Erlebnispädagogische Akzente - Klassenfahrten
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Erlebnispädagogische Akzente - Klassenfahrten
KONZEPTBAUSTEINE „Mensch paddel – sonst saufen wir ab!“ Erlebnispädagogische Akzente - Klassenfahrten Das Zitat verdeutlicht direkt, worum es geht: Die Herausforderung durch eine ernstzunehmende Gefahrensituation kann nur mithilfe von Anstrengungsbereitschaft, gemeinsamer Aktion und Teamgeist bewältigt werden. Der ungewisse Ausgang in einem kalkulierbaren Risikobereich erzeugt Aufmerksamkeit und Motivation. Grenzerfahrungen werden als Lernchancen aufgefasst und initiiert. Die Kinder und Jugendlichen werden an umweltbezogene und/oder persönliche Grenzen geführt, um sich zu entwickeln, bisher unbekannte Erfahrungen zu machen, neue Handlungsmöglichkeiten zu erproben und gleichzeitig andere Seiten von sich und den anderen kennen zu lernen. Regelakzeptanz ebenso wie gegenseitige Hilfestellung und Vertrauen werden plötzlich zur existentiellen Notwendigkeit – und zwar nicht nur zwischen den Schülerinnen und Schülern, sondern auch zwischen Schülern und Lehrkräften. Dabei ist das intensive Erlebnis als alltagdurchbrechendes Ereignis und emotionale Erfahrung von zentraler Bedeutung und kann über eine Extremsituation zum Abenteuer werden. An der Feldbergschule werden im Rahmen des Sozialen Lernens, der Entwicklung von Gruppenstrukturen, der Erfahrung von Gemeinschaftserlebnissen, aber auch des Selbsterlebens und der Naturerfahrung Klassenfahrten mit erlebnispädagogischen Akzenten durchgeführt. Dazu gehören Angebote mit verschiedenen Erlebnisqualitäten, die vom Kanu fahren, über mehrtägige Radtouren, Zeltübernachtungen mit Selbstversorgung, Nachtwanderungen, Klettern und Klettersteiggehen, Höhlenexkursion und Floßbau bis zur Bewegung in der Natur auch im Winter durch Skitouren oder Rodeln reichen können. Wichtige Akzente sind aber auch innerhalb der Schule durch Interaktions- und Kooperationsspiele im Sportunterricht oder im Rahmen fächerübergreifender Projekte möglich. Voraussetzung dafür ist eine gründliche Analyse der Gruppendynamik sowie der physischen und psychischen Verfassung der Schülerinnen und Schüler, um - je nach Altersstufe - in Kooperation eine passende Aktivität auszuwählen. Hintergrund ist die Erfahrung, dass bedeutsame Lernprozesse körperlich intensiv erlebt werden. Identität, Selbstkonzept und Selbstwertgefühl entwickeln sich auch über Sinneserfahrungen und Körperreize. Diese enge Verbindung zwischen Körper und Geist kann leicht über den Prozess zwischen Aktion und Reflexion, die einen gleichwertigen Bestandteil bildet, erfahrbar gemacht werden. Dazu ist es notwendig, den Kindern und Jugendlichen Möglichkeiten zu eröffnen, vom Konsum zum Erlebnis, von der Passivität zur Aktivität zu gelangen. Erlebnispädagogik soll darüber hinaus Spaß machen. Wenn sie Motivation oder auch einmal Begeisterung auslöst, umso besser. Die Frage nach überdauernden Effekten ist nicht ausschließlich maßgeblich. Es ist ein Grundstein der Entwicklung, wenn etwas geschafft wird, was man sich oder der Gruppe vorher nicht unbedingt zugetraut hat. Genauso bedeutungsvoll ist das Erlebnis, sich einer Aufgabe zu stellen, Unsicherheit und Angst zuzulassen – auch wenn man umkehrt. Die Gruppe hilft dabei, dies als Erfolg zu betrachten, weil bereits eine persönliche Grenze überschritten wurde. Es zeugt von zunehmender Selbstwahrnehmungsfähigkeit und Mut, diese Entscheidung zu treffen. KONZEPTBAUSTEINE In den letzten Jahren hat sich an unserer Schule ein Schwerpunkt im Bereich des Kletterns entwickelt: Besondere Highlights waren die Klettersteigbegehung des Höhenglücksteiges und die Höhlenbefahrung der Bismarckgrotte in der Fränkischen Schweiz, eine Kletterwoche in Herbstein sowie eine Klettertour in der Rhön. Neben der Schulung individueller Fähigkeiten standen vor allem die innerhalb der Gruppe erlebten und gemeinsam bewältigten Grenzerfahrungen im Mittelpunkt. Aufgrund des Schülerinteresses und der positiven Erfahrungen wurde eine Kletterwand im Freien direkt am Schulgebäude eingerichtet, sodass eine Möglichkeit zu trainieren und sich auszuprobieren besteht. Professionell gesichert können Schülerinnen und Schüler aller Altersgruppen ihrer Schule fast sprichwörtlich „aufs Dach steigen“. In Kleingruppen während des Sportunterrichts oder in Pausen bietet die Kletterwand vielfältige Herausforderungen für weniger Geübte und sportliche Überflieger. Die Schülerinnen und Schüler können hier ihre Fähigkeiten erproben oder weiter entwickeln und damit ihre Sinne spielerisch trainieren. Die Aussicht, einmal von außen einen Blick in das Lehrerzimmer zu werfen, hat bei einigen schon enormen Ehrgeiz geweckt. Einige Kolleginnen und Kollegen haben die emanzipatorischen Effekte erlebnispädagogischer Akzente zwischen körperlicher Anstrengung, Selbstüberwindung und dem Angewiesensein auf die Unterstützung der Gruppe mit dem Erleben über sich hinauszuwachsen, selbst erfahren. Obwohl wir die Erfahrung gemacht haben, dass es sehr produktiv sein kann, sich für bestimmte Themenbereiche Fachleute von außen zu holen, halten wir es für angebracht, über Basiskompetenzen innerhalb des Kollegiums zu verfügen, sodass einige Kolleginnen und Kollegen sich in diesem Bereich fortgebildet haben. Die Aufsichtsverordnung vom Dezember 2013 erlässt besondere Vorschriften für mehrtägige Veranstaltungen und Veranstaltungen mit sportlichen Angeboten, die eine Ausbildung als Ersthelfer/in sowie weitere spezifische Qualifikationen der durchführenden Lehrkräfte erforderlich machen. Die Feldbergschule sucht nach Lösungen, um die Angebote aufrechterhalten zu können und der Rechtslage zu entsprechen. Kooperative Abenteuerspiele, die in der Sporthalle durchgeführt werden können, bilden dabei eine Alternative und Erweiterung, um in kleinerem Rahmen die Erfahrung zu machen, Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen. Fortbildungsaktivitäten zur Qualifizierung der Kolleginnen und Kollegen werden unterstützt und in den Fortbildungsplan der Schule eingestellt. ________________________________________________________________ © Schulprogrammgruppe Feldbergschule