MitOstmagazin

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MitOstmagazin
03.09.2003
12:55 Uhr
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MitOst Nr. 11| Mai 2003
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Werte
Liebe, Moral in Ost und West
(Seiten 16 – 29)
Wirken Interview mit dem Schriftsteller Alexander Ikonnikow
Warten Im Laufe von Zeitlichkeit: eine Bergarbeiterliebe
Wunden Jakes. Ein guter Ort
(Seiten 4/5)
(Seite 32)
Wichtig MitOst-Festival in Pécs
Weite
(Seite 28)
(Seite 13)
Begegnungen mit dem Buddhismus in Burjatien
(Seiten 34/35)
Mitteilungen des MitOst e.V. – Verein für Sprach- und Kulturaustausch in Mittel-, Ost- und Südosteuropa – gegründet von ehemaligen Stipendiaten der Robert Bosch Stiftung
ISSN 1610-6598
MitOst magazin
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EDITORIAL
INHALT
Liebe Leser,
Inhalt
MitOst - Projekte im Jahr 2003
Frühjahr
◗ „Kunst und Sprache – Sprache ist (keine?)
Kunst“: 1. Internationale Werkstatt für
Fremdsprachen (Pecín, Tschechien)
◗ MitOst-Studienreise nach Sibirien
◗ Zweiter Band der MitOst-Editionen „Jan Patocka
und die Idee von Europa“
Sommer
◗ Drittes Gedenkdienst-Seminar in Südpolen
◗ Mitgliederreise nach Weißrussland und Litauen
◗ 5. Internationale Sommerakademie „MEZIUM
Rychnov 2003“ (Tschechien)
Herbst
◗ Russisch-deutsches Filmprojekt – Kurzfilme
über erste Erfahrungen im Ausland
(St. Petersburg und Berlin)
◗ „Theatralische Konzepte – Musiktheater jenseits
der klassischen Gattungen“. Workshop während
der 17. Dresdner Tage der zeitgenössischen Musik
Ganzjährig
◗ „Okno – Fenster zur russischen Kultur“:
Lesungen, Konzerte und Podiumsdiskussionen,
jeweils an einem Sonntag im Monat (Zürich,
Schweiz)
◗ „MitOst-Salon Berlin“: Themenabende, Filmvorführungen, Diskussionsabende, Ausstellungen,
Lesungen, jeweils einmal im Monat (Berlin)
◗ Studierendenprojekt: „Grenzorte – Grenzreisen“
(Polen, Ukraine, Deutschland)
◗ „Soforthilfe-Pool“: Möglichkeit, relativ schnell
und unbürokratisch kleinere Projekte im laufenden Geschäftsjahr zu realisieren: Lesungen,
Filmvorführungen, Konzerte, Theater uvm.
Projekte 2002 - Im Laufe von Zeitlichkeit
MitOst wird immer attraktiver, die Fakten beweisen das: Die Mitgliederzahlen des Vereins steigen weiter an, neue Projekte, Initiativen und Foren
- Lasst uns weiter knüpfen
10
Mitglieder miteinander ? Sie kommen aus unterschiedlichen Ländern, haben
- Das Klavier kracht zu
11
- Zwischen Westkreuz und Ostbahnhof – der Berliner MitOst-Salon
12
ganz individuelle Sichtweisen, manchmal liegen „Welten dazwischen“.
9
MitOst intern - „Es war viel wärmer...“ – die ProjektNetzWerkStatt im November 2002
13
- 1. Internationales MitOst-Festival 2003 in Pécs/Ungarn
13
D-10627 Berlin
- Der neue Vorstand
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thema dieses MitOst-Magazins mit Werte- und Moralvorstellungen: Men-
Tel.: +49 - (0)30 - 31 51 74 - 70
- Regionalisierung von MitOst: Die Ländervertreter
Fax +49 - (0)30 - 31 51 74 - 71
schen aus Ost und West beschreiben ihre Sichtweisen zu Familie, gesell-
[email protected]
- Ein Leben nach Bosch? – Alumnivertreter bei MitOst
Geschäftsstelle MitOst e.V.
Um diese Frage näher zu untersuchen, beschäftigt sich das Schwerpunkt-
schaftlichen Normen und Brüchen, zu Selbstverwirklichung und Zwängen.
Schillerstraße 57
w w w. m i t o s t . d e
Die Ergebnisse (Seiten 16/17) sind sicherlich nicht repräsentativ, bieten
aber interessante Einblicke.
Thema - Land und Liebe
Impressum
MitOst-Magazin
Heft Nr. 11| Mai 2003
Die zahlreichen Berichte in diesem Heft geben einen Überblick über das
erheblich angewachsene Angebot des MitOst e.V. Darüber hinaus finden
Herausgeber:
20
- „Warme Brüder“ ins kalte Sibirien?
21
- 12m2 Lebenslabor
22/23
- Contra spem spero – Porträts ukrainischer Frauen
24/25
25
- Verbotenes und Halbverbotenes
26
- Warum ich als Frau lieber im Westen leben will
26
Ost- und Südosteuropa, gegründet von ehemaligen
Verantwortlich:
anderer Initiativen. Künstler-Porträts, Festival- und Reiseberichte runden
Schillerstraße 57
Gereon Schuch, Vorstandsvorsitzender MitOst e.V.
D -10627 Berlin
- Haushaltsdebatte
Interview - Lachen aus Kummer – ein Interview mit Alexander Ikonnikow
Feuilleton - Unbehagen zwischen den Welten – der ukrainische Fotograf Michailov
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28/29
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[email protected]
- Jakes. Ein guter Ort.
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Projektleitung, Redaktion:
- Kioski
32
Dorothea Leonhardt, München
- Ästhetik der Leere. Ein Buch über moderne Architektur in Zentralasien
33
- Das Sorgentelefon in Rostow am Don
34
- Kinderplanet Georgien – Hilfe für Kinder
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Arndt Lorenz, Dresden/Leipzig
Ein herzliches Dankeschön an alle, die uns Artikel und Fotos geschickt
Lektorat:
haben. Viel Spaß beim Lesen! Das Redaktionsteam
Julia Holzem, Volker Joksch, Alexandra Zander
Dorothea Leonhardt und Arndt Lorenz.
Titelfoto:
Susanne Hausner, Robert m. Sobotta,
Sören Urbansky, Frankfurt an der Oder
s o e r e n @ u r b a n s k y. o r g
Gestaltung:
- Grenzen überwinden – Note für Note
Reise - Neujahrsfest in Burjatien
Theodor-Heuss-Kolleg - Unabhängige Zeitungen in Russland und der Ukraine gibt es doch!
Lektorenprogramme - Boschlektoren in MOE – Interesse so groß wie nie
Susanne Töpfer, Grafik-Design, Dresden
- Willkommen im Jenseits – Regionaltreffen in Jekaterinburg
Tel: +49-(0)351-310 22 60
- Nicht nur Wodka und Vampire – „n-ost“ stellt sich vor
[email protected]
Preis:
Einzelpreis EUR 3,50, bei Vereinsmitgliedern ist der
Bezugspreis im Mitgliederjahresbeitrag enthalten
Druck:
Union Druckerei Dresden GmbH
das Magazinteam (v.l.n.r.)
Susanne Töpfer, Dresden (Gestaltung)
Arndt Lorenz, Dresden (Redaktion)
Dorothea Leonhardt, München (Redaktion)
19
- Rosarot und Himmelblau: Lesben und Schwule in Russland
- Tendenzen in der Ukraine – Ost oder West?
Theodor-Heuss-Kollegs, der Programme der Robert Bosch Stiftung und
kein Cent bleibt in der Verwaltung hängen.
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Verein für Sprach- und Kulturaustausch in Mittel-,
Stipendiaten der Robert Bosch Stiftung
kommt zu 100 Prozent den Projekten zu gute,
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16/17
MitOst e.V.
Sie Informationen über Projekte, Praktika und Arbeitsangebote des
das Magazin ab. Außerdem wird das neue Praxishandbuch für Projekt-
- Leben und leben lassen – Eine MitOst-Umfrage
- Undercover-Theologe in Polen
Zudem befragten wir die Vereinsmitglieder zu ihren Lebensumständen.
des gemeinnützigen MitOst e.V.! Ihre Spende
Stichwort: „Projektspende“
8
- Buchmacher in der Sommerfrische
Unterstützen Sie die ehrenamtliche Projektarbeit
BLZ 100 700 24 Konto-Nr. 101 50 15 00,
7
- Hoch der Diskurs! – MitOst Editionen: 2. Band
sen und Zielen zusammengefunden haben. Doch was verbindet die MitOst-
Mit jeder Spende kommen wir unserem Ziel
einen Schritt näher.
Projektkonto: MitOst e.V., Deutsche Bank Berlin,
6
- off-beats – experimentelle Kunst aus Litauen
entstehen. Das scheint zu bedeuten, dass sich Leute mit gleichen Interes-
leiter vorgestellt.
Weitere Informationen, Projektausschreibungen und Bewerbungshinweise
unter w w w. m i t o s t . d e
4/5
- Krakauer Suite
Auflage:
2.500 Exemplare
Wir danken der Robert Bosch Stiftung für die
Unterstützung
- 10 Jahre Lektorenprogramme
Kooperationspartner - Angebote, Ausschreibungen und Projekte der Kooperationspartner
Rätsel - Auflösung aus dem vorhergehenden MitOst-Magazins
Kochrezept - Piroggen mit Pilzfüllung
MitOst Intern - Beitrittsformular
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36/37
38/39
40
40
41
41
42–44
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45
45/46
- Praxishandbuch für ehrenamtliche Projekte
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- Vorschau auf die nächste Ausgabe
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Lyrik - herzlich – ein Gedicht von Gintaras Grajauskas
Anmerkung: Einige Texte sind in der originalen Orthographie von Autoren aus Ländern in Mittel- und
Osteuropa wiedergegeben.
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PROJEKTE 2002
Im Laufe von Wahnsinn
Im Laufe von Wahnsinn dachte sie, dass er zurückgekehrt ist und in acht, sieben, sechs, fünf, vier, drei, zwei, einem Tag
ihre Hochzeit geschieht, ihr Nestlein in Falun wurde in ihrem Haus gebaut und mit Freude beobachtet sie, wie er sein
Todeskleid nicht mehr trägt. Sie suchen keinen andren Platz in dieser Welt, alles geschieht und geht an ihnen vorbei. Viel
später erfuhren sie, dass eine Reihe Tode in der Welt geschah, Maria Theresia, Leopold der Zweite, andere; sie hatten aber
genug zu tun, um diese Neuigkeiten altern zu lassen, die Kinder wachsen, die Eltern sterben, der ewige Kreis des Lebens
bewegt sich, wie Seewellen, wie Luftströmungen, wie Pflanzen, die von Samen zu Früchten tanzen; man sät, man schneidet,
man mahlt, man hämmert, keine Änderungen und Wandlungen, nur die Kinder werden groß und Eltern alt. Alles aber kann
nicht ewig sein, obwohl die Welt und der liebe Gott ewig sind, das Nestlein wird leer, Söhne und Töchter fliegen irgendwo in
der Welt und teilen seltsame Briefe mit, erster, zweiter, dritter, vierter ist gestorben, allmählich alle, im Nestlein bleiben zwei
Alte, sie und er, er arbeitet noch und sie kann leider ohne Krücke nicht gehen, es bleiben immer weniger Jahre bis zum Tod
und es gibt keine Hoffnung mehr. Eines Tages kommt er nicht zurück, sie hörte ihn am Morgen ans Fenster klopfen und am
Abend kehrte er nicht zurück; in der Nacht verließ sie das Haus und versuchte das Bergwerk zu erreichen, am Mittag des
nächsten Tages erreicht, wurde er schon ausgegraben, aber sie sah den jungen Mann, den sie nur einmal gesehen hat,
Im Laufe von Zeitlichkeit: eine Bergarbeiterliebe
Bergmann könnte dieser nicht sein, allmählich kamen die Erinnerungen, er ist lang her gestorben und nur sie bewegte sich in
ihren Jahren, und keine Kinder; kein Nestlein; nur leere 50 Jahre, Tod der Verwandten, einsames Leben, keine Wanderungen
zu irgendwelchen anderen Plätzen, zur Hochzeit zog sie das Todeskleid an, zum Tode wird sie ein Hochzeitskleid tragen, alles
wird mit Seewasser bedeckt, im Seewasser versinken die Jahre, ihr Leben, alles ertrinkt mit Wahnsinnswasser, die ganze Welt,
alles, was am Leben ist, nur er vermied dieses Schicksal, 50 Jahre unter der Erde begraben.
Lesung mit Jurgis Kuncinas
Fotos:
Storokha Bogdan,
Kamila Mieszczak, Margrit Fiederer
27, Literatur-Dozent an der Universität von Poltawa/Ukraine
Im Laufe von Anfang
Im Laufe von Anfang in Falun in Schweden küsste ein junger Bergmann seine junge hübsche Braut.
In Falun in Schweden küsste ein junger Bergmann seine junge hübsche Braut acht Tage vor der Hochzeit.
Eine junge hübsche Braut acht Tage vor der Hochzeit sah ihn zum Bergwerk gehen.
Acht Tage vor der Hochzeit sah sie ihn zum letzten Mal zum Bergwerk gehen.
Vor der Hochzeit, Weggegangener, kehrte nicht zurück.
Vor der Hochzeit blieben nur acht Tage.
Nur acht Tage.
Acht Tage.
ach ...
Im Laufe von Sterben
Er trifft sie – sie trifft ihn.
Er arbeitet – sie hofft.
Er verspricht – sie träumt.
Er klopft ans Fenster – sie wartet dahinter.
Er kehrt nicht zurück – sie weint.
Er verschwindet – sie erinnert.
Die Jahre gehen vorbei – sie liebt.
Die Leute sterben – sie hofft.
Kriege brechen aus – sie verliert Flamme.
Das Leben geht weiter – sie wird alt.
Im Laufe von 50 Jahren
gesäet geschnitten gemahlen gegraben gehämmert
gehämmert gesäet geschnitten gemahlen gegraben
gegraben gehämmert gesäet geschnitten gemahlen
gemahlen gegraben gehämmert gesäet geschnitten
geschnitten gemahlen gegraben gehämmert gesäet
von schmieden von ackerleuten von müllern von bergleuten
von bergleuten von schmieden von ackerleuten von müllern
50 Jahre sind vergangen – sie ist noch Braut.
Er erscheint – sie erkennt.
Er kehrt zurück – sie freut sich.
Er klopft nicht – sie an einer Krücke.
Er schweigt – sie spricht.
Er liegt im Sarg – sie geht fort.
Er ist jung – sie ist tot.
Er ist gestorben – sie ist in der Flamme.
Er ist Leichnam – sie verspricht.
von müllern von bergleuten von schmieden von ackerleuten
von ackerleuten von müllern von bergleuten von schmieden
gesäet von ackerleuten geschnitten von müllern gemahlen von bergleuten gegraben von schmieden gehämmert
von ackerleuten gesäet von müllern geschnitten von bergleuten gemahlen von schmieden gegraben von ackerleuten
gehämmert von müllern gesäet von bergleuten geschnitten von schmieden gemahlen von ackerleuten gegraben von müllern
gehämmert von bergleuten gesäet von schmieden geschnitten von ackerleuten gemahlen von müllern gegraben von
bergleuten gehämmert von schmieden gesäet von ackerleuten
geschnitten von müllern gemahlen von bergleuten gegraben von schmieden gehämmert.
4
MitOst Nr. 11| Mai 2003
PROJEKTINFO
Der hier auszugsweise gedruckte Text entstand in der Literaturwerkstatt, zur der
sich16 Literaturinteressierte aus Deutsch-
Im Laufe von Werden
Sie wartet auf ihn jeden Morgen an ihr Fenster klopfen, um mal zu schauen und überzeugt zu sein,
dass bestimmt vorbei daran geht und niemand andrer stiehlt diesen Augenblick der Freude von
heutiger Braut und künftiger Frau, die mit allen Kräften ihr Traumnestlein schützt, bis er kommt
und ans Fenster klopft, bis er nicht zurückgekommen ist, bis er nicht zurückgebracht wird, bis er
gestohlen ist, bis sie acht Tage im Gesicht veraltet ist, bis sie hofft, bis die Flamme in der Brust
erlischt, bis nächste Jahre fliehen und die Braut ist noch die Braut, und Frau noch nicht geboren ist,
land, Tschechien, Polen, Russland, Lettland und der Ukraine im September 2002
an der Universität Ostrava einfanden, um
eine Woche lang eigene Texte und einen
Fotoroman zu produzieren. Das ehemals
„stählerne Herz“ der Tschechischen Republik, Ostrava, sollte der Bergmannsgeschichte „Unverhofftes Wiedersehen“ von
und Nestlein nur träumend gesehen wird, und kraftlos fließen die nächsten Jahre und Alter, bis es
niemanden gibt, Flamme im Stüblein anzuzünden, und Nestlein liegt tief versteckt, und lieber Mann
liegt im kühlen Bett in Vitriolwasserwäsche und träumt nicht, bis Flammesnestlein in ihrem Herz
stirbt und sie wird Altweib, aber keine Frau, bis alle sterben, die Hindernisse mitzuteilen haben
können, und niemand außer Tod hat sich gemeldet, bis alle ausgestorben sind, bis die Welt ganz
Johann Peter Hebel die angemessene
unfähig, ihn zu erkennen, geworden ist.
und Tod.
Kulisse bieten. Stets mit Hebels Geschichte im Hinterkopf entstanden Texte
über den Tod, das Warten, das Alleinsein,
über Abschied und Träume, das Unerklärliche, über die unio mystica von Hochzeit
Die Literaturwerkstatt wurde unterstützt
Im Laufe von Gang
linke rechte krücke linke rechte krücke ausatmen rechte linke krücke rechte linke ausatmen
einatmen ausatmen linke rechte krücke träne linke rechte ausatmen krücke schritt krücke linke
rechte schritt einatmen ausatmen linke rechte rechte linke krücke schritt krücke schritt linke ausatmen
schritt krücke krücke schritt schritt ausatmen träne schritt schritt schritt schritt träne schritt
vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfond
Cesko-Nemeck y’ Fond Budoucnosti
Weitere Informationen:
bei Margrit Fiederer,
[email protected]
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PROJEKTE 2002
P R O J E K T E 20 0 2
OFF-BEATS –
experimentelle Kunst aus Litauen
Fotos:
Ein Gespräch mit Egmontas Bzeskas,
Nerijus Grigas-Pluhar
Regisseur und Gründer des Tanztheaters „Karman“ aus Vilnius. Das Gespräch
führte Nerijus Grigas-Pluhar von „off-beats – Verein für Kulturkontakt“, Berlin
Krakauer Suite
oder wie man ein bisschen Schwung gegen
den germanistischen Marasmus 1 aufbringt
„Krakauer Gruppe“
Fotos: Kamila Mieszczak
Germanistikstudenten der Uni Krakau
ALLEMANDE
Alles begann mit zwei Leuten, die sich zufällig in Kosice auf der MitOst-Mitgliederversammlung kennen lernten, dadurch, dass an einem Tisch nur Platz für zwei Personen war. Die beiden nahmen sich
PROJEKTINFO:
Am internationalen Filmseminar im April
2002 in Krakau nahmen tschechische,
polnische und deutsche Studenten teil.
Die aus 25 Personen bestehende Gruppe
sah sich deutsche Filme zum Nationalsozialismus an. Während des Workshops
wurden die Streifen ausgewertet und mit
den Meinungen der Teilnehmer konfrontiert. Das Zusammentreffen sollte helfen,
Kontakte zwischen den Germanisten der
Nachbarländer auszubauen.
vor, die ewige Nichtstungrenze mit einem Workshop zu überwinden. Boris Blahak, Boschlektor in
Brünn (Tschechien), schlug Gosia Tomaszkiewicz vom Germanistenzirkel an der Uni Krakau vor, zu
seinem lange geplanten Filmseminar in Brünn zusätzlich noch ein Filmseminar in Polen zu organisieren. Da die Krakauer Gruppe von der Germanistik ein bisschen gelangweilt war, nahm man
Blahaks Angebot mit größter Freude an. Es dauerte keine drei Wochen, bis es nach Brünn ging.
Erwünscht, erträumt, so begann der erste Teil.
COURANTE
Es ist aber so, der Appetit kommt beim Essen! Schon im Zug, während der Rückkehr nach Krakau,
wurde das polnische Seminar geplant. Fünf Germanistikstudenten setzten sich als Ziel, ein Gegentreffen zu veranstalten und Leute dafür zu gewinnen. Die Jagd nach Teilnehmern ist immer die schwerste
Schufterei. Die Leute sind nun einmal so, dass man ihnen einreden muss – manchmal mit Gewalt –
Seit wann arbeitet ihr zusammen, wie habt ihr euch kennen gelernt ?
Die Gruppe „Karman“ existiert seit dem Jahr 2000. Gründer sind die Choreografin Karina Krysko und
ich. Der Kern der Gruppe besteht aus fünf Tänzern, die ein Tanzstudium am Konservatorium in Vilnius
absolviert haben und sich vom Studium kennen. Die anderen Teilnehmer unserer Stücke haben
keine tänzerische Ausbildung, sie werden nach den zu spielenden Protagonisten ausgewählt. Das ist
übrigens unsere grundsätzliche Konzeption. Wir sind der Meinung, dass Personen, die wir aus dem
realen Leben für unsere Stücke „einladen“, ihre Rollen besser und überzeugender spielen. Wir zeigen „echtes“ Leben und versuchen, es nicht mit unnatürlichen Schauspielern oder Bewegungen zu
verstecken. Auf der Bühne betonen wir das, was für jeden authentisch ist, deswegen könnte man
unsere Stücke auch „Reality Show“ nennen.
Ist der Auftritt einer „echten“ Gogo-Tänzerin in dem in Berlin gezeigten Stück
„Struggle with Gravity Pull“ nicht chauvinistisch? Wie hat das Publikum in Litauen und in
Berlin darauf reagiert?
Wir versuchen das echte Leben zu zeigen, ohne etwas daraus zu streichen. Gogo-Tanz existiert – wir
zeigen ihn. Es ist interessant, einen echten Striptease im Theater zu sehen, wenn ihn eine echte
„Straßenfrau“ und keine Schauspielerin aufführt. Oft spürt das Publikum gewisse Hemmungen hinzuschauen. Feminismus in der Form wie in Deutschland kennen wir gar nicht. Wie in alten Zeiten
experimentelle Kunst in Berlin das Tanz-
Gastland der Frankfurter Buchmesse war,
Festivals war es, Litauen, das 2002 auch
in Berlin bekannter zu machen und seine
An einer anderen Stelle in eurem Stück sah man eine Szene, wo nach einer Art Boygroup-
geht um innere Probleme des Menschen, Schmerz, Angstgefühle. Das Publikum wird absichtlich in
die Dunkelheit der Gefühle gesteuert. Dann kommt der Tanz: locker, leichtsinnig. Mit Absicht zerstören wir die Regie- und Gefühlsskala, formen Ungewissheit.
Kultur vorzustellen.
Realisiert wurde der Auftritt des
Tanztheaters „Karman“ mit Geldern aus
dem Soforthilfe-Pool des MitOst e.V. Der
Sofortilfe-Pool ermöglicht die schnelle
und unbürokratische Finanzierung von
kleineren MitOst-Projekten.
Kurz zu euren neuen Plänen...
gen muss man Verzögerungen in Kauf nehmen. Viele Mitgestalter, viele Ideen. Einigkeit in der Vielfalt
kann man nur schwer erreichen, doch auch diese Hürde ist zu überspringen. Jetzt nur die Suche nach
Räumlichkeiten, Referenten und allem, was dazu gehört. Die Zeit läuft, und wir müssen den Stein ins
Das neue Stück fertigstellen und damit durch die europäischen Theater ziehen, unter anderem auch
an dem neuen Festival „off-beats 2“ teilnehmen.
Rollen bringen. Wer sonst?
Haltet ihr euch für typisch osteuropäisch oder eher für westlich?
Typisch litauisch können wir gar nicht sein. Wir sind alle total genetisch durchmischt! Die Reisen, das
Gesagt, getan. Eine binationale Werkstatt verwandelt sich in ein Forum, an dem drei Seiten –
Tschechen, Polen und Deutsche – beteiligt sind. Das bringt Schwung in die anschließende
Diskussion. Stattgefunden. Ein großer Erfolg. Unser Lehrstuhl scheint beeindruckt zu sein. Das
des „off-beats – Festivals“ für litauische
theater „Karman“ aus Vilnius. Ziel des
SARABANDE
Keine Mitspieler, keine Lust, weiterzumachen und sich aufzuraffen, im Kopf den Gedanken,
aufzugeben: keine finanziellen Mittel. Plötzlich fiel uns ein, dass wir beim guten alten MitOst-Verein
oder? Also Muttersprachler fehlen noch. Man hört doch so selten die echte, heilsam ins Ohr
fließende und beruhigende deutsche Sprache. Man muss also Deutsch-Sprechende auftreiben.
27. und 28. September 2002 im Rahmen
und fallende Frau. Das ist aktuell und wir zeigen es.
Choreografie getanzt wurde, war das ironisch gemeint?
Sicher, ja. Unser Stück kann man in zwei unterschiedliche Teile teilen. Der erste ist unangenehm, es
MENUETT
Was wünschst du dir noch, armer Germanistikstudent? Die Sprache? Die sollte schon Deutsch sein,
Der MitOst-Salon Berlin präsentierte am
dient hier die Frau dem Mann und das ist nicht gut. Einige Szenen in unserem Stück geben dieses
Gefühl wider: das Hämmern eines Hammers an eine Wand und im anderen Raum eine schreiende
dass ihnen dieses Abenteuer etwas bringt!
finanzielle Unterstützung finden könnten. In Hast und Eile beantragt, aber gelungen: Das Geld ist da!
Manchmal hätte es Vorteile, wenn es nur einen Organisator gäbe; denn bei demokratischen Vorgän-
PROJEKTINFO:
Weitere Informationen zum Soforthilfe
Pool gibt es bei Kamila Mieszczak,
[email protected]
Leben in Europa hat uns auch stark verändert. Dem Lebensstil nach sind wir, denke ich, mehr europäisch. Der Osten hat sich uns auch quasi verschlossen, so dass Europa näher gekommen ist. Viele
junge Leute waren noch nie in Russland, alle versuchen, sich nach Westen zu orientieren. Unser
Theater will seinen eigenen Charakter behalten: Wir filtern das, was aus dem Westen kommt, ohne
dabei das Eigene zu verlieren.
Organisationsteam – und noch wichtiger, die Teilnehmer – zufrieden.
6
MitOst Nr. 11| Mai 2003
GIGUE
Vielleicht sollte man noch ein Seminar machen? Wieder mit einem Film im Hintergrund, diesmal, um
moralisch zu beunruhigen? Die Idee ist längst da, alle Organisatoren sind bereit mitzumachen, leider
immer dieselben. Aber – Moment mal! Warum „leider“, das hat uns doch Spaß gemacht, oder? Jetzt also
krempeln wir die Ärmel hoch und los an die Arbeit! Nur nicht meckern, dafür findet sich immer Zeit...
1
Marasmus: allgemeiner geistig-körperlicher Kräfteverfall
Vom 23. bis 27. September 2003 lädt das zweite „off-beats Festival“ Künstler aus Litauen, Belarus
und Kaliningrad nach Berlin ein. Weitere Informationen: off-beats – Verein für Kulturkontakt, Nerijus
Grigas-Pluhar, n e r g r i g a s @ g m x . d e
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PROJEKTE 2002
Hoch der Diskurs! –
Jan Patocka und die Idee von Europa.
MitOst-Editionen: 2. Band
Buchmacher in der Sommerfrische
Anton Rauch
Monika Bukantaite,
Radiojournalist, Studium der slawischen Philologie und Geschichte Osteuropas, München
22, Studentin für Germanistik und Lituanistik, Kaunas/Litauen
Fotos: Michael Klees
PROJEKTINFO:
„Nur wenn eine Mentalität ausgebildet wird, welche alle Traditionalitäten als Glieder einer notwendig
einseitigen, immer endlichen Enthüllung des Seins des Ganzen zu fassen fähig ist, wird den Gefahren
der Ideologisierung der verhärteten Traditionsmassen im Zeitalter der Giganten, welche die neue
Epoche gestalten werden, entgegengearbeitet werden können, in einem entsprechend planetarischen, wirklich menschlichen Geist.“ Nur so, schreibt Jan Patocka, könne eine Gesinnung ausgebildet
werden, die das Problem der nacheuropäischen Menschheit zu lösen imstande ist. Patocka fordert
die „offene Seele“ und bewährt sich dadurch als der MitOst-Philosoph schlechthin.
Jan Patocka
Foto: © Center for Phenomenological
Research, Prag
Die „nacheuropäische Epoche“ war zu Patockas Zeit vom Ost-West-Konflikt gekennzeichnet, inzwischen ist die bipolare Welt längst abgelöst durch eine Epoche, in deren Vordergrund die weltweit
agierende Handlungsmacht USA in einer (teil)globalisierten Welt steht. Das spezifisch europäische
Erbe, das sich aus klassischer Antike (attischer polis) und (weströmischem) Christentum speist, hat
machtpolitisch und militärisch sein Gewicht verloren. Selbstbewusstsein gewinnen können die Europäer jedoch durch andere Werte, zum Beispiel durch ihre Diskussionskultur, durch die Fähigkeit, alles
radikal in Frage zu stellen und Solidarität zu üben, wie Patocka schreibt.
Alles hat seinen Anfang, so auch diese Geschichte. Im Frühling
Der MitOst-Workshop zur Verlagsarbeit
und Editionswissenschaft fand in Gießen
2002 wurde bei uns an der Universität Kaunas Werbung für den
zweiten MitOst-Verlagsworkshop gemacht. Ich habe mir die Aus-
vom 18. bis 24. August 2002 statt.
22 Teilnehmer aus Litauen, Polen,
Rumänien, Deutschland, Slowakei und
Weißrussland sollten lernen, wie eine
Publikation entsteht. Während des Work-
schreibung gründlich angesehen und entdeckt, dass mich das
shops wurde durchgespielt, wie der Weg
Thema sehr interessiert und dass es nicht schaden könnte, auch
Außerdem erhielten die Teilnehmer Ein-
im Sommer was fürs Köpfchen zu tun.
vom Text zum fertigen Produkt erfolgt.
blick in das deutsche Pressewesen anhand von Exkursionen. Der Workshop entstand in Zusammenarbeit mit der JustusLiebig-Universität Gießen und dem
Litblockín- Verlag, Fernwald bei Gießen
Weitere Informationen:
PROJEKTINFO:
Jan Patocka und die Idee von Europa
hrsg. von Armin Homp und Markus
So unterschiedlich wie im Band 2 der MitOst-Editionen könnten die Aufsätze zur Idee Europas kaum
sein. Die kluge Einleitung von Markus Sedlaczek umreißt den Bogen, den die Autoren von Chvatík
bis Wassiljew schlagen.
Sedlaczek, erschienen bei MitOst e.V.,
Berlin 2003, MitOst-Editionen 2,
ISBN 3-9808083-1-9
Der hier besprochene zweite Band
der MitOst-Editionen entstand im
Anschluss an das Forum Philosophie, das
unter dem Titel „Jan Patočka und die
Idee ‘Europa’“ vom 26. bis 29. September
2002 an der Europa-Universität Viadrina
in Frankfurt/Oder und dem Collegium
Polonicum in Slubice statt fand.
Der Band ist für 2,50 EUR (zuzügl. Porto)
Ludger Hagedorn macht das Wirken Patockas über die Charta 77 und seinen Einfluss auf Václav Havel
in der CSSR nach Niederschlagung des Prager Frühlings deutlich. Fruchtbar ist auch der Vergleich
Hagedorns zwischen dem skeptischen Dissidenten und dem polnischen Mazowiecki: Während
Patocka auf eine radikale Fragwürdigkeit setzt, hält Mazowiecki am Christentum als dem spezifischen
Wert Europas fest.
Gerade die ketzerische Haltung des Philosophen erläutert der bekannte Prager Patocka-Interpret Ivan
Chvatík: Was laut Patocka vom Menschen erwartet wird, „ist nicht Glaube, sondern Einsicht.“
Andrei Laurukhin aus Minsk beschreibt in einer phänomenologischen Analyse, wie schwer sich Demokratie in einer anders gearteten Lebenswelt durchsetzt, denn „formal importierte Demokratie bleibt
leblos, weil sie eben nicht ihre kulturelle Lebenswelt mitbringt [...], wird sie rein formal imitiert.“
zu beziehen bei: Geschäftsstelle des
MitOst e.V., Schillerstraße 57, D-10627
Berlin,
g e s c h a e f t s s te l l e @ m i t o s t . d e
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MitOst Nr. 11| Mai 2003
Die Philosophie Danilewskijs greift Gennadij Wassiljew auf. Dieser russische Denker hat die klassische Frage, ob Russland denn nun zu Europa gehöre oder nicht, so klar verneint wie kaum ein
Slawophiler danach. Es habe „weder Anteil am europäischen Guten noch am europäischen Bösen“,
behauptete Danilewskij und hat es damit mehr als 100 Jahre nach seinem Tod in die Hirne der russischen Rotbraunen geschafft. Wie diese sein Denken für ihre chauvinistische Sache nutzen, legt Julian
Pänke dar, wobei er Belege für das Übergewicht des gemeinsamen Erbes Russlands und Europas
liefert.
Fazit: Für den wenig mit philosophischen Texten vertrauten Leser sind manche der Artikel
hartes Brot. Aber wie beim Brot entfaltet sich auch hier die Süße der Lektüre nach einigem
Kauen. Das von Armin Homp und Markus Sedlaczek herausgegebene Bändchen bringt viel
Neues und genügend Stoff, über Altes nachzudenken. Die 2,50 EUR Schutzgebühr für den im
Marlboro-Design erschienenen 2. Band der MitOst-Editionen sind also in jedem Fall besser
angelegt als in einer Schachtel Billigzigaretten.
Der August ließ nicht lange auf sich warten. Um die Reise angenehm und günstig zu machen, wurde
ein Minibus gemietet. Wir alle aus Litauen waren sehr gespannt auf das, was uns in Gießen erwartet,
denn der Workshop sollte ja international sein, was bedeutet, dass wir mit Studenten anderer
Nationalitäten zusammentreffen würden. Gute Verhältnisse und Austausch sind nicht ganz unwichtig, besonders jetzt, wenn wir alle der EU beitreten und in Zukunft ein Teil des vereinigten Europas sein wollen.
In Gießen waren wir bereit, alles aufzunehmen, was uns angeboten wurde. Ich selber fand das
Programm sehr gut, weil man vieles praktisch sehen und erarbeiten konnte. Die Übungen reichten
von wissenschaftlicher Textproduktion über die Grundlagen des Textlektorats bis hin zur Erstellung
satzfertiger Dateien am Computer. Außer den praktischen Übungen erhielten wir auch Einführungen
in die Geschichte und den derzeitigen Stand des Verlags- und Pressewesens in Deutschland, in das
Autoren- und Verlagsrecht sowie die Buchpreisbindung. Als Höhepunkte würde ich aber die Besuche
beim S. Fischer Verlag und bei der Gießener Allgemeinen Zeitung hervorheben. Ich selber fand toll,
dass alle sehr freundlich und voller Geduld auf alle unsere Fragen geantwortet haben, zum Beispiel,
wie eine Zeitung heutzutage entsteht und wie es früher gemacht wurde, als die Computer noch nicht
da waren.
Fast genauso wichtig war das Freizeitprogramm: eine Wanderung zum Schiffenberg mit altem Kloster
in schöner Natur, Besichtigungen in Lich und Frankfurt am Main. Was mir auch noch sehr gefallen
hat, waren die gemeinsamen Abendessen. Da hatte man die beste Gelegenheit, mit Professoren,
Lektoren und Studenten zu reden, zu diskutieren und sich auszutauschen.
Das Spektrum der Teilnehmer war breit: Litauer, Polen, Slowaken, Rumänen und Weißrussen. Trotz
ähnlicher Vergangenheit haben sich die Länder auf unterschiedliche Weise entwickelt. Und so sind
während des Workshops zwei große Fraktionen entstanden: die litauische und die polnische. Wir hatten nur einen männlichen Teilnehmer, welcher sich als Hahn im Korb fühlte, aber wenn man ein
gemeinsames Ziel hat, dann spielen die Nationalitäten eher eine Nebenrolle, und es ließ sich sogar
mit dem Hahn arbeiten.
Am letzten Abend erhielten wir Teilnahme-Zertifikate und so wurde der Abend sehr festlich und lang,
da keiner wollte, dass der Workshop zu Ende geht.
Michael Klees,
k l e e s @ k a u n a s . o m n i te l . n e t
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PROJEKTE 2002
Lasst uns weiter knüpfen!
Cartoon:
Florian Tilzer,
Elie Nasser
Mitbegründer des Kulturní Cirkus, tschechischer Koordinator des ACCC
(Austrian Czech Cultural Cooperation), Sprachlektor und Übersetzer,
Brünn
Sandl ist ein kleines Dorf im Mühlviertel unweit der tschechisch-österreichischen Grenze, das
böse Zungen wohl am ehesten als „Kaff“ bezeichnen. Also genau der richtige Ort für ein
Seminar, in dessen Rahmen auch ein international besetzter Roundtable zum Thema „Die
Bedeutung der Kommunikation beim Aufbau von lokalen, regionalen und internationalen
Netzwerken“ stattfand. So trafen sich tschechische, österreichische und deutsche KulturveranstalterInnen, StudentInnen, Kultur- und SprachvermittlerInnen, KünstlerInnen und KommunikationstrainerInnen unterschiedlichen Alters, um nicht nur zweisprachig zu quatschen, sondern
auch nonverbal kommunizierend Grenzen zu überschreiten, sich auszutauschen, sich weiterzubilden, … und nicht zuletzt, Konnektschns zu knüpfen, allerdings nicht für die persönliche
Karriere, sondern – wie soll’s bei einem MitOst-Projekt anders sein – zum Wohle der Menschheit.
Neben dem Roundtable standen folgende Themenbereiche auf dem Programm: „Kommunikation in
Projektgruppen“ (mit dem Innsbrucker Kommunikationstrainer und Theaterpädagogen Wolfgang
Jäger), „Interkulturelle Kommunikation“ (mit Kamila Hlavsová und Carsten Lenk von der tschechischdeutschen Jugendaustauschorganisation „Tandem“) und „Grenzüberschreitende Presse- und Öffentlichkeitsarbeit“ (mit dem tschechischen Journalisten Ondřej Tomek und dem österreichischen Publizisten Peter Klimitsch).
PROJEKTINFO:
Die Vernetzung von Netzwerken stand im
Mittelpunkt eines Roundtables im Rahmen des MitOst-Kreisseminars „Komunikace – verbale und andere Grenzüberschreitungen“, das vom 10. bis 11.
Oktober 2002 in Sandl bei Freistadt/
Oberösterreich stattfand.
Das Projekt Komunikace wurde gefördert
aus Mitteln der Robert Bosch Stiftung,
Stuttgart, und des Europäischen Fonds
Beim Roundtable saßen vier VertreterInnen sehr unterschiedlich aufgebauter mitteleuropäischer
Netzwerke am Tisch. Die Vorstellungsrunde eröffnete Ludvík Hlaváček vom Prager Zentrum für zeitgenössische Kunst, das zusammen mit anderen Zentren in Mittel- und Osteuropa das mitteleuropäische Netzwerk I_CAN bildet. Bei den drei anderen Netzwerken handelte es sich um die
Veranstalter des Seminars, das in Kooperation mit der ACCC (Austrian Czech Cultural Cooperation)
und dem Brünner Verein Kulturní Cirkus organisiert worden war, wobei letzterer sowohl MitOstMitglied als auch ACCC-Partner ist. ACCC bemüht sich um eine systematische Vernetzung der Kulturund Kunstszene der tschechisch-österreichischen Grenzregionen, also um den Aufbau eines regionalen bzw. Regionen verbindenden Netzwerks. MitOst stellt dagegen ein internationales Netzwerk
dar, das wohl in erster Linie im Bildungsbereich anzusiedeln ist. Die Mitglieder des Vereins Kulturní
„Miteinander – Erfahrungen in Mitteleuropa“ unter diesem Motto fand vom
3. - 6. Oktober 2002 in Dresden ein
Foto:
Philipp Unger,
Workshop und Konzert mit „The Frescos„
Steffen Giersch
25, Student für Soziologie, Projektassistent am Dresdner
Contemporary Music Ensemble, Odessa,
Zentrum für Zeitgenössische Musik
sowie jungen Autoren und Komponisten
aus Mittel- und Osteuropa statt. Während
des Workshops wurde ein musikalisch-
Bei einem internationalen Treffen im Oktober 2002 begegneten sich junge Autoren
Internationale Projekte werden nicht nur durch gezielte Vernetzung ermöglicht, sondern fördern auch
nach Chancen, Lyrik und Musik auf einer gemeinsamen Bühne zu präsentieren. Es
und Texte zusammen. Außerdem wurden
weitere Vernetzung, woraus wiederum weitere Projekte entstehen können. Ich versetze mich hier in
die Rolle eines Visionärs und stelle mir folgendes Szenario vor: Lasst uns einige Stränge miteinander
verknüpfen zu Projektpartnerschaften. Lassen wir doch im Jahr 2004 entlang der gesamten
tschechischen Grenze Kunst, Kultur und Kommunikation in tausend und einer Sprache aufleben.
Feiern wir beispielsweise in Brünn das Festival Multi-Kulti Brno ohne Bomben und Granaten, aber
sollten bestehende Barrieren zwischen beiden Künsten aufgebrochen werden. Mit
Konzerte besucht, um sich mit interna-
Unterstützung der Berliner Autorin Marion Porschmann und des Dresdner
schen Musik auseinanderzusetzen. Das
Komponisten Hartmut Dorschner erarbeiteten die Teilnehmer ihre Präsentationen.
öffentliche Abschlusskonzert des Work-
Elektroakustische Klangteppiche und Hintergrundgeräusche wurden verwendet oder
Betriebsgenossenschaftlichen Akademie
mit Farben, Tanz, Musik, Gedichten und Straßenkunst. Natürlich gäb’s in diesem Rahmen auch ein
klassisches MitOst-Projekt mit StudentInnen aus ganz Mittel-, Ost- und Südosteuropa, die beispielsweise eine Festivalwanderzeitschrift schreiben und herausgeben oder der Frage „Ist Multikultur eine
Monokultur?“ nachgehen oder vielsprachiges Theater spielen… zumindest den Ideen sind hierbei
keine Grenzen gesetzt. Doch an dieser Stelle geht’s eher um eine Skizzierung als um eine umfas-
MitOst Nr. 11| Mai 2003
PROJEKTINFO:
Cirkus wiederum sehen ihren Verein nicht nur als eine Art Knotenpunkt dieser beiden Netzwerke,
sie fühlen mit ihren künstlerischen Aktivitäten in Brünn auch eine starke Verwobenheit mit der
Kulturszene dieser Stadt.
für regionale Entwicklung – INTERREG III A
10
Das Klavier kracht zu
Workshop und Konzert während der
Dresdner Tage der Zeitgenössischen Musik
literarisches Programm erarbeitet.
und Komponisten aus Ländern Mittel- und Osteuropas in Dresden. Ziel war die Suche
Die Teilnehmer aus der Ukraine, Polen,
Deutschland, Mazedonien und Rumänien stellten zeitgenössische Musik
tionalen Tendenzen in der Zeitgenössi-
shops war am 5. Oktober in der Aula der
Gedichte in mehreren Sprachen gleichzeitig vorgelesen. Auf diese Art und Weise ent-
in Dresden.
standen neue, eigenständige Werke.
(Der Workshop wurde auch unterstützt
von der Kulturstiftung des Freistaates
Sachsen und dem Kulturamt Dresden)
sende Darstellung von Möglichkeiten.
Eingebettet wurden die Ergebnisse in ein Konzert des Ensembles THE FRESCOS aus Odessa. Auf dem
Programm standen u.a. drei Uraufführungen; Darija Andovska vertonte Eindrücke aus Mazedonien:
den Krieg der letzten Jahre und die Suche nach innerem Frieden, den Wunsch nach einem Abschluss
mit der Vergangenheit – verarbeitet durch lautes Zukrachen des Klavierdeckels. Eindrücke eines
Aufenthalts auf dem Lande spiegelten sich im Stück von Ludmila Yurina wider. Am Ende des Abends
erklang die Komposition „For Hero“ von Alla Zagaykewytsch, eine Suche nach der Musik eines in
einer Novelle von Milorad Pavic spielenden Quartetts.
Weitere Informationen:
Nur folgendes sei noch erwähnt: Es laufen bereits Kooperationsgespräche mit unterschiedlichen
Leuten. Wer Ideen hat und Lust verspürt, mitzumachen, ist aufgefordert, es zu tun! Meldet euch einfach beim Autor unter folgender Adresse: Kulturní Cirkus, Veverí 59, CZ-602 00 Brno.
[email protected].
Andreas Lorenz, [email protected]
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PROJEKTE 2002
MITOST INTERN
Es war viel wärmer,
als ich es mir vorgestellt habe
PROJEKTINFO:
Zitate aus der ProjektNetzWerkStatt im November 2002
Die Zitate stammen aus der ProjektNetzWerkStatt, die im Anschluss an die Mitgliederversammlung vom 3.- 6. November 2002 in Werftpfuhl bei Berlin stattfand.
Ehrenamtliche Projekte sind vielfältig:
Boris Blahak, Boschlektor in Brünn/Tschechien
Filmworkshop in Brünn, Studentenzeitung
Die Werkstatt war in ihrer heterogenen Zusammensetzung als Kontaktform sehr erfrischend, anregend und
in Nowosibirsk oder Künstlerfestival in
motivierend. Ein Durchexerzieren konkreter Projektbeispiele, die Vergabe von konkreten Textmustern
Tschechien. Aber die konkrete Durchfüh-
(Pressemitteilungen, Anträge) sowie eine Verlängerung der Werkstatt um 2-3 Tage, um den informellen
rung wirft viele Fragen auf: Wie berechne
Austausch zwischen den Teilnehmern zu fördern, sind jedoch zu empfehlen.
ich die Projektkosten? Wo lassen sich Part-
Anna Sosna, MitOst-Mitglied, Polen
ner und Förderer finden? Wie kann ich
Die Teilnahme an der ProjektNetzWerkStatt war für mich eine tolle Gelegenheit, mein Wissen rund um die
mein Projekt optimal evaluieren und do-
Projektarbeit zu systematisieren und zu bereichern. Der Leitfaden, den wir bekommen haben (z.B., wie macht
kumentieren?
man die Abrechnung, wie schreibt man eine gute Pressemitteilung), wird mir in Zukunft viel Zeit ersparen und
Auf der ProjektNetzWerkStatt Nr. 1 wurde
meine Arbeit konstruktiver machen.
40 Teilnehmern eine umfassende Schulung
im Projektmanagement angeboten. In
Heike Mall, Boschlektorin, Irkutsk/Russland
Für mich als Boschlektorin war besonders wichtig, direkten Kontakt zu Kollegen und anderen Projektleitern
zu haben, die sonst Tausende Kilometer von meinem Lektoratsort entfernt sind. Die Kreativität, die dabei
freigesetzt wurde und die Ideen haben nicht nur Impulse gegeben, sondern die Projektarbeit weitergebracht.
Weniger hilfreich waren teilweise die Programmangebote, die oft zu allgemein und elementar waren.
Foto: Nils-Eyk Zimmermann
kleinen Gruppen und rotierenden Workshops wurde vier Tage lang intensiv gearbeitet. Es ging gleichzeitig um die Vernetzung von Menschen: den eingeladenen Projektleitern des MitOst e.V., des
Theodor-Heuss-Kollegs, der Lektoren-
Zwischen Westkreuz und Ostbahnhof –
der Berliner MitOst-Salon
programme und des Tutorenprogramms.
Die ProjektNetzWerkStatt soll künftig
regelmäßig stattfinden – das nächste Mal
im Rahmen des Internationalen MitOstFestivals 2003 in Pécs.
Nils-Eyk Zimmermann, Studium der Politikwissenschaften, Mitarbeit in der Berliner Regionalgruppe und der Internet AG des MitOst-Vereins, Berlin
Neben roten, grünen und blauen Salons, Gummi-, Friseur-, Autound Hundesalons hat die deutsche Hauptstadt seit einiger Zeit auch
einen MitOst-Salon. Mit seinem monatlichen Programm hat er sich
mittlerweile etabliert und ist zu einem der Fixpunkte in den Terminplanern der Berliner MitOst-Mitglieder sowie weiterer Bindestrichund Ohne-Bindestrich-Europäer geworden. Ziele des Salons sind
der Austausch und die Kooperation mit anderen MOE-Enthusiasten:
Bei gemeinsam organisierten Veranstaltungen können diese ihre
Arbeit und ihre Ideen in angenehmer Atmosphäre vorstellen.
Raumzeit
An jedem dritten Mittwoch im Monat ist Salonzeit. Der Ort hängt
vom Thema und vom Programmpartner der jeweiligen Veranstaltung ab. Die Website des Salons informiert über die genauen
Koordinaten: www.mitost-salon.de. Wem das zu umständlich ist,
der kann sich auch einen regelmäßig erscheinenden Newsletter
zuschicken lassen, der über alle Termine informiert.
Foto: Jewgenij Muratow
Dieser Platz ist einer der wichtigsten Knotenpunkte von Menschenströmen im östlichen Europa. Im Collegium Hungaricum, dem ungarischen Kulturinstitut in Berlin, diskutierte das Publikum mit dem
Regisseur Zoran Solomun.
1. Internationales MitOst-Festival
11.-16. November 2003 in Pécs/Ungarn
In den nächsten Monaten sind weitere Kooperationen geplant, etwa
mit der Sprach- und Kulturbörse an der Technischen Universität
Berlin. Einen Austausch wird es auch mit dem internationalen Theaterfestival Unidram in Potsdam geben, das die Zusammenarbeit mit
Künstlern verschiedener Länder in Gang bringt.
Foto: Gereon Schuch
Kontakt und Kooperation
Die Saloneros und Salonitas freuen sich über jedes Interesse sowie
Das Festival, das die klassischen Mitgliederversammlungen der letzten Jahre ablöst, ist die zentrale MitOst-Veranstaltung im Jahr 2003. Fünf Tage lang präsentieren Vereinsmitglieder und
Vorschläge und Ideen.
Kontakt über
[email protected]
Partnerinstitutionen einer breiten Öffentlichkeit die Ergebnisse erfolgreicher MitOst-Projektarbeit: internationale Künstlerwerkstätten, länderübergreifende Seminare, Kultur- und Medienprojekte und vieles andere. Parallel entwickeln die Festival-Teilnehmer in kleinen, fachkundig
w w w. m i t o s t - s a l o n . d e
betreuten Teams neue Projektideen für das folgende Jahr, werden im Projektmanagement
geschult und nehmen an kreativen Workshops teil.
Anne Stalfort, Geschäftsführerin des MitOst e.V.
Programm und Ausblick
Den Schwerpunkt des Salons bilden kulturelle Veranstaltungen. So
wurde im Januar 2003 der Kurzfilm „Granica“ gezeigt, der vom Alltag
am Grenzübergang auf der Stadtbrücke zwischen Frankfurt/Oder
und Slubice berichtet. In drei Episoden erzählt Granica von deutschpolnischer Nachbarschaft, von jungen Ganoven und alten Ressenti-
■
■
deutsch-polnische Kulturverein REJS e.V. vor. Ein weiterer Salonabend: Jenseits von Grass, Goethe und Co. - über das Übersetzen
und aktuelle deutsche Literatur in Polen mit der Übersetzerin
■
■
■
Warschau
Visa, Flüge, Hotels
Minsk
1- bis 12-wöchige Sprachkurse
Kiew
Kleingruppen und Einzelunterricht St. Petersburg
Moskau
Bildungsurlaub
Sopot
Geschäftsrussisch,
PERELINGUA Sprachreisen Irkutsk
Dolmetschen
Varziner Straße 5
Lwiw
12159 Berlin
Jalta
und Übersetzen
Telefon: (0 30) 8 51 80 01 Twer
www.perelingua.de
Krakau
Gruber. Das Festival wird neben der Robert Bosch Stiftung von zahlreichen nationalen und internationalen Institutionen und Organisation unterstützt.
PROJEKTINFO:
Auf der Homepage w w w. m i t o s t . d e
sind ständig aktualisierte Informationen
zum Festival und zur Anmeldung zu finden.
Das Organisationsteam in Pécs ist für
Anzeige
Im April wurde der Film: „Der chinesische Markt“ gezeigt. Er dokumentiert einen der größten europäischen Märkte in Budapest.
Universitätsstadt Pécs. Zahlreiche lokale und überregionale Partner ermöglichen ein breites kulturelles
Rahmenprogramm und sorgen so für die öffentliche Präsenz des Festivals in der ganzen Stadt. Die
Schirmherrschaft übernimmt der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Ungarn, Wilfried
Sprach- und Individualreisen
ments, von Furcht und Liebe. An diesem Abend stellte sich auch der
Alicja Rosenau. Sie übertrug Thomas Brussigs „Am kürzeren Ende der
Sonnenallee“ und Richard Wagners „Miss Bukarest“ ins Polnische.
Mit Teilnehmern aus mehr als 20 Ländern sorgt das Festival für multikulturelles Flair in der
Rußland · Polen · Ukraine · Belarus
Ziel des Internationalen MitOst-Festivals ist die Förderung ehrenamtlichen Engagements für kulturelle
und künstlerische Ost-West-Verbindungen durch öffentliche Präsentation erfolgreicher Projekte. Das
jährlich in verschiedenen Städten Mittel- und Osteuropas stattfindende Festival soll durch seine Außenwirkung und die Zusammenarbeit mit lokalen Partnern einen großen Kreis von Interessierten erreichen,
die ihrerseits als Teilnehmer oder Initiatoren von Folgeprojekten ermuntert, vernetzt und gefördert werden. Außerdem soll genügend Zeit bleiben, um auch inhaltlich über die weitere Entwicklung des
Vereins zu diskutieren … und natürlich, um gemeinsam zu f e i e r n ! ! !
jede neue Idee offen und freut sich auf
Anregungen und Vorschläge unter
[email protected]
A n m e l d e s c h l u s s : 01 . A u g u s t 20 0 3
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Der neue Vorstand
Regionalisierung von MitOst: Die Ländervertreter
Gereon Schuch, (1. v. links) 1. Vorsitzender,
32, Studium der Osteurop. Geschichte, Rechtswissenschaft und
Ethnologie, 1998-2000 Boschlektor in Pécs (Ungarn), 2001-2003
Seit langem wird über die Regionalisierung der MitOst-
Promotion über ungarische Hochschulgeschichte, seit 2000 im
MitOst-Vorstand
Waldemar Czachur, (ganz rechts) 2. Vorsitzender,
26, Studium der Germanistik, gegenwärtig Promotion an der
Universität Warschau, Seminarleiter beim Theodor-Heuss-Kolleg,
seit 2000 im MitOst-Vorstand
Esther Smykalla, (5. v. links) Schatzmeisterin,
31, Studium der Romanistik, Germanistik und Komparatistik, 19992001 Boschlektorin in Banská-Bystrica (Slowakei), 2001-2003
Aktivitäten diskutiert. Die Mitgliederversammlung in Berlin
setzte diese Idee nun um und benannte für jedes MitOst-Land
einen „Ländervertreter“. Dieser ist als Ansprechpartner für die
Mitglieder in seiner Region zuständig, betreut sie und koordiniert gemeinsame Aktivitäten. Anfang Februar 2003 haben
sich die Ländervertreter in Berlin getroffen, um das Profil ihres
Amtes und dessen Zuständigkeiten gemeinsam zu entwickeln
und festzulegen. Auf der Mitgliederversammlung während des
MitOst-Festivals im November 2003 werden dann die neuen
Ländervertreter für das Jahr 2004 gewählt.
DAAD-Lektorin in Bratislava (Slowakei), seit 2003 Geschäftsführerin des Internationalen Universitätskollegs der TU-Chemnitz,
seit 2001im MitOst-Vorstand
Anna Veigel, (oben) Beisitzerin,
34, Studium der Soziologie und Erziehungswissenschaften in
Marburg, 2000-2002 Boschlektorin in Szeged (Ungarn), gegenwärtig Programmkoordinatorin beim Internationalen Christlichen
Jugendaustausch e.V. in Berlin, seit 2002 im MitOst-Vostand.
Barbara Baumann, (2. v. links) Beisitzerin,
29, Studium der Germanistik, Geschichte, Englischen Sprachwissenschaft und des Deutschen als Fremdsprache, 2000 -2002
Boschlektorin in Pécs (Ungarn), Seminarleiterin im TheodorHeuss-Kolleg, gegenwärtig Vorstandsassistentin bei der Signal
Versicherung Budapest, seit 2002 im MitOst-Vorstand
Malgorzata Tomaszkiewicz, (vorne) Beisitzerin,
24, Studentin der Germanistik, Musik (Klavier), der internationalen
Migrationsbewegungen und der Völkerkunde in Krakau (Polen),
Foto: Anne Stalfort
seit 2 Jahren erste Vorsitzende des Germanistenkreises an der
Krakauer Universität, seit 2002 im MitOst-Vorstand
MitOst-Mitgliederstruktur-Länderstruktur
Slowenien 2
Japan 1
Finnland 1
Deutschland 325
Polen 59
Weißrussland 44
Tschechien 43
Mitglieder
insgesamt: 718
(Stand 30.05.2003)
Ukraine 37
Russland 44
Ungarn 28
Georgien 27
Gereon Schuch, 1. Vorsitzender
Bulgarien 11
Litauen 16
des MitOst-Festivals im November 2003. Im Rahmen des Festivals
werden wir dieses Mal „Länderforen“ veranstalten, bei denen
MitOst-Aktivitäten in den einzelnen Ländern entwickelt und initiiert
werden können. Daneben wird es „Programmforen“ für die Alumniarbeit von ehemaligen Stiftungsstipendiaten, also z.B. ehemaligen
Lektoren oder Tutoren, geben. Außerdem gibt es noch die Internet
AG und die Fundraising AG, das Magazinteam, den MitOst-Salon in
Berlin sowie die zahlreichen Projektgruppen...
MitOst Nr. 11| Mai 2003
[email protected]
❚ Russland (europäischer Teil): Sergej Leonow, Nikolai Kokko
[email protected]
❚ Slowakei: Daniela Miceková
[email protected]
❚ Tschechien: Stanislav Jilek
[email protected]
❚ Ukraine: Sergej Dovshenko
[email protected]
❚ Ungarn: Szilvia Varga
Armenien 6
Rumänien 5
Bosnien-Herzegowina 1
Serbien und Montenegro 3
Allen, die sich dafür interessieren, Ländervertreter zu werden,
steht Waldemar Czachur vom Vorstand zur Verfügung;
[email protected]
MitOst lebt – das zeigt sich deutlicher denn je – vom Engagement
seiner Mitglieder! Wir freuen uns über weitere Ideen und
Aktivitäten!
Seit November 2002 amtiert der neue Vorstand: Barbara Baumann,
Malgorzata Tomaszkiewicz und Anna Veigel wurden neu als Beisitzerinnen in den Vorstand gewählt.
Ein Leben nach Bosch ?
Alumnivertreter bei MitOst
Stärkung der „zweiten Säule“ in MitOst vor, der „Alumniplattform“.
Wie geht’s weiter? Die Ergebnisse werden auf der MitOst-Homepage
vorgestellt und auf dem MitOst-Festival im November 2003 in Pécs
(Ungarn) werden die bis dahin umgesetzten Ideen präsentiert und
neue Alumnivertreter gewählt.
Eine erste große Aufgabe bestand für den neuen Vorstand darin, die
Anfrage der Robert Bosch Stiftung zur Übernahme des Stiftungsprogramms „Junge Wege in Europa“ in die Trägerschaft des MitOst e.V.
zu diskutieren, den Mitgliedern gegenüber darzustellen und eine
Entscheidung herbeizuführen. Die überwiegend positive Resonanz aus
Katrin Peerenboom war mit dem Programm „Völkerverständigung
dem Kreis der MitOstler hat den Vorstand in seiner Meinung bestätigt, dass sich das neue Programm sehr gut in das MitOst-Profil einfügt. Im Herbst wird die nächste Ausschreibung dieses ab Sommer in
unserer Trägerschaft durchgeführten Programms veröffentlicht.
Nach erfolgreichem Auf- und Ausbau der Projektarbeit im Rahmen
von MitOst in den letzten Jahren war auf der Mitgliederversammlung
im November 2002 klar: die Alumniarbeit im Rahmen des Vereins
Monika Sus (THK): m o n i k a . s u s @ p s i . w r o c . p l
muss neu aufgestellt werden. Die jeweils zwei Vertreter der vier verschiedenen Programme (Theodor-Heuss-Kolleg, Völkerverständigung macht Schule, Lektoren, Tutoren) begaben sich in Stuttgart auf
die Suche nach Struktur, Identität und Bedürfnissen der Altstipendiaten. Nach zwei Tagen Diskussion, Konzeptentwurf und anschließender Präsentation in der Stiftung stand das Gerüst für die weitere
Alumniarbeit. Diese sieht vor allem eine inhaltliche und strukturelle
Katrin Peerenboom (VmS): p e e r e n b @ g m x . d e
MitOst ist in Bewegung! Und wir alle gestalten den Weg!
Wir wünschen weiterhin viel Spaß bei MitOst!
14
❚ Baltikum (Lettland, Litauen, Estland): Jurgita Aniunaite
[email protected]
❚ Weißrussland: Aksana Zaverakhina
[email protected]
Lettland 6
Estland 5
Stuttgart, in Pécs treffen sich MitOstler regelmäßig zur Vorbereitung
❚ Polen:
Ich bin Dorota Wozowicz aus Rzeszów (Süd-Ost-Polen). Ich betreue
über 50 polnische MitOstler. Oft ist es nicht so einfach, die MitOst-Mitglieder dazu zu bringen, Rückantwort zu geben. Auf sichtbare Erfolge muss ich noch ein bisschen warten.
[email protected]
❚ Georgien: Nino Tshirakadze
[email protected]
❚ Polen: Dorota Wozowicz
[email protected]
❚ Russland (Sibirien): Maria Sacharowa
Schweiz 7
USA 1
Italien 4
Belgien 1
Österreich 4
Türkei 1
Spanien 1
Irland 1
Griechenland1
Slowakei 21
MitOst jedem Einzelnen zahlreiche Möglichkeiten der aktiven Teilnahme am Vereinsleben, internen Diskussion und Weiterentwicklung: Erstmals kamen im Februar die „Ländervertreter“ aus allen
MitOst-Ländern zu einem Treffen nach Berlin, die „Alumnivertreter“
aller bei MitOst präsenten Stiftungsprogramme tagten im April in
Die Arbeit als Ländervertreterin macht richtig Spaß. Ich hoffe, ich
gewinne noch mehr aktive Mitglieder für MitOst.
❚ Russland (europäischer Teil):
Ich bin Nikolai Kokko und studiere Internationale Beziehungen an
der Sankt Petersburger Universität. Zusammen mit Sergej Leonow
versuche ich, die Ideen von MitOst in Russland bekannt zu machen.
Bisher sind folgende Ländervertreter tätig:
Liebe MitOst-Mitglieder,
die Dynamik von MitOst ist ungebremst! Rasant startet das neue
Jahr mit zahlreichen Aktivitäten. Auch wenn unsere Mitgliederzahl
mit über 700 schon eine beachtliche Größe erreicht hat, bietet
Hier stellen sich einige Ländervertreter vor:
❚ Slowakei:
Ich heiße Daniela Miceková und studiere Germanistik in Prešov.
macht Schule“ in Krakau
Andreas Goldthau, 2001/2002 Boschlektor in Tjumen/Russland
Dies war ein erster Schritt der Vertreter, das Projekt und seine
Umsetzung lebt von Euch! Hinweise, Anregungen und Wünsche zur
Mitarbeit bitte an die Alumnivertreter:
Susan Rößling (VmS): s u s a n _ r o e s s l i n g @ y a h o o . d e
Silvia Machein (Lektoren): m e d i a t r i x x @ w e b . d e
Andreas Goldthau (Lektoren): a n d r e a s @ g o l d t h a u . d e
Sergey Logvinov (Tutoren): l o g v i n o v @ n e w m a i l . r u
Monika Paluch (Tutoren): m o n i k a . p a l u c h @ g m x . d e
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THEMA
Leben und leben lassen…
Dorothea Leonhardt, Marketing-Managerin, München
Arndt Lorenz, Journalist, Dresden
Fotos:
... gaben gleich 3 von 71 MitOstlern als Lebensmotto an, die sich die Mühe machten, eine Umfrage des MitOst-
Sören Urbansky, 23, Studium der
Magazins zu Werte- und Moralvorstellungen zu beantworten. Es beteiligten sich 33 Mitglieder aus Deutschland,
Kulturwissenschaften an der Viadrina/
eins aus Frankreich und 37 aus den mittel- und osteuropäischen Ländern (MOE). Das heißt, etwa jedes zehnte
Frankfurt an der Oder.
Vereinsmitglied schickte uns die Antworten zurück. Da pro osteuropäischem Land zwischen einer und sechs E-
Die Bilder zeigen Wohnungen in Moskau
Mails eingingen, fassten wir kurzerhand diese Antworten zu einer gemeinsamen„MOE-Gruppe“ zusammen. Unter
und gehören zum Fotoprojekt „Lebens-
den Einsendern war jedes Alter zwischen 18 und 42 vertreten. Viele der antwortenden MitOstler aus Osteuropa
welten“, das soziale Milieus untersucht.
hielten sich gerade in Deutschland auf. Herausgekommen ist eine Statistik, die in keiner Weise repräsentativ ist,
[email protected]
aber trotzdem einige interessante Rückschlüsse zulässt.
Foto: Sören Urbansky
Umfrage-Auswertung
Anzahl der Antworten: Deutschland 33, Frankreich 1, MOE = 37
(MOE: Polen = 9, Weißrussland = 6, Russland = 6, Slowakei = 1, Estland = 1, Georgien = 1, Tschechien = 4, Ukraine = 6, Ungarn = 2, Rumänien = 1)
Eine große Familie
Allgemein hat sich bei der Auswertung gezeigt, dass die Unterschiede zwischen den Ländern nicht sehr gravierend
sind (Ausnahmen bestätigen die Regel). So möchten viele der Befragten gern mit ihrem Lebenspartner zusam-
Haben Sie einen Lebenspartner?
menleben. Auch den Wert der Familie an sich will niemand in Abrede stellen. Auffällig ist, dass fast alle Befragten
Ja:
aus MOE-Ländern die Familie wichtig finden - nur einer ist unentschieden -, während von den 33 Deutschen doch
Nein: D = 12
immerhin 3 nichts mit Familie im Sinn haben und 6 sich nicht festlegen wollen. Heiraten wird vor allem in MOELändern als wichtig erachtet, obwohl es natürlich auch hier Kritik an der Ehe als Institution gibt. So fordert ein Pole,
die Ehe solle doch keine „Wette um das Alter“ sein. Interessant ist, dass sich 19 – also über die Hälfte der 33
Deutschen - in puncto Heiraten nicht festlegen wollen.
Glaube ja – Kirchgang nein
Viele der Befragten messen der Religion eine wichtige Rolle bei. Die meisten gehen jedoch kaum noch in die Kirche
oder beteiligen sich nur sporadisch am Gemeindeleben. Hier gibt es aber von Land zu Land starke Unterschiede:
D = 21
Sollte man heiraten?
Ja:
MOE = 17
Nein:
Ja:
D = 14
MOE = 5
Nein: D =
Sind Sie verheiratet?
Ja:
D =9
MOE = 4
MOE = 32
Nein: D = 27
der moralische Zwang zum Kirchgang betont wird. In Ländern der ehemaligen Sowjetunion mit eher atheistischer
Ja:
Tradition spielt die Kirche keine so dominante Rolle. Die Anzahl von Katholiken, evangelisch Gläubigen und
Gesamtzahl „MitOst-Kinder“: D = 16
MOE = 32
D =7
MOE = 4
D = 11
D =0
D = 12
MOE = 6
Wie wohnen Sie ?
Eigene Wohnung:
D = 26
Bei den Eltern:
D =0
Dem Thema Homosexualität stehen die meisten MitOstler tolerant gegenüber. Manche Befragte aus MOE-Ländern
In WG:
D =4
weisen aber auf Schwierigkeiten hin, mit denen diese Menschen in ihrer Heimat zu kämpfen haben (s. auch S. 20
Mit mehreren im Zimmer: D = 1
Orthodox:
D =0
MOE = 9
D =0
MOE = 1
MOE = 7
D =3
Keinen:
D = 11
oder Äpfel, Frauen oder Männer“.
Allein:
D =4
D = 24
Bei Eltern:
D =3
Viele geben an, dass der Beruf für sie wichtig sei, schließlich verbringe man ja viel Zeit seines Lebens mit Arbeiten.
D =2
Dabei steht für die meisten weniger die Karriere im klassischen Sinne als vielmehr die Selbstverwirklichung und die
In WG:
D =1
MOE = 16
MOE = 8
MOE = 3
MOE = 7
Oft:
D =1
MOE = 4
Selten: D = 10
MOE = 11
D = 11
MOE = 7
Nie:
Wie würden Sie gerne wohnen?
Mit Lebenspartner:
D = 13
Unentschieden: D = 7
Geringen:
Nehmen Sie am kirchlichen Gemeindeleben teil?
MOE = 6
genehm. Aus Weißrussland kam die Antwort, dass jeder ein Recht darauf hätte, was er am liebsten mag: „Orangen
Ohne Eltern:
MOE = 14
MOE = 2
MOE = 7
MOE = 16
– 22). Von den 6 an der Umfrage beteiligten Ukrainern empfindet die Hälfte von ihnen Homosexualität als unan-
Rennende Ratten
MOE = 7
MOE = 4
Islam:
Großen:
Orangen und Äpfel
ein zwanzigjähriger Ukrainer will Karriere machen, damit er seiner Heimat etwas Gutes tun kann.
Keiner:
Christlich:
Katholisch:
Welchen Stellenwert hat für Sie die Religion?
Atheisten unter den deutschen Befragten ist etwa gleich. Die Osteuropäer sind vorwiegend katholisch oder ortho-
nicht um jeden Preis teilnehmen wolle. Die Selbstverwirklichung spielt manchmal sogar eine untergeordnete Rolle:
MOE = 6
Evangelisch: D = 11
Nein: D = 22
Haben Sie eigene Kinder ?
mit der Familie zu vereinbaren. Eine Polin vergleicht den Drang nach Karriere mit einem Rattenrennen, an dem sie
MOE = 9
D =8
Welcher Religion gehören Sie an?
12MOE = 20
viel öfter von den Befragten hervorgehoben als anderswo. Erstaunlich ist, dass unter den polnischen Einsendern oft
Freude an der Tätigkeit im Vordergrund. Vor allem für weibliche Befragte aus MOE-Ländern ist es wichtig, den Beruf
MOE = 17
Leben Sie mit Ihrem Lebenspartner zusammen?
So wird in religiös stark geprägten Ländern wie Polen erwartungsgemäß die Integration der Religion in den Alltag
dox. Ein Mitost-Mitglied der Umfrage bekennt sich zum islamischen Glauben.
D =6
Unentschieden: D = 20
MOE = 20
Wie denken Sie über Homosexualität?
MOE = 8
MOE = 26
MOE = 2
MOE = 1
Normal, natürlich:
D = 30
Problematisch, unangenehm:
D =3
Krankhaft:
D =1
MOE = 25
MOE = 6
MOE = 5
MOE = 1
Wie bedeutet Ihnen Ihre eigene Karriere?
Ist Ihnen Familie und Ehe wichtig?
Ja:
D = 25
Unentschieden: D = 6
Nein:
D =3
MOE = 33
MOE = 1
MOE = 0
Fernsehen macht blöd
Wichtig:
D = 17
Nicht wichtig:
D =6
MOE = 15
MOE = 3
Arbeit muss vor allem Spaß machen: D = 5
MOE = 3
Will mich selbst verwirklichen:
D =5
MOE = 7
Familie ist wichtiger:
D =0
MOE = 6
Erstaunt hat uns, dass der Einfluss der Massenmedien auf Werte und Moralvorstellungen nur in Deutschland als
Wer hat den größten Einfluss auf Werte- und Moralvorstellungen?
hoch eingeschätzt wird - gab es doch gerade in den MOE-Ländern lange Zeit sehr viel Massenpropaganda über Presse,
Familie und Bekannte: D = 20
Funk und Fernsehen. Möglicherweise messen heute die Osteuropäer den Massenmedien nach ihrer Liberalisierung
Bildungswesen:
D =1
in den 90er Jahren weniger Bedeutung bei. Also keine Angst vor „den Superstars“? Die meisten der Befragten finden,
Massenmedien:
D = 10
MitOst-Verein:
D =0
Unentschieden:
D =5
dass die Werte- und Moralgrundlagen in erster Linie immer noch von den Eltern im trauten Zuhause vermittelt werden.
MOE = 32
MOE = 1
MOE = 2
MOE = 1
MOE = 3
Alles wird gut
16
MitOst Nr. 11| Mai 2003
Bleibt zum Schluss noch die Frage, welches Lebensmotto den Mitostlern eigen ist: „Ora et labora“(Bete und
Was ist Ihr Lebensmotto?
Arbeite) wird gleich zweimal genannt, aber auch „In die Vollen gehen“. Die Antworten reichen von „Vorbereitung
Aktivität:
auf den Tod“ bis hin zum Zweckoptimismus „Alles wird gut“. Zum Glück lässt sich nun wirklich nicht alles in Schub-
Sorgenfreiheit:
D = 11
laden fassen - die unterschiedlichen Antworten zum Sinn des Lebens sprechen für sich. Die Umfrage hat gezeigt, dass
Bildung/Erkenntnis:
D =7
Sonstiges (Geld etc.):
D =6
der MitOst-Verein eine bunte Truppe ist, deren Mitglieder vieles verbindet und für die gilt: „Leben und leben lassen“.
(Eine ausführlichere Auswertung ist im Internet unter www.mitost.de abrufbar.)
D = 10
MOE = 14
MOE = 11
MOE = 6
MOE = 1
MO NR.11|03_PDF VERSION
03.09.2003
12:55 Uhr
Undercover-Theologe in Polen
Andreas Prokopf,
Studium der Publizistik und kath. Theologe, seit 2002 Boschlektor in Chelm
Während meines Lektorats für deutsche Landeskunde in Chelm (Ostpolen) merkte ich bald,
dass ich den Schülern Deutschland am besten über für mich vertrautes Terrain, die Religion,
nahe bringen konnte: die (Ab)-Gründe und Konsequenzen des Calvinismus für Schwaben und
Norddeutschland, die deutsche Vorliebe dezentraler Regierungsformen, die Folge eines nachre1
formatorischen „cuius regio, eius religio“ war, und die religiös-kultischen Wurzeln des (katholischen) Karnevals im Gegensatz zur protestantischen Verstandesbezogenheit. Diese Themen
weckten bei den Lernenden Interesse: Neu für die Schüler war, dass so viel Pluralität aus einer
religiösen Quelle entsprang. Dies wurde interessiert, aber auch mit gewissen Vorbehalten
angenommen; kannte man doch bisher nur das Christentum in der polnisch-katholischen
Variante, die im Lande kein Konkurrenzmodell hat – die Kirche gilt als Autorität. Den Schülern
hat diese neue Sichtweise geholfen, die Vielfalt deutscher Mentalitäten anhand der unterschiedlichen konfessionellen Herkunft zu begreifen.
Neben meiner Tätigkeit in Chelm hatte ich Gelegenheit, einen Gastvortrag an der Hochschule der
Jesuiten in Krakau (Ignacianum) zu halten. Die Vorträge begannen mit einer für mich ‚befremdlichen’
Zeremonie: einem Gebet. Mir als deutschem Theologen war dies beinahe unheimlich, ich fühlte mich
in meiner Privatsphäre belangt.
Logo: Boris Bartels, dreimarketing GmbH
THEMA
Seite 18
THEMA
Land und Liebe
Holger Schnelle, freier Autor und Journalist, München
Fotos: Sören Urbansky
Einer der ersten Kommentare meiner damals zukünftigen slowenischen Schwiegermutter zu
mir, ihrem deutschen Schwiegersohn, war, dass ein Verhältnis zwischen zwei Menschen aus
unterschiedlichen Ländern, aus rund 800 Autobahn-Kilometer voneinander entfernt liegenden
Geburtsorten, nicht funktionieren könne; warum also überhaupt damit anfangen. Nach zehn
Jahren deutsch-slowenischer Partnerschaft bzw. Ehe mussten wir feststellen, dass 800 Kilometer tatsächlich zuviel waren. Um mit Elisabeth Beck-Gernsheim zu sprechen: „Die traditionellen Bindungen der vormodernen Gesellschaft lösen sich zunehmend auf (...) , der Lebenslauf wird an vielen Punkten offener und gestaltbarer. (...) Das gemeinsame Fundament muss
immer mehr von den beiden Personen individuell hergestellt werden. Dies wird um so
1
schwieriger, je ferner die Welten sind, aus denen sie kommen.”
Wo liegen die Unterschiede? Mein Schwiegervater protestierte, als ich Slowenien als „agrarisch
geprägten Staat” bezeichnete, dessen Einwohner infolgedessen traditionelleren Lebensformen verhaftet sind, als dies im deutschen Durchschnitt üblich ist. Tatsächlich weist selbst das CIA Fact Book
Wisla Kraków hatte gerade Schalke 04 im Ruhrpott 4:1 abgefertigt, und ich nahm das zum Anlass,
über kultanaloges Verhalten von Fußballfans zu ‚dozieren’: Ein Blick in die wöchentliche Sportpresse
zeigt, wie eng die Bande des Fußballsportes zu den rituell-religiösen Wurzeln geknüpft sind:
Slowenien als „starke Wirtschaft” aus. Dennoch kommen auf jeden Slowenen rein rechnerisch
10.000 Quadratmeter Heimatland. In Deutschland bleiben jedem Einwohner 4.300 Quadratmeter; in
Großstädten viel weniger. Ein Stückchen Land zu bestellen spielt in Slowenien eine andere Rolle als
in Deutschland. Allein der Balkon meiner Schwiegermutter – ein geduckter Betonrahmen in einem
70er-Jahre-Block in München – legt dafür beredtes Zeugnis ab. Aus den Früchten, die sie diesen
knappen zweieinhalb Quadratmetern abringt, ließen sich viele Mittagessen bestreiten. Mein Opa
„[...] das Unglaubliche geschieht. Der gütige Himmel schenkt dem Tabellenletzten Mainz 05 zwei
hatte einen Reihenhausgarten – die einzige Nutzpflanze war ein Büschel Schnittlauch, von dem
meine Oma hin und wieder etwas in die Suppe schnitt.
Tore. Wenn nicht alles täuscht, bahnt sich ein Leben nach dem Tod beim FSV Mainz 05 an“.
Hier, fasste ich zusammen, wird Stoff tradiert, den die Fans in ihren Lebensvollzug aufnehmen, hier
geschieht die schriftlich fixierte Überhöhung des Fußballgeschehens. Oft ist die Rede von einem
„Fußballgott“, nicht selten wird ein Tor in die Form einer legendenhaften Wundererzählung gebracht,
einzelne Spieler erhalten eine bestimmte Rolle in der Heilsdramaturgie der Fußballwelt. Das kultische Ausagieren all dieser Affekte müsste die Fans meiner Meinung nach viel interessanter für die
Kirche machen, denn sie sind bereits eine spielende Gemeinde.
Nach dem Vortrag gab es verhaltenen Beifall. Dann die ersten Rückfragen: Ist das nicht ein wenig
übertrieben, Fußballfans und deren offensichtlich sinnloses Verhalten so überzuinterpretieren? Ich
antwortete, dass ich nur beobachtet hätte, wo Kult und Ritus im deutschen Alltag vorkommen. Ich
wies darauf hin, dass sich nur noch eine Minderheit in der jungen Generation in Deutschland zur
Kirche bekenne und man deshalb die Religion da wahrnehmen müsse, wo sie auftauchte. Nein,
schallte es mir entgegen, Evangelisation und Nachfolge Christi seien zu lehren, man dürfe sich nicht
der ‚Welt’ und ihrem Konsumzwang aussetzen. Ich fragte nach, ob nicht Christus genau in diese Welt
hineingeboren wurde? Es kam zurück, dass er sich aber nicht mit der ‚Welt’ identifiziert habe. Ich hielt
zum Besten, dass er sein Leben aber mit gesellschaftlich randständigen Menschen verbrachte und
diese zu verstehen suchte. Nein, lautete der Konter, er sei ein Menschenfischer gewesen und habe
die Menschen von ihren Götzen befreit.
Abends traf ich mich dann mit Studenten anderer Fachrichtungen: Wieder kam das Thema Kirche auf,
und nun machte sich eine antiklerikale Haltung breit, die ich nach meinem Erlebnis bei den Jesuiten
nicht erwartet hätte: Der ständige Zwang zum Kirchgang, die unreflektierten Moralhämmer aus dem
klerikalen Lager gegen jugendliche Befreiungsversuche, die Sinnleere moralisierender Predigten
ungebildeter Priester: Auch diese Stimmen gibt es in Polen.
Meine Frau verbrachte ihre Kindheit zu einem Gutteil bei einer Tante auf dem großväterlichen Hof.
Der Hof wurde nie richtig gewerblich genutzt: Opa, Onkel und Tante lebten von ihren Gehältern als
Angestellte bzw. von der Rente. Doch die Zeit nach Feierabend ging ganz in die Bewirtschaftung der
Felder und Tiere. Solange ich denken kann, verbrachte mein Vater seine komplette Zeit im Betrieb;
meine Mutter später dann ihre im Büro. Für eine Art Arbeit auf irgendwelchen Feldern noch so klein hätte
keiner Zeit gehabt. Man arbeitete mit ganzer Kraft am Wirtschaftswunder, nicht an der heimischen Krumme.
So unterschiedlich das Verhältnis zum Land, so unterschiedlich sind auch die Familienverhältnisse:
Als wir unsere älteste Tochter in Lubljana taufen ließen, war die slowenische Verwandtschaft zahlreich
erschienen. Von meiner Seite vertrat nur meine Mutter die Familie. Nach der Feier wurden alle in
Autos verfrachtet und eine Tante irgendwo auf dem Land besucht. Es ist leicht, bei jemandem auf
einen Sprung oder ein Glas selbstgemachten Wein vorbeizuschauen.
Meine Frau fand es immer sehr bemerkenswert, wie lose sich in meiner Familie der Kontakt gestaltet. Ich telefoniere mit meinem Bruder vier Mal im Jahr, obwohl ich sagen würde, dass wir ein gutes
Verhältnis haben. Meine Frau telefoniert mit ihrer Mutter fast täglich, obwohl auch sie selbst sagen
würde, dass ihr Verhältnis mindestens schwierig ist. In Ihren Gesprächen wimmelt es nur so von
Cousinen, Nichten, Onkeln, Großtanten und weitläufigen Bekannten, deren Eltern irgendein Verwandter schon lange kennt. Ich selbst habe schon Schwierigkeiten mir zu merken, wie man das verwandtschaftliche Verhältnis nennt, in dem ich zu den Söhnen meiner Schwester stehe.
So wie mein Schwiegervater mit dem Verlauf der Ereignisse und unserer bevorstehenden Scheidung
hadert, so haben sich meine Eltern schnell mit den praktischen Konsequenzen unserer Trennung
befasst. Sie selbst haben sich scheiden lassen und nichts anderes vorgelebt. Dort, wo meine
Schwiegereltern am Maßstab eines tradierten Lebensmodells noch eine gewisse Empörung spüren,
sehen meine Eltern nur die Brüche in ihren eigenen Biographien. Kein Wunder, meine Eltern hatten
nie einen Garten.
1 „Wessen das Land, dessen ist die Religion“ (Grundsatz des Augsburger Religionsfriedens 1555, nach dem der
Landesfürst die Konfession der Untertanen bestimmte)
18
MitOst Nr. 11| Mai 2003
1 Beck/Beck-Gernsheim, Das ganz normale Chaos der Liebe, Suhrkamp, S. 73 und 114
MitOst Nr. 11| Mai 2003
19
MO NR.11|03_PDF VERSION
03.09.2003
12:55 Uhr
Seite 20
THEMA
THEMA
dies weniger als Ausdruck eines gestiegenen Demokratieverständnisses zu werten, sondern vielmehr als ein Zugeständnis an den
Zum einen wurden die Erwartungen vieler Aktivisten und Aktivistinnen hinsichtlich der Geschwindigkeit des Demokratisierungs-
Westen. Die Abschaffung des Paragraphen 121.1 war Voraussetzung, einen Sitz im Europarat zu erlangen. Auch die Zwangspsychi-
prozesses in Russland enttäuscht. Zum anderen können die meisten nichtstaatlichen Organisationen in Russland ohne Hilfe aus
atrisierung wurde abgeschafft. Die Praxis hat sich seitdem zwar
außerhalb der Metropolen kaum verändert – Lesbisch sein wird
meist weiterhin als Persönlichkeitsstörung diagnostiziert und Zwangs-
dem Ausland nur schwer bestehen. Finanzielle Unterstützung westlicher Stiftungen ist jedoch an strenge Vorgaben gebunden, die
häufig an der Realität lesbisch-schwulen Lebens vorbeigehen. An
einweisungen bleiben an der Tagesordnung – aber immerhin kann
man gegen Missbrauch rechtlich vorgehen.
erster Stelle steht für diese nämlich, Treffs zu organisieren. Diese
sind auch deshalb so wichtig, weil viele in Kommunalwohnungen
Die meisten der oben genannten Organisationen bestehen heute
nicht mehr. Erste Zerfallserscheinungen zeigten sich bereits nach
oder bei den Eltern leben, wo sie gezwungen sind, eine heterosexuelle Scheinexistenz aufrechtzuerhalten. Bis heute scheint vielen
Lesben und Schwulen das Risiko eines öffentlichen Outings, das
der Abschaffung des § 121.1. Dafür gibt es wohl mehrere Gründe:
mit politischer Organisierung verbunden ist, zu hoch.
„Warme Brüder“ ins kalte Sibirien?
In Osteuropa ist Homosexualität immer noch ein Tabu
Nadine Reimer, Studentin, Forschungsarbeiten über Homosexualität in Russland, Universität Bremen
Foto: Sören Urbansky
Rosarot und Himmelblau:
Lesben und Schwule in Russland
Inga Karbstein, Magister Osteuropa-Studien, Politikwissenschaften und Soziologie, Berlin
Zumindest in St. Petersburg und Moskau können sich Lesben
und Schwule, die auch Rosane (rozavye) und Himmelblaue (golubye) genannt werden, seit Mitte der 90er Jahre in eigenen
meisten Berichte sensationslüstern und dienen wohl eher der Auflagensteigerung als der Aufklärung. Trotzdem kann das Aufbrechen des jahrzehntelangen Schweigens nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Clubs und Cafes treffen. Längst kennen diese Treffpunkte nicht
nur „Insider“, auch viele junge Heterosexuelle finden diese Clubs
mittlerweile chic. Goldene Zeiten also für Lesben und Schwule
in Russland?
Neben reißerischen Artikeln über behaarte Mannweiber, kreischende
Tunten und pädophile Schwule gibt es auch Berichte von Lesben und
Schwulen, die ihre Stigmatisierung und gesellschaftliche Isolierung beschreiben. Doch auch wenn die Diskussion oft in homophoben Klischees
verhaftet bleibt, wird zumindest über Homosexualität gesprochen.
Mitnichten, aber die Situation hat sich seit 1993 verbessert. In
Interview zu Interview mal als Paar aus, mal stellen sie dies in
Frage, dann wieder wollen sie normale Familien und Kinder. Die
meisten halten das Auftreten der beiden eher für eine geschickte Verkaufsstrategie. Aber ob nun homosexuell oder nicht,
entscheidend sind die Reaktionen, die von Entsetzen über
Zensur bis hin zu Verboten reichen. In Großbritannien beispielsweise wurde die Kuss-Szene der beiden Mädchen aus dem
Video „All the things she said“ herausgeschnitten.
Doch nicht nur die englische Gesellschaft scheint in Bezug auf das
Thema Homosexualität nicht gerade aufgeschlossen. In Russland
versuchten im letzten Jahr einige Duma-Abgeordnete Gesetze
einzubringen, die homosexuelle Handlungen wieder unter Strafe
stellen. Ein ähnliches Gesetz gab es bereits zu sowjetischen Zeiten,
als man Homosexuelle noch nach Sibirien verbannte, ins Gefängnis
oder in die Psychiatrie steckte. Das Vorhaben erfährt durchaus
Rückhalt in der russischen Bevölkerung. Und auch in anderen
diesem Jahr wurde der Strafrechtsartikel 121.1 („Mannlager“) abgeschafft, der in den dreißiger Jahren unter Stalin eingeführt worden war. Homosexualität konnte bis dahin mit bis zu fünf Jahren
Lagerhaft bestraft werden. Dort mussten die Männer unter schwersten Repressionen leiden. Lesben waren zwar nicht Gegenstand
Lesben und Schwule nutzten ihrerseits die durch die Perestrojka
neu gewonnenen politischen Spielräume. Bereits im Jahr 1989
gründete die Dissidentin Evgenija Debranskaja zusammen mit Roman
Kalinin die Moskauer Assoziation für sexuelle Minderheiten. In
den darauffolgenden Jahren formierten sich unterschiedliche
des Strafgesetzbuches, mussten aber Zwangspsychiatrisierung
befürchten. Diagnostiziert wurden bei ihnen Schizophrenie und
ähnlich schwere psychische Krankheiten. Häufig zog dies auch den
Verlust des Arbeitsplatzes und bei Lesben mit Kindern den Entzug
des Sorgerechts nach sich.
Gruppierungen, die sich für die Rechte von sexuellen Minderheiten
einsetzten. MOLLI (Moskauer Bündnis für lesbische Literatur und
Kunst) wurde 1991 ins Leben gerufen. Im Jahr darauf wurde die
ArgoRiskVereinigung (Vereinigung für gleiche Rechte von Homosexuellen) in Moskau offiziell registriert. Später nahm ein schwul-les-
Diskriminierung Schwuler und Lesben in Osteuropa. Bei einem
„Christopher Street Day“ in Belgrad vor zwei Jahren wurde eine
Gesellschaftlich lag lange Zeit über den sowjetischen Lesben und
Schwulen ein Mantel des Schweigens. Sie existierten schlichtweg
bisches Archiv seine Arbeit auf, das auch von Journalisten und Wissenschaftlern genutzt wird. In Petersburg gründeten sich der
Caikovskij-Fond, Kryl’ja sowie der Club der unabhängigen Frauen,
zu einem Literaturwettbewerb aufgerufen, der nicht einmal von der
Menschenrechtskommission des lettischen Parlaments kritisiert
nicht in der Öffentlichkeit. Erst durch den unter Gorbačev (1985–
1991) eingeleiteten Demokratisierungsprozess konnte das gesell-
der Lesben in der Provinz miteinander vernetzt. Mitte der 90er
Jahre folgte die Gründung der Lesbenorganisation Labrys, die bis
schaftliche Tabu „Homosexualität“ gebrochen werden.
heute aktiv ist.
Seit Anfang der 90er Jahre häufen sich die Artikel über Lesben und
Schließlich schaffte die Jelcin-Regierung (1991-1999) Anfang der
neunziger Jahre den Strafrechtsparagraphen 121.1 ab. Allerdings ist
Schwule in den russischen Massenmedien. Zwar waren und sind die
20
„All the things she said“ – so schallt es derzeit aus allen Radios.
Das Popduo „t.A.T.u.“ sorgt mit ihrem Lolita- und Lesben-Stil
weltweit für Aufsehen. Die Moskowiterinnen geben sich von
MitOst Nr. 11| Mai 2003
Ländern des ehemaligen Ostblocks sind Vorurteile gegen
Homosexuelle allgegenwärtig. So berichtete das AmnestyInternational-Journal vor einigen Monaten in einem Artikel von der
Gruppe Homosexueller von rechten Jugendlichen angegriffen,
weder Polizei noch Passanten griffen ein. In Lettland hatte ein
großes Verlagshaus mit dem Titel „Lettland ohne Homosexualität“
wurde.
Umfragen zeigen, dass rund 90 Prozent der Polen Homosexualität
als etwas Unnatürliches betrachten, in Rumänien wollen 90, in
Litauen 70 Prozent der Befragten nicht in der Nähe von Homosexuellen wohnen. Mit dem Tabuthema Homosexualität möchte keiner
in Verbindung gebracht werden. Sobald sich jemand damit beschäftigt, stößt er auf Unverständnis und wird zumeist als Betroffene/r eingestuft. Viele reagieren mit Schweigen, sind kaum
aufgeklärt über das Thema oder haben keine Meinung dazu.
„t.A.T.u.“ hingegen nutzen dieses Verhalten, indem sie mit diesen
Vorurteilen spielen und provozieren. Im Lied „Ja sošla s uma“ (ich
bin verrückt geworden) heißt es „oni govorjat nado srotšno le čit“
(sie sagen, man müsse mich dringend heilen) und genau so denkt
ein Großteil der russischen Bevölkerung noch immer. Dagegen
anzukämpfen versuchen seit der Perestrojka solche Organisationen
wie der „Caikovskij Fond“ oder „Kryl’ja“ in St. Petersburg. Leider
sind diese Gruppen eine Seltenheit. Zum einen ist die Gründung
solcher Verbände rein rechtlich zwar erlaubt, wird von den
Behörden jedoch auf verschiedene Weisen verhindert. Zum anderen
ist der Wille zur Gründung von Gruppen, die Einzelinteressen
vertreten, in Russland noch immer wenig ausgeprägt. Hinzu kommt,
dass die Gründer oder Vorsitzenden der Organisationen zum Teil
radikale Ansichten vertraten. So forderte der damalige Herausgeber
der homosexuellen Zeitschrift „Tema“, Roman Kalinin, unter
anderem eine Legalisierung von Sex mit Kindern, mit Leichen oder
mit Tieren. Derartige Aussagen bleiben, im Gegensatz zu solchen
der gemäßigteren Vertreter, eher in den Köpfen der Menschen
haften, wodurch ein verzerrtes Bild über Homosexuelle entsteht.
Die Betroffenen selbst zeigen ihre sexuelle Orientierung nur selten
in der Öffentlichkeit. Einerseits ist das berufliche und persönliche
Risiko sehr hoch (Entlassung, Diskriminierung, körperliche und
seelische Angriffe). Zum anderen sehen die meisten es als ihre
Privatsache an, die niemanden etwas angeht. Somit scheint es in
Osteuropa weitaus weniger Homosexuelle zu geben als in anderen
Ländern, was sicher nicht den Tatsachen entspricht.
Vereinzelt versuchen Künstler wie der ukrainische Regisseur Viktjuk
oder der russische Schriftsteller Sorokin solche Tabuthemen anzuschneiden, erreichen damit jedoch nur einen geringen Teil der
Bevölkerung.
Erschwerend für die Lage der Homosexuellen kommt der Faktor
AIDS hinzu, der in den östlichen Ländern noch immer als die
Krankheit der Schwulen und Lesben gilt. Dieses Vorurteil war auch
das Hauptargument jener Duma-Abgeordneten, die eine Rekriminalisierung homosexueller Handlungen anstrebten.
Vielleicht erreichen Jugendliche wie „t.A.T.u.“ bei ihrer Generation eine tolerantere Einstellung zu Homosexuellen, damit
diese in Osteuropa in Zukunft ohne Diskriminierung leben können.
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03.09.2003
12:55 Uhr
Seite 22
THEMA
ausgeschaltet wurde. Darauf schrieben mehrere Studenten
gemeinsam einen Brief an den Rektor. Bald funktionierte
das Licht wieder.
Sergij Dowtschenko, 22, Germanistikstudent an der Pädagogischen Universität Nyschin (Ukraine)
Du hast gedacht, Indien, Nordrhein-Westfalen oder
Doch nicht alles in unseren Studentenheimen ist so
schwarz zu sehen. Bei solchen Bedingungen lernt man
wirklich Toleranz. Es ist üblich, dass Menschen, die sich
noch nie gesehen haben und aus verschiedenen Orten
kommen, schon nach ein paar Monaten zu Busenfreunden
werden. Auch die Probleme im Heim müssen nicht nur als
etwas Negatives betrachtet werden. Im Angehen dieser
Schwierigkeiten durch die Studenten steckt eine ungeheure
Einigungsmacht. So erinnere ich mich zum Beispiel an eine
Zeit, als in unserem Heim das Licht mehrmals am Abend
richtig, aber ich kenne noch andere Plätze, wo die
Überbevölkerung genauso groß ist. Ich denke da-
22
MitOst Nr. 11| Mai 2003
Doch trotz aller Nachteile des beengten Lebens, wenn
ich mich zwischen dem Studentenheim und einer Wohnung entscheiden müsste, meine Wahl würde natürlich
auf das Heim fallen!!!
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MitOst Nr. 11| Mai 2003
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Stell dir ein Zimmer vor, 12 Quadratmeter groß, und auf
dieser Fläche leben vier Mann. Wenn das kräftige Jungen
sind, dann wird es schon manchmal wirklich eng. Bei
solchen Bedingungen muss man Toleranz lernen, weil die
Interessen und Wünsche vier verschiedener Menschen in
einer bestimmten Zeit nicht immer zusammenfallen. Ein
klassisches Beispiel ist es vielleicht, wenn du schlafen oder
etwas lernen möchtest und deine Nachbarn laute Musik
hören oder Lust zum Singen (nicht unbedingt eine schöne
Stimme dazu) haben. Und wenn es mehrere sind? Dann
Japan sind am dichtesten bewohnt? Das ist schon
Ich selbst lebe schon das fünfte Jahr im Studentenwohnheim. Mehr als 50 Studenten habe ich über ihr Leben
befragt. Auf „Was gefällt dir am Heimleben?“ habe ich folgende Antworten erhalten: viele Freunde und Bekannte, Spaß,
Freiheit und Selbstständigkeit, außerdem fände man im
Heim alles Notwendige. Dazu kam noch Folgendes: Unterstützung und Beratung von anderen, Chaos und große
Familie. Als Nachteile wurden genannt: Überfüllung, bis vier
Uhr morgens Musik hörende Nachbarn, defekte Beleuchtung und Wasserversorgung, fehlende Sportplätze oder der
nervige Dienst in der Küche. Auch schlechte Beziehungen zu
den Heimverwalterinnen (in beiden Häusern in Nyschin
sind das Frauen) wurden bemängelt sowie Kälte im Winter.
Russischkurse aller Niveaus an der berühmten
Lomonossov Universität (MGU) in Moskau
Einzel- und Gruppenunterricht
Als Bildungsurlaub anerkannt
Reisen mit der Transsibirischen Eisenbahn
Flüge, Visaeinladungen und Hotelbuchungen
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bei an die ukrainischen Studentenwohnheime.
können schon Probleme entstehen. Sie sind zwar nicht so
extrem wie religiöse oder nationale Konflikte, brauchen
aber auch Kompromisse. Zu besonders scharfen „Kämpfen“
kommt es in der Küche, wenn alle etwas essen möchten
und dieses Etwas unbedingt warm sein soll. Dann gibt es
keine Älteren, Damen und Herren, dann gibt es nur eine
graue Masse, die man „hungrige Studenten“ nennt.
www.studyrussian.com
[email protected]
12m 2 Lebenslabor
Auch die Vielfalt der zwischenmenschlichen Beziehungen
im Wohnheim ist breit: Liebe, Ehe, Freundschaft, Enttäuschung, Ärger usw. Diese Gefühle kennen natürlich alle
Menschen. Aber ich bin überzeugt, dass es nirgendwo sonst
eine solche Konzentration verschiedener Gefühle auf so
kleiner Fläche gibt. Es reicht, nur in ein anderes Zimmer zu
gehen und schon trittst du in eine vollkommen andere
Gefühlsatmosphäre.
Tel. +49-(0)40-380 20 60
Fax +49-(0)40-38 89 65
Fotos: Sören Urbansky
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Das Studentenheim würde ich mit einem kleinen
Lebenslabor vergleichen. Dorthin kommen einander fremde Menschen mit eigenen Interessen und Lebensentwürfen. Wenn du mehrere Zimmermitbewohner hast, dann
musst du deinen individuellen Lebensstil irgendwie verringern und ihn anpassen oder mit dem der anderen konfrontieren, was natürlich nicht die beste Variante ist. Das
Verständnis füreinander kommt meistens nicht nach einer
Woche, sondern ist ein langfristiger und schmerzhafter
Prozess, der vielleicht nie vollendet wird.
23
MO NR.11|03_PDF VERSION
03.09.2003
12:55 Uhr
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THEMA
F E U I L L ETO N
CONTRA SPEM SPERO –
Porträts ukrainischer Frauen
In den ersten Märztagen des Jahres 2003
trafen sich in Lviv/Ukraine 22 junge Frauen
aus mehreren ukrainischen Städten und drei
Boschlektorinnen, um sich eine Woche lang
mit dem Thema „Frauen in der Ukraine“ zu beschäftigen. Ziel war es, ins Gespräch zu kommen – sowohl untereinander als auch mit
Lviver Frauen, mit denen wir Interviews
führten, um in Porträts ihre Lebenswirklichkeit
in der heutigen Ukraine zu beschreiben. Es ist
ein Buch entstanden: In diesem Land, wo in
den letzten Jahren alte Denkmäler gegen neue,
alte Helden gegen neue Helden eingetauscht
wurden, haben wir die Heldinnen des Alltags
zu Wort kommen lassen.
Vielleicht ist es eine Besonderheit der Ukraine, dass man jede Frau,
die einem zufällig über den Weg läuft, nach ihrer Lebensgeschichte
fragen kann und immer interessante Biografien, Begebenheiten, oft
aber auch Tragödien erfährt. Jede Lebensgeschichte ist es wert,
niedergeschrieben und weitererzählt zu werden. Unser Buch reicht
von Lebensläufen, die man so auch in Westeuropa finden könnte,
über Biographien von Frauen, die irgendwie mit dem Leben in der
heutigen Ukraine zurechtkommen und mit ungeheurer Kraft und
Optimismus den Alltag meistern, bis hin zu Frauen, deren
Schicksale es nicht geben dürfte. Jede der porträtierten Frauen hat
in dem Land, in dem noch immer keine Normalität herrscht, doch
ihre eigene gefunden, finden müssen, und auch ein bisschen Glück
– ein Glück, das wir oft nicht verstehen, weil es sich im Überleben
erfüllt.
Die Geschichte jeder Frau spiegelt zugleich auch einen Teil der
24
MitOst Nr. 11| Mai 2003
Manja Posselt,
Boschlektorin in Lviv und Regionalkoordinatorin für die Ukraine
Fotos: Kamila Mieszczak
ukrainischen Gesellschaft wider. Oxana, 28jährige Marketing-Dozentin, schafft sich eine philosophisch-literarische Rückzugswelt,
um Kraft für den täglichen Kampf in ihrer von Männern
dominierten Welt zu finden. Die 1927 geborene Lubov hat ein
beschwerliches Leben, das eng mit der Geschichte ihres Landes
verwoben ist, hinter sich – als 16jährige wurde sie Mitglied der
ukrainischen Widerstandsarmee UPA, 1946 dafür verurteilt, verbrachte sie zehn Jahre im Arbeitslager in Kasachstan und widmete
gelungener Flucht und Verurteilung wegen Besitzes gefälschter
Dokumente versuchte sie, in der Ukraine wieder ein neues Leben
zu beginnen.
Die Ukrainerinnen wurden von Ukrainerinnen interviewt und
porträtiert. So haben wir einen Zugang zu den Frauen gefunden,
die es jahrzehntelang gewohnt waren, das Private als Flucht- und
Schutzraum abzuschotten und die Öffentlichkeit fernzuhalten.
Durch die drei deutschen Teilnehmerinnen wurde eine Sicht von
verteilung, Männerfixierung und hohem Stellenwert des Aussehens
aus. Das Abwerfen alter Ideale und Mythen würde sie mit der
Realität konfrontieren, nämlich, dass sie ausgenutzt und missachtet
werden.
In einer Gesellschaft, in der Kommunikation prinzipiell schwierig
ist, vor allem die Kommunikation zwischen Männern und Frauen,
sind Gespräche von Frau zu Frau wie in den Begegnungen dieser
Projektwoche sehr wichtig. Oft waren wir so betroffen und auf-
außen eingebracht, die zu hinterfragen und Distanz zu wahren half.
In der Ukraine wie auch in anderen osteuropäischen Staaten verstehen Frauen sich selbst weniger als Individuen, sondern eifern
dem Ideal „Frau“ nach, das sich in der heutigen Ukraine in einer
Mischung aus Traditionen sowie Bildern aus westlichen Zeitschrif-
gewühlt, dass wir bis spät in die Nacht diskutierten. Viele der
Teilnehmerinnen wollen weiter dokumentieren, beobachten,
schreiben. Das Buch erscheint im Sommer 2003.
ten konstituiert. Es drückt sich in strikter Wahrung der Rollen-
Internet: h t t p : / / h o m e . a r c o r. d e / w o m e n s t u d i e s _ u k r a i n e
Weitere Informationen: Manja Posselt, m p o s s e l t @ y a h o o . c o m
die darauffolgenden Jahrzehnte der Pflege von Behinderten und
Alkoholikern. Die Prostituierte Lisa, 19 Jahre alt, erzählt von ihrem
Weg zu diesem Beruf, den ständigen Gefahren, ihrem Verhältnis zu
Kolleginnen, ihren Hoffnungen und Träumen. Laryssa hängt als
Politikerin und Schriftstellerin ebenso in den ukrainischen dynastischen Netzen von Abhängigkeiten und Gefälligkeiten wie ihre
männlichen Kollegen und inszeniert sich selbst als moderne, patriotische Ukrainerin. Die 47jährige Halyna ist ein Beispiel dafür, dass
oft gerade Akademikerinnen in der Ukraine nichts bleibt als der
Handel mit Waren über die Grenze nach Polen und die Arbeit als
Marktfrauen, um ihre Familie ernähren zu können. Natalja ist 19
Jahre alt und Jura-Studentin, ihre Berichte vom Studium legen das
von Korruption durchdrungene Hochschulsystem offen. Lidja, 35
Jahre alt, Gattin eines Geschäftsmannes, Hausfrau und Mutter
dreier Kinder, glücklich im goldenen Käfig, verkörpert exemplarisch
Foto: Sören Urbansky
Tendenzen in der Ukraine – Ost oder West?
Iryna Khomenko, Studentin und Bibliothekarin, Kirowograd/Ukraine
Wir wohnen in einem souveränen, unabhängigen Staat. Stimmt das ?
Das Leben in der Ukraine ist schwer: hohe Preise, winzige Löhne
ein normales Leben und bekommen die Hölle.
Ein zweiter Weg für junge Frauen, ins Ausland zu gehen, ist, einen
und Renten. Junge Leute finden oft keine Arbeit. Viele Menschen
haben die Hoffnung auf normale Lebensbedingungen verloren. Ein
Teufelskreis. Die Menschen suchen einen Ausweg und versuchen
Mann in einem westeuropäischen Land zu finden und ihn zu heiraten.
Es geht hier oft nicht um Liebe – sie suchen ein normales Leben.
Dazu gibt es hier viele Heiratsagenturen, die für viel Geld einen
die Ukraine zu verlassen. Dazu gibt es mehrere Wege:
Erstens, Arbeit in einem anderen Staat finden. Viele Ukrainer und
Mann im Ausland finden helfen. Sind die Männer schon verkauft?
Aber! Noch gibt es Leute, die die Ukraine lieben. Und das ist nicht
die in der Ukraine genauso verschwiegen werden wie neuere
Umweltkatastrophen. Das tragischste Schicksal hat Olena, 28. Sie
Ukrainerinnen gehen nach Italien, Deutschland und in die Türkei.
Ukrainerinnen arbeiten oft als Tellerwäscherinnen, Dienstmädchen
oder Haushälterinnen. Viele Mädchen gehen in die Türkei, um als
nur ein Wort. Sie leben hier und wollen hier leben, sie wollen ihre
Situation verändern. Vielleicht sind sie oft hilfslos, aber sie sind
richtige „Heimatlieber“. Sie sagen : „Wir sollten unser Land demo-
wurde von ihrem eigenen Mann ins Ausland gelockt und verkauft.
Nach fünf Jahren Prostitution in Tschechien und der Schweiz,
Tänzerin zu arbeiten und enden als Prostituierte. Sie wissen oft nicht,
dass dieses Schicksal in einigen Staaten auf sie wartet. Sie suchen
kratisieren. Wir sollten. Wir tun es, wenn es auch lange dauert. Wir
werden es schaffen.“
die weibliche Hälfte der „neuen Ukrainer“. Lessja kennt als
Galeristin und Künstler-„Mutter“ die Lviver Szene und weiß aus
eigener Erfahrung, dass die Kunst ein Feld ist, in dem es Frauen
besonders schwer haben. Erschreckend sind Irynas Berichte über
die Zustände des ukrainischen Gesundheitswesens, den Umgang
mit Schwangerschaftsabbruch und Verhütung. Oxana ist 47 Jahre
alt und Ökologin. Sie klärt über die Spätfolgen von Tschernobyl auf,
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THEMA
TTHEMA
HEMA
Gespräche verlaufen überschäumend, leidenschaftlich und ungebremst. Man hat manchmal den Eindruck, dass es nicht wichtig ist,
selbst gehört und verstanden zu werden oder dem anderen zu
lauschen. Entscheidend scheint eher zu sein, sich zu präsentieren, als
Teil einer kommunizierenden Runde präsent zu sein. Lautstärke und
Pathos ist alles, erregte gestische Ausgestaltung selbstverständlich;
Inhalt ist sicher auch ganz nett, aber nicht so wesentlich.
Verbotenes und Halbverbotenes
Warum ich als Frau lieber im
Westen leben will
Marc Sagnol, 1996 bis 2000 Direktor des Französischen
Susanne Hausner, 1994/95 Boschlektorin in Poznan/Polen,
Kulturzentrums in Kiew/Ukraine
derzeit Lektorin an der Aichi University in Toyohashi/Japan
Man kann über schlicht jedes Thema mit Inbrunst sprechen – sei es
darüber, ob Keti gestern in der Oper eine blaue Hose und eine
schwarze Bluse angehabt hat oder sei es über Gottes Wirken im
Foto: Sören Urbansky
Lauf der Welt. Schwierig für mich Außenstehenden ist es mitzubekommen, welche Einstellung die Sprechenden gegenüber Thema
und Gesprächspartner haben – für mich klingt es fast immer so, als
würden gleich die Pistolen gezogen.
Schön finde ich, dass die Georgier wohl kein Volk sind, das nach-
Ich bin ein großer Anhänger des Ostens und insofern sicherlich
eine Ausnahme in Frankreich, wo man in der Regel wenig über
Mittel- und Osteuropa weiß. Moral- und Wertvorstellungen sind
natürlich etwas anders als bei uns im Westen. Was mir im Osten
gefällt, sind die Beziehungen der Menschen zueinander. Es ist
einfacher, bei einem Bekannten im Vorbeigehen zu klingeln, es
ist leichter, Kontakt mit den Leuten aufzunehmen und die
Beziehungen sind meistens nicht oberflächlich.
Ich habe während meines Studiums ein Jahr in Ost-Berlin vor der
Wende verbracht. Vor 1989 spürte man dort natürlich den starken
Druck von oben, aber dadurch hielten die Menschen mehr zusammen und es entwickelte sich eine geistige Kultur des Verbotenen
Arbeitskräfte im nur wenig automatisierten Haushalt und meist
schlecht bezahlter und körperlich harter Erwerbsarbeit, eine aus
den sozialistischen Zeiten rührende scheinbare Gleichstellung der
Frau in Männerberufen, die zwar den Frauen den Zugang zur
Berufswelt ermöglichte, doch zu welchem Preis? Hilfe im Haushalt
und bei der Kindererziehung ist von den Männern dort kaum zu
erwarten, gleichzeitig ist das Unverheiratetsein – im Gegensatz zum
Westen – ein gesellschaftlicher Makel. Kein Wunder also, dass viele
Frauen die Ehe als das kleinere Übel betrachten und sich die
Partnersuche einige Mühe kosten lassen. Ist dieses Ziel erreicht, ist
Jörg Kassner, Deutschlehrer in Tbilissi/Georgien
Die deutsche Sprache kennt grauenhafte Wörter und erfindet
immer noch neue hinzu. Schon länger im Gebrauch ist die
zweifelhafte Formulierung „Gefühlshaushalt“. Sei es nun Trauer
oder Freude, Glück oder Verzweiflung; alle Gefühle, von denen
wir Menschen heimgesucht werden, bilden letztendlich eine
runde Summe. Halten sie sich nicht, wenigstens annähernd, das
Gleichgewicht, so kommen wir emotional ins Straucheln und
sehen uns in Gefahr, entweder vertrocknete Misanthropen,
Serienkiller oder schlimmstenfalls sogar Stammpublikum des
„Musikantenstadel“ zu werden, inklusive des auf dem Gesicht
festgefrorenen Dauergrinsens.
oder des Halbverbotenen, die sehr reizvoll war. Ein Buch von Kafka
oder Anna Achmatowa zu finden, ein Stück von Heiner Müller oder
Bulgakow zu sehen, war immer ein besonderes Erlebnis. Obwohl
es mit den Anstrengungen oft vorbei, was zum „Matronen- und
Kittelsyndrom“ führen kann.
Warum ist nun das Leben im Westen so viel angenehmer und einfacher für eine Frau? Es sind sicherlich auch die Männer, die sich
nicht mehr alles erlauben dürfen, ihre Disziplinierung durch die
man heute alles bekommen kann, ist trotzdem ein höheres Gefühl
für die geistigen Werte geblieben, auch für die klassische Literatur
Strukturen der westlichen, protestantisch geprägten Gesellschaft.
Das Verhältnis zwischen Mann und Frau im Westen ist wohl nicht
Nun gelten wir Deutschen eher als Leute, die ihre Gefühle auf kleiner
Flamme am Köcheln halten. Man ohrfeigt sich nicht auf offener
Straße, übersteigt nicht zornschnaubend und ein Küchenmesser in
der Hand Nachbars Ligusterhecke, küsst und liebt sich bei ausge-
und Kunst.
Ich habe vier Jahre in der Ukraine gelebt, dort sind die Menschen
nur der Frauenbewegung des 20. Jahrhunderts geschuldet, die in
Osteuropa in dieser Form nicht stattgefunden hat, sondern sicher
auch der Marktwirtschaft, der Aufklärung und den höfischen
knipster Deckenbeleuchtung; ja selbst der Gipfel deutschen Frohsinns, der Kölner Karneval, erinnert weniger an ähnliche Festivitäten
anderenorts als vielmehr an den Kindergeburtstag in der Familie
besonders freundlich und aufgeschlossen. In der Familie wird eine
kranke Großmutter nicht allein gelassen oder ins Hospiz gebracht.
Traditionen Europas. Letztere gingen in Osteuropa durch den
Sozialismus zugrunde, der den Gentleman als reaktionär und höfli-
eines Staatssekretärs im Finanzministerium.
Dadurch, dass die Menschen ärmer sind als bei uns, entsteht ein
höheres Gefühl der Solidarität und Geld spielt eine weniger große
Rolle. Trotz der schwierigen Lebensumstände, wird einem Gast
che Umgangsformen als bourgeois verachtete.
Westliche Frauen haben in östlichen Ländern einen schweren
Stand, stehen sie doch außerhalb der üblichen Rollenmuster zwi-
Wie anders die Georgier! Emotionalität ist hier der Treibstoff des
täglichen Lebens. Das geht schon bei der Begrüßung und der Vorliebe für den Wangenkuss los: Hierzulande wird richtig geschmatzt,
immer alles, was zur Verfügung steht, angeboten.
schen den Geschlechtern, quasi als Neutrum, vor allem, wenn sie
nicht verheiratet sind, alleine leben und gut verdienen. Diese
Händeschütteln dagegen gilt als unüblich. An der Intensität einer
georgischen Begrüßung lässt sich, wenigstens für Uneingeweihte,
Was die Liebe betrifft, möchte ich hier nur sagen, dass die Frauen
im Osten meist nicht so kompliziert sind wie in Frankreich. Bei den
gebildeten Leuten ist die Emanzipation der Frau genau so weit fortgeschritten wie im Westen.
Unabhängigkeit privilegiert sie zwar einerseits, macht sie aber auch
zu Außenseitern in der bestehenden Ordnung, in der die
Geschlechterrollen durch Äußerlichkeiten und Verhalten viel
keinesfalls der Grad der gegenseitigen Wertschätzung ermessen,
man begegnet sich gleichermaßen herzlich, egal, ob man schon vor
zwanzig Jahren gemeinsam Vater-Mutter-Kind gespielt oder sich vor
genauer definiert sind als im Westen.
zwei Tagen zum ersten Mal gesehen hat.
MitOst Nr. 11| Mai 2003
(Der Artikel erschien in der „Kaukasischen Post“, einer deutschsprachigen
Zeitung in Tbilissi)
tragend ist. Mit welch großem Ungestüm man auch einer Angelegenheit zugetan sein mag, in der Regel haben sich nach höchstens
drei Tagen die Wogen wieder geglättet. Menschlich vielleicht angenehm, im Lehreralltag aber mitunter verwirrend, da es keine konsequenten Strafmaßnahmen gibt, die in einem nachvollziehbaren
Verhältnis zum „Vergehen“ stehen und dann auch durchgesetzt werden. Der Schüler, der einen wassergefüllten Luftballon durchs
Schulhaus segeln lässt und dabei das Pech hat, einen Lehrer zu treffen, wird erst mal standesrechtlich der Schule verwiesen und als
Psychopath gebrandmarkt. Eine Woche später ist er wieder da und
kann üben, vorsichtiger zu werfen.
Verblüffend ist für mich, dass Themen, die wiederum in Deutschland mit dem uns zur Verfügung stehenden Maß an Leidenschaft
debattiert werden, hier keinen hinterm Ofen hervor locken.
Während in Berlin eine gute halbe Million Menschen gegen den drohenden Irak-Krieg protestierte, ging das an Georgien vorbei, so, als
würde sich das Geschehen irgendwo weit jenseits des Andromedanebels zutragen.
Frühstück im Kaukasus
Kultur-, Abenteuer und Trekkingreisen
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MitOst Nr. 11| Mai 2003
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Gemeinsam ist den Ländern Osteuropas oft eine gesellschaftlich
niedrigere Stellung der Frauen im Vergleich zu den Männern. Die
Ungleichbehandlung zeigt sich im Missbrauch der Frauen als
Haushaltsdebatte
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INTERVIEW
Wie leisten Sie sich Ihre geistigen Interessen?
Ich arbeite manchmal als Dolmetscher, gebe privat Deutschstunden und schreibe gelegentlich für
Zeitungen. Allerdings habe ich nie behauptet, Schriftsteller zu sein. Ich erzähle lediglich harmlose
Geschichten vom wahren Russland, weit weg von den großen Zentren.
Sie haben Freunde im Westen. Können Sie im Vergleich zu Russland Unterschiede in den
Wertvorstellungen ausmachen?
Die jungen Leute im Westen haben die Möglichkeit, zu reisen und intelligente Leute zu interessanten
Gesprächen zu treffen. Im Gegensatz dazu ist man in Russland isoliert. In der Isoliertheit hat sich der so
genannte russische Chauvinismus entwickelt und der macht mir Angst. Zweifel sind ja nur im Vergleich
möglich. Wenn die Leute aber keine Möglichkeit zum Vergleichen haben, denken sie: Wir sind der Nabel
der Welt. Dazu kommt dann noch der imperiale Größenwahn eines Reiches, das nicht mehr existiert.
Weshalb ist der Chauvinismus in Russland so verbreitet?
Das liegt wohl zum großen Teil daran, dass Chauvinismus von Seiten des Staates gefördert wird. Zum
Beispiel wurde die militärpatriotische Erziehung in den Schulen als Pflichtfach eingeführt. Da üben die
Schüler ein bisschen Schießen mit Gewehren und das Tragen von Gasmasken.
Sie sagten, der Chauvinismus mache Ihnen Angst. Was befürchten Sie?
Dass die Aggressivität immer wieder nur Aggressivität hervorbringt. Man sollte Probleme besser mit dem
Verstand lösen. Der Chauvinismus macht Russland unattraktiv für Investoren. Normale Kontakte mit dem
Ausland lassen sich so nicht herstellen.
Foto: Andrzej J. Koszyk
L a c h e n a u s Ku m m e r
E i n I n te r v i e w m i t A l e x a n d e r I k o n n i k o w ü b e r U m b r ü c h e ,
G r ö ß e n w a h n u n d d i e Ku n s t d e s Ü b e r l e b e n s
Stichwort Überlebenskunst: Was erwarten die Menschen in Ihrer Umgebung vom Leben, welche
Ziele haben sie?
Das einzige Thema vor, während und nach der Abendserie im Fernsehen ist nur noch das Geld. Man
bekommt sein Gehalt nicht rechtzeitig und wenn es kommt, ist es von der Inflation schon wieder überholt. Die Leute haben es aufgegeben, in Rubeln zu rechnen. Sie rechnen in Euro oder Dollar. Gleichzeitig
sind alle Mittel recht, um sich zu bereichern oder zu überleben. Egal, ob dabei fremde Köpfe rollen. Es ist
ein ständiger Stress um ein paar Rubel. Niemand tut irgendetwas umsonst, wie es früher oft der Fall war. Was
Überlebenskunst bedeutet, ist im Westen wohl kaum vorstellbar.
Mit seiner
Sabine Witt,
1999 bis 2000 Boschlektorin
in St. Petersburg,
Journalistin, Zürich/Schweiz
Alexander, in Ihrem ersten Erzählband „Taiga Blues“ versammeln Sie recht drastische Geschichten.
Nehmen wir die erste Erzählung, in der eine Frau im Streit ihrem betrunkenen Mann ein Bein
abhackt. Das eigentliche Sujet aber ist die Unfähigkeit der Polizisten, die das Körperteil zu entsorgen haben. Wollen Sie damit sagen, dass den Menschen die Moral abhanden gekommen ist?
Nein, ganz und gar nicht. Diese Geschichte ist eine wahre Begebenheit. Ein Offizier der Miliz hat sie mir
erzählt. Die Leute waren eben im Suff – damit ist alles erklärt. Man muss das nicht dramatisieren. Die
älteren Generationen behaupten zwar immer wieder, dass früher das Wasser nässer war und das Kilo
schwerer. Aber die heutigen Menschen unterscheiden sich fast nicht von den früheren. Und die wahren
Werte im Leben – Moral und Liebe – sind ebenfalls noch immer reichlich vorhanden.
Nichtsdestotrotz scheint in Ihren Geschichten moralisch vieles schief zu laufen.
Vielleicht hängt das damit zusammen, dass Russland gerade soziale Umbrüche durchlebt. Der ausgebrochene pure Kapitalismus bewirkt, dass die Bedeutung des Körperlichen, des Materiellen alles andere
überwiegt. Die Menschen in meinem Alter sind eine Übergangsgeneration: in der Sowjetunion geboren
und jetzt im quasi-demokratischen Russland lebend. Das führt natürlich zu Frustrationen. Der Mensch ist
auf so etwas nicht vorbereitet.
In der Provinz vollzieht sich der Wandel viel langsamer als in den Großstädten. Es finden sich hier noch
Kleinode aus der sowjetischen Erziehung, doch treten sie zumeist in Widerspruch zu den neuen
Verhältnissen.
Was sind das für Kleinode?
Zum Beispiel hatte man uns beigebracht, Bäume zu pflanzen. Von der Schule aus legten wir Parks und
Alleen an. Heute steht in der russischen Gesellschaft jedoch die Überlebenskunst im Vordergrund. Denn:
Erst kommt das Brot und dann das Geistige.
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Früher waren Werte wie Solidarität und Hilfsbereitschaft Teil der staatlich verordneten Ideologie.
Was ist davon übrig?
Nichts. Zum Beispiel verleiht man kein Geld mehr. Wenn man früher mit Freunden ausgehen wollte und
gerade kein Geld hatte, machte das nichts. Heute bleibt man dann zu Hause. Das ist doch traurig.
Kurzgeschichtensammlung
„Taiga Blues“
(Alexander Fest Verlag 2002,
aus dem Russischen von
Annelore Nitschke) sorgte der
Die Frage von Gut-Sein und moralischem Handeln hat eine lange Tradition in der russischen
Literatur. Welchen Autoren stehen Sie in dieser Hinsicht am nächsten?
In der deutschen Literatur schätze ich Hermann Hesse, in der russischen besonders Anton Tschechow.
Mir fällt dazu ein: Das westliche Bild von Russland ist vor allem durch die russischen Klassiker geprägt.
Aber diese Autoren waren doch überwiegend Adlige, die viel im Ausland gelebt und wenig mit dem wirklichen Russland zu tun hatten. Diese Vorstellungen sind veraltet.
junge russische Autor
Alexander Ikonnikow im
deutschsprachigen Raum für
einiges Aufsehen. Ikonnikow
wurde 1974 in Urschum bei
Kirow geboren. Er studierte
Germanistik und arbeitete als
Sie schreiben gerade an Ihrem ersten Roman. Bleiben Sie darin Ihren Themen treu?
Er spielt in einer Großstadt. Die sozialen Brüche spielen wiederum eine Rolle – die Handlung beginnt in der
Sowjetzeit. Eine einfache junge Frau befindet sich auf der Suche nach Glück und Liebe. Es geht um ganz normale menschliche Werte, die nicht spezifisch russisch sind. Die Deutung überlasse ich aber lieber den Kritikern.
Dorfschullehrer.
Er lebt derzeit in Kirow, gibt
Deutschunterricht, dolmetscht,
schreibt als freier Journalist
und arbeitet an seinem ersten
In den deutschsprachigen Feuilletons wurde an den Kurzgeschichten in „Taiga Blues“ des öfteren
bemängelt, sie seien allzu stark auf Pointen ausgerichtet. Was halten Sie von diesem Vorwurf?
Das kann ich erklären. Gerade im Kummer entwickelt sich oft der Witz, aber auch der Irrwitz. Dort wo die
Lebensumstände nicht gut sind, lachen die Leute lieber und öfter. Als ich die Geschichten von „Taiga
Blues“ schrieb, war ich nahe dran, auszurasten. Ich fragte mich: Wo bin ich hier eigentlich? Das Schreiben
war für mich eine Art Protest. Ohne Humor kann man da allerdings gar nichts machen. Wenn man das
Ganze zu ernst nimmt, möchte man nur noch weinen.
Roman. Im Herbst 2003 wird
er auf der Frankfurter Buchmesse auftreten und in Zürich
bei der MitOst-Veranstaltungsreihe „Okno – Fenster zur russischen Kultur“ lesen.
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F E U I L L ETO N
Unbehagen zwischen den Welten
Der ukrainische
Fotokünstler
Boris Michailov
Susanne Altmann, Kunsthistorikerin und Kuratorin, Dresden
Foto: Uwe Frauendorf, Presse und Werbefotograf, [email protected]
Boris Michailov (*1938) hat die westliche Kunstwelt geschockt.
Und da alle Kuratoren, Galeristen und Theoretiker geglaubt hatten, dass so etwas längst nicht mehr möglich sei, lieben sie den
Künstler sie aus Bauchhöhe. Den Betrachtern des armseligen, reduzierten Stadtlebens nötigt er eine Demutsgeste ab, indem er die
Streifen konsequent auf Nabelniveau installiert. Diese ungewohnte
Mann aus Charkov (Ukraine). Michailov, neben Ilya Kabakov
einer der international renommierten Künstler aus der ehemaligen Sowjetunion, misstraut diesem Erfolg. Und das, obwohl er
auch in diesem Jahr wieder zwischen Berlin und London mit
großen Ausstellungen gefeiert wird.
Perspektive leitet der einstige Ingenieur von einer sowjetischen
Fotografiedoktrin ab: 1. Du sollst niemals von einem höheren Standpunkt als dem 2. Stock fotografieren, schon gar nicht Bahnhöfe,
Fabrikanlagen oder andere Objekte von Spionageinteresse, 2. Nie
sollst Du das Ansehen der Sowjetunion in Deiner Motivwahl her-
In der Tate Modern (London) zeigt der Fotograf jenen provokanten
Zyklus „Case History“, mit dem ihm 1999 der Durchbruch gelang.
Die 500 Aufnahmen umfassende „Fallstudie“ zeichnet ein bedrükkend reales Bild aus dem Obdachlosenmilieu seiner Heimatstadt
Charkov und fordert das Kunstpublikum heraus. Auf den großformatigen Hochglanzprints herrscht das Elend der postsowjetischen
Gesellschaft: heruntergekommene Outcasts, Alkoholiker, mental
und physisch angeschlagene Existenzen und billige Prostituierte
werden zu Protagonisten erhoben, ohne Denunziation oder Verlust
an Würde.
absetzen und 3. Keine Aktbilder! Das letzte Gebot brach Michailov
fortwährend; die sklavische Einhaltung der beiden anderen erhob
er zum Stilmittel. Ohne diese Prämissen, ohne das sperrige
Ambiente seiner Heimat scheint sein Werk undenkbar.
Und doch vollzog sich in den letzten Jahren eine Wandlung, die
ihm selbst nicht ganz geheuer scheint. Seit 2002 unterrichtet
Michailov an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig,
als Gastdozent des DAAD. Hier, im von Bildern überfluteten
Westen, stellt er sich eine Grundsatzfrage: „Was kann man heute
Jakes. Ein guter Ort.
Gabriele Neeb, freie Fotografin, Barcelona
Nahe der Stadt Modrica in Bosnien befindet sich das Heim Jakes, ein Institut für die Behandlung,
Rehabilitation und soziale Pflege psychisch kranker Menschen. In Fachkreisen galt die Anstalt lange Zeit
als Alternative zu den klassischen Behandlungsmethoden der Psychiatrie. Das Konzept basiert auf dem
Prinzip der Offenheit und hatte die Resozialisierung der Patienten zum Ziel.
Der Krieg auf dem Balkan in den 90er Jahren, der zu mehrfachen Übernahmen von Modrica führte,
Noch bis vor Kurzem behauptete Michailov hartnäckig seinen
überhaupt noch fotografieren?“ Er hat seinen Lebensmittelpunkt
aus logistischen Gründen mittlerweile nach Berlin verlegt und es
kommt ihm vor, als verlöre er langsam seine künstlerische Identität.
Standort außerhalb der Kunstmetropolen des Westens, denn: „ Der
Westen lenkt mich zu sehr ab. Wo sonst könnte ich so intensiv
Tagebuchartige Skizzen entstehen hier – für uns sicherlich noch
immer großartige Fotografie. Für ihn selbst mangelt es den neuen
arbeiten wie in Charkov?“ Dort entstanden in vier Jahrzehnten
beeindruckende Bilderfolgen wie „By the Ground“. So benannt
nach dem russischen Originaltitel von Maxim Gorkis „Nachtasyl“,
Arbeiten an jener Unverwechselbarkeit, die seine sozialen Reflexionen in der Vergangenheit mit politischen Inhalten verknüpften. Und
genau aus diesem Unbehagen heraus reist Boris Michailov immer
Im Chaos der Kriegswirren hatte niemand mit den Patienten gearbeitet oder sie auch nur beim Namen
genannt. Die Ärzte mussten nach Ende des Krieges feststellen, dass einige der Patienten ihren eigenen
Namen vergessen hatten. Mit Unterstützung internationaler Hilfsorganisationen versuchten die Ärzte
zeigen die Panoramafotografien in quasi nostalgischem Sepiaton
ukrainische Straßenszenen der 90er Jahre. Aufgenommen hat der
wieder zurück in die Ukraine, als Chronist des dortigen Lebens.
Vielleicht kehrt er eines Tages ganz nach Charkov zurück.
und Pflegekräfte wieder in den normalen Alltag zurückzukehren. Seitdem wurden einzelne Stationen
renoviert und eine Heizung installiert. Die wieder aufgenommene Landwirtschaft ermöglicht eine
Arbeitstherapie.
unterbrach diese auf Kontinuität ausgerichtete Behandlungsmethode drastisch. Die Patienten mussten
in viel zu kleine Ersatzquartiere evakuiert werden. Während um die Anstalt herum Krieg herrschte,
kämpften Ärzte und Patienten um das blanke Überleben. 72 Patienten starben in dieser Zeit an
Infektionen und Hunger.
Für die westliche Welt ist es nicht vorstellbar, dass es Glück auch in schlechten Verhältnissen gibt. Diese
Vorstellung stellt ihre Werte und Normen in Frage: In der hedonistischen westlichen Welt wird Glück im
Äußeren gesucht. Und doch sind die Bewohner von Jakes nicht unglücklich. Das Heim in Jakes ist eine
eigene geschlossene Welt, in der die Bewohner Hilfe und Verständnis erfahren. Die Bewohner treten
nur selten freiwillig durch ein meist geöffnetes Tor ins „normale“ Leben. Jakes ist ein guter Ort.
Die Fotos entstanden als Abschlussarbeit an der Staatlichen Fachakademie für Fotodesign in München.
Kontakt: Gabriele Neeb, [email protected]
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FEUILLETON
Ästhetik der Leere
Ein Buch über moderne
Architektur in Zentralasien
Cornelia Dörries, Stadtsoziologin und Architekturkritikerin, Zeitungsund Buchpublikationen, Berlin
Fotos: Anja Heß
Kioski
Nachdem die erste Ausgabe ein Erfolg war,
Fische und Kalmare. Taschentücher oder Kondome? Kein Problem. Sie benötigen Damenbinden? Im
Kiosk liegen sie bereit (jetzt müsste man nur noch wissen, was Damenbinde auf Russisch heißt). Der Kiosk
bei mir um die Ecke hat bis vor kurzem auch Blumentöpfe verkauft. Wohl ohne Erfolg, jetzt gibt es Kerzen.
Spielzeug, Tee oder Kaffee? Gibt’s! Kugelschreiber? Gibt’s! Nagelscheren habe ich gesehen, Klopapier, Schuhcreme und Kleiderbürsten. Gibt es alles, meist 24 Stunden am Tag. Man muss nur wissen, wie es geht.
Wenn die Rede auf Kasachstan, Usbekistan
oder Kirgistan kommt, ist man gewöhnlich
geneigt, sich im Atlas zu vergewissern, um
welche Regionen der Erde es sich dabei handelt.
Meistens versinken die ohnehin vagen Vorstellungen in jenem diffusen Nebel, der die
Entwicklung in den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion umgibt: Umweltkatastrophen, Armut, postsozialistische Despotenregimes und Verfall. Dieses endzeitliche Leitmotiv lässt vergessen, dass neben diesen verheerenden Tatsachen in den zentralasiatischen Ländern allmählich auch Neues entsteht.
Und was könnte den Anbruch einer neuen Zeit
sinnfälliger verkörpern als neue Städte, neue
Häuser, ergo Architektur?
haben sich der damalige Sprachassistent
Nehmen wir an, Sie sind neu in Nowosibirsk und Sie haben auf dem Heimweg Lust auf ein Bier. Ein
des Goethe-Institutes, Jan Helfer, und die
freundlicher Abend, nur fünf Grad unter Null. Das Bier wird nicht sofort in der Flasche gefrieren. Da!
Ein Kiosk! Doch es ist keine Verkäuferin zu sehen, der Kiosk hat keine Öffnung. Nach einigen Minuten
Den Berliner Architekten und Journalisten Philipp Meuser ver-
Jan Helfer, schreibt für Novokult, Goethe-Institut, Projektberater, Saratow/Russland
Kioske gibt es auch in Deutschland. Man kann da Zigaretten oder Zeitschriften kaufen. Man geht zum
Kiosk, weil man zum Beispiel Zigaretten kaufen will. Der Verkäufer sitzt in seinem Kiosk, lächelt glücklich –
wahrscheinlich denkt er gerade: „Oh, ein Kunde! Wie schön!“ – und sagt: „Guten Tag. Was darf’s sein?“
„Guten Tag. Bitte Zigaretten.“
„Hier, bitte. Das macht drei Euro.“
„Danke. Hier drei Euro. Bitte.“
„Ja, danke und einen schönen Tag.“
„Danke, ebenso.“
Die Glosse ist der Zeitschrift Novokult
entnommen, die vor fast zwei Jahren in
Nowosibirsk gegründet wurde. Die erste
Ausgabe, die aus einer spontanen Idee
entstand, enthielt Neuigkeiten aus
Deutschland, Informationen über Studienund Stipendienmöglichkeiten, die Adressen der deutschen Organisationen in
Novosibirsk und einen Kulturkalender.
Bosch-Lektorin Anja Heß daran gemacht,
NovoKult regelmäßig herauszugeben. Es
wurden Projektgelder bei verschiedenen
Institutionen beantragt und weitere Leute
zur Mitarbeit angesprochen. Aus den anfänglichen acht Seiten sind zwanzig geworden. Mittlerweile arbeiten auch die ver-
Geht also ganz leicht, ist aber auch etwas langweilig. Und wer will schon immer Zeitschriften oder
Zigaretten kaufen? In Russland ist das alles besser. An Kiosken kann man alles kaufen außer Waffen und
Pinguinen. Es gibt Schokolade, Chips, Bier und Zigaretten. Man bekommt Waldmeisterlimonade und
Erdbeersaft. Hunger? Schnell zum Kiosk, Fischkonserven kaufen. Es gibt sogar richtige kleine tote
entdecken Sie eine Klappe auf Bauchnabelhöhe. Wieder zwei Minuten später fassen Sie Mut. Sie
klopfen. Die Klappe öffnet sich. Sie sind glücklich und warten auf das vertraute „Guten Tag, kann ich
Ihnen helfen?“ Die Klappe schließt sich wieder. So funktioniert es nicht. Sie klopfen erneut, es wird
geöffnet und jemand fragt genervt: „Was?!“ Lassen Sie sich nicht verunsichern. Nennen Sie schnell
eine Biermarke, die Sie aussprechen können. Beugen Sie sich nicht zur Klappe hinunter, das sieht
Studenten und Kollegen schreiben Artikel
dämlich aus. Stecken Sie nicht den Kopf durch die Öffnung. Im Kiosk tut sowieso niemand so, als
dächte er: „Oh, wie schön, ein Kunde!“ Dort denkt jemand: „Wer etwas kaufen will, soll sich kurz und
klar artikulieren. Ich will hier nämlich in Ruhe rauchen. Außerdem kommt sonst kalte Luft in meinen
und helfen beim Layout. Die Zeitung er-
Kiosk.“ Halten Sie sich daran, dann kriegen Sie auch Ihr Bier.
schiedenen deutschen Kulturmittler im
Redaktionsteam der Zeitung, russische
scheint in einer Auflage von 1000 Exemplaren. Die Zeitschrift enthält verschiedene
Rubriken wie „Neues aus Deutschland“,
„Neue deutsche Literatur“, „Interviews“,
„Schwerpunktthema“, „Kulturkalender
Novosibirsk“, „Studieninformationen“ uvm.
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MitOst Nr. 11| Mai 2003
schlägt es seit einigen Jahren immer wieder nach Zentralasien.
Diese riesige Region ist weder pittoresk noch einladend, und
unübersehbar von den üblichen gesellschaftlichen, ökonomischen
und ökologischen Verwerfungen gezeichnet. Städte und Landschaft
sind von den Folgen jahrzehntelangen Raubbaus an Mensch und
Umwelt geprägt und werden noch lange an diesen Altlasten tragen,
die auch das sich allmählich herausbildende Neue mit einer schweren
Hypothek belasten. Insofern stellt sich Philipp Meuser einem fast
uneinlösbaren Anspruch, wenn er nach über zehn Jahren
Unabhängigkeit in Kasachstan, Usbekistan und Kirgistan auf die
Als ich neulich zu meinem Lieblingskiosk ging, war es schon dunkel und niemand auf der Straße. Ich
beugte mich doch einmal zur Klappe hinunter. Im Kiosk saßen drei Frauen und rauchten. Ich
brauchte einen Blumentopf, es gab aber nur Kerzen. Die drei Frauen rauchten immer weiter, der
ganze Kiosk war schon voller Rauch. Ich nahm meine Kerzen und ging. Als ich mich umdrehte, hatte
Suche nach einer eigenständigen neuen Architektur geht, die das
Erbe des Sowjetzeitalters mit den ethnisch geprägten Bautraditionen zu vereinen vermag. Dafür bieten die knapp 150 Seiten des
großformatigen Kompendiums schlicht zu wenig Platz. Allerdings
vermitteln die eindrücklichen Fotos mit Texten von insgesamt acht
der Rauch die ganze Luft im Kiosk verdrängt. Der Rauch, leichter als Luft, stieg auf und löste den
Kiosk von der Erde. Unsicher taumelte er in der Nacht, stieg schneller auf und flog in eleganter Linie
über das Zentrum der Stadt nach Norden. Ich blieb am Boden zurück, sah dem immer kleiner werdenden Kiosk nach, der still davonschwebte und schon weit entfernt am Nachthimmel glitzerte:
Wohin werden sie wohl fliegen? Was werden sie tun?
Autoren einen informativen Eindruck der gegenwärtigen
Entwicklung in Architektur und Städtebau Zentralasiens. Hier löst
das Buch den Anspruch seines Titels ein: Es dokumentiert die
Ästhetik von vier Jahrzehnten städtebaulichen Ehrgeizes in einer
Steppenlandschaft, die so groß ist wie das gesamte Mittel- und
Westeuropa. Dabei beschränkt sich der Herausgeber auf die moderne Architektur von 1961 bis zur Gegenwart. Die dokumentierten
Neubauten spiegeln einen Aufhol-Prozess wider, mit dem der
Anschluss an die westliche Moderne der Büro- und Hotelquader
gesucht wird und Identität bestenfalls in einer Art vulgarisierter
Folklore daherkommt.
Ein eigenes, erschütterndes Kapitel ist dem ökologisch kollabierten
Aralsee und den sterbenden ehemaligen Fischerdörfern an seinen
Ufern gewidmet. Da geht es weniger um architektonische Aspekte
als vielmehr um einen schockierenden Tatbestand mit beängstigenden Konsequenzen für Mensch und Natur.
Die Bilder in dem Buch belegen eine gravierende Unausgewogenheit zwischen Stadt und Land, den Metropolen und ihren unfassbar
weiten Peripherien. Auf der einen Seite gibt es phantasmagorische
Projekte wie die Planung und Errichtung der aseptischen neuen
kasachischen Hauptstadt Astana, die auf Geheiß des Präsidenten
Nasarbajew nach dem Masterplan des japanischen Architekten
Kurokawa in die Steppe geklotzt wird, während andererseits die
kleineren Städte, Dörfer und Siedlungen im Landesinneren verelenden und verfallen.
Dem vergifteten politischen Humus, auf dem diese fatale Entwicklung gedeiht, widmet das Buch leider wenig Aufmerksamkeit.
Dennoch gelingt es, die Neugier des Lesers auf Exotisches in tiefer
gehendes Interesse am Schicksal der Länder zwischen Ural und chinesischer Grenze zu verwandeln.
Philipp Meuser (Hrsg.):
„Ästhetik der Leere. Moderne Architektur in Zentralasien“
Verlagshaus Braun, Berlin 2002. ISBN 3935455135, EUR 29,80
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FEUILLETON
Wenn du ganz allein bist...
Das Jugendsorgentelefon in Rostow am Don ist oft die letzte Hilfe
Lisa Borsenko und Anna Ermolenko, Journalistik-Studentinnen, Rostow am Don/Russland
Es gibt Probleme, die man auch sehr nahe stehenden Menschen nur schwer mitteilen kann. Sie würden sie sowieso nicht verstehen, und Freunde lachen vielleicht nur über ernsthafte Sorgen. Zum Psychologen zu gehen wagt nicht jeder. Für manche ist
ein anonymer Anruf das letzte Mittel. Das Rostower Jugendsorgentelefon existiert seit sieben Jahren und wird von der russischen nichtstaatlichen Stiftung „Humanitäre Initiativen“ getragen.
Jeder Anrufer hat das Bedürfnis, dass in seiner schwierigen Situation jemand wirklich
zuhört und hilft. Dazu muss dieser Jemand feinfühlig und verständnisvoll sein. Manchmal
reicht ein kurzes Gespräch am Telefon, manchmal hängt vom rechtzeitigen Rat das Schicksal des Hilfesuchenden ab.
Die häufigsten Probleme bei Jugendlichen sind die Beziehungen zwischen den Geschlechtern. Mädchen rufen an, weil sich ihre Freunde für andere Mädchen interessieren.
Oder es gibt Fälle, dass der Partner viel älter ist als das Mädchen und die Eltern deswegen
gegen die Beziehung sind. Im schlimmsten Fall hat der Freund schon anderswo Frau und
Kinder. Oder ein Junge interessiert sich für einen anderen Mann, was seine Umwelt nicht
verstehen würde. Es gibt oft auch Anrufe von Jugendlichen nach dem Sinn des Lebens.
Andere wiederum sind so verzweifelt, dass ihnen ein Selbstmord als das letzte Mittel
erscheint. Mit diesem Problem müssen sich die Seelsorger etwa 20-40 Mal im Monat
auseinandersetzen und schnell Hilfe anbieten.
Telefonnummer des Rostower
Sorgentelefons für Jugendliche:
+ 7 ( 8 6 32 ) 4 0 - 39 - 38
(Russisch)
Foto: Arndt Lorenz
Die Arbeit beim Sorgentelefon ist ehrenamtlich. Jeder der fast 70 Berater leistet 6-12
Stunden pro Woche Telefondienst. „Für mich ist es ein Ort, wo man mehr über Menschen
und sich selbst erfahren kann. Die stärkste Motivation war, dass mich jemand braucht“, so
eine der Mitarbeiterinnen, die sonst als Wirtschaftswissenschaftlerin tätig ist. Das Alter der
Helfer ist begrenzt, zwischen 19 und 29 Jahre sollten sie sein, weil in diesem Alter die persönlichen Erinnerungen an die erste Liebe oder an Probleme mit den Eltern noch frisch
sind. Eine große Schwierigkeit besteht darin , dass die Telefonleitung oft besetzt ist, weil es
nur eine Verbindung gibt. Ein zusätzlicher Briefdienst ermöglicht die Kontaktaufnahme für
Jugendliche, die kein Telefon zur Verfügung haben oder nicht anrufen können. Das Rostower
Jugendsorgentelefon ist übrigens keine staatliche und natürlich erst recht keine kommerzielle Einrichtung, deshalb ist das Problem der Finanzierung immer aktuell.
Die Erfahrung, die die Berater während ihrer Arbeit in Rostow machen, ist unschätzbar. Die
Erlebnisse und Gefühle des Menschen waren und bleiben in allen Zeiten entscheidend auf
dem Weg zu uns selbst. Das Sorgentelefon hilft allen, einander besser zu verstehen.
Kinderplanet Georgien
Rusiko Nikolosischwili, Psychologin und Fotografie-Studentin, Tbilissi/Georgien
Für behinderte Kinder und Jugendliche wurde im Jahr 2000 in Tbilissi ein Zentrum für Rehabilitation gegründet: Die Kinder erhalten dort umfassende
psychologische Betreuung, Rehabilitation und Sozialanpassung. Eine sehr wichtige Arbeit, denn für behinderte Kinder bestehen ansonsten in
Georgien nur sehr wenige Angebote. Rund 20 Fachleute - Psychologen, Neurologen, Psychiater, Therapeuten und Sozialarbeiter - betreuen zwei
Gruppen mit je 20 Kindern. Eine davon besteht aus Kindern von Flüchtlingsfamilien aus Abchasien, die vor allem durch den Bürgerkrieg traumatisiert sind und im Rehabilitationszentrum eine kostenfreie Behandlung erhalten. Die Fachleute wenden moderne Therapieformen an: Kunst-,
Bewegungs-, Beschäftigungs- und Spieltherapie, Logopädie und Eurythmie.
Das Zentrum wird ausschließlich privat betrieben und bekommt keinerlei Unterstützung von staatlicher Seite. Der Name „Kinderplanet“ geht auf die
Grace-P.-Kelly-Stiftung zurück, die vor 30 Jahren von der Grünen-Politikerin Petra Kelly gegründet wurde. Diese Einrichtung fördert Projekte wie
dieses in Georgien, um soziale Schutzräume zu schaffen, damit kranke Kinder mit ihren gesunden Geschwistern und Eltern am Ort ihrer Behandlung
zusammen sein können. „Kinderplaneten“ gibt es u.a. in einem Rehabilitationszentrum in Halle/Saale oder in der Rehabilitationsklinik Schönwald/
Schwarzwald. Gerade wird auch ein „Kinderplanet“ in Tibet aufgebaut.
Spenden an „Sonderkonto Kinderplanet Georgien“, Sparkasse Pforzheim Calw, BLZ 60651070, Konto-Nummer 466950.
Weitere Informationen: Rusiko Nikolosischwili ([email protected])
Grenzen überwinden – Note für Note
Victoria Owen, Studium der Kommunikationswissenschaften und Musik (Cello), Marketing
Managerin, München
Das Camerata Pannonica International
Chamber Orchestra wurde vor 12 Jahren von
Dr. Martin Donner und dem Dirigenten Walter
Fotos: Martin Donner (oben), Victoria Owen (unten)
Kobéra gegründet. Die Teilnehmer – Amateurund Profimusiker – treffen sich jedes Jahr im
Sommer im Eszterházy Kastély in Fertöd.
Ein gleißender Augusttag – die Hitze lähmt die Bewegungen der Touristen, die vor dem
Anfragen beantwortet Dr. Martin Donner
Eszterházy Kastély in Fertöd in Ungarn auf Einlass warten. Plötzlich dringt eine Melodie
(Tel.: +43-1-535-4443).
von Bartók aus dem Gemäuer. Neugierige suchen nach ihrem Ursprung. Tief im Inneren
Das Orchester ist offen, eine Teilnahme erfolgt
des Schlosses, in einem unrenovierten Seitenflügel, würden sie eine überraschende
auf Einladung und hängt jeweils von der
Zusammensetzung des Orchesters ab.
Entdeckung machen: Probt dort doch ein vollständiges Sinfonie-Orchester! Jedes Jahr
im Sommer trifft sich hier das Camerata Pannonica International Chamber Orchestra.
Diesjährige Konzerte:
Donnerstag, den 7. August 2003 um 19:00,
Kammermusik
Das Orchester besteht aus Amateur- und Profimusikern. Die meisten Musiker kommen aus
West- und Osteuropa, aber einige nehmen die Reise aus Nordamerika und dem Südpazifik
auf sich, um im Schloss 12 Tage voller Musik zu erleben. Der Aufenthalt im Eszterházy
Kastély endet stets mit einem Konzert, das im wunderschönen Konzertsaal des Schlosses aufgeführt wird. Das Repertoire des Orchesters bezieht sich auf das historische und kulturelle
Erbe der Region. Normalerweise werden einige Werke von Haydn gespielt, der 30 Jahre seines Musikerlebens in der Residenz Eszterházys verbrachte. Daneben stehen selbstverständlich die Werke der ungarischen Musiker Béla Bartók und Zoltán Kodály auf dem Programm, die beiden nahmen ungarische Volksmusik als Grundlage für ihre Werke.
Die Orchestermitglieder verbringen ihre Zeit mit festen Proben am Tag und spontanen
Kammermusik-Spiel am Abend. Daneben genießen sie die schöne Landschaft, den Tokajer
Wein, den Aprikosenlikör Barack und das deftige ungarische Essen. Alle Orchestermitglieder
sind sich einig, dass die Gruppe ein besonderer Geist verbindet. „Man kann das schwer in
Worten beschreiben“, sagt Fons Plansschaert, der Holländische Konzertmeister des
Orchesters, „Gott sei Dank haben wir die Musik, so dass wir auch ohne Worte auskommen
können.“ In jeder Hinsicht ein wichtiges Moment, denn bei so vielen Sprachen ist mit dem
gesprochenen Wort oft nicht viel auszurichten. Was die Musiker verbindet, ist das Spiel, die
Proben, die Konzerte, das Lampenfieber, der Applaus, die Fehlschläge und Erfolge. Nicht
selten entstehen hier langjährige Freundschaften. Die Musiker von Camerata Pannonica
nutzen die unvergleichbare Möglichkeit, Grenzen von Kultur und Sprache zu überwinden –
Note für Note.
Übersetzung aus dem Amerikanischen: Dorothea Leonhardt
Sonntag, den 10 August um 11:00,
Sinfonie-Konzert
Reservierungen unter Tel.: +43-1-894-0614
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REISE
REISE
Fotos: Andreas Stocker
Neujahrsfest in Burjatien
Lenin im Moskauer Mausoleum sieht bedeutend schlechter aus, trotz aller aufwändigen Konservierungsmaßnahmen.
Andreas Stocker, DAAD -Stipendiat, Irkutsk/Russland
Sagaalganar! Sagaan haraar! Buddhistische Gesänge, endlose Steppe, Holzhäuser mit blauen
Fenstern. Ich reiste in die burjatische Steppe, um dort mit einer Familie auf traditionelle Weise
das buddhistisch-lamaistische Neujahr nach dem Mondkalender zu feiern.
Im Kloster treffen wir einen anderen Cousin Aldars, Bair Dondukow, in seiner kleiner Holzhütte. Er
unterbricht sein Gebet und empfängt uns freundlich. Man fühlt sich bei ihm nicht nur wegen der warmen
Stube wohl. Bair studiert seit drei Jahren im Kloster. Wir unterhalten uns über das Studium und die
Schwierigkeiten des Buddhismus in Russland. „Aufgrund der Annäherung Chinas und Russlands ist die
gegenwärtige Situation des Buddhismus schwierig“, meint er. Der Dalai Lama sei zuletzt 1991 hier gewesen, er erhalte schon seit einiger Zeit kein Visum mehr. Man wolle schließlich China nicht verärgern, so Bair.
31.1.
Um 6 Uhr morgens erreiche ich die Hauptstadt Burjatiens, Ulan-Ude, wo mich mein Bekannter Aldar
erwartet. Die Begrüßung ist herzlich, aber kurz. Bei –20° Celsius und eisigem Wind verliert man nicht
viele Worte. Im nahegelegenen Studentenwohnheim merke ich gleich, dass ich noch immer in
Russland bin: Trotz Reservierung weiß hier niemand etwas was von meiner Ankunft, das Wohnheim
Burjatische Nationalspeise: Rindfleisch in
Teigbällchen
Die Burjatische Republik erstreckt sich
im Süden Ostsibiriens entlang des Baikalsees. Sie gehört zu den ärmsten Regionen
Russlands. Im Süden grenzt Burjatien an
die Mongolei. Der Fläche nach entspricht
Burjatien der Bundesrepublik Deutschland. Die Einwohnerzahl beträgt etwa eine
Million, was einer Einwohnerzahl von drei
Personen pro Quadratkilometer entspricht.
400.000 der Einwohner leben in der
Hauptstadt Ulan-Ude. Die vorherrschende
Religion der burjatischen Bevölkerung ist
der Buddhismus tibetischer Richtung (Lamaismus), daneben sind noch schamanistische Religionen anzutreffen.
Nur 24% Prozent der Bevölkerung sind
Burjaten, 68% Russen. Auf dem Gebiet
des heutigen Burjatiens wurde Dshingis
ist voll belegt. Aldar schlägt vor, bei seinem Cousin in der Stadt zu übernachten. Kurz vor 10 Uhr treffen
wir Aldars Mutter. Sie hat Teigbällchen dabei, mit denen wir uns das Gesicht abtupfen. Der Teig soll
das Schlechte aufnehmen und den Körper vom Bösen reinigen. Auf ein Stück Papier schreiben wir
unsere Wünsche und umwickeln damit den Teig.
Aldar. Die Schlafenden hielte der Gott für tot und übergehe sie. Damit er uns nicht übersieht, machen
wir Feuer aus dem Müll, der überall herumliegt. Aldar opfert Tee mit Milch und spricht ein Gebet.
Am Abend fahren wir zum größten buddhistischen Kloster Russlands, Iwolginskij Dazan, das außerhalb Tibets als das wichtigste Zentrum des lamaistischen Buddhismus gilt. Hier findet die traditionelle
Reinigungszeremonie statt, bei der der Körper von schlechtem Karma gereinigt werden soll. Wir
umrunden im Uhrzeigersinn das Klostergelände und drehen die am Weg aufgestellten Gebetsmühlen,
bis wir zum Iwolga Tempel gelangen. Im Inneren des Tempels erinnert wenig an die beschauliche
typisch burjatischen blauen Fensterläden. Es erwarten uns schon Aldars Vater, seine Mutter und sein
zwölfjähriger Bruder, alle in ihre farbenprächtigen Nationaltrachten gekleidet. Zuerst gehen Aldar und
ich zum Altar und drehen an der Gebetsmühle. Während Aldar betet, schaue ich mich im Haus um.
Es ist an einem Abhang gelegen und bietet einen atemberaubenden Blick über die endlose Weite der
Steppe. Neben der Küche besteht das Haus nur noch aus einem großen Zimmer. Es ist Schlafzimmer
Ruhe, die ich bei meinem ersten Besuch hier erlebt habe. Eine riesige Menschenmasse wälzt sich bzw.
mich durch den Raum. Ich bin froh, als ich wieder an der frischen Luft bin, aber nicht lange – es hat –35°
Celsius. Ohne Handschuhe, den Fotoapparat stets griffbereit, warte ich eine Stunde auf die Lamas. Als
für Kinder und Eltern, Wohnzimmer, Studierzimmer und Gebetsraum in einem. Ein Badezimmer suche
ich vergebens. Telefon und fließendes Wasser gibt es hier nicht. Einmal in der Woche bringt ein
Lastwagen frisches Wasser. Die Toilette ist in einem Häuschen im Garten. Ofen und Herd werden mit
sie endlich aus dem Tempel kommen ist die Spitze meines Daumens erfroren. Die Lamas begeben
sich zu einem Scheiterhaufen, auf dem sich jetzt die Teigbällchen befinden. Das Feuer wird entfacht, die
Holz beheizt, Birke natürlich. Die Familie gehört zur neu entstandenen Mittelklasse. Der Vater ist
Zahnarzt, die Mutter arbeitet nicht, ein Zeichen des Wohlstandes.
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Dann fahren wir zu Aldar nach Hause: nach einstündiger Busfahrt marschieren wir noch eine halbe
Stunde durch die schneebedeckte Steppe. Von weitem sehen wir das neu erbaute Haus mit seinen
Menschenmenge strömt auseinander, ohne zurück zu blicken. Ein Blick in die Flammen bringt Unglück.
1.2.
Erst nach dem Gebet erfolgt die Begrüßung. Ich lege meine Arme unter die ausgestreckten Arme der
Gastgeber als Zeichen meiner Wertschätzung den Ältern gegenüber und spreche die Worte:
Am Vormittag erhalten wir bei Dugarow Tschimit-Dorshi, einem buddhistischen Arzt und Freund der
Familie, einen Privattermin. Er fühlt meinen Puls. Über 300 verschiedene Arten davon gäbe es, meint
„Sagaalganar! Sagaan haraar!“ – „Alles Gute zum Neujahr, zum weißen Monat.“ Wir setzen uns um den
Tisch, der von Leckereien überquillt, Wodka wird gereicht. Der Reihe nach erheben sich die Männer,
er. „Man kann daraus den Zustand des Körpers spüren.“ Seine Schülerin packt mir Heilpulver in kleine
Tütchen ab. Ich solle es als Tee trinken, meint sie, dann werde das mit dem Daumen schon wieder.
Der Daumen hat sich danach mehrmals verfärbt und noch drei Wochen geschmerzt, ist jetzt aber
wieder in Ordnung.
Trinksprüche folgen. Auf das Neujahrsfest, auf die Gesundheit, auf die Liebe und die Frauen. Dann
wird gemeinsam die burjatische Nationalspeise zubereitet: Posi, kleine mit Rindfleisch gefüllte
Teigbällchen, die dann ebenfalls verspeist werden.
Khan geboren.
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2.2., Neujahr
Als ich um 5 Uhr aufstehe, betet Aldar schon vor dem Hausaltar. Noch vor den ersten Sonnenstrahlen des
neuen Jahres wollen wir auf der Straße den Gott Paldan Lchamo treffen. Er fliege in diesen Stunden über
die Häuser und bringe denjenigen ein gutes neues Jahr, die frühmorgens aufgestanden sind, erklärt
Auch heute fahren wir wieder zum Kloster Iwolginskij Dazan. Dort wird der Leichnam eines Mönches
ausgestellt, der seine Schüler beauftragt hatte, ihn 75 Jahre nach seinem Tod auszugraben. Sein Leichnam
ist einwandfrei erhalten. Er sitzt in seiner tiefroten Gebetskleidung mit orangem Tuch in einem Glaskasten.
Auf dem Heimweg am Abend begleitet mich die ganze Familie. Sie singen burjatische Volkslieder. Die
Sonne steht schon tief am Himmel und taucht die schneebedeckte Steppe in glühendes Rot. In der
Ferne stehen vereinzelt kleine Holzhäuser mit rauchenden Kaminen. Ich blicke ein letztes Mal über
die Steppe, bevor ich in den engen Kleinbus einsteige.
Die Gastgeber in Nationaltracht
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THEODOR-HEUSS-KOLLEG
Unabhängige Zeitungen in Russland und der Ukraine gibt es doch!
Zeitungs- und Medienprojekte
im Theodor-Heuss-Kolleg der
Zeitungsmacher im Theodor-Heuss-Kolleg schaffen sich langfristige Strukturen
Robert Bosch Stiftung
Fischka, Jekaterinburg, [email protected]
Kipisch, Krasnojarsk, [email protected]
Karen Hauff, Kollegkoordinatorin beim Theodor-Heuss-Kolleg, Berlin
Odissej, Nowosibirsk,
[email protected]
In den vergangenen 2 Jahren wurden im Theodor-Heuss-Kolleg 10 Zeitungsprojekte von Studenten in
Freedom, Omsk,
[email protected]
Russland, der Ukraine und der Slowakei ins Leben gerufen. Vor allem in Sibirien ist eine kleine
Freedom, Tjumen, [email protected]
Presselandschaft studentischer Zeitungen entstanden. Zwei russische und eine ukrainische Zeitung sind
Obras Rosij, Jekaterinburg,
bereits als Nichtregierungsorganisationen registriert und wollen sich auf dem freien Markt behaupten.
Chid, Lwiw, [email protected]
[email protected]
Interstube, Banska Bystrica,
[email protected]
Parallelen und Meridiane, Kirowograd,
„Mit der Registrierung waren hohe Kosten und viel Bürokratie verbunden. Aber es war uns
[email protected]
wichtig, eine Organisation zu gründen, die als offizieller Herausgeber der Zeitung „Freedom“
auftreten kann. Das wird die Suche nach Förderern leichter machen und unsere Auflage über
Kleine Völker im großen Reich
Foto: Ulrike Fischer
die Tausender Grenze erhöhen“, berichtet Wladimir Katunzew, Chefredakteur der Zeitung
(Artikelzyklus), Ufa, [email protected]
Information:
„Freedom“ in Tjumen. Unermüdlich arbeitet das siebenköpfige Redaktionsteam an einem
[email protected]
immer professionelleren Auftreten des Blattes. Die Artikel der Zeitung erscheinen in drei
Das funktioniert in manchen Fällen und ist eine Erleichterung. Eine der Chefredakteurinnen
Sprachen und enthalten viele Informationen: Stipendienausschreibungen, Auslandsstudium
winkt jedoch ab: „Mehrfach versuchten Direktoren und Lehrende, auf unsere Inhalte Einfluss
oder aktuelle Berichte aus Politik und Gesellschaft. Die gleichnamige „Freedom“ in Omsk wid-
zu nehmen. Da suchen wir uns die Unterstützung lieber anderswo.“
Information zum Theodor-Heuss-Kolleg
der Robert Bosch Stiftung
met sich ähnlichen Themen. Ihre Korrespondenten sind Studenten, die gerade im Ausland sind
Die persönliche Laufbahn im Blick
den Freedom-Ausgaben verschiedene Ansichten zu Wort kommen und die Zeitung ihrem
Nicht alle Kollegiaten, die nun Zeitungen an ihren Hochschulen herausgeben, haben ihre berufliche
Anspruch der Interkulturalität gerecht wird. Der Leser soll ruhig einmal über den eigenen
Zukunft im Journalismus gesehen. Sie studieren zum Beispiel Sprachen, Internationale
Tellerrand blicken. Auch „an der Nowosibirsker Verwaltungsakademie ist es schon zu einer
Beziehungen, Jura oder Informatik. Inzwischen finden sie die journalistische Tätigkeit aber sehr
und Osteuropa, sich in ihrem Umfeld
guten Tradition geworden, alle zwei Monate auf die neue Ausgabe der „Odissej“ zu warten“,
attraktiv. Sie schärft ihr Auge für Ereignisse oder Missstände in ihrem Umfeld und für wichtige
öffentlich zu engagieren, demokratische
erzählen die beiden Chefredakteurinnen Jekaterina Smirnowa und Maria Schamajewa stolz.
politische Entwicklungen. Die internationalen Seminare des Theodor-Heuss-Kollegs führten
Regelmäßig suchen sie das Feedback der Leser in Umfragen oder laden auch schon mal zu
dazu, dass Themen der Zeitungen sich um Austausch zwischen Ländern drehen. Diese
einer öffentlichen Diskussion ihrer Zeitung ein.
Einstellung und die Praxiserfahrung in den Zeitungsprojekten ist nun oft die Eintrittskarte zu
In diesem Jahr wurden aus 540 Bewer-
anderen Stipendienprogrammen oder Praktikumsplätzen für Journalisten.
bungen 100 junge Erwachsene ausge-
Programm der Robert Bosch Stiftung in
Trägerschaft des MitOst e.V. Es ermutigt
Jugendliche aus Deutschland und Mittel-
Spielregeln einzuüben und verantwortliche Aufgaben in der Gesellschaft
zu übernehmen.
wählt, die zweiwöchige Sommerseminare
Schreib- und Lesernetze
absolvieren. Dort werden gesellschafts-
Die Projekte stehen nicht alleine da. Neben dem Korrespondentennetzwerk tauschen alle
Den eigenen Stil finden
Zeitungen, die mit Hilfe des Theodor-Heuss-Kollegs erscheinen, regelmäßig Artikel aus; Kon-
In diesem Frühjahr fand schon zum zweiten Mal eine Fortbildung des Theodor-Heuss-Kollegs
bezogenen Übungen Kenntnisse von
takte bestehen auch zum Online Magazin „Spinne“ des Theodor-Heuss-Kollegs, „vitamin de“,
für junge Journalisten statt. Dort wurde von früh bis sehr spät Schreiben trainiert, Layout-Kritik
Demokratie, interkultureller Verständi-
der „Petersburgischen Zeitung“ und Medien der russlanddeutschen Gemeinden. Leser werden
geübt und Strategien für das Zeitungsmanagement diskutiert. So manches ist verbesserungs-
gung und der Rolle der Medien vermit-
über E-Mail-Umfragen inhaltlich einbezogen und können jederzeit zu Wort kommen. Die
fähig, so wird zum Beispiel oft an der Zielgruppe vorbeigeschrieben. Die deutsche Auffassung
Online-Versionen einiger Zeitungen erleichtern die Verbreitung.
von Recherche und journalistischem Schreiben unterscheidet sich stark vom Stil russischer
politische Themen diskutiert und in praxis-
telt. Die Kollegiaten entwickeln Ideen für
innovative Projekte, die sie in ihren
Heimatstädten umsetzen können. Bei
Journalisten. „Es war mir nicht klar, dass es so unterschiedliche journalistische Schulen gibt“,
der Projektarbeit werden die Kollegi-aten
Der Preis der Unabhängigkeit
staunt Daria Kudrjawzewa aus Moskau. Die lebhafte Diskussion, die sich zwischen einer
durch ein Projektstipendium, Projekttreffen
Das Theodor-Heuss-Kolleg der Robert Bosch Stiftung bietet den Zeitungsprojekten durch
deutschen Seminarleiterin und einem russischen Journalisten entspann, verfolgten die
und Fortbildungen unterstützt. Im Kolleg-
Finanzierung und Projektberatung einen Raum zum Experimentieren und freien Arbeiten. Der
Kollegiaten aufmerksam, um ihre eigenen Standpunkte zu überdenken.
Sprung auf den freien Medienmarkt, wenn die Unterstützung des Kollegs abnimmt, wird nicht
Foto: Karen Hauff
Das Theodor-Heuss-Kolleg ist ein
oder Nachwuchsjournalisten aus dem weiten Kollegiaten-Netzwerk. Sie sorgen dafür, dass in
jahr 2002/2003 wurden im TheodorHeuss-Kolleg 44 Projekte in den Bereichen
Hochschule und Bildung, Kultur, Medien,
einfach sein. Die World Press Association beobachtete die sich entwickelnde Presselandschaft
Ein „Dom“ (= Haus) entsteht
Soziales und Politische Bildung durchge-
in jungen Demokratien und musste feststellen, dass der Preis für freies und unabhängiges
„Freedom“ Omsk hat die Organisation von Fortbildungsseminaren übernommen. So können
führt.
Schreiben oft die Kommerzialisierung der Zeitungen bedeutet. Solche Zeitungen bestehen zum
die Erfahrungen der reiferen Projekte bereits an die jüngere Zeitungsgeneration weitergegeben
Großteil aus Anzeigenwerbung oder bestellten Artikeln. „Wir wollen durch Partnerschaften mit
werden. Das Informations- und Bildungszentrum „Freedom“ unterstützt neben der Zeitungs-
europäischen Zeitungsprojekten und Stiftungen der EU eine Kommerzialisierung unserer Zei-
herausgabe auch andere kleine unabhängige Projekte. Ein Zeichen, dass Strukturen sich tat-
tungen verhindern. Trotzdem wird Anzeigenakquise wichtiger werden,“ so Wladimir Katunzew.
sächlich festigen. Schon bald werden die neu entstandenen Organisationen immer häufiger als
Unterstützung oder Partnerschaft mit den Universitätsverwaltungen liegt natürlich nahe – etwa
Partner des Theodor-Heuss-Kollegs bei der Projektarbeit und Seminarorganisation auftreten.
wenn es um die Nutzung von Räumlichkeiten oder Vergünstigungen in der Hausdruckerei geht.
(www.freedomcity.info).
Informationen:
www.theodor-heuss-kolleg.de.
Kontakt: [email protected]
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LEKTORENPROGRAMME
LEKTORENPROGRAMME
Boschlektor in MOE – Interesse so groß wie nie
Die Robert Bosch Stiftung vergibt jährlich
Nicht nur Wodka und Vampire –
Das Korrespondenten-Netz „n-ost“ stellt sich vor
Ulrike Daniel, seit 2002 Projektleiterin der Lektorenprogramme der Robert Bosch Stiftung, Stuttgart
Andreas Merz, Boschlektor in Kaliningrad und Mit-Initiator von n-ost
Kaum sind die Regionaltreffen des Jahrgangs 2002/03 mit dem letzten Treffen in Jekaterinburg
abgeschlossen, steht in Stuttgart die Planung für den neuen Lektorenjahrgang an. Rund 460
Bewerbungen für ein Stipendium als Boschlektor in Mittel- und Osteuropa gingen ein. Das
In Ungarn kauen sie den ganzen Tag auf Paprika herum, Rumänien dient als Brutstätte für Vampire, in
Russland herrscht großflächig Chaos und in China fällt gerne mal ein Sack Reis um. Wir kennen diese
Stereotypen, erzeugt von Journalisten, die durchaus guten Willens sind, aber zu weit entfernt vom
Kontakt:
Interesse an einem längeren Aufenthalt in einem der 15 Länder des Programms war so groß wie
nie. Neben Biographien mit fließenden Russisch- oder Tschechischkenntnissen und Studienaufenthalten in Woronesch, Minsk oder Budapest lagen die Bewerbungen Neugieriger, die nach
Urlaubsaufenthalten endlich tiefer in eine der Kulturen im ehemaligen Ostblock einsteigen
wollten. Die Bewerbungslage ist so bunt wie das Programm. Zwei Wochen haben die persön-
Geschehen. Daneben gibt es die Ruges und Bednarzens, die sich sibirische Flüsse entlang quälen,
mit jakutischen Eremiten den Ziegenkäse teilen und ein Millionen-Publikum begeistern. Der Hunger
nach authentischen Berichten ist groß und wir, die Boschlektoren, können sie liefern – die leisen
Alltagsgeschichten, die täglichen Kuriositäten, das tragische und das wunderbare Leben zwischen
ungarischer und sibirischer Steppe.
w w w. n - o s t . d e
Stipendien an deutsche Hochschulabsolventen, die für ein bis zwei Jahre in einem
Land in Mittel- Ost- oder Südosteuropa an
einer örtlichen Hochschule lehren und sich
in studentischer Projektarbeit engagieren.
Ab August 2003 werden rund 90 deutsche
Sprach- und Fachlektoren und 30 Tandemlektoren (Wissenschaftler aus Mittel- und
Osteuropa) in folgenden Ländern tätig
sein: Estland, Lettland, Litauen, Polen,
Slowakei, Tschechien, Ungarn, Rumänien,
Serbien, Bulgarien, Ukraine, Weißrussland,
Russland, Georgien und Kasachstan. Rund
die Hälfte der Lektorate befinden sich in
Weißrussland, der Ukraine, und Russland.
Weitere Informationen zum Programm
und den Bewerbungsvoraussetzungen Sie
unter:
w w w. b o s c h l e k t o r e n . d e
[email protected]
lichen Auswahlgespräche für den neuen Jahrgang in Anspruch genommen, 160 Bewerber,
Lebensentwürfe und Ziele. Doch nur rund 45 Lektorate waren neu zu besetzen, da viele der
Lektoren ihren Aufenthalt um ein weiteres Jahr verlängerten.
Im kommenden Jahr wird sich die regionale Verteilung der Lektorate verändern: Da sich in den EU-Beitrittsländern die Situation an den Hochschulen stark zum Positiven entwickelt hat, konnten Lektorate
dort teilweise geschlossen werden. Die frei werdenden Kapazitäten kommen in diesem Jahr insbesondere Hochschulen in der Ukraine, Weißrussland und Südosteuropa zu gute, wo mehrere Lektorate
neu eingerichtet werden können. Mit den Entwicklungen in den Ländern Mittel- und Osteuropas
verändert und entwickelt sich auch das Lektorenprogramm. Wir sind gespannt, wie es weiter geht!
[email protected];
weitere Informationen:
Seit März 2003 ist das Korrespondenten-Netz Osteuropa, kurz: n-ost, auf Sendung. 20 Boschlektoren,
die meist als Praktikanten, teilweise aber auch als Profis den Medienbetrieb kennen gelernt haben,
stehen derzeit hinter n-ost. Die Arbeitsweise ähnelt einer Nachrichtenagentur: Ein Korrespondent
spießt vor Ort eine Geschichte auf und schickt sie per Mail an die virtuelle Leitzentrale [email protected],
die derzeit von Kaliningrad und Minsk aus betreut wird. Der Artikel wird gegengelesen, Rückfragen
werden geklärt. Schließlich macht sich der fertige Bericht auf die virtuelle Reise zu deutschsprachigen
Medien. Auf diese Weise sind bereits mehrere Artikel gedruckt worden.
Ob das Neugeborene die fast schon Bosch-typische Eigendynamik entwickelt, hängt auch von Euch
ab. Um den Polizeibericht zu zitieren: Sachdienliche Hinweise sind hier sehr erwünscht. Und wer als
Neu- oder Ex-Lektor zum Netzwerk hinzustoßen möchte, ist herzlich eingeladen. Erste journalistische
Erfahrungen sollten vorhanden sein und der feste Wille, über Wodka und Vampire hinaus ein differenzierteres Bild von Mittel- und Osteuropa zu zeichnen.
10 Jahre Lektorenprogramme der Robert Bosch Stiftung
Grund zum Feiern und Anlass für
eine besondere Reise!
Willkommen im Jenseits
Regionaltreffen der Russland-Lektoren vom
26.-31. Januar 2003 im asiatischen Jekaterinburg
Andreas Merz, Studium Osteuropäische Geschichte, Slawistik und Volkswirtschaft,
Boschlektor in Kaliningrad
Das ist der Stoff, aus dem Heldenlegenden gewebt werden: Eine Stadt, die sich als Hinrichtungsstätte
der Zarenfamilie einen Platz in der Weltgeschichte gesichert hat, wird zum Austragungsort des jenseitigsten Regionaltreffens aller Zeiten. Erstmals strömen alle Russlandlektoren, inzwischen 35, über
Tausende von Kilometern hinweg durch Eis und Schnee hinter dem Ural zusammen – und landen krank
im Bett. Nach dem Zehn-kleine-Negerlein-Prinzip verschwand ein Boschlektor nach dem anderen auf
sein Zimmer im Gästehaus der Uni. Im Laufe von 30 Stunden, je nach Länge des Verdauungstraktes,
erwischte es 25 von 35 Konferenzteilnehmern. Die Ursachenforschung kreiste um Majonäse, Fleisch,
Gemüse, Salat und einen Virus. Aus der Wohnheimküche hieß es lapidar: „Das muss an den deutschen
Mägen liegen.“ Diese wurden mit Kamillentee, Kohlepulver, Cola und Keksen nach zwei Tagen erfolgreich
reanimiert. Geradezu biblische Erfolge zeigte eine Fastfood-Kur, der sich der MitOst-Vorsitzende Gereon
Schuch unterzog.
Ulrike Daniel, seit 2002 Projektleiterin der Lektorenprogramme der Robert Bosch Stiftung, Stuttgart
Über 400 Stipendiaten haben ein bis zwei Jahre als Lektoren der Robert Bosch Stiftung in Mittel- und
Osteuropa verbracht und mit ihren Ideen und ihrem Engagement das Programm erfüllt und gestaltet.
Das Lektorenprogramm hat sich in den vergangenen 10 Jahren seines Bestehens ständig weiter
entwickelt, in den Zielländern hat sich manches verändert. Wie ist es wohl, wenn einer der damaligen
Sprachtutoren sich über seine Erlebnisse und Erfahrungen mit einem heutigen Lektor im selben Land austauscht? Was ist wohl aus den ehemaligen Lektorenkollegen geworden? Über die Verbleibstudie, die
vor 3 Jahren erstellt wurde, konnten wir schon einen Eindruck von den verschiedenen Biographien bekommen, aber wie wäre das Ganze in natura? Ein Wiedersehen aller ehemaligen Lektoren? Eine Zeitreise durch die Entwicklung des Programms und der Zielländer? Eine Reise durch Mittel- und Osteuropa!
Über das wie, wer und vor allem wo wurde in den letzten Jahren schon viel spekuliert. Jetzt ist die
Entscheidung gefallen und ein Wiedersehen geplant! Sechs Tage (24. Bis 29. September 2003) soll es
mit dem Lektorenzug durch MOE gehen. Von Berlin aus über Tschechien, die Slowakei, Ungarn und
Polen bringt ein Sonderzug die ehemaligen Lektoren in einige der Länder, in denen sie aktiv waren. Es
wird viel Gelegenheit zum Austausch von Erinnerungen mit alten Bekannten und neuen Unbekannten
geben. Die Reise soll mit eigenen Beiträgen bereichert werden, denn auch die auf dieser Fahrt nicht
Über 460 Stipendiaten sind seit 1993 mit
den Lektorenprogrammen der Robert
Bosch Stiftung nach MOE gegangen. Vom
24. bis 29.09.2003 sind alle Ehemaligen
eingeladen, anlässlich des 10jährigen Jubiläums mit dem Lektorenzug von Berlin
nach Brünn und Budapest, über die hohe
Tatra nach Krakau und wieder zurück nach
Berlin zu reisen.
besuchten Länder, in denen heute Lektoren der Stiftung arbeiten, sollen präsent sein.
Eingeladen sind alle ehemaligen Lektoren der Robert Bosch Stiftung – und wer die Einladung noch
Infos:
nicht erhalten hat, sollte dringend seine neue Adresse an [email protected] schicken!
10 J a h r e @ b o s c h l e k t o r e n . d e
w w w. s o n d e r z u g b e r l i n . d e
Es spricht für die Helden, dass sie ihre Auszeit genau auf die Phase des Exkursionsprogramms legten
und am abschließenden Arbeitstag wieder mitwirkten. Und auch ein paar positive Eindrücke von
Jekaterinburg, 30 Zugstunden hinter Moskau und 40 Kilometer jenseits des Urals gelegen, gab es
noch. Besonders beeindruckten Studentinnen der Maxim Gorkij Universität mit einem frei auf
deutsch gehaltenen Referat über das doch so unbekannte Gebilde Europa, dem man sich in den
40
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Straßen der (dank Ural-Bodenschätzen) relativ wohlhabenden, asiatischen Stadt näher fühlt als an manchem mitteleuropäischen Ort. „Europa gemeinsam ist der Zweifel“, fasste der mitorganisierende Boschlektor Eric Wrasse mit einem Zitat Pierre Bourdieus die Diskussion zusammen. Keinen Zweifel gab es an
der guten Organisation der Konferenz, am deutschen Verdauungssystem dagegen leider durchaus...
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Angebote, Ausschreibungen
KOOPERATIONSPARTNER
Angebote, Ausschreibungen
Junge Wege in Europa
Die Robert Bosch Stiftung schreibt jährlich den Förderwettbewerb „Junge Wege in Europa“ aus.
Besuch und Gegenbesuch, gemeinsame Projekte sind die Schritte, mit denen Schüler- und Jugendgruppen aus Deutschland und Mittel- und Osteuropa sich kennen lernen, Vorurteile abbauen und interkulturelle Kommunikationsfähigkeit erwerben.
[email protected]
Durch die Beschäftigung mit Sprache und Kultur des Partnerlandes bereiten sich die Teilnehmer auf
die Begegnungen vor. Die Projektideen werden von den Jugendlichen gemeinsam erarbeitet, umgesetzt und öffentlich präsentiert. Unterstützung erfahren sie dabei von Lehrern und Jugendgruppenleitern, aber auch von kommunalen und regionalen Institutionen.
Die Jugendlichen beschäftigen sich mit Themen, die Alltagserfahrungen und Erwartungen in einem
zusammenwachsenden Europa widerspiegeln: Sie vergleichen Kulturen und Lebensweisen der
einzelnen Regionen, setzen sich mit der Geschichte ihrer Heimatländer auseinander, formulieren
Wünsche und Perspektiven nach dem Ende der Schulzeit, betätigen sich als Umweltexperten auf
lokaler Ebene oder realisieren gemeinsam künstlerische Projekte.
In den bisherigen fünf Förderjahren wurden rund 450 Projektpartnerschaften gefördert, dabei waren
die Länder Polen, Russland und Tschechien am häufigsten vertreten. Ab August 2003 nimmt der
MitOst e.V. das Projekt „Junge Wege in Europa“ in seine Trägerschaft auf. Eine Broschüre mit bisherigen
„Junge-Wege“-Projekten schickt die MitOst-Geschäftsstelle auf Wunsch gern zu.
Angebote, Ausschreibungen
Angebote, Ausschreibungen
Völkerverständigung macht Schule – Praktikum in
Mittel- und Osteuropa
Studierende und Absolventen geisteswissenschaftlicher Studienfächer können für drei oder sechs
Monate Praxisluft an Schulen in Mittel- und Osteuropa schnuppern. Die Praktikanten hospitieren im
Unterricht und sammeln dabei intensive Praxiserfahrungen, lernen das andere Land und seine
Schüler kennen und initiieren Projekte, die Lust auf interkulturelles Lernen machen. Das Programm
der Robert Bosch Stiftung wird in Zusammenarbeit mit dem Pädagogischen Austauschdienst der
Kultusministerkonferenz und der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen durchgeführt.
Katrin Peerenboom, ehemalige Stipendiatin von „Völkerverständigung macht Schule“:
„Drei Monate Krakau, drei Monate Eintauchen in den dortigen Schulalltag, drei Monate Polen pur: In
gleich zwei Gymnasien ergründete ich mit polnischen Schülern die Tiefen der deutschen Sprache.
Schön war es in Krakau: die Begeisterung und Aufgeschlossenheit der polnischen Schüler für die
deutsche Sprache und eine „neue Lehrerin“ zu erleben, die unzähligen Sagen und Legenden erzählt
zu bekommen, die sich um Krakau ranken, polnische Traditionen kennen zu lernen. Zu kurz war die
Zeit dort - ein Grund mehr, bald wieder einmal zurückzukehren!“
w w w. b o s c h - s t i f t u n g . d e
Kulturmanager – Junge Fachkräfte für
internationales Kulturmanagement
Die Kulturmanager werden als Stipendiaten der Robert Bosch Stiftung für zwei bis drei Jahre an
Bildungs- und Kulturinstitutionen in Mittel– und Osteuropa eingesetzt. Sie sind in Zusammenarbeit mit
den örtlichen Verantwortlichen für die Konzeption und Organisation des Kultur- und Bildungsangebotes
zuständig. Zu ihren Aufgaben gehören die Vernetzung der Institution mit weiteren Kultur- und
Bildungseinrichtungen, Fund Raising, Öffentlichkeitsarbeit und die konzeptionelle Weiterentwicklung
der Gastinstitution. Darüber hinaus bilden sich die Kulturmanager im internationalen Kultur- und
Bildungsmanagement fort und erlernen die Landessprache. Das Programm wird von der Robert Bosch
Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Institut für Auslandsbeziehungen, Stuttgart, durchgeführt.
w w w. b o s c h - s t i f t u n g . d e
und
www.ifa.de/ium/dium_bosch.htm
Ehemaligenvereinigung des Stiftungskollegs für
internationale Aufgaben
Internationales Sprachtutorenprogramm
an Hochschulen in Deutschland
Absolventen amerikanischer, französischer, polnischer, tschechischer und russischer Universitäten
können für ein Studienjahr (10 Monate) als Tutoren in verschiedenen Städten Deutschlands leben.
Sie unterrichten vor allem an Universitäten und Fachhochschulen. Zu ihren Aufgaben gehören
Sprachkurse, Gesprächskreise über landeskundliche Themen sowie die Organisation von
Veranstaltungen (z.B. Film- und Musikabende). Außerdem haben sie die Möglichkeit, eigene Projekte
durchzuführen. Das Programm wird von der Robert Bosch Stiftung in Zusammenarbeit mit dem
Deutschen Studentenwerk durchgeführt.
w w w. t u t o r e n p r o g r a m m . d e
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Sergej Logwinow, 26, Wolgograd, Tutor in Marburg:
„Als Teilnehmer des Tutorenprogrammes habe ich in Marburg die Reihe „Gegenwärtiger Film aus
Russland“ organisiert, sowie ein ethnologisch- und musikwissenschaftliches Seminar „Unbekanntes
Russland“ mit zwei Musikern aus Moskau. Immer populärer wird die regelmäßige russische DiscoParty, die auch Studenten anzieht, für die Russland bloß das graue und böse Bild darstellt, das so oft
in der westlichen Presse zum Ausdruck kommt. Durch die rasanten russischen Rhythmen, traditionellen Gerichte und Getränke können die deutschen Studenten eine andere Seite der russischen
Kultur und Mentalität erleben, die sich von den grauen Fernsehbildern oder den „ewig trauernden“
Figuren der klassischen russischen Literatur unterscheidet.“
Das Stiftungskolleg für internationale Aufgaben ist eins der Förderprogramme der Robert Bosch
Stiftung und der Studienstiftung des deutschen Volkes. Als Ergebnis des Zusammenhaltes der ehemaligen Kollegiaten wurde im Mai 2000 eine eigene Alumni-Organisation gegründet, die auf den
etwas sperrigen Namen „Ehemaligenvereinigung des Stiftungskollegs für internationale Aufgaben“
hört. Die Mitgliedschaft steht, anders als z.B. bei MitOst, nur Teilnehmern des Programms selbst
offen. Mit rund 60 Mitgliedern sind etwas weniger als die Hälfte aller bisherigen Stipendiaten auch
Mitglieder – kein schlechter Schnitt.
Ziel ist es, etwas von dem Geist des Stiftungskollegs in die Zeit danach zu retten. Der
Netzwerkgedanke steht als ganz praktisches Kalkül dabei im Vordergrund. Aber auch die Ausrichtung
des Kollegs auf „internationale Aufgaben“ soll durch den Verein unterstützt werden. „Überzeugungstäter“ aus einem genau definierten Interessengebiet finden sich hier nicht, eher eine bunt
zusammengewürfelte Truppe, die vor allem aufgrund der Einzigartigkeit ihres Programms und ihrer
Bindung an Robert Bosch Stiftung und Studienstiftung zusammenhalten.
Neben jährlichen Ehemaligentreffen mit wechselndem Austragungsort organisiert der Verein
Vorträge und Veranstaltungen. Im Herbst 2002 konnte mit einem hochkarätigem Kolloquium zur
Zukunft der NATO auch ein interessiertes Fachpublikum angesprochen werden. Dauerprojekt ist die
Förderung der deutsch-kasachischen Universität in Almaty. Gegründet wurde die Hochschule vor fünf
Jahren von der ehemaligen Stipendiatin Ines Berger. Mit Hilfe des Vereins konnte dort die größte
deutschsprachige Bibliothek in Zentralasien aufgebaut werden.
[email protected]
w w w. s t i f t u n g s k o l l e g . o r g
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KOOPERATIONSPARTNER
Berg heil!
Angebote, Ausschreibungen
RÄTSEL/KOCHREZEPT
Dorothea Leonhardt, München
ASBO - MitOst auf Französisch
Welcher Berg ist auf dem georgischen Kochbuch abgebildet? Auf diese Frage im vorhergehenden MitOst-Magazin bekamen wir zahlreiche Antworten. Es ist nicht, wie viele
meinten – und was auch nahe liegen würde – der Kasbek, das Wahrzeichen Georgiens.
Es ist auch nicht der Ararat, der Berg der Armenier, der ja immerhin noch in der Region
wäre. Der Berg auf dem Buchtitel ist das Wahrzeichen der Schweiz – das Matterhorn!
Der AsBoFoRob „Association des Boursiers de la Fondation Robert Bosch“, kurz ASBO genannt,
wurde 2002 von ehemaligen französischen Tutoren, Lektoren und Journalisten von Austauschprogrammen der Robert Bosch Stiftung gegründet. Die Mitglieder des Vereins arbeiten an der Vertiefung
der deutsch-französischen Beziehungen vor allem auf persönlicher Ebene. Das Engagement für mittel- und osteuropäische Länder ist dabei die gemeinsame Basis. Trilaterale Projekte werden in
Zusammenarbeit mit dem MitOst e.V. verwirklicht. ASBO ist außerdem auch ein Alumniverein französischer Stipendiaten der Robert Bosch Stiftung. Ziel ist es dabei, Kontakte zwischen gegenwärtigen
und ehemaligen Stipendiaten zu schaffen, damit die Projekte und Programme effektiv realisiert wer-
keiner! Einsender mit der richtigen Antwort erhielten das Buch „Taiga Blues“ von Alexander Ikonnikow. Wir gratulieren den Gewinnern an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich!
den und alle Beteiligten aktiv mitwirken können. Neue Stipendiaten werden mit den nötigen Tipps
und Informationen versorgt.
ASBO steht jedem offen, der sich im europäischen Raum engagieren möchte. Aufgrund der Partnerschaft zwischen MitOst und ASBO können Projekte von beiden Vereinen gemeinsam durchgeführt
werden. Die von ASBO initiierten Vorhaben reichen von Unterrichtsprogrammen über Workshops bis
Ein größeres Bild des Buches ist auch im Internet unter w w w . m i t o s t . d e zu sehen
Zu b e r e i t u n g
Piroggen mit Pilzfüllung
hin zu besonderen Aktionen, die von anderen Institutionen nur schwer finanzierbar sind.
Piroschki s gribami
Deutsch-polnisches Jugendwerk
Dieses Mal wollen wir ein klassisches russisches Rezept vorstellen.
Allerdings bereiten wir die Piroggen nicht mit einem aufwändigen
Die Organisation zur Förderung von Jugendkontakten zwischen den beiden Ländern schreibt verschiedene Projekte aus. Begegnungen zwischen Deutschen und Polen sollen helfen, bestehende
Kontakte und das Verständnis für ein gemeinsames Europa zu entwickeln. Das DPJW ist jedoch nicht
DPJW
Büro Potsdam
Postfach 60 05 16
14405 Potsdam
Tel.: 0049-0331-28479-0
b u e r o @ d p j w. o r g
Büro Warschau
ul. Alzacka 18
03-972 Warszawa
Tel.: 0048-22-6162952
[email protected]
1.
Die getrockneten Steinpilze 1 Stunde in kaltem Wasser einweichen.
2.
Für den Teig Mehl in eine Schüssel geben und eine Vertiefung eindrücken. Die saure Sahne, Butter, Zucker, Salz und Backpulver hineingeben. 1 Ei trennen. Das Eiweiß mit dem 2. Ei zugeben (Das Eigelb
Hefeteig, sondern mit einem Teig auf Sauerrahm-Basis zu. Die Piroggen
schmecken warm am besten, eignen sich aber auch hervorragend fürs
Party-Buffet.
nur für Jugendaustausch zuständig, es unterstützt organisatorisch und finanziell diejenigen- als Hilfe
zur Selbsthilfe -, die ein Projekt selber in die Hand nehmen. Dabei werden Erfahrungen von Partnerorganisationen weitergegeben. Veröffentlichungen, Seminare, Tagungen und Beratungen sind nur ein
Ausschnitt der vielfältigen Unterstützung.
Zu t a te n
Was wird gefördert ?
Begegnungen zwischen jungen Deutschen und Polen, ggf. mit Beteiligung von Jugendlichen aus einem
Drittland, Praktika, Fortbildungsveranstaltungen, Gedenkstättenfahrten, Publikationen, Medien usw.
Wer kann einen Antrag stellen ?
Öffentliche und nichtöffentliche Organisationen, Initiativen (auch ohne den Status einer „juristischen Person“). Der deutsche und der polnische Partner planen die Begegnung gemeinsam und stellen einen „gemeinsamen Antrag“ auf finanzielle Förderung. Zweisprachige Formulare und Richtlinien gibt es in beiden Büros.
beiseite stellen). Alles zu einem Teig kneten. Teig zu einer Kugel formen
und 30 Minuten kühl stellen.
3.
Fü r d e n Te i g :
Fü r d i e Fü l l u n g :
500 g Mehl
250 g saure Sahne
2 Esslöffel weiche Butter
1200 g Champignons oder
Egerlinge
1-2 Zwiebeln
1 Teelöffel Zucker
1 Päckchen Backpulver
2 Eier
10 g getrocknete Steinpilze
3 Esslöffel Butter
6-8 Esslöffel saure Sahne
1 Bund Petersilie
Für die Füllung Zwiebel fein hacken, Champignons putzen und fein
schneiden. Butter erhitzen, Zwiebel kurz anbraten, Champignons
zugeben und ca. 5 Minuten mitdünsten. Getrocknete Steinpilze durch
ein feines Sieb geben, die Flüssigkeit auffangen. Steinpilze und aufgefangene Flüssigkeit zu den Champignons geben, in der offenen
Pfanne dünsten, bis die Flüssigkeit verdampft ist, mit Salz und Pfeffer
kräftig abschmecken. Zum Schluss saure Sahne und Petersilie zugeben (nicht mehr kochen).
4.
Initiative OsteuropaStudierender Deutschland
Teig ausrollen und mit einem Glas Kreise ausstechen. Jeweils etwas
Füllung in die Mitte geben und den Teig so zusammenklappen, dass
ein Oval entsteht. Backblech einfetten und mit Mehl bestäuben. Piroggen mit der Naht nach unten in kleinen Abständen darauf verteilen.
5.
Die Lage der Osteuropaforschung ist prekär, Forschung und Lehre in Deutschland lassen zu wünschen
übrig. Verschiedene Bildungseinrichtungen wurden geschlossen oder stehen kurz davor.
Backofen auf 200° C vorheizen. Das Eigelb verquirlen, Piroggen damit
einpinseln, auf der mittleren Schiene ca. 15 Minuten backen.
✂
Da Auslandsüberweisungen sehr teuer sind, können Mitglieder außerhalb
Deutschlands sich unter [email protected] darüber informieren,
Datum, Unterschrift
werden.
[email protected] eine Reduzierung des Mitgliedsbeitrags auf 5 € gewährt
€ 7
Mitglieder östlich der EU ohne festes Einkommen
In begründeten Einzelfällen kann auf schriftlichen Antrag an
€ 20
Mitglieder östlich der EU mit festem Einkommen
€ 20
mind. € 25
€ 38
Mitglieder in der EU und der Schweiz ohne festes Einkommen
Organisationen und Institutionen östlich der EU
mind. € 60
Organisationen und Institutionen in der EU und der Schweiz
Mitglieder in der EU und der Schweiz mit festem Einkommen
(entscheidend ist nicht der Wohnort, sondern die Staatsangehörigkeit):
Bitte den entsprechenden jährlichen Mitgliedsbeitrag ankreuzen
Beitrag
Ich bin bei folgender Institution/in folgendem Programm tätig (Angabe freiwillig):
(bitte den Namen des Programms angeben)
Ich bin/war Stipendiatin/Stipendiat der Robert Bosch Stiftung, und zwar im
Programm:
Ich weiß, dass die Verkehrssprache bei MitOst e.V. Deutsch ist und versichere, dass
meine Deutschkenntnisse ausreichen, um vereinsinternen Informationen und
Diskussionen folgen zu können.
Staatsangehörigkeit
Bitte ankreuzen:
Geburtsdatum
MitOst Nr. 11| Mai 2003
Was werden wir noch tun ?
Wir werden Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Medien eigene Modelle und Reformvorschläge anbieten.
Um den Studierenden unserer Fächer ein Forum zu sein, werden wir wissenschaftliche und hochschulpolitische Veranstaltungen organisieren, die uns auch als Kommunikationsplattform nach außen
dienen werden. Wir werden dafür sorgen, dass jede noch so kleine Sparmaßnahme am nächsten Tag
bundesweit bekannt wird.
Telefon mit internationaler Vorwahl
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Wir haben Entscheidungsträger auf die Problematik der osteuropabezogenen Fächer aufmerksam gemacht. Neben der Gründung eines bundesweiten Verbandes und mehreren Regionalinitiativen wurde
eine Informations- und Austauschbörse im Internet sowie eine Anlaufstelle für studentische Belange in den
mit Osteuropa beschäftigten Fächern eingerichtet.
Land, Postleitzahl, Ort
w w w. i o s - n e t z . d e
Was haben wir bereits getan ?
E-Mail
Postfach 121123
10605 Berlin
Tel.: 0049-30-450 86 715
[email protected]
durchaus mit Exotischem beschäftigen dürfen. Gleichzeitig wollen wir eine breitere Öffentlichkeit für
osteuropäische Themen interessieren.
Straße, Hausnummer
IOS (e.V.) Initiative
OsteuropaStudierender Deutschland
Vorname, Name
Was wollen wir ?
Wir wollen, dass Osteuropaforschung und -lehre auf dem bisherigen hohen Niveau bestehen bleibt.
Wir wollen die Ausbildung qualifizierter Kräfte auch in Zukunft gesichert sehen. Wir wollen nicht, dass
unsere Fachrichtungen von der Landkarte verschwinden. Wir wollen zwar keine Exoten werden, uns aber
Anrede (Herr, Frau, evtl. Titel)
Wir sind Studierende und Graduierte von osteuropabezogenen Studienrichtungen aus ganz Deutschland, denen der Erhalt und die Qualität der Hochschulausbildung in ihren Fachbereichen am Herzen liegt.
MitOst e.V. – Mitgliedsantrag
Wer sind wir ?
wie und an wen sie ihren Beitrag im jeweiligen Land bezahlen können.
[email protected]
w w w. a s b i e n s . o r g
Warum der russische Verlag, der das georgische Kochbuch herausgegeben hat, ausgerechnet auf das Matterhorn
kommt, lässt sich wahrscheinlich nur dadurch erklären, dass man einfach eine hübsche Bergansicht aus dem
Internet genommen hat. Ob das nun ein Schweizer Berg ist oder eine Ansicht aus dem Kaukasus – merkt doch eh
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LEKTORENPROGRAMME
In Zusammenarbeit von
MitOst e.V., den
Lektorenprogrammen und
dem Theodor-Heuss-Kolleg
der Robert Bosch Stiftung
Europa machen!
Praxishandbuch für ehrenamtliche Projekte
und Initiativen
Wie wird aus einer visionären Idee ein konkretes Projekt? Wie erstellt
man einen Kostenplan, verfasst eine Presseerklärung? Welche Wege
gibt es im Dschungel von Visabestimmungen und Antragsformularen?
Zahlreiche Projektleiter aus den deutschsprachigen Ländern und MOE
geben in diesem Praxishandbuch ihre Erfahrungen weiter.
- Projektmanagement von A wie Antragsteller bis Z wie
Zuwendungsbestätigung
- Praxistipps für Einsteiger und Fortgeschrittene
- mit vielen Beispielen, Checklisten und Kopiervorlagen
- aus dem Erfahrungsschatz jahrelanger interkultureller Projektarbeit
Bestellung
zum Preis von 15 EUR pro Exemplar zzgl. Versandkosten bei:
MitOst-Geschäftsstelle, Schillerstr. 57, D - 10625 Berlin
Tel.: +49 - (0)30 – 31 51 74 70
g e s c h a e f t s s te l l e @ m i t o s t . d e
Vorschau auf die nächste Ausgabe
des MitOst-Magazins
(erscheint im Herbst 2003):
Schwerpunkt der nächsten Ausgabe ist der Auslandsaufenthalt –
ein Thema, das die meisten MitOstler betrifft, schließlich waren bzw.
sind viele hüben oder drüben. Wir wollen uns dabei u.a. mit folgenden Fragen beschäftigen: Studienaufenthalt im Ausland – was bringt’s?
Warum als Lektor ins Ausland gehen? Auswandern – ja oder nein?
Heimweh – ist es zu Hause doch am schönsten? Wieder zurück –
fremd im trauten Heim?
Beiträge, Vorschläge, Lesermeinungen und Fotos bitte an:
[email protected] oder per Post an die Geschäftsstelle.
Wir möchten an dieser Stelle die Projektleiter dringend bitten, uns
rechtzeitig interessante Materialien zu den Projekten zu schicken.
[email protected]
Wegweiser zu neuen
Märkten
kostenloses Probeheft
Senden Sie Ihre Rückantwort bitte an:
OST-WEST-CONTACT, Regenskamp 18, D-48157 Münster
Tel.: 0251 - 92 43 09-0, E-Mail: [email protected]
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Bankeinzug
OST-WEST
C O N T AC T
Das Wirtschaftsmagazin für
OST-WEST-KOOPERATION
Fax-Nummer 0251 –92 43 09-99
Mitglieder aus Deutschland bitten wir, uns aus Kosten- und Organisationsgründen folgende (jederzeit widerrufbare) Einzugsermächtigung zu erteilen.
Ja, schicken Sie mir bitte
ein kostenloses Probeexemplar der Wirtschaftszeitschrift
OST-WEST-CONTACT und Ost-Ausschuss-Informationen
die Anzeigenpreisliste
Ich erteile dem MitOst e.V. ab sofort bis auf Widerruf die Berechtigung
Firma
zum Einzug meines jährlichen Mitgliedsbeitrags von meinem Konto bei der
Bank, Ort
BLZ
MitOst e.V.
Abteilung
Geschäftsstelle
Schillerstraße 57
Herr/Frau
Straße
www.owc.de
D -10627 Berlin
Kontonummer
Kontoinhaber/-in
Datum, Unterschrift
PLZ
Ort
Telefon
Fax
Datum
Unterschrift
e-mail
OWC Verlag für Außenwirtschaft GmbH
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03.09.2003
12:56 Uhr
Seite 48
Gintaras Grajauskas
Der Lyriker Gintaras Grajauskas wurde1966 geboren. Er studierte Jazz am Konservatorium
Klaipeda und ist seit 1994 Literaturredakteur bei der Tageszeitung „Klaipeda“. Daneben ist er Sänger
und Bassgitarrist der Jazzband „Rokfeleriai“. Bisher sind von Grajauskas vier Gedichtbände
erschienen. Seine Gedichte wurden ins Englische, Deutsche, Schwedische und Polnische übersetzt
Die Gedichte wurden im Rahmen des MitOst-Workshops
„Übersetzen litauischer Kurzprosa“ ins Deutsche übertragen. Der
Workshop fand vom 19. bis 25. Mai 2002 in Nidda/Litauen statt.
herzlich
wenn wir tatsächlich herzlich wären
würden wir nicht länger von herzlichkeit reden
im allgemeinen würden wir weniger reden
oder ganz schweigen
wenn wir tatsächlich herzlich wären,
würden wir sagen: „unherzliches beileid“
oder „mit unherzlichen grüßen“.
„unherzlich Ihr –
Grajauskas“
im allgemeinen würden wir viel weniger reden
lakonisch
würden wir nicht fragen: wie lebt es sich, wie geht’s?
würden geradeaus fragen, wie steht’s mit dem sterben?
und herzlich antworten: danke, gut.