Predigt ZDF-Fernsehgottesdienst am 8.2.2015, 5. So. im Jahreskreis
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Predigt ZDF-Fernsehgottesdienst am 8.2.2015, 5. So. im Jahreskreis
Predigt ZDF-Fernsehgottesdienst am 8.2.2015, 5. So. im Jahreskreis, Lesejahr B Erzabt Wolfgang Öxler OSB Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, Zu Beginn möchte ich ihnen eine kleine Geschichte erzählen, in der unser Lebensmotto, bete und arbeite besonders deutlich wird. Ein Mönch sprach einmal über das Thema Bete und arbeite. Einige Tage später kam ein junger Mann zu ihm und erklärte: „Ich kam bei Ihren Ausführungen nicht ganz mit. Können sie mir die Richtigkeit Ihrer Behauptungen beweisen? Statt einer langen Erklärung führte ihn der Mönch an einen kleinen See, bestieg mit ihm einen Kahn und ruderte los. Nach einer Weile, der Mönch hatte noch immer nichts gesagt, rief der junge Mann: „Wir bewegen uns ja dauernd im Kreise. Sie müssen nicht mit einem, sondern mit zwei Riemen rudern, wenn wir vorankommen wollen. „Du hast recht, schmunzelte der Ordensmann, sieh das rechte Ruder heißt arbeiten, das linke beten. Wer das nicht kapiert kommt niemals vom Fleck. Beides ist notwendig sonst kommen wir nicht vom Fleck. Eine Dynamik die auch für unsere Zeit sehr wichtig ist. Es braucht eine Lebensbalance, eine Ausgeglichenheit. Wir hören heute im Evangelium, wie Jesus die Schwiegermutter des Petrus aufrichtet. Jesus heilt die Menschen, er hat keine Berührungsängste und geht ganz in seiner Arbeit, ja in seiner Sendung auf. Zum anderen hören wir auch, wie Jesus sich zurückzieht, um mit seinem Vater in Verbindung zu treten und Kraft zu schöpfen. Beten und arbeiten Liebe Mitchristen, so ist Jesu eigene Lebensgestaltung ein Vorbild für uns, eine wichtige Predigt, die in unserem Herzen reifen darf. Im Rhythmus von Arbeit und Gebet leben heißt für mich, dass das Alleinsein mit Gott genauso notwendig ist, wie unsere täglichen Aufgaben. Wir alle kennen ein Zuviel an Arbeit, wohl auch Stress. Aber, kennen wir auch die Zeit fürs Gebet, für die Aussprache mit Gott oder das stille Verweilen bei ihm? Wo und wie erneuern Sie ihre inneren Kräfte? Achte auf den Rhythmus deiner Seele. Der hl. Benedikt unterstützt uns durch seine hl. Regel mit den Worten: Wenn die Glocke ertönt, dann lass deine Arbeit liegen und geh zum Gebet. Wer in all seinem Tun keine Pause macht, der wird rastlos. Kein Musikstück wäre spielbar ohne Pause. Die Pause gibt den Rhythmus an. So nimmt sich Jesus immer wieder aus dem Gebet die Kraft für seine Aufgaben, die Menschen zu heilen. Das ist die Grundlage von uns Missionsbenediktinern von St. Ottilien: “Ora et labora - Bete und arbeite“. Wir treffen uns fünfmal am Tag zum Gebet in unserer Klosterkirche und tragen das Licht des Glaubens in die ganze Welt hinaus. Jesus wendet sich dem kranken Menschen zuDas heutige Evangelium erinnert mich daran, als ich vor vielen Jahren einen Hautarzt zu Rate zog, da tippte der Arzt Daten in den Computer ein und ich hatte auf der anderen Seite des Schreibtisches Platz genommen. Ich kam zu einer Behandlung, aber es kam zu keiner Berührung. Jesus kommt mit den Menschen in Berührung, er heilt sie. Wir Missionsbenediktiner wollen auch mit den Menschen in Berührung kommen. Wir stehen den Menschen bei mit unseren Projekten wie Schulen, Krankenhäuser, Heim für Aidswaisen, Berufsausbildung u. vieles mehr. So versuchen auch wir, gerade mit ihrer finanziellen Hilfe, Menschen aufzurichten. Heil werden„Das wichtigste ist doch Gesundheit“, höre ich immer wieder Leute sagen. Heil sein ist noch mehr als Gesundheit, da geht es auch um meine Seele. Die Heilung besteht darin, dass ein Mensch zu sich selber findet und sich freuen kann – sei es, dass sich das körperlich auswirkt und er im medizinischen Sinn gesund wird, oder sei es, dass er die Kraft findet, seine Krankheit, seine Behinderung, anzunehmen, und in der Annahme froh wird. Heilung aus dem Glauben bedeutet nicht irgendetwas tun zu müssen, sondern sich von Jesus berühren lassen. Zwei Dinge sind mir wichtig: Erstens: Trotz der vorwurfsvollen Fragen der Menschen: Jesus, wo bist Du, alle suchen dich, bleibt Jesus sich treu, er macht eine Pause um aus der Beziehung mit dem Vater Kraft zu schöpfen. Und ein zweites: Glaube muss unter die Haut gehen. Jesus berührt auch heute noch Menschen, nicht mehr mit seiner Hand, sondern durch sein Wort und vor allem durch sein Leben. Er will uns jetzt berühren im Sakrament der Eucharistie.