Mavus Referenz (DE)
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Mavus Referenz (DE)
Nr. 4 / 2012 11 Crailsheim, wir haben ein Problem Wartung per Video: Hilferuf aus Ljubljana. Ein Fall für „Mavus“ D er Mann unter der grünen Haube wirkt wie ferngesteuert. Erst geht er zwei Schritte zurück, dann dreht er sich langsam im Kreis. Auf seinem Kopf trägt Peter Gorenc ein Gestell mit Webcam, Kopfhörer, Mikrofon und schwenkbarem Minidisplay. Der Pharmatechniker steht vor einer dreieinhalb Meter hohen Maschine in einem engen Produktionsraum seines Arbeitgebers, der Pharmafirma Lek in Ljubljana, Slowenien, einem Tochterunternehmen der Sandoz-Gruppe. Hier, am Ende eines fensterlosen Labyrinths aus Gängen und Hygieneschleusen, in denen fahles Kunstlicht auf Linoleumboden fällt, wird Lek bald eine Bosch-Abfüllanlage einsetzen. Der technische Apparat auf dem Kopf des Technikers heißt „Mavus“. Mit dem mobilen Konferenzsystem will der Geschäftsbereich Packaging Technology seine Kunden bei Inbetriebnahme, Wartung und Stillstand von Maschinen besser unterstützen. Livebild aus Ljubljana Rund 600 Luftkilometer entfernt spricht Marc Bräuninger Kommandos ins Mikrofon. Der Ingenieur kennt die Maschine fast in- und auswendig. „Bitte den Kopf etwas tiefer! Können Sie näher herangehen?“ Er sitzt im Kontrollraum am Bosch-Standort Crailsheim, vor ihm zwei Bildschirme, links oben ein Fernseher mit der Übertragung aus Ljubljana. Bevor das erste Livebild zu sehen war, ähnelte die Szene ein wenig dem gespannten Warten in einem Raumfahrtzentrum. Die Kommunikation ist zunächst etwas holprig, ist es doch der erste Fall für Mavus bei diesem Kunden. Jetzt steuert Bräuninger den Techniker vor Ort zu einem Computer, schickt dann eine Tabelle direkt auf das Mavus-Display – gut lesbar für Peter Gorenc. „Nun weiß ich, wie ich die Tempe- Kundenbetreuerin Juliana Gantcheva hilft bei der Fehlersuche. raturkompensation einstellen kann“, sagt er, bevor er die graue Weste abstreift, in der sich die Elektronik und der Akku verstecken. Das System soll auch für Schulungen eingesetzt werden. „Gerade neue Kollegen brauchen Unterstützung, um eine Maschine zu verstehen. Wenn unsere Experten nicht da sind, kann ein Bosch-Techniker die Einweisung übernehmen“, sagt er. Sein Chef Blaž Janežič, Leiter Produktionstechnik bei Lek, schätzt noch andere Vorteile. „Wir produzieren rund um die Uhr, sieben Tage die Woche. Bei Stillstand Zwe Monitore, Zwei Fernseher: ein F In Crailsheim C haben Experten habe Maschine die M genau im Blick. gena Foto: Kern Foto 600 Kilometer entfernt spricht Bräuninger Kommandos ins Mikrofon. ist schnelle Hilfe wichtig. Das System spart uns Zeit und Geld.“ Bosch-Projektmanager Ulrich Frank, der den Einsatz beim Kunden überwacht, stimmt zu. „Alternative wären Telefon und Fotos per E-Mail. Das ist oft mühsam.“ Mit Mavus können sich BoschExperten nun schnell einen Überblick verschaffen. Teure Reisen entfallen, es wird keine Zeit verschwendet. „Manchmal ist es schwierig, die richtige Person schnell vor Ort zu schicken, weil jede Maschine speziell ist und es teilweise nur wenige Experten für einen Maschinentyp gibt.“ Unterdessen hat Mechaniker Aljoša Bolčina das Headset aufgesetzt. Er beugt sich in die Maschine, reckt den Kopf zu einer schmalen Öffnung und leuchtet mit einer Taschenlampe in den Sterilisationstunnel. Dort sollen einmal pro Minute bis zu 400 Ampullen herauskommen. Ein Schieber, der im Innern diese Glasfläschchen vorantreiben soll, fällt zu rasant von oben auf das Förderband – Bruchgefahr. Diesmal lotst Florian Hachtel, Bosch-Experte für den Tunnel, den Mechaniker aus Ljubljana weiter und entlarvt den Übeltäter: Eine Bremse muss getauscht werden. Noch ist das keine Katastrophe. Doch sobald die ersten Tropfen abgefüllt werden, muss alles passen. „Schließlich kommt das, was hier abgefüllt wird, in die Blutbahn von Patienten“, macht Bosch-Kundenbetreuerin Juliana Gantcheva klar, während hinter ihr Hunderte Glasampullen durch die Isolatorlinie rasseln. Der Einsatz in Ljubljana war ein Erfolg. Aber für die Experten in Deutschland nur der Anfang. Denn sie werden künftig immer häufiger per Video eingreifen, wenn es irgendwo in einer Fabrik auf der Welt heißt: „Crailsheim, wir haben ein Problem.“ alf/bl Mit einer Taschenlampe leuchtet Aljoša Bolčina in den Sterilisationstunnel. Pharmatechniker Peter Gorenc wartet die Maschine in Ljubljana – unterstützt durch Experten in Crailsheim. Fotos: alf