Kapitel 18: Feste Wechselkurse und Devisenmarktinterventionen
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Kapitel 18: Feste Wechselkurse und Devisenmarktinterventionen
Kapitel 1 Einführung Kapitel 18: Feste Wechselkurse und Devisenmarktinterventionen (nicht klausurrelevant) © 2006 Pearson Studium Folie 17-1 18. Feste Wechselkurse und Devisenmarktinterventionen Warum beschäftigen wir uns mit festen Wechselkursen? Zentralbankinterventionen und Geldmenge Wie die Zentralbank den Wechselkurs fixiert Stabilisierungspolitik bei einem festen Wechselkurs Zahlungsbilanzkrisen und Kapitalflucht Kontrolliertes Floaten und neutralisierte Intervention Reservewährungen im Weltwährungssystem Der Goldstandard © 2006 Pearson Studium Folie 17-2 Einführung In der Wirklichkeit trifft die Annahme einer völligen Wechselkursflexibilität selten zu. • Die Industrieländer benutzen heute das Mischsystem des kontrollierten Floatens. – Die Regierungen bemühen sich um die Glättung von Wechselkursschwankungen, ohne die Wechselkurse starr festzuschreiben. • Eine Reihe von Entwicklungsländern hat die staatliche Wechselkursfestlegung in der einen oder anderen Form beibehalten. Auf welche Weise intervenieren Zentralbanken auf dem Devisenmarkt? © 2006 Pearson Studium Folie 17-3 Weshalb beschäftigen wir uns mit festen Wechselkursen? Es gibt dafür vier Gründe: • Kontrolliertes Floaten – eine Mischform aus flexiblem • • • und festem Wechselkurs. Regionale Währungsabkommen / Währungsunionen Entwicklungsländer und Reformländer nutzen häufig Formen der Wechselkursfixierung Lehren aus der Vergangenheit - Goldstandard vor dem ersten Weltkrieg - Bretton Woods 1945-73 - aktuelle Vorschläge © 2006 Pearson Studium Folie 17-4 Gemäß IWF: in Lauf der 90er Jahre Tendenz zu Randlösungen: Entweder freies Floaten oder enge Bindung © 2006 Pearson Studium Folie 17-5 Wechselkursregime Tendenz zu Randlösungen? Aber: viele Zwischenstufen Klassifikation des IWF Divergenz zwischen angegebenem und tatsächlichem Verhalten Fear of Floating: Auch bei freien Kursen vielfach Interventionen Völlig fix Währungsunion Dollarisierung Currency Board Peg ↕ Feste Wechselkurse Beschränkt flexible Wechselkurse Crawling Peg Völlig flexibel © 2006 Pearson Studium Float Managed Free Folie 17-6 Zentralbankinterventionen und Geldmenge Die Zentralbankbilanz und die Geldmenge • Zentralbankbilanz – Verzeichnet die Forderungen und Verbindlichkeiten der Zentralbank. – Ist wie jede Bilanz nach den Prinzipien der doppelten Buchführung angelegt. – Jeder Erwerb eines Vermögenswerts wird mit einem positiven Wert unter den Forderungen (Aktiva) verbucht. – Jede Abgabe eines Vermögenswerts wird unter den Verbindlichkeiten (Passiva) verbucht. © 2006 Pearson Studium Folie 17-7 Consolidated Eurosystem balance sheet assets bn. € liabilities Gold 423.46 Banknotes Assets in foreign currency 342.85 Liabilities in foreign currency Securities in Euro 618.76 Lending to Euro area banks 942.22 Liabilities to Euro area banks Other claims in Euro Other assets SUM 59.28 Other liabilities in Euro bn. € 888.68 69.51 851.90 236.60 346.69 Other liabilities, revaluation 603.60 Capital and reserves 82.98 2733.27 31.12.2011 2733.27 Zentralbankintervention und Geldmenge • Auf der Aktivseite der Zentralbank sind v.a. zwei Arten von Forderungen aufgeführt: – Auslandsaktiva – Forderungen an Ansässige außerhalb des Währungsgebiets, in der Hauptsache die Fremdwährungsanleihen der Zentralbank (ihre offiziellen Devisenreserven) – Inlandsaktiva – Forderungen an Ansässige innerhalb des Währungsgebiets • Die Passiva-Seite der Bilanz führt v.a. folgende Verbindlichkeiten auf: – Einlagen von Privatbanken – Banknotenumlauf • Gesamtaktiva = Gesamtpassiva + Eigenkapital © 2006 Pearson Studium Folie 17-9 Zentralbankintervention und Geldmenge Feste Wechselkurse setzen Interventionen der ZB voraus. Dadurch ändern sich die Posten der Bilanz • Wir setzen das Eigenkapital und die sonstigen Forderungen und Verbindlichkeiten konstant. – Veränderungen der Forderungen ziehen Veränderungen der Verbindlichkeiten in gleicher Höhe nach sich. • Jeder Erwerb von Forderungen seitens der Zentralbank • führt automatisch zu einer Ausdehnung der inländischen Geldmenge. Jeder Verkauf von Forderungen reduziert automatisch die Geldmenge. © 2006 Pearson Studium Folie 17-10 Zentralbankintervention und Geldmenge Devisenmarktintervention und Geldmenge • Devisenmarktinterventionen bestehen im Kauf oder • • Verkauf von Wertpapieren in ausl. Währung durch die inl. ZB. Die Zentralbankbilanz widerspiegelt die Wirkung der Devisenmarktintervention auf die Geldmenge, weil die Verbindlichkeiten der Zentralbank die Grundlage für die nationale Geldmenge bilden. Die Zentralbank kann den Geldmengeneffekt ihrer Intervention durch Neutralisierung ausgleichen. © 2006 Pearson Studium Folie 17-11 Zentralbankintervention und Geldmenge Neutralisierung • Neutralisierte (sterilisierte) Devisenmarktintervention – Manchmal führen Zentralbanken zu gleicher Zeit entgegengesetzte Transaktionen in inländischen und ausländischen Vermögenswerten durch, um die Wirkung ihrer Devisengeschäfte auf die inländische Geldmenge zu neutralisieren. – Wenn keine Neutralisierung erfolgt, besteht ein Zusammenhang zwischen Devisenbilanz und nationaler Geldmenge, der von der Art und Weise bestimmt wird, wie die Zentralbank Zahlungslücken deckt. © 2006 Pearson Studium Folie 17-12 Zentralbankintervention und Geldmenge • Nicht neutralisierte Devisenmarktintervention – Beispiel 1: ZB kauft Forderungen in Fremdwährung (Devisen) => Geldmenge steigt. • Nicht neutralisierte Devisenmarktintervention – Beispiel 2: ZB verkauft Forderungen in Euro => Geldmenge sinkt • Neutralisierte Devisenmarktintervention – ZB kauft Forderungen in Fremdwährung (Devisen) und verkauft gleichzeitig Forderungen in Euro => Geldmenge unverändert © 2006 Pearson Studium Folie 17-13 Zentralbankintervention und Geldmenge Tabelle 17.1: Wirkungen einer Devisenmarktintervention im Wert von $100: Zusammenfassung Maßnahme der Zentralbank Nicht neutralisierter Devisenkauf Neutralisierter Devisenkauf Nicht neutralisierter Devisenverkauf Neutralisierter Devisenverkauf © 2006 Pearson Studium Wirkung auf die inländische Geldmenge Wirkung auf die Inlandsaktiva der Zentralbank Wirkung auf die Auslandsaktiva der Zentralbank + $100 0 + $100 0 - $100 + $100 - $100 0 - $100 0 + $100 - $100 Folie 17-14 Zentralbankintervention und Geldmenge Devisenbilanz und Geldmenge • Devisenbilanz = Saldo zwischen Nettoerwerb von Auslandsaktiva durch die inländische ZB und Nettoerwerb von Inlandsaktive durch ausländische ZB. • Eine Zunahme der Auslandsaktiva der Zentralbank impliziert eine Ausdehnung der inländischen Geldmenge. • Ein Rückgang der Forderungen einer ausländischen Zentralbank an das Inland impliziert eine Reduzierung der ausländischen Geldmenge. © 2006 Pearson Studium Folie 17-15 Wie die Zentralbank den Wechselkurs fixiert Das Devisenmarktgleichgewicht bei festem Wechselkurs • Devisenmarktgleichgewicht ist gegeben, wenn gilt: R = R* + (Ee – E)/E – Wenn die Zentralbank E bei E0 fixiert, ist die erwartete Abwertung der Inlandswährung gleich Null. – Die Zinsparität impliziert, dass E0 nur dann der heutige Gleichgewichtswechselkurs sein kann, wenn R = R*. © 2006 Pearson Studium Folie 17-16 Wie die Zentralbank den Wechselkurs fixiert Das Geldmarktgleichgewicht bei festem Wechselkurs • Um den Inlandszinssatz bei R* zu halten, muss die Zentralbank durch eine Devisenmarktintervention die Geldmenge so anpassen, dass gilt: MS/P = L(R*, Y) – Beispiel: Die Zentralbank habe E auf E0 festgelegt und die Devisenmärkte befinden sich zunächst im Gleichgewicht. Eine Ausdehnung der Produktion würde die Geldnachfrage erhöhen, damit den Zinssatz nach oben treiben und zu einer Aufwertung der Inlandswährung führen. © 2006 Pearson Studium Folie 17-17 Wie die Zentralbank den Wechselkurs fixiert – Um eine solche Aufwertung zu verhindern, muss die Zentralbank durch den Kauf ausländischer Vermögenswerte auf dem Devisenmarkt intervenieren. – Wenn die Zentralbank bei einer Produktionsausdehnung keine Auslandsaktiva ankauft, sondern die Geldmenge konstant hält, kann sie den Wechselkurs nicht bei E0 fixieren. – Um im Falle einer Produktionsdehnung den Wechselkurs bei E0 zu halten, muss die Zentralbank Auslandsaktiva ankaufen und damit die Geldmenge erhöhen. © 2006 Pearson Studium Folie 17-18 Wie die Zentralbank den Wechselkurs fixiert Abbildung 18.1: Vermögensmarktgleichgewicht bei einem festen Wechselkurs, E0 Wechselkurs, E E0 0 1' 3' Inlandszinssatz, R Reale Geldnachfrage, L(R, Y1) R* M1 P 1 M2 P 2 Rendite auf Fremdwährungseinlagen in Inlandswährung, R* + (E0 – E)/E 3 Reales Geldangebot Reale inländische Kassenhaltung © 2006 Pearson Studium Folie 17-19 Stabilisierungspolitik bei einem festen Wechselkurs Geldpolitik • Indem die Zentralbank den Wechselkurs fixiert, verzichtet sie auf die Fähigkeit, die Konjunktur durch geldpolitische Maßnahmen zu beeinflussen. – Abbildung 18.2 zeigt das kurzfristige Gleichgewicht der Volkswirtschaft an Punkt 1, wenn die Zentralbank den Wechselkurs auf das Niveau E0 festlegt. – Geldmengenausweitung durch Kauf inländischer Forderungen verschiebt AA nach außen. Dies hätte eine Abwertung zur Folge. Um dies zu vermeiden, muss die ZB Devisen verkaufen. Dadurch sinkt Geldmenge und AA verschiebt sich zurück. © 2006 Pearson Studium Folie 17-20 Stabilisierungspolitik bei einem festen Wechselkurs Abbildung 18.2: Unter der Bedingung eines festen Wechselkurses bleibt eine Ausdehnung der Geldmenge wirkungslos Wechselkurs, E DD 2 E2 1 E0 AA2 AA1 Y1 Y2 Produktion, Y © 2006 Pearson Studium Folie 17-21 Wechselkursregime Das Unmöglichkeitsdreieck: Autonomie der Geldpolitik nicht möglich bei fixen Wechselkursen und freier Kapitalmobilität Zins wird vom internationalen Kapitalmarkt bestimmt Freie Kapitalmobilität Autonome Geldpolitik © 2006 Pearson Studium Fixe Wechselkurse Folie 17-22 Stabilisierungspolitik bei einem festen Wechselkurs Fiskalpolitik • Wie hält die Zentralbankintervention nach der fiskalischen Expansion den Wechselkurs auf einem festen Niveau? – Die Produktionsausdehnung infolge der expansiven Fiskalpolitik hebt die Geldnachfrage. – Um zu verhindern, dass diese überhöhte Geldnachfrage den Inlandszinssatz nach oben treibt und zur Aufwertung der Währung führt, muss die Zentralbank gegen eigenes Geld ausländische Vermögenswerte kaufen und dadurch die Geldmenge erhöhen. • Abbildung 18.3 illustriert die Wirkungen einer expansiven Fiskalpolitik, wenn das Ausgangsgleichgewicht in Punkt 1 liegt. © 2006 Pearson Studium Folie 17-23 Stabilisierungspolitik bei einem festen Wechselkurs Abbildung 18.3: Fiskalische Expansion unter den Bedingungen eines festen Wechselkurses Wechselkurs, E DD1 DD2 3 1 E0 2 E2 AA2 AA1 Y1 © 2006 Pearson Studium Y2 Y3 Produktion, Y Folie 17-24 Stabilisierungspolitik bei einem festen Wechselkurs Änderungen des Wechselkurses • Abwertung – Eine Devalvation oder politisch administrierte Abwertung bedeutet, dass die Zentralbank E heraufsetzt. – Ihre Folgen: – Ausdehnung der Produktion – Zunahme der offiziellen Reserven – Ausweitung der Geldmenge – Gründe für eine Abwertung: – Bekämpfung der einheimischen Arbeitslosigkeit – Verbesserung der Leistungsbilanz – Auffüllung der Währungsreserven © 2006 Pearson Studium Folie 17-25 Stabilisierungspolitik bei einem festen Wechselkurs • Politisch administrierte Aufwertung – Die Zentralbank senkt E. • Um eine Auf- oder Abwertung durchzuführen, muss die Zentralbank ihre Bereitschaft erklären, zu dem neuen Wechselkurs Inlandswährung in unbeschränkten Mengen gegen Auslandswährung einzutauschen. © 2006 Pearson Studium Folie 17-26 Stabilisierungspolitik bei einem festen Wechselkurs Abbildung 18.4: Wirkung einer politisch administrierten Währungsabwertung Wechselkurs, E DD 2 E1 1 E0 AA2 AA1 Y1 Y2 Produktion, Y © 2006 Pearson Studium Folie 17-27 Zahlungsbilanzkrisen und Kapitalflucht Zahlungsbilanzkrise • Bisher: Annahme, dass der Wechselkurs langfristig • • gleich bleibt. Eine Zahlungsbilanzkrise kann durch Erwartungsänderungen hinsichtlich des zukünftigen Wechselkurses ausgelöst werden. Erwartungsänderungen beeinflussen den gegenwärtigen WK. Erwarten die Marktteilnehmer eine Abwertung, dann verkaufen Sie heute => ZB muss Devisenreserven verkaufen => Geldmenge sinkt. Reichen die Reserven nicht aus, kommt es zu einer Währungskrise. © 2006 Pearson Studium Folie 17-28 Zahlungsbilanzkrisen und Kapitalflucht Abbildung 18.5: Kapitalflucht, Geldmenge und Zinssatz Wechselkurs, E 1' E0 2' R* + (E1– E)/E 0 R* + (E0 – E)/E R* + (E1 – E0)/E0 R* M2 P Inlandszinssatz, R 2 M1 P Reales Geldangebot 1 Reale inländische Kassenhaltung © 2006 Pearson Studium Folie 17-29 Anhang 2: Der Zeitpunkt von Zahlungsbilanzkrisen Abbildung 18A2.1: Die Bestimmung des Zeitpunkts einer Zahlungsbilanzkrise Wechselkurs, E Schattenwechselkurs, ESt EST = E0 Abnahme der Währungsreserven infolge des spekulativen Angriffs 0 Time T F*t Verbleibender Reservebestand, F*t Währungsreserven, F* © 2006 Pearson Studium Folie 17-30 Zahlungsbilanzkrisen als Koordinationsspiel Spekulative Attacken als Koordinationsspiel Literatur: Illing, Gerhard (1997): Theorie der Geldpolitik, Springer, S. 318-321. Ein Spieler, der die heimische Währung hält, hat einen Ertrag von 0 Wenn nur ein Spieler verkauft, dann wird der WK beibehalten. Der Spieler verliert Transaktionskosten in Höhe von t. Wenn beide Spieler attackieren, wird die ZB gezwungen, den WK aufzugeben. Beide Spieler gewinnen X. Testfrage: Was sind die Gleichgewichte des Spiels? halten verkaufen 0 halten 0 -t 0 verkaufen 0 -t © 2006 Pearson Studium X X Folie 17-31 Der Zeitpunkt von Zahlungsbilanzkrisen bei unvollständiger Koordination Bei unvollständiger Koordination verzögert sich der Zeitpunkt einer spekulativen Attacke und führt dann zu einer sprunghaften Änderung des Wechselkurses. Wechselkurs, E Schattenwechselkurs, ESt EST = E0 Time 0 Verbleibender Reservebestand, F*t Währungsreserven, F* © 2006 Pearson Studium Folie 17-32 Zahlungsbilanzkrisen und Kapitalflucht Die Erwartung einer bevorstehenden Abwertung erzeugt: • Eine Zahlungsbilanzkrise, die durch ein abruptes • • Absinken der Devisenreserven gekennzeichnet ist. Einen Anstieg des Inlandszinssatzes über den Weltzinssatz Ggfs. eine Währungskrise, wenn die ZB nicht über genügend Devisenreserven verfügt. Eine erwartete Aufwertung hat die entgegengesetzten Wirkungen wie eine erwartete Abwertung. © 2006 Pearson Studium Folie 17-33 Zahlungsbilanzkrisen und Kapitalflucht Kapitalflucht • Der Reservenverlust, der mit der Angst vor einer Abwertung einhergeht. • Private Anleger fliehen aus der Inlandswährung. Dadurch steigt das Überschussangebot und die ZB muss noch mehr Devisen aufwenden um den WK zu stabilisieren. Selbst erfüllende Währungskrisen • stellen sich ein, wenn eine Volkswirtschaft Währungsspekulationen gegenüber anfällig ist. • Die Verantwortung für solche Krisen kann bei einer Regierung liegen, die Schwächen der inländischen Volkswirtschaft herbeiführt oder duldet, so dass Spekulanten zum Angriff auf die Währung ermutigt werden. © 2006 Pearson Studium Folie 17-34 Kontrolliertes Floaten und neutralisierte Intervention Beim kontrollierten Floaten wird die Geldpolitik von Wechselkursänderungen beeinflusst. ZB muss zwischen den Zielen Beschäftigung, Preisstabilität und WK-stabilität abwägen. Wenn die Zentralbank eine neutralisierte Devisenmarktintervention durchführt, bleibt die inländische Geldmenge von diesen Transaktionen unberührt. © 2006 Pearson Studium Folie 17-35 Kontrolliertes Floaten und neutralisierte Intervention • Vollständige Ersetzbarkeit der Vermögenswerte – Der Devisenmarkt befindet sich nur dann im Gleichgewicht, wenn die erwarteten Verzinsungen inländischer und ausländischer Anleihen gleich sind. – Die Zentralbanken sind nicht in der Lage, durch neutralisierte Devisenmarktinterventionen die Geldmenge oder den Wechselkurs zu kontrollieren. © 2006 Pearson Studium Folie 17-36 Kontrolliertes Floaten und neutralisierte Intervention • Unvollständige Ersetzbarkeit der Vermögenswerte – Die erwartete Verzinsung verschiedener Anlagen kann sich im Marktgleichgewicht unterscheiden. – Der wichtigste Faktor, der eine unvollständige Ersetzbarkeit der Vermögenswerte auf dem Devisenmarkt bedingen kann, ist das Risiko. – Durch neutralisierte Devisenmarktinterventionen sind die Zentralbanken in der Lage, sowohl die Geldmenge als auch den Wechselkurs zu steuern. © 2006 Pearson Studium Folie 17-37 Kontrolliertes Floaten und neutralisierte Intervention Das Devisenmarktgleichgewicht bei unvollständiger Ersetzbarkeit der Vermögenswerte • Wenn Anleihen in inländischer und ausländischer Währung vollständig ersetzbar sind, befindet sich der Devisenmarkt nur dann im Gleichgewicht, wenn die Zinsparität erfüllt ist: R = R* + (Ee – E)/E (18.1) • Bei unvollständiger Ersetzbarkeit zwischen inländischen und ausländischen Anleihen ist diese Bedingung nicht generell erfüllt. © 2006 Pearson Studium Folie 17-38 Kontrolliertes Floaten und neutralisierte Intervention • Stattdessen erfordert das Devisenmarktgleichgewicht: R = R* + (Ee – E)/E + (18.2) wobei gilt: ist eine Risikoprämie, welche die Risikodifferenz zwischen inländischen und ausländischen Vermögenswerten wiedergibt. • Die Risikoprämie ist abhängig von der Staatsverschuldung: = (B – A) (18.3) wobei gilt: B ist die Menge inländischer Staatsanleihen A steht für die Inlandsaktiva der Zentralbank ρ ist eine steigende Funktion © 2006 Pearson Studium Folie 17-39 Kontrolliertes Floaten und neutralisierte Intervention Die Effekte der neutralisierten Intervention bei unvollständiger Ersetzbarkeit der Vermögenswerte • Ein neutralisierter Kauf von Auslandsaktiva lässt die • Geldmenge unverändert, erhöht jedoch die risikobereinigte Verzinsung, die Einlagen in Inlandswährung im Marktgleichgewicht erbringen müssen. Abbildung 18.7 illustriert die Effekte eines neutralisierten Ankaufs von Auslandsaktiva seitens der Zentralbank. – Dem Kauf von Auslandsaktiva steht ein entsprechender Verkauf von Inlandsaktiva gegenüber (von A1 auf A2). © 2006 Pearson Studium Folie 17-40 Kontrolliertes Floaten und neutralisierte Intervention Abbildung 18.7: Effekt eines neutralisierten Ankaufs von Auslandsaktiva seitens der Zentralb bei unvollständiger Substituierbarkeit der Vermögenswerte Exchange rate, E 2' E2 Neutralisierter Kauf ausländ. Vermögenswerte Risikobereinigte Rendite auf Fremdwährungseinlagen in Inlandswährung, R* + (Ee– E)/E + (B –A2) 1' E1 R* + (Ee – E)/E + (B –A1) 0 Inlandszinssatz, R R1 Ms P Reales Geldangebot 1 Reale inländische Kassenhaltung © 2006 Pearson Studium Folie 17-41 Anhang 1: Das Devisenmarktgleichgewicht bei unvollständiger Ersetzbarkeit der Vermögenswerte Abbildung 18A1.1: Das Angebot an einheimischen Wertpapieren und die Risikoprämie auf Fremdwährungen bei unvollständiger Ersetzbarkeit der Vermögenswerte Risikoprämien und Inlandsanleihen, ( = R - R* - (Ee– E)/E) 2 Nachfrage nach inländischen Anleihen, Bd Angebot an Inlandsanleihen 2 1 1 © 2006 Pearson Studium B – A2 B – A1 (A2 < A1) Menge der Inlandsanleihen Folie 17-42 Kontrolliertes Floaten und neutralisierte Intervention Beweise für die Wirkung der neutralisierten Intervention • Die empirischen Daten liefern kaum Beweise für die These, dass die neutralisierte Intervention ein wichtiger unabhängiger Einflussfaktor auf die Wechselkurse ist. © 2006 Pearson Studium Folie 17-43 Kontrolliertes Floaten und neutralisierte Intervention Die Signalwirkung einer Intervention • Die Signalwirkung einer Devisenmarktintervention – Sie gestaltet die ökonometrische Darstellung der Neutralisierungseffekte besonders schwierig. – Die neutralisierte Intervention kann einen Hinweis darauf bieten, welche Wechselkursentwicklung die Zentralbank erwartet (oder wünscht). – Wenn ZB ein Abwertung erwartet, hat sie einen Anreiz Auslandsaktiva zu kaufen und Inlandsaktiva zu verkaufen. – Dieses Signal kann die Zukunftserwartungen des Markts verändern und auch dann eine unmittelbare Wechselkursänderung auslösen, wenn die in verschiedenen Währungen bewerteten Wertpapiere vollständig ersetzbar sind. © 2006 Pearson Studium Folie 17-44 Reservewährungen im Weltwährungssystem Es gibt zwei mögliche Festkurssysteme: • Reservewährung – Die Zentralbanken fixieren den Wechselkurs ihrer Währung gegenüber der Reservewährung. – Die Reservewährung ist diejenige Währung, in der die Zentralbanken ihre Reserven halten. • Goldstandard – Die Zentralbanken fixieren den Preis ihrer Währungen gegenüber dem Goldpreis und halten Gold als offizielle Reserve. © 2006 Pearson Studium Folie 17-45 Reservewährungen im Weltwährungssystem • Die beiden Systeme haben ganz unterschiedliche Implikationen in Bezug auf: – die Finanzierung von Zahlungsbilanzdefiziten – das Wachstum und die Steuerung der nationalen Geldmengen © 2006 Pearson Studium Folie 17-46 Reservewährungen im Weltwährungssystem Die Wirkungsweise einer Reservewährung • Die Wirkungsweise einer Reservewährung illustriert das auf dem US-Dollar basierende System, das nach dem Zweiten Weltkrieg eingeführt wurde. – Jede Zentralbank fixierte den Wechselkurs ihrer Währung gegenüber dem Dollar, indem sie auf dem Devisenmarkt Inlandswährung gegen Dollar kaufte und verkaufte. – Die Wechselkurse zwischen sämtlichen Währungen waren festgeschrieben. © 2006 Pearson Studium Folie 17-47 Reservewährungen im Weltwährungssystem Die Sonderstellung des Ursprungslandes der Reservewährung • Das Land der Reservewährung kann trotz fester • Wechselkurse seine Makroökonomie mit Hilfe geldpolitischer Maßnahmen stabilisieren. Der Ankauf von Inlandsaktiva seitens der Zentralbank dieses Landes führt zu: – einem Nachfrageüberschuss nach Fremdwährungen auf dem Devisenmarkt – einer expansiven Geldpolitik aller anderen Zentralbanken – einer weltweiten Ausdehnung der Produktion © 2006 Pearson Studium Folie 17-48 Der Goldstandard Jedes Land fixiert den Preis seiner Währung gegenüber dem Goldpreis. Innerhalb dieses Systems nimmt kein Land eine bevorzugte Stellung ein. Die Wirkungsweise des Goldstandards • Die Wechselkurse zwischen sämtlichen Währungen waren fix. – Beispiel: Wenn die Federal Reserve den Goldpreis auf $35 pro Unze festlegt und die Bank of England auf £14,58 pro Unze, dann ist der Dollar/ PfundWechselkurs konstant $2,40 pro Pfund. © 2006 Pearson Studium Folie 17-49 Der Goldstandard Symmetrischer monetärer Ausgleich unter dem Goldstandard • Wenn ein Land Reserven verliert und infolgedessen seine Geldmenge schrumpft, gewinnen andere Länder Reserven hinzu und ihre Geldmengen wachsen. Vorteile und Nachteile des Goldstandards • Vorteile: – Die einer Reservewährung innewohnende Asymmetrie entfällt. – Er beschränkt das Geldmengenwachstum aller Länder. © 2006 Pearson Studium Folie 17-50 Der Goldstandard • Nachteile: – Er setzt dem Einsatz der Geldpolitik zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit unerwünschte Grenzen. – Er sorgt nur dann für ein stabiles Gesamtpreisniveau, wenn der relative Preis des Golds gegenüber anderen Gütern und Dienstleistungen stabil bleibt. – Der Kampf um Reserven, zu dem er die Zentralbanken veranlasst, kann eine weltweite Arbeitslosigkeit herbeiführen. – Er verleiht Gold fördernden Ländern (beispielsweise Russland und Südafrika) ein Übermaß an Macht. © 2006 Pearson Studium Folie 17-51 Der Goldstandard Der Bimetall-Standard • Die Währung basiert sowohl auf Silber als auch auf Gold. • Er herrschte in den USA von 1837 bis zum Amerikanischen Bürgerkrieg (1861-1865). • Unter dem Bimetall-Standard prägt die Münzanstalt eines Landes nationale Währungseinheiten aus einer bestimmten Menge Gold oder Silber. – Beispiel: 371,25 Gran Silber oder 23,22 Gran Gold konnten zu einem Silber- bzw. Golddollar geprägt werden. Gold war also 371,25/23,22 = 16 Mal so viel wert wie Silber. • Er kann die Instabilität des Preisniveaus senken, die sich aus dem Gebrauch nur eines Metalls ergeben kann. © 2006 Pearson Studium Folie 17-52 Der Goldstandard Der Gold-Devisen-Standard • Die Reserven der Zentralbank bestehen aus Gold und Fremdwährungen, deren Preise gegenüber dem Goldpreis festgelegt sind. – Jede Zentralbank bindet den Wechselkurs ihrer Währung an einen festen Goldpreis. • Er hemmt ebenso wie der Goldstandard das übermäßige Wachstum der Geldmenge auf der ganzen Welt, ermöglich aber ein größeres Wachstum der internationalen Reserven, die auch in anderen Vermögenswerten als Gold gehalten werden können. © 2006 Pearson Studium Folie 17-53 Zusammenfassung Es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen einer Devisenmarktintervention der Zentralbank und der inländischen Geldmenge. • Wenn die Zentralbank Auslandsaktiva ankauft (verkauft), wächst (sinkt) automatisch die Geldmenge ihres Landes. Die Zentralbankbilanz widerspiegelt den Einfluss der Devisenmarktintervention auf die Geldmenge. Mit Hilfe der Neutralisierung kann die Zentralbank die Wirkung ihrer Intervention auf die Geldmenge aufheben. © 2006 Pearson Studium Folie 17-54 Zusammenfassung Eine Zentralbank kann den Wechselkurs ihrer Währung gegenüber einer Fremdwährung fixieren, indem sie sich bereit erklärt, zu diesem Kurs inländische Währung in unbeschränkter Menge gegen ausländische Währung zu kaufen oder zu verkaufen. Die Verpflichtung zur Fixierung des Wechselkurses zwingt die Zentralbank zur Aufgabe ihrer Fähigkeit, die Konjunktur durch geldpolitische Maßnahmen zu stabilisieren. Die Fiskalpolitik entfaltet bei festen Wechselkursen eine stärkere Wirkung als bei schwankenden Wechselkursen. Zahlungsbilanzkrisen stellen sich ein, wenn die Marktteilnehmer erwarten, dass die Zentralbank den bestehenden Wechselkurs ändern wird. © 2006 Pearson Studium Folie 17-55 Zusammenfassung Selbst erfüllende Währungskrisen können eintreten, wenn eine Volkswirtschaft gegenüber Spekulationen anfällig ist. Das System des kontrollierten Floatens ermöglicht der Zentralbank die Aufrechterhaltung einer gewissen Kontrolle über die einheimische Geldmenge. Ein Weltsystem fester Wechselkurse, in dem jedes Land die Preise seiner Währung an eine Reservewährung bindet, erzeugt eine deutliche Unausgewogenheit. Ein Goldstandard beseitigt die dem Reservewährungssystem innewohnende Unausgewogenheit. • Ein verwandtes System war der Bimetall-Standard, der sowohl auf Silber als auch auf Gold basierte. © 2006 Pearson Studium Folie 17-56