das
Vorhaben zu finden.
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Baustart
Saline-Insel 43
Fußgänger- und Fahrradbrücke
über die Saale von der Franz-SchubertStraße zum Ostufer der Saline-Insel
Vorgaben des Wasser- und Schifffahrtsamtes Magdeburg:
Stadthafen
pfeilerlose Überbrückung der Saale
Am Nord-West-Ende der Saline-Insel an
Unterkante der Brücke mindestens 4,4m
der Elisabeth-Saale
über dem hundertjährigen Hochwasser
Obere Ebene:
Zur Konstruktion
Inselniveau, Anfahrt PKW
Stahlbrücke mit Hänge-Schrägseilkons-
asphaltierte Platzfläche zur Erschließung
truktion
Parkplatz mit 12 Stellplätzen
Gesamtlänge: ca. 80m
Service-Station, Holzbauwerk
Pylonabstände: 40m
Quartier des Hafenmeisters und Informati-
Gehwegplatte aus Stahlbeton mit As-
onsstelle.
phaltbelag
Verschließbare Bootsregale für Kanus, Sani-
Breite zwischen den Geländern: 3m
täreinrichtungen, Fahrradausleihe.
Doppelrampe parallel zur Brücke, mit
Schutz- und Aufenthaltshütte, Holzbauwerk
rutschsicheren Gitterrosten belegt
Überdachter Unterstand mit Tisch und
Rampenlänge: 59m,
Sitzbänken und direkten Zugang zum tiefer
liegenden Ufersteg. Künstlerisch gestaltetes
Kosten (ohne Bückenanbindung)
Landzeichen in Sichtachse der Hafenstraße.
ca. 1.7 Mio €
Sitzmauer aus Sichtbeton als Abschluss zur
Saale hin mit hinunter führenden Holz-
Baustart
treppen.
Sommer 2010
Planfeststellungsverfahren für die Brücke
Siehe Text Kilz
Mittlere Ebene:
Halbe Böschungshöhe
Breiter Ufersteg als attraktiver Aufenthaltsbereich direkt am
Wasser.
In Absprache mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt wird das
Ufer der Elisabethsaale so weit ausgebaggert, dass vor dem
Steg eine ausreichende Wassertiefe für die neu entstehenden Liegeplätze entsteht.
Eine Bootstreppe an der Südseite der Steganlage dient als
Zugang für Kanus oder Kajaks.
Untere Ebene
Saaleniveau, Anfahrt Boote
Sechs Aluminiumschwimmkörper mit Holzbeplankung Schiffsanleger in der
Elisabethsaale, Saisonbetrieb von Mai bis Oktober. Schwimmende Elemente
werden im Winter und ggf. bei Hochwasser evakuiert.
Zwei bewegliche Zugangsbrücken zum Ufersteg mit verschließbaren Toren.
Kosten
ca. 748.000€
Bauende
September 2009
44 Baustart
Quartier Tulpenbrunnen
?g[`kljYv]
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
?g[``mk]j
Lfl]jÜEY[`ZYjf
>dYm[`Y
Quartier
Tulpenbrunnen
JYdaf]
JcYl]hYjc
@98Ü?Ydd]Ü Ü Ü Ü Ü Ü>jYxcÜ Ü Ü Ü Ü ÚÜLfn]jrY_l‘ÜMakm]dd]ÜBgeemfacYlagfÜ Ü Ü Ü Ü ƒ‘ÜJ]hl]eZ]j܇‡…Ü Ü Ü Ü Ü J]al]Ü€Ü Ü Ü Ü Ü
>Yd]ja]ÜaeÜ>j1f]f
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Baustart
Quartier Tulpenbrunnen 45
Vom Wohnkomplex zum
Wohnquartier
Die IBA-Projekte im Wohnquartier rund um den
Tulpenbrunnen in Halle-Neustadt stehen unter
dem Motto „Die Stärken stärken!“.
Viele Neustädter bezeichnen das Gebiet nach wie
vor als WK III – Heimat für etwa 7.000 Menschen.
D
as Quartier erstreckt sich von der
tiven Ebene. Schließlich wirken die Maß-
2007. Es war zu spüren, dass der Tulpen-
Magistrale bis nach Heide-Süd. Im
nahmen nur, wenn sie von den Bewoh-
brunnen tatsächlich für viele Bewohner
Vergleich mit anderen Standorten
nern auch tatsächlich akzeptiert werden.
das Zentrum ist. Man war sich bald in den
ist die Bevölkerungsentwicklung relativ
Deshalb suchten Planer und Eigentümer
wichtigsten Punkten einig: die Sanierung
stabil. Der Tulpenbrunnen und der Skulp-
nach Gelegenheiten, Nachbarschaft und
der Brunnenanlage sollte Anstoß sein,
turenpfad „Grüne Galerie“ waren und
zukünftige Mieter in den Planungsprozess
den ganzen Platz übersichtlicher und
sind zwar bekannte und identifikations-
einzubinden.
„städtischer“ zu gestalten; Spielbereiche
stärkende Landmarken, aber inzwischen
Beim Umbau des Fünfgeschossers
für Kinder, Laufzonen vor den Geschäf-
erneuerungsbedürftig. „Stärken stärken!“
konnte der Bauherr, die Gesellschaft für
ten und ein ruhiger Bereich am Brunnen
bedeutet deshalb, Vorhandenes aufzu-
Wohn- und Gewerbeimmobilien Halle-
sollten getrennt werden, die anliegenden
greifen und aufzuwerten, den Stadtraum
Neustadt (GWG), auf ihre langjährigen
Läden neue barrierefreie Zugänge und
aber nicht gänzlich neu zu erfinden.
Erfahrungen als größter Wohnungsver-
Freisitze erhalten.
Zwei beispielhafte Teilprojekte setzen
mieter von Neustadt aufbauen. Das Pro-
Erfolgsentscheidend war die Idee der
die Strategie vor Ort um. Die Neugestal-
jekt reiht sich ein in verschiedene erfolg-
engagierten Planer, das Motiv der Tulpe
tung des Brunnens und der umgebenden
reiche Versuche, die Mietwohnungen in
zum Gegenstand einer ganz besonderen
Freiflächen, einschließlich der „Grünen
Neustadt zu individualisieren. Das Prin-
Bürgerbeteiligung zu machen. Unter fach-
Galerie“ und ein Teilrückbau eines Fünf-
zip „weg von der Norm, hin zur Vielfalt“
kundiger Leitung haben im Sommer 2008
geschossers am Grünzug. Beide Projekte
führt zu einem Angebot, das auch an
Schüler und Quartiersbewohner individu-
verkörpern sehr typische Bausteine des
junge Familien gerichtet ist. Am Olean-
elle Tulpenmuster als Tonformen gestaltet,
Quartiers: Hier der traditionsreiche, künst-
derweg wird zum ersten Mal in Neustadt
die abgegossen wurden und jetzt Teil der
lerisch gestaltete Platz im Zentrum des
die Umgestaltung im Inneren mit dem
Brunnenanlage und Sitzlandschaft sind.
Quartiers, Treffpunkt für viele Bewohner.
äußeren Umbau des Hauses verbunden.
Die Bewohner finden sich im wahrsten
Dort die in Neustadt am häufigsten anzu-
Schon in der Planungsphase bestätigten
Sinne in ihrem Brunnen wieder: ein prak-
treffende Gebäudeform in Plattenbauwei-
die vielen Mieterbewerbungen den Er-
tisches Beispiel für Identität.
se, deren starre Wohnungstypen für viele
folg der Maßnahme. Was natürlich auch
Das in 40 Jahren heran gewachsene
Mieter nicht mehr zeitgemäß sind.
damit zusammenhängt, dass die Mie-
dichte Busch- und Strauchwerk stand
ten dank der Fördermittel erschwinglich
den Gestaltungswünschen teilweise im
bleiben.
Wege und sorgte damit für Kontroversen,
Insofern haben beide Projektbausteine im Wohnquartier auch einen Modellcharakter, der über den Wohnstandort
Auch beim Platz am Tulpenbrunnen
da es vielen Vögeln als Nistplatz diente.
hinausweist, was ja alle IBA Stadtumbau
arbeiten die Planer zunächst mit Vor-
Man darf annehmen, dass das neu ge-
2010 Projekte kennzeichnet. Langfristige
schlägen und luden Quartiersbewohner
pflanzte Grün die Kritiker bald gütlich
Beteiligungsmaßnahmen ergänzen den
dazu ein, eigene Gestaltungswünsche
stimmen wird, da die Gesamtgestaltung
planerischen Ansatz auf der kommunika-
anzubieten. Die Beteiligung begann Ende
ganz offensichtlich überzeugt. Das wur-
46 Baustart
Quartier Tulpenbrunnen
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Tulpenbrunnen
Spielplatz
Oleanderweg
Grüne Galerie
de bei der gut besuchten Einweihung des
Wohnkomplex III in Neustadt mit dem Planungsgebiet für die IBA-Projekte.
ersten Bauabschnittes im Dezember 2008
Blick Richtung Heide-Süd.
deutlich.
Im Sommer 2009 wird das Gesamtprojekt mit einem großen Kletterspielplatz abgeschlossen. Bis dahin ist auch
die in der Öffentlichkeit als sehr wichtig
empfundene Verschönerung der „Grünen Galerie“ beendet, sie erhält weitere
Kunstwerke und eine neue Beleuchtung.
Das alles sind Qualitäten, die dazu beitragen werden, das Wohngebiet am Tulpenbrunnen für die Zukunft fit zu machen:
trotz sinkender Einwohnerzahlen in der
Gesamtstadt und in Neustadt.
Bürger informieren sich im Soziokulturellen Zentrum Pusteblume über die Pläne zur
Neugestaltung der Platzanlage am Tulpenbrunnen (Frühjahr 2008).
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Baustart
Quartier Tulpenbrunnen 47
Noch
m
Kunst ehr
we
wären rke
toll.
Anton Schwarzenberger, Büro Schwarzenberger Weißenborn, Garten –und Landschaftsarchitekten, Halle
Bewohner gestalten
mit
Planer trafen eine Auswahl und gestalteten
Schöne Erinnerungen an die Aktionen
ein Muster, das wie eine Tapete auf Beton-
im Jahr 2008 bleiben auf jeden Fall. Das
teilen eingesetzt werden kann. So erhält
Experiment, den Gestaltungsprozess den
der Tulpenbrunnen die vom damaligen
Bewohnern teilweise selbst in die Hand
Sowohl die Neugestaltung des Quartiers-
Künstler vorgesehene, inzwischen aber
zu geben und sie an dem Veränderungs-
zentrums Am Tulpenbrunnen mit der
nicht mehr vorhandene Blumenwiese in
prozess des Stadtraumes, den nicht jeder
Sanierung der namensgebenden Brun-
neuer Form zurück. Die stark sanierungs-
sofort als unbedingt positiv empfindet,
nenanlage und der Neuanlage einer Kin-
bedürftige Brunnenanlage kann somit
teilnehmen zu lassen, scheint durchaus
derspielskulptur wie auch die Sanierung
als identitätsstiftendes Freiraumelement
geglückt.
der Galerie im Grünen und der exemp-
erhalten bleiben und wird materiell wie
larische Umbau eines Plattenbaublocks
ideell neu „aufgeladen“.
zu differenzierten Wohneinheiten mit
Auch im Belag der Platzanlage sollten
Terrassen und privaten Gartenbereichen
Anwohner aus dem Quartier ihre Spu-
sollen neue Qualitäten und eine bessere
ren hinterlassen. In einer zweiten Be-
Identifikation mit dem Gebiet bringen.
teiligungsaktion wurden zusammen mit
Aneignung und Mitgestaltungsmög-
der Keramikkünstlerin Marie-Luise Meyer
lichkeiten von Bürgern waren somit wich-
über 150 Keramikfliesen verschiedenster
tige Zielsetzungen auf dem Weg von der
Motive hergestellt, von denen 60 Stück
Idee zum fertigen Bau der Platzanlage. Die
den Bodenbelag verschönern. Ideen und
Zusammenarbeit mit der Von-Humboldt-
Zeichnungen zum festen Bestandteil der
Gesamtschule erwies sich dabei als beson-
eigenen Stadt werden zu lassen, waren
ders fruchtbar. Schüler von zwei 9. Klassen
das tragende Motiv für diese Aktion. So
fertigten im Kunstunterricht Tulpenzeich-
ist zu hoffen, dass die nachbarschaftli-
nungen, deren Umrisse direkt in die Platz-
che Anteilnahme am Gestaltungsprozess
gestaltung integriert werden sollten. Die
die erwünschte Wirkung erzielen kann.
48 Baustart
Quartier Tulpenbrunnen
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Plattenverschiebungen
Transformation des Plattenbaus
im Oleanderweg
Stefan Forster, Architekt (Frankfurt)
Das Büro STEFAN FORSTER ARCHITEKTEN beschäftigt sich seit nunmehr schon über 10
Jahren mit der Transformation von Plattenbauten. Durchgängig bei allen Projekten ist hierbei der konzeptionelle Ansatz.
Ziel der Transformation ist immer, durch
den Umbau annähernd Neubauqualitäten
zu schaffen. Nur so ist eine längerfristige
Vermietbarkeit des Objektes sicherzustellen. Dies bedeutet zunächst einen stärkeren Eingriff in die Substanz des Gebäudes
– längerfristig zahlt sich jedoch dieser erhöhte Aufwand immer aus.
Der Plattenbau verfügt über eine sehr
robuste Grundstruktur, die hohe Flexibilität ermöglicht.
Wie alle Plattenbauten, so leidet auch
der hier vorgefundene „Typ P2“ an der
Wohnungen). Schon die Architekten von
Umbau eines 5-Geschossers an der
mangelnden Differenzierung des Wohn-
Halle-Neustadt hatten sich eine größere
Grünen Galerie zum familienfreundlichen
umfeldes. Der Übergang vom öffentli-
Differenzierung des Wohnungsangebotes
Wohnhaus mit Mietergärten. Nordansicht
chen zum privaten Raum erfolgt über-
gewünscht. Aus ökonomischen und wohl
(Büro Stefan Forster, Frankfurt/M., 2007).
gangslos. Diesem Misstand wird durch
auch ideologischen Gründen war damals
die Einführung eines privaten Sockels
darauf verzichtet worden. Wir sehen uns
auf Erdgeschossniveau Abhilfe geschaf-
mit dem Projekt auch etwas in der Tradi-
fen. Hierdurch erhalten alle Wohnungen
tion der Kollegen von vor 40 Jahren.
im Erdgeschoss, zu beiden Seiten, einen
Alle Wohnungen verfügen über be-
Garten. Der Sockel bietet die Möglichkeit
lichtete Bäder und Küchen. Dem Bedarf
die Eingangssituation völlig neu zu kon-
nach
zipieren. Man gelangt nun über ein groß-
durch die neu geschaffenen Balkone und
zügiges Foyer barrierefrei zum Aufzug. Die
Dachterrassen Rechnung getragen. Um
Transformation schafft ein differenziertes
die Belastung durch die Aufzugskosten für
Wohnungsangebot
Wohnungsgrö-
die einzelne Wohnung geringer zu halten,
ßen zwischen 38 und 128 qm und wird
wird der bestehende 2-Spänner (d.h. 2
dadurch dem Wunsch nach stärkerer In-
Wohnungen an einem Treppenhaus) zu
dividualisierung gerecht. Insgesamt wer-
einem 3-Spänner transformiert.
mit
den 18 verschiedene Wohnungstypen
angeboten (bei einer Gesamtzahl von 81
größeren
Außenbereichen
wird
Das Endprodukt kann sich mit jedem
Neubau messen.
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Baustart
Quartier Tulpenbrunnen 49
Starres Raumkonzept
weicht individuellen
Wohnungen
Jana Kozyk, Geschäftsführerin der GWG
Gesellschaft für Wohn- und Gewerbeimmobilien Halle-Neustadt mbH
Im Rahmen des Stadtumbaus geht es
baukörper mit einer individuellen, das
dieses Vorhaben und die Zahl von 280
für die kommunale Wohnungsgesell-
Quartier prägenden Fassade.
Mietinteressenten zum jetzigen Zeitpunkt
schaft GWG, die über etwa 35 Prozent
Der Bau von zielgruppenspezifischen
zeigen aus unserer Sicht, dass Großsied-
des Wohnungsbestandes im Stadtteil
Grundriss- und Ausstattungs-Varianten
lungen wie Halle-Neustadt durchaus mit
Neustadt verfügt, sowohl um den wei-
entspricht dem demografischen Trend
dem Altstadt-Bereich konkurrieren kön-
teren Abbau des Angebotsüberhangs als
und folgt der Idee des Mehr-Generatio-
nen, wenn zielgruppengerechte Woh-
auch um die qualitative Aufwertung des
nen-Wohnens. Durch hausübergreifende
nungsangebote mit gelungenen Wohn-
zukunftsfähigen Kernbestandes - und
Zuschnittsänderung der bisherigen 125
umfeld-Lösungen verbunden werden.
um die Frage, ob durch attraktive Woh-
Wohnungen werden 81 neue Wohnun-
nungsangebote der Wegzug aus Halle-
gen mit 18 unterschiedlichen Grundrissen
Neustadt verhindert, ja sogar ein Zuzug
geschaffen. Sie durchbrechen das starre
bewirkt werden kann.
Raumkonzept, das bisher für industri-
Unsere Gesellschaft will mit dem Mo-
ell gefertigte Baukörper vorherrschend
dellvorhaben Oleanderweg 21–45 auf
ist. Dazu gehören auch zehn „Einfamili-
diese im Rahmen der IBA Stadtumbau
enhäuser“: großzügige, in das Gebäude
2010 zur Diskussion stehende Problem-
integrierte Maisonette-Wohnungen, die
stellung Antworten finden helfen. Durch
von der Straße aus über separate Eingän-
den Teilrückbau des 1971 erbauten Ge-
ge und Mieter-Gärten verfügen.
bäudes entsteht ein gestaffelter Solitär-
Das schon jetzt große Interesse für
Das Wohngebäude am Oleanderweg 2145 zum Zeitpunkt der Rückbaumaßnahme im Spätsommer 2008.
50 Baustart
Quartier Tulpenbrunnen
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Tulp
e
gesu nideen
cht …
Marie-Luise Meyer, Keramikkünstlerin
Mit Tulpen Tradition
neu begründen
Das Modell für den neuen Platz am Tulpenbrunnen, wo am 07.Juni 2008 unter Leitung
Nach anfänglicher Skepsis einiger Teilneh-
der Keramikkünstlerin Marie-Luise Meyer das Fliesenbasteln mit Bewohnern des Quar-
mer zum Projekt und zum Material entwi-
tiers stattfand. Vorn im Bild der Standort für den neuen Spielplatz, hinten der Übergang
ckelte sich mit der Zeit Interesse. Es ent-
zur Grünen Galerie und zum Oleanderweg.
stand eine intensive Auseinandersetzung
mit dem Tulpen-Thema, mit dem Brunnen und dem Platz, die sich in enormem
Ideenreichtum und Produktivität zeigten.
Am Ende waren weit mehr Fliesen hergestellt als wir ursprünglich geplant hatten.
Alle nicht im Belag verwendeten Fliesen
werden an die Kooperative Gesamtschule Wilhelm-von-Humboldt gegeben. Sie
werden im neugebauten Schulgebäude
platziert. Dort können sie ebenfalls Identifikation schaffen und Tradition ganz neu
begründen.
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Baustart
Quartier Tulpenbrunnen 51
Modellhafter Umbau eines Wohnhauses am Oleanderweg 21-45
Durch Um- und Teilrückbaus des Wohn-
Der Stadtplatz
Am Tulpenbrunnen
hauses entsteht ein gestufter Baukörper
mit einer individuellen Fassade. Einzelne
Plattenelemente des fünfgeschossigen Baus
werden herausgelöst. Es entstehen neue
Grundrisse, Balkone und Terrassen.
Baustart
Die geplanten 2- bis 4-Raumwohnun-
Juli 2008
gen mit 36 bis 95 qm Wohnfläche, durchFertigstellung
brechen mit den Grundrissen das starre
1. Bauabschnitt
Raumkonzept des Plattenbaus.
(Brunnenbereich)
November 2008
Alle Wohnungen erhalten Balkone. Die
Erdgeschoss-Wohnungen werden über separate Terrassen und Mieter-Gärten er-
Kosten
schlossen, so genannte Townhäuser. Bei
ca. 673.000€
den Townhäusern handelt es sich um in das
Gebäude integrierte „Einfamilienhäuser“,
Bauende 2.BA
großzügige
09/2009
Erdgeschoss und ersten Obergeschoss. die
Maisonette-Wohnungen
im
von der Straße aus über einen separaten
Maßnahmen
1. Bauabschnitt am Tulpenbrunnen:
p Sanierung der Brunnenanlage mit Tulpenmotiven
p Generationsübergreifende Bürgerbeiteiligung
p Barrierefreie Neudefinition des Platzes
mit Bewegungs- und Ruhebereichen
p Absenkung der Platzfläche am Brunnen
auf das Niveau des Brunnenbeckens
p Umfassende Sanierung von Grünflächen
und Wegen
p Einheitliche Gestaltung der Geschäftseingänge
p Helles Betonsteinpflaster und Pflanzflächen vor den Mauern.
p Neuer Freisitz, Betrieb evtl. durch anliegendes Fitnesscenter.
Eingang verfügen.
Wohnungen im Dachgeschoss erhalten
großzügige Dachterrassen. Die Gestaltung
schafft Bezüge zwischen privatem Wohnraum und öffentlichen Bereichen.
Die Zuschnittsänderungen vergrößern
auch die durchschnittliche Wohnungsgröße: aus 125 Wohnungen werden 81. Die
Anpassungen schaffen hausübergreifenden
Wohnraum, die ursprüngliche Zuordnung
der Hauseingänge wird aufgehoben.
Das Gebäude wird mit Aufzügen ausgestattet, über die alle Wohnungen (außer die
Maisonette-Wohnungen) erreichbar sind.
52 Baustart
Zentrum Neustadt
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
€‘ÜGaclg_jYee]
Zentrum
Neustadt
?g[`kljYv]
?g[``mk]j
Lfl]jÜEY[`ZYjf
JYdaf]
JcYl]hYjc
>Yd]ja]ÜaeÜ>j1f]f
@98Ü?Ydd]Ü Ü Ü Ü Ü Ü>jYxcÜ Ü Ü Ü Ü ÚÜLfn]jrY_l‘ÜMakm]dd]ÜBgeemfacYlagfÜ Ü Ü Ü Ü ƒ‘ÜJ]hl]eZ]j܇‡…Ü Ü Ü Ü Ü J]al]Ü€Ü Ü Ü Ü Ü
>dYm[`Y
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Baustart
Zentrum Neustadt 53
Revitalisierung des Zentrums
Plötzlich war die überraschendste Idee
der IBA Stadtumbau 2010 geboren:
ein Skatepark im Zentrum von Halle Neustadt!
D
as war im Jahr 2007. Bevor die
ist nicht nur eine ganz besondere Art der
mussten (dafür werden viele neue ge-
1.200 qm große Bodenskulptur
Freiraumgestaltung, sondern führt den
pflanzt), beschäftigte Bürger und Gut-
konkret wurde, gab es mehr Fra-
beschriebenen Prozess fort: der beteiligte
achter die befürchtete Lärmausbreitung.
gen als Antworten zum richtigen Umgang
Skateverein congrav e.V. war schon beim
Mehrfach drohte das Projekt daran zu
mit dem IBA-Thema „Revitalisierung des
Hotel-Neustadt und der Internationalen
scheitern. Auch hier trug die Mitwirkung
Zentrums“.
Sommerschule sportlich aktiv.
der Skater Früchte. Ihre präzise Beschrei-
2003 setzte das Kinder- und Jugend-
Die Umsetzung der Idee wurde geprägt
bung der Bewegungsabläufe erleichterte
theater Thalia eine der Hochhausscheiben
durch enge Zusammenarbeit zwischen
die technische Schallschutzoptimierung.
mit dem internationalen Theaterfestival
den Planern und einer engagierten, gut
So wuchs der Zuspruch zum Projekt von
„Hotel Neustadt“ wirkungsvoll in Sze-
organisierten Skaterszene. So konnte es
Tag zu Tag, auch bei den Händlern der
ne und erreichte damit überregionale
unter herrschendem Zeitdruck realisiert
Zentrumspassage und im Stadtrat von
Aufmerksamkeit. Die besondere städ-
werden. So erhielt es aber auch seine
Halle: die Ratsmitglieder haben den Bau
tebauliche Situation des Zentrums, die
besondere IBA-Qualität. Hinzu kam ein
der Anlage einstimmig beschlossen.
Hochhäuser, der Tunnelbahnhof und die
kooperatives Bau- und Planungsmanage-
Passage, spielte dabei eine große Rolle. So
ment. Schnell erkannten die jungen Men-
Fertigstellung
engagierte sich auch die IBA Stadtumbau
schen und zukünftigen Nutzer die Chance,
bleiben. Dann werden die Mitglieder von
2010 vor Ort, unter Anderem mit der „In-
eine in Mitteldeutschland einmalige An-
congrav e.V. mithelfen, die Anlage „best-
ternationalen Sommerschule 2005“ im S-
lage zu entwickeln, die sie von Anfang an
möglich zu nutzen, einen breiten Nutzer-
Bahnhofs Neustadt. Dies mündete in den
mitgestalten konnten. Sie brachten sich in
kreis anzusprechen und ein verträgliches
aussichtsvollen Versuch, ein „Zentrum für
mehreren Workshops ein und halfen mit,
Miteinander zwischen den Rollsportlern
zeitgenössische Kultur“ dort einzurichten.
von der Konzeption bis hin zu Gestaltung
und den sonstigen Nutzern zu gewähr-
Lange Zeit galt das „ZfzK“ als Vorzeigepro-
wichtiger Ausführungsdetails. Der Skate-
leisten.“ So steht es in der Kooperations-
jekt der IBA in Halle.
park wuchs auf diese Weise zum größten
vereinbarung, die zwischen der Stadt und
Bauprojekt der IBA in Halle heran.
dem Skaterverein abgeschlossen wurde.
Als im Jahr 2007 die kulturelle Re-
Der Skatepark wird auch nach seiner
ein
Kooperationsprojekt
vitalisierung des S-Bahnhofs fehlschlug,
Spannend war der Weg zum Baustart
Idee und Umsetzung dieses außerge-
brachte ein Verwaltungsvorhaben neue
im Sommer 2008. Viele Neustädter ak-
wöhnlichen IBA-Projektes ziehen Kreise.
Hoffnung. Das Land Sachsen-Anhalt woll-
zeptierten zwar die Idee der Sportanlage,
Im November 2008 erhielt der Skatepark
te die dritte Hochhausscheibe, (Schei-
nicht aber den geplanten Standort zwi-
in Neustadt die Auszeichnung „Ort der
be C), sanieren und mit Finanzbehörden
schen InterCityHotel und Hallorenstraße:
Ideen“ für 2009 im Rahmen eines bun-
einziehen. Allerdings ist die Finanzierung
„warum die Unruhe?“ „… ausgerechnet
desweiten Wettbewerbs. Wenn am 25.
noch zu sichern. Aufgrund der Fristen
im Zentrum, wieso nicht außerhalb?“
Juli 2009 der Skatepark eingeweiht wird,
zum Abruf der bewilligten Fördermittel
„Was ist mit Sicherheit und Ordnung?“
wird der Preis übergeben. Wichtigstes
Ende 2008 konzentrierte sich die Diskus-
Aber gerade dies sind die Anliegen die-
Auswahlkriterium: Die Idee muss „zu-
sion zunächst auf die Gestaltung der ver-
ses Projektes: Menschen und somit Leben
kunftsorientiert und einzigartig“ sein.
nachlässigten Freiräume rund ums Zent-
ins Zentrum zu bringen, auch nach Ge-
rum. Und hieraus entwickelte sich rasch
schäftsschluss. Noch mehr als die Bäume,
das spektakuläre Skatepark-Projekt. Es
die für die große Anlage geopfert werden
54 Baustart
Zentrum Neustadt
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Sanierung Scheibe C
Eingang Magistrale
Skate-Park
Zentrum Neustadt an der Magistrale mit den Standorten für das IBA-Projekt Skatepark
und die ergänzenden Projekte „Eingangsgestaltung“ an der Magistrale sowie Sanierung des Hochhauses „Scheibe C“. Blick von Osten über die fünf Hochhausscheiben
nach Nietleben.
Workshop mit Aktiven der Skaterszene und dem Experten Erwin Rechsteiner
(Geschäftsführer Bowl ConstructionAG, Neuwillen, Schweiz), März 2008 im Multimediazentrum MMZ, Halle.
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Baustart
Ein Platz im
Wohnzimmer für
die Jugendlichen
Uwe Weiske, Sozialplaner der Stadt Halle
D
as Projekt Skatepark Halle-Neustadt
bundesweiten Trend stemmt, Kinder und
ist aus meiner Sicht eine besonders
Jugendliche, die von einigen Bürgern
gelungene Symbiose aus jugendpo-
als störend empfunden werden, an den
litischer Zielsetzung und städtebaulicher
Stadtrand (und somit aus dem öffent-
Aufwertung des Zentrums von Halle-
lichen Raum) zu verdrängen. Auf diese
Neustadt. Die von Anfang an organisierte
Weise kann man zwar möglicherweise
Beteiligung der Jugendlichen an der Pro-
auftretenden Konflikten von vornherein
jektentwicklung sichert die nachhaltige
aus dem Weg gehen, gleichzeitig wer-
Nutzung der Anlage und ist meines Er-
den aber die jungen Menschen in ei-
achtens die beste Prävention gegen Van-
ner älter werdenden Gesellschaft weiter
dalismus. Mit der Planungsbeteiligung
marginalisiert. Dem knapper werdenden
nach dem Prinzip „von Jugendlichen für
Gut Kinder und Jugendliche in einer al-
Jugendliche“ wird das Fundament einer
ternden Stadtgesellschaft einen Platz im
selbstorganisierten sozialen Kontrolle für
„Wohnzimmer“ zu reservieren, ist eine
die spätere Nutzung gelegt.
angemessene Wertschätzung für die oft
Für die Jugendarbeit dieses Stadtteils
kritisierten und gescholtenen Jugendli-
ist vor allem die Integrationskraft des
chen und eine innovative Investition in
Skateparks von besonderer Bedeutung.
die Zukunft.
Zum einen werden unterschiedliche Jugendgruppen (z.B. Skater, Rollerblader
und Biker) aus verschiedenen kulturellen
Milieus miteinander ihre Freizeit verbringen. Zum andern wird der Skatepark zum
Anziehungspunkt für Jugendliche aus
anderen Stadtteilen und darüber hinaus
sogar aus anderen Regionen, die sonst
keinen Anlass haben, Halle-Neustadt zu
besuchen.
Für die Stadt Halle wird die Jugendarbeit um eine neue Facette bereichert,
indem ein Verein gemeinsam mit unterschiedlichen Jugendgruppen selbstorganisiert Wettbewerbe und Veranstaltungen
plant und gestaltet.
Besonders schätze ich an dem IBAProjekt, dass es sich damit gegen den
Zentrum Neustadt 55
56 Baustart
Zentrum Neustadt
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
I>
Skate
board
Wolfgang Aldag, Landschaftsarchitekt, Studio51, Halle
Der Skatepark: ein
belebendes Projekt
Der Skatepark ist
jetzt schon
Kult.
Christian Andrae, Vorstand congrav e.V., Halle (Text rechte Seite)
machen“ – so hörte man es nach der
Die „Szene“ hat einen Verein gegrün-
ersten Präsentation. Für mich war diese
det, der mit der Stadt Halle zusammen
Aussage aber auch ein Ansporn, konse-
die Verantwortung über den Park über-
Mit dem Projekt Skatepark gehen alle
quent den eingeschlagenen Weg weiter-
nehmen wird, Veranstaltungen organi-
Beteiligten,
Planer,
zugehen. Nicht aus Trotz, sondern aus
siert und durchführt und in gleichem
Anwohner und Nutzer neue Wege. Die
der tiefen Überzeugung heraus, dass der
Maße auch für Ordnung und Sauberkeit
größte Herausforderung dabei war und
Skatepark in Halle-Neustadt ein erfolg-
sorgen wird. Selten habe ich eine Gruppe
ist es, alle gleichermaßen an dem Pla-
reiches Projekt auf vielen verschiedenen
von Jugendlichen und jungen Erwachse-
nungsprozess teilhaben zu lassen und
Ebenen wird.
nen so engagiert erlebt.
Stadtverwaltung,
mit Argumenten davon zu überzeugen,
Nach einem guten halben Jahr Pla-
Zu all diesen positiven Entwicklungen
dass der Skatepark in Halle-Neustadt das
nung, Veranstaltungen, Presseberichten
passt, dass der Skatepark Halle-Neustadt
richtige Projekt am richtigen Ort ist. Na-
und Diskussionen erfreut es mich umso
für das Jahr 2009 zu einem von deutsch-
türlich wurde es zunächst mit viel Skep-
mehr, dass sich die Stimmung gewandelt
landweit 365 Orten im Lande der Ideen
sis beäugt. Selbst innerhalb der „Szene“,
hat und bereits jetzt schon positive Im-
ausgewählt wurde und am 25.09.2009,
waren zunächst nicht alle von dem ge-
pulse zu spüren sind, die vom Skatepark
pünktlich zur Eröffnung der Öffentlichkeit
wählten Standort überzeugt. Um so er-
ausgehen. Viele der Anwohner haben sich
präsentiert wird.
freulicher ist die positive Entwicklung,
mit der Gestaltung angefreundet und ste-
Ich sehe schon jetzt das Projekt für
welche das Projekt seit dem Beginn der
hen dem Projekt sehr aufgeschlossen ge-
die Stadt Halle und insbesondere für
Planungen durchlebt hat.
genüber. Im Frühjahr 2009 wird im Erd-
den Stadtteil Neustadt als einen Gewinn
Die Idee, das Stadtzentrum von Halle-
geschoss der Scheibe E ein Imbiss eröffnen
an. Es deutet alles darauf hin, dass der
Neustadt mit einem Skatepark neu zu be-
und am Frischemarkt gibt es Bestrebun-
eingeschlagene Weg der Richtige ist: das
leben, hatte es am Anfang nicht leicht.
gen, den unansehnlichen Anbau an der
Ergebnis von Überzeugung, Mut und viel
„Als wir von dem Ding gehört haben,
Verkaufshalle abzureißen und durch den
Arbeit hinter den Kulissen.
haben wir gleich beschlossen, es tot zu
Neubau eines Eiscafé zu ersetzen.
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Ein gutes Kooperationsprojekt: der neue
Skatepark in Neustadt
Baustart
Zentrum Neustadt 57
richtige Ansatz, denn eine Anlage, mit der
deten wir den Verein „congrav“, welcher
sich die Jugendlichen identifizieren, ist
mit der Vermarktung, der Bespielung,
der erste Schritt zum Erfolg des Projekts.
aber auch mit den Problemen rund um
Entstanden ist ein Skatepark, welcher
Ordnung und Sauberkeit betraut wurde.
gleichermaßen für BMXer und Skateboar-
Diese Aufgabe nehmen die Mitglieder so
Es gibt Beispiele dafür, Skateparkprojekts
der, für Anfänger und Fortgeschrittene
ernst, dass es reichhaltige Bemühungen
in Zusammenarbeit mit den späteren
geeignet ist und durch große Abwechs-
um den Aufbau eines Netzwerkes in Halle
Nutzern durchzuführen. Aber beim Ska-
lung und eine gewisse Zeitlosigkeit über-
und ganz Mitteldeutschland gibt. Neben
tepark im Zentrum von Neustadt geben
zeugen wird.
zahlreichen Sportevents, wird es ab Som-
die Stadt Halle und die IBA Stadtumbau
Neben der Planung der Anlage war
2010 der Jugend und deren Erfahrun-
den Jugendlichen von Beginn an das Ver-
und
gen wirklich eine echte Chance, das der
ständnis wichtig, welches dem Projekt
Projekte, wie niedrigschwellige Kurse und
Szene entgegengebrachte Vertrauen ist
von vielen interessierten Menschen ent-
Workshops für verschiedenste Gruppen
überdurchschnittlich. Für mich als Ska-
gegen gebracht wird. Um zu zeigen, was
geben. Für diesen weit reichenden Ansatz
ter, Eventmanager und Fan jeglicher In-
wir von der Anlage erwarteten und wes-
ist das Projekt bereits im November 2008
dividualsportarten stellt der Skatepark
halb es aus unserer Sicht wichtig ist, An-
als „Ausgewählter Ort 2009“ durch die
in Neustadt eine riesige Herausforderung
gebote wie diese zu schaffen, setzen wir
Bundesinitiative „Deutschland. Land der
dar. Ich begleite die Szene national und
uns als spätere Nutzer immer wieder im
Ideen“ ausgezeichnet worden.
international schon lange. Doch die Mög-
Dialog mit Kritikern auseinander.
mer 2009 auch Familienveranstaltungen
verschiedene
sozialpädagogische
Im März 2008 wurde das Projekt Skate-
lichkeit einer Jugendbeteiligung in solch
Der wichtigste Schritt zur Langlebig-
ernst gemeinter Art und Weise ist für mich
keit und Akzeptanz der Anlage war es,
park im Zentrum Neustadt zum ersten
ein ganz neues Erlebnis. Die Zusammen-
den Nutzern auch nach der Fertigstellung
Mal der Öffentlichkeit vorgestellt. Die
arbeit mit den Planern war dabei der
Verantwortung zu übertragen. So grün-
Skater demonstrierten ihr Können.
58 Baustart
Zentrum Neustadt
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Die positive Entwicklung fortsetzen
Der Skatepark aus Sicht eines Anliegers
Markus Gorges, Direktor des InterCityHotel Halle-Neustadt
ir als Hotel und als direkter An-
W
Bereits die Umgestaltung von der
lieger des Skateparks freuen uns
Neustädter Passage und dem Platz an
besonders über diesen Baustein
unserem Hotel hat in den letzten zwei
der IBA Stadtumbau 2010, wird doch mit
Jahren dazu geführt, dass das Umfeld von
der Umgestaltung dieser in den letzten
unseren Hotelgästen als deutlich attrak-
Jahren stark vernachlässigten Grünanlage
tiver angesehen wird. Der Skatepark wird
zu einem in der Region einmaligen Pro-
insbesondere durch das dann verstärk-
jekt die positive Entwicklung von Halle-
te junge Publikum dazu beitragen, dass
Neustadt fortgesetzt.
wieder mehr Leben in Zentrum von Neustadt einzieht.
Der neue Skatepark als Modell, im Eckbereich des Neustädter Zentrums zwischen der Magistrale (im Bild vorne) und dem Hochhaus
„Scheibe C“, dem Ärztehaus, dem InterCityHotel (im Bild links) und der Hallorenstraße.
2
2
5
1
4
5
1
2
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Baustart
Zentrum Neustadt 59
Der Skatepark:
Bodenskulptur und Stadtplatz
Baustart
August 2008
Bauende
07/2009
Kosten
ca. 1.3 Mio €
Verschiedene Elemente charakterisieren die Skatelandschaft und die unmittelbare Umgebung
als modernen Stadtplatz:
1. Das „Rasenplateau“ dient der Bodenskulptur als Rahmen. Es liegt 30 cm erhöht
über dem Platz und markiert so die Grenzen
der Skatepark-Bodenskulptur.
3. Die „Skater-Lounge“ ist der Treffpunkt
2. Der Stadtplatz. Die Fläche, die das
auf dem Platz. Von hieraus kann zu zwei
Rasenplateau umgibt, verfügt über
Seiten los geskatet werden. Der großzügige,
zahlreiche Sitzgelegenheiten und eine
mit Bäumen begrünte Platz bietet vor allem
aufgewertete Flora. Sie ist als kleiner Park
Nutzern der Skaterlandschaft einen attrakti-
konzipiert, nicht nur mit Aufenthalts-
ven Aufenthaltsort. Bei Veranstaltungen kann
sondern auch mit Durchgangsqualitäten.
der Platz auch als Bühne genutzt werden.
Bauminseln schaffen Orientierung. Die
4. Die etwa 1.200 m² große Skatelandschaft ist
„Skater-Lounge“ ist beleuchtet und erhält
als Bodenskulptur ein markantes Signet, welches
Fahrradständer
als Raumkunst für sich alleine steht: eine geschwungene zusammenhängende Betonfläche,
die bis zu 2,50m tief in das Gelände absinkt.
Alle typischen Skatepark-Elemente sind in diese
Fläche integriert: bank, ramp, bowl, curb, coping, ledge, pool, stairs, rail etc. Sie lassen eine
unbegrenzte Zahl an Trickkombinationen zu. Die
Skaterlandschaft ist so gestaltet, dass sie den
Anforderungen unterschiedlicher Leistungsniveaus entspricht und damit von Anfängern und
5. Als prägende Elemente zieren leicht geneigte Wände, so
Profis nutzbar ist. Ebenso kann sie mit BMX oder
genannte „Wallrides“, die Skaterlandschaft. Sie überneh-
MTB Rädern befahren werden.
men mehrere Funktionen. Startenden Skatern bieten sie als
Anlaufelemente die Möglichkeit Schwung aufzunehmen.
Mit viel Schwung können sie wiederum befahren werden.
Gleichzeitig dienen die Wände auch als wichtige Schalldämpfer. Das betrifft Lärmimmissionen, die nach Sprüngen
durch das Aufprallen der eisernen Skatboardachsen auf
die Metallelemente der Anlage entstehen können. Zu den
Landeflächen sind also immer die Wände als „umgedrehte
Winkel“ platziert und wirken gleichsam als kleine Dächer.
60 Baustart
Hochstraße
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
€‘ÜGaclg_jYee]
Hochstraße
?g[`kljYv]
?g[``mk]j
Lfl]jÜEY[`ZYjf
JYdaf]
JcYl]hYjc
>Yd]ja]ÜaeÜ>j1f]f
@98Ü?Ydd]Ü Ü Ü Ü Ü Ü>jYxcÜ Ü Ü Ü Ü ÚÜLfn]jrY_l‘ÜMakm]dd]ÜBgeemfacYlagfÜ Ü Ü Ü Ü ƒ‘ÜJ]hl]eZ]j܇‡…Ü Ü Ü Ü Ü J]al]Ü€Ü Ü Ü Ü Ü
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Baustart
Hochstraße 61
Zukunft der Hochstraße
Die IBA Stadtumbau 2010 setzt sich in Halle mit dem Stadtumbau der sozialistischen Zeit auseinander und somit
zwangsläufig auch mit der Magistrale zwischen Neustadt
und Innenstadt
N
ach dem Wunsch der Planer der
Für die Verkehrsplaner der Stadt blieb
ten Konzeptvarianten zu erhalten. Mit
die
zwar die Verkehrsentlastung der Hoch-
dieser Informationsbasis als Grundlage
Straße „städtebauliche Hauptach-
straße ein Dauerthema, die von ande-
veranstaltet die IBA Stadtumbau 2010
se und zugleich Hauptverkehrsader der
ren wiederum geforderte Beseitigung des
zusammen mit der Bürgerinitiative im
Stadt“ sein. Zuvor hatten schon ande-
Hochbaus blieb für die Planer dagegen ein
Herbst 2009 eine öffentliche Diskussi-
re Städte im Osten Deutschlands ähnlich
Tabu. Das lag nicht etwa an unterschiedli-
on zum Thema „Zukunft der Hochstra-
breite Straßen erhalten, die auch für die
chen stadtgestalterischen Auffassungen zu
ße“. Alle Meinungen sollen dann zu Wort
politischen Paraden des Systems geplant
dem gewaltigen Betonbauwerk, sondern
kommen.
wurden. Die „Stalinallee“ in Ost-Berlin
einzig daran, dass man bis heute keine
war wohl die imposanteste, die Hallesche
realistische verkehrliche Ersatzmöglich-
wurde die längste Magistrale. Aber nur ihr
keit sieht. Das sieht die 2007 gegründete
östlicher, innerstädtischer Abschnitt pro-
Bürgerinitiative Hochstraße Halle an der
voziert die Auseinandersetzung. Auf über
Saale e.V. anders. Für sie steht fest, dass
660 Meter Länge zwischen Saale und Rie-
die Hochstraße beseitigt werden muss,
beckplatz spaltet die Hochstraße geradezu
je früher desto besser. Die Initiative geht
die Stadt. Dort wird sie täglich von 40.000
davon aus, dass sich bei kreativer Heran-
Autos befahren, darunter ca. 6.000 LKW.
gehensweise Alternativen finden lassen.
Dies stand übrigens im Gegensatz zu den
Wie könnten sie aussehen?
„Chemiearbeiterstadt“
sollte
seinerzeit beschlossenen Grundsätzen des
Die IBA hat geholfen, die Vertreter
sozialistischen Städtebaus, dort heißt es
der unterschiedlichen Positionen an ei-
sehr deutlich: „Der Verkehr darf die Stadt
nen Tisch zu bringen. Es wächst die Ein-
nicht zerreißen“. Dergleichen passierte
sicht, dass die hier anstehenden Fragen
keineswegs nur im Osten Deutschlands,
nur miteinander geklärt werden können
aber die Hochstraße in Halle ist bis heute
und viel Sachverstand erfordern. Wer
ein besonders krasses Beispiel für Stadt-
die Hochstraße ernsthaft beseitigen will,
zerstörung durch Verkehr.
muss sich mit der gesamten Verkehrssitu-
Wie soll nun damit umgegangen
ation der Stadtregion auseinandersetzen,
werden? Ganz unterschiedliche Meinun-
mit Verkehrsbelastungen und -Strömen,
gen dazu kennzeichnen auch die IBA-
Netzmodellen und Kosten. Aber auch mit
Diskussion der letzten Jahre. Wurde die
allem, was Verkehr erzeugt – von der Ein-
Hochstraße zunächst etwas vorsichtig als
wohner- bis zur Wirtschaftsentwicklung.
„Nahtstelle“ und als „städtebauliches
Kurzum: es geht um nichts weniger als um
Erbe“ bezeichnet, ähnlich den sie be-
das „richtige“ Verkehrskonzept für Halle.
gleitenden Hochhäusern, so wird sie jetzt
Die Stadt wird bis Frühjahr 2009 Ver-
vor allem als problematische Schnittstelle
kehrserhebungen durchführen lassen, um
betrachtet.
aktuelles Datenmaterial für die wichtigs-
62 Baustart
Hochstraße
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Ziele der Bürgerinitiative
„BI Hochstraße e. V.“
Dr. Jens H. Göttner, Vorsitzender der Bürgerinitiative
D
ie Hochstraße durchschneidet zwi-
verkehre zu verringern, neben dem in-
schen Riebeckplatz und Glaucherer
neren einen äußeren Erschließungsring
Platz die Stadt Halle im wichtigsten
zu schaffen, die Stadtteile beiderseits
Teil ihrer historischen Siedlungsentwick-
der Saale an den Hauptverflechtungs-
lung und trennt damit die Altstadt von
bereichen zu verbinden, die äußeren
den anderen Bereichen der Stadt.Die einst
Verkehrsachsen außerhalb der Stadt zu
homogene Siedlungsentwicklung mit so
ertüchtigen, die Franckeschen Stiftungen
wichtigen Teilen wie den Franckeschen
von allen Seiten visuell wieder erlebbar
Stiftungen und dem Elisabeth-Kranken-
zu machen und damit auch die Aufnahme
haus ist durch die Hochstraße derzeit
als Weltkulturerbe zu fördern.
nachhaltig zerstört. Auch die Abfolge der
Es werden in verschiedener Hinsicht
verschiedenen Plätze vom Marktplatz über
kreative Ideen benötigt, um Lösungs-
den Alten Markt hin zum Franckeplatz und
ansätze zu finden, die eine nachhaltige
Rannischer Platz sowie Glaucherer Platz
Stadtentwicklung ermöglichen und auch
sind in ihrer wechselseitigen Funktion er-
hinsichtlich der Verkehrserschließung die
heblich beeinträchtigt. Die Hochlage der
Stadt Halle zu einer modernen Stadt ma-
Die Hochstraße am Waisenhausring mit den
Straße ist eine dauerhafte ökologische
chen, die die ökonomischen und ökologi-
Rampen zum Franckeplatz. Blick Richtung
Wunde in der Stadt, die aufgrund der ho-
schen Zeichen der Zeit verstanden hat.
Elisabethkrankenhaus und Elisabethkirche.
hen Verkehrsmengen erhebliche Umweltbelastungen mit sich bringt.
Daher haben eine Vielzahl bekannter
und interessierter Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt sich entschlossen über
Alternativen zur Hochstraße nachzudenken und diesen Prozess zu befördern, um
der Stadt ihre historischen Entwicklungschancen wieder zu ermöglichen.
Das Denken über Alternativen heißt
auch, dass über neue Zeithorizonte nachgedacht werden muss und dass die zu
überprüfenden Konzepte auch das gegenwärtige Verkehrserschließungssystem
einschließlich den derzeitigen ModalSplit (d.h. die Aufteilung auf die verschiedenen Verkehrsmittel) hinterfragen und
gegebenenfalls infrage stellen.
Die Hochstraße wirkt derzeit wie ein
Pfeil aus der Neustadt, der die alte Stadt
am Hauptbahnhof mitten ins Herz trifft.
Ziel muss es daher sein, die Durchgangs-
Am Ende eines solchen Prozesses
Im Bildhintergrund Neustadt. (Das Steg-
würden alle Beteiligten ohne Hochstraße
Hochhaus am linken Bildrand wurde 2006
Gewinner sein.
abgebrochen.)
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Zweimal derselbe Blickwinkel. Der Franckeplatz zwischen Altstadt (links) und dem
Hauptgebäude der Franckeschen Stiftungen - einmal mit Hochstraße und einmal als
Fotomontage ohne.
Baustart
Hochstraße 63
64 Baustart
Hochstraße
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Politik und Verkehrsplanung
Die Umgestaltung des Verkehrssystems
in Halle begann am Thälmannplatz am
1.Juli 1965 mit dem Bau der neuen
Nord-Südverbindung bis zum Zoo im
Jahre 1967. Durch persönliche Einflussnahme des 1.Sekretärs der Bezirksleitung der SED entstand der Entwurf für
die Umgestaltung des Riebeckplatzes.
… Im Anschluss erfolgte der Bau der
Ost-Westverbindung zwischen HalleNeustadt und Halle. Eine detaillierte
Vorstellung des Objektes erfolgte nach
der Beschlussfassung 1967. Die Verkehrsplaner sprachen sich zunächst für eine
Südumgehung aus mit dem Ziel, den
Thälmannplatz nicht zusätzlich zu belasten. Von der politischen Führung wurde
aber nur die mittlere direkte Trasse als
finanziell vertretbar angesehen; dabei
spielte auch eine entscheidende Rolle,
den Thälmannplatz als wichtigste Drehscheibe noch mehr aufzuwerten.
In der Stadt Halle selbst wurde nach der
Querung der Saaleaue der Anschluss an
das bestehende Straßennetz in Höhe
des Moritzzwingers vorgesehen. Unter
weitestgehender Nutzung vorhandener Straßen sollte der Straßenzug über
Franckeplatz-An der Waisenhausmauer- Georg Schumann Platz –Franckestraße fortgesetzt werden und seinen
Anschluss am Thälmannplatz erhalten.
Es war schließlich wieder eine politische
Entscheidung, die Hochstraße über den
Franckeplatz bis zur Rudolf-BreitscheidStraße zu verlängern.
Quelle: Kurt Hörnig, Kurt Ludley. Verkehrsplanung in Halle (Saale).Halle (Saale) 2001 Hrsg. Dez.Planen und Umwelt
(Auszüge)
Oben: Der noch unzerstörte Stadtraum am Franckeplatz im Jahre 1894, mit Promenade
am Waisenhausring und der ersten „Elektrischen“, der halleschen Straßenbahn.
Mitte: Zentrale Achse von Neustadt in den 70er Jahren. Richtungsfahrbahnen mit
Mittelstreifen. Blick Richtung Innenstadt.
Unten: Der umgestaltete Straßenraum heute, mit Straßenbahn. Blick Richtung Innenstadt. Im Hintergrund das Hochhauspaar am Riebeckplatz.
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
Baustart
Thema des Textes (WERFT 9) 65
Sonderausstellungen im neuen Kunstmuseum:
13.12.08 bis 22.2.09
arquitectura concreta
Die Architektur von Nieto Sobejano
18.4. bis 12.7.09
Georg Friedrich Händel im Bilde
Künstlergenie, Gentleman und Denkmal
16.5. bis 30.8.09
Lyonel Feininger
Zurück in Amerika. 1937 – 1956
Fot
Fo
F
otto:
o
o Ro
Rol
R
olan
and
a
nd
n
d Ha
Hallbe
be
b
e
www.kunstmuseum-moritzburg.de
nur bei uns.
2009 in Halle an der Saale
www.stadtmarketing-halle.de · Infotelefon: +49 345 1227910
www.kulturinsel-halle.de
www.thaliatheaterhalle.de
www.oper-halle.de
www.staatskapelle.halle.de
www.burg-halle.de
www.uni-halle.de
www.haendelhaus.de
www.himmelsscheibe.de
www.francke-halle.de
Baustart
IBA Stadtumbau 2010 in Halle
www.iba.halle.de
www.iba-stadtumbau.de