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Lescheder Esch 5 48488 Emsbüren Telefon 0 59 03-93 55 40 www.teepen-metall.de WWW.DIEWIRTSCHAFT.NOZ.DE SANICARE MAUSERT SICH SEITE 3 BÖRSE: TOPS UND FLOPS SEITE 23 DONNERSTAG, 24. APRIL 2014 AUSGABE 02/14 Wie krank sind unsere Kliniken? Die Krankenhäuser der Region versuchen, aus der Krise zu kommen – Hausgemachte Probleme bremsen sie EINZELPREIS 1,90 € E D I TO R I A L GESUNDHEITSWESEN Chancen für Patienten VON BERTHOLD HAMELMANN Bürger gehen für ihre Hospitäler auf die Straße. Die Personalkosten steigen schneller als die Einkünfte. Einige Häuser haben mit Scheuklappenblick investiert. Aderlass. NKG-Chef Gerhard Tepe spricht von einem „Systemversagen“ und meint damit an erster Stelle die Finanzierung. Die kommt in Deutschland seit 1972 aus zwei Töpfen: Die Investitionskosten übernehmen die Länder. Sie zahlen etwa für den Neubau eines Bettentraktes oder die Modernisierung eines Operationssaals. Die Krankenkassen finanzieren die laufenden Betriebskosten. Der Konflikt: Die Kassen wollen Standorte und Bettenzahl reduzieren, die Klinikbetreiber dagegen drängen auf mehr Geld vom Land. Niedersachsens Sozial- und Gesundheitsministerin Cornelia Rundt stellt sich zwischen die Streitenden. Sie will vermitteln, will die Kontrahenten bei sogenannten Regionalgesprächen an einen Tisch bekommen. Eines für den Raum Osnabrück fand im Februar bereits statt, für das Emsland und die Grafschaft VON KIM KAROTKI, CHRISTIAN SCHAUDWET UND HILDEGARD WEKENBORG-PLACKE BRAMSCHE/OSNABRÜCK/MEPPEN/THUINE. Viele Kliniken in der Region sind in Not. Sie bekommen zu wenig Geld vom Land und machen einander Konkurrenz. Der Druck steigt, denn Landesregierung und Krankenkassen wollen Reformen sehen. Klinik-Schließungen drohen. Aber die steigende Nachfrage nach Altersmedizin birgt für die Branche auch Chancen. Marianne Dierkes hat eine Mission: Bramsche ohne Klinik? Undenkbar. „Eine Demonstration in zwei Tagen zu organisieren ist kein Problem“, sagt die Aktivistin des Bramscher Seniorenrates. 48 Stunden später fordern Hunderte auf dem Marktplatz der 30 000-Einwohner-Stadt nördlich von Osnabrück: Unser Krankenhaus muss bleiben. Nach zehn Tagen sind 12 600 Unterschriften gesammelt. Eine Region kämpft um ihr Krankenhaus. Denn für die Niels-Stensen-Kliniken Bramsche geht es ums nackte Überleben. Die Krankenhäuser sind krank. Nach Diagnose ihres Lobbyverbandes sogar sehr krank: Die Niedersächsische Krankenhausgesellschaft (NKG) sieht zwei Drittel der Hospitäler „mittelfristig in ihrer Existenz bedroht“. Die Häuser seien zu zukunftssichernden Investitionen nicht in der Lage, besonders der Personalentwicklung drohe ein „Zwei Drittel der Häuser sind mittelfristig bedroht.“ Foto: Imago, Montage: Matthias Michel Niedersächische Krankenhausgesellschaft Viele Kliniken in den roten Zahlen Wirtschaftliche Situation und Erwartung niedersächsischer Krankenhäuser positiv 50 ausgeglichen negativ 40 30 20 10 0 Abschluss 2010 Abschluss 2011 Abschluss 2012 Abschluss 2013 Prognose 2014 4 198252 601901 140 02 Quelle: Niedersächsische Krankenhausgesellschaft, Umfrage unter 162 Kliniken · Grafik: Matthias Michel MACHER & MÄRKTE BRANCHEN & BETRIEBE GELD & GESCHÄFT Bentheim ist noch nicht klar, ob und wann es zu einer solchen Aussprache kommt. Dort, wo es sie gibt, ist das Ziel der Gespräche, „ein zukunftsfähiges und wirtschaftliches Konzept für eine wohnortnahe und medizinisch hochwertige Versorgung zu erarbeiten“, so die Auskunft des Ministeriums. Von Standortschließungen nahm das Sozialministerium bisher Abstand. Ministerin Rundt wies im vergangenen Herbst Forderungen des Verbandes der Ersatzkassen zurück, 33 der 193 Krankenhäuser in Niedersachsen zu schließen. Eine Büroetage mit traumhaftem Blick über die Stadt Osnabrück, Rechner, Flipchart, Konferenzmobiliar – dazwischen referiert Werner Lullmann über Bilanzzahlen, DRGs (Diagnosebezogene Fallgruppen), Spezialisierung, Prozessmanagement und politisches Tauziehen um dringend benötigte Investitionsmittel. Der gebürtige Emsländer ist Geschäftsführer der katholischen Niels-Stensen-Kliniken, eines mit 4400 Beschäftigten, sieben Krankenhäusern, zwei Pflegeheimen und einer eigenen Nachwuchsschule inzwischen großen mittelständischen Unternehmens. Hightech-Medizin wird vorausgesetzt, gute Pflege auch. Beides ist teuer. In Niedersachsen liegt die Durchschnittsfallpauschale bei 3117 Euro pro Patient. In den letzten Jahren wurde die Pauschale zwar regelmäßig angehoben, aber die Personalkosten stiegen schneller. Und dennoch: „Hightech wird gut bezahlt, high touch leider nicht“, sagt Lullmann und meint damit die seiner Ansicht nach im mer noch viel zu niedrige Honorierung der Pflege und der „sprechenden Medizin“. Niels Stensen schreibt rote Zahlen – zwar nicht so tiefrot wie etwa das Klinikum Osnabrück und das Klinikum Osnabrücker Land in Dissen oder wie bis vor Kurzem das Marienkrankenhaus in Papenburg, aber besorgniserregend genug. Verluste von 5,4 Millionen Euro 2011 und immerhin noch 1,6 Millionen im Folgejahr ließen die Gruppe Ende 2013 die Notbremse ziehen: Kürzungen von Tarifleistungen, Stellenabbau und eine straffere Prozesssteuerung sollen Remedur bringen. Der Einkauf wird über den in Bayern ansässigen, 200 Kliniken umfassenden Sana-Verbund abgewickelt. Aber das ist für den Niels-Stensen-Geschäftsführer nur ein Teil des Weges aus der Talsohle: „Reserven sind nicht mehr da. Wenn der Basis-Fallwert nicht steigt, müssen wir durch einen Ausbau der Leistungspalette Ertrag generieren“, sagt Lullmann. Oder in Kurzform: „Wer überleben will, muss ständig wachsen.“ Und sich spezialisieren, daran lässt Lullmann keinen Zweifel. Das gelte auch und gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion um Betten-Überkapazitäten und medizinisch Parallelstrukturen. Genau hier liegt der Hase im Pfeffer: Krankenhausmanager sprechen nicht gern darüber, aber es gibt sie, die konkurrierenden, Angebote. Fortsetzung auf Seite 2 M anchmal hilft der Blick über den Großen Teich, um Verhältnisse im Gesundheitswesen geradezurücken. Wie gut, dass wir beispielsweise nicht in den USA, sondern in Deutschland leben. Im Land mit der größten Volkswirtschaft der Welt ist es Sache des Einzelnen, für seinen Krankenversicherungsschutz zu sorgen. Die generelle Krankenversicherung durch den Arbeitgeber ist dort beispielsweise unbekannt. Aber auch in Deutschland gibt es seit Langem einen Wandel: Viele der Wohltaten, die das Gesundheitssystem ehemals bereithielt, sind schon längst dem Rotstift zum Opfer gefallen. Das spüren besonders alle gesetzlich Krankenversicherten. Schnell mal eine Brille kostenlos auf Rezept – das war einmal. Wenn Kosten explodieren, werden Leistungen gekürzt. Auch der Gang zum nächsten Arzt stellt die Patienten in einem Flächenland wie Niedersachsen vor Herausforderungen. Denn gerade auf dem Land sinkt die Zahl der niedergelassenen Ärzte dramatisch. In unserem Bundesland gibt es nach Berechnungen der Bundesärztekammer vergleichsweise wenig Ärzte. Statistisch betreut hier ein Arzt 261 Einwohner. Im Stadtstaat Hamburg dagegen liegt das Verhältnis bei 1:151. Eines der politisch brisantesten Themen ist die Schließung von Kliniken. Wenn Personal- und Behandlungskosten steigen, die Einnahmen aber sinken, gibt es nur wenig Spielraum. Ein Ausweg ist die zunehmende Spezialisierung. Die Patienten können vom gebündelten Know-how nur profitieren. UNSER SERVICE FÜR GEWERBE UND UNTERNEHMEN: MEDIMAX GEWERBE-LEASING Immer Top Service für gewerbliche Kunden! Dazu gehören natürlich auch maßgeschneiderte Leasing-Angebote inkl. 100%-Service während der gesamten Laufzeit! Sprechen Sie mit uns, gerne beraten wir Sie. Oder leasen Sie online unter www.medimax.de/meppen. LEBEN & LEIDENSCHAFT Warum Ärztemangel Unternehmen schadet Das Comeback der Kurorte Wie Firmen ihre Mitarbeiter fit machen Wellness-Bereich Osnabrück-Emsland Seiten 4/5 Seiten 12/13 Seite 17 Seite 25 Auf der Herrschwiese 5-9, 49716 6 Me M Meppen ppen n SOFORT-AUSKUNFT: 05931 9801-0, www.medimax.de/meppen, [email protected] DONNERSTAG, 24. APRIL 2014 MACHER & MÄRKTE Steigender Bedarf: Geriatrische Rehabilitation im Klinikum Osnabrück, hier mit Ergotherapeutin Marion Bodde und Patientin Maria Henke. Fortsetzung von Seite 1 Beim Klinikum Osnabrück und Osnabrücker Land und dem Niels-Stensen-Verbund sind es beispielsweise die Onkologie, die Senologie (Brustzentrum) und die Geriatrie. Bei der Neurochirurgie – der operativen Behandlung von Hirn- und Rückenmarksverletzungen sowie Tumoren – machen sich sogar drei Träger Konkurrenz: Neben Klinikum und Marienhospital zählt die Paracelsus-Klinik dazu. Der Versorgungsauftrag für Neurochirurgie für die Region liegt bei Paracelsus. 60 Betten sind hier vom Land Niedersachsen ausgewiesen. Aber auch das Marienhospital aus dem Niels-Stensen-Verbund verfügt als zentrale Versorgungseinrichtung über ein Neurochirurgie-Angebot für Notfälle. Tumor-Patienten, bei denen OP-Termine planbar sind, darf jedoch nur die „Para-Klinik“ behandeln. Alle drei Häuser versuchen, in diesem Bereich der Hightech-Medizin ihre Profile zu schärfen, da es als Wachstumsmarkt gilt. Niels Stensen und die Städtischen haben in den zurückliegenden Jahren auf Expansion gesetzt und dabei offenbar teils mit allzu engem Blick investiert. Die Geschäftsführer der beiden Klinikverbünde, Werner Lullmann und Thomas Fehnker (städtisches Klinikum), räumten im vergangenen Herbst ein, erst seit Kurzem miteinander über die zugespitzte Lage zu reden. Dieser Meinungsaustausch sei bislang aber eher „zaghaft“. Christoph Prehn von der NKG nimmt die Krankenhäuser gegen den Vorwurf, kurzsichtig Doppelstrukturen aufgebaut zu haben, in Schutz: „Sie sind seit Jahren dabei, sich zu spezialisieren, wo möglich“, aber für allgemeine Foto: Michael Gründel Krankenhäuser sei das schwierig. Immerhin: Auf die Psychiatrie und Psychotherapie hat sich nach Angaben des Landkreises Emsland in den vergangenen Jahren das St.-Vinzenz-Hospital in Haselünne spezialisiert. Im Raum Osnabrück gilt das im vergangenen Jahr gegründete „Traumanetzwerk SüdWest-Niedersachsen“ als Positivbeispiel in Sachen Synergie und Ergänzung. Daran beteiligen sich neben dem Klinikum Osnabrück und den Niels-Stensen-Kliniken weitere neun Häuser im Bundesland. Das Ziel: eine flächendeckende Versorgung von Schwerstverletzten durch enge Zusammenarbeit bei der Unfallchirurgie. Im Emsland werden unter anderem das Bonifatius-Hospital in Lingen, das Hümmling-Hospital in Sögel und das Marien-Hospital in Papenburg im Verbund geführt. Arbeitsteilungen und Kooperationen gibt es nach Aussage der Landkreis-Verwaltung viele, etwa bei der Medikamentenversorgung und bei der Teleradiologie, also der digitalen Übertragung von Röntgendaten von Standort zu Standort. Das Sozial- und Gesundheitsministerium befürwortet die Bildung von Verbünden wie im Emsland und im Osnabrücker Land und warnt zugleich: „Ruinöse Konkurrenz dagegen wirkt sich negativ auf die Versorgung der Patientinnen und Patienten und die nachhaltige wirtschaftliche Existenzsicherung der Krankenhäuser aus.“ Sind also Spezialisierung einzelner Häuser und mehr Ergänzung in Verbünden der Ausweg aus der Misere? Nicht unbedingt, sagt NKG-Vertreter Prehn. Denn Spezialisierung könne auch bedeuten, das volle Risiko zu tragen – dann nämlich, wenn die Leistung, auf Der Geburtenrückgang zwingt die Krankenhausstrategen zum Umplanen in der Kindermedizin (im Bild die Frühgeborenenstation des Marienhospitals Osnabrück). Foto: Klaus Lindemann die man sich spezialisiert habe, vom Gesundheitssystem nicht mehr ausreichend finanziert werde. Auch Dr. Gisbert Voigt, Vizepräsident der Ärztekammer Niedersachsen und niedergelassener Kinder- und Jugendarzt in Melle bei Osnabrück, erkennt an: „Es gibt durchaus Bestrebungen der Krankenhäuser, ihre Strukturen besser aufeinander abzustimmen.“ Dennoch, schränkt er ein, werde manches immer noch doppelt und dreifach angeboten. Ob Pro oder Kontra, ob Verständnis oder Kritik, eines steht fest: Den Krankenhäusern fehlt es teils dramatisch an Geld. Das Marienkrankenhaus in Papenburg etwa stand vor Kurzem noch vor dem Finanzkollaps, 2012 lag der Jahresfehlbetrag bei mehr als dreieinhalb Millionen Euro. Die Gesellschafter griffen ein. Seit Ende 2011 gehört das Haus deshalb zur Lingener Bonifatius-Hospitalgesellschaft. Der rettende Befreiungsschlag war das aber noch nicht: „Wir befinden uns nach wie vor in einer Sanierungsphase“, sagte der Papenburger Geschäftsführer Matthias Bitter Ende 2013. Für 2014 erhofft er sich „eine schwarze Null“. Doch sei das Krankenhaus auf Investitionszuschüsse Dritter angewiesen. Fällt das Stichwort „Zuschüsse“, drehen sich alle Köpfe in der regionalen Krankenhausbranche reflexartig nach Hannover. „Die Unterstützung durch das Land ist seit Jahren völlig unzureichend“, sagt auch Ärztekammer-Vize Voigt. Bei Niels Stensen liegen Pläne vor, das Bramscher Krankenhaus durch Investitionen in Höhe von rund 15 Millionen Euro überlebensfähig zu machen, als eine Art Leuchtturm des Verbundes Das Land attestiert der Region Überversorgung. Demonstriert für das Klinikum in seiner Stadt: der Dissener Bürgermeister Hartmut Nümann. AUTOKRANE-ARBEITSBÜHNEN-SCHWERTRANSPORTE www.autokrane-gertzen.de 26892 Kluse-Ahlen · Tel. 0 49 63/9 11 80 49811 Lingen-Ems · Tel. 05 91/71 00 99-0 2 SCC Arbeitssicherheit SCC Wir sind zertifiziert Regelmäßige freiwillige Überwachung Foto: Egmont Seiler Neubautrakt des Krankenhauses Ludmillenstift in Meppen. Die Klinik ist nach eigenen Angaben gut ausgelastet und will weiter zubauen. mit dem Schwerpunkt Altersmedizin. Hundert Betten, zum großen Teil in der Inneren und der Geriatrie, aber auch in der Chirurgie hängen davon ab, 205 Mitarbeiter bangen derzeit um ihre Zukunft. „Bis zum Sommer brauchen wir eine Entscheidung“, sagt Lullmann. „Ohne Investitionen lässt sich Bramsche auf die Dauer nicht wirtschaftlich führen.“ Aber das Gesundheitsministerium attestiert der Region – gemessen am Landesdurchschnitt – Überkapazitäten. „Mit 17 Krankenhäusern und 3257 Planbetten ist die Krankenhausdichte im Osnabrücker Land sehr hoch“, teilt die Behörde mit. Weniger dicht stehen die Betten im Emsland. Die Auslastung liege bei „weit über 90 Prozent“, sagte Ende 2013 Wilhelm Wolken, der Verwaltungsdirektor des Krankenhauses Ludmillenstift in Meppen. Daher liefen auf Landesebene Anträge auf eine Erhöhung der Bettenzahl, so Wolken. Zudem habe das Ludmillenstift ein 40 Millionen Euro schweres Bauprogramm aufgelegt. Wolken will Wachstum. Funktionieren kann das nach Ansicht von Experten im niedersächsischen Gesundheitsministerium aber nur, wenn es abgestimmt auf den demografischen Wandel geschieht. In der Tat: Einen Rückgang der Krankenhauskapazitäten erwartet das Ministerium nicht, dagegen eine deutliche Verschiebung des Leistungsspektrums „hin zu den Erkrankungen im höheren Lebensalter“. Die Nachfrage steige insbesondere in der Geriatrie, der Neurologie und der Inneren Medizin. Bei der Gynäkologie, der Geburtshilfe sowie der Kinderheilkunde seien dagegen schon jetzt deutliche Bele- Foto: Hermann-Josef Mammes gungsrückgänge zu verzeichnen. Dr. Gisbert Voigt von der Ärztekammer hält es für „durchaus möglich, dass wir nicht alle Kinderkliniken erhalten werden können“. Die Patienten der Zukunft werden Prognosen zufolge beispielsweise Demenz-Kranke sein. Auf dieses Szenario stellt sich bereits das emsländische Elisabeth-Krankenhaus in Thuine ein: Seit April 2012 verfügt es über eine Krankenstation für an Demenz Erkrankte, seit diesem April zudem über ein stationäres Hospiz. Angefangen hat dieser Wandel bereits 2005 mit acht palliativmedizinischen Betten innerhalb der Abteilung der Inneren Medizin, 2006 wurde Thuine zum „Palliativstützpunkt Südliches Emsland“, und 2009 folgte die spezialisierte ambulante Palliativversorgung. Das neue stationäre Hospiz St. Veronika bezeichnet der zuständige Landrat Reinhard Winter als „das letzte fehlende Glied in der palliativen Versorgungskette im Landkreis Emsland“. Das mit acht Einzelzimmern ausgestattete Hospiz stellt im Emsland die erste stationäre Einrichtung ihrer Art dar. Eine ebensolche Vorreiterrolle spielt das Krankenhaus mit seiner „Station C3“. In der niedersachsenweit ersten interdisziplinären Krankenstation für Patienten mit Nebendiagnose Demenz können hier akut erkrankte Demenzpatienten behandelt werden. Der mit Handläufen an den Wänden und speziellen Türen ausgestattete Baukörper in Form einer Acht ermöglicht es den Patienten, ihrem krankheitsbedingten Bewegungsdrang nachzugehen, ohne sich zu verirren oder in Gefahr zu bringen. 3 DONNERSTAG, 24. APRIL 2014 MACHER & MÄRKTE Apotheker mit Sendungsbewusstsein Drogerie und Parfümerie im Internet ergänzen die Online-Apotheke Sanicare VON STEFANIE ADOMEIT BAD LAER. Die Bezeichnung „um- triebig“ ist für Volkmar Schein fast zu verhalten. Vor einem Jahr hat der gebürtige Berliner die Online-Apotheke Sanicare aus der Insolvenzmasse der Mönter-Gruppe in Bad Laer gekauft. Seitdem ist viel passiert. In diesem Jahr feiert die nach eigenen Angaben größte Versandapotheke Deutschlands ihren zehnten Geburtstag – bei guter Gesundheit. Dass es überhaupt zu diesem Jubiläum kommen würde, war vor gut einem Jahr noch keineswegs absehbar. Für die meisten Mitarbeiter überraschend, hatte sich nach dem Tod des Bad Laerer Sanicare-Gründers Johannes Mönter herausgestellt, dass das Unternehmen hoch verschuldet war. 1000 Gläubiger warten auf insgesamt 100 Millionen Euro. Das Insolvenzverfahren ist so komplex, dass es wohl erst Ende dieses Jahres abgeschlossen werden kann. Im April 2013 konnte der 53-jährige Apotheker Volkmar Schein Sanicare kaufen. Andere Bewerber hatten lediglich Interesse am guten Volkmar Schein war als niedergelassener Apotheker im Saarland tätig, bevor er Sanicare übernahm. Foto: Achim Köpp Namen der Firma. Schein, der zuvor eine Präsenzapotheke im saarländischen Losheim am See mit 25 Mitarbeitern hatte, erhielt den Zuschlag, weil er den Großteil der Arbeitsplätze und das Unternehmen selbst in Bad Laer erhalten wollte. Bald nach der Mönter-Gruppe ging auch die Bauherrengemeinschaft „Grüner Weg“ pleite. Sie fungiert als Vermieterin für die einzelnen Geschäfte, Praxen und Firmen im Gesundheitszentrum – damit auch für die Versandapotheke. Gelegenheit für Volkmar Schein, sich gleich um die gesamte Immobilie „Gesundheitszentrum“ zu bewerben. Aufgerufener Verkaufspreis: um die zehn Millionen Euro. Bisher ist er Mieter in dem Gebäudekomplex, den ein Hamburger Makler seit einigen Monaten als „renditestarkes Einzelhandelsobjekt“ anbietet: mit einem 24 000 Quadratmeter großen Grundstück und einer fast ebenso großen Gesamtmietfläche. Sahnehäubchen für den Käufer: Er muss keine Courtage zahlen. Und das ausgemusterte Flugzeug des früheren jordanischen Königs Hussein gibt’ s dazu. „Wir wollen hier bleiben und den Standort sichern und weiterentwickeln. Dafür brauchen wir aber auch Handlungsspielräume, um entsprechend agieren zu können“, betont Schein. Dazu sei mit dem jetzigen Eigentümer, einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts und ihrem Insolvenzverwalter, eine Lösung und vernünftige Kaufpreisfindung anzustreben, die die Gesamtumstände berücksichtigten, ergänzt Detlef Dusel, Kaufmännischer Leiter bei Sanicare. Nachdem die Sparkasse die Immobilie bewertet und Sanicare diesen Betrag nach eigenen Angaben „nicht unerheblich aufgestockt hat“, sei nun das Votum des Gläubigerausschusses entscheidend. Doch der Verkauf zieht sich hin. Schon Anfang April sollte eine Ent- Herzstück der Versandapotheke ist das Logistikzentrum im Untergeschoss. Hier werden die Medikamente versandfertig gemacht. Foto: Elvira Parton scheidung fallen. Doch Schein wartet noch immer auf den Zuschlag. Erhält er ihn, will er auch wieder eine Kinderbetreuung und eine Gastronomie am Grünen Weg einrichten. Denn Dreiviertel der Mitarbeiter sind Frauen. Unabhängig vom Kauf stehen andere Veränderungen. Das Reformhaus wandelt Schein in einen Drogeriemarkt der auch nach der Insolvenz der Kette noch existierenden Marke „Ihr Platz“ um. Franchise macht’ s möglich. Im Mai wird der Markt eröffnet, doch damit nicht genug: Er soll Ausgangspunkt für die weitere Versandsparte „Drogerieartikel“ sein. Zur Körperpflege und den Medikamenten soll dann noch eine dritte, luxuriöse Sparte hinzukommen: „Wir haben vor Kurzem einen Parfümerie-Versand eröffnet. Das Ladenlokal dazu liegt in Versmold neben unserer Sonnenapotheke.“ Scheins Ehefrau kümmert sich um dieses Geschäftsfeld. Und in den Katakomben des Gesundheitszentrums lagern nun in einem ExtraRaum edle Duftwässerchen und teure Cremes. Wie sich Schein die Expansion und den geplanten Immobilienkauf leisten kann? Schon seit Juni vergangenen Jahres arbeitet Sanicare nach eigenen Angaben wieder profitabel. 340 Mitarbeiter (auf 260 Vollzeitstellen) bedienen insgesamt 1,6 Millionen Kunden und bringen für die drei Apothekenmarken Sanicare, Aliva und Medicaria täglich 10 000 Medikamenten-Lieferungen auf den Weg. „Wir verzeichnen ein leichtes Umsatzplus von zwei bis drei Prozent“, freut sich Detlef Dusel. Dafür sorge auch das außergewöhnlich „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht.“ Detlef Dusel, kaufmännischer Leiter bei Sanicare große Sanicare-Sortiment von 50 000 Produkten. Eine normale Apotheke habe nur 7000 Produkte vorrätig. Für diesen Erfolg hat Schein einiges getan. „Wir haben Strukturen überprüft und festgestellt, dass wir manches optimieren können.“ Schlank, bodenständig, solide will sich das Unternehmen darstellen. Dazu gehören auch vernünftige Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter. Handlungsbedarf habe es unter anderem in den Büros der Führungskräfte in der Logistik gegeben. Diese sollen ihre Tage in Zukunft nicht mehr in fensterlosen, schlecht belüfteten Räumen verbringen. Allein 100 000 Euro hat Schein nach eigenen Angaben in die Ausstattung des Kundenservicecenters gesteckt: Schallschluckender Teppichboden, ebensolche Wände, Raumteiler und eine Klimaanlage sollen dafür sorgen, dass die 75 Mitarbeiter den Kontakt zum Kunden in entspannter Atmosphäre halten. Aufenthalts- und Sanitärräume wurden modernisiert. Schein: „Außerdem verbessern wir die Arbeitsbedingungen für die Kommissionierer.“ Fortbildungen und Seminare zur Persönlichkeitsbildung ergänzen das Programm. „Die Mitarbeiter sollen sich wohlfühlen“, erklärt Detlef Dusel. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht.“ Wohl auch deshalb gebe es kaum Fluktuation unter den Angestellten. Ein EDV-System und der größte vollautomatische Kommissionierapparat für Arzneimittel in Deutschland sorgen für reibungslose Lieferprozesse. Das Warenlager hält pharmazeutische Produkte und andere Gesundheitsartikel im Wert von 7,5 Millionen Euro bereit. Im Callcenter stehen die Mitarbeiter für Kunden montags bis freitags von 8 bis 22 Uhr und samstags von 8 bis 14 Uhr zur Verfügung. So könne eine telefonische Erreichbarkeit von nahezu 95 Prozent realisiert werden, erklärt Schein. Die Kunden sollen zuverlässig gut beraten werden. „Den Kundenstamm von Johannes Mönter konnten wir zum Glück erhalten“, sagt Schein. Nicht von ungefähr sei Sanicare Sieger des Online-Handels Awards 2014 als Ergebnis einer Kundenzufriedenheitsstudie geworden. Über zehntausend Online-Käufer hätten daran teilgenommen und das Preis-Leistungs-Verhältnis, Sortiment, Bezahlung, Versand und Lieferung bewertet, verrät der Apotheker stolz. Außerdem sei Sanicare einer der 20 umsatzstärksten Online-Shops Deutschlands. Ein guter Ausgangspunkt, um weiter vorzurücken. Das ideale Umfeld. Unternehmer im ecopark wissen: Wo Mitarbeiter sich wohlfühlen, da leisten sie gute Arbeit. Investieren auch Sie in ein gutes Umfeld – für Ihre Mitarbeiter und für Ihr Unternehmen. Im ecopark an der Hansalinie A1. ecopark – der Qualitätsstandort. 5 DONNERSTAG, 24. APRIL 2014 MACHER & MÄRKTE MACHER & MÄRKTE Ein Königreich für einen Landarzt Medizinermangel wird zum Standortnachteil Stipendien, günstige Grundstücke, Umzugshilfen – Wie die Region versucht, Mediziner anzulocken Nachwuchskräfte setzen intaktes Gesundheitswesen voraus 500 Euro monatlich für Medizinstudenten, die zurückkehren. Papenburg OSNABRÜCK/MEPPEN. Noch ist die Pilotprojekt: Die KVN eröffnet in Sögel eine eigene Praxis. Landkreis Emsland d Kreistyp 4 Fachangestellte sollen Aufgaben von Hausärzten übernehmen. Durchschnitt Ärzte in Kreistyp 1) Fachärzte 1) TWIST/SÖGEL/OSNABRÜCK. Die Kinderärzte Orthopäden 124,3 Fachärzte 1) 56,0 Hausärzte Kreisverwaltungen, die Gemeinden und die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen ziehen alle Register, um junge Ärzte zu einer Ansiedlung in Gebieten wie dem Emsland zu bewegen. Zugleich versuchen sie, den Beruf des Landarztes angenehmer zu machen. 111,3 111, Ärzte insgesamt 1) 148,5 Durchschnitt Ärzte in Kreistyp 1) Region Osnabrück-Emsland ausreichend mit niedergelassenen Ärzten versorgt. Doch der Trend ist eindeutig: Besonders auf dem Land werden die Ärzte weniger. Das bedrohe langfristig die Wirtschaftskraft der Region, warnt die Industrie- und Handelskammer. Ihre Hoffnungen setzen Gesundheitsplaner nun vor allem auf junge Medizinerinnen. Landkreis Cloppenburg Kreistyp 3 128,2 Ärzte insgesamt 1) VON DÉSIRÉE THERRE Die Sorge war groß, als der alteingesessene Hausarzt Dr. Michael Jaron kundtat, er werde seine Tätigkeit in der Gemeinschaftspraxis Twist-Mitte wegen gesundheitlicher Probleme aufgeben. Sie wich, als der Allgemeinmediziner Dr. Jun-Young Jung sich fürs Emsland entschied und an Jarons Stelle trat. Kennen lernte der aus Südkorea stammende Jung die Region während Tätigkeiten im Franziskus-Hospital Harderberg und an der Paracelsus-Klinik in Osnabrück. Auf Twist aufmerksam machte ihn der aus Zentralafrika stammende Meppener Kollege Dr. Evariste Gafumbegete, der das Praxisgebäude von Jaron gekauft hatte. So gelang in Twist etwas, woran Gemeinden in ländlichen Gebieten wie dem Emsland immer häufiger scheitern: Mediziner von auswärts anzuziehen, um frei werdende Stellen für niedergelassene Ärzte zu besetzen, ist kniffelig. Aber nicht unmöglich. Die Kassenärztliche Vereinigung, Gemeinden und Kreisbehörden in der Region lassen sich einiges einfallen, um junge Ärzte aufs Land zu locken: Mit Sprechstunden an der Uni sollen bereits früh die eigene Praxis und der Beruf des Hausarztes schmackhaft gemacht werden, später sind es finanzielle Anreize, die die Entscheidung fürs Land versüßen sollen. Ärzte übernehmen beispielsweise Patenschaften für Studenten – um zu zeigen: „So sieht Medizin aus“, sagt Hausarzt Dr. Uwe Lankenfeld, der Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung (KVN) in Osnabrück ist. Denn oftmals weiche die Vorstellung der Studenten von der tatsächlichen Arbeit eines Hausarztes ab. Derzeit bieten 235 Haus- und Fachärzte in Niedersachsen ihre Hilfe an, 45 Patenschaften wurden bislang geschlossen. Förderung aus Landesmitteln soll dem Nachwuchs Anreiz bieten, das Praktische Jahr im Fach „Allgemeinmedizin“ zu machen. Das ist eine relativ neue Entwicklung, denn generell sei die Ausbildung zum Hausarzt über Jahre „stiefmütterlich“ behandelt und von der Politik nicht beachtet worden, kritisiert Lankenfeld. „Es gibt bis heute keine Vorgaben für die Weiterbildungsordnung.“ Erst kürzlich hatte auch der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen eine Verbesserung der Ausbildung gefordert. Mit der sogenannten Verbundweiterbildung für Allgemeinmediziner wurde bereits die Tätigkeitszeit nach dem Studium reformiert. Kliniken und niedergelassene Ärzte schließen sich bei diesem Modell zusammen, damit ein Assistenzarzt während seiner Weiterbildung nicht den Standort wechseln muss und der Region dadurch abhan- VON CHRISTIAN SCHAUDWET 5,4 5,9 Frauenärzte 58,0 Hausärzte Kinderärzte 4,4 Orthopäden 3,8 9,3 Frauenärzte Psychotherapeuten 111,3 7,0 Psychotherapeuten 1) pro 100 000 Einwohner 12,0 1) pro 100 000 Einwohner Der Allgemeinmediziner Dr. Jun-Yong Jung (Mitte) aus Korea erhält vom Twister Bürgermeister Ernst Schmitz das Gemeindewappen. Jung hat in Twist eine frei gewordene Praxis übernommen. denkommt. Derzeit gibt es 40 solcher Standorte in Niedersachsen. Der Zusammenschluss soll auch den Austausch zwischen Berufsanfängern und erfahrenen Kollegen stärken. Den niedergelassenen Praxen zahlt die KVN mittlerweile einen Beitrag, um die Weiterbildung zu finanzieren. Auch im Emsland findet diese Art der Fortbildung statt. Vor vier Jahren gründete der Landkreis die Weiterbildungsgesellschaft „Meilenstein“, um die Region im Wettbewerb um medizinisches Personal zu stärken. Vielerorts in ländlichen Gebieten Deutschlands sollen Geldspritzen oder Kredite zu guten Konditionen jungen Kollegen den Start auf dem Land erleichtern. Die Grafschaft Bentheim hält Kontakt zu Medizinstudenten aus der Region und bietet jenen, die sich zu einer späteren Niederlassung in der Grafschaft ver- „Bürgermeister und Landräte können sich immer etwas einfallen lassen.“ Oliver Christoffers, KVN pflichten, Stipendien von 500 Euro monatlich. Zudem hat sie Umzugshilfen und subventionierte Grundstücke im Sortiment. Auch der Landkreis Emsland unterhält einen AdressenPool Studierender und versucht, diese zu einer Rückkehr mit Abschluss in der Tasche zu bewegen. Mit ihrer Kampagne „Niederlassen in Niedersachsen“ will die KVN in diesem Jahr ihr Werben um ärztlichen Nachwuchs steigern. Und in Sögel betritt sie mit einer eigenen Modellpraxis Neuland: Gemeinsam mit dem Berliner Unternehmen „patiodoc“ übernimmt die Vereinigung die Kosten für die Praxis – und damit auch das Risiko. Ein Hausarzt dafür wurde im vergangenen Jahr gefunden, am 1. Juni beginnt Dr. NielsChristian Höllger aus NordrheinWestfalen mit der Arbeit. Genau wie Foto: Manfred Fickers der Rest des Praxisteams wird auch Höllger angestellt sein. Später könne er die Praxis natürlich auch übernehmen, betont Lankenfeld. Meppen Von 2010 bis 2013 gehörte die Region Emsland neben dem Heidekreis und Wolfenbüttel zur „Zukunftsregion Gesundheit“. Modellprojekte wurden hier getestet. Beispielsweise auch „MoNi“ – das Modell Niedersachsen, das Ende vergangenen Jahres auslief. Zwecks Entlastung der Ärzte wurden MediziniKreistyp 4 sche Fachangestellte befugt, Blutdruck zu messen, Fäden zu zieÄrzte insgesamt 1) hen oder Patienten zu 133,4 133, beraten. Um den Erfolg zu messen, liegen Durchschnitt Ärzte in Kreistyp 1) 148,5 bislang zu wenige Ergebnisse vor. Denn nur wenige Praxen beteiligten sich Fachärzte 1) an dem Projekt. Noch bis Ende 2014 fährt die „Rollende Arztpraxis“ durch die Region Hausärzte 58,5 Wolfenbüttel. Von einigen Medizinern wird das als NotKinderärzte 5,9 lösung angesehen, am Jahresende soll ausgewertet werden, Orthopäden 6,7 ob die Patienten die fahrende Praxis genutzt haben. Frauenärzte 9,3 Ärzte aufs Land zu locken erfordert Kreativität: „Bürger1) pro 100 000 meister und Landräte können Psychotherapeuten 13,7 Einwohner sich immer etwas einfallen lassen“, sagt Oliver Christoffers, Geschäftsführer der KVN-Bezirksstelle Osnabrück. Dazu wurden kaum in Anspruch gegehöre beispielsweise auch, bei der nommen“, sagt Christoffers. Für Suche nach einem Kita-Platz oder ei- angehende Ärzte erhöhen solche ner Tagesbetreuung für das Kind zu Reformen die Attraktivität des Behelfen. Seit 2013 ist auch die soge- rufs. Für die Patienten indes heißt nannte Residenzpflicht abgeschafft: es, in manchen Regionen auch mal Ein Arzt, der in einem Dorf arbeitet, eine etwas längere Anfahrt zum Arzt vielleicht eine Familie gründen wollmuss nun nicht mehr unbedingt dort in Kauf nehmen zu müssen. Die sogenannten „weichen Fakto- ten, sei Arbeit in Teilzeit eine Mögwohnen. Außerdem wurde der Bereitschaftsdienst umstrukturiert und auf ren“ seien für junge Ärzte immer lichkeit, sagt Oliver Christoffers. In mehr Ärzte erweitert. Kleine Bereit- wichtiger, sagt auch Uwe Köster von speziellen Seminaren informiert die schaftsringe aus 20 bis 30 Ärzten der KVN Hannover. Mit kleinen Mit- KVN über Zulassungsverfahren und wurden auf solche mit bis zu 120 ver- teln, wie beispielsweise die Praxis mögliche Kooperationen. Ein klassigrößert. „Für Osnabrück und Umge- besser zu organisieren, könne die At- sches Existenzgründerseminar gehört bung ist das sehr gut gelungen“, sagt traktivität erhöht werden: morgens auch zum Angebot. „Der Beruf hat später eine enorme Lankenfeld. Von bis zu sechs Tagen früher anzufangen, längere MittagsNotdienst sei nur noch einer übrig – pausen, um Zeit für die Kinder zu ha- Vielfalt“, wirbt Lankenfeld. Auch dies sei eine große Entlastung für die ben – sprich: den Job familienver- wenn derzeit die ärztliche Versorträglicher zu gestalten. Und sich die gung in Osnabrück und dem „SpeckÄrzte. Gerade läuft eine weitere Reform, Praxis mit einem anderen Kollegen gürtel“ gut sei, rechnet Lankenfeld in die dazu beitragen soll, die Kräfte der zu teilen. Mittlerweile stellt die An- spätestens fünf Jahren mit einem Ärzte zu schonen. Der Bereitschafts- stellung in einem Krankenhaus oder Rückgang. Aber dann erst über die dienst für Hals-Nasen-Ohren-Ärzte, in einer Praxis eine Alternative zur Zukunft nachzudenken sei zu spät: für Gynäkologen und Hautärzte läuft Selbstständigkeit dar. Gerade für älte- „Eine Ausbildung zum Arzt dauert nur noch bis zum 30. Juni 2014. „Die re Kollegen oder jüngere Frauen, die mindestens elf Jahre.“ Nied dergelassene Ärzte in der Region Laandkreis Osnabrück Kreistyp 2 Grafschaft Bentheim Ärzte insgesamt 1) 1141,2 Durchs hschnitt Ärzte in Kreistyp 1) 144,1 Landkreis Vechta Kreistyp 2 Lingen Fachärzte 1) 53,7 Hausärzte Kinderärzte 1) K Kinderärzte 5,9 Or Orthopäden 4,8 Frauenärzte 6,1 4,4 Frauenärzte 65,7 Hausäärzte 144,1 Durchschnitt Ärzte in Kreistyp 1) Orthopäden Fachärz rzte 123,6 Ärzte insgesamt 1) 10,0 Psychotherapeuten 15,1 1) pro 100 000 Einwohner 8,8 Psychotherapeuten 22,6 1) pro 100 000 Einwohner Bramsche Osnabrück Kreistyp 1 286,9 Ärzte iinsgesamt 1) Noch war es keine Krisensitzung, doch der Anlass der Zusammenkunft am Flughafen Münster/Osnabrück war ernst: In ländlichen Gegenden wie dem Emsland droht auf lange Sicht ein gefährlicher Ärztemangel. Gefährlich? Für die Wirtschaft durchaus. Gute medizinische Versorgung sei „ein wesentlicher Standortfaktor für die Gewinnung neuer Einwohner und Arbeitnehmer sowie für die Ansiedlung neuer Unternehmen in ländlichen Regionen“, sagte Eckhard Lammers, Geschäftsführer für Standortpolitik bei der Industrie- und Handelskammer Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim (IHK) während der Veranstaltung im November. Ihr Titel: „Landarzt gesucht! Die Medizinische Versorgung als Standortfaktor“. Unternehmen sorgen sich um ihre Attraktivität für Fach- und Führungskräfte, sollte es auf dem Land künftig immer weniger Ärzte geben: In vielen Bewerbungsgesprächen schwinge die Frage des Kandidaten nach der ärztlichen Versorgung für seine Familie mit, sagt Magdalena Knappik, IHK-Referentin und Leiterin des regionalen Gesundheitsnetzwerks Gewinet. „Unternehmen, die auf der Suche nach Personal sind, beschäftigt das sehr.“ Es treibt auch die niedersächsische Gesundheits- und Sozialministerin um, die bei der IHK-Veranstaltung zugegen war. Cornelia Rundt erhofft sich die Lösung vor allem von den Frauen: Gut ausgebildete junge Ärztinnen böten „wesentliches Potenzial“ zur Vermeidung von Ärzte-Engpässen auf dem Land, sagte sie. Dieser Schatz allerdings – zwei Drittel der Medizinstudenten in Deutschland sind weiblich – muss erst einmal gehoben werden. Am schwierigsten dürfte das auf dem Land werden. Wohl nirgends beeinträchtigt die Tätigkeit des Arztes dessen Familienleben stärker als dort, wo er im Prinzip rund um die Uhr Bereitschaftsdienst hat, weil kein anderer Mediziner in der Nähe ist. Nun wird der ärztliche Nachwuchs bald jedoch zu 70 Prozent aus Frauen bestehen, von denen die meisten Familien gründen wollen. Für eine junge Mutter ist die Arbeitslast des klassischen Landarztes aber kaum zu bewältigen. Also sind Lücken absehbar. Nicht nur die hohe Arbeitsbelastung schreckt viele Frauen und zunehmend auch Männer von einem Leben als Landarzt ab. Einer Umfrage der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) unter jungen Ärzten zufolge fehlt es auf dem Land oft an interessanten Arbeitsplätzen für die Partnerin oder den Partner und an nahen Kita-Angeboten. Hinzu kommt die Furcht vor Verschuldung: „Junge Ärzte scheuen zunehmend das finanzielle Risiko, eine Praxis zu eröffnen“, sagt Detlef Haffke, Sprecher der KVN. Die Investitionskosten liegen für einen Allgemeinmediziner bei rund 250 000 Euro, für eine Radiologen-Praxis kann locker eine Million fällig werden. Trotz des beunruhigenden Trends ist die Versorgungslage nach Einschätzung von Branchenkennern noch gut, in Osnabrück sogar außerordentlich gut. Dort herrscht gemäß der Rechensystematik der KVN bei Hausärzten ein Versorgungsgrad von 117 Prozent, im benachbarten Georgsmarienhütte sogar von 130 Prozent. Auch in den Bereichen Bramsche, Quakenbrück und Lingen im Emsland liegt der Versorgungsgrad deutlich über 100 Prozent. Dünner gesät sind die Hausärzte in den Bereichen Melle (93 Prozent), Meppen (92 Prozent) und Papenburg (96 Prozent) Die Belegung der Region mit Ärzten bedarfsgerecht zu planen ist Aufgabe der KVN. Nach Prognosen der Planer in Hannover gehen in Niedersachsen in den kommenden zehn Jahren rund 4200 von etwa 11 000 Kassenärzten in den Ruhestand. Werde nicht gegengesteuert, schmelze die Zahl von derzeit 5300 Hausärzten auf dem Land um 1000 ab, warnt die KVN. Derzeit fehlen in Niedersachsen zur Vollversorgung 357 Hausärzte. Die Herausforderung für den ländlichen Raum sieht Josef Hilbert aber nicht nur bei der Quantität, sondern auch bei den Qualitäten der Ärzte. Nach Ansicht des Direktors des Instituts für Arbeit und Technik an der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen Bottrop Recklinghausen müssen Landärzte in Zukunft „Brückenschläge“ zur Sozialarbeit, der Wohnungswirtschaft, zu Sport und Freizeit bewerkstelligen. „Das klassische Qualifikationsprofil der Ärzteschaft“, sagt der Soziologe, „ist für diese Herausforderungen unzureichend vorbereitet.“ Der Grund ist derselbe, der auch die Krankenhauswirtschaft und weit darüber hinaus Unternehmenslenker sowie Planer in praktisch allen Bundesministerien zum Grübeln bringt: Deutschland ergraut – die Alten werden mehr, die jungen weniger. Die Landärzte von morgen müssen also zugleich Experten für Altersmedizin sein. 233,3 Durchs hschnitt Ärzte in Kreistyp 1) Fachärz rzte 1) Osnabrück 68,9 68 Hausäärzte Kinderärzte 9,1 Orthopäden 9,1 Frauenärzte Georgsmarienhütte 17,7 Psycho hotherapeuten Melle 71,3 1) pro 1000 000 Einwohner Kreistyp 1: Kreisfreie K Großstädte · Kreistyp 2: Städtische Kreise Kreistyp 3: Ländliche L Kreise mit Verdichtungsansätzen Kreistyp 4: Dünn D besiedelte ländliche Kreise Quellen: ver ersorgungsatlas.de/Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgungg in der Bundesrepublik Deutschland, Kassenärztliche Vereinigungg Niedersachsen · Grafik: Matthias Michel Ärztehäuser und Medizinische Versorgungszentren gelten als Weg, mehr Teilzeittätigkeit für Ärztinnen zu ermöglichen und den Beruf familienfreundlicher zu machen. Foto: Jörn Martens 6 DONNERSTAG, 24. APRIL 2014 MACHER & MÄRKTE „Krankenhäuser gehören nicht an die Börse“ Die Osnabrücker Paracelsus-Kliniken setzen in der Krise der Krankenhausbranche auf Spezialisierung VON HENDRIK STEINKUHL OSNABRÜCK. Dass die Osnabrü- cker „Para-Klinik“ nicht nur ein Krankenhaus, sondern Stammsitz einer der größten Krankenhausketten Deutschlands ist, wissen die wenigsten. Trotz harten Wettbewerbs und kapitalstarker Konkurrenten will Paracelsus aber auf keinen Fall an die Börse gehen. Wie kann man vorhersagen, ob ein Parkinson-Patient an ausgeprägten Bewegungseinschränkungen erkranken wird, an psychischen Symptomen oder auch einer frühen Demenz? Welche Art von Behandlung ist für diabetische Fußwunden die beste? In den Paracelsus-Kliniken in Kassel und Hannover werden diese wichtigen medizinischen Fragen derzeit erforscht. Sie stehen beispielhaft für das Konzept, mit dem sich die Osnabrücker Krankenhauskette laut Pressesprecherin Simone Hoffmann am Markt behaupten will: „Wir setzen auf Spezialisierung!“ Das Gesundheitsgeschäft ist ein hartes Brot. In ganz Deutschland leiden die Krankenhäuser darunter, dass die Personal- und Behandlungskosten steigen, die Einnahmen aber sinken. 2012 erwirtschaftete Paracelsus bei einem Umsatz von 344,8 Millionen Euro nach einem verlustreichen Vorjahr ein Jahresergebnis von 2,4 Millionen Euro, Zahlen für 2013 will das Unternehmen im Mai vorlegen. Um ihren Arbeitsplatz zu sichern, mussten und müssen die 5000 Mitarbeiter der ParacelsusKliniken 2013 und 2014 auf Weihnachtsgeld und Tariferhöhungen verzichten. Ab 2015 allerdings soll es wieder einen Weihnachtszuschlag geben. Zudem sollen die Löhne um zwei Prozent steigen. Planen nicht den Gang an die Börse: die Paracelsus-Kliniken (Bild: Gehirnoperation am Unternehmensstandort Osnabrück). Der Patient solle im Mittelpunkt stehen, nicht die Rendite, sagt das Management. Da nach Auskunft von Pressesprecherin Simone Hoffmann eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft dem Unternehmen noch Anfang dieses Jahres ins Stammbuch geschrieben hat, sie müsse die Kosten senken, stellt sich die Frage: Wie will die Klinik-Kette das bezahlen? „Vor allem durch Spezialisierung“, sagt Simone Hoffmann und lächelt. Natürlich wolle ihr Unternehmen zuallererst sparen, indem es Prozesse optimiere. Was das konkret bedeutet, kann oder PARACELSUS-KLINIKEN Nach amerikanischem Vorbild Die Paracelsus-Kliniken gründete der Osnabrücker Hartmut Krukemeyer im Jahr 1968. Der Radiologe und Unternehmer starb im Jahr 1994. Sein Sohn Manfred Georg Krukemeyer, ebenfalls Mediziner, ist heute Vorsitzender der Ge- sellschafterversammlung. Nach dem Vorbild der amerikanischen Mayo-Kliniken hat die Osnabrücker Krankenhauskette das Belegarzt-System in Deutschland eingeführt. Das bedeutet, dass die behandelnden Ärzte eine eigene Praxis innerhalb einer Klinik haben. Insgesamt gibt es in Deutschland über 40 ParacelsusEinrichtungen an 22 Standorten und eine in der Schweiz. Dazu gehören Akut-Krankenhäuser, Rehabilitationskliniken und ambulante Einrichtungen. möchte Simone Hoffmann nicht sagen. Darüber hinaus aber verfolge Paracelsus das klare Ziel, die Patientenzahl und damit die Einnahmen zu steigern, indem man professionelle Schwerpunktmedizin betreibe. Die Klinik in Kassel etwa ist führend bei der Erforschung und Behandlung von Parkinson. In Düsseldorf wiederum betreibt die Klinikgruppe das einzige urologische Fachkrankenhaus Deutschlands. Am Unternehmenssitz in Osnabrück schließlich ist die Neuromedizin stark vertreten. Gute und spezialisierte Medizin anzubieten sei aber nur die halbe Miete, sagt Simone Hoffmann. „Man muss auch über das gute Angebot sprechen. Und das können Krankenhäuser nicht.“ Die Chefin der Unternehmenskommunikation sieht also gerade in ihrem Ressort Nachholbedarf – kann aber auch schon erste Erfolge vermelden. Mit regelmäßigen Vorträgen etwa locken die Paracelsus-Kliniken zahlreiche Zuhörer an und vergrößern somit ihren Bekanntheitsgrad. Erfreulich sei auch, dass die erwähnte Klinik in Kassel im Krankenhausreport der Zeitschrift „Focus“ auftauche. „Es ist zwar sehr zweifelhaft, wie dieser Report zustande kommt“, sagt Simone Hoffmann. „Aber die Patienten beeindruckt das natürlich.“ Ein großes Thema unter Patienten wie auch in den Medien ist seit einigen Jahren die Krankenhaushygiene. Ein Riesenproblem verursacht in Deutschland der sogenannte Krankenhauskeim MRSA. Die Paracelsus-Kliniken haben darauf reagiert, laut Simone Hoffmann soll etwa in Osnabrück noch in diesem Jahr ein Chef-Hygieniker eingestellt werden. Was schließlich den Wettbewerb um die besten Köpfe angeht, hat Paracelsus laut Simone Hoffmann einen großen Vorteil gegenüber der Konkurrenz: „Bei uns muss der Arzt nicht 15 Prozent Rendite erwirtschaften.“ Anders als die großen Mitbewerber Rhön-Klinikum AG und Helios sind die Paracelsus-Kliniken nicht an der Börse notiert – und das soll so bleiben. Manfred Krukemeyer, Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der Paracelsus-Kliniken, sagte in einem Interview mit dem Deutschen Ärzteblatt: „Krankenhäuser gehören nicht an die Börse. Punkt.“ Der Sohn des Unternehmensgründers vertritt die Auffassung, dass man im Krankenhaus auf Dauer nicht Gewinne maximieren kann, wie es von den Aktionären erwartet werde. „Die Fallpauschalen decken die Kosten für die Fälle ab, also die Kosten der Behandlung, nicht aber den Kapitaldienst.“ So wollen die Paracelsus-Kliniken zumindest im Blick auf die Foto: Hermann Pentermann Unternehmensstruktur ein im besten Sinne traditioneller Krankenhausbetreiber bleiben, der seinen Patienten zuallererst eine ausgezeichnete medizinische Versorgung bietet. Laut Simone Hoffmann dürfe man als Krankenhausbetreiber aber auch einen anderen Faktor niemals außer Acht lassen: „Das Essen ist für die Patienten sehr, sehr wichtig!“ Auch auf Helgoland gibt es eine Einrichtung des Paracelsus-Verbands: Die Nordseeklinik hat sich auf Neurologie spezialisiert. Wer liefert den günstigsten Strom? Ihr Heizsystem. Vorausgesetzt, Sie haben einen Dachs. Der rechnet sich wie kein anderes Heizsystem. 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Doch als sich die Produktion für Versandkataloge Anfang der 1980er-Jahre nicht mehr lohnte, tüftelte der gebürtige Schwabe an einem neuen Produkt: In einem Betonmischer setzte Grill erste Mixturen für Dentalgipse an, mit denen Zahnabdrücke gefertigt werden. Daraus entwickelte sich Shera WerkstoffTechnologie in Lemförde – einer der Marktführer in Deutschland. Die Zeit des Betonmischers ist längst überwunden. Heute zählt Shera nach eigenen Angaben 7300 Kunden in Deutschland und Österreich, exportiert wird in 70 Länder. 2013 lag der Umsatz bei 15 Millionen Euro. Vor fünf Jahren waren es noch 13,5 Millionen Euro. Während am Heimatmarkt zu- letzt ein Zuwachs von einem Prozent erzielt worden sei, lag das Plus im Export bei zehn Prozent. Im Januar und Februar ist der Umsatz nochmals um 12,3 Prozent gestiegen, sagt Geschäftsführer Jens Grill. Er hat das Unternehmen im August 2001 übernommen. Täglich produziert das Unternehmen unter anderem rund 13 Tonnen Dentalgips. Das Spezialprodukt weise eine besonders ge- Dentalgips darf sich nur um 0,08 Prozent ausdehnen. ringe Ausdehnung auf, wenn es mit Wasser angerührt wird. Grill spricht von 0,08 Prozent. „Wenn es mehr ist, wird das Modell falsch“, sagt er. Handelsübliche Produkte aus dem Baubedarf dehnen sich um mehrere Prozent aus. Doch Zahnlabore arbeiten längst nicht mehr nur mit Gipspräparaten. Abdrücke werden zunehmend eingescannt und Kronen, Brücken oder Implantate am Bildschirm entworfen. „Im digitalen Bereich wird sich technisch noch sehr viel tun“, sagt Grill. Aktuell stockt er dazu sein Personal auf. Durch das kontinuierliche Wachstum ist es in den Werkshallen eng geworden. Einst grenzten Wohn- und Geschäftsräume direkt aneinander. Heute sitzt im ehemaligen Wohnzimmer die Finanzbuchhaltung. Alle Hallen wurden unterkellert. Wo Jens Grill früher sein Jugendzimmer hatte, entwickeln Mitarbeiter digitale Anwendungen. „Wir müssen dringend, dringend erweitern“, meint der Shera-Chef. In welche Richtung sich diese Pläne entwickeln werden, ist noch nicht klar. Wegen einer Überlandleitung über den Dächern jeden- 13 Tonnen Dentalgips verlassen bei der Firma Shera täglich die Produktion. falls nicht in die Höhe. Mit den Nachbarn werde über einen Flächenkauf verhandelt. Eng wird es auch im Lager für das Auslandsgeschäft. Auf 750 Palettenstellplätzen sammelt das Unternehmen hier Lieferungen, bis sie von einer Spedition abgeholt werden. Wegen des hohen Gewichts der Gipstüten lohne sich ein Einzelversand nicht. Im Ver- sandraum sind Paletten mit Türkei, Jemen und Ukraine beschriftet – Shera hat sich international einen Namen gemacht. Den unternehmerischen Erfolg und das soziale Engagement würdigte 2013 die Oskar-Patzelt-Stiftung, die jährlich den „Großen Preis des Mittelstandes“ vergibt. Shera erhielt eine Ehrenplakette. Das Engagement in der Region Foto: Shera „ist auf die enge Zusammenarbeit mit Universitäten und berufsbildenden Schulen ausgerichtet“, hieß es in der Laudatio. Eine nähere Bedeutung hat der Firmenname übrigens nicht. Er geht auf einen Rotweinabend zurück, erzählt Grill. Als der Firmengründer 1983 einen Begriff suchte, der markenrechtlich noch nicht belegt war, bot sich Shera an. – ANZEIGE – FIRMENPORTRÄT emco Group – fit für die Zukunft Seit der Firmengründung vor fast 70 Jahren hat sich die emco Group zu einem weltweit agierenden Unternehmen entwickelt. Mit rund 20 Produktions- und Vertriebsstandorten ist die Gruppe international präsent, von den mehr als 1200 Mitarbeitern ist etwa die Hälfte außerhalb des Lingener Stammsitzes ansässig. Für den internationalen Wettbewerb sieht sich die Gruppe gut aufgestellt. INTERNATIONALES WACHSTUM Bereits heute werden die Produkte der vier Tochtergesellschaften emco Bad, emco Bau- und Klimatechnik, Novus Dahle und emco elektroroller in mehr als 100 Ländern der Welt vertrieben. „Die Exportmärkte werden weiter an Bedeutung für uns gewinnen“, betont Christian Gnaß, geschäftsführender Gesellschafter der emco Group. Um sich auf den globalen Märkten besser positionieren zu können, hat sich das Traditionsunternehmen im März diesen Jahres einer Umfirmierung unterzogen: Aus der Erwin Müller Gruppe Lingen ist die emco Group geworden. „Die Bezeichnung emco Group ist international leichter anzuwenden und somit ein Schritt in die zukunftsorientierte Entwicklung unseres Unternehmens“, erklärt Gnaß. „Gleichzeitig ist emco Bereits 180 Mitarbeiter nutzen das Firmenfitnessprogramm emco FIT und trainieren in Fitnessstudios, Schwimmbädern oder beim Physiotherapeuten. die älteste Produktmarke unseres Hauses, die sich übrigens aus den Initialen unseres Unternehmensgründers Erwin Müller und der damaligen Firmierung Erwin Müller & Co. ableitet und international hohe Bekanntheitswerte genießt.“ IM TEAM ZUM ZIEL Der neue Firmenname emco Group trägt der zunehmenden Internationalisierung Rechnung. Von links: Harald Müller und Christian Gnaß, die beiden geschäftsführenden Gesellschafter der Unternehmensgruppe. Foto: emco /H.Kramer Ein hohes Innovationspotenzial sichert dem Unternehmen immer wieder Wettbewerbsvorteile und marktführende Positionen. Beste Voraussetzungen dafür bietet nicht nur das 2012 eingeweihte Forschungsund Entwicklungszentrum, sondern auch gut ausgebil- Als Arbeitgeber setzt emco Group auf … - flexible Arbeitszeiten und Vergütungssysteme - demografische Angebote (z.B. Altersteilzeit) - ein großes Schulungs- und Weiterbildungsangebot - optimale Entwicklungschancen im Team - Familienförderung - Gesundheitsförderung (emco FIT) und Betriebssport - Sicherheit am Arbeitsplatz und modernste Technologien detes Fachpersonal. Als Arbeitgeber punktet die emco Group deshalb mit einem breit angelegten Schulungsund Weiterbildungsangebot ebenso wie mit familienfreundlichen Arbeitsplatzangeboten. Das firmeneigene Fitnessprogramm „emco FIT“ motiviert die Mitarbeiter dazu, auf ihre Gesundheit zu achten – mit Erfolg: Heute nutzen bereits rund 180 Mitarbeiter das Fitnessangebot, das ihnen ermöglicht, ausgewählte Fitnessstudios, Schwimmbä- der und Physiotherapeuten gegen einen geringen Eigenkostenanteil besuchen zu können. INFO/KONTAKT :::::::::::::: Erwin Müller GmbH Breslauer Str. 34-38 49808 Lingen (Ems) Tel. 05 91 9 14 0 -0 Fax 05 91 9 14 0-811 [email protected] www.emco-group.de DONNERSTAG, 24. APRIL 2014 BRANCHEN & BETRIEBE 9 Spiel und Kommunikation – aber nicht nur: Die Pflegekräfte der Zukunft, die derzeit im Emsland ausgebildet werden, sollen deutlich mehr können und selbstständig anwenden dürfen. Foto: dpa Tun, was sonst nur Ärzte dürfen In Lingen und Meppen wird die Ausbildung von Pflegepersonal umgekrempelt – das macht den Beruf attraktiver Prognose: Im Jahr 2030 fehlen eine halbe Million Pflegekräfte. Neue Konzepte sollen Neugier auf den Pflegeberuf wecken. In Lingen wird das Pflegestudium international. VON KIM KAROTKI LINGEN/MEPPEN. Pflegenotstand macht erfinderisch: Die Hochschule Osnabrück bietet auf ihrem Campus Lingen einen dualen Studiengang an, der den Beruf aufwerten kann und für junge Menschen attraktiver macht. Die Pflegerinnen und Pfleger der Zukunft handeln selbstständiger und argumentieren gegenüber Ärzten auf Augenhöhe. Das Konzept stammt aus den USA. Auch ein nicht akademisches Weiterbildungsangebot im Emsland zielt in diese Richtung. Zypern, Finnland, die Niederlande, Portugal und Wales – die Pflegeausbildung auf dem Campus Lingen wird international. Zwölf von 20 Studierenden im sechsten Semester des dualen Bachelor-Studiengangs Pflege sind Mitte März für drei Monate ausgeschwärmt, um eine andere Pflegekultur in Europa kennenzulernen. In vielen europäischen Staaten sind akademische Pflegekräfte keine Seltenheit, und der Pflegeberuf ist besser angesehen. In Deutschland hat sich das Bild vom Pflegenden in einer Einrichtung mit alten, pflegebedürftigen Menschen in Kopf festgesetzt. Dass Pflege in der Praxis heute anders aussieht und der Beruf mehr Möglichkeiten bietet als bekannt, zeigt der Pflegestudiengang an der Hochschule Osnabrück. Spätestens seit dem „Pflegereport 2030“ der Bertelsmann Stiftung ist der drohende Pflegenotstand in vieler Munde. Demnach wird die Zahl der Pflegebedürftigen bis zum Jahr 2030 um 50 Prozent zunehmen, werden bundesweit eine halbe Million Vollzeitkräfte in der Pflege fehlen. Im Osnabrücker Land und im Emsland immerhin stellen der duale Bachelorstudiengang Pflege und die Weiterbildung zur nicht ärztlichen Praxisassistenz in Meppen Bausteine dar, um den Einstieg in den Pflegeberuf attraktiver machen. Die Gründe für die Versorgungslücke bei den Pflegekräften sind vielfältig: Nach Einschätzungen von Experten gehören dazu der demografische Wandel, das schlechte Image des Berufs. Geringe Bezahlung und Schichtdienst sowie Dienste am Wochenende schrecken viele ab. Trotzdem lässt sich immerhin bereits eine positive Entwicklung ausmachen. Das Kultusministerium Niedersachsens verweist auf 6756 Schüler in der Altenpflegeausbildung 2013, verglichen mit 4549 im Jahr 2007. Niedersachsens Gesundheitsministerin Cornelia Rundt weist auf die Notwendigkeit zum Umdenken hin. Stellschrauben sind ihrer Meinung nach die Aufwertung der Pflegeberufe, die tarifliche Anhebung, bessere Arbeitsverteilung und die Schaffung von Karrieremöglichkeiten. „Um den Einstieg Auslandspraktikum inklusive: Pflege-Studentinnen des Campus Lingen der Hochschule Osnabrück vor der Abreise zu ihren Tätigkeitsorten. Foto: Hochschule Osnabrück attraktiver zu machen, müssen auf Bundesebene die Kranken-, Altenund Kinderkrankenpflege-Ausbildung zusammengelegt werden“, lautet ihr Vorschlag. Einen Schritt in diese Richtung stellt der duale Studiengang der Hochschule Osnabrück dar. Innerhalb von vier Jahren erwerben Auszubildende der Alten-, Gesundheits- und Kranken- sowie Kinderkrankenpflege ihren Berufsabschluss und den Bachelor of Science in Pflege. Vorteil: „Die Studierenden sparen zwei Jahre“, so Dajana Benner, Dozentin im Bereich Pflege am Campus Lingen. Der bisherige Weg, Ausbildung mit anschließendem Bachelorstudium, dauerte sechs Jahre. „Außerdem kann ein Master aufgesattelt werden, und es besteht die Möglichkeit zu einem Auslandsaufenthalt“, sieht die Dozentin die Vorteile klar umrissen. Insgesamt 40 Plätze stehen Interessierten jeweils in Osnabrück und auf dem Campus Lingen zur Verfügung. Das praxisorientierte Studium gründe sich auf drei Säulen, erklärt Werner Koop, Leiter des Schulungszentrums des Ludmillenstifts in Meppen: „Die Schulen machen den fachtheoretischen Teil, die Pflegeeinrichtungen den praktischen, und an der Hochschule wird die Pflegewissenschaft vermittelt.“ Zu den angestrebten Tätigkeiten gehören die Steuerung pflegetherapeutischer Prozesse, die Anleitung und Beratung von Patienten, Angehörigen und Assistenzkräften: Vorbild sei das „Primary Nursing“, sagt Benner. Hinter dem aus den USA stammenden Konzept steht die Idee, einem Patienten eine Pflegekraft als Bezugsperson zuzuordnen. Das beinhaltet, den Pflegeprozess eigenverantwortlich zu planen. Die Studierenden müssten sehr selbstständig arbeiten, betont Koop: „Sie müssen Arbeitsabläufe gezielter durchdenken, wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis bringen, Arbeitsabläufe reflektieren und anpassen, Pflegediagnosen erstellen und umsetzen.“ So könnten sie gegenüber Ärzten auf einer anderen Ebene argumentieren. Bei aller Aufbruchstimmung – einen Wechsel hin zur Akademisierung strebe man mit dem neuen Studiengang jedoch nicht an, macht Koop deutlich: „Ich glaube, dass wir in der Zukunft in der Pflege ganz anders denken müssen: Wir werden einen Kompetenzmix haben müssen, und da sind wir noch im Entwicklungsstadium.“ Die Hochschule Osnabrück verleiht den Titel „Bachelor of Science“ in Pflege. Einen nicht akademischen Weg zu einer besseren Arbeitsverteilung im Gesundheitswesen soll die Weiterbildung zur „nicht ärztlichen Praxisassistenz für medizinische Fachangestellte“ bieten. Der bundesweit anerkannte Abschluss geht im Emsland auf die Initiative regionaler Vertreter des Gesundheitswesens und der Ärztekammer Niedersachsen im Rahmen des Landesmodellprojekts „Zukunftsregion Gesundheit Emsland“ zurück. Bei diesem Pionierprojekt legten bundesweit erstmalig vor zwei Jahren 18 medizinische Fachangestellte ihre die Prüfungen ab. Nach der Weiterbildung sind medizinische Fachangestellte in Abstimmung mit dem Arzt zu selbstständigen Hausbesuchen und Besuchen in Altenheimen befugt. Die Bundesärztekammer sieht großen Bedarf, besonders vor dem Hintergrund des Landärztemangels: „Speziell in unterversorgten Gebieten entlasten derart geschulte Fachkräfte den Arzt oder die Ärztin enorm“, heißt es bei der Kammer. Dafür benötigen medizinische Fachangestellte Kompetenzen in der Palliativversorgung, der Onkologie und der Psychosomatik. Die vermitteln ihnen in Meppen Ärzte praxisnah in 220 Stunden; ein ausbildungsbegleitendes Praktikum rundet die Ausbildung ab. Nicht ärztliche Praxisassistenten sind damit befugt, Wunden zu versorgen, Blutdruck- und Blutzuckerwerte zu kontrollieren, beurteilen das häusliche Umfeld und koordinieren die Zusammenarbeit mit der ambulanten Pflege oder anderen Dienstleistern. 10 DONNERSTAG, 24. APRIL 2014 BRANCHEN & BETRIEBE Gütesiegel für Umdenker Die Emsländische Stiftung Familie und Beruf zertifiziert Unternehmen, die das Familienleben ihrer Angestellten fördern SÖGEL/MEPPEN. „Mama, du weißt doch, ich esse kein Fleisch mehr“, „Papa, was gibt es heute zu essen?“ „Mama, ich habe keine Zeit fürs Mittagessen, ich muss lernen“ – wenn das Mittagessen zu Hause zum Stressfaktor wird, kann es schon eine große Entlastung sein, das passende Essen vom Arbeitsplatz mitzunehmen. Die Emsländische Stiftung Familie und Beruf prüft, was Unternehmen für ihre Mitarbeiter tun. Abwechslungsreich, vegetarisch, schnell, je nach Bedarf. Die Kantine des Hümmling-Hospitals Sögel gibt gestressten Mitarbeitern die Care-Pakete mit auf den Weg, für 2,50 Euro pro Person. Eine kleine, aber sehr effektive Maßnahme, die das Krankenhaus im Zuge der Zertifizierung als familienfreundlicher Betrieb für sich erarbeitet hat. Weniger Stress bedeutet auch zufriedenere und gesündere Mitarbeiter. Das Gütesiegel „Familienfreundlichkeit“ wurde von der Emsländischen Stiftung Beruf und Familie entwickelt und wird seit 2010 vergeben. Rund 50 Betriebe haben sich seitdem zertifizieren lassen. Vom fünfköpfigen Büro für Landschaftsplanung bis zum Großbe- trieb wie der Meyer Werft mit 3000 Mitarbeitern. Die Stiftung selbst wurde vom Wirtschaftsverband und dem Landkreis Emsland 2006 gemeinsam ins Leben gerufen mit dem Ziel, das Emsland familienfreundlicher zu machen und damit auch attraktiver für heiß begehrte Fachkräfte. Inge Otten von der Alwin Otten GmbH aus Meppen bringt es auf den Punkt: „Wir haben einen Fachkräftemangel hoch zehn, da tut man alles, um ein guter Arbeitgeber zu sein.“ Unternehmenscoach Ursula Günster-Schöning, die im Auftrag der Stiftung die Unternehmen zertifiziert, bestätigt diese Motivation der Unternehmen. Längst sei das Thema Familienfreundlichkeit kein „Nice to have“ mehr, sondern absolut wichtig, um im Wettbewerb um gute Mitarbeiter bestehen zu können. Und im Vergleich zu vielen anderen Gütesiegeln, die es mittlerweile zum Thema „Familienfreundlichkeit“ in Deutschland gebe, werde das emsländische Siegel in enger Zusammenarbeit mit den jeweiligen Unternehmen vergeben. Es reicht also nicht, nur einen Fragebogen auszufüllen oder sich im Internet von den Mitarbeitern bewerten zu lassen, die Unternehmen müssen sich auf etwas mehr Arbeit und Nachdenken Mittagessen „to go“ beim Hümmling-Hospital in Sögel. über das Thema Familie und Beruf einlassen. So gehört zu jedem Zertifizierungsprozess ein halbtägiger Workshop, an dem Mitarbeiter aus verschiedenen Bereichen des Unternehmens teilnehmen, um die Bedürfnisse, Wünsche und Ideen für mehr Familienfreundlichkeit zu ergründen und konkrete Maßnahmen zu entwickeln. Für Michaela Heine vom Maschinenbauunternehmen Berg- Wir kombinieren. Das Beste aus Print und Digital. DIGITAL www.wir-kombinieren.de ist da: Unser Newsletter f Melden Sie sich au ! unserer Website an Wir kümmern uns um Ihren professionellen Werbeauftritt und verbinden klassische und neue Medien. Unternehmen der Foto: Holl Kommunikation mann in Hüntel sind diese Dinge ein wichtiger Bestandteil der Unternehmenskultur: „Bei uns hängen die Leitlinien wie ,Wir sind ein Familienunternehmen‘ nicht nur an den Wänden, sondern sie werden gelebt.“ Als Beispiele führt sie die Einführung einer Geburtsbeihilfe in Höhe von 400 Euro für jedes neugeborene Kind eines Mitarbeiters an, die Ausgabe von Gutscheinheften für Freizeitunterneh- ELA Container GmbH • Zeppelinstraße 19 – 21 • 49733 Haren (Ems) • Deutschland • Tel. +49 5932 / 506-0 • Fax +49 5932 / 506-10 • [email protected] • www.container.de VON CAROLIN APPELBAUM mungen oder das Angebot zum Jobsharing. Außerdem nähmen seit der Zertifizierung auch Männer viel häufiger die Elternzeit in Anspruch. Vor der Zertifizierung sei das Thema nie angesprochen worden, zurzeit seien aber fünf oder sechs Väter in Elternzeit. Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, das ist längst nicht mehr ein reines Frauenthema. Auch für Männer ist ein familienfreundlicher Arbeitsplatz ein Anreiz. Das stellt auch Unternehmenscoach Ursula Günster-Schöning fest: „Familienfreundlichkeit ist nicht nur ein Gedöns, was man mitmacht, sondern eine konkrete Serviceleistung.“ Bei einer aktuellen Umfrage unter mittelständischen Unternehmen, so Günster-Schöning, haben 74 Prozent der Chefs bestätigt: „Ja, die Männer wollen Erziehungsverantwortung.“ Und darauf müssen die Unternehmen reagieren. Dass sie das auch tun, zeigt der große Anteil von zertifizierten Unternehmen, die eher klassische Männerarbeitsplätze anbieten. Wie zum Beispiel die Kampmann GmbH. Der Heizungs-, Klima- und Lüftungsbauer aus Lingen beschäftigt 500 Mitarbeiter, 411 davon sind männlich. Natürlich bedeutet Familienfreundlichkeit nicht nur die Möglichkeit, Kinder und Beruf zu ver- einbaren, bei Kampmann wurde ein ganz anderer Bedarf offenbar: Beruf und häusliche Pflege unter einen Hut zu bringen. Bei einer älter werdenden Belegschaft komme es immer häufiger vor, dass Mitarbeiter auch pflegebedürftige Eltern zu Hause betreuen. Christiane Schomaker wurde eigens dafür als Beraterin für Pflege und Beruf fortgebildet und ist nun Ansprechpartnerin für die Mitarbeiter. Eine der wichtigsten Hilfestellungen bei allen zertifizierten Unternehmen ist es, möglichst flexibel auf die Arbeitszeit-Bedürfnisse der Mitarbeiter einzugehen. Bei dem Kälte-, Klima- und Elektrofachbetrieb Alwin Otten GmbH steht dieses Thema ganz oben auf der Tagesordnung. Das Unternehmen hat dafür ein sogenanntes Lebensarbeitszeitkonto eingeführt. Überstunden, Urlaubstage oder Lohnbestandteile können angespart und später wieder in freie Zeit umgerechnet werden. Das kann sein, wenn man Pflegezeit braucht, in Altersteilzeit gehen oder eine Auszeit nehmen möchte. Unternehmenscoach Ursula Günster-Schöning ist zufrieden mit dem emsländischen Siegel für Familienfreundlichkeit: „Hier tun die Firmen wirklich etwas, es ist nicht nur ein Zettel an der Wand.“ 11 DONNERSTAG, 24. APRIL 2014 BRANCHEN & BETRIEBE Mit einem neuen Job zurück ins Leben Arbeit kann psychisch kranken Menschen bei der Genesung helfen – Doch viele Betriebe schrecken vor Einstellungen zurück VON EVA VOSS OSNABRÜCK. Menschen mit psychischen Erkrankungen haben es häufig schwer auf dem Arbeitsmarkt. Sie sind meist nicht so belastbar wie ihre Kollegen, deshalb schrecken viele Personalchefs vor der Einstellung zurück. Dabei ist Arbeit für die Genesung von psychisch Kranken sehr wichtig. Arbeitsunfähigkeiten aufgrund psychischer Erkrankungen nehmen zu. Der Krankenkasse Barmer GEK zufolge gab es 2012 in Niedersachsen und Bremen rund 26 000 Arbeitsunfähigkeitsfälle aufgrund psychischer Erkrankungen, 6,7 Prozent mehr als im Vorjahr. „In Osnabrück gab es mit 3800 Fällen sogar eine Steigerung um 14,1 Prozent“, sagt Landespressesprecher Michael Erdmann. Wenn Heike B. (Name geändert) heute von ihrer Arbeit in einem Osnabrücker Seniorenzentrum erzählt, spürt der Zuhörer auf Anhieb ihre Begeisterung. Vor ein paar Jahren war das noch undenkbar, denn die Osnabrückerin ist psychisch krank. Mithilfe des neuen Jobs und der Unterstützung durch die Heilpädagogische Hilfe Osnabrück (HHO) hat sie sich zurück ins Leben gekämpft. Früher hatte die 42-Jährige keine Schwierigkeiten, in der Arbeitswelt zurechtzukommen. Sie hat zwei Ausbildungen abgeschlossen: zunächst die als Kinderkrankenschwester, dann noch eine als Erzieherin. Viele Jahre hat sie in einem Kindergarten in der Region gearbeitet – dann wurde sie arbeitslos. „Es war, als würde ich in ein riesiges schwarzes Loch fallen“, beschreibt sie die damalige Situation. Sie habe sich plötzlich nicht mehr gebraucht gefühlt, obwohl sie zwischenzeitlich auch als Tagesmutter tätig war. Als sie einige Zeit später wieder Arbeit fand, fühlte sie sich nicht mehr so belastbar wie früher: „Ich ließ mich plötzlich ganz schnell von den Kindern aus der Ruhe bringen. Ich habe einfach gemerkt, dass ich das nervlich nicht mehr schaffe“, sagt sie. Dass solche Entwicklungen häufig vorkommen, bestätigt Professor Wolfgang Maier, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde in Berlin: „Längere Arbeitslosigkeit löst oft De- moralisierung, Frustration und Kränkung aus. Daraus resultieren psychische Erkrankungen, oder schon vorhandene Erkrankungen werden verstärkt“, erklärt Maier, der Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Uniklinik in Bonn ist.“ Eine Beschäftigung dagegen wirke auf Erkrankte stabilisierend und erhöhe ihr Selbstwertgefühl. Doch gerade für psychisch Schwerkranke sei es sehr schwierig, Arbeit zu bekommen. Nur etwa zehn Prozent der psychisch Schwerkranken gingen einer regulären Beschäftigung nach. Sie seien häufig nicht so belastbar wie andere Arbeitnehmer, gleichzeitig würden die Ansprüche immer höher. Maier ist überzeugt, dass das sogenannte „Supported Employment“, eine begleitete Beschäftigung, in Deutschland noch viel mehr praktiziert werden müsse, um die Teilhabe der Betroffenen zu ermöglichen – bislang sei das eher die Ausnahme. Bei dieser Form der Wiedereingliederung werden psychisch schwer kranke Menschen in eine Arbeitsstelle in einem Unternehmen vermittelt und erhalten begleitende Unterstützung. „Dabei ist es wichtig, dass der Arbeitsplatz auf den Menschen zugeschnitten ist und nicht umgekehrt“, betont Maier. Er fordert, Supported Employment sozialrechtlich zu verankern, denn laut UN-Behindertenrechtskonvention hätten psychisch Kranke ein Recht auf Arbeit. Darüber hinaus müsse es bezuschusst werden. Bei leichteren psychischen Erkrankungen wie etwa Burn-out fordert Maier, dass Betroffene schnelle Hilfe von Experten bekommen und nicht zu lange krankgeschrieben werden: „Im Wesentlichen schützt Arbeit vor psychischen Erkrankungen, denn Arbeit stabilisiert den Selbstwert, ermöglicht Selbstverwirklichung und ist sinnstiftend.“ Heike B. war etwa ein halbes Jahr lang krankgeschrieben. „Persönlichkeitsstörung mit Zwangsstörung“ lautete damals die Diagnose. Behandelt wurde sie in einer Tagesklinik. Eine Ärztin überwies B. später an das Reha-Zentrum am Hesselkamp (RPK) in Osnabrück. „Krankheitsbedingt fiel es mir sehr schwer, mich zu konzentrieren. Die Therapie dort hat das sehr geübt“, erzählt sie. Über das RPK absolvierte die 42-Jährige mehre- Arbeit kann zwar krankmachen, doch für die Genesung von psychisch kranken Menschen ist sie essenziell wichtig. „Der Arbeitsplatz muss auf den Menschen zugeschnitten sein und nicht umgekehrt.“ Professor Wolfgang Maier, Vorsitzender der DGPPN Von Profis für Profis. re Praktika, unter anderem in dem Seniorenzentrum, in dem sie auch jetzt arbeitet. Dort war sie zunächst im Hauswirtschaftsbereich beschäftigt: „Das lag mir nicht so. Ich fühlte mich dort schnell überfordert“, sagt B. und wechselte daraufhin in die Betreuung der Bewohner. „Damit ist sie richtig aufgeblüht“, findet Manfred Ende von der Fachberatung Berufliche Integration der HHO. Er begleitet B. auf ihrem Weg zurück ins Berufsleben und unterstützt sie, wenn es Probleme gibt. Bei dieser Form der Beruflichen Integration handelt es sich um genau das, was Professor Maier gerne häufiger in Deutschland sehen würde: Supported Employment. „Aufgrund ihrer Zwänge fällt Heike das strukturierte Arbeiten manchmal noch Foto: Colourbox.de schwer. Weil sie einen ausgelagerten Arbeitsplatz der HHO hat, ist der Druck nicht so groß, und sie darf auch mal etwas falsch machen“, erklärt Ende das Prinzip. Trotzdem würde es für B. Herausforderungen und auch Frustration geben: „Ich muss lernen, auch damit umzugehen“, sagt sie. Würde es mehr entsprechend gestaltete Arbeitsplätze geben, könnten auch mehr Menschen mit psychischen Erkrankungen am Arbeitsmarkt teilhaben, ist Ende überzeugt. Die Fachberatung Berufliche Integration der HHO könne Unternehmen bei der Gestaltung der Arbeitsplätze unterstützen. Zusammen mit Manfred Ende hat Heike B. einen Eingliederungsplan erstellt und Ziele vereinbart. Wenn es ihr Gesundheitszustand zulässt, möchte die Osnabrückerin eine Umschulung zur Betreuungskraft für Demenzerkrankte machen. Einen anderen Weg ist die Hamburgerin Stefanie Stopat gegangen. Seit vier Jahren ist sie Peer-Beraterin. „Peer“ ist englisch und heißt etwa „auf gleicher Ebene“. Dazu hat die 49Jährige, die an einer bipolaren Störung erkrankt ist, die einjährige Ex-In-Fortbildung gemacht. Diese soll psychisch kranke Menschen befähigen, ihre Erfahrung weiterzuverarbeiten und gemeinsam zu reflektieren, um andere psychisch kranke Menschen als Genesungsbegleiter zu unterstützen. „Der Kurs hat alles verändert. Ich habe gelernt, dass ich nicht nur krank bin, sondern dass ich auch Krisen überwunden habe. Die Fortbildung hat mir gezeigt, dass ich trotz meiner Krankheit wichtig für andere Menschen sein kann“, erzählt Stopat. Sie hilft den Menschen, die zu ihr kommen, den Tag zu strukturieren, bei der Beantragung des Schwerbehindertenausweises oder bei der Wiedereingliederung. Der Unterschied zwischen ihr und einem professionellen Therapeuten sei, dass sie den Betroffenen auf Augenhöhe durch die eigene Erfahrung begegne. Profis dürfen darüber hinaus nichts von sich selbst preisgeben: „Ich kann mit meinem positiven Beispiel zeigen, dass man auch anders mit psychischen Krisen umgehen kann“, sagt Stopat selbstbewusst. Ihr Erfolg bei der Betreuung sei wiederum Motivation, weiter an sich zu arbeiten. „Bei den Erkrankten kommt die Peer-Beratung sehr gut an“, erklärt Candelaria Mahlke. Sie ist Psychologin und Wissenschaftlerin im Peer-Projekt Hamburg, Teil des Verbundes Psychenet am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf. „Wir bekommen Anfragen von Betroffenen aus ganz Deutschland.“ In vielen Ländern gebe es diese Form der Beratung schon. Deshalb sei es auch ihr Ziel, die Peer-Beratung in die Regelversorgung aufzunehmen und sie an allen psychiatrischen Kliniken zu etablieren. „Für die Berater wirkt die Begleitung anderer stabilisierend, sie erfahren Wertschätzung. Ihre Erkrankung ist nicht mehr nur ein Makel, sondern ihre Qualifikation“, erklärt die Psychologin. In Hamburg gibt es zurzeit 28 Peer-Berater für Betroffene und deren Angehörige. - Anzeige - Ihr Großkundenoßkunden- und Nutzfahrzeug-Kompetenz-Zentrum. Nutzfahrzeuge Hallenbau mit System – schnell, effizient und preiswert Online-Konfigurator ermöglicht schnelle Kalkulation Wir sind Ihr starker rker Partner für große gro oße Aufga Aufgaben ben – ob Kleinunternehmen oder Flotten-Großkunde. • Neufahrzeug-Verkauf mit kompetenter Beratung. • Großauswahl an TransporterGebrauchtwagen: ständig Zugriff auf 2.000 Fahrzeuge. • Sonderkonditionen für Firmenkunden. • Autorisierter Werkstatt-Komplettservice: Inspektion, Reparatur, Montage, Teile, Reifen u.v.m. • Ihr Spezialist für Sonderaufbauten. • Individuelle Finanzierungs- und Leasingangebote. • Praktischer Versicherungsservice. • Bequemer Hol- & Bringdienst u.v.m. Eduard Thielmann Verkaufsberater Tel. 0591/96 36 1-65 Autohaus Timmer GmbH 49808 Lingen Meppener Straße 100-114 Fon 0591/96 36 1-0 Andreas Dohe Verkaufsberater Tel. 05971/80 80 5-14 Surwold, Januar 2014 - Man nennt sie Systemhalle, Typenhalle, Normhalle, Schnellbauhalle, Fertighalle oder Bausatzhalle. Je nach Region und Geschmack heißen sie anders. Gemeint ist aber immer das Gleiche: elementierte Bauweise im Stahlhallenbau. Systemhallen stellen im Hallenbau eine besonders wirtschaftliche Variante dar. Viele baugleiche Teile ermöglichen eine effizienzoptimierte Bauweise. Die Effekte: Eine deutliche Verkürzung der Liefer- und Montagezeiten sowie die Reduzierung der Investitionshöhen. Die Idee ist nicht neu, gewinnt aber stetig an Perfektion. So zum Beispiel bei dem emsländischen Unternehmen „HUSEN – Die Stahlbauer“. Die Stahlbauspezialisten bieten System- hallen der neuesten Generation an. Wolfgang Husen, Geschäftsführer des Unternehmens dazu: „Das gut durchdachte Husen-Baukastensystem sichert den Kunden eine extrem hohe Qualität, made in Germany. Das Ziel, das wir uns bei der Weiterentwicklung der Husen-Systemhalle gesteckt haben, den Kunden ein optimales Preis-Leistungs-Verhältnis zu bieten, wurde erreicht.“ Husen gilt seit jeher als Innovator in der Branche. Der neueste Clou: Ein Online-Konfigurator für Stahlhallen. Mit wenigen Klicks erfahren Interessierte hier, wie viel Sie für eine neue Stahlhalle investieren müssen. Weitere Infos unter www.husen.com „Innovativ. Bewährt. Seit 1948.“ – So lautet der Slogan des Stahlhallen-Spezialisten Husen aus dem emsländischen Surwold. Zu Recht, denn diese und viele andere Stahlhallen hat Husen in den vergangenen 66 Jahren gebaut. Mehr Infos unter www.husen.com Kontakt: W. Husen Stahlbau GmbH & Co. KG Am Hafen 2, 26903 Surwold Telefon: 04965 9188-0 Telefax: 04965 9188-21 E-Mail: [email protected] 13 DONNERSTAG, 24. APRIL 2014 BRANCHEN & BETRIEBE BRANCHEN & BETRIEBE Der Kleinste unter den Kurorten wächst und gedeiht Saphir, Smaragd und Rubin Auch die Kleinodien Bad Iburg, Bad Laer und Bad Rothenfelde wollen sich auf dem umkämpften Markt der touristischen Möglichkeiten behaupten Blickfang: Die Solearena in Bad Essen lockte nicht nur zu Zeiten der Landesgartenschau Besucher an. Noch heute kommen zahlreiche Kur- und Tagesgäste in den Ort. Foto: Jörn Martens vals und zahlreichen Livekonzerten – unter anderem waren The Boss Hoss zu Gast – war es die „Gartenschau der Gärten“. Eine von der IHK OsnabrückEmsland unabhängig durchgeführDie Solequelle te Gästebefragung zeigt eine positiverspricht Gesundheit ve Besucherbeurteilung auf – im und Genuss. Schnitt wurde die Schulnote 1,8 gegeben. Am Ende hatten Landesgartenschau GmbH und Gemeinde eiDer Besuchermagnet nen satten Überschuss von 1,4 MilLandesgartenschau 2010 lionen Euro erwirtschaftet. zieht immer noch. Laut Befragung gaben die Tagesgäste im Durchschnitt 34 Euro aus, Übernachtungsgäste 168 Euro (jeVON ANDREAS SCHNABEL weils ohne Eintritt). Die Landesgartenschau gilt im Rückblick als BAD ESSEN. Bereits im 19. Jahreine Bereicherung nicht nur für hundert kamen die ersten KurBad Essen, sondern für die gesamgäste in den kleinen Ort am Wiete Region – finanziell, wirtschafthengebirge. Über die Jahre musslich und marketingstrategisch. ten immer wieder neue StrateDenn durch die „Marke“ Landesgien her, damit Bad Essen der gartenschau haben zahlreiche GäsKonkurrenz anderer Bäder te die Gemeinde Bad Essen kenstandhalten konnte. Heute setzt nengelernt, und viele von ihnen der Ort auf einen Mix aus Touriskommen immer wieder. mus und Gesundheit. Was aber ist anders am Kurort Bad Essen? Worauf beruht sein Erfolg? Die Landesgartenschau 2010, zum Als sich bei den Verantwortliallgemeinen Erstaunen im Lande chen in den 1980er-Jahren die Ervon der nur 15 000 Einwohner zähkenntnis durchsetzte, dass Bad Eslenden Gemeinde mutig geplant sen künftig nicht mit anderen Kurund realisiert, erwies sich dabei als orten und dem „klassischen“ KurGlücksfall. „Unser Mut zum Risiko orteangebot würde mithalten könist belohnt worden“, sagt Bürgernen, setzte man auf die Zweigleimeister Günter Harmeyer rückblisigkeit von Tourismus und Geckend mit berechtigtem Stolz. In sundheitswirtschaft. In Sachen Bad Essen und in den Gärten von Tourismus konzentriert man sich Schloss Ippenburg erlebte Niederauf Tagesgäste und Wochenendursachsen eine Landesgartenschau, lauber. „Wir haben jedes Jahr zwidie für das „Bad im Blütenmeer“ schen 400 000 und 450 000 Tagesdie Fortsetzung einer Erfolgsgebesucher. Das kann sich sehen schichte bedeutete. lassen. In den Bereichen Tourismus und Gesundheitswirtschaft haben wir allein 900 Arbeitsplätze“, berichtet Bürgermeister Harmeyer. Die Gesundheitswirtschaft betrifft die Kliniken ebenso wie Firmenaktivitäten im Bereich Kieferorthopädie. Der Erste Gemeinderat Carsten Meyer ergänzt: „Mit unseren verkaufsoffenen Sonntagen, dem Familienpark, der Sole-Arena, kulturellen Angeboten, unserem urigen Wochenmarkt, der Himmelsterrasse, dem Forum Natur, den Saurierfährten und einer attraktiven Gastronomie versuchen wir, ch na den Geschmack des Publi5 187 te“ um kamen die erste „Badegäs kums zu treffen und imner sei r wa t nk Der Überlieferung nach laufpu noch kein „Bad“ war. An mer wieder neu zu beweitel, Ho s ine kle (Bad) Essen, das damals ein – “ stierende „Alte Berghaus sen, dass Bad Essen Flair en eit zw der In zeit das heute noch exi te. hat nn 1873 errichtet ma eck Di ich inr hat und einen Besuch d He un lm rdas Wilhe n Handwerke s wurde aus dem kleine ert nd rhu wert ist.“ Und den Trend Jah des 19. d un des Hälfte Quellen t, der dank seiner Soleror Ku ein zum „Entschleunigen“ haen llEss ese ng ort tie els Hand 3 als Ak Leben gerufenen und 186 ins 0 be man ebenfalls aufge186 des on s sch ent en“ em Ess gag En erein zu ink- und Badeanstalts-V nommen. Bad Essen als der am bek 2 schaft eingetragenen „Tr 190 g nehmen sollte. un hw fsc Au en Ruhepol in einer immer end eut Titel „Bad“ bald einen bed liehen und darf seither den ver ds rba hektischer werdenden Ku es ein lm tus Ort den Sta orsteher Wilhe war der damalige Ortsv Es . Welt. ren füh n in me n Na nte in seinem rungspräside enden Antrag beim Regie Die jährliche ÜbernachRahe, der einen entsprech setzte eine immer ert nd rhu Jah te. Mit dem 20. tungszahl von rund hat ht eic ger esw ein ng ck olu brü na Os u des Kur- und Erh sba Au zum g 170 000 in dem zur Deutlun ick tw stärker spürbare En Eröffnung der Wittschen Fachwerkstraße raussetzung dafür war die Gäste aus sens ein. Eine wichtige Vo nun an die anreisenden von die zählenden Ort ergibt 0, 190 r Jah im d n Bohmte un lager Kreisbah et über die Bahnhöfe in ebi sich im Wesentlichen hrg Ru dem aus er Bremen od durch die Berghofklinik, Eisenbahn verband. Essen mit dem Netz der die Wittekindsklinik und die Wiehengebirgsklinik (alle Paracelsus400 000 Besucher wurden anfangs erwartet, 513 000 kamen – und waren begeistert. Mit einem enormen Tempo, das infolge der sehr knappen Vorbereitungszeit von nur einem Jahr vorgelegt wurde, konnte das Konzept einer Landesgartenschau an zwei Standorten verwirklicht werden. Trotz eines schmalen Budgets (6,8 Millionen Euro Durchführungshaushalt und 3,2 Millionen Euro Investitionsvolumen) lernten viele Besucher Bad Essen kennen und verinnerlichten den Slogan „In Bad Essen ist’ s gemütlich“. Mit mehr als 100 Garten- und Ausstellungsbeiträgen, zwölf Blumenhallenschauen, 13 Gartenfesti- Hat sonst keiner: ein gegen alle Einflüsse geschütztes Urmeer. e-Quellen • • Aufschwung dank Sol BAD IBURG/BAD LAER/BAD ROTHENFELDE. Ist Bad Essen die Perle des Wiehengebirges, schillern die drei Bäder am Südhang des Teutoburger Waldes wie Saphir, Smaragd und Rubin in seiner Entourage. Bad Iburg, Bad Laer, Bad Rothenfelde: So nahe sie einander sind, so unterschiedlich sind die drei Bäder – und ihre Strategien, sich auf dem umkämpften Markt der touristischen Möglichkeiten zu behaupten. Bad Essen lockt seine Besucher mit einem Mix aus Tourismus, Gesundheit und Ideenreichtum Die Fachwerkstraße lockt Tages- und Kurgäste in die Stadt. VON STEFANIE ADOMEIT Gruppe) und das Neurozentrum Niedersachsen. Die drei erstgenannten Einrichtungen behandeln alkohol- und medikamentenabhängige Patienten sowie Essstörungen, das Neurozentrum Menschen, die einen Schlaganfall erlitten haben oder an Multipler Sklerose leiden. Die Sole, also das stark salzhaltige Wasser, das heute aus der Sole- quelle in der Gemarkung Harpenfeld sprudelt, war einst Ausgangspunkt der Kurortentwicklung für das Dorf (Bad) Essen und trägt auch künftig den Namen des kleinen Kurortes hinaus in die Welt. In einer Tiefe von 800 Metern liegt unter dem kleinen Kurort ein vor allen Umwelteinflüssen geschütztes Urmeer, dessen Mineralgehalt mit über 30 Prozent höher ist als der des Toten Meeres und jeder anderen europäischen Solequelle. Diese Quelle ist seit 1991 erschlossen. Das Bad Essener Urmeersalz ist mehr als nur Gesundheit – Gesundheit und Genuss verbinden sich in den Produkten der Salzmanufaktur Grönemeyer. Hier werden aus der mineralreichsten Solequelle Europas mit einem schonenden Spezialverfahren sämtliche Inhaltsstoffe der Natursole erhalten. Das Gesundheits- und TherapieZentrum Wolfgang Bielefeld bietet im Wellness-Komplex „Lacuna Spa“ neben der Sole-Fototherapie für Jugendliche und Erwachsene für Kinder ab dem Säuglingsalter das Sea Climate (Sole-Sauerstoff-Kabine) zu Therapiezwecken an. In der Kabine entsteht ein Meeresreizklima unter Zugabe von ultraschallvernebelter Bad Essener Sole und ionisiertem Sauerstoff. In Bad Essen will man sich eben auf vergangene Meriten nicht ausruhen. Mit Millioneninvestitionen für den Bau der Marina und einer Promenade am Mittellandkanal, mit Wohnen am Wasser und dem Geosolar-Wohnpark im Ort geht Bad Essen seinen Weg weiter. Wer sich an einem sonnigen Wochenende nach Bad Rothenfelde wagt, muss vor allem mit einem rechnen: vielen Menschen, die auf den Einkaufsmeilen rund um die Galerie am Alten Gradierwerk, der Carpesol-Therme und dem Rosengarten flanieren, Eis essen, einkaufen. Bad Rothenfelde, leuchtender Rubin unter den Bädern, ist das mondäne und traditionsreiche Heilbad mit mächtigen Gradierwerken, historischer Bäderarchitektur, zehn Kliniken und dem strahlenden Farbspiel der Carpesol-Kuppel. Nicht umsonst kam das Örtchen schon vor elf Jahren in der Kurortanalyse des Landes unter die Top Ten, vor allem dank seiner kurzmedizinischen Kompetenz. Bei Bademöglichkeiten und Kulturpotenzial reichte es allerdings nur für das Mittelfeld, das Ortsbild brachte Rothenfelde gar in die Gefahrenzone. Seitdem hat der Kurort viel getan. Er baute Kureinrichtungen aus und versuchte, das Ortsbild mit Investitionen aufzuwerten. An kultureller Strahlkraft gewann Bad Rothenfelde vor allem durch das Engagement der Firma Heristo für die Lichtsicht-Projektions-Biennale. Und vor einem knappen Jahr wurde für 19 Millionen Euro die edle Gesundheitstherme Carpesol eröffnet, ein architektonischer Hingucker, der aber noch nicht genügend Besucher anlockt. Zur touristischen Stärkung des Ortes tragen aber auch private Initiativen wie der Rosengartenverein bei, findet Bürgermeister Klaus Rehkämper. Als dösendes Dornröschen gab sich Bad Iburg in den vergangenen Jahrzehnten saphirblau verträumt. Sole fließt hier nicht, man setzt auf die Reize klaren Wassers. Der Heilbadstatus ging dennoch verloren. Bad Iburg ist nur mehr Kneippkur- Rund um die einzige Bergburg der Region wird in Bad Iburg Geschichte großgeschrieben (Foto links). Der Kurpark in Bad Laer ist auch in den Herbstmonaten ei n Anlaufpunkt. ort. Doch in den vergangenen drei Jahren hat es die Stadt verstanden, Fördergelder einzuwerben, die das vernachlässigte Schlossumfeld zur Attraktion mit Kneipperlebnispark und Knotengarten machen sollen. Selbst die viel befahrene Bundesstraße 51 wird aufgehübscht, im Mai ein Barfuß-Wanderweg eröffnet. „Unser Ziel ist es, den Heilbadstatus langfristig wieder zu erreichen“, sagt die frischgebackene Bürgermeisterin Annette Niermann. Nun ist auch der Prinz mit der Lizenz zum Wachküssen gefunden: In vier Jahren darf der Ort rund um die einzige Bergburg der Region zur Landesgartenschau einladen. Dörflicher und ein bisschen gemütlicher wirkt Nachbar Bad Laer. Mit viel Wald und Grün ist es der Smaragd des Dreigestirns. Bürgermeister Holger Richard findet denn auch: „Unsere Stärke liegt im Gaststätten- und Beherbergungsgewerbe privater Betriebe sowie im Gesundheitstourismus.“ Dafür baut die Gemeinde für zehn Millionen Euro ein Fotos: Archiv/Thomas Osterfeld Drei Orte, verschiedene Konzepte, ein Ziel. neues Bad mit Bewegungs- und Therapiebecken, Physiotherapie, Wellness und Gastronomie. In Abgrenzung zu den Wettbewerbern setzt Bad Laer auf Vor- und Nachsorgekurse mit physiotherapeutischer Anleitung. Weil es in der Kurortanalyse schlechte Noten in den Fächern Verkehrserschließung und Ortsbild gab, wurde eine Umgehungsstraße gebaut. Das historische Zentrum wird derzeit saniert, um Straßen und Plätze zum „Lebensraum“ zu machen. Weitere Meilensteine waren die Umgestaltung des Kurparks im Jahr 2011 und des Wander- und Radwegenetzes. In wenigen Tagen werden ein geotouristischer Lehrpfad und ein Rückenpfad auf dem Blomberg eröffnet. Die Schwerpunkte, die Bad Laer, Bad Iburg und Bad Rothenfelde setzen, sind also unterschiedlich. Gleich ist ihr Ziel: Gästen und Touristen zu zeigen, wie schön es im südlichen Osnabrücker Land ist – und davon leben zu können. Das Comeback der Heilbäder Wie die einst verschlafenen Orte von der Wellness-Welle und dem neuen uen Gesundheitsbewusstsein der Unternehmen profitieren VON MICHAEL EVERS dpa BAD ZWISCHENAHN. Das Image der Kurorte war angestaubt, wochenlange Aufenthalte wurden von den Kassen schon lange nicht mehr bezahlt. Neuen Aufwind verspüren die Kurbäder in Niedersachsen jetzt durch Menschen, die für Gesundheit und Wellness selbst in die Tasche greifen. Das Ende wochenlanger Kuraufenthalte auf Kassenkosten stürzte vor Jahren auch die Kur- und Heilbäder in Niedersachsen in eine tiefe Krise. Als neue Klientel haben gesundheitsbewusste Menschen, die ihren Aufenthalt selbst zahlen, dem angestaubten Image der Kurorte inzwischen zu neuem Glanz verholfen. Mit dem demografischen Wandel und dem drohenden Fachkräftemangel investieren neuerdings auch Unternehmen vermehrt in die Gesundheit ihrer Mitarbeiter und kümmern sich um Präventionsangebote. Und die Kurorte konnten sich im vergangenen Jahr über ein leichtes Plus bei den Gäste- und Übernachtungszahlen freuen. „Die Kur an sich war etwas, das Oma und Opa gemacht haben, auf Kassenkosten an einem schönen Ort mit einem Kurschatten, das war etwas verstaubt“, sagt der Präsident des Heilbäderverbandes Niedersachsen, Andreas Eden. Inzwischen habe sich bei vielen Menschen die Überzeugung durchgesetzt, dass man etwas für die Gesundheit tun muss, wenn man lange fit bleiben will. „Die Nachfrage ist stärker geworden, und die Gäste sind deutlich mehr dazu bereit, auch Geld dafür zu bezahlen“, sagt der Präsident des Heilbäderverbandes. Es ziehe eine neue gesundheitsbewusste Generation in die Kurorte, die ein verlängertes Wellness-Wochenende auf eigene Kosten verbringe. „Das sind Menschen mit ganz anderen Ansprüchen, die da kommen“, meint Eden. In allen 53 Kur- und Heilbädern in Niedersachsen stieg die Zahl der Übernachtungen 2013 auf 22,85 Millionen nach 22,77 im Vorjahr. Die Zahl der Gäste legte leicht von 5,10 auf 5,11 Millionen zu. In den 30 im Verband zusammengeschlossenen Orten lag die Übernachtungszahl stabil bei 5,1 Millionen, die der Gäste bei gut 2 Millionen. Neben den präventiv vom Arbeitgeber zur Vorsorge in einen Kurort geschickten Mitarbeitern steigt auch die Zahl derjenigen, die wegen der wachsenden Belastung am Arbeitsplatz erkranken und eine Kur benötigen, sagte Eden. Die Krankenkassen, denen es finanziell wieder besser gehe, verschrieben Kuren inzwischen wieder leichter als früher. „Deshalb haben wir eine bessere Auslastung.“ Es werde offenbar erkannt, dass der in der Arbeitswelt aufgebaute Druck aufs falsche Gleis führe. „Wir erwirtschaften heute 80 Prozent der Umsätze mit Angeboten, die wir vor zwölf Jahren noch nicht hatten“, beschreibt Bad Pyrmonts Kurdirektor Heinz-Hermann Blome den Wandel in den Kurorten. Ganz im Trend sei Medical Wellness – medizinische Gesundheitsangebote, für die die Gäste auch selbst Geld in die Hand nehmen. „Was wir ganz stark feststellen, ist, dass eine Rückbesinnung stattfindet, gerade bei den Jüngeren“, sagt Blome. Davon profitierten klassische Kurorte. „Der Begriff Kur steht am Beginn einer gewissen Renaissance.“ Das zeige sich auch daran, das im Tourismuskonzept des Landes der Begriff inzwischen wieder auftauche, erklärt der Kurdirektor. Zu den Kurgästen neuen Schlags gesellten sich zudem Gäste aus dem Ausland, allen voran aus den Niederlanden, aber auch aus Russland. In Bad Harzburg ist das klassische Kurmittelhaus, das schlichtweg unwirtschaftlich wurde, inzwischen einer Therme mit Gesund- heitsangeboten gewichen. Diese verzeichnete in den beiden letzten Jahren ein Gästeplus von 20 Prozent, berichtet Kurchef Bernd Vollrodt. Die Zahl der Gesundheitsbewussten, die Wochenendangebote nutzten, steige an. „Das ist stark im Kommen, darauf setzen wir.“ Anders als früher, als Menschen noch zu dreiwöchigen Kuren anreisten, habe sich die Übernachtungsdauer dadurch natürlich verkürzt. Angebote für das betriebliche Gesundheitsmanagement will Bad Harzburg mit den Nachbarkommunen etablieren. Bundesweit sieht der Heilbäderverband das Land Niedersachsen für das Comeback der Kur gut aufgestellt. Kein anderes Bundesland habe eine solche Vielfalt an Kurmöglichkeiten zu bieten. Zwei Gradierwerke laden in Bad Rothenfelde zum Verweilen ein. Foto: Hermann Pentermann 14 DONNERSTAG, 24. APRIL 2014 BRANCHEN & BETRIEBE Von wegen Promi-Gehabe: Zeit ist Geld Firmen in der Region leisten sich eigene Business-Jets – Franz-Josef Gausepohl bietet einen „Concierge-Service“ für Geschäftsreisende VON AXEL ROTHKEHL DISSEN/OSNABRÜCK. Firmenjets gelten noch immer als zweifelhafte Statussymbole. Viele Unternehmen sprechen nicht gern über die hauseigene Flotte – sie fürchten um ihren Ruf. Mit „Gausepohl Solutions“ will Franz-Josef Gausepohl, Junior der Dissener Großschlachterei, ein Concierge der Lüfte werden. Bei ihm können sich Firmen ein Flugzeug mieten – vom „Challenger“ bis zum „Mustang“, von diskret bis auffällig. Als die Unterhaltung mit der Pressesprecherin einer Osnabrücker Unternehmensgruppe auf das Firmenflugzeug kommt, ist die Atmosphäre nicht im Sinkflug, sondern erlebt eine Bruchlandung: „Sie glauben nicht im Ernst, dass ich darüber reden möchte. Dieses Thema eckt böse an.“ Schnell heiße es: „Die gönnen sich einen Firmenjet.“ Tatsächlich betreibt die Firma, die namentlich nicht genannt werden möchte, nur ein Propellerflugzeug, stationiert am Flugplatz Atterheide. Spätestens seit der Wirtschaftskrise verheimlichen deutsche Unternehmen ihre fliegenden Transportmittel gern, weil Außenstehende sie als Symbole für Prahlerei und Verschwendung wahrnehmen. Neid spiele dabei auch eine Rolle, so die Pressesprecherin. Ein Firmenflugzeug, und sei es auch noch so klein, „ist imagemäßig negativ behaftet“ . Ebenso wortkarg verhält sich der traditionell verschwiegene Gewürzhersteller Fuchs aus Dissen im Landkreis Osnabrück zu seiner Firmenflotte. Vor etwa 14 Jahren hatte Fuchs von der Flugbereitschaft der Bundeswehr eine „Challenger 601“ übernommen. Zuvor waren darin Bundeskanzler Kohl und seine Minister unterwegs. Den früheren Luftwaffen-Jet wechselte Fuchs gegen eine „Global Express“ aus, die geräumigere Weiterentwicklung des Herstellers Bombardier mit wesentlich mehr Reichweite. Für Fuchs das ideale Verkehrsmittel, zwischen Brasilien und China die Gewürzfelder zu erreichen – mit dem Taufnamen „Spirit of Spices“ als Aufdruck zwischen Tür und Cockpit. Ganz in der Nähe, auf einem ostwestfälischen Flugplatz, steht das Gerät der Dr.-Oetker-Dynastie. Fest steht nur: Das Luftfahrzeug heißt „Puddingmeise“. Die Großschlachterei Gausepohl, wie Fuchs mit Sitz in Dis- New York, London, Tokio? Wer sich keinen eigenen Firmenjet leisten will, kann sich beispielsweise den Bombardier „Challenger“ mieten. sen, hatte ihre „Learjet 31“ und „Learjet 60“ auch anderen Firmen für spontane Chartereinsätze angeboten. Unternehmensgründer Franz Gausepohl erwarb schon in den 1960er-Jahren die Berufspilotenlizenz. Er ist so etwas wie ein Urgestein der Fleisch verarbeitenden Industrie und saß auf dienstlichen Flügen nach Nordafrika oder in die Sowjetunion am Steuerknüppel. Die Learjets wurden jedoch weder zum Viehtransport eingesetzt noch als „Kotelett-Bomber“ benannt. Lange waren sie für den „Gausepohl AirService“ (G.A.S) am Airport Münster/Osnabrück für Geschäftsreisen in Bereitschaft. Vor ein paar Monaten gab Gausepohl die Maschinen an die Finanziers zurück. „Mit nur zwei Jets ist der Unterhalt eines Luftfahrtunternehmens zu aufwendig“, sagt Sohn Franz-Josef Gausepohl, „wir müssen im Grunde den gleichen Aufwand betreiben wie eine große Airline. Dazu gehören auch Sicherheitsleiter, Flugbetriebsleiter und die gesamte Verwaltung“. Der 33-Jährige ist Geschäftsführer der Nachfolgegesell- Viel auf dem Kasten „Alles eine Frage des Wohlfühlfaktors.“ Franz-Josef Gausepohl, Gausepohl Solutions pellermaschinen lenken. Gerade absolviert er den theoretischen Lehrgang zum Berufspiloten. „Die Kunden von ‚G-Solutions‘ selbst zu fliegen ist aber nicht mein Ziel.“ Sein Konzept ist ein anderes. Er bietet einen „Personal Assistant“ und „Concierge Service“ an. Ähnlich wie ein Concierge in der Lobby eines Luxushotels, der dem Gast dank guter Kontakte noch Tickets für die ausverkaufte Theatervorstellung besorgt und den Limousinenservice mit anschließendem Restaurantbesuch gleich mitorganisiert. Gausepohl vermittelt nun die Passagen und bedient sich dabei aus einem Pool von Vertragspartnern, die ihre Flugzeuge überregional geparkt haben. „Ich kann ihnen in kürzester Zeit von einer ‚Challenger‘ über ‚Falcon‘ bis zur ‚Canadair‘ für jeden Bedarf die richtige Variante besorgen.“ Sei es für einen innerdeutschen, europäischen oder interkontinentalen Flug. Besonders flugaffinen Kunden würde er auch eine „Mustang“ mit enger Kabine und bis zu vier Sitzen verchartern. „Alles eine Frage des Wohlfühlfaktors“, sagt der Diplom-Ökonom und lacht. Seine Firma sorge auch für die Abholung von daheim oder dem Firmengelände zum Airport. Einige Kunden habe er von der Vorgängergesellschaft „G.A.S.“ übernommen. Die Geschäftsfliegerei sieht er im Wachstum. „Unsere wichtigste Währung neben Vertrauen und Geld ist die Zeit. Zu vielen Städten wie Genf oder Le Mans gebe es wenige oder keine direkten Verbin- Firmenchef Franz-Josef Gausephol hat selbst den Pilotenschein. Foto: Axel Rothkehl GEZIELT WERBEN IN „DIE WIRTSCHAFT“! Von der Abholung Ihrer unfrankierten Geschäftspost bis zur Zustellung: Verlassen Sie sich auf den privaten Postdienstleister in Ihrer Region, die Citipost Osnabrück. Gern stellen wir Ihnen auch unseren Rundum-Service persönlich vor – rufen Sie uns an! CITIPOST OSNABRÜCK Weiße Breite 4 · 49084 Osnabrück Telefon: 05 41/6 00 13-800 · www.citipost-os.de schaft „Gausepohl Solutions“ in Berlin, die seit März besteht. Seinen Vater bezeichnet er als „unternehmerisches und fliegerisches Vorbild“. Nach dem Abitur war klar: Er wollte auch ins Cockpit. Auf Sylt machte er den Privatpilotenschein, doch der Firmenjet war weiterhin tabu. Franz-Josef Gausepohl darf einmotorige Pro- Foto: www.gsolutions.de dungen. Wege zum nächsten großen Verkehrsflughafen dauern vielen Kunden zu lange. „Manager können sich nicht erlauben, für eine kurze Verhandlung jeweils einen halben Tag an- und abzureisen“, sagt Gausepohl. So meint die bereits erwähnte Pressesprecherin aus Osnabrück: „Wenn meine drei Geschäftsführer beim Umsteigen zwei Stunden lang in der BusinessLounge am Frankfurter Flughafen rumsitzen, dann ist das teurer, als wenn wir einen eigenen Flieger betreiben.“ Je nach Kundenwunsch besorgt Gausepohl Maschinen mit Schlafsitzen und ordert das Catering. Kaviar und Champagner werden eher selten gefordert, seien aber möglich. „Der Luxus unserer Zielgruppe ist ganz klar die Zeitersparnis.“ Seinen Service bewirbt Gausepohl mit den Stichworten „Food-Lifestyle-Travel“. Zum Portfolio gehören auch die Organisation von Clubveranstaltungen, Produktvorstellungen mit mehreren Hundert Gästen ebenso wie prominenten Bühnenkünstlern. Als Kooperationspartner nennt er die „Sansibar“ auf Sylt. Der Kontakt besteht seit Jahren über den Schlachtereibetrieb. Die Firma Gausepohl produziert im Werk Arnstadt kleine Thüringer Bratwürste für die Küche des als „InLokal“ bezeichneten Restaurants. Die Erfüllung aller Kundenwünsche hält Gausepohl für planbar, sein persönlich schönstes Fliegererlebnis verdankt er dem Zufall. Der elf Jahre alte Franz-Josef begleitete seinen Vater im Überaschalljet „Concorde“ auf dem Weg nach New York. „Vier Reihen vor uns saß Michael Jackson. Das allein war Show genug.“ Profitieren Sie vom Umfeld unserer speziell zugeschnittenen und ansprechend aufbereiteten Sonderthemen in der nächsten Ausgabe von DIE WIRTSCHAFT am 26. Juni 2014. Geplante Sonderthemen: Standortporträt Samtgemeinde Bersenbrück Firmenjubiläen 2014, Tagungen und Seminare, Super-Panoramaseite: Rechtsanwälte und Steuerberater Anzeigenschluss: Freitag, 6. Juni 2014 Günter Wiegmann Monika Hackmann Nördliches Emsland Standortporträts Tel. 0 49 61/808-45 [email protected] Tel. 05 41/310-798 [email protected] Tobias Kupka Südliches Emsland Tel. 05 91/8 00 09-92 [email protected] Ein Unternehmen der www.mso-medien.de Ein Unternehmen der 15 DONNERSTAG, 24. APRIL 2014 BRANCHEN & BETRIEBE Kein Mittel gegen das Apothekensterben Im Pharmazie-Einzelhandel Niedersachsen schließt Geschäft um Geschäft –das bekommt besonders das Emsland zu spüren VON STEFAN PRINZ UND CHRISTIAN SCHAUDWET OSNABRÜCK/PAPENBURG. Die Apothekenbranche in der Region steht unter Druck. Kosten und Arbeitsaufwand nehmen zu, die Konkurrenz auch. Arztpraxen in der Nachbarschaft schließen, und immer weniger junge Menschen wollen Apotheker werden. Am 7. November 2013 endete in der Osnabrücker Krahnstraße 3 eine 412-jährige Unternehmensgeschichte. Wie so viele Pharmazie-Einzelhandelsgeschäfte in Deutschland musste die altehrwürdige Rats-Apotheke schließen. Den Ausschlag habe der Weggang niedergelassener Ärzte in unmittelbarer Nähe gegeben, sagte der Apothekenleiter Thilo Rammholdt. Das Geschäft mit verschreibungspflichtigen Medikamenten lief nicht mehr. Weitere Gründe waren laut Rammholdt Rabattschlachten im Stadtgebiet und die Konkurrenz der Pharmazie-Anbieter im Internet. Die Apotheken-Anzahl im Raum Osnabrück und im Emsland geht unaufhaltsam zurück. Die Apothekerkammer Niedersachsen hat ermittelt, dass in den vergangenen vier Jahren sechs Apotheken zwischen Papenburg und Salzbergen schlossen, während nur drei neue eröffneten. Mittlerweile werden die mehr als 310 000 Einwohner des Emslandes von 81 stationären Apotheken versorgt – Tendenz weiter fallend. Dr. Hans-Georg Möller, Inhaber der Brücken-Apotheke in Papenburg und Vorstandsmitglied der Apothekerkammer Niedersachsen, sieht einen der Gründe für diesen Abwärtstrend in einem „eklatanten Mangel an approbiertem Personal“. Dieser sei möglicherweise auf die zu geringe Zahl von Hochschulabgängern und auf einen hohen Frauenanteil unter den Absolventen zurückzuführen, so Möller. Frauen schrecken nach Einschätzung von Wo 412 Jahre eine Apotheke stand, wird jetzt Feinkost verkauft. Branchenkennern häufig vor der Gründung oder Übernahme einer Apotheke zurück, weil das Einplanen von Auszeiten für Schwangerschaften und Kinder und Teilzeitmodelle als Unternehmer kaum realistisch sind. Den Schritt in die Selbstständigkeit – sei es als niedergelassener Arzt im ambulanten Bereich oder als selbstständiger Apotheker – streben Möller zufolge nur noch wenige an. Das liege auch an dem hohen wirtschaftlichen Risiko, an einer zurückhaltenden Bewertung der zukünftigen Einkommenssituation und an einer hohen Arbeitsbelastung. Hinzu kämen „immer größer werdende bürokratische Erschwernisse durch Behörden und vor allem Kostenträger“, erklärt Möller. Der seit Jahren erkennbare Rückgang der Zahl der ambulanten Arztpraxen und Apotheken werde vor allem den ländlichen und kleinstädtischen Bereich, also auch das Emsland, massiv treffen und für die Bevölkerung zu einer deutlichen Verschlechterung der Versorgung führen. „Wenn in einem kleinen Ort die Arztpraxis schließt, wird auf Dauer auch die Apotheke dort nicht zu halten sein“, ist der Papenburger Mediziner überzeugt. Die Folge bekommen nach Einschätzung der Apothekerkammer Niedersachsen vor allem alte Menschen und Fami- Mehr Abgänge als Zugänge Apothekeneröffnungen und -schließungen in der Region1) Apotheken eröffnet Apotheken geschlossen Osnabrück-Stadt Osnabrück-Land Emsland Grafsch. Bentheim Leer Diepholz Cloppenburg Vechta 1) zwischen dem 1. 1. 2009 und dem 31. 12. 2013 Quelle: Apothekerkammer Niedersachsen · Grafik: Matthias Michel lien mit kleinen Kindern, die nicht mobil sind, zu spüren. Hatten sich Kreise und Kommunen bisher meist nur um die stationäre Versorgung wie beispielsweise um Krankenhäuser „durch nicht unerhebliche finanzielle Zuwendungen kümmern müssen“, so Möller, hätten fortschrittliche Kommunen wie etwa die Gemeinde Rhede (Ems) das Problem erkannt. Sie bemühten sich um Hilfestellungen für Niederlassungswillige. Den Trend gestoppt haben solche Beispiele bisher nicht. Das Apothekensterben spielt sich in ganz Deutschland ab. Stieg die Zahl der stationären Apotheken bis 2008 noch kontinuierlich auf 21 602 an, waren es vier Jahre später schon 681 weniger. Laut Bundesvereinigung deutscher Apothekerverbände schließen derzeit wöchentlich sechs Apotheken. In Niedersachsen ist die Anzahl der Apotheken auf den niedrigsten Stand seit 25 Jahren gefallen. Den eklatanten Nachwuchsmangel belegt auch die Altersstruktur der Branche: 463 der Apothekenleiter in Niedersachsen sind über 60 Jahre alt. Davon sind 81 bereits 70 Jahre und älter. Die Gründe für Schließungen und ausbleibenden Nachwuchs sind vielfältig. Neben harter Konkurrenz sind es oft die juristischen Rahmen- bedingungen, die den Apothekern die Arbeit verleiden. Beispiel Rabattverträge: Dies sind Abkommen zwischen Krankenkassen und Pharmazie-Herstellern, die jeweils für zwei Jahre gelten und am Ende dieser Spanne oft zu einem Wechsel des von der Krankenkasse ausgewählten Medikaments für eine von ihr finanzierte Behandlung führen. Das hat Nebenwirkungen für die Apotheker: „Im Alltag bedeutet dies, dass im Vertrag geregelte Arzneimittel nach jeder neuen Ausschreibung mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgetauscht werden und sich Patienten wieder auf ein neues Präparat einstellen müssen“, sagt Anja Hugenberg, die Pressesprecherin der Apothekerkammer Niedersachsen. Diese Wechsel steigerten den Beratungsaufwand, denn viele Patienten verlören das Vertrauen in ihr Arzneimittel „und nehmen im schlimmsten Fall ihre Medikamente nicht mehr ein“, so Hugenberg. Dann sei es an den Apothekern, das Vertrauen wiederherzustellen. „Allerdings sind dafür mehr Zeit und mehr Personal notwendig“, was Kosten steigere. Kein Wunder, dass die Eigentümerin des Hauses in der Osnabrücker Krahnstraße keinen Apotheker als neuen Mieter für das Ladenlokal fand. Stattdessen öffnete dort im März ein Gewürz-Feinkostgeschäft seine Pforten. Individuelle Lösungen für jeden Anspruch Das WeltAuto. Blechbearbeitung - Gute Gebrauchtwagen. Garantiert. kompetent, präzise, leistungsstark Laserschneiden | Stanzen | Biegen | Schweißen | Richten | Umformen | Schweißfachbetrieb DIN 18800-7 DIN EN ISO 3834-3 KUIPERS CNC-Blechtechnik GmbH & Co. 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Herr Hetz, der Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister (BAP) ist die führende Interessenvertretung der Zeitarbeitsbranche in Deutschland. Angesichts der Vorurteile bei vielen Bundesbürgern gegenüber der Zeit- und Leiharbeit bemüht sich Ihr Verband immer wieder um mehr Sachlichkeit. Wo setzen Sie dabei vor allem an? Um festgesetzte Meinungen und hartnäckige Vorurteile zu bekämpfen, bedarf es eines langen Atems. Leider wird häufig nur über Einzelfälle berichtet, bei denen es tatsächlich nicht so gut gelaufen ist. Aber so etwas passiert in allen Wirtschaftszweigen, ohne dass deswegen gleich die ganze Branche in Bausch und Bogen verurteilt wird. Wir versuchen deshalb bewusst, die Debatte um die Zeitarbeit, die ja teilweise hochemotional geführt wird, zu versachlichen. Das heißt, dass wir immer wieder auf die Fakten hinweisen, zum Beispiel dass Menschen durch Zeitarbeit wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden oder als Berufseinsteiger die Chance erhalten, erste Berufserfahrungen zu sammeln und unterschiedliche Unternehmen kennenzulernen. Und wir suchen auch immer wieder vor Ort das Gespräch – mit den Menschen, mit Politikern und Medienvertretern – und informieren über den tatsächlichen Charakter der Zeitarbeit. Verschiedentlich wird in der Öffentlichkeit die Ansicht vertreten, Zeitarbeit wäre schlecht bezahlte und unsichere Beschäftigung. Wie beurteilen Sie diesen Vorwurf? Das ist doch Schnee von vorgestern und ignoriert vollständig, dass in unserer Branche zu nahezu 100 Prozent nach Tarifverträgen bezahlt wird, die die Arbeitgeberverbände der Zeitarbeit mit der DGBTarifgemeinschaft Zeitarbeit abgeschlossen haben. Die Zeitarbeit hat sich in den letzten Jahren ganz massiv weiterentwickelt und ist mittlerweile eine Branche mit ganz normalen Löhnen. Schauen Sie: Wir haben seit dem 1. Januar 2014 einen mit den DGB-Gewerkschaften vereinbarten Mindestlohn von 8,50 im Westen. Im Osten werden wir das Mitte 2016 erreichen. Diese Lohnuntergrenze wurde von der Bundesarbeitsministerin für allgemein verbindlich erklärt, gilt somit für alle Zeitarbeitsunternehmen, die Mitarbeiter in Deutschland einsetzen, also auch für ausländische Personaldienstleister. Zusätzlich sorgen Branchenzuschlagstarifverträge dafür, dass Zeitarbeitnehmer in Stufen an Equal Pay herangeführt werden und nach neun Monaten die Bezahlung wie vergleichbare Stammmitarbeiter im Kundenunternehmen erhalten. Die meisten Lohndifferenzen haben wir so schon zusammen mit den Gewerkschaften geschlossen. Und wir sind weiterhin im Gespräch, um gemeinsam zu schauen, ob es weitere Wirtschaftsbereiche gibt, für die Branchenzuschläge sinnvoll wären. Auch ist immer wieder von Kritikern zu hören, Zeitarbeit würde Stammarbeitsplätze in den Betrieben verdrängen. Was ist dran? Zeitarbeit verdrängt keine Stammbelegschaft, wie wissenschaftliche Studien schon seit Jahren immer wieder belegen. Bereits 2007 gab die Hans-Böckler-Stiftung, die ja nun nicht gerade im Ruf steht, unserer Branche besonders gewogen zu sein, eine Studie zu diesem Thema in Auftrag. Das Ergebnis – nichts. Die Forscher sprachen stattdessen von „gefühl- Beschäftigung und verdrängt keine Stammbelegschaften. Im Gegenteil, sie sichert sie und hilft sogar dabei, sie zu erhöhen. Übrigens ist es auch interessant, welches Zerrbild der Zeitarbeit Kritiker hinsichtlich ihrer Größenordnung immer wieder bemühen. Fakt ist: Unterm Strich sind gerade einmal zwei Prozent aller Erwerbstätigen in Deutschland Zeitarbeitnehmer – der Anteil der Zeitarbeit am gesamten Arbeitsmarkt ist also gering –, und das schon seit Jahren. Damit ist eine Verdrängung allein schon rechnerisch ausgeschlossen. Thomas Hetz Foto: BAP ter Beschäftigungsunsicherheit“. Ähnlich verhielt es sich, als das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit im Jahr 2009 im Auftrag der Bundesregierung einen großen Bericht zur Zeitarbeit erstellte. Darin schrieben die Forscher, dass es sich bei der angeblichen Verdrängung lediglich um „prominente Einzelfälle“ handele. 2012 wurde dieser Befund dann vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung bestätigt. Und erst im Januar 2014 belegte dann auch noch eine Studie des Instituts zur Zukunft der Arbeit im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung: Zeitarbeit schafft In der Debatte um die Zeitarbeit ist verschiedentlich zu hören, dass Leiharbeit den Arbeitgebern häufig nur dazu diene, über Arbeitskräfte leichter verfügen und nach dem Hire-andFire-Prinzip vorgehen zu können. Wie berechtigt ist diese Vermutung? Hier werden zwei Aspekte miteinander vermischt: Da ist einerseits das Kundenunternehmen, bei dem die Zeitarbeitnehmer eingesetzt werden. Der Kunde kann – je nach Vertragsgestaltung mit dem Zeitarbeitsunternehmen – selbstverständlich kurzfristig Zeitarbeitskräfte „abmelden“, wie es im Fachjargon heißt. Das macht ja gerade einen Teil der Flexibilität aus, den die Zeitarbeit der deutschen Wirtschaft bietet. Aber der Kunde ist ja nicht der Arbeitgeber der Zeitarbeitnehmer. Das ist nämlich das Zeitarbeitsunternehmen, mit dem die Zeitarbeitnehmer einen Arbeitsvertrag haben. Und weil die Zeitarbeit nach deutschem Recht wie jeder andere Arbeitgeber auch an die einschlägigen Vorschriften gebunden ist, müssen sich die Zeitarbeitsunternehmen an die bekanntermaßen rigiden deutschen Kündigungsschutzregelungen halten. Es gibt auch die These, Zeitarbeit hole die Menschen aus der Arbeitslosigkeit. Inwieweit trifft dies zu? Das ist absolut richtig: 65 Prozent der neu eingestellten Zeitarbeitnehmer waren vorher ohne Arbeit, davon acht Prozent länger als ein Jahr und 10 Prozent ohne jegliche Berufserfahrung. Das sagen nicht etwa unser Verband, sondern die aktuellen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. Außerdem wirkt Zeitarbeit als Integrationsinstrument für Gering- beziehungsweise Nichtqualifizierte in den Arbeitsmarkt: Mindestens 29 Prozent der Zeitarbeitnehmer haben keinen Berufsabschluss. Das sind mehr als doppelt so viele wie auf dem Gesamtarbeitsmarkt, denn dort sind es nur 13 Prozent. Die Arbeit ruft. Wir antworten. Wir freuen uns auf Sie. TEMPTON Personaldienstleistungen GmbH & Co. KG Lingen 0591 807356-0, Osnabrück 0541 93396-0 www.tempton.de TEMPTON – weil jeder Einzelne zählt DOWERK Fach- und Führungskräfte Ihre gute Auftragslage erfordert zusätzliches Personal? 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APRIL 2014 GELD & GESCHÄFT 17 Laufen für den Wettbewerbsvorteil Firmen definieren Mitarbeiterfitness als Unternehmensziel – Betriebliches Gesundheitsmanagement hat Konjunktur Krone im Emsland stellt Mitarbeitern Mentaltrainer zur Seite. „Corporate Health Award“ ging an Firmen in der Region. Gesundheitsberatung für Unternehmen ist ein Wachstumsmarkt. VON HERMANN HINRICHS UND CHRISTIAN SCHAUDWET WERLTE/OSNABRÜCK. In vielen Unternehmen steigt das Durchschnittsalter der Beschäftigten. Zugleich werden Arbeitsprozesse schneller, Komplexität und Stress nehmen zu. Chefs und Personaler erkennen, dass das auf Dauer nur gut gehen kann, wenn ihre Mitarbeiter körperlich gesund und mental ausgeglichen sind. „Betriebliches Gesundheitsmanagement“ hat Konjunktur. Bernd Rawe schnürt seine nagelneuen Laufschuhe – die ersten seines Lebens, wie er sagt. Sein Ziel: Starten und ankommen beim Fünf-Kilometer-Lauf im emsländischen Sögel. „4,5 Kilometer habe ich einmal geschafft“, freut sich der 53-Jährige. „Ich dachte immer, ich brauche das nicht.“ Doch inzwischen ist er froh, auf den FitnessZug aufgesprungen zu sein. „Das ist eine super Truppe, in der wir hier laufen“, sagt der Schlosser. Die Truppe, das sind Kollegen und Kolleginnen aus dem Fahrzeugwerk Bernard Krone in Werlte im Emsland. Zweimal pro Woche trainieren sie unter professioneller Anleitung, um sich fit zu machen. Der in die ganze Welt exportierende Hersteller von Lkw-Aufliegern ist auf gesunde und motivierte Mitarbeiter angewiesen. Das sind andere auch. Der Unterschied: Krone handelt. Unternehmenschef Bernard Krone hat Zivilisationskrankheiten wie Rückenschmerzen, Diabetes und Herzinfarkt den Kampf angesagt. Im Fahrzeugwerk wird nach und nach ein umfassendes Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) etabliert. Dessen Speerspitze ist das Pilotprojekt „Move 100“, an dem Schlosser Rawe teilnimmt. 100 Mitarbeiter sollen bis Ende April so fit sein, dass sie am Branchenlauf für das Transport- und Logistikgewerbe in Sögel oder am „Hasetal-Halbmarathon“ des Baustoffherstellers Remmers und des Sportvereins VfL Löningen am 28. Juni teilnehmen können. Bei „Move 100“ überlässt Krone nichts dem Zufall. Alle interessierten Mitarbeiter sind vom Zentrum für Präventivmedizin & Leistungsdiagnostik Lingen (ZPL) gründlich untersucht worden. Dazu gehörten beispielsweise eine Blutentnahme mit Bestimmung des Cholesterin- und Blutzuckerspiegels sowie ein Ruhe-EKG. Darauf aufbauend, entstand der Trainingsplan für die Mitarbeiter. Die Federführung hatte der deutschlandweit tätige Tennistrainer und Mentalcoach der deutschen Frauenfußball-Nationalmannschaft Markus Hornig. Das Betriebliche Gesundheitsmanagement bei Krone geht aber Fertig zum Dauerlauf: Der Schlosser Bernd Rawe nimmt am Lauftraining im Rahmen des Projekts „Move 100“ teil. Der Lkw-Auflieger-Hersteller Krone will seine Beschäftigten in Bewegung bringen. noch weiter. Willi Poll, der Personalleiter des Fahrzeugwerks, kündigt weitere Angebote an die Mitarbeiter an, darunter Raucherentwöhnungskurse, Programme zur Stärkung des Rückens und zur gesunden Ernährung. Seit 2013 unterstütze das Unternehmen finanziell den Besuch von Fitnessstudios und Bädern. Das BGM solle aber auch einen Beitrag dazu leisten, dass die Führungskräfte „gesund führen“ können, so Poll: „Das Ziel ist es, Führungsstile so zu wählen, dass sie eine Leistung fördern, die nicht krankmacht.“ Er will die Mitarbeiter dazu motivieren, „ihren Lebensstil langfristig zu verän- Auf das Lauftraining folgt der Abschied von der Zigarette. dern“. Und da stünden zurzeit Bewegung und Ernährung im Vordergrund. Für Bernard Krone sind gesunde und zufriedene Mitarbeiter die Basis des Unternehmenserfolgs: „Allein unsere schnelllebige Welt, die Flut an Information und ständiger Erreichbarkeit sorgen für vielerlei Krankheiten“, sagt der Chef und fügt hinzu: „Schlechte Ernährung und unzureichende Bewegung tun ihr Übriges.“ Deshalb müsse sich ein verantwortungsbewusster Arbeitgeber rechtzeitig Gedanken machen, womit er heutige, aber auch künftige Mitarbeiter unterstützen und begeistern könne. „Und dazu gehört selbstverständlich auch das Betriebliche Gesundheitsmanagement.“ Für Mentaltrainer Markus Hornig steht fest: „Rund zwei Drittel aller Krankheiten in unserer Gesellschaft sind verhaltensbedingt, sprich lebensstilbedingt.“ Zivilisationskrankheiten von Arteriosklerose über Herzinfarkt bis hin zu Diabetes und Bandscheibenvorfall entstünden über Jahre „einzig und allein durch einen unbewusst fahrlässigen Lebensstil, basierend auf Bewegungsmangel, Überernährung, chronischen Stressbelastungen und Rauchen“. Deshalb sei der erste Schritt, die Menschen dafür zu sensibilisieren, dass ihre Leistungsfähigkeit und die Aussicht, gesund alt zu werden, unmittelbar mit ihrem Lebensstil verbunden seien. Die Botschaft scheint bei vielen Unternehmen in Deutschland anzukommen. Eine Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages im November 2013 ergab, dass die Bedeutung von Gesundheitsförderung im Betrieb bei zwei Dritteln der Firmen in den vergangenen fünf Jahren zugenommen hat – bei Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern sind es sogar 94 Prozent (siehe Grafik). Die Gründe liegen für Magdalena Knappik auf der Hand: „Der zunehmende Fachkräftemangel und die Alterung der Belegschaften zwingen Unternehmen gerade in wirtschaftlich starken Regionen, mehr für den Erhalt der Leistungsfähigkeit ihrer bestehenden Mitarbeiter zu tun“, sagt die Geschäfts- führerin des Gewinet Kompetenzzentrums Gesundheitswirtschaft in Osnabrück, das rund 60 Mitglieder aus Bereichen der Gesundheitswirtschaft in der Region WeserEms vereint. Das Thema gewinne derzeit „ganz stark an Bedeutung“, so Knappik, die zugleich Referentin der Industrie- und Handelskammer Osnabrück –Emsland – Grafschaft Bentheim ist. Sie sieht einen wachsenden Markt für Gesundheitsexperten, die Unternehmen intern oder als externe Dienstleister beim Betrieblichen Gesundheitsmanagement beraten. Sie analysieren Krankenzahlen, Krankheitsdauer, Krankheitsarten von Mitarbeitern, Firmen verstärken Gesundheitsmanagement Hat oder wird Gesundheitsförderung im Betrieb über den gesetzlichen Arbeitsschutz hinaus bei Ihnen einen größeren Stellenwert erhalten? Bedeutung hat in den letzten 5 Jahren zugenommen In den nächsten 5 Jahren sind verstärkte Aktivitäten geplant Es sind keine (weiteren) Aktivitäten geplant 65 56 94 87 87 62 56 48 35 40 34 29 47 29 17 12 10 3 Insgesamt 0–19 Mitarbeiter 20–249 Mitarbeiter 250–499 Mitarbeiter Umfrage unter 1500 Unternehmen. Angaben in Prozent. Mehrfachantworten möglich. 500–999 ab 1000 Mitarbeiter Mitarbeitern Quelle: DIHK · Grafik: Matthias Michel Foto: Hermann Hinrichs die Folgen für die Unternehmen und Möglichkeiten zum Gegensteuern. Die Anbieter stammen aus unterschiedlichsten Disziplinen von Soziologie über Sportwissenschaft bis Medizin. Das Qualifikationsniveau sei oft schwer zu bewerten, sagt Knappik. Die IHK Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim bietet deshalb im Sommer einen Lehrgang mit Zertifikat „Fachberater/-in für Betriebliches Gesundheitsmanagement“ an. Während Betriebliches Gesundheitsmanagement insbesondere für viele kleine Firmen Neuland ist, sind einige größere schon vor Jahren vorgeprescht. Der Kunststoffkomponenten-Hersteller OKE in Hörstel bei Osnabrück etwa erhielt 2012 für sein Programm mit einem betriebseigenen Kindergarten, einer Kantine mit regionalen Lebensmitteln in Bio-Qualität, einem eigenen Fitness-Studio und Präventionsberatung den „Corporate Health Award“ unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Ein Jahr später wurden die Stadtwerke Osnabrück mit dem Preis geehrt. Viele Unternehmen in der Region sind Mitglieder im von Bremen aus koordinierten Netzwerk Hansefit, das Mitarbeitern Sonderkonditionen beim Besuch von Fitness-Studios bietet. Die Krone-Gruppe nimmt die Mitarbeiter-Fitness derweil selbst in die Hand: „Move 100“ wird zunächst im Fahrzeugwerk in Werlte erprobt. Später könne das Projekt auf die Landmaschinenfabrik im emsländischen Spelle ausgeweitet werden, sagt Krone-Personaler Poll. 18 DONNERSTAG, 24. APRIL 2014 GELD & GESCHÄFT Kurz notiert Wer 45 Jahre gearbeitet hat, soll nach Plänen der Bundesregierung künftig mit 63 Jahren in Rente gehen können. Foto: dpa Befreiungsschlag oder Zeitbombe? Die Rente mit 63 ist nicht nur im Bundestag umstritten, sondern auch in der Region VON STEFAN BUCHHOLZ BRAMSCHE/HASELÜNNE. Anerkennung der Lebensarbeitsleistung oder Neuauflage der Frühverrentung? Die geplante Rentenreform löst in der Wirtschaft derzeit Kritik aus. Auch in den Reihen der Großen Koalition ist das Thema umstritten. Was meinen Verbände und Arbeitnehmer in der Region dazu? Läuft alles nach Plan der Bundesregierung, dann können ab 1. Juli all jene Beschäftigten sofort und abschlagsfrei ihre Rente beantragen, die bis dato 63 Jahre und älter sind. Einzige Bedingung: Sie müssen 45 Jahre sozialversicherungspflichtig gearbeitet haben. Laut Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) erkenne man mit der sogenannten Rente ab 63 die Leistung derer an, die schon in jungen Jahren ins Arbeitsleben eingestiegen sind. Sie hätten lange für eine Stabilisierung des Rentenversicherungssystems gesorgt. Nach Angabe des Bundesarbeitsministeriums können anfangs 200 000 Personen das geplante Gesetz in Anspruch nehmen, ein Viertel davon sind Frauen. Eine von ihnen ist Hannelore Hatke. Sie arbeitete als Prüferin bei Essex Germany in Bramsche. „Die Arbeit war körperlich nicht schwer, aber du musst viel laufen und halt Köpfchen haben“, beschreibt die 62-Jährige ihre jahrzehntelange Tätigkeit in ein und demselben Unternehmen. Wegen Krankheitszeiten in den letzten drei Jahren „und weil sie mich loswerden wollen“, stellte sie der Betrieb Anfang dieses Jahres frei. Bis Ende Oktober. Dann wird sie 63. „Wenn ich ab 1. November in Rente gehe, habe ich 48 Jahre geschuftet. Immer nur Schicht. Von Sonntag bis Sonntag. Die Ärztin sagt, das war total ungesund.“ Das Beispiel von Hannelore Hatke ist für Stefan Soldanski kein Einzelfall. „Jedem, der die betriebliche Realität kennt, ist doch klar, dass viele Beschäftigte, die 45 Jahre gearbeitet haben, einfach nicht mehr können“, meint der zweite Bevollmächtigte der IG Metall Osnabrück. Seine Gewerkschaft begrüße die Pläne der Bundesregierung zur Rente mit 63 als einen ersten und gerechten Schritt. „Die Rente mit 67 und sinkende Rentenzahlungen – jahrelang mussten doch Beschäftigte für immer niedrigere Renten immer mehr leisten“, kritisiert Soldanski. Konträr dazu sind die Positionen der Unternehmerverbände in der Region. Aus Sicht des Industriellen Arbeitgeberverbandes OsnabrückEmsland (IAV) etwa ist die Rente mit 63 ein „zusätzliches Privileg, sozialpolitisch falsch und ein milliardenteures Wahlgeschenk“. Nach Ansicht des IAV seien ältere Arbeitnehmer heute meist fit genug, um länger erwerbstätig zu sein. Sabine Stöhr, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des IAV, weist zudem auf die demografische Entwicklung hin. „Dazu brauchen wir Fachkräfte, junge genauso wie ältere.“ Die Unternehmen seien auf das Erfahrungswissen der Mitarbeiter angewiesen. „Das zeigt auch der positive Trend bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung der über 60-Jährigen“, so Stöhr. Dem stimmt auch Norbert Landwehr zu. Sollte das Rentenvorhaben zum 1. Juli verabschiedet werden, könnte er nach mehr als 45 Beitragsjahren sofort in Rente gehen. Wird er aber nicht. Der Prokurist und Leiter der Finanzen, des Controllings und der EDV der Kornbrennerei H. Heydt in Haselünne hält die Rentenpläne für falsch. „Damit entzieht man vor allem kleinen und mittleren Unternehmen die Fachkräfte, ohne dass Nachfolger eingearbeitet werden können“, sagt der 63-Jährige. Für die Industrie- und Handelskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim (IHK) ist die mögliche Rentenreform die „offenkundi- „Ich habe 48 Jahre geschuftet. Immer nur Schicht.“ Hannelore Hatke, Prüferin bei Essex Germany ge Abkehr von der Agenda 2010.“ Als Sprachrohr von 60 000 Betrieben in der Region meint die Kammer, dass das Vorhaben der Großen Koalition ein beschäftigungspolitischer Rückschritt mit kaum absehbaren Folgen für die Beitragszahler ist. „Die Rente mit 63 sendet auch das völlig falsche Signal an die Beschäftigten, dass es nämlich finanziell und gesellschaftlich richtig wäre, früher aus dem Arbeitsleben auszuscheiden“, betont die IHK. Das Gegenteil sei vielmehr richtig: Um die Belastungen der jüngeren Generation in Grenzen zu halten, brauche man mit steigender Lebenserwartung auch eine längere Lebensarbeitszeit. Noch drastischer formuliert es Handwerkskammerpräsident Peter Voss. Für ihn ist die Rente mit 63 ein System zur Frühverrentung. Und das zu einem Zeitpunkt, an dem man sich bemühe, die Ressourcen älterer Mitarbeiter in den Betrieben zu erhalten. „Mit mir hat keiner über so was gesprochen“, sagt dagegen Werner Künnemann. Ein Angebot, in den Vorruhestand zu gehen, lehnte der Bereichsleiter für Ersatzteile und Beipacks der Firma Krone in Spelle ab. „Damals fühlte ich mich noch zu jung.“ Der 62-Jährige hat sich nun aber einen eigenen Rentenplan für das Ende seiner Berufstätigkeit gemacht. Er wird nach knapp 48 Arbeitsjahren mit genau 63 Jahren zu Hause bleiben. Am 1. Dezember dieses Jahres ist es so weit. „Das mache ich, gleich, ob die Rentenreform kommt oder nicht“, sagt Künnemann, der sich dann im genau richtigen Alter für seine Rente fühlt. Mittelstandspreis: Ab sofort können sich mittelständische Unternehmen wieder um den VRMittelstandspreis Weser-Ems bewerben. Die Volksbanken und Raiffeisenbanken der Region schreiben den VR-Mittelstandspreis erneut gemeinsam mit allen Industrie- und Handelskammern und Handwerkskammern in Weser-Ems aus. Weitere Informationen sind bei allen Volksbanken und Raiffeisenbanken in Weser-Ems und den Wirtschaftskammern erhältlich. Ein Bewerbungsbogen ist im Internet unter der Adresse www.gvweser-ems.de, Rubrik: Aktuelles, eingestellt. Die Ausschreibung läuft bis zum 30. Mai. Nachhaltigkeit: Der Rat für Nachhaltige Entwicklung unterstützt den Wettbewerb um den Deutschen Nachhaltigkeitspreis. Unternehmen und Kommunen können sich ab sofort bis zum 6. Juni bewerben. Prämiert werden Unternehmen, die vorbildlich wirtschaftlichen Erfolg mit Schonung der Umwelt und sozialer Verantwortung verbinden, und Städte und Gemeinden, die im Rahmen ihrer wirtschaftlichen Möglichkeiten ihre Entwicklung nachhaltig gestalten. Sonderpreise für Unternehmen prämieren besondere Ressourceneffizienz und nachhaltige Markenführung. Weitere Infos unter www.nachhaltigkeitspreis.de. Flugbegleiter: Der Personaldienstleister GVO versorgt künftig die Fluggesellschaft Air Berlin mit Flugbegleitern. Die Vereinbarung mit der zweitgrößten Fluggesellschaft Deutschlands sehe vor, dass die Beschäftigten in den Ferienflugmonaten an Bord arbeiteten und im Winter bei anderen Kunden von GVO, teilte das Osnabrücker Unternehmen mit. Zunächst nehmen 100 GVO-Beschäftigte aus ganz Deutschland an der Kooperation mit der unter Kostendruck stehenden Airline teil. Air Berlin ergänzte, die Kooperation biete „eine völlig neue Lösung“, um den im Sommer höheren Personalbedarf zu decken. Pilotprojekt: Intermodale Transporte finden bislang sehr selten auf der Kurzstrecke oder über mittlere Distanz statt. Zu unwirtschaftlich scheint vielen Akteuren die Kombination von Lkw und Zug, zu kompliziert die Organisation der Logistikkette. Die Sievert Handel Transporte GmbH (sht) will nun den Gegenbeweis antreten und hat ein Pilotprojekt für den Verpackungs- und Displayhersteller DS Smith gestartet: Anfang April rollte der erste Güterzug mit Kartonagen für die Automobilindustrie von Ludwigshafen nach Osnabrück. Auch wenn noch nicht alle Parameter ausgewertet wurden, lässt sich dem Unternehmen zufolge bereits der ökologische Effekt beziffern: Die CO2-Emission pro Auflieger und Rundlauf habe sich nahezu halbiert. Jobmesse: Die „jobmesse deutschland tour“ macht auch 2014 Station in Lingen. Die siebte Auflage der von der Messeagentur Barlag aus Osnabrück organisierten Veranstaltung findet am 14. und 15. Juni in den Emslandhallen statt. Arbeitgeber und Bildungseinrichtungen der Region präsentieren sich und beraten im direkten Kontakt über Einstiegs-, Weiterbildungs- und Karrierechancen. Anmeldungen sind noch möglich unter www.jobmesse.de/emsland. In eigener Sache : Der MSO Medien-Service und MSO Digital aus dem Hause „NOZ Medien“ bieten ab sofort einen Newsletter für ihre Geschäftskunden an. Nach dem Motto „Wir kombinieren“ informieren die Unternehmen über Werbemöglichkeiten in Print und Digital. Anmeldung online unter www.wir-kombinieren. de/wirtschaft. HERAUSGEBER: Verleger Hermann Elstermann und Prof. Dr. Dres. h. c. Werner F. Ebke GESCHÄFTSFÜHRER: Laurence Mehl und Christoph Niemöller CHEFREDAKTION: Ralf Geisenhanslüke (Chefredakteur), Dr. Berthold Hamelmann (stellvertretender Chefredakteur), Burkhard Ewert (Newsdesk-Leitung) KOORDINATION: Sven Lampe, Christian Schaudwet AUTOREN DIESER AUSGABE: Christoph Assies, Dr. Stefanie Adomeit, Carolin Appelbaum, Dr. Marie-Luise Braun, Stefan Bucholz, Nadine Grunewald, Dr. Berthold Hamelmann, Lothar Hausfeld, Hermann Hinrichs, Helge Holz, Marita Kammeier, Kim Karotki, Alexander Klay, Christoph Lützenkirchen, Norbert Meyer, Kerstin Pentermann, Stefan Prinz, Wilfried Roggendorf, Axel Rotkehl, Christian Schaudwet, Andreas Schnabel, Hendrik Steinkuhl, Désirée Therre, Eva Voss, Hildegard WekenborgPlacke, Stefan Wolff, REDAKTION V.i.S.d.P.: Ralf Geisenhanslüke FOTOGRAFEN DIESER AUSGABE: Cornelius Braun, Manfred Fickers, Michael Gründel, Helge Holz, Marita Kammeier, Kim Karotki, Achim Köpp, Klaus Lindemann, Hermann-Josef Mammes, Jörn Martens, Elvira Parton, Hermann Pentermann, Axel Rotkehl, Gert Westdörp GRAFIK: Matthias Michel VERLAG: Neue Osnabrücker Zeitung GmbH & Co. KG, Postfach 42 60, 49032 Osnabrück; Breiter Gang 10–16, Große Straße 17–19, 49074 Osnabrück, Telefon 05 41/310-330, Telefax 05 41/310266; Internet: www.diewirtschaft.noz.de; E-Mail: [email protected] ANZEIGEN-/WERBEVERKAUF: MSO Medien-Service GmbH & Co. KG, Große Straße 17–19, 49074 Osnabrück, Postfach 29 80, 49019 Osnabrück, Telefon 05 41/310-500, Geschäftsführer: Sven Balzer, Sebastian Kmoch (V.i.S.d.P.), Anzeigen-/Werbeverkauf: Sven Balzer, Hubert Bosse, Dirk Riedesel, Wilfried Tillmanns, Marvin Waldrich ANZEIGENANNAHME: Geschäftskunden: Telefon 05 41/310-510, Telefax 05 41/310-790; E-Mail: [email protected] TECHNISCHE HERSTELLUNG: NOZ Druckzentrum, Weiße Breite 4, Osnabrück Ihr wirtschaftlicher Erfolg ist unser Ziel! Wir beraten Sie gern. Forum der Fleischwirtschaft Osnabrück 4./5. Juni 2014 FORUM DER FLEISCHWIRTSCHAFT Herkunft – Die neue Kennzeichnung als Chance für mehr Vertrauen Donnerstag, 5. Juni 2014, 9.00 – 16.30 Uhr · Osnabrück · NOZ Medien-Zentrum Kontaktdaten: Steuerberatung Hubert Nüvemann Großhandelsring 6 · 49084 Osnabrück Telefon: 05 41 5 25 48 · Fax: 05 41 5 55 74 E-Mail: [email protected] Homepage: www.Steuerberater-Nüvemann.de Weitere Infos erhalten Sie auf www.forumfleischwirtschaft.de oder über Ferdinand Greiten, Telefon 069 7595-1856, E-Mail [email protected] VERANSTALTER: MIT FREUNDLICHER UNTERSTÜTZUNG VON: wirtschaftplus Die Osnabrücker Business-Kontakt-Messe „Wir haben unser Versprechen gehalten“ pm OSNABRÜCK. Dirk Bieler, Chef des Mediaservice Osnabrück und Organisator der „Wirtschaft plus“, zieht im Interview eine positive Bilanz der Messe. Herr Bieler, was hat die Wirtschaft plus 2014 gebracht? Kurz gesagt: Unsere Erwartungen haben sich voll und ganz erfüllt. Wenn uns jemand vor der Veranstaltung gefragt hat, was er von einem Besuch der Wirtschaft plus habe, war unsere Antwort: „Sie werden schlauer nach Hause gehen, als Sie gekommen sind, und mit Sicherheit um einige Geschäftskontakte reicher.“ Dieses Versprechen haben wir gehalten. Wir haben Menschen zusammengebracht, die geschäftlich voneinander profitieren können, und gleichzeitig den Ausstellern und Besuchern eine gute Zeit beschert. Dafür haben wir von vielen Seiten anerkennende Worte und so manches Schulterklopfen „geerntet“. Was war für Sie der Höhepunkt? Für mich persönlich gab es davon gleich mehrere. Interessante und inspirierende Unternehmerpersönlichkeiten kennenzulernen hat mich ebenso begeistert wie die erste Currywurst oder der ruhige Moment, in dem ich mit einem Geschäfts- partner ein sehr persönliches Gespräch geführt habe. Und nicht zuletzt jeder einzelne Vortrag und die damit verbundenen Aha-Erlebnisse. Wird es eine weitere Auflage geben? Rund 1800 Besucher und über 60 Aussteller, das schreit geradezu nach Wiederholung. Außerdem bin ich davon überzeugt, dass eine solche netzwerkunabhängige Veranstaltung der Osnabrücker Wirtschaft guttut. Schließlich entstehen großartige Dinge oft aus neuen Kontakten und neuen Erkenntnissen. Kurz: Es wird wieder eine BusinessKontakt-Messe in Osnabrück geben. Spätestens 2016. Auf große Resonanz stießen neben den Firmenpräsentationen insbesondere die Fachvorträge. „Rundum zufrieden“ Auch die dritte Auflage der „Wirtschaft plus“ war ein Erfolg pm/slx OSNABRÜCK. Erfolg auch bei der dritten Auflage: Rund 1800 Besucher kamen am 26. und 27. März zur 3. Osnabrücker Business-KontaktMesse „Wirtschaft plus“ im Autohaus Mercedes-Benz Beresa in Osnabrück. Unter dem Motto „Kontakte. Wissen. Karriere.“ wurde genetzwerkt, was das Zeug hielt. Über 60 Aussteller und viele lehrreiche, unterhaltsame Vorträge bildeten für die größte Business-Veranstaltung in der Region den perfekten Rahmen. Neben der veranstaltenden Agentur, dem Mediaservice Osnabrück, zeigten sich auch die Aussteller mit der Veranstaltung zufrieden: „Das Konzept der Messe mit seiner breiten Themenvielfalt hat uns überzeugt. Mit unserer Präsenz als Wir haben uns auf der Wirtschaft-Plus verpasst ? Besuchen Sie uns im Internet: www.ebm-os.de • www.lichtprofi-korte.de • www.mt2i.eu RÜMKER-GRUPPE Gebäudereinigung Facility Management LED Beleuchtungssysteme Sie haben uns auf der Wirtschaftplus verpasst? Nehmen Sie einfach Kontakt mit uns auf! Wir beraten Sie gerne! Tel.: 05401 - 86970 / Email: [email protected] Schließlich ist Franke coffee die „erste Adresse“ für den anspruchsvollen Kaffeegenuss – mit einem Kaffeemaschinenprogramm, das einfach begeistert. R.Timpe GmbH Franke coffee Kaffeemaschinen · Werksvertretung u. Kundendienst Hansastraße 42 · 49134 Wallenhorst · Tel. 0 54 07/3 11 88 · Fax 0 54 07/3 15 35 www.timpe-gmbh.de Kantprofile bis 8m Länge, Stahl, Edelstahl, Aluminium, Zink, Kupfer, Stanz-/Nibbelarbeiten Beekebreite 6a · 49124 GMHütte · Tel. 0 54 01/8 49 45 71 · Fax 8 49 45 72 [email protected] · www.wessels-abkanttechnik.de Foto: Mediaservice Osnabrück Aussteller ist es uns gelungen, abseits des Tagesgeschäfts eine Vielzahl von interessanten Gesprächen mit Vertretern von Unternehmen zu führen, die wir bereits zu unserem Kundenkreis zählen dürfen“, sagt Stefan Süß aus der Geschäftsführung der Barlag Werbe- und Messeagentur: „Zudem konnten wir auch eine Reihe von Besuchern an unserer ,jobmesse cocktailbar‘ begrüßen, die großes Interesse an unseren Messekonzepten gezeigt haben und mit ihren Unternehmen vielleicht schon bald zum Kreis der Aussteller der ,Jobmesse Deutschland Tour‘ oder der ,Immobilienmesse Osnabrück‘ gehören. Wir freuen uns, wenn Dirk Bieler und sein Team diese Idee weiter ausbauen, und sind gespannt auf die Neuauflage in zwei Jahren.“ Zufrieden ist auch Hartmut Pax, Geschäftsführer der Firma OSMO Anlagenbau aus Georgsmarienhütte: „Viele anregende Gespräche und neue interessante Kontakte lassen uns mit Freude auf eine erfolgreiche dritte Business-Kontakt-Messe zurückblicken. Die Besucher informierten sich auf unserem innovativem Messestand über neue Multimediakommunikationsmöglichkeiten am Arbeitsplatz und im Büro. Wir sind schon sehr gespannt auf die vierte Ausgabe der BusinessKontakt-Messe Osnabrücker Unternehmen.“ Positiv äußert sich auch Hans-Jürgen Klumpe, Geschäftsführer der Firma HK Medien aus Wallenhorst: „Die Messe hat sich wunderbar entwickelt. Wir waren rundum zufrieden.“ 21 DONNERSTAG, 24. APRIL 2014 GELD & GESCHÄFT GELD & GESCHÄFT Muskelschmerz ade: Kleine Übungen für zwischendurch 1 „Geistige Bewegung ist ebenso wichtig wie körperliche“ Halsmuskeln aktivieren Wer viel am Computer sitzt oder Auto fährt, achtet oft nicht auf seine Kopfhaltung. Sie können ganz einfach Ihre tiefen Halsmuskeln aktivieren und so die Haltung des Kopfes verbessern und stabilisieren – ohne dass die Kollegen etwas davon sehen. Setzen Sie sich gerade auf einen Stuhl. Ziehen Sie die Schultern nach hinten und unten, strecken Sie die Brust vor und ziehen den Kopf so zurück, dass Sie ein Doppelkinn machen. Ziehen Sie den Kopf dabei nach oben. Ein paar Sekunden halten, entspannen. Mehrmals täglich durchführen, jeweils mit zehn Wiederholungen. 2 Halswirbelsäule stabilissieren 3 Gesundheitscoach Doris Ostermann über den Umgang mit sich selbst bei der Arbeit Durch regelmäßiges Dehnen können Sie Ihre Halswirbelsäule entlasten und so die Beweglichkeit des Kopfes und der Halswirbelsäule verbessern. Setzen Sie sich mit geradem Rücken hin. Dann nehmen Sie ein Handtuch in beide Hände und legen es um den Hinterkopf. Am Handtuch den Kopf langsam nach unten ziehen. Zehn bis 15 Sekunden halten, entspannen. Zwei bis drei Wiederholungen am Tag. Statt eines Handtuchs können Sie auch einen Schal oder ein Tuch nehmen – oder einfach nur die Hände. Machen Sie während der Arbe beit viel mit ihren Armen? Denken Sie dannn auch an die Haltung ihrer Halswirbelsäule? Daabei ist Stabilieichen: Nehmen tät wichtig. Die können Sie so erreic Sie die Ausgangsposition von Übun ung 1) ein. Führen Sie beide Arme neben dem Köörper nach vorne und bewegen Sie diese wie bei ei einer Schere langsam oder wechselseitig hoch und runter – la schnell, mit oder ohne Gewichte ten wie etwa einer Trinkflasche. Zwei- oder er dreimal täglich mit je zehn Wied ederholungen durchführen. Entspannungspausen während der Arbeit wirken Wunder – vor allem dann, wenn man sie zur Bewegung nutzt Halswirbelsäule entlasten VON NADINE GRUNEWALD OSNABRÜCK. Reichen Sport und körperliche Bewegung aus, um sich wohler zu fühlen? Keineswegs, sagt Doris Ostermann, Supervisorin, Gesundheitscoach und Trainerin in Osnabrück. Es komme auch auf die geistige Einstellung an. Viele Unternehmen beginnen mit Gesundheitsinitiativen. Doch der Einzelne kann auch selbst etwas für sich tun. Schon kleine Übungen eignen sich, Schmerzen vorzubeugen. VON NADINE GRUNEWALD UND GERT WESTDÖRP (FOTOS) OSNABRÜCK. Wer beim Arbeiten 4 Freie Armbewegungen 6 Nur wenn Ihre Brustwirbelsäule beweglich ist, können Sie alle Armbewegungen richtig ausführen. Verbessern können Sie die Beweglichkeit mithilfe Ihres Stuhls: Hinsetzen, Beine übereinanderschlagen und die Hände im Nacken ineinander verschränken. Die nach außen gerichteten Ellenbogen nach unten und hinten ziehen. Mit der Brustwirbelsäule über die Stuhllehne lehnen und das Brustbein nach vorne oben schieben. Achtung: Nicht zu sehr ins Hohlkreuz gehen, die Lendenwirbelsäule stabil halten. Ist die Lehne zu hoch, können Sie sich nicht darüber strecken. Alle ein bis zwei Stunden für ein oder zwei Minuten wiederholen. 5 In immer mehr Unternehmen in der Region setzt sich die Erkenntnis durch, dass nicht nur Beschäftigte selbst etwas für ihre Gesundheit tun müssen, sondern auch ihre Arbeitgeber. Hauptgrund dafür ist nach Einschätzung vieler Experten der immer bedrohlichere Fachkräftemangel. „Die Unternehmen merken, dass sie etwas tun müssen“, sagt Magdalena Knappik. Sie ist Referentin der Industrie- und Handelskammer Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim und Geschäftsführerin des Gewinet Kompetenzzentrums Gesundheitswirtschaft, das rund 60 Mitglieder aus Bereichen der Gesundheitswirtschaft in der Region Weser-Ems verbindet. Firmen, sagt Knappik, beschäftigten sich vermehrt mit der Frage, wie sie ihre Mitarbeiter lange binden und gleichzeitig lange arbeitsfähig halten könnten. „Betriebliches Gesundheitsmanagement ist bei den Unternehmen in der Region angekommen“, sagt sie. Das beobachtet auch Martin Schulze, fachlicher Leiter des Instituts für angewandte Physiotherapie und Osteopathie (Inapo) in Osnabrück. Nicht nur in Großunternehmen gebe es Ansätze zur betrieblichen Gesundheitsförderung. „Auch kleinere Firmen kommen dahin.“ Eine Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) unter 1500 Unternehmen ergab: Das Bewusstsein für die betriebliche Gesundheitsförderung wächst auf breiter Front. In den vergangenen fünf Jahren hat die Bedeutung des Themas laut der Studie bei zwei Dritteln der Unternehmen zugenommen. 44 Prozent der Betriebe aus der Region Osnabrück, Emsland, Grafschaft Bentheim, die an der Umfrage teilgenommen haben, planen demnach, in den kommenden Jahren ihren Mitarbeitern verstärkt Brustwirbelsäule mobilisieren 9 Angebote zu machen. Damit liegen die Unternehmen der Region deutlich über dem Bundesdurchschnitt (35 Prozent). Ihre Ansätze sind unterschiedlich. Dazu zählen die gesundheitsgerechte Ausstattung des Arbeitsplatzes, Impfungen und Vorsorgeuntersuchungen – oder eben Bewegungsangebote. Das sei eine „erfreuliche Entwicklung“, sagt Schulze. „Aber es ist immer noch Luft nach oben.“ In wessen Unternehmen es noch kein betriebliches Gesundheitsmanagement gibt, der kann ganz leicht selbst etwas für sich tun. Der erste Schritt: Kurze Entspannungspausen in den Arbeitsalltag einbauen. Sich faul auf dem Stuhl zurücklehnen und die Füße auf den Tisch legen . . . Aber das sehen die meisten Chefs nicht gern. Doch es geht auch anders und effektiver. Agnes Pudelko absolviert an der Hochschule Osnabrück ein Physiotherapiestudium und arbeitet als Therapeutin am Inapo. Sie weiß viele einfache Übungen, mit denen Sie beanspruchte Muskeln lockern und dehnen können. Das Beste daran: Sie können die Übungen am Arbeitsplatz machen. Für die meisten benötigen Sie nichts weiter als einen Stuhl. Falls die Kollegen Sie schräg angucken – lassen Sie sie doch einfach mitmachen. Und keine Angst: Sie müssen kein Akrobat sein! Zugegeben, nicht alle Übungen lassen sich zeitlich in den Arbeitsalltag integrieren. Suchen Sie sich die aus, die zu ihren individuellen Problemzonen passt. Frau Ostermann, inwieweit können körperliche Übungen am Arbeitsplatz dabei helfen, Ausgeglichenheit herzustellen? Die Übungen sind bei eher einseitigen Tätigkeiten wie langem Sitzen oder Stehen sehr hilfreich, muskulären Verspannungen und daraus folgenden Schmerzen vorzubeugen. Die körperliche Bewegung dient dem Stressabbau und ist ein erster Schritt zur Ausgewogenheit von Beund Entlastung. Schmerzen Ihre Schultern nach einem langen Arbeitstag? Um diese Körperpartie zu entspannen, setzen Sie sich wie bei Übung 1 hhin, machen Sie ein Doppelkinn und richten den B Blick nach vorne. Jetzt ziehen Sie die Schultern nnach hinten unten, zehnmal zehn Sekunden halten – fertig. So werden die Muskeln gekräftigt, die die Schultern nach hinten ziehen. Außerdem trägt die Übung zur Verbesserung der Schulterblattstellung bei. Entspannen Sie Ihre Schultern so ruhig mehrmals täglich. Eine weitere Übung zur Mobilisierung der Brustwirbelsäule beginnt im sogenannten Kutschersitz. Dazu stellen Sie Ihre Beine leicht auseinander auf den Boden. Die Hände lassen Sie locker neben dem Körper hängen. Jetzt machen Sie zunächst den Rücken rund und lassen den Kopf locker hängen. Dann strecken Sie das Brustbein vor und ziehen die Schulterblätter zurück. Diese Übung können Sie jede Stunde für ein bis zwei Minuten machen. den ganzen Tag vor dem Bildschirm sitzt, hinter der Ladentheke steht oder schwere Lasten tragen muss, der merkt es irgendwann unweigerlich: Die Belastung schadet der Gesundheit – und damit auch der Leistungsfähigkeit. „Die Wirtschaft“-Autorin Nadine Grunewald hat sich von der Physiotherapeutin Agnes Pudelko Übungen zeigen lassen, mit denen Sie sich und Ihre Muskeln während der Arbeit entspannen können. Schultern entspannen Wenn Sie im Büro arbeiten oder viel im Auto unterwegs sind, sollten Sie Ihre Lendenwirbelsäule stabilisieren und die Hüftmuskulatur dehnen. Nehmen Sie dazu eine große Schrittstellung ein, beugen Sie das vordere Knie und ziehen Sie die hintere Ferse an. Dann verlagern Sie das Gewicht nach vorne, bringen die Hüfte nach vorne und spannen den Bauch an, indem Sie sozusagen den Bauchnabel nach innen ziehen. Zwei bis drei Sekunden in der Endstellung verharren, zehnmal pro Seite. Wie meinen Sie das? Unser heutiges Leben mit all seinen Möglichkeiten ist eine Herausforderung. Hinzu kommen Veränderungen in der Arbeitswelt. Waren Arbeitnehmer früher eher körperlichen Beanspruchungen ausgesetzt, sind es heute eher die psychischen. Um körperliche Spannungen und innere Unruhe abzubauen, hilft körperliche Bewegung – durch Übungen oder einen Spaziergang in der Pause. 12 Also lässt sich ein Burn-out durch körperliche Balance verhindern? Hinter „Burn-out“ verbirgt sich ein sehr komplexes Thema. Es geht nicht nur um den Körper, sondern auch um die Seele. Es ist richtig, dass gut dosierter und somit wohltuender Sport die Leistungsfähigkeit des Menschen erhöhen kann. Körperliche Bewegung beeinflusst den Stoffwechsel günstig und senkt den Blutdruck und die Blutfette. Frei werdende Endorphine wirken sich positiv auf unser seelisches Wohlbefinden aus. Um eine emotionale Erschöpfung oder eine Erschöpfungsdepression zu verhindern, braucht es in der Regel mehr als nur körperliche Bewegung. 7 Lendenwirbelsäule & Hüfte Lendenwirbelsäule stabilisieren Auch so können Sie Ihre Lendenwirbelsäule stabilisieren: Setzen Sie sich gerade hin, sodass Kopf, Brustkorb und Becken in einer Linie sind. Nicht zu sehr ins Hohlkreuz gehen oder den unteren Rücken zu rund machen. Bauchmuskeln anspannen, leicht nach vorne beugen und dabei die Arme nach vorne ziehen. Das Kinn ist unten, die Schulterblätter ziehen Sie nach hinten unten. Führen Sie die Bewegung langsam aus. Zehnbis 20-mal wiederholen. 11 Arme, Hände & Finger (1) Nach stundenlanger Arbeit am Computer sind Ihre Unterarme verspannt? Dann dehnen Sie die Beugermuskeln von Hand und Fingern. Drehen Sie den linken Arm so, dass Ellenbeuge und Handinnenfläche zur Decke zeigen. Der Arm ist gestreckt. Mit der rechten Hand drücken Sie die Finger der linken Hand nach unten. Legen Sie die rechte Hand dazu etwa in die Mitte der anderen. Wichtig: Den Arm nicht zu sehr überstrecken. Dann mit der anderen Seite. Alternativ können Sie den Arm im 90-Grad-Winkel neben den Körper halten. 20 Streckbewegungen pro Seite und Tag. Arme, Hände & Finger (2) Um den Strecker der Finger und Hände anzusprechen, drehen Sie den linken Arm so, dass die Handaußenfläche zur Decke zeigt. Ziehen Sie dann die Hand des linken Arms mit der rechten Hand nach unten. Der Arm bleibt dabei gerade. Seite wechseln. Sie sollten immer beide Muskelgruppen, also Strecker und Beuger, ansprechen. 10 8 Lendenwirbelsäule mobilisieren Um die Lendenwirbelsäule zu mobilisieren und deren Beweglichkeit zu fördern, setzen Sie sich hin. Dann kippen Sie Ihr Becken in einer sanften Bewegung nach vorne und hinten. Dabei können Sie die Hände seitlich ans Becken stützen. Führen Sie die Übung stündlich für ein oder zwei Minuten aus. Das geht auch im Stehen. Spätestens wenn Sie merken, dass Sie steif werden und Schmerzen haben, sollten Sie sich an diese Bewegung erinnern. Lendenwirbelsäule entlasten Wollen Sie Ihre Lendenwirbelsäule entlasten und so Schmerzen in diesem Bereich reduzieren? Dazu setzen Sie sich hin – am besten recht weit vorne auf den Stuhl – und stellen die Füße mit etwas Abstand auf den Boden. Legen Sie sich eine Handtuchrolle in die Leiste und beugen Sie sich darüber nach vorne. Machen Sie einen Rundrücken und lassen Sie Kopf und Arme hängen. Entspannen Sie sich und ziehen Sie die Schultern nach unten. Etwa 30 Sekunden halten, zwei bis drei Wiederholungen am Tag. Alternativ können Sie die Handtuchrolle nur auf eine Seite der Leiste legen. Ziehen Sie das Knie auf dieser Seite nach oben und fahren wie beschrieben fort. Fotos Gerd Westdörp/Colourbox.de, Montage: Matthias Michel 13 Gegen Nackenschmerzen Nackenschmerzen können Sie durch die Dehnung der seitlichen Nacken- und Schultermuskulatur den Kampf ansagen. Greifen Sie mit dem linken Arm über den Kopf, legen Sie die flache Hand oberhalb des Ohres darauf und ziehen Sie den Kopf zur linken Schulter. Einen verstärkenden Effekt erzielen Sie, indem Sie gleichzeitig den rechten Arm neben dem Körper ausstrecken und die Finger anziehen. Dann die Seite wechseln. Jeweils zehn bis 20 Sekunden lang halten, zwei- bis dreimal am Tag ausführen. Was empfehlen Sie dann? Mir ist wichtig zu sagen, dass es nicht die Empfehlung und das Rezept gibt. Jeder Mensch ist einzigartig und einmalig. Trotzdem gilt allgemein: Kommen Sie körperlich wie geistig in Bewegung! Viele Menschen wissen, dass körperliche Bewegung neben einer gesunden Ernährung wesentliche Gesundheitsfaktoren sind. Mit geistiger Bewegung meine ich, sich mit sich selbst und dem eigenen Lebensstil geistig auseinanderzusetzen. Das geschieht durch Fragen an die eigene Person: Wie geht es mir? Wie zufrieden bin ich mit mir, meinem Beruf und meiner privaten Situation? Achte ich auf mich? Ist so eine generelle persönliche Standortbestimmung immer notwendig? Ich denke, dass Check-ups der Seele genauso wichtig sind wie regelmäßige körperliche Check-ups und medizinische Vorsorgeuntersuchungen. Über eine ehrliche Betrachtung des Inneren können neben positiven Aspekten die sogenannten Stressoren erkannt werden: Was macht mir Druck? Wann Coach Doris Ostermann. Foto: Jörn Martens und wo erlebe ich mich gestresst und körperlich angespannt? Und wie geht es dann weiter? Ein wichtiger Schritt für die Prävention ist das Wissen um die Faktoren, die mich belasten und mir Druck machen. So kann ich mich vorbereiten – denn die Stressoren tauchen immer wieder auf. Entsprechend des Stressors kann jeder eine Umgangsweise entwickeln, die weniger belastend für ihn ist. Es ist immer möglich, selbst etwas zu verändern. Wenn ich die Dinge nicht verändern kann, kann ich meine persönliche Einstellung korrigieren. Also soll man die geistige Einstellung in eine andere Richtung bewegen. Genau. Ein wichtiger Schritt ist es, die inneren Denkmuster zu überprüfen, denn Stress entsteht im Kopf. Es gibt sogenannte innere Antreiber wie: „Sei perfekt“, „Streng dich an“, „Mach es allen recht“ und „Sei stark“. Sie bestimmen zum Teil wesentlich unser Leben und beeinflussen unser Verhalten. Sie verbrauchen Energie und erzeugen inneren Druck. Wenn die antreibenden Gedanken „Sei perfekt“ in die Richtung „Ich darf Fehler machen“ bewegt werden, ist ein gelassenerer Umgang möglich. Körperliche und geistige Bewegung – wo legen Sie den Schwerpunkt? Auch das ist wieder individuell. Es geht um eine gute Mischung. Nicht jeder kann oder möchte während der Arbeit körperliche Übungen machen. Was für Alternativen gibt es? Entscheidend ist, dass eine Pause gemacht wird. Unsere Leistungsfähigkeit verläuft wellenförmig. Wichtig ist es, am Tag kleine Entspannungspausen einzuplanen. Darunter verstehe ich: Übungen durchzuführen, zehn Minuten die Mittagssonne genießen oder einen lustigen Austausch mit einem Kollegen zu haben. Es geht darum, sich selbst etwas Gutes zu tun und Energie zu tanken. Das Wie ist individuell. Haben Sie eine Anregung, die dabei hilft, sich selbst etwas Gutes zu tun? Seien Sie sich selbst ein guter Freund. Seien Sie gut zu sich selbst, freuen Sie sich über Gelungenes und Schönes. Wenn Ihnen Bewegungsübungen am Arbeitsplatz guttun, führen sie diese durch. Das Wichtigste ist, dass Sie sich für eine Pause in Richtung Wohlgefühl und Entspannung bewegen – geistig wie körperlich. 22 DONNERSTAG, 24. APRIL 2014 GELD & GESCHÄFT Von Melle bis nach Malle Der Software-Hersteller @l-DATA organisiert Abrechnungen für deutsche und spanische Ärzte auf Mallorca VON MARITA KAMMEIER MELLE/CALA RATJADA. Die meis- ten Ärzte wünschen sich mehr Zeit für die Patienten und weniger Aufwand für Verwaltung und Bürokratie. Das erkannte auch Anja Lange-Huber und gründete in Melle das Unternehmen @l-DATA. Die Software, die es vertreibt, nutzen Ärzte, um Abrechnungen, Labordaten oder die Urlaubsplanung leichter abwickeln zu können – von Melle bis Mallorca. Die Praxis soll reibungslos laufen: ohne Probleme mit Computern, Quartalsabrechnungen, dem schnellen Versenden von Labordaten sowie dem gesamten administrativen Prozedere mit sensiblen Patientendaten. Diesen Wunsch teilen die deutschen und spanischen Ärzte auf Mallorca mit ihren Kollegen in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Denn ihre Arbeit mit den Patienten gerät immer mehr in ein Spannungsverhältnis mit der Wirtschaftlichkeit. Ohne die aber lässt sich eine Praxis nicht erfolgreich betreiben. Dr. Carlos de Quero Kops hat seine Praxis im Deutschen Facharztzentrum in Cala Ratjada im Nordosten Mallorcas. Früher musste er die Patienten zur Blutabnahme in die Klinik von Palma de Mallorca schicken. Heute fährt ein Bote von Ort zu Ort und holt die Proben zeitnah in den einzelnen Praxen ab. Mit dem Ferienflieger werden sie noch am selben Tag nach Hannover trans- Wartet aus Melle die Software, die auch Ärzte auf Mallorca verwenden: das @l-DATA-Team (von links) mit Florian Fischer, Achim Lange, Andrea Loske, Chefin Anja Lange-Huber und Birgit Altehoff. portiert und im Bad Salzufler Labor Krone untersucht. Das medizinische Fachpersonal auf Mallorca kann die Laborergebnisse schon am Tag nach der Probeentnahme über eine Datenfernübertragung der Firma Medatixx per Mausklick, Modem und Telefonleitung abfragen und direkt in die Patientenkarteikarte übertragen. Der Vorteil dieser Datenabfrage liegt für Quero Kops darin, dass kein DSL oder sonstige Hochgeschwindigkeitsverbindungen notwendig sind. Denn was in Deutschland längst zum Standard gehört, ist in anderen Ländern nicht ohne Weiteres selbstverständlich. Quero Kops findet: „Die Fernübertragung der Labordaten ist spitze.“ Mit der Medatixx-Software habe er schon in seiner Praxis in Deutschland gearbeitet. „Ich war froh, als ich hörte, dass damit auch deutsche Ärzte in Spanien betreut werden.“ Anja Lange-Huber aus Melle hat den Wunsch der Mediziner nach mehr Entlastung von den alltäglichen Verwaltungs- und Foto: Marita Kammeier Ärztealltag: viel Bürokratie, wenig Zeit für Patienten. EDV-Aufgaben als Marktlücke erkannt. Die gelernte Arzthelferin blickt auf eine 20-jährige Erfahrung mit Praxis-ManagementSystemen zurück und ist seit Jahren Vertriebspartnerin von Medatixx. 2005 gründete sie dann ihr eigenes Unternehmen @l-DATA. Heute organisiert und betreut sie mit einem achtköpfigen IT-Spezialisten- und Schulungsteam 400 Arztpraxen, Kliniken und Notdienstambulanzen. Die Standorte liegen größtenteils in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, aber auch auf Mallorca und im südspanischen Málaga. Dort, in Spanien, arbeitet der Promi-Arzt Dr. Petr Spurek nur wenige Kilometer entfernt in Marbella ebenfalls mit Software von@l-Data. Der Experte für Orthopädie und orthopädische Chirurgie, Sportmedizin, Fuß- und Sprunggelenkschirurgie reist in der ganzen Welt umher, um besonders komplizierte Operationen durchzuführen. Auch im milden mallorquinischen Klima bleiben die Urlauber und Ruheständler nicht immer von Krankheiten und Unfällen verschont. Etliche Ärzte aus Deutschland haben bereits auf diese Situation reagiert und ihre Praxis daher auf die Insel verlegt. Dort behandeln sie die Patienten sowohl nach den in Deutschland geltenden Richtlinien als auch nach den spanischen Vorgaben. Im Fokus stehen dabei die Versorgung von Unfall-Patienten sowie zahlreiche Präventions- und Wellness-Angebote. Die deutschen Ärzte auf Mal- lorca sind offenbar eine lohnende Klientel die Meller Unternehmerin, die auch schon mal schnell in den Flieger steigt, um auf der Mittelmeerinsel persönlich Fragen zu klären. Lange-Huber betreut, schult und begleitet die medizinischen Fachkräfte im Alltag, dabei hilft ihr ihre langjährige berufliche Erfahrung in der Branche. Von der Beschaffung der Computer, dem Aufbau und der Wartung auf der Insel über die Programmierung individueller Softwarelösungen bis zur Installation von Software in der Arztpraxis kümmert sich das Meller Unternehmen um IT-Prozesse der Mediziner von Malle. Dazu kommen Datensicherungskonzepte, Netzwerk- und Archivlösungen. Das von der Firma für die Arztpraxen entwickelte System „doc-Time“ etwa dient der Zeiterfassung und managt die Arbeits- und Urlaubszeitverwaltung für Vollzeit-, Teilzeitkräfte und Auszubildende. Zusätzlich bietet Unternehmerin Lange-Huber Ideen zum Wartezimmer-Marketing mit Präsentationen, Filmen sowie Spracherkennungssysteme für die Mediziner an. Aber auch die Angestellten bei @l-DATA haben etwas von der Standortwahl ihrer Kunden auf der klimatisch milden Mittelmeerinsel: Damit das Team aus Melle nicht nur über Fernwartung mit den mallorquinischen Fachkräften in Verbindung steht, organisierte die Chefin einen Betriebsausflug kurzerhand auf die Insel. Veränderte Regeln für Reisekosten bergen Risiken Neues Recht für Abrechnungen – Fallstricke inklusive VON STEFAN BUCHHOLZ OSNABRÜCK. Das seit Jahresan- fang geltende neue Reisekostenrecht soll für mehr Einheitlichkeit sorgen. Gleichwohl kann es zur Stolperfalle für Unternehmen werden, wenn sie beim wichtigsten Punkt der Neuregelung nicht aufpassen. Ein Grund für die Reform waren die häufig unterschiedlichen Interpretationen, mit denen Verwaltung und Rechtsprechung das bisherige Reisekostenrecht anwendeten. Darauf habe die damals noch schwarzgrüne Bundesregierung im Februar letzten Jahres mit dem „Gesetz zur Änderung und Vereinfachung der Unternehmensbesteuerung und des steuerlichen Reisekostenrechts“ reagiert, erläutert Christoph Averdiek-Bolwin. Weitere Motive seien Bürokratieabbau sowie vereinfachte steuerliche Regelungen gewesen, sagt der Wirtschaftsprüfer, Steuerund Unternehmensberater, der für die Osnabrücker Kanzlei Klein, Mönstermann und Partner (KMP) arbeitet. Im Zentrum der Reisekostenreform steht der Begriff der „ersten Tätigkeitsstätte“. Er löst den bisherigen Terminus der „regelmäßigen Arbeitsstätte“ ab. Arbeitgeber haben ab jetzt für jeden Mitarbeiter eine erste Tätigkeitsstätte zu definieren. Sie muss eine ortsfeste, betriebliche Einrichtung des Arbeitge- bers sein. Dazu kann ebenso die Tochter- oder Muttergesellschaft des Unternehmens zählen. Selbst die betriebliche Einrichtung eines Kunden oder Entleihers des Arbeitgebers darf zur ersten Tätigkeitsstätte werden. Nicht ortsfest sind das Home Office eines Arbeitnehmers sowie Lastwagen, Flugzeuge und Schiffe plus die Arbeitsstätte etwa von Vertriebsmitarbeitern und mobilen Pflegekräften. Zeitlich festgeschrieben wird die erste Tätigkeitsstätte etwa unbefristet, für ein Dienstverhältnis oder für 48 Monate. Die wichtigste Frage lautet: Wo arbeiten Sie am häufigsten? Ein Beispiel: Ein in Osnabrück lebender Angestellter arbeitet jeweils von Montag bis Mittwoch am Firmensitz in Münster. Donnerstag und Freitag hat er im Zweigwerk in Osnabrück zu tun. Der Arbeitgeber kann als erste Tätigkeitsstätte entweder Münster oder Osnabrück zuweisen. Wird der Angestellte laut Arbeitsvertrag dem Firmensitz in Münster zugeordnet, ist die Fahrt zur Arbeit in Osnabrück eine Dienstreise. Arbeitet der Angestellte in Münster, entfällt die Verpflegungspauschale. Bis auf die Fahrten mit dem Fahrrad und die Aufnahme von Mitfahrern gilt weiterhin für die einfache Fahrt zum ersten Arbeitsort die Entfernungspauschale von 30 Cent pro Kilometer. Die Wahl der ersten Tätigkeitsstätte erfordert genaue betriebsinterne und zu fixierende Überlegungen, sagt Steuerfachmann AverdiekBolwin. „Für Unternehmen geht es hier um viel Geld. Wenn die Zuordnungen nicht gut überlegt getroffen werden, drohen hohe Steuernachforderungen oder überhöhte Reisekostenabrechnungen der Mitarbeiter.“ Ist der Arbeitnehmer länger an einem anderen Ort tätig, der nicht als seine erste Tätigkeitsstätte festgelegt ist, sollte dies schriftlich als vorübergehende Regelung festgehalten werden. Fehlt diese Dokumentation, nimmt das Finanzamt automatisch den Arbeitsort, an dem der Mitarbeiter die meiste Zeit verbracht hat. Hin und her: Berufstätige reisen für ihre Arbeit oft. Wie die Reisekosten abzurechnen sind, hat die Regierung neu festgelegt. Festgehalten hat der Gesetzgeber am Begriff „berufliche Auswärtstätigkeit“, schildert Michael Braksiek. Sie umfasse sämtliche dienstliche Aufgaben außerhalb der Wohnung und der ersten Tätigkeitsstätte, sagt der Fachanwalt für Arbeitsrecht von der Osnabrücker Kanzlei Brinkschröder-Braksiek-Rochel. Auch Arbeitnehmer, die bei ihrer individuellen beruflichen Tätigkeit typischerweise nur an „ständig wechselnden Einsatzstellen“ oder auf einem Fahrzeug eingesetzt werden, fallen unter die reisekostenrechtlich relevante Auswärtstätigkeit, sagt Braksiek. Das trifft etwa auf den Facharbeiter eines Elektroinstallateurbetriebes zu, der ausschließlich auf auswärtigen Baustellen arbeitet, zu denen er täglich von zu Hause mit seinem Auto fährt. „Die Einsätze begründen die berufliche Auswärtstätigkeit, da der Arbeitnehmer inso- weit nicht an einer ersten Tätigkeitsstätte tätig ist“, interpretiert Braksiek. Sämtliche Fahrten im Beispiel fielen unter die Reisekostenvorschriften. Für die Gesamtstrecke dürfte der Kilometersatz von 30 Cent dem Werbungskostenabzug beim Arbeitnehmer oder steuerfreien Ersatz durch den Arbeitgeber zugrunde gelegt werden. Bei Arbeitsaufenthalten im Ausland von bis zu 48 Monaten sind Hotel- und Mietkosten seit 2014 unbeschränkt als Werbungskosten absetzbar. Dauert die Arbeit anderswo länger als vier Jahre, können diese Kosten als doppelte Haushaltsführung berücksichtigt werden. Allerdings gilt dabei jetzt nur noch eine Höchstgrenze von bis zu 1000 Euro pro Monat. Fazit: Da der Arbeitgeber aufgrund seines sogenannten Direktionsrechtes die „erste Tätigkeitsstätte“ bestimmen kann, ist erfreuli- Foto: Imago cherweise die in der Vergangenheit wenig praxisorientierte Abgrenzung nach dem Schwerpunkt der beruflichen Beschäftigung nicht mehr zu beachten, bilanziert Arbeitsrechtexperte Braksiek die Reisekostenreform. Unterm Strich sind die Neuregelungen im Reisekostenrecht positiv für Unternehmer und Arbeitnehmer, meint Christoph Averdiek-Bolwin von KMP. „Insgesamt bleibt aber eine durchgreifende Vereinfachung der betrieblichen Reisekostenabrechnung für die Praxis offen.“ Unternehmer sollten auf mitarbeitende Ehegatten und Familienangehörige achten. „Bei angestellten Verwandten und Gesellschafter-Geschäftsführern einer GmbH schaut das Finanzamt besonders streng darauf, dass die Zuordnung der ersten Tätigkeitsstätte nicht missbräuchlich ist“, rät Averdiek-Bolwin. 23 DONNERSTAG, 24. APRIL 2014 GELD & GESCHÄFT Einbecker beendet die Durststrecke Dem traditionsreichen Brauhaus geht es wieder besser, doch Aktionäre haben bisher wenig davon VON STEFAN WOLFF EINBECK. Es dürfte auf dieser Welt nur wenige Aktiengesellschaften geben, deren Wurzeln bis ins 14. Jahrhundert zurückreichen. Die Einbecker Brauhaus AG gehört dazu. In wenigen Tagen ist es wieder so weit. Im Münchner Hofbräuhaus findet der traditionelle Maibockanstich statt. Wie immer wird dabei nicht nur das im Frühjahr sehr beliebte Starkbier ausgeschenkt. Die anwesende Politikprominenz bekommt von „Derbleckern“ auch kräftig eingeschenkt. Die satirischen Reden kennen nur wenige Tabus. Bockbier gehört zu Bayern wie Weißwurst und Lederhosen. Doch seinen Ursprung hat das Starkbier weit nördlich des Weißwurst-Äquators. Auch stammt der Name nicht vom Ziegenbock, wie zahlreiche Abbildungen auf den Etiketten suggerieren. Das Bier stammt aus dem niedersächsischen Einbeck: Im Jahr 1612 warb das Hofbräuhaus einen Einbecker Braumeister ab, um das „Ainpöckische Bier“ zu brauen. Durch Verballhornung des Namens von „Einpöckisch“ über „Oanpock“ entstand die Bezeichnung „Bockbier“. Bockbier in mehreren Varianten von dunkel bis hell befindet sich immer noch im Sortiment der Ein- becker Brauhaus AG. Doch die Auswahl hat sich deutlich ausgeweitet. Das vergangene Geschäftsjahr verlief für das Unternehmen erfolgreich. Einbecker verkaufte zwar mit 6557 Hektolitern ein Prozent weniger Bier als im Vorjahr, doch steigerte den Gewinn. Das Betriebsergebnis nach Biersteuer wuchs um 13 Prozent auf 1,2 Millionen Euro. Der Jahresüberschuss 2013 stieg mit 208 000 auf mehr als das Doppelte des Vorjahreswerts. Damit scheint das Brauhaus die Trendwende geschafft zu haben. In den Geschäftsjahren 2009, 2010 und 2011 wies die Bilanz einen Fehlbetrag aus. Die Branche hat es generell schwer. Der Bierkonsum geht zurück. Trank jeder Deutsche Anfang der 1990er noch etwa 140 Liter Bier pro Jahr, waren es im vergangenen Jahr noch 107 Liter. Die Folge ist ein heftiger Preiskampf der Brauereien untereinander, während die Kosten für die Rohstoffe kontinuierlich steigen. Am 28. April 1378 lieferte eine Einbecker Brauerei zwei Tonnen Bier nach Celle. Diese älteste noch erhaltene Rechnung wies die damalige Hansestadt als Handelszentrum für Bier aus. Es gab mehr als 700 Brauherren in der Stadt, die vor allem für den eigenen Bedarf produzierten. Im Jahr 1794 entstand die „Städtische Brauerei“. Die Einzelbraurechte der Hausbrauereien wurden zu diesem Zweck zusammengelegt, das war der Grundstein für die Einbecker Brauhaus AG. 57 Jahre später wurde das Bier erstmals in Flaschen abgefüllt. Der schrumpfende Biermarkt in Deutschland wird von großen Konzernen dominiert. Es gibt zwar insgesamt 1300 Brauereien, die vor allem in lokalen Nischen produzieren, doch das große Geschäft machen die großen Unternehmen. So befindet sich unter dem Dach des Familienunternehmens Oetker die Radeberger Gruppe, die unter anderem die Marken Jever, Binding und Schöfferhofer vertreibt. Unter dem Dach der niederländischen AB-Inbev produzieren unter anderem Becks, Hasseröder und Diebels. Zu den Marken der Bitburger Holding zählen Köstritzer, König Pilsner und Licher. Mit einer Marktkapitalisierung von etwa 23 Millionen Euro gehört die Einbecker Brauhaus AG damit eher zu den mittelgroßen Bierkonzernen. Das Unternehmen fusionierte 1969 mit der Berliner Schultheiss Brauerei AG und drei Jahre später mit der Dortmunder Union zur Brau und Brunnen AG. Im September 1997 erwarb eine private Investorengruppe das Einbecker Unternehmen. Zu diesem gehören heute die Göttinger Brauhaus AG, die BrauManufaktur Härke, die erst im vergangen Jahrhundertealte Biertradition: Ausschank der Einbecker Brauhaus AG. Jahr gekauft wurde, und die Kasseler Martini Brauerei. Außerdem wird die Marke Nörten-Hardenberger bei Martini abgefüllt – ein Bier, das im Billigsegment rasant ge- Cewe bereitet nicht nur Urlaubern Freude Kursverlauf LPKF Laser & Electronics AG Angaben in Euro bundesweit flächendeckend tätig - regional für Sie da! Ihre Ansprechpartner im Standort Osnabrück tecis gehört zu den größten ungebundenen Finanzdienstleistern Deutschlands. Seit mehr als 25 Jahren haben wir unser Know-how in den folgenden Bereichen stetig ausgebaut: OLDENBURG/GARBSEN. Nicht nur den Bestellern von Fotobüchern, auch seinen Anteilseignern hat der Oldenburger Fotodienstleister Cewe zuletzt Freude bereitet. Enttäuschend verlief die Entwicklung hingegen beim Lasertechnologie-Spezialisten LPKF aus Garbsen bei Hannover. Aber es gibt dort Hoffnung auf Besserung. Nachdem Cewe seinen Umsatz und Gewinn im vergangenen Jahr weiter steigern konnte, hat die Norddeutsche Landesbank (Nord/LB) das Kursziel für den Foto- und Print-Dienstleister von 60 auf 69 Euro angehoben und die Einstufung auf „Kaufen“ belassen. Der Kursanstieg der Aktie habe sein Bewertungsniveau noch nicht ausgeschöpft, schrieb Analystin Julia Siekmann in einer Studie Anfang April. Die Produktpalette im Fotofinishing verspreche weiteres Wachstum. Außerdem seien langfristig weitere Zukäufe nicht ausgeschlossen. Das Ergebnis nach Steuern hatte bei Cewe im vergangenen Jahr 21,6 Millionen Euro betragen nach 18,8 Millionen Euro im Vorjahr. Der Umsatz war von 507,2 auf 528,6 Millionen Euro gewachsen. Die wichtigsten Geschäftsfelder sind Digitalfotos und Fotobücher, von denen im vergangenen Jahr 5,8 Millionen Stück verkauft wurden. Die junge Sparte Online-Druck legte um knapp 40 Prozent auf 60 Millionen Euro Umsatz zu. Das Unternehmen beschäftigt rund 3200 Mitarbeiter. Die positive Entwicklung wichtiger Kennzahlen bei den Oldenburgern dürfte maßgeblich dazu beigetragen haben, dass der Kurs der Cewe-Aktie im Zeitraum 15. Januar bis 15. April um gut 26 Prozent auf knapp 57 Euro anstieg 19,5 18,5 17,5 Betriebliche Altersvorsorge 16,5 Unternehmensabsicherung 15,5 Keyman Policen Produkte für Beschäftigte im öffentlichen Dienst 14,5 Januar Februar März Kursverlauf Cewe Stiftung & Co. KGAA April Angaben in Euro Jan Nicolas Bison [email protected] Alexander Warner 57,5 [email protected] 55,0 Erich-Maria-Remarque-Ring 22 49074 Osnabrück Telefon 05 41 / 76 02 98 90 www.tecis.de 52,5 50,0 45,0 42,5 40,0 Januar wachsen ist, was zwar zu höheren Umsätzen, aber zu geringeren Margen führt. Generell aber verweigert sich das Unternehmen einem ruinösen tecis Finanzdienstleistungen AG Fotodienstleister Favorit bei Anlegern – Laserspezialist LPKF floppt VON NORBERT MEYER Foto: dpa Preiskampf. „Wir setzen vielmehr auf unsere hohe regionale Präsenz, auf unsere starken und unverwechselbaren Marken sowie auf entsprechende Kundenbindung“, heißt es im Geschäftsbericht für das Jahr 2012. Die regionale Verbundenheit zeigt sich auch in den Investitionen. Bis 2015 will die Einbecker Brauhaus AG alle Abfüll- und Logistikaktivitäten am Standort Einbeck konzentriert haben. Und stockt dazu auf: Eine zweite Abfüllanlage und eine neue Fassabfüllanlage wurden im vergangenen Jahr in Auftrag gegeben. Aktionäre hatten derweil wenig Spaß an der Einbecker Brauhaus AG. Binnen fünf Jahren haben die Papiere knapp 32 Prozent an Wert verloren. Die Aktie wird im Segment „Mittelstandsbörse“ an der Börse Hannover sowie im Freiverkehr in Berlin und Frankfurt gehandelt. Dieses in Frankfurt als „Open Market“ bezeichnete Börsensegment ist schwach reguliert. Unternehmen, die ihre Aktien dort handeln lassen, sind beispielsweise von der Pflicht befreit, Ad-hoc-Meldungen zu veröffentlichen. Viele kleinere Unternehmen wählen diesen Handelsplatz aber nicht wegen der nicht so stark ausgeprägten Transparenz, sondern weil eine Börsennotierung am amtlichen Markt sehr hohe Kosten verursacht. Februar – und das, obwohl das Unternehmen zur Erhöhung des Streubesitzes am 9. April 500 000 eigene Aktien (6,76 Prozent des Grundkapitals) zum Stückpreis von 54 Euro am Markt platziert hat. Der Zufluss von 27 Millionen Euro sei auch zur Verringerung der Verschuldung verwendet worden, erklärte Cewe. Der Streubesitz liege nun bei 69,2 Prozent. Aus Sicht der Nord/LB hat LPKF trotz guter Wachstumsaussichten mit einem durchwachsenen Jahresstart und stagnierender Dividende die Erwartungen enttäuscht. Analysten der Bank stuf- März April ten daher die Aktien von LPKF von „Kaufen“ auf „Halten“ ab. Das Unternehmen hatte 2013 den Umsatz um 13 Prozent auf 129,7 Millionen und das operative Ergebnis (Ebit) auf 23,3 (20,4) Millionen Euro gesteigert. Die Dividende blieb bei 25 Cent je Aktie. 2014 will der Konzern seinen Umsatz auf 132 bis 140 Millionen Euro steigern, danach sollen die Erlöse pro Jahr um zehn Prozent zulegen. Alles Zukunftsmusik, entschieden die Anleger: Zwischen Mitte Januar und Mitte April verloren LPKF-Titel 27 Prozent ihres Wertes. Investmentbasierte Vorsorgeprodukte Berufsunfähigkeitsabsicherung Private Altersvorsorge Private Krankenversicherung Immobilienfinanzierung Unsere Stärken, Ihre Vorteile: Ganzheitliche Beratung, Individualität in der Produktauswahl und Rundumservice für Ihr Unternehmen. Sprechen Sie uns an, wir freuen uns über Ihr Interesse! Frank Sellere Verantwortlich für die Standorte der Region [email protected] intelligente individuelle investments Aurich Jemgum Leer Papenburg Wietmarschen Cloppenburg Osnabrück Ibbenbüren Rechtsanwälte Ihre Partner in der Region § & Steuerberater § Arbeitsrecht Anzeigensonderveröffentlichung Die monatliche Branchenseite Landwirtschaftsrecht Kanzlei Ansprechpartner Adresse/Homepage Telefon/Fax/Email Kanzlei Ansprechpartner Adresse/Homepage Telefon/Fax/Email Rechtsanwälte Kirschner und Kleine Rechtsanwalt Friedrich Kirschner FA für Arbeitsrecht Herzog-Arenberg-Str. 58 49716 Meppen www.ra-kirschner.de Tel. 05931-86068 [email protected] Dr. Stindt, Dr. Bowe und Kollegen RA Dr. Bowe Hauptstraße 33 49757 Werlte Tel. 05951/2855 [email protected] Hasemauer 17 49074 Osnabrück www.noesekabel-kollegen.de Tel. 0541/22 800 Fax 0541/27 426 [email protected] § Roggenkamp-Nösekabel, RAin Martina Schwarz, Nahm und Schwarz, Notar, Fachanwältin für ArbeitsFachanwälte, Rechtsanwälte recht und Sozialrecht Anwaltskanzlei Andreas Grünebaum Frau Neumann Frau Hilmes Rechtsanwälte Mohr & Kollegen RA Heike-Christina Mohr Nikolaistraße 1 Fachanwältin für 49152 Bad Essen Arbeitsrecht www.rechtsanwaeltin-mohr.de 05472/9799886 [email protected] Dr. Stindt, Dr. Bowe und Kollegen RA Dr. Stindt Tel. 05951/2855 [email protected] § Osnabrücker Str. 3 49143 Bissendorf www.ra-gruenebaum.de Hauptstraße 33 49757 Werlte Tel. 05402/4355 Fax 05402/4322 [email protected] Mietrecht / Wohnungseigentumsrecht Kanzlei Ansprechpartner Adresse/Homepage Telefon/Fax/Email Rechtsanwälte Kirschner und Kleine RA Birgit Kleine FA für Miet- und Wohnungseigentumsrecht Herzog-Arenberg-Str. 58 49716 Meppen www.ra-kirschner.de Tel. 05931-86068 [email protected] Rechtsanwaltskanzlei Claus Bartlitz FA für Mietrecht und Wohnungseigentumsrecht Claus Bartlitz Hakenstr. 20 49074 Osnabrück 0541/2052480 www.anwalt.de/bartlitz Ansprechpartner Adresse/Homepage Telefon/Fax/Email § Notar Kanzlei Bank- und Kapitalanlagerecht Roggenkamp-Nösekabel, Ingo Roggenkamp-Nösekabel Hasemauer 17 49074 Osnabrück Nahm und Schwarz, Notar, Rechtsanwalt und Notar www.noesekabel-kollegen.de Fachanwälte, Rechtsanwälte Tel. 0541/22 800 Fax 0541/27 426 [email protected] Kanzlei Ansprechpartner Adresse/Homepage Telefon/Fax/Email Anwaltskanzlei Andreas Grünebaum Frau Neumann Frau Hilmes Osnabrücker Str. 3 49143 Bissendorf www.ra-gruenebaum.de Tel. 05402/4355 Fax 05402/4322 [email protected] Kanzlei Ansprechpartner Adresse/Homepage Telefon/Fax/Email HEYERS Rechtsanwälte Rechtsanwalt Werner Dillerup Arndtstraße 19 49080 Osnabrück www.Bankrecht-Osnabrück.de Tel. 0541 / 20239382 Fax 0541 / 20239383 [email protected] Rechtsanwälte Kirschner und Kleine Rechtsanwalt Friedrich Kirschner FA für Sozialrecht Herzog-Arenberg-Str. 58 49716 Meppen www.ra-kirschner.de Tel. 05931-86068 [email protected] Telefon/Fax/Email § § Bau- und Architektenrecht Kanzlei Ansprechpartner Adresse/Homepage Roggenkamp-Nösekabel, Ingo Roggenkamp-Nösekabel Hasemauer 17 49074 Osnabrück Nahm und Schwarz, Notar, Rechtsanwalt und Notar www.noesekabel-kollegen.de Fachanwälte, Rechtsanwälte Tel. 0541/22 800 Fax 0541/27 426 [email protected] Dr. Stindt, Dr. Bowe und Kollegen Tel. 05951/2855 [email protected] § RA Dr. Stindt Hauptstraße 33 49757 Werlte Familien- und Erbrecht Kanzlei Ansprechpartner Adresse/Homepage Telefon/Fax/Email Rechtsanwältin Kerstin Suschowk Rechtsanwältin Kerstin Suschowk Schullendamm 4 49716 Meppen Tel. 05931/ 1025 [email protected] § Sozialrecht / Sozialversicherungsrecht Strafrecht / Ordnungswidrigkeiten Kanzlei Ansprechpartner Adresse/Homepage Telefon/Fax/Email Rechtsanwältin Kerstin Suschowk Rechtsanwältin Kerstin Suschowk Schullendamm 4 49716 Meppen Tel. 05931/ 1025 [email protected] Rechtsanwalt Peter Ahrens Rechtsanwalt Peter Ahrens Bahnhofstr. 13 49716 Meppen Tel. 05931/29690 [email protected] § Transport- und Speditionsrecht Kanzlei Dr. Stindt, Dr. Bowe und Kollegen § RA Dr. Bowe RA Dr. Stindt Hauptstraße 33 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Buchen Sie jetzt Ihren Eintrag auf unserer Sonderseite Ansprechpartner Dr. Rudel, Schäfer & Partner Dr. Johannes Dälken Rechtsanwälte, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater § Adresse/Homepage Telefon/Fax/Email Erzlager 4 49124 Georgsmarienhütte www.rudel-schaefer-partner.de Tel. 05401/896300 [email protected] Unfall- und Verkehrsrecht Kanzlei Ansprechpartner Adresse/Homepage Telefon/Fax/Email Rechtsanwalt Peter Ahrens Rechtsanwalt Peter Ahrens Bahnhofstr. 13 49716 Meppen Tel. 05931/29690 [email protected] Anwaltskanzlei Andreas Grünebaum Frau Neumann Frau Hilmes Osnabrücker Str. 3 49143 Bissendorf www.ra-gruenebaum.de Tel. 05402/4355 Fax 05402/4322 [email protected] Dr. Stindt, Dr. Bowe und Kollegen RA Dr. Bowe Hauptstraße 33 49757 Werlte Tel. 05951/2855 [email protected] € Steuerberatung Kanzlei Ansprechpartner Adresse/Homepage Telefon/Fax/Email BBS Steuerberatungsgesellschaft von Bar und Schriever Herr von Bar Mühlenort 1 49565 Bramsche Tel. 05461 / 9372-0 Fax 05461 / 9372-19 bbs-steuerberatungsgesellschaft.de [email protected] BBS Steuerberatungsgesellschaft von Bar und Schriever Herr Schriever Dieckmannstraße 31 49201 Dissen bbs-steuerberatungsgesellschaft.de Tel. 05421 / 613 Fax 05421 / 2575 [email protected] Müller & Kollegen GmbH & Co. KG H.-J. Müller, J. Pieper, H. Klasen, M. Kleine-Steinkamp Moorstraße 1 26871 Papenburg www.mueller-kollegen.com Tel. 04691/94900 Fax 04961/949029 [email protected] Steuerberatungsgesellschaft Rechtsanwälte & Steuerberater Alle Informationen zu finden unter mso-medien.de/zeitung/sonderseiten – die monatliche Branchenseite! Tel. 05 41/310-7 71 Ein Unternehmen der DONNERSTAG, 24. APRIL 2014 LEBEN & LEIDENSCHAFT 25 Kurztrip zum Wohlfühl-Planeten Wer sich mit Leib und Seele darauf einlässt, erlebt in den Wellness-Bädern der Region Urlaub nach Feierabend Dampf und Düfte, draußen wie drinnen: Das Bad Rothenfelder Carpesol, ein Römisch-Irisches Spa nach dem Vorbild des Friedrichsbades in Baden Baden, wartet mit zehn Stationen auf. Im Carpesol erreicht jeder den Schwebezustand. Honolulu liegt direkt im Osnabrücker Nettetal. Stress ausschwitzen in den Linus Wasserwelten. VON CHRISTOPH ASSIES, WILFRIED ROGGENDORF UND HENDRIK STEINKUHL OSNABRÜCK/LINGEN/BAD NIEUWESCHANS. Dass Gesundes nicht mit Anstrengung oder Verzicht verbunden sein muss, erfährt, wer sich die Zeit für einen Wellness-Aufenthalt in einem Spa gönnt. Drei „Die Wirtschaft“Autoren haben Wellness-Angebote in der Region ausprobiert. Gibt es etwas Schöneres, als auf dem Rücken in warmem Wasser zu liegen und sich einfach treiben zu lassen? Dank zwölfprozentiger Bad Rothenfelder Sole kann der Besucher des Römisch-Irischen Spa im Carpesol einen echten Schwebezustand erleben. „Bei unseren Gästen ist das Starksolebad enorm beliebt“, sagt Carpesol-Betreiber Helmut De Witt. Erst seit wenigen Monaten gibt es die Therme in Bad Rothenfelde, noch lässt der große Besucher-Ansturm auf sich warten. Und als wir an einem Dienstagabend das Römisch-Irische Spa testen, sind wir dort sogar alleine. Die Entspannung wird dadurch aber nur verstärkt: Ob im Warmluftbad „Daglind“ mit Infrarot-Wärmestrahlung oder im Dampfbad „Freya“ – ganz ohne andere Gäste lässt es sich natürlich hervorragend relaxen. Doch warum eigentlich haben sich die Carpesol-Betreiber dafür entschieden, ein Römisch-Irisches Spa zu bauen? „Wir wollen unseren Gästen neben der klassischen Sauna noch ein qualitativ höheres Angebot machen“, sagt Helmut De Witt. Entspannung deluxe also, Vorbild ist das Friedrichsbad in Baden-Baden. Die Bad Rothenfelder Variante kann mit zehn Stationen aufwarten. Die Kombination aus römischer Badekultur und irischen Heißluftbädern richtet sich laut Helmut De Witt vor allem an eine Zielgruppe: Damen. Während Männer sich oft damit rühmen, wie lange sie es auf der obersten Stufe in der 120-Grad-Sauna aushalten, schätzten Frauen vor allem die langsame Erwärmung. Zum besonderen Wellness-Angebot des Carpesol gehören zahlreiche Massagen. Wir testen das sogenannte Stempelmassage-Ritual, bei dem der Körper mit Massagesäckchen bearbeitet wird, die erhitzt und mit Mineralschlamm gefüllt sind. Das Ganze ist tatsächlich enorm entspannend – und als Clou darf man das Massagesäckchen mitnehmen und sich damit zu Hause weitermassieren. Wer danach noch Lust hat zu schwimmen, kann das im Aktivbad der Therme tun. Besonders reizvoll: ein 20 Meter langes SoleAußenbecken mit einer Temperatur von 33 Grad. Die mäßige Temperierung erfüllt ihren Zweck: „Für das sportliche Schwimmen ist das natürlich schon zu warm – für das mobilisierende Schwimmen aber genau richtig“, sagt Helmut De Witt. Es gehe eben nicht darum, die Gäste im Außenbecken nur planschen zu lassen. Das kann man in einem der deutlich wärmeren Pools im Aktivbad machen. Das Sole-Außenbecken soll vielmehr Menschen dabei unterstützen, sich etwa nach einer Operation besser zu regenerieren oder Rückenschmerzen zu überwinden. Das Osnabrücker Nettebad, ein Schwimm- und Erlebnisbad, liegt mit seinen Besucherzahlen laut Wolfgang Hermle deutschlandweit auf Platz 6. „Unser Einzugsgebiet reicht im Norden bis Wilhelmshaven, im Süden bis Dortmund und im Westen bis in die Niederlande“, sagt der Bäderchef der Osnabrücker Stadtwerke. Obwohl das Nettebad, vor allem mit seinen Erlebnisrutschen, als Familienbad auftritt, lockt die große Loma-Sauna viele Gäste. Von 2010 bis 2012 hat die Saunalandschaft einen Zuwachs von über 15 000 Besuchern verzeichnet. Der Grund? Die neu errichtete TurboRutsche mit dem Namen „Sloop“. „Viele Eltern bringen ihre Kinder ins Bad und gehen dann selbst in die Sauna“, sagt Bäderchef Hermle. „Wir nennen das das ,Elterntaxi‘ .“ Im vergangenen Jahr hat aber auch die Saunalandschaft deutlich aufgerüstet. In der riesigen Stelzensauna „Meri“ kann der Gast auf Tribünenrängen Platz nehmen und schaut durch eine PanoramaGlasfront ins Nettetal. Als wir die Sauna ausprobieren, treiben sich am See mehrere Fischreiher herum, außerdem grünt es bereits überall. Der Ausblick ist wahrhaft großartig. Im Anschluss an den Saunagang machen wir dann eine sehr exotische Erfahrung: Wir probieren eine hawaiianische Tempelmassage, auch bekannt unter dem Namen „Lomi Lomi Nui“. Die Masseurin streicht vor allem mit ihren Unterarmen über den Körper, dabei gleitet sie durch warmes Kokosöl. Im Hintergrund läuft dabei typisch hawaiianische Musik, man fühlt sich tatsächlich schon ein wenig wie in Honolulu. Deutlich bodenständiger und weniger an Wellness orientiert geht es dagegen im ebenfalls von den Osnabrücker Stadtwerken betriebenen Schinkelbad zu. Das Schwimmbad mit seinem großen Solebecken und dem Cabrio-Dach wird seinem selbst verordneten Image als Gesundheitsbad vor allem durch die „Salounge“ gerecht. Der Salzinhalationsraum bietet neben Entspannung auch Linderung bei Problemen mit den Atemwegen und der Haut. In den Linus Wasserwelten in Lingen haben die Gäste die Qual der Wahl: In sieben verschiedenen Saunen, drei davon im Außenbereich, können sie den Alltagsstress ausschwitzen. Dazu kommt das Angebot, sich massieren oder – egal ob Frau Foto: Gert Westdörp oder Mann – kosmetisch behandeln zu lassen. Pediküre, Maniküre, Gesichts- oder nur Augenbehandlung, Rücken-, Nacken-, Fußreflexzonen- oder Ganzkörpermassage – jeder wird im Linus individuell verwöhnt. Der Eintritt wird über ein bargeldloses Chipsystem abgebucht. „Unsere Gäste können bei freien Kapazitäten jederzeit die Massageund Kosmetikangebote spontan nutzen und auf ihren Chip aufbuchen“, sagt Betriebsleiter Heinz Gossling. Ob der Gast der „Linus Wasserwelten“ dabei die Übersicht behält? Wohlfühlen und entspannen hat seinen Preis. Der Saunaund Wellnessbereich ist wegen seiner Eintrittspreise nicht unumstritten. Wer sich mit einem einmaligen dreistündigen Saunavergnügen für mindestens 15 Euro pro Erwachsenen wohlfühlt, dem bieten die Linus Wasserwelten alles, was das Herz begehrt. Unweit der deutsch-niederländischen Grenze liegt das Thermalbad Fontana Resort Bad Nieuweschans. Hier erholen sich re- gelmäßig auch viele deutsche Gäste. Schnell erreichbar an der niederländischen Autobahn 7, bietet sich die Wellnessanlage zum Ausspannen nach Feierabend an. Herzstück sind mineralreiche Thermalbäder und eine große Saunalandschaft. Darüber hinaus werden Kurbehandlungen im Massage-, Thalasso- und Hautpflegestudio angeboten. Das Thermalwasser kommt aus 630 Meter Tiefe und enthält so viel Salz, dass man wie im Toten Meer auf der Wasseroberfläche treibt. Neben Salz enthält es Jod, Magnesium und Bromid, die allesamt heilsame Wirkung haben. In der angeschlossenen Saunalandschaft stehen neben der traditionellen finnischen Sauna eine Infrarot-Sauna, eine Kelo-Sauna im Saunagarten und ein Dampfbad zur Verfügung. Nach dem Bad im mineralhaltigen Wasser oder den Saunagängen bieten Ruheräume wie das Lavendelzimmer mit heißen Lavasteinen in Lavendelwasser die komplette Entspannung nach einem anstrengenden Tag im Büro. Zum Fontana Bad Nieuweschans (links) gleich hinter der deutsch-niederländischen Grenze gehört ein zehn Hektar großer „Bademantelpark“. Im Osnabrücker Nettebad (oben) gibt es viel mehr als nur Wasserrutschen. Fotos: Fontana Bad Nieuweschans, Nettebad 26 DONNERSTAG, 24. APRIL 2014 LEBEN & LEIDENSCHAFT Aus dem Kräutergarten auf den Teller Saisonal und frisch: Gerichte mit Giersch, Gänseblümchen und Gundermann VON KERSTIN PENTERMANN BAD ESSEN. „Born to be wild“ steht auf der Zusatzkarte des Restaurants „Kaffeemühle“ am Kirchplatz in Bad Essen. Gesunde Gaumenfreuden, im Garten eher als Unkraut abgetan, halten hier als Genuss für die Sinne Einzug in die Küche: einheimische Wildkräuter. Denn die Gerichte mit Giersch, Spitzwegerich, Gundermann, Löwenzahn, Gänseblümchen und Co. boomen und sind stark nachgefragt. Unter der Überschrift der Zusatzkarte leckt sich ein Löwe genüsslich das Maul. So exotisch wie die Karte sind auch die Speisen, die angeboten werden. Allerdings ist Löwensteak nicht dabei – höchstens Löwenzahn. Denn aus den heimischen Wildkräutern schöpfen Jutta Kessen und Liane Bendrich ihr eigenes unternehmeri- Küchenchefin Jutta Kessen zaubert aus heimischen Kräutern würzige Gerichte. sches Potenzial. Den Trend zur regionalen Küche nutzten auch Küchenchefin Jutta Kessen und Inhaberin Liane Bendrich. Scharbockskraut, Knoblauchsrauken, Mädesüß – schmeckt das? Die Idee, die zu Unrecht als Unkraut titulierten Wildkräuter auf den Teller zu bringen, hatte Jutta Kessen, die für die Küche in der „Kaffeemühle“ zuständig ist. „Natur“, meint sie, „ist wieder in.“ Auch auf dem Teller zeigt sich, dass Menschen zunehmend wieder wissen wollen, woher ihre Nahrung stammt. Von März bis November letzten Jahres nahm Jutta Kessen deshalb an der Fortbildung „Essbare einheimische Wildpflanzen“ der „Ländlichen Erwachsenenbildung“ in Wallenhorst teil und wurde zur zertifizierten Wildpflanzenkundigen. Die LEB-Bereichsleiterin Gabriele Wosnitza ist stolz auf die zahlreichen unternehmerischen Erfolge, die aus der ungewöhnlichen Fortbildung hervorgegangen sind. Eins haben alle Geschäftsideen gemeinsam. Sie setzen auf den bewussten Umgang mit der Umwelt. „Früher hat jedes Kind auf den Wiesen Kräuter benennen können. Wir sind ebenfalls in Gummistiefeln im Wald unterwegs gewesen, um zu lernen und angeleitet zu probieren“, erinnert sich Kessen gerne an die Weiterbildung zurück. Inzwischen findet sie fast alle Wildkräuter, die sie braucht, in ihrem eigenen Garten. Den hat sie absichtlich verwildern lassen, um ihre Küche zu bestücken. Im Wald sollte man keine Kräuter auf eigene Faust sammeln, zumal es für jedes „gute Kraut“ auch einen Gegenspieler gibt. Löwenzahn kann verwechselt werden mit Pippau, Saisonal und hübsch anzusehen: Im April steht Schnippelschinken mit Knoblauchsraukenbutter (links) auf der Speisekarte. Auch das Frühlingskraut Bärlauch hat gerade Hochsaison. Hier trifft es auf Mangoschnitten und Mozzarella. In der „Kaffeemühle“ in Bad Essen erlebt Unkraut ein Comeback als Spezialität. der Durchfall verursacht. Außerdem führt eine zu exzessive Ernte zur Ausrottung der Kräuter vor Ort. „Wir sind ausgezogen, um die reichhaltigen Geschenke zu finden, welche die Natur uns macht. Aber: Wo bitte ist hier was Essbares? Antwort: Da. Direkt vor deinen Füßen!“, heißt es im Vorwort der Kräuterkarte der „Kaffeemühle“. Jeden Monat gibt es saisonal eine andere Wildkräuterspezialität. Nach Knoblauchsraukenbutter mit Schnippelschinken und Baguette hat jetzt Bärlauch Saison und wird mit Steak- und Spargelgerichten kombiniert und als kleine Vorspeise als Pesto mit Mango und Mozzarella gereicht. Im Juni geht es weiter mit aromatischen Gundermannnudeln in brauner Butter mit Parmesan und Rucola. „Gundermann ist wunderbar geschmacksintensiv und sieht „Wo bitte ist hier was Essbares? Dort.“ Jutta Kessen, Küchenchefin mit seinen kleinen Blüten dekorativ aus. Zuerst isst man die Blüten, dann die Blätter. Das Auge isst bei den Wildkräutergerichten immer mit“, so Jutta Kessen. Im Juli wird sie wilden Sommersalat mit Eichblattsalat kombinieren, und im August serviert sie Wildblütengelee mit gebackenem Ziegenkäse. Süß ist der September mit luftiger Vanillecreme auf Holunderbeerspiegel und Knusperstroh. Im Herbst wird es bunt – im Oktober gibt es Kürbis-Möhren-HaselnussTaubnessel-Frischkäseaufstrich auf Baguette, und im November sorgt eine Süßkartoffelsuppe mit Giersch-Paprikapesto für Gaumengenuss. „Mein Wunsch sind Gäste, die genießen und sich nach dem Essen pudelwohl fühlen“, so Jutta Kessen. Denn Wildkräuter enthalten viel mehr Spurenelemente, Mineralstoffe und Vitamine als ge- Fotos: Hermann Pentermann züchtete Kräuter und Salatsorten. Denn sie wachsen ohne menschliche Fürsorge und überleben in der Wildnis. „Wir kommen immer wieder mit unseren Gästen über Wildkräuter ins Gespräch“, erzählt Jutta Kessen. Insbesondere ältere Kunden erinnern sich an die gesundheitsfördernden Eigenschaften der Pflanzen, die früher regelmäßig genutzt wurden. Zum Konzept gehört auch, dass je nach Wetter auch mal spontan ein anderes Gericht auf der Wildkräuterkarte Platz findet. Eben das, was gerade wächst. Die „Kaffeemühle“ wird auch in Zukunft Speisen mit Wildkräutern anbieten – weil es den Gästen schmeckt. Auch wenn die Ernte im eigenen Garten sehr zeitintensiv für Küchenchefin Jutta Kessen ist. Denn Wildkräuter erntet man per Hand, um sie für den Küchengebrauch „zu zähmen“. Mit Farbe aus Pflanzen die Welt verbessern Ein Teppich-Unternehmer setzt auf soziale und ökologische Standards – in Wallenhorst kehrt Frank Kochmann zurück zur Natur VON MARIE-LUISE BRAUN WALLENHORST. Die Kinderarbeit abschaffen, den Handel fairer gestalten, den Gesundheitsschutz für die Arbeiter fördern und umweltschonender produzieren: Es gibt einige Ansätze, die Teppichbranche nachhaltiger zu machen. Davon zeugen verschiedene Gütesiegel. In Wallenhorst setzt der Chef der Kochmann-Gruppe auf Farbstoffe aus Pflanzen. 5000 Quadratmeter misst die Verkaufsfläche der Kochmann-Gruppe in Wallenhorst bei Osnabrück. Hier reiht sich Teppich an Teppich, sind Brücken – kleine Teppiche – gleicher Größe aufeinandergestapelt. Manch eine Ecke ist umgeklappt, umso leuchtender machen sich die gegensätzlichen Farben aus. Mit einigen dieser Teppiche will Unternehmenschef Frank Kochmann die Welt ein bisschen besser machen. Ganz in der Nähe seiner Arbeitsräume weist Kochmann auf den Boden: „Das ist einer, das da auch, und daneben ist noch einer – ach nee, der nicht.“ Die Teppiche in dieser Abteilung fallen kaum auf, zu sehr gleichen sie den anderen – dabei haben sie einen wesentlichen Unterschied, und auf den ist der Teppichimporteur sichtbar stolz: Seit diesem Jahr bietet die Kochmann-Gruppe eine Kollektion an, deren Wolle und Seide mit Pflanzen gefärbt wurde. „Das ist einmalig“, beeilt sich der 69-Jährige zu betonen. Kochmann möchte die indische und die nepalesische Teppichbranche dazu bringen, ihre Ware gesundheits- und umweltfreundlicher zu produzieren. „Darf ich die Namen nennen? Nein, lieber nicht“, sagt Kochmann zu Beginn des Gesprächs in seinem Besprechungsraum. Mit dabei sind seine Kooperationspartner von der niederländischen Firma Rubia, einem Hersteller pflanzlicher Farben. „Wenn die Großen es machen, müssen die anderen mitziehen“, ist sich Kochmann sicher. Er habe die größten Hersteller in Indien und Nepal angesprochen, die hätten großes Interesse gezeigt, mit jeweils einem Hersteller habe er die derzeitige Kollektion produziert. Zurück zu den Ursprüngen der Färberei: satte Farben, aus Pflanzen gewonnen. Pflanzenfarben seien nicht nur für die Gesundheit der Knüpfer gut, sondern auch für die derjenigen, die sich die Brücken in ihr Zuhause legten. Und natürlich sei das auch gut für die Umwelt, betont Rudolph de Jong, Marketingund Verkaufsdirektor bei Rubia. Die nachhaltige Entwicklung, der Foto: Rubia Schutz der Erde, das seien die ethischen Prinzipien, nach denen das Unternehmen handele, ergänzt er. Ein Label, das Nachhaltigkeit in der Teppichbranche sichern und fördern will, ist „Step“ mit Sitz im schweizerischen Bern. Seit 1995 engagieren sich die Mitarbeiter für faire Bedingungen in Produktion und Handel von handgefertigten Teppichen in Ländern wie Indien, Nepal, Iran und Pakistan. Das Label wird ausschließlich an Händler vergeben, die sich für gute Arbeitsbedingungen, faire Einkaufspreise und gegen missbräuchliche Kinderarbeit engagieren. Die Händler müssen auf umweltfreundliche Produktionsmethoden ebenso achten wie auf unabhängige Produktions- und Handelskontrollen. Zudem müssen sie sich für Projekte engagieren, die die Lebensbedingungen verbessern. Auch beim Label „GoodWeave“ wird auf Umwelt- und Sozialstandards und auf Kriterien der Nachhaltigkeit geachtet. Drehund Angelpunkt des Labels mit Sitz in Konstanz ist jedoch die Abschaffung missbräuchlicher Kinderarbeit in der Teppichbranche. So dürfen in den Fabriken Kinder unter 15 Jahren nicht arbeiten, weil ihre Mitarbeit nicht auf Kosten ihrer Schulbildung gehen darf. Schulprojekte fördert auch die Indien-Stiftung, in der sich die Kochmann-Gruppe mit indischen Herstellern für soziale Projekte engagiert. An sie sollen die Gewinne aus dem Handel mit den pflanzengefärbten Teppichen gehen. Früher war es üblich, mit Pflanzen zu färben – es gab nichts anderes. Später kamen die synthetischen Farben auf den Markt. Deren Vorteile sind zum einen die Vielfalt der Farbtöne und ihre Gleichheit. Bei Pflanzenfarben hingegen variieren die Töne, für farblich identische Teppiche können Hersteller bislang nicht garantieren. Um dieses Problem zu lösen, setze Rubia auf den Anbau genetisch-identischer Pflanzen, sagt Verkaufsdirektor Klaus Steimann. Auch die Farbvielfalt sei möglich, ergänzt de Jong. Nach der Entwicklung der ersten Teppich-Kollektion will Frank Kochmann nun auch die großen Einzelhändler ins Boot holen, um den Verkauf anzukurbeln. Dabei werde er die Entwicklung langsam vorantreiben, betont er. Das ist fast schon Teil des Plans, denn: „Es geht nicht um den schnellen Erfolg, es geht um Nachhaltigkeit.“ 27 DONNERSTAG, 24. APRIL 2014 LEBEN & LEIDENSCHAFT In der Schwingung liegt die Kraft Klang-Massage bringt Körper, Geist und Seele zueinander VON MARIE-LUISE BRAUN OSNABRÜCK. Wie viel mehr Schwere ist eigentlich möglich? Mit jedem Ton scheint mein Körper tiefer in der Liegematte zu versinken. Wohlige Entspannung durchzieht meinen Nacken, meine Arme, meinen Rücken. Sie setzt sich nach und nach bis in die Füße fort. So also wirkt eine Klangschalen-Massage. Körper, Geist und Seele soll sie in Einklang bringen und damit die Gesundheit fördern. Vorne an der Bramscher Straße in Osnabrück brummt der Verkehr, quälen sich Busse zwischen parkenden Autos durch das Wohngebiet am Osnabrücker Sonnenhügel. Hier führt ein schmaler Gang zwischen zwei Wohnhäusern ins Klangzentrum von Jörg Kerll im Hinterhaus. Es sind zwar nur wenige Schritte, aber es scheint eine lange Strecke zu sein, denn hier hinten ist es nahezu still, die Atmosphäre dörflich. Und die Fenster an der Rückseite des Hinterhauses geben den Blick frei in einen Garten mit Hühnern, Gemüsebeeten, Spielzeug, Tischen und Stühlen. So großzügig der Behandlungsraum, so viel Platz bietet er für die unterschiedlichsten Instrumente. Acht Didgeridoos hängen an der Wand, daneben lehnen weitere Exemplare des australischen Blasinstruments. Drumherum schart sich eine Galerie kupferfarbener Klangschalen, wie auch an der gegenüberliegenden Wand unter den Fenstern. Dazwischen steht ein Bett, das sich bei genauem Hinsehen als Klangliege entpuppt. Denn unter der Matratze sind Saiten angebracht, die Kerll während seiner Sitzungen zum Klingen bringt. Durch eine runde Öffnung an der Seitenverblendung kann er ein Didgeridoo unter seinem Gast platzieren und die Liege auch auf diese Weise in Schwingungen versetzen. Außerdem mit im Raum sind weitere Utensilien für Klangund andere Massagen: diverse Trommeln und japanische Gongs. Zudem gibt es zwei Sessel. Denn am Anfang steht das Gespräch. „Ich erstelle keine Diagnose, ich bin kein Arzt“, sagt der Klang- und Lomi-Lomi-Masseur, Musiker, Trainer, Didgeridoo-Bauer und Qigong-Lehrer. Eine Menge Berufe für einen einzelnen Mann, aber irgendwie hängen sie alle zusammen. Meistens haben sie mit Klang und Entspannung zu tun, manchmal auch nur mit einem von beiden. Angefangen hat Kerll mit der Lomi-Lomi-Massage. Diese Methode aus Hawaii hat der Osnabrücker ab dem Jahr 2000 angeboten. Mit ihren etwa zwei Stunden Dauer ähnelt sie eher therapeutischer Körperarbeit. Denn sie dient der Entspannung, aber auch dazu, sich innerlich neu zu strukturieren. Ähnlich sind auch die anderen Angebote ausgerichtet, die nach und nach im Klangzentrum dazugekommen sind. Die Arbeit mit dem Klang hat Kerll durch seine Musik entdeckt. Als er ein Didgeridoo spielte, merkte er, wie sehr er sich durch dessen gleichmäßige Schwingung entspannte, loslassen konnte und die Gedanken aufhörten, um den Alltag zu kreisen. Das würde doch auch bei anderen Menschen so wirken, dachte er sich. Und so entwickelte Kerll sein Angebot, besuchte Schulungen und Kurse, kaufte Klangschalen und baute Didgeridoos, um ein möglichst großes Spektrum unterschiedlicher Töne und damit Schwingungen erzeugen zu können. Ein ganzes Ensemble von Schalen braucht er für die Klangmassage. Er platziert sie zunächst auf verschiedenen Stellen der Vorderseite des Körpers, später auf dem Rücken. Durch das Anschlagen der Schalen entwickelt sich eine Schwingung, die sich im Körper fortsetzt und durch die Wiederholung Blockaden löst. In meinem Rücken ist so eine Blockade. Die zeigt sich dadurch, dass ich genau da erst einmal gar nichts spüre. Die Schwingung wird gestoppt. Doch nach und nach löst sich die Verspannung, setzt sich die Schwingung im Kör- Für Gedanken ist während der Klangmassage kein Platz. Behandlung auf der Klangliege: Das Didgeridoo läuft in das Bett, an der Unterseite sind zusätzlich Saiten angebracht, um Körper und Geist durch Töne zu entspannen. Versetzt den Körper in Schwingungen: Jörg Kerll bietet in Osnabrück Klangmassagen an und erzeugt mit Klangschalen Wellen. per fort. Kerll beschreibt das Phänomen so: „Wenn ich eine Klangschale in Sand setze und schlage, ist in ihrem Umkreis auch erst mal keine Veränderung festzustellen. Erst nach und nach zeigen sich leichte Wellen im Sand, die sich um die Schale fortsetzen.“ Schon bei einer kurzen Demonstration beweist sich das auch bei den anderen Anwendungen, wie auf der Klangliege, wenn Kerll über die Saiten streicht, wenn er die Trommeln schlägt oder auch wenn ich mit den Füßen in einer der großen Schalen stehe. Angenehmer Nebeneffekt: Gedanken haben in der Zeit keinen Platz. Ich fühle mich total geerdet, genieße den Augenblick. Auch bei Kindern wirke diese Form der Massage, erläutert Kerll, der das auch bei seinem eigenen Nachwuchs beobachtet. Zum Beispiel bei den gefürchteten DreiMonats-Koliken. „Die Kinder krampfen nicht, sondern entspannen, und pups, ist Erleichterung da.“ Kerll ist nicht der einzige Klangmasseur in Osnabrück. Beispielsweise hat Irene Loose mit der Klang Arche eine Praxis für Klangarbeit und ganzheitliche Bewusstseinsentwicklung eröffnet. Und auch im Emsland gibt es Anbieter. Beate van Dülmen ermöglicht klangpädagogische Lern- und Lebensberatung in Haren/Ems. Rita Gautier offeriert in Papenburg Wohlbefinden nicht nur durch Yoga-Kurse, sondern auch durch Ayurveda- und Klangmassagen. Letztere setzt sie auch bei Tieren ein. Speziell für Pferde neben ihren Angeboten für Menschen macht das Delia Kraemer in Colnrade. Wie war das gleich noch mal? Klang macht was mit Körper, Geist und Seele? Das aber ist jetzt gerade ziemlich weit weg. Und für den Moment ist das egal, denn es fühlt sich einfach gut an. Klangmassagen-Anbieter in der Region: www.klangzentrum-osnabrueck.de www.klang-arche.de/ www.beate-van-duelmen.de/ www.yoga-ritananda.de/ www.klang-spuren.de Fotos: Jörn Martens Ford Focus Kombi Diesel sorglos fahren mit Full Service IHR GEWERBEPARTNER Abbildung zeigt Wunschausstattung gegen Mehrpreis. FORD FOCUS SYNC EDITION 7 Airbags (Front-, Seite-, Kopfschulter- und Knieairbag), 16"-Leichtmetallräder, Klimaanlage, MyKeySchlüsselsystem Mit der Ford Flatrate Full-Service für € 199,-1,2 monatl. Leasingrate Kraftstoffverbrauch (in l/100 km nach VO (EG) 715/2007 und VO (EG) 692/2008 in der jeweils geltenden Fassung): Ford Focus: 5,1 (innerorts), 3,7 (außerorts), 4,2 (kombiniert); CO2-Emissionen: 109 g/km (kombiniert). Autohaus Deymann GmbH & Co. KG Belmfort 1 - 3 49733 Haren (Ems) Tel.: 05932/7230-0 Fax: 05932/7230-30 E-Mail: [email protected] www.auto-deymann.de 1 Leasingrate zzgl. gesetzlicher MwSt., inkl. aller Wartungs- und Inspektionsarbeiten sowie aller anfallenden Verschleißreparaturen in vereinbartem Umfang und der Kosten für HU/AU. Die HU wird von einer staatl. anerkannten Prüfstelle durchgeführt. Vertragspartner: ALD AutoLeasing D GmbH / Ford Flatrate Full-Service ist ein Produkt der Ford Bank, Niederlassung der FCE Bank plc, Josef-Lammerting-Allee 24-34, 50933 Köln. Ford Flatrate Full Service Rate für Gewerbetreibende 2 gültig bis auf Widerruf. Details erfahren Sie bei uns. Z. B. Ford Focus Turnier SYNC Edition 1,6 l TDCi 70kW (95 PS) (Start-Stopp-System) monatliche Leasingrate € 199,-, € 0,- Leasing-Sonderzahlung, bei 36 Monaten Laufzeit und einer Gesamtlaufleistung von 20000 km. 29 DONNERSTAG, 24. APRIL 2014 LEBEN & LEIDENSCHAFT LEBEN & LEIDENSCHAFT Schöne neue Mobilität NAVIGATION Die Automobilindustrie setzt auf das digital vernetzte Fahrzeug – Sie hofft auf einen Megatrend und einen gigantischen zusätzlichen Absatzkanaal MOBILITÄT Fahrzeug und Smartphone sollen verschmelzen. WLAN oder Telefon? Hier scheiden sich die Geister. BERU UF Technischer Fortschritt mit Schattenseiten. NACHRICHTEN MUSIK FILME PRIVAT KOLLEGEN OSNABRÜCK. Automatischer Hilfe- ruf im Falle eines Verkehrsunfalls, kabelloses Abspielen der Musik vom MP3-Player, rechtzeitige Warnung vor dem Stau auf der Autobahn – das Auto von heute kann in Kombination mit einem Smartphone einiges. Geht es nach den Herstellern, ist das aber nur der Anfang: Sie wollen Auto und Smartphone miteinander verschmelzen. FREUNDE TERM MINKALENDER FREIZEIT- UND URLAUBSPLANUNG EINKÄUFE EINKÄUF Einmal Niesen kostet 30 Meter Automobilhersteller rüsten ihre Fahrzeuge zunehmend mit intelligenter Kommunikations- und Steuertechnik aus. Mercedes (Bild) entwickelt eine automatische Einparkhilfe, die sogar das Lenken übernimmt. Künftig soll nicht nur der Fahrer, sondern auch das Fahrzeug mit seiner Umwelt kommunizieren. informationen für das Urlaubsziel abgerufen werden und vieles mehr. Derzeit wird der Fahrer schon zeitnah über Verkehrsprobleme informiert, zukünftig wird dieses Angebot noch erweitert: In Großstädten soll der BMW-Fahrer bessere Mobilitätsalternativen angeboten bekommen. Wenn die Straßen überlastet sind, empfiehlt Connected Drive den Wechsel auf öffentliche Verkehrsmittel, lotst das Fahrzeug zum besten Parkplatz in der Nähe der anvisierten Bus- oder Bahn-Haltestelle, über die der Fahrer dann schneller sein Ziel erreicht. Beim Elektroauto i3 zeigt BMW bereits, wie man sich in Zukunft die Kommunikation zwischen Smartphone und Auto vorstellt. Mit der speziell für die Anforderungen der Elektromobilität entwickelten Applikation kann der Fahrer jederzeit und überall auf alle Fahrzeugdaten oder auf routenrelevante Informationen zugreifen. So ist auf dem Smartphone zum Beispiel eine Status-Checkliste des Fahrzeugs abrufbar. Der Fahrer erkennt, wo sich sein Fahrzeug befindet, welche Ziele Blick in die Zukunft: Beim Elektroauto i3 zeigt BMW, wie man sich in Zukunft die Kommunikation zwischen Smartphone und Auto vorstellt. E-MAILS ADRESSBUCH BÜRO/ARBEIT B VON LOTHAR HAUSFELD Aus diesem Grunde verkünden immer mehr Automobilbauer eine intensive Zusammenarbeit mit Technikproduzenten. Mercedes, Volvo oder Ferrari beispielsweise haben sich mit Apple zusammengetan, um die Integration des iPhones in ihren Modellen voranzutreiben. Auf den Apple-Konkurrenten Google mit seiner Android-Technik setzen beispielsweise General Motors, Hyundai oder Honda, zahlreiche Navigationssysteme arbeiten schon heute mit Google Maps. Weitere Hersteller werden folgen, denn in der Autoindustrie hofft man auf einen Megatrend. Nicht weniger als ein zusätzlicher, gigantischer Absatzkanal soll erschaffen werden, der den Autobauern die Möglichkeit einräumt, weit mehr als „nur“ ein Hersteller von Fahrzeugen zu sein: Kundenbindung, Navigations- und Telekommunikationsdienste, Apps – all das soll vermarktet werden. Eine intensive und umfangreiche Datenanalyse mit all ihren Aspekten – so wie sie im Internet oder eben auf dem Smartphone bereits lange üblich ist – inklusive. BMW, Audi und Co. bewerben solche Dienste, die in Teilen bereits heute erhältlich sind, mit Komfortund Sicherheitsvorteilen. Beispiel BMW Connected Drive: Dort wird der Fahrer automatisch informiert, wenn Service-Besuche in der Werkstatt anstehen, über einen Concierge-Dienst kann ein Tisch im Restaurant bestellt werden, Wetter- WETTER- UND VERKEHRSDATEN Foto: BMW Autos sollen künftig selbstständig mit der Umgebung kommunizieren. er im Umkreis des Fahrzeugs mit dem aktuellen Ladestand der Batterie erreichen kann. Der Innenraum des Fahrzeugs kann aus der Ferne klimatisiert werden. Ist das Fahrzeug an eine öffentliche Ladestation oder die BMW-Wallbox angeschlossen, kann der Ladevorgang aus der Ferne gesteuert und mit einer Timerfunktion auf preisgünstige Ladezeiten programmiert werden. Ein Navigationsziel sowie eine freie Ladestation können gesucht, ausgewählt und anschließend ins Fahrzeug übertragen werden. Sowohl in der Navigationseinheit als auch auf dem Smartphone oder Computer werden alle relevanten Ladestationen mit dem Hinweis dargestellt, ob sie gerade frei oder belegt sind. Die in die App integrierte Fußgängernavigation, die den öffentlichen Personennahverkehr berücksichtigt, begleitet den Fahrer nach Verlassen des Fahrzeugs bis an sein Ziel. Das Ziel der im Fahrzeug oder zu Hause geplanten Reise wird dem Fahrer Autohersteller forcieren das Thema Sicherheit und Gesundheit Foto: Mercedes nach Verlassen des Fahrzeugs direkt in der App angezeigt. Während heute jeder Hersteller noch seinen eigenen Weg bei der Bedienung geht, mal auf Touchscreens setzt, mal auf Drück-/Drehregler, sollen sich die zentralen Bildschirme im Auto zukünftig so bedienen lassen, wie es der Benutzer bereits vom Smartphone kennt. Der Fahrer sieht so dann das von seinem Mobiltelefon gewohnte Bild, kann seine Apps nutzen, seine Musiksammlung ansteuern oder das Kartenmaterial zur Navigation nutzen. Für die Hersteller bietet sich der Vorteil, dass teure Eigenentwicklungen der Vergangenheit angehören würden. Stattdessen würden sie von den schnelleren Entwicklungszyklen der Elektronikkonzerne profitieren. Dass etwa ein teures Navigationssystem schon wenige Monate nach dem Kauf eines Neuwagens bereits veraltet ist, soll dann der Vergangenheit angehören. Neben der verbesserten Einbindung des Handys in die Bordelektronik ist noch ein zweiter Megatrend zu beobachten: die Kommunikation des Autos mit seiner Umwelt. Während das Auto bisher isoliert von seiner Umgebung agierte, wird es zukünftig mit ihr interagieren. Im Zentrum steht dabei die sogenannte Car-2-X-Technologie, die die Vernetzung von Fahrzeugen untereinander sowie mit Straßen, Ampeln und anderen Infrastruktur-Einheiten ermöglicht. Das Auto soll seinen Fahrer so vor zahlreichen Gefahren warnen können. Glatteis, Staus, Geisterfahrer – Zulieferer Bosch beruft sich auf Studien, die davon ausgehen, dass eine derartige Technik die Verkehrstotenzahlen um bis zu 90 Prozent senken könnte. Und auch der Verkehrsfluss soll sich um rund 80 Prozent verbessern, wenn etwa das Auto schon lange vor der Ampel weiß, mit welcher Geschwindigkeit es sich nähern muss, um die nächste Grünphase zu erreichen. Für eine flächendeckende Einführung solcher Car-2-X-Techniken müssten die Hersteller ihre Fahr- VON LOTHAR HAUSFELD OSNABRÜCK. Im Laufe der Fahr- zeugentwicklung hat das Thema Sicherheit und Gesundheit einen immer größeren Stellenwert bei den Herstellern bekommen. Vom Sicherheitsgurt über Airbags und Fußgängerschutzsysteme bis hin zu Sicherheitsassistenten, die selbstständig bremsen oder den Fahrer vor dem Einschlafen warnen, haben die Entwickler in den vergangenen Jahrzehnten zahllose Innovationen auf den Markt gebracht. Auch an die unmittelbare Gesundheit des Fahrers wird immer häufiger gedacht. Hersteller wie Opel, Mercedes-Benz oder Volkswagen bieten mittlerweile Sitze an, die das Gütesiegel der „Aktion Gesunder Rücken“ (AGR) verliehen bekommen haben. „Optimales Sitzen beim Autofahren ist besonders wichtig für den Fahrer – nicht nur zur Vermeidung von Rückenschmerzen, sondern auch für Komfort und Fahrsicherheit“, heißt es bei der AGR, die darauf setzt, dass in Zukunft weitere Hersteller ihre Sitze zertifizieren lassen. Mit Ford gibt es derzeit nur einen Hersteller, der seinen Innenraum vom TÜV hinsichtlich der Allergiebelastung überprüfen lässt. Mehr Foto: B MW, M ontag e: Mat thias M ichel zeuge allerdings mit WLAN-Zugriff ausstatten – und genau an dieser Stelle tritt die Technik derzeit auf der Stelle: Nur mit der Bereitstellung von WLAN-Systemen lassen sich für die Hersteller nur sehr schwer Extra-Einnahmen generieren. Stattdessen setzen sie wie bisher auf den Mobilfunk – und auf eigene, monetarisierbare Funktionen. Einige Experten rechnen schon damit, dass die Car-2-XTechnologie in einigen Jahren ohnehin kaum mehr eine vergangene Episode der Autogeschichte sein wird: Wenn Firmen wie Google ihr Tempo beim Entwickeln von autonom fahrenden Autos beibehalten, machen die Autos in Zukunft solche Dinge ohnehin untereinander aus. Der komplett vernetzte Straßenverkehr dürfte zwar genau wie das selbstfahrende Auto noch relativ weit entfernte Zukunftsmusik sein, doch schon in den kommenden Monaten wird sich das Auto so oder so in die große Datenwolke einklinken müssen. Denn ab 2015 sollen nach dem Willen der EU alle Neuwagen mit dem automatisierten Notrufsystem e-Call ausgerüstet sein. Die Technik setzt bei einem Unfall automatisch einen Notruf ab und sendet gleich auch seinen Standort an die Rettungsdienste. Allerdings sind noch etliche Fragen ungeklärt – welche Daten werden überhaupt erhoben, wem gehören die Daten, wer wird für die Hilfe an die Unfallstelle ge- schickt, und wer darf das Auto anschließend abschleppen? Kritiker befürchten zudem, dass gezielt Informationen über das Fahrverhalten des Piloten ausgelesen werden und im Zuge eines Rechtsstreits – etwa mit Versicherungen – gegen ihn verwendet werden können. Der technische Fortschritt hat also auch seine Schattenseiten. Datenschützer warnen schon heute davor, dass die Autos der Zukunft Hackern ausgeliefert sind, die Einfluss auf die Fahreigenschaften nehmen oder die Autos gar kapern könnten. Ebenso wird befürchtet, dass die Autofahrer der Zukunft von Herstellerseite als unfreiwillige Datenlieferanten ausgenutzt werden könnten. Mobiltelefone liefern schon heute Bewegungsprofile, Navigationssysteme bieten ebenso Ansätze für Hersteller oder Datensammler der Kategorie Google, um die Nutzer eingehend zu analysieren. Die BluetoothVerbindung oder die On-Board-Diagnose per Fehlerspeicher sind weitere Schnittstellen, an denen Datensammler und Hacker ansetzen kön- nen. Und während Ford die Technik dazu nutzt, durch das System „My Key“ Eltern die Möglichkeit zu geben, das Auto bei Benutzung durch ihren Nachwuchs bei der Geschwindigkeit zu limitieren, die maximale Radiolautstärke zu drosseln oder das Abstellen der Sicherheitssysteme zu verhindern, geht Renault einen ganz anderen Weg: Ist der Kunde bei der monatlichen Rate für die Batterie seines Elektroautos in Rückstand, wird per Fernzugriff der Saft abgestellt. Schöne neue Mobilität … als 100 Materialien analysieren die Prüfer im Rahmen der Zertifizierung auf Schadstoffe. Außerdem werden alle Materialien, mit denen die Autoinsassen in Kontakt kommen können, auf ihre Hautverträglichkeit untersucht. Dazu gehören unter anderem die Bezüge des Lenkrads und Schalthebels, die Sicherheitsgurte und die Schalter. So will man sichergehen, dass die Oberflächen keine Kontaktallergien auslösen können. Zusätzlich untersuchen die TÜV-Prüfer die Luftqualität und ermitteln die Konzentration organischer Substanzen wie Lösungsmittel und Formaldehyd. Das ist nicht nur für Allergiker von Vorteil: Wer bei der Fahrt am Lenkrad niest, ist zwar nur eine Sekunde abgelenkt – doch bei Tempo 100 legt das Auto dabei rund 30 Meter zurück – 30 Meter, die im Falle einer Notbremsung über Leben und Tod entscheiden können. Im Konzeptfahrzeug der kommenden Generation des FamilienVans Ford S-Max überwacht ein EKG-Sitz die Pulsfrequenz des Fahrers über integrierte Sensoren und zeichnet sie für eine spätere medizinische Analyse auf. Erkennt das System eine bedrohliche Anomalie, kann es den Fahrer warnen oder bei einem Notfall via Bordtechnologie ärztliche Hilfe anfordern. Beglaubigt rückenfreundlich: Autositze in einem Opel-Fahrzeug. Foto: Opel 30 DONNERSTAG, 24. APRIL 2014 LEBEN & LEIDENSCHAFT „Fehler nimmt sie sofort übel“ Der Bramscher Richard Möhlenkamp hat sich im Wohnzimmer sein eigenes Rennflugzeug gebaut VON CHRISTOPH LÜTZENKIRCHEN BRAMSCHE. Im Jahr 1958 fliegt Tom Cassutts mit dem von ihm entworfenen Leichtflugzeug zum Sieg: Er gewinnt mit der Cassutt das „National Championship Midget Air Race“ in den USA. Noch heute bauen Tüftler den legendären Rennflieger nach. Der Bramscher Richard Möhlenkamp bastelte fast vier Jahre lang an seiner Version der Maschine – damit will er nun bei der „Formel 1 der Lüfte“ antreten. Der Mann sagt Sätze wie: Ich suche die Herausforderung. Oder: Das Leben ist zu kurz, um sich Konventionen zu unterwerfen. Er sagt das anders als die stets sorgfältig geföhnten Kerle in der Kinowerbung. Richard Möhlenkamp stellt es fest, ganz nüchtern, sachlich. Der 56-Jährige legt die kräftigen Hände auf den Holztisch in der Küche seines Bauernhauses im Bramscher Ortsteil Evinghausen. Ganz ruhig sitzt er da und erzählt. Der Mann ist echt; er meint, was er sagt, und er handelt danach. Seit vielen Jahren bedeutet das: Möhlenkamp lebt seinen Traum, den Traum vom Fliegen, den Traum von einem selbst gebauten Rennflugzeug. Der Weg dorthin war lang. Vor inzwischen fast vierzehn Jahren begann der Bramscher das ambitionierte Projekt – im Wohnzimmer. Seine Frau erklärte sich damit einverstanden, nachdem er beteuert hatte, er werde alle schmutzigen Arbeiten in der benachbarten kleinen Werkstatt erledigen. Als Erstes sollte der Stahlrohrrahmen für den Rumpf entstehen. Nicht einfach ein Flugzeug wollte er bauen, sondern eine modifizierte Version der legendären Rennmaschine „Cassutt III“. Im Horizontalflug könne seine „Cassutt III MM“ (Möhlenkamps Modifikation) Geschwindigkeiten von mehr als 300 Stundenkilometern erreichen, so der stolze Flugzeugbauer. Die Original-Version von Tom Cassutts aus den 60er-Jahren brachte maximal rund 370 Kilometer pro Stunde auf den Tacho. Möhlenkamp plant, mit der Maschine an der „Formel 1 der Lüfte“ teilzunehmen. Das Rennen tragen Piloten aus verschiedenen europäischen Ländern mit ihren Rennflugzeugen in Frankreich aus. Für den Bau des nur fünf Meter langen Flugzeugs veranschlagte Ein Perfektionist und sein Werk: Richard Möhlenkamp aus Bramsche lehnt sich an seine „Cassutt III MM“ . Die fliegt mit mehr als 300 Kilometer pro Stunde. Möhlenkamp vier Jahre, doch es kam alles anders, und das gleich mehrfach. Beispiel Flügel: Mit den Feinarbeiten hatte er einen Spezialisten beauftragt. Das Ergebnis fiel niederschmetternd aus: Der Profi hatte schlampig gearbeitet, der Flügel war unbrauchbar. Drei Jahre Arbeit für die Katz. Drei weitere Jahre sollte es dauern, bis Möhlenkamp einen Neuen hergestellt hatte. Manche Teile baute er nicht nur zwei-, sondern drei-, vier- und fünfmal; eben so lange, bis sie seinen Ansprüchen genügten. „Ich habe mich in jedes ein- zelne Element verbissen, es als Herausforderung gesehen“, erklärt er. Und gibt unumwunden zu, dass er ein Perfektionist und Pedant ist. Seine Vorstellung von Qualität beschränkt sich nicht auf Funktionalität. Er will einen ästhetischen Gesamteindruck. „Was gut aussieht, funktioniert auch gut“, sagt Möhlenkamp. Mit seinem bis in Details durchgestylten Flugzeug schaffte er es bis auf die Titelseite des renommierten „Fliegermagazins“. Das Flugzeug sei eines der „extremsten Selbstbauprojekte in ganz Deutschland“ heißt es da. Die Wir machen Küchenträume bezahlbar! V I E R G E N E R AT I O N E N Inspiration und Innovation auf über 10.000 m2 EINE LEIDENSCHAFT www.kuechen-ekelhoff.de Anerkennung der Fliegerkameraden ist Möhlenkamp sicher. Ruhm und Ehre für das beeindruckende Ergebnis sind schmeichelhaft, doch wie gelang es ihm, trotz zahlreicher großer und kleiner Rückschläge mehr als dreizehn Jahre an seinem Traum festzuhalten? Im Kern geht es um Leidenschaft, darauf kommt Möhlenkamp immer wieder zu sprechen. Kein Zufall, dass er seine Cassutt „Passion Play“ getauft hat – Leidenschaft und Spiel. Die besondere Beziehung zu dem Flugzeug ist auch ohne Worte erkennbar. An der Art, wie Möhlenkamp es behutsam aus dem Hangar schiebt. Wie er sorgfältig alles für den Flug vorbereitet. Das ist technisch, das sind notwendige Handgriffe, das ist aber auch ein Ritual. Er ist fokussiert bis in die Haarspitzen, lässt alles andere fallen und ist ganz bei der Sache. Genau das hat Möhlenkamp gesucht, ein Flugzeug, das ihn fordert. „Die Cassutt ist mein Flugzeug, weil sie anspruchsvoll zu fliegen ist“, sagt er: „Der Pilot braucht sehr viel Disziplin. Fehler nimmt sie sofort übel, man muss sie permanent kontrollieren.“ Seine Cassutt III MM ist zu 80 Prozent eine Neukonstruktion. Den besonderen Reiz des Selbstbauens beschreibt er so: „Für mich ist es die Kombination von eigentlichem Flugzeugbau auf der einen Seite und Erlebnissen und Begegnungen mit neuen Menschen auf der anderen Seite, die einem solchen Projekt die besondere Würze verleiht.“ Um sich die handwerklichen Fertigkeiten anzueignen, die er für den Bau seiner Cassutt brauchte, reiste Möhlenkamp durch ganz Deutschland und lernte Experten der jeweiligen Gewerke kennen. Nur wenige Arbeiten hat er an Dritte vergeben, zum Beispiel den Propeller. Mit dem ist er unzufrieden. „Ich werde selbst einen bauen“, verrät er. Das ist jetzt keine Überraschung. Richard Möhlenkamp war 14 Jahre alt, als er am Segelflugplatz Achmer mit der Fliegerei begann. „Ich wollte das schon immer“, erinnert er sich. Beim Segelfliegen würde es auf Dauer nicht bleiben, das war dem gebürtigen Osnabrücker schnell klar. „Für mich muss es immer krachen“, sagt er. Im ersten Beruf wurde er Radio- und „Ich habe mich in jedes Element verbissen.“ Richard Möhlenkamp Foto: Cornelius Braun Fernsehtechniker. Doch schon vor der Prüfung war klar: Das ist es nicht. Ein Freund, der zur See fuhr, brachte ihn auf die Idee, sich zum Funkoffizier ausbilden zu lassen. Mit gerade 20 Jahren reiste Möhlenkamp einige Jahre rund um die Welt nach Singapur, Japan, Australien. Nächste Station: die Uhrmacherwerkstatt der Schwiegereltern. Der Seemann beendete sein Vagabundenleben und erlernte den dritten Beruf. Zusammen mit seiner Frau übernahm er Laden und Werkstatt. Finanzielle Reserven aus den vielen Monaten auf See nutzte Möhlenkamp für die nächsten Schritte in der Fliegerei. Er erwarb den lange ersehnten Pilotenschein für Motorflugzeuge. Aus seinem Hobby wurde nach und nach die Lebensgrundlage. Wieder folgte Möhlenkamp seiner Intuition, seinem Interesse, seiner Leidenschaft. Die Uhrmacherei habe ihn immer weniger ausgefüllt, erzählt er. Er entschied, sich ganz der Fliegerei zu widmen, und kaufte das erste alte Flugzeug. Die sorgfältig instand gesetzte Maschine verkaufte er mit Gewinn weiter. Bei einem Flugzeug blieb es nicht. Der Uhrmacher wurde zum Spezialisten für historische Flugzeuge. „Ich habe damit gehandelt, an jeder Maschine aber auch selbst gearbeitet“, sagt er. Vom Radio- und Fernsehtechniker zum Flugzeugmakler, wie erklärt er diese erstaunliche Karriere? Der Bramscher sagt wieder so einen Satz, der aus dem Mund von manch anderem großspurig klingen würde: „Ich habe mir meine Ziele immer selbst gesteckt. Eins hat sich aus dem anderen ergeben.“ 31 DONNERSTAG, 24. APRIL 2014 LEBEN & LEIDENSCHAFT Nichts für Warmduscher Wellness? Schnickschnack! Der Kneipp-Verein Meppen schwört auf die alte Schule VON KIM KAROTKI MEPPEN. Die Kneipp’ sche Therapie mit kalten Wassergüssen und sogar Bädern in kaltem Wasser lässt WarmwasserVerwöhnte des WellnessHypes mit den Ohren schlackern. Kein Verwöhnprogramm, sondern Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen, hat Sebastian Kneipp gepredigt. Der Kneipp-Verein in Meppen tritt mit seiner Anlage an der Koppelschleuse in die Fußstapfen des Pfarrers. „Welch furchtbaren Fortschritt hat heutzutage die Verweichlichung gemacht“, klingt mir ein Zitat Kneipps in den Ohren, als ich mich auf dem Barfußpfad erprobe und mich über Tannenzapfen, Kies und Kokosnussschalen vorwärtstaste und versuche zu lächeln. Es reicht nur zum Zähneknirschen. Verweichlichungsgrad fortgeschritten. Der Wasser- und Pflanzendoktor hat bereits im 19. Jahrhundert die sogenannten Zivilisationskrankheiten vorausgesehen. Abhilfe schafft da vor allem Abhärtung. Der Kneipp-Verein in Meppen hat an der Koppelschleu- KNEIPPEN IN DER REGION Reichlich kaltes Wasser Obwohl Bad Wörishofen in Bayern der Ursprungsort der Kneipp’schen Lehre ist, sind Kneipp-Anlagen nicht nur im Süden verbreitet. Auch im Emsland und im Osnabrücker Land können Kneippianer und Interessierte fündig werden: Im Emsland gibt es außer der Meppener Wohlfühloase einen Kneipp-Verein in Lingen, eine Kneipp-Anlage am Saller See in Freren und ein Kneipp-Becken an der Erlebnisroute „Straße der Lieder“ in Thuine. Auf dem Ferienhof Niemann in Haselünne-Lahre können ein Wassertretbecken, Be- cken für Arm- und Fußbäder und Kneipp-Aufsätze für die Dusche genutzt werden. Im Osnabrücker Landkreis ist der Kneipp-Verein Quakenbrück aktiv, und als Kneipp-Kurort kann Bad Iburg mit einem besonders breiten Angebot aufwarten. se eine öffentliche Anlage errichtet, die ganz im Sinne Kneipps steht, und doch ist der Gesundheitsverein nicht nur etwas für Hartgesottene. Auf der 1105 Quadratmeter großen Fläche hat der Meppener Verein eine Wassertretanlage, zwei Barfußpfade, einen Kräutergarten, einen Meditationsplatz und einen Übungsplatz mit Outdoor-Trainingsgeräten geschaffen. Für die Kneippianer ist dies die „Wohlfühloase“ des Vereins. Das für die Bevölkerung frei zugängliche Areal werde besonders bei gutem Wetter gut genutzt, berichtet der Vorsitzende des Vereins, Hartmut Voss, „auch von außerhalb“. Während der Meppener die Geschichte des Pfarrers erzählt, der von den Ärzten mit einer Tuberkulose-Diagnose abgeschrieben worden war und sich mithilfe eines Buchs über die Heilkraft des Wassers durch Bäder im Winter in der eiskalten Donau heilte, kommt eine neue Anhängerin der Kneipp’ schen Lehre vorbei, um sich beim Wassertreten zu ertüchtigen. „Ich bin den ganzen Winter hier gewesen und habe durchgehalten und bin zum ersten Mal gar nicht erkältet gewesen“, ruft Anne Fredewehs aus dem Becken, wo sie wie ein Storch durch das Wasser stakst. Beim Stichwort Wassertreten im Winter fällt Voss das Beispiel von der Vereinsältesten ein: „Unsere Queen Mum ist 109 Jahre alt geworden und hat noch mit 105 am Silvester-Wassertreten teilgenommen.“ Der Gesundheitsverein mit über 500 Mitgliedern bietet Kurse im Wassergymnastik, Yoga, rhythmischen Tanzen, Nordic Walking, Radfahren und Wandern an. Außerdem gibt es Ausflüge, Kegelgruppen und Klön-Nachmittage. „Das Soziale ist auch ganz wichtig“, erklärt Voss. Kneipp-Therapie bedeutet nämlich nicht nur Behandlung mit kaltem Wasser. „Kneipp hat durch Beobachtung erkannt, dass Wasser zu wenig ist, und hat fünf Säulen entwickelt: Wasser, Bewegung, Heilpflanzen, Ernährung und Lebensordnung.“ Der zweite Barfußpfad mit Hindernissen und Schwebebalken – laut Kneipp Kaltes Wasser hält den Kreislauf der Meppener Kneippianer in Schwung (oben). Sebastian Kneipp (unten) sagte der Verweichlichung den Kampf an. Fotos: Kim Karotki, Imago reicht ein Spaziergang nicht zur körperlichen Ertüchtigung aus – umschließt den Kräutergarten. Kräuterfrau Ammie Hebers pflegt dort insgesamt 50 verschiedene Heilpflanzen. Auf den roten Klee ist sie besonders stolz: „Den hat man früher benutzt, um Hitzewallungen zu behandeln.“ Ihr Wissen über Kräuter hat sie sich nach und nach angelesen. „Heilkräuter spielten ja mal eine viel größere Gewerbekunden sind bei MEDIMAX Chefsache! I mmer mehr Gewerbekunden und Unternehmen im Emsland vertrauen in Sachen Büro-Elektronik und -Sicherheit sowie Unterhaltungselektronik der Beratung von MEDIMAX in Meppen. Warum? 1. Von Chef zu Chef. Gewerbekunden genießen bei MEDIMAX den Vorteil, dass die Beratung diskret, direkt und auf Augenhöhe stattfindet. So erhalten unsere Kunden die optimale Betreuung für maßgeschneiderte Lösungen von Anfang an. 2. Der Meister-Service. Kaum ein Eletronik-Fachgeschäft oder gar Elektronikmarkt leistet sich heute noch den Service einer eigenen Meisterwerkstatt und eines Fach-Services. Wir schon. Daher können sich unsere Kunden über viele Jahre auf ein eingespieltes Profiteam verlassen. 3. Das Gewerbeleasing. Ob online oder persönlich bei uns: MEDIMAX bietet Ihnen die passenden LeasingPakete! Abgestimmt auf Gewerbekunden bieten sie den Vorteil, dass z.B. der Service über die gesamte Laufzeit schon inklusive ist. Gerne erstellen wir Ihnen ein unverbindliches Angebot. 4. Das Familienunternehmen. Auch im Business-Bereich setzen wir auf die Freundlichkeit, Verbindlichkeit, Beratungskompetenz und Serviceorientierung, die für ein echtes gewachsenes Familienunternehmen selbstverständlich sind. Rolle, aber das geht immer mehr verloren.“ Mit Kneipps Ausspruch „Vergesst mir die Seele nicht“ wird das ganzheitliche Konzept des Wasserdoktors deutlich. Deshalb können neben dem duftenden Kräutergarten auf dem Meditationsplatz mit Sitzgelegenheiten aus Holz und Stein auch Warmduscher die Seele baumeln lassen, vorausgesetzt, sie haben ihr Sitzfleisch trainiert. Demnäc hs MEDIMA X auch in t : Für Kompete nz und S stenau! ervi das Osn abrücke ce für r Land. Nicht mehr selbstverständlich: Die Meisterwerkstatt und ein festes ServiceTeam! Unsere Fachleute in Sachen Montage und Reparatur: Bernd Pricker, Michael Pejovic und Thomas Voskors. Auch unser Serviceleiter Manfred Wind ist immer für Sie da. WERK STATT Ich freue mich darauf, Sie zu beraten! Ihr Hermann Mösker. MEIST SERVI ER CE AUSS END ÖFFNUNGSZEITEN: MO-FR 9:30-18:30, SA 9:30-18:00, P PARKPLÄTZE KOSTENFREI! Auf der Herrschwiese 5-9 | 49716 Meppen | SOFORT-AUSKUNFT: 05931-98 01-0 | www.medimax.de/meppen | [email protected] IENST 32 DONNERSTAG, 24. APRIL 2014 LEBEN & LEIDENSCHAFT Mit Knuddeln statt mit Drill Tiertrainerin Anne Krüger hilft Mensch und Tier, sich besser zu verstehen VON HELGE HOLZ MELLE. Es sind die leisen Worte, die kleinen Gesten, mit denen sich Tiertrainerin Anne Krüger die Aufmerksamkeit der Tiere verschafft – und ihr Vertrauen. Auf ihrem Bio-Hof in Melle ist sie die Chefin über 40 Enten, 30 Ziegen und 300 Schafe. In Seminaren zeigt sie, wie sich Mensch und Tier besser verstehen lernen. Labrador Dr. Watson hilft beim Training. „Wir leben hier in einem typischen ‚Niedersachsen-Hof‘ “, sagt Anne Krüger, die gemeinsam mit ihrer Familie hier in Melle das eigene Gut bewirtschaftet, und ergänzt: „Hier leben Mensch und Tier noch unter einem Dach.“ Diese räumliche Nähe ist nicht nur der Tradition und der historischen Architektur geschuldet. Sie kommt auch ihrer Arbeit zupass. Denn neben ihrer alltäglichen landwirtschaftlichen Arbeit auf dem Bio-Hof kann sie hier in aller Ruhe ihrer eigentlichen Leidenschaft nachgehen, ihrer Arbeit als Tiertrainerin. „Angefangen hat alles mit ‚Der Doktor und das liebe Vieh‘ “, erinnert sie sich und schmunzelt. Die autobiografischen Erinnerungen des Tierarztes Alfred Wight, der diese einst unter seinem Pseudonym James Herriot veröffentlichte, hatten es ihr angetan, sie wollte Tierärztin werden. Nach ihrem Abitur schnupperte sie zunächst in die Landwirtschaft und absolvierte eine Ausbildung zur Tierwirtschaftsmeisterin. Statt der Behandlung kranker Tiere stand die mit gesunden auf dem Tagesplan. Erst kam die Schäferei, dann eine Hundeschule, wo der beste Freund des Menschen auf seine Aufgaben in der Landwirtschaft vorbereitet werden sollte. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Jan Degener und zwei Mitarbeitern ist sie heute Chefin über 40 Enten, 30 Ziegen, 300 Schafe sowie 12 Hunde und ein Dutzend Hühner. Nicht zu vergessen sind die zehn Pferde, die ebenfalls zum Degener-Hof gehören. Mittlerweile hat sich die Wahl-Mellerin auch aus Tiertrainerin einen Namen gemacht. Heute soll sich Socio, ein portugiesischer Lusitano, von seiner Schokoladenseite zeigen. Geduldig lässt er sich aus seiner Box führen. Die Trainerin kümmert sich jetzt intensiv um ihren Schimmel. Während sie ihrem Pferd das Halfter anlegt, neigt es die Ohren Richtung Rücken. Ist der Hafermotor ein Morgenmuffel? „Nein, er hört ganz genau zu, er will mitarbeiten und wartet nur darauf, dass ich ihm sage, was er zu tun hat“, erklärt Krüger. Ihre Stimme wird leiser, aber auch präziser. Dabei strahlt sie eine Ruhe aus, sie weiß genau, was sie von ihren Tieren will und von ihnen erwarten kann. „Wir Menschen können zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft unterscheiden, ein Tier nicht. Es lebt im Jetzt, und das müssen wir jederzeit berücksichtigen, wenn wir mit ihnen kommunizieren wollen“, ergänzt Krüger. Jetzt fehlt nur noch Labrador Dr. Watson. Kaum erscheint auch er auf der Bildfläche, macht sich das Trio auf den Weg zur Reithalle. Hier befindet sich nicht die „Dekoration“, wie sie eigentlich für eine Reithalle üblich wäre. So steht hier das Chassis eines alten 2CV – einer Ente, dem „Spielplatz“ Erinnert an die Bremer Stadtmusikanten: Labrador Dr. Watson versteht sich mit dem Schimmel Socio. Tiertrainerin Anne Krüger gibt Hilfestellung. des gleichnamigen Federviehs. Heute Morgen lassen die drei jedoch die weißgraue Ente aus Blech links liegen. Ein, zwei Worte ins Ohr geflüstert, schon legt sich Socio vollkommen entspannt auf den Boden. Dann die kurze Aufforderung an Dr. Watson, er möge seinen grünen Ball aus dem Regal holen: Der Labrador saust quer durch die Halle, schnappt sich den gewünschten Ball und düst wieder zurück zu Frauchen. Zur Belohnung gibt es eine Runde Knuddeln. In stoischer Gelassenheit lässt der Schimmel den Labrador auch auf seinen Rücken klettern; er bleibt vollkommen unbeeindruckt liegen, als der ihn auch als „Sprungbrett“ benutzt, weil er seinem grünen Ball hinterhersprin- „Zwiegespräch, respektvolles Miteinander und sehr viel Vertrauen.“ Anne Krüger, Tiertrainerin ANGEBOT NUR FÜR GEWERBETREIBENDE gen will. Ein paar Streicheleinheiten und Dankesworte, flugs richtet das Pferd sich wieder auf, und Dr. Watson bringt sein Spielzeug wieder zurück ins Regal. Intensiver Drill? „Nein!“, verrät Anne Krüger und lacht, „es ist ein Zwiegespräch, ein respektvolles Miteinander und sehr viel Vertrauen.“ Der Mensch muss das Verhalten der Tiere „lesen“ und nicht interpretieren – so das Credo der Fachfrau. Nur so lasse sich in einen Dialog mit dem Pferd, mit dem Hund eintreten. „Man muss ihnen kleine Fragen stellen, damit diese von sich aus ein Lösungsangebot präsentieren.“ Eigens zu diesem Zweck hat Anne Krüger das Konzept der „Harmonielogie“ entwickelt: damit Pferde, Hunde und deren Besitzer ge- Foto: Helge Holz meinsam „ins Gespräch kommen“. Wie erfolgreich Anne Krüger und ihr Team die Kommunikation von Mensch und Tier verbessert haben, stellen sie auch außerhalb ihrer Schule vor. Seit einigen Jahren treten sie auf diversen Veranstaltungen mit einer eigenen Tiershow auf, um die Leistungen ihrer tierischen Protagonisten ins rechte Licht zu setzen. Wie beispielsweise beim Gartenfest an der Ippenburg in Bad Essen. Selbst im fernen Oman hat die Tiertrainerin bereits die niedersächsische Fahne vertreten. Am 25. bis 27. April 2014 werden sie und ihr Mann Jan in Hamburg bei der Hansepferde demonstrieren, wie perfekt die Kommunikation von Zwei- und Vierbeinern harmonieren kann. www.citroen-business.de ERFOLG AUF DER GANZEN LINIE: MIT DEN CITROËN NUTZFAHRZEUGEN. CITROËN NEMO z. B. CITROËN BERLINGO ab CITROËN JUMPER CITROËN JUMPY CITROËN BERLINGO 10.990,– € zzgl. MwSt.* *Angebot für Gewerbetreibende zzgl. MwSt. und Fracht gültig bis 31.05.2014. Abb. zeigt evtl. Sonderausstattung/höherwertige Ausstattung. XXXXXXXXXXXXXXXX Autohof Hansastraße GmbH & Co. KG (H) • Hansastr. 101 • 49090 Osnabrück • Telefon 0541 / 96262-0 • Fax 0541 / 96262-49 • [email protected] • www.autohof-hansastrasse.de (H)=Vertragshändler, (A)=Vertragswerkstatt mit Neuwagenagentur, (V)=Verkaufsstelle Autopark Nahne (V) Filiale Autohof Hansastraße GmbH & Co. KG • Iburger Straße 226 • 49082 Osnabrück• Telefon 0541 / 96262-70 • Fax 0541 / 96262-78