KO-Tropfen - Bundesministerium für Inneres
Transcrição
KO-Tropfen - Bundesministerium für Inneres
.SIAK-Journal – Zeitschrift für Polizeiwissenschaft und polizeiliche Praxis Bicker, Wolfgang (2015): „K.O.-Tropfen“: Eine forensisch-toxikologische Betrachtung. Deliktszenarien, Substanzen, Wirkungen, Beweismittel, chemische Analytik, toxikologische Beurteilung SIAK-Journal − Zeitschrift für Polizeiwissenschaft und polizeiliche Praxis (3), 13-26. doi: 10.7396/2015_3_B Um auf diesen Artikel als Quelle zu verweisen, verwenden Sie bitte folgende Angaben: Bicker, Wolfgang (2015). „K.O.-Tropfen“: Eine forensisch-toxikologische Betrachtung. Deliktszenarien, Substanzen, Wirkungen, Beweismittel, chemische Analytik, toxikologische Beurteilung, SIAK-Journal − Zeitschrift für Polizeiwissenschaft und polizeiliche Praxis (3), 1326, Online: http://dx.doi.org/10.7396/2015_3_B. © Bundesministerium für Inneres – Sicherheitsakademie / Verlag NWV, 2015 Hinweis: Die gedruckte Ausgabe des Artikels ist in der Print-Version des SIAK-Journals im Verlag NWV (http://nwv.at) erschienen. Online publiziert: 12/2015 3/2015 .SIAK -JOURNAL „K.O.-Tropfen“: Eine forensisch toxikologische Betrachtung Deliktszenarien, Substanzen, Wirkungen, Beweismittel, chemische Analytik, toxikologische Beurteilung Substanzen mit Wirkung auf das Zentralnervensystem können die geistige und körper liche Leistungsfähigkeit tiefgreifend beeinflussen. Daraus ergibt sich für viele Wirkstoffe ein Missbrauchspotential als „K.O.-Mittel“, etwa einem Getränk zugesetzt. Typische Auff älligkeiten eines Verdachtsfalls sind Schwindel, rasch aufgetretene Verhaltens änder ung, Ü belkeit und Benommen heit, wobei insbesondere zeitgleicher Alkohol konsum zu Wirkungsverstärkungen führen kann. Die Erinner ung an den Vorfalls zeitraum kann fehlend oder bruchstückhaft sein („Filmriss“), was die Rekonstruktion rechtsrelevanter Geschehensabläufe erschwert. Die Opfer können unter der Substanz wirkung manipulierbar sowie willenlos /wehrlos sein. Die Verabreichung von „K.O. Tropfen“ steht daher nicht selten einem Sexual- oder Raubdelikt zeitlich nahe. Die Objektivier ung einer „K.O.-Mittel“-Aufnahme bedarf der chemischen Analytik von Kör per proben. Hierfür sind nur Verfahren geeignet, die eine beweisfeste Substanz identifikation bis in den Spurenbereich erlauben sowie ein großes Substanzspektrum abdecken. Die Probenahme sollte Blut und Urin umfassen und möglichst zeitnah zum Vorfall erfolgen. Je nach Substanz und Dosierung können hier noch mehrere Tage nach Aufnahme analytisch erfassbare Konzentrationen vorhanden sein, bei sehr schnell ab gebauten /ausgeschiedenen Substanzen kann dieses Zeitfenster allerdings auf weniger als einen Tag begrenzt sein. Im Rahmen der toxikologischen Beurteilung können etwa Aussagen über das im Vorfallszeitraum substanz-bedingt vorgelegene Zustandsbild ge troffen und die Verantwortung zum bewussten Substanzkonsum auf ihre Plausibilität geprüft werden. Bei einem Wochen bis wenige Monate zurückliegenden Vorfall besteht mittels Haaranalyse die Chance auf einen Substanznachweis. In diesem Beitrag wird versucht, praxisorientiert Antworten auf Fragen zu geben, die sich beim Verdachtsfall „K.O.-Tropfen“-Verabreichung Betroffenen, Zeugen, Angehörigen und im Ermittlungs verfahren stellen können. 1. Verdachtsfall „k.o.tropfen“-VeraBreichung Unter „K.O.-Tropfen“, synonym „K.O.Mittel“, werden umgangssprachlich Substanzen/Substanzlösungen verstanden, die ein Täter einem Opfer ohne dessen Zustimmung verabreicht, um eine Ruhigstellung Wolfgang Bicker, Gerichtssachverständiger für forensische Toxikologie. bzw. Willenlosigkeit / Weh rlosigkeit her beizuführen. Ein Schlafzustand ist ebenso möglich wie rauschartige Wirkungen. Das eine „K.O.-Mittel“ gibt es nicht, es kom men verschiedenste Substanzen in Frage. Wen ngleich also eine exak te chemische Beg r if fsbest i m mu ng n icht möglich ist, 13 . SIAK-JOURNAL 3/2015 werden die Begriffe „K.O.-Tropfen“ bzw. „K.O.-Mittel“ ob ihrer weiten Verbreitung in diesem Beitrag trotzdem verwendet. Substanzbedingte Berauschungen/Be einträchtigungen des Opfers kann sich der Täter für ein Folgedelikt zunutze machen. Im englischsprachigen Raum haben sich hier die Begriffe drug-facilitated crime (DFC) und drug-facilitated sexual assault (DFSA) etabliert, Wirkstoffe werden z.T. als date rape drugs bezeichnet. In der deutschsprachigen Literatur wird, daran angelehnt, vereinzelt von drogenassoziier ten Straftaten bzw. drogenassoziierten sexuellen Übergriffen gesprochen, sowie von Liebesdrogen und Vergewaltigungs drogen (Mußhoff/Madea 2008). Die Meldungen zu „K.O.-Tropfen“-Fäl len haben weltweit in den letzten Jahren bedeutend zugenommen. Verschiedene nationale Stellen haben Informationskam pagnen zur Prävention und zur Hilfestel lung für Opfer initiiert (Beispiele siehe weiterführende Literatur). Eine gewisse politische Aktualität der Thematik spiegelt sich in einer Entschließung des National rats vom 20.11.2014 wider, bei der unter anderem eine Verstärkung der Präven tionsarbeit speziell in Schulen angeregt wurde (54/E, XXV. GP). Dieser Beitrag behandelt das Thema „K.O.-Tropfen“ aus Sicht der forensischen Toxikologie. Er spannt den Bogen von der Chemie (Substanzen, Nachweisverfahren), über die Toxikologie (Wirkungen, Interpre tation), bis hin zu typischen Deliktszenarien. 2. Wie häufig und Wofür Werden „k.o.-tropfen“ eingesetzt? Es gibt national wie international keine belastbaren Daten z ur Häuf igkeit von „K.O.-Tropfen“-Fällen. Ein erhebliches Dunkelfeld den Behörden nicht bekannt werdender Vorfälle scheint zu bestehen. Dies können Fälle sein, die wegen unzu 14 reichender Erinnerung an den Vorfall bzw. der Aussichtslosigkeit, einen Täter benen nen zu können, nicht zur Anzeige gebracht werden oder der Betroffene erachtet auf Grund der Folgenlosigkeit eine Anzeige für nicht notwendig. Darüber hinaus gibt es wohl Situationen, bei denen die Verab reichung nicht erkannt wird, weil z.B. das Zustandsbild mit einer selbst herbeige führten Alkoholisierung erklärt wird. Wird eine Analyse von Körperflüssig keiten durchgeführt (Kapitel 5), so lässt sich internationalen und eigenen Erfah rungen zufolge nur im unteren Prozent bereich aller Verdachtsfälle ein Nachweis von Substanzen erbringen, deren Vorhan densein dem Opfer nicht erklärlich ist (Hagemann et al. 2013; Bosman et al. 2011; Madea/Mußhoff 2009; Mußhoff/ Madea 2008; Hurley et al. 2006; Scott Ham/Burton 2005). Die Gründe sind im Wesentlichen zweierlei: (1) Die Beweis mittelsicherung erfolgt in nicht hinrei chend zeitlichem Zusammenhang mit dem Vorfall, wodurch schnell abgebaute/aus geschiedene Substanzen nicht mehr erfasst werden können; (2) der chemische Befund und das Zustandsbild erklären sich zwang los mit bewusster Substanzaufnahme (z.B. Alkohol). „K.O.-Mittel“-Fälle ohne Folgedelikt zielen auf das Auslösen einer medizinisch nicht indizierten und ohne Zustimmung des Betroffenen erfolgenden Sedierung bzw. einer Schlafinduktion ab. Ein hierfür typisches Beispiel ist die Ruhigstellung be treuungsintensiver Personengruppen, wie etwa Pflegebedürftiger und Kleinkinder, durch überforderte Aufsichtspersonen. Auch die negative Beeinflussung der Leis tungsfähigkeit von Arbeitskollegen ist keine unbekannte Fallkonstellation („che misches Mobbing“), wie nachfolgendes Beispiel zeigt: Eine Hotel-Reinigungskraft setzte über einen längeren Zeitraum das unter ande 3 /2015 . S IAKJOURNAL eh r mög fl fi chs e fi(2244 /ABzu2369 / J , r ems t a rks ed fi e r end w fi rk end eN eu ro -m X X V . G P ) . fl ep t fikum C flo z ap fin Zu ck e rdo s enund � W a s s e rfl a s ch enzu ,d fi es fi chfim M fi t a r - Queflfle:Zahflenaus186/ABzu197/J,XXV.GP D e fl fi k t Jah r b e fi t e rb e r e fi chd e s Ho t e fl sb e f and en .D fi e 2 0 1 0 2011 T ä t e r finv e r an two r t e t es fi chsp ä t e rd am fi t , Raubunds chwe re rRaub s fi eh ä t t ee fin z e fln eM fi t a rb e fi t e r finn enob (§§142 ,143S tGB ) 36 45 fih r e rS t r eng eruh fig s t e fl fl en wo fl fl en .B e fi Vergewa fl t figung(§201S tGB ) 31 33 S o n s t fi g e D e fl fi k t e 9 13 d fi e s e r Mo t fiv fl ag eb fl fi ebfimH finb fl fi ckau f G e s am t 7 6 9 1 d fi eZu ck e rdo s en(mög fl fi ch e rw e fi s e )un .1 :Ange ze fig teS t ra f ta tenun te rVe rwendung b e rü ck s fi ch t fig t ,d a s sd e r enNu t zungw e Tab von„K .O . -T rop fen “ d e rau fd fi eZ fi e flp e r son enb e s ch r änk tw a r no chd a s ss fi eo r t s f e s tw a r en .Sov e r sd en An f r ag eb e an two r tung eng eh t wund e r te sn fi ch t ,d a s sfimZug ed e rE r Au n fi c h t h e r v o r , b e fi w fi e v fi e fl e n d fi e s e r F ä fl fl e m fi t t flung en C flo z ap fin en th a fl t end e Zu fin e„K .O . -T rop f en “ -Au fn ahm ean a fly t fi s ch ck e rdo s enau chfimF rüh s tü ck s r aumd e r e v e r fi f fi z fi e r t w u r d e . D e s h a fl b , s o w fi e a u f Ho t e flg ä s t eau fg e fund en wu rd en .E s rundd e se fing ang se rw ähn t en Dunk e fl konn t en m eh ra fl s40P e r son ene rm fi t t e fl t G e fld sn fi ch tang e z e fig t e rF ä fl fl e ,e r fl aub end fi e w e rd en ,b e fid en enfimT a t z e fi t r aume fin - f ah fl enfinT ab e fl fl e1au sS fi ch td e s Au to r s od e rm eh rm a fl sB e s chw e rd enau f t r a t en , Z e fin e Au s s ag efim H finb fl fi ckau fd fi en a t fio d fi e t y p fi s c h f ü rd fi eW fi r k u n gv o nC fl o z a p fi n k a fl eG e s am t s fi tu a t fion . w a r e n ( e tw aS c hw fi n d e fl ,Ü b e fl k e fi t ,S p r e c h n e fi„K .O . -M fi t t e fl “ -F ä fl fl enb e s t eh to f t s tö rung en ,S ch fl ä f r figk e fi t ) .T ro t zm ed fi z fi B e finb zw .k e finfl äng e r e sN ah ev e rh ä fl tn fi s n fi s ch e rIn t e rv en t fionfin m eh r e r enF ä fl fl en k fi s ch enT ä t e rund Op f e r .E sg fib tab e r e rg abs fi che r s tn a ch Mon a t end e rV e r zw r ch au sau chF ä fl fl ej ah r e fl ang e rB e z fi e d a ch tau fe fin eSub s t an zb e fib r fingung . du en ,b e fid en ene szum w fi ed e rho fl t en M fi tH fi fl f evonH a a r an a fly s enkonn t enb e fi hung fin s a t zvon„K .O . -M fi t t e fln “komm tund m eh ra fl s20P e r son end e rN a chw e fi se fi E fi e s e re r s tg robv e r zög e r te rk ann tw fi rd : n e r Mon a t ezu rü ck fl fi eg end enC flo z ap fin d fd emCompu t e rd e sB e s chu fld fig t en , au fn ahm efo r en s fi s chzw e fi f e fl s f r e fie r Au d am a fl fi g e r P a r t n e r d e s O p f e r s , w u r d e b r a ch tundd fi e Au fn ahm e z e fi t r äum e po rnog r afi s ch e sM a t e r fi a fls fi ch e rg e s t e fl fl t . abg e s ch ä t z tw e rd en . E sz e fig tun t e rand e r emd fi e Vo rn ahm e s exu e fl fl e rH and flung enam Op f e rdu r ch S t r a f t a t enun t e rV e rw endungvon„K .O . d e n B e s c h u fl d fi g t e n . A u g e n s c h e fi n fl fi c h T rop f en “w a r enm eh rm a fl sd a sTh em ap a r a rd a s Op f e rh fi e rb e fiohn eB ewu s s t fl am en t a r fi s ch e r An f r ag en .D fi evomBun w s e fin .D a s Op f e rg fib tan ,find enfl e t z t en d e sm fin fi s t e r fiumfü rInn e r e svo rg e fl eg t en ah r en m eh rm a fl sE s s enb zw .G e t r änk e Z ah fl enfü r2010–2012z e fig en ,d a s sb e fi fin s J m fi tb fi t t e r emG e s chm a ckzus fi chg enom g e s am t269ang e z e fig t enF ä fl fl en ,82 %au s m enzuh ab en .Ih rwu rd efimAn s ch flu s s d enB e r e fi ch enR aub / s chw e r e rR aubsow fi e d a r anö f t e r ss chw find e fl figunds chw a r z V e rg ew a fl t figungk am en( s fi eh eT ab e fl fl e1 ) . vo rd en Aug en .S fi e mu s s t es fi chh fin fl e D fi eF a fl fl z ah fls t fi egj äh r fl fi ch .S e fi t2013w fi rd enund wu rd ee fin fig eS tund ensp ä t e r d e rB eg r fi f f„K .O . -T rop f en “find e rpo fl fi g fi ed e rw a ch .Ine fin emF a fl flfi s tfih re r fin z e fi fl fi ch en K r fim fin a fl s t a t fi s t fikfink flud fi e r tun w e r fl fi ch ,d a s ss fi ed e rB e s chu fld fig t efind e r t e rd emS ch fl agwo r t„B e t äubung sm fi t t e fl “ n a s ed e sW a chw e rd en sfim G en fi t a flb e g e füh r t , wodu r che fin ed fi r ek t eV e rg fl e fi ch Ph r e fi chang e f a s s th a t .D a s Op f e rs ch r fi eb b a rk e fi tm fi tf rüh e re rhob en enZ ah fl enn fi ch t 2012 47 29 26 102 15 . SIAK-JOURNAL 3/2015 die Beschwerden damals Kreislaufpro blemen zu, bewertet auf Grund des si chergestellten Datenmaterials die Situa tion nun aber anders. Es besteht der Verdacht, dass dem Opfer im Zeitraum der Beziehung mit dem Beschuldigten durch diesen wiederholt „K.O.-Mittel“ verabreicht wurden, um ohne Einwilli gung des Opfers sexuelle Handlungen an diesem vorzunehmen und diese fotogra fisch sowie filmisch zu dokumentieren. 3. Wie erkennt man eine „k.o.-tropfen“-VeraBreichung? Die Verabreichung von „K.O.-Mitteln“ im „Partybereich“ erfolgt in aller Regel über Getränke. Viele der hier relevanten Wirk stoffe haben einen Eigengeschmack (z.B. salzig, seifig, bitter), der nach Zusatz zu geschmacksintensiven Getränken oft nicht mehr wahrgenommen wird. Ebenso gibt es keine sicheren Anzeichen bzgl. Geruch und Farbe. Warnsignal der Substanzauf nahme ist meist erst die Symptomatik. Die Substanzwirkung tritt üblicherweise 10–30 Minuten nach oraler Aufnahme ein. Sie dauert wenige Stunden bis zu etwa einem Tag. Dauer und Ausprägung hängen unter anderem von der Art der Substanz, ihrer Dosierung und ggf. Wechselwir kungen auf Grund Mischkonsums (siehe Abschnitt 4.1) ab. Der primäre Wirkort von „K.O.-Mitteln“ ist das Zentralnervensystem. Wirkungen auf die Psyche/das Bewusstsein („psycho aktive Substanzen“) lassen sich grob in anregend, dämpfend und halluzinogen gliedern, wobei das Wirkspektrum häufig gemischt ist und bei den typischen „K.O. Mitteln“ die dämpfende Wirkung im Vordergrund steht. Nicht selten treten be gleitend physische Wirkungen, etwa Mus kelentspannung und Gangstörungen, hin zu. Das gesamte Zustandsbild stellt sich als Berauschung/Beeinträchtigung dar. 16 Bereits unter der beginnenden Substanz wirkung können die Opfer leicht manipu lierbar sein, ohne dass für Außenstehende schon offensichtlich erkennbare Auffällig keiten bestehen. Dies verschafft dem Täter Zeit, das Opfer unauffällig aus einem öf fentlichen Bereich zu verbringen. Für Au ßenstehende am offensichtlichsten erkenn bar werden Verdachtsfälle dann, wenn rasch eine bei der betroffenen Person so noch nicht wahrgenommene Änderung des Verhaltens eintritt bzw. es zu körperlichen Auffälligkeiten kommt, ohne dass dies jeweils mit bewusstem Substanzkonsum (bspw. Alkohol) oder einer plötzlichen Er krankung (bspw. Blutzuckerentgleisung) erklärbar wäre. Umgekehrt besonders schwierig ist eine Situationseinschätzung etwa bei vorliegender Alkoholisierung oder bei Personengruppen, die auf Grund einer chronischen Erkrankung oder hohen Alters ein stark von der Tagesverfassung abhängiges Zustandsbild aufweisen. Für eine „K.O.-Mittel“-Aufnahme hin weisgebende Auffälligkeiten sind in Ta belle 2 (siehe Seite 17) zusammengefasst. Es gibt keine „K.O.-Mittel“-spezifische Wirkung; das resultierende Zustandsbild ergibt sich aus vielen Faktoren. Daher müssen im Einzelfall nicht alle der in Tabelle 2 genannten Symptome zwingend erlebt/beobachtet werden und es sind weitere Auffälligkeiten möglich. Eine Reihe potentieller „K.O.-Mittel“ kann die Merkfähigkeit für Bewusstseins inhalte im Zeitraum der Substanzwirkung gravierend einschränken, man spricht von einer vorwärtswirkenden (anterograden) Amnesie. Dieser „Filmriss“ ist nicht zwin gend an das Auftreten einer Bewusstlosig keit geknüpft, auch sind in diesem Zeitraum Handlungen möglich. Filmriss bzw. jegliche Erinnerungslü cken haben lediglich Indizwirkung für eine „K.O.-Mittel“-Aufnahme. Einerseits können sie durch andere Umstände, wie 3/2015 .SIAK -JOURNAL Quelle: Bicker intensiver Alkoholkonsum oder Gewalt einwirkung auf das Gehirn (Schlag, Sturz), ebenso ausgelöst werden, andererseits könnte deren Fehlen eine „K.O.-Mittel“ Aufnahme nicht ausschließen. In diesen Fällen wird der Vorfall oft traumartig wahrgenommen oder sogar bei vollem Bewusstsein; trotzdem verhindert die Sub stanzwirkung eine effektive Abwehr. Bei einer Beeinflussung des Erinnerungs vermögens kann das Opfer ermittlungs relevante Geschehensabläufe nicht ad äquat rekonstruieren. In der Hoffnung, dass das Erlebte wieder erinnerlich wird bzw. aus Scham keine genauen Angaben machen zu können, wird mitunter mit einer Anzeige zugewartet. Dadurch geht wertvolle Zeit im Hinblick auf das Nach weisfenster von Substanzen in Körper flüssigkeiten verloren (siehe Abschnitt 5). Es kann daher im Sinne einer effektiven Beweisführung, nicht nur die chemische Analytik betreffend, sondern etwa auch im Hinblick auf DNA-Spuren, nur ap pelliert werden, einen Verdachtsfall un verzüglich zur Anzeige zu bringen und unverzüglich Probenmaterial zu sichern (siehe Abschnitt 6). 4. Welche Wirkstoffe sind potentiell releVant? Weit mehr als 100 Substanzen verfügen zumindest ansatzweise über Eigenschaf ten, die sich ein Täter für den Missbrauch als „K.O.-Mittel“ zu Nutze machen kann; eine exemplarische Auswahl zeigt Ab bildung 1. Welche Substanz im Einzelfall zum Ein satz kommt, ist für den Täter mit Verfüg barkeit und Erfahrung zur Wirkung ver knüpft. Es wäre etwa naheliegend, dass ein Täter mit Zugang zu Schlafmitteln diese als „K.O.-Mittel“ erster Wahl ansieht. Ein Täter mit Kontakt zur Drogenszene könnte hingegen eher zu Substanzen des Schwarz markts greifen. AusSichtdesBetroffenen AusSichtAußenstehender Schwindel, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Mundtrockenheit, Übelkeit, Erbrechen, Gleichgewichtsprobleme, Kreislaufprobleme, Schwierigkeiten sich zu artikulieren, „Filmriss“, Kommunikationsbedürfnis, Euphorie, „kann keinen klaren Gedanken fassen“, „irgendetwas stimmt nicht mit mir“, „benebelt sein“, „schwierig sich auf den Beinen zu halten“. Ängstlichkeit, Desorientierung, Verwirrtheit, Benommenheit, „Dämmerzustand“, Sprechstörungen, Gangstörungen, Erbrechen, Enthemmung, Kontrollverlust, Bewusstlosigkeit. Tab. 2: Für eine „K.O.-Tropfen“-Verabreichung hinweisgebende Auffälligkeiten Im Hinblick auf die insgesamte Relevanz psychoaktiver Substanzen bei fraglichen „K.O.-Mittel“-Delikten, woraus sich letzt endlich der Untersuchungsumfang der chemischen Analytik ableitet, geht es aber nicht nur um Wirkstoffe mit vorrangigen „K.O.-Mittel“-Eigenschaften, sondern auch um sonstige berauschende Mittel. Schließlich ist für die toxikologische Beur teilung des Zustandsbildes im VorfallszeitQuelle: Bicker Flunitrazepam Bromazepam Clozapin Zolpidem Ketamin gamma-Hydroxybuttersäure (GHB) Abb. 1: Beispiele bekanntermaßen als „K.O.-Mittel“ missbrauchter Substanzen 17 . SIAK-JOURNAL 3/2015 raum der Gesamtstatus aufgenommener psychoaktiver Substanzen maßgeblich. Die Erfahrung zeigt, dass hier Alkohol die am häufigsten nachgewiesene psycho aktive Substanz ist (Staub/Staub Spörri 2014), gefolgt von Missbrauchsdrogen; dritte große Klasse sind Medikamenten wirkstoffe mit sedierenden Eigenschaften (Mußhoff/Madea 2008). Substanzprä valenzdaten finden sich in der Literatur; sie sind unter anderem von regionalen Gegebenheiten mitbestimmt (Unterschie de in Drogenszene und zugelassener Me dikamente zwischen einzelnen Ländern) (Djezzar et al. 2014; Hagemann et al. 2013; Jones et al. 2012; Bosman et al. 2011; Madea/Mußhoff 2009; Hurley et al. 2006; Scott-Ham/Burton 2005). 4.1 Alkohol Die am weitesten verbreitet konsumierte Substanz mit Berauschungs- und Beein trächtigungsrelevanz ist der Trinkalkohol (Ethanol). Entsprechend intensiver Alko holkonsum kann grundsätzlich zu einem „K.O.-Mittel“-ar tigen Zustand der Be einträchtigung führen. Ein tiefer Schlaf zustand ist ebenso möglich, wie bruch stückhafte Erinnerung bis hin zu einem mehrstündigen Filmriss. Es sind Szenarien vorstellbar, in denen der auf ein Delikt fokussierte Täter beim Opfer auf einen möglichst intensiven Al koholkonsum in kurzer Zeit hinwirkt bzw. einen vorliegenden Zustand erheblicher Alkoholisierung ausnützt (zu Letzterem vgl. § 205 StGB1). Ethanol wird als be deutsamste „Vergewaltigungsdroge“ an gesehen (Mußhoff/Madea 2008). In einer norwegischen Studie lag bei 102 Fällen mit positivem Ethanol-Nachweis (Probe nahme innerhalb der ersten zwölf Stunden nach dem Vorfall) der Medianwert der auf den Vorfallszeitpunkt rückgerechneten Blutalkoholkonzentration bei 1,8 Promille (Hagemann et al. 2013). 18 Sollte zusätzlich zu einer Alkoholauf nahme ein „K.O.-Mittel“ verabreicht wer den bzw. liegt eine Wirkung sonstiger bewusst aufgenommener psychoaktiver Substanzen vor (Missbrauchsdrogen, Me dikamente), können Wechselwirkungen auftreten, deren Ausprägung und Ausmaß im Einzelfall kaum vorhersehbar sind. Es sind dadurch wesentlich gravierendere Ausfallserscheinungen möglich, als etwa bei alleinigem Alkoholkonsum gleichen Ausmaßes. 4.2 gamma-Hydroxybuttersäure (GHB) und Vorläufersubstanzen GHB ist eine natürlich vorkom mende Substanz und fungiert beim Menschen als chemischer Botenstoff (Neurotransmit ter). GHB hat auch medizinische Anwen dungszwecke; so ist es bspw. im Präparat Alcover® enthalten, das zur Unterstützung bei der Langzeitentwöhnung von Alkohol abhängigen verwendet wird. Vor etwa 20 Jahren fand GHB Einzug in den Bereich der Missbrauchsdrogen und wird in Kon sumentenkreisen unter anderem als „Li quid Ecstasy“ bezeichnet. GHB war in der Anlage I der Psychotropenverordnung gelistet und ist per 01.01.2015 in Anhang IV.1. der Suchtgiftverordnung angeführt (BGBl. II Nr. 242/2014). GHB wird direkt aufgenommen oder in Form der flüssigen Vorläufersubstanzen gamma-Butyrolacton (GBL) und 1,4-Bu tandiol. Medial bekannt wurden etwa GBL-haltige Reiniger im Kfz-Bereich, was zu Spekulationen über den Missbrauch dieser Produkte zur Berauschung bzw. als „K.O.-Mittel“ führte. GBL und 1,4-Butan diol werden im Körper sehr rasch zu GHB verstoffwechselt und somit ist die Wirkung letztendlich dem GHB analog. Da sie wich tige Industriechemikalien sind, ist eine gesetzliche Kontrolle analog GHB nicht möglich. GBL und 1,4-Butandiol wurden allerdings in Anlage I der am 01.01.2012 3/2015 in Kraft getretenen Neue-PsychoaktiveSubstanzen-Verordnung (NPSV) (BGBl. II Nr. 468/2011) aufgenommen. GHB wirkt in Dosierungen von etwa einem Milliliter mild euphorisierend, so zial öffnend und sexuell stimulierend. Es können, der Alkoholwirkung ähnlich, Steigerungen von Stimmung und Antrieb auftreten, bei etwas höherer Dosierung auch motorische Beeinträchtigungen. Bei Aufnahme von drei bis vier Millilitern tritt Benommenheit bis hin zu einem schlagar tig einsetzenden tiefen Schlaf auf, aus dem man nach Stunden mitunter ebenso plötz lich wieder erwacht. Es kommt typischer weise auch zum Filmriss. Tödlich verlau fene Überdosierungen sind bekannt. Die Kombination von stimulierenden und dämpfenden Wirkungen und deren Steuerbarkeit über die Dosierung machen GHB bzw. dessen Vorläufersubstanzen zu nahezu idealen „K.O.-Mitteln“. Ein wei terer diesbezüglicher „Vorteil“ ist die kurze Wirkdauer und damit verknüpft das kleine Nachweisfenster (siehe Abschnitt 5). Auf Grund nicht selten zeitverzögerter Probe nahme ist es schwierig, die praktische Re levanz des GHB valide abzuschätzen. Es ergibt sich jedenfalls kein Hinweis, dass es die am häufigsten als „K.O.-Mittel“ miss brauchte Substanz ist (vgl. oben zitierte Li teratur zu Substanzprävalenzdaten). 4.3 Psychopharmaka vom Benzodiazepin-Typ Benzodiazepine werden für verschiedene med i z i n ische Zwecke ei ngesetz t. Bei spielsweise wirken Flunit razepam (Prä parat z.B. Rohypnol®), Nitrazepam (Mo gadon®) und Triazolam (Halcion®) stark schlafanstoßend. Bei Span nungs-, Er re gungs- u nd Angstzuständen werden et wa Alprazolam (Xanor ®), Bromazepam (L exot a n il®) , Dia ze pa m (Gewacal m ®, Psychopax®) u nd Oxazepam (A n xiolit ®, P r axit e n ® ) ei ngeset z t . D er Wi rk st of f .SIAK -JOURNAL Clonazepam (Rivotril®) hat eine ausge prägt krampfunterdrückende Wirkung. Erwünschte und unerwünschte Wir kungen erklären sich hauptsächlich mit zentralnervöser Dämpfung, wodurch sich ein Missbrauchspotential als „K.O.-Mit tel“ ableitet und dieses in der Praxis auch besonders gegeben ist. Insbesondere bei nicht an Benzodiazepine gewöhnte Per sonen treten neben den oben genannten Wirkungen häufig Schwindel und Benom menheit auf, verstärkt in Kombination mit Alkohol. Darüber hinaus kann es zu einer Muskelentspannung/-erschlaffung kom men, was etwa das Ausmaß physischen Widerstands bei einem Sexualdelikt erheb lich herabsetzen kann. Erinnerungslücken an den Zeitraum des Vorfalls sind ebenso möglich, insbesondere bei schlafanstoßend wirkenden Benzodiazepinen. 4.4 Nicht-Benzodiazepin Psychophar maka Neben den Benzodiazepinen gibt es eine Vielzahl weiterer stark psychoaktiver Me dikamentenwirkstoffe. Schlafanstoßend wirken etwa Zolpidem, das bspw. in Form des Präparats Zoldem® im Handel ist, so wie Diphenhydramin (z.B. Dibondrin®). Die Jahrzehnte als Schlafmittel verwende ten Barbiturate (verschiedene Wirkstoffe) und Chloralhydrat haben hingegen – auf Gr und der Verfügbarkeit sicherer Präpa rate – hierzulande keine Bedeutung mehr. Deren Einsatz als „K.O.-Mittel“ ist be dingt durch die mangelnde Verfügbarkeit mittler weile seh r unwah rscheinlich ge worden, kann aber auf Grund vereinzelter Präsenz am Schwarzmarkt bzw. in ande ren Ländern nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Auch die einmalige Aufnahme bestimm ter Neuroleptika (Antipsychotika) und Antidepressiva kann bei nicht an diese Substanzen gewöhnten Personen zu erheb lichen Beeinträchtigungen führen. Dies gilt 19 . SIAK-JOURNAL 3/2015 wiederum in besonderem Maß in Kombi nation mit Alkohol. Neuroleptika werden bei verschiedenen psychischen Störungen/ Krankheiten eingesetzt, z.T. auch als Be ruhigungsmittel. Als „K.O.-Mittel“ wie derholt missbraucht wird etwa Clozapin (z.B. Leponex®), da es häufig Schwindel und Schläfrigkeit auslöst (vgl. den ein gangs geschilderten „Zuckerdosen“-Fall). Antidepressiva werden im Grundsatz auf Grund stimmungsaufhellender Effekte bei psychiatrischen Erkrankungen eingesetzt. Es gibt aber auch hier Wirkstoffe, die über eine begleitend sedierende Wirkkom ponente verfügen, etwa Mirtazapin (Mir tabene®). 4.5 Psychostimulantien Der von einem „K.O.-Mittel“ bezweckten dämpfenden Wirkung würde eigentlich entgegenstehen, dass auch Substanzen relevant sein können, die primär anregend (stimulierend) wirken. Solche „Psycho stimulantien“ sind etwa die Suchtgif te A mphet a m i n („ Speed“), Metha mphe tamin („Crystal Meth“), MDMA („Ecsta sy“) und Cocain. In Bezug auf die Wir kung als eng ver wandt anzusehen sind eine Vielzahl der von der NPSV erfassten Wirkstoffe, für die sich umgangssprach lich Sammelbegriffe wie „legal highs“, „research chemicals“ und „Badesalze“ etabliert haben. Die psychische Wirkung äußert sich etwa in gesteigertem Selbstbewusstsein bis hin zu Selbstüberschätzung, Euphorie, Enthemmung und Rededrang; typische körperliche Auffälligkeiten sind erhöhte Herzfrequenz und Blutdruck sowie mo torische Unruhe. Viele dieser Wirkstoffe steigern auch das sexuelle Verlangen. Ein Täter kann sich dies zunutze machen, um Praktiken auszuführen, in die das Opfer – mitunter der eigene Partner – ohne Sub stanzwirkung nicht eingewilligt hätte. Hier kommt es nicht selten zu einem bewussten, 20 vom Täter forcierten, (Probier)konsum, dessen Folgen ausgenützt werden. Auf die mehrstündige stimulierende Phase können Müdigkeit, depressive Ver stimmung, innere Unruhe und Reizbarkeit folgen. Kennt das Opfer diesen Verlauf nicht, so wird die Ursache der Spätwir kung nicht selten mit der Verabreichung einer dämpfend wirkenden Substanz as soziiert, ohne dass dies tatsächlich der Fall war. 4.6 Sonstige Die Liste der bei einem „K.O.-Mittel“-Fall potentiell in Frage kommenden Substan zen würde sich noch um einiges erweitern lassen. Beispielhaft seien Delta-9-Tetra hydrocannabinol (THC; wesentlicher psy choaktiver Inhaltsstoff Cannabis-haltiger Produkte,wie Haschisch oder Marihuana), Ketamin (klinisch intravenös zur Schmerz stillung und Narkoseeinleitung verwendet, oral als Partydroge konsumiert), Halluzi nogene (bspw. LSD und bestimmte in Toll kirsche, Engelstrompete etc. enthaltene Tropan-Alkaloide) und Opiate /Opioide (Morphin, Heroin etc.) genannt. Hier gilt ähnlich wie für die oben diskutierten Psy chostimulantien, dass mitunter keine Ver abreichung erfolgt, sondern ein bewusster Konsum, dessen Folgen der Täter ausnützt. Auch weitere Medikamentenklassen kön nen „K.O.-Mittel“-ar tige Eigenschaften aufweisen. So wirken etwa bestimmte zur Linderung allergischer Symptome einge setzte Wirkstoffe (Antihistaminika) oder der Blutdrucksenker Clonidin auch sedie rend. Vorstellbar wäre auch das Herbei führen einer Beeinträchtigung durch das Einatmen bestimmter flüchtiger Substan zen („Schnüffelstoffe“, Narkosegase etc.); allerdings scheint die praktische Relevanz, nicht zuletzt auf Grund der Notwendigkeit inhalativer Aufnahme, hier nicht gegeben zu sein. 3/2015 .SIAK -JOURNAL Quelle: Bicker 5. forensisch-toxikoloInwieweit lassen sich mengenKonsumverantwortung mäßige und zeitliche Angaben gische fallarBeit zum bewussten Substanz Der Nachweis einer „K.O.-Mittel“-Auf konsum mit dem chemischen Befund in Einklang bringen? nahme in Körperproben dient der Objek Wurden Substanzen nachgewieSubstanzspektrum tivierung des Sachverhalts und ermöglicht sen, deren Vorhandensein mit den Angaben zum bewussten toxikologische Beur teilungen (siehe Ta Substanzkonsum nicht erklärt belle 3). Es handelt sich um eine heraus werden kann? Auf welchen Zeitraum lässt sich Zeitraum fordernde analytische Fragestellung, da die Substanzaufnahme eingren eine große Zahl chemisch zum Teil sehr zen? unterschiedlicher Substanzen bis in den Berauschung/Beeinträchtigung Welche Wirkungen können auf Grund der nachgewiesenen Spurenbereich beweisfest erfasst werden Substanzen zum Tatzeitpunkt muss. vorgelegen haben? Inwieweit lassen sich beobachDas so genannte Nachweisfenster einer tete/festgestellte Auffälligkeiten Substanzaufnahme wird durch viele Fak mit dem chemischen Befund erklären? toren bestimmt: Inwieweit können nachgewieSubstanz, sene Substanzen, deren bewusste Aufnahme nicht angegeben Substanzmenge, wurde, eine Berauschung/BeZeitfenster Substanzaufnahme – Probe einträchtigung herbeigeführt bzw. eine bestehende in ihrem nahme, Ausmaß vergrößert haben? Probenmaterial, Tab. 3: Toxikologische Interpretationen bei „K.O.Analysenverfahren, Individuelle Faktoren (genetische Aus Tropfen“- Verdachtsfällen stattung, Geschwindigkeit des Stoff Bei „K.O.-Mittel“-Fragestellungen reichen wechsels etc.). Nachweisfenster in Kör perf lüssigkeiten Hierunter wird der Zeitraum verstanden, von wenigen St unden bis z u meh reren in dem nach der Substanzaufnahme eine Tagen. Es wäre daher falsch zu glauben, analytisch erfassbare Substanzkonzentra dass – wie leider fallweise vermittelt wird – tion in einem bestimmten Probenmaterial ein positiver Nachweis generell aussichtlos vorliegt. Es ist ein aus der Erfahrung ab ist, wenn der Vorfall bspw. einen Tag zu geleiteter Richtwert. Das Nachweisfenster rückliegt. hat hingegen nichts mit dem Zeitraum Pro Blut steht in unmittelbarem Kontakt mit benahme-Beginn der Analyse zu tun; dies ist bei adäquater Probenlagerung (siehe dem Gehirn, dem Wirkort psychoaktiver Substanzen. Bei Kenntnis wirksamer Kon Abschnitt 6) vergleichsweise unkritisch. zentrationsbereiche (Literatur, Fallerfah 5.1 Vorfall liegt wenige Stunden oder rung) sowie Daten zum Stoffwechsel der Tage zurück Substanz (Eliminationsgeschwindigkeit Je schneller nach dem Vorfall Blut und etc.) kann aus gemessenen Substanzkon Urin abgenom men werden, desto eher zentrationen auf den zum rechtsrelevanten kann eine tatsächliche „K.O.-Mittel“-Auf Zeitpunkt vorgelegenen Konzentrations nahme auch nachgewiesen werden. Dar bereich und damit verknüpft auf erwart über hinaus kann die Untersuchung von bare Wirkungen geschlossen werden. Erbrochenem oder sonstiger Asservate, Diese Einschätzung wird mit erlebten/ etwa ein fraglich manipuliertes Getränk, beobachteten Wirkungen korreliert und wertvolle Begleitinfor mationen liefer n. auf Plausibilität geprüft. Hier werden 21 . SIAK-JOURNAL 3/2015 ggf. auch Angaben zum bewussten Sub stanzkonsum berücksichtigt, etwa ob die Trinkverantwortung mit der festgestellten Blutalkoholkonzentration, ggf. dem länger nachweisbaren Trinkalkohol-Stoffwech selprodukt Ethylglucuronid, in Einklang zu bringen ist. Das Nachweisfenster im Blut liegt für viele Substanzen bei 1–2 Tagen. GHB hat demgegenüber ein wesentlich kleineres Nachweisfenster. Hier muss dem Umstand Rechnung getragen werden, dass GHB eine körpereigene Substanz ist, d.h. in Pro benmaterial jedes Menschens vorkommt. Für den Nachweis der Aufnahme einer potentiell wirksamen Menge GHB müssen Konzentrationen vorliegen, die statistisch signifikant höher sind als der stoffwechsel bedingte Referenzbereich. Aller Erfahrung nach lassen sich derart erhöhte Konzentra tionen im Blut nur nachweisen, wenn es nicht später als sechs Stunden nach Auf nahme von GHB, GBL bzw. 1,4-Butandiol abgenommen wird. Dieses gegenüber an deren als „K.O.-Mittel“ in Frage kommen den Substanzen sehr kleine Nachweisfens ter ist also nicht messtechnisch bedingt, sondern hat eine physiologische Ursache. Urin ist eine Ausscheidungsflüssigkeit. Dies hat zur Folge, dass durchwegs viel fach höhere Substanzkonzentrationen (Stammsubstanz und/oder Stoffwechsel produkte) vorliegen als im Blut. Dies und die durch Ausscheidungsprozesse entste hende zeitliche Verzögerung wirken sich vorteilhaft auf das Nachweisfenster aus. Selbst wenn Urin erst einige Tage nach dem Vorfall abgenommen wird, können noch nachweisbare Substanzspuren ent halten sein. Eine wesentliche Ausnahme ist hier wieder GHB, dessen Nachweisfenster auf etwa zwölf Stunden begrenzt ist. Ein positiver Substanznachweis im Urin beweist die Körperpassage und damit die Substanzaufnahme. Zeitpunktsbezogene 22 Aussagen zu Wirkungen lassen sich aller dings nicht ableiten, für eine tiefgehende Interpretation entsprechend Tabelle 3 (siehe Seite 21) ist daher die Blutunter suchung unerlässlich. Bei „K.O.-Mittel“Verdachtsfällen mit eventuell kritisch verzögerter Probenahme kommt der Urin probe besondere Wichtigkeit bei der Be weisführung ergänzend zur Blutprobe zu. Auf Grund des gegenüber Blut erstreckten Nachweisfensters könnte nämlich ein po sitiver Urinbefund einen negativen Blut befund erklärbar machen. Ein analytischer Vorteil des Urins ist darüber hinaus, dass durch die stoffwechselbedingte Ankonzen trierung von Substanzen breit angelegte und Datenbank-gestützte Suchanalysen – über den in Kapitel 4 genannten Substanz umfang hinausgehend – erfolgsverspre chender durchgeführt werden können. 5.2 Vorfall liegt mehrere Tage oder Monate zurück Beträgt das Zeitintervall zwischen Sub stanzaufnahme und Probenahme etwa fünf Tage, wäre selbst im Urin der Nachweis nur mehr für sehr wenige der bei „K.O. Mittel“-Fällen in Frage kommenden Sub stanzen vorstellbar. Für schnell abgebaute bzw. niedrig dosierte Substanzen kann der Nachweis im Urin auf etwa zwei Tage beschränkt sein (GHB noch wesentlich kürzer, siehe Abschnitt 5.1). Werden erst in diesem, mitunter kritischen, Zeitfens ter Körperflüssigkeiten abgenommen und verläuft deren Untersuchung negativ, ist zusätzlich eine Haaranalyse in Betracht zu ziehen. Bei einem bereits Wochen bis Mo nate zur ückliegenden Vorfall wäre eine Haaranalyse jedenfalls alternativlos, um die Chance auf den Nachweis einer Sub stanzaufnahme zu haben. Haare lagern während der Wachstums phase im Blut zirkulierende Substanzen ein. Das absolute Ausmaß der Einlagerung 3/2015 ist unter anderem abhängig von der aufge nommenen Menge und den chemischen Eigenschaften der Substanz. Der Abstand des substanzenthaltenden Haarabschnitts zur Hautoberfläche ist ein Maß für den Zeitpunkt der Substanzaufnahme (Wachs tum der Kopfhaare etwa 1 cm pro Monat), d.h. das erfassbare Zeitfenster einer Sub stanzaufnahme orientiert sich primär an der Haarlänge. Die Abnahme der Haarprobe sollte nicht früher als vier Wochen nach dem Vorfall erfolgen, weil es Zeit benötigt, bis der allenfalls substanzenthal tende Haarabschnitt so hinreichend aus der Kopfhaut ausgewachsen ist, dass er durch Abschneiden der Haare zugänglich wird. Der entscheidende Vorteil gegenüber Blut und Urin ist, dass bei hinreichender Haarlänge Substanzaufnahmen erfasst werden können, die bereits mehrere Mo nate zurückliegen. Das Routineanwen dungsgebiet sind daher langfristige Sub stanzkonsumkontrollen für Führerschein, Bewährung, Sorgerecht etc. (Bicker 2014; Sachs 2014). In Bezug auf „K.O.-Mittel“ Delikte ergeben sich Anwendungen vor rangig bei zwei Fragestellungen: einmaliger Vorfall mit keiner bzw. kri tisch zeitverzögerter Abnahme von Kör perflüssigkeiten, mehrmaliger Vorfall über längeren Zeit raum. Mit den heute zur Verfügung stehen den Untersuchungsverfahren besteht eine realistische Chance, viele der als „K.O. Mittel“ in Frage kommenden Substanzen nach bloß einmaliger Aufnahme im Haar nachzuweisen. Die zeitliche Zuordnung der Substanzaufnahme sowie die toxiko logische Interpretierbarkeit der Konzen trationswerte unterliegen bei Haaren ge genüber Körperflüssigkeiten allerdings größeren Einschränkungen. Ein negativer Haaranalyse-Befund könnte eine einma lige Substanzaufnahme nicht ausschließen (Kintz 2012). Daher: Eine Haaranalyse .SIAK -JOURNAL kann die Untersuchung zeitnah zum Vor fall abgenommener Körperflüssigkeiten nicht ersetzen. Vielmehr liefert sie ergän zende Informationen bzw. fungiert als „Rettungsanker“, wenn keine verwert baren Körperflüssigkeiten zur Verfügung stehen. 5.3 Untersuchungsverfahren Der aus einer Probe extrahierbare Infor mationsgehalt ist entscheidend von der Wahl der Analysenmethode beeinflusst. For en sisch -che m ische /t ox i kolog ische Sachverständige orientieren sich hier an drei Prinzipien: 1. Das Messsignal muss einer bestimm ten Substanz zuzuordnen sein (zweifels freier Substanznachweis), 2. der Untersuchungsumfang muss zur Fragestellung passen, 3. es sollten noch möglichst geringe Sub stanzkonzentrationen erfassbar sein (nied rige Nachweisgrenze). Diesen forensisch-relevanten Anforde rungen gerecht werden beweisende Ver fahren (substanzidentifizierende Verfah ren) mit adäquater Qualitätssicherung. Bei der Untersuchung von „K.O.-Mittel“Verdachtsfällen werden in aller Regel Kombinationen aus chromatographischer Trennung und massenspektrometrischer Detektion eingesetzt (Parkin/Brailsford 2009; Deveaux et al. 2008; Kintz 2007). Durch fortwährenden technischen Fort schritt kann in immer geringere Konzen trationsbereiche vorgedrungen werden, gleichbedeutend mit einer Vergrößerung des Nachweisfensters in Körperflüssig keiten. Bei Haaren erhöht eine verbesserte Messempfindlichkeit die Wahrscheinlich keit eines positiven Nachweises nach bloß einmaliger Substanzaufnahme. Von beweisenden Verfahren strikt zu unterscheiden sind hinweisgebende Ver fahren. Diese „Schnelltests“, vorrangig eingesetzt bei medizinischen Fragestel 23 /2015 . S IAK JOURNAL 3 flung en ,b a s fi e r enau ffimmun ch em fi s ch en od e ren zym a t fi s ch en P r fin z fip fi en , wob e fi d fi e Au s s ag e s fi ch e rh e fi tfin B e zugau fd en N a chw e fi sp sy cho ak t fiv e rSub s t an z enfü r fo r en s fi s ch eZw e ck eun zu r e fi ch end fi s t .H fin w e fi sg eb end eV e r f ah r enb e rg enn äm fl fi ch d a sn fi ch tg e r fing eR fi s fiko„ f a fl s ch -po s fi t fiv e r “ und„ f a fl s ch -n eg a t fiv e r “R e su fl t a t e .D fi e sg fi fl t fü rfimmun ch em fi s ch eD rog en /M ed fik a m en t en -S chn e fl fl t e s t sg en au so w fi efü rd en en zym a t fi s ch en A flkoho fl -S chn e fl fl t e s t .Zu m find e s tpo s fi t fiv eE rg ebn fi s s e mü s s end ah e r b e fir e ch t s r e fl ev an t enF r ag e s t e fl flung en m fi t b ew e fi s end en V e r f ah r enb e s t ä t fig tw e rd en (P au fl /Mußho f f2009 ) . B e fi„K .O . -M fi t t e fl “ -F r ag e s t e fl flung ene r fü fl fl enh finw e fi sg eb end eV e r f ah r enk e fin ed e r d r e fio b e ng e n a n n t e n ,f o r e n s fi s c h r e fl e v a n t e n Punk t e ,d .h . 1 .d a sM e s s s fign a flfi s tn fi ch td e z fid fi e r t e fin e rSub s t an zzu zuo rdn en ,sond e rnk ann Que fl fle :B fi cke r Maßnahme P robenahme P robenma te r fia fl P roben flage rung Dokumen ta t fion Hand flung semp feh flung Un ve r züg fl fi ch (Kö rpe rflü s s figke fi ten ) b , c B flu ta,b undU r fin ;gg f .son s t fige A s se r va te( z .B .Ge t ränk ,E rb rochene s ) ;spä te rgg f .Haa re B flu t ,U r fin :geküh fl t( so fe rnke fine Übe rm fi t t flunganLabo rb finnen wen fige rTagee fin f r fie rend) Haa re :Raum tempe ra tu rfim Dunke fln Ze fi tpunk tde sVo r fa fl fl s ,Ze fi tpunk t de rP robenahme ,Sub s tan zkonsumde rfle t z tenTage(A flkoho fl , M fi s sb rau ch sd rogen , Med fikamen te ) :wa s ?w fie v fie fl ?wann ? Au f fä fl fl figke fi ten(Op fe r s ch fi flderung ,Zeugen s ch fi flde rung , ä r z t fl fi che rBe fund ) :we fl che ? ze fi t fl fi che rVe r flau f ? Jee finRöh r chenSe rumode rP flasmasow fie Na t fi vb flu t , wenn mög fl fichauch F fluo r fid -B flu t(ge sam te twa10 M fi fl fl fi fl fi te r ) . b � Fü rd fiechem fischen Un te rsuchungen w fi rdnu re finT e fi flde rangegebenen P r oben vo flum finabenö t fig t ;r e s t fl fi che sP r obenma te r fia flw fi rddu r chda sLabo r fü re finea fl fl fä fl fl figespä te r eV e rwendungflänge r f r fi s t figau fbewah r t . c E twa10 M fi fl fl fi fl fi te r . d � Be fiB flu tna chAb t r ennungvonSe rum /P fla sma . a Tab .4 :Hand flungsemp feh flungenzu rBewe fism fi t te fls fi che rungundDokumen ta t fionbe fi„K .O . -T rop fen “Ve rda ch tsde fl fik tenfü rd fiefo rens fis ch tox fiko flog fis cheFa fl fla rbe fi t 24 m fi tun t e rvonv e r s ch fi ed en en ,s t ruk tu r e fl fl ähn fl fi ch enSub s t an z eng en e r fi e r tw e rd en ( au chso fl ch eohn eR e fl ev an zfü rd fi eF r ag e s t e fl flung ! ) , 2 .e ss findnu rT e s t sfü rw en fig eg äng fig e , komm e r z fi e fl flr e fl ev an t eK fl a s s enp sy cho ak t fiv e rSub s t an z env e r fügb a r , 3 .d fi eN a chw e fi s empfind fl fi chk e fi td e re r f a s sb a r enP a r am e t e rk annun zu r e fi ch end s e fin . Wü rd eb floßau fG runde fin e sun au f f ä fl fl fig enB e fund se fin e sh finw e fi sg eb end enV e r f ah r en sP rob enm a t e r fi a flv e rn fi ch t e tb zw . n fi ch tw e fi t e run t e r su ch tw e rd en ,b ed eu t e t d fi e se fin enunw fi ed e rb r fing fl fi ch enIn fo rm a t fi on sv e r flu s t .D ah e r :Fü rd fi ead äqu a t eAbk fl ä runge fin e s„K .O . -M fi t t e fl “ -V e rd a ch t s f a fl fl s mü s s enb ew e fi s end eUn t e r su chung sv e r f ah r ene fing e s e t z tw e rd en . B ew e fi s end e Un t e r su chung sv e r f ah r en s findfim H finb fl fi ckau fd fi eA r td e sP rob en m a t e r fi a fl sundfimUn t e r s ch fi edzuh finw e fi s g eb end en V e r f ah r ens eh rf fl ex fib e fl ,e s könn ene tw aau chf r ag fl fi ch m an fipu fl fi e r t e G e t r änk eod e rSp e fi s enun t e r su ch tw e r d en .A fl sb ed enk fl fi chan zu s eh ens findh fi e r T end en z enzu„G e t r änk e s chn e fl fl t e s t s “ , d fi evom Kon sum en t envo rO r te fin s e t zb a r s find .D fi e s eau fe fin f a ch enF a rb r e ak t fion en b a s fi e r end enUn t e r su chung ens findau fe fin e b zw .s eh rw en fig eSub s t an z enfl fim fi t fi e r t , d fi e( th eo r e t fi s ch )e rk ann tw e rd enkönn en . Abg e s eh envond e rj ed en f a fl fl sf eh fl end en B ew e fi sk r a f te fin e spo s fi t fiv en N a chw e fi s e s fimfo r en s fi s ch enS finnkönn t en fi ch tau sg e s ch flo s s enw e rd en ,d a s sau fG rundvonn a tü r fl fi ch enInh a fl t s s to f f end e sun t e r su ch t en G e t r änk sd e rAb fl au fd e rF a rb r e ak t fionb flo ck fi e r tw fi rd( f a fl s ch -n eg a t fiv e sE rg ebn fi s ) . D fi eg roß eG e f ah rb e fid e r a r t fig enT e s t sy s t e m enb e s t eh td ah e rd a r fin ,d a s se finun au f f ä fl fl fig e sR e su fl t a tm fi td e rUnb ed enk fl fi chk e fi t d e sG e t r änk sg fl e fi chg e s e t z tw fi rdundd e r Kon sum en tfinpo t en t fi e fl flf a fl s ch e rS fi ch e r h e fi tg ewog en w fi rd(Qu e s t /Ho r s fl ey2007 ; B eynone ta fl .2006 ) . 3/2015 6. conclusio: praxis der BeWeismittelsicherung und dokumentation Der Infor mationsgehalt des forensisch toxikologischen Gutachtens bei „K.O. Mittel“-Verdachtsdelikten wird neben den vorangegangenen analytischen Aspekten maßgeblich von der operativen Praxis der Beweismittelsicherung und dem Ausmaß der Falldokumentation beeinflusst. Tabelle 4 (siehe Seite 24) fasst die aus Sicht des Au tors hier wesentlichen Punkte zusammen. Die Anwendung standardisierter Ab läufe wäre nicht nur ein Beitrag zur prä analytischen Qualitätssicherung, sondern 1 § 205 (1) StGB. Wer eine wehrlose Per son oder eine Person, die wegen einer Geisteskrankheit, wegen einer geistigen Behinderung, wegen einer tiefgreifenden Bewusstseinsstörung oder wegen einer anderen schweren, einem dieser Zustände gleichwertigen seelischen Störung unfä hig ist, die Bedeutung des Vorgangs ein zusehen oder nach dieser Einsicht zu han deln, unter Ausnützung dieses Zustands dadurch missbraucht, dass er mit ihr den Beischlaf oder eine dem Beischlaf gleich zusetzende Handlung vornimmt oder sie zur Vornahme oder Duldung des Bei schlafes oder einer dem Beischlaf gleich zusetzenden geschlechtlichen Handlung mit einer anderen Person oder, um sich oder einen Dritten geschlechtlich zu er regen oder zu befriedigen, dazu verlei tet, eine dem Beischlaf gleichzusetzende geschlechtliche Handlung an sich selbst vorzunehmen, ist mit Freiheitsstrafe von einem bis zu zehn Jahren zu bestrafen. Quellenangaben Beynon, Caryl M. et al. (2006). The ability of two commercially available quick .SIAK -JOURNAL auch eine praxisorientierte Hilfestellung für Ermittlungsbeamte. Positive Ansätze gibt es hier für Fälle körperlicher/sexu eller Gewalt (Bundesministerium für In neres 2013). Dies sollte möglichst dazu führen, das für den Substanznachweis in Körperflüssigkeiten bedeutsame Zeitfens ter Vorfall-Probenahme effektiv zu redu zieren. Wird darüber hinaus die Bevöl kerung sensibilisiert, Verdachtsfälle eher und schneller zur Anzeige zu bringen, ist davon auszugehen, dass ein größerer An teil tatsächlicher „K.O.-Tropfen“-Fälle chemisch-analytisch beweisfest erkannt und strafrechtlich verwertet werden kann. test kits to detect drug-facilitated sexu al assault drugs in beverages, Addiction (101), 1413–1420, Online: http://dx.doi. org/10.1111/j.1360-0443.2006.01420.x. Bicker, Wolfgang (2014). Forensisch toxikologische Haaranalyse, Österreichi sche Zeitschrift für das ärztliche Gutach ten (2), 38–42. Bosman, Ingrid J. et al. (2011). Toxi cological findings in cases of sexual assault in the Netherlands, Journal of Forensic Sciences (56), 1562–1568, Online: http://dx.doi.org/10.1111/j.1556 4029.2011.01888.x. Bundesministerium für Inneres (2013). Do kumentationsbogen körperliche/sexuelle Gewalt, Online: http://www.bmi.gv.at/cms/ BK/buendnis_gegen_gewalt/aktuelles/files/ Dokumentationsbogen.pdf (17.03.2015). Deveaux, Marc et al. (2008). The role of liquid chromatography-tandem mass spectrometry (LC-MS/MS) to test blood and urine samples for the toxicological investigation of drug-facilitated crimes, Therapeutic Drug Monitoring (30), 225– 228, Online: http://dx.doi.org/10.1097/ FTD.0b013e3181676186. Djezzar, Samira et al. (2014). Epidemi ology of drug-facilitated crimes and drug-facilitated sexual assaults, in: Kintz, Pascal (Hg.) Toxicological Aspects of drug-facilitated crimes, London, 11–46. Hagemann, Cecilie T. et al. (2013). Ethanol and drug findings in women con sulting a Sexual Assault Center-associa tions with clinical characteristics and suspicions of drug-facilitated sexual assault, Journal of Forensic and Legal Medicine (20), 777–784, Online: http:// dx.doi.org/10.1016/j.jflm.2013.05.005. Hurley, Michael et al. (2006). The epi demiology of drug facilitated sexual assault, Journal of Clinical Forensic Medicine (13), 181–185, Online: http:// dx.doi.org/10.1016/j.jcfm.2006.02.005. Jones, Alan W. et al. (2012). Toxicologi cal analysis of blood and urine samples from female victims of alleged sexual assault, Clinical Toxicology (50), 555– 561, Online: http://dx.doi.org/10.3109/15 563650.2012.702217. Kintz, Pascal (2007). Bioanalytical pro cedures for detection of chemical agents in hair in the case of drug-facilitated 25 . SIAK-JOURNAL 3/2015 crimes, Analytical and Bioanalytical Chemis try (388), 1467–1474, Online: http://dx.doi. org/10.1007/s00216-007-1209-z. Kintz, Pascal (2012). Value of the concept of minimal detectable dosage in human hair, Fo rensic Science International (218), 28–30, Online: http://dx.doi.org/10.1016/j.forsciint.2011.10.018. Madea, Burkhard/Mußhoff, Frank (2009). K.-o.-Mittel: Häufigkeit, Wirkungsweise, Be weismittelsicherung, Deutsches Ärzteblatt (106), 341–347, Online: http://dx.doi.org/10.3238/ arztebl.2009.0341. Mußhoff, Frank/Madea, Burkhard (2008). K.-o. Mittel, Rechtsmedizin (18), 205–224, Online: http://dx.doi.org/10.1007/s00194-008-0515-x. Parkin, Mark C./Brailsford, Alan D. (2009). Retrospective drug detection in cases of drug facilitated sexual assault: challenges and per spectives for the forensic toxicologist, Bioana lysis (1), 1001–1013, Online: http://dx.doi. org/10.4155/bio.09.70. Paul, Liane D./Mußhoff, Frank (2009). Richt linie der GTFCh zur Qualitätssicherung bei forensisch-toxikologischen Untersuchungen, Mitteilungsblatt der Gesellschaft für toxikolo gische und forensische Chemie (76), 142–176, Online: http://www.gtfch.org/cms/images/ stories/media/tk/tk76_3/richtlinie2009-06-01.pdf. Quest, Dale W./Horsley, Joanne (2007). Field test of a date-rape drug detection device, Journal of Analytical Toxicology (31), 354–357, Online: http://dx.doi.org/10.1093/jat/31.6.354. Sachs, Hans (2014). Toxikologische Haarana lyse, SIAK-Journal – Zeitschrift für Polizei wissenschaft und polizeiliche Praxis (2), 59–67, Online: http://dx.doi.org/10.7396/2014_2_E. 26 Scott-Ham, Michael/Burton, Fiona C. (2005). Toxicological findings in cases of alleged drug facilitated sexual assault in the United Kingdom over a 3-year period, Journal of Clinical Fo rensic Medicine (12), 175–186, Online: http:// dx.doi.org/10.1016/j.jcfm.2005.03.009. Staub, Christian/Staub Spörri, Aline (2014). Ethanol- and drug-facilitated crime, in: Kintz, Pascal (Hg.) Toxicological Aspects of drug-faci litated crimes, London, 93–119. Weiterführende Literatur und Links Bundesministerium für Bildung und Frauen. Informationsoffensive „K.O.-Tropfen“. Online: https://www.bmbf.gv.at/frauen/gewalt/ko_ tropfen.html (17.03.2015). European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction (EMCDDA) (2008). Sexual as saults facilitated by drugs and alcohol, Online: http://www.emcdda.europa.eu/attachements. cfm/att_50544_EN_TDS_sexual_assault.pdf (17.03.2015). Frauennotruf der Stadt Wien. Online: http:// www.wien.gv.at/menschen/frauen/stichwort/ gewalt/sicherheitstipps/ko-tropfen.html (17.03.2015); http://www.wien.gv.at/menschen/ frauen/stichwort/gewalt/kampagnen/ko-tropfen. html (17.03.2015). United Nations Office on Drugs and Crime (UNODC) (2011). Guidelines for the forensic analysis facilitating sexual assault and other criminal acts, Online: http://www.unodc.org/ documents/scientific/forensic_analys_of_ drugs_facilitating_sexual_assault_and_other_ criminal_acts.pdf (17.03.2015).