Schweißen bleibt stark
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Schweißen bleibt stark
Schweißen und Schneiden PRAXIS © 2008 Carl Hanser Verlag, München www.blechinform.com Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. BRANCHEN-SCHLAGLICHT Schweißen bleibt stark Trotz Verschiebungen hin zu mechanischen Fügeverfahren stehen die Zeichen beim Schweißen auf Wachstum. Wer am Milliardenmarkt partizipieren will, muss die Boombranchen kennen – und aus der Technikpalette mit Sachverstand wählen können. ren.« Außer der Wirtschaftlichkeit und der guten Automatisierbarkeit sieht er als entscheidenden Vorteil gegenüber den mechanischen Verfahren wie Clinchen oder Stanznieten, dass »die in der Regel ausreichende einseitige Zugänglichkeit zur Verbindungsstelle alle Mittel der konstruktiven Gestaltung offen hält«. Allerdings gibt er zu » Heute und mit Sicherheit in der bedenken: »Heute führen aknäheren Zukunft wird es tuelle Anforderungen zu komplexen Fertigungsmethotechnisch keine breite Alternative zum den, die meist nicht mehr von Schweißen geben« einem Verfahren allein geleistet werden können. Somit erDR. REINHARD NIEMEYER, Geschäftsführer Oerlikon Schweißtechnik geben sich zunehmend Syner- HAT DAS SCHWEISSEN gegenüber mechanischen Fügetechniken an Boden verloren? Aussagen wie »Wir dringen jetzt in die Sphäre der crashrelevanten Strukturen ein« von Dr. Wolfgang Pfeiffer, Geschäftsführer des Clinch-Spezialisten Tox Presso- technik in Weingarten, mögen diesen Eindruck erwecken. Doch das Schweißen ist so breit aufgestellt, dass ein kleines Absatztal auf einem Gebiet von Absatzhöhen auf einem anderen kompensiert wird. Die allgemein große Nachfrage auf dem Metallsektor tut ihr Übriges. »Heute und mit Sicherheit in der näheren Zukunft wird es technisch keine breite Alternative zum Schweißen geben«, ist Dr. Reinhard Niemeyer überzeugt, Geschäftsführer von Oerlikon Schweißtechnik in Eisenberg. »Thermisches Schweißen ist und bleibt eine feste Größe in der Metallbearbeitung. Schließlich ist es schon aus der Perspektive der Wirtschaftlichkeit den meisten mechanischen Fügeverfahren überlegen.« Wolfgang Lattner, Spartenleiter Schweißtechnik bei Fronius im österreichischen Wels-Talheim, räumt trotz deutlicher Fortschritte Marktverschiebungen ein: »Die mechanischen Verfahren gewinnen an Bedeutung. Der BLECH InForm 3/2008 Grund dafür sind einerseits steigende Qualitätsanforderungen und andererseits der Mangel an professionellen Schweißern.« Ulf Jenter, er ist Leiter Schweißen und Schneiden bei der Westfalen AG in Münster, sieht zwar auch die Mechaniker in starker Positi- »Wegen des Booms im Maschinenbau nimmt das Marktvolumen derzeit überall zu« ULF JENTER, Leiter Schweißen und Schneiden bei der Westfalen AG on (»derzeit boomen Werkstoff-Kombinationen, die nicht schweißbar sind«), hält aber Schweißverfahren in vielen Bereichen der Industrieproduktion für unverzichtbar. Jenter: »Und das wird auch so bleiben.« Die Nase vorn beim Fügen hat das Schweißen auch nach Meinung von Torsten Lischke, Geschäftsführer des Hamburger Schweißspezialisten Dinse: »Das Schweißen nimmt nach wie vor eine Schlüsselposition in der modernen Fügetechnologie ein. Wegen seiner Vielseitigkeit ist es zu Recht das am häufigsten eingesetzte Fügeverfah- gieeffekte aus dem Einsatz verschiedener Fügeprozesse, die das Schweißen ergänzen.« Schweißtechnik ist ein Milliardenmarkt »Wegen des Booms im Maschinenbau nimmt das Marktvolumen derzeit überall zu«, registriert Ulf Jenter von der Westfalen AG. »Europa- und weltweit dürfte dieser Trend anhalten«, prognostiziert er.« Wie groß ist das Marktvolumen eigentlich zurzeit? Dr. Niemeyer von Oerlikon beziffert den weltweiten Umsatz, der 2007 47 © 2008 Carl Hanser Verlag, München www.blechinform.com Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. PRAXIS Schweißen und Schneiden mit Schweißtechnik erzielt wurde, auf 18 Milliarden Euro. »Das Volumen des deutschen Marktes wird auf etwa 1 Milliarde Euro geschätzt«, so der Geschäftsführer. möglichst Terrain von den ›Mechanikern‹ zurückgewinnen. Klaus Blome, Marketing-Manager bei Esab in Solingen, verweist auf die Eignung des Schweißens zum Fügen hochfesten Stahls: »Sicher werden in der Praxis viele Verbindungen mechanisch erzeugt. Das Schwei» Heute führen aktuelle Anforderungen zu ßen jedoch ist nach wie vor ein komplexen Fertigungsmethoden, die unverzichtbares Fügeverfahren – ganz besonders für hochfesten meist nicht mehr von einem Verfahren Stahl. Und daran wird sich allein geleistet werden können.« auch in Zukunft wenig ändern. So haben schon viele unserer TORSTEN LISCHKE, Geschäftsführer Dinse wichtigsten Kunden die Vorteile Zum Potenzial, das dieser Markt noch immer bietet, äußert sich Ulf Jenter: »Beim Maschinen- und Anlagenbau stehen weiter alle Zeichen auf Wachstum.« Er sieht das Laserschweißen als den Gewinner: »Die Anlagen sind erheblich günstiger als noch vor Jahren und die Schweißleistung ist deutlich höher als bei den klassischen Schweißverfahren.« Wolfgang Lattner von Fronius ergänzt: »Das größte Wachstumspotenzial befindet sich in den Nischen der Schweißtechnik, wo neue Schweißverfahren gänzlich neue Fertigungsmethoden ermöglichen.« Rolf Stumpp, Geschäftsführer von Rehm in Uhingen betont die regionale Komponente: »Überall, wo eine Infrastruktur aufgebaut wird, gibt es ein großes Wachstumspotenzial, zum Beispiel in den Schwellenländern Russland, Chi- i na und Indien, auch in Osteuropa.« Torsten Lischke von Dinse verweist auf eine Besonderheit im Schweißmarkt: »Die einzelnen Applikationen entwickeln sich unterschiedlich. Für » Überall, wo eine Infrastruktur aufgebaut wird, gibt es ein großes Wachstumspotenzial, zum Beispiel in Russland, China und Indien« ROLF STUMPP, Geschäftsführer Rehm die Branche ist es üblich, dass bestimmte Schweißverfahren über Jahre stark anwachsen, dann jedoch ebenso stark abfallen.« Kurzfristig sieht er das größte Wachstum beim Handschweißen, jedoch werde »die Automatisierung und die erhöhte Anpassungsfähigkeit gerade im mittleren Kundensegment immer interessanter.« Mit Innovationen wollen die Hersteller ihre Marktposition halten und HERSTELLER Dinse G.m.b.H 22419 Hamburg Tel. 0 40/6 58 75-0 Fax 0 40/6 58 75-2 00 www.dinse-gmbh.com Oerlikon Schweißtechnik GmbH 67304 Eisenberg Tel. 0 63 51/4 76-0 Fax 0 63 51/4 76-4 02 www.oerlikon.de Esab GmbH 42655 Solingen Tel. 02 12/2 98-0 Fax 02 12/2 98-2 18 www.esab.com Rehm GmbH & Co. KG Schweißtechnik 73066 Uhingen Tel. 0 71 61/30 07-0 Fax 0 71 61/30 07-20 www.rehm-online.de Fronius International GmbH A-4600 Wels-Thalheim Tel. 00 43/72 42/2 41 10 10 Fax 00 43/72 42/4 78 25 www.fronius.com Westfalen AG 48155 Münster Tel. 02 51/6 95-0 Fax 02 51/6 95-1 94 www.westfalen-ag.de 48 der neuen unverkupferten MAG-Massivdrähte erkannt.« Laserschweißen ersetzt Nieten im Flugzeugbau Wolfgang Lattner, Fronius: »Unser CMT-Prozess unterstützt den Anwender dabei, sehr dünne Materialien präzise, spritzerfrei und reproduzierbar zu verbinden.« Dinse-Chef Torsten Lischke verweist auf den Flugzeugbau: »Das Nieten als das Standardverfahren zum Verbinden von Außenhaut und Stringern wurde durch das Laserschweißen substituiert. Die konzentrierte Energieeinbringung ermöglicht hohe Geschwindigkeiten bei minimalem Verzug. Deutliche Kostensenkung, ein niedriges Strukturgewicht sowie das gute Korrosionsverhalten qualifizieren das Schweißen für diese Anwendung.« Wo auch immer das Schweißen gewählt wird – Rolf Stumpp von Rehm nennt die Basis für den Erfolg: »Nötig ist immer eine sehr großes schweißtechnisches Wissen, ein breites Anwendungswissen und die Beherrschung der Verfahren.« ■ fp Dokumenten-Nummer für diesen Artikel @ unter www.blechinform.com: BF100563 © Carl Hanser Verlag, München BLECH InForm 3/2008