DRM-Empfänger im Selbstbau
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DRM-Empfänger im Selbstbau
HOCHFREQUENZ DRM-Empfänger im Selbstbau Digitalradio für 500 kHz bis 22 MHz Von Burkhard Kainka Mit diesem Projekt stellt Elektor als wahrscheinlich erste ElektronikZeitschrift einen preiswerten DRM-Empfänger für den Selbstbau vor, der den Empfang des neuen digitalen Rundfunks in MP4-Qualität mit geringem Aufwand ermöglicht. Die Abstimmung erfolgt digital über eine RS232-Schnittstelle vom PC aus, der über die Soundkarte das 12kHz-Ausgangssignal des Empfängers erhält und auch die Demodulation und MPEG-Dekodierung übernimmt. 14 Elektor 3/2004 HOCHFREQUENZ Seit dem 15.12.2003 ist der als Digital Radio Mondial (DRM) bezeichnete digitale Rundfunk auf Mittelwelle und Kurzwelle in eine neue Phase getreten. Die Codierung wurde auf MP4 umgestellt und bietet damit einen noch besseren Klang. Für alle Leser, die nun mit wenig Aufwand DRM hören wollen, wurde dieser einzigartige Empfänger entwickelt. Ziel der Entwicklung war ein Empfänger mit guter Empfangsleistung, der aber trotzdem ganz ohne Abgleichpunkte auskommt. Es werden keine speziellen Spulen oder Drehkondensatoren benötigt, sondern nur gut erhältliche Festinduktivitäten. Dies kommt all jenen entgegen, die mehr in der digitalen Elektronik zu Hause sind und weniger in der HF-Technik. Kein Abgleich, keine speziellen Messgeräte - ein sehr einfacher Software-Abgleich reicht aus, um Toleranzen in den Oszillatorfrequenzen auszugleichen. unter. An seinem Ausgang liegt daher ein DRM-typisches Gemisch von modulierten Trägerfrequenzen, die zusammen das Audiosignal als digitalen Datenstrom übertragen. Dieses DRM-Spektrum, ein Frequenzgemisch mit einer Bandbreite von 10 kHz, wird an die Soundkarte des PCs angeschlossen (Line-Eingang, bei schwachem Signal auch Mikrofoneingang). Die Soundkarte digitalisiert das Signal, und ein DRM-Empfangsprogramm, das als Herzstück einen DRM-SoftwareDemodulator/Dekoder enthält, sorgt sowohl für die Demodulation des DRM-Signals als auch für die MPEG4-Dekodierung des empfangenen Datenstroms. Das Audiosignal steht dann in Stereo-HiFi-Qualität am Ausgang der Soundkarte zur Wiedergabe über die (PC-)Lautsprecher zur Verfügung. Wie DRM selbst funktioniert, insbesondere die Signalkodierung und Übertragung, wurde in Elektor 12/02 beschrieben [1]. Genau ein Jahr später konnten Sie in Elektor 12/03 [2] bereits lesen, wie Sie DRM (Digital Radio Mondiale) mit Hilfe des Elektor-DDS-Generators selbst empfangen und über Ihren PC/Notebook dekodieren können. Auch für den hier vorgestellten Selbstbau-DRMEmpfänger wird eine DDS verwendet. Als Hintergrund- beziehungsweise Grundlagen-Information sind beide Artikel sehr zu empfehlen. Wie das Bockschaltbild (Bild 1b) zeigt, wird das Signals eines DRMSenders zwei mal gemischt: Das erste Mal mit einer variablen Oszillatorfrequenz (Abstimmung) auf eine feste Zwischenfrequenz (ZF) von 455 kHz, und das zweite Mal mit einer festen Oszullatorfrequenz von 467 kHz, um das 455-kHz-ZF-Signal auf Doppelsuper PC Eingang Soundkarte RS232 DRMEmpfänger 030365 - 1 - 12a Bild 1a. Der DRM-Empfänger hat zwei Verbindungen mit dem Computer: Eine zur seriellen Schnittstelle für die Abstimmung und eine zum Eingang der Soundkarte für die Decodierung des DRM-Signals. 12 kHz herunter zu mischen. Diese Anordnung nennt man bei Empfängern „Doppelsuper“ im Gegensatz zum „Einfachsuper“, bei dem der zweite Mischer fehlt. Der erste Mischeroszillator ist ein so genannter „Synthesizer“, das ist ein Oszillator, dessen Frequenz digital eingestellt wird. In unserem Fall ist es ein DDS-Oszillator (DDS = Direkte Digitale Synthese) mit einer Frequenzeinstellung über eine RS232-Schnittstelle, die mit der COM-Schnittstelle des PCs verbunden ist. PC COM1 COM2 RS232 Eingang Soundkarte DRM-Interface Eigentlich kann man den Empfänger auch als DRM-Interface für den PC betrachten. Wie Bild 1a zeigt, hat der DRM-Empfänger zwei Verbindungen mit dem Computer: Über die RS232-Schnittstelle erhält der Empfänger die digitale Steuerinformation für die Abstimmung des Empfängers auf die Frequenz des gewünschten DRM-Senders. Am Ausgang des DRM-Empfängers liegt im Gegensatz zu einem normalen Radio kein Tonsignal, das man über Verstärker und Lautsprecher oder Kopfhörer hören kann. Der DRM-Empfänger mischt das Signal des DRM-Senders quasi auf eine Zwischenfrequenz von 12 kHz her- 3/2004 Elektor Synthesizer Antenne 15895 kHz 455 kHz 12 kHz 455 kHz 455 kHz 15440 kHz 12 kHz 467 kHz 467 kHz 030365 - 1 - 12b Bild 1b. Blockschaltbild des DRM-Empfängers, der das Signal eines DRM-Senders als Doppelsuper zuerst auf eine Zwischenfrequenz von 455 kHz und dann auf 12 kHz heruntermischt. 15 HOCHFREQUENZ Die Schaltung kerstufe mit einem BF494 (T2) hebt den Pegel um ca. 20 dB an, bevor das Signal dem zweiten Mischer zugeführt wird, einem passiven FETMischer mit einem BF245 (T4). Der zweite Oszillator wird durch einen Keramikresonator CSB470 stabilisiert, der um drei kHz auf 467 kHz gezogen wird. Das resultierende 12- Das Blockschaltbild lässt sich im Schaltplan (Bild 2) gut wiederfinden. Der DDS-Oszillator mit IC2 liefert sein Signal über T1 an den ersten Mischer (MIX1), einen Dioden-Ringmischer. Die Zwischenfrequenz von 455 kHz durchläuft ein steilflankiges Keramikfilter (Fl1) mit 12 kHz Bandbreite. Ein ZF-Verstär- kHz-ZF-Signal durchläuft ein einfaches Bandpassfilter und wird noch einmal mit zwei Opamps (IC3) um 20 dB verstärkt und gepuffert, bevor es am Ausgang für den Anschluss an die PC-Soundkarte bereitsteht. Am wichtigsten für guten DRMEmpfang ist die Phasenreinheit des Mischeroszillators. Hier erfüllt unser +5V L2 10µH C4 5V 100n 2 IC1.B 7 RTS 4 3 TXD 8 6 1 4 15 DVDD AVDD SDATA 7 10 5 1 FS ADJ 2 R1 AGND 5 13 BF494 0V4 100n 11 12 PSEL0 DGND 100n IC5 C7 10 PSEL1 REFOUT C1 3k9 SUB D9 3µH3 FSELECT REFIN 3 100n L1 MCLK 1 +5V T1 0V5 AC 1V2 DC 14 IOUT C8 3V IC2 AD9835 6 8 100n 16 COMP FSYNC IC1.C 9 100n SCLK 9 8 4 DTR R4 C3 180Ω 6 C2 3 1 R2 R3 C5 C6 15p 15p 330Ω 1 R5 36Ω IC1.A 1 680Ω K1 8 C25 5 100n +5V R7 4V8 100Ω XTAL R8 C12 50MHz 4µ7 2k2 4 16V 2V3 ANT CFW455F TUF-1 1 100k R6 MIX1 K2 2 4 T2 C11 1 C9 5 Fl1 100n L3 2 1n8 3 4 BF494 0V7 C10 100µH 3n3 3 +5V R9 100Ω R10 R15 16V C17 C14 100n 220k R11 C21 2V4 560k 4µ7 2k2 C13 16V 4 3 3k3 IC3.A 7 C22 470n 2V4 ZF 12kHz 1n 560k R16 C18 100k 1k 470p 6 27k BF245C R13 5 IC3.B R17 BC 548C R12 C16 1 2 T4 470p K4 2V4 C19 R14 T3 1n CSB470 4µ7 220k 100n C15 X1 8 IC3 2V4 R18 C20 4n7 IC4 K3 D1 +5V 7805 9V IC1 = MC1489 IC3 = LM358 1N4001 C23 C24 14 IC1 100n 100n IC1.D 7 13 1 11 030365 - 11 Bild 2. Die Schaltung des DRM-Empfängers zeichnet sich durch die PC-gesteuerte Abstimmung eines DDS-Oszillators und durch zwei pegelfeste Mischer aus. 16 Elektor 3/2004 HOCHFREQUENZ T R3 C4 C6 C10 R2 C1 C2 C8 R7 C12 R1 C25 MIX1 T1 R5 R6 C9 FL1 C11 IC1 L1 IC2 H3 L3 C7 C3 K2 R4 H4 C5 1 R8 C22 H2 030365-1 T4 T3 T2 C20 R17 R18 C19 R16 R14 K4 IC3 R15 H1 K3 C15 X1 R12 D1 C24 C23 C14 C17 R13 R9 K1 R11 R10 L2 C13 T IC5 C18 IC4 C16 C21 Bild 3. Die Platine ist doppelseitig beschichtet und durchkontaktiert. Beim Bestücken muss man die Anschlüsse der Bauteile im HF-Schaltungsteil unbedingt möglichst kurz halten. Stückliste IC3 = LM358 N IC4 = 7805 Widerstände: R1 = 3k9 R2 = 680 Ω R3 = 330 Ω R4 = 180 Ω R5 = 39 Ω R6,R13 = 100 k R7,R9 = 100 Ω R8,R10 = 2k2 R11 = 220 k R12 = 1 k R14 = 3k3 R15,R16 = 560 k R17 = 27 k R18 = 220 k IC5 = 50-MHz-Quarzoszillator, 8 oder 14 DIP Kondensatoren: C1...C4 = 100 n SMD 1208 C5,C6 = 15 p C7,C8,C11,C14,C17,C23,C24,C25 = 100 n, 5 mm Rastermaß C9 = 1n8, 5 mm Rastermaß C10 = 3n3, 5 mm Rastermaß C12,C13,C21 = 4µ7/16 V stehend C15,C16 = 470 p C18,C19 = 1n, 5 mm Rastermaß C20 = 4n7, 5 mm Rastermaß C22 = 470 n Induktivitäten: L1 = 3µH3 L2 = 10 µH L3 = 100 µH Bezugsquellenhinweis: Halbleiter: D1 = 1N4001 T1,T2 = BF494 T3 = BC548C, BC549C, BC550C T4 = BF245C IC1 = MC1489 N IC2 = AD9835 BRU (Analog Devices) 3/2004 Außerdem: K1 = 9-polige Sub-D-Buchse, gewinkelt, für Platinenmontage K2 = 2 Lötnägel K3 = Netzgerätebuchse für Platinenmontage K4 = Kabel mit 3,5-mm- Mono- oder Stereo-Klinkenstecker MIX1 = TUF-1 (Mini-Circuits) FL1 = CFW455F (455-kHzKeramikfilter, Bandbreite 12 kHz) X1 = CSB470 (470-kHzKeramikresonator) Serielles Kabel (für RS232), 1:1Verbindung mit Stecker und Buchse (kein Null-Modem-Kabel, keine gekreuzten Adern!) Platine** EPS 030365-1* Diskette mit PC-Software** EPS 030365-11* * siehe Service-Seiten in der Heftmitte und www.elektor.de ** Software und Platinen-Layout auch als Download unter www.elektor.de/dl/dl.htm Elektor Wie bei den meisten Elektor-Projekten sind die Bauteile und ein kompletter Bauteilsatz bei der Geist Electronic Versand GmbH erhältlich (www.geistelectronic.de). Einzelne Bauteile und Spezial-ICs wie den AD9835 BRU liefert auch Segor electronics (www.segor.de). Als fertig aufgebaute und getestete Platine ist der DRM-Empfänger bei der AK-Modul-Bus GmbH zu bekommen (www.ak-modul-bus.de). DRM-Empfänger höchste Ansprüche: Der DDS-VFO bringt ein extrem phasenreines Oszillatorsignal. Die ebenfalls sehr wichtige Großsignalfestigkeit des Signalwegs wird durch die verwendeten Mischer garantiert. Entsprechend sind die Ergebnisse: An einer Langdrahtantenne werden Störabstände bis über 30 dB in der DRM-Software erzielt, was sonst nur sehr teure Empfänger schaffen. Diese guten Resultate lassen sich trotz der vereinfachten und abgleichfreien Auslegung der Schaltung erzielen, weil einige Eigenschaften, die beim konventionellen AM-Empfang wichtig sind, bei DRM keine so große Rolle spielen. Der Dynamikbereich der PC-Soundkarte ist zusammen mit der DRM-Software groß genug, um die üblicherweise vorkommenden Pegelunterschiede von bis zu 30 dB problemlos zu verarbeiten. Das erspart uns eine ALC (automatische Verstärkungsregelung). Eine hohe Empfindlichkeit ist für DRM ebenfalls nicht erforderlich. Sehr schwache DRM-Signale (unter etwa 10 µV) lassen sich auch bei höherer Gesamtverstärkung nicht besser empfangen, weil der tatsächliche Störabstand bei der großen Bandbreite von 10 kHz nicht ausreicht. Mehr Verstärkung würde nur das Rauschen anheben. Im Versuchsbetrieb hat sich auch gezeigt, dass der Empfänger ohne abgestimmten Vorkreis auskommt. Zum einen liegt die Spiegelfrequenz im Abstand von 910 kHz (2 x 455 kHz) nämlich fast immer außerhalb benachbarter Rundfunkbänder, und zum anderen werden Störsignale vom DRM-Decoder erstaunlich gut toleriert. Falls erwünscht, kann natürlich eine Antenne mit Preselector verwendet werden. Über den Bau solcher Antennen informiert ein getrennter Artikel. Normalerweise reicht aber eine einfache Langdrahtantenne mit einer Länge zwischen 3 m und 10 m, die möglichst frei aufgehängt und direkt mit dem Mischereingang verbunden wird. Details Der Antenneneingang mit einer Impedanz von ca. 50 Ω ist breitbandig direkt mit dem Dioden-Ringmischer TUF-1 verbunden. Der Mischer setzt das Signal niederohmig auf 455 kHz um. Der TUF-1 ist für einen Frequenzbereich von 2 MHz bis 600 MHz ausgelegt. Tatsächlich kann man jedoch auch unter 2 MHz arbeiten, wobei die Eingangsimpedanz sinkt und einen stark induktiven Anteil bekommt. In der Praxis arbeitet der Empfänger jedoch auch noch im Mittelwellenbereich bis herab zu 500 kHz zufrieden stellend. Am Ausgang des Ringmischers liegt ein breitbandiges Anpassglied für 455 kHz. Die Impedanz wird über einen Resonanzkreis mit 17 HOCHFREQUENZ kapazitiver Anzapfung etwa im Verhältnis 1 zu 10 hochgesetzt und passt dann zum Eingangswiderstand des Keramikfilters CFW455F mit ca. 1 kΩ. Hier ist keine große Genauigkeit nötig, da auch die tatsächliche Antennenimpedanz meist höher als 50 Ω liegt. Der Schwingkreis mit einer Festinduktivität 100 µH wird bei geringer Güte (Q < 10) betrieben, so dass die Bandbreite über ca. 50 kHz liegt und die Toleranz der Bauteile unkritisch ist. Man braucht daher keinen Abgleich der Spule. Trotzdem trägt der Anpasskreis zur Weitabselektion des ZF-Filters bei. Das Filter CFW455F hat eine Bandbreite von 12 kHz, wobei 10 kHz für DRM gefordert werden und etwas mehr nicht schadet. Tatsächlich ist etwas mehr Bandbreite sogar wichtig, um etwas Spielraum bei Frequenzabweichungen des zweiten Oszillators zu haben. Wenn der zweite Oszillator nicht genau auf 467 kHz, sondern zum Beispiel auf 467,5 kHz schwingt, verschiebt sich die erste ZF auf 455,5 kHz. Die Software muss dann den ersten Oszillator um 500 Hz höher abstimmen. Am Ende erscheint aber wie gefordert ein Signal von 12 kHz. Die leicht verschobene erste ZF passt immer noch durch das ZF-Filter. So konnte ein teurer Spezialquarz im zweiten Oszillator vermieden werden. Der zweite Oszillator auf 467 kHz verwendet stattdessen einen preiswerten Keramikresonator CSB470. Die Frequenz wird durch die große Kapazität des Oszillators (C15 und C16) um 3 kHz nach unten gezogen und erreicht eine maximale Abweichung von etwa 1 kHz. Auf das ZF-Filter folgt eine einzelne ungeregelte 20-dB-Verstärkerstufe (T2). Da keine Vorverstärkung oder Mischverstärkung vorliegt und das ZF-Filter eine zusätzliche Signaldämpfung bewirkt, sind die Signalpegel so klein, dass eine Übersteuerung ausgeschlossen ist. Der JFET BF245 (T4) arbeitet als passiver FETMischer wie ein HF-Schalter, der das Signal im Takt des Oszillators kurzschließt. Der Vorteil ist neben der Einfachheit ein großer Dynamikbereich. Der Mischer verarbeitet Signale bis über 100 mV ohne erkennbare Verzerrungen. 030365-1 (C) ELEKTOR DDS-Abstimmung Der DDS-VFO mit einem AD9835 von Analog Devices wird ohne Mikrocontroller direkt über die RS232-Schnittstelle angesteuert. Ein Leitungsempfänger MC1489 ist für die Pegelanpassung zuständig. Das Taktsignal von 50 MHz erlaubt einen theoretischen Abstimmbereich bis 25 MHz. Praktisch werden jedoch die Ausgangssignale nahe dieser Grenze zu schwach, so dass nicht viel mehr als 24 MHz eingestellt werden sollte. Ein einfaches Tiefpassfilter (C5, L1, C6) mit einer Grenzfre- 18 Bild 4. Die Bestückungsseite der im Elektor-Labor getesteten Musterplatine. Die durchgehende Kupfer-Massefläche ermöglicht kurze Masseverbindungen. Elektor 3/2004 HOCHFREQUENZ fängers erlaubt. Die Inbetriebnahme des Empfängers ist im Textkasten „Schritt für Schritt“ beschrieben. Beim ersten Start von DRM.exe muss die verwendete serielle Schnittstelle angegeben werden. Die vorgegebene Einstellung ist COM1 und kann zum Beispiel in COM2 verändert werden. Diese Einstellung wird mit der Schaltfläche „Save Setup“ zusammen mit anderen Parametern in der Datei Init.txt gespeichert und beim nächsten Start des Programms automatisch geladen. Sobald die (serielle) Verbindung korrekt erzeugt wurde, kann über den Schieberegler (oben im Fenster, siehe Bild 6) die Empfangsfrequenz mit einer Auflösung von 1 kHz eingestellt werden. Mit den Pfeilen am Rand erreicht man Schritte von 1 kHz, ein Klick in die Fläche neben dem Schieber bewirkt Schritte von 10 kHz. Bild 5. Das nur im SMD-Gehäuse erhältliche DDS-IC wird zusammen mit vier SMD-Kondensatoren auf der Platinenunterseite bestückt. Kalibrierung quenz von ca. 24 MHz sorgt für eine ausreichende Oberwellendämpfung. Eine zusätzliche Verstärkerstufe garantiert eine genügend starke Ansteuerung des Mischers. Analog Devices bietet eine große Zahl unterschiedlicher DDS-Schaltkreise, darunter auch einige mit höherer Taktfrequenz. Der AD9835 wurde jedoch gewählt, weil er relativ preiswert und leicht erhältlich ist (zum Beispiel als Lagertyp bei Segor electronics oder bei Geist-Electronic). Die niedrige Zwischenfrequenz Eine Frequenzkalibrierung ist erforderlich, weil beide Oszillatoren des Empfängers gewisse Toleranzen besitzen und nicht hardwaremäßig abgeglichen werden. Als Erstes soll die genaue Frequenz des zweiten Oszillators (nominell 467 kHz) ermittelt werden. Dazu stellt man zuerst die Empfangsfrequenz Null ein (Schieber oben im Fenster ganz nach links) und startet die DRM-Software (Anmerkung: im Folgenden wird das Programm „DRM Software Radio“ des Fraunhofer IIS verwendet, man kann aber ebenso „Dream“ einsetzen – siehe Textkasten „Decoder-Software“). Am Empfänger ist noch keine Antenne angeschlossen. Im Spektrum (Bild 7) erscheint nun eine einzelne Linie, die dadurch entsteht, von nur 455 kHz führt dazu, dass die VFO-Frequenz nur wenig über der Empfangsfrequenz liegt. Die obere Grenze der VFO-Frequenz ist nicht scharf definiert, sondern die VFOAmplitude nimmt oberhalb 20 MHz einfach kontinuierlich ab. Daher konnte zum Beispiel auch die DWStation auf 21780 kHz in Trincomalee (Sri-Lanka) noch empfangen werden. Zur Einstellung der Empfangsfrequenz wurde ein PC-Programm “DRM.exe” entwickelt, das auch die notwendige Kalibrierung des Emp- Schritt für Schritt Beim Anschluss des DRM-Empfängers an den PC geht man wie folgt vor: 1. RS232-Verbindung über 1:1-Kabel herstellen 2. Ausgang des Empfängers über abgeschirmtes NF-Kabel mit dem Line-Eingang der PC-Soundkarte verbinden 3. Stromversorgung des Empfängers einschalten 4. DRM-Software starten und Soundkarte als Quelle und Ziel wählen 5. Volume-Control-Fenster (das mit den Schiebereglern) auf dem Bildschirm öffnen (durch Doppelklick auf das Lautsprechersymbol unten rechts auf dem Windows-Desktop - oder über Programme/Zubehör/Unterhaltungsmedien/Lautstärkeregelung) 6. Unter „Optionen – Eigenschaften“ bei „Lautstärke regeln für“ Aufnahme auswählen 7. Für den verwendeten Eingang („Line-In“ oder „Microphone“) Häkchen setzen und OK anklicken 8. Im jetzt erscheinenden Fenster beim gewählten Eingang Lautstärke einstellen 9. Wieder zurück zu „Optionen – Eigenschaften“ gehen und jetzt Wiedergabe auswählen. Alle Eingänge ausschalten (Häkchen entfernen) bis auf den verwendeten Eingang (normalerweise Wave). Die beiden linken Regler verwenden um die Lautstärke der PC-Lautsprecher einzustellen. 10. Für die Abstimmung auf einen Sender Programm DRM.exe starten. 3/2004 Elektor Bild 6. Das Windows-Programm DRM.exe für die Abstimmung des Empfängers. 19 HOCHFREQUENZ dass der erste Oszillator genau auf die Zwischenfrequenz abgestimmt ist. (Anmerkung: Wenn der Empfänger erst nach dem Starten der Software eingeschaltet wurde, ist die Linie erst zu sehen, nachdem der Schieber ein klein wenig bewegt wurde. Ist die Linie trotzdem nicht zu sehen, ist das Eingangssignal möglicherweise zu klein, dann den Mikrofoneingang der Soundkarte verwenden. Das Rauschen des Empfängers muss eigentlich unten im Bild gerade zu sehen sein. Es kann auch sein, dass die Linie außerhalb des Bildes liegt. Listing 1 Bild 7. Kalibrierung der Zwischenfrequenz, hier mit dem Programm DRM Software Radio (Version 2.034). Auszüge aus dem VB-Programm Const XTAL = 40000 Const IF1 = 454.3 Private Sub output(Data) TXD 0 Delay 0.1 DTR 1 ‘ CE Delay 0.1 BitValue = &H8000& For n = 0 To 15 If (Data And BitValue) > 0 Then RTS 0 Else RTS 1 Delay 0.1 TXD 1 ‘ clock Delay 0.1 TXD 0 Delay 0.1 Delay 0.1 BitValue = BitValue \ 2 Next n Delay 0.1 DTR 0 Delay 0.1 End Sub Private Sub LO(freq) HScroll1.Value = freq Label1.Caption = Str$(freq) + “ kHz” Dim frg As Long Dim freqLo As Long Dim freqHi As Long Dim Daten As Long freq=freq+IF1 ‘add IF1 frg=Int(freq/XTAL* 4294967296#) freqHi=frg\&H10000 freqLo=frg-freqHi*&H10000 freqLoL=freqLo And &HFF freqLoH freqLo\&H100 freqHiL=freqHi And &HFF freqHiH=freqHi \ &H100 output &HF800& ‘Reset ‘4 Bytes to FREQ0 output(&H3000& + freqLoL) output(&H2100& + freqLoH) output(&H3200& + freqHiL) output(&H2300& + freqHiH) output &H8000& ‘Sync output &HC000& ‘Reset end End Sub Dann den Schieber so weit verstellen, bis die Linie sichtbar wird). Der obere Schieber im Bereich Setup muss nun so eingestellt werden, dass die Linie genau im Zentrum des Spektrums steht. Das Ausgangssignal des Empfängers beträgt dann exakt 12 kHz. Beim Musteraufbau ergab sich die korrekte Einstellung bei 466,4 kHz, das heißt, der zweite Oszillator hatte eine Abweichung von 600 Hz nach unten, die von nun an durch eine gleich große Abweichung des ersten Oszillators ausgeglichen wird. Der Einstellbereich der Kalibrierung beträgt +/- 2 kHz Im zweiten Schritt muss die Abweichung des Mutteroszillators ausgeglichen werden. Der Quarzoszillator mit 50,000 MHz hat eine Grundtoleranz von +/- 100 ppm, also 100 Hz pro MHz, so dass die tatsächliche Abweichung bis zu 5 kHz bei 50 MHz betragen könnte. Bei einer Empfangsfrequenz um 10 MHz würde sich die Abweichung mit 1 kHz auswirken. Für den Abgleich schließt man eine Antenne an und sucht sich einen starken AM-Sender im Kurzwellenbereich (Abstimmen mit dem oberen Schieberegler in DRM.exe). Alle Rundfunksender liegen in einem hochgenauen 5 kHzRaster und können als Frequenznormal verwendet werden. Bild 8 zeigt das Spektrum eines AM-Senders bei 6085 kHz. Der untere Schieberegler muss nun so eingestellt werden, dass der Träger des Senders genau im Zentrum steht. Theoretisch müsste nun der erste Kalibrierschritt wiederholt werden, dann der zweite und so weiter. In der Praxis ist dies jedoch nicht nötig, weil sich die geringe Abweichung des Mutteroszillators im Bereich der Zwischenfrequenz nur zu etwa 1 % auswirkt. Bei einer festgestellten Abweichung von 1 kHz bei 50 MHz beträgt der Fehler bei 455 kHz nur etwa 10 Hz. Die DRM-Software verlangt aber lediglich eine absolute Genauigkeit von +/- 500 Hz. Nach der Kalibrierung der Oszillato- Bild 8. Ein AM-Sender als Frequenznormal. 20 Elektor 3/2004 HOCHFREQUENZ Quarzoszillator mit 60 MHz einbaut, der kann hier die neue Frequenz eintragen. Decoder-Software Zum Betrieb des DRM-Empfängers ist neben der Abstimmsoftware DRM.EXE (Download von der Elektor-Site www.elektor.de) auch ein Softwaredecoder erforderlich. Der Anwender hat die Wahl zwischen zwei Produkten. Das DRM Software Radio des Fraunhofer IIS in der Version 2.034 kann zu einem Preis von ca. 60 Euro online über www.drmrx.org bezogen werden. Die Bezahlung erfolgt über Kreditkarte. Die Download-Information und ein Softwareschlüssel kommen per Email. Die neue Programmversion unterstützt den neuen DRMStandard auf der Basis von MP4, der am 15.12.2003 eingeführt wurde. Fast alle Kurzwellen-DRM-Stationen senden inzwischen in Stereo und erreichen mit dem Programm eine hervorragende Klangqualität. Das Open Source Projekt DREAM von Volker Fischer und Alexander Kurpiers vom Institut für Kommunikationstechnologie der Universität Darmstadt liegt inzwischen in der Version 1.0 vor. Das Programm wird nur als C++ Quelltext (http://sourceforge.net/projects/drm/) angeboten, weil die Autoren fremde Komponenten verwendet haben, die man sich bei den jeweiligen Herstellern laden soll. Das Projekt kann für Windows oder für Linux kompiliert werden. Wer nicht mit einem C++ Compiler vertraut ist, ist auf die Hilfe eines freundlichen Mitmenschen angewiesen, der ihm die Dateien kompiliert. DREAM_V1.0 ist mittlerweile eine ernst zu nehmende Alternative zum DRM Software Radio geworden. Das Programm läuft absolut stabil und benötigt weniger Rechenleistung als die ersten Versionen. Inzwischen ist auch der Empfang von Bildern möglich, und das Programm kann ein Log-File mit Empfangsergebnissen schreiben. DREAM ist sehr tolerant in Bezug auf die Frequenzlage des DRM-Basisbands und scannt den gesamten Bereich zwischen 0 und 24 kHz. Als zusätzliche Betriebsart ist der analoge AM-Empfangsmodus wählbar. Der DRM-Empfänger ist damit auch für den klassischen Rundfunk auf Lang-, Mittel- und Kurzwelle verwendbar. In einer der nächsten Ausgaben werden wir noch einmal auf die Software-Decoder zurückkommen. Die DRM-Programme eignen sich für alle Windows-Versionen ab Windows 98 (also 98, 2000, NT und XP). ren sollte man nicht vergessen, die Setup-Daten zu speichern, damit sie beim nächsten Start wieder zur Verfügung stehen. Übrigens werden auch noch andere Daten gespeichert. Dazu gehört die aktuell eingestellte Frequenz. Das Programm beginnt also beim nächsten Start genau dort. Auch alle Stationstasten können mit eigenen Frequenzen belegt und in der Setup-Datei gespeichert werden. Übrigens kann die Datei auch mit einem Texteditor bearbeitet werden. Wer also gegen alle gut gemeinten Ratschläge seine DDS übertakten will und einen Ansteuerung mit VB Die Ansteuerung der Abstimmung durch den PC eröffnet zahlreiche Möglichkeiten, wie zum Beispiel mit Stationsnamen beschriftete Speichertasten oder eine timergesteuerte Anwahl bestimmter Wunschprogramme. Außerdem lässt sich die DDS auch für Messzwecke einsetzen. Um den Tatendrang der Leser nicht zu behindern, wird die Ansteuerung der DDS hier an einem einfachen Visual-Basic-Beispiel erläutert. Bild 9 zeigt die Oberfläche des Beispielprogramms. Es verwendet einen Schieberegler, Stationstasten und zwei editierbare Wunschfrequenzen. Eine für den Benutzer ausführbare Kalibrierung wurde nicht vorgesehen und die Kalibrierung stattdessen über Konstanten im Programm durchgeführt. Listing 1 zeigt die beiden entscheidenden Prozeduren des Programms. Mit output (Data) werden jeweils 16 Bits in ein Register des AD9835 geschrieben. Die Prozedur LO berechnet die Frequenz und die erforderlichen Registerinhalte des DDS-Bausteins. Die Ausgangsfrequenz wird durch einen 32-BitWert eingestellt, wobei ein Schritt 50 MHz/232 = 0,01164 Hz beträgt. Die Zuordnung der Register und ihre Adressierung im oberen Teil des 16-bit-Steuerworts wird im Datenblatt des Bausteins genau erläutert. Das Programmbeispiel zeigt die entscheidenden sieben Registerinhalte zur Einstellung einer Frequenz. Ein Frequenzwert wird auf vier Bytes aufgeteilt, die in vier Teilregister übertragen werden. Oben im Quelltext des Programms findet man zwei Konstanten, die angepasst werden müssen, um die Frequenz zu kalibrieren. Die notwendigen Daten erhält man aus dem fertigen Anwenderprogramm zum Empfänger. XTAL = 50000 steht für die genaue Frequenz des Quarzoszillators. IF1=455 legt die Zwischenfrequenz fest. Bei einer festgestellten Frequenz von zum Beispiel 466,3 kHz beträgt die Zwischenfrequenz 466,3 kHz – 12 kHz = 454,3 kHz. Die Ansteuerung der RS232 verwendet ein BAS-Modul, das bereits in [3] vorgestellt wurde. (030365-1)e Bild 9. Die Oberfläche des Visual-Basic-Beispielprogramms zur Steuerung der Abstimmung. 3/2004 Elektor Literatur: [1] H. Weber, Digital Radio Mondiale, Elektor 12/2002, S. 62 [2] B. Kainka, DRM im Selbstversuch, Elektor 12/2003, S. 66 [3] B. Kainka, Elektronik am PC, Visual Basic in der Praxis, Elektor 2002 [4] Kainka/Schneider, DRM-Empfangspraxis, Franzis 2004 21