Reisebericht South Luangwa - Fotos aus dem südlichen und
Transcrição
Reisebericht South Luangwa - Fotos aus dem südlichen und
Reisebericht South Luangwa Sambia macht es seinen Naturfreunden wirklich nicht leicht! Wer einen der großen, tierreichen Nationalparks mit eigenem Fahrzeug besuchen möchte, muss eine lange Anfahrt auf oft fürchterlichen Pisten in Kauf nehmen. Wir lassen uns für die Strecke ab Lusaka zwei Tage Zeit. Schon an der großen Luangwa-Brücke beginnt das Abenteuer. Die dekorativ an Ständen ausgestellten Korbwaren verführen uns zum Anhalten. Gegenüber werden aufgeklappte, getrocknete Fische aus dem Fluss angeboten. Wir haben Hunger, suchen uns einen aus und lassen ihn über dem Feuer warm machen. In Zeitungspapier gewickelt tragen wir ihn zum Auto, fahren ein paar hundert Meter weiter und parken auf einem freien Platz oberhalb des Luangwa, um Lunchpause zu machen. Im Nu sind wir von mindestens zwanzig Kindern umringt, die neugierig unser Auto bestaunen. Wo kommen die nur alle her? Der Fisch ist furchtbar salzig, für uns fast ungenießbar. Wir geben nach wenigen Bissen auf. Was machen wir jetzt damit? Ob die Kinder ihn mögen? Welch eine Frage! Kaum erscheine ich an der Kabinentür, reißen sie mir das „Fresspaket“ buchstäblich aus den Händen. Wie die Geier fallen sie über den Fisch her, stopfen sich die Stücke mit Haut und Gräten in den Mund. Die fettigen Schmutzfingerchen hinterlassen deutliche Spuren an Tür und Kabinenwand. Nichts wie weg hier! Beim Einbiegen auf die Tankstelle von Petauke fliegt uns vom voranfahrenden LKW ein Stein in die Windschutzscheibe. Es knallt wie ein Pistolenschuss. Mist! Jetzt haben wir schon die zweite Macke in der Scheibe! Nach einer Übernachtung auf dem halb fertigen Campingplatz von Petauke und der vergeblichen Suche nach einem funktionierenden Internet Café nehmen wir die letzten 100 km nach Mfuwe unter die Räder. Es ist eine der schlimmsten Pisten des Landes. Die Rüttelei und Schüttelei nimmt kein Ende, der Weg zum Park zieht sich endlos hin. Belohnt für diese Tortur wird man mit dem aufregendsten Park Sambias, mit tollen Tierbegegnungen und einem traumhaften Stellplatz direkt am Fluss im „Crocodile Camp“. Es fängt gleich richtig an. Ich habe gerade noch Zeit, unsere Orangen an der Bar abzugeben, um sie dort vor den Elefanten in Sicherheit zu bringen, da nähern sich schon vier Dickhäuter. Mutter „Schiefzahn“ (ein Stoßzahn zeigt nach hinten) mit Junior und zwei weiteren Familienmitgliedern inspiziert den Platz. Sie gehen dicht an den Fahrzeugen vorbei, und man sollte darin oder dahinter in Deckung gehen. Wenn sie Obst oder Zitrusfrüchte riechen, können sie schon mal ihre Stoßzähne als Dosenöffner benutzen und Fahrzeug oder Fenster kaputtmachen, um an die begehrten Leckerli zu kommen. Die gegenüberliegende Seite des Luangwa gehört zum Nationalpark. Im September, gegen Ende der Trockenzeit, ist der Wasserstand im Fluss schon recht niedrig. Große Gruppen Flusspferde drängen sich an den tieferen Stellen. Ihre durchdringenden, grunzenden Rufe klingen uns Tag und Nacht in den Ohren. Auf den Sandbänken im Fluss sonnen sich dicke Krokodile mit weit aufgesperrtem Maul. Störche, Reiher, Gänse und Ibisse versammeln sich an den Ufern. Bunte Bienenfresser und Eisvögel statten den Sträuchern am Steilhang kurze Besuche ab. Ein Waran huscht vorbei. Auf der anderen Seite des Flusses erscheinen mehrere Kudu-Weibchen, sichern nervös nach allen Seiten und nähern sich zum trinken dem Wasser. Es könnten ja Löwen in der Nähe sein. Der South Luangwa N.P. hat angeblich die größte Löwendichte aller Parks des südlichen Afrika. Man kann also stundenlang mit Fernglas im Camp verbringen, es wird viel Unterhaltung geboten. Bis zu viermal täglich bekommen wir Elefantenbesuch. Manchmal sieht man sie von weitem durch den Fluss kommen. Gerne plantschen sie ausgelassen im tieferen Wasser, bevor sie den Steilhang zum Camp erklimmen, um Früchte von den hier wachsenden Bäumen zu ernten. Trotz der brütenden Hitze von 42° bleiben wir eine ganze Woche und unternehmen fast täglich Ausflüge in den Park. Der Eintrittspreis von 75 $ (zwei Personen á 30 $ und das Fahrzeug für 15 $) ist zwar recht happig, gilt aber für 24 Stunden, so daß man einmal nachmittags und am nächsten Tag vormittags reinfahren kann. Die Wege im Park sind mit Allrad gut befahrbar. Die Landschaft ist mit Wäldern, freien Ebenen, Flussufern und Lagunen sehr abwechslungsreich. Schon auf der ersten Rundfahrt treffen wir auf das 18köpfige Löwenrudel, dem wir in den nächsten Tagen täglich begegnen werden. Nachdem sie in der Nacht ein komplettes Zebra verspeist hatten, liegen sie nun am frühen Morgen mit dicken Bäuchen faul herum und lassen sich die ersten Sonnenstrahlen auf den Pelz brennen. Wir haben gerade noch Gelegenheit, ein paar schöne Fotos zu schießen, dann wird es den Katzen zu heiß und sie ziehen sich in den Schatten der Büsche und Bäume zurück. Am nächsten Morgen ist die Großfamilie schon wieder erfolgreich gewesen. In einer Senke dicht beim Fluss haben sie einen Büffel zur Strecke gebracht. Diese Fleischmenge wird wohl alle satt machen und ein Weilchen vorhalten. Die Sicht auf die noch fressenden Katzen ist durch Zweige verdeckt. Mehrere Geier warten schon in der Nähe. Auch wir üben uns in Geduld, während alle anderen Autos weiterfahren. Unsere Ausdauer wird belohnt. Wie auf Kommando verlassen alle Löwen die Büffelreste und bauen vor uns eine Straßenblockade auf, indem sie sich wahllos verstreut auf der sandigen Piste niederlassen. Die Jungtiere legen sich hechelnd auf die Seite, ihr Bauch ragt in die Luft, als ob sie einen Fußball verschluckt hätten. Mäuler und Pfoten sind noch blutverschmiert. Den absoluten Superhit erleben wir jedoch ein paar Tage später, als wir einige Weibchen der Gruppe auf einer großen Wiese nördlich des Hauptwegs antreffen. Zwei Löwinnen nähern sich unserem Fahrzeug, beschnüffeln die Radkästen und lassen sich in unserem großen Schatten nieder. Dann steht eine von ihnen auf, bleibt einen halben Meter neben dem offenen Fahrerfenster stehen, schaut hinein, setzt sich dann nieder und berührt neugierig den Außenspiegel mit der Pfote. Gerhard hätte ihr über den Kopf streicheln können! Stattdessen schaut er recht misstrauisch. Ich sitze auf der sicheren Seite und könnte mich wegschmeißen vor Lachen. Zum Glück werden wir fotografiert und bekommen die Bilder später zugeschickt! Natürlich sind wir nicht nur wegen der Löwen im Park. Außer Nashörnern kommen hier alle Großtiere vor. Wir treffen auf Elefanten, Giraffen und Zebras, Büffel und viele verschiedene Antilopen. Ein Südafrikaner gibt uns die GPS-Koordinaten seiner WildhundeSichtung. Nach einigem Suchen finden wir die seltenen Tiere tatsächlich an der angegebenen Stelle im sandigen Flussbett. In einer von Entengrütze bedeckten Lagune weiden mehrere Hippos die Wasseroberfläche ab. Ihre Mäuler und Rücken sind von dem grünen Krümelzeug bedeckt, als ob sie Moos angesetzt hätten. Der Rest der großen Hippofamilie ruht mitten im See, nur gelegentlich gibt es lautstarke Auseinandersetzungen. Ein schmucker Graureiher benutzt die Hipporücken als Landeplatz und späht nach Fischen, die vom Kot der Fettklopse leben. Vier prächtige Kronenkraniche stolzieren durch giftgrünen Wasserkohl und picken nach Essbarem ein hübscher Farbkontrast! Auf dem Rückweg zum Camp müssen wir mal wieder die Fenster schließen und mit Klimaanlage fahren, denn ein Schwarm Tsetsefliegen hat es auf uns abgesehen. Ich habe wirklich schon genug dicke, heiße, juckende Beulen von diesen Plagegeistern. Im Camp geht es zuerst zur Abkühlung in den Pool. Er ist zwar kaum größer als eine Badewanne, aber doch erfrischend. Als ich abends endlich Zeit zum duschen habe, fällt der Strom aus, und ich stehe im Dunkeln. Mit meiner kleinen Taschenlampe leuchte ich direkt ins Gesicht einer Kröte, die auf einem Querbalken sitzt und mir zuschaut. Der Rückweg zum Auto wird spannend. Inzwischen ist es stockdunkel. Mein funzeliges Lampenlicht reicht nicht weit. Ich möchte ungern in ein Hippo oder einen Elefanten rennen. Na ja, ist noch einmal gut gegangen! Den Abend verbringen wir bei einer Flasche Wein mit unseren netten Münchner Nachbarn. Sie wollen morgen nach Norden weiterfahren und ihre Reise später in Tansania beenden. Wir werden sie im Winter in München besuchen, um Fotos, Erlebnisse und Pläne auszutauschen. Nach so vielen tollen Tierbegegnungen und erlebnisreichen Stunden in diesem netten Camp fällt uns der Abschied nicht leicht. Die gnadenlose Hitze des Luangwatals werden wir allerdings nicht vermissen. So kämpfen wir uns durch Tiefsand und über holprige Pisten zur Grenze nach Malawi vor und freuen uns auf das kühle Bergland und später erfrischende Badetage am See.