Albrecht von Waldstein Osterfahrt 2012
Transcrição
Albrecht von Waldstein Osterfahrt 2012
Ostern 2012 „Albrecht von Waldstein“ - Die Kartause zu Gitschin Wenn sich anfangs noch 2 Wanderfreunde mehr angemeldet hätten (wo sollten die denn herkommen) hätten wir das Lied von den zehn kleinen Negerlein singen können: Nach und nach sagten nämlich die Teilnehmer ab – zuletzt unser Vorsitzender. Was hilft's, 5 Leute sind auch eine Gruppe und in diesem Fall gar nicht einmal so eine schlechte! Die zweite Tour der Wallenstein-Trilogie ging also in das Böhmische Paradies. In vollen Zügen genossen wir die Anreise über Cottbus, Zittau und Liberec nach Turnov – die letzten zwei Stationen sogar im Schnellzug(!). Diesmal habe ich auch besser aufgepasst, und die Kleingruppenkarte sofort nach Erhalt in ein EURO-Neiße-Ticket umgetauscht. Zum Glück klappten alle Bahnanschlüsse, und da es von Turnov auch einen Stadtplan gibt, fanden wir unser Hotel diesmal auf direktem Wege. Die Zimmer waren schon vorbereitet, und nachdem wir unser Gepäck dort abgelegt hatten, gab es erst einmal ein Bier im Hotelrestaurant. Am 6. April war die erste Wanderung. Sie stand zwar unter dem Motto „Die Kartause zu Gitschin“, doch bis dahin war noch ein langer, steiniger Weg. Damit die Wanderung aber nicht zu lang wird, fuhren wir ein Stück mit dem Linienbus und nahmen erst dann den Weg bergauf zur Burgruine Trosky. Es war zwar ganz schön diesig, aber wir konnten die Burg schon von Weitem sehen. Sie hat allerdings nur an Wochenenden geöffnet, und so sahen wir sie uns nur von außen an. Um zu unserem nächsten Ort, Svítačka, zu gelangen, hatten wir ein Stück unmarkierten Weg zu gehen. Burgruine Trosky So etwas sind wir ja von unserem Wanderleiter gewohnt. Der Ort hatte nicht nur ein kleines Kirchlein, sondern auch einen Lebensmittelladen mit ein paar Sitzbänken davor. So konnten wir unsere Wasservorräte ergänzen, und der Wanderleiter die selbst gebackenen Teilchen ausgeben. Am Bahnhof begann dann auch wieder eine Markierung, die uns geradewegs zu den Prachovské skály führte. Dort mussten wir erst einmal Eintritt bezahlen, denn die Prachovské skály besagten Steine sind Privatbesitz – ein schöner Steingarten. Wir hatten ganz schön zu tun, den empfohlenen Rundgang zu meistern. Danach stiegen wir nach Jinolice ab, wobei wir an den gleichnamigen Teichen schnell vorbei gingen. Zum Baden wäre es ohnehin zu kalt gewesen. Von Jinolice fuhren wir zwei Stationen mit der Bahn (es geht nichts über ein gutes Timing!), setzten unsere Wanderung fort und sahen uns von weitem die Kartause an. In dem ehemaligen Kloster ist jetzt ein Gefängnis untergebracht – sind ja auch irgendwie Zellen – aber Besucher dürfen nicht einmal in die Kirche gehen. Den Weg auf den Zebin ersparten wir uns ebenfalls, dafür hatten wir mehr Zeit für die Valdštejnská lodžie, einem vom Herzog erbauten Lustschloss. Im Innern war eine interessante Ausstellung darüber, was der Herzog mit dieser Gegend alles vor hatte. Alle Bauwerke sind nach astronomischen Gesichtspunkten ausgerichtet. Leider Valdštejnská lodžie wurde nach seiner Ermordung nicht mehr weiter gebaut, so dass wir uns mit dem begnügen mussten, was bis zum Jahre 1634 fertig war und auch nicht danach wieder abgerissen wurde. Auf der gut 1,7 km langen vierreihigen Lindenallee erreichten wir Schloss Jičín Jičín. Nach einem kleinen Stadtrundgang suchten wir uns ein angenehmes Lokal zum Abendessen. Ich weiß nicht, warum keiner im Teilnehmerheft nachgesehen hat, wann der Zug wirklich fährt. Jedenfalls verbreitete sich die Meinung, er führe um 19:19 Uhr. Wir fragten die Kellnerin um 19:00 Uhr, wie lange man zum Bahnhof laufe. Sie sagte, dass man etwa 30 Minuten braucht. Nun, wir schafften es in 15 Minuten und der Zug fuhr pünktlich – um 19:33 Uhr!!!! Im Hotel gab’s nach den 23 km dann noch ein Gute-Nacht-Bier. 1 Die längste Wanderung habe ich mir für den Samstag ausgesucht. 31 km sollten es werden, natürlich wieder über Felsen, bergauf und bergab. Doch es kam alles ganz anders. Das Motto der Wanderung lautete „Burg Valdštejn und der Goldene Weg des Böhmischen Paradieses“, und Burgen sind gewöhnlich oben. So stiegen wir erst einmal steil bergauf, auf dem schlimmsten Stück Burg Valdštejn mittels Treppenstufen. Wenn man genau hinsieht, Hruboskálské skální město erkennt man auf dem Bild schon die sich immer stärker ausbreitende Nässe. Das nächste Ziel war das Schloss Hrubá skála. Auf dem Weg dorthin kamen wir an vielen schönen Felsformationen vorbei, liefen durch ein Arboretum und stiegen schließlich in eine Felsschlucht mit dem Namen Adams Bett. Wieder aus dem Bett heraus kamen wir zum Vorplatz des Schlosses, der heute zum Parkplatz mutiert ist. Ringsum viele Souvenirbuden – eine richtig touristisch erschlossene Gegend. Es hatte sich so langsam eingeregnet und wir suchten uns einen der aufgespannten Schirme als Pausenplatz. Unser weiterer Weg verließ bald die Felsen und führte durch schöne Täler im Wesentlichen bergab in den Ort Borek. In einer halben Stunde sollte hier ein Zug nach Turnov fahren, Schloss Hrubá skála und da es gerade wieder angefangen hat zu schütten, beschlossen wir, alle die angekündigte Fahrmöglichkeit „für Aussteiger“ zu nutzen. In Turnov angekommen war das schönste Mützenwetter. Um also noch etwas Landschaft zu sehen, begaben wir uns „von hinten“ auf die Strecke. Durch das Zeleny důl führte unser Weg nun in die Klokočské skály. Die Höhle Postojna haben wir natürlich nur von außen gesehen und auch die Felsenburg Rotštejn muss noch auf eine Besichtigung warten, dafür hatten wir aber einen schönen Rückweg am Rand der Felsen bei SONNE. Erst als wir im Hotel waren fing es an zu schneien aber da waren wir ja schon in Sicherheit. Insgesamt sind es dann doch noch 29 km geworden. Höhle Postojna (Amerika) Als wir am Sonntag aus dem Fenster sahen, trauten wir unseren Augen nicht: Es lag Schnee. Aber nicht nur dies machte mir Sorgen, auch das langfristig bestellte Taxi war nicht zur Stelle. Wie sollten wir nun pünktlich zur Führung nach Mnichovo Hradiště kommen? Der Titel der Wanderung, „Münchengrätz – von den Zisterziensern gegründet“, musste doch in die Realität umgesetzt werden! Zum Glück hatte ich meinen Bestellbrief dabei, und durch Vermittlung der freundlichen Kellnerin gelang es mit einer halben Stunde Verspätung doch noch ein Fahrzeug zu ordern. Die ebenfalls bestellte deutschsprachige Führung fiel zwar in den Schnee Letzte Ruhestätte – wir mussten bei den Einheimischen mitgehen und die gedruckte Erklärung lesen (was längst nicht so ergiebig war) – aber immerhin sahen wir das Innere des Bauwerks und die Kapelle St. Anna, in der sich die letzte Ruhestätte unseres Herzogs befindet. Dann begaben wir uns endlich auf die Wanderung. Erstes Ziel war die Burg Valečov. Nun standen wir ja ein wenig unter Zeitdruck, und da ließen wir Burg Burg sein (schade!) und wanderten weiter. Auch Drábské světničky, die zweite Felsenburg des Tages fiel dem Zeitdruck zum Opfer, und muss irgendwann einmal nachgeholt werden. Kurz vor unserer Mittagsrast sahen wir in der Ferne nicht nur den tief verschneiten Ještěd liegen sondern auch ein Schneefallgebiet, welches sich rasant auf uns zu bewegte. Wir erreichten noch rechtzeitig die Baude „Na krásné vyhlidce“, und als wir mit dem Mittagessen fertig waren, war wieder schönes Wanderwetter. Weiter ging es durch die Příhrazské skály, und wenn man so tief absteigt, muss man auch wieder so viele Stufen hinauf. Der letzte Teil der 22 km langen Příhrazské skály Wanderung verlief auf einem Weg ohne nennenswerte Höhenunterschiede und wir erreichten die Burg Kost noch bei gutem Fotolicht. Allerdings war es schon mächtig kalt, die Burg schon geschlossen und auf dem Parkplatz keine Burg Kost Sitzgelegenheit. Also liefen wir einmal um die Burg herum und warteten dann auf das Taxi, das auf die Minute genau zur bestellten Zeit kam (geht doch!). 2 Schlosspark Sychrov mit Orangerie, Wasserturm und Rudolfsaussicht Am Ostermontag war schöner Sonnenschein. Da aber auch in Tschechien Feiertag ist, gab es erst um 8:00 Uhr Frühstück. So musste wieder ein Taxi her, denn den Zug nach Sychrov hätten wir nicht mehr geschafft. Diesmal klappte der Taxiruf besser, und so waren wir trotz Zwischenstopp am Bahnhof zum Zweck der Gepäckabgabe 30 Minuten zu früh im Schloss, Zeit genug, um sich den Schlosspark anzusehen. So stellt man sich einen Osterspaziergang vor. Die Schlossführung war diesmal auf deutsch und so lernten wir viel über das Leben der einstigen Schlossbesitzer, der Familie Rohan, welche bis 1945 hier wohnte. Nach der Mittagsrast in der nahen Gaststätte (leider nur Touristenabspeisung) fuhren wir nach Turnov zurück. Da wir ja noch Zeit hatten, liefen wir noch einmal in die Stadt. Schließlich hatten wir von Turnov noch fast gar nichts gesehen. Es war also ein kleiner Stadtrundgang fällig. Vielleicht hätten wir dabei auch unseren sonst üblichen Wanderschritt an den Tag legen sollen. So aber schlenderten Schloss Sychrov wir durch die Stadt von Kirche zu Kirche und als wir schließlich am Bahnhof ankamen, stand dort abfahrtbereit ein Personenzug nach Liberec. Wir mussten aber noch unser Gepäck in Empfang nehmen. So fuhren wir dann erst mit dem Zug, den ich geplant hatte. Der hatte allerdings eine halbe Stunde Verspätung (in der Ankunft!). Dadurch klappten auch die Anschlüsse nicht mehr, so dass wir mit zwei Stunden Verspätung in Berlin ankamen. Dafür brauchten wir uns nicht mehr um Sitzplätze zu sorgen. So spät fährt kaum St. Franziskus von Assisi noch einer. Alle Wetter, es war wieder eine schöne Osterfahrt. Wenn man die Bequemlichkeit einer Hotelübernachtung nutzen will, so muss man sich eben nach den Gepflogenheiten des Hotels nutzen und darf keine Extrawünsche haben. Selbstkritisch muss ich zugeben, dass demzufolge auch keine Startzeiten vor 9:00 Uhr geplant werden dürfen. Ja, wir haben sehr viel vom Böhmischen Paradies gesehen. Trotzdem bleiben noch viele „weiße Stellen“. Vielleicht gibt es wieder einmal eine Fahrt dorthin, um das Versäumte nachzuholen. Dann aber nicht mehr unter dem Motto Albrecht von Wallenstein. Der führt uns im kommenden Jahr erst einmal ins Böhmische Bäderdreieck nach Eger. Dort gibt’s auch eine Menge zu entdecken und ich freue mich schon drauf. Egon Poppe Der Bericht ist urheberrechtlich geschützt. Jede Veröffentlichung bedarf der Zustimmung des Autors. 3