Ansehen - Bibelschule

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Ansehen - Bibelschule
Belsazar
Eine Studie über die Historizität dieser biblischen Person
vorgelegt von
Denis Kaiser
November 2003
Die Historizität Belsazars
Kaiser
27.11.03
2
Inhaltsübersicht
Inhaltsübersicht
2
I.
Einleitung
3
II.
Verschiedene Problempunkte
3
A) Erwähnung in der Bibel
3
B) Persische Königslisten
4
C) Griechische Königslisten
4
D) Schlussfolgerungen der Kritiker
4
III. Funde aus der Zeit des 6. Jahrhunderts v.Chr.
IV.
V.
5
A) Der Sohn des Königs
5
B) Die Beziehung zwischen König und Sohn
6
C) Der Befehlshaber der Armee
7
D) Das Königtum des Sohnes
8
Schriften aus der Zeit des 5. bis 3. Jahrhunderts v.Chr.
10
A) Herodot
10
B) Xenophon
10
C) Berossus
11
Schlussfolgerung
Bibliographie
11
12
Die Historizität Belsazars
Kaiser
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3
I. Einleitung
In dieser Studie wollen wir der Frage nach der Historizität der biblischen Person
„Belsazar“ nachgehen. Neben biblischen Indizien und historischen Problembereichen werden
archäologische Funde sowie antike Schriften aufgeführt und deren Inhalte offengelegt.
Auf alle Themen, die nicht direkt mit der Frage der Existenz und des Königtums der
Person Belsazars zusammenhängen, wird nicht weiter eingegangen bzw. sie werden nur am
Rande erwähnt.
Die verwendeten Abkürzungen folgen den bekannten Regelwerken und brauchen daher
hier nicht neuerlich aufgelistet zu werden.
II. Verschiedene Problempunkte
A) Erwähnung in der Bibel
Belsazar1 kommt in Daniel 5, 7 und 8 als der letzte in der Reihe der neo-babylonischen
Könige vor. Daniel hatte sowohl im „ersten Jahr Belsazars, des Königs von Babel“ (Da 7,1)
als auch im „dritten Jahr der Regierung des Königs Belsazar“ (Da 8,1) einen Traum. Damit
sagt er aus, dass der amtierende König zu dieser Zeit den Namen Belsazar trug. Des Weiteren
wollte dieser König Daniel bei einer großen Feier zum Dritten im Königreich machen und
ließ dies dann auch ausrufen.2 In der Nacht dieser Feier wurde Babylon durch die Meder und
Perser eingenommen. Dieselbe Person wird auch von Daniel als der König genannt, der bei
dieser Einnahme Babylons von den Medern und Persern getötet wurde (Da 5,30).
1
Martin Bocian, Lexikon der biblischen Personen, Stuttgart, 1989, 70 sagt, dass Belsazar bzw. Belschazzar
aus dem Akkadischen übersetzt „Bel, schütze den König“ bedeutet.
2
Da 5,1.16.29.
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B) Persische Königslisten
Im 6. Jahrhundert v.Chr. wurden unter persischem Einfluss verschiedene Keilschrifttexte geschrieben, welche zu einer chronologischen Liste der babylonischen Könige führen. 3
1.
Nabu-apal-usur
21 Jahre
626/625 – 605 v.Chr.
2.
Nabu-kudurri-usur
43 Jahre
605 – 562 v.Chr.
3.
Amel-Marduk
2 Jahre
562 – 560 v.Chr.
4.
Nergal-sar-usur
4 Jahre
560 – 556 v.Chr.
5.
Labashi-Marduk
wenige Monate
556 v.Chr.
6.
Nabu-na’id
17 Jahre
556 – 539 v.Chr.
Nach diesen Texten war Nabonid der letzte König von Babylon. Der Name Belsazar
erscheint in der Liste der babylonischen Könige nicht.
C) Griechische Königslisten
Griechische Geschichtsschreiber des 5. und 4. Jahrhunderts v.Chr. stimmen im
Allgemeinen darin überein, dass Nabonid der letzte König war. Als nächsten König nennen
sie gleich den Perser Kyrus und Belsazar wird überhaupt nicht erwähnt. Griechische Annalen
vom beginnenden 3. bis zum 1. Jahrhundert v.Chr. hüllen sich bezüglich der Person Belsazars
und seiner Position während der letzten Jahre des babylonischen Reiches in völliges
Schweigen.4
D) Schlussfolgerungen der Kritiker
Bis vor einiger Zeit glaubte die Mehrheit der kritischen Gelehrten, dass der Name
„Belsazar“ eine Erfindung des Schreibers Daniel war, der, wie diese Kritiker meinten, in der
Zeit der Makkabäer im 2. Jahrhundert v.Chr. lebte.5 Ein Überblick über die persischen und
3
Raymond Philip Dougherty, Nabonidus and Belshazzar, New Haven, 1929, 7.199-200.
4
Idem, 199-200.
5
Davon wird berichtet bei Francis D. Nichol, The Seventh-day Adventist Bible Commentary, Washington,
1955, IV 806; Matthias Schwander, Quellensammlung: zur historischen Glaubwürdigkeit der Bibel,
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griechischen Königslisten wirft berechtigte Fragen nach der Existenz Belsazars auf. Wenn
diese Person jedoch existierte, stellt sich weiterhin die Frage nach seiner Königsherrschaft,
denn die unter B) aufgeführten Königslisten bieten keinen entsprechenden Hinweis auf dieses.
III. Funde aus der Zeit des 6. Jahrhunderts v.Chr.
A) Der Sohn des Königs
Im Jahr 1854 führte der britische Konsul von Basra, J. E. Taylor, Ausgrabungen in Ur
durch, wobei er vier Zylinder in den vier Ecken des Ziggurats fand, die alle ein Gebet von
Nabonid enthalten, bei dem er auch für seinen Sohn Belsazar bittet.
Mich aber, Nabunaid, den König von Babylon, befreie von Sünden wider deine hehre Gottheit
und schenke mir Leben ferner Tage zum Geschenk. Und was Belsarusur, meinen ersten Sohn,
den Sproß meines Herzens, betrifft, so laß die Furcht deiner hehren Gottheit in seinem Herzen
wohnen, daß er nicht in Sünden willige. Mit Ueberfluß an Leben werde er gesättigt.6
Sieben Jahre später wurden weitere Texte von Keilschrifttafeln veröffentlicht, die
wieder den Sohn des Königs Nabonid beim Namen nennen und ihn als seinen ältesten Sohn
identifizieren.7
In Verträgen und ähnlichen Dokumenten gibt es wiederholt Verweise auf Belsazar, der
manchmal auch einfach als „der Sohn des Königs“ bezeichnet wird. 8
Wiederum in Ur fand man in einem großen Zylinder von Nabonid ein weiteres Gebet,
welches denen, die schon im Jahr 1854 gefunden wurden, sehr ähnelt.
23
[As for me], Nabonidus, the king of Babylon, 24, 25 [the venerator of] thy great divinity, may I
be satisfied with fulness of life, 26, 27 [and as for] Belshazzar, the first son proceeding from my
loins, lengthen his days; let him not turn to sinning.9
Dillenburg, 31994, 27; Joseph P. Free, Archaeology and Bible History, Grand Rapids, 1992, 201; Alfred J.
Hoerth, Archaeology & The Old Testament, Grand Rapids, 1998, 379; vertreten von Lester L. Grabbe, „The
Belshazzar of Daniel and the Belshazzar of History“ AUSS 26 (1988) 59-66.
6
E. v. Starck, Babylonien und Assyrien nach ihrer alten Geschichte und Kultur dargestellt, Marburg, 1907,
145; siehe auch Dougherty, 93-94.
7
H. Fox Talbot, „Translation of Some Assyrian Inscriptions“ Journal of the Royal Asiatic Society 18 (1861)
195.
8
Free, 201; William H. Shea, „Bel(te)shazzar Meets Belshazzar“ AUSS 26 (1988) 76-78.
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Diese Funde zeigen, dass der Sohn des Königs, der zur Zeit des Falls von Babylon im
Jahr 539 v.Chr. regierte, den Namen Belsazar trug.10
B) Die Beziehung zwischen König und Sohn
Auf einer kleinen Tafel aus der Yale Babylonian Collection berichtet Shumukin von
zwei Träumen, die er am 15. und am 17. Tag des Monats Tebitu im 7. Jahr der Regierung des
Nabonid hatte.11
In a dream I saw the Great Star, Venus (i.e. Dilbat), Sirius, the moon and the sun and I shall
(now) study this (constellation) with regard to a favorable interpretation for my lord Belshazzar,
the crown-prince! […] I have observed the Great Star and I shall study (this) with regard to a
favorable interpretation for my lord Nabonidus, king of Babylon, as well as to my lord
Belshazzar, the crown-prince!12
Sowohl der König als auch dessen Sohn werden von ihm als „mein Herr“ bezeichnet, so
als ob beide eine fast gleichwertige Stellung hätten.
Es gibt zwei Gesetzesdokumente, die auf das 12. (544/543 v.Chr.) und das 13. Jahr
(543/542 v.Chr.) von Nabonid datiert sind. In ihnen gibt es Eide, wo beim Leben von
Nabonid, dem König, und Bel-sar-usur, dem Kronprinzen, geschworen wird.13 Seit der Zeit
Hammurabis war es üblich, bei dem Namen des gerade regierenden Königs zu schwören.14
Für das 12. Jahr von Nabonid gibt es insgesamt drei Fälle für einen einzigartigen Eid, der
sowohl Nabonid als auch Belsazar erwähnt und beide auf eine fast gleichwertige Stufe stellt.
9
Dougherty, 94.
10
David J. A. Clines, „Belshazzar“ in: Geoffrey W. Bromiley (Hg.), The International Standard Bible
Encyclopedia, Grand Rapids, 1979, I 455.
11
D. J. Wiseman, Nebuchadrezzar and Babylon – The Schweich Lectures of the British Academy 1983, New
York, 1991, 92.
12
James B. Pritchard (Hg.), Ancient Near Eastern Texts: Relating to the Old Testament, Princeton, 31974, 309310.
13
R. K. Harrison, „Belshazzar“ in: Edward M. Blaiklock / R. K. Harrison (Hg.), The New International
Dictionary of Biblical Archaeology, Grand Rapids, 1983, 96; Gerhard Hasel, „Das erste und dritte Jahr
Belsazars“ AD II (1976) 57.
14
Free, 201.
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Allerdings wurde an keiner anderen Stelle in der Keilschriftliteratur der Name des Sohnes
eines Königs zusammen mit dem Namen des Vaters in einer Eidesformel genannt. 15
Im Jahr 1916 veröffentlichte Theophilus G. Pinches einen Text, wo Nabonid und
Belsazar bei einem Gebet in einem Eid zusammen genannt werden. 16
1
Ishi-Amurru, the son of Nûranu, by the gods Bêl, 2 Nabû, the Bêltu of Erech and Nanâ, the
decrees 3 of Nabonidus, the king of Babylon, and Belshazzar, 4a the son of the king, took oath as
follows.17
Es ist ungewöhnlich, dass der König und sein Sohn in Gesetzesdokumenten und
Gebeten in solch eine enge Beziehung zueinander gesetzt werden. In der Tat gibt es nur noch
ein anderes Beispiel dafür.18 Auch wenn diese Texte auf eine fast gleichwertige Stellung der
beiden Personen hinweisen, so sind sie dennoch kein Beweis dafür, dass man Belsazar direkt
als König bezeichnen könnte.
C) Der Befehlshaber der Armee
Dr. Pinches veröffentlichte 1882 einen Text, der im Jahr zuvor gefunden wurde und nun
als die Nabonid-Chronik bezeichnet wird.19 In den Berichten über die Zeit vom 7.20 bis zum
11. Jahr wird gesagt, dass der Kronprinz Belsazar in Akkad21 geblieben war und sein Vater,
der König, nicht nach Babylon kam, sondern in Tema (Nordarabien) verblieb.22
15
Harrison, 96; Dougherty, 96; Hasel, 57; Clines, 455; D. J. Wiseman, „Belsazar“ in: Helmut Burkhardt (u.a.)
(Hg.), Das grosse Bibellexikon, Wuppertal, 1980, 181.
16
Nichol, 807.
17
Dougherty, 96.
18
Clines, 455 sagt, dass Kyrus und Cambyses im Kyrus-Zylinder in solch eine Beziehung zueinander gestellt
werden.
19
Nichol, 806-807; siehe auch Dougherty, 103.
20
Für dieses Jahr wird das erste Mal erwähnt, dass Nabonid in Tema weilte und somit bildet das Jahr 7 der
Regierung Nabonids den Anfangspunkt für sein Verweilen in Tema. Die Verweildauer in Tema war bis zur
Veröffentlichung der Harran-Stelen im Jahr 1958 nicht geklärt. Auf diese wird später noch eingegangen.
Hasel führt aus, dass Belsazar schon im 6. Jahr mit der Regierung betraut wurde. Siehe Hasel, 62-64.
21
Hasel, 57 sagt: „‚Akkad‘ ist die östliche Hälfte des Babylonierreiches, nämlich Mesopotamien: im Vergleich
zu ‚Hatti‘, welches den westlichen Teil ausmacht.“
22
Pinches sagt, dass Belsazar der Anführer der Armee gewesen zu sein scheint und wahrscheinlich einen
größeren Einfluss im Reich hatte als sein Vater und so als König angesehen wurde. Siehe Transactions of the
Society of Biblical Archaeology, VII (1882) 150 zitiert in Nichol, 807; Hasel, 57.
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Seventh year: The king (i.e. Nabonidus, stayed) in Tema;5 the crown prince, his officials and his army
(were) in Akkad. [...] Ninth year: Nabonidus, the king, (stayed) in Tema; the crown prince, the officials
and the army (were) in Akkad. [...] In the month of Nisanu the 5th day, the mother of the king died in
Dur-karashu7 which is on the banks of the Euphrates, above Sippar. The crown prince and his army were
in deep mourning for three days, a(n official) ‚weeping‘ was performed. [...] Tenth year: The king
(stayed) in Tema; the crown prince, his officials and his army (were) in Akkad. [...] Eleventh year: The
king (stayed) in Tema; the crown prince, his officials and his army (were) in Akkad. 23
Nach jedem der jährlichen Abschnitte in dem oben genannten Zitat wird gesagt, dass
während der Zeit, wo Nabonid in Tema war, in Babylon kein Neujahrsfest stattfand.24
Belsazar befand sich mit der Armee ab dem 7. Jahr in Akkad, welches sich in der nahen
Nachbarschaft von Sippar befindet. Dr. Pinches hat gezeigt, dass es zweifellos Berichte über
zahlreiche Gaben gibt, die Belsazar dem Tempel des Sonnengottes in Sippar geschenkt hat.25
Andere Texte geben Details seiner religiösen 26 und administrativen Aktivitäten wieder und
zeigen, dass er alle gewöhnlichen Funktionen eines Mitregenten ausübte. 27
D) Das Königtum des Sohnes
Im Jahr 1924 veröffentlichte Sidney Smith den so genannten Vers-Bericht von Nabonid,
der heute in The British Museum in London zu finden ist.
He entrusted the ‘Camp’ to his oldest (son), the firstborn, The troops everywhere in the country
he ordered under his (command). He let (everything) go, 9 entrusted the kingship to him And,
himself, he started out for a long journey, the (military) forces of Akkad marching with him; He
turned towards Tema (deep) in the west. He started out the expedition on a path (leading) to a
distant (region). When he arrived there, He killed in battle the prince of Tema, Slaughtered the
flocks of those who dwell in the city (as well as) in the countryside, And he, himself, took his
residence in [Te]ma, the forces of Akkad [were also stationed] there. He made the town
beautiful, built (there) [his palace] Like the palace in Šu.an.na (Babylon), he (also) built walls.28
In „diesem“ Bericht wird klar gesagt, dass Nabonid seinem ältesten Sohn die
Königsherrschaft anvertraute.29
23
Pritchard, 306.
24
Ibid.; Hoerth, 380.
25
Wiseman, „Belsazar“, 181; Harrison, 96.
26
Hasel, 63.
27
Harrison, 96.
28
Pritchard, 313; siehe auch Sidney Smith, Babylonian Historical Texts: Relating to the Capture and Downfall
of Babylon, London, 1924, 88-89; Dougherty, 107; Hasel, 56; Don F. Neufeld / Julia Neuffer (Hg.), Seventhday Adventist Bible Students’ Source Book, Washington, 1962, 114.
29
Nichol, 807; sowie Hasel, 56; Free, 201; Clines, 455.
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1957 entdeckte man im Gemäuer einer alten Moschee in Harran Stelen mit der Inschrift
Nabonids. Die Inschriften wurden im folgenden Jahr von J. C. Gadd veröffentlicht. 30 Laut
diesen Inschriften hielt sich Nabonid 10 Jahre lang in Babylon auf. 31
Es wurde auch ein rund 10 cm langer Tonzylinder gefunden, der Keilschrifttexte über
den Sieg von Kyrus über Nabonid beinhaltet.
A weakling has been installed as the (ruler) of his country ... He interrupted in a fiendish way
the regular offerings ... The worship of Marduk, the king of the gods, he (chang)ed into
abomination. ... I returned to these sacred cities on the other side of the Tigris, the sanctuaries of
which have been ruins for a long time, the images which used to live therein and established for
them permanent sanctuaries. I also gathered all their former inhabitants and returned them to
their habitations.32
Der Vers-Bericht zeigt sehr deutlich, dass der König seinem Sohn das Königtum bzw.
die Königsherrschaft anvertraute. Für das Volk und den Hofstaat war er der Ausführende der
staatlichen Gewalt und so ist es auch völlig legitim, wenn diese ihn als König ansahen und ihn
so bezeichneten.33
30
J.C. Gadd, „The Harran Inscriptions of Nabonidus“, Anatolian Studies VIII (1958).
31
Gadd, 58-63, zitiert in Hasel, 57, sagt: „‚... zehn Jahre ging ich bei ihnen umher (und) ging nicht zu meiner
Stadt Babylon.’25 Es wird ebenfalls erklärt: ‚(Nach)26 zehn Jahren kam die festgesetzte Zeit’27, und als ‚das
Jahr voll war, (dann) kam die festgesetzte Zeit (als) ... von der Stadt Tema (Sin mich zurückkehren liess) ...
Babylon, das Siegel meiner Herrschaft (betrat ich) ...‘“ Siehe auch Pritchard, 562-563; Wiseman, „Belsazar“,
181. Wenn Nabonid vom siebten Jahr an zehn Jahre lang in Tema war, dann kehrte er erst kurz vor der
Zerstörung Babylons dorthin zurück (wahrscheinlich in seinem siebzehnten Regierungsjahr). Siehe Clines,
455; Hasel, 64.
32
Alan R. Millard, „Daniel and Belshazzar in History“, BAR 11 (1985) 76.
33
Wiseman, Nebuchadrezzar and Babylon, 104; Schwander, 26-27; Bocian, 70-71; Clines, 455; Schoville
Keith N., Biblical Archaeology In Focus, Grand Rapids, 1978, 189; Julia Neuffer, „An Egyptian Time Scale
And Old Testament Chronology” in: Lawrence T. Geraty / Larry G. Herr (Hg.), The Archaeology of Jordan
and Other Studies, Berrien Springs, 1986, 573-574; Harrison, 96; Da Belsazar aber letztendlich nur die
zweite Position im Staate inne hatte, konnte er Daniel auch nur die dritte Position anbieten. Siehe auch
Hoerth, 381; Shea, „Bel(te)shazzar Meets Belshazzar“, 70 und „Belshazzar, And The Book Of Daniel: An
Update“, AUSS 20 (1982) 138-139.
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IV. Schriften aus der Zeit des 5. bis 3. Jahrhunderts v.Chr.
A) Herodot
Herodot, ein griechischer Historiker (485-425 v.Chr.) bekräftigt den Punkt mit der
Feier, erwähnt aber nicht den Tod eines Königs. In der Tat ist nach ihm die Feier einer der
zwei Hauptgründe, warum Babylon fiel.
Infolge der Größe der Stadt, wie von den dort Wohnenden erzählt wird, hätten zu einer Zeit, in der die
äußeren Teile der Stadt bereits genommen waren, die Babylonier, die die Stadtmitte bewohnten, noch
nicht erfahren, daß jene in der Hand des Feindes seien, sondern sie hätten zu dieser Zeit – es sei nämlich
bei ihnen gerade ein Fest gewesen – getanzt und es sich wohl sein lassen, bis sie allerdings die Sache nur
zu deutlich erfuhren. So war Babylon damals zum ersten Mal eingenommen worden. 34
Herodot benutzt den Namen Labynetus für Nabonid und an einer Stelle erwähnt er, dass
Kyrus kam, um die Frau von Labynetus und ihren Sohn anzugreifen. Er nennt nicht den
Namen des Sohnes, sagt aber, dass dieser den gleichen Namen hatte wie sein Vater und an
seines Vaters Stelle handelte.35
B) Xenophon
Der griechische Schreiber Xenophon (430-355 v.Chr.) sagte, dass sich die Perser
entschieden, Babylon in der bestimmten Nacht anzugreifen, weil in dieser Nacht in Babylon
eine große Feier stattfand.
[15] At last the ditches were completed. Then, when he heard that a certain festival had come round in
Babylon, during which all Babylon was accustomed to drink and revel all night long, Cyrus took a large
number of men, just as soon as it was dark, and opened up the heads of the trenches at the river. 36
In dieser Nacht töteten zwei Generäle von Kyrus den König von Babylon, dessen Name
allerdings nicht genannt wird.
[29] And when Gadatas and his men saw the gates open they dashed in in pursuit of the others as they
fled back into the palace, and dealing blows right and left they came into the presence of the king; and
they found him already risen with his dagger in his hand. [30] And Gadatas and Gobryas and their
followers overpowered him; and those about the king perished also, one where he had sought some
shelter, another while running away, another while actually trying to defend himself with whatever he
could.37
34
Herodot, Historien, I.191.
35
Idem, 188.
36
Xenophon, Cycropaedia, VII.5.15.
37
Idem, 29-30.
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C) Berossus
Der babylonische Priester Berossus schrieb in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts
v.Chr. die Geschichte Babyloniens in Griechisch. Dort sagte er folgendes:
But when he [Nabonnedus] was come to the seventeenth year of his reign, Cyrus came out of Persia with
a great army; and having already conquered all the rest of Asia, he came hastily to Babylonia. When
Nabonnedus perceived he was coming to attack him, he met him with his forces, and joining battle with
him was beaten, and fled away with a few of his troops with him, and was shut up within the city
Borsippus. Hereupon Cyrus took Babylon, and gave order that the outer walls of the city should be
demolished, because the city had proved very troublesome to him, and cost him a great deal of pains to
take it. He then marched away to Borsippus, to besiege Nabonnedus; but as Nabonnedus did not sustain
the siege, but delivered himself into his hands, he was at first kindly used by Cyrus, who gave him
Carmania, as a place for him to inhabit it, but sent him out of Babylonia. Accordingly Nabonnedus spent
the rest of his time in that country, and there died.38
Nabonid starb nach Berossus nicht bei der Einnahme Babylons, sondern er wurde nach
seiner Gefangennahme nach Carmania deportiert.39
V. Schlussfolgerungen
Die Keilschriftfunde zeigen, dass Belsazar als historische Persönlichkeit existiert hat.
Durch diese Funde wird deutlich, dass sich diese Person zur richtigen Zeit (zur Zeit des Falles
der Stadt Babylon) am richtigen Ort (in Babylon) in der richtigen Position (das Königtum
innehabend) befand und auch zur richtigen Zeit starb (in der Nacht der Eroberung Babylons).
Die antiken Schriften zeigen, dass das Wissen um die Existenz Belsazars mit der Zeit
immer mehr verschwand. Hätte Daniel erst im 2. Jahrhundert v.Chr. gelebt, dann hätten die zu
dieser Zeit vorhandenen Informationen nicht mehr ausgereicht, um solch detaillierte
Informationen über die Person Belsazar zu liefern, wie sie von Daniel im gleichnamigen
biblischen Buch geliefert werden. In der Tat konnte nur jemand, der zu dieser Zeit lebte,
sozusagen ein Augenzeuge wie Daniel, solch exakte Informationen geben. Die gefundenen
Keilschrifttafeln und die antiken Schriften bestätigen also den biblischen Bericht.
38
Berosus, Chaldean History, III (das Werk ist nicht mehr erhalten) zitiert in Flavius Josephus, Contra
Apionem, I 20.142.
39
Wiseman, Nebuchadrezzar and Babylon, 104.
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