Gute Nachbarn dicke Freunde
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Gute Nachbarn dicke Freunde
A www.snsr.nl Gute Nachbarn dicke Freunde Endlich An der Hogeschool van Arnhem en Nijmegen studieren rund 30.000 Studenten, wovon fast 2.100 einen ausländischen Ausweis haben. Mit rund achtzig verschiedenen Nationalitäten ist hier an der HAN ungefähr die ganze Welt vertreten. Größtenteils wird die internationale Gruppe durch die deutschen Studenten geprägt. 1453 deutsche Studenten sind bei der HAN eingeschrieben, verteilt über alle Fakultäten. Bei der Fakultät ‘Gedrag Gezondheid en Maatschappij’ sind die meisten Deutschen eingeschrieben, wobei Physiotherapie (94), Logopädie (191) und vor allem Sozialpädagogik (725) die Top 3 der beliebtesten Studiengänge bilden. Obwohl viele deutschsprachige Studenten sehr gut Niederländisch sprechen, erscheint es uns interessant, diese Gruppe in einer Sonderausgabe der Zeitschrift Sensor einmal genauer zu betrachten. Warum studieren sie hier? Wie gefällt es ihnen? Was sind die Unterschiede mit zu Hause? Und was ist mit den deutschen Mitarbeitern? Wie ist das deutschsprachige Unterrichtsangebot? Neuigkeiten, Hintergründe, Reportagen, Leidenschaft und Diskussionen. Viel Spaß! Han Geurts Chefredakteur B Das ist eine besondere Ausgabe von Sensor, einem unabhängigen Magazin von der Hogeschool van Arnhem en Nijmegen für und über deutsche Studenten der Hochschule. redaktion- kontakt Nijmegen, Kapittelweg 33, Zimmer A3.11 (024) 353 03 90 Arnhem, Ruitenberglaan 29, Zimmer 3.19 (026) 369 12 40 www.snsr.nl, [email protected] postanschrift Postbus 6960, 6503 GL Nijmegen realisierung Kees-Jan van Oorsouw Han Geurts Redaktion Sensor redaktion Han Geurts, Redaktionsleiter (024) 353 03 88 Herman van Deutekom, Stellvertretender Redaktionsleiter (026) 369 12 40 Renée Jenniskens, (024) 353 03 92 Olga Helmigh, (026) 369 12 16 Sander Arink (024) 353 03 89 Raïssa Soeter (024) 353 03 89 Els Sanders, redactie-assistent Arno Jans Praktikant mitarbeiter Claudia Fitsch Ruud Kroes redaktionsrat G. Hendriks (Vorsitzender), W. Sips, P. Freriks, M. Nederhoed, E. Cuppen, J. Straten en J. van Rijt übersetzung: Jutta Schmitz (Schlussredaktion) Isabel Schwab Henning Meredig Fachschaft Deutsch fotografie Ralph Schmitz, Coos Dam, gestaltung und produktion Communicerende Ontwerpers, Ubbergen 2 Vorwort Liebe Studenten, zuallererst heiße ich Sie herzlich willkommen an unserer Hochschule. Im Namen der Schulleitung wünsche ich Ihnen ein inspirierendes und erfolgreiches Studienjahr. Deutschland und die Niederlande verbindet eine lange gemeinsame Geschichte, was gerade in einer Grenzregion wie der unseren deutlich wird. Deutschland ist der größte Handelspartner der Niederlande, die Grenzregion ist geprägt von intensiven kulturellen und wirtschaftlichen Verflechtungen, sowie grenzübergreifender beruflicher Mobilität. Der Großteil unserer in den Niederlanden geborenen Studenten wird im Arbeitsleben mit deutschen Kunden, Zulieferern und Kollegen in Berührung kommen, und für unsere deutschen Studenten gilt das umgekehrt genauso. Indem wir ein bikulturelles Studienklima schaffen, möchten wir unsere deutschen und niederländischen Studenten optimal auf ihre Zukunft vorbereiten. Die Hochschule von Arnheim und Nimwegen hat sich Internationalisierung auf die Fahnen geschrieben. Die Euregio und die Entwicklung einer ‘euregionalen’, grenzübergreifenden Hochschullandschaft machen einen wichtigen Teil unserer Internationalisierungsstrategie aus. Gemeinsam mit deutschen Firmen und den Arbeitsbereichsgremien verfolgen wir aktuelle wirtschaftliche Entwicklungen und in Zusammenarbeit mit deutschen Hochschulen organisieren wir Forschungs- und Austauschprogramme. Deutsche und niederländische Dozenten unterrichten sowohl die deutschsprachige als auch die niederländischsprachige Variante bestimmter Studiengänge. Einige von Ihnen werden nach dem Studium diesseits der Grenze Arbeit und ihre Zukunft finden – und zwar als ‘euregionale Professionals’, die einen wertvollen Beitrag zum Berufsalltag liefern. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg in Ihrem Studium. Mit freundlichen Grüßen Kristel Baele, Stellvertretende Vorstandsvorsitzende HAN Liebe Studierende, liebe Lehrende, als ich vor jetzt einem Jahr meinen Posten als deutscher Botschafter in den Niederlanden angetreten habe, war es für mich von Anfang an äußerst faszinierend zu sehen, wie intensiv und eng die Beziehungen zwischen den Niederlanden und Deutschland sind. Unsere beiden Länder haben in den letzten Jahren ein einzigartiges, vertrauensvolles und partnerschaftliches Verhältnis in allen Bereichen des nachbarschaftlichen Zusammenlebens aufgebaut. In diesem Rahmen spielt das Engagement der HAN eine bedeutende Rolle. Diese Hochschule ist durch die Vielzahl, zum Teil in deutscher Sprache gelehrten Studienangebote gerade auch für deutsche Studierende äußerst attraktiv. Die große Zahl deutschsprachiger Studierender an der HAN beweist das. Lehrer und Lernende aus Deutschland und den Niederlanden werden so im gemeinsamen Studium miteinander verbunden, mit der jeweils anderen Kultur und Sprache konfrontiert; Grenzen und Hemmschwellen werden im gemeinsamen Lernen immer unbedeutender und fallen schließlich ganz weg. Dass die HAN diese Bemühungen um ein vielfältiges Bildungsangebot und ein internationales Engagement so energisch vorantreibt, verdient höchste Anerkennung. Ganz besonders erfreulich finde ich natürlich, dass dabei Deutschland als Partner zunehmend an Bedeutung gewinnt, dass noch engere Kooperationen mit deutschen Bildungseinrichtungen angestrebt werden und dass auch das Interesse, die deutsche Sprache zu lernen und zu lehren, vermehrt gefördert wird. So freut es mich ganz besonders, dass mir in dieser Sonderausgabe des ‘Sensor’ Gelegenheit gegeben wird, der HAN, ihren Studierenden und ihren Lehrenden für das große Engagement, insbesondere auch bei der Förderung und Vermittlung deutscher Kultur und Sprache im beiderseitigen deutschen und niederländischen Interesse, zu danken und Ihnen für Ihre weitere Arbeit viel Erfolg zu wünschen. Dr. Heinz-Peter Behr Botschafter der Bundesrepublik Deutschland Deutsche Ausgabe 3 Dirndl und Bier Deutschland – die Niederlande. Gute Nachbarn, dicke Freunde – oder? Gut, im Fußball nicht immer. Die niederländischen Männer stehen zur Zeit vor den Deutschen, aber die Frauen.. Und auch wenn man den Fußball ganz beiseite lässt, gibt es noch genug Unterschiede und Klischees. Bratwurst vs. ‘Hollandse stamppot’, Gründlichkeit vs. Zügellosigkeit, Republik vs. Königreich. Disziplin steht lockeren Sitten und Mercedes DAF gegenüber. Das alles sind Unterschiede, mit denen ich gut zurechtkomme. Kurz durchatmen und weiter geht’s. Es gibt jedoch auch einen Unterschied, über den ich immer wieder aufs Neue stolpere, wenn ich damit konfrontiert werde. Einer, der mir ein bisschen zu weit geht, und an den ich mich nie gewöhnen werde. In Deutschland: Große Krüge voll Bier (mit oder ohne Deckel), die von vollbusigen Bayerinnen im Dirndl mit tiefem Ausschnitt gebracht werden. In den Niederlanden: Ein brav gezapftes kleines Bier auf dem Tablett des spindeldürren Obers. Ich habe nichts gegen ein gutes Bier zur rechten Zeit, aber ich muss ehrlich sagen, dass mich so ein schäumender Gerstenmalztsunami weniger anspricht als ein schönes kleines Pils. Denn wie Obelix schon richtig erkannt hat: ‘Die kleinsten sind am besten’. Sorry Bayern. HannaH 4 tigung von äf h sc e sb g n li b e Li Die Unterrichten Sissy Uhrig (40) tsch Beruf: Dozentin Lehramt Deu ‘Manche Leute denken, dass ich übertreibe, wenn ich sage, dass das Unterrichten meine Lieblingsbeschäftigung ist, aber so ist es wirklich. Ich wusste schon früh, dass ich vor der Klasse stehen wollte und bekam nach einem Referat auf dem Gymnasium die Bestätigung: Die ganze Klasse wurde still und meinte einstimmig ‘Wow, du MUSST Lehrerin werden!’. Nach dem Abitur begann ich 1992 an der PH in Heidelberg ein Studium. Nach dem Theorieteil wurde ich nervös. Weil ich nicht sofort in die Schule wollte, arbeitete ich eine Weile als Kinderanimateurin auf griechischen Inseln und den Kanaren. Dabei ging es nicht nur um Spaß, sondern auch darum, den Kindern spielerisch etwas beizubringen. Während dieser Arbeit als Animateurin hatte ich eine Urlaubsromanze mit einem Niederländer, und wir blieben auch danach in Kontakt. Währenddessen schloss ich mein Studium ab. Mein Referendariat absolvierte ich auf einer Schule auf der Schwäbischen Alb in Süddeutschland. Als ich 28 war, beschloss ich, für meine Liebe in die Niederlande umzuziehen. Dort arbeitete ich dann im Bereich der Horeca, aber mir fehlte das Unterrichten sehr. Deshalb begann ich, Niederländisch zu lernen. 1999 Konnte ich auf dem Maaswaal College in Wijchen als Mathelehrerin anfangen. Als der Deutschlehrer die Schule verließ, fragte man mich, ob ich interessiert sei. Aber sicher! Das bedeutete auch, dass ich Praktikanten betreute, die Deutsch auf Lehramt an der HAN studierten. So kam ich in Kontakt mit der HAN, und 2006 boten sie mir eine Stelle als Dozentin für den Lehramtsstudiengang Deutsch an. Ich wollte meine Stelle auf dem Maaswaal College nicht aufgeben, also beschloss ich, auf beiden Schulen in Teilzeit zu arbeiten. Das ist jetzt seit fünf Jahren so. Es frisst viel Zeit, aber ich bin ein Workaholic: Ich genieße es. Vor einigen Jahren hat mich die Zeitung ‘De Gelderlander’ zum ‘Dozent des Jahres’ erklärt. Das ist eine große Ehre! Was ich am Unterrichten am meisten mag? Ich liebe es, wie junge Menschen die Welt sehen und welchen Einfluss ich darauf habe. Ich lerne auch von ihnen. Ich habe mittlerweile übrigens einen anderen Partner, aber ich bin in den Niederlanden geblieben. Das ist jetzt mein Zuhause.’ OH Stell dir vor Philipp Heyermann Philipp (20), Student Ziviltechnik im ersten Jahr Du bekommst ein Jobangebot in Amsterdam Obwohl Amsterdam eine tolle Stadt ist, denke ich nicht, dass ich es annehmen würde. Da ich auch zukünftig in Deutschland wohnen möchte, ziehe ich das Grenzgebiet vor. Weiter als Arnheim fahre ich nicht. Du erfindest eine Maschine Geht auch eine schon erfundene Maschine, von der ich eine neue Version entwerfe? Dann nehme ich einen Audi: noch schneller! Ich liebe Autofahren, aber ich finde es grauenhaft, dass man sich in den Niederlanden ans Geschwindigkeitslimit halten muss. Schon deshalb bleibe ich in Deutschland, haha! Illegales Herunterladen wird von der Regierung gesperrt Ich verstehe es, dass die Leute downloaden, auch wenn es nicht richtig ist. Es wäre etwas anderes, wenn die Preise für CDs und DVDs ein wenig niedriger wären. Erst dann wirkt man dem Downloaden echt entgegen, anstatt Internetseiten zu blockieren. Die Downloader finden dann schon wieder eine andere Möglichkeit. Das ist ein Fass ohne Boden. Angela Merkel kommt zum Essen zu dir Ich liebe einfaches Essen, also wird es wohl einen Teller Spaghetti Bolognese für Frau Merkel geben. Ich möchte mit ihr gern über die Kernenergie sprechen und warum wir diese gerade nicht abschaffen sollten, über das deutsche Bildungssystem, das ich nicht gut finde und über Steuersenkungen. Du darfst etwas an dir selbst verändern Ich wäre gern etwas geduldiger. Vor allem auf der niederländischen Autobahn, haha! Du wählst die beste deutsche Eigenschaft aus Gründlichkeit: Wenn wir eine Idee haben, dann packen wir diese geplant und organisiert an. Darin sind wir ernsthaft, professionell und manchmal etwas zu sehr auf Regeln und Arbeitsverteilung aus, aber es wird richtig gemacht und nicht halb. Wir beenden, was wir beginnen. Es ist 2030 Hoffentlich wohne ich dann mit meiner Familie in einem schönen Haus in Deutschland, habe einen guten Job und genieße mein Leben. Du reist in eine andere Zeit Ich schaue lieber nicht zurück, denn an der Vergangenheit kann man nichts ändern. Von zu viel Nachvorneschauen hat man auch nichts. Eigentlich sollte man im Hier und Jetzt leben. Fertig. B Olga Helmigh Deutsche Ausgabe 5 Sag’s mit.. Kühen! Was macht man, wenn man seine Nachbarn geärgert hat? Man sagt ‘Sorry!’ und schenkt ihnen eine Kuh. Zwar eine äußerst ungewöhnliche Wiedergutmachung, aber so ist es tatsächlich im Konflikt der Studentenvereinigung Trifonius mit dem Stadtbauernhof Presikhaaf in Arnheim geschehen: 1998 war die Unikneipe (später ‘Lokal ‘99’) in der Nähe des Kinderbauernhofs. Ein paar sturzbetrunkene Studenten kamen eines Abends aus der Kneipe und auf die Idee, ein Schaf zu klauen - was missglückte. Um mit dem Bauernhof fortan nicht auf Kriegsfuß zu stehen, schenkte Trifonius ihm kurz darauf eine Kuh. Diese wurde ‘Trifonius’ getauft und hat zehn Jahre lang die Weiden von Presikhaaf erfreut. Jetzt ist sie in wohlverdienter Rente im Sonsbeekpark. ‘Anlässlich unseres zehnjährigen Bestehens wollten wir wieder etwas für den Bauernhof tun’, so Anja Hackfurth, Schatzmeisterin von ‘Lokaal ‘99’. ‘Ein Jahr lang stand ein Sparschein auf unserem Tresen, insgesamt sind um die 600 Euro zusammengekommen. Diesen Betrag haben wir dem Kinderbauernhof gespendet. Darüber haben sie sich riesig gefreut. Weil Trifonius jetzt in Rente ist, wollen sie gerne eine neue Kuh. Also wird bald eine gekauft.’ AJ Messemanagement für Deutsche, Belgier und Niederländer Wundere dich nicht, wenn im kommenden Frühling einige Wochen lang eine Gruppe von Deutschen und Belgiern an der HAN herumläuft. Im dritten Jahr von Small Business and Retail Management wird dann nämlich ein internationales Projekt stattfinden. Studenten der Hochschule München und der Karel de Grote Hogeschool aus Antwerpen werden zwei Wochen lang zusammen mit HAN-Studenten einen Kurs über Messemanagement besuchen. Dieser besteht aus Unterricht, Workshops und Messebesuchen. Die Unterrichtseinheiten über Management, Unternehmergeist und Kommunikation werden abwechselnd von HAN-Dozenten, deutschen und belgischen Dozenten gegeben, Unterrichtssprache ist Englisch. Die Studenten besuchen auch Fachmessen, auf denen Firmen sich vorstellen. Sie bekommen dorthin Aufgaben mit, zum Beispiel Mystery Shopping, Interviews oder Analysen dessen, wie man sich als Firma profilieren sollte. Die Studenten arbeiten zwei Wochen lang in internationalen Gruppen an einem Fallbeispiel, in dem sie einen Messeplan für eine Firma entwerfen. Eine tolle Idee, fand die Europäische Union, die dieses sogenannte ‘Intensive Programme’ über das Erasmusprogramm subventioniert. RJ 6 MODE-BLOG Fashion addict ist der Blog von Kommunikationsstudentin Manon Bruinekreeft. Manon twittert und bloggt den ganzen Tag über Mode – auf Englisch. ‘Ich versuche, etwas Einzigartiges zu schaffen’, sagt sie. Das klappt bestens: Mit tollen Fotos, beispielsweise von seltsam geformten, stelzenartigen Lady-Gaga-Schuhen. Manon ist ‘Insider’ bei der Modezeitschrift Grazia und hat Verbindungen zu Pressebüros; so kommt sie an so manches Accessoire: ‘Einmal bekam ich eine Mail von einem Mann, der mich fragte, ob ich nicht einen Artikel über eine Clutch (Abendtäschchen) schreiben wolle. Ich schrieb zurück, dass ich diese dann aber gerne vorher sehen wolle, und so kam ich an diese Tasche.’ Auch eine silberne Kette mit ihrem Namen bekam sie auf diese Weise. Auf ihre Artikel bekommt Manon viele Reaktionen. Durch ihre Kontakte eröffnen sich ihr manchmal auch besondere Möglichkeiten: ‘Jemand mailte mir, dass sie noch Karten für Plätze in der ersten Reihe bei einer Modenschau von ‘Spijkers en Spijkers’ habe. Ich saß ganz vorne, so konnte ich die Models gut fotografieren und niemand hat mich dabei gestört.’ Fragen kostet nichts Ellen Kaspers ist schon seit Jahren Vertreterin der HAN auf deutschen Studienbörsen. Sie ist damit nicht nur der erste Eindruck, den die potentiellen Studenten von ihrer zukünftigen Hochschule bekommen, sondern auch eine wichtige Informationsquelle. Und wie immer sind die Besucher sehr neugierig. Sie wollen nicht nur wissen, wo Arnheim und Nimwegen eigentlich genau liegen und was sie Studenten zu bieten haben, sie wollen auch alles über ihre zukünftige Hochschule erfahren. Ellen versucht, alle Fragen zu beantworten. Was sind die wichtigsten Fragen, die ihr gestellt werden? Ellen: ‘Die Studenten wollen wissen, was die Unterrichtssprache ist. Ich sage ihnen dann, dass die meisten Studiengänge auf Niederländisch sind, aber dass es auch deutschsprachige Studiengänge gibt, wie zum Beispiel Logopädie und die berufsbegleitenden Studien Kulturelle Sozialpädagogik und Sozialpädagogik. Daneben gibt es eine Anzahl englischsprachiger Studiengänge.’ Zukünftige Studenten erfahren auf Studienbörsen unter anderem, dass Bachelorstudienfänge vier Jahre dauern. Auch die Studiengebühren werden oft erfragt. Studenten aus Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen oder Bremen bezahlen denselben Betrag wie die niederländischen Studenten. Für Studenten, die nicht in diesen Bundesländern oder den Niederlanden wohnen, sind die Studiengebühren höher. Eine wichtige Frage ist auch, was man mit dem niederländischen Abschluss in Deutschland werden kann. Ellen: ‘In 97 Prozent aller Fälle werden die HAN-Abschlüsse anerkannt. Mit fast allen Abschlüssen kann man sogar in ganz Europa arbeiten.’ Was an den deutschen Studenten in den niederländischen Studiengängen auffällt: Sie sprechen ausgezeichnetes Niederländisch. Wie lernen sie die Sprache? ‘Die Studenten müssen Niederländisch auf NT2-Niveau beherrschen, deshalb bietet die HAN einen Intensivkurs an: Einen fünf- oder sechswöchigen Kurs, der im Sommer vor Beginn des Studiums stattfindet.’ RJ SozialpädagogikStudiengang will mehr Zusammenarbeit mit dem Arbeitsfeld In Kleve fand das Symposium ‘Netzwerke und Methoden’ des deutschen Sozialpädagogik-Teilzeitstudiums statt. ‘Mit mindestens 700 Besuchern war es ein großer Erfolg’, stellt Peter Stascheit, Teamleiter der Sozialpädagogik-Abteilung fest. ‘Unser Ziel war die Verbesserung und Vertiefung des Austausches und der Zusammenarbeit zwischen uns und den deutschen Lehranstalten. Vor allem der Markt, wo etwa 150 Studenten ihre Produkte und Ideen Vertretern deutscher Institutionen präsentierten, trug hierzu bei. Wir sehen das als Ansatz für intensiveren Austausch mit dem Arbeitsfeld. Auf diese Weise wird Wissen und Arbeitskontext in der Zukunft verstärkt verbunden werden. So werden Trends im deutschen Sozialbereich bald hoffentlich schneller im Studienauf bau berücksichtigt werden.’ OH e c i v r e S r u o Y At Die Rallye Dakar, die Mutter aller Rallyes, findet derzeit in Südamerika statt und regt noch immer die Fantasie an. Maschinenbaustudent Harmen van Dijk war schon viermal dabei. Er ist im Serviceteam von GINAF Rallye Power und konnte stolz den sogenannten 8x8 Servicetruck bei der technischen Fakultät in Arnheim zeigen. GINAF ist das größte LKWRallyeteam, das an der Rallye Dakar teilnimmt. 2007 wurde es in Rallye Power und Rallye Service aufgeteilt, letzterer ist für die Kontrolle der LKW nach den Etappen zuständig. Harmen ist durch ein Praktikum zu GINAF gekommen und hat seitdem im Servicetruck für notwendige Verbesserungen gesorgt, u. a. durch das Digitalisieren des Ersatzteilbestandes. ‘Das wurde noch schriftlich verwaltet, jetzt machen wir das mit dem Laptop. Bauteile lassen sich jetzt schneller finden, was viel Zeit spart. Das habe ich eingeführt.’ Harmen wäre auch 2012 gerne wieder mit von der Partie bei der Rallye Dakar. HvD Deutsche Ausgabe 7 Besichtigung mit BBQ Studenten-WG’s, die neue Mitbewohner suchen, wählen aus den Reaktionen auf ihre Anzeige auf kamernet.nl nur die allerbesten aus. Diese Glückspilze dürfen dann zum Besichtigungstermin kommen. In Arnheim in der Sonoystraße 4, einen Katzensprung von der HAN entfernt, wohnen nur HAN-Studenten. Jedes Mal, wenn ein Zimmer frei wird, organisieren sie ein ‘Besichtigungsessen’. ‘Wir tun das, weil alle Interessenten so eine faire Chance bekommen. Und es ist praktisch für uns, weil wir uns ein gutes Bild davon machen können, wen wir in unser Haus holen’, sagt Bewohnerin Lisa. Zwei der fünf Zimmer werden frei. Am heutigen Abend kommen fünf Kandidaten, alle sind im ersten Semester und haben noch nie in einem Studentenzimmer gewohnt. Die Bewohner haben keine großen Forderungen, sie wollen einfach jemand, der ein wenig offen ist. Und die deutsche Bewohnerin hätte gerne, dass derjenige Englisch mit ihr spricht. Lisa hat alle Kandidaten gebeten, etwas fürs BBQ mitzubringen. Sobald alle Kandidaten da sind, werden sie zuerst durch das Haus geführt. Sie stellen keine kritischen Fragen, wollen aber alle am liebsten das große Zimmer. Als alle Bewohner da sind, wandern die ersten Hamburger auf den Grill. Eine unangenehme Stille entsteht, bis die Hamburger anfangen zu brennen. Zum Glück gibt es mehr als genug zu essen: Salate, Obst und verschiedene andere Häppchen. Die Studenten erzählen etwas über sich. Die Stimmung ist ein wenig unbehaglich, aber Bewohnerin Jana durchbricht sie, indem sie die Kandidaten fragt, welche Musik sie mögen, ob sie rauchen, ob sie putzen und kochen können (was niemand kann). Sie erklärt, dass es einen Putzplan und eine Haushaltskasse gibt, und dass manchmal alle zusammen essen. Mit der Zeit wird es gemütlicher, letzten Endes wird sogar eine Wasserpfeife hervorgeholt und manche Kandidaten verabschieden sich erst dreieinhalb Stunden später. Danach wird der Abend ausgewertet. OH/RS Bratwurst mit Sauerkraut Oktoberfest? Sounds like a party, müssen sich die Mitglieder der internationalen Studentenvereinigung ISA gedacht haben. Ein Fest in ‘Lokaal ‘99’ musste her - und ein passendes Motto. Das Oktoberfest kommt aus Deutschland, also bitte ein deutsches Motto: Bratwurst und Sauerkraut. Wie viele ausländische Studenten das traditionelle deutsche Gericht tatsächlich probiert haben, ist nicht bekannt, aber das (niederländische) Bier in deutschen Gläsern haben sie sich schmecken lassen. Der Grund für das Fest? ‘Es gibt viele internationale Studenten in Arnheim, die mehr über diverse europäische Kulturen wissen wollen’, erklärt Christina Banken von der ISA. ‘Wir konnten nicht alle nach München reisen, um das echte Oktoberfest zu erleben, also haben wir das Oktoberfest nach Arnheim geholt, samt Lederhosen, Hüten, Bratwürsten und Sauerkraut.’ HvD Was dem Bürger Mut macht Gewalt auf der Straße. Jemand wird angegriffen und du stehst daneben. In den Niederlanden sprechen wir dann vom Problem der sinnlosen Gewalt, in Deutschland von Zivilcourage als möglicher Lösung. Studenten aus dem ersten Jahr des deutschsprachigen Teilzeitstudiums Sozialpädagogik fanden Zivilcourage ein gutes Thema für einen Film, den sie im Rahmen des Faches ‘audiovisuelle Gestaltung’ gemacht haben. In Deutschland wurde kürzlich ein Mann totgeprügelt, der Jugendliche vor ihren Angreifern schützen wollte. Die Studenten arbeiten alle im sozialen Bereich, mit Behinderten. ‘Für diese sind Gewalt und Zivilcourage ein aktuelles Thema. Wenn ihnen auf der Straße etwas passiert, sind sie besonders verletzbar.’, meint Tobias, der in Goch in Deutschland arbeitet. Kommilitonin Anne arbeitet mit verhaltensauffälligen Jugendlichen: ‘Sie werden oft als geborene Täter gesehen’. Marcel arbeitet mit Jugendlichen, die etwas mehr Freiheiten haben und alleine wohnen: ‘Ich kann mir gut vorstellen, dass sie viel Freude daran haben, wenn man einen Film mit ihnen macht’. Der Film wurde ein voller Erfolg. Schon nach sechs Wochen Studium an der HAN schrieb eine Zeitung über den Film und seine Macher. RJ Der Film ist auf www.snsr.nl zu sehen – Suchbegriff ‘Zivilcourage’ 8 Stell dir vor Jill Mertens Jill (19) ist im ersten Jahr auf der Arnhem Business School. Sie kommt aus einem Dorf bei Köln und wohnt seit August in einem Zimmer in Arnheim. Wenn sie ihr Vordiplom besteht, will sie Finance and Control of Logistics studieren. Du musst in Deutschland studieren. Lieber nicht. Ein großer Vorteil am niederländischen System ist das allgemeine erste Studienjahr, in dem man sein Vordiplom macht. In der Zeit kann man entscheiden, in welche Richtung man gehen will. Außerdem muss man einen Teil des Studiums im Ausland absolvieren. Du darfst zehn Minuten lang gratis shoppen. Ich würde nach Düsseldorf gehen, denn dort kenne ich die Geschäfte gut. Ich würde nicht nur teure Dinge mitnehmen, sondern nur solche, die meine Persönlichkeit unterstreichen. Du kannst ein Jahr lang gratis verreisen. Ich würde auf jeden Fall nach Neuseeland gehen, dort ist alles anders. Und Russland würde ich auch nicht links liegen lassen, zumindest nicht Moskau und Sankt Petersburg. Das Land hat eine faszinierende Kultur, über die ich nicht viel weiß. Du darfst sechs Monate lang keinen Sport treiben. Das wäre ein Problem. Ich probiere, ausgeglichen zu sein: Neben dem Studium muss ich auch meinen Körper trainieren. Zu Hause rudere ich, aber weil der nächste Ruderclub in Nimwegen ist, belasse ich es vorläufig bei zweimal die Woche joggen. Du darfst deinen Traumberuf ausüben. Ich würde gerne in London arbeiten, am liebsten bei einer großen internationalen Logistikfirma. London hat ein Flair, das mich sehr anspricht. Du kannst einen Tag lang jemand anders sein. Stephen Hawking und seine Theorien über das Universum beeindrucken mich sehr. Ich würde wirklich gerne wissen, was in seinem Kopf vor sich geht. Wir sind im Jahr 2026. Ich hoffe, dass ich mich dann sowohl beruflich als auch privat niedergelassen habe. Ich hoffe, dass mein Freund und ich dann noch immer zusammen sind. Der Arbeitsplatz muss nicht unbedingt in London sein. München, Berlin oder Neuseeland sind auch möglich. Du darfst einen Tag nochmal erleben. Der Tag, an dem ich meine beste Freundin das letzte Mal sah, bevor sie in die USA ging. Wir hatten einen herrlichen Abend: festlich gekleidet, gutes Essen, Trinken und Feiern. B Olga Helmigh Deutsche Ausgabe 9 Zusammenarbeit in der Euregio Packen wir es an! Viele unserer Studenten haben später mit internationalen Firmen oder Gesetzen zu tun. Wir möchten sie gut darauf vorbereiten. Unsere Lage in der Grenzregion bietet alle Möglichkeiten, ihnen dieses extra Wissen mitzugeben.’ Das Wort hat Kristel Baele, Aufsichtsratsmitglied der HAN. Die Hochschule strebt eine intensivere Bindung mit den Nachbarn in der Grenzregion auf den Gebieten Bildung, Forschung und Zusammenarbeit an. B Han Geurts Schon seit Jahren kommen deutsche Studenten auf das (manchmal sogar deutschsprachige) Bildungsangebot der HAN zurück, zum Beispiel auf Sozialpädagogik und Logopädie. Beinahe 1500 deutsche Studenten machen sich täglich auf den Weg nach Arnheim oder Nimwegen. Aber auch niederländische Studenten reisen für ihre Praktika, Studienfächer oder Projekte in Firmen in die andere Richtung. Konkurrenz? Inzwischen gibt es im Grenzgebiet auch Konkurrenz: Gut und gerne drei neue Hochschulen wurden gegründet. Eine davon ist die Hochschule RheinWaal in Kleve, die im Jahr 2013 5000 Studenten haben möchte. ‘In erster Linie freuen wir uns trotzdem’, sagt Kristel Baele, ‘ihr Angebot konkurriert nicht mit unserem und es ist schön, einen Partner auf der anderen Seite der Grenze zu haben, der, genau wie wir, sein Fach versteht. Außerdem kann ein großes Bildungsangebot in der Grenzregion ein wichtiger Faktor für die Wirtschaft sein. Die HAN und die Hochschule Rhein-Waal haben einen Vertrag auf den Gebieten Fachkentnissensaustausch, Forschung und Vernetzung mit Betrieben unterzeichnet. Eher eine Zusammenarbeit also als Konkurrenz. Straffung Um Geschäfte und Beziehungen mit dem Nachbarland zu straffen, hat Will Bongaerts, Projektleiterin für grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit Deutschland, einen strategischen Plan für die Zusammenarbeit aufgestellt. 10 Kristel Baele Will Bongaerts Dort geht sie auf ein paar Schwerpunkte ein, die schon laufen oder in nächster Zeit aufgegriffen werden sollen, wie z.B. Internationalisierung des Curriculums und der Forschung, sowie struktureller Austausch von Dozenten und Studenten oder auch internationale Studiengänge und Masterstudiengänge. Vor allem auf dem Gebiet des Gesundheitswesens gibt es viele Fragen und somit auch viele Möglichkeiten. Bongaerts: ‘Es laufen bereits viele Projekte, z.B. für die Anerkennung des Master Physician Assistant in Deutschland. Aber denkbar sind auch grenzüberschreitende Krankenpflege, Kulturunterschiede am Krankenbett oder der Gesundheitsbus*. Medizinische Hilfe im Grenzgebiet bei Katastrophen und Unfällen sind noch nicht aufgegriffen worden. Die HAN untersucht jetzt zusammen mit der Universitätsklinik St Radboud Nijmegen und deutschen Hilfsorganisationen, in welcher Form die Hochschule hierzu einen Beitrag liefern könnte. Aber nicht nur im Gesundheitswesen gibt es Chancen: Man denke bei Technik an die Autoindustrie, Nachhaltigkeit und die Umwelt. Oder bei Erziehungswissenschaften an die zweisprachige Lehramtsberechtigung oder das HAN-Sprachenzentrum. Und bei der Fakultät Wirtschaft könnte man mit grenzüberschreitenden Unternehmen und der Tourismusbranche zusammenarbeiten. Im sozialen Sektor – vor allem bei dem Studiengang Sozialpädagogik – gehen viele Studenten nach ihrem Abschluss zurück nach Deutschland. Diese können nach ihrer Rückkehr als Botschafter für die HAN bei ihren Arbeitgebern fungieren. Bei all diesen Punkten kann die Regierung für gute Rahmenbedingungen sorgen, so Kristel Baele. ‘Dabei geht es dann z.B. um grenzüberschreitende Infrastruktur oder um Angleichung der Gesetze. Deutsche Arbeitgeber sind nicht ausreichend mit unserem Bildungssystem vertraut. Sie müssen den Wert unseres Abschlussdiploms anerkennen. Wenn sie diesen Schritt wagen, sind sie meistens angenehm überrascht.’ *Gesundheitsbus = Ein Bus, der Informationsmaterial und Beratung bezüglich der eigenen Gesundheit bereitstellt. Kann ich Familienrabatt bekommen? Deutsche Geschwister an der HAN Klaus Lerch aus Oberhausen hat drei Kinder, die an der HAN International Business and Management Studies studieren. Die Älteste, Carolin (25), hat im März ihr Studium beendet. Robert Lerch (23) ist im dritten Jahr und ist im Moment für sechs Monate in Kalifornien. Anika Lerch (21) ist im zweiten Jahr und wohnt in Arnheim. Ein Gespräch mit einem deutschen Vater und seinen Töchtern. B Herman van Deutekom Wie sind die Geschwister an der HAN gelandet? Klaus Lerch: ‘Durch meine Arbeit kam ich in Kontakt mit der HAN. Die HAN hat damals eine Forschungsarbeit von Studenten anfertigen lassen. Ich war Mitglied der Beurteilungskommission. Ich war beeindruckt von den Studenten und habe dann meiner ältesten Tochter Carolin empfohlen, einen Tag der offenen Tür der HAN zu besuchen. Das hat sie gemacht und aufgrund dieses Besuchs hat sie sich dazu entschlossen, in Arnheim zu studieren. So kamen meine anderen Kinder auch in Kontakt mit der HAN, die sie toll fanden; also sind sie alle drei an der HAN gelandet.’ Anika, hast du auch in Deutschland nach einem Studiengang gesucht? ‘Nach meinem Abitur bin ich zuerst nach Australien gegangen, da ich noch relativ jung für ein anschließendes Studium war. Dort habe ich mein Englisch verbessert, da man das auf deutschen weiterführenden Schulen nicht wirklich gut lernt. Meine Geschwister studierten damals schon an der HAN, also bin ich ein paar Mal mitgegangen und habe dann auch beschlossen, an der HAN zu studieren. Zuerst wollte ich Kommunikation studieren, aber später habe ich doch IBMS gewählt’. Wegen des gemeinsamen ersten Jahres konnte sie den Studiengang leicht wechseln. Gert de Groot, Direktor von International Business & Communication: ‘Das sehen wir öfter. Viele Studenten – vor allem aus Deutschland – waren schon mal längere Zeit im Ausland, bevor sie zur HAN kommen. Sie gehen zum Beispiel ein Jahr in die High School in den Vereinigten Staaten, um ihr Englisch zu verbessern. Mehr als fünfzig Prozent der deutschen HAN-Studenten waren zuerst im Ausland.’ Für einen Deutschen ist studieren in den Niederlanden nach einem Jahr in den USA immer noch weg von zu Hause, aber trotzdem in der Nähe. Und man hat die Möglichkeit, nach zwei Jahren wieder weiter weg zu gehen. Anika: ‘Das waren für mich auch Gründe für die HAN. Nach zwei Jahren kann man im Ausland studieren oder ein Praktikum machen. In Deutschland kann man das auch, muss es aber nicht unbedingt machen. Gut, dass du hier gezwungen wirst, ins Ausland zu gehen.’ Herr Lerch, was halten Sie davon, wenn Ihre Kinder immer wieder ins Ausland gehen? ‘Ich finde das schon problematisch, da ich ein gutes Verhältnis zu meinen Kindern habe; ich kann nicht mal eben kurz in Australien vorbeikommen. Carolin habe ich während ihres Praktikums in Mexiko besucht. Mein Sohn Robert ist im Moment in Los Angeles und geht danach vielleicht nach Mexiko. Ich gebe mein gesamtes Geld für Studiengebühren und Studentenwohnheime aus. Kann ich keinen Familienrabatt bekommen?’, lacht er. Würden Sie anderen deutschen Eltern empfehlen, ihre Kinder in Holland studieren zu lassen? Klaus: ‘Das hängt vom Kind ab. Der Unterricht ist in den Niederlanden besser als in Deutschland, eher praxisorientiert und man wird wesentlich selbstständiger.’ Was ist der große Unterschied zwischen den Bildungssystemen von Holland und Deutschland? Anika: ‘In den Niederlanden liegt der Schwerpunkt bei der persönlichen Entwicklung. Das finde ich sehr wichtig. Du wirst wirklich als Person gesehen, nicht als willkürlicher Student. In Deutschland kennst du deine Dozenten nicht und sie dich nicht, hier kennt jeder jeden. Alles ist sehr persönlich hier, was sehr gut ist. Auch schön, dass man mit den Dozenten so wie mit Freunden sprechen kann. Es gibt wenig Unterschiede, du bist auf Augenhöhe. Du hast keine Angst, etwas zu sagen oder zu fragen.’ Deutsche Ausgabe 11 It’s ! e m i t y part Massenhaft niederländische Studenten besuchen deutsche Clubs, die im Grenzgebiet liegen. Dies sind die populärsten Clubs unter den HAN-Studenten. INDEX ZAK Wo: Schüttorf, Industriestraße 10 Wo: Uelsen, Rudolf-Diesel-straße 14 Eintritt: 6 Euro, für besondere Events und Konzerte etwas mehr Eintritt: Zwischen 0 und 10 Euro, je nach Anlass Areas: Clubdisco (Black music), Goldfish (House & Elektro), Schlagerküche (Schlager und Partyhits), Panic Room (Hardstyle) und VIP Lounges mit verschiedenen Arrangements von 75 bis 200 Euro pro Person. Besonderheiten: INDEX ist bekannt für eine der größten Beach Partys in Europa (mit mehr als 20000 Besuchern) und für die größte Ice Bar der Welt! 3500 Eisblöcke verwandeln die 300 Quadratmeter große Fläche in ein arktisches Kunstwerk. So wurde zum Beispiel ein komplettes Motorrad eingefroren. www.index-icebar.de Twitter: ClubIndex Marketingmanagement-Studentin Chaïmae Zerrad: „Dort spielen oft gute Künstler aus dem Ausland, das ist einer der Gründe, warum ich gerne hingehe. Und obwohl es ein riesiger Club ist, ist immer viel los.“ 12 Areas: Main (Dance und Hardstyle), Glashaus (House und R&B), Extra (Partyhits, ‘80er und ‘90er), Route 66 (Rock), Kneipe (Lounge), Galerie (Cocktails) Besonderheiten: Samstags sind 90% aller Besucher Niederländer! ZAK hat eine VIP-Lounge über dem größten Floor, die nur echte VIP-Gäste betreten dürfen, wenn sie diesen Bereich gemietet haben. Dort gibt es eine exklusive Bedienung. www.zak-disco.de Twitter: DiscoZak Erziehungswissenschaftler Tim Smets: “Ich habe gute Erinnerungen an ZAK. Die meisten durch ROUTE 66, mit gutem Rock. Die Bedienung dort kam manchmal nicht mehr nach mit dem Nachfüllen unserer Getränke.” NEUE LIEBE Wo: Bocholt, Dingdener Straße 174 Eintritt: Zwischen 5 und 10 Euro, je nach Anlass Areas: Ambassador, Plaza, Café Cubana und Bella Vista. Je nach Anlass läuft hier vor allem Elektro, House, Techno und Classics. Besonderheiten: Der Club hat ein schönes, modernes Ambiente mit hipper Einrichtung und tollen Themas wie z.B. “Nur die Liebe zählt”, “Las Vegas Nacht” oder “Nacht der Prozente” (Rabattabend). Mit einer Kapazität von 1000 Besuchern ist der Club jedes Wochenende Treffpunkt für Deutsche und Niederländer, darunter sind viele HAN-Studenten. Um Sneakers und Kapuzen wird hier kein Aufstand gemacht, wohl aber um Streithähne. Die Partypics gibt es wöchentlich auf der Homepage. www.neue-liebe.de Small Business and Retail Management-Student Sven-Erik: “Neue Liebe ist ein schöner Club mit guter Stimmung, den auch viele Niederländer besuchen. Ab und zu sieht man dort auch seltsame Menschen, die seltsame Musik mögen.” Deutsche Ausgabe 13 Stell dir vor Isabel (23) Isa studiert Deutsch, kommt aus Stuttgart und wohnt in den Niederlanden. Ihr Freund ist Niederländer. Sie ist Mitglied der Ausbildungskommission. Das ist eine Art Fachschaft, die die Direktion bei allerlei Fragen über Statuten, Regeln und Studienführer der HAN berät. Du darfst ein niederländisches oder deutsches Fernsehprogramm abschaffen Realityshows wie z.B. Big Brother, weil sie keinen Nutzen haben. Sie sind ‘leer’, nicht unterhaltsam und nicht informativ. Dein größter Wunsch geht in Erfüllung Dann wünsche ich mir, dass es meiner Familie und meinen Freunden gut geht, und dass sie nicht vor ihrer Zeit sterben. Ich bin ein sozialer und sehr emotionaler Mensch. Du bist einen Tag Direktorin der HAN Ich würde die Studenten besser und schneller informieren über Veränderungen und Neuerungen. Außerdem würde ich den kulturellen Austausch zwischen niederländischen und deutschen Studenten fördern. In meiner Klasse sind ungefähr gleich viele niederländische bzw. deutsche Studenten, und wir lernen unheimlich viel voneinander. Du darfst einen deutschen Schlager singen Puh, ich kann nicht wirklich singen. Aber ich habe Gefühl für Musik, früher habe ich Geige gespielt. Wenn ich wählen muss, dann ‘Er gehört zu mir’ von Marianne Rosenberg. Du darfst etwas an den Niederlanden verändern Dann würde ich die PVV wegzaubern. Die Intoleranz, die ganze Ideologie und die negative Grundhaltung finde ich schrecklich. Kopftücher zu verbieten ist Unsinn, die Verteufelung des Islam ebenfalls. Du darfst etwas an dir selbst verändern Manchmal bin ich zu selbstkritisch. Wenn ich dann einen Fehler mache, scheinen die Dinge für mich schwerer, als sie wirklich sind. Du musst dich zwischen Deutschland und den Niederlanden entscheiden. Ich entscheide mich für die Niederlande, weil ich jetzt in zwei Kulturen zu Hause bin und nicht mehr nur in einer. B Ruud Kroes 14 Die kleinen Unterschiede zwischen Niederländern und Deutschen Deutsche essen Sauerkraut mit Wurst, Niederländer sind 'Käsköppe'. Deutsche bauen Sandgräben am Strand, Niederländer... so können wir noch viel aufzählen. Die Klischeevorstellungen, die Niederländer und Deutsche voneinander haben, kennen wir alle. Aber was wissen wir noch nicht voneinander? Welcher Unterschiede auf kultureller oder sozialer Ebene sind wir uns nicht bewusst? Das haben wir Niederländer und Deutsche gefragt, die eine Beziehung miteinander haben. So sind wir auf viel Wissenswertes gestoßen. B Raïssa Soeter, Ruud Kroes, Herman van Deutekom Deutsche Ausgabe 15 Anarchistische ‘ Nur nachmittags Torte ’ Kulturunterschiede wissenschaftlich untersucht Wie groß sind die Unterschiede zwischen Niederländern und Deutschen, und ist es nicht gefährlich, sich gegenseitig in Schubladen zu stecken? Laut Kulturforscher Geert Hofstede sind Stereotypen halbe Wahrheiten. Die Kunst ist, sie sinnvoll einzusetzen und stets zu prüfen, ob sie sich in der jeweiligen Situation als wahr erweisen. Vor langer Zeit, als ich noch jung und unbeschwert in einem Studentenhaus wohnte, erzählte mir eine deutsche Mitbewohnerin, dass 16 es sie ärgerte, dass Niederländer sie auf Partys hin und wieder fragten: ‘Wo ist mein Fahrrad?’ (Eine Anspielung auf das Ende des Zweiten Weltkrieges, als flüchtende deutsche Soldaten den Niederländern ihre Fahrräder abnahmen, Anmerkung der Redaktion). Meine Mitbewohnerin hatte die Nase davon dermaßen voll, dass sie in Deutschland ein gebrauchtes Fahrrad kaufte und es direkt hinter der Grenze dem erstbesten Niederländer in die Hand drückte: ‘Hier hast du dein Fahrrad, und jetzt gib’ Ruhe!’ Der frischgebackene Fahrradbesitzer Fahrradfahrer Ruth Bruggemann, Coach und Beraterin bei VDO, und Vincent van Delft, Künstler, haben sich vor elf Jahren in einem kleinen Dorf auf Kreta gefunden, wie sie selbst es lachend beschreiben. Beide waren mit einer anderen Person im Urlaub, aber mit beiden Freunden war der Urlaub kein großes Vergnügen, aber zwischen Ruth und Vincent funkte es gewaltig. Die letzte Woche auf der griechischen Insel haben sie zusammen verbracht. Ruth musste einige Tage vor Vincent zurück nach Nürnberg reisen. Zu Hause angekommen, bekam sie den Niederländer nicht mehr aus dem Kopf, also beschloss sie, ihn 500km weiter weg auf dem niederländischen Flughafen zu überraschen, auf dem er – an seinem Geburtstag – mit dem Flieger ankommen sollte: ‘Es war das reinste Glücksspiel. Ich wusste nicht, wann sein Flugzeug ankommen würde. Ich wusste überhaupt nichts. Also habe ich früh am Morgen den Zug genommen und zum Glück war sein Flugzeug noch nicht da, als ich ankam.’ ‘Ich habe sie dann einfach mit nach Hause genommen’, erzählt Vincent lächelnd. Nach Beuningen, wo Vincent damals wohnte. Seinen Geburtstag hat er an dem Abend nicht wirklich gefeiert, sein 85 Jahre alter Vater kam mit einer Kiste Bier vorbei. ‘Und dann saß da auf einmal eine deutsche Dame auf der Couch. Mein Vater hat den Krieg noch erlebt.’ Das war anfangs etwas heikel, aber auch Vincents Vater erlag Ruths Charme schnell. Die Niederlande oder Deutschland? Vincent stellte von Anfang an klar: ‘Ich will nicht in Deutschland wohnen’. Also reiste Ruth während des ersten Jahres hin und her. Nach einem dreiviertel Jahr beschlossen die beiden, eine gemeinsame Wohnung in Nimwegen zu suchen. Mittlerweile sind sie zehn Jahre weiter und kennen sich durch und durch. Trotzdem ist es für das Paar schwer zu sagen, ob ein Unterschied kultureller oder persönlicher Natur ist. Ruth findet zum Beispiel, dass Vincents Familienbande viel stärker sind als ihre und Vincent und seine Geschwister ungezwungener miteinander umgehen. ‘Aber ist das jetzt typisch Niederländisch, oder kommt das eher durch die Familie? ‘, fragt Vincent sich. Darüber müssen sie nachdenken. ‘Was auf jeden Fall anders ist, sind die Geburtstagsfeiern’, sagt Ruth ganz entschieden. ‘Hier werden immer Girlanden aufgehängt und Ballons aufgeblasen. Das kenne ich nicht aus Deutschland, dort essen wir nur nachmittags Torte, nicht abends. Das hat mich anfangs ganz schön überrascht.’ Anarchie! ‘Woran Ruth sich auch erst gewöhnen musste, waren die Unmengen an Fahrradfahrern hierzulande.’, ergänzt Vincent. ‘Und die Anarchie! Sie fahren, ohne sich umzuschauen, die Autos werden schon warten. Und das mit kleinen Kindern. Wie schaffen die Mütter das? Vorne auf dem Fahrrad ein Kind, hinten eines, und auch noch eines irgendwo an der Seite.’ Natürlich sind Deutsche für ihre Pünktlichkeit bekannt. Aber dass sie morgens früh beginnen zu arbeiten, ist weniger bekannt. ‘Als ich noch in Deutschland wohnte, habe ich jeden Morgen um halb acht angefangen’, sagt Ruth. Sie hat sich mittlerweile gut an die Niederlande angepasst: ‘Jetzt finde ich halb neun noch früh, haha. Noch mehr Unterschiede? In Deutschland kann man sonntags nicht einfach Wäsche waschen und aufhängen. Oder umziehen, das geht auch nicht.’ Kekse Deutsche wohnen mehr in der Küche als im Wohnzimmer. Schaut man sich Einrichtung und Baustil deutscher Häuser an, fällt einem auf, dass die Küche oft so groß ist, dass die Esszimmergarnitur locker hineinpasst. ‘Wenn Leute zu Besuch kommen, setzt man sich auch in die Küche. Mit Kaffee, Tee und Keksen. Und nicht nur ein einziger Keks, in Deutschland darf man sich ruhig mehrere nehmen.’ Vincent fügt noch hinzu: ‘Was mir immer auffällt, ist, dass Deutsche immer diskutieren wollen. Sie wollen sich in das Thema vertiefen. Niederländer sind da etwas pragmatischer.’ Ruth ergänzt: ‘Trotzdem fehlt mir das ein bisschen. In den Niederlanden will man in der Tat schnell Resultate, hopp hopp. Dabei wäre es manchmal wirklich besser, länger über etwas nachzudenken.’ Stereotypen sind (nur) die halbe Wahrheit blieb mit offenem Mund stehen. Ich denke, dass heutzutage nur noch wenig deutsche Studenten auf niederländischen Partys mit solchen Bemerkungen konfrontiert werden, dennoch spielt die Geschichte weiterhin eine wichtige Rolle in der Beziehung und den Differenzen zwischen Niederländern und Deutschen. Bevor ich diesen Artikel schrieb, fragte ich eine Deutsche aus meinem Bekanntenkreis, was sie an den Niederlanden gerne verändern würden. Markanterweise sagten sie alle dasselbe: Die PVV und Geert Wilders sind so manchem Deutschen ein Dorn im Auge. ‘Wie kann ein einst anscheinend so freundliches und tolerantes Land eine Partei wählen, die so intolerant ist? Und wie ist es möglich, dass diese Partei eine undemokratische Ein-Mann-Partei ist? Das ist in Deutschland undenkbar und sogar gesetzlich verboten!’ Die oben genannten Beispiele beziehen sich auf Kulturunterschiede aufgrund unterschiedlicher historischer Hintergründe. Aber wie groß sind die Kulturunterschiede wirklich? Deutsche Ausgabe 17 ‘Mein Studium ist sehr praxisorientiert’ Jammernde Deutsche und unverschämte Niederländer: Geert Hofstede, der weltweit meistzitierte niederländische Wissenschaftler, hat fünf Bereiche formuliert, in denen sich Kulturen wesentlich voneinander unterscheiden können. In drei dieser Bereiche ähneln sich die Niederlande und Deutschland. Sucht man nach dem Bereich, in dem sich Niederländer und Deutsche am meisten voneinander unterscheiden, dann ist das der Umgang mit Unsicherheit. Typisch für die deutsche Kultur ist das größtmögliche Vermeiden von Unsicherheiten. Eine Umfrage unter Dozenten bestätigt diesen Eindruck. Deutsche Studenten sind bei den niederländischen Dozenten für ihr stetes Nachfragen berüchtigt: Wie 18 muss was erledigt werden, wie muss die Aufgabe interpretiert werden, und so weiter. Deutsche Studenten beschweren sich auch öfter über fehlerhafte Stundenpläne. Wovon sich die niederländischen Studenten wiederum eine Scheibe abschneiden können, ist das Diskussionsvermögen der Deutschen, ebenso wie die Einarbeitung in den Stoff und das theoretische Begründen des eigenen Handelns. Deutsche Studenten schätzen wiederum die niederländische Lockerheit und den entspannten und weniger förmlichen Umgang miteinander, obwohl niederländische Studenten manchmal zu direktes und unhöfliches Verhalten an den Tag legen. Immer auf der linken Spur Kathrin Schneider (24) ist Deutsche und studiert Kreative Therapie in Nimwegen. Über gemeinsame Freunde hat sie Joep Dooper (30, Grafikdesigner) kennengelernt. Sie sind seit zwei Jahren ein Paar, wohnen aber nicht zusammen. Größere Differenzen in ihrer Beziehung, die ihren Ursprung in der niederländischen oder deutschen Kultur haben, können sie nicht nennen. ‘Ich glaube, dass unsere Kulturen einander sehr ähneln. Außerdem ist es schwer zu sagen, ob der Unterschied in der Kultur oder im Charakter liegt’, sagt Kathrin. ‘Aber wenn es um die kleinen Unterschiede geht, fällt mir sofort das Verkehrsverhalten ein. Wir machen in Deutschland manchmal Witze über niederländische Autofahrer: langsam, zu lange auf der linken Spur bleiben, keine Winterreifen.’ Auch Geburtstage werden unterschiedlich gefeiert: ‘Ich bin es gewohnt, selbstgemachten Kuchen mitzubringen. Hier wird das nicht mehr so oft gemacht.’ Was das Essen angeht, gibt es laut dem Paar keine großen Unterschiede: ‘Nur das: Wenn Joep nicht da ist, esse ich warm zu Mittag, weil ich das in Deutschland auch mache.’ Joep hat sich durch Kathrin bereits an Apfelschorle, Spezi und Schnaps gewöhnt. Was fällt ihm sonst an Kathrin noch auf? ‘Manchmal geht sie theoretischer an Dinge heran’. Das findet Kathrin auch: ‘Mein Studium an der HAN ist sehr praxisorientiert, daran musste ich mich am Anfang erst gewöhnen. Ich dachte immer: ‘Wo bleibt denn der Test?’’ Und Joep meint: ‘Ich finde, dass man in Deutschland mehr Respekt vor Autorität und vor Unbekannten hat. Kathrin ist zum Beispiel immer sehr höflich zu Menschen, die sie nicht kennt oder die älter sind. Manchmal fragt sie mich beim Schreiben einer Mail: ‘Muss ich jetzt ‘Geachte’ oder ‘Beste’ schreiben?’ Leistungsorientiert Ein anderer Bereich, in dem sich unsere Kulturen stärker voneinander unterscheiden, wird manchmal feminin-maskulin beschrieben: Die niederländische Kultur ist im Vergleich zu der deutschen eine ‘feminine’ Kultur, in der Werte wie Gleichberechtigung und sorgen für andere zentral stehen. Die deutsche Kultur ist etwas härter, leistungsorientiert und hierarchisch. Eine deutsche Studentin, die ich interviewt habe, wunderte sich darüber, dass ihr niederländischer Dozent einen Doktortitel hatte, diesen aber im Umgang mit seinen Studenten nicht benutzte. Ein Grund für mich als Autor dieses Textes, meinen Titel mal wieder auszupacken. Es ist schließlich nie zu spät, von anderen Kulturen zu lernen. B Dr. Ruud Kroes, Kultur- und Religionspsychologe Deutsche Ausgabe 19 Wie ist es, als Deutsche in den Niederlanden zu ? wohnen und umgekehrt NHA ei zw t ha or ns Se Mitarbeiter befragt. Liselotte de Bruin Drüben @ home 22 in Kranenburg Adresse: Waldstraße , gekauft 2006 nhaus, gebaut 1930 Wohnung: Einfamilie und Sohn , ihr Mann Michael Bewohner: Liselotte Daan (8 Monate alt) Liselotte arbeitet als Dozentin für das Fach Kommunikation für den deutschen Studiengang Kulturelle Sozialpädagogik (Teilzeit). Ihr Mann und sie selbst sind Niederländer, doch Liselottes Deutschstudium war natürlich schon ein Beweggrund für ihren Umzug ins deutsche Grenzgebiet. Dort kann man nämlich für den Preis einer kleinen niederländischen Reihenhauswohnung ein ganze Villa kaufen. Die Wahl fiel also auf jene geräumige Stadtvilla aus den dreißiger Jahren, und damit auch auf ein bisschen ‘deutsches Leben’, das sich immer mehr in Liselottes Leben ausbreitet. Den Anfang machte die traditionelle Begrüßung durch die Nachbarn, schon bald geht Daan hier in den Kindergarten und später wird er auf eine deutsche Schule gehen. Das machen nicht alle hier wohnenden Niederländer so: ‘Das Schulsystem ist anders. Die Kinder gehen von acht Uhr morgens bis halb eins zur Schule und es gilt als selbstverständlich, dass die Eltern bei den Hausaufgaben helfen.’ Blau und Braun sind die Lieblingsfarben von Liselotte. Das ist überall im Haus und auch an ihr selbst zu sehen: Sie trägt ein blau-braunes Kleid und blaue Stiefeletten. Sogar Daan trägt einen blauen Pulli und hat schelmische braune Augen. In vielen deutschen Wohnungen geht die ‘deutsche Gründlichkeit’ zu Lasten der Gemütlichkeit, aber davon kann hier keine Rede sein: Die große und helle Eingangshalle fällt sofort auf. Die gemeißelte Treppe, die zu den drei Schlafzimmern und dem Dachboden führt, ist ein echter Blickfänger. Alle Zimmer sind mit der Eingangshalle verbunden. Man kommt direkt in die große Wohnküche, in der zwei Papageien lautstark Aufmerksamkeit fordern. Man kann dort beim Essen auf einer echten deutschen 20 Esszimmerbank sitzen. Das Ess- und Wohnzimmer haben noch immer ihre fantastischen Zwischentüren aus den dreißiger Jahren. Liselotte findet das Haus allerdings etwas zu verwinkelt: ‘In Kürze haben wir einen Termin mit dem Architekten, und dann schauen wir, ob wir nicht irgendwo eine Wand durchbrechen oder anbauen können’. Die Eingangshalle hat auch eine Hintertür. Dort sieht man, dass das Haus wegen des Kellers etwas höher liegt als der Garten. Den großen Garten erreicht man deshalb über einen Treppenabsatz und eine kleine Treppe . Der Garten war zum Großteil schon beim Kauf so schön, mit Beeten und Bäumen und der Garage in einer Ecke, die Michaels großes Hobby beinhaltet: einen Porsche. Weiter hinten schlängelt sich ein kleiner Pfad durch den Garten, erst an einem gesicherten Teich vorbei, dann hin zu einem brachliegenden Stück Boden mit Sträuchern und wilden Pflanzen. Ein Stückchen weiter locken Wälder und Naturgebiete: ein perfekter Ort zum Aufwachsen für ein Kind. RJ praktikum in israel Zirkus als Bindeglied ‘Im Zirkus können die Kinder viel teilen: Er bietet ihnen eine gemeinsame Sprache und Welt, die jedem offensteht, ganz unabhängig von Herkunft oder Religion.’ 22 Sarah Herr (23) studiert kulturelle Sozialpädagogik. Sie ist im dritten Jahr und absolviert ein zehnmonatiges Praktikum bei ‘Galilee Circus’ in Israel, einem Projekt, das den israelisch-arabischen Dialog in Galiläa (Nord-Israel) fördert. B Raïssa Soeter Vor drei Jahren zog Sarah von Deutschland in die Niederlande, weil das von ihr angestrebte Studium der kulturellen Sozialpädagogik in Deutschland nicht angeboten wurde. Mittlerweile ist sie im dritten Jahr und macht ein Praktikum bei ‘Galilee Circus’ in Israel. ‘Von klein auf habe ich Erfahrungen mit der Zirkuswelt gemacht und aktiv mitgewirkt - sowohl bei Auftritten, als auch im Unterricht’, erzählt Sarah. ‘Ich finde die Idee toll, den Zirkus im sozialpädagogischen Bereich einzusetzen. Ich habe mit verschiedensten Zielgruppen gearbeitet, zum Beispiel mit schwer erziehbaren Jugendlichen, körperlich Behinderten oder Autisten.’ ziel Als Sarah von ‘Galilee Circus’ hörte, war die Sache für sie klar. Der soziale Zirkus hat sich zum Ziel gesetzt, arabische und jüdische Kinder und Jugendliche zusammenzubringen. ‘Im Norden Israels wohnen Araber und Juden getrennt. Sie haben getrennte Dörfer, Städte, Schulen und Tätigkeiten und begegnen einander im täglichen Leben kaum’, erklärt Sarah. Beim Zirkus treffen sich wöchentlich etwa achtzig Kinder aus dem arabischen Dorf Deir al Asad und der jüdischen Stadt Karmiel samt Umgebung. ‘Im Zirkus können die Kinder viel teilen: Er bietet ihnen eine gemeinsame Sprache und Welt, die jedem offensteht, ganz unabhängig von Herkunft oder Religion.’ Sarah spricht weder Hebräisch noch Arabisch, doch die Sprache des Zirkus beherrscht sie. Dank ihrer jahrelangen Erfahrung konnte sie direkt mitarbeiten. Viermal pro Woche gibt sie Unterricht in Duo-Akrobatik, Luftakrobatik und Tanz. Ihre Schüler sind Anfänger und Fortgeschrittene aus verschiedenen Altersgruppen. Sarah hat verschiedene Übungspläne gemacht und ausgeführt, zum Beispiel für Kinder, die zum ersten Mal dabei sind oder sehbehinderte Jugendliche. ‘Das war etwas Besonderes, für sie war es eine viel größere Überwindung, den sicheren Boden zu verlassen und auf etwas zu sitzen oder stehen, was nicht ganz stabil ist.’ Ein anderes großes Projekt war ‘Young Circus Instructors’: Drei Monate arbeitete Sarah mit den älteren Teilnehmern zusammen um diese zu Nachwuchslehrern für den Zirkus auszubilden. Ob der Zirkus wirklich einen positiven Effekt darauf hat, wie die Kinder miteinander umgehen, wird Sarah in ihrer Abschlussarbeit zeigen: ‘Ich habe gesehen, dass die Kinder sich nicht mischen, wenn sie die Wahl haben. Obwohl die älteren alle Hebräisch können – die arabischen Kinder lernen es in der Schule, auch wenn sie es nicht sprechen -, reden die arabischen Kinder natürlich Arabisch miteinander. Das kann ich ihnen schlecht verbieten. Aber trotz der unterschiedlichen Sprachen und Kulturen arbeiten sie gut zusammen.’ erfahrung Am Ende des Praktikums ist die deutsche Studentin auf jeden Fall selbst um eine Erfahrung reicher: ‘Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich dank meiner Arbeit, die ich sehr genieße, sowohl die jüdische als auch die arabische Kultur kennengelernt habe.’ Nicht nur durch ihr Praktikum hat Sarah viel vom israelischen Alltag mitbekommen, sondern auch, weil sie mehrere Male umziehen musste: ‘Während der ersten Monate wohnte ich in einem Kibbuz, danach auf einem Bio-Bauernhof. Jetzt wohne ich für 1000 Schekel - etwa 200 Euro - mit einem israelischen Mitbewohner in einem kleinen Haus im Dorf Ramat Yishai, zwanzig Kilometer von Haifa entfernt.’ ‘Was ich über Israel denke? Es ist ein verrücktes und kompliziertes Land, aber auch interessant und unglaublich schön. Es scheint, als würden die Menschen gerade wegen all der Schwierigkeiten viel intensiver leben, viel bewusster als wir das in den Niederlanden und in Deutschland tun. Vielleicht begreifen sie, dass morgen alles wieder anders sein könnte. Deshalb planen sie auch wenig.’ Während der vielen Feiertage machte Sarah Ausflüge, um die beeindruckende Landschaft zu bewundern: ‘Im Norden ist es sehr grün, und im Süden, nahe der Negevwüste, wiederum sehr trocken. Ich hatte das Glück, Israel durch alle Jahreszeiten hindurch erleben zu können.’ Wenn Sarah im August zurückkommt, besucht sie zuerst ihre Familie und Freunde in Deutschland. Ihre Reiseambitionen sind jedoch noch nicht vom Tisch: Im kommenden Studienjahr will sie den Minor ‘Sustainable Development Cooperation’ belegen – in Indien: ‘Die Erfahrungen, die ich hier gemacht habe, werden mir dort sicher helfen, auch wenn die Situation dort natürlich eine völlig andere sein wird. Das kann mir niemand mehr nehmen.’ sensor Deutsche #2, jaargang Ausgabe 16 23 Stell dir vor Mathias te Poel Mathias te Poel (24) ist im zweiten Studienjahr ‘Kommunikation und Marketing’ in Arnheim. Er kommt aus Emmerich. Du wohnst ab sofort dauerhaft in den Niederlanden Ich studiere an der HAN um meine Chancen zu vergrößern: Ich komme aus dem Grenzgebiet, also kann ich bald (hoffentlich) verschiedene Richtungen einschlagen. Ich würde es nicht schlimm finden, in den Niederlanden zu wohnen. Eine andere Option ist Köln. Meine Freundin ist Deutsche und würde gerne dort wohnen. Wir werden sehen wie es läuft. Du kannst eine deutsche Eigenschaft in die Niederlande verpflanzen und andersherum Dann würde ich die Niederländer disziplinierter machen und die Deutschen lockerer. Es muss mehr Gleichgewicht her: Deutsche sind sehr genau und gründlich, und Niederländer laxer. ‘Wird schon werden’, sagen sie dann. Ich denke, dass wir viel voneinander lernen können. Du machst eröffnest in Arnheim ein deutsches Restaurant Die deutsche Küche wird in Europa nicht besonders geschätzt. Aber die niederländische auch nicht, glaube ich. (lacht) Ich hätte viele Gerichte auf der Karte, die ich von zu Hause kenne, zum Beispiel den Eintopf meiner Oma. Herrlich! Wenn die Mauer nicht gefallen wäre.. Das kann ich mir nur schwer vorstellen. Grenzen und Nationalitäten sehe ich sowieso eher als ein Problem als eine Bereicherung. Dadurch entstehen Kriege und Unannehmlichkeiten. Letztenendes sind wir alle Menschen und damit gleichrangig. Deutsche haben Gefühl für Humor Haha, das ist in der Tat das vorherrschende Bild: Dass wir keinen Humor haben. South Park hat dem sogar eine ganze Folge gewidmet, sehr lustig. Ich stimme dem aber natürlich nicht zu. Ich denke, dass Humor viel mit Freunden, gemeinsamen Interessen und den Witzen, die daraus entstehen, zu tun hat. Nationalität spielt eine untergeordnete Rolle. Du darfst mit ein paar internationalen Berühmtheiten essen gehen Als erstes soll der österreichische Künstler Gottfried Helnwein kommen, der mit seinen hyperrealistischen Bildern die Isolierung in der Gesellschaft darstellt. Den britischen Graffitikünstler Banksy, der seine Identität erfolgreich geheim hält, möchte ich auch sprechen. Altbundeskanzler Helmut Schmidt darf sich auch dazugesellen und erzählen, wie er selbst seine Kanzlerschaft erfahren hat. Ich finde ihn rasend interessant und sehr intelligent. B 24 Olga Helmigh Gemeinsames Projekt über den 2. Weltkrieg Eine unbequeme Vergangenheit Ruft man Deutschen noch immer ‘Ich will mein Fahrrad zurück’ hinterher? Sollte man sich im Deutschunterricht in den Niederlanden mit dem Zweiten Weltkrieg befassen? Gibt es das noch? Natürlich, ein Kurs Lehramtsstudenten für das Fach Deutsch widmet dem in Zusammenarbeit mit einer deutschen Gruppe aus Düsseldorf sogar ein sechsmonatiges grenzübergreifendes Projekt. B sich in einem ‘Entspannungsraum’. Hier mussten sich täglich hunderte Menschen für ein bisschen Wärme zusammendrängen. Die Führerin erzählt Anekdoten über die Menschen, die hier gefangen waren ‘einfach weil sie Juden waren’, zum Beispiel die von Lotti, eines der 1200 Kinder, die von hier nach Sobibor deportiert wurden. ‘Man denkt: ‘Es ist so lange her’, aber Lotti kommt noch immer regelmäßig zu Besuch hierher.’ Renée Jenniskens, Raïssa Soeter Wir, etwa 30 Studenten und Dozenten einer Berufsschule in Düsseldorf und des Lehramtsstudiengangs Deutsch sind unterwegs zum KZ Vught. Busfahrer Heinz behält seinen Hut während der gesamten Fahrt auf. Die Azubis aus Düsseldorf machen Ausbildungen zum Kaufmann Assistent oder Erzieher. Zusammen mit den HAN-Studenten nehmen sie Teil am Projekt ‘Unbequeme Vergangenheit’ bzw. ‘Auf den Spuren von..’ Die Gruppe hat in Düsseldorf bereits einen Vortrag über den Krieg besucht , jetzt sind die deutschen Azubis zwei Tage in den Niederlanden zu Besuch. Gestern ging es zum Anne-Frank-Haus und zum Jüdischen Museum in Amsterdam, auf dem weiteren Programm stehen außerdem das Gestapo-Hauptquartier in Köln und das Haus der Geschichte in Bonn. Das Projekt endet im September mit einer achttägigen Reise nach Polen, wo u.a. Auschwitz besucht wird. Theo Bijkerk, Dozent der Lehramtsstudenten, fasst das Ziel des Projektes kurz zusammen: ‘Du bist Deutschlehrer. Was tust du, wenn dich deine Schüler mit dem Zweiten Weltkrieg konfrontieren?’ ‘Scheiß Deutsche’ Wie wichtig das ist, erzählt HAN-Studentin Berna: ‘Die Introwoche an der HAN ist für die Deutschstudenten immer zusammen mit den anderen Sprachen. Dort treffen dann zum Beispiel 200 Englischstudenten auf 20 Deutschstudenten, und es fallen Sätze wie ‘Scheiß Deutsche!’. Und im Praktikum gab es Schüler, die uns Nazis nannten. Unser Praktikumsbegleiter hat nicht eingegriffen.’ In der Gruppe herrscht ein gutes Klima, Patrick aus Düsseldorf übernachtet heute bei HAN-Student Kristian. Dieser ist ebenfalls Deutscher, wie übrigens die Hälfte der HAN-Studenten des Studiengangs Deutsch als Fremdsprache (Lehramt): ‘Auf dem Gymnasium habe ich gehört, dass Deutschlehrer hier in den Niederlanden gute Jobchancen haben.’ Patrick kennt den Krieg aus Erzählungen: ‘Meine Oma wohnte in einem Gebiet, das damals von den Russen besetzt wurde, sie wurde nach Düsseldorf vertrieben. Meine Oma war mit acht Jahren zwei Jahre lang Mitglied der Hitlerjugend. Es ist klar, dass der Krieg schrecklich war, ich kann ihn mir aber nicht so gut vorstellen. Ich identifiziere mich nicht damit, aber ich will daraus lernen.’ Strohsäcke In Vught führt eine ältere Dame die Gruppe durch das KZ. Ein Miniaturmodell gibt eine Vorstellung der einstigen Größe des KZ. Es stehen nur noch wenige Baracken, in einem der Schlafsäle stehen 240 Pritschen mit Strohsäcken. Der einzige Kachelofen des Gebäudes befindet Deutsche Ausgabe 25 Tiere sind meine Leidenschaft Dorothee Dahl ist Logopädie-Dozentin an der Fakultät für Gesundheit, sie schreibt aber auch für deutsche Zeitschriften wie z.B. ‘Hunde Revue’. Auch hat sie mehrere Bücher veröffentlicht: unter anderem über Windhunde, Shetland Ponys, ältere Hunde und Schafe. ‘Ich schreibe über alles, wovon ich viel weiß und womit ich viel Erfahrung habe. Diese Tiere sind meine Leidenschaft.’ B Raïssa Soeter Dorothee Dahl kommt aus einer Journalisten- und Autorenfamilie. Ihre Eltern hatten eine Buchhandlung, die sie verkauften, als Dorothee geboren wurde. Mit vier Jahren bastelte sie Bücher über Kaninchen und den Zoo und sie schrieb kleine Geschichten und Gedichte, sobald sie schreiben konnte. Jede Woche holte Dorothee einen Stapel Bücher aus der Bibliothek, den ihr Vater dann kontrollierte. ‘Er sorgte dafür, dass ich nicht nur Bücher über Pferde mitnahm, sondern dass auch ‘ein gutes Buch’ dazwischen war.’ Shetlandpony Billy ‘Als ich ein Thema hatte, das mich interessierte, suchte ich Informationen zusammen und schrieb kleine Texte darüber. Schreiben ist für mich immer eine Möglichkeit gewesen, mich selbst zu entfalten.’ Als Dorothee 27 Jahre alt war und mit ihrem Mann in Kekerdom wohnte, ist ihr Billy begegnet, ein verwahrlostes Shetlandpony, das ganz alleine auf der Wiese lief und das sie schließlich damals rettete. ‘Wir hatten Platz und ich hatte Erfahrung, weil ich mit zwölf ein Pony bekam und später noch ein Islandpferd dazukam.’ Sie suchte ein Buch über Shetlandponys, um Billy richtig zu pflegen. So ein Buch konnte sie jedoch nicht finden. 26 Auf den Markt Daraufhin fing sie an, Informationen zu sammeln, indem sie z.B. einen Shetlandpony-Züchter begleitete. Sie arbeitete ihr Wissen über Ernährung, Krankheiten, Charaktereigenschaften etc. in Buchform aus und dachte sich: ‘Das kann so auf den Markt.’ ‘Auf der Pferdemesse Equitana in Essen nahm ich Kontakt mit einem Verlag auf.’ Am darauffolgenden Tag wurde sie angerufen und ein Konzept wurde erstellt. Das Buch musste innerhalb von drei Monaten fertig sein. ‘Das war schon hart, weil ich in Vollzeit arbeitete, aber ich nahm mir so viel wie möglich frei. Es klingt klischeehaft, aber man braucht echt jemanden, der einen unterstützt. Frank brachte mir literweise Cappuccino und nahm mir viel ab. Ich hatte keine Zeit für Freunde: Sobald ich Zeit zu schreiben hatte, war der Rest egal. Diese Periode war wie eine Art Rausch. Man lebt dann in seinem Buch, als ob man nicht von dieser Welt ist. Schreiben unter Druck ist nicht immer schön, aber es zwingt dich zumindest, dich auf das Wesentliche zu beschränken. Man muss darüber nachdenken, wo der Schwerpunkt liegt, worum es in deinem Buch geht. Man will immerhin etwas hinzufügen, was noch nicht in der Bibliothek steht.’ Das Ergebnis darf sich zeigen lassen. Als Dorothee ihr erstes Buch ‘Shetland ‘Schreiben ist eine Möglichkeit, mich selbst zu entfalten.’ Ponys, ein Rasseportrait’ in einer Buchhandlung in München liegen sieht, ist sie unendlich glücklich. Trotzdem war die Zeit, in der ihr Buch erschien, traurig, da ihr Vater damals an Lungenkrebs starb. ‘Ich bin froh, dass er das Buch noch gelesen hat. Dass es fertig war, musste so sein.’ Sie widmete ihm das Buch. Drei Hunde, zwei Pferde, zwei Schafe Inzwischen wohnt Dorothee in einer Bauernhofwohnung mit Wiese in Goch. Platz genug für ihre drei Hunde, zwei Shetland Ponys und zwei braune Herdwick Schafe. Der Verlag Cadmos kannte ihr Interesse und ihr Wissen über diese Tiere und bat sie, auch Bücher über Schafe und Windhunde zu schreiben. Sie selbst hatte die Idee, auch ein Buch über ältere Hunde zu schreiben, um den Leuten zu zeigen, dass noch sehr viel mit diesen Hunden möglich ist. Das Buch lief von Anfang gut und wurde ins Englische übersetzt. Als Reaktion auf ihre Bücher bekam Dorothee Briefe und Fotos von Tierliebhabern zugeschickt. ‘Ich habe jedem geantwortet und mit manchen habe ich auch heute noch Kontakt.’ Zudem wurde sie um Interviews für Zeitschriften und für das Fernsehen gebeten. ‘Nach so viel Mühe ist das eine Art von Anerkennung, das ist wirklich schön.’ Kein Spielzeug Mit ihren Büchern hofft sie, Menschen etwas bewusst zu machen und sie zum Nachdenken anzuregen. ‘Ich finde es sehr wichtig, dass man etwas an der Entwicklung innerhalb eines Themas beiträgt, wenn man schreibt. Ich wollte mich selbst nicht zur Schau stellen, aber zumindest meine Meinung sagen. Shetland Ponys sind keine Spielzeuge, sondern echte Pferde. Es sind Fluchttiere, die man nicht einsperren sollte. Auch Schafe gehören nicht einsam an einen Pfahl gebunden, es sind Herdentiere. Gesellschaft ist essentiell. Und alte Hunde müssen nicht zu Hause bleiben, nur weil sie alt sind. Sie sollten auch nicht aufgrund von Äußerlichkeiten ausgewählt werden, was oft passiert. Man muss schauen, was ein Tier braucht, um ein Leben zu führen, das zu seiner Rasse passt.’ www.dorodahl.de Deutsche Ausgabe 27 Studiengänge campus arnhem studiengänge auf deutsch Kulturelle Sozialpädagogik (CMV) Berufsbegleitend Lehrerausbildung Deutsch Logopädie Sozialpädagogik (SPH) Berufsbegleitend minoren auf deutsch Die Stimme im Mittelpunkt Internationale nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit (Teilzeit) Kreativitätsentwicklung (Teilzeit) Kulturelle Sozialpädagogik Menschen mit einer geistigen Behinderung (Teilzeit) Training und Coaching in Organisationen niederländischsprachige studiengänge Mit einem Sprachkurs Niederländisch kann man alle niederländischsprachigen Bachelors belegen, und zwar in den Interessensgebieten: Wirtschaft, Management und Recht Technik und Life Sciences Informatik, Medien und Kommunikation Bildung und Erziehung Sozialwesen Gesundheitswesen Sport und Bewegung studiengänge auf englisch Die HAN Fachhochschule bietet auch englischsprachige Studiengänge an. Diese kann man auch auf Niederländisch studieren, außer International Business and Management. Für die englischsprachigen Studiengänge sind auch die Informationsseiten auf Englisch. Dabei handelt es sich um folgende Studiengänge: Automotive Engineering Business Management Studies Communication Finance and Control International Business and Management Studies Life Sciences Logistics Management (Economics) campus nijmegen masters auf englisch (vollzeit und teilzeit) Nijmegen Molecular Life Sciences Arnhem Automotive Systems Control Systems Engineering Information Systems Development Master Control Systems Engineering Master of Automotive Systems Tag der Offenen Tür: www.han.nl 28 www.han.nl sensor Deutsche #2, jaargang Ausgabe 16 29 Stell dir vor Johannes Schwarzmann (22) Hannes studiert Kulturelle Sozialpädagogik (Culturele en Maatschappelijke Vorming) in Teilzeit. Er ist im zweiten Studienjahr und arbeitet außerdem in einem Wohnheim für Behinderte in Moers. Er wohnt auch in Moers. Du fährst mit dem Fahrrad zur Schule Ich müsste erst vier Stunden fahren und dann drei Stunden schlafen. Ich fahre selten Fahrrad. Wenn das Wetter gut ist, fahre ich eher mit meinem Motorrad, einer Yamaha SR500. Du darfst etwas verändern an der HAN Ich würde die Kantine ändern, weil es dort mittags kein warmes Essen gibt. Ich würde Döner Kebab einführen, damit man satt wird. Du bist Direktor der HAN Ich würde häufig Events organisieren für Studenten: Bühnenkunst oder Musik. Du musst irgendwo in den Niederlanden leben Auf jeden Fall am Meer, in Domburg oder Vlissingen. Ich habe dort ein paar Mal Urlaub gemacht. Du musst immer Niederländisch sprechen Nur, wenn ich in einer anderen Sprache singen darf. Ich singe auf Englisch und Deutsch. Zum Beispiel bei ‘Rockameier’, einer Rockabilly-band. (http://www. myspace.com/rockameier) 30 Du musst in Deutschland studieren Ach herrje, eine schlimme Vorstellung. Viele Klausuren, viel Arbeit! Aber wenn, dann würde es wohl Soziale Arbeit werden. Angela Merkel will neue Kernkraftwerke bauen Dann würde, wie immer, nichts passieren. Es würde viel geredet werden, aber nichts passieren. So, wie noch letzte Woche bezüglich der Klimapolitik. Du darfst in den Niederlanden etwas ändern Die Ampeln! Die sollten von Rot zuerst auf Gelb und dann auf Grün springen. Ich fühle mich immer ertappt, wenn ich Grün verpennt habe. Du darfst ein Festival organisieren und selbst die Bands auswählen Müssen die Künstler noch leben? Wenn nicht, dann würde ich Elvis Presley, Brian Setzer und Mad Sin engagieren. Selber würde ich nicht spielen. Ich würde nur zusehen und genießen. Du bist einen Tag lang eine Frau Ich hoffe, dass ich meine Periode nicht habe. Und ich würde in die Damensauna gehen. B Renée Jenniskens Olga Urteilt t sensorredacteurin olga helmigh zerleg Deutschland ‘Jetzt dürfen wir richtig Gas geben!’, rief mein Vater immer, sobald wir die Grenze passierten und auf die deutsche Autobahn kamen. Eine meiner frühesten Erinnerungen an unsere Nachbarn im Osten ist demnach auch das Zählen von Reifenresten von der Rückbank unseres Renault 4 (besser bekannt als ‘Keksdose auf Rädern’). Genauso zählt das Erspähen von ‘Zimmer frei’-Schildern zu meinen Kindheitserinnerungen an das Land von Schnitzel, Bratwürsten, Bier und Nachsynchronisation. Letztere ist ein ewiges Ärgernis geblieben: Ich war ungefähr elf, als ich beim Zappen im Motel auf den Film ‘Back to the Future’ stieß. Ich war befremdet, als die ‘Stimme’ von Michael J. Fox plötzlich dramatisch Deutsch klang (‘Zurück in die Zukunft!’) In der achten Klasse machten wir einen Schulausflug nach Aachen, um ‘Deutsch zu üben’. Eine gute Chance, aber natürlich verdrückten wir Jugendlichen uns schnell in Richtung Weihnachtsmarkt, wo wir Glühwein tranken und uns von den Liebesäpfeln speiübel wurde. Die Konsequenz: Mein Deutsch ist fürchterlich. Letzten Sommer sind mein Freund und ich mit dem Zug nach Berlin gefahren, und auch dort haben wir uns mehr mit den extrem billigen Cocktails und dem günstigen Essen (wow!) beschäftigt als mit der deutschen Sprache. Die Sprachbarriere verhindert nicht, dass ich gerne in Deutschland bin. Im Schwarzwald habe ich schöne Wanderungen gemacht und jeden Tag Schwarzwälder Kirschtorte gegessen, und in Berlin habe ich Unmengen an Kunst, Kultur und Geschichte in mich aufgesogen. Jasmina, meine deutsche Mitbewohnerin, zieht bald für längere Zeit nach Berlin. Hoffentlich bedeutet das, dass ich eine neue Urlaubsbleibe bekomme und mein Aufenthalt in Berlin noch günstiger wird. Denn ich bin und bleibe natürlich eine sparsame Niederländerin.. Deutsche Ausgabe 31 Arnhem Luxor Live Sportzentrum Willst du ‘stylisch’ schwitzen? Dann ist die Sportschule ‘Bewegen aan de Rijn’ was für dich. Insgesamt kannst du auf drei Etagen die neuesten Fitnessgeräte ausprobieren. Für Gruppen stehen zwei große Räume und ein Nachtclub zur Verfügung. Das Angebot ist abwechslungsreich: Du kannst beispielsweise an der Stange tanzen oder Mountainbike fahren. Pro Quartal bezahlst du € 29,95. Alles inklusive! Das heißst, dass du unbegrenzt Sport treiben und auch gratis unter die Sonnenbank oder in die Sauna gehen kannst. Es steht sogar morgens ein Frühstück für dich bereit. Bewegen aan de Rijn Korenmarkt 40 www.bewegenaanderijn.nl Café/Dancing Das stimmungsvollste Gebäude am Korenmarkt ist die 5th Avenue. Das Café ist wunderschön mit großen Kronleuchtern, Chesterfieldsofas und im Barockstil eingerichtet. Außerdem kannst du hier den leckersten Cappuccino Arnhems trinken. Bei schönem Wetter kannst du dich in gemütlichen Sesseln in der Sonne ausruhen, bevor sich das Café in einen großen Tanzsaal umwandelt, was unter anderem einmal im Monat samstags stattfindet, wenn nämlich das berühmte ‘5th Sense’ stattfindet. Auf dem Menü stehen dann bekannte DJs und andere ansprechende Veranstaltungen. 5th Avenue, Korenmakrt 26 www.5avenue.nl Aus Nijmegen Pop Podium Sportzentrum Café Es ist neu in Arnhem, aber es ist jetzt schon ein Begriff geworden. Luxor Live ist in einem monumentalen Gebäude neben dem Hauptbahnhof untergebracht. Ausgestattet mit einem großen und kleinen Saal sowie einem Café, bietet Luxor Live ein abwechslungsreiches Programm an. Große Artisten treten hier auf, aber auch örtliche Bands bekommen die Gelegenheit zum Spielen. Tanzabende werden abwechselnd mit Konzerten und Stand-up-Comedys angeboten. Es ist bestimmt für jeden Geschmack was dabei! Im Sportzentrum in und um das Gymnasion-Gebäude kannst du so ungefähr alle Sportarten ausüben, die es gibt. Von Boxen bis Darten, von Krafttraining bis Yoga. Das alles kostet für ein Jahr € 65,50. Für Hallenfußballspieler, Squasher und Tennisspieler organisiert das Sportzentrum interne Wettbewerbe. Auch werden verschiedene Turniere veranstaltet, wie zum Beispiel das ‘rackettoernooi’ (Schlägerturnier) und das Teamturnier ‘Battle of the Studies’ mit Sportarten wie Unihockey und Ultimate Frisbee. Billabong ist ein Café mit Tanzbar in einem. Es ist ein Treffpunkt mit vielen Möglichkeiten. Im Café kannst du auch australische Biere und Weine kennenlernen und probieren und dann gibt es auch noch die Tanzbar, die alle Musikrichtungen und Kulturen der Welt beherbergt. Jeden Donnerstag, Freitag und Samstag von 23.00 Uhr heißt es hier ‘Let’s dance!’ Luxor Live Willemsplein 11 www.luxorlive.nl Universitair Sportcentrum (USC) Heyendaalseweg 141 www.ru.nl/usc Restaurant Pop Podium Tritt ein ins kubanische Arnhem! Bei Barrio Habana werden alle Register gezogen, um eine lateinamerikanische Atmosphäre zu schaffen. Von Wandgemälden und auf brausender Musik bis hin zur breiten Auswahl an originalen Tapas und vorzüglichen Cocktails. Die Pauwstraat liegt direkt neben dem Korenmarkt, der Ausgehmeile Arnhems. Wer gerne nach dem Essen tanzen möchte, kann gleich dort bleiben. Nachts ist die Tanzfläche immer voll mit Leuten, die sich von aktuellen Hits und Latin Music mitreißen lassen. Es ist vielleicht ein komischer Name für ein kulturelles Zentrum, das niemals schläft. Seit fast vierzig Jahren dreht es sich hier vor allem um Musik, aber es steht auch für Poetry Slams, Comedy Nights und Theatersport auf dem Programm. Doornroosje hat sich die Talentsuche ‘De Roos van Nijmegen’ ausgedacht, wo Talente mitmachen können. Viele musikalische Größen haben auf diesem Podest begonnen, wie zum Beispiel Beck, Pixies und Radiohead. Und nicht zu vergessen DJ Tiësto. Barrio Habana , Pauwstraat 3 www.barriohabana.nl Doornroosje Groenewoudseweg 322 www.doornroosje.nl Billabong Van Welderenstraat 126 www.billabong.nl Film- und Kulturzentrum LUX ist ein Begriff in Nijmegen. Als Student der HAN muss man einmal dort gewesen sein. Neben neun Filmsälen, in denen die schönsten und wichtigsten nationalen und internationalen Filme gezeigt werden, bietet LUX ein breites Programm auf dem Gebiet Theater, Tanz, Musik und Debatten. Außerdem werden Filmkurse organisiert. Um nachher noch über den Film bzw. die Theatervorstellung zu reden oder um einfach noch eine Kleinigkeit zu essen, kann man es sich im Grand Café gemütlich machen. LUX, Mariënburg 38-39 www.lux-nijmegen.nl Doornroosje Barrio Habana A